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Aufregungen im Fürstentum

Wie Inu Yasha auch hätte verlaufen können
von
Koautor: Kupferschweif

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Kapitel 25

Inu Yasha biss fest die Zähne zusammen, während er krampfhaft versuchte, mit seinem Vater und seinem Bruder mitzuhalten, die durch den Wald an der Grenze zum Norden jagten. Vor ihrem Schloss hatten die beiden Daiyoukai zwar Portale geöffnet, um in den Norden zu kommen, aber rausgekommen waren sie vor der Grenze.

Im Norden war es fremden Dämonen offensichtlich nicht möglich, solche Magie anzuwenden, wie auch immer der Fürst das geschafft hatte, denn dazu war sehr starke Magie erforderlich.

Aus Rücksicht auf den Halbdämon liefen der Fürst und der Erbprinz des Westens schon langsamer als sie es gekonnt hätten, aber in dem Jüngsten schrien trotzdem alle Muskeln nach einer Pause. Doch das war natürlich nicht möglich.

Also klammerte er sich an die Vorstellung, Akumaru und Ichiromaru das selbstgefällige Grinsen aus dem Gesicht zu prügeln, um durchzuhalten. Was fiel denen denn ein, Sora zu entführen und dann zu behaupten, dass sie von ihrer Familie misshandelt würde? Wie krank musste man denn sein, um sich etwas so abscheuliches auszudenken?

Allein der Gedanke, dass der Taishou, Sesshoumaru oder er selbst Sora verprügeln könnten, ließ ihn sauer aufstoßen. Wer schlug denn bitte wehrlose Kinder? Ob der Fürst des Nordens so drauf war? Schlug er seine eigenen Kinder? Und wann waren sie endlich aus diesem verfluchten Wald raus? Inu Yasha musste immer mehr aufpassen, nicht zu stolpern.
 

Der Erbe des Nordens ließ sich von einem Diener das Übungskatana abnehmen und seinen Haori reichen und verneigte sich dann gegen seine Mutter, die sich langsam näherte.

„Das war wohl eine ruhigere Übungseinheit, mein Sohn“, meinte sie mit einem sanften Blick.

„Chichi-ue meinte, dass ich meine Technik zu sehr außer Acht gelassen habe und daher diese Einheiten angeordnet, haha-ue“, erwiderte Ichiromaru.

„Natürlich. Ich bin sicher, dass er weiß, was am besten für dich ist. Gehen wir ein Stück?“

Er verneigte sich erneut und ging mit der Fürstin in den Schlossgarten. „Habt Ihr Sora allein gelassen?“ fragte er dort.

„Nein. Sie schläft gerade ein wenig und die Kinderfrau passt dabei auf sie auf, falls sie aufwachen sollte.“

„Wie geht es meiner Nichte?“

Seine Mutter schwieg einige Momente, schien sich ihre Antwort überlegen zu müssen. „Besser. Sie beherrscht noch die höfische Etikette und kann auch lesen und schreiben, dieser Teil ihres Gedächtnisses scheint nicht beeinträchtigt zu sein, sodass sie es nicht neu lernen muss. Das hilft ihr dabei, sich hier einzuleben und zurechtzufinden. Aber dass sie nichts über ihre Vergangenheit weiß, belastet sie. Auch wenn sie sich darüber bewusst ist, dass es vermutlich besser für sie ist, wenn sie sich nicht erinnert. Es ist einfach schrecklich, was der Westen dieser kleinen Kinderseele angetan hat. Was haben sie nur mit der armen Hana gemacht, dass sie das zugelassen hat? Wenn meine verehrte Schwester das wüsste …“ Sie unterbrach sich und seufzte lautlos. „Verzeih meinen Ausbruch, mein Sohn, so etwas sollte und darf nicht passieren.“

„Natürlich, verehrte Mutter“, sagte Ichiromaru und atmete etwas durch. „Ich bin mir sicher, dass Hana ebenfalls ein Opfer des Westens ist. Sesshoumaru kann sehr … herrisch sein“, sprach er seinen auswendig gelernten Text und hoffte, dass seine Mutter ihn nicht zu genau beobachtete. Es fiel ihm unheimlich schwer ausgerechnet die Person zu belügen, die ihn wochenlang unter ihrem Herzen getragen und ihn unter großen Anstrengungen auf die Welt gebracht hatte. Sein Vater dürfte das allerdings nie erfahren, er würde sowohl ihn als auch seine Mutter hart dafür bestrafen. Vielleicht zu hart …

„Ichiromaru, hörst du mir zu?“ riss die Fürstin ihn aus seinen Gedanken und er schreckte etwas auf. „Was ist denn los mit dir? So gedankenverloren bist du doch sonst nicht.“

„Verzeiht, verehrte Mutter. Das ist eine sehr verwirrende Situation für mich“, erwiderte er.

