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Sumus Non Dei: Wir sind keine Götter

Linkin Park im Jahre 2027
von

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Goldene Nacht

Goldene Nacht
 

Detroit bei Nacht war ein schöner, beruhigender und gleichzeitig aufputschender Anblick. Die Schwärze der Nacht und die erhellenden Lichter der Stadt prägten diesen Moment.

Ein vollkommen in goldenes Licht getauchter Stadtkern, beschienen von einer Unzahl an Scheinwerfern, Leuchtreklamen und Straßenlampen. Das viele Licht sorgte fast für Tageshelle auf den nächtlichen Gehwegen und Straßen; nur wer in den engen Häuserschluchten nach oben sah, vorbei an den aufragenden Wolkenkratzern fand den nachtschwarzen Himmel, der aussah wie ein weit entferntes Satintuch mit eingelassenen Diamanten.

Wunderschön. Festhaltenswert für die Zukunft. Wert, verewigt zu werden. Und scheinbar ewig während. Ganz im Gegenteil zu der schnelllebigen, vergänglichen Gegenwart.
 

Die Menschen, die zu Massen noch unterwegs waren, hetzten an mir vorbei, beachteten den einsamen Mann nicht. Sie alle nutzen den Tag und die Nacht gleichsam und trotzdem schien die Zeit für sie nie auszureichen, weswegen sie zusätzlich auch noch eilten, nie verweilten. Ich kannte das auch von mir. Nie stand ich einen kurzen Augenblick still, blickte in den Himmel und genoss den Moment. Spürte den Moment.

Nur jetzt tat ich das gerade.

Eine Magnetschwebebahn donnerte über mir vorbei, zog meinen Blick und meine Aufmerksamkeit kurzzeitig auf sie.

Und dann war er zerstört, der seltene, fast magische Moment.

Ich lenkte meine Augen wieder auf die Betonplatten vor mir und setzte meinen Weg fort. Vorbei an den erleuchteten Schaufenstern inzwischen geschlossener Geschäfte, vorbei an dunklen Hauseingängen, vorbei an den freundlich einladenden, offen stehenden Portalen von Hotels und Clubs, die ungeachtet der späten Uhrzeit immer noch Menschen anlockten und einließen. Vorbei an übervollen Abfalleimern und darin kramenden Bettlern, vorbei an riesigen Werbetafeln, die die neusten Nachrichten von Picus TV zeigten, moderiert von der Werbeikone Eliza Cassan.
 

Die Passanten, die ich passierte, ignorierten mich ebenso wie die über die Stadt verteilten Sicherheitsleute und Polizisten.

Ich war eben unauffällig, stellte keine potentielle Gefahr dar. Normales Aussehen - schwarze, leicht verstrubbelte Haare und braune Augen - dazu eine helle Lederjacke und dunkle Baggies - so kleideten sich viele hart arbeitende Menschen in dieser Stadt, das war nichts Besonderes. Die Menschen mit mehr Einkommen kleideten sich extravaganter, einmaliger, stilsicherer. Schwarz und der wieder gelebte Stil der Renaissance waren prägend für Mode, Kunst und Architektur. Dass ich mich von diesem Stil durch Nichtbeachtung abhob, ließ mich aber dennoch nicht sonderlich auffällig erscheinen. Mein Stil war der der Praxistauglichkeit und Bequeme.
 

Auch in meinen leicht asiatischen Gesichtszügen - ich war zur Hälfte Japaner - war nichts Gefährliches verborgen. Nahezu unscheinbar war mein Erscheinungsbild. Völlig gewöhnlich, fast schon langweilig - und diese Beschreibung traf auch auf mein Wesen zu.

Ich war tatsächlich normal - sofern es in dieser Zeit überhaupt noch etwas Normales gab -, ein hart arbeitender Mann Mitte dreißig auf dem Heimweg. Endlich mit der stressigen Arbeit abgeschlossen und sämtliche durch sie bedingte Fehler ausgeblendet.

Von frühmorgens bis spätabends arbeitete ich als Musiker und Komponist sowie Songtexter bei einem kleinen Studio, einer Zweigstelle des Musiklabels ‚Machine Shop’.

In meinem Job war es oft notwendig, Überstunden zu machen, so wie auch heute, deshalb kam ich oft erst sehr spät nach Hause.

