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Gegen jede Vernunft

Was, wenn du es nicht darfst...?
von

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Prolog

Prolog:

Es war beinahe vier Monate her, seit der großen, letzten Schlacht auf Schloss Hogwarts. Seit Harry Potter den Schrecken der Zauberwelt vernichtet hatte, waren alle mit dem Neubeginn beschäftigt und damit, sich über den lang ersehnten Frieden zu freuen.

Auch in Hogwarts selbst sollte nach dem schrecklichen letzten Jahr erneut Ruhe einkehren. Die Verstorbenen waren begraben, die Verwundeten gepflegt und endlich wollte man sich wieder der Ausbildung junger Zauberer und Hexen widmen.

Es war sehr, sehr viel Magie nötig gewesen, doch Schloss Hogwarts erstrahlte wieder in altem Glanz und war bereit für ein neues Schuljahr. Doch das verlorene Jahr hatte Auswirkungen auf das gesamte System, da alle Jahrgänge ihre Stufe wiederholen würden, war der erste Jahrgang plötzlich doppelt so stark wie sonst und voller Elf- und Zwölfjähriger. Minerva McGonagall war sich sicher, dass es trotz kleinerer Unannehmlichkeiten auch mit einem doppelten Jahrgang funktionieren würde.

Die meisten Schüler hatten die Schlacht überlebt, aber einer der wenigen Gefallenen war Vincent Crabbe. Doch – so unangenehm es war – sein Tod hatte doch ein Gutes… ein Platz war frei im Abschlussjahrgang der Slytherins. Gerade rechzeitig für einen Schüler, der nach seinem Studium in Beauxbatons endlich wieder in seine Heimat London zurückgekehrt war und nach einigen langwierigen Formalitäten doch noch seinen Abschluss in Hogwarts machen würde.
 

Ich schluckte und blinzelte. Mein Blick war starr auf die scharlachrote Lock gerichtet. „Freust du dich?“ Er drückte meine Schulter. Schüchtern nickte ich. Natürlich freute ich mich… aber irgendwie war es auch beängstigend.

Ich drehte mich zu meinem älteren Bruder um, erhoffte mir Schutz und Halt und wurde nicht enttäuscht. Mike lächelte mich an, dann nahm er mich in den Arm. Wie er duftete! Schlagartig musste ich mich zwingen nicht zu weinen. Ich war sechzehn Jahre alt und hätte beinahe angefangen in den Armen meines größeren Bruders zu weinen. Michael schob mich ein Stück von sich, sah mich an und strich mir dann eine Ponysträhne aus meinem Gesicht. „Ich verlass mich auf dich, Kleiner!“, meinte er mit aufmunternder Stimme. Ich konnte hören, dass auch er fast weinte.

Stillschweigend nickte ich, sah ihm nach wie er einen Schritt zurücktrat und auf der Stelle herumwirbelte. Dann war er verschwunden. Ich atmete tief durch, drehte ich mich wieder zum Zug herum und hob meinen Koffer auf. Er war so schwer! Ich wünschte Mike wäre hier. Ich fühlte mich so alleine.

Traurig wuchtete ich den Koffer zum Zug und suchte mir ein freies Abteil. Ich war früh dran und fand eines, etwa in der Mitte des Zugs. Ich schaffte es meinen Koffer hinauf in die Ablage zu stemmen und setzte mich schwer atmend auf die Kante eines Sitzes. Dann zwang ich mich zurückzurutschen, bis ich mit dem Hintern an die Lehne stieß. Ich wollte schließlich nicht sofort wieder aufspringen.

Angespannt blickte ich aus dem Fenster. Der Bahnsteig füllte sich so langsam mit Schülerinnen und Schülern, die alle nach Hogwarts wollten.

Hogwarts. Was würde mich dort erwarten? Nachdenklich strich ich mit einem Finger über das silber-grüne Wappen an meiner Brust. Slytherin. Gehörte ich wirklich dahin? In dieses Haus, in dem die Stolzen und Edlen, jedoch auch Listigen und Verschlagenen wohnten? Der sprechende Hut hatte es deutlich gemacht, als ich ihn in den Ferien aufgesetzt hatte, sofort, nachdem mein Bruder die Formalitäten mit Professor McGonagall geklärt hatte.

Mein Bruder. Ich liebte ihn seit jeher, hatte ich doch so lange nur ihn gehabt. Ihn und Sam. Aber auf Sam konnte ich in diesen Angelegenheiten nicht zählen, er wusste kaum von Zauberei und Magie. Er war ein Muggel und das war auch gut so. Ich mochte es, wie er war und ich mochte, dass er, so stark und beherrscht er auch war, manchmal einfach austickte, wenn Mike am Kochen war. Weil der dann immer am Küchentisch saß und zusah, wie die Kartoffeln sich selbst schälten und die Suppe sich selbst rührte. Sam sagte, dass das kein Kochen sei. Dass Kochen Leidenschaft sein müsse. Sam machte selbst eine Ausbildung zum Koch. Sam konnte kochen mit Magie nicht ausstehen. Aber sonst fand er Magie klasse.

Ich grinste leicht. Sam war ein prima Kerl und Mike war ein prima Kerl und es hatte mich nie gestört, dass wir einen reinen Männerhaushalt hatten. Ich konnte damit umgehen. Obwohl es vielleicht etwas bedenklich für mich war, schließlich war ich sechzehn und zeigte kein gesteigertes Interesse an Mädchen. Mit Jungen konnte man so viel leichter umgehen!

Verliebt hatte ich mich eh noch nie. Das war ein weiterer Punkt auf meiner „Liste der Sachen für die ich einfach zu schüchtern bin“.

Die Abteiltür glitt auf. Erschrocken blickte ich hoch. Der blonde Junge – oder beinahe schon Mann – in der Türöffnung blickte mich abschätzig an und ich fühlte mich gar nicht wohl unter seinem Blick. Der fiel jetzt auf das Wappen auf meinem Umhang und er entblößte in einem strahlenden Lächeln ebenmäßige Zähne. Schüchtern lächelte ich zurück.

„Du musst Taylor Parfitt sein, McGonagall hat mich über deine Ankunft unterrichtet“, stellte er fest und trat ins Abteil. Ein Hauself wackelte mit dem Koffer hinterher und einige Sekunden war ich echt erstaunt. Schon lange hatte ich keinen Hauselfen mehr gesehen. Wir hatten keine gebraucht, drei Personen in einer kleinen Wohnung… nein, da halfen Hauselfen wenig.

Der Blonde setzte sich mir gegenüber und hinter ihm betraten drei weitere Gestalten das Abteil, doch meine Aufmerksamkeit wurde fast sofort von der blassen Hand des Blonden angezogen, die sich mir entgegen reckte. Vorsichtig ergriff ich sie. Er hatte einen festen und schön warmen Händedruck. „Mein Name ist Draco Malfoy. Du hast von mir gehört?“ Ich nickte und antwortete: „Vage.“ Wer kannte die Malfoys nicht? Draco schien erfreut.

„Oh, das hier sind Blaise Zabini, Gregory Goyle und Pansy Parkinson.“ Reihum deutete er auf die drei anderen, die mit ihm ins Abteil gekommen waren und ihre Koffer verstaut hatten. Dracos Hauself war bereits wieder entschwunden.

Blaise – der einzige, der seinen Hogwartsumhang noch nicht trug – setzte sich neben mich und grinste mich freudig an, ehe auch er mir eine seiner schlanken, dunklen Hände reichte. Dankbar ergriff ich sie. Der stämmige Gregory ließ sich in den Sitz neben Draco sinken und Pansy setzte sich in einen der Sitze hinter unseren. Fast tat sie mir leid, aber nur bis eine bullige Schwarzhaarige eintrat, sich als Millicent Bullstrode vorstellte und sich zu ihr setzte. Nun, wenn sie nicht alleine war, hatte ich keinen Grund sie zu bedauern.

„Na Draco, was hast du in den Ferien so gemacht?“, fragte Blaise und zappelte neben mir herum. Er schien mir ein etwas aufgedrehter, nichts desto trotz jedoch angenehmer Zeitgenosse zu sein. „Ach, die Zaubererschaft ein wenig an der Nase herumgeführt und meiner gerechten Strafe entgangen!“, erwiderte Draco, zeigte wieder ein beinahe höhnisches Grinsen und ließ mich doch nachdenklich werden. Seine Augen blieben leer und traurig.

Während die beiden Jungen noch miteinander redeten setzte sich der Zug ruckelnd und schaukelnd in Bewegung und ich musste ein weiteres Mal schlucken.

Wir verließen den Bahnhof und steuerten direkt auf Schloss Hogwarts zu, wo ich nun erstmal bis Weihnachten zu verbleiben gedachte. Dann würde ich vielleicht die Ferien bei Mike und Sam verbringen. Ich vermisste die beiden schon jetzt.

Ich war gespannt und aufgeregt. Hogwarts war neu und etwas beängstigend für mich. Aber ich würde das schon meistern. Wenn ich Glück hatte, dann hatte ich in den drei Jungen hier und den beiden Mädchen hinter uns ja Freunde gefunden.

Mit einem weiteren, leisen Seufzen glitt mein Blick aus dem Fenster. Schloss Hogwarts lag noch weit entfernt.

Kapitel 1:

„Na Taylor Parfitt?“ Ich sah hinüber zu Draco, fast ein wenig entsetzt darüber, dass er mich so ohne Vorwarnung angesprochen hatte. Bis jetzt hatte größtenteils Ruhe geherrscht, nur Millicent und Pansy hatten sich hinten im anderen Sitz flüsternd unterhalten. Gregory schlief, Blaise war aufgestanden und hatte das Abteil verlassen und Draco sah mich jetzt lächelnd an. „Erzähl mal… wieso bist du erst jetzt bei uns?“

Ich biss mir auf die Unterlippe. Überlegte. Dann entschied ich mich, ihm nicht alles zu erzählen. Dafür war es vielleicht doch noch zu früh. Alles wollte ich nicht preisgeben. „Ich habe bis jetzt in Frankreich gelebt… Südfrankreich. Marseille um genau zu sein. Ich war in Beauxbatons und hab da meine ersten sechs Schuljahre hinter mich gebracht. Jetzt, nachdem Voldemort Geschichte ist, hat mein Bruder beschlossen, dass wir wieder nach England ziehen… nach London. Na ja und jetzt… bin ich hier…“ Tief atmete ich durch. Ich denke, so viel hatte ich einem Menschen noch nie erzählt. Dabei war es erst eine knappe Stunde her, seit ich Draco Malfoy kannte.

Draco blickte mich unergründlich an, dann fragte er: „Was ist mit deinen Eltern?“ Seine Stimme klang leise und sanft. Überhaupt nicht neugierig. Das fand ich ehrlich schön.

Aber ich war mir auch wirklich nicht sicher, ob ich es ihm erzählen wollte. „Also eigentlich… ähm…“, begann ich und knabberte wieder auf meiner Lippe herum. Draco schüttelte den Kopf. „Nee. Wenn du nicht willst, dann lass es. Ich versteh das. Der Draht zu meinen Eltern war auch nie so gut.“ „Ich hatte einen guten Draht zu meinen Eltern“, flüsterte ich leise.

Draco zog elegant eine Augenbraue hoch, dann fragte er ganz leise: „Hatte?“ Ein Nicken meinerseits, dann wand ich mich wieder ab. Jetzt hatte er sich zusammengereimt, was ich ihm eher nicht hatte sagen wollen.

Einige Sekunden spürte ich seinen Blick noch auf mir ruhen, dann wand auch er sich ab. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass auch er aus dem Fenster blickte. Nicht lange, dann glitt die Abteiltür auf und Blaise stapfte wieder herein. „Die Gryffindors werde ich nie mögen! Scheiß drauf, dass Potter uns gerettet hat!“ Seufzend ließ er sich wieder neben mich fallen, blickte zwischen mir und Draco umher und fragte dann nur: „Wann gibt’s Essen?“

Blaise musste nicht lange warten, denn bald glitt die Tür erneut auf und eine Hexe mit einem Imbisswagen spitzte herein. „Na meine Lieben? Mögt ihr denn was essen?“
 

Mittlerweile war es später Nachmittag geworden und Goyle war aus dem Abteil verschwunden. Keiner wusste wohin, er war einfach vor einer knappen Stunde gegangen und nicht wieder aufgetaucht. Blaise saß hinter uns, bei den Mädchen, sodass nur ich und Draco uns hier gegenüber saßen.

Während ich jedoch meinen Gedanken nachhing, aus dem Fenster sah und ab und an leise gähnte (ich hatte nicht viel geschlafen, weil der Gedanke an eine neue Schule einfach zu aufregend war) hatte er ein Buch herausgekramt und schmökerte jetzt seelenruhig darin.

Eigentlich war es mir nur recht, dass ich einfach kurz in Ruhe gelassen wurde. Ich musste mich jetzt erstmal ordnen und die ganzen neuen Informationen und Eindrücke auf mich wirken lassen. Wow. Zu erschlagen war ich von dem, was Blaise und Draco mir beim Essen über Schloss Hogwarts berichtet hatten. Natürlich hatte Mike mir viel erzählt, schließlich hatte auch er ein halbes Jahr in Hogwarts verbracht… nun ja, bis zum Tod unserer Eltern, als der Zwölfjährige mich gepackt, seine große Liebe verlassen hatte, um nach Frankreich, zu der einzigen magischen Tante zu flüchten, die wir kannten. Ich wusste, wie viel er aufgegeben hatte, ich wusste, wie sehr er sich nach Samuel gesehnt hatte und ich wusste verdammt noch mal auch, wie glücklich er gewesen war, als der Blonde vor sieben Jahren – kurz nach dem Tod unserer Tante – an unserer Haustür geläutet hatte. Trotz eigentlicher Trauerstimmung und allem war Mike Sam um den Hals gefallen, hatte ihn an sich gepresst und war plötzlich unglaublich fröhlich gewesen. Ich habe es ihm immer gegönnt.

Nun… nach dem Sturz Voldemorts vor knapp vier Monaten hatte Mike beschlossen, dass wir zurückkehren würden, zum einen, weil Sam eine äußerst lukrative Stelle in London in Aussicht hatte, zum anderen, weil er unbedingt wollte, dass ich Hogwarts kennen lernte. Er meinte, dass es mit Beauxbatons nicht zu vergleichen sei. Bald würde ich mich davon überzeugen können.

Wieder gähnte ich leise und legte meinen Kopf gegen das kühle Glas der Fensterscheibe. Ich konnte – durfte – nicht hier im Zug schlafen. Andererseits war das gleichmäßige Rattern einschläfernd. Ich riss mich los, rieb mir die Augen und blickte einen Moment hinüber zu Draco. Vielleicht sollte ich auch lesen? Ehrlich gesagt hatte ich darauf aber im Moment überhaupt keine Lust und außerdem lagen meine Bücher im Koffer. Ich müsste aufstehen und den Koffer herunternehmen, wenn ich sie denn lesen wollte.

Draco legte sein Buch umgekehrt auf den Sitz neben sich und stand auch auf, um das Abteil zu verlassen. Nur die leisen Stimmen hinter mir waren ganz vage zu vernehmen. Ich kuschelte mich tiefer in die angenehmen Polster hinter mir und wand den Blick wieder aus dem Fenster. Was machte es schon, wenn ich ein wenig meine überstrapazierten Augen schloss…?
 

Was war das für ein Duft? Ich stellte fest, dass ich ihn mochte. Er war samtig und von einer gewissen Schwere. Irgendwie war er so… elegant. Sofort hatte ich ein blasses, schmales Gesicht mit blondem Haar vor mir. Schlaftrunken wie ich war, konnte ich es nicht ganz zuordnen.

Glücklich kuschelte ich mich ein wenig tiefer in die Polster und zog die Decke ein wenig höher. Decke? Wieso Decke? Ach, jetzt war ich doch eingeschlafen! Das hatte ich doch vermeiden wollen. Trotzdem, es war vielleicht doch besser gewesen, sonst wäre ich vielleicht noch während der Einführungszeremonie eingeschlafen.

Glücklich streckte ich mich ein bisschen und blinzelte verschlafen. Mir gegenüber blickte Draco aus seinem Buch auf. Irgendwie wirkte er glücklich, wie er so dasaß, weißes Hemd, schwarze Hose und die Krawatte ein wenig gelockert… wo war sein Umhang?

Schlagartig wurde ich rot, als ich bemerkte, mit was ich zugedeckt war: Dracos Umhang! „Oh, Draco, ich…“, begann ich peinlich berührt und wollte den Umhang von mir schieben, doch Draco schüttelte nur den Kopf und erklärte: „Lass ihn liegen, sonst erkältest du dich noch.“ Dankbar zog ich den Umhang ein wenig höher. Mensch, war das peinlich! Warum passierte immer mir so was?

Draco vergrub sich leicht grinsend wieder in seinem Buch und ich atmete einige Male tief durch. Der Duft war unbeschreiblich gut. Dracos Duft. Es dauerte ein bisschen, dann traute ich mich endlich, den Umhang fester um mich zu winkeln. Zum einen, weil es ein bisschen kühl war, zum anderen, weil sein Duft so beruhigend war. Ich würde einfach wieder schlafen.

Nein! Hallo? Ich war sechzehn Jahre alt! Schweigend schob ich den Umhang von mir, faltete ihn unter Dracos musterndem Blick fahrig und reichte ihm dann das Stoffbündel. Draco nahm es entgegen, stand auf und zog seinen Umhang gleich wieder an. Alles schweigend und lächelnd.

Dann setzte er sich wieder, schob ein Lesezeichen zwischen die Seiten seines Buches und legte es beiseite. Ich fuhr mir unruhig durchs Haar. Wer wusste, wie ich jetzt wieder aussah? Ich selbst war glücklich, dass ich es nicht wusste. Wahrscheinlich zerzaust.

„Du bist also auf Beauxbatons gewesen? Seid ihr auf dem gleichen Stand wie wir?“ „Ungefähr…“, antwortete ich und versuchte meine Verlegenheit zu überspielen. Er sollte nicht merken, dass es mir peinlich war, dass ich eingeschlafen war. „Meinst du, du kriegst das mit dem Nachlernen hin?“ „Ja. Ich denke schon. Ich hoffe es.“ Es war sehr deutlich, dass wir hier nur Smalltalk führten. Kein tiefer gehendes Gespräch. Anders als vorhin, als wir über meine Eltern geredet hatten.

„Quidditch gab’s bei euch aber auch, oder?“ Ich nickte, gab aber sofort zu: „Ich bin nicht sonderlich gut darin. Ich mochte Besen noch nie so sonderlich! Bis jetzt bin ich gefloht.“ Draco lächelte ein wenig breiter. „Du magst fliegen nicht sonderlich? Meiner Meinung nach gibt es nichts Schöneres. Slytherin hat eine Hausmannschaft, in der ich als Sucher fungiere. Wie gesagt… es gibt nichts Schöneres.“ Ich schmunzelte, als ich seinen befreiten, glücklichen Gesichtsausdruck sah. Meiner Meinung nach könnte er immer so drein gucken, ach was, alle Menschen. Ich mag Harmonie um mich herum.

Blaise kam wieder herüber, setzte sich neben mich und platzte an Draco gewandt heraus: „Du glaubst nicht was ich erfahren hab!“ Draco hob nur eine Augenbraue und Blaise sprach weiter: „Schulsprecherpaar!“ Draco lehnte sich ein wenig nach vorne. Er schien jetzt wirklich interessiert. „Also… das Mädchen – wer hätte das gedacht – Granger! Aber du glaubst nie, welcher Kerl es geworden ist! Rate!“ Draco zog die Augenbrauen zusammen und wackelte auffordernd mit seiner Hand. „Mensch Draco, du bist so uneuphorisch!“, moserte der Dunkelhäutige und lehnte sich sogar vor, um dem Blonden gegen die Wange zu tätscheln; Draco schob ihn sofort wieder zurück und knurrte. „Ist ja gut, ich rede ja schon! Es ist… Theodore Nott!“ „Nott? Unser Nott?“, fragte der Andere verblüfft und lehnte sich zurück. Seine Neugier war befriedigt. Ich sah ihn fragend an und Draco antwortete mir fast sofort: „Er ist aus unserem Jahrgang, Slytherin, unscheinbar, blass, nicht unbedingt hübsch, dafür aber verdammt intelligent. Er sieht ein bisschen aus wie Granger, die gleichen Hasenzähne… das muss bei Intelligenten wohl in der Natur liegen!“ Draco und Blaise lachten dreckig, dann fuhr der Blonde fort: „Er ist naiv, also nicht schlecht ihn zu kennen. Von ihm kannst du schnell mal Hausaufgaben abschreiben wenn’s sein muss… er hat sonst eh nichts zu tun!“

Wieder lachten die beiden und kamen mir dabei schrecklich gehässig vor. Ich wusste nicht, ob ich gutheißen sollte, wie sie sich verhielten. Ich mochte es nicht, wenn über andere gelästert wurde. Andererseits hatte ich auch nicht den Mut etwas dagegen zu sagen.

Draco und Blaise begannen ein Gespräch über Quidditch zu führen, doch da es mich nicht interessierte blickte ich wieder zum Fenster hinaus. Es wurde langsam dunkel und wir waren bereits in Schottland. Nur noch ungefähr eine Stunde, dann würden wir in Hogwarts ankommen. Und jetzt, da ich mich nicht mehr ablenkte, wurde ich langsam aber sicher wieder nervös.

Ja gut, Draco und Blaise waren nette Menschen und ich war mir fast sicher, dass ich nicht alleine sein würde… aber es war trotzdem alles so neu und so aufregend! Draco hatte es ja auch schon angesprochen, würde ich mit dem Stoff nachkommen? Oder würde ich hängen bleiben? Ich mochte es mir gar nicht ausmalen, es war ein Graus für mich, nichts zu wissen. Das machte mich immer so nervös!

Und das Essen zum Schuljahresbeginn… die Zeremonie für die Erstklässer… ich würde nicht mitmachen, da ich ja schon für Slytherin eingeteilt war… aber ich hatte trotzdem Angst, dass Professor McGonagall mich irgendwie bitten würde mich vorzustellen oder etwas in der Art… das wäre Horror. Ich hasste es, wenn ich öffentlich zur Schau gestellt wurde!

Etwas unruhig verschränkte ich die Hände im Schoß; ich hatte das dringende Gefühl sie würden sonst zittern. Vielleicht sollte ich mich wieder irgendwie ablenken… vielleicht könnte ich…

„Hey, Taylor!“ Ich zuckte zusammen und blickte auf. Draco und Blaise hatten sich erhoben und Blaise fragte lächelnd: „Kommst du mit? Wir wollen uns ein bisschen die Beine vertreten, Gryffindors ärgern oder so.“ Zögerlich stand ich auf. Ich wollte sie nicht verärgern. Aber eigentlich wollte ich mich auch nicht der Öffentlichkeit stellen. Aber ich war ja nicht alleine.

Wir verließen das Abteil und gingen den Gang entlang. Gleich im nächsten Abteil wurde meine anfängliche Frage nach Gregorys Aufenthaltsort geklärt, er saß mit ein paar anderen Slytherins, hauptsächlich Mädchen, zusammen und blickte auf, als Draco hereinstolzierte. „Nott, Greengrass, Davis, Slater, das hier ist Taylor Parfitt, der Neue. Taylor, das sind Theodore Nott, Daphne Greengrass, Tracey Davis und Madelene Slater.“ Draco sah noch mal böse in die Runde, dann verschwanden wir drei wieder aus dem Abteil.

Sobald die Tür sich hinter uns geschlossen hatte, begann Blaise zu lachen und hörte nicht mehr auf. „Draco, Mann du Diva! Musst du den Armen immer Angst machen?“ Zum Schluss hielt er sich sogar an Draco fest um nicht umzukippen. Der Blonde blickte erst ein wenig irritiert drein, dann zog sich ein Lächeln über seine Lippen. Blaise bekam Schluckauf und kehrte ins Abteil zurück um erstmal zu Ende zu kichern und den Schluckauf loszuwerden und Draco und ich setzten unseren Weg fort, besuchten Abteil um Abteil, Ravenclaws, Hufflepuffs und Gryffindors und schließlich blieb Draco vor einem Abteil weit hinten stehen und erklärte: „Hier ist wohl das goldene Trio.“ „Das goldene Trio?“ Draco sah ein wenig verblüfft aus und ich wurde ganz klein unter seinem Blick, dann schmunzelte er und neckte: „Ihr habt in Frankreich gar nichts mitbekommen, oder?“

Ich schmollte fast ein wenig, doch Draco lachte nur leise und schob die Tür auf. Als ich sie sah, hatte ich keine Fragen mehr. Natürlich, das goldene Trio. Hermine Granger, Ronald Weasley und natürlich Harry Potter. Die anderen Menschen im Abteil kannte ich nicht.

„Potter, Wiesel, Schlammblut“, bemerkte Draco kühl und Potter antwortete: „Verpiss dich, Malfoy! Oh, und… wo hast du denn deine Bodyguards gelassen? Oh warte… Voldi hat sie aus dem Weg geräumt oder?“

Dracos hinter dem Rücken verschränkte Hände verkrampften sich kurz, dann erwiderte er ohne erkennbare Regung in seiner Stimme: „Zum einen geht es euch nichts an, Potter, zum anderen hat Crabbe sich durch seine Dummheit selbst aus dem Weg geräumt.“

„Was willst du hier, Malfoy?“, fragte Granger kühl und blickte aus ihrem Buch auf. „Oh, nichts Bestimmtes… mir war nach Lachen und das muss ich immer, wenn ich Wiesel hier sehe… mit seinen abgetragenen Umhängen… und seinem… Haar.“ Draco klang angewidert. Ich verstand nicht, warum er das tat.

Potter stand auf. „Raus hier!“ „Nun, eigentlich hätte ich doch einen Grund hier zu sein… ich will euch jemanden vorstellen!“ Zu meinem Entsetzen schob Draco mich nach vorne. Ich wurde rot.

„Das hier, ist Taylor Parfitt. Parfitt, das hier sind Potter, Schlammblut und das Wiesel.“ Einen Moment zögerte ich, dann traute ich mich zu zugeben: „Freut mich.“ Potter zog kurz eine Augenbraue hoch, dann nickte er schweigend.

Draco legte einen Arm um meine Schultern und ich schluckte heftig. „So. Jetzt können wir gehen, genug amüsiert, sagt bye zu Parfitt, ihr Schwachköpfe!“ Draco lachte, dann zog er mich mit nach draußen.

Kapitel 2:

Ich konnte nur hoffen, dass er mir nicht böse war, dass ich mich nicht gegen das „goldene Trio“ geäußert hatte. Ich verstand jedoch ehrlich gesagt nicht, warum Draco sie so hasste.

Und was mich auch irritierte… er ließ mich nicht los. „Bist du mir böse, Draco?“, fragte ich ganz leise. Draco bugsierte mich ins Abteil, drückte mich mit den Händen auf meinen Schultern auf den Sitz nieder – Blaise war mal wieder verschwunden – und erklärte deutlich: „Ich bin dir nicht böse. Du weißt nicht, dass die Gryffindors unsere Erzfeinde sind. Du weißt nicht, dass sie gegen die Slytherins sind.“ „Ich verstehe es auch nicht…“, rutschte es mir heraus. Schnell sah ich weg.

Draco seufzte und setzte sich mir gegenüber. „Was verstehst du nicht?“ Aufmunternd sah er mich an und nach einem kurzen Zögern traute ich mich zu fragen: „Bist du ihm nicht dankbar?“ Draco lehnte sich zurück. „Für was genau?“ Wieder zögerte ich, doch dann fragte ich auf seinen immer noch aufmunternden Blick: „Wie standest du zu…“ ich brach ab. „Zum dunklen Lord?“ Draco lachte freudlos, dann schob er den linken Ärmel seines Umhangs nach oben.

Ich riss die Augen auf. Rutschte tiefer in den Sitz. Starrte verängstigt auf das dunkel Mal, dass Dracos blassen Arm verunstaltete.

„Ich wurde zum Todesser gemacht.“ Immer noch blickte ich schweigend auf das Mal. Ich hatte so plötzlich solche Angst vor ihm. „Ich wollte das nicht, Taylor. Ich wollte das nie. Und wenn du mich so fragst, ja, dann bin ich ihm dankbar, dass er Voldemort beseitigt hat. Aber zwischen uns, Potter und mir… das ist zu lange kaputt.“

Immer noch ängstlich blickte ich zu ihm auf, sah in zart traurige, graue Augen und fragte: „Wieso streitest du denn immer noch mit ihm?“ „Wie sollte ich aufhören?“, fragte Draco mit verzweifelt anmutender Belustigung in der Stimme, „Es ist ja nicht so, dass ich immer anfangen würde, von mir aus können wir mit streiten aufhören…“ „Warum habt ihr überhaupt angefangen?“, fragte ich sanft und beugte mich ein bisschen in seine Richtung. Er wirkte zu verzweifelt um Angst vor ihm zu haben; hätte ich ihm das gesagt, dann hätte er mich sicher verflucht. So überlegte er einen Moment, dann schüttelte er den Kopf. „Ich möchte nicht darüber reden!“, stellte er einfach klar, lächelte aber versöhnlich. Ich nickte und ließ ihn in Ruhe. Ich wollte ihm ja helfen, aber ich durfte mir nicht anmaßen ihn zu drängen. Blaise durfte das, wenn er wollte, aber ich nicht. Also war ich still. Draco schien dankbar dafür.

Auch Blaise kehrte schließlich wieder ins Abteil zurück, rief neckend noch etwas hinaus auf den Gang, dann zog er kopfschüttelnd und grinsend die Tür hinter sich zu, ließ sich wieder auf seinen Platz fallen, nur um dann sofort wieder aufzuspringen. „Verdammt, ich muss noch meinen Umhang anziehen!“ Er lehnte sich nach hinten, zu den beiden Mädchen, fragte: „Habt ihr was dagegen, wenn ich mich hier kurz ausziehe, Mädels?“ und wartete dann nicht erst auf ein „Ja“, sondern zog gleich das schwarze T-Shirt über den Kopf.

Draco schien nicht im Mindesten überrascht oder interessiert, doch ich blickte fasziniert auf Blaise Körper. Er war schön. Soweit ich das beurteilen konnte, lang und schlank, dunkle, weich aussehende und glänzende Haut und einfach nur wie eine lebendige, griechische Statue.

Blaise streckte sich nach seinem Koffer, hob ihn herunter und klappte ihn auf. Ich konnte meinen Blick einfach nicht von Blaise Hintern entfernen. Er war hübsch. Knackig. Nein, so durfte ich nicht denken. Rasch wand ich mich ab, zu Draco. Hoffentlich war ich nicht rot.

Während Blaise sich das weiße Hemd über den ansehnlichen Oberkörper schob, hatte Draco sich wieder in seinem Buch vergraben. Er sah kurz auf, als er meinen Blick bemerkte und lächelte. Ich lächelte zurück und blickte dann aus dem Fenster.

Ich hatte ja gewusst, dass ich Jungs schon immer anziehend fand. Anziehender als Mädchen alle Male. Aber… Blaise war doch wirklich echt schön. Ich hatte ja nicht viele Vergleichsobjekte, aber rein objektiv war er ein Bild von einem Mann.
 

Als der Zug hielt, waren wir alle schon bereit. Auch Gregory war wieder ins Abteil zurückgekehrt und ich war wieder mal nervös. Ich wusste ja nicht, was jetzt passieren würde. Draco straffte sich und die anderen vier taten es ihm gleich. Wir verließen das Abteil und die Schüler wichen sofort zur Seite, als wir uns einen Weg durch den Gang bahnten, dann sprangen wir auf den kalten Bahnhof hinaus. Der Wind war eisig.

Einen Moment sah ich mich erschrocken um, so viele Eindrücke, so viel zu sehen! Ich hatte nicht lange Zeit mich umzusehen, das leuchtende Schloss über dem See zu betrachten und den Halbriesen, der mit „Erstklässler hierher!“-Rufen die Kleinen wie Schäfchen zusammen trieb, denn Draco packte mich kurz bei der Hand und führte mich mit sich durch die Schülermasse.

Er schleppte mich in eine der Kutschen, die von nichts gezogen zu werden schienen und auch Blaise und Pansy stiegen mit ein; Gregory und Millicent würden die nächste Kutsche nehmen.

Ruckelnd setzte sich das Gefährt in Bewegung und ich schob die dunklen Vorhänge beiseite und blickte nach draußen. Wow. Das Schloss ragte hoch vor uns auf. Ich war so nervös.

„Draco?“, traute ich mich zu fragen und der blickte aus seinem Gespräch mit Blaise auf und sah mich an. „Kannst… du mir sagen, was jetzt passiert?“ Einen Moment sahen sich die anderen drei an, dann erklärte Draco: „Nun ja… zuerst einmal die Einteilung der Erstklässler…“ „Durch den Sprechenden Hut, nicht?“, fragte ich und er nickte, ehe er fortfuhr: „… danach ist das Bankett zum Schuljahresanfang. Ja und dann können wir eigentlich schon ins Bett.“ Ich nickte verstehend, dann blickte ich wieder aus dem Fenster und genoss den Anblick von Hogwarts. Pansy kicherte. Ich ignorierte sie. Irgendwie war ich ein wenig glücklich.
 

Die Nervosität kehrte erst wieder, als ich am Slytherintisch neben Draco saß und begeistert die goldenen Teller musterte. So viele Schüler, so viele Lehrer am Hohen Tisch! Es summte und brummte wie in einem Bienenstock vor Stimmen, Rufen, Lachen. Es war ein eigentümliches Gefühl. Ich zitterte ein wenig.

Die große Flügeltür öffnete sich und die Erstklässer traten ein. „Hmm? Kein Lehrer diesmal dabei?“, fragte Draco, dann erzitterte die Halle unter ohrenbetäubendem Gelächter. „Flitwick?“, lachte Draco, der aufgestanden war und nach zu den Erstklässern blickte. Ich tat es ihm nach und gluckste. Ein kleiner, fast kahler Mann führte die Erstklässler herein und nun ja, er war einfach zu klein. Er leitete die Schüler in die Mitte der Halle und ein hässlicher Kerl stürmte mit zwei Schemeln und einem zerfetzten Hut herein. Er stellte den Hut auf einen der Schemel, der kleine Zauberer stieg auf den zweiten, damit er wenigstens einigermaßen zu sehen war, und der Hut öffnete einen Spalt, knapp über der Krempe. Dann begann er zu singen:
 

Obwohl die Schlachten nun vorbei,

gab es doch Tote vielerlei,

so hat auch unsere Schul’ verloren,

direkt vor ihren schützenden Toren,

ihrer Schüler viel.

Doch lasset uns nicht trauern,

im Unglück hier versauern,

nicht in Zeiten ach so kurz,

nach des Dunklen Lordes Sturz.

Wir haben zu danken allen hier,

aus jedem unsrer Häuser vier,

den Gryffindors, mutig und kühn,

und den Ravenclaws weise und schön,

den Slytherins, mit Plan und List,

und den Hufflepuffs, wo Treue noch ist.

Ich kann gar nicht sagen, wie ich mich freu,

denn heute beginnt ein Schuljahr neu,

so viele Zauberer zum Lernen bereit,

ich sag euch, jetzt beginnt ihre Zeit,

sie zu verteilen ist meine Bestimmung,

jeden nach seiner eignen Gesinnung.

So lasset uns beginnen nun

Mit unserem Sortierer Tun.
 

Der Mund des Sprechenden Hutes schloss sich wieder und einen Moment herrschte vollkommene Stille im Saal, dann brach tosender Applaus los. Ich klatschte höflich. Ich wusste schließlich nichts von der Schlacht hier. Ich verdiente keinen Dank. Einen Moment fühlte ich mich ein wenig außen vor gelassen, dann ließ ich mich einfach von der fröhlichen Stimmung in der Halle mitreißen. Sogar Draco neben mir lächelte ein wenig.

Der kleine Lehrer – Flitwick, wie Draco ihn genannt hatte – räusperte sich kurz, dann begann er mit piepsiger Stimme: „Adams, Tony!“ Ein kleiner Junge stolperte auf den Hut zu und sah so nervös aus wie ich mich die ganze Zeit gefühlt hatte. Ein wenig hatte es nachgelassen, jetzt, da die Aufmerksamkeit definitiv wo anders lag. Ich wollte gar nicht wissen, was nachher noch passieren würde.

Der Kleine hatte sich den Hut über den Kopf gezogen und setzte sich auf den Schemel. Seine Beine schlenkerten hin und her, so sehr zitterte er. „RAVENCLAW!“, brüllte der Hut und unter tosendem Beifall des blauen Tisches packte Tony Adams den Hut zurück auf den Stuhl und wackelte zu seinem Platz.

Auch die nächste Erstklässlerin, Noreen Batty, wurde eine Ravenclaw und ihre Zwillingsschwester Mary-Beth wurde die erste Slytherin. Begeistert fiel ich in den Applaus der anderen Slytherins ein. Ich freute mich für die Kleine. Sie sah stolz aus.

Die Zeremonie ging weiter und ich applaudierte bei jedem Slytherin. Und auch bei jedem anderen, genau wie der Rest der Slytherins. Verhalten. Ich spürte, dass wir Schlangen hier nicht so beliebt waren.
 

Nachdem der letzte Schüler – James Wallace – zu unserem Tisch herüber schritt und der schäbige Hausmeister seinen Stuhl wieder aufräumte, stand Professor McGonagall auf. „Mensch, die alte Schreckschraube soll sich beeilen!“, zischte Blaise neben mir und ich konnte seinen Magen rumoren hören. Ich unterdrückte ein Kichern und Blaise stieß mir gegen die Schulter und knurrte mit amüsiertem Unterton: „Lach nicht!“ „Ruhe ihr zwei, die Alte will reden!“, brummte Draco und schlug uns beiden leicht gegen den Hinterkopf. Der Verräter! Er schmunzelte doch auch!

„Meine lieben Schülerinnen und Schüler, liebe Lehrer… ich bin froh Sie alle wieder hier zu sehen. Vor vier Monaten hatte ich Angst um jeden einzelnen von Ihnen. Wir haben Verluste erlitten in diesem Kampf, Schüler, Lehrer, Ordensleute und Zivilisten. Und ich danke allen, die in dieser Schlacht auf unserer Seite standen. Dennoch finde ich, wir sollten eine Schweigeminute einlegen bevor wir essen, lasst uns derer gedenken, die für den Frieden gestorben sind, egal wann oder wo.“

Stühle scharren. Die jungen Zauberer und Hexen standen auf. Tiefes Schweigen erfüllte die Halle, ich sah, dass teilweise Schüler ihre Augen schlossen. Auch am Slytherintisch herrschte Schweigen. Keiner wagte es, das Andenken zu stören. Auch ich gedachte den Menschen, die gestorben waren. Für den Frieden und im weitesten Sinne ja auch für meine Sicherheit.

McGonagall räusperte sich und wir setzten uns alle wieder hin. „Nichts desto trotz… ich freue mich auf ein weiteres Jahr in der glorreichen Geschichte von Hogwarts! Und nun esst!“

Unter meinem Blick bogen sich die Tische plötzlich vor lauter Leckereinen und ich hörte neben mir Blaise seufzen: „Na endlich essen!“ und Draco von der anderen Seite: „Zabini! Du bist ein Slytherin, also benimm dich auch so!“, zischen und fühlte mich plötzlich sehr wohl an diesem Tisch.

Das Essen war köstlich und danach war ich mehr als satt. Eigentlich wäre Schlafen mein größter Wunsch gewesen. Blaise stützte schon mit halb geschlossenen Augen den Kopf auf seinen Arm, als er Richtung Lehrertisch blickte. Draco schüttelte den Kopf.

„Nun, da Sie alle gesättigt sind…“, begann McGonagall, nachdem sie wieder aufgestanden war, „… hoffe ich doch, dass Sie mir zuhören können. Einige wenige Ankündigungen sind zu Schuljahresanfang zu wiederholen und ich muss Sie bitten sich daran zu halten. Vergessen Sie nicht, dass der Verbotene Wald seinen Namen zu Recht trägt. Keiner von ihnen wird ihn betreten, verstanden? Professor Hagrid wird sehr genau darauf Acht geben! Des Weiteren verboten sind der Astronomieturm – außer zu Unterrichtszwecken – und die verbotene Abteilung der Bibliothek, außer mit besonderer Genehmigung! Außerdem soll ich sie darauf hinweisen, dass in den Pausen und zwischen den Stunden auf den Gängen nicht gezaubert werden darf. Die Liste der verbotenen Gegenstände ist noch immer an Mr. Filchs Bürotüre einzusehen. Sollte etwas davon bei ihnen gefunden werden, wir das mit Konfiszieren und Nachsitzen geahndet. Und nun wünsche ich ihnen eine gute und erholsame erste Nacht im Schloss!“

Professor McGonagall setzte sich wieder und die Schüler begannen unter tosendem Lärm die Halle zu verlassen.

„Ach Mist, ich muss ja die blöden Erstklässler zum Gemeinschaftsraum führen…“, grummelte Draco neben mir und Blaise boxte mir gegen die Schulter und fragte: „Kommst du gleich mit?“ Ich nickte, sah Draco einen Moment hinterher, wie er mit gebieterischer Stimme die kleinen Erstklässler zusammen trieb und folgte dann dem Dunkelhäutigen.

Blaise, Millicent, Gregory und ich drängten uns durch die Eingangshalle, wo Schüler in alle möglichen Richtungen zu stürmen schienen, wie ein Schwarm blinder Fische, und erreichten schließlich eine der seitlichen Treppen. Die Wände schienen ein wenig feucht und waren aus grobem Stein und es war merklich kühler hier unten. Wir gingen durch ein scheinbares Labyrinth von Gängen und irgendwann kamen wir vor einer glatten, grauen Steinwand zum stehen. „Passwort?“, fragte Blaise gelangweilt und Millicent antwortete: „Silberfisch!“ „Mann, ich dachte es wird origineller…“, grummelte Blaise, während die Wand zur Seite glitt. Wir traten in einen großen, grünlichen Raum, bestückt mit einladenden Sesseln vor einem flackernden Kamin, gemütlichen Tischchen an den Wänden und edlen Sofas zu Sitzgruppen um Tische gestellt. Eine Wand war mit Fenstern wie Bullaugen ausgestattet. Dahinter war das Wasser zu sehen.

Die drei blickten sich um. „Hier haben sie auch umgebaut, oder? Ist denn den Kerkern soviel passiert?“, fragte Millicent neugierig. „Boah, wir haben Ausblick zum See!“, stellte Gregory aufgeregt fest. „Wohl eher in den See“, erwiderte Blaise trocken und gähnte erneut. „Mann bin ich müde!“, meinte er überflüssigerweise, dann sah er mich an und fragte: „Kommst du mit hoch?“ Ich nickte.

Wir gingen hinüber zu einer der beiden Wendeltreppen, stiegen hinauf und passierten nach und nach vier dunkeln Holztüren. Die Fünfte wurde von Blaise aufgedrückt und er schob mich in einen rechteckigen Raum, in dem fünf Betten standen. Rechts ging eine Tür zum Bad ab.

„So… das da hinten ist deines, da in der Ecke!“, Blaise zeigte auf das entsprechende Bett und ich ging langsam darauf zu. Blaise ließ sich sofort in seines, das gleich neben der Tür fallen und seufzte in die weiche, grüne Bettwäsche. „Willst du dich nicht umziehen?“, fragte ich mit hochgezogener Augenbraue.

Blaise hob seinen Kopf ein klein wenig und funkelte mich amüsiert aus tiefen, schokobraunen Augen an. „Warum? Interesse daran mich nackt zu sehen?“

Kapitel 3:

Ich schluckte. Interesse? Ja und wie. Meine Wangen waren heiß. Wahrscheinlich war ich wieder ganz rot. „Nein“, antwortete ich mit bebender Stimme und drehte mich um. Mit zitternden Fingern öffnete ich den Schrankkoffer vor meinem Bett und holte meinen Pyjama hervor. Ich wollte mich umziehen.

Blaise Blick lag immer noch auf mir. Ich legte meinen Umhang ab, faltete ihn und verstaute ihn wieder im Koffer. Ich war eben ordentlich. Als nächstes fand die grün-silberne Krawatte ihren Weg in den Koffer, dann begann ich langsam mein Hemd aufzuknöpfen. „Taylor?“ „Ja?“, fragend drehte ich mich zu Blaise um. Er sah mich intensiv an, dann schüttelte er den Kopf und murmelte grinsend: „Ach, nichts…“ Mir war nicht entgangen, wie er mich gemustert hatte. Ich zog mich zu Ende um, dann kletterte ich in mein Bett.

„Ach, Taylor, das wollte ich dir auch noch sagen… hier, die Kordel für die Vorhänge ist hier oben, ja?“ Er wackelte mit dem Ende der silbernen Kordel an seinem Bett und ich tastete in meinem Bett nach der Schnur. Probeweise zog ich die Vorhänge auf und wieder zu.

Die Tür zum Schlafsaal öffnete sich erneut, als Gregory und Theodore Nott hereinkamen. Auch die beiden zogen sich um, wurden aber von Blaise keines Blickes gewürdigt. Ich war ein wenig überrascht. Er sah also nicht allen Leuten beim Umziehen zu. Denn genau das hatte er bei mir getan, da ließ ich mir nichts vormachen.

„Wenn du die Vorhänge zugemacht hast, solltest du vielleicht einen Schweigezauber darauf anwenden…“, teilte Blaise mir mit und wackelte mit seinen dunklen, feinen Augenbrauen, „Falls du in der Nacht Geräusche von dir geben solltest, die die anderen besser nicht hören sollten… du weißt was ich meine, nicht, Taylor?“ Wieder ein Wackeln mit den Augenbrauen. Ich wurde erneut ein wenig rot und versteckte den Kopf im weichen Kissen. Blaise lachte leise.

Wieder schwang die Schlafsaaltüre auf und Draco stapfte herein. Er zog seinen Umhang aus, warf ihn auf sein Bett und motzte: „Ich hasse Erstklässler!“ Wieder lachte Blaise. „Was haben sie dir dieses Jahr getan?“ „Die Hälfte hat sich von der Gruppe abgesetzt und verlaufen. Verlaufen! Ich durfte durch den Kerker rennen und sie suchen! Ich hasse Erstklässler!“

Draco pfefferte sein Hemd aufs Bett und fuhr sich durchs Haar, ehe er aufseufzte und seine Sachen doch noch zusammenlegte. Dann warf er sich aufs Bett, kickte die Schuhe von seinen Füßen und mühte sich dann im liegen aus seiner Hose. Ich versuchte ihn nicht anzusehen. Es ging nicht. Ich hatte Blaise angesehen und Blaise war schön. Und jetzt sah ich Draco an. Schmal, elegant, weiß. Lange Beine in schwarzen Shorts. Er war verdammt schön.

Draco angelte mit seinen Füßen nach der Bettdecke und deckte sich zu. „Mach mal jemand das Licht aus!“ Blaise, der dem Lichtschalter am nahesten war, tat wie ihm geheißen, dann hörte ich wie ringsum die Vorhänge zugezogen wurden und vereinzelt Gute Nacht gewünscht wurde. „Gute Nacht!“, erwiderte ich also, tastete im Halbdunkeln nach der Kordel und zog die Vorhänge zu. Ich würde keinen Stillezauber brauchen, ich gab in der Nacht keine ‚Geräusche von mir, die die anderen besser nicht hören sollten’ wie Blaise so schön gesagt hatte.

Ich vergrub mich in dem dunkelgrünen Bettzeug und schniefte einmal. Die erste Nacht in Hogwarts… und morgen würde der Unterricht beginnen.
 

Ich wachte pünktlich auf. Ich wachte so gut wie immer pünktlich auf. Einen Moment war ich ein wenig verwirrt, dann konnte ich mich wieder erinnern und streckte mich glücklich. Ich hatte gut geschlafen und das war doch ein gutes Zeichen, nicht?

Schnell öffnete ich die Vorhänge und krabbelte aus dem Bett. Theodores Bett war bereits leer und auch gemacht, aber die anderen schliefen anscheinend noch. Schnell und leise zog ich mich um, doch als ich mich umdrehte sah ich Blaise im Bett liegen, die Vorhänge geöffnet und den Blick auf mich gerichtet. Er lächelte sein übliches, durchtriebenes Lächeln.

Ich seufzte leise. Musste er mir beim Umziehen zusehen? Das machte mich so nervös. Auf der anderen Seite… ich tat es auch. Blaise war ein schöner Mensch. Und ich hatte nichts dagegen, wenn schöne Menschen angesehen wurden. Ich sah auch gerne schöne Menschen an. Aber ich war nicht schön. Ich war nun mal nicht schön. Ich verstand nicht, warum Blaise mich ansah.

Schweigend setzte ich mich auf mein Bett und blickte Blaise einfach nur an. Zu gerne hätte ich gewusst, was in seinem Kopf vorging. Blaise hatte aufgehört zu lächeln. Sein Blick war unergründlich. Dann richtete er sich auf, krabbelte zur Bettkante und setzte sich mir gegenüber. Seufzend lehnte er sich nach vorne. „Na, gut geschlafen?“ „Ja“, erwiderte ich einfach. „Bist du sauer, weil ich dich angeguckt hab? Sorry, aber du bist hübsch und ich bin auch nur ein Kerl. Was soll ich machen?“ Seine Stimme war leise und niedergeschlagen. Ich war einfach nur verblüfft.

„Hübsch?“ Blaise blickte zu mir auf, Verwunderung in seinem Blick. „Glaubst du das etwa nicht?“ Schweigend schüttelte ich den Kopf. „Mann, Taylor, an deinem Selbstwertgefühl müssen wir echt noch arbeiten!“ Blaise stand auf und klopfte mir auf die Schulter, dann beugte er sich zu mir hinunter, lehnte seine Stirn an meine und lächelte verschmitzt. Mir war so warm, wenn er sich an mich lehnte. Es fühlte sich gut an. „Du bist sehr hübsch, Taylor Parfitt!“, flüsterte Blaise, dann küsste er leicht meine Stirn. Ich erstarrte. Blaise zog sich zurück um sich umzuziehen. Ich sah ihn nicht an dabei. Ich war immer noch gefangen in den Emotionen des Kusses.

Blaise Lippen waren warm und fest gewesen. Ich konnte ihn mir nicht als mehr als einen Freund vorstellen. Aber… vielleicht würde es mich reizen, von ihm berührt zu werden. Ich wusste es nicht genau. Bei so etwas war ich mir immer nicht so sicher. Durfte er mich berühren? Wollte er mich berühren? Durfte ich ihn berühren? In zwischenmenschlichen Beziehungen war ich immer so… unsicher.

„Taylor? Bist du inzwischen gestorben?“, lachte Blaise und sah mich amüsiert an. Ich blickte zu ihm auf. Immer noch verwirrt.

Er reichte mir die Hand und ich ließ mir von ihm aufhelfen. „Hab ich dich mit meinem Küsschen verunsichert?“, fragte er mich Stirn runzelnd und ich nickte und schüttelte gleich darauf den Kopf. Ich wusste es ja nicht!

„Du bist ein bisschen entscheidungsunfähig, oder?“, setzte er hinterher, legte einen Arm um meine Schultern und führte mich mit nach unten in den Gemeinschaftsraum. Hier herrschte schon reges Treiben. Blaise ließ mich grinsend los. Schade. Oder?

„Wir müssen hier warten. Draco besteht darauf, dass wir geschlossen zum Frühstück erscheinen. Die Diva. Und dann pennt er immer am längsten!“ Blaise ließ sich auf einen der Sessel vor dem Kamin fallen und ich setzte mich daneben. Der Sessel war weich und knuddelig und angenehm. Blaise lächelte mich an, dann fragte er: „Na, wie sieht’s aus mit Wahlfächern?“

Wir unterhielten uns eine ganze Zeit über belanglose Dinge, Millicent, Pansy und Daphne Greengrass setzten sich schließlich zu uns und ich taute ein wenig auf. Blaise war nett zu mir, Millicent, Pansy und Daphne auch und als endlich Draco zu uns herunterkam, gähnend aber ausgeschlafen, da fühlte ich mich wirklich wohl. Es war schön hier, mit den anderen.

