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Aufregungen im Fürstentum

Wie Inu Yasha auch hätte verlaufen können
von
Koautor: Kupferschweif

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Kapitel 10

Inu Yasha fiel die Kinnlade runter, während sein Vater und sein Bruder sich besser im Griff hatten und lediglich die Unterkiefer anspannten. Wie hatte das passieren können? Wie hatte jemand die Prinzessinnen entführen können? Das war doch unmöglich! Das Schloss war gesichert!

Und wo war die schlosseigene Armee gewesen? Die Soldaten hätten doch eigentlich mitkriegen müssen, dass eine fremde Armee ins Schloss eingedrungen war!

Die Dienerschaft wird auch nicht einfach schweigend zugesehen haben und alle Diener hätten die fremden Soldaten unmöglich umbringen oder zumindest bewusstlos schlagen können, ohne dass wenigstens einer von denen angefangen hätte zu schreien.

“Was bezweckst du mit der Entführung der Prinzessinnen?”, fragte der Fürst eisig.

“Das sagte ich bereits: Ich möchte, dass ihr drei eine mehr oder weniger kleine Aufgabe meiner Wenigkeit bewältigt. Wenn ihr das schafft, werdet ihr eure Prinzessinnen zurück bekommen. Wenn nicht, wird die gesamte Fürstenfamilie ausgelöscht”, erwiderte die fremde, dunkle Gestalt.

“Wer bist du?”, wollte Inu Yasha wissen.

Ein eisiges Lachen war die Antwort. “Das werde ich euch sagen, wenn ihr die Aufgabe bewältigt habt. Falls ihr das überhaupt schaffen solltet, was ich arg bezweifle. Aber keine Sorge, die Prinzessinnen werden ihr Ende erst finden, wenn ihr tot seid. Oder es keine Rettung mehr für euch gibt. Das muss ich mir noch überlegen…”

Wie auf ein Stichwort knackten der Inu no Taishou und seine Söhne mit den Fingern.

“Ich lasse mich von euren Drohungen nicht beeindrucken, meine Herren. Ich habe euch in der Hand, ich bin der einzige, der weiß, wo die kleine Sora und die hübsche Hana sind. Wenn ihr mich umbringt, werden die beiden früher oder später auch sterben. Springt von der Klippe”, befahl die fremde Gestalt.

Inu Yasha war der einzige, der einen flüchtigen Blick hinter sich warf. Er erkannte eine tiefe Klippe, unten brachen sich die Wellen nicht nur an dem Abhang, sondern auch an den spitz aus dem Wasser ragenden Felsen. Würden sie darunter springen und auch nur ein bisschen falsch aufkommen, würden sie sich mindestens schwere Verletzungen zuziehen, wenn sie nicht sogar sterben würden, weil sie ertranken oder sich das Genick brachen.

War das etwa schon die ganze Aufgabe? Da runter springen und mit ein bisschen Glück und viel Geschick anschließend in einem Stück wieder hochkommen? Das wäre zu einfach, oder?

Aber der Hanyou wusste nicht, wen oder was er vor sich hatte. Es wäre ja theoretisch möglich, dass dieser Verrückte gar nicht wusste, was die Fürstenfamilie so alles konnte. Oder es war noch eine Falle eingebaut.

“Keine Sorge, ich werde euch nicht auf den Felsen sterben lassen. Ein bisschen Unterhaltung für mich muss doch auch dabei sein. Da unten befindet sich, wahrscheinlich unsichtbar für eure Augen, ein Portal. Springt hindurch und findet den Weg zurück. Das ist alles. Das müssten der ehrenwerte Fürst, sein übermächtiger Erbe und der Hanyou doch mit Leichtigkeit schaffen, oder nicht?” Der Spott in der vor Kälte verzerrten Stimme war nicht mal für menschliche Ohren zu überhören.

Keiner der drei Erpressten konnte eine Lüge wahrnehmen, es musste also wirklich ein Portal geben.

