Zum Inhalt der Seite

Memory Fragments

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 2

Kapitel 2
 

Gegen Mittag des selben Tages hörte ich plötzlich Schritte, die sich meiner Tür näherten. Die letzten Stunden hatte ich wie auch zunehmend die letzten Tage, in denen Naruto und Sakura verschwunden waren, wie ein Tier in einem Käfig auf und ab laufend verbracht. Ich stand am Fenster, das Treiben auf der Straße unter mich betrachtend. Jetzt drehte ich mich um.
 

„Wo wart ihr?“ Meine Frage klang harscher, als ich es gewollt hatte.
 

„Auf einer Mission natürlich!“, erwiderte Naruto, als sei dies selbstverständlich. „Wir können uns nicht die ganze Zeit ausruhen, wie du.“ Dann blickte er in mein verständnisloses Gesicht.
 

„Ninja wie wir“, ich sah zu Sakura herüber, die ein kleines Lächeln aufgelegt hatte, „müssen oft auf Missionen gehen. Tsunade-sama erteilt sie uns. Sie wiederum hat die Aufträge von anderen Leuten erhalten.“
 

„Und ... was macht ihr so ... auf diesen Missionen?“, hakte ich vorsichtig nach.
 

„Ach, das kann ganz unterschiedlich sein. Etwas Wichtiges überbringen. Jemanden beschützen. So etwas machen wir.“
 

„Jemanden beschützen ...“, wiederholte ich flüsternd. Dann: „Das würde ich auch gerne tun.“ Narutos Augen begannen zu leuchten, Sakuras schimmerten feucht.
 

„Das hast du getan, Sasuke.“, sagte sie. „Du – du warst früher mit uns in einem Team.“
 

„Also haben wir uns gut gekannt?“ Sie nickte.
 

Auch wenn ich wusste, dass es mir nicht gelingen würde, versuchte ich mich daran zu erinnern.
 

„Du wirst übrigens heute aus dem Krankenhaus entlassen.“, unterbrach Sakura die Stille, in der ich nachgedacht hatte. „Tsunade-sama kommt gleich noch einmal vorbei, um zu sehen, dass deine Wunde auch wirklich verheilt ist.“
 

Ich nickte, aus irgendeinem Grund fühlte ich mich erschöpft. Möglicherweise wegen der Aufregung Tsunade-sama wiederzusehen. Ich hatte Angst davor – natürlich nicht vor der Untersuchung, obwohl mir diese seltsamen leuchtenden Kugeln, die sie und Sakura benutzten, immer noch suspekt erschienen. Ich hatte viel mehr Angst davor, was sie sagen würde.
 

Doch bedeutete meine Entlassung aus dem Krankenhaus nicht etwas Gutes? Würde ich mich dann frei im Dorf bewegen dürfen?
 

Als wäre sie von Sakuras Worten gerufen worden, ging abermals die Tür auf und Tsunade-sama trat mit langen, selbstsicheren Schritten in den Raum. Sie begrüßte Sakura und Naruto mit einem kurzen Kopfnicken, dann blieb ihr ernster Blick an mir haften.
 

Nachdem sie mich eine Weile lang gemustert hatte, ging sie auf mich zu, drückte mich auf das Bett und öffnete mein Hemd. Vorsichtig tastete sie mit zwei Fingern über die geschlossene Wunde. Es tat nicht weh.
 

„Willkommen zurück in Konoha, Sasuke.“, meinte sie dann beiläufig und sah auf. Ich hätte schwören können, dass ihr das Lächeln schwer fiel.
 