Doch mir gefiel meine Arbeit, ich liebte die Musik, spielte gerne auf dem Piano oder der Gitarre und mochte es, meine Ideen in Songtexten zu formulieren, feilte sehr gerne an den Songs herum bis sie nahezu perfekt waren. Diese von mir verfassten Texte und komponierten Songs spiegelten einen Teil von mir wieder - den düsteren, depressiven, rastlosen Teil, der nie mit sich zufrieden war und nach Erfüllung suchte. Die hatte ich noch nicht gefunden. Aber ich war mir sicher, dass sie in der Musik liegen musste. Durch sie fühlte ich mich lebendig, geerdet. Ich war Musiker mit Leib und Seele. Ein Künstler.

Doch trotz m einer fordernden Arbeit verdiente ich nicht viel - es reichte gerade so für eines der besseren Appartements in Detroits Innenstadt und meine Lebenserhaltung.
 

Ein Bekannter, der meine Songs einmal gehört hatte - und zwar so, wie ich sie interpretierte und nicht wie sie klangen, wenn sie von den Künstlern gesungen worden, für die ich sie schrieb - hatte zu mir gemeint, ich sei tatsächlich der geborene Musiker und es sei eine Vergeudung meines großartigen Talents, nur im Studio zu sitzen und dort für die Berühmtheit Anderer zu schuften. Ich sollte lieber meine Songs selbst veröffentlichen, da sei mir seiner Meinung nach durchschlagender Erfolg sicher.

Vielleicht hatte er ja Recht - doch ich bezweifelte, dass ich mich allein, ohne Unterstützung als Künstler durchbeißen und erfolgreich sein könnte. Sicher, als Sänger und noch mehr als Rapper besaß ich gute Fähigkeiten. Und im Rampenlicht stehen stellte ich mir ebenfalls angenehm vor - doch ich brauchte Leute um mich herum, die mir halfen, mir ihre Meinung sagten und mit denen ich meine Träume realisieren konnte. Allein fehlte mir oftmals etwas, eine andere Idee, die mit meiner harmonierte und sie ergänzte, erweiterte.

Außerdem konnte die Aufmerksamkeit auch ein Fluch sein. Wenn sich dann die Übermacht der Presse nur auf meine Person konzentrierte konnte ich gar nicht dagegen ankommen. Vermutlich würde ich zerbrechen oder zu einem verschlossenen Einzelgänger mutieren.
 

Freilich wäre es etwas Anderes mit guten Freunden, die mir den Rücken freihalten würden.

Doch dazu kannte ich zu wenige Musiker, mit denen ich mich annähernd gut verstand. Freundschaft würde ich diese oberflächlichen, einzig auf unsere Arbeit konzentrierten Beziehungen nicht nennen.

Einen sehr guten Freund hatte ich den im Nachbarappartement lebenden Adam Jensen.

Adam kannte ich seit ich hierher gezogen war, also gute fünf Jahre. In dieser Zeit hatten wir öfters nach der Arbeit zusammen gesessen und uns unterhalten, uns ausgetauscht und über Probleme und Ereignisse bei unserer jeweiligen Arbeitsstelle berichtet. Wir beide hatten eine Gemeinsamkeit: Wir waren die schlimmsten Workaholics, die es gab. Was für mich meine Musik war, war für Adam der Dienst für sein Land. Er war SWAT gewesen, bis sie ihn vor einem halben Jahr rausgeworfen hatten, weil er sich geweigert hatte, einen direkten Befehl auszuführen. Das ganze war als Mexicantown Massaker in den Nachrichten bekannt geworden, denn auf diesen Vorfall waren stadtweite Unruhen gefolgt. Ich kannte als einer der wenigen die richtige Version. In Fakt hatte Adam sich geweigert, einen als gewalttätig geltenden 15-jährigen Jungen zu erschießen, worauf das ein Kollege getan hatte.

Nur, weil er seine Befehle in Frage gestellt hatte und kein eiskalter, hirnloser Soldat gewesen war, sondern ein Mann mit Moral und Vernunft, landete er in der Arbeitslosigkeit. Wieder mal ein Beweis dafür, dass die Welt hart und ungerecht war und nur Mistkerle und skrupellose Arschlöcher die Chance zu Überleben hatten.
 

