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Pirates

von

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- Fesseln -

Die Wasseroberfläche war ruhig, der Wellengang seicht. Isabela vermochte weder einen der Haie noch den Riesenkraken zu entdecken, obwohl sie sich nicht einredete, dass eine einzige Kanonenkugel sämtliche Meerestiere vertrieben hatte. Nicht einen Kraken, der ein gesamtes Schiff versenkt hatte. Dasselbe würde ihr nicht passieren. Dieser Vorsatz festigte sich mehr und mehr, als sie an Deck stand und abwartete, sich aber nichts tat. Wartete man darauf, dass sie den ersten Schritt machte? Dass sie Hooks Beispiel folgte und versuchte, die Höhle in der Felsformation auf gut Glück zu betreten? Beim Erbauer, sie dachten doch nicht etwa, dass sie innerhalb so kurzer Zeit dumm genug war, den gleichen Fehler wie Hook zu begehen? Da kannten sie Isabela aber schlecht – obgleich ein Teil von ihr bezweifelte, dass man ein paar Fischen eine solche Intelligenz zuschreiben konnte.

„Rudolphus!“, rief sie aus und winkte den hochgewachsenen Mann zu sich herüber. Mit ihm im Schlepptau ging sie unter Deck und stiefelte durch die dunklen Gangways, in denen sich die salzige Meeresluft gestaut hatte. Ihre Finger fuhren an ihrem Goldschmuck entlang und sie strich eine dunkle Haarsträhne, die unter dem blauen Tuch hervorlugte, zur Seite.

Die zwei Piraten an der Tür gaben sie wortlos frei, als Isabela und Rudolphus sie ansteuerten. Letzterer mochte zwar ein trunkener Pessimist sein, doch scheinbar konnte man sich darauf verlassen, dass er dafür sorgte, dass die Gefangenen nicht reißaus nahmen. Der Wolf hatte sie in die einzige Kajüte gesperrt, die kein Bullauge hatte und ihnen zudem Handfesseln anlegen lassen.

Allein der Anblick von Hook, wie er noch immer durchnässt, mit wildem Haar und gefesselt auf einem der Stühle saß, brachte Isabela zum Schmunzeln. Ebenso taten es die letzten Mitglieder seiner Mannschaft, darunter ein kleiner Mann mit roter Wollmütze und Bart, die sie aus dem Wasser gefischt hatten und die nun hilfesuchend zu ihrem Captain herüberschauten. Ob ihr Captain sie aus dieser Lage befreien konnte, war jedoch fraglich. Das kam letztendlich wohl auf Isabelas Gunst an. Darauf, ob sie es erlauben würde.

„Wie gefällt dir mein Schiff, Hook?“

Der Angesprochene hob in einer ermüdeten Geste eine Augenbraue, als er den Blick durch die Kajüte schweifen ließ. „Es würde mir weitaus besser gefallen, wenn ich mehr davon gesehen hätte. Und wenn meine Hände nicht ihr Gefühl verloren hätten.“

Isabela schnaufte spöttisch. „Wenn du willst, zeige ich dir nachher noch die Laufplanke. Außer natürlich, du willst kooperieren und mir sagen, was du da in der Höhle gesehen hast.“

„Und das ist alles, was ich dafür kriege? Mein Leben?“

Sein schwaches Lächeln wurde von Isabelas Seite aus mit einem Wimperklimpern beantwortet. „Und das Leben deiner Männer.“

Augenblicklich brach ein Gemurmel unter jenen Mannschaftsmitgliedern aus. Zeitgleich nahmen die Blicke etwas Flehendes an und bohrten sich in ihren Captain hinein. Es war ein alberner Anblick, aber das war sie von Männern gewohnt. Im Grunde gab es nur wenige Dinge, wofür das männliche Geschlecht wirklich gut war und im Moment fiel Isabela nur eine einzige Sache spontan ein und sie leckte sich über die Lippen.

Hook fing ihren Blick auf. „Wenn du so nett fragst, kann ich das Angebot wohl nicht ausschlagen...“

„Das habe ich mir ja auch gedacht.“ Ihre Worte gingen an Hook, das folgende Nicken jedoch an Rudolphus.