Naruto ließ jedoch einen Freudenschrei los und stieß die Faust hoch, während er auf der Stelle hüpfte. Sakura lächelte nur, als hätte sie gewusst, dass Tsunade-sama mich nicht abweisen würde.
 

~~~~~*~~~~~
 

Es hatte nicht lange gedauert, das Zimmer leer zu räumen; ich besaß nichts. Naruto hatte mir Kleidung von sich selbst geliehen. Der Stoff fühlte sich seltsam, wenn auch irgendwie vertraut an.
 

Auf den Stufen vor dem Haupteingang des Krankenhauses blieb ich stehen. Naruto und Sakura, die voraus gegangen waren, hielten ebenfalls an und drehten sich zu mir um.
 

„Was ist?“, fragte Sakura besorgt.
 

Konoha war groß und schön. Bäume mit weit ausgreifenden Ästen suchten sich ihren Platz zwischen den bunt zusammen gewürfelten Häusern, die Straßen wimmelten von Menschen unterschiedlichen Alters. Ich sah eine Horde Kinder vorbei rennen. Weiter hinten waren fünf Gesichter in den Stein geschlagen. Ganz rechts erkannte ich das von Tsunade-sama, des Fünften Hokages. Ich verstand sofort ihre Bedeutung.
 

„Nichts.“, antwortete ich geistesabwesend, wandte den Blick ab und ging die letzten Stufen zu den beiden herunter.
 

„Sasuke.“ Sakura packte mich am Arm. „Hör zu – es ist wahrscheinlich, dass dich einige Leute schräg ansehen werden. Lass dich davon nicht runterziehen. Egal was passiert, wir stehen immer auf deiner Seite.“
 

Ich nickte verwirrt und ließ mich von ihnen weiterführen.
 

Wir liefen in Konoha herum und es war fantastisch. Die Straßen waren erfüllt von Leben. Bisher hatte ich nur die Dunkelheit des Ganges, in dem ich zu mir gekommen war, und das triste Innenleben des Krankenhauses kennen gelernt. Ab und zu hielt ich deshalb an, beobachtete einen alten Mann beim Obst kaufen und sah einem jungen Paar nach, das über die Straße spazierte.
 

„Sasuke!“ Der ungläubige Ausruf ließ mich zusammen zucken. Als wir uns umdrehten, sah ich einen Jungen mit einem Monster von einem Hund rasch auf uns zu kommen. „Sasuke ...“ Er musterte mich von oben bis unten. „Du bist es tatsächlich. Bist ganz schön groß geworden!“
 

„Tsunade-sama hat den Dorfbewohnern mitgeteilt, was passiert ist.“, klärte Sakura mich auf. Der Junge, der sich wohl meiner Situation bewusst wurde, hielt mir die Hand hin.
 

„Ich bin Kiba.“, stellte er sich vor. Der Hund bellte. „Und das ist Akamaru.“
 

Ich musterte die mir angebotene Hand. Sie hatte Schwielen und besaß einige helle Narben, die sich straff über die Haut zogen. Zögerlich ergriff ich sie.
 

„Und, was macht ihr?“
 

„Wir haben ihm das Dorf gezeigt.“, antwortete Sakura auf Kibas Frage, doch sie schien besorgt zu sein. Obwohl ich sie noch nicht gut kannte, merkte ich ihr das sofort an.
 

„Ihr seid ja wohl noch nicht fertig damit, oder?“ Kiba grinste. „Ich komm mit euch.“
 

Er sollte nicht der Einzige bleiben, der uns begleitete. Je länger wir durch die Straßen Konohas liefen, desto mehr Leute schlossen sich uns an. Jedem Einzelnen wurde ich vorgestellt, doch ich erkannte Niemanden.
 

Und es gab etwas, was mich gewaltig störte: Jeder von ihnen behandelte mich gleich. Jeder war nett zu mir; verständnisvoll wurde mir alles erklärt, was ich wissen musste. Sakura lächelte, obwohl ihr etwas zu schaffen machte. Doch ich wollte inmitten der mir fremden Leute nicht danach fragen. Ich war mir nicht sicher, ob ich überhaupt den Mut dafür aufbringen würde.
 

Als es schließlich Abend wurde und die Schatten länger wurden, löste sich unsere Gruppe langsam auf. Letzten Endes verschwand auch Sakura und ließ Naruto und mich allein zurück.
 

Ich sah Naruto an, dass ihm dies unangenehm war. Er tappte unruhig von einem Fuß auf den anderen.
 

„Wenn du gehen willst, dann geh.“, sagte ich, obwohl ich nicht allein sein wollte. Konoha war immer noch fremd.
 

„Ach was, du würdest dich sowieso wieder verlaufen!“, behauptete er und ich musste ihm Recht geben.
 

„Konoha ... ist ganz schön groß.“, versuchte ich ein Gespräch anzufangen. Der Junge neben mir – ich kannte ihm kaum, doch ich fühlte mich seltsam vertraut mit ihm. Was mochte uns früher wohl verbunden haben?
 

„Ja“ Narutos Augen strahlten. „Es wäre wirklich toll, Hokage zu werden!“ Er hatte wohl ein Gesprächsthema gefunden.
 

„Ich bin sicher, dass du das schaffst.“ Ich hatte keine Ahnung, ob es schwer war, Hokage zu werden, doch Naruto grinste mich nur dankbar an; dann fasste er mich am Handgelenk und zog mich weiter.
 

„Komm, ich zeig dir Ichiraku!“
 