Adam litt sehr darunter, auch wenn er sich äußerlich nichts anmerken ließ und sich cool gab. Doch jemand wie er - der geborene Kämpfer, der auch in Ausnahmesituationen stets einen kühlen Kopf bewahren konnte und immer mitdachte - wollte und hatte es auch gar nicht verdient, einen der unterbezahlten Dreckjobs dieser Stadt anzunehmen. Doch eine bessere Arbeit zu finden als Rausschmeißer in einem Nachtclub würde schwer für ihn werden, da in seiner Akte dieses Fehlverhalten groß und breit und völlig überzogen dargestellt wurde. Fast so, als solle er niemals wieder eingestellt werden. Und ich bezweifelte auch, dass jemand einen Mann einstellen würde, der Befehle missachtete und seinen Höhergestellten keinerlei Respekt entgegenbrachte. Zumindest nicht in den Kreisen, die Adam bevorzugte.

Außerdem war er nicht augmentiert, was seine Chancen auf eine gut bezahlte Arbeitsstelle zusätzlich minimierte. Er gehörte zu den normalen Menschen, die nicht so leistungsfähig waren wie kybernetisch verbesserte. Und natürlich war i der Wirtschaft größere Leistungsfähigkeit und mehr Perfektion lieber gesehen als ein normaler, manchmal Fehler machender Mensch.

Ich vermutete, dass Adam Augmentierungen eher ablehnte. Denn er besaß das Geld dafür, hatte aber nie mit dem Gedanken gespielt, es zu nutzen. Er hatte sogar des Öfteren kritisiert, dass das Militär und die Reichsten der Reichen an diese Verbesserungen des menschlichen Körpers kamen, während sie Personen, deren Leben um einiges leichter sein würde mit Augs - Invalide, Körperbehinderte und Unfallopfer - verwehrt blieben. Auch beanstandete er die mit Augmentierungen einhergehende Abhängigkeit von Neoprozyn - das war seiner Meinung nach pure Ausbeuterei. Neoprozyn verhinderte, das der menschliche Körper die kybernetischen Körperteile wieder abstieß - was mit unmenschlichen Schmerzen und dem nahenden Tod verbunden war. Deshalb mussten augmentierte Menschen dieses Medikament ständig einnehmen. Und es war unglaublich teuer, da die Hersteller - niemand anderes als Sarif selbst - ein Monopol darauf hatten.

Natürlich fand ich das auch nicht sonderlich gut, aber es war nun mal so und ich regte mich nicht darüber auf. Ich war ja nicht betroffen. Wer sich augmentieren ließ musste das alles vorher berechnen und abwägen, ob er sich das leisten konnte. Wenn nicht, war er ein Dummkopf oder ein Träumer.

Ich war beides nicht und mir fehlte ohnehin das Geld für solche Gedanken. Ich würde niemals in die Lage kommen, mir Augmentierungen leisten zu können, wenn sich mein Einkommen nicht verzehnfachen würde. Ich lehnte es nicht ab, aber wenn es unerreichbar für einen ist, braucht man sich nicht den Kopf über unnütze Dinge zerbrechen.
 

Meine Uhr zeigte mir an, dass es noch eine Stunde bis Mitternacht war. Reichlich spät, selbst für meine Verhältnisse. Eigentlich hatte ich auch gleich im Studio übernachten können, ich wäre sowieso allein dort gewesen. Um diese Uhrzeit sollte ich Adam nicht mehr antreffen, er schlief höchstwahrscheinlich schon.

Umso erstaunter war ich, als ich einen hochgewachsenen Mann in einem langen schwarzen Mantel bemerkte, der mir entgegen kam und vor dem Eingang zu der Appartementanlage, in die ich ebenfalls einbiegen wollte, anhielt.

„Mike?“, fragte er mich mit leiser, angenehmer Stimme.

Es war tatsächlich Adam. Was suchte er so spät noch in der Stadt?

Ich hielt vor ihm und betrachtete ihn. Seine hellgrauen Augen schimmerten leicht im schummrigen Licht. Sie musterten mich freundlich.

„Jensen! Machst du jetzt nächtliche Patrouille oder warum bist du noch unterwegs?“, fragte ich ihn mit einem ironischen Unterton in der Stimme und boxte ihn leicht gegen den Arm.

„Nein.“ Auch er grinste. „Ich komme von meiner neuen Arbeitsstelle.“

Ich schnappte erstaunt nach Luft. „Du hast ‘ne Arbeit gefunden? Was denn?“

Adam lächelte nur und schlug die schwere Tür auf. Ich folgte dem Braunhaarigen ins Foyer. Stark hochtemperierte Luft schlug mir entgegen sowie viel zu helles Licht. Geblendet kniff ich meine Augen zusammen. Mich an Adams Rücken orientierend folgte ich ihm zum Fahrstuhl. Erst als sich die Türen von diesem schlossen, antwortete er mir.