„Slytherin, Abschlussjahrgang!“, rief Draco und es war irre zu sehen, wie die anderen alle auf ihn zukamen.

Zu zehnt gingen wir also hinauf in die große Halle, setzten uns an den Tisch und begannen zu frühstücken. Ich selbst war noch ein wenig eingeschüchtert. Neun junge Menschen, neun junge Menschen, die alleine auf Dracos Kommando hörten und wie eine Einheit agierten, wenn sie den Gemeinschaftsraum verlassen hatten… ein sehr seltsames Gefühl dieser Gruppe anzugehören. Aber auch eigentümlich schön. Man musste keine Angst vor Spott oder Hohn haben, weil jeder, schon alleine für das Wohl der Gruppe, den anderen verteidigte. Irgendwie war es ein Gefühl von Sicherheit und Ehrfurcht, das ich verspürte.

„Na Taylor, gut geschlafen?“, Draco schnitt sein Brötchen auf und blickte mich an. Ich machte mir ein wenig Sorgen um seine zierlichen Finger, nicht, dass sie unters Messer kamen. Das wollte ich nicht. „Pass auf deine Finger auf!“, forderte ich also leise, dann antwortete ich: „Ja, ich hab gut geschlafen. Danke der Nachfrage, Draco!“

Wir hatten kaum zu Ende gegessen, da wackelte der dicke Professor Slughorn, Hauslehrer der Slytherins herbei und ließ die Stundenpläne durchgehen. „Kräuterkunde?“, fragte ich. „Mit den Hufflepuffs!“, antwortete Blaise düster. Ich warf einen scheelen Blick hinüber zum kanariengelben Tisch. Sie sahen allesamt sympathisch aus.

Blaise und Draco waren meinem Blickt gefolgt und der Blonde murmelte: „Die sind nur doof. Das glaubst du nicht.“ „Wie hat der Sprechende Hut gesagt? Treu und Loyal? Die sind selbst dafür zu blöd.“ Blaise schüttelte leicht mitleidig den Kopf. Ich sah erneut hinüber zum Hufflepufftisch. Ich wusste nicht, ob ich ihrem Urteil wirklich vertrauen sollte. Hier wurde so elitär gegessen… und dort drüben lachten und scherzten die Schüler. Aber na gut. So waren wir nicht. Ich war mir nicht sicher, ob ich überhaupt lachen und scherzen wollte, beim Frühstück. Wenn ich vielleicht noch ein wenig müde war. Hier war es ruhiger.

Schweigend legte ich Messer und Gabel beiseite und schlang beide Hände um die Kaffeetasse.

Nachdem wir alle aufgegessen hatten, erhob sich der Abschlussjahrgang wieder und wir gingen unter Dracos Führung zurück in den Gemeinschaftsraum um unsere Taschen zu holen. Es war fast lustig. Still und überheblich wanderten wir die Treppe hinunter, doch sobald wir außer Sichtweite der anderen Schüler waren, sank das Niveau merklich. Es wurde wieder gelacht und geblödelt, Millicent und Pansy, zuvor nur im Flüsterton, machten sich jetzt lautstark über die anderen Schüler lustig, Gregory unterhielt sich mit Theodore und Blaise boxte mir gegen die Schulter und fragte: „Na, freust du dich auf den Unterricht?“ Einen Moment überlegte ich, dann antwortete ich leise: „Nein.“ Blaise lachte sein warmes, glückliches Lachen, dann erwiderte er: „Ich auch nicht!“

Draco ging neben uns und sah genauso erpicht auf Unterricht aus wie wir. „Lasst uns schwänzen“, forderte Blaise einfach. Mir wurde heiß und kalt gleichzeitig. Das konnten wir doch nicht machen! Das war gegen die Regeln! Aber… wenn ich nein sagte…

„Blaise, das können wir nicht schon am ersten Tag machen“, erklärte Draco kopfschüttelnd „Wie sähe das denn aus. Slytherins kommen nicht zum Unterricht. Machen wir lieber ein paar Hufflepuffs fertig!“ „Au ja!“, erwiderte der Dunkle mit unerhörter Leidenschaft und ich traute mich einzuwerfen: „Aber…“ Draco und Blaise sahen mich an und ich wurde ganz rot. Warum hatte ich denn jetzt den Mund wieder aufgemacht?

Als ich keine Anstalten machte etwas zu sagen, stupste Blaise mich an und nörgelte: „Jetzt sag schon!“ Als ich immer noch nichts sagte piekste er mich. Dann legte er seinen Arm um meine Schultern und erklärte liebevoll: „Na komm, raus mit der Sprache. Wir fressen dich nicht. Egal was du jetzt sagst. Außer du sagst, dass du Potters Freundin heiraten willst. Dann müssen wir es uns noch mal überlegen!“ Die beiden lachten und ich vergrub mich ganz rot im Gesicht in Blaise Umarmung. Es war warm und es fühlte sich so geborgen an. Blaise zog mich ein wenig näher, fuhr mir durchs Haar und fragte: „Was ist denn?“

„Wieso wollt ihr die Hufflepuffs fertig machen?“, fragte ich, ohne den Kopf zu heben. Ich sah gar nichts mehr, weil ich die Augen geschlossen und das Gesicht an Blaise Körper gedrückt hielt.

Einige Sekunden herrschte Stille, dann antwortete Draco: „Es macht Spaß.“ Er klang fest und überzeugt. Ich sagte nichts mehr.
 

Im Schlafsaal packte ich schnell meine Tasche. Blaise fiel ein, dass er sich noch mit jemandem treffen wollte (ich hatte den Namen nicht richtig verstanden und um ehrlich zu sein… ich war auch nicht scharf darauf ihn zu wissen) und er lief schon mal los. Theodore und Gregory waren auch bereits gegangen.

Einige Sekunden herrschte Ruhe, nur das Kramen in unseren Taschen, dann fragte Draco: „Taylor?“ „Ja?“ Ich blickte auf, doch Draco wühlte – mir den Rücken zugekehrt – in seinem Koffer. „Verlieb dich nicht in Blaise.“

Wamm! Die Worte trafen mich wie ein Faustschlag. Was meinte er damit? Was sollte das? Hilfe! „Ich… tu ich nicht!“, quiekte ich aufgeregt. Musste meine Stimme so klingen? Draco antwortete nicht. Schnell warf ich mein restliches Zeug in meine Tasche, dann warf ich sie mir über die Schulter und wartete auf Draco.

Als er mich ansah, war etwas Nachdenkliches in seinem Blick. Ich konnte es nicht genau identifizieren. Als er meinen fragenden Blick bemerkte lächelte er leicht und dann strich er mir zögerlich durchs Haar. Es fühlte sich anders an, als bei Blaise. Nicht so offensiv. Aber nicht unangenehm. Schüchtern lächelte ich ihn an. „Gehen wir zu Kräuterkunde“, sagte Draco.

Wir gingen schweigend nebeneinander her, ich ein wenig nervös vor meiner ersten Schulstunde in Hogwarts, Draco nachdenklich. Er sah jedenfalls nachdenklich aus. Da ich keine Ahnung hatte wo ich hin musste, ließ ich mich einfach von dem Blonden leiten. In der Eingangshalle gabelten wir dann auch noch Blaise auf, der sich aus seinem Gespräch mit einem Ravenclaw löste und mit uns kam. Draco stieß das zweiflüglige Eichenportal auf und trat hinaus auf die Schlossgründe. Warmer Spätsommerwind wehte uns entgegen.

„War das wieder Pengely oder hab ich mich getäuscht?“, fragte Draco leise, während wir die Hügel hinunter auf die gläsernen Gewächshäuser zugingen. Sie waren riesig groß. „Musst dich wohl getäuscht haben“, erwiderte Blaise fröhlich. Der Blonde zog einen Augenbraue hoch und Blaise seufzte, ehe er dann doch herausrückte: „Ja, gut, es war William Morgan. Mit Pengely… ach, der war einfach nichts. Das hat sich… total langweilig angefühlt! Der war ausgelutscht, Draco! Ich hab ihn die ganzen Ferien über ständig gesehen und alles… Mann! Das hat keinen Sinn mehr gemacht!“ „Ach, Morgan ist nicht langweilig?“ „Nee, den hab ich gestern im Zug getroffen, gleich nachdem ich mit Pengely Schluss gemacht hatte. Und Morgan ist so… ich weiß nicht, der klammert nicht so!“

Ich versuchte krampfhaft wegzuhören. Ich wollte nicht unbedingt wissen – oder auch nur vermuten müssen – das Blaise wirklich mit Jungen rum machte. Das wäre nur eine weitere Möglichkeit, die ich kleiner, schüchterner Junge mir sowieso entgehen lassen würde. Ach wie ich meine Schüchternheit doch verfluchte!

„Da wären wir“, stellte Draco plötzlich fest und ich sah von meinen höchst interessanten Turnschuhen auf und blickte das Gewächshaus an. Schweigend traten wir ein, versammelten uns um einen Tisch und sahen zu wie die ganzen anderen Schüler nachströmten; wir waren mit die ersten gewesen, so lange hatte es nicht gedauert unsere Taschen zu packen.

Kapitel 4:

Ich hatte Kräuterkunde schon immer gehasst. Ja, es mochte ganz nützlich sein und in gewissem Sinne vielleicht auch ganz interessant… aber ich hatte es nie gemocht. Und so sehr war es in Beauxbatons auch nicht unterrichtet worden, wir hatten über Heilkräuter gelernt und wo man sie fand und wie man sie pflegte… aber das hier? Draco und Blaise schienen ähnlich zu denken wie ich, denn auch sie starrten angewidert auf die hässlichen, sich windenden Pflanzen in Tontöpfchen auf unserem Tisch. Gregory stupste sie mit seinem Finger an und zuckte zurück, als sie ihn mit einer Ranke niederknüppeln wollte.

„Die Pflanzen müssen geschnitten werden!“, frohlockte die Professorin – Professor Sprout wie ich erfahren hatte – doch keiner von uns vieren machte große Anstalten zum Messer zu greifen und die Pflanze auch nur ein wenig anzufassen.

„Goyle, halt sie fest!“, schnarrte Draco schließlich angewidert und griff zum Messer. „Wieso ich?“, beschwerte der andere sich, doch als er sich mit Dracos eisigem, stechendem Blick konfrontiert sah, wurde er ganz kleinlaut, packte das um sich schlagende Ding mit beiden Händen und hielt es so gut wie möglich fest.

Draco krempelte die Ärmel des weißen Hemds so vorsichtig wie möglich nach oben, griff nach dem Silbermesser und wagte sich auf die Pflanze zu. Fast ohne es zu merken wich ich ein Stück hinter Blaise zurück.

Draco hieb eine der Ranken mit einem einzigen Streich durch. Verblüffen zeichnete sich in seinem Gesicht ab. „Geht durch wie durch Butter!“, erklärte er etwas überrascht und Blaise ging vorsichtig auf den Tisch zu, nahm sich auch eines der Messer und begann jetzt zusammen mit Draco die Ranken zu durchtrennen.

Ich hatte immer noch ein wenig Angst vor den Pflanzen. Musste das sein? Die dornigen Ranken die mich anzugreifen schienen?

„Ach Scheiße!“ Draco zuckte zusammen und ging einige Schritte zurück. Er hielt sein linkes Handgelenk umklammert. Schnell eilte ich zu ihm. Der Blonde drückte sein weißes Taschentuch auf die Wunde und der Stoff begann sich rostfarben zu tränken. „Darf… darf ich…“, fragte ich zögernd und streckte die Hände nach ihm aus. Draco nahm das Taschentuch weg und betrachtete den blutenden Schnitt, der sich über sein Handgelenk zog. Mir rutschte das Herz in die Hose, als ich sah, wie nahe der Schnitt doch an der Schlagader lag. Draco hätte sterben können.

„Ist nicht so schlimm…“, beruhigte er mich leise. Vorsichtig nahm ich sein Handgelenk, drehte es vorsichtig hin und her um seine Wunde zu begutachten. Ich griff mir sein Taschentuch, tupfte die Wunde ab – er zuckte doch ein wenig zusammen und sog scharf Luft ein; ich hatte ihm wohl wehgetan und ja, ich fühlte mich sehr schlecht – dann zog ich meinen Zauberstab, richtete ihn auf die Wunde und heilte ihn mit einem kleinen Zauber.

„Dankeschön!“, flüsterte Draco mir zu und lächelte. Einen Moment schien er nicht zu wissen, was er machen sollte, dann hob er sein Messer wieder auf, das er vorhin fallen gelassen hatte, und machte sich wieder auf, die Pflanze zu stutzen.

„Hey Taylor, wenn ich mir jetzt in den Arm schneide, heilst du mich dann auch?“, wollte Blaise neckisch wissen und während ich dezent rot anlief, gab Draco seinem besten Freund eine Kopfnuss. „Nicht witzig!“, warnte er. „Ach komm!“, nörgelte der Schwarzhaarige und hieb eine weitere Ranke durch, „Wenn du deine Arme von Taylor anfassen lassen darfst!“

Draco sah mich bedeutungsschwer an.
 

Der Rest des Tages verlief ereignislos. Trotzdem war ich am Abend ein wenig geschlaucht. So lange war es ja nicht gewesen… aber ich war müde. Ich war angespannt… und auf der anderen Seite aber auch wohlig entspannt und beruhigt. Der erste Tag war vergangen und ich fühlte mich fast, als wäre ich die ganze Zeit schon hier gewesen. Wir saßen in den Sesseln vorm Kamin, Draco links von mir, die Fingerspitzen gegeneinander gelehnt, Blaise über den ganzen Sessel rechts von mir geworfen. Und ich ein wenig in mich gekuschelt in der Mitte.

Die anderen beiden schienen auch verschlafen zu sein. Blaise fielen schon wieder fast die Augen zu, aber auch Dracos Blick war ein wenig verschleiert und matt ins Feuer gerichtet.

Blaise gähnte und stand auf. „Ich geh ins Bett… weckt mich nachher zum Essen…“, murmelte er und wollte sich schon auf zum Schlafsaal machen. „Es ist nur noch eine Stunde!“, warf Draco ein, doch auch ich stand auf. „Ich komm mit dir, wenn du nichts dagegen hast.“ Blaise mochte so müde sein wie er wollte, doch er fand trotzdem noch Kraft zu necken: „Ich hätte gerne so einen hübschen Mann mit in meinem Bett!“

Wieder wurde ich ein wenig rot. Als Blaise mir eine Hand entgegenhielt nahm ich sie trotzdem. Sie war warm und fest.

Als wir Hand in Hand in den Schlafsaal gingen, spürte ich Dracos Blick in meinem Rücken und erschauderte.

Blaise streckte sich, kletterte auf sein Bett, setzte sich ans Kopfende und grinste in meine Richtung. „Deckst du mich zu, schöner Mann?“, fragte er, wackelte wieder mit seinen Augenbrauen und grinste immer noch.

Ich lief rot an. Meine Hände zitterten. Trotzdem ging ich auf sein Bett zu, nahm die weiche, grüne Decke und breitete sie über den Dunkelhäutigen.

Blaise lächelte mich an. „Setzt du dich noch ein wenig mit hin oder magst du auch schlafen?“ Ich wollte eigentlich gar nicht schlafen. Ich wollte nur nicht alleine mit Draco unten bleiben. Ich wollte nicht hören, dass er mir wieder sagte, ich solle mich nicht in Blaise verlieben. Das würde ich nicht tun.

Vorsichtig und ganz langsam setzte ich mich zu Blaise auf die Bettkante. Er sah mich aus halb geschlossenen Augen an. „Bist du froh hier zu sein?“ „Ja.“ Ich lächelte ein wenig. Einige Minuten schwiegen wir uns an, Blaise Augen waren mittlerweile zu. Ich dachte er würde schlafen. Doch dann hörte ich seine leise Stimme: „Magst du dich mit her legen?“

Mir wurde heiß und kalt zu gleich. Ich wollte mich unbedingt mit hinlegen. Ich wollte mich unbedingt an Blaise Körper kuscheln. Und ich hatte so Angst. Was würde Draco sagen? Warum überlegte ich mir, was Draco darüber sagen würde? Und warum bot Blaise mir das an?

Der öffnete inzwischen ein Auge halb. „Magst du?“ Blaise breitete seine Arme aus. Ich zögerte, zögerte sehr lange. Dann antwortete ich vorsichtig: „Wenn ich darf…“ „Sonst hätte ich nicht gefragt!“, lachte Blaise, schloss die Augen und legte sich jetzt richtig hin. Ich kam nur langsam auf ihn zu, doch als ich nahe genug dran war, zog Blaise mich fest in seine Arme, drückte mich an seine Brust und ließ mich wieder puderrot anlaufen. Es fühlte sich so gut an, Blaise Brustkorb hob und senkte sich unter meinem Kopf, sein Herz schlug regelmäßig unter meinem Ohr… und er war so unglaublich warm. Er deckte die Decke über uns beide.

Ich konnte nicht anders als träge die Augen zu schließen.
 

Die sanften Finger spielten mit meinem Haar. Strähne um Strähne, ich spürte die Spitzen auf meiner Kopfhaut. Leise Stimmen schienen mich zu umschweben.

„Tu ihm nicht weh…“ Wem? Wer sprach da? „Könnte ich nicht.“ „Dann darfst du nicht mit ihm spielen. Bitte.“ Einige Sekunden schweigen. Es waren zwei Stimmen. „Sieh mich nicht so an, ich meine das ernst.“ „Er ist so schön. Er ist so… zerbrechlich. Er ist so hübsch… aber er glaubt nicht, dass er hübsch ist.“ „Nicht?“ Da waren so viele Finger in meinem Haar. Ich wurde ein wenig näher an den warmen, bequemen Körper gedrückt und genoss es. An meiner Seite war noch jemand. Es fühlte sich schön an.

Ich grummelte ein wenig, vergrub schlaftrunken mein Gesicht wieder an der warmen Brust und hörte ein leises Glucksen, ehe ich wieder vollständig einschlief.

Ich erwachte in Blaise Armen. Und es war mir so peinlich. Ich wurde rot, wollte schon wegrutschen, doch er hielt mich fest, die Finger (immer noch? Oder hatte ich mir das eingebildet?) in meinem Haar vergraben. „Ausgeschlafen?“ „Ja…“, nuschelte ich. Mir war das so peinlich! Blaise bemerkte es sofort. „Muss dir nicht peinlich sein!“, lachte er.

Draco kam aus dem Bad. „Jungs, wir müssten jetzt doch zum Essen.“ „Sind wir ordentlich zu spät, damit die Diva ihren Auftritt hat?“, grinste Blaise und ich kletterte schnell aus dem Bett. Draco hatte es ja gesagt! Außerdem war es mir wie gesagt immer noch peinlich.

„Sehr witzig, Blaise!“, zischte der Blonde, wirkte bei Blaise Lachen ein wenig beleidigt, dann musste er doch ein wenig lächeln. „Kommt mit ihr zwei Schwachköpfe!“

Unten im Gemeinschaftsraum herrschte eine kleine Meuterei. Pansy beschwerte sich, weil Draco noch nicht da war, weil wir noch nicht beim Essen waren, weil wir zu spät kamen. Einige Minuten hörten wir ihren Schimpftiraden zu. Dann schaltete der Blonde sich ein. Dracos Stimme war laut und eiskalt: „Was ist hier los?“ Pansy wurde blass. „Draco…“ „Können wir gehen oder hat noch jemand etwas zu sagen?“ Keiner erhob die Stimme. „Gut. Ihr wisst, was ihr zu tun habt!“

Sobald wir den Gemeinschaftsraum verlassen hatten wirkte alles wie immer. Die kühlen Slytherins, Abschlussjahrgang, in Zweierreihen.
 

Die anderen sahen auf, als wir die große Halle betraten. Die Gespräche verstummten. Wir gingen zu unserem Tisch, setzten uns fast synchron und begannen leise zu essen.

Draco hatte die Lippen aufeinander gepresst. Er war angespannt und ich denke Blaise spürte das auch, denn auch er machte einen ruhigeren Eindruck als sonst. Draco tat mir fast ein wenig leid. Nein, er tat mir sogar sehr leid. Und ich bewunderte ihn. Ich könnte das nicht, er war so… kühl. Eine richtige Führungspersönlichkeit, bedacht, stolz, stark… keiner schien ihm wehtun zu können. Er schien es zu ignorieren. Aber trotzdem… ich konnte mir den Druck ausmalen, der auf seinen Schultern lastete. Ich würde ihm so gerne helfen… aber ich wusste nicht wie. Verdammt, warum war ich nur immer so schüchtern? Wenn ich nur ein wenig offener wäre, so wie Blaise vielleicht, dann könnte ich ihn fragen, wie ich ihm helfen konnte. Vielleicht brauchte er einfach mal jemanden zum Reden… aber vielleicht ging ich ihm auch auf die Nerven! Das wollte ich unter keinen Umständen riskieren.
 

Deswegen sagte ich nichts. Ich sagte nichts, als wir im Gemeinschaftsraum alle vier (Draco, Blaise, Greg und ich) über unsere Bücher gebeugt zusammen Hausaufgaben machten, ich sagte nichts, als wir spätabends zusammen vor dem Kamin saßen, ich sagte auch nichts, als wir alle im Dunkeln im Schlafsaal lagen. Ich wusste, dass Draco nicht schlief. Ich konnte ihn hören, wie er immer wieder im Zimmer auf und ab ging. Der Rest der Jungs schien es nicht zu bemerken, sie schienen alle zu schlafen.

Lange Zeit hörte ich es mir an, wie er so auf und ab ging, mit schlurfenden Schritten, dann hielt ich es einfach nicht mehr aus. Vorsichtig zog ich meine Vorhänge zurück.

Draco blickte aus seinem Brüten auf, als er im Halbdunkeln des Schlafsaals mein blasses Gesicht sah. „Hab ich dich geweckt?“, fragte er besorgt. Ich schüttelte den Kopf. „Geht… geht es dir nicht gut?“, wollte ich wissen. Draco fuhr sich durchs Haar, dann lächelte er gezwungen und schüttelte auch den Kopf. „Nein, alles okay. Schlaf weiter, Taylor. Sonst bist du morgen müde.“ Ich sah ihn durchdringend an und machte keinerlei Anstalten wieder zurück in meine Kissen zu kehren.

Draco hielt meinem Blick stand, dann seufzte er und setzte seinen Weg fort. Ich zog meine Beine zurück in mein Bett, wickelte mich in meine Decke und sah ihm einfach ein wenig zu. Ich spürte wie ich müde wurde, doch ich wollte nicht schlafen. Ich wollte, dass Draco mir sagte, was los war. Hoffentlich nervte ich ihn nicht!

Einige Minuten vergingen, dann seufzte Draco erneut auf, ging auf mich zu und blieb direkt vor mir stehen. Ich schluckte und blickte zu ihm auf.

„Darf ich mich zu dir setzen?“ „Natürlich.“ Der Blonde ließ sich neben mich sinken. Ich spürte seine Anspannung.

„Beschäftigt dich das, was Pansy vor dem Abendessen gesagt hat?“, fragte ich schließlich mit einiger Überwindung. Draco sah mich an. Sein Blick war ein wenig überrascht. Dann lächelte er und schüttelte den Kopf. „Was ist es dann?“, hakte ich nach. Meine Schüchternheit war wie verflogen. Ich wollte ihn zum Reden bringen. Ich wollte, dass er wieder glücklich wurde.

„Es ist nichts“, stellte Draco klar, zögerte ein wenig, dann zog er die Beine mit auf mein Bett. Ich hatte nichts dagegen. Am Liebsten hätte ich ihn mit in meine Decke gewickelt.

„Kann ich dir irgendwie helfen?“, wollte ich wissen, blickte ihn an und sah das amüsierte Lächeln. „Warum… warum lachst du?“, wollte ich wissen und spürte plötzlich seine Hand in meinem Haar. Wir waren beide still. Dracos Finger fuhren durch mein Haar. Ganz vorsichtig. Draco sah mich an.

„Danke.“ Ich wusste nicht wofür. Draco ließ mich los, stand auf und streckte sich. „Ich geh ins Bett. Meinst du, du kannst schlafen?“ Ich nickte. Dann lächelte ich nervös. Draco ging hinüber zu seinem Bett und ich kuschelte mich zurück in meine Kissen. „Gute Nacht“, wünschte ich und er erwiderte leise: „Dir auch, Taylor.“ Verschlafen schloss ich meine Vorhänge.
 

Ich war müde, als ich am Morgen erwachte. Nichtsdestotrotz bereute ich es nicht, das Gespräch mit Draco geführt zu haben. Mann sah ihn nicht oft so lächeln wie gestern Nacht. Und seine Finger hatten sich unglaublich gut angefühlt.

Draco schien noch zu schlafen, seine Vorhänge waren geschlossen. Ich gönnte es ihm. „Wenn er müde ist, ist er unausstehlich!“ Ich blickte hinüber zu Blaise, der auch seinen Blick auf die grünen Vorhänge des Bettes gegenüber gerichtet hielt. Etwas Sanftes lag in den schokobraunen Augen.

Dann wand er sich mir zu und fragte: „Gehen wir duschen?“ Ich nickte. Vielleicht konnte das Wasser meine Lebensgeister wecken.

Blaise nahm mich bei der Hand und zog mich mit nach drüben ins Bad. Das Wasser konnte meine Lebensgeister nicht wecken. Ich war immer noch müde. Neben mir erzählte Blaise einen ganzen Haufen Sachen. Ich hörte ihn kaum. Als ich gerade vernehmlich gähnte, lehnte er sich um die Trennwand herum, grinste mich an und fragte: „Na, müde?“ Ich wurde rot und nickte leicht.

Der Blick des Schwarzhaarigen glitt über meinen Körper. „Du bist echt hübsch.“ Erschrocken drehte ich mich weg und lehnte den Kopf an die Wand. Blaise legte die Hand auf meine Schulter. „Hey… das muss dir jetzt nicht peinlich sein…“ Ich wollte mich gar nicht zu ihm umdrehen. Das war wohl peinlich!

Kapitel 5:

„Hey…“ Ich zuckte zusammen und hielt die Luft an, als ich plötzlich den starken, nackten Körper des anderen Jungen an meinem spürte. Blaise Arme waren um meine Schultern geschlungen. Er schmiegte sich gegen meinen Rücken. Ich stützte mich mit einer Hand an der Duschwand ab. Oh mein Gott war das peinlich! Dabei fühlte es sich so gut an. Stark und warm und… geborgen.

„Warum ist dir immer alles so peinlich?“, wollte er wissen. Ich zuckte die Schultern. Biss mir auf die Unterlippe. „Weiß nicht…“ „Dir muss das doch nicht unangenehm sein. Du bist schön und nett und klug. Und darauf solltest du stolz sein. Und dich nicht dafür schämen.“ Blaise gab mir einen kleinen Kuss auf die Wange, dann ließ er mich los, nahm seine Sachen und ging tropfnass und splitterfasernackt zurück in den Schlafsaal.

Ich lehnte immer noch an der Wand, atmete tief ein und aus und versuchte mich zu beruhigen. Das Gefühl… ich würde Blaise gerne öfter fühlen. Andererseits hatte ich Angst davor. Ja, Blaise sagte, dass ich schön sei. Und intelligent und nett. Aber… ich war mir da nicht so sicher. Es war klar, er würde sich nicht immer so gegen mich lehnen, wenn er es denn nicht genießen würde… aber ich konnte es ihm trotzdem nicht wirklich glauben. Es war so ein… kleines, böses, unsicheres Gefühl, dass sich einfach nicht ausschalten lassen wollte. Ein nerviges Stimmchen in meinem Hinterkopf, das mir immer alles madig machen wollte.

Schweigend wickelte ich mich in mein Handtuch, trocknete mich ab und huschte dann zurück in den Schlafsaal. Blaise war mittlerweile angezogen und saß mit einem Buch auf dem Bett. Er sah auf, als ich herein trat. Ich ging zu meinem Bett, legte zögernd mein Handtuch ab und holte meine Uniform aus dem Koffer, wo ich sie jeden Abend wieder hinpackte.

Schnell zog ich sie an. Als ich fertig war und mich zu Blaise umdrehte, merkte ich, dass sein Blick mich fixierte. Blaise legte sein Buch zur Seite und öffnete einladend die Arme. Eine stumme Aufforderung. Ängstlich und vorsichtig kam ich ihr nach, ging zu seinem Bett, krabbelte dann ganz langsam darauf. Was würde Draco sagen, wenn er jetzt aufwachen sollte?

Blaise zog mich in seine Arme, ich lehnte mich leicht an ihn. „Tut mir leid, wenn ich dir eben im Bad zu nahe getreten bin. Aber… ich bin nur ein Kerl.“ „Ist… schon okay…“, flüsterte ich, hatte Angst und fühlte mich hier doch unsagbar wohl.

Der Schwarzhaarige hielt mich fest in seinen Armen. Ich nahm den leichten Duft seines Shampoos wahr.
 

Als die Vorhänge von Dracos Bett sich öffneten, wollte ich aus Blaise Armen fliehen, doch der hielt mich weiterhin fest. Ich sah den verwuschelten Blonden mit schreckensgeweiteten Augen an. Wusste er, dass sein bester Freund auf Kerle stand? Denn das tat Blaise, da gab es nichts zu leugnen. Genau wie ich. Und das war jetzt sicher auch Draco aufgefallen. Denn der war vieles, aber kein Idiot. Soviel konnte ich bereits jetzt sagen.

„Morgen.“ „Morgen Draco!“, erwiderte Blaise fröhlich. Ich sagte gar nichts. Ich wurde nur rot.

Täuschte ich mich, oder blickte Draco einen Moment wirklich ein wenig… besorgt auf uns beide? Der Blonde ließ sich weiter nichts anmerken. Er ging einfach ins Bad.

„Bist du aufgeregt, Taylor?“ „Was?“ „Bist du aufgeregt?“, wiederholte Blaise. Ich sah in sein Gesicht. „Warum?“ „Du hast Herzklopfen.“ Ich zuckte zusammen. Mein Herz schlug wirklich schneller als gewöhnlich. „Du musst nicht aufgeregt sein. Wegen was auch immer. Weißt du… wir Slytherins sind eine Einheit. Wir würden nie zulassen, dass unseren Hausgenossen etwas passiert. Und ich würde nie zulassen, dass meinen Freunden etwas passiert.“ „Deinen… deinen Freunden?“, quiekte ich. Verdammt, ich verfluchte meine Stimme dafür, dass sie manchmal so quietschig war! Blaise lächelte nur und drückte mich fest. Ich verstand ihn gerade nicht. Aber es war schön, also ließ ich mich von ihm beruhigen.
 

Eine Woche später fühlte ich mich schon, als wäre ich bereits ewig in Hogwarts. Und ich war wirklich froh, dass ich Draco und Blaise hatte. Draco war ruhig und besonnen und schaffte es immer wieder einem ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln. Blaise dagegen war aufgeregt, lustig und immer bereit zu kuscheln. Es fühlte sich schön an. Obwohl es so peinlich war. Aber eigentlich gab es keinen Tag, an dem er mich nicht wenigstens einmal umarmte.

Draco sagte nie etwas dagegen. Klar, er zog einige Male die Augenbrauen hoch, manchmal drehte er sich weg oder schnaubte… aber er schien Blaise Kuschelzwang mir gegenüber zu tolerieren. Er verhielt sich auch sonst nicht anders mir gegenüber. Aber ich hörte ihn immer noch sehr oft nachts umhergehen. Manchmal machte ich dann meine Vorhänge auf, redete ein wenig mit ihm über Gott und die Welt. Manchmal setzte er sich dann auch zu mir aufs Bett. Er nahm mich nicht in den Arm, so wie Blaise es tat. Aber er fühlte sich an meiner Seite trotzdem gut und richtig an. Ich hatte sie beide sehr, sehr lieb.
 

Es war ein Mittwochmorgen Anfang Oktober, als beim Frühstück das Steinkauzweibchen meines Bruders vor meinem Teller landete. Während ich ihr den Brief vom Beinchen löste – was bei dem kleinen Bein zugegebener Maßen nicht so einfach war – bediente Athena sich großzügig an meinem Schinken. Dann ließ sie sich noch mal übers Köpfchen fahren, sich von Blaise bewundern und machte sich dann wieder auf den Rückweg nach London.

„Das ist ein echt hübsches Tier!“, meinte Blaise und sah ihr nach. Ich griff nach meinem Messer, trennte den Umschlag auf und zog den Briefbogen meines Bruders heraus. Es war normales, kariertes Papier, beschrieben mit Kuli. Blaise warf dem Bogen einen scheelen Blick zu. „Muggelpapier…“, murmelte er. Ich zuckte die Schultern.
 

Hey Kleiner!

Na, wie sieht’s aus? Gut eingelebt? Freunde getroffen? Ich vermiss dich ganz, ganz dolle! Okay, ich versuch jetzt mal in zusammenhängenden Sätzen zu schreiben! ^^

Ich vermiss dich, Tay. Und Sam vermisst dich auch! Und Kyle auch! Gestern hat er in deinem Bett gepennt… ich glaub da hat er all seine Flöhe gelassen! Nee. Kyle hat keine Flöhe. Das würde Sam nie zulassen!

Der hat sich gestern auch wieder beschwert. Er kam in die Küche und fing an zu brüllen. Mann. Ich hab ja aufgepasst, dass ich mit den herumwirbelnden Messern niemanden köpfe! Waren ja nur wir beide da.

In Sammys Job läufts im Moment klasse. Bei mir auch. Wie immer eben. Der Job im Cafe ist ja nicht sonderlich anstrengend.

Wie geht’s dir so, Liebling? Meld dich doch mal.

Küsschen

Mike
 

PS.: Sammy lässt dich auch grüßen und Kyle hat gebellt und mir übers Gesicht geschleckt. Ich glaub der will auch grüßen!
 

Ich grinste vor mich hin. Es war schön von den beiden zu hören. Ich hatte schon in Frankreich immer gerne Post von den beiden gekriegt. Es war einfach immer lustig mitzukriegen, was daheim so abging. Weil Sam und Mike einfach richtig tolle Menschen waren.

„Na, gute Neuigkeiten?“, fragte Blaise neugierig und widmete als ich den Brief in meine Tasche steckte. „Hmm… ja, der Hund hat keine Flöhe und mein Bruder hat die Messer in der Küche herumfliegen lassen.“ Blaise versuchte erfolglos eine Augenbraue hochzuziehen. Einige Sekunden zuckte sein Auge vergeblich, dann seufzte er und beschwerte sich: „Warum kann Draco das und ich nicht?“ „Ich bin ein Malfoy!“, erwiderte der von meiner anderen Seite überheblich.

Ich grinste glücklich vor mich hin. Blaise grummelte in seine Cornflakes.
 

In der Freistunde am Mittwochnachmittag, als Draco und Blaise vor dem Feuer saßen und sich einfach mal entspannten – Hausaufgaben würden wir am Abend nach dem Unterricht machen – saß ich mit Pergament und Feder bewaffnet auf einem der Sofas und setzte eine Antwort an meinem Bruder auf.

Ich erzählte ihm, dass ich mich mit Blaise Zabini und Draco Malfoy angefreundet hatte und dass alles gut lief soweit und das es mir auch sonst gut ging. Ich liebte es ja hier in Hogwarts zu sein, aber ich freute mich trotzdem wahnsinnig auf meine Rückkehr nach Hause zu Mike und Sam. Zwei Wochen zuhause!

Das Sofa senkte sich ein wenig neben mir, als Blaise sich drauf fallen ließ, mir einen Arm um die Schultern legte und fragte: „Na, Briefe an zuhause schicken?“ Ich nickte, schob den Brief in einen Umschlag und lehnte mich dann ein wenig zurück. Blaise ging gleich darauf ein und zog mich fester an sich. Es war gemütlich. Blaise fühlte sich im Moment an wie Mike manchmal. Wenn er mich an sich zog.

„Bei dir läuft es zu hause wirklich gut?“, fragte Blaise. Ich nickte. „Das freut mich.“ „Warum hast du nachgefragt?“, wollte ich wissen. Blaise brachte seine Lippen ganz nah an mein Ohr. Ich erzitterte. Plötzlich hatte er wieder so wenig von meinem Bruder. Oder doch so viel? Mike näherte sich Sam oft in der gleichen Art. Und dann wurde ich im Wohnzimmer abgesetzt und sie sperrten sich im Schlafzimmer ein.

„Was ich dir erzähle, wirst du Draco nicht sagen, ja? Du hast es nicht von mir. Und sei bitte ein wenig unauffällig.“ Ich nickte ganz, ganz schwach, damit ich Blaise nicht den Hinterkopf gegen den Kiefer knallte. „Draco hat immer ein wenig Stress mit seinen Eltern. In letzter Zeit wieder besonders schlimm. Der Draht zu meiner Mutter ist auch nicht so grandios. Deswegen… freue ich mich, wenn es deiner Familie gut geht.“ Ich zitterte und lachte freudlos. Blaise Körper spannte sich an.

„Was hast du?“, fragte er liebevoll und ein wenig besorgt. Wollte ich es ihm erzählen? Wollte ich ihm sagen, dass ich bei meinem Bruder und dessen Freund lebte? Wollte ich ihm sagen, dass meine Eltern tot waren? Getötet worden waren von… von Todessern? Nein. Ich wollte es ihm nicht sagen. Ich vertraute ihm… und war mir doch unsicher. Vielleicht wusste er es auch schon von Draco.

„Nichts“, erwiderte ich also leise, befreite mich vorsichtig aus seiner Umarmung und stand auf. „Tut mir leid.“ Dann packte ich meine Sachen zusammen und lächelte ihn nervös an. „Ich… ich geh hoch in den Schlafsaal und hole meinen Umhang…“ So schnell war ich noch nie nach oben gehetzt.

Der Schlafsaal war leer und ich warf mich auf mein Bett und vergrub das Gesicht in den Kissen. Verdammt! Blaise war doch mein Freund! Was, wenn er sich jetzt… gekränkt fühlte? Oder wenn er glaubte, dass ich ihm nicht vertraute? Ich vertraute ihm doch! Oder? Warum hatte ich es ihm denn nicht sagen wollen? Ich… Draco hatte ich wenigstens erzählt, dass meine Eltern tot waren. Oder besser er hatte es selbst mitgekriegt. Aber… na gut, Blaise hätte mich dann ausgequetscht.

Eine Hand strich durch mein Haar. Erschrocken fuhr ich auf. Blaise hob abwehrend beide Hände. „Sorry. Ich… ich wollte dir nicht zu Nahe treten. Auch vorhin nicht. Tut mir leid, wenn ich dich verärgert habe. Ich… hab mir nur Sorgen gemacht.“ Ich vergrub das Gesicht wieder im Kissen. „Mir tut’s leid…“, nuschelte ich und hoffte, dass Blaise mich hörte. Langsam richtete ich mich auf und sah ihn an, Tränen stiegen in meine Augen: „Glaub nicht, dass ich dir nicht vertrauen würde. Ich… ich mag nur nicht darüber reden. Und… und du hättest nachgefragt und dann… also… bitte, sei… sei mir nicht böse, ich wollte doch nur…“

Ich riss die Augen auf, als Blaise seine Lippen zärtlich auf meine legte. Es war nichts Leidenschaftliches in dem Kuss, es war nur ein aneinanderschmiegen der Lippen… und Blaise Lippen waren warm und fest und süß. Meine Tränen waren vor Schreck versiegt, als er sich wieder von mir löste. „Entschuldigung. Aber du hättest dich nur in diese Angst verrannt. Ist doch okay. Gut, ich hätt’ mich sehr gefreut, wenn du’s mir erzählt hättest und ich dir helfen hätte können, aber es ist auch so okay. Wenn du damit klar kommst.“

Einige Sekunden sah ich erschrocken und verwundert in Blaise lächelndes Antlitz, dann senkte ich den Blick beschämt. „Danke.“ Blaise streichelte über meine Wange, dann öffnete er die Arme. „Na komm her, Taylor!“ Dankbar kuschelte ich mich an seine starke, warme Brust.

„Wenn du es mir je erzählen willst, dann melde dich bei mir. Oder… vielleicht erzählst du es besser Draco… ich weiß nicht, ob ich mich nicht mal verplappern würde.“ Blaise lachte sein wunderschönes, warmes Lachen und ich erschauderte in seinen Armen.

Ich mochte es, wie er mich hielt. Es war so… geborgen in seinen Armen. Wie bei Mike. Und ich brauchte diese Geborgenheit manchmal einfach.

Die Tür des Schlafsaals ging auf und ich blickte ein wenig über Blaise Schulter. Draco war herein getreten, sah uns auf dem Bett und kam zu uns herüber. Schweigend setzte er sich zu uns auf die Bettkante. Blaise drehte sich ein wenig und hielt mich trotzdem in seinen Armen gefangen. Ich war erneut rot im Gesicht. Die beiden übergingen es großzügig.

„Na, magst du auch mit kuscheln?“, scherzte Blaise und ließ mich mit einem Arm los, den er in Dracos Richtung öffnete. „Nein.“ Draco klang leise und ein wenig niedergeschlagen. „Stimmt irgendetwas nicht?“, wollte der Schwarzhaarige besorgt wissen.

„Kann ich nicht einfach so hier sitzen bleiben?“, brauste Draco auf und ich versteckte mich ein wenig in Blaise Armen. Der Blonde bemerkte es und entschuldigte sich leise. Ich schluckte einen Moment, dann streckte ich eine Hand nach Draco aus und legte sie ihm auf die Schulter.

Der Blonde schob sie vorsichtig von sich. „Ich muss hier raus.“ Draco stand auf und verließ leise den Schlafsaal.

„Blaise?“ „Ja?“ Der Dunkelhäutige sah mich nicht an, blickte seinem besten Freund hinterher. „Was hat er, Blaise?“ „Ich weiß es nicht.“ Ich spürte, dass es ihn wurmte. Vorsichtig schmiegte ich mich ein wenig dichter an ihn. Blaise seufzte und hielt mich ganz fest. „Können wir ihm irgendwie helfen?“ „Ich weiß es nicht“, wiederholte Blaise.

Ich schwieg. In meinem Kopf drehten sich die Gedanken. Hatte es etwas mit Dracos nächtlichem herum Gelaufe zu tun? Oder war es etwas anderes? Warum wollte er sich nicht von uns helfen lassen? Na gut… die Frage sollte ich mir nicht stellen. Ich wollte mir ja auch nicht von Blaise helfen lassen. Aus Angst. Aus Misstrauen. Oder vielleicht auch aus dem einfachen Grund, dass ich ihm keine Sorgen machen wollte. Vielleicht wollte Draco uns ja auch keine Sorgen machen.

Kapitel 6:

Die Zeit schien so schnell zu vergehen! Ehe ich mich versah war es bereits November und der Himmel drohte in eisigem Grau. Im Schloss wurde es langsam immer kälter und ich war froh, wenn ich nachts ins Bett kriechen und unter meine warme Decke schlüpfen konnte. Nur Draco konnte das irgendwie nicht. Es war schlimmer geworden, jetzt hörte ich Draco jede Nacht im Schlafsaal umhergehen. Er ließ sich nicht mehr beruhigen. Er setzte sich nicht mehr zu mir. Er wollte nicht mehr reden. Im Unterricht war er oft missgelaunt. Und mit Blaise hatte er sich auch schon ein paar Male gestritten. Ich hatte jedes Mal geweint, aber die anderen hatten es dank meiner Vorsicht nie mitbekommen; ich wollte den beiden nicht auch noch das aufhalsen.

Hatte ich mich zwischen sie gedrängt? Ich fragte Blaise danach. Ich hatte nämlich wirklich Angst, dass ich einen Keil in die einst so intensive Beziehung getrieben hatte.

Blaise sah mich einige Sekunden nur an. Dann lächelte er traurig, öffnete wie so oft seine Arme für mich und zog mich an sich. Wir saßen im Schlafraum, auf Blaise Bett, und hielten uns wie so oft in den Armen. Und auf einmal, da begann Blaise leise in mein Haar zu schluchzen. Ich war vollkommen überfordert. Ich streichelte den bebenden Rücken des Jungen und hielt ihn fest, hoffte ihm damit helfen zu können.

Blaise zog mich nur an sich. Das ganze dauerte keine fünf Minuten, dann drückte Blaise mich ein Stück von sich, griff auf seinem Nachttisch nach einem Taschentuch und schnäuzte sich erstmal. „Entschuldigung, Taylor. Ich wollt dich nicht belasten.“ „Hast du nicht“, erwiderte ich und sah zärtlich zu dem etwas Größeren auf. Ich zögerte wie immer ein wenig, dann hob ich doch die Hand und wischte die Tränen von seinen dunklen Wangen.

„Ich hab dich sehr lieb, Taylor“, teilte er mir mit, dann küsste er mich auf die Stirn und zog mich erneut in seine Arme. Diesmal weinte er nicht, aber ich wusste, dass ihm Dracos Verhalten sehr nahe ging. Ich beschloss mit dem Blonden zu reden.
 

In derselben Nacht hörte ich wieder Dracos Schritte. Leise zog ich die Vorhänge auf. Ich wollte ihn jetzt – ich hatte etwa eine Viertelstunde einfach nur dagelegen und Mut gesammelt hatte, den ich eh nicht besaß – auf Blaise Ausbruch aufmerksam machen.

Draco sah auf, als ich die Vorhänge öffnete. Ich erstarrte. „Draco…“ Sofort drehte der Blonde sich weg, aber ich hatte die Tränen auf seinen Wangen bereits bemerkt.

„Dr…Draco… was… was ist denn los?“ So hatte ich ihn noch nie erlebt. Draco war immer so stark und kalt gewesen… ich hatte ihn noch nie aufgelöst erlebt. „Nichts.“ Seine Stimme klang kalt… aber er weinte. Ich konnte es hören. Zögernd stand ich auf und ging einige Schritte zu ihm. Ich war mir so unsicher im Umgang mit ihm! Ich wusste, dass man Blaise in den Arm nehmen konnte, durfte und sollte. Er mochte es, wenn man ihn berührte. Er hatte ja selbst gesagt, dass er sich geborgen fühlte, wenn man ihn festhielt. Aber wie war das mit Draco? Er war doch so kühl… wollte er in den Arm genommen werden? Oder würde er mich wegstoßen und hassen? Ich spürte, wie ich selbst traurig wurde und mir Tränen der Angst bei dem Gedanken in die Augen stiegen. Was sollte ich tun?

„Draco…“, wiederholte ich und blieb ganz knapp hinter ihm stehen. Draco hob ohne sich umzudrehen denn Kopf. Dann wand er sich doch mir zu. Sein Blick wechselte von unglaublich erschrocken zu unglaublich verzweifelt. „Nicht weinen…“, flüsterte er fast flehend. Ich versuchte die Tränen wegzublinzeln. Es funktionierte nicht. „Hey… nicht weinen…“, wiederholte er, auch er schien einen kleinen Moment zu zögern, dann breitete er seine Arme aus.

Vorsichtig ging ich auf ihn zu, ließ mich in den Arm nehmen und legte den Kopf an seine Schulter. Er roch so gut. Anders als Blaise. Nicht unbedingt besser anders, aber eben anders.

„Warum bist du noch wach?“ „Warum bist du noch wach?“, stellte ich ein bisschen trotzig die Gegenfrage. „Und wieso weinst du?“, fügte ich dann noch hinzu.

„Tu ich nicht!“, stritt Draco leise ab. Er löste sich von mir und einen Moment hatte ich Angst, ihn mit der Frage gekränkt zu haben, doch Draco schob mich nur zu meinem Bett, hob meine Decke und bedeutete mir hinein zu kriechen. Ich tat es und er setzte sich auf meine Bettkante.

„Es ist nichts.“ Ich vergrub traurig das Gesicht in den Händen. Ich wollte ihn ja nicht drängen oder kränken, aber es machte mich so traurig, dass ich ihm nicht helfen konnte. Durfte.

Als ich wieder aufblickte rieb Draco sich gerade müde über die Augen. „Du… du solltest schlafen“, erklärte ich. Draco lächelte ein trauriges Lächeln. „Ich kann nicht. Ich würde eh nur grübeln.“ „Über was?“ Ich wickelte mich in die Decke und rutschte zu Draco. Fragend hob ich meine Decke ein wenig und der Blonde rutschte mit drunter. Er war so kalt! Vorsichtig schmiegte ich mich an ihn.

Draco drückte mit sanfter Gewalt meinen Kopf auf seine Schulter und ich legte ihn dort einigermaßen bequem für mich ab. Die Finger des Blonden fuhren immer noch durch mein Haar.

„Taylor… wenn ich dir jetzt was erzähle, dann darfst du es niemandem sagen, ja?“ „Blaise auch nicht?“ Draco seufzte. „Blaise weiß es eh. Er merkt so was.“ „Er hat geweint.“ Ich spürte wie der Blonde an meiner Seite sich anspannte. Er drückte mich fester an sich. „Geweint?“ „Ja.“ „Taylor, hab ich dir auch wehgetan?“ „Nein, Draco“, erwiderte ich. Lüge. Ich hatte nach jedem Zoff der beiden in mein Kissen geweint.

Einige Sekunden schwiegen wir. Dann fragte ich: „Was wolltest du mir erzählen, Draco?“ Der Blonde zögerte einige Sekunden, dann meinte er: „Weißt du, ich hatte in letzter Zeit ein wenig Stress mit meinen Eltern… mit meinem Vater. Er… er hat etwas getan, dass ich nicht mag.“ „Was denn?“, wollte ich jetzt neugierig wissen. Ganz zaghaft legte ich einen Arm um Dracos Hüften, bereit, ihn jederzeit wieder wegzuziehen. Der Blonde schien sich nicht daran zu stören, im Gegenteil er packte meine Hand mit seiner und hielt sie fest.

„Weißt du, Taylor, mein Vater… Lucius Malfoy… wir sind eine verdammt reiche, hochgestellte Familie. Fast schon adelig. In den Köpfen der Menschen sind wir das vielleicht schon.“ „Ich dachte in der Welt der Zauberer gibt’s keine Adeligen?“, hakte ich nach. „Gibt’s auch nicht. Ich denke aber, dass die meisten Menschen uns so sehen. Wir sind… reich. Reinblütig. Und wir haben einen reinen und uralten Stammbaum. Wir müssen uns an bestimmte Regeln halten. An bestimmte Traditionen. Und meistens auch an Vernunftsehen. Mein Vater hat so eine Vernunftehe für mich geschlossen. Mit einer jungen Dame. Ich kenne sie kaum. Aber eines weiß ich. Ich steh so gar nicht auf sie. Aber mit der Frau soll ich den Rest meines Lebens teilen. Ich muss einen Sohn mit ihr zeugen, um den Stammbaum fortzuführen. Sie mag eine nette Frau sein, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen sie zu heiraten. Aber darauf wird’s hinauslaufen.“

Dracos Stimme war so leise geworden. Seine Lippen streiften mein Haar. „Draco. Kann ich dir irgendwie helfen?“ „Nein“, Dracos Stimme war traurig und ein wenig verzweifelte Belustigung hatte sich eingeschlichen. „Mir kann keiner helfen.“

Der Blonde ließ mich los, erhob sich und stand mir einige Sekunden nur gegenüber. Ich musste von meinem Platz auf dem Bett ein ganzes Stück zu ihm aufschauen. „Dankeschön.“ Die weichen Lippen lagen einen winzig kleinen Moment auf meiner Stirn, dann war Draco einen halben Schritt zurückgewichen. „Gute Nacht“, wünschte er matt, dann huschte er zu seinem Bett zurück. Ich zog meine Beine ins Bett, kuschelte mich mit der Decke zusammen und schloss die Vorhänge. „Gute Nacht!“
 

Ich fror ein wenig, als ich aufwachte. Trotzdem kletterte ich aus dem Bett. Ich war müde und mir war kalt.

