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Out of the Fire

[Wichtel-Geschichten]
von

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On helplessness, friendship and hope (pt. 1)

Okay, schon wieder ein Zweiteiler, weil es einfach so lang wurde. Nächster Part kommt dann, wenn ich ihn fertig habe. Die Geschichte spielt wieder in meinem Mutant-'verse, was ein paar Jahre in der Zukunft liegt, darum ist es ein wenig SciFi, wenn das auch kaum auffällt, glaube ich.

Anyway, ich hatte ein paar Probleme mit den Vorgaben und so, aber nachdem erst mal eine Idee da war, hatte ich viel Spaß mit der Geschichte und ich mag sie. :) Sie ist allerdings doch etwas anders geworden, als ich gedacht hab und den einen oder anderen Charakter hab ich leider noch nicht so gut im Griff, wie ich das gern hätte.

Das Thema waren die Gesprächsfetzen und offensichtlich ist es auch Eigene Serie. Außerdem hab ich aus den likes-Wünschen doch einen kleinen Mischmasch gebaut und zwar einen anderen, als ich eigentlich wollte. Whatever.
 

Widmung: abgemeldet

Also, ich hoffe, es gefällt.

Ich hab, während ich nach einer Story gesucht hab, festgestellt, das wir uns schon früher mal über den Weg gelaufen sind - die Welt ist echt klein. Als eigentliches Thema wollte ich Freundschaft haben und auch wenn es drin ist, ist es doch etwas in den Hintergrund gerückt. u.u

