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Rhythm of Life

Das Leben ist ein Tanz
von

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„DIESES VERFLUCHTE ARSCHLOCH!!“ Er hatte es wieder getan!

Seine aktuelle Freundin sprang schnell aus meiner Reichweite und verschanzte sich hinter zwei anderen Mädchen, die sich ihrerseits in Fluchtposition befanden. Sie kannten diese Ausbrüche nur zu gut und wussten, dass sie mir nicht im Weg stehen durften, wollten sie nicht mit einer – oder auch mehreren – Ohrfeigen beiseite geschoben werden.

Schon stürmte ich, nur in mein Handtuch gewickelt, aus der Umkleidekabine und auf den Gang, wo die Föhne hingen. Zielstrebig ging ich die Wand entlang und bog links in die nächste Tür ein, ehe die Kassiererin, die die Eingänge der Umkleidekabinen einsehen konnte, die Möglichkeit hatte, mich zurückzuhalten. Ich kümmerte mich nicht um die erschrockenen Männer, die hastig ihre Scham bedeckten. Mit Hass in den Augen lief ich die Reihen ab und suchte nach einem von ihnen. Die Umkleiden waren nicht eben übersichtlich und viel zu groß, als dass ich wirklich eine Chance gehabt hätte, sie aufzuspüren, wenn sie es darauf anlegten. Aber das taten sie nicht. Sie wollten gefunden werden, es würde nur etwas dauern. Schließlich wollten sie meinen Gesichtsausdruck sehen. Nun, das konnten sie haben. Und noch ein kleines Andenken dazu!

Inzwischen war einige Unruhe aufgekommen. Ein paar Männer versuchten mich aufzuhalten, aber ich ignorierte die halbherzigen Griffe an meinen Armen, riss mich immer wieder los und stürmte weiter an den Spinden vorbei.

Ich war schon fast die gesamte Umkleide abgelaufen, als ich sie entdeckte. In ihrer üblichen Gruppe von vier Leuten standen sie beisammen und amüsierten sich herzhaft über etwas. Ich zweifelte keinen Augenblick, dass dieses „Etwas“ eine achtzehnjährige Frau mit langen hellbraunen Haaren und mittelblauen Augen war, die gerade halbnackt gezielt auf sie zuhielt. Diese Idioten. Als wenn wir noch im Kindergarten wären!

Sasuke, das größte Arschloch der Stadt, entdeckte mich zuerst und sein Grinsen wurde – man sollte kaum glauben, dass das möglich war – noch breiter. Er war der Anführer der Clique. Die anderen, die sich nun auch feixend mir zuwandten, sahen zu ihm auf – und erledigte die Drecksarbeit, die er ihnen gab. Offenbar war es Akito gewesen, der sich in die Damenumkleide geschlichen und meine Sachen geklaut hatte, während ich duschte, denn auf seinem Gesicht zeichnete sich noch immer knallrot der Abdruck einer Hand ab. Es dürfte nicht schwer für ihn gewesen sein, an die Sachen heranzukommen. Wir mussten uns immer zu zweit einen Spind teilen und da keines der Mädchen aus meinem Jahrgang mich leiden konnte, hatte sicher eine von ihnen ihm den Schlüssel gegeben. Hinata, mit der ich mir den Schrank geteilt hatte, wollte ich nicht der Mittäterschaft bezichtigen. Sie war von allen noch diejenige, die am besten mit mir auskam, auch wenn das nur hieß, dass sie die Aktionen gegen mich für Gewöhnlich nicht unterstützte – zumindest nicht wissentlich. Vermutlich hatte Ino, die mich wie die Gefahr von Falten hasste, ihr unter einem Vorwand den Schlüssel abgenommen. Ich konnte das Kichern und Gackern von nebenan fast hören.

