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Alabasta no Suna Oasis

アラバスタの砂·オアシス
von

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Frieden in Arbana

Ein Tropfen.
 

Ein weiterer.
 

Zwei weitere. Drei. Vier. Fünf. Dann ein ganzer Schwall Wasser. Es schwappte über den Rand des hölzernen Eimers und nässte den sandigen Boden. Ein lachendes Gesicht. Zwei. Drei. Kinderlachen. Sogar eine Blume reckte sich mutig dem Himmel entgegen, auf ihren Blüten noch den Tau des Morgens tragend. Blumen waren selten in Arbana.

Prinzessin Vivi Nefeltari von Alabasta beobachtete zufrieden, wie die Leute in ihren hellen Gewändern Werkzeuge durch die Straßen transportierten oder bereits an den versehrten Häusern hämmerten. Halbwüchsige trugen eifrig glucksende Eimer Wasser umher. Ein paar Jungen schlürften es aus der Hand, Tiere aus den Pfützen. Einige Mädchen tollten kichernd und einander rufend im großen Brunnen herum, der im Sonnenlicht funkelte wie ein riesiger Teller voller Diamanten. Jedem war ein Lächeln auf die Züge geschrieben, als gäbe es kaum etwas Schöneres, als das Land neu aufzubauen. Keine Tränen mehr, kein Blutvergießen. Alabasta war ein Ort des Friedens geworden.

Karuhs aufgeregtes Schnattern übertönte die Geräuschkulisse der tüchtigen Arbeiter.

Die Rennente tobte über den Vorhof, auf welchem sich bereits wieder erstes Grün aus dem Boden hervortraute, schmetterte mit ihren sonnengelben Flügeln und hüpfte in einem Radius von sicherem Durchmesser um zwei lauernde Gestalten her. Vivi lehnte sich über die Brüstung des Balkons und schaute zu ihnen hinunter.

Der eine, groß und stämmig wie ein Schakal, der sich passiv verhielt.

Der andere, geschwind und aggressiv, der eindeutig die leitende Rolle übernahm.

Ein heißer, leidenschaftlicher Tanz.

Sie wirbelten umeinander her, stießen auf den anderen, entfernten sich, bald schnell, bald langsam, die Augen stets an das Gegenüber heftend, tanzend zu einer Melodie, die allein vom klirrenden Kreuzen und heiseren Reiben zweier Stahlklingen improvisiert wurde. Wie einer zwanglosen Choreografie folgend, stimmte sich jede einzelne Bewegung des einen auf den anderen ab.

Doch dann…

Der Ungestüme holte aus, stürmte auf den Schakal zu und vertraute schier seine gesamte Kraft dieser Attacke an, welche den Kampf beenden sollte. Anfängerfehler, meinte er unerwartet im spöttischen Lächeln seines Kontrahenten zu lesen, als es bereits zu spät war: Der Attackierte wich – die Ruhe selbst – zur Seite aus und ließ den Angreifer, dem es nicht mehr gelang, seines Schwunges Herr zu werden, schlichtweg an sich vorbeistolpern. Der Schlachtruf des Überrumpelten ging noch im Lauf nahtlos in ein halb befürchtendes, halb verärgertes Schreien über, bis er just das Gleichgewicht einbüßte und auf den Untergrund stürzte. Genau wie damals.

Er registrierte das Herannahen seines Tanzpartners, welcher ihm die Wahl zwischen Kapitulation und Tod überließ. An Ersteres nicht einmal einen Gedanken verschwendend, rollte er sich auf den Rücken und wollte gerade nach seinem Schwert greifen, als er bereits die kalte Klinge an seiner Kehle spürte.

Langsam verlor sich die Hitze des Kampfes und machte einer unangenehmen Schwüle Platz. Er schnaufte schwer. Sein Herz raste. Der Drang, zu handeln, war mächtig, doch die lange Schneide zwang ihn zur Ruhe. Es war unsagbar schwierig, zu akzeptieren, dass er nichts mehr tun konnte.