So, trotzdem viel Spaß mit der Geschichte. ^.^
 

~~~~~~~
 

On helplessness, friendship and hope
 

Es war still in der Bibliothek, nur das leise Klackern von Tastaturen, das Geräusch von Schritten und leise Stimmen von Studenten durchbrachen die Ruhe. Die Regale, die in langen Reihen in den Räumen verteilt waren, schluckten das meiste, und nur an den langen Tischen mit den dort eingerichteten Lernplätzen war es etwas lauter.

Die Deckenlichter gaben ein sanftes, goldenes Licht ab, es roch nach Staub, Papier und, wie Deirdre schwören würde, Ehrwürdigkeit und Wissen. Die zahlreichen flachen Computerbildschirme, die überall verteilt waren, leuchteten in einem kälteren Blau.
 

Dennoch stützen sich viele Studenten auf die traditionellen Mittel, schlugen in Büchern nach, stapelten die dicken Wälzer um sich herum und nutzten nicht immer – und manche sogar recht selten – die technologischen Medien, die ihnen zur Verfügung standen. An anderen Instituten, das wusste Deirdre ganz genau, war es anders. Aber hier handelte es sich immerhin um eine geschichtliche Abteilung und die Professoren hielten dazu an, sich von den gewohnten Pfaden, die man von der Schule kannte, zu lösen und sich zurückzubesinnen. Manche Studenten hatten vorher sogar noch nie ein echtes Buch zur Hand genommen, hatten sich immer auf ihre Computer gestützt, die E-Books und alles, was dazugehörte.

Deirdre fand die Atmosphäre der Bibliothek, die unter anderem auch durch die Bücher und alles, was damit zusammenhing, erzeugt wurde, beruhigend und entspannend. Darum lernte sie am liebsten hier, inmitten all der anderen Studenten, die herumwuselten und teilweise doch recht viel Lärm machten. Aber auf sie hatte das ganze keinen störenden Effekt. Vielleicht konnte sie sich einfach besser konzentrieren als manch anderer.
 

„Wusste ich doch, dass du hier herumsitzt und so tust, als würde etwas in deinem hübschen Köpfchen stecken.“, bemerkte plötzlich eine spöttische, unangenehm schrille (zumindest kam es ihr so vor) Stimme hinter ihr.

Deirdre erstarrte. Da ging die Ruhe und Entspannung hin… Langsam drehte sie sich um und fixierte das junge Mädchen, das da so plötzlich hinter ihr aufgetaucht war. Es war groß, schlank, hübsch und langbeinig, der Typ Frau, dem Männer schon hinterherschauten, wenn sie vorbeiging. Ihr langes, hellbraunes Haar floss ihr wie Seide den Rücken hinunter und sie trug ein grelles, enges T-Shirt mit irgendeinem Bandlogo und V-Ausschnitt, das den Ansatz ihrer wohlgeformten Brüste zeigte. Im Moment hatte sie die vollen, rosa geschminkten Lippen zu einem höhnischen Lächeln verzogen, das ihr gar nicht stand, und ihre Augen waren kalt.

Deirdre seufzte genervt. Madison Boivin war nicht nur die Geisel ihrer Schulzeit gewesen, sie schien zu beabsichtigen, ihre persönliche Fehde auch während der Universität weiterzuführen. „Was willst du? Du hast dich doch nicht nur wegen mir hier hoch gequält, oder? Wenn doch, zieh Leine, es gibt hier Leute, die wollen hier tatsächlich etwas lernen und nicht nur einen Abschluss machen, weil der sich im Lebenslauf gut macht.“ Sie wedelte mit der Hand.
 

Doch Madison lachte nur. „Wo denkst du hin? Warum sollte ich wegen dir einen Umweg machen? Das bist du nicht wert. Ich hab dich nur zufällig gesehen und dachte, ich begrüße dich kurz.“ Sie tätschelte kurz Deirdres Schulter. „Du bist doch etwas ganz außergewöhnlich Abnormes. Wie kann ich da einfach vorbeigehen?“

Das klang, als würde mit Deirdre etwas nicht stimmen. Doch die verzog nur unwillig das Gesicht. „Hau ab. Auf dich wartet doch sicher jemand.“

Madison grinste wieder. „Unhöflich wie immer. Übrigens, wie geht es denn deiner Schwester? Wie ich hörte, ist sie etwas genauso … Besonderes wie du, nur ein wenig anders.“ Die Art, wie sie diesen Satz aussprach, zeigte, dass da tatsächlich etwas war, auf das sie hinauswollte. Etwas, was Deirdre wissen sollte, aber sie verstand die Anspielung nicht.

Mór war ein süßes Ding, ihre geliebte, kleine Schwester, aber sie war noch nie Gegenstand von Madisons bösartigen Bemerkungen gewesen. Vielleicht, weil selbst Hexen wie Madison irgendwo ein Herz haben mussten und sie es bei jüngeren Schwestern fand – sie hatte immerhin selbst eine. Was war denn da kaputt gegangen, dass sich das jetzt plötzlich änderte?
 

Und an Mór war sicher nichts abnorm oder krank, wie Madisons Tonfall andeutete! Deirdre stand heftig auf, bereit, ihre kleine Schwester vor irgendwelchen blöden Anschuldigungen zu beschützen. „Lass bloß meine Schwester da raus! Sie hat nichts mit uns zu tun! Von was redest du überhaupt!?“

Über das Gesicht ihrer Lieblingsfeindin huschte kurz ein verdutzter Ausdruck – hatte sie tatsächlich erwartet, Deirdre würde sie verstehen mit ihrer geheimnisvollen Andeutung? „Ach, verpiss dich doch einfach.“, knurrte sie.

Madison lächelte jedoch nur leicht, ein berechnender Ausdruck in den Augen, und Deirdre konnte sehen, wie sich hinter ihrer Stirn die Zahnräder drehten. Was auch immer sie von Mór dachte, sie überlegte gerade, wie sie es am besten benutzen konnte, um deren großer Schwester zu schaden. Gut, dass es da nichts gab.

„Wie du wünschst.“, antwortete Madison und hinter ihrem Lächeln verbarg sich pures Gift. „Wir sehen uns dann.“ Winkend schritt sie auf hochhakigen Schuhen davon.
 


 


 

Ihr Smartphone vibrierte gerade, als sie aus der U-Bahn stieg. Verwirrt zog Deirdre das flache Gerät aus der Tasche und blickte auf die Anzeige. Mrs. Huxley stand auf dem Bildschirm, unter einem Bild von Mórs Schule – ihre Klassenlehrerin. Verwirrt runzelte Deirdre die Stirn und fragte sich, was die Frau wollte.

Sie hatte gerade eben mit ihrer kleinen Schwester telefoniert und ihr versichert, gleich zu Hause zu sein. Es konnte also nichts passiert sein. Mór hatte sich etwas aufgelöst angehört, aber sie war sicher in dem Apartement. Also konnte es nicht sein, dass sie einen Unfall gehabt hatte oder etwas Ähnliches geschehen war.

Und etwas angestellt hatte sie sicher nicht. Mór mochte ein Faible für Streiche haben und manchmal eine zu freche oder patzige Antwort geben, aber bis jetzt hatte noch nichts davon einen Anruf bei den Eltern – oder wie in ihrem Fall bei der großen Schwester, weil ihr Vater ständig unterwegs und die Mutter tot waren – gerechtfertigt.

Was wollte die Lehrerin denn dann? Nun, es gab wohl nur eine Möglichkeit, das herauszufinden.
 

Während sie die Treppe zur Straße hochlief, nahm sie den Anruf entgegen und hielt das Telefon an das Ohr. „O’Leary.“, meldete sie sich und wurde auch gleich mit einer angenehmen, dunklen Stimme in äußerst korrektem Englisch begrüßt: „Guten Tag, Miss O’Leary. Hier spricht Mrs. Huxley, die Klassenlehrerin ihrer Schwester?“