Die Vorhänge zu Dracos Bett waren noch geschlossen. Ich hoffte wirklich, dass er noch schlief.

Während ich so unter der Dusche stand und mir das Wasser auf den Körper prasseln ließ, ließ ich mir das ganze Gespräch noch mal durch den Kopf gehen. Draco sollte also eine Frau heiraten, die er so gar nicht mochte. Ich verstand ihn ja. Ich würde mein Leben auch nicht mit jemandem verbringen wollen, den ich nicht mochte. Nicht liebte.

Ich wollte nicht, dass Draco so was durchmachen musste. Am liebsten würde ich ihm irgendwie helfen. Aber er hatte ja selbst gesagt, dass ihm niemand helfen konnte. Aber ich konnte versuchen für ihn da zu sein. Und das würde ich.

„Hallo schöner Mann!“, lachte Blaise, als er ins Bad kam. Er war bereits fertig angezogen. Ich schämte mich immer noch ein wenig, wenn ich nackt war. Blaise reichte mir ein Handtuch. Er mochte es, mich zu provozieren, aber er verstand auch, wenn ich mich schämte und hackte dann nicht auf mir rum. Mit einem dankbaren, wenn auch nervösen Lächeln wickelte ich mich in das Tuch ein und quietschte auf, als der Dunkelhaarige mich an seinen Körper presste. Ich wurde sofort knallrot.

„Wie geht es dir heute Morgen?“, wollte Blaise wissen und drückte meinen Kopf sanft an seine Brust. „Blaise, dein Hemd…“, warnte ich, weil ich sein ganzes Hemd mit meinen Haaren durchnässte, doch er ignorierte es einfach, hielt mich fest und erwartete anscheinend eine Antwort. „Gut soweit. Aber… bist… bist du okay?“ „Natürlich. Was soll sein?“, wollte Blaise wissen. „Wegen… du… du warst gestern… also… am Nachmittag…“ Blaise legte die Hände an meine Wangen und hielt mich soweit von sich, dass ich ihm in die Augen sehen musste. „Weil ich geweint habe? Lass uns das vergessen. Ich war nur… gereizt.“ Blaise drückte mir die Lippen auf die Stirn. Es fühlte sich anders an als bei Draco.

„Du warst traurig. Weil du dich immer mit Draco streitest. Das musst du nicht.“ „Weißt du… Draco ist mein bester Freund und ich hab ihn echt gerne. Ich weiß, dass er im Moment ernste Probleme zuhause hat. Und ich versuche ja ihn zu verstehen und seine Launen zu ertragen, genau wie du. Mensch, kann die Diva nicht einfach mal sagen was los ist?“ Blaise schnaubte und vergrub das Gesicht in meinen Haaren. „Hey, du riechst verdammt gut!“ Der Dunkelhäutige schnupperte an mir herum und fuhr mit der Nase durch mein Haar. Ich erzitterte.

Draco betrat plötzlich das Bad. „Morgen ihr zwei.“ Er klang nicht gerade glücklich. Ich zögerte einen Moment, dann bat ich, das Gesicht an Blaise Brust vergraben ganz leise: „Könnt ihr euch in Arm nehmen?“ Einige Sekunden, dann fragte Blaise leise und liebevoll: „Warum?“ Meine Stimme war noch leiser. Ich schämte mich so sehr! „Ich mag es nicht, wenn ihr euch streitet. Draco, kannst du nicht… versuchen… also… ihr, ihr seid doch Freunde, oder?“ Ängstlich sah ich hinauf in Blaise dunkles Gesicht.

Der Schwarzhaarige löste einen Arm von mir und hielt ihn in Dracos Richtung auf. Flehend sah ich zu dem Blonden hinüber. Der kam heran, zögerte, dann ließ er sich doch in Blaise Arme ziehen. Wir drei kuschelten uns aneinander und ich denke, dass meine Tränen Blaise Hemd noch ein bisschen mehr benetzten.

„Ich hab dich sehr gerne, Draco!“, flüsterte Blaise leise. Draco erwiderte nichts, doch wir wussten alle beide, Blaise und ich, dass er genau das gleiche fühlte. Vielleicht wusste ich es sogar besser als Blaise, schließlich hatte ich auch manchmal das Gefühl Dinge sagen zu wollen, die ich einfach nicht über die Lippen brachte. Bei Blaise fiel es mir so leicht.

„Ich hab euch auch lieb“, flüsterte ich und spürte Blaise Nase erneut in meinem nassen Haar. Ich war so glücklich wie nie zuvor.

Draco löste sich jedoch ganz schnell wieder von uns. Ich verstand ihn ja. Ich hatte den Malfoy in letzter Zeit gut genug kennen gelernt um zu wissen, dass er sich nicht gerne an eine warme Brust drücken ließ. Ich war ein wenig davon überrascht, dass er mich gestern so umarmt hatte… aber gut, ich war kleiner und wesentlich devoter als er. Blaise wäre eine Stütze, die er sich einbildete nicht zu brauchen. Ich hingegen war ein kleines Kätzchen, für das er sich wohl verantwortlich fühlte.

Aber ich denke, dass Draco uns beide brauchte. Und eines stand fest, ich würde für ihn da sein. Und auch für Blaise.
 

Es war Anfang Dezember, als ich oder beziehungsweise wir beide, erstmals wieder wirklich für Draco da sein mussten.

Die Stimmung des Blonden hatte sich seit November wieder gebessert. Er versuchte Rücksicht zu nehmen, uns nicht allzu weh zu tun und ja wirklich, er hatte sich sogar ein oder zweimal entschuldigt, wenn er uns wehgetan hatte.

Dann kam dieser Samstagabend im Dezember. Am Morgen beim Frühstück hatte Draco mit finsterem, aber starrem Blick einen Brief vom Bein eines riesigen Uhus geknotet. Sofort nach dem Essen war er verschwunden. Ich machte mir noch keine Sorgen, hoffte, dass er zu uns kommen würde, wenn er mit dem Lesen und Verarbeiten der Neuigkeit fertig war. Erst als sein Platz am Mittagstisch unbesetzt blieb, begannen Blaise und ich uns Sorgen zu machen.

Also suchten wir nach dem Blonden. Er war weder in der Bibliothek noch war er in der Eulerei. Selbst auf dem Astronomieturm sahen wir nach, obwohl ich ganz schön Magenschmerzen hatte, schließlich brachen wir gerade eine Regel. Trotzdem ging ich auch dorthinauf.

Nachdem wir den oberen Teil des Schlosses abgesucht hatten, machten wir uns in den Weg in die Kerker. Wir wussten beide, dass wir Draco in den Kerkern wohl schwerer finden würden, als oben. Der Blonde kannte sich hier unten einfach aus, aber ich und selbst Blaise waren nicht so bewandt in diesem Teil der Schule.

Wie zu erwarten fanden wir ihn nicht. Nachdem wir beinahe den ganzen Tag herumgeirrt waren, gaben wir es auf und zogen uns in den Gemeinschaftsraum zurück. In der Hoffnung, dass Draco wieder dorthin zurückkehren würde.

Mutlos vergrub ich mich in Blaise Armen auf dem Sofa und ließ mir durchs Haar fahren. Ich machte mir Sorgen.

Kapitel 7:

„Blaise?“ „Ja?“ „Ist das schon mal passiert? Dass er so lange weg war, meine ich.“ „Nein.“ Blaise schwieg einige Sekunden, dann fuhr er fort: „Ich hab ihn im Allgemeinen noch nie so erlebt. Draco ist im Moment so… unverantwortlich. Ich versteh ja, dass seine privaten Probleme ihn ein wenig aus der Bahn werfen, die Zwangsheirat und so, aber normalerweise hat er es immer so gehandhabt, dass niemand etwas davon mitbekam… jetzt glänzt er immer häufiger durch Abwesenheit. Ich weiß nicht… ich mach mir Sorgen um ihn.“

Ich kuschelte meinen Kopf näher an ihn und er streichelte beruhigend für mich und ihn durchs Haar. Ich war immer noch gehemmt, aber ich traute mich jetzt doch mehr, mich in die Arme des Dunkelhäutigen zu begeben. Selbst ich lernte mit der Zeit, und ich hatte gelernt, dass Blaise es mochte angekuschelt zu werden.

Minutenlang saßen wir nur so da, dann barst das Portal zum Gemeinschaftsraum auf, Draco stob herein, durchquerte mit schnellen, gehetzten Schritten beinahe fluchtartig den Gemeinschaftsraum und verschwand nach oben, in den Schlafsaal.

Blaise und ich sahen uns kurz entsetzt an, dann standen wir beide auf und folgten dem Blonden.

Die Vorhänge des Bettes waren zugezogen und kein Laut war daraus zu hören. Blaise ging sofort darauf zu, doch ich hielt ihn am Arm fest. „Warte. Vielleicht stören wir ihn. Vielleicht… vielleicht will er lieber seine Ruhe!“, gab ich unsicher zu bedenken. Ich war hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, ihm zu helfen und der Angst, ihn zu stören.

„Vielleicht will er auch eine kräftige Umarmung!“, erwiderte Blaise schnippisch. Ich zog eine Augenbraue hoch. Das konnte ich mittlerweile perfekt, Draco hatte es mir beigebracht. „Warum kann ich das nicht?“, grummelte Blaise düster, dann zog er die Vorhänge auseinander und kletterte ins Bett. Ich folgte ihm.

„Verpisst euch!“ Der Blonde hielt den Kopf in den Kissen vergraben, seine Stimme klang zornig und tränenschwer gleichzeitig. „Nein“, erwiderte Blaise bloß. Ich saß einfach nur auf dem Bett und traute mich nicht, irgendetwas zu tun. Am Liebsten hätte ich ihn in den Arm genommen. Mich an ihn gekuschelt, aber ich traute mich nicht.

Blaise war nicht so zurückhaltend. Sanft strich er über den bebenden Rücken Dracos. „Hey Großer…“ „Sag mal rafft ihr’s nicht?“, brüllte Draco und starrte uns wutentbrannt an. Seine silbergrauen Augen schwammen geradezu in Tränen. Ich wusste so genau, dass es ihm furchtbar peinlich war, dass wir ihn so sahen. Er kompensierte das mit Wut. Und machte mir Angst.

Wimmernd vergrub ich den Kopf an Blaise Schulter. Warum konnte Draco uns nicht einfach wieder lieb haben?

„Das… das hab ich nicht… Taylor, ich…“, begann er zu stammeln. Blaise legte einen Arm um mich. „Sieh dir an, was du angerichtet hast, Draco!“, zischte er. Nein! Die beiden durften sich nicht wegen mir streiten. Das würde ich nicht aushalten. Nur wegen mir würde ihre Freundschaft noch zerbrechen! Ich fühlte mich so schuldig!

„Nicht streiten!“, flehte ich, „Bitte nicht streiten.“ Blaise zog mich eng an sich. Dann spürte ich eine dritte Hand an meinem Rücken. Draco.

Schüchtern griff ich nach hinten, nahm seine Hand in meine und zupfte leicht daran. Ich wollte jetzt nicht darüber nachdenken, was er wohl von mir hielt. Ich wollte nur, dass die beiden sich wieder versöhnten.

Draco schmiegte sich an uns beide und ich fühlte mich geborgen zwischen den beiden Männern. „Tut mir leid“, hauchte Draco in mein Ohr.

Einige Sekunden geschah nichts, die beiden streichelten mich einfach und meine Tränen versiegten. Obwohl ich mich schon wieder schämte, schließlich machte ich ihnen Sorgen. Dann jedoch fragte Blaise: „Was war denn eigentlich los? Wir haben dich gesucht, Draco. Wir haben uns Sorgen gemacht.“ Draco rutschte ein wenig bequemer hin. „Der Brief war von meinen Eltern.“ Ich drehte mich ein wenig, um ihn anzusehen, ihm schüchtern durchs Haar fahren zu können. Draco schloss die Augen und ich folgerte ein wenig dreist, dass er es genoss. Blaise hielt uns beide sanft aber bestimmt in seinen Armen. „Die Hochzeit ist beschlossene Sache. In den Weihnachtsferien werde ich sie kennen lernen. Die Hochzeit ist auf kurz nach dem Schulabschluss festgelegt.“ Einige Sekunden herrschte Schweigen, dann flüsterte er: „Ich will das nicht.“

Dracos Kopf lag auf dem Oberschenkel des Dunkelhäutigen, ich saß auf, beziehungsweise neben dem anderen Bein und lehnte mich an seine Brust. Draco schob seinen Kopf hinüber auf meinen Schoß, drehte ihn so, dass er das Gesicht gegen die Jeans des Schwarzhaarigen pressen konnte. Wieder fuhr ich ihm vorsichtig durchs Haar.

Minuten vergingen, dann fragte Blaise flapsig: „Sabberst du meine Jeans voll oder weinst du?“ Ich knuffte ihn. Blaise sah mich verdutzt bis zornig an. „Was sollte das?“ „Musst du ihn jetzt auch noch provozieren?“ „Seit wann bist du denn so aufmüpfig?“, fragte Blaise spitz. Man hörte ganz genau, dass er nur Spaß machte. Trotzdem vergrub ich den Kopf an seiner Brust. Blaise lachte und ich konnte fühlen, wie auch Draco auf meinem Schoß ein wenig zu glucksen begann. Liebevoll streichelte ich ihm über den Kopf.
 

Gemischte Gefühle tobten in mir, als ich auf den Bahnsteig hinaustrat. Blaise, Draco, Pansy, Gregory und Millicent verließen den Zug hinter mir. Der Schnee Londons umwehte uns. Während Millicent, Pansy und Gregory sich schon auf dem Weg zur Absperrung machten, blieben Draco, Blaise und ich noch zurück.

Blaise hatte wieder den Arm um meine Schultern gelegt. Draco lief neben uns, stoisch dreinblickend wie immer, doch ich konnte spüren, dass er den Bahnhof nicht verlassen wollte. Dort draußen warteten seine Eltern. Und mit ihnen die Verpflichtung, ein Mädchen zu heiraten, dass er nicht liebte.

Kurz vor der Absperrung blieben wir noch mal stehen um uns zu verabschieden. Wir sahen uns an. Ich wusste, dass Draco mich nicht in den Arm nehmen würde, also reichte ich ihm die Hand. Der Blonde nahm sie, sein Händedruck war fest und warm und dann, dann zog er mich trotzdem noch in seine Arme, hielt mich ganz kurz fest und machte mich fast schwindelig mit seinem schweren, edlen Duft, dann lächelte er mich sogar an.

Auch Blaise umarmte mich natürlich, drückte mich an sich, grinste dann und gab mir noch ein kleines Küsschen auf die Stirn.

Gemeinsam passierten wir die Absperrung, ein letztes Lächeln, dann trennten sich unsere Wege.

Ich fühlte mich irgendwie verloren, als die Wärme der beiden Männer von meiner Seite verschwand. Etwas gehetzt sah ich mich nach meinem Bruder um, der mich hier sicher abholen kam.

Ein lautes Bellen riss mich aus meinen Gedanken, dann tobte Kyle, der Schäferhund um mich herum. Lächelnd ging ich in die Knie, kraulte seinen Kopf und fühlte mich glücklich. Ich war endlich wieder zuhause.

„Tay!“ Ich stand auf und wurde sofort von Mike in den Arm geschlossen. „Mann! Wie geht’s dir, Liebling?“ „Gut“, erwiderte ich, hielt ihn im Arm, tätschelte seinen Rücken und grinste Sam an. Der schloss mich auch in die Arme, nachdem Mike endlich von mir abgelassen hatte und fragte lächelnd: „Na Kleiner?“ „Sam… alles Gute zum Geburtstag!“ „Du hast dran gedacht?“, fragte Sam grinsend und ich nickte. „Natürlich hab ich daran gedacht!“ „Oh Gott, ich hab euch lieb, Jungs! Na, hast du uns vermisst, Tay?“„Ich hab euch vermisst“, gab ich zu, nahm meine Koffer und grinste, als Mike sofort einen Arm um Sams, den anderen um meine Hüften legte.

Es war so ein schönes Gefühl wieder zuhause zu sein. Mein Bett war warm und gemütlich, wenn auch nicht ganz so breit wie das in Hogwarts. Als ich mich glücklich darauf fallen lassen hatte, sprang Kyle zu mir, kuschelte sich an mich, bellte einmal glücklich und stupste mir dann auffordernd mit der Schnauze gegen die Hand. Vorsichtig fuhr ich ihm über den Kopf.

„Klopf, klopf!“ Etwas träge sah ich auf. Mike lehnte im Türrahmen, grinste, dann kam er rein, setzte sich zu uns und kraulte Kyle hingebungsvoll. „Na, wie war Schule?“ Ich zuckte ein wenig die Schultern. „Schön. Nicht allzu schwer…“ Mike lächelte mich an. Dann hakte er doch ein wenig unsicher nach: „Du… hast Freunde gefunden?“ Ich nickte und ein glückliches Lächeln legte sich auf meine Lippen. „Draco Malfoy und Blaise Zabini.“ Es war eine einfache Feststellung seinerseits. Ich nickte erneut. „Und du magst sie?“ „Ja.“ Mike strich mir ein paar schwarze Strähnen aus dem Gesicht. „Glaubst du, dass du ihnen vertrauen kannst?“ Ich richtete mich ein wenig auf und stützte mich auf die Unterarme. „Mike… magst du sie nicht? Magst du meine besten Freunde nicht?“ „Doch!“ Sicher. Aber auf jeden Fall war er besorgt.

„Tay. Du… du weißt, wer die Malfoys sind? Du kennst Lucius Malfoy?“ Ich nickte. Ich hatte ja das Dunkle Mal auf Dracos Arm gesehen.

„Taylor, du weißt, dass unsere Eltern von Todessern getötet wurden?“ „Natürlich. Todesser haben ihr Auto in die Luft gejagt, ich weiß.“ „Lucius Malfoy war einer von ihnen.“ Ich nickte. „Der Junge ist der Sohn des Mörders deiner Eltern.“ Wieder nickte ich. Es war mir egal. Draco war mein Freund. Er war mir so wichtig. Und ich wusste einfach, dass ich ihm vertrauen konnte. Ihm und Blaise. Und ich könnte gar nicht wieder gehen lassen. Weil sie so wichtig für mich geworden waren, wie niemand sonst.

„Taylor…“ „Mike. Bitte. Ich vertraue Draco und Blaise. Bitte, lass sie mir. Ich will sie nicht verlieren.“ Allein der Gedanke daran ließ meinen Magen schmerzen. Kyle sprang aus dem Bett und schlurfte davon. Ich setzte mich auf und sah meinem Bruder in die grauen Augen. Sie sahen ein wenig aus wie Dracos.

Plötzlich seufzte Mike leicht, langte herüber und fuhr mir durchs Haar. „Was will ich machen, wenn du die beiden ins Herz geschlossen hast, dann kriegen wir sie da eh nicht mehr raus. Wehe sie tun dir was! Dann sorge ich eigenhändig dafür, dass sie ihres Lebens nicht mehr froh werden!“ Ich lächelte ihn an. Mike grinste zurück, mit seinem breiten, sonnigen Lächeln. Blaise lächelte auch manchmal so.

„Na meine beiden Hübschen?“ Sam stand in der Tür. Langsam kam er auf uns zu, küsste erst mich auf die Wange, dann Mike auf die Lippen und murmelte: „Essen ist fertig.“ Mike legte einen Arm um meine Schultern. Sam einen um Mikes. Dann gingen wir gemeinsam in die Küche.

Es war ein seltsames Gefühl nachts in meinem Bett zu liegen. Die Stimmen von Mike und Sam, die mit einem Glas Wein im Wohnzimmer saßen, drangen durch die angelehnte Schlafzimmertüre als leises Gemurmel zu mir herein. Im Schlafsaal hörte man nur manchmal Gregs Schnarchen, wenn der keinen Zauber auf sein Bett gelegt hatte.

Aber ich wollte jetzt schlafen. Wohlig wickelte mich in die Decke. Sie war so viel leichter als die in Hogwarts! Komisch, irgendwie war mir das Schloss richtig ans Herz gewachsen. Und vor allem Draco und Blaise waren mir ans Herz gewachsen. Und mir war egal, was Mike dazu zu sagen hatte. Ich mochte die beiden. Brauchte sie.
 

Wir drei verlebten ein schönes Weihnachtsfest zusammen. Es machte soviel Spaß, mal wieder mit Sam und Mike abzuhängen, den ständigen, liebevollen Kabbeleien zu lauschen, den dummen, teils recht eindeutigen Sprüchen, die Mike so oft in den Raum warf. Es machte einfach Spaß zuhause zu sein. Einkaufsbummel mit Kyle und Sam und Mike über den Weihnachtsmarkt, der Schnee, die Lichter, der Duft… das Essen, dass die beiden so wundervoll zusammenstellten, ein bisschen magischer wenn Mike dran war, ein bisschen konventioneller aber nichts desto trotz genial wenn Sam Herr der Küche war. Es war einfach wunderbar.

Aber das meiner Meinung nach aller wunderbarste passierte am zweiten Weihnachtsfeiertag. Ich schlief lange aus und erwachte erst gegen Mittag, als es nachdrücklich gegen mein Fenster hämmerte.

Etwas grummelnd stand ich auf, zog die Vorhänge beiseite und öffnete das Fenster. Der stolze, braune Uhu tapste herein und hielt mir brav ein Bein hin. Vorsichtig entknotete ich das Band um seinen Fuß und strich ihm über den Kopf.

Während der Uhu herein flog um sich auf dem Schrank niederzulassen und ich das Fenster schloss, las ich meinen Namen auf dem gelblichen Pergament und sah das Siegel der Malfoys, das in Wachs gedrückt den Brief verschloss. Nachdenklich nahm ich den Brief mit, während ich in die Küche ging, ein Schälchen Wasser und ein paar Eulenkekse suchte und das ganze dann in mein Zimmer stellte, damit der Uhu sich ein wenig stärken konnte. Etwas nervös ließ ich mich auf mein Bett sinken. Draco schrieb mir? Was wollte er wohl?

Zögerlich öffnete ich den Umschlag und holte den Bogen schweren, gelblichen Pergaments heraus. Die Lettern waren in Dracos feiner, eleganter Handschrift in schwarzer Tinte verfasst:
 

Lieber Taylor,

wie geht es Dir? Ich hoffe Du hast das Weihnachtsfest gut überstanden. Ich wollte mich nur mal nach Dir erkundigen, ich würde mich freuen von Dir zu hören. Außerdem dachte ich, dass Du vielleicht gerne wüsstest, wie das Treffen mit Astoria Greengrass gelaufen ist, meiner zukünftigen Ehegattin. Da war nichts. Ja, sie ist nett und höflich, reich und gut aussehend, aber da war nichts zwischen uns. Ich will sie nicht heiraten.

Es ist fast seltsam, aber ich freue mich auf die Schule. Ich freue mich darauf Euch, Dich und Blaise, wieder zu sehen.

In der Hoffnung auf baldige Antwort

Draco
 

Ich lächelte ein wenig. Der Ärmste. Ich musste ihm antworten, ich wollte mich nach ihm erkundigen, wollte wissen, wie es ihm ging. Ich machte mir Sorgen.

Schnell holte ich mir Papier und Stift herbei. Der Uhu wartete immer noch brav auf dem Schrank.

Ich rutschte ein wenig bequemer hin, legte den dicken Block kariertes Papier auf meinen Schenkeln ab und begann zu schreiben. Ich wog jedes Wort genau ab, damit er mich nicht irgendwie missverstand. Ich wollte nicht, dass er irgendetwas in meine Antwort hineininterpretierte, dass nicht da war. Ich wollte ihm ja nicht wehtun. Vorsichtig setzte ich die Spitze des Kulis aufs Papier:
 

Lieber Draco,

mir geht es gut. Ich hatte ein schönes Fest mit meinem Bruder, seinem Freund und unserem Hund. Warst Du jemals auf einem Weihnachtsmarkt, Draco? Es ist schön. So viele Lichter, so viele Düfte, so viel zu sehen.

Aber… mich interessiert wie es Dir geht. Ich mach mir wirklich Sorgen um Dich, Draco. Tu nichts unüberlegtes, ja? Wenn irgendetwas ist, dann schick mir eine Eule, ich bin für Dich da. Immer.

Ich vermisse Euch beide auch. Ich freu mich so darauf, Euch wieder zu sehen.

Bis bald,

Dein Taylor
 

So. Ich überflog die Zeilen noch mal und war zufrieden damit. Vorsichtig trennte ich die Seite aus dem Block, dann kletterte ich etwas schwerfällig aus dem Bett und tapste hinaus auf den kalten, leeren Flur.

„Mike?“ Nichts rührte sich. „Mike!“ „Himmel noch mal Tay! Was ist los, zum Teufel?“ Mein Bruder steckte den Kopf ziemlich genervt aus der Schlafzimmertüre heraus und blickte mich zornig an. Sofort schrumpfte ich unter seinem Blick ein wenig.

„Ich brauchte einen Briefumschlag…“, nuschelte ich ein wenig eingeschüchtert. Mike seufzte, lehnte den Kopf gegen den Türrahmen und wuschelte mir mit einer Hand zärtlich durchs Haar. „Ich hab dich ja lieb…“, grummelte er und ich konnte beinahe hören, dass er dachte: Aber du nervst manchmal echt! Natürlich würde Mike niemals so was sagen.

Mike zog die Schlafzimmertüre gar auf, machte eine ausladende Handbewegung Richtung Schreibtisch und meinte matt: „Bedien dich.“ Dann gähnte er nachdrücklich, kletterte zurück zu Sam in das breite, warme Bett und wickelte sich wieder in die Decke. Der Blonde drückte ihn an sich, grinste mich träge aus halb geschlossenen Augen an und flüsterte amüsiert: „Er ist so unausstehlich, wenn er nicht ausgeschlafen hat.“ „Bin ich nicht!“, widersprach Mike leise und beleidigt. „Oh doch!“, erwiderte ich lachend und fügte in Gedanken hinzu: Genau wie Draco.

Schnell schnappte ich mir einen Umschlag vom Schreibtisch, küsste Sam leicht auf die Stirn (ich hätte Mike ja auch geküsst, aber der hielt seinen Kopf an Sams breiter Schulter vergraben) und machte Anstalten das Zimmer zu verlassen. „Magst du zu uns kommen?“

Kapitel 8:

Etwas verunsichert und überrascht drehte ich mich zu den beiden Männern um. Mike schielte aus einem halben Auge zu mir. Meinte er das ernst? Ich war sechzehn Jahre alt und die beiden waren so was wie Eltern für mich. Und fragten mich ernsthaft, ob ich zu ihnen ins Bett kriechen wollte. Und ich war mir nicht sicher, ob ich das nicht wollte.

„Ich müsste nur schnell einen Brief schicken. Darf ich dann?“ Ich sah sie beide grinsen, dann nickte Sam.

Ich fühlte mich ein wenig seltsam, als ich zurück in mein Zimmer tapste. Würde ich jetzt wirklich zu den beiden ins Bett kriechen? Ich war sechzehn! Na gut, aber das hatte ich schon oft gemacht und ehrlich gesagt… sie waren nicht meine Eltern. Und es war immer so schön warm!

Also schob ich nur schnell den Brief in den Umschlag, band ihn an das Bein des schönen Vogels und streichelte noch einmal sachte das seidige Gefieder. Dann trug ich ihn hinüber zum Fenster, öffnete und sah ihm nach, wie er sich von meinem Arm abstieß, die Flügel ausbreitete und in den Mittag hinaus flog.

Ich streckte mich, dann kehrte ich wirklich zurück in Mikes und Sams Zimmer. Mike schlief anscheinend wieder, aber Sam streckte sofort den anderen Arm aus. Sachte drückte ich die Zimmertüre hinter mir zu, huschte an Sams Seite und kletterte ins Bett. Glücklich legte ich den Kopf auf der anderen Schulter ab. Sam streichelte mich.

„Ist ja genial, jetzt hab ich schon zwei wunderschöne Kerle in den Armen!“ Er jaulte gespielt verletzt, als er von links und rechts – Mike schlief also doch nicht – geknufft wurde, dann lachte er einfach.

„Wie spät ist es?“, murmelte Mike verschlafen. „Kurz vor zwölf…“, erwiderte Sam. Mike gähnte, dann schmiegte er sich wieder enger an Sam und legte den Arm über den Jüngeren. Seine Finger verschränkte er mit meinen. „Lasst mich noch bisschen schlafen.“ „Hat keiner was von aufstehen gesagt!“, erwiderte Sam Schulterzuckend, dann grinste er wieder auf uns zwei hinab.

Wie wir beiden wohl auf ihn wirkten, so nah beieinander? Wir sahen uns ähnlich… und auch wieder nicht. Wir hatten beide tiefschwarze Haare, doch wo meine normalerweise ordentlich zu einem Scheitel gekämmt waren, hingen Mikes einfach wild durcheinander. Na gut, momentan waren meine wohl auch nicht gerade glatt.

Auch von der Statur waren wir beide nicht ganz so unterschiedlich. Wir waren beide nicht unbedingt groß, jedoch war Mike muskulöser als ich. Ich hatte schon immer so einen schmalen, zierlichen Körper gehabt. Das belastete mich echt, manchmal sah ich aus wie ein Mädchen.

Mikes Haut war anders als meine. Ich hatte die vornehme Blässe, die unsere Eltern gehabt hatten… und Mikes Haut war immer gut gebräunt. Keiner wusste, wo er das her hatte. Niemand in unserer Familie hatte solche Haut. Auch unsere Augen sahen so verschieden aus… Mikes waren silbergrau und Meine dunkelblau.

Sammy fühlte sich gut an unter mir. So beständig. So da. So fest wie ein Fels in stürmischer Brandung. Ich schloss meine Augen erneut.
 

Der Rest der Ferien verging wie im Flug. Schon war der Tag der Abreise gekommen. Wieder tobten gemischte Gefühle in mir. Sollte ich traurig sein, dass ich Mike und Sam und Kyle verlassen musste? Oder sollte ich mich lieber freuen, weil ich Blaise und Draco wieder sah? Ich wusste es nicht.

Mein Koffer war verkleinert worden und steckte in meiner Jackentasche, als wir alle drei auf Gleis Neundreiviertel ankamen. Sam sah sich mir großen Augen um und meinte: „Wow.“ Mike und ich grinsten uns nur an.

Mein Grinsen wurde bald etwas wehmütig. Jetzt hieß es Abschiednehmen bis Ostern. Dann würde ich wieder nachhause kommen. Mike, Sam und ich sahen uns an.

„Also Liebling…“ Mike nahm mich fest in den Arm, drückte mich an sich und flüsterte in mein Haar: „Pass auf dich auf. Stell nichts an. Lass dir nicht wehtun.“ „Werde ich nicht. Ich hab ja Draco und Blaise.“ Mike seufzte. Auch Sam nahm mich noch mal fest in den Arm, gab mir einen Kuss auf die Stirn und flüsterte dann: „Wir haben dich lieb, Kleiner, vergiss das nicht!“ Ich nickte. Dann trat ich einen Schritt zurück.

Sam hatte den Arm um Mikes Schultern gelegt. Die beiden sahen mich stolz an. Wie ein Ehepaar, das sein Kind betrachtete. Ich lächelte bei dem Gedanken.

„Taylor!“ Blaise rannte mich beinahe über den Haufen, als er mich in den Arm nahm, mich knuffte, um mich herumhüpfte und dann einfach die Arme von hinten um meine Taille legte, das Kinn auf meine Schulter bettete und Mike und Sam – beide etwas erstaunt – angrinste. Dann hielt er ihnen eine Hand entgegen. „Sind Sie Taylors Familie? Ich bin Blaise Zabini!“

Mike und Sam blickten verwundert bis entsetzt drein, dann nahm mein Bruder doch Blaise Hand. „Michael Parfitt und Samuel Baker“, stellte er kühl vor.

Ich fühlte mich unsicher. Ja klar, Blaise stand hinter mir, hielt mich fest, stützte mich, aber trotzdem begann ich zu zittern. Ich hatte nie gewollt, dass es zu einem direkten Kontakt kam.

Mein Herz rutschte in die Hose, als Draco auch noch auf uns zukam, feste Schritte, ein Lächeln auf den Lippen, ein unverbindliches Lächeln… doch in den grauen Augen blitzte Zorn und Ungewissheit.

„Hey Draco! Guck mal, ich hab Taylors Familie getroffen!“, rief Blaise und winkte nach dem Blonden. Der Ausdruck in seinen Augen wurde ruhiger. Hatte er sich Sorgen um mich gemacht?

„Guten Morgen, meine Herren“, grüßte er, ganz der Aristokrat, der er war, und hielt meinem Bruder die Hand entgegen.

Mike nahm sie mit zusammengezogenen Augenbrauen an. „Guten Morgen“, erwiderte er kühl.

Dracos Blick glitt hochmütig über die beiden Männer. Dann wand er sich mit freundlichem Blick an mich. „Hallo Taylor. Dein Koffer schon im Zug?“ Ich schüttelte den Kopf. Verstand, was er wollte. Wand mich an Mike und Sam. „Bis… bis Ostern.“ „Darf ich dich noch mal in den Arm nehmen?“, fragte mein Bruder düster. Blaise entließ mich sofort, damit Mike mich umarmen konnte.

„Ich hab kein gutes Gefühl.“ „Sie machen sich Sorgen.“ „Ja? Gut, ich mir auch!“ Mike schnaubte.

Er drückte mich ein kleines Stück von sich und sah mich stolz bis grimmig an. Sam wuschelte mir durchs Haar. „Wir sehen uns, Kleiner!“

Dann traten die beiden zurück – Sam mit sehr verkrampftem Blick, er konnte Seit an Seit Apparieren nicht ausstehen – wirbelten herum und waren verschwunden.

Blaise sackte hinter mir zusammen. „Boah, ich dachte ich sterbe!“, seufzte er und lehnte den Kopf von hinten gegen mich.

„Glaubst du wir haben einen guten Eindruck hinterlassen?“, wollte Draco nachdenklich wissen und blickte auf die Stelle, an der mein Bruder eben mit Sam verschwunden war. Ich schwieg. Ich konnte ihm doch nicht an den Kopf werfen, dass Mike ihn für gefährlich und überhaupt nicht gut für mich hielt.

Der Blonde verstand es trotzdem, seufzte und legte mir einen Arm um die Schultern. „So schlimm?“ Ich biss mir auf die Lippe und sagte gar nichts. Wieder seufzte Draco.

Wir stiegen in den Zug, ich hob meinen – mittlerweile wieder vergrößerten – Koffer auf die Ablage und setzte mich. Diesmal saß Blaise mir gegenüber, Draco neben mir und der vierte Platz war leer; Greg war wohl im anderen Abteil. Pansy und Millicent saßen im Sitz hinter uns.

Der Zug setzte sich ratternd und schaukelnd in Bewegung. Ich zitterte. Ich wusste, dass sie jetzt Fragen stellen würden. Ich wollte nicht antworten. Ich wollte nicht, dass sie Dinge über mich wusste, die sie vielleicht dazu brachten mich zu hassen.

„Das waren…?“ „Mein… mein Bruder und… und sein Freund.“ Draco nickte. „Einer war ein Muggel?“ „Sam, der Freund von Mike.“

Einige Sekunden herrschte Schweigen. Dann stellte Blaise fest: „Sie scheinen dich sehr, sehr zu mögen.“ Ich blickte hinüber zu ihm. Er strahlte mich an, mit seinem beruhigenden, aufmunternden Lächeln, dann legte er eine Hand auf mein Knie, streichelte mich ein wenig und mir wurde ganz warm ums Herz.

Draco legte plötzlich einen Arm um mich, ich fiepte entsetzt auf, doch er zog mich nur an seine Schulter und hielt mich dort fest. Ich lief rot an.

„Ich wollte dich jetzt nicht in eine peinliche Situation bringen, Taylor. Ich interessiere mich nur für dich.“ „Du… du hasst mich jetzt nicht, oder?“, fragte ich ängstlich. „Nein. Niemals.“

Blaise streichelte mich, Draco hielt mich und ich fühlte mich so wohl bei ihnen. Wir waren noch nicht in Hogwarts und ich fühlte mich so glücklich. Ja, bei Mike und Sam war es schön gewesen… aber irgendwie fühlte es sich wie nachhause kommen an.
 

Es war schön wieder im Schloss zu sein. Es war kalt und zugig, aber es fühlte sich einfach nicht so an. Dracos Körper neben mir war warm. Ein schönes Gefühl ihn neben mir zu haben.

Als Draco neben mir saß, lehnte sein Knie an meinem. Blaise hampelte auf der anderen Seite und berührte mich immer wieder.

Eigentlich war ich ein Mensch, der sich nicht gerne berühren ließ. Und der auch nicht gerne berührte. Im Gegenteil, ich hatte oft sogar Angst, dem anderen könnte irgendetwas nicht passen an mir, meine Haltung, das Gefühl von mir… irgendetwas. Doch die Berührungen von Draco und Blaise ließen mich immer wieder glücklich werden
 

Wir hatten einfach noch keinen Bock zu schlafen. Es war nachts und wir drei waren überhaupt nicht müde. Wir lümmelten auf Blaise Bett, die Vorhänge waren zugezogen und mit einem Schweigezauber belegt, unter dem Baldachin schwebten Lichtkugeln. Ich saß zwischen Blaise gespreizten Beinen – etwas seltsam, aber schön, denn er trug nur Shorts – und lehnte den Kopf gegen die warme Brust. Draco hatte seinen Kopf auf meinem Schoß abgelegt, meine Hand lag auf seiner nackten Haut – auch er trug nur Shorts, ich war der einzige, der einen Pyjama trug – und er hatte die Augen fast geschlossen. Er schien glücklich zu sein.

Die ganze Zeit hatten wir geredet, über so viele Dinge, die Ferien, Weihnachten, den Unterricht… alles. Seit wenigen Minuten herrschte jetzt wohliges Schweigen.

„Taylor?“, brach der Blonde es jetzt. Sanft fuhr ich ihm durchs Haar. „Du kannst uns vertrauen, dass weißt du, oder?“ Draco sah auf zu mir. Ich biss mir auf die Lippe. Blaise Arme lagen um meinen Bauch und hielten mich fest. Ich nickte leicht.

„Weißt du, Taylor… wir wissen, dass deine Eltern tot sind. Es ist okay, wenn du nicht darüber reden willst. Aber… wie lange lebt ihr schon alleine, du und dein Bruder?“

Ich wollte weg. Ich wollte nur weg. Ich wollte nicht, dass sie wussten, wie meine Eltern gestorben waren, dass es Todesser gewesen waren. Vielleicht hielten sie mich dann für zimperlich, oder für einen Feind. Das wollte, wollte, wollte ich nicht! Aber ich wollte auch nicht schweigen. Ich wollte sie doch auch nicht enttäuschen oder ihnen das Gefühl geben, unwichtig, vertrauensunwürdig zu sein. Das waren sie ja nicht. Sie waren das Wichtigste für mich.

„Taylor?“ Draco streichelte ganz vorsichtig meine Wange. „Ihr… ihr werdet mich nicht hassen, oder? Egal was ich sage, ihr werdet mich nicht hassen, oder? Könnt ihr… könnt ihr mir das versprechen?“ Blaise Lippen lagen plötzlich auf meiner Wange. „Natürlich. Wir werden dich nicht hassen. Wir haben dich doch lieb. Du bist uns nur wichtig… und wir waren neugierig auf dich. Deine Vergangenheit. Du musst nichts sagen, wenn du nicht willst.“

Ich wollte ja. Vorsichtig umfasste ich Blaise Hand. Packte sie. Hielt sie fest. Blaise Finger streichelten meine. Draco sah mich aufmunternd an. Ich atmete tief durch und hoffte, dass die beiden ihr Wort halten würden und mich nicht von sich stoßen, wenn ich geendet hatte.

„Ich… ich bin nur ein Halbblut. Meine… meine Mutter war eine Hexe, aber mein Vater… er… er war ein Muggel. Er war ein toller Mensch, er war fürsorglich, ein wenig zurückhaltend aber ich wusste immer, dass er uns, mich und meinen Bruder, liebte. Dann… ich war gerade sechs Jahre alt… also… wir… wir waren mit dem Auto unterwegs… und…“ „Warte… Taylor, Sorry für die Unterbrechung, aber… was zum Teufel ist ein Auto?“, fragte Blaise hinter mir. Er klang nur ein wenig verwirrt. Nicht abwertend. „Eine Art… selbst fahrende Kutsche, es ist schwer zu erklären.“ „Okay. Red weiter. Ich werde dich nicht mehr unterbrechen, sonst spießt mich Draco noch mit seinem Blick auf!“

Wieder holte ich tief Luft. „Ähm… wo war ich jetzt? Ach ja, wir waren im Auto… und plötzlich der Blitz. Ich hatte so Angst… Mum hat geschrieen, Mike hatte gerade Ferien und war auch im Auto… er hat meine Hand gepackt. Dad hat den Wagen angehalten. ‚Raus!’, hat er gebrüllt. Mike und ich haben uns abgeschnallt, dann hat er mich mit aus dem Wagen gezogen, und wir sind raus aufs Feld gelaufen. Wir haben uns auf den Boden gelegt und gewartet. Da waren überall schwarze Männer… ich hatte solche Angst! Mike hat mich in den Arm genommen. Ich glaub er hat auch geweint. Dann wieder ein Blitz. Und dann so ein Puffen. Und Feuer. Der Wagen hat gebrannt und ich hab geweint. Unsere Eltern waren tot. Die schwarzen Männer haben uns nicht gefunden und Mike hat… er war so grandios. Das erste was er gemacht hat, war den Fahrenden Ritter zu rufen und nach Hause zu fahren. Dann hat er sofort eine Eule zu unserer einzigen magischen Tante in Frankreich geschickt. Die hat uns dann abgeholt und sich um alles gekümmert. Als sie vor sieben Jahren auch gestorben ist, haben Mike und Sam alles für mich übernommen und sich um mich gekümmert. Die beiden waren selbst erst sechzehn.“

Einige Minuten herrschte wieder Schweigen. Blaise drückte mich fest an sich. Draco streichelte immer wieder meine Wange. Dann fragte er leise: „Wer waren die schwarzen Männer?“ Ich schwieg einige Sekunden. Dann, ganz, ganz leise: „Todesser.“

Ich schrie leise, als Draco von meinem Schoß aufsprang. Einige Sekunden sah er mich mit einem wilden, undeutbaren Ausdruck in den Augen an, der mich zurück, gegen Blaise Brust weichen ließ, dann rauschte er auf mich zu wie ein Racheengel. Ich hatte Angst!

Kapitel 9

Draco presste mich fest an seine Brust, vergrub das Gesicht in meinem Haar, zerquetschte mich fast und flüsterte in mein Ohr: „Es war mein Vater, oder? Der Scheißkerl!“ Er riss sich los, tobte übers Bett, dann rief er seinen Zauberstab und begann Blaise Kissen in der Luft zu zerreißen. Ich drückte mich gegen den Dunkelhäutigen. „Keine Angst“, flüsterte der mir liebevoll ins Ohr, „Er ist nur wütend auf seinen Vater.“

Draco schrie auf, dann ließ er sich aufs Bett sinken. Die Fetzen der Kissen segelten leise auf die Matratze.

„Wieder beruhigt?“ „Fast.“ Dracos Stimme klang gepresst. „Hab ich dich erschreckt, Taylor?“ Ich nickte, dann sagte ich leise: „Ja.“ Draco seufzte. Richtete sich auf. Drehte sich zu mir. Sah mich an. Dann öffnete er beide Arme. „Komm mal her.“ Langsam krabbelte ich auf ihn zu. Ließ mich in seine Arme nehmen. Es war warm und fest. Er war noch ein wenig außer Atem von seinem Wutausbruch. Obwohl er eben noch gebrüllt hatte, fühlte ich mich wohl und beschützt in seinen Armen. Dracos Hände streichelten meinen Rücken.

„Ich wollte dir keine Angst machen, Taylor. Es war nur… ich kenne meinen Vater. Und ich habe viele seiner Ansichten übernommen. Sie waren schlecht. Und ich wollte es nicht einsehen. Mein Vater hat Menschen getötet. Ich hab Menschen getötet. Eigentlich gehören wir eingesperrt, aber wir haben uns rausgemogelt, wie immer. Ich meine… es betrifft mich jetzt nicht so… aber… es jetzt so zu hören, deine Eltern… und es war mein Vater. Verdammt, ich schäme mich!“

Ich schloss die Augen und vergrub mein Gesicht an seinem Hals. Draco duftete so gut. Ich lehnte mich etwas mehr an ihn. Ich ließ mich ein wenig mehr in mich zusammen sacken. Draco hielt mich ja fest. Ich spürte, wie er sich vorsichtig hinlegte und ließ mich einfach mitziehen. Ich hätte mich eh aus seinen Armen winden müssen, um weg zu kommen. Und das wollte ich gar nicht. Ich fühlte mich so… bestätigt hier. Draco fuhr mir durchs Haar. Ich konnte Blaise Hand auf meinem Rücken spüren. Müde. Ich war so müde.
 

„…lor? Taylor?“ Ich grummelte. Wer weckte mich hier? Wer rief nach mir? Ich wollte nicht aufstehen. Ich fühlte mich so warm und geborgen hier.

Trotzdem öffnete ich träge die Augen, blinzelte. Und zuckte zusammen, als ich in die warmen, grauen Augen blickte. „Morgen Taylor. Du müsstest mich kurz aufstehen lassen.“ Ich krabbelte sofort knallrot von ihm, rutschte zurück. Blickte mich um. Draco schmunzelte nur und flüsterte: „Bleib hier.“ Der Blonde verließ das Bett. Blaise Bett, wie ich feststellte. Das war so peinlich! Hatte… hatte ich die ganze Nacht auf Dracos Brust geschlafen? Das war doch sicher unbequem gewesen! Vor allem war es entwürdigend.

Draco kam wieder zu mir ins Bett. Er legte sich wieder gemütlich hin und fragte: „Magst du wieder her kommen?“ Wo hatte ich den Satz schon mal gehört? ‚Magst du zu uns kommen?’, hatte Mike gefragt. Ich hatte ja gesagt. Und jetzt fragte Draco. Wollte ich? Ja, ich wollte. Aber durfte ich so einfach, wie zu Sam und Mike? Schließlich waren die beiden meine Familie. Und Draco war… Draco.

Er blickte mich fragend an. Öffnete die Arme für mich. Wollte mich wirklich bei sich haben. Ganz langsam kam ich zu ihm. Legte mich neben ihn. Ich traute mich einfach nicht wieder auf seine Brust.

„Taylor?“ Der Blonde drehte sich zu mir. „Bist du sauer auf mich? Wütend auf meinen Vater?“ „Nein. Ich bin nicht sauer.“ „Aber?“ Vorsichtig schüttelte ich den Kopf. „Kein Aber.“ Einige Sekunden vergingen. „Komm wieder her.“ „Sicher?“ „Nein, ich mache Witze!“ Draco packte mich und wirbelte uns beide herum, sodass ich wieder auf ihm lag. Ich wurde rot, vergrub den Kopf wieder in Dracos Halsbeuge und fühlte mich so beschämt.

„Hey Taylor. Schäm dich nicht.“ Ich wollte mich auch nicht schämen. Aber… ich fühlte mich so seltsam.

„Na ihr beiden Hübschen?“ Blaise kletterte ins Bett. Streichelte mich, dann Draco. Schließlich setzte er sich neben uns. „Ausgeschlafen?“ „Ja. Ich schon. Du, Taylor?“ Ich nickte. Draco lächelte ein wenig.

Wieder lagen wir nur schweigend beieinander. Dann fragte Draco: „Gehen wir duschen?“ „Hab schon!“, erwiderte Blaise. Der Blonde sah jetzt mich an. Ich biss mir mal wieder auf die Lippe, wollte doch unbedingt… und wusste nicht, ob ich durfte.

„Tu es einfach!“, meinte Blaise. War ich so leicht zu durchschauen? Ich wurde rot. Dann entschloss ich mich, einfach mal draufgängerisch zu sein, wenn sie doch eh schon wussten, dass ich wollte. Ich machte mich aus Dracos Armen los, setzte mich auf und fragte: „Kommst du?“ Draco lächelte. Dann stand er auf, packte meine Hand und drückte sie.

Gemeinsam gingen wir hinüber ins Bad. Blaise kam uns nach. „Ich dachte du hast schon geduscht?“, hakte Draco nach. „Hab ich auch schon!“, erwiderte der Dunkelhäutige grinsend, „Aber ich kann euch doch nicht alleine lassen!“

Irgendwie fühlte ich mich gar nicht wohl. Ich war nackt, das Wasser rauschte über mich, neben mir, nur durch eine dünne Wand getrennt stand Draco und mir gegenüber lehnte Blaise in einem nicht ganz zugeknöpften, weißen Hemd am Waschbecken und blickte amüsiert herüber. Der Kontrast von glänzender, schokobrauner Haut zu weißem Baumwollstoff war zu verführerisch.

„Taylor, du starrst mich an.“ Ich schreckte auf. „Ich… das… Sorry!“ Blaise grinste. „Hey, du musst dich nicht entschuldigen! Ich hätte mich auch angestarrt, ich sehe einfach so verdammt gut aus!“

Neben mir hörte ich Draco lachen, dann trat auch er unter der Dusche hervor uns stellte sich vor mich. Er musterte mich und ich fühlte mich so… nackt. Kunststück, ich hatte nichts an.

Aber… ich konnte es mir auch nicht verkneifen, Draco anzusehen. Blass. Ein schmaler, wenngleich muskulöser Körper. Lang und schlaksig, irgendwie aristokratisch, blass und so hübsch.

„Seid ihr beiden fertig damit, euch gegenseitig anzustarren und mit Blicken aufzufressen?“, fragte Blaise amüsiert. Schnell blickten wir ihn an. „Tun wir nicht!“, widersprach der Blonde. Blaise lachte nur. „Wisst ihr, wenn man euch so sieht, schaut ihr aus wie ein Paar, das sich gleich anspringt! Ihr seht eindeutig verknallt aus!“

Draco und ich sahen uns entsetzt an. Dann wand der Blonde sich ab schnappte sich ein Handtuch und ging sich umziehen. Ich sah Blaise an. Der sah mich an. Dann reichte er mir auch ein Tuch und meinte ruhig: „Geh dich anziehen.“ „Weißt du, was er hat?“, fragte ich schüchtern. Blaise zuckte die Schultern. Dann erklärte er: „Vielleicht macht ihm zu schaffen, was ich gesagt hab. Ich mein… er darf sich nicht in dich verlieben. Er hat eine Verlobte. Ich rede mal mit ihm.“

Blaise verließ den Raum und ich fühlte mich gehasst, geliebt, unsicher, alleine gelassen und sauer auf einmal. Gehasst von Draco, schließlich hatte ich sein Leben auch noch verkompliziert, geliebt auch von ihm, weil Blaise eben gesagt hatte, dass der Blonde sich vielleicht in mich verliebt hatte, unsicher, weil ich nicht wusste, wie es weitergehen sollte. Hasste Draco mich jetzt? Oder nicht? Liebte er mich? Was sollte ich tun? Ich fühlte mich einsam. Hier saß ich, alleine im Bad. Blaise war gegangen. Ich wollte nicht mit Draco streiten. Aber ich war sauer. Sauer auf Blaise. Hatte er das sagen müssen? Musste das sein? Jetzt war Draco sauer auf mich.

Traurig setzte ich mich in die Dusche, zog die Beine an meinen Körper und stützte den Kopf darauf. Ich wollte nicht, dass Draco mich hasste.

Minuten lang blieb ich sitzen. Ich spürte Tränen in meinen Augen aufbranden. Ich war so am Arsch. Wahrscheinlich hasste Draco mich jetzt und warum? Ich wusste es nicht mal!

