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Alabasta no Suna Oasis

アラバスタの砂·オアシス
von

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Die Jugend Alabastas

Später – sie schritt allein durch die breiten Korridore des Palastes – sinnierte Prinzessin Vivi über das Bevorstehende. Die Audienz, an der nicht nur Corsa, sondern natürlich auch sie teilnehmen würde, war ohne Frage von enormer Bedeutung für den Erhalt der Würde Alabastas gegenüber den anderen Staaten der Grand Line sowie auch der Weltregierung. Die Gutachter würden sich pedantisch über den Zustand des genesenden Landes informieren und abwägen, ob Unterstützung von außerhalb nötig war. Ein huldreiches Angebot, aber ihrem Vater war es wichtig, dass Alabasta unabhängig blieb. Insgeheim glaubte sie, dass er keine fremde Hilfe annehmen wollte, weil er befürchtete, erneut hereingelegt zu werden. Und vielleicht war dieses Misstrauen gar nicht so fehl.

Vivi kannte ihre Aufgabe. Sie würde viele, mitunter unangenehme Fragen beantworten müssen und auch mit Widersprüchen rechnen, aber darauf war sie vorbereitet. "Jeder muss das tun, was er am besten kann!", erinnerte sie sich an die Devise eines scharfsinnigen Ingenieurs mit schwarzen Locken. Sie war viel stärker und selbstbewusster geworden, seit sie damals mit Igaram und Karuh aufgebrochen war, die Baroque-Firma zu infiltrieren, und gewissen Piraten hatte sie dafür ganz schön zu danken. Sie schuldete ihren Freunden so viel – das Geringste war, dass, wenn die wohl ungewöhnlichste Piratenbande irgendwann einmal hierher zurückkommen würde, sie stolz auf ihre Prinzessin sein konnte.

Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Eher als dieses bemerkte sie den merkwürdigen Schatten an einer der Säulen. Sie blieb stehen. Als hätte er nur darauf gewartet, dass sie ihn zur Kenntnis nahm, rührte er sich, und hinter der hellen Architektur hervor trat ein Mensch, der ihr unbekannt war. Streng geglättetes Haar, ein schwarzer Frack, ein eleganter Gang – nichts, was einem Sorgen bereiten muss. Dieses unheilvolle Grinsen jedoch, diese Rabenaugen… Sie verhießen nichts Gutes. Oder war sie nun schon genauso misstrauisch wie ihr Vater?

„Prinzessin Vivi Nefeltari von Alabasta!“, begrüßte sie der Fremde freudenfeurig und breitete seine Arme aus wie ein Zirkusdirektor, der seine Attraktionen ankündigt. „Welch eine Ehre, Euch anzutreffen!“

Vivi vermochte seine Begeisterung nur bedingt zu teilen. „Wer sind Sie?“

Eine tiefe Verneigung. „Crétin Freluquet, meines Zeichens nach Fachmann für Wirtschaft und Finanzen.“

„Einer der Herren Gutachter?“

„Überrascht Euch das?“

„N-nein!“

Schon. Sie hatte sich die Gäste irgendwie anders vorgestellt. Aber nun, wo dieser Mann sich als einer derselben preisgegeben hatte, fragte sie sich, weshalb er eigentlich nicht so hätte aussehen sollen.

„Gestattet mir die Anmerkung, verehrte Prinzessin: Die Gerüchte, die ich hörte, entsprechen wahrlich der Realität: Ihr seht bezaubernd aus, ganz vorzüglich!“

„Äh… Danke“, erwiderte sie, unentschieden, was sie von ihm halten sollte.

„Keine falsche Bescheidenheit, bitte“, tadelte er sie wie ein kleines Kind. „Tragt Eure Schönheit erhobenen Hauptes, so wie es sich für die Regierung dieses Landes gehört.“

„Sie glauben an Alabasta?“, fragte sie ihn da hoffnungsvoll.

„Selbstverständlich! Ich wurde zwar herbeordert, um mich zu vergewissern, aber… Ganz unter uns: Ich habe nie an diesem Land gezweifelt.“

„Und wir werden Ihnen beweisen, dass es auch gar keinen Grund dazu gibt!“, versprach Vivi ihm, von Erleichterung erfüllt. „Alabasta ist stark, denn es fundamentiert auf dem Vertrauen zwischen allen, die es bewohnen – vom Bauern bis zum König!“

„Tatsächlich? Ich… bin gespannt!“

Jäh drückte er ihr einen Kuss auf den Handrücken. Sie wusste, dass dies eine gewöhnliche Höflichkeitsfloskel darstellt, die ein Mann einer Dame erbringt, aber es traf sie absolut unvorbereitet.

