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The G Files

Die unheimlichen Fälle des PSCs
von

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File 2: Insomnia part 8

File 2 Insomnia part 8
 

Am nächsten Tag rief Tohru früh bei Ruki auf dem Handy an. Er hatte nicht besonders gut geschlafen und war somit früh wach gewesen. Auch Ruki hatte längere Zeit wach gelegen, bevor er schließlich neben Reita eingeschlafen war. Er war erleichtert gewesen, dass der andere da gewesen war, auch wenn er die Vorstellung sonst kitschig gefunden hätte. Auf eine gewisse Art verstand er sich in dieser Hinsicht selber nicht.

„Ich darf ab drei zu Wataru und würde vorher bei euch vorbeikommen. Dann kann ich euch die Unterlagen mitbringen, die ich bis dahin gesammelt habe.“, meinte Tohru.

„Klar, sag mir bescheid, wenn du kommst, dann hole ich dich oben ab. Sonst kommst du nicht zu den Büros.“, erwiderte Ruki, während er mit Reita das PSC Gebäude betrat.

„Darauf würde ich nicht wetten, vergiss nicht, dass kaum jemand so gut Ausweise fälscht wie Tomoyuki.“, lachte sein Freund am anderen Ende. „Aber ich sag dir bescheid.“

„Gut dann sehen wir uns nachher.“, meinte Ruki.

„Ja, bis dann.“, verabschiedete Tohru sich.

„Tohru kommt nachher?“, wollte Reita wissen.

„Ja, er bringt uns die Unterlagen vorbei, bevor er zu Wataru ins Krankenhaus fährt.“, erklärte sein Partner.

„Gut, ich werde gleich erstmal in der toxikologischen Abteilung anrufen und fragen, ob wir die Ergebnisse heute noch bekommen.“, erwiderte er.

„Tritt ihnen gehörig in Arsch!“, grinste Ruki ihn an.
 

„Wie man es dreht und wendet, es läuft eigentlich immer auf Minamoto als bisher einzig brauchbare Spur hinaus.“, seufzte Ruki Stunden später und ging ein weiteres Mal vor der großen Pinnwand auf und ab. Dort hatten sie Bilder und Informationen für ihren Fall angepinnt.

„Ja und ohne mehr Informationen stecken wir wohl fest. Bei Minamoto erzählt uns ja keiner, was sie für dubiose Machenschaften verfolgen.“, stimmte Reita zu. Plötzlich klingelte sein Handy. Er nahm den Anruf entgegen und sprach kurz mit der Person am anderen Ende.

„Ich kann die Ergebnisse abholen.“, meinte er, nachdem er das Gespräch beendet hatte.

„Prima. Ich bleib so lange hier, ich denke Tohru ruft gleich an.“, antwortete Ruki.

Sein Partner nickte und machte sich auf den Weg zu der anderen Abteilung.

Wie Ruki vermutet hatte, klingelte auch bald sein Handy. Auch er machte sich auf den Weg nach oben. Im Foyer sah er Tohru bereits warten. Ruki beschleunigte seine Schritte.

„Hey, wie geht’s?“, wollte er wissen.

„Wenn ich ehrlich bin, geht es so. Wahrscheinlich ändert sich erst, wenn sein Zustand wirklich stabil ist.“, antwortete Tohru ehrlich. Ein wenig fühlte er sich so, als wenn er gerade dabei war, das zu verlieren, was er erst vor kurzem gewonnen hatte.

„Geht mir ähnlich. Aber er wird das schaffen. Er lässt uns nicht einfach alleine.“, entgegnete Ruki. Er versuchte möglichst zuversichtlich zu klingen.

„Bestimmt nicht.“, stimmte Tohru zu. Er ging mit Ruki zur Rezeption, damit er einen Besucherausweis bekam. Schnell war die kleine Karte mit seinem Name ausgeteilt und sie konnten nach unten zu Rukis Büro fahren.

„Ich war noch nie in deinem Büro.“, stellte Tohru fest, als sie im Aufzug standen.

„Stimmt. Aber es ist generell besser, wenn man hier keinen Besuch bekommt.“, meinte Ruki.