„Na, suchst du was?“ Provokant ließ der schwarzhaarige Uchiha die Tasche von seinem Handgelenk baumeln. Mein Blick verfinsterte sich noch etwas mehr. Nach wie vor breit grinsend öffnete Hibiko, der neben ihm stand, den Reißverschluss, wühlte kurz darin herum und förderte dann triumphierend meinen BH zu Tage. „Na hoppla, was haben wir denn da!“ Meine Kiefermuskeln spannten sich an. Nun machte sich auch Goro über die Tasche her, fand mit einem Griff, was er suchte, und zog meine Hotpant heraus. Ich ballte die Fäuste. Ein überlegenes Grinsen legte sich auf Sasukes Züge. Er nahm Goro das Höschen ab, wedelte einmal vor Akitos Gesicht damit herum, der daraufhin mit gespieltem Ekel zurückwich – ich wusste, dass es ihn in Wahrheit anmachte, und das nicht nur, weil ich die leichte Wölbung seiner Badehose bemerkte – und setzte eine mitleidige Miene auf. „Was meint ihr, Jungs? Sollten wir vielleicht einmal nett zu dem armen Mädchen sein? Ich glaube, sie merkt gar nicht, dass jeder sie meidet, weil sie einfach so erbärmlich stinkt!“ Seine Augen funkelten bösartig auf. Ich fixierte ihn, bereit, auf ihn loszugehen, denn ich ahnte, was jetzt kam. „Akito!“ Der Angesprochene sah ihn erwartungsvoll an. Langsam ließ Sasuke Die Tasche von einer Hand zur anderen wandern, legte meine Hotpant darauf, Akito meinen BH, und übergab diesem dann die Tasche.

„Na los, wasch´ die Sachen mal, vielleicht...“ Weiter kam er nicht, denn ich stürzte mich auf ihn, Hibiko und Goro ignorierend, die Mühe hatten, mich festzuhalten. Im letzten Moment schaffte Goro es, meine vorpreschende Faust aufzufangen. Sasuke war ungerührt stehen geblieben und erwiderte nun mit Eiseskälte meinen zornflammenden Blick. Auf einen Wink hin verschwand Akito. Ich wehrte mich gegen die stählernen Griffe der Jungs und dabei löste sich zu allem Überfluss auch noch das Handtuch, das ich mir umgelegt hatte. Sasukes Augen wurden schmal von dem lüsternen Grinsen. Genüsslich wanderten sie über meinen Körper. Ich war stinksauer. Nicht, weil sie mich nackt sahen – das hatten sie schon oft genug und ich schämte mich nicht für meinen Körper – doch die Situation war unerträglich. Mein Stolz begehrte wutentbrannt gegen die Griffe auf, die sich in dem Moment, als mein Handtuch zu Boden geglitten war, vor Überraschung gelockert hatten, und schaffte es, sie zu sprengen. Noch ehe einer der drei reagieren konnte, hatte meine Faust Sasukes Schläfe getroffen. Er taumelte stöhnend und mit einem „Fotze!“ auf den Lippen nach hinten. Goro und Hibiko waren zu überrascht, um schnell genug reagieren zu können. Gezielt trat ich ihnen in ihre besten Stücke, was sie keuchend und würgend zu Boden sinken ließ. Ich hoffte nur, es würde endlich Wirkung zeigen! Im Loslaufen las ich mein Handtuch vom Boden auf, nahm mir aber nicht die Zeit, es umzubinden. Es war ohnehin alles egal. Jetzt hatte die Rettung meiner Kleidung oberste Priorität. Ich hörte schon das Wasser der Duschbrausen rauschen. Schlitternd kam ich vor der Herrendusche zum Stehen, überhörte die überraschten und empörten Rufe, und rannte geradewegs zwischen den Wasserstrahlen hindurch.

Hier irgendwo musste er sein.

Ich lief ein paar Meter weiter und entdeckte ihn dann hinter einer kleinen Nische. Meine Tasche stand weit geöffnet unter der Brause, die ihren Inhalt in gleichmäßigen Strömen darin ergoss. Ich griff danach und zog sie unter der Dusche hervor, ehe ich mich nach Akito umsah. Er stand etwas entfernt und schien nicht ganz zu wissen, ob er sich über meinen nackten Anblick freuen oder wegen meine Anwesenheit sorgen sollte. Als ich aber einen Schritt auf ihn zu machte, entschied er sich für Letzteres und lief davon.