„Natürlich. Ich sagte gerade, dass ich keinen Zweifel daran habe, dass Hana niemals freiwillig zugelassen hätte, dass ihrem Kind wehgetan wird. Meine verehrte Schwester lebt in ihr weiter, die beiden haben das gleiche Herz, den gleichen Charakter. Sie ist ihrer Mutter so ähnlich, dass ich aus tiefster Seele bedauere, so wenig Kontakt zu ihr zu haben und sie so selten zu sehen. Sonst hätte ich sicherlich erkannt, dass etwas nicht stimmt.“

„Macht Euch keine Vorwürfe, haha-ue. Keiner von uns hätte das erwartet“, sagte der Prinz sofort.

Sie wollte noch etwas sagen, aber stattdessen fuhren beide herum und verneigten sich tief. Akumaru näherte sich.

„Fumiko, gestattest du, dass ich mir unseren Sohn für eine Weile ausleihe?“ fragte er.

„Natürlich, Akumaru-sama“, sagte sie.

Ichiromaru verneigte sich schnell gegen seine Mutter, ehe er seinem Vater in dessen Arbeitszimmer folgte, wo er sich gewohnt höflich niederließ.

„Der Hauptmann berichtete mir, dass deine Technik sich merklich verbessert hat, seit er angefangen hat mit dir intensiver daran zu arbeiten. Deinen ehemaligen Schwertkampflehrer habe ich übrigens zu uns eingeladen. Er soll und erklären, warum er versäumt hat darauf zu achten, dass du die Techniken perfekt beherrschst“, sagte der Fürst.

Sein Sohn verneigte sich etwas.

„Außerdem hat vor nicht langer Zeit jemand versucht, ein Portal so nah wie möglich an unserem Schloss zu öffnen. Es war recht ermüdend, den Bann dagegen aufrecht zu erhalten, daher nehme ich an, dass es mein Cousin und sein Sohn waren. Sie versuchen, zu uns zu gelangen, um sich Sora zu holen. Wenn sie feststellen, dass sie das nicht können, was wird dann geschehen?“

„Dann werden sie erkennen, dass sie auf die Hilfe und Unterstützung der anderen Fürsten angewiesen sind und zuerst zu diesen gehen müssen, was sie noch aufgebrachter werden lassen wird und ihre Glaubwürdigkeit noch weiter untergräbt.“

„Richtig. Und das ist natürlich perfekt für meinen Plan.“

Komisch, dachte Ichiromaru zynisch, wenn alles glatt läuft, ist es sein Plan und wenn etwas gefährdet scheint, hänge ich auf einmal mit drin. Aber was sollte es? So war sein Vater nun mal und er musste damit leben.

„Wir haben also noch ein paar Tage Zeit, bis es wirklich ernst wird. Ich möchte, dass du bis dahin so viel wie möglich trainierst, sowohl deine Technik als auch deine Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit.“

„Natürlich, verehrter Vater.“

„Du darfst gehen.“

Der Prinz erhob sich, verneigte sich gegen seinen Vater und verließ dann den Raum, um noch einmal zu seiner Mutter zu gehen.

Diese wartete noch im Schlossgarten auf ihn, den Blick starr in den Himmel gerichtet. Sie sah nicht zu ihrem Sohn, als dieser sich höflich verneigte, sagte nur: „Ich glaube, Sora hat ihren Namen ihren hübschen Augen zu verdanken.“

Verwundert sah Ichiromaru etwas auf. „Glaubt Ihr?“

„Ja. Im Sonnenlicht sehen ihre Augen aus wie ein Bergsee im Sommer, aber in geschlossenen Räumen ohne direktes Licht sehen sie aus wie der Himmel.“

„Verzeiht, aber darf ich fragen, warum Ihr Euch darüber Gedanken macht?“

Fumiko lächelte ein wenig. „Die Augen sind der Spiegel der Seele, heißt es. Soras Augen sind rein, kein Schatten trübt sie, sie ist unschuldig wie ein kleines Mädchen es sein sollte.“

„Sie weiß und kennt nichts und niemanden, das oder der ihrer Seele Schaden zufügen könnte, verehrte Mutter.“

„Daran liegt es nicht, mein Sohn … Vergiss es einfach, das sind nur die Gedanken einer närrischen Frau“, winkte sie ab.