Könnten die drei durch die Augen ihres Gegners sehen, würden sie die Umgebung in ganz anderen Farben wahrnehmen. Orange bis rot, wo es warm war, grün bis blau, wo Kälte war. Und knapp über der blaugrünen Meeresoberfläche und den blauen Felsen schwebte ein schwarzer Wirbel, ein Wirbel ohne erkennbare Herkunft.

Nicht mal der Fürst und der Erbprinz konnten die Magie des Wirbels wahrnehmen.

Was würde sie erwarten, wenn sie durch dieses Portal springen würden? Wer versicherte ihnen überhaupt, dass da wirklich ein magischer Durchgang war und sie nicht einfach auf den Felsen aufschlagen würden?

Dass sie zu dritt den ominösen Entführer locker besiegen könnten, war klar, aber es war nicht gesagt, dass er vorher noch verraten würde, wo Sora und Hana waren. Und bis die drei Herren sie gefunden hätten, konnten die Komplizen der vermummten Gestalt sie schon längst getötet haben. Denn dass der Gegner vor ihnen nicht als einziger an dieser Geschichte beteiligt war, war denkbar klar.

Einer alleine konnte niemals so genau über die Vorgänge im Schloss bescheid wissen, die Drohbriefe schreiben, Sora angreifen und einfach verschwinden, eine Kampftruppe auf die Familie ansetzen, eine Armee ins Schloss eindringen und die Prinzessinnen entführen lassen und sie irgendwo versteckt halten.

Es musste mindestens einen Verbündeten geben, der im Schloss lebte und gewusst hat, dass Sesshoumaru nach der Rückkehr ins Schloss nicht von Hanas Seite gewichen war und dass Sora in ihrem Zimmer eine Aufgabe ihres Lehrers erledigt hatte und diese Informationen nach außen dringen lassen konnte.

Wie hatte das nur geschehen können?

Ob es im Schloss noch Hinweise gab? Auf den Entführer, den Aufenthaltsort der Prinzessinnen, den Verräter oder auf sonst irgend etwas?

Sie müssten diese Gestalt vor ihnen irgendwie überwältigen, aber nicht töten, um ihn dann ins Schloss zu bringen, für eventuelle Nachfragen. Aber wie sollten sie ihn ins Schloss bringen? Sie hatten keine Seile dabei, womit sie ihn hätten fesseln können.

“Wieso willst du unbedingt, dass wir sterben? Willst du selbst die Herrschaft?”, fragte der Fürst.

“Wie gesagt, das werdet ihr erst erfahren, wenn ihr meine Aufgabe bewältigt habt. Falls ihr das überleben solltet”, war die eisige Antwort.

“Und wenn wir das überleben, wie wirst du dann versuchen, uns umzubringen?”, wollte Inu Yasha wissen.

“Auch das erfahrt ihr, wenn ihr überleben solltet. Ich bin nicht so dumm, euch das jetzt schon zu verraten, auch wenn ich mir ziemlich sicher bin, dass ihr das nicht überleben werdet.”

“Was sollte uns dazu bringen, dir zu glauben, dass wir Hana und Sora wohlbehalten zurückbekommen werden, wenn wir deine… Aufgabe gelöst haben?”

“Ihr werdet euch wohl oder übel darauf einlassen müssen. Denn wenn nicht, werdet ihr die Prinzessinnen gar nicht mehr zurück bekommen. Und das verstößt gegen den Vertrag, der damals mit dem Fürst des Nordens geschlossen wurde, nicht wahr? Wenn Hana etwas zustoßen sollte, bevor sie einen Erben geboren hat, wird der Vertrag ungültig werden und der Norden den Krieg eröffnen, den der Westen zweifellos verlieren wird”, sagte die dunkle Gestalt.

Hatte Hanas Vater etwas damit zu tun? Wollte er etwa mit allen Mitteln einen Kriegsgrund finden, um den Westen zu erobern und dabei nicht alleine dastehen zu müssen? Der Norden hatte viele Bündnisse mit anderen Gebieten, ebenso wie der Westen. Einige von diesen Bündnissen überschnitten sich.

