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Jumays Kinder

Part 1: Kinder der Erde - Land des Anfangs
von

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Entrissen

Es war ein milder Abend in der Savanne. Wäre alles so gewesen wie immer, hätte der Schlangenstamm bald sein Winterlager abgebrochen und wäre in Richtung Norden in das Land, in dem er im Frühjahr lebte, gezogen. Aber es war nicht alles so wie immer – der seltsame Seher hatte den vereinigten Stämmen geraten, weiter hier zu rasten, denn die nächste – womöglich entscheidende – Schlacht gegen die Kalenao stand kurz bevor und von dieser Position aus hatten die Krieger einfach eine bessere Möglichkeit, frühzeitig auf die Angreifer zu reagieren. Glücklicherweise schienen ihnen die Götter des aufgegangenen Feuermondes freundlich gesonnen zu sein, denn die Wildbestände im Land um das Winterlager waren noch immer recht passabel und würden die Menschen noch eine Weile ernähren können.

Die Zeiten hatten sich geändert. Obwohl es relativ spät war und am frühen Morgen eine Gruppe Jäger auf Kleintierjagd losziehen würde, waren noch immer vereinzelt Stimmen in dem riesigen Lager zu vernehmen, vor einigen Hütten brannten auch noch Feuer oder Rauch stieg aus den Abzügen, falls die Feuerstelle im Inneren war.

Teco lächelte matt. Bald würde etwas geschehen, das sagten ihm seine Instinkte. Seine Instinkte als Jäger... seufzend rieb er über seinen schmerzenden, entstellten Unterschenkel, während er vor seiner Familienhütte saß und in die Nacht starrte. Die Zeit, in der er selbst ein gefeierter Jäger gewesen war, schien so unendlich weit entfernt... und er so alt. Der Feuermond war aufgegangen, ungefähr zu dieser Zeit vor nunmehr sechzehn Jahren hatte seine Mutter ihn geboren. Sechzehn Jahre waren in Anbetracht dessen, dass die meisten Stammesmitglieder beinahe vierzig Mondzyklen erlebten, keine besonders lange Zeit, er war noch jung. Angenommen, er würde tatsächlich vierzig Feuermonde sehen... was sollte er denn bitte so lange machen? Der Gedanke daran, sein ganzes, scheinbar noch unendlich langes Leben so verbringen zu müssen wie die letzten Monde machte den jungen Mann beinahe krank. Es war so entwürdigend... er war ein erwachsener Mann, aber gänzlich auf die Großzügigkeit seines Vaters angewiesen. Ohne Porit wäre er verloren gewesen... und das nagte sehr an ihm, zumal ersterer kein besonders angesehener Jäger war.

Er hatte relativ gute Augen, aber auch sein Gehör sagte ihm, dass es zufällig sein Vater war, der in jenem Moment aus der Hütte gekrochen kam und sich neben ihn setzte.

„Was machst du denn zu dieser Zeit noch hier draußen?“, wollte der Mann in seiner gewohnt ruhigen, freundlichen Tonlage von ihm wissen und Teco seufzte hörbar. Er wäre auch gerne so ruhig gewesen... aber sich so sehr zurückzuhalten lag ihm überhaupt nicht, Tinash konnte das besser.

„Ich denke nach.“, entgegnete er dann, „Über alles mögliche, in der Hoffnung, einen Einfall zu haben, der so intelligent ist, dass er uns alle mit einem Schlag vor allem retten kann... zu mehr tauge ich ja nicht mehr.“

Porit schwieg zunächst eine Weile, dann legte er dem Jüngeren einen Arm um die Schulter. Teco rümpfte darüber kurz die Nase; eigentlich mochte er das nicht, aber er konnte ihn unmöglich entehren, wenn er es offensichtlich nur gut mit ihm meinte. Er war ja nicht Moconi... wenn er daran dachte, wie respektlos der mit seinem Vater umgegangen war, wurde ihm beinahe schlecht.

„Gib die Hoffnung nicht auf.“, sprach der Ältere da plötzlich, „Vielleicht entscheiden sich die Götter dazu, dein Bein doch noch irgendwann heilen zu lassen... manchmal gehen sie wirklich seltsame Wege, sieh dir Semliya an.“

Das war wohl wahr, die Unzerstörbarkeit des Zwillings machte tatsächlich etwas Mut und er musste kurz grinsen.

„Diese Hoffnung... ist das einzige, was mir noch geblieben ist. Sag mir, was soll ich tun, Vater?“

Abermals antwortete Porit nicht sofort, sondern wandte seinem Sohn stattdessen sein Gesicht zu und schenkte ihm einen, so vermutete Teco zumindest, etwas seltsamen Blick.

„Es... ehrt mich zutiefst, dass du mich das gerade gefragt hast. Ich meine... wir wissen beide, dass du keine all zu hohe Meinung von mir hast.“

Er drehte sein Haupt wieder fort uns starrte stattdessen nach vorn, in die Dunkelheit.

„Seit es dich gibt versuche ich einer Rolle gerecht zu werden, der ich nicht gewachsen bin... ich bin kein großer Mann.“

Verblüfft von der sehr eigensinnigen Antwort seines Vaters hob Teco eine Braue. Porit klang bedauernd.

„Aber du bist ein ganz... außergewöhnlich tolles Exemplar von einem Sohn, wenn ich das so sagen darf. Ich war dir nie gewachsen... es ist mir immer schwer gefallen, dich meinen Sohn zu nennen. In vielerlei Sichtweise. Wie dem auch sei...“

Er suchte wieder den Blickkontakt zu dem Jüngeren, der darauf von dem irgendwie gequälten Ausdruck des anderen überrascht wurde.

