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Indian Summer Days

von

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Prolog

Ich musste meine Augen mit der Hand vor der Sonne abschirmen, die hinter dem Hauptgebäude der Greenfield Academy aufragte, als ich die Schule in Augenschein nahm.

Es war früher Morgen und mein erster Schultag. Wie sich das anhörte: mein erster Schultag. Tatsächlich war ich kein Kind mehr, auch kein Teenager, diese Zeiten lagen hinter mir. Nein, heute war mein erster Schultag als Lehrerin an der Greenfield Academy.

Nach einem Kunst- und Fotografiestudium war das mein erster richtiger Job. Okay, nicht der erste - aber der erste richtig ernstzunehmende. Bis heute hatte ich als Vertretungslehrerin an diversen Schulen gearbeitet, was für mich soviel bedeutet hatte, dass ich keinen eigenen Unterricht machen durfte. Nach einer langen und meistens erfolglosen Jobsuche war ich nun hier gelandet. Es war eigentlich fast so etwas wie ein Wunder - oder eine Unmöglichkeit, wie ich es gerne nannte. Die Greenfield Academy war zwar keine dieser superteuren Eliteschulen, wo die Kinder fechten und reiten lernen und all diesen aristokratischen Mist, dennoch war sie ziemlich angesehen. Sie vereinte eine Junior High und eine High School, also hochpubertierende Kids, die sicherlich tausend andere Dinge im Kopf hatten als zu lernen.

Das Gebäude war aus rotbraunem, grobem Backstein erbaut worden. Es war ein typisches georgianisches Gebäude - hohe Fenster mit weißen Fensterrahmen, die sich deutlich vom Hintergrund abhoben, gemauerte Rundbögen und kleine Türmchen und Zierbogen als Ornamente an den Fenstern. Dieser Kolonialstil war besonders in Neuengland Gang und Gebe und sorgte für gerade den Charme, den viele von außerhalb nur aus dem Fernsehen kannten. So wie ich vorher.

In der Mitte es Hofes prangte ein Brunnen mit einer lebensgroßen Statue von Frederick Goddard Tuckerman, einem Dichter aus Boston, der in seinen Zwanzigern nach Greenfield, Massachusetts, gezogen war und hier schließlich auch seinen Lebensabend verbracht hatte. Das alles wusste ich natürlich nicht allein vom Anblick der Statue - bei meinem ersten Besuch hier hatte ich mir die kleine Messingplakette, die am Brunnenrand befestigt war, genauerstens durchgelesen. Man musste ja schließlich wissen, mit welchen toten Menschen man es zu tun hatte an seinem neuen Arbeitsplatz.

Ich ließ die Hand sinken und die Autoschlüssel in meiner anderen klimpern. Ja, ich war ein wenig nervös - wer wäre das nicht gewesen? Gleich würde ich vor meiner ersten richtigen Kunstklasse stehen. Und der Eindruck, den in auf diese Kids machte, würde mich begleiten, solange ich hier arbeitete. Ich hielt mich eigentlich für relativ cool, aber Jugendliche konnten ziemliche Monster sein. Ich wusste das aus Erfahrung, ich war schließlich auch einmal eines von ihnen gewesen.

Um mehr Zeit zu gewinnen, sah ich mich noch ein wenig um. Zu meiner Linken lag der Jungenschlafsaal für die Internatsschüler, zu der Rechten der für die Mädchen. Greenfield Academy beherbergte, laut meinen Recherchen, fünfzig Prozent Internatschüler, die auf dem Campus lebten anstatt bei ihren Familien. Hinter dem Hauptgebäude befand sich ein großer Sportplatz, da Sport allgemein sehr hoch angesehen wurde in den amerikanischen Schulen.

Zu dumm, es war nie eines meiner Prioritäten gewesen, und trotzdem wurde ich damals auf Druck der Lehrer und meiner Eltern ins Mädchenfußballteam gesteckt - Fußball, nicht zu verwechseln mit Football, der damals ziemlich unbeliebte Sport für Luschen wie mich.

Nachdem ich mir fast beide Beine gebrochen hatte, weil ein Dutzend Mädchen alle auf die gleiche Idee gekommen waren, nämlich sich auf den Ball zu schmeißen, der sich nun mal gerade zufällig in meiner Nähe befunden hatte - vollkommen unabsichtlich, das kann ich versichern! -, trat ich diversen Clubs bei: der Schulzeitung, dem Jahrbuch, der Kunst-AG, und sogar dem Konzertchor, obwohl ich gesangstechnisch in meinem früheren Leben wahrscheinlich eher eine Kröte gewesen war. Und das alles nur, um auch ja keine freie Minute in meinem Tagesablauf zu haben, in die man mir noch irgendein Sportangebot reinzwängen konnte. Es funktionierte, allerdings war ich selten vor dem Abend zu Hause und noch seltener vor Mitternacht im Bett, da die Hausaufgaben auch noch gemacht werden mussten. Mit Tim Jacobs im uncoolen Kombi seines Dads rumzuknutschen - dazu hatte ich trotzdem Zeit finden können.

Ich atmete tief ein und aus. Ich musste noch unbedingt vor dem Klingelzeichen mein Büro erreichen – auch ein tolles Bonus, ich hatte noch nie ein eigenes Büro gehabt! -, um es schon mal ein wenig einzurichten und mich ein wenig seelisch auf den Unterricht vorzubereiten, und hier herumzustehen und Löcher in die Luft zu starren half mir dabei nicht unbedingt weiter.

Ich wappnete mich also für neue Gesichter, eine Vielzahl an Namen, die ich mir sowieso nicht alle würde merken können, Dutzende von Händedrücken, eventuell ein paar Tritt-mich-Aufkleber an meinem Rücken.

Okay. Auf alles vorbereitet, setzte ich mich in Bewegung und schritt zielstrebig auf die Greenfield Academy zu.

Alexis Webb, sagte ich mir in Gedanken, versau das hier bloß nicht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Foresight
2012-07-06T20:55:05+00:00 06.07.2012 22:55
uuuuuh, Schande über meine Kuh! Das hätte ich jetzt beinahe vergessen: Viiiiielen Dank!!! *knuff*


(Und schreib schnell das erste Kapitel ;) )
Von:  Foresight
2012-07-06T20:54:19+00:00 06.07.2012 22:54
Hihihihi, da isse ja! :3
Alexis ist mir sympatisch. Fußball! OMG, die Ärmste! Was haben ihre Eltern ihr da nur angetan?! :D Ich bin jedenfalls gespannt, wie sie ihre neue Aufgabe als Lehrerin meistert. :3

Vom Stil her wieder sehr schön geschrieben. Da kann man sich in der Geschichte gut zurecht finden. :) Den Teil mit den kleinen Monstern fand ich gut! XD Schick sie nicht zu sehr durch die Hölle bei den lieben Kleinen. XDDD

Tim... wer ist eigentlich Tim? XD Achnee, das war ja Tom! Kommt der auch nochmal vor? Wenn ja, fährt er noch immer das uncoole Auto von Dad? Fragen über Fragen, dabei ist das erste Treffen zwischen Alexis und Matthew viel interessanter! :3
Sorry, ich bin heute Abend nicht besonders produktiv was Kommis angeht. XD



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