„Ja, ist … ist etwas geschehen?“ Jetzt schlich sich doch ein besorgter Tonfall in ihre Stimme. Vielleicht war Mór wegen so etwas so beunruhigt gewesen? Und manchmal hatte sie äußerst seltsame Prioritäten… Vielleicht hatte sie doch einen Unfall gehabt und freute sich jetzt, dass sie ein paar Tage zuhause bleiben konnte. Aber dann hätte man die Familie schon vorher benachrichtigt, richtig?

„Ja, das kann man wohl sagen.“, antwortete die Pädagogin vorsichtig. „Aber … sicher nichts von dem, an das Sie jetzt denken. Ihrer Schwester geht es gut.“

Deirdre grinste und strich sich das lange, dunkelbraune Haar aus der Stirn, das der Wind ihr ins Gesicht trieb, als sie endlich auf die Straße trat. Um sie herum ragten die monströsen Wolkenkratzer der Stadt in den Himmel, mächtige, ein oder zwei kilometerlange Blöcke aus Beton, Metall und Glas. Straßen, Wege und Plattformen zogen sich zwischen ihnen kreuz und quer durch die Luft und UV-Lampen spendeten Helligkeit.

Manchmal, wenn sie in einer bestimmten, komischen Stimmung war, stellte sie sich an ein Geländer, welche überall die Ränder begrenzten. Dann blickte sie nach unten in die Tiefe, die sich irgendwann in Dunkelheit verlor, hunderte Meter unter ihr, wo man den Boden nicht mehr sehen konnte – vermutlich nicht einmal könnte, wenn genug Licht da wäre.
 

Aber das spielte jetzt wohl keine Rolle. Sie konzentrierte sich wieder auf das Gespräch. „Ich weiß, ich habe gerade mit ihr gesprochen. Was gibt es?“

Für einen Moment blieb es still, dann fragte die Lehrerin mit einem forschen Unterton in der Stimme: „Hätten Sie Zeit, kurz in der Schule vorbeizukommen?“

Das brachte Deirdre für einen Moment zum Stocken. Vorbeikommen? In der Schule? Es musste wirklich etwas äußerst Ernstes vorgefallen sein, wenn Mrs. Huxley sie vorlud. „Wi…wieso, was ist passiert? Ich muss … ich muss erst zu Mór, ich hab ihr versprochen, gleich Zuhause zu sein und meine Hausaufgaben und… Ich…“ Sie unterbrach sich. Was stammelte sie hier so herum? „Geht es morgen auch? Heute habe ich wirklich keine Zeit mehr.“

Auf der anderen Seite war es still und sie konnte beinahe hören, wie sich die Zahnräder im Kopf der Lehrerin drehten, als sie nachdachte. Sie schloss für einen Moment die Augen und hoffte, ehe sie sich wieder auf ihren Weg konzentrierte und sich an den Menschen vorbeidrängte, die ihr entgegenkamen oder in die gleiche Richtung liefen wie sie. Sie wollte jetzt einfach nur nach Hause, Mór sehen und wissen, dass es ihr wirklich gut ging.
 

„Nein, ich glaube, solange kann es nicht warten, Sie müssen das wirklich jetzt erfahren.“, erklärte Mrs. Huxley bestimmt. „Aber dann muss ich es ihnen einfach so sagen. Ich wollte das eigentlich nicht am Telefon besprechen, weil es so ernst ist, aber …“ Die Stimme der Frau verklang. Anscheinend wusste sie auch nicht ganz, wie sie die Sache angehen sollte. „Vermutlich spielt es sowieso keine Rolle. Also hören Sie gut zu. Ich werde das nur einmal sagen.“ Die Lehrerin verstummte erneut, aber dann rückte sie endlich mit der Sprache heraus: „Heute im Sportunterricht gab es einen Zwischenfall.“

Deirdre überkam es heiß und kalt. Sie hatte ihre eigenen schlechten Erinnerungen an den Sportunterricht und nicht wenige davon hingen mit Madison zusammen. Und für manche Blamage dort würde sie heute noch gern im Erdboden versinken. Hoffentlich war es nicht so etwas?! Mór war doch immer bei allen so beliebt gewesen…?

„Ich dachte immer, Mór wäre einfach nur etwas schüchtern, weil sie sich immer im Klo einschließt, wenn sie sich umziehen soll, aber heute habe ich zufällig herausgefunden, was wirklich los ist.“, fuhr die Lehrerin rasch fort.

Das hörte sich doch gar nicht so schlimm an…?
 

Aber Mrs. Huxley holte tief Luft. „Ihre Schwester ist eine Mutantin, Miss O’Leary.“

Deirdre erstarrte abrupt und bemerkte den Kerl, der dadurch beinahe in sie hineinlief, und seine Beschimpfungen kaum. „Wa… was? Bitte?“

„Ich… bitte, Sie haben mich verstanden und ich mache keine Witze darüber. Ich habe es niemand anderem gesagt und werde das auch nicht tun. Aber ich glaube, Sie sollen das wissen.“

Deirdre konnte sich noch immer nicht rühren, stand mitten auf dem Gehweg und hielt den Verkehr auf, der um diese Uhrzeit allerdings sowieso nicht so groß war. Diese Neuigkeit kam so völlig überraschend… Sie hatte rein gar nichts bemerkt. Seit wann…? Und warum war ihre kleine Schwester nicht zu ihr gekommen? Sie war doch immer für sie da gewesen? Ihr war zum Heulen zumute. Was sollte sie jetzt tun?
 

„Ich… Da…danke.“, murmelte sie. Sollte sie ihren Vater anrufen? Aber was konnte der schon tun? Der war doch sowieso nie da… Nein, das war etwas, um das sie sich kümmern müsste, auch wenn sie sich im Moment so verdammt hilflos fühlte… „Ich…“

Mrs. Huxley unterbrach sie: „Ich kann Ihnen auch nicht helfen, Miss O’Leary. Aber ich glaube, sie sollten mit Mór darüber sprechen und dafür sorgen, dass es sonst niemand herausfindet. Ich kann nur noch einmal sagen, dass das von mir niemand erfahren wird und es ein Geheimnis bleiben wird. Ich … habe so etwas noch nie gesehen. Diese Mutationen nehmen doch ein größeres Ausmaß an, als man in den Nachrichten so hören kann…“ Die Stimme der Frau verklang. „Ich… Auf Wiederhören, Miss O’Leary.“ Die letzten Worte waren sanft, aber nachdrücklich. Anscheinend hielt die Lehrerin es tatsächlich für besser, wenn sie sich nicht weiter in die Sache einmischte – beziehungsweise, wenn sie sich nicht damit befassen musste. Deirdre verstand sie.

„Ja… ich … danke, vielen Dank. Guten Abend noch.“ Die letzte Phrase kam ihr hohl und leer vor, aber sie wusste nicht, was sie sonst sagen sollte. Mechanisch schob sie das Smartphone wieder in ihre Tasche und lief los, noch rascher als vorhin. Sie wollte so schnell wie möglich ihre kleine Schwester sehen und sich vergewissern, dass es wirklich wahr war. Dass ihre kleine Schwester, ihre süße Mór, tatsächlich eine Mutantin war.

Aber warum sollte die Lehrerin lügen? Sie hatte so besorgt geklungen und aufrichtig… Aber da war das kleine Fünkchen Hoffnung, das bald erlöschen wurde. Solange das noch bestand, solange sie noch nichts gesehen hatte, konnte sie es noch ignorieren, das riesige Problem, das da auf sie wartete.
 

Deirdre schloss die Haustür auf, die in das Mehrfamilienhaus führte, eilte an dem Concierge in der großen, freundlichen Eingangshalle vorbei und wartete nicht erst auf den Aufzug, sondern stürmte die drei Treppen zu Fuß hoch. Da ihr Vater, trotz all seiner Unverantwortlichkeit nicht schlecht verdiente, lebten sie in einem äußerst luxuriösen Apartment in einem der besseren Teile der Stadt. Alles war sauber, sicher und hell. Und die Leute achteten die Privatsphäre.