Er schloss die Augen. Atmete resignierend aus. Wartete, bis die bedrohliche Waffe durch eine versöhnende Hand ersetzt wurde, die ihn auf die Füße zog.

Schon ein wenig mitfühlend betrachtete Chaka seinen Schützling, der diesen Blick zwar tapfer und unnachgiebig hinter zwei violetten Brillengläsern erwiderte, jedoch vollkommen aus der Puste war, während er selbst nicht das geringste Anzeichen einer Erschöpfung verspürte. „Du denkst zu offensiv“, tadelte der Kommandant der Leibwache ihn wohlmeinend. „Indem du wieder und wieder blind angreifst, vernachlässigst du deine Deckung und deine Kondition. Statt willkürlich einfach nur das auszuführen, was dir gerade durch den Kopf schießt, musst du dich an einem gut durchdachten Plan orientieren.“

„Und wie genau soll das gehen?“, verlangte der zu wissen, der es eigentlich verabscheute, kritisiert zu werden. Verdruss färbte seine raue Stimme.

„Komm, ich zeig’s dir.“ Chaka steckte sein Ōdachi ein, trat dicht hinter seinen verwunderten Lehrling und legte seine Arme an, seine Hände auf die des Kleineren, um dessen Bewegungen gemeinsam mit ihm koordinieren zu können. „Dein Griff um das Schwert ist viel zu verkrampft. Du brauchst nicht so viel Kraft in die Schläge zu setzen. Die Energie kommt aus deinem Zentrum, nicht aus den Armen. Schließlich kämpfst du ja nicht mit einer Hacke.“

Zur Verdeutlichung hob er die Klinge, wobei zwar noch immer die Hände des jungen Mannes um den Schaft lagen, die seinen nun allerdings die Führung übernommen hatten, und schwenkte sie probeweise herum.

„Merkst du es?“

Corsa nickte bedächtig.

„Halt es locker.“

Er versuchte, der sanften Forderung nachzukommen. Stück für Stück löste sich die Spannung, glitt von seinen Fingern gleich viel zu engen Handschuhen, von beiden Händen, die das nahezu zwei Meter lange Schwert gemeinsam halten mussten.

Als er meinte, dass Corsa es nun fest genug im Griff hatte, entfernte sich Chaka allmählich. „Gut so. Schön locker halten. Ja, genau… Das sieht einem zukünftigen Ritter doch schon ähnlicher, findest du nicht?“

Den Kommentar hätte er sich vielleicht verkneifen sollen. Denn kaum dass er ihn vernahm, entwischte Corsa auf einen Schlag all seine mühsam aufrechterhaltene Konzentration, woraufhin das emporgerichtete Schwert Richtung unten sauste, wo sich die Spitze zentimetertief in die Erde fraß.

Der königliche Leibwächter wollte sich nach dem Rechten erkundigen, als Corsa ihm, ohne sich umzudrehen, nüchtern widersprach: „Bis dahin ist es noch ein weiter, beschwerlicher Weg. Ich habe längst nicht das Zeug dazu, und außerdem… außerdem bin ich mir nicht einmal sicher, ob ich das überhaupt will…“ Er senkte den Kopf und schloss die Augen.

Chaka verstand das. Chaka verstand seine Schützlinge immer. Brüderlich legte er ihm eine Hand auf die Schulter. Leicht die Lider hebend, musterte er sie verstohlen. Die Hände des Schakals waren groß und stark, wie der Schakal selbst – äußerlich wie innerlich. Man kann durchaus behaupten, dass Corsa eifersüchtig war. Eifersüchtig auf Leute wie ihn, wie Peruh, den Falken… Menschen, die richtige Helden waren…

„Du bist verunsichert“, wusste Chaka verständnisvoll. „Das gibt sich. Lass dir nur Zeit. Eine gewichtige Antwort soll nie eilen, sonst ist sie unehrlich und du wirst später bereuen, sie gegeben zu haben.“