Ihre rechte Hand – obwohl Isabela nur ungern zugeben wollte, dass sie jemand dergleichen brauchte und ausgerechnet ihn dazu auserwählt hatte – hatte in der Nähe der Tür gelauert. Nun trat er an den schwarzhaarigen Piratenkapitän heran, packte diesen unwirsch am Oberarm und zog ihn auf die Beine. Rudolphus überragte ihn um einige Zentimeter und sein Körper war um einiges muskulöser als der Hooks. Letzterer war eher ein Strich in der Landschaft, ein gutaussehender Strich eben.

Von Rudolphus aus der Kajüte bugsiert, wurde er den Gang zu einer weiteren heruntergeführt. Sie befand sich an ihrem Ende und gehörte dem Kapitän des Schiffes, nun also Isabela. Dort würde sie eigentlich ihre gestohlenen Reichtümer aufbewahren, doch im Moment enthielt sie nichts weiter außer eine Liege und einen am Boden festgenagelten Schreibtisch, der mit einigen Pergamenten und einer kleinen Truhe beladen war. Ihre Crew wusste es besser, als sich heimlich hier hineinzuschleichen.

Hook wurde in die Kabine geschubst. Isabela schloss hinter ihnen die Tür und überließ Rudolphus und seiner gelangweilten Miene sich selbst. Stattdessen umrundete sie den massiven Schreibtisch, sackte in den Stuhl dahinter und legte ihre Beine samt Stiefel auf der Tischplatte ab. „Ich bin ganz Ohr.“

Hook stand vor ihr und hielt die gefesselten Hände mit einem schelmischen Lächeln empor. Die Bitte war stumm, aber so deutlich, als hätte er sie ausgesprochen.

„Ich glaube nicht“, erwiderte Isabela. „Ich mag meine Männer gefesselt. Und wir wollen schließlich nicht, dass du auf falsche Gedanken kommst.“

„Und die wären?“

Isabelas Arme fanden den Platz auf den Stuhllehnen, als sie zu Hook aufschaute. „Zum Beispiel, dass du ein Gast auf der Siren’s Call bist. Piraten kann man nicht vertrauen. Das weiß ich am besten.“ Sie zwinkerte und Hooks Züge nahmen für den Bruchteil einer Sekunde etwas Säuerliches an. War es aufgrund der Fesseln? Oder ihren Worten oder wegen etwas ganz anderem? Steckte da doch mehr hinter dem hübschen Äußeren als man auf den ersten Blick vermutete?

„Es gibt keinen Weg ungeschoren in die Höhle zu kommen“, holte Hook sie mit seinem Teil ihrer Abmachung in das Hier und Jetzt zurück. „Wir sind nicht besonders weit mit dem Boot gekommen, bis die Haie es umgekippt haben.“

„Aber sie haben euch nicht angegriffen“, ergänzte Isabela. „Warum?“ Sie hatte durch das Fernglas deutlich gesehen, wie die Angriffe erst begonnen hatten, nachdem sie aus der Höhle gespült worden waren.

Doch Hook zuckte mit den Schultern und versuchte sich zeitgleich eine getrocknete Haarsträhne aus der Stirn zu pusten, erfolglos. „Aber da war... eine Stimme.“

Isabela zog eine feine Augenbraue hoch, Hooks beliebte Geste nachahmend. „Bist du sicher, dass die nicht nur in deinem Kopf war, Schätzchen?“

„Ja, außer Halluzinationen springen auf alle Anwesenden über. Meine Männer haben sie auch gehört.“ Seine dunklen Augen wanderten zum Bullauge der Kajüte, hinter dem sich der blaue Himmel abzeichnete. „Und nicht nur das. Sie hat eine Sprache gesprochen, die keiner von uns kennt.“

„Glaubst du, es war ein Meermensch?“, fragte Isabela sachlicher, die Belustigung war für einen Augenblick vergessen und sie lehnte sich vor. Als die Böse Königin – ein Titel, den Isabela im Nachhinein doch belächelt hatte – ihr von den Meermenschen und ihrem Nest erzählt hatte, hatte sie es für ein albernes Märchen gehalten. Sie hatte schon eine Menge gesehen, darunter Zwerge und Elfen und die Dunkle Brut, doch eine Kreuzung zwischen Mensch und Fisch? Andererseits unterschied sich dieses Land in so einigen Dingen von Thedas. Isabela hatte schon so einige Gespräche über die Magie mitbekommen und dass ein Kuss der wahren Liebe alle Zauber brechen soll, eine Tatsache, bei der sie stets mit den Augen rollen musste. Vielleicht hätte der Held von Ferelden dann nur den Erzdämonen küssen müssen, anstatt sein Leben zu lassen, um ihn zu töten.