„Wenn Ihr Alabasta mit gleichem Enthusiasmus zu führen wisst, wie Ihr von ihm sprecht, Eure Hoheit“, meinte er dann, „sage ich ihm eine prachtvolle Zukunft weis.“ Mit einem Lächeln wandte er sich von ihr ab und stolzierte in Richtung der kolossalen Flügeltür am Ende des Flures davon.

Etwas irritiert blickte sie ihm nach. Um sich länger Gedanken über dieses Treffen zu machen, blieb ihr keine Zeit, denn gerade kamen ihr Vater und Igaram von hinten auf sie zu.

„Vivi! Du siehst fabelhaft aus!“, bewunderte Ersterer sie sogleich.

„Da hat Seine Majestät vollkommen Recht“, pflichtete sein Berater ihm bei. „Eine Augenweide!“

„Hört doch auf! Ich werde noch ganz verlegen!“ Sie überlegte, ob sie den beiden von Freluquet berichten sollte, unterließ es jedoch, weil sie es nicht für erwähnenswert erachtete.

„Daran wirst du dich gewöhnen müssen“, brachte Igaram ihr nahe. „Das Leid einer hübschen Regentin besteht darin, mit schwülstigen Komplimenten taktvoll umgehen zu müssen.“

„Du bist deiner Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten“, schwärmte ihr Vater.

„So muss eine Prinzessin aussehen!“, prahlte Igaram.

„Nicht wahr? Das ist meine Vivi.“

„Ihr könnt so stolz auf sie sein, Majestät!“

„Das bin ich seit fast siebzehn Jahren, Igaram.“

„Und Ihr habt allen Grund dazu, Majestät!“

„Ich weiß, Igaram.“

„Eure Majestät?“

Abrupt hielten die beiden inne. Auch Vivi merkte auf. Sie erkannte die Stimme gleich wieder.

König Kobra und Igaram tauschten einen vielsagenden Blick aus, ehe sie zu beiden Seiten auseinanderrückten und der Prinzessin so die Sicht freigaben auf jenen, an den sie in all der Nervosität gar nicht mehr gedacht hatte. Ihre Augen weiteten sich; ihr Mund fuhr auf. Im ersten Moment noch überrascht, war Vivi im nächsten bereits fasziniert. Ihr Vater hatte Recht behalten: Igaram hatte ganze Arbeit geleistet.

Eine noble, weiße Uniform mit goldenen Bordüren kleidete ihn, deren Rock durch vier strahlende Knöpfe ordentlich geschlossen war und durch einen breiten Gürtel eng an seiner schmalen Taille lag. Schwarze Lederhandschuhe und Stiefel gaben ihm etwas Militärisches, und die funkelnden Epauletten waren einem Ritter würdig. Ein kamelfarbener Umhang aus erlesenem Stoff glitt hinter ihm her wie ein federleichter Schleier. Sein feines Haar war akkurat zurückgekämmt und schimmerte hell im Licht der großzügigen Sonne. Nichts ließ mehr auf einen Landarbeiter schließen; nichts deutete auf den alten Corsa hin bis auf den unverwechselbar scharfen Blick, die Narbe über seinem linken Auge sowie die violette Sonnenbrille, welche er noch immer trug, obwohl es, wie Vivi fand, nichts gab, was er dahinter verstecken müsste.

Ehe ein Wort fiel, warf er sich vor ihr auf ein Knie und senkte das Haupt. Das hatte Vivi nicht kommen sehen. Die Geste wirkte mechanisch… kühl. Es erinnerte sie daran, welcher Abgrund sich zwischen zwei Freunden auftut, wenn aus Kindern Erwachsene werden und jeder sich auf die ihm zugeteilte Position begibt. Es erinnerte sie daran, wie vergänglich Freundschaft sein kann.