„Ihr seid keine närrische Frau.“

„Ich werde mal nachsehen, ob Sora bereits wieder aufgewacht ist“, meinte die Fürstin nur und verließ den Garten.

Ihr Sohn sah ihr einige Momente nachdenklich hinterher. Ahnte sie etwa was? Kam sie dahinter, dass Sora nie auch nur ein Haar von ihren Verwandten gekrümmt worden war? Wenn ja, würde sie den Plan unterstützen? Oder würde sie versuchen, das ganze Vorhaben zum Scheitern zu bringen? Wie? Würde sie den anderen Fürsten mitteilen, dass die ganze Geschichte gelogen war? Würde sie Sora in den Westen bringen? Oder würde sie dem Plan zustimmen und ebenfalls vorgeben, dass Sora misshandelt wurde?

Aber noch ein anderer Gedanke kam dem jungen Daiyoukai: Wenn seine Mutter sich gegen seinen Vater stellen und versuchen würde, ihn aufzuhalten, würde er sie – wenn auch heimlich – unterstützen und ihr helfen oder würde er sie an seinen Vater verraten und damit in den sicheren Tod schicken? Er musste zugeben, dass er es nicht mit Sicherheit sagen konnte.

An seinen Vater band ihn seine Erziehung, seine Furcht vor dem Zorn des Fürsten und sein Wunsch, ihn ebenso stolz zu machen wie seine ältere Halbschwester, aber an seine Mutter band ihn wahre Zuneigung. Was wog nur schwerer?
 

Als die Herrin des Nordens in das Zimmer der kleinen Prinzessin kam, war diese gerade aufgewacht und saß auf ihrem Lager, während die Kinderfrau damit beschäftigt war, frische Kleidung für sie zusammenzusuchen. Beide neigten höflich den Kopf. „Hast du gut geschlafen, Sora-chan?“ fragte Fumiko.

„Ja, obaa-sama“, antwortete das Mädchen zurückhaltend.

Ihre Stiefgroßmutter zog etwas die Augen zusammen. „Lass uns allein“, wies sie die Kinderfrau an, die sofort gehorchte und nach einer raschen Verneigung verschwand. Die Daiyoukai setzte sich neben das Kind und betrachtete es eingehend. „Was hast du auf dem Herzen, meine Kleine?“

Sora atmete tief durch und starrte auf ihre Hände in ihrem Schoß. „Ich glaube, ich habe von meinen Eltern geträumt“, gestand sie und ihr Gesicht wurde kummervoll.

„So? Fängst du etwa an dich zu erinnern oder kommen diese Träume aus deinem Wunsch, sie zu kennen?“

„Ich … ich weiß es nicht, aber … es war kein schöner Traum.“

„Möchtest du mir davon erzählen? Du weißt, du kannst mir alles sagen.“

„Es … es war für mich nicht klar zu erkennen, aber da war dieser … weißhaarige Mann … mein Vater … und der hat mich am Arm gepackt, sodass es wehtat. Und da war ein Messer …“

„Hat er dich mit dem Messer angegriffen?“ wollte die Fürstin wissen und strich ihr übers Haar.

„Nein. Da war dann … meine Mutter. Sie hat ziemlich erschrocken ausgesehen und … mich dann weggebracht. Mehr hab ich nicht geträumt. War das eine Erinnerung? Oder doch nur ein Traum?“

„Das kann ich dir leider auch nicht sagen, mein Kind, aber … ich befürchte, es könnte eine Erinnerung sein. Aber denk nicht mehr darüber nach. Du bist jetzt hier, in Sicherheit. Was in deiner Vergangenheit geschehen ist, ist jetzt nicht mehr wichtig, in Ordnung? So, und jetzt werde ich die Kinderfrau wieder zu dir schicken, damit sie dich weiter fertig macht. Ich sehe dann später noch einmal nach dir, ja?“

Die Prinzessin nickte etwas. „Ja, obaa-sama. Und danke. Für alles.“

„Sehr gern geschehen, meine Kleine.“ Die Daiyoukai strich ihr noch einmal übers Haar und erhob sich dann. Sie wollte ihrem Gefährten lieber Bericht erstatten, was seine Enkelin geträumt hatte. Das würde ihn sicherlich interessieren, schließlich hatte er ihr aufgetragen, ihn über Soras Entwicklung und Verhalten zu informieren.
 