„Wie auch immer“, lenkte Isabela ein, bevor Hook geantwortet hatte. Sie schwang die Beine von dem Schreibtisch und erhob sich. „Ich komme nicht so unvorbereitet wie du, Hook.“ Eine Hand stemmte sie in die Hüfte, während die andere auf der kleinen Truhe vor ihr auf dem Tisch zum Ruhen kam. Hook mochte vielleicht denselben Kompass besessen haben, doch er hatte nicht das hier in seinem Besitz.

„Oh?“, entrann es ihm, viel zu unbeeindruckt für Isabelas Geschmack.

„Willst du wissen, wie die Meermenschen den Kraken und die Haie kontrollieren?“, fragte sie und schenkte ihm ein schiefes Lächeln. Flinke Finger öffneten den Verschluss der Truhe und Isabela klappte den Deckel nach hinten.

Hook trat von einem Bein aufs andere und hob die gefesselten Hände, um sich mit einem Finger oberhalb der Augenbraue zu kratzen. „Eine Muschel? Das ist das große Geheimnis der Meermenschen?“

„Das ist ein Horn, Darling“, erwiderte Isabela und hob die Muschel vorsichtig heraus. „Es ruft die Meerestiere heran. Ein gutes Ablenkungsmanöver, das uns genug Zeit geben wird, um ungesehen in die Felsformation zu gelangen, meinst du nicht auch?“

„Uns?“

„Uns“, betonte Isabela. „Du wirst brav an meiner Seite stehen. Hatte ich das nicht erwähnt? Ich bin sicher, du wirst mir noch nützlich sein.“

Seine Lippen öffneten sich, doch bevor er zu einer Antwort ansetzen konnte, fügte Isabela bereits ein „Auf die eine oder andere Weise“ hinzu.

Sein Mund klappte zu und Isabela ließ auch die Truhe wieder zuschnappen. Scheinbar hatte Hook nun endlich begriffen, dass er keine Wahl bei dieser Entscheidung hatte. Sein Schicksal lag in ihren Händen. „Aber keine Sorge, wenn wir das hier überleben sollten, bist du ein freier Mann, Hook. Ich halte mein Wort. Gelegentlich zumindest.“
 


 


 

Zum zweiten Mal an diesem Tag befand sich Killian in einem Boot. Der einzige Unterschied bestand darin, dass er nun nicht der Captain, sondern nur ein Gefangener war. Ausgerechnet Isabelas Gefangener obendrein.

Das Boot ruckelte, als die Ruder aus dem Wasser gezogen und der Länge nach am Rand abgelegt wurden. Rechts von ihnen tat sich die Höhle auf wie das Tor zur Hölle, nur darauf wartend, dass sie sich hineinwagten. Die brodelnde Unruhe war nichts im Vergleich zum ersten Betreten.

Killian zerrte abermals an seinen Fesseln, bis das Seil weiter in das Fleisch an seinen Handgelenken schnitt. Scharf sog er die Luft ein, wurde dabei jedoch von den restlichen drei Passagieren des Boots ignoriert.

Vor ihm im Bug stand Isabela zur vollen Größe aufgerichtet, während dieser Rudolphus und ein schlaksiger Kerl hinter Killian auf der zweiten Sitzbank platzgenommen hatten.

„Pedro, gib das Signal“, wies Isabela ihn an.

Wackelig richtete sich dieser auf und tätschelte den Säbel an seiner Hüfte wie einen Glücksbringer, bevor er mit einem Arm schwenkte. Killian konnte die anderen Gestalten unter der Sonne nur vage ausmachen, die sich in der Ferne und abseits von der neuen Siren’s Call in einem zweiten Ruderboot befanden.

Pedros Signal wurde erwidert. Gefolgt wurde diese Geste von einem hohlen Ton, der über das stille Wasser hallte, vielleicht sogar bis tief unter die Oberfläche. Ein zweites Mal blies jemand vom anderen Boot aus in das Horn, welches Isabela mitgebracht hatte.

Ob sie wussten, dass es reiner Selbstmord war? Welchen Preis hatte Isabela den Männern geboten, dass sie solche Opfer brachten?

Killians Blick haftete an der dunkelhäutigen Frau, deren Augen gespannt auf den Höhleneingang gerichtet waren. Passieren tat nichts, während jedermann den Atem anzuhalten schien.