„Ich kann dir nicht sagen, was du am besten tun sollst. Ich glaube, selbst dieser seltsame Shiran wird das nicht können... ich rate dir nur, nicht aufzugeben. Warte geduldig und wenn dir das etwas hilft, dann versuche dich als Stratege, wie jetzt zum Beispiel – wir können ohnehin unmöglich die komplette Planung diesen beiden Himmelsblütern aus dem Kojotenstamm überlassen, das gefällt mir nicht.“

Teco rümpfte die Nase. Ja... das konnte er verstehen. Ihm wollte das auch nicht so recht gefallen... er erinnerte sich zurück an jenen Abend vor gut einem Mond, als der Kojotenstamm bei ihnen angekommen war.
 

„Mein Sohn Kurapi ist bekannt.“, hatte Kewera gesagt, während er im Mittelpunkt gestanden hatte und alle Blicke auf ihm gelegen hatten, „Die Zwillinge... haben sich ebenfalls dezent vorgestellt. Bleibt noch meine Tochter Araifa...“

Er deutete auf eine junge Frau, die sich daraufhin erhob. Viel von ihr erkennen konnte man nicht, die Bemalungen hatte ihr wahres Antlitz versteckt, dennoch war sie wohl eine recht begehrenswerte Frau mit vollem, schwarzen Haar, das unüblich lang war, ähnlich dem von Ardoma.

„Sie sucht übrigens noch einen Mann...“

Moconi hatte errötend den Blick abgewandt, als der andere Häuptling ihn extrem offensichtlich – und irgendwie auch auffordernd – angesehen hatte. Araifa selbst hatte Tecos Cousin einen zwar interessierten, aber nicht unbedingt überwältigten Blick geschenkt und als ihr Vater das bemerkt hatte, hatte er bloß seufzend die Augen verdreht.

„Dann nicht. Sie sollte aufhören, mit anderen Mädchen zu spielen, das dumme Wasserhuhn...“

Die Menge hatte auf seine Worte gelacht, Kurapi gehüstelt und Araifa selbst bloß ihr Haar zurück geworfen.

„Irgendetwas muss ich doch tun, bis mir ein wirklich... anständiger Mann begegnet.“

Selbstbewusste Frauen waren selten und so war zunächst ein Raunen, abermals gefolgt von Lachen durch die Reihen gegangen. Moconi, nun doch etwas offener, hatte geschnaubt.

„Was ist an mir nicht anständig?!“

Ehe Araifa etwas hätte entgegnen können, war ihr ihr Bruder ins Wort gefahren.

„An dir... ist so einiges unanständig, schwarze Feder, oh ja.“

Bevor das Ganze noch mehr hatte ausschweifen können – und um den brummenden und nun endgültig erröteten Moconi zu erretten – hatte sich dann der grinsende Kewera wieder eingeschaltet.

„So schön das Ganze nun auch sein mag, wir haben ja auch unsere Gründe für unseren Besuch...“, hatte er klar gestellt, dann kurz unauffällig in die Reihen seiner Stammesmitglieder geschielt und als sich zwei Gestalten erhoben hatten und nun neben in getreten waren, sprach er etwas ernster weiter, „Das sind Tejet und Glawis. Sie sind wertvoll, denn sie verstehen die Kalenao besser als alle anderen – ohne selbst welche zu sein oder auf sonst irgendeine Weise in direktem Kontakt mit ihnen zu stehen.“

Jener Tejet hatte sich als ein Mann mittleren Alters herausgestellt, etwas größer als Kurapi, mit kurzem schwarzen Haar und obsidianfarbenen Augen, absolut unscheinbar. Die Tatsache, dass er der Frau namens Glawis ganz unauffällig einen Arm um die Hüfte gelegt hatte, hatte nahegelegt, dass sie wohl zusammen gehörten – seine Gefährtin hatte ihr rotbraunes Haar in einem Zopf getragen, hatte ebenso dunkle Augen wie er gehabt und musste auch dasselbe Alter teilen, zumindest soweit man es in den schlechten Lichtverhältnissen und unter der seltsamen Bemalung einzuschätzen vermocht hatte.

Shiran, der bisher geschwiegen gehabt hatte, hatte gegrinst und dabei seine abstrusen Zahnreihen entblößt.

„Oh – Halbmenschen.“

„Wir nennen uns lieber Himmelsblüter, aber du hast es auf den Punkt gebracht, Seher.“, hatte die Frau darauf ruhig, aber reserviert, entgegnet. Ihr Mann hatte die Brauen etwas gesenkt, was seinem Gesicht einen etwas unheimlichen Ausdruck verliehen hatte; im Lager war es still gewesen, einzig das Knacken des großen Feuers hatte man vernehmen können.

Schließlich hatte Kewera sich mit einem Räuspern wieder eingemischt.

„Es würde zu weit führen, zu erklären, warum sie bei uns im Stamm leben – und glaubt mir, sie haben Auflagen.“

„Die wir immer noch erfüllt haben!“, war Tejet ihm da ins Wort gefahren und der Häuptling hatte ernst genickt.

„Sie verstehen so einiges. Und sie... sind intelligent. Intelligenter als wir.“

Darauf war es abermals kurz still gewesen, dann hatte sich Sanan zögernd von seinem Platz erhoben, sodass mit einem Mal alle Blicke auf ihm gelegen hatten. Man hatte ihm sein Unwohlsein angesehen, als er gesprochen hatte.

„Aber... das gilt für Shiran doch auch. Ich denke nicht, dass sie uns viel bringen werden...“

„Übe dich in Dankbarkeit, du Narr!“, war Tejet auch ihm ins Wort gefahren und seine Frau hatte nur leicht die Augen verengt.

„Aber wir... haben eine distanziertere Sichtweise als jemand, der bei den Kalenao aufgewachsen ist und... der Tag und Nacht von tausenden Stimmen in den Wahnsinn getrieben wird.“

Shiran hatte darauf nur gelacht.
 

