1. Hell und Dunkel
Sherlock sah John, der ihm gegenüber in seinem Sessel saß, nachdenklich an. Er hatte es immer schon gewusst, schon von ihrer ersten Begegnung an. Hatte es mit dem ersten Blick auf den älteren Mann gesehen, als er ihm vorgestellt worden war und heute hatte es sich wieder einmal bestätigt. Manchmal war es ihm ein Rätsel, wie sie es miteinander aushielten. Oder vielmehr, wie John es mit ihm aushielt. Er wusste, dass er eine schwierige Persönlichkeit war. Sie waren so unterschiedlich, wie Tag und Nacht, wie Hell und Dunkel. John war der einzige, der jemals seine Dunkelheit hatte so erhellen können.
2. Glückszahl
John würde es nie zugeben, vor allem nicht vor Sherlock. Der würde es vermutlich als Aberglaube abtun. Aber ehrlicherweise würde John es vermutlich auch niemandem sonst sagen. Schließlich war er ein erwachsener Mann. Dennoch, es hatte ihm sein ganzes Leben lang geholfen. In der Schulzeit, jetzt, aber vor allem damals in Afghanistan. Er war sich sicher, dass es ihn ein klein wenig unterstützt hatte, diese Hölle zu überleben. Auch wenn es nur ein Schlüsselanhänger war, in dem seine Glückszahl eingraviert war. Noch heute trug er ihn am Schlüsselbund und in heiklen Situationen umschloss er ihn meist unbewusst mit seiner Hand.
3. Abenteuer
John hatte es noch nie bereut, Sherlock auf seinen Verbrecherjagden zu begleiten. Es waren nicht nur die Gefahr und das Abenteuer, die ihn dazu trieben, auch wenn diese eine ernst zu nehmende Rolle darin spielten. Aber genauso gut war es auch für ihn eine immense Befriedigung, wenn sie wieder einen Täter geschnappt hatten. Ihn hinter Gitter gebracht hatten, so dass es diesem unmöglich war, weiteren Menschen zu schaden. Vielleicht konnte man es tatsächlich als eine Sucht bezeichnen, die sie beide teilten, auch wenn ihre Motivation vielleicht jeweils eine andere war. Die von Sherlock war das Rätsel, seine war das Abenteuer.
4. Alptraum
Sherlock hörte aus dem oberen Zimmer die charakteristischen Geräusche, wenn John einen seiner Alpträume hatte. John hatte diese Träume fast jede Nacht und wie auch sonst jede Nacht hatte sich ein kleines Ritual zwischen ihnen entwickelt, daher griff Sherlock bereits nach seiner Violine, als John gerade die Treppe hinunter tapste. Er ging in die Küche und setzte ihnen beiden Tee auf, während Sherlock begann, eine langsame und sinnliche Melodie zu spielen. Das war meist das Einzige, das John wieder entspannen konnte. John kam mit zwei Tassen ins Wohnzimmer, setzte sich auf das Sofa und lauschte dem virtuosen Spiel seines Freundes.
5. Schlüsse ziehen
John stand an einem Tatort und beobachtete Sherlock. Es war immer wieder faszinierend, zuzusehen, wie dieser die kleinsten Details in sich aufnahm, wie ihm nichts entging, um dann seine Schlüsse zu ziehen. Sherlock winkte John heran, um sich seine Meinung anzuhören. Er hörte ihm zu, auch wenn John sich sicher war, dass Sherlock bereits alles wusste, was er ihm sagen konnte. Auch wenn er der Arzt war und nicht Sherlock, mit Todesursachen kannte Sherlock sich aus, schließlich hatte er schon viel gesehen, über andere Fälle gelesen und experimentierte oft genug an Leichen. Es diente alleine dazu, Johns Kenntnisse zu verbessern.