~~~~~*~~~~~
 

Ichiraku war wohl so etwas wie Narutos Stammplatz, stellte ich wenige Minuten später fest. Der Mann und die junge Frau, die in dem Laden arbeiteten, kannten ihn gut und alle drei unterhielten sich, als sei es das Normalste auf der Welt. War es wohl auch.
 

Ich saß daneben, probierte zum ersten Mal in meinem Leben Ramen aus – stellte fest, dass es nicht unbedingt zu meiner Leibspeise werden würde – und sah ihnen zu, wie sie munter über anscheinend alltägliche Dinge sprachen.
 

„... und dann hab ich mein Kage-Bunshin eingesetzt und 'puff!' waren sie alle weg! Das hättet ihr mal sehen sollen! Sakura war ganz stolz auf mich; sie wollte es zwar nicht zugeben, aber ich hab's ihr genau angesehen! Glaubt ihr nicht auch, dass sie ein wenig in mich verliebt ist? Jedenfalls sind wir dann wieder zurück nach Konoha, aber-“
 

So und so ähnlich erzählte Naruto, während er das Ramen in sich hinein futterte, als gäbe es kein Morgen mehr. Ich rutschte unruhig auf meinem Hocker hin und her; ich hatte bereits zu Ende gegessen, der Tag neigte sich dem Ende zu und es wurde langsam kalt. Ich war froh, als Naruto sich endlich verabschiedete und wir uns auf dem Heimweg machten.
 

„War echt total nett von dem Alten, uns das Ramen zu spendieren!“ grinste Naruto in sich hinein. „Schade, dass er das nicht öfter macht.“
 

Ich konnte mich nicht mehr so recht seiner guten Laune anschließen, nachdem das letzte Tageslicht aus Konoha gewichen war, war es mir, als verberge sich noch etwas anderes hinter den Häuserfassaden. Ich beobachtete die wenigen Menschen auf der Straße und fröstelte.
 

Naruto war plötzlich auch ganz stumm geworden und versuchte angestrengt nach links zu schauen. Natürlich sah ich sofort nach rechts.
 

Neben uns erhob sich ein großes Tor, das mir wenig einladend erschien.
 

„Naruto?“
 

„Ja ...?“
 

„Was ist das für ein Tor? Was liegt dahinter?“
 

Ich sah, dass ihm diese Frage unangenehm war; er senkte den Kopf kaum merkbar, seine Augen huschten hin und her und schienen nicht sicher zu sein, ob sie mich ansehen sollten. Er hinterließ weiße Wölkchen in der Luft, als er heftig ausatmete.
 

„Das willst du nicht wissen.“
 

„Doch!“ Ich war zum ersten Mal laut geworden – und sofort tat es mir so Leid, als ich sein betroffenes Gesicht sah, und ich entschuldigte mich.
 