Für das Wohl ihres Landes schluckte die Prinzessin ihre Furcht hinunter und lächelte. „Du siehst gut aus.“ Und kurzerhand hob sie ihm die Brille von der Nase. „Aber die passt jetzt nicht mehr.“

Corsa wirkte, als wollte er protestieren, doch kein Laut verließ seinen Mund. Ohne die Gläser und ihr so nahe offenbar nicht länger imstande, einem Blick standzuhalten, neigte sich sein Antlitz allmählich gen Teppich. Puder aus gebrannter Tonerde ließ es ebenmäßiger erscheinen, wenngleich es auch nicht die Narbe überdeckte, welche er sich zugezogen hatte, als er sie vor einem Entführer rettete. Auch mit dem Parfüm hatte Igaram nicht gespart: Ein intensiver, herber Duft nach Sandelholz umgarnte Vivi, die diesen Mann, zu dem ihr Kindheitsfreund urplötzlich geworden war, eingehend betrachtete, jedes Detail von ihm aufnehmend. Das Aroma schien zu ihr zu wispern und lud sie ein, näher zu kommen, nicht nur zu schauen, zu riechen, sondern auch zu tasten, zu spüren, mit nackten Händen jede Kontur, jede Einzelheit dieses auf einmal vollkommenen Wesens zu erforschen. Das Gesicht, die Augen, die Nase, die Lippen…

Corsa nieste.

„Gesundheit!“, riefen der König und Igaram im Chor.

„Sorry, Vivi“, entschuldigte er sich rasch. „Aber dieses ganze Zeug, es…“

„Ist schon okay.“ Sie rang sich ein entspanntes Lächeln ab, was ihr nicht ganz gelang.

„Bist du aufgeregt?“

„Nein. Ja. Nein! Ähh… Ja. Nein. Nein! Vielleicht… ein kleines bisschen.“

„Du schaffst das. Du hast das Zeug dazu. Und ich werde an deiner Seite sein.“

Unvermittelt legten sich seine Hände auf ihre Arme, und die Membran des Standesunterschiedes, die zwischen ihnen – oder eher: Um Vivi her – existiert hatte, war überwunden. Seine Direktheit ermöglichte es ihr, ihn als ihren besten Freund zu identifizieren und zu realisieren, dass der Junge Corsa und der Mann Corsa eine und dieselbe Person waren. Es gab keinen Grund, ihm nicht zu vertrauen. Sich von etwas lösend, nahm sie die Einladung wahr und lehnte sich an ihn. „Gib mir etwas von deiner Stärke ab“, flüsterte sie. „Bitte, Leader. Bitte.“

Wie lange? Wie lange schon war sie ihm nicht mehr derart nahe gewesen? Als sie sich während der Rebellion nach Jahren endlich wiedergesehen hatten, war ihnen keine Zeit für vertrauten Umgang miteinander geblieben. Zu beschäftigend waren die Gedanken um dasselbe Ziel gekreist, welches beide auf unterschiedlichen Wegen zu erreichen suchten: Frieden im Land Alabasta. Frieden in ihrer Heimat.

Die beiden Alten schmunzelten über dieses Bild von tiefer Verbundenheit.

„Igaram, sieh nur: Prinzessin Vivi Nefeltari von Arbana und die Stimme des Volkes Corsa Kahira von Yuba, vereint als junge Repräsentanten Alabastas. Zwei, die für das Wohl der Bevölkerung bis an ihre Grenzen gegangen sind und wahrscheinlich noch weit darüber hinaus. Kein Horizont war ihnen zu fern und kein Himmel zu hoch. Selbstlos, tapfer und entschlossen haben sie sich für die Menschen in diesem Land eingesetzt, wo andere längst das Handtuch geworfen haben.“

„Ja, Eure Majestät“, stimmte Igaram ihm zu. „Ich habe schon damals geahnt, dass die beiden für etwas Großes vorgesehen sind.“

„Sie verkörpern die Hoffnung und die Blüte des Landes. Es wird keine leichte Aufgabe sein, denn sie werden schwere Bürden zu lasten und zahlreiche Prüfungen zu bestehen haben, aber ich weiß, dass niemand besser geeignet ist als sie. Eine Regierung mit Herz… Die Jugend Alabastas… So habe ich mir das vorgestellt.“ Er hob die Stimme: „Corsa! Vivi! Es wird Zeit!“

Sie lösten sich voneinander. Die Thronerbin klappte die Brille zusammen und steckte sie ihrem Besitzer in eine Tasche der Uniform. Das Oberhaupt des Staates schritt mit hinter dem Rücken verschränkten Händen auf sie zu, sein galenitumrandetes Augenmerk auf Corsa richtend.