„Ich weiß, man kann der Führung nicht trauen.“, antwortete er.

„Nein, kann man auch nicht. Wenn hier jemand unbequemt wird, wird er gegangen.“, stimmte Ruki zu.

„Dafür hältst du es aber schon lange bei PSC aus.“, erwiderte Tohru mit einem schwachen Lächeln.

„Wohl wahr. Ich kann ihnen ja schlecht die Genugtuung geben und gehen. Außerdem nimmt die G-Akten Abteilung eh keiner ernst, dabei kriegen wir eigentlich die interessantesten Fälle.“, bekam er als Antwort. Inzwischen war der Fahrstuhl unten im Keller angekommen. Ruki führte seinen Besuch durch den dämmerigen Flur bis zu seinem Büro. Tohru sah sich aufmerksam um. Als er schließlich in Rukis Büro stand, pfiff er anerkennend durch die Zähne: „Hat Flair, muss man dir lassen.“

„Setz dich.“, forderte Ruki ihn auf, während er die Tür schloss. „Und was hast du uns feines mitgebracht? Oh und möchtest du einen Kaffee oder so?“

Tohru musterte noch die große Pinnwand, dann nahm er auf Reitas Stuhl vor dem Schreibtisch Platz. Aus seiner Tasche holte er einen Ordner hervor: „Ein Kaffee wäre super. Ich habe ein paar Informationen über Morita und noch etwas über Minamoto. Es ist schon lustig, wie unvorsichtig manche Leute mit ihren Rechnern sind. Es war kein großes Problem in Moritas PC zu kommen. Er hat tatsächlich seine Krankenakten digitalisiert.“

„Du hast seine Krankenakten?!“, ertönte Reitas Stimme plötzlich ungläubig. Er hatte gerade die Tür geöffnet, als Tohru den letzten Satz fallen ließ.

„Ja, einen guten Teil davon habe ich euch mitgebracht. Unter anderem Watarus. Ich nehme mal an, dass du mehr damit anfangen kannst, als ich. Wenn du noch mehr brauchen solltest, habe ich den Rest auf Rukis Festplatte gespielt, verschlüsselt versteht sich.“, antwortete dieser.

„Du hast Zugriff auf seine Festplatte?“, erkundigte Reita sich erstaunt. Es sah seinem Partner nicht sehr ähnlich anderen Zugriff zu seinem Rechner zu gestatten. In Bezug auf Sicherheitsfragen, war Ruki einer der paranoidesten Menschen, die er bisher kennengelernt hatte.

„Ja, aber nur auf eine bestimmte Partition. Wataru hat ein Programm geschrieben, das einem den Download der gewünschten Festplattendaten der gehakten Person erlaubt. Damit hat er auch Zugriff diese eine Partition, er kann sehen, was ich dort ablege und selber Daten hinterlassen. Da alles verschlüsselt abläuft, ist es einer der sichersten Wege um zu kommunizieren.“, erklärte Ruki. Er hatte die Kaffeemaschine in Gang gesetzt und wartete nur noch darauf, dass er fertig wurde.

„Genau mit diesem Programm habe ich auch die Krankenakten bekommen.“, grinste Tohru.

„Ihr überrascht mich immer wieder.“, meinte Reita nur. Manchmal waren ihm sein Kollege und seine Freunde schon unheimlich. Er bekam von Tohru den Ordner überreicht.

„Vorne sind die Krankenakten. Sehr interessant waren auch seine Onlinebankingdaten. Seit Morita vor einem halben Jahr offiziell bei Vital Pharmaceutics ausgeschieden ist, hat er trotzdem weiter monatlichen Lohnzahlungen erhalten. Außerdem fand weiterhin ein reger E-Mail Verkehr, in dem es hauptsächlich um Medikamente ging. Einen Ausschnitt der Daten findet ihr im Ordner, der Rest ist wieder auf Rukis Festplatte. Dann habe ich noch etwas Interessantes gefunden, die Sicherheitsleute bei Minamoto wurden ja regelmäßig geimpft und untersucht. Drei Mal dürft ihr raten, wer das übernommen hat?!“, erklärte Tohru.