Tatsächlich wurde sie rasch zu ihm gebeten, als sie sich melden ließ und er erriet, was sie zu ihm führte. „Ist etwas mit Sora?“

„Ja, Akumaru-sama. Es … es mag unwichtig sein, aber dennoch wollte ich Euch darüber in Kenntnis setzen, dass Sora einen Traum hatte, von dem sie glaubt, dass es eine Erinnerung ist“, antwortete sie.

„Was hat sie geträumt?“

„Sie sagte, dass ein weißhaariger Mann, von dem sie glaubt, dass es ihr Vater ist, sie am Arm gepackt hat, sodass es ihr wehtat. In ihrem Traum kam auch noch ein Messer vor, aber er hat sie damit nicht angegriffen. Stattdessen wurde sie von ihrer Mutter weggebracht. Diese hat wohl sehr erschrocken ausgesehen.“

Akumaru legte seine Fingerspitzen aneinander und lehnte sich etwas zurück. „Es ist gut, dass du mich darüber informiert hast, Fumiko. Du darfst gehen.“

Als er alleine war, atmete er tief durch, um seine Gedanken zu ordnen. Er konnte sich denken, von welchem Tag Sora geträumt hatte. Wenn es bei diesen verschwommenen Bildern blieb, wäre das genial für seinen Plan, aber wenn sie noch mehr ihrer Erinnerungen zurückbekommen würde, müsste er sie unbedingt von den anderen Fürsten fernhalten. Mindestens das. Vielleicht müsste er sie auch endgültig zum Schweigen bringen. Nicht auszudenken, wenn ausgerechnet diese kleine Göre, mit der sein perfekter Plan angefangen hatte, ihn verraten und alles zunichte machen würde. Das durfte er auf keinen Fall zulassen.
 

Die drei Herren des Westens waren derweil noch immer auf dem Weg durch den Wald. Sie näherten sich verhältnismäßig langsam dessen Ende und der dahinter liegenden Ebene. Und noch etwas anderem, aber das konnten sie noch nicht genau benennen.

Inu Yasha war sowieso mehr damit beschäftigt zu vertuschen, dass er so langsam aber sicher am Ende seiner Kräfte war. Er war schon vom Schloss des Südens zu dem seines verehrten Vaters mit Höchstgeschwindigkeit gelaufen, was ihn einiges an Energie gekostet hatte, seine Pause danach war nur kurz gewesen und jetzt musste er schon wieder rennen.

Hoffentlich würde die Aufregung eines Kampfes seine Erschöpfung vertreiben, sonst könnte er in ernste Schwierigkeiten geraten. Und seinen Vater so blamieren, wie Ichiromaru seinen bei deren Besuch.

Zu spät bemerkte der Halbdämon, dass die anderen beiden am Waldrand stehengeblieben waren, sodass er an ihnen vorbei schoss und einige Meter weiter für ihn unerwartet zurückgeworfen wurde und hart gegen einen Baum prallte. Schnaufend richtete er sich auf und streckte seinen schmerzenden Rücken etwas. „Was ist das?“ fragte er.

„Ein Bannkreis“, erwiderte der Taishou. „Ein äußerst mächtiger. Mein werter Cousin möchte offensichtlich nicht, dass wir ihn besuchen kommen. Oder irgendjemand sonst.“

„Was machen wir jetzt?“

„Den Bannkreis brechen können wir nicht, er ist auf solche Angriffe ausgerichtet. Akumaru will uns dazu zwingen, uns an die anderen Fürsten zu wenden, damit sie ihn dazu auffordern, Sora herauszugeben.“

„Das heißt, wir müssen jetzt zu jedem einzelnen Fürsten und jeden davon überzeugen, dass Sora nie misshandelt wurde, damit die auf unserer Seite stehen, ohne zu wissen, ob das was bringt?“ schlussfolgerte Inu Yasha. Das waren ja tolle Aussichten. Es konnte ewig dauern, bis die anderen Fürsten ihnen glaubten, besonders Sentaku, der ja offenbar als einziger selbst mit dem Fürst des Nordens gesprochen und diesem jedes Wort geglaubt hatte.