„Hey mein Kleiner.“ Ich blickte auf. Draco saß vor mir, strich mir die Tränen von den Wangen und lächelte ein wenig. „Du bist traurig.“ Ich wischte mir über die Augen, immer wieder. „Nein!“ Draco stand auf und hielt mir eine Hand hin. Ich ergriff sie. Sie war so warm und fest wie immer. Draco half mir auf. Doch er ließ mich sofort los. Das Lächeln auf seinem Gesicht war ein wenig verrutscht.

Ich ging zurück in den Schlafsaal und begann mich umzuziehen. Draco und Blaise waren schon in den Gemeinschaftsraum hinunter gegangen. Theodore und Greg waren auch nicht da.

Einen Moment setzte ich mich auf mein Bett und blickte etwas sehnsüchtig hinüber zu Blaise Schlafstätte. Da hatten wir heute Morgen noch… beieinander gelegen. Jetzt wollte Draco nicht mal mehr meine Hand länger festhalten. Ich verstand ihn ja. Und ich würde alles tun, um ihn nicht zu verärgern.
 

Die nächsten Wochen, nein Monate, waren eine Tortur. Ein Gratistrip in die Hölle. Ich war so niedergeschlagen, fühlte mich einsam und kalt und mehr als einmal lag ich einfach weinend in Blaise Armen. Irgendwie war Draco nie da, wenn so etwas passierte. Ich wollte ihn ehrlich gesagt auch nicht dabei haben, es war schlimm genug, dass er es wusste. Weil ihm das nämlich sehr, sehr wehtat. Zu wissen, dass er mich zum weinen brachte. Er lief nachts wieder hin und her. Doch immer, wenn ich aufstand, mit ihm reden wollte, winkte er ab, lächelte, meinte er bräuchte einfach ein wenig Bewegung und schickte mich ins Bett. Ich konnte hören, dass er dann hinab in den Gemeinschaftsraum ging, um dort weiter zu laufen. Es war so verkrampft.

Und zu allem Überfluss begann Mike sich zu sorgen. Er hatte über meine Briefe bemerkt, dass ich unausgeglichen, launisch und teils echt traurig war. Und er wurde immer nervöser. Dreimal hatte er angekündigt, hierher zu kommen und Draco die Meinung zu geigen. Ich hatte es ihm immer ausreden können. Ich wollte nicht, dass er sich da einmischte, das würde alles nur noch verschlimmern. Keiner hatte jetzt das Recht, Draco zu irgendetwas zu drängen.

Aber das schlimmste war, dass Draco anfing, Blaise anzugiften. Er zickte. Er bockte. Er schien so eifersüchtig. Warum? Ich wusste es nicht. Ich wusste es wirklich nicht. Blaise begann auch immer trauriger zu werden. Und ich hatte wahnsinnige Schuldgefühle. Nur wegen mir sollte ihre Freundschaft zerbrechen? Nein, dass wollte ich nicht. Also zog ich mich vor Blaise zurück. Ich wusste, dass ich ihm so wehtat, aber ich wollte, dass er sich wieder mit Draco verstand. Und wenn ich dabei im Weg war, dann sollte es wohl so sein. Ich zählte hier nicht, Blaise sollte es gut gehen. Er würde mich überwinden, er hatte ja Draco. Ich durfte da nicht im Weg stehen. Es sah so aus, als wäre das das Beste. Dann sollte ich wohl alleine bleiben. Und das fiel mir so schwer. Nach Draco war jetzt auch Blaise weg. Die beiden wichtigsten Menschen in meinem Leben in Hogwarts. Meine seelischen Stützen. Die Männer, die mir Selbstvertrauen gaben, Berührungen beigebracht hatten. Ich war alleine. Und ich war ein schüchterner Mensch. Ich war nicht gerne alleine, da traute ich mir gar nichts zu.

Aber ich wollte mich auch nicht Greg und dem Rest anschließen, ich wusste nicht, ob sie mich haben wollten. Und ich wollte nicht noch eine Freundschaft zerstören. Also musste es wohl oder übel alleine gehen.

Natürlich, beim Essen und im Unterricht blieb ich bei den anderen, wir waren eine Einheit, die stolzen Slytherins, aber sobald ich mich absetzten konnte, tat ich es. Ich machte meine Hausaufgaben alleine und legte einen Schweigezauber auf mein Bett, wenn ich mich nachts in den Schlaf weinte. So gerne hätte ich wieder bei Blaise und Draco gelegen, ich sehnte mich geradezu körperlich nach den beiden, Dracos Duft, Blaise Lachen, ihre Berührungen, ihre ganze Art… das machte es so leicht sie zu lieben und so schwer sie dann zu vergessen. Aber ich wollte da nichts kaputt machen. Also blieb ich weitgehend alleine.

Eines Abends – Theodore und Greg waren noch nicht aufgetaucht – lag ich wieder in meinem Bett. Ich war sowieso schon niedergeschlagen, sah seit einer Viertelstunde nur an den Baldachin und überlegte. Ich war vollkommen verstrickt in meine schlechten Gedanken. Ich hatte wieder mal Schuldgefühle, Ängste und hoffte im Moment eigentlich nur noch, dass irgendwann das Schuljahr vorbei sein würde. Dann müsste ich Blaise und Draco nicht mehr jeden Tag sehen. Es tat weh. Ich zählte so sehnsüchtig die Tage bis Ostern. Aufseufzend wickelte ich mich in meine Decke, wie ein Schutzkokon für meine arme Seele.

Plötzlich barst die Tür mit einem lauten Knall auf. „Verdammt! Warum zickst du so wahnsinnig? Wer hat dir was getan? Hast du gemerkt, was du uns damit antust? Taylor und mir? Hast du mal mitgekriegt, dass er sich auch vor mir zurückzieht? Ich komm nicht mehr an ihn ran! Malfoy, ich hab dich echt gerne, aber das geht zu weit!“ „Ach? Ach? Ich tue euch weh? Glaubst du ich mach das zum Spaß? Weil ich so ein sadistisches, kleines Arschloch bin? Das war vielleicht mal, Zabini, aber ich hab gelernt! Ich hab aus meinen Fehlern gelernt und ja, Taylor ist mir verdammt wichtig! Du bist mir auch verdammt wichtig! Und ich will euch beiden nicht wehtun, im Gegenteil, am Liebsten würde ich euch den ganzen Tag umsorgen und festhalten! Aber weißt du was? Das wird nichts! Ich bin ein Malfoy! Ich kann nicht tun, was ich will! Und ich will nicht, dass er sich da falsche Hoffnungen macht, die ich ihm nicht erfüllen kann!“ „Also tust du ihm so weh, ja? Lässt ihn alleine! Wir wissen beide ganz genau, dass er das nicht ausstehen kann! Dir soll er was bedeuten?“ „Sei bloß still! Was tust du denn?“ „Ich? Ich komm nicht an ihn ran! Was meinst du, wie oft ich versucht hab ihn in den Arm zu nehmen? Was krieg ich? Ein müdes Lächeln und ein ‚Ach, es ist nichts, mach dir keine Sorgen!’! Weil er keinem wehtun mag! Da leidet er lieber vor sich hin!“

Ein lauter Aufschrei, dann zerbarst etwas. Ich weinte still und leise vor mich hin. Also doch. Ich, ich ganz allein war Schuld daran, dass die beiden stritten. Es war alles meine Schuld. Alles meine verdammt Schuld. Ich wollte das nicht. Ich wollte nicht, dass ihre tiefe Freundschaft zerbrach. Wäre ich doch bloß nie nach Hogwarts gekommen! Ich hätte das Jahr auch in Beauxbatons gar geschafft! Gut, da hätte ich auch niemanden gehabt, bis auf ein paar oberflächliche Bekannte, aber es war mir egal! Ich hätte ihre Freundschaft nicht zerstört! Sie hätten sich nie mit mir rumärgern müssen, versuchen, mit dem schüchternen, kleinen, ängstlichen Wesen zurecht zu kommen, das ich nun mal war! Sie hätten es soviel leichter gehabt!

Ich schluchzte rau und nass und wischte mir sinnlos mit dem Ärmel übers ganze Gesicht. Die Tränen wollten einfach nicht aufhören. Mein Kopf tat weh und meine Augen fühlten sich so geschwollen an.

Kapitel 10:

„Blaise!“, schluchzte Draco draußen. Ich schniefte ein paar Mal. „Ich wollte euch doch nicht wehtun, ihr seid doch meine Familie… ihr seid doch alles, was ich noch hab! Ich will diese Astoria Greengrass nicht, da mag sie noch so hübsch und reich und wohlhabend und reinblütig sein! Ich will doch nur euch! Dich und Taylor!“ „Shh… ist doch okay, Draco… ich bin doch da…“ „Ich will Taylor! Verstehst du, der Kleine ist mir ans Herz gewachsen! Aber… aber als du das gesagt hast…“ „Du denkst da immer noch dran? Das ist fast einen Monate her!“ „Mir doch egal! Ich… Mann, ich will einfach nicht, dass da jemand was hininterpretiert, was da gar nicht ist, oder… dass er sich falsche Hoffnungen macht!“

„Wenn ich mir keine falschen Hoffnungen mache… habt ihr mich dann wieder lieb?“ Draco wirbelte herum. Blaise blickte mich an. Unbemerkt von den beiden war ich aus dem Bett geklettert. Wollte sie jetzt einfach sehen. Wollte, wenn sie mich schon so lieb hatten, wenigstens bei ihnen sein. Wollte egoistisch sein und mal tun, was mir gut tat, nämlich bei Draco und Blaise sein. Trotzig und mit Tränen in den Augen sah ich sie an.

Ein einstimmiges Nicken. Ich ging vorsichtig einige, wenige Schritte auf sie zu, dann wurde ich plötzlich fest in die Arme der beiden Jungen gezogen, gepackt, gehalten und geliebt. „Nie wieder…“, flüsterte Draco, „Nie wieder werden wir uns streiten, ja?“ Ich schniefte. Rieb mein Gesicht an seinem Hemd. Schmierte ihn wahrscheinlich mit Tränen voll. Es war uns allen egal. Nie wieder sollte so etwas passieren.

„Ich will nicht mehr eifersüchtig auf Blaise sein!“, hörte ich Draco murmeln. „Warum warst du eifersüchtig?“, fragte Blaise leise nach. Draco antwortete nicht. Dann spürte ich, wie er mich viel, viel fester als sonst an sich presste und das Gesicht in meinem Haar vergrub. „Ich will nicht darüber reden.“

„Wegen mir?“, fragte ich trotzdem, vielleicht auch mehr an mich selbst gewand. „Ja“, erwiderte er trotzig. „Ich will dich auch in den Arm nehmen.“ „Darfst du doch. Ist doch nicht mein Taylor.“ Draco schüttelte den Kopf. „Darum geht es nicht.“

Der Blonde wollte sich von uns losmachen und gehen, doch zum wahrscheinlich ersten Mal in meinem Leben wollte ich einen Menschen nicht lassen. Auch auf die Gefahr hin ihn zu nerven und geschimpft und gehasst zu werden… ich ließ Draco nicht gehen. Klammerte mich an ihn.

Er spürte den Widerstand und legte die Arme wieder um meinen Körper. Auch Blaise kuschelte sich wieder von hinten an den Blonden.

„Worum geht es dann?“, nahm er schließlich das Gespräch wieder auf. „Um mein Blut. Ich bin Draco Malfoy. Ich… ich kann nicht einfach öffentlich mit einem Jungen rummachen, zumal ich verlobt bin.“ Rummachen? Ich wurde knallrot. Blaise gluckste. „Das verstehst du unter rummachen? Malfoy, Malfoy, Malfoy… bist du wirklich so prüde, dass eine einfach Umarmung für dich rummachen ist?“ „Für mich nicht… aber ich will einfach nicht, dass da jemand was Falsches denkt.“ So sehr wie Draco die Worte in mein Haar nuschelte, war das für ihn genauso peinlich wie für mich. Ich fühlte mich gleich ein bisschen besser.

„Wenn ich… also, wenn ich Blaise nicht mehr so…“, begann ich, doch Blaise rief gleich empört: „Was ist los? Wär ja noch schöner! Sorry, Draco, aber ich will Taylor auch weiterhin knuddeln dürfen!“ Ich sah den Dunkelhäutigen über die Schulter Dracos ein wenig sauer an. Musste er da jetzt diskutieren?

„Macht euch da mal keine Sorgen. Ist schon okay so. Wenn… also…“ Draco schwieg. „Wenn was?“, hakte Blaise nach. Draco sah mich etwas verlegen an. „Du hast ihn nicht lieber als mich, oder?“ „Nein!“, rief ich aus und kuschelte mich an ihn. Dracos Duft umhüllte mich. „Nein, hab ich nicht.“

Blaise kicherte leise. „Hör auf zu lachen!“, rügte ich leise. Draco nahm mich fest in den Arm und ich hörte das Schmunzeln in seiner Stimme, als er sagte: „Mein Taylor nimmt mich in Schutz.“

Ja. Das tat ich. Und ich fühlte mich unglaublich wohl dabei.
 

Die Hand streichelte meine Wange. Ich konnte spüren, dass die Matratze sich neben mir leicht gesenkt hatte. Als ich mich drehte und ein wenig gegen die Wärmequelle schmiegte, hörte ich ein leises, glückliches Lachen neben mir. Ich mochte das Lachen. Ich wusste langsam auch, wem das Lachen gehörte. Draco. Müde schlug ich die Augen auf.

„Guten Morgen, Kleiner.“ „Morgen, Draco…“, flüsterte ich und drehte mich auf den Bauch. Dracos Fingerspitzen fuhren zärtlich über meinen Nacken. Ich erzitterte. Das fühlte sich sehr schön an. Dracos Finger streiften auf meine Schultern. „Darf ich?“ Ich nickte schwach. Was hatte er vor?

Draco massierte meine Schultern sanft. Ich erschauderte ein wenig. Dann zuckte ich zusammen, als er sich auf meinem Rücken niederließ. „Hast du was dagegen?“ Ich schüttelte ein wenig den Kopf. Dracos Hände fühlten sich so unsagbar gut an.

„Weißt du warum ich hier bin?“, wollte Draco nach einiger Zeit leise wissen. Wieder schüttelte ich den Kopf. „Du weißt es nicht?“ „Nein.“ So langsam glaubte ich, dass ich es wissen sollte.

„Bist du heute glücklich?“ Heute? „Ähm…“ Draco lachte auf. Ich spürte, wie er die Hände über meinen Schultern abstützte und die Nase in meinem Haar vergrub, dann flüsterte er in meinen Nacken: „Du weißt schon, dass heute der erste März ist, oder?“

Ich zuckte zusammen. Draco lachte immer noch. „Echt jetzt?“ „Guten Morgen, Geburtstagskind!“ Draco stand auf, ließ mich unter sich hervor kriechen und nahm mich zärtlich in den Arm. „Ich wünsche dir alles, alles Gute mein Kleiner!“

Ich seufzte wohlig, als ich einen zärtlichen Kuss auf die Wange bekam, dann kletterte Draco aus dem Bett und reichte mir eine Hand. „Komm, wir müssen noch duschen, bevor der Unterricht beginnt!“

Wir waren kaum aus dem Bett gekrochen, da schlug die Tür auf, Blaise rauschte herein, sah mich und stürmte sofort auf mich zu. „Taylor! Alles, alles, alles grandios Gute zum Geburtstag!“ Blaise rannte mich beinahe um, drückte mich fast zu Boden und gab mir dann auch einen Kuss auf die Wange. Glücklich strahlte er mich an.

„Gehen wir jetzt ins Bad?“, wollte Draco wissen. Ich sah ihn an, lächelte, nickte. Gemeinsam gingen wir rüber. Greg kam gerade an uns vorbei, als wir eintraten, reichte mir auch kurz die Hand um mir zu gratulieren und lächelte. Ich lächelte zurück.

Ich begann meinen Geburtstag mit einer warmen Dusche. Und ja, ich erlaubte mir, sie lange und ausgiebig zu genießen. Ganz ruhig stand ich unter dem Wasserstrahl, blendete einfach Draco nebenan und auch alles andere aus und ließ mich einlullen.

„Hey, Taylor!“ Etwas verwirrt öffnete ich die Augen. Draco stand vor mir, bereits in Hemd und Hose, den Umhang hatte er weg gelassen. Ich verstand ihn, mittlerweile war es warm genug.

„Du verschrumpelst uns noch, Kleiner! Raus aus der Dusche!“ Er hielt mir ein Handtuch entgegen, das ich dankbar annahm. Schnell wickelte ich mich darin ein.

Plötzlich erstarrte ich. Dracos Hände lagen auf meinen Frotteebedeckten Hüften. Er stand direkt vor mir. Hatte Draco schon immer so ein hübsches Gesicht? Ja, hatte er. Er war schon immer ein schöner Mensch. Mein Blick blieb an seinen vollen Lippen hängen. Draco befeuchtete sie eben mit seiner Zunge. Ich spürte, wie seine Daumen über meine Hüftknochen glitten. „Draco…“ „Ja…?“

„Hey ihr beiden!“ Blaise stürmte ins Bad und Draco flog fast einen halben Schritt zurück. Entsetzt sahen wir uns an. Schon wieder war so etwas passiert. Draco schluckte. Ich biss mir auf die Lippe.

„Stimmt was nicht?“ „Alles okay…“, murmelte Draco. Ich konnte mich nicht von diesen Augen losreißen.

Draco drehte sich weg und ging los in Richtung Schlafsaal. Würden wir jetzt wieder streiten? „Los Taylor, du musst dich umziehen, oder willst du so zum Unterricht?“, scherzte der Blonde. „Nei-nein!“, rief ich schnell und flitzte hinüber in den Schlafsaal. Draco lächelte mich an und ich lächelte schüchtern zurück. Ich war glücklich, dass Draco mich nicht hasste oder wieder sauer war.
 

Auch der Rest des Tages verlief schön. Draco und Blaise waren da, am Frühstückstisch erreichte mich ein Brief von Sam und Mike, auf dem sogar Kyle seine Pfote verewigt hatte, der Tag war warm und trocken… ich war glücklich.

Anstatt Hausaufgaben zu machen, saßen Draco, Blaise, Gregory, Pansy, Millicent und ich draußen im Gras unter den Bäumen am See und ließen uns die Sonne auf den Pelz brennen. Pansy las in einer Modezeitschrift für moderne Hexen, Millicent und Greg warfen einen weichen Lederball hin und her, Blaise, Draco und ich lehnten aneinander und blickten einfach hinüber auf den glitzernden See.

Draco lag halb auf meinem, halb auf Blaise Schoß, mein Kopf lehnte auf Blaise Schulter. Meine Hand streichelte sanft durch die blonden Strähnen, die sich über meinen Schoß verteilten. Draco schien nichts dagegen zu haben. Er hielt ganz still, streichelte nur zärtlich meine Knie. War er traurig? Seine Augen waren geschlossen. Ganz vorsichtig wanderte meine Hand von seinem Haar zu seiner Wange.

Draco ließ sich nur zu gerne kraulen. Es war ein schönes Gefühl ihn zu spüren. Seine Haut war so weich. Seine Lippen sahen so fein aus. Meine Fingerspitzen kribbelten, als sie seinen Mundwinkeln immer näher kamen. Sie brannten beinahe darauf, die rosigen Lippen zu berühren.

Schmerzhaft fest biss ich mir auf die eigene Unterlippe, durfte doch jetzt nicht über sein Gesicht fahren. Draco knurrte leise und ich nahm sofort meine unterbrochene Streicheltätigkeit wieder auf. Ich war mir Blaise Blick bewusst. Er sah mich an. Blickte hinab zu Draco, zu meinen zitternden Fingern auf seiner Wange. Dann wieder zu mir. Draco drehte sich ein wenig und schlug plötzlich die Augen auf. Ich wollte die Hand sofort zurückziehen, doch er hielt sie auf seiner Wange fest. Dracos Hand drückte meine gegen sein Gesicht.

„Du zitterst, Taylor.“ Ich nickte. Blaise küsste mein Haar. „Warum?“ Vorsichtig zuckte ich die Schultern. Was wollte ich auch sagen? Ich wusste nicht genau warum.

Draco nahm meine Hand in seine… und küsste ganz sanft meine Fingerspitzen. Ich zuckte zusammen, hatte Angst und fühlte mich gleichzeitig auch so unglaublich wohl. Ich verstand nicht warum, aber ich war doch glücklich dass er es tat. Seine Lippen waren weich und warm.

„Du hast Geburtstag, Taylor. Du bist mittlerweile siebzehn. Du solltest lernen, einfach zu sagen, was du willst. Glaubst du, Draco und ich würden dir deine Wünsche übel nehmen?“

Sie hatten es gewusst. Sie hatten beide bemerkt, was ich wollte. Und mir den Wunsch ohne zu zögern erfüllt.

Draco nahm meine Hand und legte sie auf seine Brust. Ich konnte sein Herz unter meiner Handfläche gleichmäßig schlagen spüren. Draco hob seine eigene Hand und legte sie auf mein Herz. Es schlug viel schneller als seines. „Warum bist du aufgeregt, Taylor?“ Ich zuckte die Schultern. „Ich weiß nicht…“, murmelte ich.

„Du brauchst in unserer Gegenwart nicht aufgeregt sein. Keiner von uns würde dich je wegen irgendetwas ausschließen. Du brauchst dich nicht zu verstellen!“ Leicht gesagt, Draco. Ich wusste doch, wie Menschen waren. Du brauchst dich nicht zu verstellen, sagten sie und doch war es eine einfach, menschliche Schwäche, dass sie Angst und Ekel vor neuen Dingen verspürten. Ich hatte einfach Angst, bei Draco und Blaise einen Schritt zu weit zu gehen. Eine Grenze zu übertreten. Ja, ich berührte sie gerne, ich liebte ihre Nähe… aber wie weit durfte ich gehen? Wann war die Nähe zu groß? Wo betrat ich private Zonen, in denen sie mich nicht haben wollten? Und wie würden sie darauf reagieren?

Draco setzte sich auf und ich zog sofort meine Hand von seiner Brust. Leise bat er: „Steh mal auf, Taylor!“ Schüchtern tat ich wie befohlen. Draco rutschte dorthin, wo ich bis eben noch gewesen war und bedeutete mit einer Handbewegung, mich umzudrehen. Wieder gehorchte ich.

Plötzlich umfassten zwei Hände mit Hüften und zogen mich nach hinten, ich quietschte vor Schreck leise, dann war ich auf dem warmen Schoß des Blonden gelandet. Der grinste vor sich hin. „Bitte erschreck mich nicht so!“ „Sorry, Taylor. Nur freiwillig hättest du das nie gemacht!“ Draco drückte meinen Kopf an seine Brust und ich ließ sogar zu, dass ich mich ein wenig an ihn kuschelte.

Ich hatte ein wenig Probleme ihn zu verstehen. War es nicht das gewesen, was er in der Öffentlichkeit hatte vermeiden wollen. Rummachen, wie er es genannt hatte, irgendwelchen Verdacht erwecken. Nein, ich hatte ganz sicher nichts dagegen, wenn er mich in den Arm nahm. Es war mir nicht peinlich. Ich war ja sozusagen in einem schwulen Haushalt aufgewachsen, für mich war das das normalste der Welt. Natürlich hatten Mike und Sam mir immer, immer wieder gesagt, dass sie eher die Ausnahme als die Regel waren, aber… ich hatte da nie einen großen Unterschied gesehen. Deswegen war mir auch nicht so bewusst, dass die meisten Menschen das nicht so locker sahen.

Ich wusste jedoch, dass es nicht so gut kam, wenn Draco jetzt als schwul gelten würde. Das war er auch gar nicht. Aber es könnten Gerüchte entstehen, die vielleicht seine Hochzeit mit Astoria gefährden würden. Und – so oft er auch betonte, dass er das nicht wollte – ich wusste, dass Draco die Verbindung nicht gefährden würde, weil er seinem Vater ein guter Sohn sein wollte. Ich denke das war ihm wichtiger als seine eigenen Träume. Und manchmal hatte ich deswegen echt Mitleid mit ihm. Aber ich war still.

Draco war so angenehm unter mir. Blaise kletterte herüber und legte den Kopf in meinen Schoß. „Mach dich nützlich und streichele mich ein bisschen!“, meinte er und lachte. Ich erwiderte den schönen, sonnigen Ausdruck auf seinem Gesicht mit einem schüchternen Schmunzeln, dann kraulte ich ihn. Blaise gab einen Laut von sich, der ein bisschen wie das zufriedene Schnurren eines kleinen Kätzchens klang und Draco und ich lachten.

Hallo liebe Leser, hier meldet sich die Autorin aus gegebenem Anlass, wir haben nämlich sozusagen Halbzeit. Ja, ich denke elf von zweiundzwanzig ist Halbzeit.

Aus diesem Grund wollte ich mich mal melden, Danke sagen, für die Kommis, für die Favos und nahelegen, dass sich gerne auch mal Leute melden dürfen, die noch nichts gesagt haben. Ich beiße nicht. Normalerweise.

Also, viel Spaß jetzt!
 

Kapitel 11:

Ich war zufrieden. Die Zeit in Hogwarts verging und Mitte März wurde es immer wärmer. Die Osterferien rückten in rasantem Tempo näher. Ich verbrachte mehr und mehr Zeit mit Draco, aus dem einfach Grund, dass Blaise vollkommen von Frühlingsgefühlen gepackt worden war.

Es war um den Fünften herum gewesen, als Blaise begonnen hatte ein wenig merkwürdig zu werden. Also nicht merkwürdig im eigentlichen Sinn, sondern nur anders als sonst. So vollkommen Blaise-untypisch.

Draco, Blaise und ich saßen im Gemeinschaftsraum und schlugen uns zu dritt mit einer recht komplizierten Zaubertrankaufgabe herum. Draco hatte mich mal wieder auf seinen Schoß genommen und kraulte meinen Bauch – ich war seit ich dort saß beständig ein wenig rosa auf den Wangen, wie Blaise mir glaubhaft versichert hatte – Blaise fläzte gegenüber auf dem anderen Sofa, guckte in der Luft herum und schien in ein wenig zu träumen. Draco las über meine Schulter gelehnt mit gerunzelter Stirn in seinem Zaubertränkebuch, während ich die ehrenvolle Aufgabe erhalten hatte, im Kräuterkundebuch nach einer passenden Pflanze zu forschen. Um uns verteilt lagen noch dutzende weiterer dicker Wälzer.

Einige Minuten vergingen, dann warf Draco mit einem Aufschrei, der mich erschreckte, sein Buch zur Seite und warf sich zurück in die Polster der Couch. „Vielleicht sollten wir in die Bibliothek und mal nachfragen…“, schlug ich leise vor und legte das Kräuterkundebuch auf den Tisch.

Blaise richtete sich schlagartig auf. „Ich mach das!“ Sofort sprang er auf und rauschte nach draußen.

Verwundert drehte ich mich zu Draco, der mich aus halb liegender Haltung ansah. „Was war das denn jetzt?“, fragte er mit hochgezogener Augenbraue. Ich zuckte die Schultern. Der Blonde richtete sich auf und bedeutete mir mit einer Hand, mich so zu drehen, dass ich seitlich auf ihm saß. Dann nahm er mich in den Arm und lehnte den Kopf auf meine Schulter. Abwesend strich ich durch das seidigblonde Haar. Blaise riss sich doch sonst nie darum in die Bibliothek zu gehen. Zum einen, weil Lernen sowieso nicht so sein Fall war, zum anderen, weil er sogar soweit ging, Madam Pince als „eine hässliche Alte mit einem beschissenen Modegeschmack“ zu betiteln. Er meinte immer, es wäre eine Zumutung die Frau sehen zu müssen. Er hatte wohl was gegen sie.

Aber jetzt rannte er freiwillig hinauf in die Bibliothek. Irgendetwas stimmte dabei nicht. Als ich Draco darauf ansprach nickte der nur, machte aber keine Anstalten was unternehmen zu wollen. „Ich mag jetzt nicht weg“, murmelte er und atmete mir gegen den Hals, was auf kribbelige Weise angenehm war.

Etwa eine halbe Stunde verging, in der ich mich doch noch mal im Kräuterkundebuch schlau machte und Draco anscheinende vor sich hindöste, dann sprang das Portal auf und Blaise hüpfte grinsend herein und machte es sich wieder auf seiner Couch bequem.

„Und? Was gefunden?“, fragte Draco müde und richtete sich wieder von meiner Schulter auf. Blaise blinzelte verwundert. „Gefunden? Was soll ich gefunden haben?“ Draco und ich sahen uns an, dann erbarmte ich mich liebevoll zu helfen: „Das Buch über den Felix Felicis.“ „Hä?“

Einige Sekunden schwiegen wir, dann erklärte Draco langsam und deutlich, als würde er zu einem Geistigzurückgebliebenen sprechen: „Das Buch über den Trank, den wir in der Hausaufgabe für Zaubertränke analysieren sollen. Du weißt schon, woran wir schon seit Stunden verzweifeln.“ Blaise überlegte, dann hellte sich seine Miene auf und er rief: „Ach das Buch! Nee, hab ich vergessen!“

Wieder sahen Draco und ich uns an, der fragte der Blonde ehrlich besorgt: „Geht es dir gut, Blaise?“ „Was soll sein?“, fragte der fröhlich zurück und ließ Dracos Tränkebuch heranschweben, dass der vorhin fortgeworfen hatte. „Steht hier nichts drin?“

Vorsichtig befreite ich mich aus Dracos Armen und ging hinüber zu Blaise, um mich neben ihn zu setzen und vorsichtig die Hand auf seine Stirn zu legen. „Ich hab kein Fieber!“, erklärte Blaise streng. Hatte er wirklich nicht. „Blaise, hast du Probleme?“

Der Dunkelhäutige seufzte, dann meinte er langsam: „Na ja… also… ich will euch ja nicht nerven und so…“ „Blaise, sonst hast du doch auch keine Hemmungen alle Leute voll zu labern, also sprich endlich oder schweig für immer!“, knurrte Draco. Blaise seufzte, blickte trübsinnig zu Boden… und dann strahlend wieder auf, während er in einer Wahnsinnsgeschwindigkeit hervorstieß: „Also… da war ich ja in der Bibliothek, letzte Woche schon und da war dieser Wahnsinnskerl mit diesen Wahnsinnsaugen und… oh mein Gott Jungs, ihr hättet das sehen müssen! Da kann man sich gar nicht mehr konzentrieren! Der ist… wow, den muss man einfach gesehen haben!“

Draco und ich sahen uns an, dann fragte der Blonde: „Blaise, wusstest du eigentlich, was du suchen solltest?“ „Nein…“, hauchte der Dunkelhaarige verträumt.

Der Blonde seufzte und stand auf. „Nachdem Blaise ja so schändlich versagt hat, geh ich jetzt mal selber gucken! Kann ja nicht so schwer sein!“ Ich stand auf um mich Draco anzuschließen und auch Blaise hüpfte von der Couch und stolperte beinahe über ein Tischbein. „Nehmt mich mit!“

Wir machten uns also auf den Weg nach oben, in die Bibliothek. Blaise quasselte in einer Tour, bis Draco ihm einfach die Hand auf den Mund drückte und bat: „Sei mal kurz still.“ Der Dunkelhäutige warf Draco einen sehr beleidigten Blick zu, dann steckte er die Hände in die Hosentaschen schwieg wirklich.

Draco seufzte auf. „Diese Ruhe!“ „Taylor! Jetzt mach mal was! Draco hakt auf mir rum!“ „Draco, bitte…“, flüsterte ich. Der Blonde seufzte und legte den Arm um meine Schultern. „Ja und mich jetzt auch noch ausschließen!“ „Wir schließen dich nicht aus. Außerdem wolltest du uns doch diesen Kerl zeigen. Wer ist das eigentlich?“ Blaise seufzte entzückt und erwiderte: „Lawrence Morgan, ein Sechstklässler aus Ravenclaw…“

„Na ja wenigstens ein Ravenclaw.“ „Draco, ich bitte dich! Alles andere wäre unter meinem Niveau!“ Ich seufzte lautlos. Ich hasste diese ständigen Kleinkriege. Ich hatte erfahren, dass sie früher ja – besonders zwischen uns und den Gryffindors – noch viel schlimmer gewesen waren, aber mir waren jetzt schon die Sticheleien auf den Gängen zuwider. Manchmal war ich echt froh, dass ich die letzten Jahre auf Beauxbatons verbracht hatte.

Zu dritt betraten wir die Bibliothek und während Draco sich auf den Weg zu Madam Pince machte, um sie nach einem Buch über Felix Felicis zu fragen, packte Blaise mich schnell bei der Hand, entzog mich Dracos Armen und führte mich zwischen einige Bücherregale. Vorsichtig lugte er um ein Eck herum und flüsterte verzückt: „Siehst du das?“

Ich sah den Jungen. Ein hübscher Kerl, hellblonde Locken, die sein blassen, schmales Gesicht halb verdeckten. Er war klein und zierlich, beugte sich über einen dicken Wälzer und las.

„Ist er nicht wunderschön…“, seufzte der Schwarzhaarige neben mir und ließ sich am Bücherregal entlang nach unten rutschen. Mit einem leisen Plumpsen setzte er auf den Boden auf blickte gen Decke. Etwas grüblerisch sah ich auf ihn hinunter.

„Setzt dich mal mit her!“, befahl Blaise. Vorsichtig setzte ich mich zu ihm und er legte sofort den Kopf auf meiner Schulter ab. „Er hat so wundervolle, dunkelblaue Wahnsinnsaugen!“ Ich hatte seine Augen jetzt gar nicht gesehen.

Einige Minuten saßen wir nur zusammen, dann kam Draco auf uns zu, ein dickes, schwarzes Buch unter den Arm gezwickt. „Na, fertig mit Leute beobachten?“ „Ich war’s nicht!“, erwiderte ich beschämt. Draco lachte, reichte mir eine Hand und zog mich beim aufheben gleich in seine Arme.

Blaise winkte Draco mit einem Finger zum Regaleck, um das wir beide vorhin herumgespitzt hatten. Wieder wanden wir drei unseren Blick dem Jungen am Tisch zu. „Das ist also Lawrence Morgan?“, fragte Draco. „Das ist er“, bestätige Blaise stolz. „Ich glaub ich spreche ihn einfach mal an!“ Etwas, das ich nie könnte. Doch Blaise ging einfach ganz selbstsicher hinüber zu dem Blonden, setzte sich umstandslos zu ihm und sprach ihn an.

Der Junge sah auf. Er hatte wirklich hübsche, dunkelblaue Augen. „Also bezaubernde Augen hat er ja…“, sprach Draco aus, was ich eben gedacht hatte. Nur warum hatte ich jetzt so ein schlechtes Gefühl?

Der Blonde hinter mir seufzte, dann ließ er den Arm von meiner Schulter zu meinen Hüften gleiten, zog mich an sich und meinte: „Gehen wir runter und machen die Hausaufgaben gar, damit Blaise sie nachher abschreiben kann. Der wird den armen Kerl hier jetzt eh wieder verführen.“

Sofort lief ich knallrot an. Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet. Ja klar, ich wusste, dass Draco und Blaise beide nicht sonderlich treu oder gar abstinent lebten. Ich wusste, dass sie beide manchmal einfach nachts nicht in den Schlafsaal kamen. Und ich konnte mir schon vorstellen, was sie dann machten. Ich würde nie… nein. Da wäre ich einfach zu schüchtern dazu. Ich hätte zu viel Angst. Wahrscheinlich würde ich selbst im Tod Jungfrau sein.

Draco schmunzelte, dann meinte er: „Brauchst jetzt nicht rot werden!“ Ich schluckte und schwieg.
 

Wir schlossen also unsere Hausaufgaben dank des Buches recht schnell ab, dann nahm Draco mich mit raus zum Quidditchfeld. Ich wusste, dass der Blonde Sucher war, hatte ihn auch in den Spielen gesehen, die wir bis jetzt schon gehabt hatten. Er hatte sich immer glänzend geschlagen, bis auf das Spiel gegen Harry Potter. Und er hatte sich aufgeregt, oh wie er sich doch beschwert hatte! Auf dem Quidditchfeld hatte es noch so ausgesehen, als würde er die Niederlage hinnehmen, aber anschließend im Schlafsaal, als er, Blaise und ich wieder auf einem unserer Betten zusammengekuschelt gewesen waren… oh wie hatte er sich über Harry Potter aufgeregt, der Besen sei kaputt gewesen, der Schnatz sein kaputt gewesen, der Schwarzhaarige hätte irgendeinen Zaubertrank genommen. Blaise und ich konnten ihn gerade noch davon abhalten, in den Besenschuppen einzubrechen und den Schnatz zu zerstören, der entweder kaputt oder furchtbar parteiisch sein müsse. Es war fast lustig gewesen.

Aber auch im Allgemeinen… Draco sah richtig gut in der Luft aus. Der Besen schien ein Teil von ihm zu werden, es sah so… leicht aus. Und weil ich ungeschickter Weise genau das mal zu ihm gesagt hatte, bestand Draco jetzt darauf, dass ich auch mal fliegen musste.

Jetzt standen wir also auf dem Quidditchfeld. Der Besen lag zwischen uns. „Du kannst fliegen, oder?“ „Mehr oder weniger…“, murmelte ich unbehaglich und blickte etwas nervös auf den Besen.

„Ist ganz einfach!“, versprach Draco. „Probier es mal. Wenn du nicht zu hoch fliegst, fang ich dich sogar!“ „Mach bitte keine Witze… ich bin echt nervös. Ich kann nichts kaputt machen, oder?“ Draco schüttelte den Kopf. „Nein, kannst du nicht.“

Draco trat einen Schritt zurück und ließ mich mit dem Furchterregenden Besen alleine. Ängstlich warf ich ihm noch einen scheuen Blick zu, sah sein Nicken, atmete tief durch und sagte dann mit bemüht fester Stimme: „Hoch!“ Es tat sich gar nichts. Mein Herz rutschte in die Hose. „Draco, ich kann das nicht!“, rief ich.

Der Blonde seufzte und ich hatte wirklich Angst, dass er jetzt sauer auf mich war. Meine Augen brannten. Draco kam auf mich zu, nahm mich in den Arm und murmelte in mein Haar: „Ist okay. Du bist einfach zu nervös. Da hört der Besen klar nicht auf dich.“ Während er mich fest gegen seine Brust gedrückt hielt, hob Draco eine Hand und flüsterte: „Hoch.“ Ich konnte aus dem Augenwinkel sehen, wie der Besen folgsam in seine Hand stieg.

Draco ließ mich los, schwang ein Bein über den Besen und bat: „Komm her zu mir, Taylor!“ „Wie…“ „Schwing das Bein über den Stiel.“ Meine Knie zitterten, als ich es tat. Selbst Dracos Körper hinter mir vermochte es kaum, mich zu beruhigen. Draco legte beide Hände vor mir um das Holz. „Halt dich fest, Kleiner!“, murmelte er in meinen Nacken. „Bist du bereit?“ Ich schluckte, dachte ‚Nein!’ und nickte trotzdem.

Ich schrie leise, als Draco sich abstieß. „Ich… ich will runter!“, flüsterte ich mit geschlossenen Augen, wollte gar nicht sehen, wie weit der sichere Erdboden sich bereits von mir entfernt hatte.

„Mach die Augen auf, Taylor.“ Wild schüttelte ich den Kopf. „Mach die Augen auf.“ Ganz langsam öffnete ich ein Auge. Wir schwebten eine Handbreite über den Boden. „Siehst du? So schlimm ist es gar nicht.“ Meine Hände krallten sich fest um das Holz, als Draco langsam höher stieg. „Ich hasse fliegen…“, murmelte ich. Draco küsste sanft mein Haar. „Lass dich einfach drauf ein…“, flüsterte er. Draco ließ den Besen ein wenig Geschwindigkeit aufnehmen. Wir stiegen immer höher und wurden schneller. Langsam begann ich mich zu entspannen.

Draco flog einige Runden um das Feld, dann fragte er: „Wollen wir wieder runter?“ Ich nickte heftig. Ich hatte keine Panik mehr, aber so richtig wohl fühlte ich mich hier oben trotzdem nicht.

Als Draco den Besenstiel nach vorne neigte, wimmerte ich leise und schloss die Augen. Ich hatte das Gefühl nach vorne abzurutschen.

Plötzlich spürte ich Dracos warmen Arm, der sich fest um meine Mitte schloss. „Hab keine Angst.“

Ich fühlte mich wackelig, als wir auf dem Boden standen. Draco legte den Besen zur Seite und zog mich in seine Arme. Schwer atmend vergrub ich das Gesicht an seiner Schulter. „Ich hasse fliegen.“ Ich hörte Draco leise lachen und vergrub die Finger etwas fester in der Rückseite seines Hemds. Ich war immer noch nicht wieder ganz auf der Höhe. Draco streichelte sanft meinen Nacken und ich begann mich zu beruhigen.

„Du hattest echt Angst, was?“ Ich nickte. Draco küsste wieder mein Haar. „Tut mir leid.“ „Muss es nicht. Ich… wusste selbst nicht, dass ich so drauf reagiere. Hätte ich nicht gedacht.“

Draco wartete, bis ich wieder ganz ruhig war, dann nahm er seinen Besen in die Hand und wir gingen wieder hinauf zum Schloss.

Kapitel 12:

Als wir in den Gemeinschaftsraum gingen, bot sich uns ein wahrhaftig erschreckendes Bild. Blaise saß mit einem Buch im Sessel vorm Kamin und las wahrhaftig. Ich blickte über seine Schulter, während Draco seinen Besen in den Schlafsaal räumte; er weigerte sich strikt, ihn im Besenschrank zu verstauen, weil ihn dort ja jemand klauen könnte. Blaise las ein dickes und wahrscheinlich auch kompliziertes Buch über die Anwendungen von Jasminwurzeln in Zaubertränken. Seit wann las er so was?

Einige Sekunden stand ich nur hinter Blaise, dann ging ich um den Sessel herum und setzte mich in den daneben.

Blaise blickte aus seinem Buch auf und bemerkte mich. Schnell klappte er das Buch zu. „Du liest?“, fragte ich leicht verblüfft. „Ja.“ Blaise seufzte, stopfte sich das Buch fast unter den Po, als er es hinter sich schob und meinte: „Staubtrocken. Lawrence hat es mir empfohlen und das kommt ja jetzt dumm, wenn ich’s nicht lesen. So hab ich wenigstens einen Vorwand dafür ihn noch mal zu treffen, um ihm zu erzählen wie ich’s fand. Aber das ist so langweilig! Kannst du’s nicht lesen und mir dann erzählen, wie es war?“ Blaise blickte mich ganz bettelnd an. Ich lächelte. Irgendwie sah er richtig niedlich aus.

Plötzlich hörten wir Draco lachen. Er war wieder herunter gekommen, scheuchte mich jetzt aus dem Sessel auf, damit er sich setzten konnte und zog mich einfach auf seinen Schoß. Ich hatte nichts dagegen. Ich hatte mich daran gewöhnt und genoss es richtig. „Taylor soll für dich lesen? Nee mein Lieber, Morgan ist deine Eroberung. Was mich verwundert… wart ihr gar nicht miteinander im Bett, dass du so schnell da bist?“

Wieder wurde ich rot. Musste das jetzt hier, im Gemeinschaftsraum sein? Ich war ja doch recht offen erzogen worden… aber es war mir einfach von Grund auf peinlich, so was in der Öffentlichkeit zu diskutieren. Blaise anscheinend gar nicht.

„Nee. Irgendwie… ich wollte ihn noch gar nicht. Ich wollte nicht seinen Körper. Klar, er sieht verdammt gut aus, aber… nein, ich will seinen Körper nicht. Nicht nur. Ich will… Mann, es war so schön einfach bei ihm zu sitzen. Er… oh, ich war mal drüben bei ihm, weil er mir was in seinem Buch gezeigt hat und… oh Mann, er hat so geduftet… und wenn er dich dann aus seinen blauen Augen anguckt und ganz schüchtern und lieb lächelt… und wenn er wieder so was Intelligentes, Schüchternes, Liebes sagt…“ Blaise lächelte uns beide an, dann fragte er: „Na, wo wart ihr eigentlich?“ „Auf dem Quidditchfeld.“ Blaise sah mich verwundert an: „Ach, bist du jetzt doch mal geflogen?“ „Ähm…“ Jetzt im Nachhinein war mir das ganze ein bisschen peinlich. „Wir sind zusammen geflogen!“, erklärte Draco. „Hat Taylor sich nicht getraut? Wie süß!“ Blaise beugte sich rüber und wuschelte mir liebevoll durchs Haar. Etwas pikiert strich ich meine Frisur glatt.
 

Blaise war also in letzter Zeit weniger mit uns zusammen, dafür verbrachte er mehr Zeit in der Bibliothek, wo er sich an Morgan ranmachte. Draco war der Meinung, dass Blaise viel, viel vorsichtiger mit dem Jungen umging, als mit jeder seiner früheren Eroberungen.

Ich gönnte es Blaise ja, dass er es jetzt ernst mit einem Partner zu meinen schien und dass er jemanden gefunden hatte, der ihm das auch wert war, aber irgendwie vermisste ich es, an die Brust des Älteren gedrückt zu werden. Klar, Draco nahm mich auch in den Arm, war da, hielt mich fest, aber… es fühlte sich anders an. Gut anders, aber anders. Zurückhaltender. Nicht so… fürsorglich, eher… ich konnte es nicht genau bestimmen. Blaise Umarmungen waren warm und simpel. Mit Draco fühlte sich das alles komplizierter an. Aber es war trotzdem schön.

Nur eines fand ich schlecht. Bei Blaise hatte ich immer gewusst, dass ich so weit gehen konnte, wie ich wollte. Ich durfte ihn immer und überall umarmen und er nahm mich dann in seinen Arm und hielt mich fest. Wie war das bei Draco? Ich merkte, dass ich begann mich nach ihm zu sehnen. Vielleicht auch einfach nach jemandem zum in den Arm nehmen und kuscheln. Aber ich wollte nicht zu weit gehen.

Ich wurde wieder unsicherer mit den vertraut geglaubten Berührungen, hatte Hemmungen, mich einfach gegen ihn sinken zu lassen. Eines Abends, als wir wie immer schon im Schlafsaal waren um zusammen auf einem Bett zu sitzen – Blaise hatte heute sein erstes, geplantes Date, bei dem er und Morgan sich nicht nur zum Lesen treffen wollten – hatte Draco mich auf seinen Schoß gezogen und ich hatte mich nicht wie sonst üblich gegen seine Brust gelehnt.

„Taylor, was ist mit dir?“ „Ich…“ Konnte ich ihm jetzt sagen, dass ich mich nach unkomplizierter Nähe sehnte? Nicht nur aneinanderschmiegen, sondern richtiges, echtes, einfaches Kuscheln? Oder hielt er mich dann für… keine Ahnung, ich wollte gar nicht wissen, für was er mich dann hielt.

„Nichts.“ „Hey.“ Draco nahm mein Gesicht in seine Hände und küsste meine Stirn. Ich spürte Tränen auf meinen Wangen. „Was ist denn los mit dir, Kleiner? Sag’s mir doch. Du weißt doch, dass du uns alles erzählen kannst, nicht?“ Ich nickte, wischte mir über die Augen und fragte: „Kannst… kannst du mich in den Arm nehmen und einfach mal ein bisschen… also… nicht nur so… also…“ „Taylor, was willst du?“ Ich schwieg, senkte den Blick und flüsterte kaum hörbar: „Einfach kuscheln…“

Draco seufzte, hob mein Gesicht, sodass ich ihm in die Augen blicken musste und fragte dann: „Wie lange schon?“ Schweigend senkte ich meinen Blick wieder. „Ach, doch so lang?“ Draco lachte ein wenig traurig, dann zog er mich ganz, ganz fest in seine Arme, drückte mich an seine Brust und flüsterte: „Ich würde doch alles tun. Warum fragst du nicht einfach? Keine Angst, dich lacht keiner aus. Ich würde dir schon sagen, wenn mir was unangenehm ist. Ich weiß zwar nicht so genau, was du grad von mir willst…“ „Ist auch kompliziert…“ „… aber ich probier einfach mein Bestes. Wie immer.“

Draco hielt mich ganz sanft in seinen Armen, wiegte mich ein wenig hin und her und summte vor sich hin. Mir war so schön warm. Und im Moment fühlte es sich hier in Dracos Armen einfach total richtig an. Als würde ich hierhin gehören. „Du siehst schön aus in meinen Armen, Taylor.“ Was meinte er damit? Dasselbe wie ich? Na gut, eigentlich konnte es mir egal sein. Es klang, als fände er es gut, dass ich hier war und das war mir eigentlich das Wichtigste. Dass er gut fand, wie ich war. Und ich ihm nicht im Weg stand oder irgendwie sonst Kummer bereitete.

„Taylor, wenn du einfach nur kuscheln willst, dann sag mir einfach bescheid. Ich bin doch da.“ Einige Minuten vergingen und ich schlief beinahe ein wenig ein. Draco war so warm. „Dreh dich mal ein bisschen“, bat er plötzlich. Ich wollte nur schlafen. „Wie denn?“, gähnte ich trotzdem. „Müde?“ Draco dirigierte mein Bein, sodass ich rittlings auf seinen ausgestreckten Beinen saß und das Gesicht an seine Brust pressen konnte.

Ich nickte wieder. Ich war so schläfrig. Doch Draco wollte anscheinend noch reden. „Sag mal… mit Blaise kuschelst du doch normalerweise auch einfach so, oder?“ Ich war müde. Kaum achtete ich auf meine Worte. „Blaise will berührt werden. Aber bei dir bin ich mir immer so unsicher. Ich will dich nicht verärgern oder gar verlieren.“ Der Blonde lachte leise. „Wirst du nicht. Ich hab dich doch lieb so wie du bist.“ „Wirklich?“ Draco antwortete nicht, küsste sanft mein Haar und rutschte ein wenig mehr in die Horizontale.

Umständlich stopfte er sich ein Kissen unter den Nacken, dann lagen wieder beide Hände auf meinem Rücken, eine streichelte meinen Nacken, die andere lag knapp über meinem Po. Es machte mir nichts aus. Erstens schlief ich halb und zweitens wurde ich eigentlich ganz gerne von Menschen die ich mochte berührt. Und die durften das dann auch so sehr sie wollten.

In dieser Nacht schlief ich auf Dracos Brust.
 

Ich spürte immer mehr, wie wichtig Draco mir wurde. Ich sah ihn gerne. Ich spürte ihn gerne. Und ich bedauerte jede Minute, die er nicht bei mir war. Zum Glück war das sehr selten. Blaise war im Moment voll mit Morgan beschäftigt. Er schien den Kleinen wirklich abgöttisch zu lieben und erfüllte ihm jeden Wunsch. Auch die, die der Junge gar nicht hegte. Blaise tat einfach alles um Morgan glücklich zu machen.

Langsam begann er für mich sogar Lawrence zu werden, denn er kam jetzt oft zu uns in den Schlafsaal, wo wir alle zusammen saßen, Draco und ich zusammengekuschelt und Lawrence und Blaise zusammengekuschelt. Lawrence war ein angenehmer Gesprächspartner, höflich, bedächtig und intelligent. Doch je öfter ich Lawrence und Blaise zusammen sah, desto mehr machte ich mir Gedanken. Blaise liebte Lawrence, das war klar, und Lawrence schien Blaise auch sehr, sehr gerne zu haben, aber… was war mit mir? Draco und ich, wir waren doch nur Freunde, oder? Warum verhielten wir uns dann ähnlich wie die beiden Verliebten?

Dann, am letzten Tag vor den Ferien, passierte etwas, was mich wirklich verunsicherte. Draco und ich machten Hausaufgaben im Gemeinschaftsraum, als mir auffiel, dass ich mein Verwandlungsbuch, das ich für meinen Aufsatz brauchen würde, im Schlafsaal vergessen hatte. Also ging ich es holen. Pfeifend ging ich hinauf und drückte die Tür auf.

