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Ein Bruder für jede Schwester

Flucht durch die Ewigkeit
von

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Ich komm zurück zu dir

Kapitel 37: Ich komm zurück zu dir
 


 

„Aus der tiefsten Sehnsucht entsteht oft der tödlichste Hass.“ (Sokrates)
 

Elijahs Sicht:

Es war mir wirklich ein Rätsel wie Menschen sich gegenseitig so etwas antun konnten und das meist auch noch aus einem banalen Grund.

Gut, in diesem Fall hatten die einen Menschen wirklich einen ehrenhaften Grund, aber die anderen sahen das sicher genauso.

Allerdings entzog es sich meiner Vorstellungskraft, warum sie nicht einsehen konnten, dass all das auch mal ein Ende haben musste und damit meinte ich nicht die Soldaten, die eigentlich am wenigsten dafür konnten.

Ich schlenderte über das verwüstete Schlachtfeld, wo alle hier Liegenden, egal woher sie kamen und wofür sie kämpften, eins gemeinsam hatten - sie würden zu demselben Ort gelangen.

Sie waren sowieso alle verloren und deswegen war das der perfekte Ort um jemanden zu finden, den keiner mehr suchen würde.

Aber keiner hier lebte noch, sie waren alle tot.
 

„Elijah, wir haben hier noch drei Überlebende“, rief mir einer meiner Gefolgsmänner zu.

Ich folgte ihn an einem Fluss, wo tatsächlich noch drei schwach atmende Soldaten waren.

„Gebt ihnen Blut und tötet sie dann“, wies ich sie an und sie taten was ich sagte.

Ich brauchte ein paar Gefolgsleute, damit sie mir bei meiner Suche halfen. Wiedermal hatte ich eine Spur, der ich nachgehen wollte, um sie zu finden.

Eigentlich drehten sich alle meine Taten seit über drei Jahrhunderten nur um sie.

Ich hatte damals recht gehabt, sie hatte mich gefesselt und ließ mich nicht mehr los.

All meine Gefühle drehten sich nur um sie.
 

Eine Spur machte mich stutzig.

Schwere Abdrücke.

Zwei Personen, der eine musste den anderen stützen oder ihn mehr mit sich schleifen, als alles andere.

In Vampir-Geschwindigkeit folgte ich der Spur und musste beeindruckt feststellen, dass die beiden fast zwei Meilen zurückgelegt hatten.

Es waren zwei konföderierte Soldaten.

Einer von ihnen war an einen Baum gelehnt, der andere lag am Boden.

Sie schienen zu schlafen oder waren ohnmächtig vom Schmerz.

Der schwarzhaarige junge Mann, der am Baum lehnte, schien nichts weiter als eine Schusswunde an der Schulter zu haben.

Der andere allerdings, hatte kaum mehr einen Herzschlag.

Ich drehte ihn um, da er auf dem Bauch lag und gab ihm mein Blut.

Den anderen zog ich am Kragen seines Hemdes hoch, um auch ihn mein Blut zu geben, doch dann fühlte ich etwas an seinem Hemdkragen, was ich mir genauer ansah.
 

Komm zurück zu mir.
 

Der Junge wurde von irgendjemand vermisst.

Von einer Frau, die wollte das er zu ihr zurück kam.

Seufzend ließ ich von ihm ab. An der Schulterverletzung würde er nicht sterben und er würde damit weiterkommen, besonders da sein Freund nun bald vollständig geheilt war.

Ich entschied mich um und ließ den beiden ihr menschliches Leben.

Ich schlug den am Boden liegenden auf die Wange, sodass er aufwachte.

„Geht nach Westen, nicht weit von hier ist ein Dorf. Dort werdet ihr sicher Verpflegung bekommen“, manipulierte ich ihn und er nickte ergeben.

Dann ließ ich wieder von ihnen ab und wandte ihnen den Rücken zu.

Sie hatten noch etwas zu verlieren, besonders der Eine.

Sollte er zurück zu seinem Mädchen gehen, das sicher sehnsüchtig auf ihn wartete.
 

Ich würde dasselbe tun.

Auch ich würde zu meinem Mädchen zurückkehren, allerdings aus einem ganz anderen Grund.

Zwar wird sie wohl nicht minder überrascht sein, aber sicher nicht ganz so glücklich.

Doch all meine Taten drehten sich um sie und darüber, dass ich zu ihr wollte.

Der Schmerz und der Hass, den sie mir beschert hatte und der wirklich einzigartig in seiner Intensität war, trieben mich automatisch zu ihr.

Helena.

Damals hatte ich sie für die unschuldigste und reinste Person gehalten, aber der Schmerz, der wie kein anderer war, sagte sie mir, dass sie eher ein Teufel war, als der Engel für den ich sie gehalten hatte.

Es schmerzte mehr als alles andere, was mir je passiert war.

Wie immer wurde alles andere bedeutungslos und blass neben ihr, selbst der Hass und der Schmerz.

Wie eine Art Fluch, der mich an sie fesselte und folterte.

Aber ich würde es beenden.
 

Nur musste ich sie dazu erst einmal finden.

Ich kehrte zurück zu meinen Gefolgsleuten. Sie hatten die drei Soldaten bereits aufgeladen.

Sie würden mir weiterhelfen, wenn auch nur geringfügig.

Die beiden Schwestern waren gut, das musste ich ihnen lassen. Sie hatten ihre Spuren eindeutig gut verwischt und es würde auch eine gute Portion Glück mit dazugehören bis ich sie fand.

Vielleicht war Virginia der richtige Ort, das hoffte ich zumindest, aber noch war es unklar.

Es war nicht so, dass die beiden sich auffällig benahmen oder Werbung von sich machten. Ich fand nur vereinzelt verstreute Gerüchte, die ich zusammensetzte.