„Morita?!“, fragte Ruki mit hochgezogenen Augenbrauen. Er hatte gerade den Kaffee in zwei Tasse gefühlt und seinem Freund eine davon gegeben.

„Genau!“, bestätigte der junge Hacker ihm.

„Die Ergebnisse der toxikologischen Untersuchung bestätigen den Verdacht, dass Morita nicht der harmlose Arzt ist, für den er sich ausgibt.“, meinte Reita plötzlich. Er konnte schwören, dass Ruki beinahe seine Kaffeetasse hätte fallen lassen.

„Was heißt das konkret?“, wollte er wissen.

„In Watarus Medikamenten ist eine Menge Mist drin. Unter anderem ein starkes Pyrogen, das sind fiebererzeugende Mittel. Wenn sie richtig stark sind, können sie bei Menschen heftige Kreislaufprobleme verursachen. Des Weiteren wurde eine Substanz gefunden, die aufputschende Wirkung hat, Stechapfelextrakt und ein Anteil eines unbekannten Stoffes. Interessanterweise ist es derselbe, der auch im Blut unserer Leichen gefunden wurde.“

„Bitte?!“, meinte Ruki und sah ihn ungläubig an. „Das Schwein hat Wataru ganz bewusst schlechte Medikamente verschrieben?!“

„Ich befürchte ja. Deshalb hat er Tohru wohl auch vertröstet und angeordnet, dass er die Medikamente weiterhin nehmen sollte. So hätte er die auftretenden Nebenwirkungen beobachten können.“, antwortete Reita. Er öffnete den Ordner, den Tohru ihm gegeben hatte und suchte nach Watarus Akte. Es dauerte nicht lange, bis er sie gefunden hatte. Er begann zu lesen. Dabei stellte er fest, dass es praktisch zwei Akten gab. Eine offizielle, die von ungeahnten Nebenwirkungen sprach und eine inoffizielle, die anscheinend für den Pharmakonzern gedacht war, die haargenau beschrieb welche Nebenwirkungen aufgetreten waren. Kurz überflog er die anderen Akten und stellte fest, dass es bei allen dasselbe war.

„So wie ich das sehe, testet Morita tatsächlich Medikamente von Minamoto an seinen Patienten.“, murmelte er.

„Ihr müsst ihm das Handwerk legen!“, forderte Tohru entrüstet.

„Darauf kannst du Gift nehmen!“, erklärte Ruki düster mit verschränkten Armen. In seinem Gesicht spiegelte sich die gleiche Entschlossenheit wieder, die auch in seiner Stimme mitschwang. Keiner der beiden anderen hegte auch nur den leisten Zweifel daran, dass er es ernst meinte. Wahrscheinlich wäre er am liebsten sofort in Morita Praxis marschiert und hätte ihn sich vorgenommen. Es war aber auch nicht so, als wenn ihn Tohru oder Reita davon abgehalten hätten.

„Hier ist sogar die Akte von Amano!“, stellte Reita erstaunt fest. Er warf Tohru einen anerkennenden Blick zu: „Du bist wirklich genial!“

„Danke. Noch besser sind allerdings Wataru und ich im Doppelpack.“, meinte dieser lächelnd und nahm dann den letzten Schluck Kaffee. „Ich denke, ich werde euch mal weiter arbeiten lassen und ins Krankenhaus fahren.“

„Ich nehme an, ihr könntet den ganzen Staat lahm legen.“, kommentierte Reita Tohrus ersten Satz.

„Gut, ich bring dich noch nach oben.“, sagte Ruki. Erst wollte Tohru widersprechen, doch dann bemerkte er den Blick seines Freundes und nahm an, dass dieser noch etwas von ihm wollte.

„Noch mal vielen Dank und mach’s gut, Tohru. Ich hoffe Wataru geht es besser. Meld dich.“, verabschiedete Reita ihn.

„Ich helfe euch doch gerne.“, meinte dieser. „Ich sag euch nachher bescheid.“

Gemeinsam mit Ruki verließ er das Büro. Schweigend gingen sie zum Aufzug. Erst als sie im Aufzug standen, begann Ruki wieder mit dem Reden.