„Ich hab eine lukrative Arbeitsstelle als Sicherheitschef bei Sarif Industries bekommen.“

„Du verarschst mich.“ Aufmerksam betrachtete ich Adam, der mir gegenüber an der Wand fläzte. Kein Muskel zuckte in seinem spitzen Gesicht, die schwarzen, leicht gebogenen Augenbrauen lagen glatt und kein Grinsen kräuselte seine dünnen Lippen. Auch sah Adam gepflegt aus, er hatte seinen Bart gestutzt auf das Erscheinungsbild eines Zwei-Wochen-Bartes. Vermutlich meinte er das tatsächlich ernst. Doch wie um alles in der Welt war dazu gekommen?

„Das habe ich auch gedacht, als sie mich tatsächlich genommen haben“, murmelte Adam, fuhr sich dann durch sein aufwendig gestyltes und doch beinahe natürlich locker stehendes Haar und verließ den Fahrstuhl, der mit einem leisen Pling angehalten und die Türen geöffnet hatte.

Neugierig auf weitere Erläuterungen seinerseits folgte ich ihm in sein Appartement, das sich öffnete, nachdem er den Zahlencode eingetippt hatte. Ich kannte den Code für seine Wohnung ebenfalls, genauso wie Adam den für mein Domizil kannte.

Warum auch nicht? Wie ich meinen besten Freund kannte, würde der es sich auch nicht nehmen lassen, meine Tür zu hacken, um in Notfällen zu mir kommen zu können. Sowas konnte Adam gut.

Das goldene Licht der Straßen strahlte unter den halb heruntergelassenen Jalousien ins Zimmer, die sich jetzt langsam noch oben bewegten als wir eintraten, beleuchtete den Fußboden, auf dem Briefe, Zeitungen, Bücher und technische Gerätschaften herumlagen. Auch an den Türpfosten, den Wänden, ja sogar an den Fensterscheiben hingen kleine Zettelchen mit Notizen, mit Zeichnungen und anderen wichtigen Inhalten. Dass Adam da nicht den Überblick verlor bei dieser schieren Menge an Informationen, die überall verteilt waren. Ja, bei Adam war es immer etwas chaotisch, daran hatte ich mich bereits gewöhnt. Ich verkniff es mir mittlerweile, etwas deswegen zu sagen, obwohl ich am liebsten den ganzen Kram zusammengeräumt hätte. Bei anderen Leuten für Ordnung zu sorgen zog ich dem Aufräumen meines Chaos‘ im Studio vor.

Eine freundliche Frauenstimme begrüßte Adam und teilte ihm mit, dass das automatische Sicherheitssystem soeben abgeschaltet worden war. Ich hatte diese technischen Raffinessen abgestellt, da ich es nicht mochte, ständig von einem Computer zugetextet zu werden. Nein, da las ich lieber von einem Bildschirm ab, was mir der technische Helfer zu sagen hatte.

Adam verschwand in seiner kleinen Küche, um etwas aus dem Kühlschrank zu nehmen. Ich stellte mich neben seinen Schreibtisch, der ebenfalls zugestellt war mit Büchern, Zeichnungen und mechanischen Bauteilen. Mein Blick fixierte den samtenen Nachthimmel Detroits, durch den kleine Flugzeuge und ein paar nachtaktive Flugwesen pflügten. Auch neben dem Schreibtisch lagen Bücher herum, zusammen mit ein paar Fotografien seiner Exfreundin Megan. Der riesige Flachbildschirm war ausgestellt, ich wusste, dass Adam ihn selten nutzte.

Während der frischgebackene Sicherheitschef zwei Gläser auf den Couchtisch mitten im Zimmer stellte und mich fragte, was ich trinken wollte, wanderte mein Blick weiter durch das meinem so ähnliche und doch so andere Appartement. Eine Tür, mir gegenüber, führte in sein Schlafzimmer und ins Bad, das ebenso klein und platzsparend eingerichtet war wie die schmale Küche.

Adams leise Stimme riss mich aus den Gedanken.

„Warum hast du erst so spät Schluss gemacht im Studio?“

Keine Frage, ob ich irgendwo anders gewesen war, nein, Adam wusste, dass ich von der Arbeit gekommen war. Er kannte mich eben.

„Ich arbeite lieber, wenn niemand sonst dort um mich herumwuselt. Da kann ich mich besser konzentrieren. Aber das weißt du doch.“

„Ja, allerdings, das weiß ich“, grinste Adam mit amüsierter Stimme.

