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Gegen jede Vernunft

Was, wenn du es nicht darfst...?
von

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Kapitel 15:

Als ich am nächsten Morgen erwachte, waren die Vorhänge zu Dracos Bett noch zugezogen. Blaise schien sein Bett bereits verlassen zu haben und tatsächlich, er war bereits im Bad, als ich eintrat.

„Na mein Kleiner?“ „Bitte nicht Kleiner…“, erwiderte ich traurig. Das erinnerte mich an Draco, das war sein Kosename… mein Kleiner. So hatte er mich immer genannt. Klar, es gab noch mehr Leute, die mich so nannten… aber im Moment wollte ich das nicht.

Blaise hob die Augenbrauen, dann öffnete er seine Arme. Ich sah ihn etwas abschätzig an. „Ich will dir ja nicht zu nahe treten… aber du bist nass, Blaise.“ Der Schwarzhaarige blickte an seinem schönen, tropfenden Körper hinab, dann zuckte er nur die Schultern und lief einfach auf mich zu, um mich heftig in seine Arme zu ziehen.

„Blaise!“, quiekte ich auf. Ich hörte ihn lachen, dann schmiegte ich mich trotzdem an ihn. „Mhh… du bist ganz warm…“, flüsterte er in mein Haar. „Und du ganz nass…“, erwiderte ich. Ich versuchte einfach, es zu ignorieren.

Blaise tat gut. Blaise Wärme, Blaise Nähe, Blaise leise Stimme. Er sang ein wenig vor sich hin. Tat er manchmal. Sollte er meiner Meinung nach viel öfter machen.

„Was ist denn hier los?! Ich dachte du hast einen Freund, Blaise!“ Hastig wollte ich mich aus Blaise Armen befreien, doch er hielt mich fest und drückte meinen Kopf an seine Brust. Mit ängstlich aufgerissenen Augen starrte ich in die Ferne. „Hab ich ja“, erwiderte Blaise und ich spürte, wie seine Schultern zuckten. „Du drückst einen jungen Mann an deinen Körper… und du hast nichts an, Blaise.“ „Sollte es dich stören, Draco? Du hast mich oft genug nackt gesehen.“ Auf den ersten Vorwurf ging er gar nicht ein. Ich hörte den Blonden einige Schritte machen, dann ging er an uns vorbei zur Toilette.

„Blaise…“, flüsterte ich verzweifelt, doch der hielt mich nur weiterhin fest, streichelte mich beruhigend und machte: „Shh… alles wird gut…“ „Nein…“, murmelte ich, nicht sicher, ob er es hören konnte, nicht sicher, ob ich wollte, dass er es hörte.

Ob er es hörte oder nicht, er reagierte nicht. Sanft hielt er mich in seinen Armen und ließ erst zu, dass ich den Kopf hob, als Draco das Bad längst verlassen hatte, damit ich ihn an diesem Morgen nicht sehen musste. Damit ich die schönen, silbernen Augen nicht ertragen musste. Liebevoll schickte Blaise mich zum Duschen, brachte mir trockene Sachen und nahm mich bei der Hand, als wir in den Gemeinschaftsraum gingen.

Dort saß er. Draco. Mein Herz schien sich zusammen zu ziehen, als er aufstand, die Slytherins mit einer Handbewegung hinter sich sammelte und in die Große Halle führte. Er sah so stolz aus. Und so wunderschön. Trocken schluckte ich und spürte, wie Blaise einen Arm um meine Schultern legte.

Während ich mich – ein wenig widerwillig – schon auf meinen Platz neben Draco setzte, huschte Blaise schnell hinüber zum Ravenclawtisch, um Lawrence zu begrüßen. Neidisch blickte ich zu ihnen hinüber, dann zuckte ich zusammen, als Dracos Knie unter dem Tisch meines berührte. „Sorry“, flüsterte er, ohne mich anzusehen. Als wäre ich es nicht wert. Als müsste er sich überhaupt für die Berührung entschuldigen! Er, der mich schon auf seinen Schoß gezogen und in seinen Armen gehalten hatte!

Ohne etwas gegessen zu haben stand ich auf und mogelte mich mit den ersten, die schon fertig waren, nach draußen. Ich wollte nicht neben Draco sitzen und essen. Eigentlich würde ich am liebsten den ganzen Tag an ihm klammern, aber ich durfte nicht. Vielleicht brachte es gar nichts, um ihn kämpfen zu wollen. Ich konnte ihm nicht schenken, was Astoria Greengrass so mühelos geben konnte: Einen Stammhalter. Und ich wusste, dass Draco in dieser einen Hinsicht so war wie ich… er würde eher selbst leiden, als andere zu verletzen.