„Würdest du mich heute Nacht zu Minamoto begleiten? Ich würde mich nur allzu gerne im Labor umsehen und ich weiß, dass ihr schon einmal dort reingekommen seid.“, erläuterte er, was er vorhatte.

„Das fragst du noch! Ich will die Schweine unbedingt rankriegen. Es hat beim ersten Mal schon nicht geklappt, dann muss es jetzt klappen. Alleine schon Watarus wegen. Ich werde gleich mit Tomoyuki sprechen, wegen der Ausweise.“, antwortete Tohru. „Sagst du Reita nichts davon?“

„Ich will ihn da nicht mit reinziehen. Es reicht, wenn ich Ärger bekommen sollte. Es passt heute eh ganz gut, da er mit Freunden verabredet ist.“, erwiderte der andere.

„Versteh schon. Ich sag nachher bescheid.“, sagte der Jüngere.

Inzwischen waren sie im Foyer angekommen.

„Sag Wataru liebe Grüße von mir, ja?“, meinte Ruki schließlich und umarmte ihn zum Schluss. Ihm war klar, dass sie ein paar skeptische Blicke zugeworfen wurden, doch das interessierte ihn herzlich wenig. Seinen Ruf würde es eh nicht verschlechtern können.

„Mach ich. Wir sehen uns.“, sagte Tohru.
 

Wieder im Büro fand er Reita vertieft in den Ordner vor. Er hatte sich auf dem Stuhl zurückgelegt und sah nicht mal auf, als Ruki zurückkam.

„Amano hat genau das gespritzt bekommen, was ich in den Leichen gefunden habe. Und hier steht noch ein weiterer Stoff, dessen Namen ich aber nicht kenne. Vielleicht ist das der unbekannte Stoff.“, meinte er dann.

„Minamoto hat also etwas entwickelt, dass Tote wiederbelebt?“, wollte Ruki wissen.

„Aber ich weiß nicht wie…“, seufzte Reita. „Ich meine, das ist einfach nicht möglich!“

„Anscheinend schon.“, meinte Ruki trocken. Inzwischen saß er hinter seinem Schreibtisch und öffnete die Festplattenpartition, auf der Tohru die Daten gespeichert hatte. Er nahm sich die E-Maildokumente von Morita vor. Nachdem er die Daten entschlüsseln lassen hatte, gab er bei der Suchfunktion Watarus Namen ein. Schnell würde er fündig, es gab eine handvoll Nachrichten, die den Namen seines Freundes enthielten. Ruki klickte die erste an und las.

„Er hat gewusst, dass Wataru auch als Hacker tätig ist und mit seinen Kollegen für den Minamoto Skandal verantwortlich war.“, stellte er schließlich fest. „Die letzte Mail von Minamoto an Morita rät ihm doch das neue Medikament an ihm zu testen.“

„Ich glaube wir sind hier auf einen riesigen Skandal gestoßen. Die meisten Patienten von Morita wurden oder werden mit neuen Medikamenten von Minamoto behandelt. Es existieren immer zwei Krankenakten, eine mit ausführlichen Nebenwirkungen, die auch für Minamoto bestimmt sind. Unser Problem sind nur die Beweise.“, stimmte sein Partner zu.

„Wir sollten zumindest von einem ausreichenden Teil behauptet, dass wir sie von einer anonymen Quelle bekommen haben. Vielleicht kommen wir damit durch. Und wir sollten zu Morita und ihn damit konfrontieren. Er könnte einbrechen und aussagen.“, erwiderte Ruki. Man konnte seiner Stimme deutlich entnehmen, dass er nicht willens war dieses Mal jemanden davonkommen zu lassen.