Teco seufzte. Die Erinnerungen an jenen Abend waren ermüdend...

„Ich werde mein bestes geben, Vater. Wie immer. Versprochen.“

Porit lächelte.

„Ja. So bist du. Nun komm, es ist allmählich wirklich spät...“

Er half ihm dabei, in die Hütte zu klettern. Teco ließ es zu.
 

Sanan hatte einen empfindlichen Schlaf. Er wachte leicht auf – das war zu Beginn mit einer der Gründe gewesen, weshalb es ihm so überhaupt nicht gepasst hatte, dass die Bestie nun bei ihm leben sollte. Prinzipiell hatte sich daran nicht viel geändert; er hatte Shiran lieb gewonnen, aber wenn er sich zu viel bewegte, ließ ihn das aufwachen und wenn er einen gänzlich unruhigen Schlaf hatte, tat sein kleiner Bruder kein Auge zu. Er beschwerte sich nicht darüber... Shiran war ein Seher. Mit ihm war es anders als mit anderen Magiern, die Götter sprachen unentwegt auf ihn ein, zeigten ihm Bilder und sagten ihm Dinge, die er vielleicht gar nicht so genau hatte wissen wollen – Sanan wusste selbst, dass es einen beinahe verrückt machen konnte, dabei war er nur ein mittelmäßiger Erdmagier. Immerhin war er sich darüber nun endlich im klaren, eigentlich war diese Gewissheit ein Segen, überlegte er sich, während er wach in seinem Lager lag und sein Bruder sich auf der anderen Seite der Hütte hin und her wälzte. Er hatte immer gedacht, er sei vollkommen verrückt... das war eine schlechte Sache gewesen, sein Leben lang.

„Ach... es tut mir leid...“

Er zuckte etwas zusammen, ehe er sich in Richtung seines Bruders drehte, der scheinbar aufgewacht war. Er wusste, dass er ihn am schlafen hinderte... leider erkannte er ihn nicht in der Dunkelheit, dennoch lächelte er ihn kurz an.

„Ist schon in Ordnung. Du kannst nichts dafür.“

Er meinte es ernst... die Tatsache, dass Shiran beinahe allwissend war, hatte sowohl positive, als auch negative Seiten. Man konnte ihm nichts verheimlichen, das war ärgerlich, aber man musste auch nie befürchten, falsch verstanden zu werden und das sparte mitunter lästige Diskussionen.

Der Ältere bewegte sich irgendwie, es war nicht erkennbar, und seufzte dann.

„Es hat sich gewendet.“, sprach er dann zusammenhangslos, „Ich... habe dir erzählt, dass ich alles versuchen werden, um an die Macht über mein Volk zu gelangen und weshalb, nicht wahr? Ich... bin allerdings nicht allein. Es gibt noch jemanden, der... der Annahme ist, am besten für dieses wahrhaft wichtige Amt geeignet zu sein und ich muss gestehen, die Motive sind so verständlich wie nachvollziehbar. Allerdings... wird diese neue Situation im Dorf für uns hier bereits in wenigen Tagen alles ändern...“

Sanan hob alarmiert die Brauen. Er verstand nicht wirklich, wovon sein Bruder sprach, aber zumindest seine Tonlage klang nicht unbedingt positiv. Tonlage... sie sprachen sehr ähnlich, war ihm aufgefallen.

„Und... was wollen wir dagegen tun?“, wagte er, sich zu erkundigen und hörte den anderen darauf leise lachen. Es war kein fröhliches Lachen... es klang angespannt.

„Nichts. Wir müssen, nein, werden damit leben. Wenn es nur das wäre...“

Darauf schwieg er und nach einer Weile hörte der Jüngere, wie er sich auf seinem Lager wohl wieder umdrehte, um weiter zu schlafen. Er rümpfte die Nase – halbe Sätze mochte er nicht.

„Was ist denn noch?“

„Nichts, was für euch von Bedeutung wäre.“, war die knappe, ermüdete Antwort und Sanan setzte sich in seinem Lager auf. Das vielleicht nicht...

Keine halben Sachen, wenn du wirklich mein Bruder sein willst.

„Vielleicht nicht für uns, aber für dich. Erzähl es mir.“

Ihm war aufgefallen, dass er selbst dem Älteren bereits so einiges anvertraut hatte, umgekehrt aber nur selten etwas von ihm kam. Shiran gab ihm eine gewisse Sicherheit, die er mochte und er wollte, dass es umgekehrt genau so war – das nicht zu schaffen machte ihn auf seltsame Art und Weise unglücklich.

Zu seiner Erleichterung gab sich sein Bruder dann doch geschlagen, allerdings ohne sich umzudrehen oder gar, wenn auch vergebens, seinen Blick zu suchen.

„Ich bin Vater geworden. Im Augenblick ist das aber nicht nur für euch bedeutungslos, sondern auch für mich, denn mein Kind ist weit entfernt in der Heimat – es ist dennoch ein komischer Gedanke.“

Das hatte Sanan nicht erwartet. Ein Baby? Er hob verblüfft beide Brauen.

„Du... hast eine Frau? Das wusste ich gar nicht...“

Hatte er ihm nicht vor kurzem noch hinter vorgehaltener Hand erklärt, dass er sein besonderes Problem besser kannte als er selbst, da er es teilte? Das besondere Problem in Sachen Fortpflanzung...

„Ich habe keine Frau.“, erwiderte der Ältere da neutral, „Das Kind ist ein Überbleibsel eines gescheiterten Versuches, an Macht zu gelangen. Ich wollte die Herrin zwingen, meine Frau zu werden und mir so ihren Posten zu übertragen... daraus wurde nichts. Jetzt habe ich mit diesem kleinen Biest eine Tochter.“

Er drehte sich doch noch einmal um und gähnte zunächst ausgiebig.