Dass er mir wehtat, dass wollte ich ihm nicht zeigen. Niemals wieder! Sonst hätte er sich nur noch schlechter gefühlt. Denn Draco war mir wichtig. So wichtig wie mein eigenes Leben. Nein, eigentlich war er noch wichtiger als das.
 

Ich saß draußen, auf einer der Bänke an der Steinmauer des Schlosses. Es war ein wenig kalt und windig, aber trotzdem war ich lieber hier, als drinnen, neben Draco. Ich wusste, dass ich jetzt wahrscheinlich sowohl Draco als auch Blaise Sorgen bereitete, aber ich hatte es einfach nicht mehr ausgehalten. Ich hatte nicht drinnen bleiben wollen.

Plötzlich spürte ich, wie sich mir zwei Arme um die Schultern schlangen und ein schlanker, fester Körper sich von hinten gegen mich drängte. Leise schluchzend schloss ich die Augen und lehnte den Kopf zurück. „Blaise…“ „Hm?“ Der Dunkelhäutige küsste meine Stirn. „Ich hab ihm wehgetan, nicht?“ „Ich weiß es nicht.“ Erschrocken riss ich die Augen auf. Er war nicht zuerst bei Draco gewesen? Warum nicht? Er… er war doch viel wichtiger als ich! Draco… „Du hättest zuerst mit ihm reden sollen, nicht mit mir! Mir geht es gut! Geh… geh und frag… frag ihn, ob ich ihm wehgetan hab!“ „Frag ihn selber.“ „Nein!“, rief ich und riss die Augen auf, wollte mich in seinen Armen umdrehen. Blaise hielt mich in genau der Position, in der ich mich befand. Ich weinte immer noch. Schloss die Augen, lehnte den Kopf zurück und ließ die Tränen einfach über meine Wangen rollen.

„Bitte, geh zu ihm. Frag ihn, ob es ihm gut geht. Ich… er will mich doch nicht bei sich haben!“ „Glaubst du das wirklich?“ Ich hielt inne. „Glaubst du das wirklich?“, wiederholte Blaise, „Glaubst du, dass Draco dich nicht um sich haben will? Er liebt dich!“

„Blaise, das… das hat er gesagt. Draco hat gemeint, er will sich von mir fernhalten, damit ich keinen Liebeskummer habe.“ „Aber den hast du. So oder so. Rede mit ihm! Außerdem ist es doch dein Liebeskummer. Wenn du bei ihm bleiben willst, und den Schmerz ertragen kannst…“ „Ja, Blaise, das will und kann ich, aber er würde sicher sauer werden, wenn ich mich so einfach seinen Anweisungen widersetze!“

„Seinen Anweisungen?“ Blaise schnaubte, ließ mich endlich los und setzte sich neben mich auf die Bank, zog mich wieder in seine Arme und hielt mich fest. „Seinen Anweisungen?“, wiederholte er wieder, „Bist du sein Hauself? Anweisungen… ich glaub es ja nicht, du gehorchst ihm aufs Wort, was?“

„Nein! Ich… Mann Blaise, ich würde ihn nur nerven. Ich meine… es geht ja nicht nur um mich, Draco muss… er muss sich ja auch von mir lösen, wegen seiner Familie, also…“ „Hallo? Taylor, es geht hier nicht nur um Draco, sei mal egoistisch! Du willst ihn doch auch, oder?“ „Blaise! Es geht nicht um meine Wünsche!“

Einige Sekunden herrschte Schweigen, dann fragte Blaise: „Warum nicht?“ „Weil… ich bin nicht wichtig. Ich werde auch so glücklich. Ich hab dich und Mike und Sam. Wen hat Draco, wenn nicht seine Familie? Also muss er sie glücklich stimmen, nicht? Damit sie ihn akzeptieren, damit er jemanden hat! Draco braucht das Ansehen seiner Familie! Das macht ihn glücklich und ich will, dass er glücklich ist!“ „Draco hat uns. Dich und mich.“ „Aber… Blaise, Draco hat sich entschieden. Für seine Familie. Gegen mich… das… das muss ich… muss ich einfach… akzeptieren.“ Wieder weinte ich. Blaise zog mich fest an seine Brust und ließ mich.

„Du bist ein sehr, sehr lieber Junge, Taylor. Du bist so hilfsbereit… bis zur Selbstaufopferung“, stellte er leise fest. Das war kein Vorwurf, es klang deutlich in seiner Stimme. Es war… fast ein wenig stolz. Ich konnte spüren, wie er mich streichelte.