Pedro gab ein zweites Signal und der Ruf des Horns wiederholte sich, länger diesmal. Nun schielte auch Killian über den Bootsrand hinweg und in das kristallblaue Wasser hinein. Seine Spiegelung verzerrte sich. Die Oberfläche war unruhiger als zuvor, obwohl keine Brise die Luft bewegte.

„Da kommen sie“, flüsterte Isabela. „Wie erwartet.“

Pedros Hand schlang sich um seinen Säbel, doch Rudolphus packte sein Handgelenk und hielt ihn davon ab, seine Waffe zu ziehen. Auf den gehetzten Blick des schlanken Mannes hin schüttelte er den Kopf. Und Killian wusste, dass Rudolphus diese Sorte von Mensch war, vor der man sich in Acht nehmen musste. Denen man nicht den Rücken zudrehen sollte, wollte man kein Messer hineingerammt bekommen. Die fiebrige Intensität auf seinem markanten Gesicht war vor wenigen Minuten jedenfalls noch nicht dort gewesen.

Schwarze Schatten schossen aus der Höhle hervor, durch die sich nach rechts und links bewegenden Schwanzflossen als Haie identifizierbar. Ganz wie Isabela es vorausgesagt hatte, steuerten sie das Boot in der Ferne an. Es war als bemerkten die Tiere sie nicht einmal. Zehn, fünfzehn, zwanzig... Killian hörte auf zu zählen. Es hatte keinen Sinn.

Als der Schwarm ein Ende nahm und auch der letzte Hai an ihnen vorbeigeschwommen war, tauchten Rudolphus und Pedro die Ruder ins Wasser und trieben das Boot in den Höllenschlund hinein. Was hätte Killian dafür gegeben, seine Fesseln loszuwerden. Und für sein Schwert, definitiv für sein Schwert.

Dunkelheit verschluckte sie und die massiven Steinwände sperrten jegliche Geräusche aus. Nur das Plätschern von Wasser war zu vernehmen, als sie tiefer hineinruderten. Isabela entzündete eine Laterne und zuckende Schatten wanderten über die Wände. Fauliger und salziger Gestank stahl sich wie beim ersten Mal in Killians Nase und war nichts weiter als ein schreckliches Déjà-vu-Erlebnis. Ein Déjà-vu-Erlebnis, das er dieses Mal vielleicht nicht einmal überleben würde.

Isabela stand noch immer mit dem Rücken zu ihm, während ihre zwei Crewmitglieder sich hinter ihm befanden. Das fahle Licht bot ebenfalls Schutz. Killians Hände fuhren an der Sitzbank vor sich entlang, ehe er begann mit dem Seil an seinen Gelenken an einem schiefen Nagel zu schaben. Unauffällig und langsam, um bloß keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Doch er war nicht abgelenkt genug, um nicht zu bemerken, dass Isabelas glorreicher Plan aufzugehen schien. Die Angriffe blieben aus, ebenso wie die Stimme, auch keine Strömung versuchte sie wieder ins Freie zu schwemmen. Stattdessen gabelte sich vor ihnen der Weg. Der linke Tunnel führte weiter in die vorherrschende Dunkelheit, während der rechte eine Kurve nahm, die tiefer und womöglich direkt in das Herz der Felsformation führte.

„Captain?“, brummte Rudolphus.

„Nach rechts“, erwiderte Isabela mit einer Sicherheit in der Stimme, deren Ursprung Killian nicht kannte.

Das Boot schabte an den unnachgiebigen, aber vom Wasser zerfressenen, Steinwänden entlang. Für einen Augenblick sah es aus, als würde ihr Boot stecken bleiben, da der Tunnel schlanker wurde. Mit einem Ruck gab es nach und setzte schaukelnd seinen Weg fort.

Die Gabelung hinter sich zurücklassend zogen sich Killians Augenbrauen in kritischer Manier zusammen. Was ging hier vor? Gab es einen zweiten Eingang und Killian hatte ihn übersehen? Ebenso wie Isabela? Die Wahrscheinlichkeit war niedrig, änderte jedoch nichts daran, dass sich in der Ferne Helligkeit abzeichnete. Mit ihrem weißen Licht stammte sie von keinem Feuer.