„Ja, ich denke, das könnten wir probieren. Es muss ja einen Weg geben, um an Beweise zu kommen. Und ich denke, dass der liebe Herr Doktor durchaus daran interessiert sein könnte, seinen Hals aus der Schlinge zu ziehen.“, erwiderte Reita. Dann musterte er seinen Partner einen Augenblick. Ihm war nicht klar, ob es eine gute Idee war, Ruki in die Nähe des Mannes zu lassen, der seinen Freund fast auf dem Gewissen gehabt hätte. Nicht, dass Reita nicht selber wütend auf den Doktor war, aber Ruki war nun wirklich nicht für seine Geduld bekannt… und es ging hier nicht um irgendein Opfer. Andererseits war ihm klar, dass sein Partner wohl kaum hier bleiben würde, während er das Gespräch übernahm. Im Notfall würde er ihn beruhigen müssen. „Nur tu mir einen Gefallen.“, meinte er. „Und halte ihm nicht gleich die Knarre an die Schläfe. Lass ihn erstmal reden.“

Ruki setzte zu einer bissigen Antwort an, doch dann zuckte er nur mit den Schultern. Er wusste dummerweise genau, dass Reita recht hatte…
 

Die Fahrt zu der Praxis von Dr. Morita hatte nicht lang gedauert. Sie war nicht allzu weit von dem PSC Hauptgebäude entfernt und auch der Verkehr hatte sich als nicht so zähflüssig wie an anderen Tagen erwiesen. Ruki hatte den Ordner mit den Krankenakten unter den Arm geklemmt, als sie die Praxis betraten. Sein Gesichtsausdruck war nicht gerade der freundlichste. Dennoch hatte er beschlossen, dass er Reita, zumindest am Anfang, das Wort überlassen würde. Sein Zorn musste schließlich nicht die hilflose Sprechstunden Hilfe von diesem Planeten fegen. Das hatte sie nicht verdient, ganz im Gegensatz zu einem anderen Herrn…

„Guten Tag, wir sind Special Agent Matsumoto und Special Agent Suzuki vom PSC. Wir würden gerne mit Dr. Morita sprechen. Es ist dringend und streng vertraulich.“, stellte Reita sie vor und zückte seinen Ausweis. Ruki zog seinen erst gar nicht hervor, da er es als unnötig erachtete.

Die junge Sprechstundenhilfe sah sehr überrascht aus: „Guten Tag. Dr. Morita hat gerade noch einen Patienten im Behandlungsraum, aber danach müsste er Zeit für sie haben. Nehmen sie doch bitte für einen Augenblick im Wartezimmer Platz.“

„Gut, vielen Dank.“, meinte Reita und ging ohne weitere Umschweife in das Wartezimmer. Ruki folgte ihm. Im Stillen bewunderte er seinen Partner dafür, dass er die Ruhe bewahren konnte, auch wenn er es ihm nicht direkt sagen würde. Reita wirkte wie immer, wenn sie sich bei ihren Ermittlungen in der Öffentlichkeit befanden, kompetent und beherrscht. Wenn sie tatsächlich einmal das Spiel „guter Cop, böser Cop“ spielen würden, dann war die Rollenverteilung klar.

Um sich abzulenken, griff Ruki blind nach einer der abgegriffenen Zeitschriften und blätterte darin herum. Mit einem leicht angepissten Blick betrachtete er die Kochrezepte der Frauenzeitschrift und blätterte dann weiter zu den Sextipps. Schließlich klappte er die Zeitschrift geräuschvoll zu und legte sie wieder zurück: „Bin ich froh, dass ich keine Frau bin!“

„Ist mir auch lieber.“, erwiderte Reita mit einem Lächeln.

Einen Moment später betrat die Sprechstundenhilfe das Zimmer: „Sie können dann zu Dr. Morita.“

Die beiden Agenten folgten ihr zum Sprechzimmer des Arztes, welches recht luxuriös eingerichtet war. Es stand eine Reihe von gut gefüllten Bücherregalen an der einen Wand. Vor dem großen Fenster stand ein wuchtiger Schreibtisch, hinter dem der Arzt auf einem Ledersessel saß. Davor standen zwei ebenfalls mit Leder bezogene Stühle. In der anderen Ecke stand eine Liege für die Patienten.

„Guten Tag, was verschafft mir die Ehre eines Besuches von zwei PSC Agenten? Setzen sie sich doch.“, wollte Dr. Morita wissen. Mit diesem Tonfall konnte er bestimmt eine Menge Leute um den Finger wickeln.