Ich hatte kein Interesse daran, ihm zu folgen. Bei ihm würde ich mich später noch revanchieren. Zuerst einmal beugte ich mich über meine Tasche und musterte den Inhalt. Er schwamm. Fluchend packte ich sie und schüttete das Wasser heraus. Das war´s dann mit der Planung für den Nachmittag. Ich konnte froh sein, wenn ich es noch rechtzeitig zur Arbeit schaffte. Dass ich nun die letzten beiden Stunden Geschichte ausfallen lassen musste, kümmerte mich nicht sonderlich. Ich hätte ohnehin nur dösend zur Uhr gesehen und auf das Klingeln gewartet. Aber mein Training...

Über düsteren Racheplänen brütend machte ich mich auf den Rückweg und musste mich sehr zusammenreißen, nicht auf einen der Männer, die mich so dämlich wie Ochsen angafften, loszuprügeln. Ich würde mir, sobald ich hier raus war, eine nette alte Mauer suchen und sie malträtieren.

Auf halber Strecke zum Ausgang kam mir der Schwimmmeister entgegen und fragte, was ich hier zu suchen hatte. Zur Antwort hielt ich ihm meine triefenden Sachen unter die Nase. Er schien etwas aus der Fassung gebracht, fing sich aber schnell wieder und begann mir einen Vortrag darüber zu halten, dass ich mich in einem solchen Fall an der Personal zu wenden hätte, als er jedoch meinen mordlüsternen Blick bemerkte, hielt er inne. Ich legte alle Verachtung, die ich in dem Moment gegen ihn und die gesamte Menschheit empfand, in meine Worte: „Ach, sie sind schon da! Hätte ich gewusst, dass sie so schnell reagieren, hätte ich natürlich diese Angelegenheit in ihre soviel kompetenteren Hände gegeben!“ Darauf starrte er mich mit leicht geöffnetem Mund an, ließ peinlich berührt das Thema fallen und machte mich darauf aufmerksam, dass ich mich doch bitte bedecken möge. Ich hätte es wohl tatsächlich vergessen, dass ich mein Handtuch noch immer über die Schulter geworfen trug, aber das zeigte ich nicht, sondern ließ meine Tasche provokant vor seine Füße fallen, nahm gemächlich das Handtuch und wickelte es in aller Seelenruhe um meinen Körper. Der Schwimmmeister wurde knallrot und wusste vor lauter Verlegenheit gar nicht, wo er hinsehen sollte. Die anderen Männer um uns herum warfen mir verstohlene, manche auch ganz offen interessierte Blicke zu. Nur sehr wenige wandten sich diskret ab und warteten. Grimmige Gedanken schossen mir in dem Moment durch den Kopf. Männer! Als das Handtuch saß, atmete der Schwimmmeister merklich auf. Ich musste mir ein selbstgefälliges Grinsen verkneifen.

Er hob – immerhin – meine Tasche auf und marschierte zum Ausgang. Ich hasste es, jemandem folgen zu müssen, weshalb ich mich ein gutes Stück hinter ihm hielt, damit es nicht den Anschein erweckte, ich würde mich ihm unterordnen.

Oh ja, ich war eigen – und ich war stolz darauf!

Als er mir auf dem Flur meine Tasche überreichte, tat er, als würde er mir eine mühevoll errungene Trophäe präsentieren. Wahrscheinlich sahen einige weiblichen Angestellten zu. Bei diesem Gedanken musste ich mich selbst zur Ordnung rufen. Maiko! Reiß´ dich zusammen, er kann auch nichts dafür. Nein, das konnte er wirklich nicht. Mit zusammengebissenen Zähnen, einen fiesen Kommentar auf den Lippen, nahm ich meine Tasche und ging zum nächstbesten Föhn. Innerlich stöhnte ich auf. Das heute!