„Mór?“, rief sie den Flur hinunter, kaum dass sie die Wohnungstür aufgestoßen hatte. „Morag, bist du da?“

Die Tür fiel hinter ihr wieder ins Schloss und einen Moment später kam Mór schon um die Ecke geschossen und warf ihre Arme um Deirdre. „Du bist da!“, rief sie und ihr Griff war beinahe zu eng.

Die Schwestern sahen sich sehr ähnlich – beide hatten sie dichtes, dunkles Haar, das ihnen lang über die Schultern fiel, und erstaunlich grüne Augen, auch wenn Mórs heller waren und vermischt mit einem freundlichen Braun. Auch ihre Gesichtszüge wirkten beinahe wie aus einem Guss und sie hatten beide die langgliedrige Gestalt der Mutter geerbt. Doch das neunjährige Kind hatte natürlich noch nicht die hochgewachsene, kurvige Figur ihrer großen Schwester.
 

„Hey, Morag.“, begrüßte sie das Mädchen zärtlich und ließ ihren Rucksack einfach fallen. Sie löste sich aus der Umklammerung, wuschelte der Kleinen durch das weiche Haar und fragte sich, wie sie anfangen sollte. Was sie sagen sollte. Wie sie fragen sollte. Was sie tun sollte.

„Morag… Mór. Deine Lehrerin hat mich eben angerufen.“ Die Angesprochene starrte sie aus riesigen, glänzenden Augen an und Entsetzen stand in ihr Gesicht geschrieben. Anscheinend wusste sie ganz genau, auf was Deirdre hinauswollte. „Wegen … wegen dem, was im Sportunterricht vorgefallen ist.“

Mór blickte zu Boden. Und dann fing sie an zu weinen.
 


 


 

Es hatte ewig gedauert, Mór zu beruhigen. Die ungelenken Worte ihrer Schwester hatten sie völlig aufgewühlt und so verängstigt, dass Deirdre zuerst nicht gewusst hatte, was sie sagen sollte. Was sie denken sollte. Was sie tun sollte. Die Hilflosigkeit, die sie seit Mrs. Huxleys Anruf ergriffen hatte, hatte sie auch hier nicht verlassen, war nur noch stärker geworden.

Mórs Worte – „Bitte, jag mich nicht weg.“ „Bitte, ich werde auch keine Streiche mehr spielen, ich werde ganz brav sein.“ „Bitte, ich will hier bleiben.“ „Bitte, bitte, bitte.“ – hatten alles nur noch schlimmer gemacht. Als ob sie ein Monster wäre, das seine kleine Schwester fressen würde, wegen … wegen … wegen so etwas. Als ob es Mórs Schuld wäre. Als ob es irgendetwas ändern würde. Als ob sie darum gebeten hätte. Als ob sie dadurch zu dem Monster geworden wäre. Als ob!

Und Deirdre bekam das Bild trotzdem nicht aus dem Kopf.

Das Bild von den türkis- und jadefarbenen, geschmeidig wirkenden Schuppen, die sich über Mórs Rücken ausbreiteten, ausgehend von der Wirbelsäule.

Egal, wie sehr sie sich dagegen wehrte, ihre Gedanken kehrten immer wieder dorthin zurück. Es war grotesk. Es war verrückt. Es war zum Heulen. Erneut blickte sie zu ihrem Smartphone hinüber, das auf dem kleinen Glastisch lag, der neben dem Fenster stand. Davor breitete sich Dunkelheit aus, nur die Straßenlampen und zwei oder drei erleuchtete Zimmer bildeten winzige Quellen des Lichts in etwas, das aussah wie ein Abgrund.
 

Sie hatte nur eine der Lichterleisten in der Decke an gelassen, ansonsten lag die gesamte Wohnung im Dunkeln.

Mór schlief jetzt endlich auf dem breiten Sofa, das an der anderen Wand stand, und morgen würde sie nicht zur Schule gehen. Deirdre würde nicht zur Uni gehen – sie würde sich sowieso auf nichts konzentrieren können. Aber sie musste dennoch eine Lösung finden.

Wieder wanderte ihr Blick zu dem Telefon hinüber. Sie konnte damit nicht allein fertig werden. Sie brauchte jemand, mit dem sie sprechen konnte. Mit dem sie denken konnte. Und da gab es sicher nicht viele.

Mit einem lauten Seufzen griff sie nach dem kleinen Gerät und klickte sich ins Telefonbuch. Sie flippte hindurch, bis sie zu einem Namen kam. Papa stand da, aber sie zögerte. Sollte sie ihn anrufen? Was wenn er mit einer mutierten Tochter nichts zu tun haben wollte? Würde er dem allgemeinen Strom der Gesellschaft folgen? Die Mutanten ausstoßen, verteufeln, verachten?

Wie traurig war es, dass sie keine Antwort auf diese Frage geben konnte?
 

Deirdre hatte, wenn sie ehrlich war, vorher noch nie Gedanken darüber gemacht, sie nur am Rande mitgekriegt, die Mutantenproblematik. Sie war nicht politisch interessiert, sie hatte sich nur wenig über gesellschaftliche Streitfragen informiert, sie hatte von all dem nichts wissen wollen. Sie hatte genug eigene Probleme. Sie wusste nur, was jeder wusste, aber sie wusste durchaus, dass sie sich daraus kein Urteil erlauben durfte. Dazu hatte sie einfach zu wenige Informationen, die nicht verdreht, durcheinander oder aus der Luft gegriffen waren.

Das Mutanten-Problem, sagten die Medien.

Die Mutanten-Bedrohung, sagten die Politiker.

Die Zukunft, sagten einige Wissenschaftler.

Aber das waren so wenige, dass ihre Stimmen in der Flut der Gegenteiligen untergingen – sie hatte nur einmal in einer alternativen Zeitschrift darüber gelesen und das auch nur, weil dieser Artikel so anders gewesen war und sich so abhob von der öffentlichen Meinung und etwas anderes sagte als das, was sowieso jeder wusste – oder glaubte zu wissen.

Sie hatte keine Meinung über dieses Thema.

Was war es sie angegangen? Sie hatte genug zu tun, sich um ihre Schwester zu kümmern, ihr Studium voranzutreiben und nebenbei mit ihren Freunden noch ein wenig Spaß zu haben. Zu mehr fehlte ihr einfach die Zeit.
 

Wenn sie selbst keine Meinung dazu hatte, wie konnte sie von ihrem Vater eine erwarten? Wie konnte sie eine Entscheidung von ihm erwarten? Dazu war er nie bereit gewesen… Ja, sie liebte ihren Vater. Aber ihr war bewusst, dass es bessere Väter gab, bessere Männer, die nicht einfach von der Verantwortung davonliefen, nur weil ihnen die Frau wegstarb. Und genau das hatte Meallán O‘Leary getan.

Es war Deirdre gewesen, die die Verantwortung übernommen hatte, für sich und für Mór und sogar ein bisschen für ihn. Sie war da gewesen, sie hatte die Rolle ihrer Mutter eingenommen, obwohl sie selbst noch trauerte, sie hatte alles getan und er war nur weggelaufen.

Nein, ihn konnte sie jetzt nicht anrufen. Was konnte sie von ihm schon erwarten?

Sie scrollte wieder nach oben, bis sie einen anderen Namen erreichte, den, an den sie sich immer wandte, wenn sie Rat brauchte. Jay stand da und sie ließ das kleine Gerät die Verbindung herstellen.

Die Zeit, die Jayden Dalton brauchte, um abzunehmen, kam ihr wie eine Ewigkeit vor und sie fragte sich mit jedem vergehenden Augenblick, ob das so eine gute Idee gewesen war. Aber sie konnte jetzt nicht einfach auflegen und … sie vertraute Jayden, er war wie der Bruder, den sie nicht hatte. Sie kannten sich schon ewig und drei Tage – immer, im Grunde seit dem Kreißsaal. An wen sollte sie sich sonst wenden?
 