Wollte der Cousin des Taishou also einen Krieg anfangen und alle seine Bündnispartner auf seiner Seite haben, musste er einen Grund liefern, der die Partner dazu bewog, sich gegen den Westen zu stellen.

Was wäre ein besserer Grund, als ein gebrochener Vertrag?

Außerdem war bekannt, dass das westliche Fürstenhaus eine ungewöhnlich enge Familienbindung hatte. Der Fürst des Nordens war immer noch ein entfernter Verwandter, niemand würde so schnell Verdacht schöpfen, würde er behaupten, dass auch er sehr viel Wert auf die Familie legte, es nur nicht so zur Schau stellte wie sein Cousin und dass ihn der Tod seiner Tochter und seiner Enkelin sehr mitgenommen hatte, zumal er nie die Möglichkeit bekommen hatte, seine Enkeltochter kennen zu lernen.

Aber wie war er an die Informationen aus dem Schloss gelangt? Hatte Hana ihm doch gehorcht und heimlich Informationen nach außen geschleust? Aber sie war bewusstlos, als sie von dem Überfall zurückgekehrt waren, sie hätte niemandem sagen können, dass ihr Gefährte die ganze Zeit an ihrer Seite gewesen war.

Akemi war auch auszuschließen, sie war tot.

Die Gedanken des Fürsten rasten. Was sollte er nun tun? Mit seinen Söhnen ins Ungewisse springen und vielleicht sterben? Oder aber versuchen diesen Verrückten gefangen zu nehmen und ins Schloss zu bringen, um da nach weiteren Hinweisen zu suchen und riskieren, dass seine Schwiegertochter und seine Enkelin starben?

Er würde es sich nie verzeihen, wenn seinem aufgeweckten Enkelkind etwas zustieß, weil er sich nicht richtig entschieden hatte. Und seine Söhne… nun, Inu Yasha wäre zutiefst erschüttert, aber vielleicht objektiv genug, dass er es seinem Vater irgendwann verzeihen könnte, aber Sesshoumaru… er hat bereits nach dem Überfall, bei dem Hana glücklicherweise zur verletzt wurde, unter Beweis gestellt, dass er seinem Vater für solche Fehler die Schuld gab und das auch deutlich machte.

Was also tun? Den Gegner vor ihnen in die Hand spielen und auf gut Glück von der Klippe springen, in der Hoffnung, dass wirklich ein Portal dort war, was sie zu einer Aufgabe bringen würde, oder aber die vermummte Gestalt überrumpeln, hoffen, dass im Schloss noch irgendwelche Hinweise waren und dass der oder die Komplizen Hana und Sora nichts antaten?

“Wer sind deine Komplizen?”, fragte der Inu no Taishou.

“Schon wieder eine Frage, die ich nicht jetzt beantworten werde”, kam es als Antwort.

“Bist du wirklich der einzige, der weiß, wo die Prinzessinnen sind?”, wollte der Fürst als nächstes wissen.

“Das sagte ich doch: Ja. Wenn die Herren mich also töten, werden die Schwiegertochter und die Enkelin der Hauses früher oder später ebenfalls sterben.”

Gut, das war gut. Das war ein Pro-Punkt dafür, diese Gestalt ins Schloss zu verschleppen. Eine Lüge konnte der Taishou nicht ausmachen, das deutete darauf hin, dass der vermummte Mann vor ihnen wirklich als einziger wusste, wo Hana und Sora sich befanden und sein Komplize, beziehungsweise seine Komplizen die beiden nicht umbringen konnten.

“Töten werden wir dich nicht”, sagte der Fürst so leise, dass sein Gegenüber ihn nicht hören konnten, seine Söhne aber schon. Er hoffte, dass die beiden verstehen würden, was ihr Vater ihnen sagen wollte.