Seufzend nahm ich ein Kleidungsstück nach dem anderen heraus, breitete sie vor mir aus und stülpte die Tasche um, damit das restliche Wasser besser ablaufen konnte. Handy und Portemonnaie legte ich auf die Heizung gegenüber. Gegen jede Vernunft hoffte ich, dass mein Handy nicht schon wieder einen Wasserschaden hatte. Ich stellte mich so, dass ich die Heizung immer seitlich im Blick hatte und fing dann an, meine Sachen Stück für Stück trocken zu föhnen. Die Menschen, die kamen und gingen, warfen mir nur mäßig interessierte bis unsichere Blicke zu. Ich ignorierte sie. Ich ignorierte auch meine Mitschülerinnen, als sie aus der Umkleide kamen und sich die Hände vor den Mund hielten, um ihr Grinsen zu verbergen. Jemand blieb kurz neben mir stehen, ging dann aber doch weiter. Ich sah nicht hin, aber es war vermutlich Hinata gewesen, die nicht den Mut gefunden hatte, etwas zu sagen. Wie immer.

Ich vermutete stark, dass sie schon seit langem in unseren Mitschüler Naruto verliebt war, doch es einfach nicht über sich brachte, es ihm zu sagen. Er selbst hatte es noch nicht bemerkt, aber er war nicht der Einzige. Die meisten wussten nichts davon, denn Hinata verbarg ihre Gefühle recht gut. Sie war ohnehin sehr schüchtern, da fiel es kaum auf, dass sie ihm gegenüber fast gar kein Wort herausbrachte. Ich selbst hatte es erst vor zwei Wochen bemerkt und sie von da an, um sicher zu sein, beobachtet.

Im Nachhinein war mir klar geworden, dass das schon eine ganze Weile so gehen musste und ich bereute, dass ich mit Naruto geschlafen hatte. Mehrmals. Ich mochte ihn recht gern. Wir waren keine Freunde und unternahmen nichts weiter gemeinsam, aber wenn er manchmal ins Vollmond kam, unterhielten wir uns, wenn meine Zeit es zuließ, über dies und das und nachdem er einmal bis Feierabend geblieben war, mich in seinem Auto nach Hause gebracht hatte und noch mit in die Wohnung gekommen war, hatte es sich so ergeben. Ich war kein Freund davon, Sex zu planen. Entweder es passierte, oder es passierte nicht. Fertig. Tja, und mit Naruto war es einige Male passiert. Das kam bei mir nicht eben häufig vor. Wenn überhaupt, bekamen die meisten Männer mich nur einmal nackt zu sehen – abgesehen von den Fotos, die dank Akito an unserer Schule seit drei Jahren im Umlauf waren. Nun, wenn es sie glücklich machte, das zu sehen, was sie nie würden berühren dürfen...

Allerdings hatte mir das Ganze auch einige Probleme bereitet, denn Akito war nur an die Fotos herangekommen, weil er gespannt hatte, als ich mit seinem älteren Bruder Neji schlief. Der hatte nun ein ziemliches Problem mit diesen Fotos. Aber nur, weil Akito zu blöd gewesen war, ihn zu verpixeln. So wussten alle, dass er etwas mit der Schulschlampe gehabt hatte, die eigentlich Ino war, was aber keinen scherte, da sie wirklich mit jedem schlief, während ich sehr viel wählerischer war und damit den Zorn der Nicht-Auserwählten auf mich lud. Dass ich es nicht abstritt, schwächte seine Lügen, es handele sich um Fakes, noch mehr ab. Das nahm er mir bis heute übel. Sei´s drum. Ich sah ihn kaum noch, seitdem er sein Naturwissenschaftsstudium angefangen hatte.

Ein Aufschrei riss mich aus meinen Gedanken. Ich wusste sofort, von wem, und auch, warum.