So hatte ich schon einige Vampire gefunden, nur nicht sie.

„Bringt ihnen die Grundregeln bei, wenn sie aufwachen und danach zu mir“, gab ich den Befehl und sie nickten, wie es nicht anders sein konnte.
 

Wir begaben uns nach Richmond, wo wir in einem Gasthof Quartier bezogen hatten.

Ich ging auf mein Zimmer und goss mir einen starken Whiskey ein.

Kurz schweiften meine Gedanken zu dem Jungen oder jungen Mann, wie auch immer. Eigentlich war er bereits erwachsen.

Ob Helena auch auf mich wartete?

Natürlich nicht sehnsuchtsvoll, aber ob sich mich erwartete?

Ihr musste klar sein, dass ich sie suchte, eigentlich sogar noch viel verbissener als Klaus es tat.

Ich wusste er wollte sie leiden lassen, sicher auch Jahrhunderte lang.

Seine Rache würde sicher grausam sein.

Auch ich wollte Rache, allerdings wusste ich auch genau, dass ich sie nicht leiden lassen konnte und vor allem konnte ich sie nicht foltern, wie Klaus es sicher tun würde.

Ich hatte gelernt zu Allem grausam und hart zu sein, wenn ich es nur wollte, nur ihr konnte ich nichts antun.

Die Vorstellung ihr körperlich wehzutun war einfach absurd und würde mir selbst nur weitere Schmerzen bringen.

Ich wollte, dass sie Schmerzen hatte, so wie ich. Auf der anderen Seite konnte ich sie ihr nicht zufügen, da ich sie nicht leiden sehen konnte.

Trotzdem sehnte sich mein Herz nach Vergeltung für das was sie mir angetan hatte.
 

Ich ging zu dem Bild an der Wand rüber, das mit einem weißen Tuch verdeckt war.

Mit einem Ruck zog ich es weg und legte ihre ganze Perfektion, die sie auf diesem Bild vereinte, frei.

Das Bild hatte ich mitgenommen, nachdem Klaus das Anwesen ihrer Familie verwüstet hatte und all ihre Lieben getötet hatte.

Die Gemälde hatten mir wenig Aufschluss über ihre Familie gegeben. Sie alle strahlten Perfektion und Harmonie aus.

Es gab ein Familienportrait und von jedem Familienmitglied ein Einzelnes. So hatte ich erfahren, dass sie und ihre Schwester als tot galten und somit die Schande überdeckt wurde.

Katerina war eine Ausgestoßene und Helena war mit ihr gegangen.

Die Tagebücher ihres Vaters gaben mir mehr Einblick in ihre Familie. Sie war nach außen hin perfekt, aber innerlich genauso kaputt und verfault wie die meine.
 

Sie wurde von ihrem Vater beherrscht, der das Wort hatte und jegliche Ärgernisse sofort unterband.

Seine Frau hatte er nicht wirklich geliebt, auch nicht alle seine Kinder.

Er hatte wenig für den Jüngsten, David, übrig. Er fand ihn zu albern und verweichlicht.

Auch Katerina konnte er wenig abgewinnen, da sie ihm zu unreif und undiszipliniert war. Er verbannte sie aus seiner Familie, als sie von einem armen Dorfjungen ein Kind bekam.

Sie waren kurzzeitig durchgebrannt, aber ihr Vater hatte sie wieder eingefangen und den Jungen getötet.

Danach wurde Katerina vor allen verschlossen bis sie ihr Kind bekam. Über den Verbleib stand nichts, aber ich konnte mir gut vorstellen was er damit getan hatte, wenn ich seine anderen Maßnahmen bedachte.

Er hatte Philipp und Christoph geduldet und auch gemocht.

Wirklich stolz war er allerdings nur auf Gabriel und Helena, er hatte die beiden wohl wirklich als einzige geliebt.

Bis Helena mit ihrer Schwester ging, was ihn tief verletzt und enttäuscht hatte.

Danach hatte er nie wieder ein Wort über sie verloren, weder ein gutes, noch ein schlechtes.

Die Familie war schon zerstört gewesen bevor Klaus es tat.
 

Ich blickte auf Helenas Gesicht, das schöner nicht sein konnte.

Nie hatte ich etwas Schöneres als sie gesehen, kein anderes Mädchen kam an ihre Vollkommenheit heran.

Was sollte ich nur tun, um sie für meinen Schmerz zu bestrafen?

Der Verlust ihrer Familie musste ihr wehgetan haben, aber sicher war es kein Vergleich mit dem meinen Verlust.

Ich dachte daran sie einzusperren, in alle Ewigkeit in ein Verließ, wo sie nicht mehr herauskam.

Mit oder ohne Blut.

Vertrocknet oder verdammt zum stillen Alleinsein.

Vielleicht sollte ich auch ihre Schwester töten. Sie hatte gesagt sie wäre ein Teil von ihr.

Ein Teil ihrer Seele.

Eigentlich wäre genau das perfekt.

Sie hatte mir meinen Teil der Seele genommen, ich würde ihr den Ihren nehmen.

Sie hatte es damals gesagt, aber ich hatte es nicht wirklich gehört, es nicht als das erfasst was es war.

Das Wichtigste für sie war ihre Schwester.

Ich war nicht der andere Teil ihrer Seele gewesen, der sie für mich war.

Sie hatte mich verraten.

Ich verhüllte das Bild wieder mit dem Laken, begrub meine Gedanken von ihr, damit sie mich nicht zerfraßen.

Der Schmerz in mir wandelte sich wieder zu Hass und ich wusste ich musste sie wieder haben.

Ich musste sie wieder haben.

Auch wenn mir noch nicht klar war, was ich danach tun würde.

Aber ich musste zu ihr zurück.



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