Sesshoumaru warf einen raschen Blick zu seinem Bruder, dessen Hand sich Millimeter für Millimeter Tessaigas Schwertgriff näherte.

Es wäre dumm, mit Tessaiga anzugreifen. Der Gegner könnte zerfetzt werden und keine Antwort mehr abliefern. Vielleicht hatte Inu Yasha aber auch nur ein Ablenkungsmanöver geplant…

Schade, dass man nicht auf Kommando die Gedanken des anderen hören konnte, das wäre in solchen Situationen wirklich hilfreich.

“Mach dich bereit zu sterben”, knurrte der Hanyou und riss Tessaiga aus der Scheide.

Als die schwarze Gestalt die breite Klinge sah, schluckte sie und überlegte, was sie tun sollte. Der Fürst und der Kronprinz bewegten sich keinen Millimeter, ihre goldenen Blicke waren eiskalt auf ihn gerichtet. Was sollte er nur tun?

Sein Verstand sagte ihm, dass er dableiben müsste, dass er nicht getötet werden würde, weil Hana wichtig für den Frieden zwischen dem Westen und dem Norden war. Aber jede Faser seines Körpers wollte fliehen, sich umdrehen und einfach verschwinden.

Der Körper siegte.

Die schwarze Gestalt drehte sich um und lief, so schnell sie konnte.

Im nächsten Moment wurde sie zu Boden geworfen, die Arme wurden ihr auf den Rücken gerissen.

Kaum hatte der Feind sich umgedreht, hatte Inu Yasha sein Schwert fallen gelassen und war im selben Moment wie sein Bruder losgesprungen und nur einen Sekundenbruchteil nach diesem im Kreuz des Unbekannten gelandet.

Die Prinzen zogen ihm die Arme nach hinten und machten sich das lange Gewand zunutze, indem sie die Ärmel zusammenknoteten und den Gefangenen dann nach oben rissen.

“So, Freundchen, und jetzt sagst du uns, wo Sora und Hana sind, sonst ziehen wir hier ganz andere Seiten auf”, knurrte Inu Yasha.

“Gar nichts werde ich sagen. Ihr werdet mich nicht töten, weil ihr die Prinzessinnen sonst nie wieder zurück bekommen werdet. Und es wäre doch schade um das gute Blut aus dem Norden, nicht wahr? Wer könnte dem Westen einen stärkeren Erben gebären, als Hana aus dem Norden?”

Inu Yasha überließ die Gestalt seinem Bruder und sprang zu seinem Schwert, schob es in die Scheide an seiner Hüfte. Der Fürst hatte sich inzwischen genähert. Und zog der Gestalt die Kapuze vom Kopf.

Weder er noch der Kronprinz ließen sich den leichten Schock anmerken. Ein solches Wesen hatten sie noch nie gesehen.

Die Gestalt hatte keine Haare, die Haut war schwarz und sah aus wie bei einer Brandleiche, roch aber nicht danach. Die Augen glühten rot, ohne eine Pupille zu haben, ohne von weiß umrandet zu sein. Die Nase bestand lediglich aus zwei Löchern, die wegen der ungewöhnlichen Haut kaum zu erkennen waren. Ohren waren keine zu erkennen und als das Wesen spöttisch grinste, kamen zwei Reihen weiße, kleine Zähne zum Vorschein, die wie zurechtgefeilt aussahen.

“Wir gehen zurück zum Schloss”, befahl der Fürst.

Inu Yasha griff den Arm des Gefangenen, den sein Bruder nicht festhielt und so führten sie die Gestalt weg. Der Hanyou war versucht, ihm die Kapuze wieder über zu ziehen, dieses Gesicht sah wirklich Ekelerregend aus.
 

Im Schloss angekommen brachten die Prinzen den Gefangenen umgehend in ein fensterloses Verlies. “Bleib hier und bewache ihn, nicht das er uns entwischt”, befahl der Kronprinz.