Sasuke war aus der Umkleide gekommen und seine Freundin Sakura hatte ihn erblickt. Ich konnte förmlich die hasserfüllten Blicke auf mir spüren und lächelte leicht. Geschah ihm recht. Es passierte selten genug, dass der Schönling entstellt wurde. Ich würde seinen Anblick sicher in meinem Gedächtnis verwahren. Vielleicht versuchte ich mal, ein Bild zu malen. Doch bei dem Gedanken, ein Bild von ihm in meiner Wohnung zu haben, wurde mir schlecht. Ich sollte es seiner Ex schenken – bis es fertig war, war das wahrscheinlich Sakura, wenn nicht schon die Nächste.

Wie immer bei diesem Thema verdüsterte sich meine Stimmung. Wie konnten diese Tussis nur so bescheuert sein und immer und immer wieder bei ihm ankommen?! Es war ja kein Wunder, dass er so arrogant war zu glauben, jede Frau haben zu können – Halt! Nicht jede: Ich hatte ihn noch nie rangelassen und das würde auch in den nächsten drei Milliarden Jahren sicher nicht passieren!

Ein Schauer lief mir bei der bloßen Vorstellung über den Rücken und schon tauchte sein noch unversehrtes Gesicht vor meinem geistigen Auge auf, auf dem sich die blanke Lüsternheit beim Anblick meines nackten Körpers spiegelte. Sicher, sein Körper wirkte auch auf mich anziehend, aber sein Charakter machte das mehr als zunichte.

Innerlich den Kopf schüttelnd überlegte ich wieder einmal, wie es kam, dass manche Mädchen – oder eigentlich fast alle – genau das an ihm so toll fanden. Ich konnte es beim besten Willen nicht nachvollziehen. Für Dominanzspielchen war ich immer zu haben, aber das war etwas ganz anderes, als immer wie ein Stück Dreck behandelt zu werden! Während ich meinen Gedanken zu dem mir vollkommen fremden Phänomen Beziehung – oder wie man das bei dem Kerl nennen wollte – nachhing, arbeitete ich mich Stück für Stück vor.

Mittlerweile waren alle anderen wieder zur Schule aufgebrochen, um sich der letzten Doppelstunde zu stellen. Als mir das Bild unseres Lehrers Jiraiya in den Sinn kam, musste ich unwillkürlich grinsen. Ich mochte ihn gern, obwohl er unheimlich anstrengend war und man ihn in den Pausen einfach nicht mehr loswurde, hatte man erst ein Gespräch mit ihm am Laufen – und das ging verdammt schnell. Er war redselig und locker, hatte sogar darauf bestanden, dass wir ihn duzten und mit Vornamen ansprachen; andererseits hätte auch alles andere in Kombination mit seiner Person nur komisch geklungen. Trotzdem lernte man bei ihm eine Menge, wenn man zuhörte. Was aber um diese Uhrzeit im Hochsommer doch eher selten vorkam. Siebte und achte Stunde, Viertel zwei bis drei Uhr. Welcher Idiot...?!

Maiko!, ermahnte ich mich. Solange ich unter Menschen war, musste ich meine Aggressionen zügeln. Komm´ runter. Tief durchatmen. Ich befolgte meine selbst erteilten Befehle und wurde etwas ruhiger. Mit dem Versuch, meine gesamte Aufmerksamkeit auf die Tätigkeit meiner Hände zu richten, wollte es dennoch nicht so gelingen. Männer konnten so was doch, oder? Einfach abschalten? Ich versuchte es noch einmal. Nichts zu machen. Also begnügte ich mich damit, den Menschen, die vorbeikamen, in Gedanken die fiesesten Beleidigungen an den Kopf zu werfen, die mir in den Sinn kamen und vertrieb mir so die Zeit, bis ich endlich wieder trockene Sachen hatte – oder zumindest nur noch feuchte. Den Rest würde wohl die Außentemperatur erledigen.

Als ich alles in den Arm nahm und damit zurück in die Damenumkleide ging, um endlich das Handtuch abzunehmen, das ich immer noch um meinen inzwischen auch schon vollkommen trockenen Körper gewickelt trug, stellte ich zufrieden fest, dass selbst meine doch ziemlich dicken Haare schon gut getrocknet waren.