Ich erstarrte. Blickte verunsichert auf die Szene die sich mir bot. Blaise und Lawrence saßen auf Blaise Bett, Lawrence auf dem Schoß des Dunkelhäutigen, und die beiden küssten sich. Ich hatte schon oft Menschen küssen sehen, klar, aber… es war seltsam, Blaise dabei zu sehen. Ich konnte mir nicht mal erklären warum.

Die beiden lösten sich voneinander, dann sah Blaise mich und rief ein wenig erschrocken: „Taylor?“ „Ja… ich… ähm… ich wollte… mein… mein Verwandlungsbuch…“ Lawrence vergrub das Gesicht an der Schulter des Schwarzhaarigen und murmelte etwas. Blaise begann zu lachen, dann sah er mich an, der ich immer noch starr in der Tür stand. „Ihr seid euch verdammt ähnlich ihr zwei!“ Blaise vergrub die Hand in den blonden Locken, dann meinte er grinsend: „Euch ist immer alles peinlich.“ Schnell holte ich mein Buch und raste wieder hinunter in den Gemeinschaftsraum.

Draco zog mich auf seinen Schoß und gab mir ein kleines Küsschen auf die Wange. Ich wurde scharlachrot. Draco runzelte die Stirn. „Nanu? Sonst hast du doch nichts dagegen.“ „Ich hab nichts dagegen…“, murmelte ich und vergrub das Gesicht an seiner Halsbeuge. „Ich hab nur grade Lawrence und Blaise oben knutschen sehen…“

Der Blonde lachte und streichelte meinen Hinterkopf. „Ist schon okay, Taylor. Die tun dir nichts!“ „Das weiß ich, danke!“, murmelte ich etwas säuerlich. Der Blonde lachte wieder.

Am Abend saßen Draco und ich alleine auf Dracos Bett und kuschelten, da Blaise bei seinem Süßen übernachten wollte. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, was sie taten.

Draco lag jedenfalls auf meinem Schoß und schlief bereits halb. Ich streichelte sanft jede Linie seines Gesichts. Immer wieder fiel mir auf, wie schön seine Lippen waren. Ich wusste, dass er nichts dagegen hatte, wenn ich sie berührte. Als ich wieder mal einen Finger auf die volle Unterlippe legte, küsste er ihn sanft. Ich kicherte leise, weil es kitzelte.

Dann nahm ich meinen Finger wieder weg. Sanft fuhr ich über seine Stirn. Draco seufzte zufrieden. Ich konnte einfach den Blick nicht von seinen Lippen nehmen.

Der Kuss der beiden Männer am Nachmittag kam mir wieder ins Gedächtnis. Blaise Augen waren geschlossen gewesen, seine Hände um die Hüften des Blonden geschlungen. Er hatte echt glücklich ausgesehen. Wie sich das wohl anfühlte?

Draco schnurrte fast, als ich seine Wangen streichelte und seine Schläfen massierte. Ich lächelte ein wenig, wegen des versonnenen Gesichtsausdrucks, den der Blonde präsentierte. So schön.

Ich biss mir auf die Unterlippe. Mann… Draco… ich riss den Blick von den roten Lippen. Folgte der Linie des Halses. Vorsichtig und ohne nachzudenken strichen meine Hände hinterher. Die blasse Haut seiner Kehle war weich. Ich spürte seinen Puls. Draco räkelte sich ein wenig unter meinen Händen. Der Halsausschnitt seines Hemds zog mich wie magisch an. Ich musste einfach mit den Fingern daran entlangfahren. Draco griff herauf und ich wollte sofort und erschrocken von meiner eigenen Courage die Hände wegziehen, doch Draco knöpfte nur sein Hemd auf. „Weiter…“

Wieder streichelte ich hinunter. Dracos Hals… sein Schlüsselbein… die Brust… meine Hände zitterten vor Angst und Ehrfurcht. Er war so wunderschön! Ich traute mich kaum ihn anzufassen. Und tat es trotzdem, weil ich wusste, dass er es wollte.

Ich malte Muster auf seiner Brust. Sie hob und senkte sich unter mir. Zart streichelte ich ihn. Draco seufzte leise wohlig.

„Draco?“, fragte ich leise und unsicher. Der schlug sofort die Augen auf und sah mich an. Ernsthaftigkeit in seinem Blick. „Was ist los, dass du so ernst klingst, Kleiner?“ „Ich… also, ich hab nachgedacht, Draco… und… weißt du, das hat mich verunsichert…“ „Taylor“ Draco klang ein wenig genervt, setzte sich auf und drehte sich zu mir, das Hemd halb herabgerutscht, „Sag was los ist!“ „Also… glaubst… glaubst du nicht, dass unsere Beziehung der von Lawrence und Blaise ähnelt? Ich… also, das verunsichert mich, ich weiß nicht, Draco, was… was ist das?“ Ich konnte sehen, wie Draco sich auf die Unterlippe biss. Er atmete tief durch. Draco krabbelte auf mich zu, setzte sich auf meinen Schoß und drückte mich gegen das Kopfende. „Taylor. Ich… weißt du, ich hab das schon länger bemerkt und…“, er brach ab. Er war mir so nah! Sein Atem streichelte meine Haut. Ich konnte jede der schönen, langen Wimpern sehen. Seine Lippen… die nackte Haut… ohne es wirklich zu wollen, legte ich die Hände um Dracos Hüften und hielt ihn fest, so nah auf mir.

„Taylor, ich glaube, dass da gerade irgendetwas total schief läuft…“, murmelte Draco, dann küsste er mich einfach.

Kapitel 13:

Ich riss die Augen auf. War geschockt. Dann schloss ich sie einfach. Es fühlte sich schön an. Anders als sonst. Es prickelte. Draco war so nah. Seine Fingerspitzen streichelten meinen Nacken. Mit der anderen Hand stützte er sich immer noch neben meinem Kopf ab. Ich hielt unaufhörlich seine Hüften fest. Seine Lippen waren warm und weich unter meinen. Ich konnte seinen leichten Atem spüren, der über meine Haut strich, seine Zunge, die mich berührte und mich beinahe wahnsinnig machte. Er war so zärtlich, so sanft, so unglaublich zahm. Und es war einfach unglaublich schön. Ich fühlte mich… irgendwie nicht ganz da und doch so überdeutlich mir selbst bewusst.

Als wir uns voneinander lösten ließ ich die Augen einfach noch ein bisschen geschlossen. Würde Draco jetzt was sagen? Natürlich würde er. Wir hatten gerade einen Riesenfehler gemacht. Aber ich wollte eigentlich gar nichts von den Konsequenzen hören. Ich fühlte mich so… frei. Und leicht. Und ein wenig wie beschwipst. Eigentlich wollte ich einfach alles noch ein wenig auskosten. Das Gefühl des Blonden…

Draco ließ sich nach hinten von meinem Schoß fallen und zog mich in derselben Bewegung an seine Brust. „Was haben wir getan?“, fragte Draco entsetzt bis verzweifelt. „Es war schön…“, stellte ich leise fest. „Ich weiß!“, knurrte Draco fast zornig, „Aber das hätte nie passieren dürfen!“ Er schob mich ein wenig von sich weg, sah mich mit verzweifelter Wut in den Augen an und knurrte: „Ich darf nicht! Ich bin verlobt!“ Das wusste ich. Und blinzelte die Tränen weg, weil klar war, dass sich das niemals wiederholen durfte. Würde.

„Verdammt!“, brüllte Draco, riss mich wieder an seine Brust und zerquetschte mich fast. „Ich liebe dich, Taylor!“, flüsterte er immer wieder unter Tränen, wie es klang, und ich klammerte mich ebenso weinend gegen seine Brust und wimmerte: „Ich dich auch! Ich liebe dich auch, Draco!“

Wir weinten die halbe Nacht einfach nur vor uns hin, dann lagen wir tief schlafend und Arm in Arm in den Laken, hielten uns aneinander fest und wussten doch beide, dass wir nicht durften, was wir so gerne wollten. Es war eine verdammt Zwickmühle, weil ich wusste, dass, egal wie wir uns entschieden, Draco nie richtig glücklich sein würde.
 

Als ich am nächsten Morgen erwachte, war das Bett leer. Einen Moment hatte ich verdammte Angst, dass Draco einfach gegangen sein könnte. Für immer weg. Ich wusste, dass ich ihn nicht haben konnte, aber ich wusste auch, dass ich es nicht ertragen könnte, wenn er weg wäre.

Doch Draco war nur ins Bad gegangen. Als ich zu ihm hinüberkam, blickte er auf. Er stand vorm Spiegel und hantierte mit seinem Zauberstab. „Guten Morgen, Draco…“, meinte ich schüchtern.

Einen Moment geschah nichts, dann öffnete Draco die Arme, ich rannte beinahe zu ihm, warf mich in seine Arme und vergrub das Gesicht an seiner Brust. Sein Duft machte mich schier wahnsinnig. Aber er musste mich jetzt einfach festhalten, nur einen kleinen Moment um mich zu stützen.

„Morgen, Kleiner!“, flüsterte er. Dann drückte er mich ein wenig weg und strich über die Haut unter meinen Augen. „Lass mich mal… das musste ich bei mir auch grad machen…“

Ich vertraute ihm vollkommen. Ich ließ zu, dass Draco die Spitze seines Zauberstabs knapp unter meinem linken Auge platzierte. Er schloss für einen Wimpernschlag die Augen, länger als ein Blinzeln, aber nicht wirklich lang genug für ein ernsthaftes Schließen, dann spürte ich, wie sich etwas wunderbar Kühles unter meinem Auge verteilte. Draco wiederholte die Prozedur am anderen Auge, dann ließ er mich in Spiegel sehen. Meine Haut unter den Augen sah ganz normal aus. Keine Spur mehr von den Tränen.

Draco legte die Arme um meinen Bauch, drückte sein Gesicht an meine Schulter und hielt es einen Moment nur dort. Dann ließ er mich los. „Geh duschen, Kleiner.“ Er verließ das Bad.
 

Wir verhielten uns ein wenig anders als sonst. Subtil anders. Jede Berührung schien verzweifelt in meinen Augen, jedes Lächeln war ein wenig traurig. Jeder Kuss auf meine Wange schien ein wenig mehr Richtung Mitte abzurutschen.

Blaise bemerkte es nicht. Natürlich nicht, er war mit Lawrence beschäftigt und ich konnte es ihm nicht verdenken. Draco hatte mich auf seinen Schoß gezogen und hielt mich ganz fest. Es war kaum zu ertragen, wie Lawrence und Blaise sich uns gegenüber küssten. Es war blanker Hohn zu sehen, wie offen sie sich zeigen durften. Wir durften niemandem sagen, dass zwischen uns mehr war, als gut erschien.

Ich drängte die Tränen heroisch zurück. Blaise hätte sie nicht verstanden und Draco hätten sie nur verletzt. Also zwang ich mich, sie zu beherrschen.

Blaise und Lawrence verließen am frühen Nachmittag das Abteil für einen kleinen Spaziergang und ich saß einfach nur da und versuchte ein wenig zu schlafen. Nach einer Zeit – Draco musste glauben ich schliefe bereits – hörte ich den Blonden leise vor sich hinflüstern. Er hauchte die Worte in mein Ohr, im Glauben, dass ich sie nicht aufnehmen würde. Ich hörte und verstand jedes Wort: „Ich halt das nicht aus. Ich liebe dich, Taylor. So sehr. Ich halt das nicht aus…“ Heftig biss ich mir auf die Lippe um nicht zu weinen. Das wollte ich ihm nicht auch noch antun.

Als wir wieder in London am Bahnsteig standen, verabschiedeten wir uns voneinander. Blaise nahm mich sanft in den Arm. Lawrence gab mir die Hand. Draco sah mich einen Moment unverwandt an, dann zog er mich wieder heftig in seine Arme und hauchte in mein Ohr: „Ich werde dich vermissen, Kleiner!“ „Ich dich auch!“, hauchte ich zurück. Ich wusste es doch.

Wir durchquerten das Tor und während Draco mit düsterer Miene hinüber zu seinen Eltern ging – die beide sehr schöne Menschen waren, ich war nicht erstaunt darüber, wie hübsch Draco geworden war – und Blaise und Lawrence einen letzten Kuss teilten, der von mir mit einem etwas neidischen Blickt bedacht wurde, sah auch ich mich nach meiner Familie um.

Es dauerte. Draco, Blaise und Lawrence waren längst gegangen. Ich war mittlerweile zur Seite gegangen, um nicht im Weg zu stehen. Ich machte mir Sorgen und das verdrängte fast den Schmerz aus meinen Gedanken. Dann endlich tauchte Sam auf. „Taylor!“ Er zog mich kurz in seine Arme, „Wir müssen sofort heim! Mike hat es geschafft, sich den Knöchel zu verstauchen!“ „Was?“, rief ich entsetzt. Sam grinste ein wenig nervös. Ich war total irritiert. „Was… was ist mit ihm?“ „Er sitzt zuhause und guckt fern. Stell dir vor, der Schwachkopf ist über Kyle gestolpert! Wie kann man nur über Kyle stolpern?“ Sam schüttelte ungläubig den Kopf, hob meinen Koffer auf und wir gingen zum Auto.

Kaum hatte Sam die Wohnungstür geöffnet, da rief Mike schon aus dem Wohnzimmer: „Sammy? Gott sei dank, es ist verdammt langweilig!“ Ich eilte ins Wohnzimmer, mental schon auf ein Bild des Schreckens vorbeireitet, einen eingebundenen Fuß, einen depressiven Mike…

„Hey“, meinte Mike fröhlich und hob eine Hand, als ich rein kam. Der Fernseher schnatterte im Hintergrund. Mike richtete seinen Zauberstab darauf und schaltete ihn aus. Dann griff er nach der Schüssel Cornflakes auf dem Tisch. „Wie war Schule?“ Ich ließ mich auf den Sessel fallen. „Oh Gott, ich dachte du wärst schlimm verletzt!“ „Liebling, ich hab mir den Fuß verstaucht. Ich kann nur nicht auftreten.“ Mike grinste, zupfte die pinke Decke zurecht, mit der er es sich auf der Couch gemütlich gemacht hatte und fragte: „Wo ist Sam?“

Der betrat eben das Wohnzimmer, setzte sich zu Mike aufs Sofa und küsste sanft seine Lippen. Ich hatte ein Gefühl im Bauch, als hätte ich in vollem Tempo eine Treppenstufe verpasst. Mir kam nämlich der Kuss mit Draco in den Sinn. Nein, es war nicht mein Erster gewesen, der Erste war mehr ein Versehen und furchtbar peinlich gewesen, aber es war der Erste gewesen, den ich wirklich genossen hatte.

„Wie war’s denn jetzt?“, fragte Mike ein wenig quengelig. Erschrocken blickte ich auf. Hä? Was war denn los? „In der Schule?“, hakte Mike nach, dann fügte er hinzu: „Mann, jetzt erzähl doch mal einer was, ich langweile mich seit heute Morgen!“ „Ach?“, fragte Sam gespielt erstaunt, „Mir kommt es vor, als würdest du schon ewig quengelnd auf der Couch liegen!“ Dann sprang er auf und floh in die Küche, während Mike ihm – an die Couch gefesselt – Zeter und Mordio hinterher brüllte.

Ich lächelte ein wenig. Mike schien es gut zu gehen. Ich musste mir keine Gedanken um ihn machen. Tatsächlich wand er mir gerade seine Aufmerksamkeit wieder zu, grinste mich an und wackelte jetzt auffordernd mit den Augenbrauen. „Also? Schule?“

In der nächsten halben Stunde erzählte ich ihm alles, was seit Weihnachten passiert war. Als ich da ankam, wo wir drei uns gestritten hatten, war Mike nahe dran, sich verdammt aufzuregen. Er drohte mir an, die beiden jetzt eigenhändig zu suchen und für damals zu verprügeln. Sam, der wieder zu uns gekommen war und jetzt brav neben Mike auf dem magisch vergrößerten Sofa lag, fragte trocken, ob es so Furcht einflößend sei, wenn Mike mit seinem kaputten Fuß auf eine Krücke gestützt angehumpelt kam und ihnen drohte wie ein alter Mann am Stock. Mike überlegte ernsthaft dem Blonden hinter sich einen Fluch aufzuhalsen.

Schnell beruhigte ich ihn, indem ich ihm erzählte, dass sie mich danach ja wieder lieb gehabt hatten. Und das sie alles für mich tun würden.

Dann erzählte ich ihnen die Sache mit Blaise und Lawrence. Nur den Kuss, den ich gestern erlebt hatte, nein, eigentlich alle beide, meinen und den der anderen zwei, ließ ich tunlichst aus. Ich wusste ja selbst noch nicht genau, was da jetzt eigentlich passiert war. Oder warum.

Auf einmal hatte ich das Bedürfnis alleine zu sein und über alles nachzudenken. Die Probleme hervorzuholen, die ich in den Schubladen verstaut hatte und sie alle der Reihe nach anzusehen. Einfach um zu verstehen. Sam und Mike kamen mir gerade so unwichtig vor. Ja klar hatte ich sie lieb… aber viel lieber hätte ich jetzt an Dracos Brust gelehnt. Oder wäre alleine gewesen um zu weinen.

„Kann ich ins Bett?“ Mike und Sam sahen sich an. „Klar. Geht’s dir nicht gut?“ Alles in Ordnung!“, erklärte ich und brachte sogar ein schwaches Lächeln zustande. Aus irgendeinem Grund war mir gerade nach Weinen zumute.

Müde stand ich auf, schleppte mich in mein Zimmer, schloss die Tür hinter mir und legte einen Schweigezauber darüber. Ich durfte ja jetzt in der Öffentlichkeit rechtmäßig zaubern.

Traurig ließ ich mich einfach in mein Bett fallen. Ich hatte keine Lust mich auszuziehen, meinen Koffer auszupacken oder irgendwas. Das war ungewöhnlich. Normalerweise packte ich schnell meine Sachen aus, weil ich es nicht haben konnte, wenn der Koffer mitten im Zimmer stand und mich immer wieder an die Schule erinnerte. Normalerweise war ich am glücklichsten, wenn ich bei Mike und Sam war.

Tränen tropften auf mein Kissen. Was war denn los mit mir? Warum war alles so anders? Ich wollte nicht, dass es anders war. Das machte mir Angst. Am Liebsten hätte ich mich jetzt gegen Draco gekuschelt, hätte seinem Atem gelauscht. Wenn er bei mir war, dann hatte ich keine Angst. Selbst das Fliegen war nicht so schlimm gewesen. Ich musste nicht traurig sein, wenn Draco da war.

Mit aller Kraft und Selbstbeherrschung die ich irgendwo zusammenkratzen konnte, stand ich auf und ging ans Fenster. Vorsichtig öffnete ich es und seufzte hinaus in die warme Abendluft. Draußen war es noch relativ hell. Ich konnte ein paar Vögel sehen, die auf den Stromleitungen hockten und ein paar andere hörte ich singen. Ich konnte Vogelstimmen nicht zuordnen.

Ein Kratzen an meiner Tür holte mich aus meinen Gedanken. Kyle winselte. Ich wollte die Tür nicht aufmachen. Ich wusste, dass er mich trösten würde, aber ich wollte jetzt einfach nicht. Einige Minuten vergingen, dann war Sams leise Stimme zu hören: „Komm, Kyle, ich glaub Taylor geht’s nicht so gut…“ Dann waren beide wieder verschwunden. Ich konnte ganz leise den Hauch eines Murmelns aus dem Wohnzimmer vernehmen. Tränen strömten über mein Gesicht. Die beiden machten sich Sorgen! Warum konnte ich das nicht einfach vergessen und raus zu ihnen gehen? Warum war ich überhaupt so niedergeschlagen? Ich fühlte mich ein wenig müde, also zog ich doch meinen Pyjama an und kletterte in mein Bett.

Ich lag einfach da, starrte an die Decke und wartete auf den Schlaf. Ich wollte eigentlich gar nicht nachdenken, aber das kam von ganz alleine.

Draco liebte mich. Eigentlich sollte dieser Umstand mich verdammt glücklich machen, aber irgendwie fühlte ich mich nur… einsam. Aber gut, es machte mich ja glücklich… wenn er denn bei mir war. Vielleicht war es nur die Trennung, die mich so fühlen ließ.
 

Es ging mir besser am nächsten Morgen. Als ich in die Küche kam, stand Sam bereits am Herd und rührte in einer Pfanne. Er sah auf, als ich hereinkam und lächelte, als er sah, dass ich es auch tat.

„Geht’s dir wieder besser?“, fragte Sam leise. Ich setzte mich an den Tisch und erwiderte: „Ja. Entschuldigung, dass ich euch gestern Sorgen gemacht habe…“

Sam kam herüber, tat mir etwas Rührei auf den Teller, stellte dann die Pfanne ab und wuschelte mir ganz sanft durchs Haar. „Ist schon okay, Kleiner. Wir sind dafür da, um uns Sorgen um dich zu machen…“ Einen Moment lang sah Sam mich nur ganz zärtlich an, dann zog er mich an sich und ich schlang die Arme um seine Hüften und weinte gegen seinen Bauch. Ich spürte, wie seine Finger sanft durch mein Haar glitten. „Shh… ist doch alles okay… nicht weinen, Tay… na komm, nicht weinen…“

Trotzdem ließ Sam zu, dass ich mich gar ausweinte. Das liebte ich an ihm, er stellte keine unangenehmen Fragen, er versuchte nicht, sofort eine Lösung zu finden. Er war einfach da und ließ mich weinen.

„Wirst du es Mike erzählen?“, fragte ich, als ich zehn Minuten später mit schlechtem Gewissen, Scham und ein wenig Kopfschmerzen mein Rührei aß. Sam saß mir gegenüber am Tisch, sagte einen Moment gar nichts, dann nahm er einfach meine Hand in seine, hielt sie ganz fest und meinte: „Nicht wenn du es nicht willst. Ich weiß doch, wie nervig er sein kann!“

„Wer kann nervig sein?“, fragte Mike und hüpfte auf einem Bein in die Küche. Sofort ließ er sich auf Sams Schoß nieder und griff sich auch einen Teller. „Du, mein Schatz!“, antwortete Sam amüsiert, „Weil du dich immer einmischst, mit deiner Liebe!“ Mike grummelte.

„Wie geht’s deinem Fuß?“, wechselte Sam das Thema. „Gut. Heilt denk ich.“ „Warum hast du es eigentlich nicht mit einem Zauber geheilt?“, wollte ich wissen. „Also weißt du…“, setzte Mike an, doch Sam unterbrach trocken: „Er hat den Spruch vergessen und das Buch nicht gefunden.“ „Sam!“, rügte Mike, dann beugte er sich über den Tisch und flüsterte: „Weißt du, das ist ganz praktisch, Sam kann so richtig fürsorglich sein, wenn mein Fuß nicht geht!“ Ich lächelte und Mike wuschelte mir durchs Haar. „So ist’s richtig, sei wieder ein bisschen fröhlich, mein Schätzchen!“

Ich versuchte wirklich fröhlich zu sein und auch zu bleiben. Es gelang mir einigermaßen. Um ehrlich zu sein machte es mir meistens sogar sehr viel Spaß, wenn Sam zum Beispiel mit mir ins Kino ging – Mike musste wegen seinem Fuß zuhause bleiben – oder wenn wir zusammen mit Kyle einen Spaziergang machten. Nur Mike war ein wenig anstrengend, wenn er auf der Couch lag. Zum anderen war es aber auch zum kaputtlachen, wie er die Diva raushängen ließ und Sam ihn dabei einfach ignoriert. Alles in allem war es eine schöne Zeit zuhause. Und dann kam der Moment, auf den ich mich eigentlich schon die ganze Zeit freute. Am dreizehnten April fuhr der Zug zurück nach Hogwarts. Zurück zu Draco.

Kapitel 14:

Wir standen auf dem Bahnsteig und ich verabschiedete mich eben von Mike – dessen Fuß mittlerweile schon wieder heil war – und Sam, als Blaise nach mir rief. Fröhlich drehte ich mich nach seiner Stimme um, ließ mich in den Arm nehmen und begrüßte ihn. Lawrence stand einen halben Schritt hinter ihm, gab mir dann auch die Hand und begrüßte mich höflich. Ich war froh die beiden zu sehen, aber eigentlich wollte ich lieber Draco begrüßen können. Ich sehnte mich so nach seinen Umarmungen.

Blaise, der anscheinend die etwas schief gelaufene Begrüßung vom letzten Mal wieder wettmachen wollte, gab erst Mike, dann Sam höflich die Hand und stellte ihnen seinen Freund Lawrence vor. Das fand ich echt gut von ihm. Und es schien zu wirken. Mike schien ganz entspannt in der Nähe der beiden zu sein.

Dann tauchte Draco auf. Ich brauchte nur seine Stimme zu hören, schon wurde mir leichter ums Herz. Ich war so froh. Draco kam auf uns zu, doch ich merkte schon an seinem Gang, dass irgendetwas nicht stimmte. Er schien seine Füße nicht mehr ganz so schwungvoll aufzuheben, wie noch vor den Ferien. Er schien… sorgenvoll. Seine Umarmung, mit der er mich begrüßte, war flüchtig. Ich nahm es ihm nicht übel. Wir würden ja noch Zeit haben. Ein wenig traurig war ich trotzdem.

Auch Draco begrüßte Mike und Sam höflich, fragte etwas geziert nach ihrem Befinden. Dann bat er mich, dass ich mich doch verabschieden möge, der Zug ginge gleich. Schon war er verschwunden. Ich sah ihm nach, Blaise tat das gleiche. Lawrence war davon weniger betroffen, er merkte nicht, dass Draco anders war als sonst. Er kannte ihn nicht so, wie wir beide ihn kannten.

Schnell verabschiedete ich mich von Mike und Sam, versprach ihnen auf mich aufzupassen und zu schreiben, dann huschte ich so eilig wie möglich auch in den Zug. Ich wollte zu Draco! Was war los mit ihm?

Der Blonde war nicht im Abteil, als ich eintrat. Das machte mich traurig. Ich verstaute den Koffer in der Gepäckablage, setzte mich auf den einzigen freien Platz und unterhielt mich einige Minuten mit Blaise und Lawrence, die kuschelnd mir gegenüber saßen.

Dann, als der Zug anfuhr, blickte ich nur aus dem Fenster. Warum war Draco nicht hier? Warum hatte er sich so seltsam verhalten, so anders als sonst? Ich wollte jetzt nicht alleine hier sitzen, wo Blaise und Lawrence sich aneinanderschmiegten. Aber… selbst wenn Draco hier wäre, würde ich ihn überhaupt berühren dürfen? Ich wusste, dass er wusste, dass ich seine Nähe brauchte… überhaupt Nähe wollte. Er wusste, dass ich nicht gerne allein war und dass ich gerne in den Arm genommen und festgehalten wurde. Aber er tat es nicht. War das alleine nicht schon ein schlechtes Zeichen?

Wir hatten den Bahnhof längst verlassen, da trat endlich Draco ins Abteil. Und – so unwirklich es mir selbst vorkam – ich hatte Angst. Ich sage gar nichts, als er sich neben mich setzte. Draco wusste, wenn ich nicht selbst zu ihm kam, dann durfte und musste er mich zu sich holen. Er tat es nicht. Er wollte mich nicht. Was hatte ich falsch gemacht? Warum wollte er mich nicht mehr?

Der Blonde saß einfach stumm neben mir und blickte auf seine Finger. Er sagte gar nichts. Sah nicht mal auf, als ich ihn ansah. Ich wusste genau, dass er sich meines Blickes bewusst war. Schnell sah ich weg. Ich wollte ihn nicht nerven. Nicht noch mehr aufregen. Wenn er mich eh schon hasste, dann musste das nicht auch noch sein.

Ich war traurig, als ich aus dem Fenster blickte, ich hielt die Tränen zurück und presste meine Lippen aufeinander.

„Irgendwas stimmt doch bei euch nicht!“, meinte Blaise nach einiger Zeit anklagend. Draco und ich sahen ihn gleichzeitig an. „Was meinst du?“, fragte Draco nach. Ich versuchte einfach weiterhin nicht zu weinen. „Hallo? Ihr wart doch sonst immer so anschmiegsam! Warum jetzt nicht mehr?“ „Ich bin verlobt, Blaise“, erwiderte Draco kühl. „Na und? Kannst du deswegen deinen besten Freund nicht mehr in den Arm nehmen?“

Lawrence stand auf. „Ich… ich glaub ich geh mal zu den anderen Ravenclaws!“ „Du musst nicht gehen!“, rief Blaise. Lawrence lächelte, dann gab er Blaise einen schüchternen Kuss. „Bis nachher. Klärt… klärt das hier erstmal…“ Damit war er verschwunden.

Blaise sah die zu gleitende Abteiltür an, dann drehte er sich zu uns, fuhr sich durchs Haar und fragte: „Was ist denn jetzt mit euch? Taylor, ich sehe, dass es dir nicht gut geht! Und dir auch nicht, Draco, lügt nicht!“ „Es ist nicht. Mach dir keine Sorgen“, flüsterte ich.

Draco stand auf und ging. Einen Moment sah ich ihm nur nach, dann brach es aus mir heraus und ich fiel in Blaise ausgestreckte Arme.

„Warum ist er so?“, wimmerte ich. Blaise zog mich auf seinen Schoß und streichelte sanft meinen Nacken. „Hey… Taylor… ganz ruhig…“ „Ich will meinen Draco wieder…“, schniefte ich. Es war mir nicht mal peinlich hier in Blaise Armen zu heulen. Er war immer noch mein bester Freund. Ich wusste, dass er es verstehen würde.

„Ist was passiert?“, fragte er nach einer Weile. Ich wurde rot. Trotzdem vergrub ich das Gesicht dichter an seiner Schulter und murmelte: „Kann man so sagen…“ „Was denn?“ Ich schwieg einige Sekunden. Dann antwortete ich: „Wir haben… also… wir haben uns… uns… ähm… ge… geküsst…“ „Geküsst? Wann?“ „Am… letzten Tag vor den Ferien…“ „Und seitdem ist er so?“ „Nein… er… also… auf der Heimfahrt… er… er dachte ich würde schon schlafen und da… da hat er… also… na ja, er hat gesagt, dass… dass… er mich liebt.“

Blaise drückte mich fester an seinen Körper. „Das hat er gesagt?“ „Ja.“ „Wow… warum streitet ihr dann? Das ist doch großartig! Das ist doch… oh.“ „Hmm… kann man sagen…“ „Astoria Greengrass?“ Ich nickte.

Minutenlang saßen wir einfach so da und Blaise Nähe schaffte, was sonst nichts geschafft hatte. Ich wurde ruhiger und fast ein wenig optimistisch. „Wird er mich wieder lieb haben?“ „Er hat dich bereits lieb. Das ist ja euer Problem! Weißt du was, wenn er wiederkommt, schnapp ich mir meinen Süßen und dann machen wir uns aus dem Staub. Und du sprichst Draco mal darauf an, dass es dir so nicht gut geht. Und wenn du heute Abend noch nichts gemacht hast, dann werde ich mal mit Draco reden und dann werde ich ihn so zusammenstauchen, dass ihm die Ohren klingeln.“

„Nein. Schrei ihn nicht an. Ich… ich werde mit ihm reden!“ Blaise gab mir ein kleines Küsschen auf die Haare. „Gut so, Kleiner.“ Einige Minuten hielt der Dunkelhäutige mich noch fest, dann kletterte ich von ihm, zog ein Taschentuch und wischte meine Augen ab. „Ich… hab dein Hemd vollgeheult, Blaise…“, murmelte ich geknickt. Blaise blickte ein wenig umständlich auf seine Schulter, dann zuckte er sie einfach. „Na und?“ Immer noch ein wenig traurig, aber fest entschlossen mit Draco zu reden, drückte ich mich fest in die Polster meines Sitzes.

Ich war müde, also schloss ich die Augen. Kurz danach war ich eingeschlafen und merkte gar nicht, was um mich herum geschah.
 

Als ich aufwachte, war ein edler, schwerer Geruch in meiner Nase: Dracos Geruch. Ich war glücklich, auch wenn ich nicht wusste, womit ich den Duft verdient hatte. War Draco nicht mehr sauer auf mich? Hatte Blaise mit ihm geredet?

Vorsichtig schob ich den Umhang ein wenig von mir herunter. „Lass ihn liegen, du erkältest dich.“ Dracos Stimme war immer noch eiskalt. Trotzdem ließ ich – ein wenig egoistisch – den Umhang wo er war. Er war warm und duftete nach Draco.

„Du… du bist sauer, oder?“ „Nicht unbedingt sauer…“, erklärte Draco nachdenklich, „Ich… pass auf Taylor, das geht nicht. Du hast damals gesagt, dass du dir keine falschen Hoffnungen machen wirst, nicht?“ „Ich… das… das hab ich nicht, Draco!“, stieß ich hervor und wurde hektisch, doch Draco legte plötzlich die Hand auf meine Wange und sah mich zärtlich-traurig an. „Ich weiß. Aber… ich. Ich hab geglaubt, dass ich dich in den Arm nehmen könnte, ohne ständig an deine weiche Haut und deine atemberaubenden Lippen zu denken. Ich dachte, dass wir Freunde bleiben würden. Aber… du bist so süß. Ich konnte einfach nicht. Weißt du Taylor… ich liebe dich.“ „Ich liebe dich auch, Draco“, flüsterte ich traurig. Ich wusste, worauf er hinauswollte. Trotzdem musste ich die nächsten Worte mit anhören. „Ich muss Astoria Greengrass heiraten. Und ich will nicht, dass du für immer Liebeskummer hast. Ich werde also von dir wegbleiben-“ „NEIN!“, rief ich und der Umhang rutschte von meinen Schulter, als ich aufsprang. Ich hatte Tränen in den Augen.

„Nein, das kannst du nicht! Ich… das halt ich nicht aus! Bitte!“ „Taylor, das macht es doch nur schwieriger!“, versuchte Draco zu erklären, doch ich ließ mich weinend wieder in den Sitz fallen und vergrub das Gesicht in den Händen.

„Hey mein Kleiner…“, murmelte Draco und ging vor mir auf die Knie. Zärtlich streichelte er meine Beine, dann nahm er sie und legte sie auf den Sitz. Fürsorglich und mit beinahe absurder Sanftheit drapierte er seinen Umhang über mir, eher er sich zu mir setzte. Er löste vorsichtig die Hände von meinem Gesicht und hielt sie fest, während er sie sanft streichelte. „Ich will nur nicht, dass dir was passiert. Ich will dir nicht noch mehr wehtun, als ich es eh schon getan habe. Ich will nicht, dass du dir falsche Hoffnungen machst.“ „Draco, ich… ich glaube, dass du mir mehr wehtust, wenn du mich alleine lässt. Tu mir das nicht an. Sei für mich da, bitte! Draco… ich liebe dich…“, flüsterte ich und blickte weg. Ich wollte ihm nicht in die Augen sehen.

„Taylor… sieh mich an.“ Ich schüttelte leicht den Kopf. „Bitte.“ Ich wand den Kopf doch zu ihm. Schmerz und Liebe in seinen Augen. „Ich weiß. Ich liebe dich doch auch. Aber wir dürfen nicht. Bitte, versteh doch… Kleiner, ich bin ein Malfoy! Es gibt Regeln, an die ich mich halten muss! Ich muss eine Frau heiraten, einen Sohn zeugen und einen Stammbaum fortführen. Ich kann nicht einfach mit einem Kerl durchbrennen… auch wenn ich das gerne möchte. Also werde ich dir fern bleiben.“ „Nein!“, bat ich atemlos. Das wollte ich nicht! Ich wollte ihn! „Tut mir leid, Taylor.“ Ein letztes Mal küsste er meine Lippen, nur ein kleiner Hauch, dann war sein Mund weg und er war aufgestanden.

Ängstlich und verzweifelt blickte ich zu ihm auf. Er sah so traurig und verletzlich aus! ‚Es tut mir leid!’, formte er stumm, dann verließ er das Abteil. Ich war alleine. Ich wollte nicht alleine sein! Ich wollte… ich wollte Draco!

Ich zog meine Beine an den Körper, schlang die Arme darum und vergrub mich unter dem duftenden Umhang, den Draco dagelassen hatte. Meine Tränen wollten und wollten nicht trocknen. Als Blaise und Lawrence das Abteil wieder betraten, weinte ich immer noch vor mich hin.

„Taylor!“, rief Blaise geschockt, setzte sich zu mir und zog mich fest in seine Arme. Ich weinte an seiner Brust. „Soll… soll ich wieder gehen?“, fragte Lawrence leise, doch ich schüttelte nur den Kopf. „Du musst nicht“, übersetzte Blaise für seinen Liebsten, zwinkerte ihn kurz zu und wand sich dann wieder an mich. „Hey, was ist denn passiert, Kleiner?“ „Draco hat, was auch immer war, beendet.“ Ich schniefte laut, dann berichtete ich in kurzen Sätzen, wie das Gespräch verlaufen war. Blaise drückte mich sanft an seinen Körper, wiegte mich hin und her und flüsterte immer leise auf mich ein, um mich zu beruhigen. Lawrence hatte sich herübergelehnt und streichelte vorsichtig meinen Rücken. Ich war ihnen so dankbar, dass sie da waren, vor allem Lawrence, weil er Blaise mit mir teilte. Weil er so gar nicht eifersüchtig wirkte.

Als ich mich endlich wieder beruhigt hatte, war es mir fast ein wenig peinlich. Doch Blaise sorgte dafür, dass ich mich gar nicht darauf konzentrieren konnte, mich zu schämen Und wirklich, als die Nacht hereinbrach und der Zug Hogwarts immer näher kam, da konnte ich sogar lächeln.

Dann ging die Tür auf, Draco kam herein und ich wollte wieder nur noch weinen. Er sah unglücklich und traurig aus. Seine Hände zitterten. Ich reichte ihm seinen Umhang, denn ich gefaltet hatte. Etwas verblüfft sah er ihn an. Dann nahm er ihn und zog ihn an.

„Wir müssen gleich aussteigen.“ „Ist mir auch aufgefallen, ja!“, erwiderte Blaise fröhlich. Ich sah, wie dunkel Dracos Blick wurde, als er die beiden Jungen ansah, die sich im Arm hielten. Ich wusste, dass er eifersüchtig war. Ich war auch eifersüchtig. Die beiden hatten, was ich nie bekommen sollte. Nur weil er ein Malfoy war. Nur weil er reich war. Und ich? Nur ein kleines, dummes, schüchternes Halbblut. Und ein Kerl noch dazu. Mann! Ich war ja gerne ein Junge, aber manchmal, da wünschte ich, ich wäre ein Mädchen. Niemals hatten Mike oder Sam mir irgendwie das Gefühl gegeben, dass sie mich für zu feminin hielten. Ich wusste, dass ich das eigentlich war, ich weinte und ich wollte kuscheln, aber ich wünschte mir selten, ganz ein Mädchen zu sein. Jetzt wollte ich. Dann dürfte ich… nein, selbst dann dürfte ich Draco nicht haben. Weil ich nicht reich oder schön oder irgendwie sonst besonders war. Nur Taylor. Niemand besonders.
 

Als ich am Abend im Bett lag, wollte ich einfach nur heulen. Sonst hatte ich doch jeden Abend mit Blaise und Draco, oder eben jetzt nur noch mit Draco verbracht. Heute hatte ich zwar mit Draco im Gemeinschaftsraum gesessen, doch er hatte nur gelesen und ich hatte daneben gesessen und mich nach ihm gesehnt.

Normalerweise lagen wir immer beieinander, kuschelten uns aneinander, hielten uns im Arm. Heute nicht. Ich wusste, dass er mich liebte. Er wusste, dass ich ihn liebte. Ich wollte nicht alleine sein. Aber er glaubte, mir so helfen zu können. Damit ich mich lösen konnte. Ich wollte mich aber nicht lösen! Ich wollte nicht von ihm loskommen, wenigstens nicht jetzt! Nicht, wenn ich ihn eh immer um mich herum hatte. Ob ich ihm nun wehtat oder nicht… am liebsten hätte ich ihn behalten. Mindestens bis zum Abschluss, dann war er nicht mehr ständig um mich herum.

Aber so sah ich ihn ständig. Seine weiche Haut, die unbedingt angefasst werden wollte, seine Lippen, die geradezu nach Berührung flehten… ich wollte, wollte, wollte Draco ganz für mich. Aber ich wusste, ich würde ihn nicht bekommen. Weil ich zu schüchtern war. Obwohl das jetzt mal etwas war, dass ich wirklich wollte.

Aber ich würde ihn nicht nerven. Wenn er nicht wollte, dass ich in seiner Nähe war, dann würde ich das nicht tun. Ganz sicher nicht.

Kapitel 15:

Als ich am nächsten Morgen erwachte, waren die Vorhänge zu Dracos Bett noch zugezogen. Blaise schien sein Bett bereits verlassen zu haben und tatsächlich, er war bereits im Bad, als ich eintrat.

„Na mein Kleiner?“ „Bitte nicht Kleiner…“, erwiderte ich traurig. Das erinnerte mich an Draco, das war sein Kosename… mein Kleiner. So hatte er mich immer genannt. Klar, es gab noch mehr Leute, die mich so nannten… aber im Moment wollte ich das nicht.

Blaise hob die Augenbrauen, dann öffnete er seine Arme. Ich sah ihn etwas abschätzig an. „Ich will dir ja nicht zu nahe treten… aber du bist nass, Blaise.“ Der Schwarzhaarige blickte an seinem schönen, tropfenden Körper hinab, dann zuckte er nur die Schultern und lief einfach auf mich zu, um mich heftig in seine Arme zu ziehen.

„Blaise!“, quiekte ich auf. Ich hörte ihn lachen, dann schmiegte ich mich trotzdem an ihn. „Mhh… du bist ganz warm…“, flüsterte er in mein Haar. „Und du ganz nass…“, erwiderte ich. Ich versuchte einfach, es zu ignorieren.

Blaise tat gut. Blaise Wärme, Blaise Nähe, Blaise leise Stimme. Er sang ein wenig vor sich hin. Tat er manchmal. Sollte er meiner Meinung nach viel öfter machen.

„Was ist denn hier los?! Ich dachte du hast einen Freund, Blaise!“ Hastig wollte ich mich aus Blaise Armen befreien, doch er hielt mich fest und drückte meinen Kopf an seine Brust. Mit ängstlich aufgerissenen Augen starrte ich in die Ferne. „Hab ich ja“, erwiderte Blaise und ich spürte, wie seine Schultern zuckten. „Du drückst einen jungen Mann an deinen Körper… und du hast nichts an, Blaise.“ „Sollte es dich stören, Draco? Du hast mich oft genug nackt gesehen.“ Auf den ersten Vorwurf ging er gar nicht ein. Ich hörte den Blonden einige Schritte machen, dann ging er an uns vorbei zur Toilette.

„Blaise…“, flüsterte ich verzweifelt, doch der hielt mich nur weiterhin fest, streichelte mich beruhigend und machte: „Shh… alles wird gut…“ „Nein…“, murmelte ich, nicht sicher, ob er es hören konnte, nicht sicher, ob ich wollte, dass er es hörte.

Ob er es hörte oder nicht, er reagierte nicht. Sanft hielt er mich in seinen Armen und ließ erst zu, dass ich den Kopf hob, als Draco das Bad längst verlassen hatte, damit ich ihn an diesem Morgen nicht sehen musste. Damit ich die schönen, silbernen Augen nicht ertragen musste. Liebevoll schickte Blaise mich zum Duschen, brachte mir trockene Sachen und nahm mich bei der Hand, als wir in den Gemeinschaftsraum gingen.

Dort saß er. Draco. Mein Herz schien sich zusammen zu ziehen, als er aufstand, die Slytherins mit einer Handbewegung hinter sich sammelte und in die Große Halle führte. Er sah so stolz aus. Und so wunderschön. Trocken schluckte ich und spürte, wie Blaise einen Arm um meine Schultern legte.

Während ich mich – ein wenig widerwillig – schon auf meinen Platz neben Draco setzte, huschte Blaise schnell hinüber zum Ravenclawtisch, um Lawrence zu begrüßen. Neidisch blickte ich zu ihnen hinüber, dann zuckte ich zusammen, als Dracos Knie unter dem Tisch meines berührte. „Sorry“, flüsterte er, ohne mich anzusehen. Als wäre ich es nicht wert. Als müsste er sich überhaupt für die Berührung entschuldigen! Er, der mich schon auf seinen Schoß gezogen und in seinen Armen gehalten hatte!

Ohne etwas gegessen zu haben stand ich auf und mogelte mich mit den ersten, die schon fertig waren, nach draußen. Ich wollte nicht neben Draco sitzen und essen. Eigentlich würde ich am liebsten den ganzen Tag an ihm klammern, aber ich durfte nicht. Vielleicht brachte es gar nichts, um ihn kämpfen zu wollen. Ich konnte ihm nicht schenken, was Astoria Greengrass so mühelos geben konnte: Einen Stammhalter. Und ich wusste, dass Draco in dieser einen Hinsicht so war wie ich… er würde eher selbst leiden, als andere zu verletzen.

Dass er mir wehtat, dass wollte ich ihm nicht zeigen. Niemals wieder! Sonst hätte er sich nur noch schlechter gefühlt. Denn Draco war mir wichtig. So wichtig wie mein eigenes Leben. Nein, eigentlich war er noch wichtiger als das.
 

Ich saß draußen, auf einer der Bänke an der Steinmauer des Schlosses. Es war ein wenig kalt und windig, aber trotzdem war ich lieber hier, als drinnen, neben Draco. Ich wusste, dass ich jetzt wahrscheinlich sowohl Draco als auch Blaise Sorgen bereitete, aber ich hatte es einfach nicht mehr ausgehalten. Ich hatte nicht drinnen bleiben wollen.

Plötzlich spürte ich, wie sich mir zwei Arme um die Schultern schlangen und ein schlanker, fester Körper sich von hinten gegen mich drängte. Leise schluchzend schloss ich die Augen und lehnte den Kopf zurück. „Blaise…“ „Hm?“ Der Dunkelhäutige küsste meine Stirn. „Ich hab ihm wehgetan, nicht?“ „Ich weiß es nicht.“ Erschrocken riss ich die Augen auf. Er war nicht zuerst bei Draco gewesen? Warum nicht? Er… er war doch viel wichtiger als ich! Draco… „Du hättest zuerst mit ihm reden sollen, nicht mit mir! Mir geht es gut! Geh… geh und frag… frag ihn, ob ich ihm wehgetan hab!“ „Frag ihn selber.“ „Nein!“, rief ich und riss die Augen auf, wollte mich in seinen Armen umdrehen. Blaise hielt mich in genau der Position, in der ich mich befand. Ich weinte immer noch. Schloss die Augen, lehnte den Kopf zurück und ließ die Tränen einfach über meine Wangen rollen.

„Bitte, geh zu ihm. Frag ihn, ob es ihm gut geht. Ich… er will mich doch nicht bei sich haben!“ „Glaubst du das wirklich?“ Ich hielt inne. „Glaubst du das wirklich?“, wiederholte Blaise, „Glaubst du, dass Draco dich nicht um sich haben will? Er liebt dich!“

„Blaise, das… das hat er gesagt. Draco hat gemeint, er will sich von mir fernhalten, damit ich keinen Liebeskummer habe.“ „Aber den hast du. So oder so. Rede mit ihm! Außerdem ist es doch dein Liebeskummer. Wenn du bei ihm bleiben willst, und den Schmerz ertragen kannst…“ „Ja, Blaise, das will und kann ich, aber er würde sicher sauer werden, wenn ich mich so einfach seinen Anweisungen widersetze!“

„Seinen Anweisungen?“ Blaise schnaubte, ließ mich endlich los und setzte sich neben mich auf die Bank, zog mich wieder in seine Arme und hielt mich fest. „Seinen Anweisungen?“, wiederholte er wieder, „Bist du sein Hauself? Anweisungen… ich glaub es ja nicht, du gehorchst ihm aufs Wort, was?“

„Nein! Ich… Mann Blaise, ich würde ihn nur nerven. Ich meine… es geht ja nicht nur um mich, Draco muss… er muss sich ja auch von mir lösen, wegen seiner Familie, also…“ „Hallo? Taylor, es geht hier nicht nur um Draco, sei mal egoistisch! Du willst ihn doch auch, oder?“ „Blaise! Es geht nicht um meine Wünsche!“

Einige Sekunden herrschte Schweigen, dann fragte Blaise: „Warum nicht?“ „Weil… ich bin nicht wichtig. Ich werde auch so glücklich. Ich hab dich und Mike und Sam. Wen hat Draco, wenn nicht seine Familie? Also muss er sie glücklich stimmen, nicht? Damit sie ihn akzeptieren, damit er jemanden hat! Draco braucht das Ansehen seiner Familie! Das macht ihn glücklich und ich will, dass er glücklich ist!“ „Draco hat uns. Dich und mich.“ „Aber… Blaise, Draco hat sich entschieden. Für seine Familie. Gegen mich… das… das muss ich… muss ich einfach… akzeptieren.“ Wieder weinte ich. Blaise zog mich fest an seine Brust und ließ mich.

„Du bist ein sehr, sehr lieber Junge, Taylor. Du bist so hilfsbereit… bis zur Selbstaufopferung“, stellte er leise fest. Das war kein Vorwurf, es klang deutlich in seiner Stimme. Es war… fast ein wenig stolz. Ich konnte spüren, wie er mich streichelte.

„Hallo ihr beiden… darf… darf ich mich zu euch setzten?“ Ich blickte auf. Lawrence stand neben uns. Ich nickte schwach und er ließ sich neben Blaise nieder. Der zog mich mit einem Arm an seine Brust und Lawrence mit dem anderen. Unsere Köpfe lagen fast nebeneinander an den Körper des Älteren gelegt und ich bat leise: „Sag mir, wenn ich ihn dir wegnehme.“ „Tust du nicht.“ „Danke.“ Lawrence nahm meine Hand, drückte sie kurz und sah mich liebevoll an. Ich wusste, dass ich Lawrence vertrauen konnte… mehr denn je. Ich hatte hier nur so unglaublich liebenswürdige Personen getroffen.

Ich stand den Tag durch. Blaise war da und Lawrence war da und ich ignorierte Draco so gut es ging. Nicht, weil ich ihn plötzlich hasste oder dergleichen, nein, es lag vor allem daran, dass es mir nur so möglich war, normal zu leben… zu vegetieren.

Beim Mittagessen saß ich ganz normal neben dem Älteren. Meine Hände zitterten und ich sah, dass seine daneben auch bebten. Wir wollten einander berühren. Aber wir würden nicht. Durften nicht.
 

Ich zog mich vor Draco zurück. Natürlich tat ich das, er wollte es ja so. Es fiel mir schwer, ich weinte die halbe Nacht und gab mich aufgesetzt fröhlich am Tag. Blaise und Lawrence heiterten mich auf, sie versuchten es zumindest. Ich gab ihnen das Gefühl, sie wären erfolgreich. Und weinte nachts wieder.

Doch dann, irgendwann Mitte Mai bemerkte ich, dass ich Blaise und Lawrence zu sehr einnahm. Denn Draco hatte niemanden mehr hier, er schikanierte Greg wieder, er hing mit ihm und Pansy ab und ich hörte ihn nachts auf und ab gehen. Ich wollte hinaus zu ihm, ihn in meinen Arm nehmen, ihn festhalten und ihm sagen, dass ich da war, dass ich ihn liebte und dass Blaise und Lawrence auch da waren. Ich hielt mich jedes Mal zurück.

Draco hatte also niemanden mehr, der ihm etwas bedeutete. Ich fühlte mich so verdammt schuldig, weil ich ihm seinen besten Freund weggenommen hatte. Doch ich wusste, würde ich es Blaise sagen, so würde er nur den Kopf schütteln und sagen, dass ich mir keine Sorgen machen solle. Dass er sich aufteilen könne. Also sagte ich nichts. Ich zog mich nur zurück.

