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Rockin' Heaven

von

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11
 

Zwei Wochen waren seit dem Abend vergangen. Nur selten hatten die Beiden sich in dieser Zeit gesehen. Meistens rief Marika Chris an oder er schrieb ihr eine SMS. Zwar hatte er beim Abschied an dem Abend gemeint, sie könne ihn sehen, wann immer sie wollte, jedoch wusste sie wie anstrengend Arbeit sein kann und wollte ihm seine Ruhe lassen.

Vor Langeweile wusste das junge Mädchen meist nicht was sie tun sollte. Immer wieder kam ihr in dieser Zeit das verlassene halb verbrannte Haus in den Sinn. Sie wollte unbedingt mehr darüber erfahren. Es war einfach zu spannend und ihr eben langweilig. Sie hatte sich für diesen Tag mit Ginger an dem Haus verabredet um sich dort einmal genauer umzusehen.

Der Zeiger ihrer Armbanduhr zeigte elf Uhr. Das Gothic-Mädchen lief angespannt vor dem geschlossenen Tor auf und ab. Sie hasste es warten zu müssen und am Meisten, wenn sie es kaum erwarten konnte etwas zu tun, gerade wenn es verboten war. Zehn Minuten später kam ihre Freundin um die Ecke gefahren.

„Sorry! Maus! Lucas hat...“

„Ich will es gar nicht wissen.“, lachte sie.

Ginger stutzte kurz. „Ja, ich glaub da hast du recht.“

„Also, bist du bereit das Fremde zu erkunden.“ Beide sahen das Haus an, dann blickte sie sich wieder an.

„Du gehst vor.“, bemerkte Ginger schnell. Marika zog ein vielsagendes Gesicht und ging dann zum Tor.

„Sieht zu aus.“, stellte sie fest. Trotzdem drückte sie leicht an die Tür. „Dann können wir ja wieder gehen!“, freute sich Ginger, da sie schon zu Beginn nicht sehr begeistert von der Idee war. Mit einem lauten Knarren öffnete sich das Tor.

„Ups. Anscheinend doch offen.“, triumphierte Mari und ging langsam über das Grundstück Richtung Eingang. Ginger seufzte lauthals und schlurfte dann hinter ihr her. Das Gebäude sah von außen recht baufällig aus, was nicht überraschend war, schließlich hatte sich jahrelang niemand darum gekümmert. Als sie die Stufen hinauf zur Eingangstür bestiegen, knarksten diese bedrohlich. Ginger verzog das Gesicht. „Ist doch nicht war.“, entglitt es Marika. „So was klischeehaftes.“ Als sie das Haus betraten, waren sie jedoch trotzdem sehr beeindruckt, denn von innen sah es noch aus, als würden die Besitzer gleich nach Hause kommen und ihren normalen Tagesablauf weiterführen.

Der Flur war groß und weiträumig, das Ende war jedoch in der Dunkelheit nicht zu erkennen. Marika sah sich begeistert um, während Ginger nicht wirklich begeistert war. Sie stand hinter ihrer Freundin und drehte sich zeitgleich mit nach links. Beide schrieen auf.

„Verdammt! Ich kriege noch einen Herzkasper wegen dir.“, meckerte Mari, weil es lediglich ihr Spiegelbild war. Sie gingen und sahen sich weiter um.

Alle Türen standen entweder offen, oder es waren gar keine vorhanden, so wie in einem klassischen amerikanischen Haus. Der erste Durchgang auf der linken Seite führte in die Küche. Eine schöne Küche, auch wenn nicht mehr ganz modern, dachte sich Marika in diesem Moment.

Ginger hingegen schien eher gedankenlos durch dieses Haus zu laufen. Während das Gothic-Mädchen weiterhin die Einrichtung im Wohn- und Esszimmer betrachtet, war ihre Freundin schon weiter gegangen.

„Die Bücher sind völlig staubig. Ist ja schlimmer, als in unserer Bibliothek.“, witzelte Marika. „Ginger?“

„Ich bin hier!“ Aus dem Esszimmer, im hinteren Teil des Raumes, führte ein zweiter Ausgang in den Flur. Marika begab sich zu ihrer Freundin, die am Ende der Treppe stand. Ein Teil führte nach unten. Wahrscheinlich in den Keller.

Der andere in den oberen Teil.

„Sieht ja übel aus.“

„Ich sagte doch, dass der obere Teil völlig ausgebrannt ist.“

Durch das fehlende Licht bemerkte man die Schwärze durch den Ruß gar nicht wirklich.

„Los!“

„Wie? Du willst da hoch? Bist du irre? Da könnte alles zusammenfallen.“ „Ach komm. Haste Angst oder was?“, sie streckte Ginger die Zunge raus und ging vorsichtig die Treppe rauf. Ginger stand nun allein unten und hörte es in jeder Ecke knarren.