Wenigstens etwas.

Nachlässig warf ich das Handtuch auf die Fliesen und zog mich an. Es ging schnell. So was ging bei mir eigentlich immer schnell. Ich hasste es, zu viel Kleinkram an mir zu tragen. Selbst zu einem Gürtel musste ich mich überwinden und benutzte nur einen, wenn es sich absolut nicht vermeiden ließ. Heute hatte es sich glücklicherweise umgehen lassen. Ich trug eine dünne schwarze Stoffhose, die mir bis zu den Knien reichte, und ein hellgrünes Tanktop. Ich liebte Sachen, die mir meine Bewegungsfreiheit ließen. Und die brauchte ich jetzt auch!

Zunehmend hektischer werdend stopfte ich meine Schwimmsachen, Duschgel, Shampoo und das Handtuch in meine Tasche, stellte fest, dass sich mein Handy natürlich nicht mehr regte, schmetterte es samt Portemonnaie hinterher, machte den Reißverschluss so ruckartig zu, dass ich die kleine metallene Lasche zum Ziehen plötzlich ohne Anhang zwischen Daumen und Zeigefinger hielt, schmiss sie fluchend durch die halbe Kabine, woraufhin sich einige ältere Frauen empört nach mir umdrehten, schenkte ihnen noch einen kurzen, aber intensiven Sagen-Sie-jetzt-nichts!-Blick und polterte ungehalten hinaus.

Nachdem ich mir meine schwarz-weiß karierten Vans über meine nackten Füße gestreift hatte, trat ich aus der Schwimmhalle und wäre dabei fast in unseren Sportlehrer hineingelaufen. Er hielt mich an den Schultern fest und strahlte mich an.

„Maiko! Deine Kraft der Jugend scheint mich ja heute förmlich anzuspringen!“ Pass auf, dass ich dich nicht gleich anspringe!

Er sah meinen finsteren Blick entweder nicht, oder er übersah ihn. Typisch für ihn. Ich kochte und musste mich zusammenreißen, dem alten Herrn da oben auf seiner großen weichen Wolke nicht beide meiner Mittelfinger so weit es ging entgegenzurecken.

Was soll der Scheiß, du fetter alter Sack?!

Sensei Gai philosophierte noch ein bisschen über seine eigene Jugend, die er sich mithilfe eines strengen Trainings und immer munteren Gemüts erhalten hätte blablabla. Dann blickte er mich plötzlich von der Seite an, als sehe er mich gerade erst. „Warum bist du eigentlich nicht in der Schule? Hast du schon Schluss?“

Ich hatte keine Lust, ihm irgendetwas zu erzählen, deshalb entgegnete ich nur kurz „Jo.“ und ehe er noch etwas erwidern konnte, murmelte ich ein „Muss los.“ und schob mich an ihm vorbei die drei Stufen vor der Eingangshalle hinunter.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Thuja
2012-07-28T11:49:28+00:00 28.07.2012 13:49
Mein Fazit
ENDGEIL!!
Dein Stil ist… also er ist….was ich sagen will…… *sprachlos bin*
Deine Wortwahl ist perfekt, wie du alles beschreibst, wie du dich in die Charaktere hineinversetzt
Und ich mag sie, ich mag sie voll, weil ich sie für ihre Stärke bewundere.
Klar, diese extreme Form der Stichelei wird ihr bestimmt nicht total am Arsch vorbei gehen, aber es war so geil, wie selbstbewusst sie zu den Jungs gestürmt ist (ich musste mir das einfach bildlich vorstellen), ohne wenn und aber
Dennoch tat sie mir Leid.
Echt krass, was sie mit ihr anstellen. Und selbst die Mädchen stehen nicht hinter ihr. Im Gegenteil. Wirklich eine Schweinerei, wenn die ganzen Sachen nass sind und ihr armes Handy.
Ich habe richtig gejubelt, als sie Sasuke eine verpasst hat. Eat this Sasuke!!!



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