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Kuss der Nacht

Vorsicht, bissig!
von

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Klärendes Gespräch

Als sie aufwachte, war er weg. Sie lag auf der Couch, auf der sie auch in der Nacht eingeschlafen war. Geweckt wurde Danica von dem unaufhörlichen Klingeln ihres Telefons. Auch die Stimme ihrer Mutter auf dem Anrufbeantworter, riss sie aus dem Schlaf. Sie sei schon spät dran und ihre Mutter mache sich Sorgen, wo sie bleibt. Als sie sich aufsetzte, stellte sie fest, dass sie nackt war. Also war es kein Traum gewesen. Die Nacht mit Hayden war real gewesen. Und, o Gott, der Mann hatte sie verführt, wie es noch kein anderer geschafft hatte. Mit der Fleecedecke, die sie zuvor Hayden übergeworfen hatte, um den Körper geschlungen ging Danica zum Telefon und wählte die Nummer ihrer Mutter. Die hob auch gleich ab.

„Hallo Mama“, sagte Danica mit belegter Stimme.

„Danica, es wird Zeit, dass du in den Laden kommst und arbeitest.“

„Mama, tut mir leid, ich hatte eine durchwachte Nacht“, sie massierte sich mit einer Hand die Schläfen. Es ging ihr verdammt übel. Der Schädel hämmerte ihr so, als würde er ihr jeden Moment zerspringen.

„Ach, red doch keinen Quatsch. Wer feiern kann, kann auch arbeiten und jetzt schwing deinen Hintern hier hin, sonst werde ich richtig sauer!“

„Mama, ich habe nicht gefeiert. Ich melde mich für heute krank. Ich gehe jetzt zum Arzt und dann bringe ich dir den Attest später vorbei.“ Ohne sich das weitere Gezeter anzuhören, das von ihrer Mutter aus dem Hörer drang, legte sie auf. Natürlich ging sie nicht zum Arzt. Sie stellte sich unter die Dusche und da blieb sie eine gefühlte Ewigkeit stehen. Danica hatte den Drang, Hayden anzurufen, aber im selben Moment dachte sie an die Kerle, die sie bisher immer wieder ins Bett gekriegt hatten. Immer wieder war sie darauf hereingefallen. Auch dieses Mal. Er war ohne ein Wort verschwunden. Er hatte genau das getan, was die anderen auch getan haben. Er hatte sie rumgekriegt und dann, als er seinen Spaß gehabt hatte, war er einfach verschwunden. Dabei hatte es sich doch mit ihm so richtig angefühlt. Verflucht nochmal. Wie konnte das nur wieder passieren.

Dann, nachdem sie sich endlich der warmen Dusche entziehen konnte, klingelte jemand an der Tür. Sie ging widerstrebend hin. Dante stand da. Ihr Bruder hatte wohl wieder nichts Besseres zu tun, als ihr auf die Nerven zu gehen.

„Dante, was willst du schon wieder von mir?“

„Nica. Ich habe mit Mama gesprochen und sie ist der Meinung, dass ich doch vielleicht eine Zeit bei dir wohnen könnte. Sie nimmt mich nicht zu sich.“

„Frag Papa“, zischte Danica und wollte die Tür gerade wieder schließen, als die nervige alte Dame aus dem dritten Stock auf sie und ihren Bruder zusteuerte. Sie zog Dante am Ärmel in die Wohnung und schlug die Tür zu. Die Alte war verflucht neugierig und wenn Danica jetzt ihren Bruder vor die Tür setzen würde, hieße es gleich wieder, dass bei ihr die Männer ein und aus gingen.

„Dein Glück, Dante. Du hast drei Wochen Zeit. Dann bist du wieder hier raus. Ist das klar?“

„Ja. Danke, Nica. Du siehst fertig aus. Stimmt etwas nicht?“

„Nein. Alles in Ordnung. Ich habe bloß Kopfschmerzen und mir ist etwas übel. Aber so schlimm ist es nicht.“ Sie zog die langen Ärmel des grauen, viel zu großen Pullovers, den sie sich übergeworfen hatte, über ihre Hände und sammelte ihre Wäsche zusammen. „Willst du etwas trinken, D?“

„Nein, danke. Aber mich würde viel mehr interessieren, warum du denn hier deine Wäsche zusammenräumen musst.“

„Weil ich mich hier ausgezogen habe?“, ihre Stimme bebte vor Sarkasmus.

„Du oder er?“

„Du bist unmöglich. Was du immer gleich denkst. Aber du hast recht, Hayden war es. Und er hat genau das getan, was ich mit mir seit Jahren machen lasse. Er hat mich verführt und ist dann verschwunden.“

„Meinst du, dass er so etwas wirklich tun würde.“

Das verwirrte sie und schürte ihre Kopfschmerzen nur noch weiter. Dante hatte doch gleich Misstrauen gegen Hayden gehegt. Aber jetzt stärkte er ihm den Rücken. „Nein, ich meine nicht. Ich bin der festen Überzeugung, dass es so ist. Du kannst in meinem Bett schlafen.“

„Ich glaube, nachdem du die Nacht mit ihm verbracht hast, ist es mir lieber, ich nehme das Sofa.“

„Tja, dumm nur, dass wir mein Bett nicht mal angerührt haben. Es hat sich alles hier, auf meiner Couch abgespielt.“

Augenblicklich schoss Dante die Röte ins Gesicht und Danica musste sich schwer zusammenreißen, nicht gleich einen Lachanfall aufgrund seines Gesichtsausdrucks zu bekommen. „Was denn? Hast du ein Problem damit, dass deine Schwester so offen zu dir ist?“

„Hey, du kannst ja lachen, Danica!“

Mit einem Lächeln bedeutete sie ihm, dass er doch Platz nehmen sollte. Natürlich auf einem Sessel. Dann setzte sie sich auch.

„Also, wo warst du die ganze Zeit?“

„Ähm...das willst du vielleicht gar nicht wissen...“

„Oh doch, mein Lieber. Ich will genau wissen, ob ich dich hätte suchen und finden können oder nicht.“

„Sag mir lieber, was du die ganze Zeit gemacht hast. Spielst du immer noch in der Konzerthalle?“

Danica stand wieder auf. Sie stellte sich ans Fenster und sah hinaus. „Ja. Ich spiele jeden dritten Abend ein Konzert. Also maximal dreimal in einer Woche. Und jetzt du. Wo warst du und was hast du gemacht.“

Dante erzählte ihr, dass er immer in Sicherheit gewesen war. Immer wieder wollte er sich melden, sagte er. Aber er hatte nie den Mut dazu. Zwischendurch sah Danica ein paar Mal auf die Uhr. Ihr Bruder schaffte es tatsächlich geschlagene drei Stunden mit seiner Erzählung. Eine Stunde für jedes Jahr, das er verschwunden war. Aber wo genau er untergekommen war, sagte er nicht.



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