Leider war das auch nicht so gut, nach etwa einer Woche bemerkte Blaise es. Er stöberte mich in der Bibliothek auf, wo ich in einer Ecke an einem Tisch saß, über ein Buch gebeugt, das mich nicht mal interessierte. Eigentlich starrte ich nur die Seite an und versuchte nicht zu heulen.

„Ha, erwischt!“, grinsend ließ er sich mir gegenüber auf die Bank fallen. Ich sah kurz auf, tat dann aber wieder so, als würde ich mich auf das Buch konzentrieren.

„Warum weichst du mir aus?“ „Tu ich nicht. Es tut mir leid, wenn dir das so vorkommt. Ich… lese nur in letzter Zeit viel.“ „Tay, du gehst mir und Lawrence aus dem Weg. Du machst nichts mehr mit uns. Wir würden gerne mehr Zeit mit die verbringen!“ „Warum… wollt ihr nicht mal Zeit mit Draco verbringen? Ich meine… er war dein bester Freund. Ist dein bester Freund. Kümmere dich um ihn. Verlier ihn nicht! Tu ihm nicht weh!“ Einige Sekunden schwieg Blaise, dann wanderte seine Hand in mein Blickfeld, er umfasste mein Kinn und zwang mich aufzusehen. Er lächelte und das ließ mich irgendwie unsicher werden. „Weißt du, woran mich das erinnert?“ Ich schüttelte den Kopf. „Damals, Anfang des Schuljahres, da hielt ich dich im Arm. Du hast geschlafen… und da sagte Draco genau dasselbe zu mir. ‚Tu ihm nicht weh.’ Tja… letztendlich tut er dir weh, nicht?“

Ich presste fest die Lippen aufeinander und doch rollten langsam ein paar Tränen über mein Gesicht. Blaise wischte sie weg. „Ihr werdet beide nicht um euch kämpfen, oder?“ Ich schüttelte leicht den Kopf. Nein. Wir würden nicht kämpfen. Ich wollte ihm nicht auf die Nerven fallen und er würde den Weg seiner Familie gehen. Ich wollte auch gar nicht, dass er kämpfte. Ich wollte nicht, dass er unglücklich war. Und doch konnte ich es nicht verhindern.

„Kümmere… kümmere dich um Draco, bitte. Ich… es ist leichter für mich, als für ihn. Er braucht dich jetzt dringender.“

Blaise seufzte, gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn, dann stand er auf und wuschelte mir durchs Haar. „Ihr seid euch so furchtbar ähnlich… er hat genau dasselbe gesagt, als ich eben mit ihm geredet hab…“ Damit verschwand Blaise und ließ mich mit meinen Gedanken allein.

Draco opferte seine Freundschaft zu Blaise für mich. Warum nicht auch seine Familie? Heftig schüttelte ich den Kopf. Eigentlich wollte ich ihm weder das eine noch das andere nehmen.
 

Es gelang mir doch, Blaise auf Abstand zu halten, aber das machte die Sache weder leichter noch schwerer. Blaise ging zwar auf meinen Wunsch ein und versuchte, sich möglichst gleich unter uns aufzuteilen, aber obwohl ich wusste, dass Draco nicht alleine war, war ich immer noch in Sorge… und so furchtbar eifersüchtig auf diese Astoria Greengrass. Natürlich, ich ließ mir nichts anmerken, aber ich war kein Heiliger. Und ich liebte Draco. Ich akzeptierte seine Entscheidung, aber weh tat sie trotzdem.

Und irgendwann, nach dem wir es doch bis fast zum Ende des Monats geschafft hatten, da konnte ich einfach nicht mehr. Ich kollabierte an meiner Trauer. Ich brauchte Draco wie die Luft zum Atmen und ich wollte nicht sehen, wie er litt.

Eines Nachts, als er wieder durch den Schlafsaal ging – und ich hörte ihn leise schluchzen – da konnte ich einfach nicht mehr. Energisch riss ich die Vorhänge auf und sah ihn an. Draco erwiderte meinen Blick aus tränennassen Augen.

„Was willst du?“, fragte er. Ich konnte nicht antworten. Ich wollte ihn nicht so sehen müssen, so traurig, so verzweifelt. Ich wollte ihn im Arm halten dürfen.

„Draco… ich kann nicht ohne dich… lass mich nicht alleine, oh bitte!“ „Hatten wir das nicht schon im Zug?“, fragte er und wischte sich mit der Hand über die Augen. Ich wusste, dass ich auch anfing zu weinen. „Ich dachte ich kann… aber ich kann nicht. Gib… gib mir die Zeit bis zum Abschluss, ich flehe dich an, Draco!“

Der Blonde kam auf mich zu, nahm mein Gesicht zärtlich in seine Hände und flüsterte: „Es ist doch nur zu deinem Besten! Du kommst darüber hinweg und dann tut es nicht mehr weh!“ „Aber nicht hier! Nicht wo ich dich ständig vor Augen hab! Bitte… bleib bei mir, bis zum Abschluss!“

Draco legte schluchzend die Stirn an meine und unsere Tränen vermischten sich auf meiner Haut. „Ich will dich nicht nur bis zum Abschluss… ich weiß nicht, was vernünftiger ist, dich jetzt loszulassen oder uns bis zum Abschluss damit zu quälen… ich kann nicht mehr klar denken, Taylor!“ „Ich will nicht mehr klar denken… bitte… bitte… ich komm damit klar…“

Er küsste mich und der Kuss schmeckte nach Tränen und nach bitterer Liebe, aber ich wollte mehr davon, unbedingt. Heftig zog ich ihn an mich und wir weinten, als wir auf meinem Bett lagen, uns in den Armen hielten und immer und immer wieder küssten.

Kapitel 16

Was danach geschah, blieb geheim. Es war für alle geheim, nicht mal Blaise durfte davon wissen. Nach außen hin sah es immer noch so aus, als würden wir uns ignorieren und uns so gut wie möglich aus dem Weg gehen. Es war seltsam, Blaise anzulügen. Ich wollte es eigentlich nicht, ich hasste Lügen… trotzdem nahm ich sie auf mich. Ich fühlte mich schrecklich, wenn ich in die schokobraunen Tiefen sah, wenn ich die Sorge darin erhaschte… ich wollte nicht, dass er sich sorgte! Aber ich würde nichts sagen. Kein noch so kleines Fünkchen durfte nach draußen dringen, sonst wäre die Beziehung sofort zerstört und Dracos Leben wahrscheinlich gleich mit. Und ich würde alles tun um das zu verhindern!

Aber es war doch so schwer diszipliniert zu bleiben! Ihn nicht in einer Tour anzusehen, beim Mittagessen, im Unterricht, im Gemeinschaftsraum… mich nicht auf seine Stimme zu konzentrieren, die ich doch unter allen anderen heraushören konnte, klar und fanfarenartig… einfach unauffällig zu bleiben, niemanden spüren zu lassen, dass da mehr war… aber ich tat mein Möglichstes, damit niemand etwas davon mitbekam. Damit niemand wusste, dass Draco nicht bereit war, Astoria zu heiraten. Er würde es tun, doch bis zum Abschluss war er mein. Nicht am Tag. Natürlich nicht, das wäre doch zuauffällig gewesen. Jemand hätte uns entdecken können.

Ich hatte die Nächte. Nachts, da gehörte er alleine mir. Manchmal saßen wir die halbe Nacht in meinem Bett und redeten, über dies und das, Gott und die Welt. Es war so schön. Draco war ein guter Gesprächspartner, er blieb höflich und fair. Ich wusste genau, dass er auch sehr, sehr unfair werden konnte, aber in solchen Diskussionen, die man nur zum Spaß und Meinungsaustausch führte, da war er fair und ließ sich auch gerne andere Sichtweisen erklären. In der Hinsicht war er durchaus neugierig. An wieder anderen Tagen lagen wir nur beieinander. Küssten uns halb besinnungslos. Es war ein wunderbares Gefühl und mein Magen schien Saltos zu schlagen, wenn er mich berührte. Ich bekam Herzklopfen, wenn er mich nur ansah. Ich wusste, dass das, psychisch wie physisch wahrscheinlich nicht so gesund war. Wir wussten, dass es nicht gut war. Und wollten doch nicht aufhören.

Es lief immer ähnlich ab. Wir warteten bis alles schlief, dann huschte er herüber. Ein Rascheln, dann war er in mein Bett geschlüpft. Kerzen schwebten unter dem Baldachin, das Bett war mit einem Silentio belegt und wir lagen nebeneinander. Draco und ich.

Ich kam damit klar. Wirklich, ich kam damit klar, ich machte mir keine Sorgen, ich war nicht traurig… doch, das war ich. So sehr ich versuchte mich vom Gegenteil zu überzeugen, in Wirklichkeit war ich traurig.

Ich war traurig, weil ich ihn nicht in der Öffentlichkeit berühren durfte. Kein noch so flüchtiges Streicheln, keine starke Brust zum Anlehnen, keine sanften Lippen, die mich liebkosten… aber für das, was wir hatten, würde ich selbst Höllenqualen ertragen. Für die wenigen, nächtlichen Stunden die wir glücklich waren.

Natürlich, es war nicht paradiesisch. Es hätte schöner seien können, weniger Schmerz, der bitter in jeder Berührung mitschwang, weniger Zeitdruck, der sich schwer auf unsere Gemüter legte. Wir wussten, dass unser Glück endlich war. Nur noch ein Monat… ein einziger, kurzer Monat.

Und es wurde immer schlimmer. Unsere wenige, gemeinsame Zeit wurde auch noch durch die Prüfungen beschnitten, für die wir lernten und lernten. So oft schafften wir es kaum noch wach zu bleiben, schliefen eng aneinander geschmiegt sofort ein. Keine Gespräche, kein Kuscheln. Natürlich, es war auch so schön, warm und so wunderbar geborgen in seinen Armen… aber irgendwie machte es mich traurig, dass wir nicht mal mehr die Abende hatten.

Trotzdem. Ich genoss es, dass ich ihn hatte. Und dann kam dieses Wochenende Anfang Juni, dass mich so verdammt wütend machte.

Es war der erste Juni. Ein Samstag und Draco und ich lagen in meinem Bett. Ich konnte spüren, dass etwas ihn bedrückte, ich spürte es ehrlich gesagt schon seit Mittwoch. Ich hatte ihn darauf angesprochen, klar, doch er hatte meine Bedenken mit einem Kuss und einem „Mach dir keine Sorgen, mein Kleiner!“ beiseite gewischt. Ich hatte ihn nicht nerven wollen und nicht weiter nachgefragt, seine Abwesenheit und den Schmerz in seinem Blick ertragen. Wenn er keine Hilfe wollte, dann durfte ich mich ihm nicht aufdrängen.

Doch heute, heute war es besonders schlimm. Draco lag neben mir, eine Hand streichelte meinen Bauch und er starrte nach oben, an den grünen Baldachin.

„Draco?“ Einige Minuten vergingen, ohne dass er reagierte. Vorsichtig richtete ich mich ein wenig auf. Er schreckte auf, als mein Bauch unter seiner Hand wegrutschte. „Was ist denn los?“, wollte er wissen. „Du hast nicht reagiert, als ich dich angesprochen hab. Ich mache mir Sorgen.“ „Entschuldigung… ich war in Gedanken… mach dir keine Sorgen mehr….“, murmelte Draco. Sachte fuhr er durch mein Haar. Ich genoss einige Minuten die sanfte Hand, dann fragte ich, leise und vorsichtig: „Worüber hast du nachgedacht?“

Draco seufzte, dann setzte er sich auf. Erschrocken sah ich zu ihm hinauf. Hatte ich zuviel gefragt? „Komm… komm mal bitte her, Taylor…“, bat er und öffnete seine Arme für mich. Misstrauisch klettere ich auf seinen Schoß und ließ mich an seine Brust drücken. „Sei mir jetzt nicht böse, aber ich muss dir was sagen… eigentlich… ich weiß es schon seit Mittwoch, aber ich konnte es dir nicht sagen… versprichst du mir, nicht sauer zu sein?“ Ich nickte. Wieder seufzte der Blonde, dann, ganz unvermittelt, platzte er heraus: „Astoria kommt heute hierher und bleibt bis Sonntag!“

Ich zuckte zusammen. Doch sagen tat ich nichts. Ich wusste nicht was. Mir war ein wenig schwindelig, dann atmete ich weiter und der Schwindel ließ nach. Immer noch schwieg ich. Was sollte ich jetzt denken? Wie sollte ich mich verhalten? Was sollte ich tun?

„Taylor?“ Ich spürte, wie Draco den Arm ein wenig zurücklegte, sodass ich ein wenig mehr in die Waagrechte rutschte. Er hielt mich im Arm wie ein Kind. „Geht es dir gut?“ Ich nickte. Draco küsste mich zärtlich. Einen Moment ließ ich es zu, dann schob ich ihn vorsichtig ein Stück weg. „Erklär es mir.“ „Was genau?“ „Alles.“ Draco seufzte. Dann jedoch begann er zu erzählen: „Sie wird zum Mittagessen hier ankommen und dann im Mädchenschlafsaal, bei ihrer Schwester schlafen. Ich… werde wohl die meiste Zeit mit ihr verbringen. Und… und… ich weiß nicht, wie sie sich verhalten wird. Sei nicht eifersüchtig, was immer auch passiert! Du weißt, dass ich das tun muss und dass ich dich liebe, und nur dich!“ „Du bist nicht mein. Ich liebe dich auch, aber… wir dürfen nicht. Das… das hier ist zeitlich begrenzt. Ich weiß, dass ich dich nur noch einen Monat habe… also muss ich das akzeptieren.“

„Kling nicht so kühl… bitte… nicht so abschließend…“, flüsterte Draco und seine Tränen tropften auf mein Gesicht. Bedächtig fasste ich nach oben und wischte sie weg. „Warum nicht? Es ist wahr so, Draco, und das weißt du. Es tut mir doch auch leid…“

„Wir sollten glücklich sein, dass wir wenigstens ein wenig Zeit miteinander haben, stattdessen liegen wir hier auf dem Bett und weinen um die Wette…“, murmelte Draco und wie er mich so hin und her wiegte wie ein kleines Kind, da wirkte er fast ein wenig irre.

Ich ließ mich in seinen Armen halten und vergrub das Gesicht an seiner Brust. Es stand mir nicht zu, zu weinen. Eigentlich sollte es so sein. Draco und Astoria… und ich alleine. Wir hätten uns gar nicht erst gegen das Schicksal stellen dürfen. Weil wir es doch taten und unvernünftig handelten, mussten wir es eben so aushalten. Und ich war bereit, den Schmerz zu ertragen. Doch manchmal fraßen mich die Schuldgefühle beinahe auf, weil ich nicht wusste, ob ich Draco den Schmerz zumuten durfte.

Draco verließ bald darauf mein Bett. Niemand durfte merken, dass er nicht in seinem lag. Als ich aus meinem Bett kletterte, saß er auf seinem. Sonst war niemand da. „Du bist so schön…“, flüsterte er, als ich mein Pyjamaoberteil auszog. Sofort lief ich rot an.

Draco lächelte schwach, dann ließ er sich nach hinten fallen und blickte hinauf an den grünen Baldachin. Ich zog mich schnell an und verließ dann den Raum.
 

Den ganzen Morgen waren wir beide, Draco und ich, aufgeregt. Klar, wir gingen uns aus dem Weg wie immer, aber ich spürte es einfach. Man spürte es einfach. Draco verbrachte den Vormittag im Gemeinschaftsraum und lief vor dem Kamin auf und ab. Ich saß auf der Couch, Blaise und Lawrence mir gegenüber, und las ein Buch. Eigentlich strichen mir die Gedanken nur sinnlos durch den Kopf. ich verstand nicht, was ich las.

„Setz dich hin, Draco!“, lachte Daphne auf, „Ich weiß gar nicht, warum du so nervös bist!“ Der Blonde stieß nur ein Knurren aus, blickte die Brünette böse an und brachte sie so zum Schweigen. Ohne etwas zu sagen lief er weiter auf und ab.

Ich war gar nicht glücklich, über Dracos Laune. Ich mochte es nicht, wenn er traurig war. Oder so angespannt wie jetzt. Ich hatte Draco gerne glücklich und harmonisch. Denn dann war er ein wirklich netter, hilfsbereiter Mensch. Wenn er schlecht drauf war, dann war er unerträglich.

„Hey Großer…“, meinte Blaise, stand auf und ging auf Draco zu, um ihn in den Arm zu nehmen. Draco winkte ihn weg. „Lass mich, Blaise!“

Der Schwarzhaarige seufzte, dann kam er mit einem Schulterzucken zurück. Ich nickte. Blaise hatte gewusst, dass ich mir – trotzdem ich ja eigentlich in seinen Augen von Draco getrennt war – Sorgen machte und Draco lieber fröhlich wusste. Deswegen hatte er versucht, durchzudringen. Ich war ihm dankbar dafür.

Nach dem Mittagessen saßen Blaise, Lawrence und ich auf der riesigen Marmortreppe in der Eingangshalle.

Ich hatte Blaise und Lawrence weisgemacht, dass ich rasend eifersüchtig sei und deswegen in der Halle säße. So sehr war das nicht mal gelogen, ich war eifersüchtig. Und ich wollte unbedingt die Frau sehen, die mir Draco genommen hatte… mit der Draco den Rest seines Lebens verbringen musste. Hatte sie ihn verdient? Wie auch immer, ich würde es akzeptieren. Natürlich würde ich das, so war schließlich die Abmachung. Aber ich wollte doch wenigstens mal sehen, wer es war. Wie sie war. Da kam mir ihr Besuch eigentlich ganz gelegen.

Ich war nicht sicher, was Draco von meiner Anwesenheit bei Astorias Ankunft hielt. War er sauer? Oder glücklich, weil er mich dabei hatte? Man sah ihm an, dass er angespannt war, er lief nämlich wieder auf und ab, nun eben in der Eingangshalle. Alle anderen Schüler waren hinauskomplimentiert worden und machten es sich auf der warmen Sommerwiese bequem. Nur wir fünf, Blaise, Lawrence und ich, sowie Draco und Daphne Greengrass, waren noch im Schloss. Oder jedenfalls in der Eingangshalle.

Ich spürte, wie Blaise meine Hand griff. Zärtlich drückte er sie. Ich hatte so ein seltsames Gefühl im Magen, ein nervöses Flattern. Tief atmete ich noch mal durch, als sich plötzlich die große Flügeltür öffnete.

Das eintretende Mädchen war objektiv gesehen ganz hübsch. Sie war zierlich und blond, blass und aristokratisch wie Draco. Lächelnd breitete sie die Arme aus und rief hell: „Draco, wie schön dich zu sehen!“ Sie nahm ihn in den Arm, küsste ihn links und rechts und nahm dann ihre Schwester in den Arm, um die genauso zu küssen.

Ich biss mir fest auf die Lippen. Ich mochte sie nicht, das war mir gleich klar. Sie schien mir so… aufgetakelt. Blaise streichelte mit dem Daumen über meinen Handrücken. Ich biss mir fest auf die Lippe. Die Hauselfen trugen ihr dutzende Koffer hinterher.

„Miss Greengrass, es ist schön, Sie hier zu sehen!“, war auf einmal eine Stimme hinter und zu hören. Wir drehten uns um. Oben an der Marmortreppe stand Professor McGonagall. Sie warf uns einen bösen Blick zu, während sie herunterkam, dann, als sie vor der deutlich Kleineren stand, reichte sie ihr eine Hand.

„Es freut mich auch, Professor!“, antwortete die Jüngere kokett, „Ich bedauere auch, dass ich nicht hier studieren kann… tragisch, tragisch… aber… nun ja, was will man machen, nicht? Man muss seinen Verpflichtungen ja nachkommen, nicht wahr, Draco?“ „Sicher“, antwortete er kühl. Ich konnte beinahe sehen, wie es unter seiner Maske brodelte.

Die Schulleiterin nickte weise. „Nun ja… wie gesagt, ich bin sehr froh Sie zu sehen. Wie verhält es sich mit der Gesundheit Ihres Vaters?“ „Oh, er ist wohl auf, es wird ihn freuen zu hören, dass Sie sich nach ihm erkundigt haben!“, strahlte die Blonde. Das Lachen war so gelogen, dass ich mich ernsthaft wunderte, warum ihre Nase nicht wuchs, wie in dem Märchen, dass mir Sam einst vorgelesen hatte. Auch Professor McGonagall antwortete mit einem Lächeln, dann fuhr sie fort: „Ich muss leider um Verzeihung bitten, aber ich habe nicht allzu viel Zeit, Sie wissen ja wie das ist, wenn man wichtige Geschäfte zu regeln hat. Ich hoffe Sie haben einen guten Aufenthalt hier im Schloss!“ „Oh, sehr vielen Dank, Professor!“, erwiderte Astoria. Professor McGonagall machte eine scheuchende Handbewegung in unsere Richtung, als sie die Treppe hinaufging.

Natürlich gefiel es ihr gar nicht, dass wir das schöne Bild der Ankunft verschandelten, wenn doch eine der reichsten Töchter des Landes zu Besuch kam. Natürlich, Daphne gehörte eigentlich auch zur Familie, aber sie war weder blond noch sonderlich hübsch. Also war Astoria zur wichtigsten Tochter geworden. Und die Greengrass Familie war reich und spendete Hogwarts eine Menge Geld. Ich verstand durchaus, dass man es sich mit solchen Menschen nicht verscherzen durfte. Soviel Slytherin steckte selbst in mir.

„Na, wie wäre es, Daphne, zeigst du mir mein Zimmer?“, wollte Astoria nun süßlich wissen und ihre ältere Schwester nickte und winkte Astoria hinter sich her. Die Hauselfen folgten schweigend und ohne eine Aufforderung.

Draco fuhr sich durchs Haar, dann knurrte er uns an, weil wir ihn dabei sahen und rauschte Richtung Kerker.

„Na der ist ja gut drauf…“, murmelte Blaise. „Kein Wunder“, erwiderte ich leise. Blaise wuschelte mir seufzend durchs Haar, dann standen er und Lawrence auf. „Wenn wir hier fertig sind, dann würde ich jetzt rausgehen. Kommst du mit, Law?“ Der Blonde nickte und sah auffordernd zu mir. Ich zögerte. Ich wollte eigentlich nicht mit nach draußen. Am Liebsten würde ich mich in die Bibliothek verziehen.

„Du musst nicht!“, erklärte Blaise ernst. Er merkte immer noch, was ich wollte. „Ich würde… lieber in die Bibliothek gehen…“ „Vergrab dich da nicht“, bat Lawrence besorgt, doch die beiden verschwanden nach draußen. Ich saß noch einen Moment auf der Treppe, dann stand ich auf und ging hinauf in die Bibliothek.

Ich verbrachte fast den ganzen Nachmittag lesend. Dann, so gegen vier Uhr, drang helles Lachen vom sonst stillen Gang, gemischt mit Dracos Stimme. Sein Lachen klang so viel schöner! Aber man hörte, dass es nicht echt war. Und das machte mich ein wenig traurig.

„Dies ist unsere Bibliothek, Astoria. Sie ist natürlich nicht so reichhaltig wie die von Malfoy Manor… aber was will man machen, nicht?“ „Weißt du Draco…“, ich spürte einen Stich im Herzen, als ich aufblickte und sah, dass sie ihm sanft über den Oberarm streichelte, „…vielleicht solltest du auch über einen Privatlehrer nachdenken, mein Liebster. Es ist so viel besser! Kein nerviger Pöbel, keine schnippischen Lehrer… ach Draco, Liebster!“

„Oh, ich muss sagen, dass es wirklich Spaß macht, den Pöbel den ganzen Tag zu demütigen. Meiner Meinung nach würde mir etwas entgehen, würde ich nicht meine Jugend damit verbringen, Menschen nach meinen Wünschen zu schikanieren und zu formen!“ „Oh wie Recht du hast!“ Ich biss die Zähne zusammen, sonst hätte ich unweigerlich damit geknirscht. Biest!

Sorry, dass das Kapitel diese Woche ein bisschen später kommt, ich hab's irgendwie einfach verpennt... wusste ja, dass noch was zu tun war -.-

Ich wünsche trotzdem noch viel Spaß mit dem Kapitel, auch wenn es ein bisschen verspätet ist...
 

Kapitel 17:

Es kam noch schlimmer. Ich hielt mich immer mit dem Gedanken bei Laune, dass sie ja nur bis morgen Mittag da sein würde. Gleichzeitig fühlte ich mich elendig, wenn ich daran dachte, dass Draco sein Leben mit der Frau verbringen sollte. Ich wusste, dass sie nicht gut für ihn war. Aber… es war seine Entscheidung. Kein Wort würde ich verlieren, außer er fragte nach. Das würde er aber nicht. Er wusste eigentlich auch so, was ich von ihr hielt.

Am Abend, beim Essen, saß sie neben mir. Sie roch aufdringlich nach Parfüm. Aber sie hatte exzellente Tischmanieren und sie machte auf mich ganz den Eindruck einer Dame, die wirklich in diese Schicht passte. Ich fand nur nicht, dass Draco dahin gehörte. Natürlich, er war wunderbar, er war aristokratisch, intelligent und ich konnte ihn mir so richtig als edlen Geschäftsmann vorstellen. Nur in dieses Getue passte er nicht.

Irgendwie hatte ich kaum Appetit. Kein Wunder, ich konnte einfach nicht essen, wenn Astoria neben mir saß. Einige Bissen würgte ich runter, dann stand ich einfach auf. „Entschuldigt mich.“ Damit verschwand ich. Ich wollte nicht noch mehr Zeit mit ihr verbringen müssen, deswegen war ich den ganzen Abend in der Bibliothek. Lawrence gesellte sich später zu mir, doch zum Glück versuchte er nicht, mit mir darüber zu reden. Ich wusste nicht, ob ich in der Verfassung, in der ich war, gut genug lügen könnte. Schließlich durfte nichts auffallen. Gerade heute war es besonders schwer. Wo ich sie ständig sehen musste. Sehen, wie es sein würde.

Kurz vor der Sperrstunde machte ich mich also auf den Weg in den Gemeinschaftsraum. Ich hatte mich wieder beruhigt. Ich war bereit den beiden erneut gegenüber zu treten. Dachte ich. Lawrence bat mich, Blaise von ihm zu grüßen, wenn er denn wach war – der hatte sich wegen andauernder Müdigkeit ins Bett gelegt – und erklärte, dass er nichts dagegen hätte, öfter mit mir in die Bibliothek zu gehen. Ehrlich gesagt hatte ich den Abend auch genossen.

Ich war also dementsprechend glücklich, als ich hinab in den Kerker ging. Ich flötete das Passwort geradezu und trat ein.

Fest, fest biss ich mir auf die Unterlippe um nicht zu schreien. Astoria saß auf Dracos Schoß und die beiden küssten sich. Ich hatte ein verdammtes Stechen in meiner Brust. Es tat weh, sie so zu sehen. Gleichzeitig wusste ich, dass es eigentlich richtig so war. Dass das, was wir taten, falsch war.

Leise huschte ich hinauf in den Schlafsaal. Eigentlich wollte ich mich in mein Bett legen, aber als ich Blaise Bett sah, kam mir der Gedanke, dass ich gerne von jemandem gehalten werden würde. Durfte ich einfach so? Würde… würde Blaise sauer werden, wenn ich zu ihm ins Bett kletterte? Auf der anderen Seite sollte ich ihm ja auch noch einen schönen Gruß von Lawrence ausrichten.

Vorsichtig zupfte ich den Vorhang ein wenig auseinander. Es war warm in Blaise Bett. „Blaise?“, fragte ich zaghaft. Ich wollte ihn nicht wecken. Oder nerven.

„Tay… was ist denn…?“ „Ich also… ich wollte nicht nerven… aber Lawrence… also, ich soll dir einen schönen Gruß ausrichten.“ Blaise drehte sich um und sah mich an. Dann öffnete er plötzlich seine Arme für mich. „Komm her, mein Hübscher!“ Langsam kletterte ich zu ihm und kuschelte mich an seine Brust.

„Was ist denn los?“, fragte er leise. „Gar nichts…“ „Du weinst.“ „Nein.“ Blaise rieb mir mit den Fingerspitzen über die Wange und hielt sie mir dann vor die Augen. Sie waren feucht. „Was ist denn jetzt los?“, fragte Blaise sanft nach. „Ich… gar nichts. Es ist nichts. Kannst du einfach…“ „Hmm… ich halte dich einfach fest. Ich bin einfach da, wenn du das willst.“

Blaise duftete. Ich spürte seine streichelnden Hände. Hier gelang es mir, zu verdrängen, was ich gesehen hatte. Einfach den Kopf leer zu machen. Und zu schlafen.
 

Irgendetwas berührte meinen Knöchel. Sanft. Zärtlich. Streichelnd. Träge öffnete ich die Augen ein Stück. Blaise hielt mich immer noch umschlossen. Einen Moment blickte ich mich richtig verpeilt um, dann fiel mir das blasse Gesicht in dem Spalt des Vorhangs auf. Ich erschrak so fürchterlich, dass ich nicht mal schreien konnte. Es war besser so.

Draco legte einen Finger auf seine Lippen. „Shh…“, murmelte er. „Ich will dich so gerne sehen. Ich warte auf dich, drüben.“ Dann war er weg. Ich lag in den wunderbaren, kräftigen Armen von Blaise und überlegte.

Wollte ich ihn sehen? Natürlich. Ich wollte ihn sehen. Ich wollte ihn immer sehen. Ich würde gerne in seinen Armen liegen. Aber… er hatte Astoria geküsst. So sollte es ja sein. Aber es hatte mich eben getroffen. Sollte ich mir ein wenig Zeit lassen, das zu verarbeiten? Aber die hatten wir eigentlich gar nicht. Wollte ich ihn jetzt in diesem Moment an meiner Seite?

Ja. Ich entschied, dass ich ihn wollte. Vorsichtig befreite ich mich aus Blaise Umarmung. „Wo willst du hin?“ „In mein Bett… tut… tut mir leid, Blaise… ist nicht so, dass ich nicht bei dir sein will, aber…“ „Mein Bett steht dir immer offen…“, murmelte Blaise, dann drehte er sich auf den Bauch. Zärtlich deckte ich ihn zu und streichelte kurz seinen Nacken. Er seufzte glücklich, dann murmelte er: „Ich hab dich lieb, Tay…“

Draco lag auf meinem Bett und starrte an den Betthimmel. Seine Arme waren unter seinem Kopf verschränkt. Als ich zu ihm kletterte blickte er mich an. „Du bist… wirklich zu mir gekommen…“ Ich nickte schwach, zog die Vorhänge zu und legte noch einen Silentio darauf.

Es war dunkel im Bett. Ich konnte sein Gesicht nur noch schwach erkennen. Einen Moment zögerte ich, dann streckte ich die Hand nach ihm aus. Draco nahm sie und legte sie auf seine Wange.

„Legst du dich hin?“ Ich kam seiner Bitte nach. Kuschelte mich an seine Seite. Er legte den Arm um meine Schulter. Schweigen lastete über uns, dann hakte er nach: „Du hast es gesehen?“ Ich nickte nur. „Ich… ich wollte das nicht. Aber ich muss.“ „Ich weiß.“ „Ich… Taylor! Am liebsten würde ich dich küssen, immer nur dich!“ Er rollte sich über mich, dann küsste er mich wieder und wieder. „Ich will sie nicht!“, wimmerte er, während seine Tränen mein Gesicht benetzten und seine Finger sich in mein Haar krallten. Ich strich sanft über seinen Rücken.

„Mach dir keine Sorgen. Ich bin bei dir… bis zum Abschluss.“ „ICH WILL DICH ABER NICHT NUR SO KURZ!“ Ein trauriges Lächeln legte sich auf meine Züge. Eigentlich hätte ich jetzt sagen müssen: ‚Es war deine Entscheidung!’ Aber ich sagte es nicht. Ich wusste, dass ich ihn damit nur kränken würde. Und nachdenklich machen. Vielleicht würde er all seine Träume über den Haufen werfen. Und das würde er sicher einmal bereuen.

Draco lehnte seine Stirn auf meine, sah mich an, dann legte er das Gesicht in meine Halsbeuge. „Darf ich so hier liegen bleiben, oder magst du noch was sagen, fragen, anregen?“ Ich lief rot an. Was anregen. Ich kicherte ein wenig.

Einen Moment schweigen, dann kommentierte Draco mit unterdrücktem Lachen in seiner Stimme: „Ich wusste nicht, dass mein Kleiner so versaut ist.“ „Sorry. Ich… bin ich normalerweise nicht!“ „Für so was ist normal Blaise zuständig. Aber… ich finde dich süß. Darfst gerne öfters so denken.“ Ich würde versuchen es nicht zu tun. Irgendwie war’s schon peinlich.

Ich erschauderte, als ich Dracos Lippen an meiner Halsbeuge spürte. „Möchtest du schlafen?“ „Weiß nicht.“ Draco lachte leise. Ich lief wieder rot an und strich ihm zaghaft über den Rücken. Er angelte nach dem Zauberstab, machte eine kurze Bewegung und deckte uns zu.

Ich war beinahe eingeschlafen, als Draco fragte: „Bist du eigentlich eifersüchtig?“ „Warum?“, wollte ich misstrauisch wissen. „Interessiert mich einfach.“ Ich gähnte leise. Als ich den Mund gerade öffnete um zu einer Antwort anzusetzen, schüttelte Draco den Kopf und erklärte: „Ich frag dich morgen noch mal, wenn du wach bist. Du weißt jetzt eh nicht, was du sagst.“ „Ich bin eifersüchtig. Es steht mir nicht zu, weil ich eigentlich der Böse in diesem Spiel bin, aber ja, ich bin eifersüchtig. Es tut mir leid.“ „Du bist nicht der Böse. Eigentlich tun wir beide Unrecht. Aber… ich könnte nicht damit aufhören. Ich liebe dich. Nicht sie. Aber was will ich tun. Ich muss sie heiraten, zum Wohl der Familie.“

Ich nickte schwach. Rational war ich seiner Meinung. Aber… was ich fühlte… es fühlte sich so falsch an, wenn ich die beiden zusammen sah. Lag das jetzt daran, dass ich ihn liebte und eifersüchtig war, oder war es wirklich falsch? Eigentlich war es egal. Dracos Entscheidung. Aber es fühlte sich schrecklich an, ihn in die – meiner Meinung nach – falsche Richtung rennen zu lassen. In sein Unglück.
 

Als ich am Morgen erwachte, war das Bett leer. Ich war zugedeckt und neben mir, auf dem Kopfkissen, lag ein kleiner Pergamentfetzen:
 

Mein lieber, lieber Kleiner,

es tut mir leid, aber Astoria erwartet mich. Und es darf niemand sehen, dass ich in deinem Bett genächtigt habe. Was auch immer heute passiert, sei dir gewiss, dass ich dich liebe. Jedem Kuss mit Astoria zum Trotz.

Draco
 

Dracos Brief ließ mich fast in Glückstränen ausbrechen. Auf der anderen Seite durfte er sich aber nicht zu sehr in die Liebe zu mir steigern. Er würde es sonst nicht schaffen, sich von mir zu trennen. Ich durfte danach weinen, er nicht. Niemand in seinem Umfeld durfte erfahren, dass er traurig war.

Vielleicht hätte ich doch nicht zulassen dürfen, dass wir wieder etwas miteinander hatten. Aber ich wollte es so furchtbar. Ich brauchte ihn so sehr.

Als ich hinunter in den Gemeinschaftsraum ging, hörte ich bereits auf der Treppe Astorias helles Gelächter. Ich hasste dieses Geräusch. Draco lachte auch. Es klang hohl und falsch. Leer. Und irgendwie traurig. Und zu wissen, dass Draco traurig war, war fast noch schlimmer, als Astorias Stimme lauschen zu müssen.

Ich sah ihn aus dem Augenwinkel, als ich den Gemeinschaftsraum Richtung Kamin durchquerte. Draco, Astoria, Daphne, Pansy und Greg saßen auf der Couch. Ich konnte die Langeweile und den Schmerz auf seinem Gesicht sehen.

Einige Minuten verbrachte ich mit Schweigen und ins Feuer blicken, dann setzte sich jemand neben mich. Ich sah auf. Theodore Nott hatte sich neben mich gesetzt. „Guten Morgen“, nuschelte er. „Guten Morgen“, erwiderte ich. Wieder verfielen wir in Schweigen. Erwartete er etwas von mir? Ein Gespräch? Oder irgendetwas?

„Taylor, ich wollte fragen, ob du beim Komitee für den Abschlussball mitmachen möchtest. Professor McGonagall hat uns aufgetragen, dass wir, das Schulsprecherpaar, uns ein paar vertrauenswürdige Leute suchen sollen, die uns helfen.“ Es ehrte mich wirklich, dass Theodore mich für vertrauenswürdig hielt. Ich überlegte einen Moment. Es wäre gut, wenn ich des Nachmittags etwas zu tun hätte. Dann könnte ich mich von Draco ablenken. Würde ich es mit dem Lernen hinbekommen? Ja. Das würde gehen.

„Ich würde dir gerne helfen, Theodore. Wenn du das möchtest.“ „Dankeschön!“, antwortete Theodore und er wirkte erleichtert. „Also… wir würden gerne heute Nachmittag das erste Treffen ansetzen! Um fünfzehn Uhr in der Großen Halle?“ „Ich werde da sein!“, erwiderte ich.

Theodore stand auf und entfernte sich wieder und ich fühlte mich glücklich und fast ein wenig stolz. Helfen bei den Vorbereitungen zum Abschlussball! Das war eine große Verantwortung!
 

Ich ließ das Frühstück ausfallen um nicht wieder neben Astoria sitzen zu müssen. Das mochte sehr kindisch klingen, war mir aber egal. Ich ignorierte das anhaltende Bauchgrummeln weitestgehend. Es war peinlich, klar, vor allem weil es in der Bibliothek nicht so laut war und Lawrence und Blaise mir gegenüber alles mitbekamen.

„Tay. Du musst was essen!“, rügte Blaise mich. „Keinen Hunger“, erwiderte ich. Lüge. Ich hatte Hunger. Ich hatte nichts gegessen. Normalerweise aß ich morgens, dann bekam ich erst mittags wieder Hunger. Heute hatte ich kein Frühstück gehabt.

Eine halbe Stunde hörte Blaise sich das an, dann stand er auf, schlug dabei mit den flachen Handflächen auf den Tisch und befahl: „Komm mit!“ Madam Pince zischte ein „Ruhe in der Bibliothek!“ als Blaise mich bei der Hand packte und mit einem „Sind gleich wieder da, Süßer!“ seinen Lawrence beruhigte.

Blaise zerrte mich durch all die Korridore und Treppen hinab in die Eingangshalle und von dort über einen Gang – nicht den zu den Kerkern sondern den auf der anderen Seite der Marmortreppe – den ich noch nie gegangen war. „Wohin gehen wir, Blaise?“, fragte ich ein wenig ängstlich. „Küche!“, erwiderte er knapp.

Küche? Wir hatten eine Küche? Natürlich, wo würde sonst das prächtige Essen herkommen?

Wie ein Wahnsinniger eilte Blaise vor mir den Gang entlang und ich folgte ihm, zu schnell für meinen Geschmack, dann hielt Blaise so plötzlich an, dass ich ihn beinahe über den Haufen gerannt hätte.

Wir standen vor dem Gemälde einer großen, silbernen Obstschale, gefüllt mit Früchten. Blaise streckte die Hand aus und kitzelte die grüne Birne, die sich einen Moment wand, nur um sich dann in einen Türgriff zu verwandeln. Blaise öffnete die Tür und betrat den Raum. Ich folgte ihm.

Es war ein Gewölbe, groß und voller Hauselfen, die sich jetzt um uns drängten. „Leute, der junge Mann hier braucht was zu essen!“, donnerte Blaise und ich rief: „Nein, macht euch keine Umstände!“, doch da waren schon etwa zwanzig Hauselfen mit Silbertabletten um uns herum versammelt, auf denen sich die Köstlichkeiten türmten.

Peinlicherweise begann mein Magen in diesem Moment wieder zu Knurren. Blaise warf mir einen ‚Siehst du, hab ich’s dir nicht gesagt?’-Blick zu, dann machte er eine ausladende Handbewegung. „Bedien dich! Das machen sie gerne!“ Die Hauselfen geleiteten mich zu einem kleinen Hocker in einer Ecke, wo Blaise mich gleich draufdrückte. „Ihr wollt mich alle zum Essen zwingen, was?“, fragte ich, ein wenig amüsiert. Die Hauselfen und Blaise nickten.

Ich aß also – ich zwang Blaise sich auch etwas zu nehmen, sonst kam ich mir so… egoistisch vor – und als ich fertig war, da war es bereits halb drei.

Mit dankbarem Gemurmel verabschiedete ich mich von den glücklichen Hauselfen, mit einem Kuss auf die Stirn von Blaise – ich wurde beim Weggehen sogar rot, als ich daran dachte, was ich getan hatte – und eilte hinüber in die Große Halle.

Kapitel 18:

Theodore und eine junge Frau mit buschigem, braunem Schopf saßen bereits am Slytherintisch als ich eintrat. Sie blickten auf und Theodore lächelte. „Taylor!“, rief er und winkte mich zu sich. Ein wenig nervös ging ich hinüber und setzte mich den beiden gegenüber.

„Taylor, das ist Hermine Granger, die Schulsprecherin!“, stellte er vor. Schüchtern gab ich ihr die Hand, sie schüttelte sie und sagte warm: „Schön dich kennen zu lernen, Taylor!“

Ich fühlte mich wohl mit den beiden. Sie bezogen mich sofort in ihre Planung mit ein und auch die anderen, die inzwischen in die Halle kamen, waren sehr nett.

Aus Slytherin war noch Tracey Davis dabei. Gryffindor wurde außer von Hermine noch von Parvati Patil und für mich überraschenderweise (weil Draco nur Schlechtes über ihn erzählt hatte) von Neville Longbottom vertreten, von Ravenclaw waren Terry Boot und Padma Patil dabei und Hannah Abbott und Ernie Macmillan vertraten Hufflepuff.

Wir waren also zehn Leute, die gemeinsam am Tisch saßen und beratschlagten, wie wir die Feier organisieren wollten. Und was ich sehr gut fand, dass wir alle gefragt wurden. Vor allem Hermine setzte sich dafür ein, dass alle gleichberechtigt waren und so machte auch ich den ein oder anderen Vorschlag.

Zwei Stunden später hatten wir uns also wenigstens schon mal auf ein Konzept geeinigt. Die Feier würde am Neunundzwanzigsten stattfinden, um acht Uhr abends würden wir beginnen. Die Abschlussschüler und ihre Familien würden sich hier zur Zeugnisvergabe treffen, dann würden wir Essen und hier ein wenig feiern. Um zehn würden wir uns dann auf den Weg machen und hinauf in den Raum der Wünsche gehen, wo wir auch noch vorbereiten wollten.

Wir entschieden also, uns noch einmal zu treffen, am nächsten Samstag. Dann würden wir die Dekoration andiskutieren und uns aufteilen, damit wir Gruppen für die restliche Ausarbeitung der Dekoration, für die Musik und für das Essen bilden konnten.
 

Als ich hinter Theodore und Tracey (die sich angeregt über unsere Planung unterhielten) her in den Gemeinschaftsraum hüpfte, war ich glücklich. Es hatte mir wirklich Spaß gemacht für das Abschlussbankett und die anschließende Feier mitzuplanen. Ich stellte fest, dass Theodore und Hermine sich wirklich die richtigen Leute ausgesucht hatten. Nett, intelligent und fantasievoll. Wir waren eine richtig gute Truppe. Wir konnten gut miteinander arbeiten. Schnell, aber effizient. Und es machte nebenher auch noch Spaß. Ich merkte, dass die meisten dabei recht lustig waren. Und alle besondere Eigenschaften hatten, die der Sache sehr nützlich waren: die Parvati-Zwillinge waren etwas oberflächlich, aber sehr nett und unglaublich begabt in Dekorationen, Hannah war realistisch, Ernie vorlaut, Terry hatte einen wunderbar trockenen Humor und Tracey gab sich viel Mühe alles genau zu planen. Theodore schien sich hervorragend mit Musik auszukennen, Hermine hatte ein hohes Magieniveau und Neville (von dem ich das Bild eines dummen, kleinen, tollpatschigen Jungen gehabt hatte) erwies sich als ein hervorragender Vermittler.

Alles in allem hatte ich das Gefühl, dass das ein wunderbarer Abschlussball werden würde. Ich freute mich richtig darauf.

Blaise winkte, als ich den Gemeinschaftsraum betrat. Er saß bei Draco auf dem Sofa, deswegen beließ ich es bei einem Nicken in seine Richtung, ehe ich nach oben in den Schlafsaal ging um mir mein Buch zu holen, das ich auf meinem Nachttisch deponiert hatte. Damit setzte ich mich an einen der Tische am Rand des Gemeinschaftsraumes, unter eines der großen Bullaugen, die direkt in den See gingen. Draußen, im schlammig-grünen Wasser schwamm ein großer, hässlicher Fisch vorbei. Einen Moment betrachtete ich ihn fasziniert, dann schüttelte ich amüsiert den Kopf und wand mich meinem Buch zu.

Einige Minuten vergingen, dann, als ich umblätterte, fiel mir das kleine Fetzchen Pergament auf, das zwischen den Seiten klemmte. Etwas misstrauisch faltete ich es auseinander und blickte einen Moment verblüfft auf die Schrift, die ich sofort als Dracos erkannte:
 

Geh nicht zum Essen. Ich warte im Schlafsaal.

Draco
 

Ich zog eine Augenbraue hoch und traute mich, einen ganz, ganz kurzen – und wie ich hoffte sehr unauffälligen – Blick zu Draco zu werfen, der sich immer noch mit Blaise unterhielt. Draco zeigte kein Anzeichen von… was auch immer. Er wirkte ganz normal. Der Brief war aber ganz sicher von ihm.

Und das ließ mich stutzig werden. Das machte er nie. Wir trafen uns nie am Tag. Wir trafen uns nie, wenn wir nicht ganz sicher sein konnten, dass keiner es merkte. Das durften wir nicht. Wir mussten aufpassen. Jeden Moment aufpassen. Und jetzt fragte er nach so etwas? So unvorsichtig und leichtsinnig durften wir nicht sein… und so war er nicht!

Trotzdem. Ich würde hingehen. Wenn er darum bat, dann würde ich da sein. Er bestellte mich ja nicht umsonst dorthin.
 

Ich ging also nicht zum Essen. Blaise kam auf mich zu und fragte danach, doch ich schüttelte den Kopf und erklärte, dass ich keinen Hunger habe. „Dann kannst du ja bei Draco bleiben. Er hat sich hingelegt“, erklärte er Schulter zuckend. Dann setzte er sich an die Spitze des Abschlussjahrgangs, als Dracos Vertretung.

Der Gemeinschaftsraum war nahezu leer und ich huschte hinauf in den Schlafraum. Wie lange würden die anderen beim Essen bleiben? Hatten wir zwanzig Minuten? Würden wir so lange brauchen? Was wollte Draco überhaupt? Es gab nur eine Möglichkeit das herauszufinden. Ich atmete noch einmal tief durch und drückte die Tür zum Schlafsaal auf.

„Du bist da.“ Draco lag auf meinem Bett. Schnell lief ich nach drüben, kletterte zu ihm und zog die Vorhänge zu. Fast nebenbei legte ich einen Silentiodarauf, dann sah ich ihn angespannt und neugierig gleichzeitig an. „Du… du wolltest reden?“, fragte ich atemlos. Draco deutete nach vorne, zum Fußende und meinte: „Weil ich dich vom Essen abhalte.“ Ein Tablett stand dort, gefüllt mit Sandwiches und Snacks.

Aber ich hatte keinen Hunger. Ich sah ihn nur auffordernd an. Er sollte mir jetzt endlich erzählen, warum er sich so seltsam verhielt!

„Du… warst heute Nachmittag beim Abschlusskomitee?“ Ich nickte. „Freust du dich auf den Abschlussball?“ Wieder nickte ich. Freute sich nicht jeder auf den Abschlussball? „Das ist schön für dich. Weißt du… ich freu mich nicht. Weil ich nicht einsehe, warum wir den Tag unserer Trennung feiern sollten!“ Draco hatte sich mit den letzten Worten richtig in Rage geredet. Er war ein wenig rot auf den Wangen und funkelte mich böse an.

Ich biss mir auf die Unterlippe. Eigentlich hatte Draco ja Recht. Warum freute ich mich darauf? Ich hatte verdrängt, dass wir uns an diesem Tag würden trennen müssen. Dass das unsere letzte Nacht sein würde. Der Vorwurf, dass ich das auch noch mit vorbereitete war klar und deutlich herauszuhören. Aber… es hatte mir soviel Spaß gemacht! Ich wollte weiterhin im Komitee mitarbeiten, das machte mich stolz, glücklich!

„Aber…“, setzte ich also an. Draco packte mich bei den Schultern. „Ich hab ja nichts dagegen, wenn du mal egoistisch bist, aber nicht in der Sache! Taylor, ich will…“ Er unterbrach sich. Überlegte. Dann legte er mir die Hand an die Wange. Auf einmal ganz sanft. „Nein. Tu was du willst. Wenn… nein, ich kann dir nicht verbieten, deinen Abschluss zu feiern.“ Draco machte Anstalten aufzustehen, doch ich hielt ihn am Arm fest. „Bleib. Bitte.“ Draco setzte sich wieder.

Ich zögerte, atmete tief durch, dann machte ich mich dazu bereit, einmal in meinem Leben wirklich zu sagen, was ich wollte: „Draco, ich will nicht feiern, dass wir uns trennen müssen. Aber… es ist so lustig im Komitee und es beschäftigt mich den Nachmittag über. Weißt du, ich vermisse dich den ganzen Tag. So kann ich mich davon ablenken. Bitte, sei mir nicht böse, aber ich will weitermachen.“

Draco stand jetzt endgültig auf, kletterte aus dem Bett und drückte mir, der ich fast schon austickte, weil er ohne ein Wort ging, einen Kuss auf die Lippen. „Ich bin dir nicht böse.“ „Kommst du heute Abend wieder?“ „Natürlich.“

Der Blonde verschwand und ich saß alleine auf dem Bett. Natürlich. Ich hätte nicht mitmachen sollen… ich hatte doch nicht mehr daran gedacht, dass dieser Tag der Tag unseres Abschieds sein würde. Ich hatte mich doch nur so gefreut, dass Theodore mich gefragt hatte.

Vielleicht sollte ich wirklich aufhören. Ich könnte Theodore sagen, dass… dass ich das mit dem Lernen nicht noch nebenbei hinbekam. Aber eigentlich wollte ich nicht. Hermines Lächeln kam mir in den Sinn und der Spaß, den wir gehabt hatten. Durfte ich denn tun was ich wollte? Draco… ich verstand ihn nicht so ganz. Seine Reaktion. Warum hatte er das Gespräch überhaupt angezettelt?

Vorerst würde ich jedenfalls nichts sagen. Ich würde heute Abend – so wenig ich mir meine verbleibende Zeit mit Draco verderben wollte – mit ihm darüber reden und wenn ich denn aufhören wollte, dann würde ich Theodore morgen davon in Kenntnis setzten.

Ich legte mich hin und griff nach einem der Sandwiches. Mann. Ich verstand hier alles nicht. Ich wollte noch mal darüber reden. Ich wollte unbedingt verstehen! Ich wollte Draco verstehen!
 

Ich aß das, was Draco mir zum Abendessen gebracht hatte und schob das Tablett dann unter mein Bett. Da würde es keiner finden um dumme Fragen zu stellen. Außer den Hauselfen, die das ganze dann diskret entsorgen konnten.