„Gesundes Mädchen, ein kräftiges Kind. Wünschenswert. Schade, dass sie ausgerechnet unsere Tochter geworden ist, sie hätte etwas besseres verdient... ich sorge mich etwas. Ach... was rede ich? Wir sollten schlafen.“
 

Tinash wusste, wann es galt, aufzustehen, wenn man auf Kleintierjagd wollte. Und da er das wollte, setzte er sich pünktlich zum ersten Sonnenstrahl in seinem Lager auf und gähnte ausgiebig. Die Sonne schien bereits durch einen Spalt in dem Fell, das den Eingang verdeckte, obwohl sie kaum aufgegangen war – ein gutes Zeichen, das Wetter würde an diesem Tag prächtig werden. Und prächtiges Wetter machte dem jungen Mann gute Laune.

Lächelnd blickte er neben sich. Lauy war nun seine Frau... bereits eine ganze Weile. Zu Beginn war es sehr seltsam für ihn gewesen, er hatte nichts mit ihr anzufangen gewusst und vor allen Dingen hatte er sie nicht einschätzen können, denn auch wenn sie nicht so zurückgeblieben war, wie sie jahrelang vorgetäuscht gehabt hatte, so war sie dennoch etwas seltsamen Gemütes. Doch dann hatte er sie überraschend schnell schätzen gelernt, ihre von dürftigem Erfolg gekrönten Bemühungen, eine gute Frau zu sein, ihre in den seltsamsten Situationen vollkommen ruhige und in noch seltsameren Situationen absolut hysterische Art und ihre Bedürfnisse, die er seinerseits zu befriedigen hatte. Zu seiner absoluten Erleichterung war sie von jeglicher sexuellen Hinwendung vollkommen abgeneigt – er hatte sie irgendwann einmal danach gefragt und aus irgendwelchen Gründen schien für sie der Gedanke, sich überhaupt mit irgendwem das Lager zu teilen, absolut unangenehm zu sein; auch Moconi hatte auf seine Nachfrage hin berichtet, dass sie sich wohl sehr unwohl gefühlt haben musste, als er sie zur Frau gemacht hatte. Das bedeutete jedoch nicht, dass sie sich keine Zuneigung von ihrem Mann wünschte, im Gegenteil, sie war furchtbar anhänglich und beteuerte, nur in seinen Armen einschlafen zu können – und er hielt sie gern im Arm dabei. Er liebte sie so sehr, wie er eine Frau nur lieben konnte und auf eine ganz und gar ungeahnte Art und Weise machte es ihn glücklich, so mit ihr zusammen zu leben.

Nun lag sie da friedlich schlafend neben ihm und es tat ihm leid, dass er sie gleich wecken musste – obgleich es an sich nicht nötig gewesen wäre, er kam wunderbar klar, aber sie bestand nun einmal darauf.

„So früh wache ich leider nicht auf.“, hatte sie ihm einmal bedauernd erklärt, „Aber ich möchte doch immer für dich da sein! Ich möchte dir eine gute Frau sein! Also wecke mich bitte...“

Und da er nicht wollte, dass sie sich nutzlos fühlte oder dachte, sie sei ihm eine schlechte Frau – dazu neigte sie nämlich sehr zu seinem Leidwesen sehr – hatte er sie bisher auch immer noch geweckt und sie hatte sich auch noch immer ohne Murren direkt nach dem Aufstehen an die oft in jenem Moment etwas überflüssige Arbeit gemacht. Sie war so bemüht... und so niedlich.

Lächelnd strich er durch ihr rötliches Haar und sie seufzte leise. Sie schlief so absolut friedlich... er wollte sie nicht wecken. Wirklich nicht. Er würde ihr einfach erzählen, er hätte es vergessen, genau, sie war ihm ohnehin nie sonderlich lang böse.

So beugte er sich zu ihr und küsste sie vorsichtig auf die Stirn, ehe er sich leise erhob und die Hütte verließ.
 

„Wir müssen aufstehen.“

„Ach... nein.“

Moconi verdrehte die Augen. Er hatte Besuch von Kurapi – nicht, dass er damit ein Problem gehabt hätte, aber mitunter war der Häuptlingssohn aus dem fremden Stamm etwas anstrengend. Zum Beispiel hatte er eine teilweise ziemlich abweichende Arbeitshaltung... was daran liegen mochte, dass er seine Prioritäten doch sehr differenziert zu setzen vermochte. Das war auch nicht unbedingt negativ, Kurapi war tüchtig und half wo er nur konnte – und er war als Jäger absolut begnadet – aber seit sie sich zum zweiten Mal getroffen hatten, legte er mitunter ein etwas irritierendes Verhalten an den Tag.

So auch jetzt, als er sich etwas murrend dennoch erhob und sich dann doch plötzlich bester Laune anzuziehen begann.

„Bist du hungrig? Ich kann was machen. Ja... ich kann nicht kochen und das Essen von eurem Stamm ist eh besser als das, was ich so kenne, aber... ich kann was machen. Soll ich?“

Der Häuptling erhob sich ebenfalls und seufzte. Genau das war es, was er meinte.

„Nein, lass, so früh möchte ich meist nichts besonderes essen. Außerdem bist du nicht meine Frau.“

Sein Gast schenkte ihm einen merkwürdigen Blick, als er sich seine scheinbar relativ neue Kette mit der auffälligen schwarzen Feder wieder umband.

„Nein, das nicht. War ja nur eine Frage.“

Und etwas missmutig verließ er die Hütte. Moconi verdrehte abermals die Augen.