„Marika warte!“

Alles ausgebrannt, schwärzer als schwarz. Kaum ein Möbelstück konnte noch identifiziert werden. Fünf Räume befanden sich im Obergeschoss. Einer war so sehr verbrannt, dass wirklich nichts mehr zu erkennen war. Kein Einrichtungsstück, nichts. In den anderen waren Betten oder Schränke noch zu erraten, aber dort.

„Hier muss der Brand begonnen haben. Echt schlimm.“

„Marika bitte. Lass uns gehen. Ich hab ein ganz schlechtes Gefühl.“ Marika hörte ihr anscheinend gar nicht zu, sondern ging immer weiter. Das letzte Zimmer auf der rechten Seite schien ein Kinderzimmer gewesen zu sein. Nach dem, was noch zu erkennen war, schien das Kind noch im Jugendalter gewesen zu sein. Vielleicht 11 oder 12 Jahre. „Stell dir mal vor, was für ein schönes Leben dieses Kind hätte haben können.“

„Ähh, was....ja.“ Ginger schien immer nervöser zu werden. „Marika echt. Irgendwas stimmt hier nicht.“

„Was denn?“

„Spürst du das denn nicht? Als ob uns jemand beobachtet.“, flüsterte sie. „Erzähl keinen Quatsch. Wer bitte soll uns hier beobachten?“ Ihr Handy klingelte. Ginger war vor Schreck an die Wand gehopst. Marika verdrehte die Augen.

„Hallo?....Chris, hey.....Wo ich bin? Ähmmm, ich bin bei Ginger.“ „Interessant. Ich hab heute früher Feierabend gemacht. Wollt dich ins Kino einladen.“

„Klar. Gegen sieben?“

„Warum nicht.“

„Gut, dann sehen wir uns.“

„Ja und sei vorsichtig.“

„Was? Chris?“ Er hatte schon wieder aufgelegt. Was meinte er denn damit? Ein lautes Knallen aus der dem Erdgeschoss war zu hören. Beide sahen sich erschrocken an.

„Was war das?“ Marika zuckte mit den Schultern und ging langsam zur Treppe.

Es schien wirklich jemand im Haus zu sein. Aber wer? Hörte sie da jemanden die Treppe in den Keller hinunter laufen?

„Marika?“

„Psschh...Los komm! Wir hauen besser ab.“

„Das sag ich schon die ganze Zeit.“ Vorsichtig begaben sie sich in den unteren Flur. Ginger ging sofort Richtung Ausgang. Marika dagegen blieb an der Treppe und sah vorsichtig in den Keller.

„Marika.“, flehte Ginger. Ein lautes Krachen aus der Küche, als ob ein Topf hinunter gefallen ist. Jetzt schien es auch Marika zu unheimlich zu werden und beide rannten aus dem Haus, ohne sich noch mal umzusehen.

Als sie vom Grundstück waren, drehten sie sich noch einmal, es war jedoch niemand zu sehen.

„Was zum Teufel war das?“

„Ich hab dir gesagt, wir sollten das nicht tun.“

„Ach komm. Wahrscheinlich war das nur’ne Katze oder so was.“

„Also ich geh da bestimmt nicht noch mal rein. Wir sehen uns.“ Ginger nahm ihr Fahrrad und fuhr in Richtung ihres Hauses. Marika seufzte und nahm nun ihr Rad, um auch zu fahren.

Die Sonne hatte schon begonnen hinter dem Horizont zu verschwinden, als sie zu hause ankam.

Pünktlich um sieben stand Chris vor der Tür.

„Man kann sich echt voll auf dich verlassen.“, freute sich Marika, als sie aus der Tür kam. Chris stand an seinen Wagen gelehnt und schien auch nach dem Begrüßungskuss nicht wirklich glücklich zu sein.

„Alles okay?“

Er nickte. „Steig ein. Hast du dir schon einen Film ausgesucht?“

„Ach, weiß nicht. Vielleicht 2012. Da wo die Welt untergeht. Soll richtig gut sein.“

Den ganzen Abend sprach Chris kaum ein Wort. Er war wieder genauso, wie zu Beginn als sie sich kennen gelernt hatten, nur mit dem Unterschied, dass sie jetzt so was wie ein Paar waren.

Nach dem Film gingen sie noch eine Runde spazieren. Die frische Abendluft war Gold für Marika.

„Sag, bist du irgendwie sauer auf mich?“ Chris sah sie überrascht an. „Wie kommst du darauf?“

„Du sprichst schon den ganzen Abend nicht wirklich mit mir und schaust immer böse.“

„Ich schau doch immer so.“

„Nein, nicht so.“

„Es ist nichts.“, beteuerte er ihr mit liebevollem Blick.

Marika lächelte. „Okay.“

Sie gingen weiter und waren nun fast wieder am Auto.