Ruki musterte ihn kühl und kam zu dem Schluss, dass er den Arzt noch weniger leiden konnte, als bisher, wo er ihn noch nicht gesehen hatte.

„Guten Tag, wir kommen wegen einer sehr heiklen Sache zu ihnen, Dr. Morita.“, begann Reita. Sie setzten sich auf die beiden Stühle.

„Und es könnte sich als Vorteil erweisen, wenn sie mit uns kooperieren.“, fügte Ruki hinzu. Er ließ den Ordner auf den Schreibtisch fallen: „Es dürfte sie interessieren, was wir von einer anonymen Quelle erhalten haben.“

Mit einem selbstsicheren Lächeln nahm Dr. Morita den Ordner entgegen. Er schlug ihn auf und blätterte durch die Seiten. Die ganze Zeit über blieb sein Gesichtsausdruck derselbe. Wenn es ihn erschütterte, dann ließ er es sich zumindest nicht anmerken. Schließlich sah er wieder auf: „Nun, ich weiß nicht, wer ihnen diese Unterlagen zukommen lassen hat, aber sie sind sicherlich gefälscht. Ich würde doch nicht einfach Medikamente an meinen Patienten testen. Ich bin mir sicher, dass sich alle Vorwürfe als haltlos erweisen werden.“

Ruki funkelte ihn an: „Das wiederum denke ich nicht! Wie erklären sie es sich denn, dass ihr Patient Miyawaki Wataru nun auf der Intensivstation liegt und das die Medikamente, die sie ihm verschrieben haben, ihn dorthin gebracht haben?!“

„Was bringt sie zu dieser Vermutung?“, erkundigte sich der Arzt. Es schien ihn gar nicht zu interessieren, was sie für schwere Vorwürfe erhoben.

„Unser Labor hat besagte Medikamente untersucht und eine Menge Schadstoffe darin gefunden, unter anderem ein starkes Pyrogen. Ich bin selber Arzt und so ein Stoff gehört eindeutig nicht in ein Medikament, vor allem nicht wenn es so stark ist, dass es den Kreislauf des Patienten zum Zusammenbruch führt. Und auch die enthaltenen Aufputschmittel gehören nicht in ein Medikament, das man jemandem verschreibt, der an Schlafstörungen leidet.“, erklärte Reita betont ruhig.

„Sie mögen vielleicht Arzt sein, aber ich denke, ich habe lange genug für einen Pharmaziekonzern gearbeitet, dass ich beurteilen kann, ob die Zusammensetzung der Medikamente, die ich verschreibe, meine Patienten gefährden oder nicht. Ich finde ihre Vorwürfe ziemlich ungeheuerlich.“, entgegnete Dr. Morita.

Ruckartig stand Ruki auf und schlug mit den flachen Händen wütend auf den Schreibtisch des Arztes. Sein Blick hätte mit Sicherheit töten können: „Ich finde es ungeheuerlich, dass mein Freund wegen ihnen beinahe gestorben wäre! Bevor er ihre Medikamente genommen hat, ging es ihm einigermaßen gut, aber jetzt liegt er im Koma! Ist es ihnen eigentlich total egal, dass sie mit Menschenleben spielen?! Was zahlt ihnen Minamoto dafür, dass sie ihre Patienten als ahnungsloses Versuchskaninchen benutzen?! Ich hoffe, dass sie es wenigstens nicht für Peanuts tun! Es sollte sich ja schon lohnen, wenn man Gott spielt!“ Aus seiner Stimme hörte man nur zu deutlich seine Wut heraus. Aber auch eine Menge Verachtung für den Arzt schwang darin mit. Seine Stimme klang hart und er hatte die höflichere Sprachebene verlassen. Es war klar, dass er kurz davor war, dem Arzt ins Gesicht zu springen. „Und jetzt reden sie sich nicht mehr heraus! Unsere Quelle ist zuverlässig, mein Partner und unser Labor sind ebenfalls zuverlässig und kompetent. Stehen sie endlich zu dem Mist, den sie angerichtet haben! Wie viele Menschen haben sie denn schon auf dem Gewissen?! Können sie überhaupt noch schlafen?!“

„Ruki!“, fuhr Reita nun dazwischen und griff nach dessen Arm. Er hatte seinen Partner bisher noch nie so wütend erlebt. In Gedanken verfluchte er sich, er hätte ihn nicht mit hierher kommen lassen dürfen.