„Hallo ihr beiden… darf… darf ich mich zu euch setzten?“ Ich blickte auf. Lawrence stand neben uns. Ich nickte schwach und er ließ sich neben Blaise nieder. Der zog mich mit einem Arm an seine Brust und Lawrence mit dem anderen. Unsere Köpfe lagen fast nebeneinander an den Körper des Älteren gelegt und ich bat leise: „Sag mir, wenn ich ihn dir wegnehme.“ „Tust du nicht.“ „Danke.“ Lawrence nahm meine Hand, drückte sie kurz und sah mich liebevoll an. Ich wusste, dass ich Lawrence vertrauen konnte… mehr denn je. Ich hatte hier nur so unglaublich liebenswürdige Personen getroffen.

Ich stand den Tag durch. Blaise war da und Lawrence war da und ich ignorierte Draco so gut es ging. Nicht, weil ich ihn plötzlich hasste oder dergleichen, nein, es lag vor allem daran, dass es mir nur so möglich war, normal zu leben… zu vegetieren.

Beim Mittagessen saß ich ganz normal neben dem Älteren. Meine Hände zitterten und ich sah, dass seine daneben auch bebten. Wir wollten einander berühren. Aber wir würden nicht. Durften nicht.
 

Ich zog mich vor Draco zurück. Natürlich tat ich das, er wollte es ja so. Es fiel mir schwer, ich weinte die halbe Nacht und gab mich aufgesetzt fröhlich am Tag. Blaise und Lawrence heiterten mich auf, sie versuchten es zumindest. Ich gab ihnen das Gefühl, sie wären erfolgreich. Und weinte nachts wieder.

Doch dann, irgendwann Mitte Mai bemerkte ich, dass ich Blaise und Lawrence zu sehr einnahm. Denn Draco hatte niemanden mehr hier, er schikanierte Greg wieder, er hing mit ihm und Pansy ab und ich hörte ihn nachts auf und ab gehen. Ich wollte hinaus zu ihm, ihn in meinen Arm nehmen, ihn festhalten und ihm sagen, dass ich da war, dass ich ihn liebte und dass Blaise und Lawrence auch da waren. Ich hielt mich jedes Mal zurück.

Draco hatte also niemanden mehr, der ihm etwas bedeutete. Ich fühlte mich so verdammt schuldig, weil ich ihm seinen besten Freund weggenommen hatte. Doch ich wusste, würde ich es Blaise sagen, so würde er nur den Kopf schütteln und sagen, dass ich mir keine Sorgen machen solle. Dass er sich aufteilen könne. Also sagte ich nichts. Ich zog mich nur zurück.

Leider war das auch nicht so gut, nach etwa einer Woche bemerkte Blaise es. Er stöberte mich in der Bibliothek auf, wo ich in einer Ecke an einem Tisch saß, über ein Buch gebeugt, das mich nicht mal interessierte. Eigentlich starrte ich nur die Seite an und versuchte nicht zu heulen.

„Ha, erwischt!“, grinsend ließ er sich mir gegenüber auf die Bank fallen. Ich sah kurz auf, tat dann aber wieder so, als würde ich mich auf das Buch konzentrieren.

„Warum weichst du mir aus?“ „Tu ich nicht. Es tut mir leid, wenn dir das so vorkommt. Ich… lese nur in letzter Zeit viel.“ „Tay, du gehst mir und Lawrence aus dem Weg. Du machst nichts mehr mit uns. Wir würden gerne mehr Zeit mit die verbringen!“ „Warum… wollt ihr nicht mal Zeit mit Draco verbringen? Ich meine… er war dein bester Freund. Ist dein bester Freund. Kümmere dich um ihn. Verlier ihn nicht! Tu ihm nicht weh!“ Einige Sekunden schwieg Blaise, dann wanderte seine Hand in mein Blickfeld, er umfasste mein Kinn und zwang mich aufzusehen. Er lächelte und das ließ mich irgendwie unsicher werden. „Weißt du, woran mich das erinnert?“ Ich schüttelte den Kopf. „Damals, Anfang des Schuljahres, da hielt ich dich im Arm. Du hast geschlafen… und da sagte Draco genau dasselbe zu mir. ‚Tu ihm nicht weh.’ Tja… letztendlich tut er dir weh, nicht?“

Ich presste fest die Lippen aufeinander und doch rollten langsam ein paar Tränen über mein Gesicht. Blaise wischte sie weg. „Ihr werdet beide nicht um euch kämpfen, oder?“ Ich schüttelte leicht den Kopf. Nein. Wir würden nicht kämpfen. Ich wollte ihm nicht auf die Nerven fallen und er würde den Weg seiner Familie gehen. Ich wollte auch gar nicht, dass er kämpfte. Ich wollte nicht, dass er unglücklich war. Und doch konnte ich es nicht verhindern.