Sein Bruder sah sich verwundert um. Erst jetzt fiel ihm auf, dass kein einziger Samurai in der Nähe war und er nickte etwas.
 

Der Fürst hatte inzwischen festgestellt, dass sämtliche Wachen und Diener im Schloss bewusstlos dalagen, einige bluteten, andere nicht. Tot waren sie nicht, das würde er riechen. Vor der Treppe zum Privattrakt der Fürstenfamilie lagen vier Diener mit Kopfwunden. Sie mussten auf der Treppe niedergeschlagen und dann runter gestoßen worden sein, denn die deutlichsten Blutspuren waren auf der Treppe verteilt. Unzählige Füße hatten das Blut weit verteilt. So viele Füße, dass kein einzelner Fußabdruck mehr erkannt werden konnte.

Der Taishou wandte sich nicht um, als er seinen Erben hinter sich hörte und dieser sagte nichts, sah sich einfach nur um.

Wer war zu so etwas fähig? In der Luft lag ein Geruch von Schweiß, offensichtlich von den fremden Soldaten. Man konnte ihnen aber keine Rasse zuordnen. Wie war das möglich? Für gewöhnlich überdeckte Schweiß nicht den Eigengeruch.

Der Prinz folgte seinem Vater nach oben. Die Spuren, die die Soldaten hinterlassen hatten, führten direkt in Sesshoumarus Arbeitszimmer und auch von der anderen Seite liefen solche Spuren auf das Zimmer zu. Hatten die fremden Soldaten gewusst, wo sie nach den Prinzessinnen suchen mussten? Woher? Oder hatten sie das Schloss doch abgesucht und es sah nur so aus, als wären sie direkt ins Arbeitszimmer gegangen?

Als Vater und Sohn das Zimmer betraten, in dem Sora und Hana gewesen waren, hätten sie fast schlucken müssen. Es war deutlich, dass Hana sich und ihre Tochter verteidigt hatte. Ihr Schwert lag am Boden, die Klinge war blutverschmiert. Mit Hanas eigenem Blut.

Papiere lagen überall am Boden, ein Tintenfass war an die Wand geworfen worden, der Schreibtisch war zerschlagen, das Fenster ebenfalls.

“Myouga, was weißt du von dem Überfall?”, fragte der Inu no Taishou.

Der kleine Flohgeist kroch aus dem Schulterfell seines Herrn. “Nicht allzu viel, oyakata-sama. Ich war auf dem Weg in Sesshoumaru-samas Arbeitszimmer, um Hana-hime eventuell zu helfen, als ich in der Eingangshalle etwas hörte. Eine Armee war in das Schloss eingedrungen. Ich sah nur, dass einige Diener auf der Treppe lagen und bluteten und bin dann so schnell ich konnte zu Hana-hime gelaufen, um sie zu warnen. Sie hat sich tapfer gewehrt, aber es waren einfach zu viele Soldaten. Als sie überwältigt wurde, bin ich sofort losgeeilt, um Euch davon zu berichten.”

“Konntest du den Eindringlingen eine Rasse zuordnen?”, wollte der Fürst wissen.

“Nein, oyakata-sama, vergebt mir.”

Sesshoumaru ging zu einer Ecke herüber. Ein Papier erregte seine Aufmerksamkeit. Das war Soras Handschrift über einer beschrifteten Zeichnung, die sie wohl angefertigt hatte.

Die Zeichnung zeigte wohl einen Soldaten. Aber einen solchen hatte der Kronprinz noch nie gesehen. Die Zeichnung und die Notizen am Rand verrieten, dass die Eindringlinge Rüstungen getragen hatten, die wie Fischschuppen aufgebaut waren. Aus Leder.

Das Gesicht des gezeichneten Soldaten war schwarz, nur zwei Löcher hatte die Farbe, an der Stelle, wo wohl die Augen waren. Am Rand stand als Notiz “rote Augen”.

“Schatten.”