„Ich muss doch sehr bitten!“, meinte Dr. Morita verärgert.

In diesem Moment riss Ruki sich los und war mit schnellen Schritten um den Schreibtisch herum. Obwohl er eindeutig kleiner war als der Arzt, baute er sich vor ihm auf. Bevor jemand reagieren konnte, hatte er ihn am Kragen gepackt und funkelte ihn an. „Wenn hier jemand doch sehr bitten muss, dann jawohl Wataru! Sie haben ihn beinahe umgebracht! Und wofür?! Für Geld?! Das ist das Problem mit Menschen wie ihnen! Sie haben einen viel zu geringen Preis und kein moralisches Empfinden!“, schnappte er. Bevor er Dr. Morita noch mehr an den Kopf werfen konnte, spürte er wie Reita hinter ihn getreten war und ihn energisch von dem Arzt wegzog.

„Ihr Verhalten ist wirklich ungeheuerlich! Ich werde mich bei ihrem Vorgesetzten beschweren!“, brachte Morita hervor und zupfte sein Hemd wieder zurecht.

„Tun sie, was sie nicht lassen können!“, giftete Ruki. Er spürte wie sich Reitas Griff um seinen Arm etwas verstärkte, was ihn schließlich doch verstummen ließ. Sein vor Wut vernebelter Verstand realisierte langsam, dass er dem Arzt mit seinem Ausbruch eigentlich nur in die Hände gespielt hatte.

„Ich kann verstehen, dass sie aufgebracht sind, Dr. Morita und ich muss mich entschuldigen, für das was geschehen ist. Wir werden jetzt wohl besser gehen.“, antwortete Reita ruhig. Mit einer Hand griff er nach dem Ordner vom Tisch und drückte ihn Ruki in die Hand. Dann zog er seinen vor sich hin brüteten Partner mit sich mit. Schweigend gingen sie beide zum Auto. Reita nahm an, dass er Ruki nicht kritisieren musste für seinen Ausbruch. Man konnte ihm ansehen, dass ihm klar geworden war, dass er besser nicht ausgerastet wäre. Es war nicht so, als wenn er bereute dem Arzt seine Meinung gesagt zu haben. Was Ruki ärgerte war, das er ihm etwas gegeben hatte, was der Arzt gegen ihn verwenden konnten. Zu seiner Überraschung wühlte Reita in seiner Tasche herum und holte schließlich eine abgegriffene Packung Zigaretten hervor. Er hielt Ruki die Packung hin. Dieser nahm eine und steckte sie sich in den Mundwinkel. Aus seiner eigenen Tasche holte er ein Feuerzeug. Wenig später konnte er einen beruhigenden Zug Nikotin einnehmen. Ein kurzes, aber dankbares Lächeln huschte über sein Gesicht.
 

Im Krankenhaus saß Tohru wieder an Watarus Bett. Vorher hatte er kurz mit dem Arzt sprechen können, der ihn beruhigen konnte. Watarus Zustand hatte sich stabilisiert. Tohru war unglaublich erleichtert gewesen, als er das gehört hatte. Eigentlich konnte er es kaum erwarten, den anderen davon zu erzählen. Wie gestern hielt er Watarus kalte Hand und erzählte ihm irgendetwas. Er hatte festgestellt, dass er über irgendetwas reden musste und war es auch noch so unbedeutend. Wenn er schweigen würde, wurde ihm nur die ganze bedrückende Atmosphäre der Intensivstation bewusst. Es fiel ihm dann schwerer die ganzen anderen Stimmen, das ständige, penetrante Gepiepe der Geräte, das Geröchel anderer Patienten und andere Geräusche auszublenden. Es war einfach so, dass all das ihn ständig daran erinnerte, dass hier jederzeit ein Menschenleben zu Ende gehen könnte und das Watarus Leben gerade nur eine wellige Linie auf dem Bildschirm einer Maschine war. Tohru wusste nicht, ob er die Kraft aufgebracht hätte hier zu sitzen, wenn es sich nicht um Wataru gehandelt hätte. Langsam begann er zu verstehen, wie man eine so extreme Abneigung gegen Krankenhäuser entwickeln konnte, wie Ruki sie hatte.

