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Capricorn

7 Tode
von

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Tod 2 ~ Aléna Boyer

"Willst du das Licht sehen, ertrage den Schatten,

denn beides gehört zu Dir."
 


 

Aléna Boyer
 

Dass wir Menschen einander hassen, ist nichts unnatürliches, es gehört dazu, genau wie die Liebe zwischen uns Menschen.

Ich dachte immer so, alles ist natürlich udn alle passierte, mindestens einmal im Leben. Genauso gehörte auch der Tod zur Natur und ich liebte Natur, also hatte ich auch keine Angst davor zu sterben. Schon oft hatte ich überlegt, wie ich sterben würde, alleine oder mit jemandem an meiner Seite, den ich liebte?
 

Es war Oktober und richtig kühl. Wir waren mit unserer kleinen Campinggruppe auf dem Weg durch einen kleinen Ableger der Karpaten, dem Tatra-Gebirge im Süden Polens. Wir waren ein recht kleiner Trupp, meine Schwester, ihr Mann, ein Reiseführer, fünf weitere Urlauber und ich.

Als richtigen Urlaub sah ich diese Reise nicht, vielmehr als Arbeitseinsatz. Ich war Biologin, spezialisiert auf wilde Raubtiere Europas und Sibiriens. Zu meinen Lieblingen gehörten Wölfe und Bären.

Bei den Wölfen war ich immer wieder aufs neue fasziniert von ihrer sozialen Struktur und im krassen Gegensatz dazu, die Bären, die es vorzogen alleine umherzustreifen.

Schon oft waren wir hier gewesen und ich kannte das Tatra-Gebirge schon fast wie meine Westentasche und manchmal musste ich grinsen, wenn ich einen Felsen wiedererkannte. Meine Eltern haben jeden Sommer darauf bestanden, dass ich mit ihnen hierher fuhr und wandern ging.

Als ich dreizehn Jahre alt war, kam das erste Jahr in dem ich keine wirkliche Lust hatte und viel lieber etwas mit meinen Freunden unternommen hätte, doch jetzt bereute ich es nicht mehr, meine Eltern doch begleitet zu haben. Denn in diesem Herbst lief mir das erste Mal ein Wolf über den Weg. Ich war geschockt, verängstigt, neugierig, entzückt, fasziniert, verwirrt - verliebt. Seit diesem Tag war ich mir meiner Berufung sicher, die ich dann auch glanzvoll mit einem perfekten Abi und einem sehr guten Studium ausführte.

Meine Schwester war nicht so, sie war zwar ebenfalls sehr naturverbunden und liebte es wandern zu gehen [was mir allerdings nicht so sehr lag], aber sie war nie spezialisiert sondern fand alles in der Natur toll. Sie war Innenarchitektin und Hobbyfotografin. Ihre Inspiration kam aus den Ferien, die wir hier verbrachten.

Natürlich liebten wir auch unsere Heimat, Frankreich, aber dort kannten wir schon so gut wie jeden Winkel und jedes noch so kleine Dörfchen, dass uns unser eigenes Vaterland, doch ein wenig langweilte.
 

Als wir endlich Rast machten, war es schon recht spät und mir taten die Beine weh, sehr sogar. Ich war eigentlich viel Bewegung gewöhnt, aber wenn ich Wandern ging, streikte mein Körper automatisch.

Wir waren am Fuß des Gebirges, morgen wäre der erste etwas höhere Gipfel dran, doch es schien als hätten alle jetzt schon genug [von unserem Reiseleiter mal ganz abgesehen, der noch taufrisch durch die Gegend hüpfte].

Wir shcienen alle recht froh darüber nun endlich rasten zu können und stellten unsere Zelte auf. Josefine, meine Schwester, war der Meinung noch etwas Holz für ein Lagerfeuer holen zu müssen, also begleitete ich sie. Es dauerte nicht lange bis wir eine Menge Holz zusammengesammelt hatten als plötzlich ein lautes Heulen die Abendluft zerschnitt. Mir wurde sofort klar, dass wir ganz in der Nähe von Wölfen waren und sofort wurde mir übel. Ich betete nur, dass die Wölfe nciht auf Jagd waren und wir beeilten uns sofort ein wenig mehr, doch das zweite Heulen, wenig später, war eindeutig nicht sehr weit entfernt und unser schneller Schritt ging in Rennen über. Als wir das Lager erreichten, war keiner mehr da. Die Zelte standen noch, aber es schien als wäre alles plötzlich stehen und liegen gelassen worden.

