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Des Engels Tagebuch

Rrazpharroth
von

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Veränderung

In der Halle ist genug Platz um frei umher zu fliegen. So erheben wir uns in die Luft und beginnen den Kampf.

Er ist dreimal so groß wir ich. Er ist wirklich beängstigend. Mapharran beginnt mit seinem Nadelorb. Unzählige Nadeln erscheinen kreisförmig in gleichmäßigen Abständen um den Gegner. Sie zielen alle auf denselben Punkt. Doch bevor einer der Nadeln trifft löst das Experiment eine sehr kräftige Druckwelle aus, die nicht nur die Nadeln wegschleudert sondern auch uns. Kurz vor einer Wand komme ich zum stehen und fliege wieder um ihn herum. Mapharran wird gegen ein Gerüst geschleudert und braucht eine Weile bis er sich wieder erholt. Ich konzentriere das Licht über meinem Gegner und beschwöre eine Lichtsäule, die ihn vollkommen einhüllt. Aber noch während ich meinen Angriff durchführe feuert er Lichtstrahlen auf mich ab. Nur durch das Abbrechen meines Angriffs entgehe ich den Geschossen.
 

Mapharran hat sich erholt und schleudert ihm Lichtkugeln entgegen. Aber der Gegner leitet sie mit seiner bloßen Hand um. Ich beschwöre einen Zirkel um das Monster. Dieser beginnt sich auf eine Attacke vorzubereiten. Unzählige Lichtblitze treten aus dem Zirkel hervor und treffen ihn. Aber es hindert ihn nicht daran, seine Attacke doch noch auszuführen. Um ihn herum entsteht ein Ring aus Licht, dessen Radius sich blitzschnell erweitert. Mapharran kann ihm ausweichen doch mich trifft er mit voller Kraft. Ich krümme mich schmerzerfüllt zusammen, wodurch ich zu fallen beginne. Es fällt schwer mich aufs Fliegen zu konzentrieren, wenn mein Körper brennt vor Schmerzen. Ich schaffe es nicht mich zu erholen bevor ich auf dem Boden aufschlage.

Ich habe das Gefühl die Zeit würde stehen bleiben. Der Schmerz betäubt alle meine Sinne. Krampfhaft halte ich meine Hand an die Wunde. Ich stöhne auf. Der Schmerz drängt mich dazu. Er lässt einfach nicht nach… Ich sehe mir die Hand an. Sie ist mit einer silbrigen Flüssigkeit verschmiert. Es ähnelt Quecksilber. Meine Struktur ist zerstört. Aber warum löse ich mich nicht auf… warum nicht… Das denken ist so anstrengend. Ich fühle wie das Licht versucht meine Wunden zu heilen. Es brennt so unsagbar… die Wundheilung verbraucht sehr viel Energie und der Prozess ist unglaublich langsam. Immer wieder durchfahren mich Schwalle von Schmerzen.

Ich habe Angst. Große Angst. Ich bin wehrlos, und der Schmerz zwingt mich zur Kapitulation. Ich fühle mich hilflos und verlassen.

Reiß dich zusammen, Rrazpharroth.“ Ertönt eine monotone Stimme in meinem Kopf. „Du musst jetzt stark sein.“ Mapharran hat gut reden. Er muss nicht diese unerträglichen Schmerzen leiden. Ich schaue auf und erkenne, dass Mapharran die Angriffe pariert, die der Gegner auf mich aussetzt. Er ist also der Überzeugung diesen Kampf zu Ende zu führen und nicht zu fliehen.
 

Ich lege meine Hand flach auf den Boden und konzentriere meine Energie darin um einen neuen Angriff zu starten. Mein Körper brennt so furchtbar. Aber ich konzentriere mich weiter auf den Angriff. Ein Zirkel entsteht unter dem Gegner. Genau in diesem Moment beginnt der Riese einen Angriff vorzubereiten. Ich nutze seine Unachtsamkeit und lasse erneut eine Lichtsäule auf ihn niederstoßen. Er wird mit der ganzen Kraft getroffen und so daran gehindert seinen Angriff auszuführen. Mapharran nutzt die Gelegenheit für seinen Nadelorb. Ich muss mich ausruhen. So lege ich meinen Kopf auf den Boden. Ich muss unvermittelt an Gabriel denken. Dieser vermaledeite Mensch hat sie umgebracht. Töten lassen. Um mich zu brechen. Aber das ist ihm nicht gelungen. Wenn ich mit diesem Monster fertig bin jage ich ihn bis an sein Lebensende. Das Brennen wird stärker. Dieses Brennen stammt nicht von den Wunden. Ich kenne diesen Schmerz. Denselben Schmerz empfand ich kurz bevor ich zu einem Monster mutiert bin. Es zwingt mich zornig zu sein. Zornig auf den Professor. Zornig auf die Menschen. Zornig auf diesen Planeten. Aber ich will das nicht…
 