„Nicht unbedingt“, warf Sesshoumaru ein.

„Was meinst du?“ wollte sein Vater leicht verwundert wissen.

„Wenn der Bannkreis darauf ausgelegt ist, fremde Dämonen abzuhalten, wie der andere Bann dazu gedacht ist, fremde Youkai daran zu hindern, Magie einzusetzen, könnte Hana hindurch kommen. Sie ist die Tochter des Fürsten“, erklärte der Erbprinz.

Der Taishou zog etwas die Augenbrauen zusammen. „Da hast du recht, daran habe ich gar nicht gedacht. Bist du sicher, dass es eine gute Idee ist, Hana da hinein zu schicken?“

„So kann sie beweisen, dass sie keine Verräterin ist“, warf Inu Yasha ein und kassierte einen mahnenden Blick von seinem Bruder.

„Er hat recht“, gab dieser allerdings zu. „Jaken kann zurück zum Schloss und Hana ausrichten, dass sie herkommen soll.“

Das Familienoberhaupt nickte etwas und sah in den Himmel, wo sich der Diener seines Ältesten auf einem zweiköpfigen Reitdrachen näherte. Die beiden waren mitgekommen für den Fall, dass es nötig war das Heer anzufordern, dass sich im Schloss bereit hielt.
 

Dort saß Hana in ihrem Gemach im Schaukelstuhl und starrte aus dem Fenster, während ihr Sohn friedlich in ihren Armen schlief. Dieses ungute Gefühl in ihrer Magengegend hatte immer noch nicht nachgelassen.

Dass sie nicht erfahren hatte, wohin ihr Gefährte, ihr Schwiegervater und ihr Schwager gegangen waren, um ihre Tochter zu befreien, machte es auch nicht gerade besser, genau wie die Tatsache, dass ihre Schwiegermutter gerade die Verantwortung für das Schloss und somit für sie hatte und sie wieder unter Arrest gestellt hatte. Nicht, dass die Prinzessin von Soldaten bewacht werden würde, aber der Befehl, sie solle sich ausruhen, war eindeutig gewesen.

Daher sah sie überrascht auf, als die Fürstin in ihr Gemach kam und neigte sofort den Kopf.

Die Ältere betrachtete sie einige Momente schweigend. „Ich denke, wir wissen beide, dass wir uns gegenseitig nicht leiden können“, meinte sie dann.

Ihre Schwiegertochter schwieg dazu.

„Aber – auch wenn du es vielleicht nicht glauben magst – das liegt nicht daran, dass du dich um … Inu Yasha gekümmert hast oder dass ich um meinen Einfluss auf meinen Sohn fürchte. Ich mag dich einfach nicht. Aber dennoch bin ich nicht so engstirnig, dass ich deine Fähig- und Fertigkeiten nicht erkennen und schätzen würde. Und deshalb bin ich jetzt auch hier.“ Der Blick der weißhaarigen Daiyoukai wanderte zu dem neugeborenen Prinzen. „Du kennst dich mit Magie aus, mit Bannkreisen. Wie kann man einen Bannkreis brechen, der darauf ausgelegt ist, reichsfremde Youkai abzuhalten?“

„Indem man das Herzstück zerstört, verehrte Schwiegermutter“, antwortete Hana, ohne ihre Überraschung zu zeigen.