„Was hast du heute eigentlich mit dem vorsichtig gemeint?“ Er reagierte nicht.

„Am Telefon, als du mich angerufen hattest.“

„Hab ich das gesagt? Kann mich nicht erinnern.“ Sie war verwundert. Irgendwas stimmte nicht, sie wusste bloß nicht, was.
 

Es schüttete wie aus Eimern während es blitzte und donnerte.

Das alte Haus sah im Regen schwer bedrohlich aus und der Wind schien es zum wanken zu bringen.

„So eine verdammte Scheiße. Warum muss das immer regnen?“ Marika konnte es sich nicht verkneifen noch einmal in das Spukhaus zu gehen, auch wenn sie es diesmal allein tun musste. Sie betrat, völlig durchnässt, abermals das Gebäude und es schien alles ganz ruhig. Jedoch war ihr klar, dass es beim ersten Mal auch nicht anders war. Vorsicht war also das höchste Gebot. Langsam bewegte sie sich zur Küche und sah sich diesmal genauer um. Am Tag zuvor hatte sie ja keine wirklich Chance dazu. In diesem Raum fand sie jedoch nichts, was wirklich interessant war. Im Wohnzimmer betrachtete sie sich die Bilder an der Wand und die, welche noch aufgestellt war. Anscheinend hatte keine von den übrigen Verwandten Interesse an den Erinnerungen, oder waren keine mehr da? Als sie jedoch genauer hinsah, erkannte sie, dass auf keinem Bild die Familie abgebildet war.

Es waren Fotos von Landschaften, Gebäuden, Städten. Keine Menschen. Zumindest keine auf denen die Familie zu sehen sein könnte. „Komisch.“ Warum stellt man sich keine Bilder von der Familie hin? Oder vielleicht hatte ja doch noch jemand Interesse daran. Langsam bewegte sie sich durch den Raum, um nicht ein Detail zu übersehen. Als sie wieder im Flur angekommen war, wurde ihre Neugier erneut von der Treppe gepackt.

Diesmal jedoch nicht vom Aufstieg, sondern vom Abstieg. Wieder sah sie vorsichtig hinunter, erkannte aber nichts. Das junge Mädchen drehte sich noch einmal und sah draußen einen hellen Blitz aufleuchten, gefolgt von einem lauten Donnern.

Dann schlich sie langsam die Treppe hinab. Unten stand sie nun vor einer Tür. Groß und massiv. Sie atmete tief ein, nahm die Klinke in die Hand und drückte fest. Nichts passierte.

„Verdammter Dreck! Wer schließt in einem verlassenen Haus die Tür ab??“, meckerte sie lauthals vor sich hin. Mit voller Wucht trat sie gegen die Tür.

„Oh scheiße... das hätte ich besser nicht gemacht.“ Stechende Schmerzen bohrten sich durch ihr rechtes Bein. Aber dann! Was war das? Ein Knarren einer Tür? War da schon wieder jemand? Diesmal konnte sie sich schlecht verstecken, wenn derjenige in den Keller ging.

Sie wartete einige Minuten aber nichts passierte. Sie pustete die Luft aus, die sie vorher angehalten hatte. Es schien doch niemand da zu sein. Sie stand noch eine Weile vor der geschlossenen Tür, hatte aber keine konstruktive Idee diese auf zu bekommen.

„Beim nächsten Mal bring ich eine Brechstange mit. Das kannst´e wissen.“, bedrohte sie völlig sinnlos die Tür. Die interessierte das auch. Dann machte sie sich wieder auf den Weg aus dem Keller und wollte noch einmal nach oben, wurde aber von ihrem Handy aufgehalten. Als sie rangehen wollte war nur ein lautes knistern und knarren zu hören. „Hallo?“ Sie hörte eine verzerrte Stimme, verstand aber kein Wort.

„Wer ist denn da?“ Mit einem Mal war nur noch das Freizeichen zu hören.

Marika packte das Telefon wieder weg und im nächsten Moment hätte sie schwören können, dass die Eingangstür zugefallen war. Auch wenn sie eigentlich nach oben wollte, war sie nun von der Neugier gepackt. Wenn da jemand hinaus gegangen war, müsste er doch noch auf dem Grundstück zu sehen sein. Schnell lief sie nach vorn und öffnete die Tür. Das Gewitter war vorbei und es schien nun die Sonne und wärmte die Erde. Es waren zwar nur knapp fünfzehn Grad, aber trotzdem schön. Niemand war zu sehen. Marika war genervt. Was war nur mit diesem Haus los? Hörte sie die ehemaligen Bewohner ein- und ausgehen? Es war schon später Nachmittag und sie hatte ihrer Mutter versprochen pünktlich zu hause zu sein, da sie noch weg wollten. Also musste sie wohl später noch einmal hierher kommen. Sie verließ das Grundstück und schritt nachdenklich die Straße entlang als sie jemand von hinten packte.



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