„Er ist das älteste Kind des Häuptlings.“, hatte Araifa ihm vor kurzem erklärt, „Er kennt jede Tradition und achtet sie auch und er ist ein fabelhafter Jäger, aber er kann auch ganz schön schwierig werden. Sei ihm nicht böse, er bewundert dich zutiefst, du bist sein Vorbild.“

Vorbild... warum ausgerechnet er? An sich konnte er es sich ja denken, überlegte er sich, während er dem Jüngeren aus der Hütte zu dem kleinen Bachlauf in der Nähe folgte, um sich etwas zu reinigen. Kurapi sah sich dem Amt des Häuptlings genau so wenig gewachsen wie er selbst; dass er es dennoch – mehr schlecht als recht – bewältigte, schien ihm irgendwie zu imponieren. Vielleicht hätte er ihm einmal erklären sollen, dass er selbst doch ein Idiot war und dass er sich keine so großen Gedanken um die Zukunft machen sollte; noch erfreute sich Kewera schließlich bester Gesundheit.

Als er bei dem wenig Jüngeren angekommen war, war ihm allerdings bereits wieder eingefallen, wo dabei das Problem lag – er hatte ihm bereits gefühlte tausend Mal gesagt, dass er ein denkbar schlechtes Vorbild war. Irgendwie ließ er sich nicht abschütteln... nicht, dass Moconi das gewollt hätte, er war gern mit Kurapi zusammen, aber mitunter hatte er das Gefühl, umgekehrt sei Kurapi etwas zu gern mit ihm zusammen und das beunruhigte ihn ein wenig.

Er hätte alle Missverständnisse der Welt mit einem Mal klären können, wenn er Calyri endlich an sein Feuer genommen hätte. Aber es gab noch immer Teco – nicht, dass er sich etwas anderes gewünscht hätte – und sein Gewissen ließ vehement nicht zu, dass er sich der Frau seines Herzens ohne schlechtes Gefühl näherte.

Es war ein seltsamer Gedanke, kam ihm beim Waschen, während Kurapi es ihm unweit von ihm entfernt schweigend gleich tat, dabei aber nicht beleidigt oder dergleichen wirkte; vor wenigen Jahren war Calyri seine allerliebste Spielgefährtin gewesen und er hatte damals schon davon geträumt, sie an sein Feuer zu nehmen – damit sie für immer und ewig miteinander weiter spielen konnten. Als Kind hatte er sich nämlich nicht vorstellen können, dass man mit den Jahren die Lust, zu spielen, verlor. In einigen Bereichen tat man das ja auch nicht...

Er errötete unwillkürlich und war froh, als Kurapi ihn aus seinen Gedanken riss, als er zu sprechen begann.

„Ich hoffe, es wird eine erfolgreiche Jagd. Der Kalenao-Junge, also, Sanan, hat gesagt, eine große Herde an Huftieren wird kommen, aber bis dahin würden noch einige Tage vergehen, also muss das, was wir heute erlegen, noch eine ganze Weile ausreichen. Jagd auf große Tiere ist besser, ich mag das lieber. Außerdem... ist alles in Ordnung?“

Der Jüngere hob verblüfft beide Brauen, als er von dem Wasser auf- und dem anderen ins Gesicht sah.

„Du bist ja ganz rot...“, dann grinste er, „Denkst du etwas... unangebrachtes?“

Moconi verzog empört den Mund und wandte den Blick ab, sich seinem besonders scharfen Knochenmesser widmend, dass er sich mitgebracht hatte, um seine Körperbehaarung zu entfernen.

„Nichts, was dich etwas anginge, Kurapi.“, entgegnete er möglichst neutral in dem Versuch, als Häuptling etwas Würde zu bewahren; es war etwas seltsam mit seinem Bewunderer aus dem anderen Stamm, er hatte etwas an sich, was nicht ganz menschlich war, einen siebten Sinn, der ihm nicht nur verriet, mit welcher Rasse intelligentem Leben er es gerade zu tun hatte, sondern seinem Gegenüber, so kam es dem Häuptling zumindest hin und wieder vor, etwas in den Kopf schauen konnte. Zumindest hatte er eine unglaublich gute Menschenkenntnis.

Kurapi seinerseits schenkte ihm einen seltsamen Blick und kurz fragte er sich, ob er ihm wohl zu unfreundlich geantwortet hatte, da wandte der Jüngere sich bereits ab und begann, sein schwarzes Haar zu waschen. Das war etwas eigentümlich; es war ihm bereits bei einigen Mitgliedern des Kojotenstammes aufgefallen, dass ihr Haar nach einiger Zeit seltsam klebrig wurde, wenn sie es sich nicht zwischendurch wuschen – aus seinem eigenen Stamm kannte er das nicht. Kurapis Haar fühlte sich aber auch insgesamt anders an als seines, es war ganz weich, eigentlich schöner zu berühren als das, was ihm da so auf dem Kopf wucherte, denn das war hart und konnte, wenn man nicht hinsah, gut und gern mit vertrocknetem Gras verwechselt werden. Eine faszinierende Sache.

Er zuckte kurz zusammen, als ihm etwas Wasser in die Augen spritzte, weil Kurapi seinen nassen Kopf so schüttelte, wie es manchmal Hunde mit ihrem ganzen, fellbedeckten Körper tatet, wenn sie sich einmal dazu entschlossen hatten, irgendwo zu baden. Nicht, dass Moconi viel mit Hunden zu tun gehabt hätte, aber er hatte es schon das ein oder andere Mal beobachten können.

Aus Richtung des Lagers erklangen Stimmen.

„Ah, die anderen kommen auch, um sich zu reinigen.“, schlussfolgerte der Häuptling darauf und der andere sprang über den schmalen Bachlauf hinweg zu seinem Gastgeber und umarmte ihn kurz. Der Häuptling hüstelte verblüfft, als Kurapi ihn grinsend wieder los ließ.

„Entspanne dich mal.“, riet der Jüngere ihm darauf aus dem Kontext gerissen und erhob sich.
 