Aber Corsa war ungewiss, ob er jemals eine Entscheidung würde treffen können. Jeder versuchte, ihm Mut zu machen: Chaka, Peruh, Igaram, König Kobra… Ja, selbst sein Vater riet ihm, nach Arbana zu gehen und sich dort als stellvertretender Befehlshaber der königlichen Armee zu verpflichten, der fortan nur noch Chaka, Peruh, Igaram und der Thronfamilie selbst untergeben wäre. Er würde zum Ritter geschlagen werden, weil er bewiesen hätte, dass er sein Volk liebte. König Kobra könnte sich keinen besseren Hauptmann vorstellen als denjenigen, der mit nur neunzehn Jahren fähig gewesen war, zwei Millionen Rebellen zu organisieren und anzuleiten, der den Menschen eine Inkarnation von Stärke und Hoffnung, Garant einer existierenden Zukunft Alabastas gewesen wäre.

Nachvollziehen konnte der ehemalige Rebellenanführer die Befürwortung des Monarchen nicht. Er wollte keinen Orden auf seiner Brust tragen dafür, dass er Tausende von Leuten in den Tod geschickt, das Volk gespalten und das Land zerstört hatte, friedliche Menschen zu Mördern werden ließ, weil er auf die simpel gestrickte List eines Krokodils hereingefallen war. König Kobra behandelte die Rebellion wie eine Rauferei unter Kindern und ihren Verantwortlichen wie einen verlorenen Sohn, der zurückgekehrt war. Unter den Gegnern des Bürgerkrieges würde Corsas gesellschaftliche Erhebung Argwohn und Missfallen erregen – war Kobra das klar?

„Eine Runde noch?“, fragte Chaka ihn.

Er nickte und richtete das schwere Schwert aus, wobei er penibel darauf achtete, seine soeben korrigierten Fehler nicht zu wiederholen.

„Vielleicht gelingt es dir dieses Mal, sie zu beeindrucken“, meinte Chaka mit einem seltsam belustigten Lächeln. Ein lautloser, gar schon heimlicher Deut des Schakals nach oben beantwortete bald seine ungestellte Frage: Da der junge Yubaner die strahlend weiße Palastmauer aufwärts verfolgte, bis zur Brüstung eines Balkons, erkannte er, wer gemeint war. Seine Kinnlade sank unmerklich hinab.

Dort oben stand niemand Geringeres als Prinzessin Vivi von Alabasta. Ihr azurblaues Haar und das lange, leuchtende Kleid wehten schier schwerelos in einer Brise, während sie lachte und zu ihnen hinunterwinkte.

Lachte? Über ihn?

Verlegen neigte Corsa den Kopf. Irgendwie war es ihm unangenehm, dass die Prinzessin ihm beim Trainieren zusah…

In diesem Moment betrat Lord Igaram die Grünfläche des Hofes. Der majestätische Berater hatte seinen Posten als Oberbefehlshaber der Armee inzwischen ganz an Chaka und Peruh abgetreten und unterstützte König Kobra bei der horrenden Schreibtischarbeit, die es nach der Krise des Reiches zu bewältigen galt. Als Corsa seiner ansichtig wurde, wandte er sich urplötzlich ab und spazierte wie zufällig in die Igaram entgegengesetzte Richtung. Chaka ließ ihn jedoch keinen vierten Schritt setzen.

„Maa-maa-maaaaaaaaaa!“

„Was gibt es denn, Igaram?“, wollte der Kommandant freundlich wissen und zog den Würdegern-Flüchtling mühelos in ihre Mitte.

Der eindrucksvolle Mann mit dem noch eindrucksvolleren Antlitz und der eindrucksvollsten Haarpracht überhaupt räusperte sich. „Ich muss den jungen Herrn nun Eurer sicherlich notwendigen Aufsicht entreißen, Lord Chaka. Die Sitzung mit den Sachverständigen steht unmittelbar bevor, und – mit größtem Verlaub! – so kann ich dem Repräsentanten der bedeutungsvollen Handelsbasis Yuba auf gar keinen Fall Eintritt in den königlichen Audienzsaal gewähren!“

„Was soll denn das heißen?!“, beschwerte sich Corsa angeschwärzt.