Dann zog ich mich schnell um und kuschelte mich mit meinem Buch wieder ins Bett. Eine Viertelstunde etwa las ich, dann öffnete sich ein Spalt in den Vorhängen und ein dunkles Gesicht grinste mich an. „Hallo mein Schöner!“, säuselte Blaise, „Darf ich zu dir ins Bett klettern?“ Ich nickte mit einem Lächeln und genoss ehrlich, wie er kichernd zu mir unter die Decke rutschte, mich in seine Arme zog und mir einen kleinen Kuss auf die Haare drückte.

„Alles okay bei dir?“ „Natürlich.“ Blaise sah mich kurz abschätzig an, dann wechselte er das Thema und fragte: „Wie war’s heute Nachmittag beim Komitee?“ „Es war…“ Ich überlegte. War es schön gewesen? Ja, natürlich, aber… durfte ich es überhaupt als schön empfinden?

„Ja, es war schön!“, erklärte ich. „So klingst du nicht.“ Ich antwortete nicht. Ich durfte gar nichts sagen. Was sollte ich auch? Keiner durfte davon wissen, dass Draco und ich uns immer noch liebten. Uns immer noch trafen. Blaise dachte, dass ich es abgeschlossen hätte. Eifersüchtig, klar, aber abgeschlossen.

Blaise hielt mich noch ein wenig im Arm, dann fragte er: „Bist du sehr böse, wenn ich jetzt verschwinde? Weißt du, ich wollte eigentlich bei Law übernachten!“ „Nee! Los, ab mit dir!“ „Willst du mich loswerden?“, fragte er, mit so leidender Miene, dass ich unwillkürlich lachen musste. „Nein, ganz und gar nicht. Aber ich nehme dich dem Ärmsten schon genug weg. Ich häng immer bei euch. Sagt mir, wenn es euch zu viel wird!“ „Es wird nicht zu viel. Du wirst nicht zu viel. Wir haben dich doch lieb!“ Blaise lachte, kletterte aus dem Bett, hauchte ein letztes: „Gute Nacht!“ und verschwand dann. Ich kuschelte mich in meine Kissen und ehe ich es richtig merkte, schlief ich auch schon.

Ich schlief noch nicht allzu tief, als Draco ins Bett kletterte, deswegen bemerkte ich ihn und wachte auf. Träge blinzelte ich und streckte mich ein wenig. Draco kraulte mein Kinn und ich legte noch im Halbschlaf den Kopf in den Nacken, um ihm Platz zu geben.

„Hab ich dich geweckt?“ Ich antwortete nicht sondern genoss. Er schien es zu merken, denn er schmunzelte ein wenig. Minutenlang liebkoste er mich, dann, als ich weitestgehend wach war, fragte ich leise: „Können wir reden?“ Draco runzelte die Stirn, nickte aber. Ich konnte mir vorstellen, dass er sich fragte, worüber ich reden wollte.

„Sei nicht sauer, aber ich wollte noch mal wegen dem Gespräch von vorhin fragen.“ Draco zuckte die Schultern und erwiderte nur ausdruckslos: „Frag!“ Ich wurde unsicher. Hatte ich ihn jetzt schon zornig gemacht. Ich schluckte unbehaglich, spürte aber, wie er unter der Bettdecke die Hand an meine Hüfte legte, wo ein Streifen nackter Haut zwischen Oberteil und Hose des Pyjamas hervorlugte. Er versuchte nicht, sich den Hautkontakt zu vergrößern. Seine Hand war warm und fest. Irgendwie… sicher.

„Warum… warum hast du mich überhaupt darauf angesprochen?“ Draco seufzte und vergrub den Kopf für einen Moment in meinem Kissen. Die Hand blieb wo sie war. „Die Frage.“ Draco schien zu überlegen, dann gestand er ein: „Ich war ganz einfach sauer. Ich wollte nicht, dass du da was feierst. Wir trennen uns. Aber… Mann, während wir geredet haben, hab ich eingesehen wie kindisch das war. Ich hab vollkommen überreagiert. Versteh bitte, ich musste mich den ganzen Vormittag mit Astoria rumschlagen. Und dann sagt Blaise, dass du die Feier zu unserer Trennung organisierst!“ Ich wollte einwerfen, dass ich ja nicht explizit unsere Trennung feiern wollte, doch Draco winkte ab und fuhr fort: „Jedenfalls sehe ich darin immer nur dieses eine Ereignis. Und deswegen… na ja, war ich ein wenig angefressen. Ich muss mich entschuldigen, wenn ich dir irgendwie wehgetan habe.“ „Hast du nicht. Ich hab dich nur nicht so ganz verstanden. Du bist also nicht sauer, wenn ich Spaß an den Vorbereitungen habe?“ „Gott bewahre nein!“, rief er aus und gab mir einen Kuss auf die Lippen. „Ich bin nie sauer, wenn du glücklich bist!“

Wir schwiegen und er sah mich nur zärtlich an. Ich spürte, wie meine Lider immer schwerer wurden. Bald konnte ich sie nicht mehr offen halten. „Müde?“ „Hmm…“ Dracos Finger spielten mit dem Saum meines Oberteils.

„Ich liebe dich“, murmelte er und seine Lippen waren ein warmer Hauch auf meinen. Die Hand an meiner Hüfte hielt mich fest und sicher. Ich fühlte mich so geborgen.

Kapitel 19:

Die Woche verging wie im Flug. Wir mussten noch härter arbeiten und die Lehrer schienen keine Gnade zu kennen. Wir lernten und lernten und lernten. Meistens waren Draco und ich nachts zu müde um über irgendetwas zu reden, also lagen wir nur beieinander, kuschelten ein wenig (Draco wusste, dass ich das liebte) und schliefen dann Arm in Arm ein. Ich war glücklich. Die Trennung rückte mir jeder Stunde, jeder Minute, ja sogar jeder Sekunde unwiederbringlich ein Stück näher, aber ich war glücklich.

Am Samstag war das nächste Treffen des Komitees angesagt. Wir wollten die Gruppen einteilen. Vorausschauend wie unsere beiden Schulsprecher waren, hatten sie das schon erledigt und fragten uns nun nach unserer Meinung. Aber wir hatten nichts zu bemängeln, alle waren zufrieden damit und so fand ich mich also mit Hermine zusammen am unteren Ende des Slytherintisches, wo wir beratschlagen konnten, wie denn der Raum der Wünsche gestaltet werden sollte. Hermine hatte anscheinend keine genaue Ahnung und auch noch keine Vorstellung.

Mit einem Schmunzeln erzählte sie mir, dass sie selbst in den Ferien nie auf Partys ging, weil ihre Eltern – beide Muggelzahnärzte – das nicht so gerne sahen. Außerdem hatte sie eigentlich nie wirklich Lust dazu gehabt.

Ich hatte auch nie wirklich Lust auf Ausgehen oder Party machen gehabt. Mit wem denn? Ich war ja alleine gewesen. Na gut, Mike und Sam hatten mich ein paar Mal mitgenommen, jetzt, nach meinem sechzehnten Geburtstag. Oder in den Osterferien, als ich bereits siebzehn war. Aber vor allem arbeitete Mike nicht nur in einem Cafe, sondern aushilfsweise auch manchmal noch in einer Bar, in die er mich und Sam schon ein paar Mal geschleppt hatte. Mir hatte der Gästeraum dort immer schon gefallen. Da Hermine kaum eigene Ideen dazu hatte – sie vertraute mir auch an, dass sie eigentlich nur hier war, weil so bei einem anderen Team genau so wenig hätte helfen können – ließ sie mir bei der Gestaltung völlig freie Hand, sodass ich den Raum vollkommen nach meinen Wünschen würde gestalten können. Dabei würde sie dann wieder sehr helfen.

Ich zeichnete also erstmal einen Plan. Ein quadratischer Raum sollte es sein und – da wir mittlerweile ja doch schon alle volljährig waren – ein wenig verrucht. Ich entschied mich für die Farben schwarz und lila, wie in der Bar, die ich als Vorbild hatte. Ein langer, lila Tresen, durch Vorhänge abgetrennte Sitzecken und in einer Ecke ein Pult für die Musik. Um die kümmerten Terry und Theodore sich. Hermine colorierte meine Zeichnung mit ihrem Zauberstab, dann blickte sie darauf und fragte ganz ernst: „Du willst nicht zufällig Architekt werden, oder?“ Ich schüttelte den Kopf. Nein. Architektur mit Magie hörte sich zwar ganz spannend an, aber ich hatte mich eigentlich für etwas ganz anderes entschieden. Heiler.

Hermine bekam große Augen, als ich es ihr erzählte. „Wow. Ein hochtrabendes Ziel. Glaubst du, dass du es schaffst?“ „Ich hoffe es!“, erwiderte ich mit einem nervösen Lächeln. Hermines Lächeln war warm. „Ich hoffe es auch! Ich drück dir ganz fest die Daumen!“
 

Als ich Draco am Abend von meinem Gespräch mit Hermine erzählte, schwieg er. Ich saß zwischen seinen Schenkeln und konnte daher sein Gesicht nicht auf Anhieb sehen, also legte ich den Kopf in den Nacken. „Ist irgendetwas nicht in Ordnung, Draco?“, fragte ich zögerlich nach. Er hielt die Zähne zusammengepresst und blickte über mich hinweg. „Alles okay“, stieß er hervor. Ich streichelte die Hand, die auf meinem Bauch lag. Er war ganz verkrampft. „Was ist denn?“

Zischend ließ er die Luft entwichen, dann sagte er tonlos: „Sie ist ein Schlammblut.“ „Warum sagst du so was?“ „Es stimmt.“ Ich antwortete nicht. Warum musste er auf ihr rumhacken? Warum musste er sie jetzt ohne Grund beleidigen? Ich wusste, dass sie eine Muggelgeborenen war, aber er musste doch nicht mit Beleidigungen um sich werfen! Hermine war nicht schlechter als alle anderen!

Einige Minuten vergingen, dann fragte Draco säuerlich: „Schmollst du jetzt?“ „Ja!“, antwortete ich ohne nachzudenken. „Warum?“, wollte er mit Engelsgeduld wissen. „Hermine ist ein sehr netter Mensch. Und man kann ganz toll mit ihr arbeiten. Draco, Voldemort ist endlich verschwunden, bitte, fang jetzt nicht an seine Ideologie aufleben zu lassen. Das ist falsch und sinnlos! Mir ist klar, dass nicht jeder Muggel hier einfach von uns erfahren darf, aber warum macht man immer noch diesen Unterschied? Ich denke, dass Hermine besser ist als viele Reinblüter hier!“

„Das war eine Ansage“, murmelte Draco. Dann: „Ich mag sie trotzdem nicht.“ „Ich schon!“ Ja, ich war schnippisch, aber irgendwie machte Draco mich gerade richtig sauer. Aber er schien auch nicht gerade fröhlich gestimmt zu sein.

Minuten vergingen in Schweigen und ich beruhigte mich wieder, dann wollte ich ganz leise und ein wenig kleinlaut wissen: „Bist du sauer?“ „Nein.“ „Du klingst sauer.“ „Bin ich nicht. Lass uns das Thema vergessen. Wie kommst du mit den Wiederholungen für die Prüfung nach?“

So viel Angst ich auch hatte, ihn zu verärgern, aber ich wollte jetzt nicht über Prüfungen reden. Eigentlich wollte ich jetzt über gar nichts reden. Ich wollte jetzt erstmal die Beleidigung für Hermine verarbeiten, weil ich sie wirklich gern hatte. „Kann ich schlafen?“ „Soll ich gehen?“ „… nein. Ich will nur nicht mehr reden.“

Draco seufzte, legte sich hin und ich drehte mich von ihm runter, sodass er einen Arm um meine Schulter legte. Ich mochte die Position. Vor allem wenn er sich drehte, wie jetzt, und den zweiten Arm über mich legte, um mich in seine Brust zu ziehen. In seiner Umarmung.

Ein wohliger Seufzer entkam mir und ich hörte sein Schmunzeln. „Du bist süß. Selbst wenn du wütend bist.“ Ich antwortete nicht. Ich wusste ja selbst nicht, ob ich überhaupt noch wütend war.

Am Sonntagmorgen, als ich aufwachte, lag Draco noch neben mir, wach und mich ansehend. „Musst… musst du nicht gehen?“, fragte ich leise. Ich wollte ihn nicht in Schwierigkeiten bringen. „Nee. Meine Vorhänge sind zu und ich hab einen Zauber darüber gelegt. Ein Schwacher zwar, aber er wird ausreichen, damit keiner das Verlangen hat, nach mir zu sehen.“ „Okay…“ Ich kuschelte mich wieder an seine Brust.

So könnte es immer sein. Aufwachen und ihn an meiner Seite haben. Ich verdrängte, dass das nie sein würde. Und ich ihn sowieso nicht mehr lange haben würde.

„Gehst du heute wieder mit Schlammblut zu diesem Komitee?“ Ich knurrte leise. Musste das sein? „Sorry. Granger. Gehst du also mit Granger zu diesem Komitee?“ „Ja.“ „Sind wir zornig, Kleiner?“ Ich sparte mir ein doch recht kindisches: ‚Du hast angefangen!’ und kuschelte mich stattdessen enger an ihn. Ich war so froh zu spüren, wie er mich sofort annahm. Es fühlte sich schön an, zu wissen, dass er nicht richtig sauer war und dass er trotz seiner ein wenig schlechten Laune den Kontakt zu mir suchte.

Am Nachmittag sprachen ich und Hermine noch mal alles durch. Sie erklärte mir, wie ich den Raum der Wünsche zu benutzen hatte und wir probierten es gleich mal aus. Es war nicht ganz so, wie ich es mir vorstellte. Den ganzen Nachmittag tüftelten und probierten wir. Am Ende des Tages war wenigstens der Boden schon mal fertig. Statt schwarzem Holz hatten wir uns jetzt für etwa ein mal ein Meter große, schwarze und weiße Fliesen entschieden, die ein grobes Schachbrettmuster bildeten. Hermine hatte die Idee gehabt, diese von der Bodenleiste aus zu beleuchten und ich hatte den Gedanken weitergesponnen. Jetzt leuchtete das Weiß von selbst in den Bodennebel, der geheimnisvoll über die Fläche waberte.

Die Brünette schien zufrieden. Die Hände in die Hüften gestemmt und das wirre, braune Haar mit einem dicken Haarband gebändigt blickte sie sich um und meinte: „Na das ist doch schon mal was! Wir haben ja noch Zeit!“ Ich nickte und drehte mich im Kreis. Die Wände… was würden wir mit den Wänden machen?
 

Während ich über dieses Problem grübelte verging die Woche. So langsam wurde ich furchtbar nervös. Mit jedem Herzschlag rückte der Abschied von Draco näher. Wir versuchten gar nicht mehr, abends noch miteinander zu reden. Eigentlich drängte ich mich nur an ihn. Er hielt mich fest. Und ich wagte mir gar nicht auszumalen, wie es sein würde, wenn er erstmal weg wäre. Es schien mich innerlich zu zerreißen.

Stundenlang konnte ich einfach weinen. Dracos stumme Tränen benetzten mein Haar. Dann wieder krallte ich mich an ihn. Ich wollte ihn nicht verlassen. Aber das würde ich. Natürlich würde ich.

So oft hatte ich es mir schon ausgemalt, wie es sein würde, der Abschied, wie ich Draco am Bahnhof in London ein letztes Mal in die Arme nehmen würde, ihm ein: „Leb wohl!“ ins Ohr hauchen und dann zu Mike und Sam verschwinden. Je näher der Tag rückte, umso mehr wurde aus dem kalkulierten Gehen ein verzweifeltes an Draco Festklammern, ein unglaubliches Schluchzen, ein ‚Lass mich nicht allein!’ Schreien. Und so sollte es nicht sein.

Und was noch schlimmer war, Dracos Zeit wurde immer kürzer. Am Wochenende war er nicht da, er musste nach Hause, sein Festgewand anprobieren. Einladungen unterzeichnen. Hochzeitsformalitäten regeln. Freitagnachmittag reiste er in sehr schlechter Stimmung ab. Ich war traurig, alleine, stand meinen Alltag unter einer Maske aus Fröhlichkeit durch und weinte mich mal wieder in den Schlaf. Etwas, das ich Draco natürlich nicht erzählen würde.

Wir hatten am Abend auf Freitag miteinander geredet. Draco war so unglaublich sauer gewesen, als er am Nachmittag den Brief erhalten hatte und jetzt lag er auf dem Rücken, drückte meinen Körper an seine Brust und redete sich alles von der Seele: „Ich will nicht weg! Schon wieder ein Wochenende, an dem ich dich nicht sehe! Verdammt, da müssen wir uns schon trennen und dann nehmen sie mir auch noch die paar Nächte mit dir!“ Er hatte geschnaubt und ich hätte fast gelacht. Als er mein leises, glückliches Seufzen gehört hatte, hatte er nach dem Grund gefragt. Sein Herzschlag. Es war schön ihn zu hören. Draco hatte leise Gelacht und dann geschwiegen, damit ich ihn besser hören konnte.

Jetzt war also Samstagnachmittag und Hermine und ich arbeiteten im Raum der Wünsche an der Wandgestaltung. Zusammen hatten wir beschlossen, dass wir in Höhe von etwa einem dreiviertel Meter einen Spiegel anbringen wollten und diesen am oberen Rand mit einer Borde aus Fliesen bestücken. Der Rest der Wand würde mit schwarzem Nadelstreifenstoff bedeckt sein.

Während wir also gemeinsam diesen Stoff erschufen und hin und wieder die Bordüre gegebenenfalls umarrangierten, hatten wir viel Zeit uns zu unterhalten. Hermine schien es sehr gut zu tun, ihre Geschichte über Voldemorts Fall und die letzte Schlacht loszuwerden. Ich hörte ihr bereitwillig zu, erstens, weil ich mich wirklich für die Fakten interessierte, zweitens, weil sie ausgeglichener wirkte, wenn sie sich alles von der Seele reden konnte.

Zwangsläufig erfuhr ich dabei mehr und mehr über Harry Potter. Hermine schien ihn sehr gerne zu haben. Man hörte es aus jedem Wort. Harry Potter war in ihren Augen ein Held. Ihr eigenes Licht stellte sie dabei sehr unter den Schemel. Als ich sie darauf hinwies lächelte sie und meinte: „Ja… Ron und ich haben auch ein wenig geholfen. Aber… ich denke Harry hat sehr viel mehr gemacht. Ohne ihn…“ „Ohne euch hätte ich es nicht geschafft!“

Wir wirbelten herum. „Harry!“, rief die Brünette. Der Schwarzhaarige lehnte im Türrahmen und blickte uns an. Er lächelte. „Ich wollte eigentlich nur wissen, wie’s läuft. Und Taylor mal kennen lernen. Hermine spricht sehr gut von dir!“ Ich lächelte nervös zurück. Harry stieß sich vom Türrahmen ab und kam auf uns zu. Er streckte mir eine Hand entgegen.

Sein Händedruck war warm und fest. „Also, wie läufts hier?“ Harry steckte die Hände in die Hosentaschen und ging im Raum umher. Neugierig betrachtete er alles. „Gut. Morgen machen wir die Innengestaltung und dann sind wir auch schon fertig. Willst du… Taylor, darf ich ihm deine Zeichnungen zeigen?“ „Wenn du magst…“, antwortete ich und spürte, wie ich ganz heiße Wangen bekam. Meine Hände zitterten leicht. Das hier war schließlich Harry Potter!

Hermine zog die Zettel aus der Tasche ihres Umhangs und hielt sie dem Schwarzhaarigen hin. Er faltete sie auf. „Wow. Hast du die gemalt?“, fragte er mich. Ich nickte schüchtern. „Hermine hat sie ausgemalt!“ „Nach deinen Vorgaben!“, lachte sie.

„Ihr beide seid echt gut!“, erklärte Harry. Einige Minuten vergingen in Schweigen, der Schwarzhaarige gab Hermine die Pergamente zurück.

Dann, nach einer Zeit, fragte Hermine streng: „Warum bist du wirklich hier?“ Harry lachte nervös. „Du hast mich erwischt. Ron schickt mich. Als Anstandswauwau!“ Die beiden lachten, dann erklärte Hermine: „Ron ist eifersüchtig auf dich, Taylor!“

Harry setzte sich in die Mitte des Raumes, dann winkte er auffordernd mit den Armen: „Los jetzt! An die Arbeit!“ Wir lachten, während wir mit der Inneneinrichtung anfingen.

Ich hatte richtig Spaß an diesem Nachmittag. Harry und Hermine waren richtig lustig zusammen, der Schwarzhaarige konnte wirklich stundenlang erzählen wenn er wollte, über alles Mögliche redete er. Es ging sogar soweit, dass wir zum Schluss gemeinsam auf dem Boden saßen und uns unterhielten. Erst als die Tür wieder aufging und ein Rotschopf hereinguckte, schreckten wir auf.

„Na, wollt ihr nicht zum Essen?“ Ich blickte erschrocken auf die Uhr. „So spät? Oh… tut mir leid, aber ich muss weg, Blaise wartet auf mich!“ Hermine und Harry winkten, verabschiedeten sich mit einem: „Bis morgen!“ und ich huschte an Ron vorbei aus dem Raum.
 

Blaise saß am Slytherintisch und aß bereits, als ich in die Große Halle lief. „Tay! Na, länger gedauert?“ Ich ließ mich neben ihn fallen, tat mir Bratkartoffeln auf und erzählte ihm erstmal ausführlich von meinem Nachmittag.

„Also hattest du deinen Spaß?“, fragte er sanft und als ich begeistert nickte, da lachte er und wuschelte mir durchs Haar.

Nach dem Essen ging ich hinauf in die Bibliothek, weil Blaise und Lawrence sich im Schlafsaal einrichten wollten. Der Blonde würde heute bei uns übernachten. Ehrlich gesagt freute ich mich schon darauf. Vielleicht könnten sie mich beschäftigen, bis ich müde genug war.

Als ich so alleine an einem Tisch am geöffneten Fenster saß und immer wieder tief die frische Nachtluft ein sog, da landete plötzlich mit einem leisen Laut ein Uhu auf dem Fenstersims. Ich erkannte das braune Tier. Dracos.

Einen Moment sah ich mich ertappt um, doch in der Nähe war niemand. Schnell knotete ich die Nachricht von seinem Bein.
 

Lieber Taylor,

ich hab gerade fünf Minuten Zeit und es einfach nicht mehr ausgehalten. Ich hoffe, dass der Uhu nicht abgefangen wird. Hattest du einen schönen Tag? Ich hoffe es. Ich kann kaum bis morgen um fünf warten, wenn ich zurückkomme.

Ich liebe dich.

Draco
 

Mir wurde warm ums Herz bei der Nachricht. Schnell drehte ich das Pergament herum und kritzelte eine liebevolle Antwort auf die Rückseite, dann schickte ich den Uhu wieder nach draußen.

Ich sah ihm nach bis das braune Gefieder mit der Nacht verschmolzen war. Draco hatte mir geschrieben, einfach nur so. Er hatte schließlich keinen genauen Grund angegeben, außer, dass er es nicht mehr ausgehalten hatte. Das machte mich glücklich, verursachte mir aber auch Bauchschmerzen. Wenn er jetzt schon die paar Tage nicht aushielt… wir würde es nach dem Abschluss werden? Draco… er würde leiden wegen mir. Mein armer Draco.

Mutlos und ein wenig niedergeschlagen klappte ich das Buch zu und schob es ins Regal zurück. Dann ging ich hinunter in die Kerker.

Als ich die Tür zum Schlafsaal öffnete, knallte mir direkt ein Kissen ins Gesicht. „Tay!“, rief Blaise erschrocken und amüsiert gleichzeitig. Er und Lawrence hatten ihre blauen und grünen Kissen im ganzen Schlafsaal verteilt.

„Oh Gott Tay, hast du dir was getan?“, fragte er, fiel aus dem Bett, bei dem Versuch, schnell zu mir zu kommen und krabbelte dann doch zu meinen Füßen. Fragend blickte er zu mir hoch. Ich hielt ihm die Hand hin um ihn aufzuziehen und gab ihm sein Kissen zurück. „Nichts passiert.“ „Wieder schlecht drauf?“, fragte er, legte den Arm um mich und wollte mich zu seinem Bett bugsieren, doch ich entwand mich ihm. „Nee. Ich bin nur müde. Ich glaub ich geh gleich schlafen. Gute Nacht ihr beiden!“

Ohne ein weiteres Wort ging ich hinüber, zog mich um und kletterte ins Bett. Einmal winkte ich den beiden – noch etwas besorgt dreinblickenden – Jungen noch zu, dann schloss ich die Vorhänge und belegte sie mit einem Schweigezauber.

Warum ich nicht zu ihnen gegangen war? Die beiden waren ein Paar, keine Therapeuten. Sie sollten ihren Spaß haben. Und nicht mit meinen Launen kämpfen müssen. Ich hatte so Angst, dass ich irgendwann ihre Beziehung zerstören würde.

Ich vergrub das Gesicht im Kissen. Wäre Draco doch jetzt hier! Im gleichen Atemzug schalt ich mich für den Gedanken. Ich konnte nicht auf Draco hoffen, ich durfte mich nicht zu sehr auf ihn einlassen, sonst würde ich mir nur wehtun. Aber das war blöd. Sich nicht zu sehr auf ihn einlassen… er war die Liebe meines Lebens! Es wäre soviel besser, wenn wir es nie angefangen hätten… wenn ich nie zugelassen hätte, dass daraus Liebe wurde.

Aber was wollten wir denn machen? Wir konnten uns nicht wehren, waren Spielbälle des Schicksals… und wir wollten uns auch nicht wehren.

Kapitel 20:

Es war ungewöhnlich. Ich saß im Raum der Wünsche, blickte auf meine Uhr und wunderte mich. Hermine war bereits zehn Minuten zu spät. Normalerweise kam sie nie zu spät. Hoffentlich war ihr nichts passiert! Unruhig tigerte ich im Raum auf und ab. Wir wollten heute die Inneneinrichtung fertig stellen. Aber darum ging es eigentlich nicht. Fertig würden wir schon werden. Eigentlich war die wichtigere Frage: War ihr etwas passiert? Ich hatte die junge Frau echt gerne! Hoffentlich war nichts passiert!

Sollte ich ihr entgegen gehen? Sofort verwarf ich den Gedanken wieder. Erstens wusste ich gar nicht, wo der Gemeinschaftsraum der Löwen gelegen war, zweitens was sollte ich auch tun, wenn ich denn den Eingang gefunden hatte? Davor stehen und warten? Das konnte ich hier auch!

Schweigend setzte ich mich in die Mitte des Raumes, zappelte mit den Füßen und wartete ab. Ich wurde immer nervöser.

„Endlich!“, seufzte ich, als die Tür aufging, „Ich dachte schon dir ist was-“ Ich brach ab. Nicht Hermine betrat den Raum. Harry. „Hey! Hermine kann nicht, sie hat sich wohl eine Grippe eingefangen, die Ärmste. Was dagegen wenn ich dir helfe?“ Ich schüttelte den Kopf. „Geht es ihr sehr schlecht?“ „Nein, mach dir keine Sorgen! Ist schon okay! Sie will sich nur auskurieren und vor allem dich nicht anstecken!“ Harry lachte, dann kam er auf mich zu, streckte mir die Hand entgegen und half mir auf. Er war ein wenig größer als ich. Und er strahlte so etwas Seltsames aus. Ein wenig wie Draco und doch nicht ganz. Ich wurde nicht schlau aus ihm. Aber ich mochte ihn, keine Frage. „Fangen wir an?“, wollte er mit warmer Stimme wissen. Ich nickte.

Gemeinsam arbeiteten wir nach meinen Plänen den ganzen Nachmittag. Ich begann auch Harry immer mehr ins Herz zu schließen. Er konnte echt witzig sein, er arbeitete effizient und ich war mir sicher, dass man auch sensible Themen bei ihm ansprechen konnte. Wenn ich jedoch nach Draco fragen würde, so würde er wohl ausflippen. Ich wusste ja, dass die beiden nicht sonderlich gut klar kamen. Und ich wusste, dass das Ärger geben würde, sobald Draco zurückkam. Wenn er denn je erfahren würde, dass ich mich so gut mit Harry verstand. Ich war mir nicht sicher, ob ich es ihm sagen sollte. Draco würde sich aufregen. Vielleicht sollte ich aufhören, nette Menschen sofort zu mögen. Schließlich steckte ich mit Draco ja jetzt auch deswegen in der Klemme.

Aber Harry hörte zu. Ich hatte wirklich das Gefühl, als könnte ich ihm alles erzählen. Ich tat es nicht. Ich erzählte ihm von Mike und Sam. Ich erzählte ihm von meinen Jahren auf Beauxbatons. Nur von den lustigen Dingen natürlich, aber Harry hörte auch bei den kleinsten Lächerlichkeiten zu. Das war ein wirklich gutes Gefühl. Wahrscheinlich würde ich ihm nie ganz vertrauen, so wie… nun ja, so wie bei Draco eben.

Harry erzählte im Gegenzug auch von sich. Auch er vermied die schlimmen Themen, stattdessen erzählte er mir von seinem ersten Kuss, von anderen lustigen Ereignissen und der Nachmittag mitsamt der Arbeit verging wie im Flug. Als wir komplett fertig und vollkommen zufrieden mit unserem Werk waren, blickte ich auf die Uhr und stellte entsetzt fest, dass es bereits nach fünf war. Und um fünf war Draco wiedergekommen.

„Oh Gott, sei mir nicht böse, Harry, aber ich muss gehen!“, rief ich erschrocken aus. Harry winkte ab. „Wir sind hier ja fertig! Ich wäre jetzt höchstens noch auf ein Butterbier in die Küche mitgegangen… aber wenn’s so ist, dann geh ich gleich zu Ginny!“ Ich glaubte mich zu erinnern, dass Ginny seine Freundin war, aber eigentlich war es mir im Moment auch egal. Ich wollte wenigstens einen kurzen Blick auf Draco werfen. Wenn wir uns auch erst heute Abend wieder in den Arm nehmen würden können. Wenigstens sehen wollte ich ihn jetzt doch.

Harry nahm mich zum Abschied wirklich überraschend in den Arm. „Meinst du wir können irgendwann noch mal was zusammen machen?“, wollte er wissen. Ich zuckte schüchtern die Schultern. „Gerne!“, erwiderte ich leise. Harry lachte: „Wie bist du nur nach Slytherin gekommen! Ich glaub du hast da bei mir echt grad ein paar Vorurteile abgebaut!“ „Freut mich!“, erwiderte ich ganz ehrlich und brachte Harry damit wieder zum lachen.

Als wir zusammen den Raum der Wünsche verließen und die Tür hinter uns schlossen, hob Harry noch mal die Hand, meinte fröhlich: „Also, wir sehen uns!“ und machte sich dann auf in die Richtung, in der ich den Gemeinschaftsraum der Gryffindors vermutete. Ich wand mich in die andere Richtung und ging hinunter in Richtung Kerker, wobei ich im Treppenhaus beinahe über eine Trickstufe gestolpert wäre. Mein Fuß knickte höchst bedenklich zur Seite weg. Deswegen humpelte ich ein wenig, als ich die Tür zum Gemeinschaftsraum aufstieß. War Draco schon hier? Ich sah mich wie beiläufig im Gemeinschaftsraum um. Nein. Vielleicht war er ja schon im Schlafsaal? Ich beschloss hinauf zu gehen um mein Buch zu holen. Wenn er da war, hatte ich immerhin einen Grund oben zu sein und wenn er nicht da war, so konnte ich mir wenigstens die Zeit vertreiben.

Während ich die Stufen hoch humpelte, beschloss ich, nach einem Zauber für meinen Fuß zu sehen. Den Spruch hatte ich törichter Weise auch vergessen. Wie Mike damals in den Osterferien. Im Gegensatz zu ihm wusste ich jedoch, wo ich den Spruch nachlesen konnte. Obwohl… wahrscheinlich brauchte ich ihn gar nicht. Vielleicht sollte ich dem Fuß nur mal fünf Minuten Ruhe gönnen. Er funktionierte ja noch.

Ich drückte also die Tür zum Schlafsaal auf. Draco war wirklich da. Er war über seinen Koffer gebeugt und stöberte darin rum. Ich sagte kein Wort, aber in mir breitete sich ein richtig warmes, glückliches Leuchten aus. Draco war wieder da!

„Na, hattest du Spaß?!“, fragte er plötzlich und sein Ton klang beleidigt. Sehr beleidigt. Und eiskalt. So sprach er normal nicht zu mir. Ich sah mich um. Meinte er mich? Außer uns war ja anscheinend niemand im Raum. „Was… was meinst du?“, fragte ich unsicher. Draco wirbelte herum und ja, er sah sauer auf, richtete den Zauberstab auf mich und ich zuckte zusammen. Was hatte er vor?

Die Tür schlug hinter mir zu und er versiegelte sie, belegte sie mit einem Zauber, um Eindringlinge abzuwehren, dann ließ er den Zauberstab sinken und kam langsam auf mich zu. Sein Zorn machte mir Angst. „Draco…“, flüsterte ich fast flehend, doch er wischte meine Worte mit einer Handbewegung zur Seite. „Weißt du wie ich mich gefühlt hab? Weißt du das ich dich VERMISST HABE?“ Seine Stimme wurde immer lauter. „Ich hab dich auch vermisst, Draco!“, erwiderte ich leise. Warum schrie er so? Ich wusste mittlerweile, dass er mir nie etwas antun würde. Trotzdem würde ich wahrscheinlich gleich anfangen zu weinen. Ich hasste es, wenn er mich anschrie. Wenn er mich hasste.

„Hör bitte auf zu heulen!“ Wie sollte ich das machen? Ich wischte mir mit beiden Händen über die Augen. Ich gab sicher schon wieder ein erbärmliches Bild ab.

Vorsichtig schob ich Draco zur Seite und humpelte hinüber zu meinem Bett, um ein Taschentuch vom Nachttisch zu nehmen. Heftig putzte ich mir die Nase und ließ das Taschentuch mit einem Wink meines Zauberstabs verschwinden.

„Na, was war jetzt? Hattest du deinen Spaß mit Potter, während ich weg war? Geht das schon länger? Taylor, wenn es dich belastet, dann sag es mir! Dann machen wir Schluss! Du weißt, dass ich das nur für dich tue!“ „Harry?“, krächzte ich erschrocken. Was war denn jetzt los? Was hatte Harry mit der ganzen Sache zu tun?

„Ach Harry ist er jetzt schon? Ich könnte die ganze Zeit heulen, weil du nicht bei mir bist und dann komm ich zurück und freu mich auf dich und dann sehe ich dich da oben mit deinem Harry! Verdammte Scheiße!“ Draco rauschte auf mich zu, stieß mich um, sodass ich auf meinem Bett landete und lehnte sich über mich. Wütend schlug er links und rechts von meinem Kopf auf die Matratze ein. „Verdammt noch mal Taylor!“, flüsterte er und begann zu weinen. „Tu mir nicht so weh!“

Versuchsweise legte ich die Arme um ihn und als er sich nicht wehrte und nur weiterhin schluchzte, drückte ich ihn an mich und flüsterte: „Shh… ganz ruhig!“ „Ganz ruhig?! Ich will nicht ganz ruhig sein! Du hast mich betrogen!“ Draco wehrte sich jetzt trotzdem, doch ich hielt ihn fest. Sofort hörte er auf zu zappeln. „Ich hab dich nicht betrogen… ich würde dich nicht betrügen… nie…“ „Und das soll ich dir glauben?“, fragte er schnippisch, richtete sich wieder auf und sah mir in die Augen. „Bitte“, erwiderte ich.

Draco seufzte, strich mir eine schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht und fragte: „Du hast nichts mit Harry Potter?“ Ich schüttelte den Kopf. „Und mit niemand anderem?“ Wieder vehementes Kopfschütteln. „Und du… du liebst nur mich?“ Dieses Mal nickte ich. Der Blonde seufzte wieder, dann legte er seine Lippen kurz auf meine Stirn. „Entschuldigung für mein Ausrasten. Was ist mit deinem Fuß?“ „Trickstufe.“ „Soll ich ihn heilen?“ „Nein, brauchst du nicht. Ich werde ihn einfach ein bisschen ausruhen!“ Draco legte den Kopf auf meine Brust. Ich wunderte mich ein wenig, weil er das sonst nie tat, aber es fühlte sich sehr gut an. Nach einiger Zeit seufzte er auf und machte Anstalten sich zu erheben: „Komm, ich weiß nicht wie lange die Zauber noch wirken. Die sind nicht besonders stark.“

Draco stand auf und stöberte weiter in seinem Koffer und ich blieb einen Moment auf meinem Bett liegen. Dann drehte ich den Kopf und sah zu ihm hinüber. „Du hast wirklich geglaubt ich würde dich betrügen, oder?“ Draco drehte sich um und wurde rot. Mit einer süßen, verlegenen Geste schob er sich eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht und antwortete: „Ich hab nie gelernt zu vertrauen!“ Ich nickte schwach.

Einige Minuten vergingen, dann stand ich auf. „Ich geh schon runter zu den anderen. Oder soll ich warten?“ „Nein. Das ist wohl… nicht so gut.“ Ich ging zur Tür. Dann fiel mir etwas ein. Ich blieb stehen und fragte leise: „Draco?“ „Ja?“ „Warum können wir in der Öffentlichkeit nicht wenigstens Freunde sein?“

Er antwortete nicht. Plötzlich stand er hinter mir, eine Hand links neben meinem Kopf gegen das Holz gepresst. Draco vergrub das Gesicht in meiner Halsbeuge. Sein Atem prickelte auf meiner Haut. „Weil ich das ganz einfach nicht kann. Nicht mehr. Wir sind keine Freunde mehr, Kleiner. Und das könnte ich nicht spielen. Weil ich zu weit gehen würde.“ „Okay…“, erwiderte ich rau. Draco küsste meinen Hals. Dann trat er zurück. „Geh. Wir sehen uns gleich.“

Ich öffnete die Tür, torkelte ein wenig als ich hinaustrat, atmete erstmal kräftig durch, straffte meinen Körper und ging hinunter in den Gemeinschaftsraum. Wenigstens tat mir der Fuß nicht mehr weh.
 

Draco war also wieder da. Und die letzte, reguläre Woche des Schuljahres begann. Wir wiederholten alles. Die Lehrer wiederholten alles und wir Schüler saßen auch noch bis spätnachts im Gemeinschaftsraum und lernten, merzten Fehler aus, taten was wir konnten. Ich war richtig, richtig nervös. Nächste Woche waren bereits die UTZ-Prüfungen! Da durfte ich nichts verhauen!

Der Druck wurde immer größer. Hannah Abbott war die erste, die es nicht mehr aushielt. Sie wurde mit einem Beruhigungstrank am Montag in den Krankenflügel eingewiesen. Aber sie blieb nicht die einzige. Immer mehr Siebtklässler mussten beruhigt werden.

Draco gluckste, als er erfuhr, dass es hauptsächlich Hufflepuffs und Gryffindors waren. Kaum war er fertig mit lachen, schlug er die Hand gegen die Stirn, als Pansy mit einem Schrei aufsprang und weinend aus der Halle rannte. Dabei rief sie laut um Hilfe. Anscheinend hatte sie seit Tagen Schlafstörungen, Wahnvorstellungen und ähnliches. Es stellte sich heraus, dass sie einen gepanschten Trank genommen hatte, der ihre Gehirnleistung fördern sollte. Der Handel mit dem Zeug florierte im Moment. Helfen tat es freilich nicht, aber es gab immer wieder Schüler, die es trotzdem versuchen wollten.

Ich hielt meine Gedanken so gut wie möglich zusammen. Das Lernen belastete mich, ja, aber am allermeisten belastete mich die Tatsache, dass ich Draco nicht mehr lange haben würde. Zwei Wochen. Vierzehn Tage. Dreihundertsechsunddreißig Stunden. Zwanzigtausendeinhundertundsechzig Minuten. Und ich wollte ihn nicht verlieren. Ich brauchte ihn doch!

Draco schien kaum genervt von meiner Anhänglichkeit. Wie ich mich jede Nacht im Schlaf an ihn klammerte. Wie ich mich morgens erstmal fünf Minuten weigerte ihn loszulassen. Draco fuhr mir nur sanft durch die Haare und bat immer wieder halbherzig jetzt gehen zu dürfen. Irgendwann ließ ich ihn los. Jedes Mal drückte er mir einen letzten verzweifelten Kuss auf die Lippen, ehe er ging. Und ich saß da, legte den Finger auf die Lippen und trauerte um eine weitere Nacht, die schon vorbei war.

Mit jedem Augenblick wurde ich trauriger. Blaise und Lawrence waren komplett überfordert und versuchten nur noch mich aufzumuntern. Ich erzählte ihnen, dass mich die Prüfungen nervös machten. Ich log in einer Tour. Und warum? Nur wegen Draco. Und ja, ich machte es wahnsinnig gerne.

Blaise und Lawrence kümmerten sich trotzdem reizend um mich. Harry und Hermine winkten fröhlich, wenn ich sie zufällig auf dem Gang sah. Ron wirkte ein wenig distanziert. Er schien aber keinen offenen Groll gegen mich zu hegen. Ich hatte so viele Freunde die alles für mich tun würden. Aber ich konnte einfach nicht mehr fröhlich sein.

Ich hielt alles aus. Den ganzen Stress. Die ganze Trauer. Ich bemühte mich alles auszuhalten und niemandem weh zu tun. Ich schaffte es. Lange Zeit. Bis zum Mittwoch. Dem Tag, an dem ich Zusammenbrach.

Hallo liebe Leser!

Da heute Heiligabend ist, habe ich entschieden, dass ihr heute schon das neue Kapitel bekommt und morgen dann gleich noch ein reguläres.

Außerdem möchte ich an der Stelle schon mal dezent darauf hinweisen, dass das hier das einundzwanzigste Kapitel ist, das heiß, es folgen noch Nummer zweiundzwanzig und der Epilog.

Soo... weiter will ich auch gar nicht stören, ich wünsche ganz viel Spaß beim Lesen und euch allen Frohe Weihnachten!

TeZ
 

Kapitel 21:

„Draco?“ „Ja?“ Ich zögerte. Eigentlich wollte ich es ihm nicht sagen. Ich hatte es schon viel zu lange raus geschoben. Ich hatte noch versucht etwas zu ändern. Aber es ging nicht. Draco würde das nicht verstehen.

„Was ist denn, Kleiner?“, hakte Draco nach. Er strich durch mein Haar. Ich hob den Kopf, den ich auf seine Brust gebettet hatte, nicht an. Ich wollte ihm dabei nicht in die Augen sehen. „Bist… also… weißt du, wir wollen… ähm…“ „Taylor“, stieß Draco mit genervtem Unterton hervor. Ich atmete tief durch. Vergrub den Kopf an seiner Brust. „Ich kann heute Nacht nicht da sein.“ „WAS?“

Draco richtete sich ruckartig auf und fing mich, als ich nach hinten kippte. Sein Gesicht war ganz nah an meinem. „Wie meinst du das?“, zischte er sauer. „Ich… ähm… das Komitee… wir wollen… im Raum der Wünsche campen…“ „Und da hast du natürlich gleich ja gesagt, weil du zu feige bist was anderes zu tun!“, knurrte Draco. Er schüttelte mich leicht. „Weißt du, was du mir damit antust? Wieder eine Nacht ohne dich! Wir haben nicht mehr lange! Ich will jede Sekunde auskosten! Scheiße Taylor, ich will nicht, dass du da hin gehst!“ Draco schob mich von sich. „Ich… ich hab doch alles versucht…“ „Anscheinend nicht genug!“, erwiderte Draco spitz, dann verschwand er aus dem Bett.

Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Ich hatte es doch gewusst. Ich hatte es doch gewusst, dass er sauer werden würde. Vor allem jetzt, wo er sowieso mit jeder Minute nervöser und gereizter wurde, wie ich auch. Vielleicht hatte ich wirklich nicht vehement genug dagegen gestimmt. Vielleicht hätte ich wirklich, wirklich deutlicher nein sagen sollen. Aber… ich hatte eigentlich auch gar nicht gewollt. Tatsächlich würde es mir ja sogar Spaß machen. Zum Abschluss unserer erfolgreichen Zusammenarbeit mit dem ganzen Komitee im Raum der Wünsche übernachten. Das klang so schön. Der einzige Nachteil war eben, dass ich dann eine ganze Nacht mit ihm verlieren würde. Ja. Es war schon blöd. Die Zeit mit Draco war ja begrenzt. Aber das hier, das würde ich doch auch nur einmal kriegen! Und… ach, ich wusste doch auch nicht, was ich eigentlich wollte! Aber es würde jetzt doch dumm kommen, wenn ich einfach absagen würde.

Ich seufzte auf und zog die Vorhänge auf, um hinauszuklettern und mich anzukleiden. Ich konnte Draco jetzt eh nicht darauf ansprechen. Erstens war er gerade echt wütend und das zu eigentlich zu Recht und zweitens würden gleich alle aufstehen und da durfte uns niemand zusammen sehen.
 

Den ganzen Tag grübelte ich. Wie sollte ich mich entscheiden? Wenn… wenn… es würde nur eine Möglichkeit geben, beides zu vereinen. Wenn wir wieder Freunde wären… in der Öffentlichkeit… dann könnte er mitkommen… nein. Da würde es auffallen. Ich wollte die Nacht gar nicht neben ihm verbringen, wenn noch andere dabei waren. Wenn sie uns sehen könnten.

Aber… Mann! Ich hasste es, wenn Draco sauer auf mich war! Und das war er. Ich wollte nicht, dass er sauer war, wenn wir doch eh nur noch so wenig Zeit hatten! Ich wollte nicht im Streit auseinander gehen! Ich liebte ihn doch!

Wie sollte ich entscheiden? Was sollte ich tun? Konnte ich doch keinen um Hilfe bitten, konnte ich doch das Geheimnis nicht preisgeben!

Sehnsüchtig glitt mein Blick zu Draco. Das Licht brach sich gold schimmernd in den weißblonden Haaren. Er war so schön! Warum mussten wir streiten? Ich wollte das nicht! Ich wollte nicht, dass Draco sauer auf mich war! Hätte ich ihn doch vorher gefragt! Wäre ich doch nur nicht so blöd gewesen! Ich hatte doch gewusst, dass es ihm nicht gefallen würde! Warum konnte ich nicht einmal, ein einziges verdammtes Mal nein sagen?

„Mr. Parfitt! Hören sie mir überhaupt zu?“ Ich zuckte zusammen und erschrak fürchterlich. Professor McGonagall sah mich strafend an. „Wie wollen Sie bitte ihren UTZ in Verwandlung schaffen, wenn Sie nicht aufpassen?“ „Entschuldigung!“, erwiderte ich leise. Ich wusste ja, dass ich aufpassen musste! Aber mir ging doch soviel im Kopf rum! Diese ganzen Gedanken… ich würde meinen UTZ doch nie schaffen! Ich konnte mich ja nicht mal auf den Unterricht konzentrieren! Und ich würde Draco niemals wieder sehen!

Ich blinzelte und hoffte die schlechten Gedanken vertreiben zu können. Schloss ergeben die Augen. Rieb mir über das Gesicht. Ich wollte nicht weinen! Nicht jetzt! Nicht hier, vor all den Leuten!

„Mr. Parfitt?“, fragte die Professorin nach. „Ist alles okay?“ „Ja…“, flüsterte ich leise. Immer heftiger wischte ich mir über die Augen. Blaise lehnte sich zu mir herüber und legte mir eine Hand auf den Oberschenkel. Ich schluchzte rau und hielt den Kopf gesenkt. Keiner sollte es merken. Und doch bekam es natürlich jeder mit.

„Wollen Sie sich einen Beruhigungstrank geben lassen, Mr. Parfitt?“, fragte Professor McGonagall nach. Ich schüttelte den Kopf… und warf mich gegen Blaise. „Warum kann er mich nicht einfach wieder lieb haben? Warum? Warum hab ich nicht nein gesagt? Warum mach ich immer, immer alles falsch?“ „Du machst doch gar nicht falsch…“, flüsterte Blaise etwas überrascht und hielt mich fest. Ich konnte spüren, wie alle uns anstarrten. Ich schluchzte in Blaise Hemd. Das konnte doch nicht so weitergehen! Ich konnte nicht mehr! Ich hielt das nicht mehr aus! „Wollen wir nicht doch raus?“, fragte Blaise leise. „Komm, wir holen dir einen Beruhigungstrank und packen dich ins Bett und dann schläfst du erstmal ne Runde!“ Schlafen? Alleine in meinem Bett? Das konnte ich nicht! Das wollte ich nicht! Und Draco war jetzt sicher sauer! Er war manchmal sauer, wenn ich weinte, das mochte er nämlich nicht! Und vor allem würde er sauer sein, weil noch ein Slytherin ihn enttäuscht hatte! Erst Pansy und jetzt auch noch ich! Er hatte mir doch erzählt, dass ihm das so peinlich gewesen war, dass sie zusammengebrochen war, nur wegen der Prüfung! Wieso konnte ich nicht stark sein?

„Nein!“, erwiderte ich also, richtete mich auf, rieb mir über die Augen und blickte Professor McGonagall entschuldigend an. Ich würde das durchstehen. Ich musste ja auch lernen. Und ich würde Draco beweisen, dass ich das hier schaffen konnte. Er sollte doch stolz sein! „Geht schon. Ich… ich kann… kann…“, wieder brach ich in Tränen aus. Nein! Das konnte ich vergessen! Ich hielt das nicht mehr aus! Ich konnte nicht mehr! Ich wollte nicht ständig mit dem Gedanken leben, dass ich ihn würde verlassen müssen! Ich wollte nicht ständig traurig sein! Ich wollte nicht, dass Draco diese Frau heiraten musste! Ich wollte glücklich sein, mit Draco! „Draco! Bitte! Lass mich nicht alleine!“ Er drehte sich nicht mal zu mir um. „Geh ins Bett, Parfitt!“, erwiderte er kalt. „Nein“, war alles, was ich hervorstieß, „Dass… ich… bleib bei mir! Geh nicht weg! Ich kann nicht ohne dich! Ich… ich will nicht, dass du sie heiratest!“

Jetzt drehte er sich endlich um. Sah mich kalt an. „Du redest wirres Zeug, Parfitt. Geh ins Bett!“ „Bitte Draco! Ich liebe dich!“ „Sei still!“, zischte Draco. „Sei verdammt noch mal still! Es ist mir egal, was du glaubst! Was du tust! Was du fühlst! Nimm einfach deinen verdammten Beruhigungstrank und geh!“

Ich stand auf. Draco blickte mich zornig an. Der Blick traf mich mitten ins Herz. Jetzt war er erst recht wütend! Warum hatte ich das gesagt? Das hätte ich nicht tun dürfen! Jetzt wussten es alle… ich hatte alles kaputt gemacht! Und jetzt hasste er mich, mehr denn je!

„Es tut mir leid, Draco!“, flüsterte ich, dann stürmte ich aus dem Unterricht. „Mr. Parfitt!“, rief Professor McGonagall mehr besorgt hinter mir her, „Tay!“, brüllte Blaise und er klang verzweifelt vor Sorge.

Ich hörte nicht auf die Stimmen. Ich rannte nach draußen. Ich wollte niemanden sehen, niemanden hören, gar nichts. Am liebsten würde ich immer weiter rennen. Immer weiter weinen. Ich stürzte die Marmortreppe hinunter. Das Portal flog auf, als ich hinausstürmte, die Außentreppe hinunterjagte. Ich stolperte, fing mich jedoch und rannte weiter. Bis zu einer der Bänke vor dem Schloss. Weinend ließ ich mich darauf nieder, vergrub das Gesicht in meinen Händen und schluchzte erneut. Nein! Ich hatte alles falsch gemacht! Ich hatte alles kaputt gemacht! Draco musste, musste, musste mich jetzt hassen! Ich war so nichtsnutzig, ich konnte nur weinen, nerven und vor mich hinstammeln! Verdammt!

