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Das Schlittschuhlaufen

MashiroxSou
von

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X-Mas-One-Shot

„Irgendwie, irgendwo, irgendwann…“ (MashiroxSou)
 

Ich stand vor meinem Spiegel im Badezimmer, versuchte irgendwie meine kurze, strubbelige Mähne in eine ansehnliche Frisur zu verwandeln, während meine Mutter bereits unten im Flur ungeduldig meinen Namen brüllte, damit ich endlich herunterkam.
 

Es war Weihnachten und unsere Familie war von der Freundin meiner Mutter zum Abendessen eingeladen worden. Ich kannte die Familie nicht, hatte sie noch nie zuvor gesehen, dass einzige, was meine Mutter mir mit einem Augenzwinkern verraten hatte war, dass es einen Jungen in meinem Alter gab. Sollte mich das etwa beruhigen? Ich war nicht gut in so etwas. Trotz der Tatsache, dass ich ein Mädchen war, hatte ich völlig andere Hobbies und Interessen als meine Mitschülerinnen und war eher für meine impulsive, jungenhafte Ader bekannt, da ich keinen Kampf gegen einen vom anderen Geschlecht absagte. Im Gegenteil: Ich hatte bisher noch keine Prügelei verloren.
 

Aber irgendwie hatte meine Mutter das Weltwunder geschafft, mich neugierig auf den Abend zu machen, deswegen hatte ich ihr auch ausnahmsweise zugehört, als sie mir Ratschläge für ein Kleid gab und nun steckte ich in eben diesem, welches einen leichten Grünstich inne hatte und bis auf den Boden reichte. Unterhalb meiner Brust wurde es, wie im Barockstil, mit einem Satinband auf dem Rücken gehalten und die Ärmel waren so kurz, dass sie mir nicht einmal bis zur Hälfte meiner Oberarme reichten.
 

Dazu trug ich eine Goldkette, die meine Mutter mir erst letztes Jahr zum Geburtstag geschenkt hatte, um meine Volljährigkeit zu feiern und einen leichten Haarschmuck, der, wie bereits erwähnt, einfach nicht mit meiner Frisur harmonieren wollte und mich in den Wahnsinn trieb!
 

Ich fluchte unartikuliert auf, als wieder eine Strähne in die falsche Richtung verrutschte und war kurz davor den Spiegel mit der Haarbürste in tausend Teile zu zerdeppern, die sieben Jahre Pech waren mir da vollkommen gleichgültig, als die Tür direkt hinter mir aufging und meine Mutter in einem Traum aus roter Seide in das Badezimmer glitt. Obwohl meine Mutter Yukishiro eine vollkommene Schönheit war, im Gegensatz zu mir, und dem Begriff Frau alle Ehre machte, war sie, nach der Scheidung meines Vaters, der ihr fremdgegangen war, immer noch single, obwohl ihr bestimmt alle Herren der Welt zu Füßen lagen, doch sie begnügte sich damit, bei mir zu bleiben und eine harmonische Familie mit mir zu bilden.
 

Und ich fand es toll!
 

Seit meiner Vergangenheit, besonders auf der Highschool, die mir die Männerwelt endgültig abraten ließ, verspürte ich nicht die geringste Lust, mich diesen Wesen auch nur auf einhundert Metern zu nähern, weswegen ich extra auf eine reine Mädchenschule ging. Männer waren dumme, egoistische Schwachköpfe, die es bei uns Frauen nur auf das Eine abgesehen hatten, um danach nicht die Verantwortung zu übernehmen, obwohl immer zwei dazu gehörten oder eine Frau wollten, die nur hinter dem Herd stand, ohne sich Gedanken über ihre Karriere zu machen.
 

Ich würde Gott sei Dank nicht zu diesen Mädchen gehören, ich würde etwas aus mir machen, studieren gehen und Lehrerin werden, wie ich es schon seit Jahren wollte!
 

Die Miene meiner Mutter veränderte sich von finster zu sanft, als sie den Wischmopp von Haaren auf meinem Kopf erkannte und wusste, worin meine Probleme bestanden.
 

„Ich krieg meine Haare einfach nicht hin.“, zuckte ich entschuldigend mit den Schultern und sofort nahm meine Mutter mir die Haarbürste aus der Hand, die ich eben noch als Wurfgeschoss missbrauchen wollte und bearbeitete meine Haare.
 

Bereits nach fünf Minuten hatte ich eine schöne Frisur, die sich durchaus blicken lassen konnte. Da meine Haare nur schulterlang waren, hatte sie mir ein Satinband hinein geflochten und die Strähnen an meinem Hinterkopf zusammengefasst, sodass sie jetzt fast einen Kranz um meinen Kopf bildeten.
 