„Ja?“, meldete sich schließlich seine verschlafene, dunkle Stimme und Deirdre ließ die Luft entweichen, von der sie nicht gewusst hatte, dass sie sie anhielt. „Jay?“, wollte sie wissen und wunderte sich selbst darüber, wie dünn ihre Stimme klang. „Jay, ich…“

„Deirdre?“ Jetzt klang er wacher. „Deirdre, es ist … zwei Uhr in der Nacht. Was ist passiert?!“ Seine Stimme war alarmiert und sie konnte das Rascheln der Bettdecke im Hintergrund hören. Das war eine der Eigenschaften, die sie so an ihm liebte. Er beschwerte sich nicht, er jammerte nicht, er wunderte sich nicht. Er war da, wenn sie ihn brauchte.

„Ich…“ Sie zog die Nase hoch und merkte, dass sie weinte. „Ich…“ Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Wie konnte sie ihm das auch erklären? Und dann noch über das Telefon?

„Okay.“, erklärte Jayden. „Ich bin gleich da. Ich ruf dich dann wieder an, damit du mich reinlassen kannst.“

„Danke.“, antwortete sie und beendete den Anruf. Sie zog ihre Strickjacke enger um sich und schniefte. Eigentlich war es die Jacke ihrer Mutter, aber sie hatte sie geerbt und seitdem trug sie sie, wenn es ihr schlecht ging oder wenn sie sich an etwas festhalten musste. Es hatte immer eine beruhigende Wirkung auf sie gehabt – als wäre ihre Mutter noch immer da. Sie wüsste jetzt sicher, was zu tun war.
 

Wie lang würde es dauern, bis Jayden da war? Er wohnte nicht in ihrem Viertel, das konnte seine Familie sich nicht leisten. Aber so weit weg war er nun auch wieder nicht. Und die U-Bahnen fuhren ja zu jeder Tages- und Nachtzeit und zur Not konnte er sicher das Auto nehmen und….

Sie sprang auf und lief unruhig hin und her. Ihr Blick wanderte immer wieder zu der beleuchteten Uhr, die im Flur hing. Die Zeiger schienen quälend langsam voranzuschleichen. Als Mór unruhig wurde, verließ sie das Wohnzimmer, schnappte sich einen Schlüssel und lief in die Eingangshalle hinunter. Sie konnte ja ebenso gut hier warten wie oben in der Wohnung. Hier lief sie wenigstens nicht in Gefahr, ihre kleine Schwester zu wecken, was sie auf keinen Fall wollte.

Der Nachtwächter warf ihr zwar einen seltsamen Blick zu, aber sie ignorierte ihn völlig. Erst, als Jayden an die gläserne Eingangstür klopfte, gab sie dem Mann ein Zeichen, dass alles in Ordnung war und der Junge vor dem Gebäude keine Gefahr darstellte, sondern zu ihr gehörte.
 

Jayden grinste sie an, als er eintrat. Er war so alt wie sie, zwanzig, wirkte aber manchmal älter und meistens jünger. Im Moment traf trotz des Grinsens ersteres zu.

Sein schwarzes Haar fiel ihm unordentlich in das gutaussehende Gesicht – er schien sich nicht damit aufgehalten haben, sich zu kämmen – und seine stechend blauen Augen blickten sie forschend an. Sein Vater war schwarz gewesen, weswegen seine Haut einen viel dunkleren Ton hatte als ihre und der einzelne Goldohrring in seinem linken Ohr hob sich deutlich davon ab. Er trug alte Jeans, eine Lederjacke über dem T-Shirt und wie gewohnt die Kette mit den beiden Dogtags seiner Eltern.

„Scheiße, du siehst aus, als hätte dich ein Bulldozer überrollt oder so.“, bemerkte er und legte ihr den Arm um sie. Deirdre schluchzte und ließ sich von ihm nach oben und in die Wohnung dirigieren. Ein Blick in das Wohnzimmer zeigte ihm, dass das im Moment kein guter Ort für eine Unterhaltung war, also schob er die Tür zu und brachte sie in die Küche. „Soll ich dir einen Kakao machen?“
 

„Ich…“, begann Deirdre wieder und sank auf einen der Barhocker. Dann nickte sie. „Bitte.“ Während er sich so leise wie möglich an die Arbeit machte – er kannte sich in ihrer Küche mindestens ebenso gut aus wie in der eigenen, wenn nicht sogar besser – starrte sie auf ihre verschränkten Hände und versuchte, ihre Gedanken zu sammeln.

Als er ihr schließlich die große, bauchige Tasse mit dem Katzenmotiv darauf unter die Nase schob, zuckte sie zusammen, ehe sie das Gefäß entgegennahm. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie die Zeit vergangen war. Er hatte sich selbst auch eine Tasse gemacht und wie er ihr jetzt da so gegenübersaß, die lange, athletische Gestalt auf den Stuhl gefaltet, den grellgrünen Becher mit der dampfenden Flüssigkeit darin in der Hand, das Gesicht ernst, hatte etwas ungemein Beruhigendes auf sie.

Jemand, der ihn nur flüchtig kannte, nur aus dem Unterricht oder so nebenbei würde ihn nicht wiedererkennen. Eigentlich war Jayden ein Spaßvogel. Jemand, der keinen noch so peinlichen oder blöden Witz auslassen konnte. Jemand, der das Leben auf die leichte Schulter nahm und zu allem eine dumme Bemerkung hatte. Aber sie wusste, dass noch viel mehr in ihrem Sandkastenfreund steckte. Dass er jetzt nichts fragte, sondern nur an seiner Tasse nippte, zeigte das nur einmal mehr.
 

Sie versuchte, ihre Erlebnisse dieses Abends zusammenzufassen und zu erklären und setzte mehrmals dazu an. Aber sie wusste einfach nicht, wie sie beginnen sollte. Schließlich, als er sie über seiner geleerten Tasse hinweg fixierte, wollte sie nicht länger herumdrucksen. „Heute hat mich Mrs. Huxley angerufen.“

Verwirrt zog er die Augenbrauen hoch. „Wer…?“

„Morags Klassenlehrerin. Sie … es gab im Sportunterricht einen Zwischenfall und…“ Sie verstummte. Wie sollte sie es ihm sagen?

„Morag geht es doch gut, oder?“ Er blickte beunruhigt in die Richtung des Wohnzimmers, wo die Kleine auf dem Sofa schlief.

„Ja, sie … naja. Sie ist nicht verletzt oder so.“ Deirdre hob hilflos die Schultern. „Sie ist … sie ist eine Mutantin, Jay…“ Sie schluchzte. „Ich… sie war völlig durch den Wind, als ich sie danach gefragt hab. Und jetzt schläft sie, weil sie so total fertig ist und nicht, weil sie es will. Ich war grad auf dem Nachhauseweg und noch völlig mit den Gedanken bei meinem Seminar und diese blöde Kuh Madison hat mich heute auch genervt und dann das noch und Mór hat mir nichts davon gesagt, Jay! Sie hat sich mir nicht anvertraut und sie hat darum gebettelt, dass ich sie nicht rauswerfe, als ich gefragt habe und bin ich so eine schlechte Schwester, dass sie mir nicht mal mehr so weit vertraut, dass ich sie nicht auf die Straße setze?! Und…!“
 

„Warte.“, fiel er ihr ins Wort und griff über den Tisch nach ihrer Hand. „Alles der Reihe nach. Wie war das mit dem Nachhauseweg?“

Deirdre atmete tief ein und aus und versuchte, sich unter Kontrolle zu bekommen. „Mrs. Huxley… sie hat mich erwischt, als ich aus der U-Bahn ausgestiegen bin. Egal. Ich bin sofort heim und … ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte. Also … hab ich Mór einfach darauf angesprochen.“ Deirdre spürte wieder, wie die Tränen ihr in die Augen sprangen, aber sie wischte sie wütend weg. Sie wollte nicht schon wieder heulen. Sie war die große Schwester, die, die immer alles unter Kontrolle hatte und immer wusste, was getan werden musste.