Ich werde aus den Gedanken gerissen, als Mapharran neben mir aufschlägt. Er bleibt regungslos liegen. In was habe ich ihn da nur hineingezogen… Vielleicht sollte ich dem Zorn nachgeben um ihn zu schützen. Auch wenn es meinen Tod bedeuten würde. Nichts hält mich mehr in dieser Form.

Gerade noch sehe ich die Sense des Monsters auf uns niederschnellen. Das Brennen wird unerträglich und es füllt meinen gesamten Körper.

Meine Barriere schützt uns beide vor der tödlichen Klinge des Feindes. Ich erhebe mich. Nun spüre ich die Wunde nicht mehr, aber das Brennen meines Zornes. Es frisst sich durch mich hindurch wie ein Virus.

Kampfbereit lasse ich meine Waffe erscheinen. Ich lasse sie auf etwa die zweifache Größe anwachsen und beginne auf in einzuschlagen. Ich lasse ihm somit keine Zeit zum Angriff überzugehen, da er damit beschäftigt ist meine Hiebe zu parieren.
 

Alle meine Wut, all meine Trauer, meine Verzweiflung, all das konzentriere ich in meine Hiebe. Er soll spüren wie ich leide. Denn niemand holt mir Gabriel zurück. Ich schlage auf ihn ein. Denn niemand holt mir meine Geschwister zurück. Ich schlage wieder auf ihn ein. Und niemand gibt mir mein altes Leben zurück. Und wieder schlage ich auf ihn ein. Jedes mal etwas fester. Tränen rinnen mir über mein Gesicht. Ich ertrage es nicht länger. Es pulsiert und drängt sich in den Vordergrund.

Der Professor lacht mir respektlos ins Gesicht. Widerlicher Abschaum. Er verdient es nicht. Keiner verdient es! Alle sollen leiden!

Kontrolliere dich.“ Wenn ich nicht sterben darf, dann sollt ihr alle sterben! Ich hacke dem Monster vor mir in sein von Menschen erschaffenes Gesicht. Sterben soll er. Sterben sollen sie alle. Ich reiße meine Waffe vom Gesicht aus durch seinen ganzen Körper. Unmittelbar darauf löst sich sein Körper auf. Einzelne Lichtfragmente bleiben zurück. Ich schlage wild um mich. Sie stören mich.

Rrazpharroth.“ Ein brennender Schmerz. Ein gleißendes Licht geht von mir aus. Ich werde euer Nest erneut zerstören. Ich werde nichts übrig lassen! Ich werde alles vaporisieren!

Mit einem Energieball, den ich zwischen meinen Händen konzentriert habe schieße ich ein riesiges Loch durch die Decke. Der blaue Himmel zeigt sich. Ich fliege hinaus in den freien Himmel. Ich sehe die Stadt vor mir. Ich werde euch alle umbringen! Da werde ich von diesen abartigen Klonsoldaten umzingelt. Menschenwerk. Entehrung des großen Volkes. Ich werde euch alle vernichten! Ich verfluche euch!
 