Die Jagd verlief erfolgreich. Die Jäger beider Stämme ergänzten sich gut, obwohl sie unterschiedliche Vorgehensweisen hatten und sowohl Kewera, als auch Moconi waren stolz auf das Ergebnis, das sie nun gemeinsam erzielt hatten. Es war nicht die erste gemeinsame Jagd gewesen, aber die bislang größte. Und nicht nur das.

„Wie fühlt es sich an, nach so langer Zeit wieder einen Speer in der einen und Beute in der anderen Hand zu halten?“

Der Häuptling des Kojotenstammes legte Semliya grinsend eine Hand auf die Schulter, als sie gerade das heimische Lager wieder erreicht hatten.

Nach Ranisins Angriff auf ihn war er wieder klaren Sinnes gewesen, dennoch war es ihm eine ganze Weile danach noch sehr schlecht gegangen. Umso mehr erfreuten sich alle daran, dass der mittlerweile dreizehnjährige langsam wieder zu alter Blüte gelangte. Auch wenn er auf seltsame Art und Weise etwas fremd wirkte mit einem Mal – vermutlich lag es an seinen längeren Haaren, die seinen hässlichen Hinterkopf verstecken sollten oder überhaupt an der Tatsache, ihn nach so langer Zeit endlich wieder aktiv zu sehen, redete Sanan sich ein, während er unweit hinter den Zwillingen und Kewera her ging. Letzterer hatte sich einen absoluten Narren an Dheracs ältesten Söhnen gefressen, er beschäftigte sich ständig mit ihnen. Und Semliya tat das mit seinem alt bekannten Hauch von aufgesetztem Lächeln ab und ließ es geschehen, antwortete, wenn man ihn fragte und sprach von sich selbst aus, wenn er es für sinnvoll hielt und von dem, was er sagte, ging eine so unglaubliche Ruhe und Intelligenz aus, dass der junge Mann es beinahe für unheimlich hielt. Viel unheimlicher war momentan aber Novaya, der im Augenblick viel weniger das gleichgestellte zweite Ich, als einen nutzlosen Schatten seines Zwillings darstellte. Niemand wusste, weshalb das so war und niemand wagte es auszusprechen, denn die Brüder taten nichts, was auf eventuelle Probleme zwischen ihnen hingedeutet hätte, aber aus irgendwelchen Gründen stand Novaya plötzlich hinten an, sprach seltener (obwohl er ursprünglich der gesprächigere Part der beiden gewesen war), ging hinter Semliya her und bediente ihn wie eine Respektsperson. Sanan ärgerte sich etwas darüber, dass auch er nicht mehr wusste als alle anderen, die sich darüber den Kopf zerbrechen mochten, wo sie ihn doch als ihren Bruder bezeichnet hatten.

„Alles ist in Ordnung.“, hatte Novaya geantwortet, als er ihn darauf angesprochen hatte, ohne eine Miene zu verziehen und Semliya hatte seinen grauenhaften, aufgesetzten Hauch von einem Lächeln gezeigt, ohne sich dazu zu äußern. Shiran, der es als Seher wissen musste, hatte bloß kopfschüttelnd geseufzt.

„Misch dich nicht ein.“

Das Ganze war für Sanan ziemlich unbefriedigend, aber ihm blieb keine andere Wahl, als sich dem zu fügen und abzuwarten, was sich daraus wohl entwickelte. Er hielt erschrocken an, als ihm die anderen Zwillinge, die aus dem Kojotenstamm, plötzlich vor die Füße rannten und sich dann weiter nach vorn zu ihrem Vater und Dheracs Söhnen arbeiteten.

„Hast du wieder gejagt?!“, erkundigte sich einer der kleinen Jungen an Semliya gewandt, ignorierend, dass ihr Vater gerade noch am Reden gewesen war. Der Angesprochene schenkte ihnen einen gütigen Blick.

„Wie ihr seht.“

„Uuuuui!“, kam es darauf im Chor und die Kleinen taten das, was sie seit sie da waren und andere Zwillinge getroffen hatten mit jenen sehr oft taten; jeder schnappte sich eine Hand von einem der Älteren und ging so mit ihm weiter; Kewera war der Meinung, es war ein wahrer Segen, wenn Novaya und Semliya Roya und Zima an der Hand führten, denn das wären wohl die wenigen Momente, in denen sie irgendwie zu bändigen waren gewesen.

„Freust du dich auch, Naya?“, wollte der andere Kleine wissen und der Ältere brauchte zunächst einen Augenblick, um zu antworten, bis er aus seinen Gedanken geschreckt war.

„Oh, selbstverständlich.“

Er sah zu dem Jungen herab, der ihm einen mehr als seltsamen Blick schenkte, mit dem er nichts anzufangen wusste. Viel mehr überraschen tat ihn dann aber das, was er sagte.

„Ich hab dich lieb, Novaya, ja?“
 

Tinash rechnete damit, von einer erbosten kleinen Frau, die ihn so lange beschimpfte, bis er sie liebevoll auf den Mund geküsst hatte, empfangen zu werden. Doch was dann geschah war anders als alles, was er sich ausgemalt hatte.

Er hatte sich bereits überlegt, wie er es wieder gut machen konnte, seine Lauy nicht geweckt zu haben. Mehr zufällig hatte er einen Vogel mit wahrlich prächtigem Federkleid erlegt – er würde ihr eröffnen, dass er ihr daraus wunderschönen Schmuck machen würde, denn wenn sie etwas sehr schätzte, dann die Geschenke, die er ihr hin und wieder machte. Und er freute sich über ihre beinahe kindliche Dankbarkeit.

Als seine Hütte in Sichtweite kam und niemand zu sehen war, entschloss er sich, sich anzukündigen.

„Lauy! Ich bin zurück! Tut mir ehrlich leid, dass...“

Er hielt inne, als sich das Fell, das die Öffnung der Hütte nach außen verdeckte, zur Seite schob und jemand anderes, der definitiv nicht Lauy war, zum Vorschein kam.