„Könntest du das ausführlicher erklären?“

„Am einfachsten kann man einen mächtigen Bannkreis errichten, wenn man ihn an einen Gegenstand bindet, der über eigene Magie verfügt oder dazu geeignet ist, Magie zu leiten. Das bewirkt, dass der Erschaffer getötet werden kann, ohne dass dem Bannkreis etwas passiert und dass jeder, der Zugang zu dem Herzstück und Ahnung von diesen Zaubern hat, seine eigene Magie einspeisen und ihn stärken kann. Zerstört werden kann so ein Bannkreis dann nur, wenn das Herzstück zerstört wird, was nicht einfach ist.“

„Kann jeder, der an das Herzstück kommt, den Bannkreis zumindest für eine kurze Zeit öffnen?“

„Dazu muss man mit dem Herzstück verbunden sein, also seine eigene Magie hinzugefügt und den Bannkreis gestärkt haben. Und selbst dann muss man über genug Stärke verfügen.“

„Ich stelle dir diese Fragen aus einem bestimmten Grund, wie du dir sicherlich denken kannst. Vor einiger Zeit erhielt ich einen Brief von deiner Stiefmutter Fumiko, der mich zugegebenermaßen verwirrt hat. Sie schrieb mir, dass der Norden durch einen mächtigen Bannkreis geschützt ist, den selbst unser verehrter Fürst nicht brechen kann und dass ich dort sicher wäre. Das war das Letzte, was ich von ihr gehört habe, eine Erklärung habe ich nicht bekommen. Erst heute habe ich verstanden, was sie gemeint hat.“ Die Fürstin machte eine Pause, um sich ihre Worte zurechtzulegen. „Der Brief von Sentaku, dem Fürst des Südens, hat unseren verehrten Fürsten dazu bewogen, mit seinen Söhnen loszuziehen, um Sora zu befreien. Sie ist im Norden, bei deinem Vater.“

Die Prinzessin schluckte unmerklich. Ihre kleine Tochter war in den Fängen ihres Vaters? Sie musste sie sofort da rausholen!

„Akumaru hat allen erzählt, dass ihm bei seinem letzten Besuch hier aufgefallen sei, dass Sora sich nicht wie ein normales achtjähriges Kind benehmen würde, sondern einen verängstigten Eindruck gemacht hat und dass Ichiromaru ihren Lehrausflug daher einmal dazu nutzen wollte, um nachzusehen, ob sie wirklich gut behandelt wird, wobei er zu dem Lehrausflug gestoßen sei, als Inu Yasha gerade seinen Zorn darüber, die Aufsicht führen zu müssen, an Sora ausließ, wobei sie in die Schlucht stürzte und schwer verletzt wurde. Sie ist bei dem Sturz schwer verletzt worden und hat ihre Erinnerungen verloren. Daher wird sie wohl nicht sagen können, dass sie immer gut behandelt wurde.“

Hana musste all ihre Selbstbeherrschung aufbringen, um nicht aufzuspringen und sofort in den Norden zu stürmen, um dort alles kurz und klein zu schlagen und sich stattdessen nur anzuspannen.

„Ich nehme an, dass der Bannkreis wirklich so effektiv ist, wie Fumiko glaubt.“

„Ja, ist er. Mindestens drei Daiyoukai haben ihre Magie hinzugefügt. Vielleicht sogar sechs.“

„Kommst du hindurch?“

„Ja, verehrte Schwiegermutter.“

„Bist du dir sicher?“

„Ja, verehrte Schwiegermutter.“

„Warum?“

„Zum Einen ist der Bannkreis darauf ausgerichtet, reichsfremde Youkai abzuhalten. Ich habe einen Großteil meines Lebens im Norden verbracht und bin die Tochter des Fürsten. Und zum Anderen ist mindestens die Magie meiner verehrten Großmutter, meiner verehrten Mutter und mir selbst in dem Bannkreis, vermutlich auch die meiner Stiefmutter, meines Bruders und meines Vaters. Weder ich noch meine Kinder werden abgewiesen.“

„Sehr gut. Dann weißt du, was und wo das Herzstück ist. Kannst du den Bannkreis öffnen?“

„Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen“, gab die Jüngere zu.

„Auch gut“, meinte ihre Schwiegermutter. „Ohne an der Macht unseres Fürsten und seiner Söhne zweifeln zu wollen, denke ich nicht, dass sie durch den Bannkreis kommen werden.“

„Dem stimme ich zu.“

„Was ich jetzt sage, hat nichts mit dir oder Sora zu tun, sondern damit, dass mein Sohn sein Kind ebenfalls zurück will, genau wie mein verehrter Gemahl. Darum musst du in den Norden gehen und versuchen, den Bannkreis zu öffnen oder sogar zu brechen, damit sie ebenfalls in das Schloss können. Und wenn du das nicht schaffst, bring wenigstens Sora zurück.“

„Damit würde ich mich einem direkten Befehl von Sesshoumaru-sama widersetzen, verehrte Schwiegermutter. Er befahl mir, unseren Sohn nicht alleine zu lassen“, wagte Hana einzuwerfen.