„Und erst recht nicht dem ehrenwerten Herrn Ritter!“, fügte Chaka schadenfreudig hinzu, sodass der Gemeinte wie verraten zu ihm herumwirbelte.

Chaka!

Von einem der Kommandanten als Ritter bezeichnet und akzeptiert zu werden, war in der Tat eine große Wertschätzung, allerdings fühlte er sich schon jetzt vollkommen überfordert.

Schon stand Igaram neben ihm und schnüffelte an seinem Mantel herum. Geniert stolperte er zur Seite. „Was soll das?!“

Als die überwältigende Frisur sich wieder aufrichtete, visierte ihn das Gesicht dazwischen an, als hätte es ihn gerade beim Einstecken eines Juwels aus der Schatzkammer ertappt. „Das ist ja unerträglich, junger Mann! Wie lange tragen Sie diese Lumpen schon? Sie stehen vor Dreck und riechen nach Feld und Schweiß, genau wie Sie selbst! Ich werde unverzüglich eine Vollwäsche beantragen, danach gibt’s frische Kleider und einen Benimmregel-Crashkurs! Pfui! Wollten Sie der Prinzessin etwa in dieser erbärmlichen Aufmachung gegenübertreten? Schämen Sie sich denn gar nicht?“

Corsa spürte eine andere Hitze als die des vorangegangenen Duells hinter seinem Gesicht und traute sich nicht, zu überprüfen, ob Vivi weiterhin Zeugin des Geschehens war.

Chaka lachte warmherzig auf. „Genau: Lass dich mal ordentlich herausputzen, Kleiner! Es wird Zeit, dass du dein diplomatisches Können unter Beweis stellst! Zeig diesen Gutachtern, dass Alabasta trotz der zurückliegenden Schicksalsschläge immer noch ein starkes, schönes Land voller Zuversicht und Kampfgeist ist!“

„Da pflichte ich bei!“, kommentierte Igaram und schnappte mit Karuh nach den Armen des sich nun heftig, aber vergeblich zur Wehr setzenden Ex-Rebellen.

„Loslassen! Loslassen! Lasst mich los, verdammt!“

Ohne jede Gnade zerrten die beiden ihn in das Innere des Palastes.

Hoch über ihnen brach Vivi, die das Spektakel mit Freude verfolgt hatte, in ein helles Gelächter aus. „Der Arme!“

Ihr Vater, König Kobra, näherte sich ihr mit einem zufriedenen Lächeln. „Mach dir keine Sorgen, mein Kind. Igaram weiß schon, was er tut. Wenn du Corsa das nächste Mal begegnest, dann wirst du ihn bestimmt nicht mehr wiedererkennen.“

Corsa nicht mehr wiedererkennen? Vivis Lächeln versiegte. Eben das war es doch, was sie nicht wollte!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Goetterspeise
2014-08-18T12:14:05+00:00 18.08.2014 14:14
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Und so schön beschrieben *-* Damit mein ich jetzt vor allem die Trainingsszene, obwohl ich auch den Anfang wirklich gern mag. Es ist nur so verdammt schwer vernünftig beschriebene Kampfszenen zu finden (bin selbst darin auch nie Null XD), darum freut ich das immer sehr.
Der arme Corsa muss sich ner Generalüberholung unterziehen. Das ist echt gemein und vor allem die Sticheleien sind ja mal nicht nett. :D Aber ich musste wirklich schmunzeln, du bleibst so richtig IC und das ist so schön. :)
Vivis letzter Satz hat mich aber dann noch ein bisschen zum quietschen gebracht. ich mein, wenn DAS nicht toll ist, was dann? :3

Bis dann :)


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