Es klingelte. Ich wollte nicht, dass mich jemand so sah. Aber jetzt würden eh alle in den Pausenhof stürmen. Hier würde keiner sein. Hoffentlich! Ich wusste ja schon jetzt, dass sich die Geschichte wie ein Lauffeuer im ganzen Schloss ausbreiten würde. Jeder würde wissen, dass ich heulend und Draco meine Liebe gestehend aus dem Klassenzimmer gestürmt war. Verdammt! Ich war nichtsnutzig, verweichlicht, eine elende Heulsuse!

„Hey Taylor.“ Ich blickte auf. Harry saß plötzlich neben mir. „Darf ich mit dir reden?“ „Klar!“, flüsterte ich. Ich versuchte krampfhaft, nicht wieder zu weinen. Ich wollte nicht weinen! Harry sollte kein schlechtes Bild von mir kriegen, das Bild einer kleinen Heulsuse. Nein. Das war egal, ob ich jetzt weiterweinte. Er wusste es doch eh schon! Alle wussten es!

„Weißt du Taylor… ich kenne Malfoy länger als du und du kannst mir glauben, wenn ich dir sage, dass er ein Arsch ist.“ „Ist er nicht…“, murmelte ich. Harry schien mich nicht zu hören. „Es geht sogar weniger darum, dass er ein Todesser war, er wollte das nicht und ich verstehe ja seine Beweggründe, nein, viel mehr geht es darum, wie er seine Mitmenschen behandelt. Wie den letzten Dreck!“ „Nein…“, flüsterte ich wieder und ich spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen.

Er wäre mir so egal, wenn er ein Arsch wäre und wenn er jemand wäre, den man in Ruhe hassen konnte… aber das ging nicht! Weil Draco eigentlich ein herzensguter, pflichtbewusster Mensch war, der das nur nicht zeigen wollte oder konnte!

„Weinst du schon wieder?“, fragte Harry mich und reichte mir ein Papiertaschentuch. Dankbar nahm ich es an, wischte meine Augen ab, dann schnäuzte ich mich zaghaft. Harry grinste. „Na siehst du? Ist doch gleich viel besser!“

Nein. Nein, war es nicht. Ich wollte zu Draco, aber spätestens jetzt hatte ich wohl alles versaut. Ich hatte einen Nervenzusammenbruch gehabt, hatte geweint und hatte ihn verraten, wenn er mich denn überhaupt je wieder sehen wollte, wie sollte ich mit der Last leben können?

„Ich will zu Draco!“, flüsterte ich. Und weinte weiter. Er würde mich doch eh nie wieder sehen wollen! Harry sah mich an, dann fragte er leise: „Du liebst ihn wirklich, oder?“ „Ja!“, erwiderte ich und wischte mir erneut über die Augen. Harry reichte mir ein weiteres Taschentuch. „Liebt er dich auch?“ Ich sog erschrocken die Luft ein. Zögerte. Was durfte ich jetzt sagen? „Er wird heiraten!“, erwiderte ich ausweichend. Ich durfte nicht noch mehr über Draco und mich preisgeben!

„Aber eigentlich liebt er dich, oder?“ „Ja!“, rief ich auf sein Drängen und er nahm mich in den Arm, als ich unter dem Druck wieder zusammenbrach und weinte wie von Sinnen. Ich hatte Angst, war traurig, erschöpft und vollkommen überfordert mit der ganzen Situation.

„Ist doch okay…“, flüsterte Harry. Ich legte das Kinn auf seine Schulter. „Tut mir leid. Ich bin erbärmlich.“ „Nein. Nur emotional überfordert. Es war geheim, oder?“ „Musste. Draco… es durfte ja nichts Falsches über ihn rauskommen. Er muss ja Astoria heiraten.“ „Warum?“ „Seiner Familie zuliebe. Seiner Ehre.“ „Die stellt er über dich?“ „So hat er sich entschieden. Und so werde ich das akzeptieren.“ „Du liebst ihn wirklich.“ Ich nickte leicht. Harry schob mich ein Stück von sich und lächelte mich an. Er wirkte so sonnig, dass ich sofort neuen Mut schöpfte. „Er wird dir nicht böse sein. Er liebt dich doch!“ „Danke!“, flüsterte ich, als er mich wieder in den Arm nahm. Harry war ein toller Mensch. Ich legte das Kinn auf seine Schulter… und erstarrte. Riss erschrocken den Mund auf. „Draco!“, flüsterte ich entsetzt.

Da stand er, drüben, an der Außentreppe, und sah zu uns hinunter. Zorn in seinem Blick. „Draco!“, wiederholte ich atemlos. Harry schob mich ein Stück von sich und sah nun auch hinauf. Sofort wurde Dracos Blick noch dunkler. „Komm her und klär das, Malfoy!“, rief er nach oben. „Verpiss dich und lass ihn in Ruhe!“, erwiderte der kühl. Lässig schritt er zu uns herab. Mit einer Handbewegung winkte er Harry fort. Der stand zwar auf, aber nur um sich hinter mich zu stellen und mit einer Hand meine Schulter zu drücken. „Ich bleibe!“ „Das ist mein Haus! Meine Regeln! Meine Streitfälle!“ „Ja? Zufällig ist Taylor ein guter Freund von mir. Und im Gegensatz zu dir beschütze ich meine Freunde!“

Zornig starrten die beiden sich an, dann flüsterte ich leise: „Geh bitte, Harry. Ich… muss unter vier Augen mit Draco reden.“ „Schaffst du das?“, wollte der Schwarzhaarige leise wissen. Ich nickte zaghaft. Harry drückte erneut meine Schulter, dann ging er.

Draco blickte ihm nach, dann wand er sich an mich und sein Blick ließ mich erschaudern. Blanker Zorn schien darin zu liegen, pure Wut. „Und nun zu dir, Parfitt!“ Ich schluckte. Und hatte mit einem mal solche Angst vor ihm.

„Was bei Slytherins verdammter Mutter hast du dir dabei gedacht?“, zischte er mir zu und grub die Hände schmerzhaft in meine Schultern. Ich antwortete nicht. Was sollte ich auch sagen?

„Wie kommst du dazu so was vor der ganzen Klasse zu erzählen? Weißt du, was die jetzt von mir denken? Die Hochzeit kann ich vergessen!“ Mir lag ein trotziges ‚wundervoll’ auf der Zunge, doch ich schluckte es hinunter. Wenn ich das jetzt sagte, dann würde er mich wohl auf der Stelle umbringen. Wenn es nicht meine Schuldgefühle schon eher taten, denn erst jetzt wurde mir das gesamte Ausmaß der – meiner Meinung nach schon vorher fürchterlichen – Situation klar. Ich hatte ihn nicht nur lächerlich gemacht, ich hatte auch noch seine Hochzeit, sein Leben zerstört! Er hatte so Recht, wenn er mich jetzt hasste! Ich hasste mich ja selber, wie kam ich dazu? Wie konnte ich nur? Warum war ich nicht wie er, der das alles hinnehmen konnte, alles wegstecken und damit leben? Warum musste immer ich alles kaputt machen?

Ich schluchzte trocken auf. „Fang jetzt bloß nicht an zu heulen! Beherrsch dich ein einziges Mal und fang nicht an zu heulen!“ Ich tat mein Bestes, atmete tief durch und wischte mir immer wieder über die rot geweinten Augen. Ich hatte Kopfschmerzen und ich würde mich jetzt am liebsten irgendwo zusammenrollen und vor mich hin heulen. Meinetwegen bis ich ohnmächtig wurde. Oder starb. Was machte es für einen Sinn, wenn Draco mich doch hasste? Ich hatte sein Leben zerstört! Vielleicht wäre es ganz gut, jetzt zu sterben. Natürlich, Blaise und Lawrence, Mike und Sam würde ich wehtun damit, aber sie würden schon darüber hinweg kommen! Sie waren ja nicht alleine! Und Draco konnte mich wohl am allerwenigsten gebrauchen.

„So und jetzt, Parfitt, erzählst du mir ganz langsam, warum du geglaubt hast, du müsstest unsere Beziehung in die Welt hinausposaunen und dann zu Potter rennen, um ihm alles noch mal haarklein zu erzählen!“

„Ich… es tut mir so leid!“, flüsterte ich und biss mir heftig auf die Unterlippe. Keine Tränen, schrie ich mich in Gedanken selbst an. Draco schnaubte. „Das war keine Antwort!“ „Ich… ich wollte doch nur…“ „Was wolltest du?“, fuhr er mich an. „Ich wollte dich doch nur nicht verlieren!“, rief ich verzweifelt und konnte nicht glauben, dass ich bereits wieder weinte. Wie konnte ein Mensch nur so viele Tränen haben?

Draco lachte höhnisch. „Du wolltest mich nicht verlieren? Oh, ich denke das konnte ich aus deiner Botschaft ganz gut heraushören. Und alle anderen auch! Weißt du, wie Daphne sich aufgeführt hat?! Weißt du was ich mir jetzt von allen anhören muss? Weißt du eigentlich WAS DU GETAN HAST?!“ „Ich konnte einfach nicht mehr!“, flüsterte ich. „Ach, das auch noch? Sag mal was bist du eigentlich? Ein Mann oder ein Schwächling? Ich halte es doch auch aus, oder? Glaubst du mir tut es nicht weh? Glaubst du ich fühl mich großartig? Nein! Aber ich muss auch irgendwie durchkommen, oder? Warum musst du da so einen Terz darum machen und alles auffliegen lassen? Kannst nicht ein einziges Mal lügen, es ertragen und deine Rolle spielen? Warum musst du immer der ehrliche, kleine Taylor sein? Warum kannst du dich nicht einmal wie ein Slytherin verhalten und nicht immer wie ein verdammter Hufflepuff?“ „Ich weiß es doch auch nicht…“, erwiderte ich kleinlaut.

„Na das ist ja großartig!“, fuhr Draco mich an, ließ mich los und ging unruhig vor mir auf und ab. Aufgeregt fuhr er sich durchs blonde Haar. „Wie krieg ich das nur wieder hin!“, flüsterte er verzweifelt. Ich fühlte mich so verdammt elendig. „Ich wusste es ja schon damals, als du dich mit dem Schlammblut verbündet hast, irgendwas ist bei dir doch falsch gelaufen, warum bist du bei uns gelandet? Verdammt, wenn Crabbe damals nicht dumm genug gewesen wäre um draufzugehen, dann hätten wir keinen Platz mehr gehabt und dann hätten wir dich nicht aufnehmen können und dann wäre die ganze Scheiße nicht passiert!“ Draco kickte mit dem Fuß gegen einen losen Erdbrocken und der flog mehrere Meter weit. Er war so wütend, dass ich mich einen Moment lang fragte, ob er gleich explodieren und mich umbringen würde. Ich stellte zu meinem Entsetzten fest, dass es mich nicht groß stören würde.

Aber Draco griff mich nicht an. Er blieb einfach stehen und starrte auf den Boden. Dachte er nach?

Einige Sekunden vergingen, dann blickte ich zu ihm auf. Ich hatte eine einzige Frage an ihn… und ich wusste, von ihrer Antwort würde alles abhängen. Ich sammelte allen Mut den ich hatte und fragte zögerlich: „Liebst du mich noch?“

Draco drehte sich um. Sah mich mit verzweifelter Belustigung an. Lachte traurig auf. „Ob ich dich noch liebe? Ich weiß nicht… also… lass mich mal nachdenken, du hast mein Leben zerstört, die Ehre meiner Familie beschmutzt… aber weißt du, eigentlich ist das ja alles nicht so schlimm… sag mal hast du sie noch alle? Wie könnte ich dich jetzt noch lieben? Verdammt du hast mir alles genommen!“ Ich biss mir erneut auf die Unterlippe, dann stand ich auf. Wenn das so war, dann hatte ich hier nichts mehr zu suchen. In seiner Nähe. Ich durfte nicht mehr hier sein. Und ich würde nicht. Einmal würde ich ihm genügen und das tun, was er von mir wollte. Und wenn es mich zerreißen würde, ich würde seinem Willen folgen. Das letzte, was ich für ihn tun konnte. „Gut… dann… dann… geh ich jetzt rein und… geh dir aus dem Weg bis zum Ende des Jahres… und… ich will… dass du weißt… dass ich dich immer noch von ganzem Herzen liebe!“

Ein letztes Mal sah ich ihn an, sein bestürztes Gesicht, dann rannte ich davon. Tränen rollten wieder aus meinen Augen, aber es war mir egal. Ich stürzte die Außentreppe hinauf, stolperte beinahe über die letzte Stufe und fiel auf den kalten Stein. Trotzdem rappelte ich mich wieder auf, wischte mir mit einer Hand übers Gesicht, rannte in der Eingangshalle einige Viertklässler um und war doch blind vor Tränen. Verdammt! Jetzt war alles vorbei! All meine Hoffnungen, all meine Träume, all meine Wünsche... Draco hasste mich! Alles was ich gewollt hatte, war Draco für mich haben und mit meinem Egoismus hatte ich alles zerstört. Warum hatte ich damals nicht auf ihn gehört und das ganze gleich sein lassen? Warum hatte ich nicht einmal auf meinen Verstand gehört und nicht auf mein Herz? Warum hatte ich nicht einmal das Richtige getan?

Ich stürzte vollkommen übereilt die Treppen in den Kerker hinab. Ich wollte mich jetzt erstmal in mein Bett legen und heulen, da, wo mich keiner sehen konnte! Ich konnte nur hoffen, dass Blaise es nicht bemerkte, ich wollte nicht noch mehr Leuten wehtun. So schnell wie möglich wollte ich jetzt in mein Bett! Ich hetzte um eine Ecke und stürmte die nächste Treppe hinunter, blind und nur mein eigenes Schluchzen in den Ohren.

Plötzlich war die Stufe verschwunden. Ich verlor den Halt. Stürzte nach vorne. Ich fiel und hörte vor Schreck auf zu weinen. Es schien ewig zu dauern. Ewig schien ich zu fallen und die groben Steinstufen kamen mir immer näher. Reflexartig streckte ich die Hände nach vorne um mich abzufangen. Ich hörte ein unheilvolles Knacken und spürte einen scharfen Schmerz, als mein ganzes Gewicht plötzlich auf meiner Linken lastete. In einem abartigen Winkel knickte sie ab. Irgendjemand schrie, aber ich war nicht fähig den Schrei zuzuordnen. Oder war ich es selbst? Ich drehte mich, immer noch vom Schwung nach vorne getrieben, landete schmerzhaft mit dem Rücken auf den Stufen, dann stürzte ich weiter. Ganz kurz war ich wieder auf den Füßen, doch ich konnte mich da nicht halten. Wäre ich ein Profiturner, so hätte das vielleicht geklappt. Ich fiel und fiel und fiel. Heftig schlug ich am Fuße der Treppe auf und alles, alles war schwarz. Ganz schwarz. Selbst der Schmerz in meinem linken Handgelenk war nur ein schwaches Pochen. Kaum da. Sonst nur Schwarz.

Irgendwie war das schön. So tröstlich. Wie eine dicke Decke unter der man sich verstecken konnte. Ich dachte an Draco. Ging es ihm gut? Hoffentlich brachte er die Sache wieder in Ordnung. Ich wollte nicht Schuld sein, dass er traurig war. Das war das Letzte, was ich wollte. Würde ich jetzt sterben? Das tat mir ehrlich leid. Die, die ich damit verletzte, taten mir ehrlich leid. Und irgendeine böse Stimme ganz hinten in meinem Geist hoffte, dass ich Draco damit auch wehtun würde. Dass er wenigstens traurig sein würde. Als ich mir sein weinendes Gesicht vorstellte, da zischte plötzlich ein Schmerz durch meine Brust. Nein. Das sollte nicht geschehen.

Dann verschwanden auch die letzten Gedanken und ich hörte nichts mehr, spürte nichts mehr. Sah nichts mehr. War nichts mehr.

Hallo liebe Leser!

Wie versprochen heute also das letzte reguläre Kapitel. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass sich der Epilog auch ein wenig verschiebt und auch bereits am Donnerstag erscheint.

So, jetzt erstmal viel Spaß mit dem letzten Kapitel von Gegen jede Vernunft!

TeZ
 

Kapitel 22:

Als ich das nächste Mal wieder etwas wahrnahm, da war es Licht. Es war orangefarbenes Licht. Um mich herum war es warm. Leise Stimmen erfüllten die Luft. Ich konnte nicht erkenne, wessen Stimmen es waren.

Ich konnte meinen Körper spüren. Meine Füße. Meine Beine. Mein Bauch. Mein Herz. Meine Arme. Meine Hände. Also war alles noch dran. Nur meine linkes Handgelenk fühlte sich ein kleinwenig komisch und meine rechte Hand sich ein bisschen zu warm an. Außerdem hatte ich ein wenig Kopfschmerzen. Aber auch der war wenigstens noch da.

Bewegen konnte ich mich nicht. Ich fühlte mich so schwer wie Blei. Vielleicht war es auch besser, wenn ich mich nicht bewegte. Dann konnte ich wenigstens nichts kaputt machen. Aber ich würde gerne die Augen öffnen. Ich wüsste gerne, wo ich war.

Langsam wurde wenigstens mein Gehör besser. Die Stimmen waren ungleich und ich begann sie zu unterscheiden. Da waren Frauen und Männer… ich hörte drei Frauen. Oder? Und… waren da fünf Männer? Oder täuschte ich mich? Wer waren sie?

Ich wollte fragen. Mühsam versuchte ich den Mund öffnen. Es tat sich nichts. Ich bekam Angst. Wo war ich? Was war los? Was war denn passiert?

Wieder versuchte ich, meine Lider aufzuschlagen. Es fühlte sich an, als wären sie zugeklebt. Keinen Millimeter wollten sie sich öffnen. Die Innenseite war orange gefärbt. Eine schöne Farbe.

Lange lag ich nur so da und hoffte, doch noch etwas zu hören. Doch noch mitzubekommen, wer da sprach. Was überhaupt passiert war. Wo ich mich befand und was mit mir los war.

Und tatsächlich, die Stimmen wurden immer klarer. Bald konnte ich das ganze Gespräch hören, ein wenig undeutlich zwar, aber ich verstand:

„Was ist denn eigentlich passiert?“

„Blaise, ich hab’s dir doch schon tausendmal erklärt, ich weiß es nicht!“

„Ihr habt gestritten, nicht, Malfoy? Verdammt, ich hätte nicht gehen dürfen!“

„Halt dich da raus, Potter! Das ist immer noch meine Sache!“

„Hatten wir die Diskussion nicht schon Mal? Wenn es um meine Freunde geht…“

Eine Pause entstand, die ich zum Nachdenken nutzte. Blaise war da, Draco und Harry. Natürlich, warum hatte ich sie nicht von Anfang an erkannt? Ich wollte die Augen öffnen, sie sehen, ihnen sagen, dass sie sich nicht streiten sollten! Ich schaffte es nicht. War es Ohnmacht, die mich in ihren Krallen hielt? Oder lag ich Koma?

„Halt bitte mal nen Moment die Klappe, Potter“, bat Blaise leise.

„Taylor…“, hörte ich Draco flüstern. War es sein Atem, der mich so wohlig streifte?

„Warum?“, fragte Harry patzig.

„Tu es einfach, Harry!“ Wem gehörte diese Stimme?

„Kleiner…“, das war wieder Draco… verdammt, warum konnte ich meine Augen nicht öffnen? Warum konnte ich ihnen nicht sagen, dass es mir gut ging?

„Ach, fällst du mir jetzt auch noch in den Rücken?“ Harry war sauer. War das ein Freund gewesen, der ihn zurechtgewiesen hatte?

„Niemand fällt dir hier in den Rücken.“ Die Stimme war mir bekannt. Der sanfte Klang. Die Wärme und die Herzensgüte. Es gab wohl nur eine Frau, die so klang: Hermine.

„Ruhe jetzt oder ich werfe Sie alle raus!“ Das war wieder eine weibliche Stimme, die ich nicht zuordnen konnte. Sie klang streng.

„Nein!“ Stimmt. Schicken Sie Draco nicht weg! Wer auch immer Sie sind! So gerne hätte ich protestiert, doch meine Lippen wollten mir noch immer nicht gehorchen. Jemand hielt meine Hand fest. War es Draco, der sie jetzt so heftig drückte?

„Tun sie das nicht. Bitte.“ Blaise wollte mich anscheinend auch nicht verlassen. Ich wollte auch gar nicht verlassen werden. Wenn sie mich denn noch haben wollten.

„Oh, vielleicht sollten Sie gerade die Schlangen rauswerfen! Ihr seid doch Schuld!“, rief Harry aufgebracht.

„MUSST DU MIR DAS JETZT AUCH NOCH UNTER DIE NASE REIBEN?“, schrie Draco. Er ließ meine Hand nicht los. War er aufgesprungen? Er sprang meistens auf, wenn er schrie. Er sollte nicht schreien. Dann war er nämlich wütend, traurig oder verletzt. Das wollte ich nicht. Wieder entstand eine Pause.

„Ich weiß ganz genau, dass das alles meine Schuld ist, also halt bitte die Schnauze und lass mich das klären, wenn er aufwacht!“ Dracos Schuld? Das war nicht Dracos Schuld! Meine Schuld!

Wenn er aufwacht...“, warf Harry leise ein.

„Natürlich tut er das, hören Sie auf Ihm Angst zu machen, Mr. Potter!“ Wieder die strenge Stimme. Aber sie hatte Recht, Draco brauchte keine Angst haben! Ich würde wieder aufwachen! Ich würde wieder aufwachen und Draco ansehen um ihm zu sagen, dass es mir gut ging.

„Entschuldige dich!“, befahl jemand mir Unbekanntes resolut.

„Sorry… Mann ich mach mir auch nur Sorgen!“, fuhr Harry auf.

„Ist doch okay. Wir sind alle angespannt!“, erwiderte Hermine. Ich mochte sie. Sie war ruhig und bedacht. Warum mochte Draco sie nicht?

„Er wird wieder okay, oder?“ Lawrence war auch hier? Ich stellte mir vor, wie Blaise ihn in den Arm nahm. „Klar. Mach dir keine Sorgen“, hörte ich ihn sagen.

Ich wollte jetzt endlich aufwachen! Ich wollte mich bemerkbar machen, zeigen, dass es mir gut ging! Mensch, ich war doch nur eine Treppe runter gefallen! Da war doch nichts passiert!

So sehr strengte ich mich an, meinen Körper wieder unter meine Kontrolle zu bekommen. Sie machten sich alle Sorgen! Ich musste unbedingt stärker werden, ich würde das jetzt schaffen!

Ich probierte das Körperteil, dass ich im Moment am deutlichsten spürte: Meine rechte Hand. Zaghaft bewegte ich sie. Schloss die Finger um die Hand, die meine hielt. „Taylor? Kleiner, bist du wach? Hörst du mich?“ Wieder drückte ich versuchsweise seine Hand. Es ging immer besser. „Madam Pomfrey, er wacht auf!“, rief Draco und jemand strich mir Haarsträhnen aus der Stirn. „Ich bin so froh… ich hab mir Sorgen gemacht…“ Weinte er? Waren das Tränen, die auf mein Gesicht tropften? Er sollte nicht weinen. Mühsam konzentrierte ich mich auf meine Augen. Ein schmaler Spalt. Das Licht blendete mich. Sofort kniff ich sie wieder zu. „Mach jemand das Licht aus!“, rief Blaise. Auf der Stelle wurde es dunkler. Wieder öffnete ich zaghaft meine Augen. Alles war verschwommen. Es dauerte einige Augenblicke, bis ich wieder klar sah. Auch das Blinzeln war am Anfang so schwer. Meine Augen wollten sich nicht wieder öffnen, doch ich zwang sie dazu. Sah Dracos tränennasses Gesicht. „Nicht… weinen…“, krächzte ich.

Plötzlich war Draco über mir, presste mich an sich, erdrückte mich fast. Madam Pomfrey – denn zu niemand anderem hatte die strenge Stimme gehört – schrie auf. Ich packte Draco fester. Man sollte ihn mir nicht wegnehmen.

„Bist du… sauer?“, fragte ich angestrengt. „Nein! Nein, nein, nein!“, rief Draco aus. Seine Stimme klang ein wenig dumpf, gedämpft von meiner Haut, an die er sein Gesicht presste. „Ich liebe dich, Kleiner!“, murmelte er, dann zog er sich zurück, sah mich an, strahlte mich an und wiederholte: „Ich liebe dich, hörst du? Ich will nur dich! Es ist mir egal! Mach mir nie wieder solche Angst! Ich hatte so Panik dich zu verlieren!“ Ich lief rot an.

Dann war der Moment mit Draco vorbei, Blaise stürzte zu mir und wollte mich umarmen, Lawrence wollte sich vergewissern, dass es mir gut ging, Harry, Hermine, Ron, eine Rothaarige, die höchstwahrscheinlich Ginny war, Madam Pomfrey, die mich untersuchen wollte… auf meinem Bett herrschte das totale Chaos, doch Draco ließ meine Hand nicht los. Er hielt sie ganz, ganz fest.
 

Es war Abend geworden. Zu den großen Fenstern schien das Licht der untergehenden Sonne herein. Madam Pomfrey hatte die anderen jetzt endgültig weggeschickt mit den Worten, ich bräuchte Ruhe. Ich brauchte auch Ruhe, das war gar nicht zu bestreiten, aber ich hatte sie angebettelt, doch wenigstens Draco dabehalten zu dürfen. Schließlich hatte sie zugestimmt.

Jetzt lagen wir beide auf dem Bett, beide auf der Seite, dem jeweils anderen zugewandt und sahen uns in die Augen. Draco hob eine Hand und schob zärtlich eine schwarze Strähne aus meinem Gesicht hinter mein Ohr. Widerspenstig glitt sie zurück. Er kicherte leise und schien Spaß daran zu finden, die Strähne immer wieder hinter mein Ohr zu stecken.

„Draco?“, fragte ich nach einiger Zeit doch und er unterbrach sein Spiel und legte die Hand an meine Hüfte. Ich fühlte mich sicher. „Sind… also… sind wir jetzt offiziell ein… Paar?“ Es fühlte sich komisch an, das Wort auszusprechen. Ich war noch nie Teil eines offiziellen Paares gewesen. Draco nickte glücklich lächelnd. Dann, als ich keine Miene verzog, fragte er leise: „Willst du nicht?“ „Doch…“ „Aber?“ „… das überfordert mich ein wenig. Ich…erklär es mir!“ „Du verlangst wieder Zeug!“, seufzte er, blies sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und rückte dann ein wenig näher zu mir. Vorsichtig schob ich eine Hand in sein Hemd, um sie auf seine nackte Brust zu legen, dorthin, wo sein Herz war. Draco lächelte selig, öffnete ein paar Knöpfe seines Hemdes, um mir leichteren Zugang zu verschaffen und begann dann: „Weißt du… als ich dich da so liegen sah, so leblos, da… da hatte ich so furchtbare Angst, dass dir was passiert sein könnte. Ich bin einfach nur zu dir gerannt und hab dich in den Arm genommen und du hast dich gar nicht gerührt. Und da… da habe ich gemerkt, wie es sich anfühlt, jemanden zu verlieren. Und ich hab gemerkt, dass ich das nicht will. Ich will dich nicht verlieren. Du bist das aller, allerwichtigste in meinem Leben. Und ich kann einfach kein Leben ohne dich führen. Dazu bin ich gar nicht fähig! Und… ich will dich nie wieder weinen sehen, ja? Und deswegen… werde ich jetzt bei dir bleiben und dein ganzes Leben aufpassen, dass dir nichts passiert!“ „Und deine Familie?“ „Nur du zählst. Du bist jetzt meine Familie. Wenn du das willst. Kümmerst du dich um mich, Taylor?“ „Für mein Leben gerne!“, antwortete ich, beugte mich scheu ein Stück vor und hielt kurz vor seinen Lippen inne. Durfte ich…? „Jetzt küss mich endlich!“, hauchte Draco. Sein Atem strich über meine Lippen, löste köstliche, vorfreudige Schauer aus, ließ mich erahnen, was ich gleich haben würde… ich wusste es ja, hatte ihn oft genug geküsst…

Ich zuckte zusammen, als wir uns berührten und nein, ich konnte mich nicht beherrschen und ich konnte nicht der schüchterne Taylor sein und ich wollte Draco jetzt um den Verstand küssen!

Mit einem Ruck hatte ich mich auf ihn gedreht, drückte ihn in die Matratze, küsste ihn atemlos, verlor immer mehr das Gefühl für unsere Umgebung. Draco und ich, das war noch wichtig. Nicht mehr. Seine Lippen bebten unter meinen. Seine Hände krallten sich in den Rücken meines Pyjamaoberteils.

Als wir uns keuchend voneinander lösten, hauchte Draco mit geschlossenen Augen: „Jetzt sterbe ich…“ „Wehe dir!“, erwiderte ich genauso atemlos und bettete meinen Kopf auf die Brust, die sich unter mir so ruckartig hob und senkte. „Wow. Eins ist sicher, du kannst sehr viel besser küssen als sie!“ „Will ich auch hoffen!“, erwiderte ich schnaufend, dann ließ ich einfach den Kopf auf Dracos Brust liegen und schlief mit dem verführerischen Duft in meiner Nase ein.
 

Bereits am nächsten Morgen durfte ich den Krankenflügel wieder verlassen und am regulären Unterricht teilnehmen. Es war ein wenig seltsam, so offen seine Liebe zu zeigen, aber es fühlte sich unglaublich schön an. Draco hielt meine Hand. Er nahm mich fest in den Arm. Und hin und wieder küsste er mich. Und mir lief jedes Mal ein Schauer den Rücken hinunter. Die Gänsehaut war kaum noch wegzubekommen. Und ich war so glücklich.

Nur eine Sache machte mir Sorgen. Mike und Sam. Ich schrieb den beiden noch am Freitag einen Brief in dem ich ihnen erzählte, dass ich jetzt fest mit Draco zusammen war. Was würden sie sagen?

Draco selbst würde es seiner Familie gar nicht erst erzählen. Warum auch? Sie würden ihn eh verstoßen. Und deswegen plante er nicht, dorthin noch mal zurück zu kehren. Stattdessen machte er bereits Pläne, wie wir unser Leben verbringen würden. Als ich vorsichtig anmerkte, dass ich gerne vielleicht noch ein Weilchen mit Sam und Mike verbringen würde, zögerte einen Moment, fragte dann: „Darf ich mit?“ und begann auf meine positive Reaktion hin gleich einen Brief an die beiden aufzusetzen. Als ich ihm sagte, dass meiner schon unterwegs war, schien er im ersten Moment ein wenig traurig. Dann erklärte er fest, dass er trotzdem einen schreiben und offiziell um Mikes Segen bitten würde. Und Draco war richtig süß, wenn er so entschlossen war.

Der Brief von meinem Bruder mit der Antwort kam am Montag beim Frühstück. Ich war so nervös wegen der Prüfungen und dann kam auch noch Athena, Mikes Steinkauz, landete auf meinem Teller in meinem Rührei und hielt mir den Brief entgegen. Vorsichtig und mit spitzen Fingern band ich ihn los, reinigte ihn schnell, winkte Draco zu mir und öffnete ihn dann:
 

Lieber Tay, lieber Draco,

was sollen wir jetzt sagen? So wie das aussieht, ist das ja alles schon beschlossene Sache. Draco, solltest Du meinem Bruder je was antun Ignoriert Mikes Gekritzel einfach. Meinen Segen habt Ihr. Und Mikes auch. Und Kyles auch. Falls sich jemand dafür interessiert. Wir wünschen Euch jedenfalls alles erdenklich Gute und wir freuen uns darauf, Euch so schnell wie möglich bei uns begrüßen zu können. Viel Glück bei den Prüfungen!

Liebe Grüße,

Sam, Mike und Kyle
 

PS.: Draco, Du hast in deinem Brief die Anrede einmal klein geschrieben!
 

Draco lief rot an, als das kleine Postskriptum las und als ich ihm erklärte, dass die beiden – vor allem Sam – ihn wohl ins Herz geschlossen hatten und ihn jetzt auch bemuttern würden, da war er anscheinend nicht sicher, was er davon halten sollte.

Er brauchte einige Minuten, in denen ich mein Rührei verschwinden ließ und mir lieber noch eine Tasse Tee einschenkte (sonst war ich nur noch nervöser), dann erklärte er ganz langsam: „Ich denke ich kann damit zufrieden sein, oder?“ Ich nickte. „Gut. Dann… dann freue ich mich.“
 

Die Prüfungen verliefen wir im Flug. Ich war total nervös davor, aber als ich erstmal in der Prüfung war ging alles wie von selbst. Bei der praktischen Prüfung in Kräuterkunde hatte ich ein paar Probleme und in der theoretischen Verwandlungsprüfung lief auch nicht alles glatt, aber sonst hatte ich keinerlei Schwierigkeiten. Ich hatte ein verdammt gutes Gefühl.

Am Mittwochmorgen geschah etwas, das meine Stimmung ein wenig trübte. Wir saßen eben beim Frühstück und Blaise ging mit mir noch mal die wichtigsten Gegenflüche durch, die wir gleich für die Theorie in Verteidigung gegen die dunklen Künste brachen würden (Draco hatte dummerweise den ganzen Tag frei, da er weder Verteidigung noch Muggelkunde belegt hatte. Blaise musste den ganzen Tag arbeiten und ich würde die ganzen Verteidigungsprüfungen vor dem Mittagessen absolvieren und könnte mich dann auch zurücklehnen), als plötzlich ein großer, grauer Uhu auf unseren Tisch zugeflogen kam. Die Schüler begannen scharenweise zu kichern, als sie den scharlachroten Umschlag entdeckten. Mir war weniger wohl zumute, weil der Uhu genau auf uns zusteuerte. Der Brief landete in Dracos Kaffee, den der argwöhnisch musterte und dann mit einem Wink seines Zauberstabs verschwinden ließ. Dann öffnete er schnell den bereits kokelnden Umschlag.

Die Stimme war laut und durchdringend und von so einer Eiseskälte, dass ich unwillkürlich Angst bekam. Draco nahm mich in den Arm und hielt mich fest. Auf seinem Gesicht hielt sich das Lächeln, während die Stimme seines Vaters ihn anbrüllte.

Als es endlich vorbei war, ließ er einfach die Fetzchen des Papiers verschwinden. In der Halle war es totenstill. Alle schienen geschockt von dem Heuler und den Drohungen, die Lucius Malfoy seinem Sohn gegenüber ausgesprochen hatte. Draco küsste kurz mein Haar. „Ich liebe dich!“, verkündete er dann und wand sich ungerührt wieder seinem Essen zu.

Epilog

Epilog:

„Draco?“ „Ja?“ Er kam ins Bad und sah mich mit zärtlichem Blick an. „Kann ich… kann ich so gehen?“ Ich sah ihn im Spiegel auf mich zukommen, dann stand er hinter mir und schloss beide Arme um meine Taille.

„Mach dir da bloß keine Sorgen, Taylor, du bist wunderschön. Bist du stolz auf deine Uniform?“ Ich sah an mir hinab und ließ meinen Blick über die schwarze Hose gleiten, das weiße Hemd, die grüne Krawatte und den schwarzen Umhang, mit dem Wappen, die mich jetzt ein Jahr lang begleitet hatten. „Ja. Ja, das bin ich.“ „Gut. Ich auch. Es war schön hier. Gott, ich werde Hogwarts vermissen.“

Ich sah ein wehmütiges Lächeln in seinem Gesicht und umschloss seine Hände fest mit meinen. „Ich war nur ein Jahr hier“, sagte ich, „Aber ich werde Hogwarts auch vermissen. Ich hab schöne Erinnerungen an die Zeit hier.“

Draco drehte mich in seinen Armen, drängte mich gegen das Waschbecken, stützte die Hände links und rechts von meiner Taille dagegen und brachte sein Gesicht ganz nah an meines. Ich konnte die langen, schwarzen Wimpern sehen. Ich konnte Dracos Atem fühlen. Ich konnte die Vorfreude in den grauen Tiefen glitzern sehen.

„Ich liebe dich.“ Er küsste mich sanft. Ein Hauchen nur. Dann noch eins. Er fühlte sich so süß an.

„Na ihr beiden? Jetzt wo ihr könnt, hört ihr gar nicht mehr auf, was?“ Blaise lehnte in der Tür zum Badezimmer. Er grinste uns an. „Nein!“, erwiderte Draco und grinste zurück.

Der Dunkelhäutige stieß sich ab und kam auf uns zu. „Ich finde es ja schon blöd, dass ihr mir die ganze Zeit nichts gesagt habt!“ „Tut mir leid…“, flüsterte ich. Draco zog mich an sich und Blaise wuschelte uns beiden durchs Haar. „Mensch, ich hab euch echt total lieb.“ Ich nickte. „Ich dich auch.“ Einen Moment zögerte ich, dann sah ich Draco an, der lächelte und sah mich an, dann beugten wir uns vor und drückten dem Größeren jeder einen Kuss auf die Wange. „Wow!“, machte Blaise, dann drängte er sich zwischen uns, legte einen Arm um meine, einen um Dracos Schultern und zog uns an sich. „Gehen wir auf die beste Abschlussfeier in der Geschichte Hogwarts?“ „Darauf kannst du wetten!“, erwiderte Draco lachend.
 

Ich war so glücklich. Es war unbeschreiblich. In der Eingangshalle trafen sich alle Familien und auch ich hielt Ausschau nach Mike und Sam. „Siehst du sie?“, fragte Draco. Er hatte sich still und heimlich in unsere Familie geschoben und ich wollte ihn gar nicht mehr da raus bringen.

„Nee…“, murmelte ich und streckte mich. Blaise hatte seine Mutter schon gefunden. Ich blickte mich noch mal intensiv in der Halle um, dann sah ich sie drüben beim Portal stehen. „Da sind sie, Draco!“, rief ich und zog ihn hinter mir her.

„Tay!“, rief Mike von weitem und nahm mich sofort in den Arm. „Mensch Kleiner! Ich freu mich so!“ Während Sam mich in den Arm nahm, sahen Draco und Mike sich abschätzig an. „Michael. Ich freue mich, Sie zu sehen.“ „Mike. Einfach Mike. Wenn du meinem kleinen Bruder jemals wehtust, dann stirbst du eines grausamen Todes.“ „Ich werde mich bemühen, es nicht zu tun.“ Vorsichtig löste ich mich aus Sams Armen, ging hinüber zu Draco und nahm seine Hand. „Ist das wirklich okay für euch?“ Sam zog Mike zu sich. „Ja. Nicht wahr, Mikey?“ Der knurrte zustimmend, seufzte und erklärte dann mit einem liebevollen Blick zu mir: „Wenn du dann glücklich bist, dann bin ich es auch.“

Die Flügeltüren zur Großen Halle öffneten sich und wir ließen uns mit der Masse hineintreiben. Neville und die Parvati-Zwillinge hatten sich richtig ins Zeug gelegt. Kleine, runde Tische aus weißem Marmor waren an der Stirnseite, vor dem langen Lehrertisch aufgestellt. Gegenüber der Tür wartete eine große, quadratische Bühne auf Erstürmung.

Mike, Sam, Draco und ich ließen uns an einem Tisch weit hinten nieder. Blaise und seine Mutter setzten sich an den Tisch neben uns, zusammen mit Theodore und seiner Tante.

„Meine lieben Ehemaligen, liebe Familien! Ich freue mich, Sie hier in unserem Schloss zur Vergabe der Abschlusszeugnisse begrüßen zu dürfen!“ Applaus brandete auf, und Professor McGonagall bedachte uns alle mit einem Lächeln und wartete, bis wieder Ruhe einkehrte. „Ihr wart jetzt sieben Jahre auf unserer Schule, meine Lieben, hattet ihr euren Spaß?“ Wieder brauste Beifall auf. Dann betraten Theodore und Hermine gemeinsam die Bühne.

„Liebe Mitschülerinnen und Mitschüler… freut Ihr euch? Wir sind endlich fertig! Also ich muss sagen… ich werde Hogwarts vermissen. Ich werde euch vermissen. Auch wenn wir uns gezofft haben und wenn wir vor allem in schweren Zeiten gelebt haben… ich werde euch vermissen!“, rief Hermine. „Aber wir haben noch einen Abend zusammen. Und jetzt müsst ihr erstmal eure Zeugnisse entgegen nehmen!“, fuhr Theodore fort. Er nahm zwei gelbe Umschläge von Professor McGonagall an, reichte Hermine einen und erklärte: „Hier sind die Zeugnisse der Jahrgangsbesten drin. Ich wäre dafür, dass wir einfach mal sehen, wer von den Mädchen am besten abgeschnitten hat!“ Er riss das Pergament auf und zog einen Bogen hervor. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Wer hätte es nicht erwartet… Hermine Granger aus Gryffindor!“

Wieder klatschen alle, als Theodore Hermine ihr Zeugnis überreichte und ihr die Hand schüttelte. Auch Professor McGonagall gab ihr die Hand.

Nachdem es wieder ruhig geworden war, öffnete auch Hermine den Umschlag. „Und Jahrgangsbester der Jungs ist… Draco Malfoy aus Slytherin!“

Ich blickte zu ihm. Wie erstarrt saß er auf seinem Stuhl. Dann stand er auf. Ich konnte Anspannung auf seinem Gesicht sehen, als er zur Bühne lief und sich von Hermine und Theodore die Hand schütteln ließ. Auch die Schulleiterin schüttelte ihm die Hand. Als er zurückkam wirkte er so befreit und so glücklich, dass ich die Augen nicht von ihm abwenden konnte.

Nach der Reihe wurde alle anderen in Gruppen zu je fünf Personen aufgerufen. Dann endlich auch mein Name. Wir waren nur zu dritt, weil Draco und Theodore ja schon vorne waren. Ernie Macmillian aus Hufflepuff schien gar nicht erfreut, mit mir, Pansy und Theodore auf Bühne stehen zu sollen. Aber Hermine und die Schulleiterin waren ja auch noch da. Und wir waren ja auch ganz lieb.

Hermine überreichte mir lächelnd mein Zeugnis. „Großartig, Taylor!“, flüsterte sie. Als ich zurück auf meinen Platz ging, klopfte Harry mir im Vorbeigehen auf die Schulter. Draco sah ihm ein wenig säuerlich nach.

Als auch der Letzte, Blaise, mit seinem Zeugnis von der Bühne verschwunden war, übernahm Professor McGonagall erneut das Wort, wünschte uns einen guten Appetit und gratulierte nochmals allen.

Nach dem Essen stürmten die Schwestern des Schicksals die Bühne und versuchten uns mit ihrer Musik zu erheitern. Ich weigerte mich standhaft, mit Draco zu tanzen. Ich konnte gar nicht tanzen!

Sam und Mike wirbelten bereits über die Tanzfläche, die schon gut gefüllt war. „Ach komm, Kleiner. Auf uns merkt doch eh niemand!“ Er kniete vor mir und spielte mit meinen Händen. „Warum denn nicht?“ „Ich kann doch gar nicht tanzen!“ „Das macht doch nichts. Du sollst nur ein bisschen Spaß haben!“ „Ich… hier sind aber so viele Leute!“ Draco seufzte, stand auf und setzte sich auf meinen Schoß. Ich hielt die Luft an. Seine Arme waren in meinem Nacken verschränkt. „Später werden wir tanzen. Oben im Raum der Wünsche, wenn nur noch der Abschlussjahrgang da ist. Da werde ich dich zwingen, ja?“ Ich biss mir auf die Unterlippe und nickte zögerlich.
 

Als wir schließlich um halb elf die Familien verabschiedet hatten, nahm Draco meine Hand, während wir gemeinsam hinauf in den siebten Stock zum Raum der Wünsche pilgerten. Blaise hüpfte neben uns her. Er fand es ein wenig schade, dass Lawrence nicht dabei sein konnte, aber der Sechstklässler musste ins Bett. Dafür verstand er sich heute Abend besonders gut mit Harry, der sich auch ein wenig außen vor fühlte. Es war seltsam. Der letzte Abend des Jahres… und Slytherin und Gryffindor gingen friedlich nebeneinander her, lachten zusammen und hatten ihren Spaß. Das fühlte sich schön an.

Draco pfiff anerkennend durch die Zähne, als er sich im mittlerweile gut gefüllten Raum der Wünsche umsah. „Hat dein Kleiner gut hingekriegt, was, Malfoy?“, fragte Harry. Draco sah mich an, bot Harry abwesend das ‚Du’ an und küsste mich dann mit einer solchen Leidenschaft, dass er mich beinahe damit umgeworfen hätte.

Und ja, er zwang mich zu tanzen. Und um ehrlich zu sein… es machte Spaß. Die Musik war langsam und ruhig und Draco zog mich fest an sich, führte und nahm es mit einem Lächeln, wenn ich ihm wieder auf den Fuß trat. Zärtlich drückte er meinen Kopf in sein Hemd und hielt mich dort geborgen.

Was würde die Zukunft bringen? Würde ich meine Ausbildung zum Heiler schaffen? Wo würde ich leben? Wie? Ich wusste es nicht. Die Zukunft war ein unbeschriebenes Blatt… aber eines war sicher… ich würde sie mit Draco verbringen. Komme was da wolle. „Ich liebe dich…“, flüsterte ich und spürte seinen warmen Körper an meinen geschmiegt.
 

ENDE
 

So meine lieben Leser, das war wohl das letzte Mal, dass ich mich mit GJV gemeldet habe.

Ich würde gerne noch ein paar Dinge zum Schluss loswerden, erstmal vielen, vielen Dank an alle, die diese Geschichte gelesen, auf ihre Favoliste gesetzt oder sogar kommentiert haben! Ich hoffe ihr hattet viel Spaß beim Lesen und ich hab euch die Freitage ein wenig versüßt!

Okay, damit wünsche ich euch jetzt noch einen schönen Rutsch ins neue Jahr und... na ja, ich hoffe man liest sich mal wieder!

TeZ



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Kommentare zu dieser Fanfic (14)
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Von:  dracoxharry
2010-01-01T13:03:52+00:00 01.01.2010 14:03
Oh wie schön :)
Einfach ein tolles Ende.
Nach dem man so viele Kapitel lang geweint, gehoft und von einem Happy End geträumt hat, ist die Geschichte jetzt zu Ende.
Und zwar mit einem tollen HAPPY END^^

Ich fand es so süß wie Draco als Jahrgangsbester aufgerufen wurde und er wie versteinert da gesessen war.
Die Abschlussfeier war genial, am meisten als Draco Harry im Raum der Wünsche das du angeboten hat und Taylor und Draco dann zusammen getanzt haben :)

Dir zwei passen einfach super zusammen :D

Ich wünsch dir noch ein schönes Neues Jahr!!!

lg dracoxharry
Von:  dracoxharry
2009-12-26T18:47:15+00:00 26.12.2009 19:47
Juhu!!
Draco hat endlich seinen Verstand eingeschaltet :)
Er hat sich endlich gegen seinen Vater behauptet und ganz Hogwarts weis von der Beziehung der beiden:)

Harry war ja auch süß so wie er sich um Taylor gesorgt hat^^

Aber jeztt sind alles glücklich und leben zufrieden bis ans ende ihres lebensm(wehe wenn nicht:) ) So wie ich mir das Ende erhofft habe!
Die ganze Geschichte ist einfach super genial geschriebn!!!

Guten Rutsch ins neue Jahr

lg dracoxharry
Von:  dracoxharry
2009-12-26T18:33:18+00:00 26.12.2009 19:33
NEEEIIIIN!!!!!!!!!

Tut mir leid kann nichts längeres Schreiben ich muss weiter lesen!!!!!

lg Dracoxharry
Von:  dracoxharry
2009-12-19T19:01:07+00:00 19.12.2009 20:01
AHHH NICHT SCHON WIEDER!!!!
Du hast mal wieder an der spannensten stelle aufgehört!!! Das gibts doch nicht!!!

Hallo erstmal^^
Wieder ein tolles Kapitel und wieder will ich so schnell wie möglich das nächste :)

Tay tut mir leid, es ist aber voll süß wie er sich jetzt mit Harry und Hermine versteht. Und Ron hat wohl immer noch angst, das Tay ihm Hermine wegnimmt XD
Draco hat ganzschön überreagiert!! Er verlangt, das Tay laufend zu schaut wie er mit seiner Verlobten schmusst und Tay darf nicht mal Harry umarmen!!
Aber ich versteh ihn und ich versteh auch Tay, dass er zusammenbricht mit dem ganzen Druck un dem Stress.

Ich freu mich schon wieder reißig auf ein weiteres Kapitel von dir :D

lg dracoxharry

P.S.: Froh Weihnachten^^
Von:  dracoxharry
2009-12-13T17:31:37+00:00 13.12.2009 18:31
Hi :)

wieder mal ein geniales und emotional geladenes Kapitel :)
Das Tay anscheinden mit Hermine und Harry freundschaft schliest find ich richtig gut. So wird er mal ein bischen "Welt offener" ^^

Ich bin schon ganz gespannt auf den Abschlussball und hoffe immer noch auf ein Happy End zwischen Draco und Tay :)

Bis zum nächsten Kapitel von dir :D

lg dracoxharry
Von:  dracoxharry
2009-12-05T15:51:08+00:00 05.12.2009 16:51
Ich könnte durchgehend heulen wenn ich deine Geschichte lese!
Es ist toal schlimm mit anzuschauen wie die beiden sich gengenseitig verletzen!
An Dracos stelle würde ich diese Ari-irgendwas auf den Mond schiesen, mich von meinem Vater enterben lassen und mit Tay durchbrennen :D
Aber nein er tut es nicht :(

Ich freu mich rießig auf dein nächstes Kapitel^^

lg dracoxharry
Von:  dracoxharry
2009-11-22T11:57:28+00:00 22.11.2009 12:57
HI :)

ich mag sie nicht!! Das ist ne total falsche KUH!!!Armer Draco. Und ihre Schwester (Daphne glaub ich) tut mir auch leid!
Ich hoff die verschwindet schnell wieder und Draco bernnt einfach mit Taylor durch :D

Ich freu ich schon aufs nächste Kapi :)

lg dracoxharry
Von:  dracoxharry
2009-11-14T11:58:48+00:00 14.11.2009 12:58
*noch mehr heul*
Super Kapitel!!
Immerhin haben die zwei jetzt verstanden, dass sie den anderen mit ihrem Verhalten am meisten verletzten, auch wenn sie das nicht wollten.
Blaise tut mir auch leid. Das ist eine total belastende Situation für ihn als bester Freund.
Ich hoffe Draco versteht endlich das die Heirat ihm nichts als Probleme bereiten wird und er weder sich selbst noch seine "Frau" damit glücklich macht.

Ich hoffe es bleibt so spannend :)

lg dracoxharry
Von:  dracoxharry
2009-11-14T11:44:42+00:00 14.11.2009 12:44
*schnief*heul* Nein wie kannst du das ihnen nur antun!
Ich muss ganz schnell weiter lesen und schauen was aus den beiden wird. Bis zum nächsten kommi :))

lg dracoxharry
Von:  dracoxharry
2009-10-31T13:17:17+00:00 31.10.2009 14:17
hallo :)
oh man da möchte man ja am liebsten mit heulen!
Die zwei tun mir einfach nur leid :(
Das ist alles total kompliziert!
Und das Blaise ne funktioniertende Beziehung hat macht das ganze auch nicht einfacher.
Immer hin konnten Sam und Mike ihn ein wenig ablenken.
Mal schaun was passiert wenn Draco und Taylor in Hogwarts wieder aufeinander treffen.
Ich hoffe in den Ferien von Draco lief alles gut und es ist nicht noch irgendwas unvorhergesehenes passiert.
Außerdem müsste doch Blaise auch irgendwann mal merken das zwischen den beiden etwas passiert ist.

Ich hoffe du schreibst ganz schnell weiter!
Ich finde die Geschichte einfach klasse^^

lg dracoxharry

P.S.: Bin ich echt die einzige, die dir Kommis hinterlässt?!
Die anderen sollten sich echt was schämen ;)


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