Der Fürst wandte sich von dem kaputten Fenster seinem Sohn zu. “Was meinst du?”, fragte er.

Statt einer Erklärung reichte der Erbprinz seinem Vater. “Schatten… Du hast ein sehr kluges Kind, mein Sohn. Nicht jede achtjährige hätte in einer solchen Situation noch eine Zeichnung von einem der Feinde angefertigt. Noch dazu eine so genaue. Myouga, sahen so die Soldaten aus, die hier eingedrungen sind?”, fragte der Taishou.

“Ja, oyakata-sama”, erwiderte der Floh.

“Wie viele waren es?”, wollte Sesshoumaru wissen.

“Ich kann es nicht genau sagen, Sesshoumaru-sama, vergebt mir. Es waren bestimmt mehr als 15, aber hier im Zimmer waren nur fünf. Hana-hime hat versucht, sie zu töten, aber sie hat es nicht geschafft, sie konnte sie nur von sich und Sora-hime fernhalten”, antwortete Myouga.

Der Kronprinz bückte sich und hob das Schwert seiner Gefährtin auf und sah sich um. “Die Schwertscheide fehlt”, bemerkte er.

Sein Vater sah sich kurz in dem Durcheinander um. Sein Sohn hatte recht. Die Schwertscheide war nirgends zu finden.

“Sieh dich im Schloss um, ob du irgendwelche Spuren finden kannst oder irgendjemanden, den die Soldaten nicht außer Gefecht setzen konnten”, befahl der Herrscher. Sesshoumaru verneigte sich etwas, lehnte Hanas Schwert an die Wand neben der Tür und verließ das Zimmer.

“Myouga, ist Hana schwer verletzt worden?”, fragte der Fürst, als die Tür hinter seinem Sohn zugefallen war.

“Das kann ich nicht beurteilen, oyakata-sama. Einer der Soldaten hat sein Schwert fallen lassen und Hana-himes Hand so verdreht, dass ihr eigenes Schwert durch ihre Schulter getrieben wurde, vermutlich hat er ihr dabei auch das Handgelenk gebrochen. Und plötzlich ist sie in Ohnmacht gefallen”, berichtete Myouga.

“Was ist mit Sora passiert? Wo ist die Schwertscheide?”

“Sora-hime ist sofort zu ihrer Mutter gelaufen, sie hat geschrien, ist aber nicht verletzt worden. Ein Soldat hat sie gepackt und mitgenommen und ein anderer hat Hana-hime mitgenommen. Was mit der Schwertscheide geschehen ist, kann ich leider nicht sagen, oyakata-sama.”
 

Sesshoumaru sah sich im Privattrakt um. Außerhalb des Ganges, in dem sein Arbeitszimmer lag, gab es keine Spuren der Soldaten, nur ein paar Diener lagen am Boden, bewusstlos, aber unverletzt. Sie waren wohl mitten bei der Arbeit umgefallen. Aber wie? Gift? Magie?

Wenn es Magie war, war es keine, die Sesshoumaru kannte oder auch nur wahrnehmen konnte. Ein Gift konnte er nicht riechen.

Der Prinz sah sich weiter um. Die Soldaten müssen entweder gewusst haben, wo sie die Prinzessinnen sich aufgehalten haben oder auf gut Glück gesucht haben. Dass sie es gewittert haben, war auszuschließen, denn dann wären sie zuerst in den Bereich der Gemächer eingedrungen, wo der Geruch am stärksten war, aber dann könnte der Erbe des Westens wittern, dass Hunde- oder Wolfsdämonen - oder eine andere Dämonenrasse mit gutem Riechvermögen - in das Schloss eingedrungen waren.

Der Kronprinz stieß einen der Diener mit dem Fuß an, vielleicht würde der ja aufwachen.

Nein, keine Chance, der war weggetreten.