Wir ließen das Holz achtlos fallen und meine Schwester geriet in Panik, die sich nach wenigen Sekunden auch auf mich übertrug. Ich wusste viel über Wölfe, genug um zu wissen, dass Ruhe geboten war, aber ich bekam Josefine nciht mehr ruhig. Sie wimmerte ängstlich und klammerte sich an meinen Arm und ich wettete, am nächsten Morgen blaue Flecken dort zu haben.

Als ich sie eingermaßen beruhigt hatte und wir beide in meinem Zelt saßen, zückte ich mein Handy, dessen Akku fast leer war und rief bei der Nummer des Reiseleiters, die wir uns alle hatten einspeichern sollen, an.

In einiger Entfernung klingelte der nervige Ton durch den Wald. Sie waren also wieder da. Erleichtert darüber ging ich aus dem Zelt, immer noch vorsichtig und sah mich um, doch es war alles still um uns herum. Ich wunderte mich erst, dass niemand ans Telefon ging und folgte dem Klingeln. Ich war dumm und achtlos.

Irgendwo zwischen einem Busch hörte ich deutlich das Klingeln heraus und trat um das Gestrüpp herum, dann schrie jemand. Ich wahrscheinlich, ich hatte auch allen Grund dazu.

Ein spitzer Schrei bohrte sich durch meine Gehörgänge und dieser Anblick brannte sich in mein Gedächtnis wie ein glühendes Eisen in die Haut. Er lag da, tot und mir wurde übel. Über sein ganzes Gesicht strömte Blut und sein Körper war zerschlitzt und zerfleischt. Dann - ein weiterer Schrei, doch diesmal war es sicher nicht ich, meine Schwester schrie, laut und deutlich, immer wieder. Kurz darauf bedrückende, erstickte Stille und ich wusste, ich war alleine. Zumindest fast.

Ich sah wild um mich herum in das Dunkel des Waldes, doch ich erkannte nichts. Der Himmel war rot von der Abendsonne gefärbt die ein dunsiges Licht auf den Waldboden warf. Schwer atmend stand ich auf, dass mir Tränen von den Wangen liefen und ich hektisch nach Luft schnappte, bemerkteich eigentlich gar nicht. Wie eine Ewigkeit ließ der Tod auf sich warten, dann ging es schnell.

Zu sagen es wäre schmerzhaft, ist wohl falsch. Die Augen funkelten mich an bevor ich das Knurren hörte und ich hatte das Gefühl der Wolf würde mich angrinsen, hemisch und gehässig, bevor er mir mit einem Satz an die Gurgel ging.

Ich schrie nicht, ich wehrte mich nicht, es wäre sinnlos gewesen. Ich spürte die Zähne in meinem Hals und Krallen auf meiner Haut, ein Gewicht, dass mich zu Boden drückte und einen widerlichen Atem, der sich mir ins Gesicht pustete, dann gingen langsam die Lichter aus. Der blutrote Himmel verschwand, der Gestank des Atems, das Gefühl, wenn dein Herz aufhört zu schlagen.

Zu sagen, dass ich fühlte, wäre falsch. Es war ein Moment der Ironie, denn so war es wohl die richtige Art zu sterben, es war natürlich.
 


 

Rauschen in meinen Ohren, kein Gefühl, kein Geschmack auf meiner Zunge, nur Rauschen, lautes Rauschen und ein Gefühl der Leichtigkeit. Fast Schwerelosigkeit.

Meine Augen brennen, meine Haut erfriert. Es ist...nass. Wasser schlägt mir gegen das Gesicht; ich höre Stimmen. Sie sind hektisch, aber geordnet.

Mir ist übel, ich versuche zu husten, doch ich spüre wie Wasser in meinen Mund dringt, meine Kehle hinunterläuft und anfängt mir meine Luft zu nehmen.

Ein plötzlicher Ruck, dass ist die Nässe fast weg auch die Scherelosigkeit. Jemand hält mich, trägt mich. Wieder huste ich und ich spüre harten Boden unter mir. Ich sacke kurz auf die Knie und huste das Wasser aus meiner Lunge. Etwas legt sich um meine Schultern, es ist warm und angenehm weich, dann werde ich wieder auf die Beine gezogen. Jemand bringt mich weg und ich schaffe es zu blinzeln. Es schwankt und ich kippe fast um, würde mich nicht jemand festhalten.

Wir sind auf einem Schiff. Es ist klein, Männer laufen um mich herum, eilig und aufgewühlt. Ich blinzle wieder. Ich sehe wie etwas aus dem Wasser gezogen wird, dann wird es dunkler um mich. Wir sind im Schiff.

Sanft aber bestimmt werde ich runtergedrückt und sitze. Es ist dunkel, ich weiß es, aber ich sehe schwarf und deutlich, jede Kleinigkeit um mich herum.



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