„So, fertig!“, strahlte meine Mutter, sah mich dabei mit so viel Liebe im Blick an, dass mir warm ums Herz wurde. „Aber jetzt müssen wir uns beeilen, sonst kommen wir noch zu spät!“, setzte sie direkt hinten dran und schob mich auch schon aus dem Badezimmer hinaus.
 

Unten an der Garderobe warf ich mir lediglich meinen mandelfarbigen Mantel über, der fantastisch mit meinen Haaren harmonierte, ehe wir unser warmes Haus verließen, um auf die schneebedeckte Straße zu gehen, die allmählich die Ausmaße einer Skipiste annahm. Es schneite seit Stunden und es machte nicht den Anschein, als würde es allzu bald aufhören. Die vorbeifahrenden LKWs waren heillos überfordert und auch so mancher Autofahrer überschätzte seine Fahrkünste, die ihn manchmal schneller als gedacht in eine brenzlige Situation brachten, nicht so aber meine Mutter. Sie fuhr einen soliden Jeep, der sie bisher überall hingetragen hatte, wo sie hinwollte und so konnte ich mich entspannt im Beifahrersitz zurücklehnen, die Sitzheizung genießen, die meinen kalten Rücken angenehm wärmte, und mich auf das bevorstehende Treffen einstellen.
 

Ich vertraute meiner Mutter, dass sie einen richtigen Umgang pflegte, trotzdem betete ich innerlich, dass ich mit diesem Jungen nichts zu tun haben musste. Ich wollte dem anderen Geschlecht nicht zu nahe kommen, bloß nicht!
 

Die Fahrt dauerte nicht einmal eine halbe Stunde durch die Stadt, also musste ich mit Schrecken entdecken, dass diese andere Familie gar nicht einmal so weit von uns weg wohnte…Eine Gänsehaut fuhr mir bei dem Gedanken unangenehm über den Rücken. Wenn dieser Abend nicht nach hinten losging! Ich hatte keine Lust auf brave, vernünftige Leute, die uns ständig besuchen kamen, angekündigt, unangekündigt, dass spielte keine Rolle. Seit mein Vater das Weite gesucht hatte, war ich vollkommen auf meine Mutter fixiert und konnte es nicht ertragen, wenn ihr jemand näher stehen wollte, als ich es bereits tat.
 

Ich würde demjenigen eigenhändig den Kopf abschlagen! Die Bande einer Mutter zu dem eigen Fleisch und Blut waren stärker als zarte Freundschaftsbande, ich würde mir meine Mutter nicht wegnehmen lassen, komme was da wolle!
 

Auf einem Parkplatz für PKWs hielt meine Mutter an und schaltete den Wagen ab.
 

Er würde die nächsten Stunden wieder zuschnein, aber das ließ sich leider nicht ändern, Handfeger und Eiskratzer hatten wir als Grundausrüstung dabei und damit müsste es eigentlich wunderbar klappen, wenn man sich nicht als Bewegungslegastiniker herausstellte. Mit Kapuze über dem Kopf und einer Geschenktüte in der Hand, kämpften wir uns durch den frisch gefallenen Schnee.
 

In diesem Moment war ich meiner inneren Eingebung dankbar, dass ich meine Ballerinas in einer Plastiktüte mit mir herumschleppte und kniehohe Winterstiefel trug, anstatt mir die Füße abzufrieren. Sobald wir bei den Freunden meiner Mutter sein würden, würde ich umgehend in das andere Schuhpaar schlüpfen!
 

Es dauerte zwar nur zehn Minuten, fühlte sich aber wie eine halbe Ewigkeit an, als wir in den Eingangsbereich eines Penthaus traten, welches sich als sehr luxuriös herausstellte und einen edlen Mamorboden enthielt, wo ich mich doch fragte, mit WAS für Freunden meine Mutter verkehrte.
 

Meine Mutter zählte zu der guten Mittelschicht, die sich auch mal etwas leisten konnte, doch wer in diesem Haus lebte, musste mindestens zur Oberschicht gehören! Edle Vorhänge, kostspieliger Mamorboden, feine Holzwände, sehr gute Ledergarnituren zum Warten und sogar ein Butler empfing uns, der uns zuvorkommend half die Mäntel abzulegen und uns zum Fahrstuhl geleitete, der sich direkt quer durch befand. Ich wusste nicht warum, aber je näher wir dem Fahrstuhl kamen, desto schneller galoppierte mein Herz im Brustkorb.
 

Die Türen schlossen sich hinter uns, ein Ruck ging durch den metallenen Kasten und wir fuhren weich nach oben, bis der Fahrstuhl in der dritten Etage anhielt.
 