Geräuschvoll zog sie die Nase hoch und nahm einen Schluck ihres inzwischen beinahe kalten Kakaos. „Sie … sie hat sofort angefangen zu weinen.“, flüsterte sie dann. „Ich weiß nicht, wie lange sie das jetzt schon mit sich herumträgt und ich habe es noch nicht einmal gemerkt. Sie muss sich solche Sorgen gemacht haben – ich weiß nicht, woher sie die dumme Idee hat, ich könnte sie verstoßen deswegen und … und …“
 

Sie schluchzte und ihr fiel auf, dass das, was sie an diesem Abend tatsächlich am meisten mitgenommen hatte, die Tatsache war, dass ihre kleine Schwester ihr nicht genug vertraute, um es ihr zu sagen. Dass sie darüber sogar annahm, sie nicht mehr in der Familie haben zu wollen. Das tat weh.

„Das Glück ist nur ein Traum“, bemerkte Jayden leise und drehte seine Tasse in den langen Fingern. „und der Schmerz ist wirklich.“

Deirdre stieß ein leises Lachen aus. Wie wahr das heute klang und wie wenig wahr wollte sie es haben! „Wer hat das gesagt?“, erkundigte sie sich.

„Voltaire.“, antwortete Jayden einfach, dann zuckte er mit den Schultern. „Was wollt ihr jetzt tun?“ Er stellte die Frage, als wäre das keine große Angelegenheit. Als wäre sie nicht verwirrt darüber und nicht verletzt, weil Mór ihr nichts gesagt hatte, und nicht völlig am Boden zerstört, weil das so vieles aus der Bahn warf. Als wäre es kein großes Problem, dass Mór eine Mutantin wäre.

„Ich weiß es nicht. Ich weiß es einfach nicht. Was soll ich jetzt tun? Es ist nicht so, als könnte ich das einfach ignorieren, als könnte ich es wegmachen oder verleugnen oder so! Ich will es nicht mal Papa erzählen!

Mrs. Huxley will es übrigens für sich behalten und ich glaube, wir können ihr trauen. Sie ist immerhin zuerst zu mir gekommen, oder? Das würde keinen Sinn machen, wenn sie danach die Behörden informieren will. Aber wenn es jemand anderes herausfindet? Und was soll ich überhaupt jetzt tun? Was, wenn irgendein Wissenschaftler davon Wind bekommt? Es ist anders als von jeder Mutation, von der ich je gehört habe und sie werden es sicher untersuchen wollen und dann werden sie mir Mór wegnehmen und sie wird ganz alleine sein und so verängstigt, weil diese Typen Experimente mit ihr machen werden und sie wi…“
 

„Halt!“ Er hob eine Hand und rutschte von seinem Barhocker. Anscheinend hatte er jetzt doch genug von ihrem wilden Gerede und den verrückten Mutmaßungen.

„Was denn nun schon wieder?“, fuhr sie ungeduldig auf.

„Ich muss mal für kleine Königstiger.“ Er stellte seine Tasse ab. „Und du überlegst dir währenddessen, wie du das formulieren willst – du plapperst.“ Damit verschwand er aus der Küche und kurz darauf hörte sie die Toilettentür.

Sie starrte ihm nach und atmete tief ein. Er hatte natürlich recht. Sie plapperte. Sie wurde hysterisch. Aber ihre Familie – und damit schloss sie Jayden und seine engsten Verwandten mit ein – war der einzige Punkt, über den sie wirklich angreifbar war. Weil sie ihr einfach so wichtig waren, dass ihr allein bei dem Gedanken, einen von ihnen in Gefahr zu wissen oder gar befürchten zu müssen, jemanden aus diesem kleinen Kreis zu verlieren, das Herz brach. Nein, das durfte sie auf keinen Fall zulassen.
 

Als Jayden zurückkam, lächelte sie ihn tapfer an. Sie wusste noch immer nicht mehr als vorhin, aber immerhin hatte sie sich wieder so weit unter Kontrolle, dass sie sich bereit fühlte, darüber zu sprechen und Pläne zu machen.

Ihr Verstand lief bereits auf Hochtouren. Mrs. Huxley würde nichts erzählen, das stand für sie fest. Alles andere würde sowieso keinen Sinn ergeben. Mór hatte es so lange selbst vor ihr verheimlicht, sie konnte diese Scharade weiterführen. Und Deirdre selbst konnte Geheimnisse für sich behalten, das hatte sie Mal um Mal, wann immer ihr jemand eines anvertraut hatte, bewiesen.

Aber sie konnte sich nicht ewig darauf verlassen, dass es verborgen blieb, und was, wenn es sich noch weiter ausbreitete? Irgendwann würde es herauskommen und wenn es so weit war, wollte sie vorbereitet sein. Alles würde sie für ihre Schwester tun.

Und – oh Gott! Ihre Augen weiteten sich entsetzt. Madison…!
 

„Was ist?“, wollte Jayden beunruhigt wissen und folgte ihrem Blick, aber natürlich war da nur die Wand.

„Ich… Madison hat heute so eine komische Bemerkung fallen lassen. Zu dem Zeitpunkt hat sie keinen Sinn gemacht, aber jetzt…“ Jetzt sah sie das in einem ganz anderen Licht.

Wie ich hörte, ist sie etwas genauso … Besonderes wie du, nur ein wenig anders.

Aber nein, das konnte nicht sein! Woher sollte Madison von etwas wissen, was bis vor ein paar Stunden nicht einmal sie selbst gewusst hatte? Unwahrscheinlich…!, erklärte ihr Gehirn, aber es verstummte sehr schnell, als sie sich erinnerte, dass Madisons kleine Schwester Lauren in Mórs Klasse ging. Ob Lauren etwas gesehen hatte?

Deirdre wurde es eiskalt. Was sollte sie nur tun?
 


 


 

Marc O’Sullivan war kleiner als Jayden, schlank und blond. Er hatte allerdings auch so gut wie immer ein freundliches Lächeln auf den Lippen und seine braunen Augen funkelten stets, als wäre ihm gerade eben etwas besonders Tolles zugestoßen.

Es gab niemanden, der ihn nicht mochte, so viel stand fest. Deirdre ging es nicht anders – Marc war einfach freundlich, immer gut gelaunt, höflich zu jedem, aber nicht zu gesittet. Bei ihm war das keine Frage der Erziehung, der Laune oder der Stimmung, sondern der Lebenseinstellung.

„Goody two shoes.“, hatte Jayden treffend gesagt, als er den Jungen zum ersten Mal gesehen hatte, und er hatte damit recht. Aber nicht einmal er hatte es zu höhnisch gemeint, auch wenn er sonst gerne über solche Leute herzog.

Marc O’Sullivan war in drei von Deirdres Vorlesungen und allen ihren Seminaren, denn er hatte genau die gleichen Studienfächer wie sie und sie hatten gemeinsam begonnen. Darum waren sie sich gleich am ersten Tag hier begegnet und hatten sich bekannt gemacht. Seitdem hatten sie schon zwei oder drei Projekte gemeinsam gemacht, waren unzählige Male miteinander und ein paar anderen in die Cafeteria gegangen und hatten einige Lernabende zusammen verbracht. Das würde ihnen jetzt zu Gute kommen, ihr, Mór und Jayden.
 

Marc O’Sullivan war nämlich auch der erste Schritt zur Lösung ihres Problems.

Zu diesem Schluss waren sie am letzten Tag zumindest gekommen. Denn Marc O’Sullivan war nicht nur stets zuvorkommend, er hatte auch zu vielem, was gerade in den Schlagzeilen oder irgendeinmal dort gewesen war, eine Meinung, auch zu Mutanten. Und auch wenn er diese Meinungen selten lautstark verkündete, so konnte man sie doch aufschnappen, wenn man zuhörte.