„War der Wortlaut nicht eher, dass du das Schloss nicht verlassen darfst, wenn du Yoshihiro nicht in die Obhut eines Familienmitgliedes gegeben hast? Ich werde in der Zeit auf euren Sohn aufpassen. Du machst dich fertig und stellst dann deine Treue zum Westen unter Beweis.“

„Wie Ihr wünscht, verehrte Schwiegermutter.“ Die Erbprinzessin ließ sich ihren Sohn aus den Armen nehmen und wandte sich dann nach einer raschen Verneigung der Tür zu.

„Eins noch, Hana“, hielt die Fürstin sie auf. „Ich möchte dir noch einen Rat geben: Du musst dich mit dem zufrieden geben, was dein Mann bereit ist, dir zu geben, aber ihm alles geben, was du hast. Und wenn du ein wenig Glück hast, wird er deine Bemühungen erkennen und würdigen, dessen musst du dir immer bewusst sein. Die Rolle der Frau ist gar nicht so undankbar, wie man glauben mag. Schon gar nicht im Westen.“

„Danke, verehrte Schwiegermutter“, erwiderte Hana und auf einen Wink der Fürstin verließ sie ihr Gemach.
 

Als sie in Rüstung und mit Schwert auf dem Schlosshof stand und sich die Haare zu einem straffen Zopf zusammenband, kam die junge Heilerin zu ihr und verneigte sich tief.

„Ayaka. Was ist los? Ist etwas mit meinem Welpen?“ fragte die Prinzessin.

„Nein, Hana-hime. Ich hörte nur, dass Ihr das Schloss verlassen wolltet und … wollte Euch das hier geben.“ Ayaka hielt ein kleines Fläschchen hoch. „Das wird Euch stärken.“

„Danke.“

„Darf ich fragen, was Ihr überhaupt vorhabt?“

„Natürlich. Ich werde Patrizid begehen.“
 

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Das nächste Kapitel wird wohl die Mottos „Gott kann nicht überall sein, darum hat er die Mütter erschaffen“ und „Verärgere nie eine Frau, du weißt nicht, wie ihre Rache aussieht“ haben.

Wenn wir nicht wieder spontan total viele Ideen haben, wie man das ganze schön in die Länge ziehen kann, wie wir es in den letzten fünf Kapiteln getan haben. ^^

Bis denne

Kupfer & Hani



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Weissquell
2013-01-28T13:27:56+00:00 28.01.2013 14:27
Na, da kommt der kleine Nordprinz wohl ins Grübeln, hmmm? :-) Wem gilt seine Loyalität? Allerdings hatte er einen Gedanken noch nicht. Was wenn seine Mutter ebenfalls eingeweiht ist und ihm nr was vorspielt? Vermutlich ist sie wirklich ahnungslos, aber was wäre wenn...? :-)
(ich mag solche doppelt- und dreifachspiele)

Ui Patrizid! :-) Wort nie gehört, schätze aber es heißt sowas wie Vatermord oder evtl. Bruch mit dem Vater.... allerdings gemessen an ihrer Laune, tippe ich auf ersteres XD.

Na hoffentlich löst sie damit keinen internationalen Zwischenfall aus.
Von:  Hotepneith
2012-08-09T15:08:52+00:00 09.08.2012 17:08
EEine sehr interessante Unterhaltung der hohen Damen unter sich - oder in dem Fall wohl Mütter und Ehefrauen unter isch, die für ihre Liebsten mal alle Streitigkeiten untereinander sehr dämonisch beiseite lassen.Hana wird durch den Bannkreis kommen, aber es sollte mich wundern, wenn niemand damit rechnet. Und immerhin leben in dem Schloss auch noch ein paar Leute, die mit ihrem Fürsten nciht unbedingt in allem übereinstimmen.Auf Hana wartet da eine mehr als heikle Aufgabe, kriegerisch und diplomatisch zugleich. Ihr lasst es einduetig spannend bleiben ( ich glaube, ich wiederhole mich...^^)

Mal sehen, wei es weiter geht.
Kommentar folgt dann nächsten Monat:)

bye

hotep


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