Langsam glitt das Boot näher auf das sprichwörtliche Ende des Tunnels zu. Hier wandelte sich der kleine Fluss in einen breiten Teich, als der Gang in einer Höhle mündete. Die Decke ragte weit über ihre Köpfe empor, in seiner Mitte eine kreisrunde Öffnung. Sie gab Sicht auf denselben blauen Himmel, den sie vor Minuten hinter sich zurückgelassen hatten.

Derweil lief ihr Boot auf dem Sand in dem Teil der Höhle auf, der durch die Ebbe nicht länger überflutet war. Es war eine kleine Insel inmitten des glasklaren Wassers.

Isabela stellte die Laterne beiseite und stieg aus dem Boot. Im nächsten Moment gab Rudolphus Killian mit einem unsanften Schubser zu verstehen, dass er ihrem Captain zu folgen hatte. Er schaute auf seine Fesseln hinab, als er sich auf wackligen Beinen erhob. Das Seil auf der Innenseite seiner Gelenke war bis zur Hälfte durch, dreiviertel, wenn Killian optimistisch sein wollte. Die Bewegungsfreiheit seiner Hände bildete er sich jedenfalls nicht ein.

Pedro und Rudolphus kletterten nach ihm aus dem Boot. Letzterer trat den Seestern, über den Killian hinweggestiegen war, gedankenlos ins Wasser. Das Platschen schallte von den Wänden wider und verlor sich in dem Tunnel, der sie hierher geführt hatte.

Isabela warf Rudolphus aufgrund der Geräusche einen angewiderten Blick zu. Anschließend wanderte ihr Blick über die feuchten Wände, über den sandigen Boden und über die dort liegenden und angespülten Muscheln und Seeschnecken. Sie holte ihren Kompass hervor und klappte ihn auf. Killian stand neben ihr und sah über ihre Schulter wie sich die Nadel drehte. Sie zeigte geradeaus, als sie schließlich zum Stehen kam.

„Sind wir im falschen Tunnel? Oder wo zeigt der Kompass hin?“, fragte Killian, wobei seine Augen zu den zwei Dolchen huschten, die wie gewohnt in ihren Halterungen auf Isabelas Rücken lagen. Sie waren zum Greifen nahe. Killian musste nur den richtigen Moment abwarten. Doch er würde nicht nur Isabela, Rudolphus und diesen Pedro überwältigen, sondern sich obendrein noch den Kompass schnappen, dessen Gegenstück Isabela ihm entwendet hatte. Wenn Isabela zudem an das Horn gedacht hatte, hatte sie bestimmt auch eine Idee, wie sie an den Dreizack kommen würde. Das galt es ebenfalls aus ihr herauszukitzeln, ansonsten würde Killians Rache an dem Krokodil ewig ein Tagtraum bleiben.

„Sperr deine hübschen Äuglein auf, Hook“, sagte Isabela. Sie schlenderte mit schwingenden Hüften vorwärts, hinüber zu der Stelle, an der die sandige Insel, auf der sie standen, wieder in Wasser überging. „Ich bin ziemlich sicher, dass man diese Meermenschen nicht so nennt, weil sie an Land leben.“

Von Neugier angetrieben kam Killian neben ihr zum Stehen und schaute ins Wasser. Der Sand nahm ab, bis ein weiterer Tunnel in die Tiefe führte. Durch das über ihnen einfallende Tageslicht wurden die bunten Korallen im Wasser sichtbar, die sich an den Wänden angesiedelt hatten, ebenso wie die bunten Fische, die sie ihr zu Hause nannten.

„Dort unten liegt das Nest der Meermenschen“, fasste Isabela zusammen.

Erneut richtete sich Killians Blick auf den Kompass in ihrer Hand, dessen Nadel nun wild rotierte, weiter und weiter, ohne sich auf eine Richtung festlegen zu können.

Killians Finger entwickelten ein Eigenleben, zerrten und zogen an dem Seil, bis seine Hände aus den Fesseln schlüpften. Sie fielen zu Boden, als Killian einen von Isabelas Dolchen hervorzog und die dunkelhäutige Frau von sich stieß. Mit einem Schrei und einem Platschen landete sie im Wasser, während Killian herumfuhr, bereit, sich seinen Widersachern entgegen zu stellen.

Hastig und mit unsicherer Hand zog Pedro seinen Säbel hervor.

Rudolphus starrte ihn an, finster, aber waffenlos.

Ein schiefes Grinsen zog an Killians Mundwinkeln. „Gentlemen...“



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