Seine Meinung über Mutanten war die, dass sie auch nur Menschen waren, die ihr Recht auf Freiheit, Gleichheit und Selbstbestimmung hatten. Es war keine Meinung, die viele Leute mit ihm teilten, sahen die meisten Menschen doch die Gefahr, die von den gefährlichen, abnormalen Mutanten ausging, aber er hatte sie stets fest vertreten, unbeirrbar. Das war Mut einer ganz eigenen Art und es ließ Hoffnung in Deirdre aufflammen.

„Er könnte uns verraten, sobald er davon Wind bekommt.“, bemerkte Deirdre leise und beobachtete den jungen Mann von ihrem Sitzplatz auf der Treppe aus.

„Möglicherweise.“, gab Jayden lapidar zu, klang aber nicht so, als wolle er versuchen, ihr das Vorhaben auszureden. Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.

„Möglicherweise aber auch nicht.“, widersprach sie sich selbst und drehte den Pappbecher mit ihrem To-Go-Kakao darin.
 

Sie hatten das Thema gestern zu genüge durchgekaut. Keiner von ihnen konnte sich vorstellen, dass Marc sie hintergehen würde, dass er sie verraten würde und morgen die ganze Welt von Mórs besonderem … Zustand wusste. Also hatten sie sich gedacht, sie horchten ihn aus.

Vielleicht kannte er jemanden, der jemanden kannte. Vielleicht hatte er selbst ein paar Kontakte. Vielleicht war er irgendwo aktiv. Die eine oder andere Bemerkung, die er hatte fallen lassen, konnte man auf diese Art deuten. Vielleicht hatten sie ausnahmsweise mal Glück.

„Worauf wartest du noch?“, fuhr Jayden ihr in die Gedanken. „Darauf, dass er aufspringt und ihm Flügel sprießen?“

Sie nahm einen Schluck ihres Kakaos. „Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll.“, gestand sie, anstatt einfach zu sagen „Ich trau‘ mich nicht.“

„Dann trink dir noch einen Schluck Mut an, steh auf und geh einfach rüber. Du wirst schon ein paar passende Worte finden. Und die Gelegenheit ist perfekt, so oft sieht man ihn nicht ohne irgendwelche Begleitung.“

Damit hatte Jayden Recht. Marc hatte gern Leute um sich, auch wenn er eher selten der Mittelpunkt war. Aber im Moment saß er allein an einem Tisch etwas abseits, während was abseits von ihm Trubel herrschte. Er hatte ein paar Bücher um sich herum ausgebreitet und sein Tabletcomputer lag vor ihm auf der Tischplatte. Doch er saß einfach nur da, den Kopf auf die aufgestützte Hand gelehnt, und starrte ins Leere.
 

Deirdre nahm den Schluck, aber sie stand nicht auf, also tat Jayden es für sie. „Aufauf, Darling. Deine Probleme lösen sich nicht von allein.“ Damit marschierte er den Rest der Treppe hinunter und Deirdre blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Sie wuchtete ihre schwere Tasche auf die Schulter und rannte hinter ihm her.

Marc blickte auf, als sie sich neben seinem Tisch aufbauten. Für einen Moment wirkte er verwirrt, dann breitete sich ein Lächeln über sein Gesicht aus. „Hey, Deirdre.“, begrüßte er das Mädchen. „Und … Jayden, richtig?“ Es war erstaunlich, dass er sich den Namen gemerkt hatte, obwohl die beiden sich nur einmal kurz getroffen hatten, sozusagen im Vorübergehen.

Der Angesprochene verbeugte sich halb im Scherz. „Stets zu Diensten, oh Großmeister der immerwährenden Freundlichkeit.“

Marc musterte ihn mit einem seltsamen Gesichtsausdruck und schien zu beschließen, auf bekanntem Gebiet zu bleiben, denn er bot an: „Setzt euch doch oder müsst ihr gleich wieder weg?“

„Nö.“ Jayden ließ sich auf einen der freien Stühle fallen.

Deirdre tat es ihm etwas gesitteter nach. „Wir wollten eigentlich mit dir sprechen.“, erklärte sie, bevor ihr bester Freund eine Bemerkung machen konnte, die schlecht für ihr Vorhaben war.

Marc klappte das Buch zu, das vor ihm lag, eines, das sie selbst auch noch lesen musste, wie sie abwesend bemerkte. „Klar, schieß los.“ Erwartungsvoll blickte er sie an.
 

So weit, so gut. Aber was jetzt? Wie fing man ein solches Gespräch am besten an, wie konnte sie sich vorsichtig an dieses Thema herantasten, ohne das Marc sofort wusste, worauf sie hinaus wollte und warum? Hinten herum beginnen?

„Kennst du dich mit Bürgerrechtsbewegungen aus? Irgendwelche aktiven Gruppen, die sich für so was einsetzen?“, fragte sie eilig und fragte sich, ob er sie überhaupt verstanden hatte. „So, zum Beispiel für Mutanten oder so?“

Wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie fast denken, dass er wachsam geworden war. „Wie…? Warum das denn? Willst du dich etwa politisch engagieren?“, neckte er sie, da er wie alle ihre Freunde und engeren Bekannten wusste, dass das ein Gebiet war, gegen das sie sich immer gestemmt hatte. Sie sagte jedem, der es hören wollte, dass sie so viel zu tun hätte, dass sie sich darum nicht auch noch kümmern konnte.

„Naja, nee, eigentlich ist das eine Art privates Projekt.“, wich sie aus. „Jedenfalls… Dachte ich, dass du mir vielleicht helfen kannst? Du bist immer noch der, der da irgendwie … am meisten Erfahrung hat von allen meinen Freunden.“

Marc wurde leicht rot vor Freude über dieses Vertrauen und lächelte sie verschmitzt an. „Klar, ich helfe gern. Aber woher das plötzliche Interesse aus heiterem Himmel?“
 

Deirdre winkte ab und wusste so recht keine Antwort. Was sollte sie auch sagen? So wirklich war ihr Interesse nicht erwacht.

„Wer sich nicht mit der Politik befasst, hat die politische Parteinahme, die er sich sparen möchte, bereits vollzogen: er dient der herrschenden Partei.“, warf Jayden ein und die anderen beiden schenkten ihm einen Blick. Er sah äußerst unbeteiligt aus, wie er da in seinem Stuhl lümmelte und sich die Sonne – die echte, nicht das Licht eines UV-Strahlers, da die Universität auf einer sehr hohen Ebene der Stadt eingerichtet worden war – ins Gesicht schienen ließ.

„Hä?“, machte Marc dann verwirrt und Deirdre musste grinsen. Der Blonde wusste ja noch nichts von Jaydens Vorliebe dafür, mit Zitaten um sich zu werfen.

„Von wem?“, fragte sie darum und der Dunkelhaarige winkte ab. „Irgend so einem schweizerischer Schriftsteller. Egal. Fahret fort, ihr zwei.“ Mit einem gönnerhaften Winken wandte er seine Aufmerksamkeit einer Gruppe Mädchen in Miniröcken zu.
 

Deirdre verdrehte die Augen und beschloss, der Aufforderung nachzukommen. „Und?“, hakte sie nach.

„Huh?“, war Marcs äußerst kluge Antwort und für einen Moment wirkte er, als hätten sie ihn aus dem Gleichgewicht gebracht. Dann fing er sich. „Äh… ein paar. Ich hab auch schon hier und da mal mitgeholfen, aber so wirklich drin war ich noch nie in einer.“ Er rieb sich verlegen den Hinterkopf. „Dazu fehlt mir dann doch die Zeit. Ich bin halt doch nicht wirklich von etwas betroffen, vielleicht wäre das dann anders.“