Tinash erstarrte einen Moment und ein düsteres, eiskaltes Gefühl überkam ihn beim Anblick von Randary, Lauys verhasstem Onkel.

„Was... bei allen Göttern machst du hier?“, er senkte die Brauen, „Was machst du bei meiner Frau? Sie will dich nicht, sieh es ein. Ist Karem auch hier?“

Schließlich war er mit ihm und seiner Familie fort gegangen. Zu seiner Irritation ging er nicht auf seine Worte ein, sondern starrte ihn selbst an, als sei es Tinash, der hier völlig fehl am Platze war. Und als sei Tinash ein böser Windgeist, der im Begriff war, ihm im nächsten Moment die Seele zu rauben. Er war ungewöhnlich blass und wirkte erschöpft, sein schwarzes Haar stand wirr vor seinem Kopf ab; der Jüngere näherte sich ihm und somit auch der Hütte beunruhigt.

„Na, wie auch immer. Lauy?“

Er war im Begriff, sich zum Eingang zu bücken, da schnellte Randary zu ihm herum und packte ihn an der Schulter, zog ihn überraschend brutal zurück und drehte ihn zu sich herum.

„Was hast du gemacht?“

Tinash hob beide Brauen – im Prinzip wäre das die nächste Frage gewesen, die er Ardomas Bruder gestellt gehabt hätte, dass dieser ihm mit selbiger zuvor kam, beunruhigte ihn noch mehr.

„Was soll ich gemacht haben? Ich war auf Jagd, du Trottel. Lass mich los, ich will zu meiner Frau. Zu meiner Frau, klar?!“

Er erwiderte nichts darauf und hielt zitternd inne, als der Jüngere seine Beute achtlos zu Boden warf und nun doch in die Hütte kletterte.
 

Tinash war irritiert. Dass kein Kochfeuer brannte, hatte er bereits von außen bemerkt, aber nicht einmal die Talglampe?

„Lauy?“

Im schwachen Licht sah er sie in ihrem Lager liegen – noch immer. Dass sie von selbst früh nicht aufwachte, war eine Sache, aber am Nachmittag noch immer nicht...?

Mit einem kalten Gefühl im Nacken schlich er zu ihr, ihr sanft durch ihr Haar streichend und die Hand auf ihrer kalten Stirn ablegend. Kalte Stirn. Ihr ganzes Gesicht war kalt. Ihr Körper war kalt. Alles an ihr war kalt. Bis auf ihr Atem.

Denn der war nicht mehr da.

Tinash wusste nicht, wie lange er da saß, seine Hand an ihrem Hals haltend, sich verzweifelt auf auch nur die leiseste Spur von Leben konzentrierend, bis er es aufgab und zitternd kurz in sich zusammen sank.

Was bei allem, was heilig war, war hier geschehen?! Sie lag da wie am Morgen, sie war gesund, nicht einmal eine Erkältung hatte sie. Gehabt.

Der junge Mann schnappte nach Luft, als sich in ihm etwas so schmerzhaft zusammen zog, dass er das Gefühl hatte, es würde zerreißen.

Sie lag da, als schliefe sie. Als er am Morgen aufgestanden war, hatte sie im Sterben gelegen und er hatte es nicht gemerkt.

Vielleicht wäre sie noch am Leben gewesen, wenn er sie denn geweckt gehabt hätte.

Er keuchte heftig, erschauderte und der Schmerz in seinem Inneren wurde einen Moment lang beinahe unerträglich.

Nein! Er hatte nichts falsch gemacht! Er war nicht Schuld! Er liebte sie doch, er hatte ihr doch niemals etwas böses gewollt!

Randary.

Er fuhr mit einem Mal auf, hechtete zum Ausgang und ignorierte den äußerlichen Schmerz, als er sich in seinen unkoordinierten Bewegungen mehrmals anstieß, während er seine Hütte verließ. Ardomas Bruder stand noch genau so da wie zuvor und starrte ihn auch noch genau so geisteskrank an wie zuvor.

Tinash musste nicht lange überlegen, um einen Grund für das Auftauchen des Mannes zu finden. Ohne Vorwarnung ergriff er ihn am Hals und würgte ihn.

„Du mieser, intriganter, kleiner Wurm! Sie wollte dich nicht, also sollte sie keiner haben, was? Ist es nicht so?! NICHT?!“

Randary griff erschrocken nach Tinashs Händen, um sich zu befreien, doch er war kleiner und etwas schmächtiger als der andere und es gelang ihm nicht. Er keuchte.

„Nein! Das... ist nicht wahr! Lass...“

Er hätte ihn erwürgt. Er hätte ihn getötet, wenn nicht auf ein kurzes Aufleuchten hin plötzlich Shiran neben ihm gestanden hätte, der sich trotz seiner selbst neben Randary zierlichen Statur zwischen sie warf und es gemeinsam mit der Gegenwehr seitens Ardomas Bruders tatsächlich schaffte, jenen aus Tinashs wahnsinnigem Griff zu befreien. In nächsten Moment kamen auch bereits mehrere andere Männer angerannt, unter ihnen auch Sanan, der ihnen wohl Bescheid gegeben hatte.

„Er hat meine Frau getötet! Sie ist tot, verdammt, Lauy ist tot! Er hat sie getötet! Ich will ihn dafür töten, lasst mich!“

Porit und Dherac gemeinsam hatten Mühe, den schreienden und wütend um sich schlagenden jungen Mann fest zu halten und selbst als zwei weitere Jäger aus dem Kojotenstamm ihnen zur Hilfe eilten, hatten sie noch Mühe, ihn zu bändigen.

Moconi erbleichte zunächst auf die Worte seines Cousins, dann drehte er den Kopf zu dem keuchenden Randary, der von Shiran freundlicherweise gestützt wurde.