Also ging die Suche weiter. Vielleicht war ja doch jemand nicht bewusstlos und konnte sagen, was mit den Dienern und Samurai seines Vaters geschehen war, dass sie nicht mitbekommen haben und verhindern konnten, dass eine fremde Armee ins Schloss eingedrungen war und die Prinzessinnen entführt hatte.
 

Inu Yasha war zu dem Gefangenen in die Zelle gegangen, die lediglich von drei Fackeln erhellt wurde. Die Gestalt war angekettet worden, sodass sie sich kaum bewegen, geschweige denn einen Fluchtversuch starten konnte.

“Willst du mir immer noch nicht sagen, wo Hana und Sora sind?”, fragte der Hanyou.

“Wenn ihr die Information habt, werdet ihr mich töten. Ich hänge aber an meinem Leben”, erwiderte der Unbekannte. Der jüngeren Prinzen entging das leichte Zittern in der Stimme des anderen nicht. Das war gut, er bekam Angst. Wenn Inu Yasha ihm genug Angst einjagen würde, würde er ausplaudern, wer hinter dieser ganzen Geschichte steckte und wo Hana und Sora waren.

“Also gut, was ich dir jetzt sage, kann dir vielleicht dein Leben retten: Wenn du sagst, wer dich beauftragt hat, wer dir geholfen hat, wie du an die ganzen Informationen gelangt bist, lässt mein Vater dich vielleicht am Leben.

Wenn Sesshoumaru den Ort findet, wo Hana und Sora überfallen wurden und dort auch nur ein einziger Spritzer Blut von den beiden ist, wird er dich besonders intensiv befragen. Und mit besonders intensiv meine ich besonders schmerzhaft für dich. Er schätzt es nämlich nicht besonders, wenn man ihm sein Eigentum wegnimmt.

Ich frage dich jetzt ein letztes Mal: Wo sind die beiden? Und wer steckt hinter dieser Sache?”

Aber der Gefangene schwieg beharrlich. Inu Yasha schüttelte leicht resigniert den Kopf. Sein Gegenüber hatte Angst, auch wenn er es geschickt verbergen konnte, aber trotzdem verriet er nicht, wer oder was er war, wo die Prinzessinnen waren und wieso er das Ganze getan hatte und immer noch tat.

Hoffentlich würde Sesshoumaru mit seinen ganz eigenen Befragungsmethoden mehr erreichen. Der Jüngere wusste, dass er selbst zu wenig Erfahrung in Befragungen hatte, um zu wissen, wie man einen Gegner zum reden brachte. Vielleicht sollte er einfach mal seinem Bruder häufiger bei so etwas zusehen und lernen. Konnte ja nicht schaden.

Aber eine Frage beschäftigte ihn momentan mehr als sein mangelnder Erfolg bei der Befragung: Wem war diese fremde Gestalt treu ergeben? So treu ergeben, dass der Unbekannte eher sterben würde, als seinen Herrn zu verraten?
 

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So, das war's auch schon wieder. Kommis wie immer gerne gesehen, Kritik und Lob gleichermaßen.

Hoffentlich ist das mit den Leerzeilen in diesem Kapitel besser ist als vorher, sich keine grammatikalischen Fehler eingeschlichen haben und die Rechtschreibung auch in Ordnung ist.

Jenny arbeitet schon am 11. Kappi, das wird also nicht wieder so lange brauchen, wie dieses hier. ^^

lg

Hani & Jenny



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2010-06-28T11:54:21+00:00 28.06.2010 13:54
So, das vorerst letzte Kapitel, dann will ich mal :D