„Und was ist jetzt bei dir? Wie bist du an diese Stelle gekommen?“ Ungeduld schwang in meiner Stimme mit.
 

„Du erinnerst dich an Megan?“ Ich nickte. „Sie arbeitet bei Sarif als eine der führenden Wissenschaftler. Ich schätze mal, sie wird auf David Sarif eingewirkt haben, mich zu nehmen.“ Die Weise, wie Adam sein Gesicht bei der Erwähnung von Megan verzog, erinnerte mich daran, dass er sie immer noch liebte. Er liebte sie so sehr, dass es mir fast schon wehtat, zu sehen, wie die sehnsüchtigen Gefühle über Adams Gesicht wanderten.

„Sie hat echt David Sarif bequatscht?“, fragte ich, um Adam abzulenken. David Sarif war der Boss von Sarif Industries persönlich, also ein unglaublich einflussreicher Mensch

Wer Verbindungen zu ihm hatte, musste auch recht weit oben in der Hierarchie stehen. Da hatte ich Megan wohl etwas unterschätzt.

„Ja, ich nehme es an. Sonst wäre ich nie dort hingekommen. Aber ich bin ihr dankbar. Jetzt habe ich wenigstens eine Arbeitsstelle, die mir gefällt.“

„Klar…das ist die Hauptsache. Wirst du dich augmentieren lassen, wenn du schon dort arbeitest?“

Adam schüttelte den Kopf, verneinte. Dann fiel der Fokus unseres Gesprächs langsam auf mich und meine Arbeit.

„Was gibt’s Neues? Sind die Songs für ‚No Regrets’ bald fertig?“

Adam kannte sämtliche Bands, für die ich Songs schrieb, und ‚No Regrets’ war die bis jetzt Erfolgreichste. Ich war gerade mit ihrem neuen Album beschäftigt. Eigentlich war meine Arbeit schon beendet. Eigentlich. Gäbe es da nicht ein paar Probleme.
 

„Frag nicht. Ich hab alles fertig, die Songs sind eingespielt und aufgenommen. Das Einzige, was fehlt, sind die Vocals. Der verdammte Sänger hat es immer noch nicht geschafft, seine Grippe oder was auch immer er hat loszuwerden und seinen Arsch ins Studio zu schieben. Und Rick lässt seinen Zorn mal wieder an mir aus. Als könnte ich was dafür. Scheiße ist das“, erklärte ich wütend. Meine entspannte Stimmung war verschwunden. Die Probleme, die meine Arbeit in letzter Zeit mit sich brachte, regten mich auf. Ich reagierte viel zu aufbrausend in letzter Zeit, ein deutliches Zeichen für meine überbelasteten Nerven. Ich war nur noch auf Konfrontation aus. Am häufigsten mit Rick.

Rick, der Manager der Band und im Moment mein Arbeitgeber war ein Arschloch und das kehrte er gerne mal raus. Ich konnte ihn eigentlich gut leiden, denn er war ehrlich und respektierte meine Arbeit. Nur leider hasste er Verzögerungen wie die Pest. Und eine gewaltige Verzögerung stellte dieser kranke Sänger dar. Kein Wunder, dass Rick saumäßig schlecht drauf war.

„Er hat verlangt, dass ich die Demos einsinge! Damit er sich so lange eine bessere Vorstellung von den Songs machen kann. So eine vertane Arbeit. Er löscht meine Stimme doch sowieso wieder. Anstatt dass er wartet, verlangt er lieber von seinem Angestellten, dass sie erst mal den Platzhalter spielen. Also ehrlich mal, das hat mich vielleicht angekotzt“, machte ich meinem Ärger Luft.

„Hmm… und wann kann der Sänger wieder ran?“, fragte Adam mich mit seiner tiefen, beruhigenden Stimme.

„Keine Ahnung. Das ist es ja. Er kann jederzeit wiederkommen oder auch erst in einem Monat. Und ich wäre eigentlich schon längst fertig mit dem Projekt und könnte ein anderes anfangen. Aber nein, stattdessen muss ich jetzt noch einige Zeit aufwenden, um die ganzen Songs einzusingen.“

Adam lächelte mich an.

„Und wie ich dich kenne, wird das einige Zeit dauern, da du, selbst wenn es nur Demos sind, natürlich perfekt klingen willst.“

Ja, da kannte er mich gut. Ich würde selbstverständlich alles und noch mehr geben.

„Du scheinst mich zu kennen“, grinste ich zurück.

„Das scheint bei Freunden generell so zu sein.“



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