„Ist das wahr?!“, fragte er dann ungeahnt scharf und es kehrte Ruhe ein; Tinash hörte auf, sich zu wehren, zitterte aber dennoch so stark, dass man ihn festhalten musste. Er schenkte dem schwarzhaarigen Mann einen Blick aus der Mischung aus Neugier, Wahnsinn und abgrundtiefem Hass.

„Das ist nicht wahr.“, antwortete Randary da gewohnt leise, aber verständlich, unbeweglich nur Moconi anstarrend, „Ich kam zurück, weil mich die Sitten in Karems neuem Stamm anwiderten, ich... wollte dich bitten, mich wieder aufzunehmen. Aber... als ich ankam, wart ihr auf Jagd und ich dachte mir, ich... ich sehe so lange nach Lauy. Ich... habe sie geliebt. Ich hatte niemals, niemals vor, ihr... etwas böses zu tun.“

„LÜGE!“, kreischte Tinash darauf direkt wieder und begann, weiter zu strampeln und um sich zu schlagen, und noch mehr Männer mussten kommen und zwangen ihn schließlich in die Knie.

Shiran schnaubte.

„Du verurteilst ihn, weil du in Wahrheit denkst, du seist an ihrem Tod Schuld, Tinash, leugne es nicht, denn ich weiß es.“

Alle Blicke lagen auf dem jungen Mann, der seine Wehr abermals eingestellt hatte, und nun auf dem Boden kniend und heftig zitternd, umgeben von einer ganzen Meute anderer Männer, die ihn alle irgendwie festhielten, dem Seher apathisch ins Gesicht starrte.

„Aber... es kann doch nicht sein... ich habe doch nichts falsch gemacht.“, er senkte den Blick und lachte kurz ein gänzlich grausam klingendes Lachen, „Ich dachte... ich täte ihr etwas gutes, wenn... wenn ich sie einmal ausschlafen ließe! Mehr nicht, ich wollte, dass sie sich wohl fühlt...“

Und er begann zu weinen. Randary wandte den Blick ab.

Shiran seufzte.

„Es hätte nichts genützt, sie zu wecken, Tinash. Lauy war krank, das war sie seit ihrer Geburt. Die Götter haben bereits, als sie im Bauch ihrer Mutter war, vorherbestimmt, dass ihr nur wenige Jahre in dieser Welt vergönnt sein werden. Das ist nicht deine Schuld und nicht die von Randary und am wenigsten ihre eigene Schuld. Das ist das Schicksal.“
 


 

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Oh noin, teh Drama XD



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Linchan
2011-12-12T13:15:49+00:00 12.12.2011 14:15
Teco! óo Teco ist herz... und aaaw, die Andeutungn! <3 ... wow, was für welche xD das wrne ja echt geworfene Zäune, hahaha XD Ich fand die Szene toll! ich mag Porit, er ist so lieb <3 und echt tapfer irgendwie und... aaw oò

oh, flashback, so art^^ *les* ah die Vorstellung xD und wtf, die beiden spinner da sibd Himmelsblüter o.o loool! XD Wie cool... die sind irgendwie episch, und offenbar echt angepisst xD Und Shiran hat Spaß. Noch mal ein Yay an Araifa an dieser Stelle, die... erste Frau, die Frauen mag XDD und... Kurapi sagt Moconi ist unanständigt, wtf xDDDD ahahaha wie geil war das denn, der arme Moconi XDDD

Aaaaw, Sanan und Shiran <3 ich mag Szenen mit denen immer total gerne... sie sind so lieb! <3 Yay, Shiran ist papa xD und lol, wie süß, dass sie über das, äh, Problem geredet haben, hahaha... aaaaw!!^^ mochte die szene <3

Tinash lebt auch noch! <3 Tinash ist süß <3 und ich mag seine Beziehung zu lauy total, sie ist so ein unschuldiges Herz! óo Ich meine, die haben sich so lieb, ganz unschuldig <3

Ach ja, Kurapi. Und Moconi xD Und Kurapi will... Moconi Frühstück machen xDDD das ist ja SO süß, und sogar die Feder wird erwähnt XD
> „Nein, lass, so früh möchte ich meist nichts besonderes essen. Außerdem bist du nicht meine Frau.“
XDDDDDDDDDDDDDDD ähm... ja. LOL.

> Als Kind hatte er sich nämlich nicht vorstellen können, dass man mit den Jahren die Lust, zu spielen, verlor. In einigen Bereichen tat man das ja auch nicht...
.... ija. Lol, schmutzige gedanken am Morgen XDDDDD *herzt Moconi* so süß wie Kurapi auf ihn steht ey XDDD Die Wasch-szene war total lieb, mochte <3 halt auch mal erwähnt dass die sich so brav rasieren... XDDD und sich die haare waschen, lohl. XD

Die Zwillinge sind süß xD also, alle vier xD omg süüüß der kleine hat novaya lieb! óo Schön dass Semmi wieder wohlauf ist, owbohl er echt evil ist, also... das mit dme aufgesetzten lächeln war gruselig xD

Ah, lol, der arme Tinash - und omg, jetzt passiert sicher was furchtbares o___O ich meine, der Absatz fing so böse an... wtf, Randary? o__O *dumm guck* *les* ... wtf o____O ich meine... omg, Lauy??!! Q_______Q aber, aberaberaber.... wtf, wieso ist sie denn tot?! q______q omg, ich meine, Randary war das doch nicht, der ist doch selber ganz entsetzt...?! oô *liest entsetzt* okay, ja, sie war krank... omg... omg du hast lauy umgebracht q____________q sie... sie war so süß .______. das kam jetzt überraschend, ich meine, du hast mich ja gewarnt dass wer stirbt, aber...? óo

Omg! óo *ist ganz traumatisiert* ;_________________; ...


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