„Schon okay ...“ Naruto biss sich auf die Lippe, sah noch einmal vorsichtig zu dem Tor und wandte sich dann zum Gehen. Nach kurzem Zögern folgte ich ihm.
 

~~~~~*~~~~~
 

Naruto öffnete eine Tür, hinter der er offenbar wohnte. Als ich ihm folgte, sah ich mich neugierig nach allen Seiten um; ich wollte möglichst alle neuen Eindrücke in mich aufsaugen.
 

Mein erster Eindruck war: Zugemüllt. - Naruto legte wohl nicht sehr viel Wert auf Ordnung, und egal wie ich dies früher ausgelegt hatte, jetzt gefiel es mir nicht mehr. Naruto bemerkte meinen Blick.
 

„Kannst ja aufräumen, wenn es dir nicht gefällt.“
 

„Ich könnte auch bei Sakura wohnen.“, widersetzte ich mich ihm.
 

Ein kurzes Lächeln seinerseits.
 

„Was ist?“
 

„Nichts, du ... warst nur früher auch so.“ Er fuhr sich verlegen durch die Haare. Ich sagte nichts. In mir ballte sich etwas zusammen.
 

Ich beschloss, die Unordnung vorerst zu ignorieren.
 

„Ist es okay für dich, wenn du auf dem Sofa schläfst?“
 

„Ähm – klar ...“, sagte ich und begutachtete das Sofa, das ebenfalls verbaut war.
 

„Warte, ich räum's dir weg.“ Naruto schob das ganze Zeug einfach runter. „Autsch! Verdammt!“ , schrie er auf einmal auf und begann, auf einem Fuß zu hüpfen und sich den anderen zu halten.
 

„Was ist passiert?“ Mit Entsetzen stellte ich fest, dass sein Fuß etwas blutete.
 

„Hier.“ Er hielt einen spitzen Gegenstand hoch.
 

„Was ist das?“ Ich nahm es vorsichtig in die Hand. Er sah mich einen Moment lang verdutzt an.
 

„Ein Kunai, Sasuke.“
 

„Aha“
 

„Eine Waffe.“
 

„Du hast Waffen in deinem Haus?“
 

Naruto seufzte.
 

„Ich bin ja auch ein Ninja.“, sagte er.
 

„Äh ...“
 

Er erklärte es mir, scheinbar nicht fassen könnend, dass ich mit den ganzen Begriffen tatsächlich nichts anfangen konnte.
 

Wir hatten uns inzwischen auf das Sofa gesetzt, während Naruto fortfuhr, mir alles Mögliche aus seiner Welt zu erklären – ich kam aus dem Staunen bald nicht mehr raus. Und das war das Leben, das ich früher gehabt hatte? Mir lief ein unangenehmer Schauer über den Rücken.
 

Schließlich hatte Naruto geendet; eine drückende Stille hatte sich über uns gelegt.
 

„Naruto ... dein Fuß blutet noch.“ Naruto blickte desinteressiert auf seine Wunde.
 

„Ach was, nicht der Rede wert.“, wehrte er ab.
 

„Aber-“ Ich stockte. „Das tut doch sicher weh, oder?“
 

„Mensch, Sasuke!“, fuhr er auf. „Früher warst du doch auch nicht so ein Weichei! Weißt du eigentlich, wie oft wir beide fast gestorben wären?“
 

Das saß. Tief.
 

„Nein“, ich krallte meine Hände zusammen, „weiß ich nicht.“
 

~~~~~*~~~~~
 

Später gingen wir beide schlafen; jeder für sich. Naruto hatte gemerkt, dass mich seine Worte mehr verletzt hatten, als er es wahrscheinlich beabsichtigt hatte.
 

Ich konnte ein leichtes Unwohlsein nicht verhindern. Besonders nicht, als ich in das Dunkel des Zimmers starrte und mir jeder einzelne Gegenstand lebendig vorkam. Es sollte endlich wieder hell in Konoha werden.
 

Plötzlich erinnerte ich mich wieder an das Tor, an dem wir vor wenigen Stunden vorbei gegangen waren. Und über diesen Gedanken schlief ich ein.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2009-06-02T12:48:51+00:00 02.06.2009 14:48
Das Kapitel ist sehr gut geworden! ^^
Wann Sasuke wohl wieder alles weiß?? °°
Mal sehen, ich freu mich jedenfals auf das nächste Kapitel!!!!! ^^


Zurück