„Kümmere… kümmere dich um Draco, bitte. Ich… es ist leichter für mich, als für ihn. Er braucht dich jetzt dringender.“

Blaise seufzte, gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn, dann stand er auf und wuschelte mir durchs Haar. „Ihr seid euch so furchtbar ähnlich… er hat genau dasselbe gesagt, als ich eben mit ihm geredet hab…“ Damit verschwand Blaise und ließ mich mit meinen Gedanken allein.

Draco opferte seine Freundschaft zu Blaise für mich. Warum nicht auch seine Familie? Heftig schüttelte ich den Kopf. Eigentlich wollte ich ihm weder das eine noch das andere nehmen.
 

Es gelang mir doch, Blaise auf Abstand zu halten, aber das machte die Sache weder leichter noch schwerer. Blaise ging zwar auf meinen Wunsch ein und versuchte, sich möglichst gleich unter uns aufzuteilen, aber obwohl ich wusste, dass Draco nicht alleine war, war ich immer noch in Sorge… und so furchtbar eifersüchtig auf diese Astoria Greengrass. Natürlich, ich ließ mir nichts anmerken, aber ich war kein Heiliger. Und ich liebte Draco. Ich akzeptierte seine Entscheidung, aber weh tat sie trotzdem.

Und irgendwann, nach dem wir es doch bis fast zum Ende des Monats geschafft hatten, da konnte ich einfach nicht mehr. Ich kollabierte an meiner Trauer. Ich brauchte Draco wie die Luft zum Atmen und ich wollte nicht sehen, wie er litt.

Eines Nachts, als er wieder durch den Schlafsaal ging – und ich hörte ihn leise schluchzen – da konnte ich einfach nicht mehr. Energisch riss ich die Vorhänge auf und sah ihn an. Draco erwiderte meinen Blick aus tränennassen Augen.

„Was willst du?“, fragte er. Ich konnte nicht antworten. Ich wollte ihn nicht so sehen müssen, so traurig, so verzweifelt. Ich wollte ihn im Arm halten dürfen.

„Draco… ich kann nicht ohne dich… lass mich nicht alleine, oh bitte!“ „Hatten wir das nicht schon im Zug?“, fragte er und wischte sich mit der Hand über die Augen. Ich wusste, dass ich auch anfing zu weinen. „Ich dachte ich kann… aber ich kann nicht. Gib… gib mir die Zeit bis zum Abschluss, ich flehe dich an, Draco!“

Der Blonde kam auf mich zu, nahm mein Gesicht zärtlich in seine Hände und flüsterte: „Es ist doch nur zu deinem Besten! Du kommst darüber hinweg und dann tut es nicht mehr weh!“ „Aber nicht hier! Nicht wo ich dich ständig vor Augen hab! Bitte… bleib bei mir, bis zum Abschluss!“

Draco legte schluchzend die Stirn an meine und unsere Tränen vermischten sich auf meiner Haut. „Ich will dich nicht nur bis zum Abschluss… ich weiß nicht, was vernünftiger ist, dich jetzt loszulassen oder uns bis zum Abschluss damit zu quälen… ich kann nicht mehr klar denken, Taylor!“ „Ich will nicht mehr klar denken… bitte… bitte… ich komm damit klar…“

Er küsste mich und der Kuss schmeckte nach Tränen und nach bitterer Liebe, aber ich wollte mehr davon, unbedingt. Heftig zog ich ihn an mich und wir weinten, als wir auf meinem Bett lagen, uns in den Armen hielten und immer und immer wieder küssten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  dracoxharry
2009-11-14T11:58:48+00:00 14.11.2009 12:58
*noch mehr heul*
Super Kapitel!!
Immerhin haben die zwei jetzt verstanden, dass sie den anderen mit ihrem Verhalten am meisten verletzten, auch wenn sie das nicht wollten.
Blaise tut mir auch leid. Das ist eine total belastende Situation für ihn als bester Freund.
Ich hoffe Draco versteht endlich das die Heirat ihm nichts als Probleme bereiten wird und er weder sich selbst noch seine "Frau" damit glücklich macht.

Ich hoffe es bleibt so spannend :)

lg dracoxharry


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