Ich hielt die Luft an, als sich der Fahrstuhl öffnete und direkt in eine Wohnung mündete, die mit weihnachtlichen Girlanden, Kerzen, Zimtstangen, getrockneten Zitronen, Weihnachtsstern, Krippe und vielem mehr geschmückt war. Ich dachte schon meine Mutter würde mit der ganzen Deko übertreiben, aber es ging anscheinend noch übertriebener…
 

„Charlotte!“, rief eine freudige Stimme aus und eine dunkelhaarige Frau schoss aus einem der Räume der Wohnung hinaus und schloss meine Mutter in eine dicke Umarmung, die so perplex war, dass sie gar nicht reagierte, erst später, als die Schrecksekunde nachließ.
 

Ich stand ebenso überrascht neben meiner Mutter, als ich mich in die andere Richtung wandte, aus der eben noch die Arbeitskollegin meiner Mutter gekommen war, da ich hörte, wie sich langsame, fast schwebende Schritte näherten, die eine weitere Person ankündigten, welche sich meinem Blickfeld noch entzog.
 

Dann glitt die Person in den Raum und es traf mich wie ein Schlag ins Gesicht!
 

Ichkannte diese Person nicht, hatte sie noch nie gesehen, da war ich mir sicher und trotzdem blitzten in meinem inneren Auge Bilder auf. Bilder von ihm…Bilder von mir…Bilder eines Mädchens und einer Schule, die keinen Zusammenhang für mich ergaben, nur Fragen, massenhaft Fragen taten sich in meinem Kopf auf, die ich am liebsten sofort beantwortet haben wollte. Schwarze Haare, dunkle Augen, bleiche Haut und eine Ausstrahlung, die mich still verharren ließ, weil sie mich derart heftig fesselte, dass ich mich nicht zu bewegen vermochte, strahlten mir entgegen. Sein Blick fiel auf mich und ich wich einen Schritt unsicher nach hinten, sah nervös zu meiner Mutter hinüber, die sich endlich aus der Umklammerung ihrer Freundin lösen konnte.
 

„Ah, da bist du ja Sou.“, erklang die fröhliche Sing-Sang-Stimme der Freundin meiner Mutter, trat auf den jungen Mann zu und stellte ihn uns höflich vor.
 

„Das ist mein Sohn Sou. Er ist umbei in dem Alter deiner Tochter Elizabeth und kommt bald auf die gleiche Schule, wie deine Tochter.“
 

Freudig klatschte meine Mutter in die Hände. „Das ist ja toll! Was hältst du davon Lizzie, Sou ein bisschen von deiner Schule zu erzählen und deinen Freunden? Du bist doch Schülersprecherin, du kennst dich doch mit meisten Sachen dort aus.“, schlug sie erfreut vor, wahrscheinlich nur, um sich mit ihrer besten Freundin aus dem Staub zu machen und wer durfte es ausbaden? Ich wieder!
 

Zögerlich nickte ich schließlich, es hatte keinen Sinn sich dagegen zu versperren, es würde nur zu Schwierigkeiten führen, deswegen hielt ich es für klüger, dieses eine Mal mein Temperament hinunterzufahren und auf meine Mutter zu hören.
 

„Das ist schön.“, mischte sich die Arbeitskollegin meiner Mutter wieder ein, deren Mund einfach nicht still halten wollte. „Dann kann Sou dir auch gleichzeitig das Haus ein wenig zeigen.“, bat sie ihren Sohn, der daraufhin zu mir trat, eine leichte, aber elegante Verbeugung vollführte, der ich sofort mit einem Knicks der alten Schule nachkam, ehe er mir seine Hand hinhielt, in die ich meine bettete.
 

Schneller als ich mir wünschte, durchquerten wir den Salon und waren nur wenige Sekunden später in einem der Gänge verschwunden, während das leichte Lachen meiner Mutter an mein Ohr drang, die sich über irgendetwas zu amüsieren schien.
 

Nur was? Die Stille zwischen uns war gespenstisch, selbstverständlich dachte Sou gar nicht daran mir irgendetwas zu zeigen, dafür waren wir viel zu schnell unterwegs. Der grobe Griff an meinem Arm, ließ mich im Schritt inne halten und ich sah ein wenig ängstlich in das Gesicht des mir unbekannten Jungen.
 

„Was machst du hier?“, fragte er mich verärgert, zog mich so dicht zu sich heran, dass sein heißer Atem meine Wangen streifte.
 