„Ganz sicher.“, stimmte sie ihm zu, aber eigentlich spielte es keine Rolle für sie. „Kannst du mir da so ein paar Tipps geben oder Namen nennen, an die ich mich wenden kann um ein paar Fragen zu stellen?“

„Klar, was brauchst du? Irgendeine bestimmte Richtung? Ökofreaks? Homogruppen?“

Deirdre zuckte mit den Schultern und tat so, als könne sie sich nicht entscheiden. Es war nicht schwer, unentschlossen zu wirken, also hoffte sie einfach, dass sie überzeugend genug war. „Wir waren grad bei Mutanten, vielleicht bleiben wir einfach dabei?“ Ihre Hände schwitzten. Warum war sie so nervös? Und warum spiegelte diese Nervosität sich in ihrer Stimme?! Oder bildete sie sich das nur ein?

Sie warf ihrem besten Freund einen Blick zu, aber der schnitt gerade jemandem am anderen Ende des kleinen Innenhofes Fratzen und damit konnte sie recht wenig anfangen.
 

„Klar, aber so wirklich gibt es da niemanden.“, zerstörte Marc alle ihre Hoffnungen mit ein paar Worten. „Zumindest niemanden, der wirklich nennenswert ist. Es gibt ein paar Gruppen, aber die sind ziemlich ineffektiv und kaum mehr als ein paar Spinner – so wirklich eine Stimme haben sie nicht. Viele solcher Gruppen leben vor allem von Spenden der wohlmeinenden Bevölkerung oder irgendwelchen Gönnern, aber für Mutanten lassen nicht so viele Leute etwas springen.“

Und viel bewegen konnten solch kleine Organisationen vermutlich auch nicht… Sie verzog enttäuscht das Gesicht, ehe sie sich davon abhalten konnte. Wenn Marc ihr ihre Coverstory abkaufen sollte, durfte sie nicht zu emotional reagieren. Immerhin war es nur ein einfaches Projekt, von dem eigentlich nichts abhing.

Aber wenn er sagte, dass es niemanden gab, dann gab es sicher auch niemanden. Und was machte sie jetzt mit Mór?! Ihr war schon wieder zum Heulen zumute. Dabei war der letzte Tag so gut gelaufen mit ihren Plänen und ihrer kleinen Schwester.

Mór hatte sich über den freien Tag gefreut und hatte sich sogar überzeugen lassen, dass sie sie noch immer so liebten wie vorher und die Eispackung, die sie ihr gegeben hatten und die sie ganz alleine hatte löffeln dürfen, hatte sicher das seine dazu getan. Es war alles so toll gewesen.

Und jetzt … machte Marc all ihre Hoffnungen mit nur ein paar Worten kaputt.

Nicht, dass sie es ihm verübeln konnte. Er wusste ja nicht, was alles davon abhing.
 

Sie blickte auf, längst nach einem Weg suchend, sich loszueisen. Sie würden jemand anderen finden, der ihnen helfen konnte. Doch sein Blick war scharf und lauernd, ein Ausdruck, den sie bei ihm niemals erwartet hätte.

„Kennst du jemanden?“, wollte er dann wissen und Deirdre zuckte ertappt zusammen. War sie tatsächlich wirklich so durchsichtig? Jayden hätte sie ruhig warnen können, aber er schaute ja nur dumm in der Gegend herum! Oder war Marc einfach empfänglicher für so etwas, als sie gedacht hatte?

„Jemand, der betroffen ist?“ Jetzt horchte selbst Jayden auf und er setzte sich langsam richtig hin. Die Bewegung hatte etwas bedrohliches, aber Marc schien ihn nicht einmal zu bemerken. Deirdre antwortete nicht, sondern starrte stumm und, wie sie hoffte, eisern zurück. Ein „Nein, wie kommst du darauf?“ wäre am besten gewesen, aber auf diese Idee kam sie in diesem Moment nicht einmal.

Ein Tag und schon hatte sie Mórs Geheimnis ausgeplaudert. Eine gute Schwester war sie, fuhr es ihr sarkastisch durch den Kopf.
 

Sie wollte aufstehen und verschwinden, doch Marc schien noch nicht fertig zu sein. Und etwas in seinem Gesicht, in seiner Haltung brachte sie dazu, zu bleiben und ihm zuzuhören. Er beugte sich vor und seine Stimme war leise, als er weitersprach: „Hör zu, Deirdre. Ich weiß nicht, wer aus deiner Familie betroffen ist und ich will es jetzt auch gar nicht wissen. Das ist eure Sache. Aber wenn du willst, hau ich mal jemanden an, den ich so kenne und so, und arrangiere ein Treffen für dich. Vielleicht hilft es euch.“

„Hast du nicht gerade gesagt, dass von denen sowieso niemand helfen kann? Dass sie ineffektiv wären?“, wollte Jayden wissen, seine Stimme kühl.

„Ich sagte nicht, dass es eine dieser Gruppen ist.“, erklärte Marc scharf. „Die können euch tatsächlich nicht helfen. Sagen wir, ich kenn jemanden, der da mehr tun kann.“

„Du kennst jemanden.“, bemerkte Deirdre. „Aber du klingst nicht so, als wolltest du dich mit dieser Information an das Schwarze Brett stellen.“

„Es wäre nicht ganz … weiß.“, gab er zu und sie wusste, worauf er anspielte. Nicht ganz legal. Aber das war ihr absolut völlig egal. Sie wollte nur ihre kleine Morag in Sicherheit wissen.

„Eher grau. Und ich bräuchte eure volle Verschwiegenheit.“ Marc warf Jayden einen kurzen Blick zu und Deirdre wusste, was er bedeutete. Er kannte Jayden nicht. Sie dafür aber schon.
 

„Du kannst uns vertrauen.“, sagte sie darum. „Bitte.“ Sie versuchte nicht einmal, das Flehen aus ihrer Stimme zu halten. Immerhin ging es hier um ihre Schwester.

„Okay.“ Marc nickte. „Aber ich brauche ein paar Tage, das ist nicht so einfach. Und ich hoffe wirklich, dass ihr des Vertrauens würdig seid. Um euretwillen.“ Das klang jetzt wie eine echte Drohung, eine, hinter der wirkliche Gefahr lauerte und Deirdre fragte sich, ob ihrem besten Freund auch ein kalter Schauer über den Rücken jagte. Wer hätte gedacht, dass goody two shoes-Marc derartig gut drohen konnte? Aber Jayden wirkte unbeeindruckt – das tat er allerdings meistens.

„Danke.“, flüsterte Deirdre. „Sag mir einfach Bescheid, wenn du soweit bist.“ Damit stand sie auf. „Wir sehen uns nachher in der Vorlesung, oder?“

Marc nickte. „Klar, bis dann.“

Sie winkte ihm zu und war schon einige Schritte von dem Tisch entfernt, als sie bemerkte, dass Jayden ihr nicht gefolgt war.

Er saß noch immer auf seinem Platz, aber jetzt war er es, der sich vorgebeugt hatte. Er sagte noch etwas zu dem Blonden – Deirdre hatte keinen Zweifel, dass es eine Drohung war, eine, die er einhalten würde –, aber Marc grinste nur. „Mach dir mal keine Sorgen! Das klappt schon! Es beruht einfach auf Gegenseitigkeit.“

Er klang dabei so zuversichtlich und optimistisch und Deirdre wollte ihm mit verzweifelter Hoffnung so sehr glauben, dass sie für einen Moment das Gefühl hatte, alles würde wieder gut werden. Sie musste nur ihren Teil der Abmachung einhalten und das würde sie, auch wenn es das letzte war, was sie tun würde.

Und dann, dachte sie, wenn auch nur für einen einzigen Moment, würde alles wieder gut werden.
 

~~~~~~~
 

Der erwähnte schweizerische Schriftsteller ist übrigens Max Frisch, falls es wen interessiert.

Morag ist eine Art Spitzname für den Namen Mór, darum die Variante.

Ähm... Mehr hab ich im Moment nicht zu sagen.
 

Gruß

Sorca~



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