Ja, wo die schlosseigenen Soldaten gewesen sind, das würde mich jetzt aber auch mal brennend interessieren! Ich meine, die können doch wohl nicht alle boykottieren? Fragen über Fragen...
Ähm, das mit der Klippe will mir nicht so ganz in den Kopf... zumindest Sesshômaru und der Taishou können fliegen, also wo ist jetzt das Problem xD? Außerdem sind sie Dämonen, die gehen nicht so schnell putt.
Ah, okay, ein Portal, jetzt ist die Sache natürlich schon viel sinniger ^3^
Mir ist nur eine Kleinigkeit aufgefallen... ihr benutzt sehr oft das Adjektiv 'eisig'... das könnte man doch ab und an durch etwas Anderes ersetzen, oder?
Oh, wow, diese Intrige ist ja echt geschickt eingefädelt... umso neugieriger bin ich, wer denn nun hinter dem Ganzen steckt...
Taishou tut mir irgendwie leid... ich meine, so eine schwierige Entscheidung und jede könnte die falsche sein...
Lol, bei der Beschreibung von diesem Wesen musste ich irgendwie automatisch an diese ekligen verkohlten Viehcer aus Ailent Hill denken xD *schauder* Die fand ich da ja schon widerlich~
Wow, als Sora ist echt ein bemerkenswertes Mädchen, da mit der Zeichnung... genial.

Soo... ich fand das Kapitel hier irgendwie richtig gut, das hat mir fast am Besten gefallen ^^.
Bin mal gespannt auf die Fortsetzung...

LG, Katze
Von:  Weissquell
2010-02-03T11:57:37+00:00 03.02.2010 12:57
Joa! Hab beschlossen, meine Kommentare zu dieser FF nun eher auf mexx fortzuführen. Kannst dir sicher denken warum. ;-)
Also ich muss sagen, ich bin positiv überrascht von diesem Kapitel. Es scheint als wären unsere lieben Inuyoukais erwachsen geworden. Sie haben sich von diesem komischen Fiesling nicht sein Spiel aufzwingen lassen, sondern nach Alternativen zu seinen Forderungen gesucht. Sehr löblich! Der Typ dachte wohl, er könnte die Herren Fürsten erpressen, und käme somit unbeschadet davon. Tja, war wohl ein Irrtum. Der Kerl hat hoch gepokert und verloren. Nun sitzt er im Kerker und wenn die Herren Fürsten ihre Familie nicht bald wiederbekommen, werden sie ihn wohl tatsächlich "intensiver" befragen müssen. Tja, so hat er sich das Ganze wohl nicht vorgestellt.
Ich finde auch die Gedankengänge von Inu Taishou interessant. Hier kommt nun ein bisschen mehr Politik und Hintergrundinformationen ins Spiel. Das find ich interessant. Trotzdem hege ich ein wenig Zweifel daran, ob der Nordfürst dahinter steckt. Ich denke eher, dass es irgendwelche Youkais sind die was mit dem Meer zu tun haben *Vermutung*. Ich schätze früher oder später werden Taishou und Co auch noch untersuchen (lassen), was es mit diesem ominösen Portal auf sich hat und warum die Gegner so viel Aufwandt betreiben nur um die Fürstlichkeiten da in dieses Portal zu schicken.
Zum Schreibstil noch mal. Die FF liest sich flüssig und angenehm und es werden jetzt auch viele Details beschrieben, das finde ich gut und langsam erklären sich auch einige Fragen zur Logik die man im Vorfeld hatte. Esscheint die Geschichtewird noch recht komplex werden. na bin mal gespannt.

L.G Weissquell
Von:  Hotepneith
2010-02-01T06:00:16+00:00 01.02.2010 07:00
Ein neuer Monat und ein neues Kapitel:)

Da geht es spannend weiter. Und es werden immer mehr Fragen statt weniger. Jemand hat sich offenkundig mit der Planung viel Mühe gegeben und hat jede Menge zeit und wohl auch Geld in diesen Plan investiert. Preisfrage, ob es der offensichtlich Verdächtige ist oder ob da eine dritte Partei im Busch ist, die die Familie gegeneinander ausspielen will. Immerhin sind diese "Schatten" ja wohl keine Feld- Wald- und Wiesen-Dämonen.
Wie schon einmal erwähnt habt ihr euch Mühe mit den ganzen Intrigen und auch dem Drumherum ( Hofzeremonielle etc) gegeben, das merkt man.

bye

hotep




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