„Heart-chan freut sich auch schon, wenn du wieder nach Hause kommst. Ist das nicht verrückt, dass sie genau wusste, dass dir etwas passiert? Wobei so verrückt ist das gar nicht. Tiere spüren so was ja… und sie liebt dich schließlich abgöttisch.“, sagte er. Dann lachte er kurz: „Oh man! Unglaublich, was ich dir hier alles erzähle. Aber na ja du kannst dich eh nicht wehren. In ein paar Tagen bist du hoffentlich wach. Dann komme ich mir nicht mehr wie der letzte Depp vor. Versteh mich nicht falsch, für dich mache ich mich gerne zum Deppen… jedenfalls werden Ruki und ich nachher Minamoto einen Besuch abstatten. Dieses Mal kriegen wir sie dran und Morita auch. Er wird nicht damit durchkommen, was er dir angetan hat.“
 


 

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* Erstmal frohe Ostern euch allen! ^.^ Oder wünscht man das erst morgen... na egal, das also für die Zukunft ^^

* Ja, Tomoyuki ist Experte im Ausweis und Dokumente fälschen… auch Yuusuke und Hiroaki haben so ihre Fähigkeiten, die noch vorkommen werden… aber nicht in diesem Fall.

*Yup, Tohru ist genial! Jetzt bringt er ein wenig mehr Licht in die Sache… was würden Ruki ohne Reita bloss ohne ihn tun?! *lach*

*Ruki musste einfach bei dem Doktor ausrasten… oder?!

*Gut dass Reita ihn von schlimmeren Dinge abgehalten hat… ^^

*Ich finde, man kommt sie wirklich wie ein Idiot vor, wenn man einem Komapatienten die ganze Zeit etwas erzählt…

*Was Tohru und Ruki wohl im Labor finden? Und wird das ganze ohne Reita gut gehen? Wird dieser davon etwas erfahren und wenn ja, wie wird er reagieren?! Das alles in der nächsten Ausgabe der G Files!!!! XD



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  -Chibi-
2010-04-04T05:04:40+00:00 04.04.2010 07:04
XD
endlich haben sie neue informationen
und ich kann Ruki wirklich verstehn das er ausrastet
nur das ihm das nur schadet >.<
aber er hat ja Reita, der verhindert das schlimmste
ich war noch nie bei einem komapatienten, aber ich kann mir das
schon vorstellen q-q
aber er schlägt sich sehr tapfer
go Tohru!!
Dir auch frohe Ostern~
XD
Von:  KyosGiftzwerg
2010-04-03T15:48:23+00:00 03.04.2010 17:48
wui ist das genial!
Ruki rastet aus, das ist voll cool!
hat der scheiß arzt verdient, ruki hätte ihn besser noch erschossen.... aber das wäre wiederum nicht gut für ruki gewesen... >.<
naja du hast ja schon gesagt das der arzt noch seine gerechte strafe bekommt und das macht mich dann auch wieder happy ^^
ich sag dir ich sitz schon auf heißen kohlen weil ich wissen will wie es weiter geht, also quäl mich nicht und schreib bitte schnell weiter, ja?
und mach tohru das leben nicht allzu schwer, ja?

lg
Giftzwerg <3
Von: abgemeldet
2010-04-03T13:33:26+00:00 03.04.2010 15:33
OMg Tomoyuki x3 ich fand tohrus satz genial xD

BOAH ! ich bring diesen Arzt noch um !! X__x
Voll der Arsch Argh *aufreg*
Ich hät auch so gehandeltwie Ruki das gibst doch nicht Argh !!
Was wohl Reita dazu sagen wird wenn wer erfährt wo sein partner eingebrochn ist.
Ah Tohru tut mir leid ...
der arme ich glaub ich hät auch nich dort sitzen können *sfz*
Hffntlcih wacht wataru so schnell wei möglisch auf ;_;


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