„Ich vertraue dir für die bevorstehende Audienz meine Tochter an, mein Junge, genau wie mein Land, und ich erwarte, dass du dich dieser großen Ehre als würdig erweisen wirst. Einen Fehler werde ich dir nicht verzeihen. Nun antworte mir: Fühlst du dich dieser Aufgabe gewachsen?“

„Majestät…“ Corsa stand aufrecht, sah ihm direkt in die steinige Miene. Allein eine zur Faust geballte Hand verriet ihm, dass der Junge doch ein wenig angespannter war, als er sich geben wollte. „In der Vergangenheit sind Dinge geschehen, die ich gerne rückgängig machen würde, wenn ich es nur könnte. Doch die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen. Trotzdem… bin ich meiner Schuld nicht machtlos ausgeliefert – niemand ist das. Einst habe ich das Schwert gegen Euch erhoben, Majestät, aber nun lasst es mich wenden, auf dass ich jedes Übel, das diesem Land zu schaden droht, von ihm fernhalten kann!“

König Kobra Nefeltari entsann sich früherer Jahre, in denen der geradlinige Junge, der schon immer irgendwo ein Rebell gewesen war und es wohl stets bleiben würde, vor ihm gestanden und mit ihm über die Zustände in Alabasta diskutiert hatte. Acht Jahre, siebzehn Jahre, nun fast zwanzig… Und jedes Mal war er entschlossener gewesen als zuvor. Aus dem aufrichtigen Kind war ein gerechter Mann geworden, und Kobra schien es, als hätte er dessen Entwicklung miterlebt wie die eines eigenen Sohnes.

Er nickte, und falls Corsa auf ein königliches Urteil seiner Ansprache wartete, so tat er das vergebens. Es war gut, wenn er nicht direkt erfuhr, wie andere ihn bewerteten, denn damit würde er umzugehen lernen müssen.

„Machen wir uns auf den Weg“, sprach der König stattdessen in die Runde. „Unsere Gäste dürften bereits im Audienzsaal eingetroffen sein, und wir wollen die Herren doch nicht zu lange im Zweifel irren lassen, oder?“

Ihm antworteten zuversichtliche Gesichter.

Doch ehe sie sich fortbewegen konnten, geschah etwas Unvorhersehbares: Ein Mann in lockerer Kleidung, mit einfachem Gesicht und einer Fliegerbrille auf der Kappe stolperte mit rutschenden Sohlen und bemüht rudernden Armen auf sie zu. Zwischen ihnen stürzte er auf alle Viere.

Corsa erkannte ihn sofort. Er kniete sich zu dem Kerl hinab, bei dessen Anblick sich Igaram fragte, wie der überhaupt an den Wachen vorbeigekommen war, und sah ihm fest in die Augen. „Kebi, was machst du hier? Ist etwas passiert? Rede!“

Kebi fiel es schwer, seinem langjährigen Freund zwischen den hastigen Atemzügen zu antworten. Mehr als die Erschöpfung hemmte ihn die Antwort selbst. Corsa sollte sich auf seine Aufgaben in der Hauptstadt konzentrieren, aber das… das musste er unbedingt wissen: „Leader…! Du musst… schnell zurück…! Onkel Toto… Er…!“

Allein diese Worte alarmierten Corsa dermaßen, dass er Kebis Schultern ergriff und ihn kräftig schüttelte. „Was ist mit meinem Vater, Kebi?! Was ist passiert?!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Goetterspeise
2014-08-18T12:31:24+00:00 18.08.2014 14:31
Das Kapitel war so schön. Zuversichtlich und vertrauenswürdig und dann das Ende.
Aber war ja klar, dass so etwas einfach passieren muss. Ich mag Onkel Toto, also darf ihm einfach nichts zu schlimmes passiert sein (glaub ich selbst ja nicht dran, von dem her).
Es finde es schön, wie du die Beziehungen der Charaktere darstellst, Vivis Stand und den Unterschied zu Corsa (den ich mir in diesen Klamotten mal so gar nicht vorstellen kann, das passt nicht. :D)
Auch die Art, wie es mit dem Land steht usw. dieser ganze Regierungskram halt, gefällt mir sehr gut und Kobras Art zu Denken und zu Handeln mag ich auch wirklich gerne.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich sonst groß noch dazu sagen soll, aber das Kapitel ist wirklich schön. Nur dieser seltsame Typ gefällt mir nicht. :/

Liebe Grüße. :)


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