„Wovon redest du?“, fragte ich verwirrt, da ich nicht wusste, wo ich sonst hätte sein sollen. Mama hatte mich hierher geschleppt, ich hatte nicht freiwillig darum gebeten!
 

„Was du hier an diesem Ort machst?! Du gehörst nicht hierher, hier will dich niemand haben!“, knurrte er mich wütend an und meine Beine wurden ganz wacklig bei den vielen Beschimpfungen, die auf mich einprasselten.
 

„Meine Mutter hat mich mitgenommen!“,versuchte ich mich halbherzig zu wehren, schaute irritiert in seine dunklen Augen, die von einem Leuchten durchzogen zu sein schienen, den ich mir lieber nicht erklären wollte.
 

„Du gehörst zu den Lebenden, du darfst hier nicht bleiben, also wach auf!“

Aufwachen? Abe ich war doch hellwach! Okay, zugegeben, ich hatte die Nacht über nicht gut geschlafen und musste mich morgens mit einer Tasse Kaffee hochhieven, aber das bedeutete noch lange nicht, dass ich nun schon geistig verwirrt war und in die Klapse musste.
 

Ein kräftiger Ruck an meiner Schulter brachte mich ins Straucheln und ich landete dumpf gegen den Körper des Jugendlichen. Ich sah über meine Schulter, doch da war nichts, was mir diesen, zugegeben schmerzhaften Stoß gegeben hatte.
 

Ging es jetzt wirklich mit mir los? Hatte ich womöglich doch einen an der Klatsche, bemerkte es allerdings erst jetzt? Wieder ein schmerzhafter Stoß, doch dieses Mal riss ich die Augen auf und fuhr aus meinem tiefen Schlaf hoch, der damit begonnen hatte, sich in einen gewaltigen Alptraum zu verwandeln.
 

Ich befand mich im Traumzimmer der Akademie auf meinem angestammten Bett. Die weißen Vorhänge verdeckten alles andere, bildeten unüberwindbare Wände, die ich nur durh einen Ausgang verlassen konnte.
 

Eine schwache Bewegung aus dem Augenwinkel ließ mich aufsehen. Unsere Schulkrankenschwester saß auf einem Stuhl neben meinem Bett, ihren Schreibblock steht´s in der Hand, um auf neue Reaktionen der Träumer zu achten, die anschließend nach dem Vorfall zu dokumentieren waren.
 

„Guten Morgen Mashiro, hast du gut geträumt?“, fragte sie mich mit ihrem geheimnisvollen, aber zugleich wissenden Lächeln, als könnte sie meine Gedanken lesen und somit herausfinden, was wirklich passiert war.
 

Noch immer von dem merkwürdigen Traum gefangen, nickte ich ihr mechanisch zu, um den Höflichkeitsregeln nachzugehen.
 

„Doktor?“, fragte ich. „Können sich Träume eigentlich in einen manifestieren Zustand begeben, sodass sie unsere Nerven beeinflussen und wir den Schmerz und die Gefühle wahrnehmen, als würden sie mit doppelter Wucht auf uns einschlagen?“

„Das kann ich dir leider nicht sagen…aber ich bin mir sicher, ein kluger Kopf wie du, wird eine Antwort darauf finden.“
 

Und das hatte ich vor, denn…ich wollte Sou wiedersehen. Irgendwo, irgendwann und irgendwie, ohne die Schule im Nacken, ohne die persönlichen Erwartungen von jemandem, sondern einfach nur als normalen Schüler. Seinen Charakter hatte ich noch kein bisschen kennengelernt, dabei gingen wir seit über einem Jahr auf dieselbe Schule, selbst der Winter hatte sich bereits ins Land geschlichen und alles mit seiner pudergleichen Paste in einen weißen Weihnachtszauber gehüllt.
 

Konnte man eigentlich bereits auf dem zugefrorenen See Schlittschuhlaufen? Mit einem Grinsen auf dem Gesicht sprang ich aus dem Bett heraus und machte mich gleich daran, es herauszufinden, zusammen mit dem Gedanken, dass ich Sou unbedingt beim Schlittschuhfahren dabei haben wollte.
 

Ende
 


 


 


 

Ich melde mich nach einer langen Pause auch endlich zurück!^^

Deshalb gleich ein neues Projekt von mir, das ich meiner Freundin Ai widme, die mir wie alle meine anderen, eine gute Freundin ist^^



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Yinyin24
2015-11-30T15:44:24+00:00 30.11.2015 16:44
Ein toller FF ich finde es super solch eine Story zu lesen. Es bringt mir Freude weil es mich glücklich macht eine spannende, erfundene Geschichte aus eigenen Fantasie zu lesen. Sehr schön! Schreibt bitte weiter. Cucu yinka ♥


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