Mit meiner Waffe reiße ich große Lücken in die Schwärme. Ihre kümmerlichen kleinen Angriffe haben keine Wirkung. Niederträchtig! Ich fange sie wie einzelne Mücken aus der Luft und zerreiße sie in ihre Bestandteile. Nun rücken sie mit all ihrem Waffenarsenal auf. Aber auch ihre dreckigen Maschinen können mir nichts anhaben! Eine Armada von Jets feuert ihre sinnlosen kleinen Raketen auf mich. Pah! Sinnlos! Durch meine Waffenhiebe explodieren sie. Ich erfreue mich an dem Anblick. Durch das Konzentrieren von Energie und Licht in meiner Mitte löse ich einen gewaltigen Impuls aus, der im großen Radius alle Ratten zerstört die sich um mich herum befinden. Der Himmel ist wie leergefegt. Es quellen nur noch die schwarzen Rauchwolken auf welche vom Wind abgetragen werden. Meine Kraft lässt nach, aber mein Zorn wütet noch immer. Das Gebäude muss zerstört werden. Ich gewinne an Höhe und konzentriere einen riesigen Ball aus Licht. So groß, wie ich ihn noch nie zu vor konzentriert habe. Ich speise ihn mit all meinem Hass, meinem Zorn und Verachtung der Unah gegenüber und schicke ihn auf dieses Gebäude. Meine sicht verschwimmt allmählich aber ich erkenne noch sehr gut, wie mein Zorn den Komplex bis in den tiefsten Raum zerstört und nur noch einen riesigen Krater hinterlässt.
 

Plötzlich verlässt mich jede Kraft. Mir wird schwarz vor Augen und ich fühle dass ich falle. Langsam, ich merke es fast nicht, kriecht das Leben aus meinem Körper. Ich fühle mich schwerelos. Gerade wollte ich mich hingeben, da erschüttert mich ein harter und schmerzhafter Aufprall. Machtlos werde ich von der Wucht in den Boden gepresst und rolle haltlos einen Hang hinunter. Mein Körper stoppt auf dem Bauch. Müde bin ich…Es ist still. Ich höre keinen Ton. Ich fühle Feuer in der Nähe. Der Boden unter mir ist feucht und weich. Ich liege im Krater. Mein Körper ist im begriff zu sterben.

Hände legen sich auf meine Schulter und Seite. Behutsam wenden sie meinen Körper auf den Rücken und spreizen meine Schwingen. Sie sind warm. Ein Flüstern. Gabriel? Ich forme meine Lippen um etwas zu sagen, doch es kommt kein Ton.

Schone dich, Rrazpharroth.“ Mapharrans Stimme durchschneidet die Stille wie eine Klinge.

„Maph…a…“ Plötzlich überkommt mich eine schmerzhafte Einsamkeit. Ich will nach ihm greifen, doch mein Körper gehorcht mir nicht. Tränen treten mir aus den Augen, „tö…te … mich…“ Meine Stimme ist Tonlos. Zu Silben geformte Luft.

Lebe, Rrazpharroth. Deine Zeit ist noch nicht gekommen.
 

Ich fühle das Sonnenlicht. Wie es auf meine geschundene Haut trifft. Wie meine Federn das Licht einfangen und die Energie gemächlich durch meinen Körper fließt. Mapharrans Anwesenheit beruhigt mich und er bleibt lange bei mir.

Wir werden niemals nachvollziehen können, warum ihr euer Leben gefährdet um anderen zu helfen. Aber… du hast es geschafft die Produktion weiterer Klone zu verhindern und somit ein Volk der Unah die Macht genommen, die sie niemals hätte besitzen dürfen.

„Dann … war ihr Opfer … nicht vergebens…“, hauche ich kraftlos hervor.

Ich werde diesen Planeten verlassen und der nächsten Kolonie beiwohnen. Hier wird kein Rrouharran mehr geboren.“ Diese Worte schmerzen. Ich sage nichts. Sehen kann ich ihn nicht. Aber ich fühle, dass er sich entfernt.
 

Nun bin ich der letzte, der noch auf diesem Planeten weilt. Verdammt dazu, zu leben. Mit dem Schwall an Erinnerungen der mich in regelmäßigen Abständen heimsucht. Ein Ablauf der Bilder in immer gleich bleibender Reihenfolge. Immer und immer wieder. Das Labor, Myke, der Professor, die Schule, Gabriel, meine Raserei in Yeron, Die Wüste, Das Bild auf dem Gabriel und Samsa zu sehen sind, Die Felder von Dansul, der Blaue Himmel und das verlassene zu Hause, Mapharran… In mir kommt ein Gefühl auf welches ich schon einmal spürte. Es ist… Sehnsucht. Was für ein Leben kann ich nun noch führen? Ich habe niemanden mehr. Ich habe Gabriel sterben lassen. Ich bin allein… Die Wüste ist ein ort der zu mir passt. Sie ist zeitlos, wie ich und schützt mich vor der Verurteilung der Menschen.

Aber zunächst… muss ich mich erholen…



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