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Somewhere

von

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Lichtstrahlen

Am Nachmittag rief Go bei Tsunega an. Ihr heimlicher Auftraggeber war auch erleichtert gewesen, als er erfuhr, dass der Dunkelhaarige noch lebte, konnte seine Gefühle Go gegenüber aber nicht so gut ausdrücken. Aber das wollte Go im Moment ohnehin nicht hören, seine Gedanken waren mit etwas ganz anderem beschäftigt.

„Chef, bitte seien Sie ehrlich. Ist er... ist Taki krank gewesen?“

„Nein, keineswegs. Warum fragst du?“

„Er ist... so seltsam. Wir waren zwar eine Weile getrennt, aber ich erkenne ihn kaum wieder.“

„Er war nicht krank, Go. Mach dir keine Sorgen.“

Sie sprachen noch kurz über einige Details des eben abgeschlossenen Falls, dann wollte sein Auftraggeber wieder auflegen. Go stieß hervor:

„Chef...“

„Ja?“

„Hat...“ Er schluckte. „Hat Taki... Wie hat er reagiert? Als er glauben musste, ich sei nicht mehr am Leben?“

„Ich weiß es nicht, Go. Ich habe nicht mit ihm über dich gesprochen. Ich habe ihn aber auch nie weinen sehen.“

„Verstehe.“

„O.k. Die Hotelzimmer sind noch für eine Woche gebucht, wenn ihr wollt, könnt ihr ja noch ein paar Tage dranhängen. Erholt euch mal ein wenig.“

„...Vielen Dank. Bis dann,“ antwortete Go und hängte den Hörer ein.
 

Go blieb in seinem Zimmer, er saß auf dem Bett mit dem Rücken zur Lehne. Es wurde dunkel, aber er machte sich nicht die Mühe, das Licht anzumachen. Er war wütend wie schon lange nicht mehr. Vor allem verletzt und enttäuscht, aber das ließ noch auf sich warten.

Im stetig dunkler werdenden Zimmer sah man nur das Glühen seiner Zigarette. Es war nicht die erste, die er in der letzten halben Stunde geraucht hatte.

Wie oft hatte er an seinen Geliebten gedacht, während er festgehalten und gequält wurde.

Wie lange hatte er, bevor sie diese eine Nacht zusammen verbrachten, darauf hingearbeitet und gewartet, wie viel dafür eingesetzt, mit ihm zusammen sein zu können.

Als er im Krankenhaus wieder zu sich gekommen war, in der untersten Abteilung, umgeben von Pennern und Bettlern, Leuten, auf die niemand wartete, die niemanden auf der Welt hatten, die vom Staat nur aus Mitleid über das Gröbste hinweg gesund gepflegt wurden... hatte er als erstes an Taki gedacht. Daran, dass er jemanden hatte, der ihn wollte und sicher wegen ihm litt. Mühsam hatte er sich danach aufgerappelt, sich zu Therapien und Übungen gezwungen, obwohl er so etwas hasste, um sein gemartertes Gehirn wieder klar zu bekommen.

Und alles das, um jetzt zu erfahren, dass er Taki nichts besonderes bedeutete. Er war sein Freund, sein Arbeitskollege... wohl hatte sich der Blonde um ihn Sorgen gemacht, aber offenbar nicht mehr als um einen mehr oder minder beliebigen Bekannten.

«Ich habe nur eine wirkliche Schwäche, Taki. Dich. Warum? Warum zum Teufel muss ich mich ausgerechnet in einen verlieben, der so kalt ist?»
 

Am nächsten Morgen trafen sich alle in der Lobby: Kidaka und Hatozaki hatten die Nacht im Hotel zugebracht, würden aber heute zurück nach Tokio fahren. Go war noch immer wütend auf Hatozaki, brummte nur kurz ein paar Worte, weigerte sich, ihm zum Abschied die Hand zu geben und sah ihn nicht an.

Taki war während der Abschiedsworte freundlich wie üblich; Go wurde wieder aufmerksam, als Kidaka dem Blonden noch schnell einen Kuss auf die Lippen drückte.

Taki war so verblüfft, dass er es zuließ, ehe es ihm richtig bewusst war.

„Das reicht!“ kam es von Go, der Taki trotz dessen Protest einen Arm besitzergreifend um die Schulter legte und ihn mit sich zog.

„Dann kann ich mir wohl einen anderen Arbeitskollegen suchen,“ grinste Kidaka zu Hatozaki.

Go sah sich noch kurz über Taki’s Schulter um, und Kidaka zwinkerte ihm frech zu. Er war zwar schwul, aber das musste man nicht sein, um zu erkennen, was mit den beiden los war. Er mochte Taki und hoffte, dass der Dunkelhaarige seinen unterkühlten blonden Kollegen glücklich machen würde.
 

Auf dem Flur angekommen hörte Go das Telefon in seinem Zimmer klingeln und Taki nutzte die Gelegenheit, um sich von ihm zu lösen und in sein eigenes Zimmer zu gehen.

Als Go missmutig antwortete, stellte sich heraus, dass der Anrufer der sechzehnjährige Kanji war.

Go konnte den Jungen nur mühsam daran hindern, ihn mit einer Wortflut zuzutexten. Der Junge hatte die beiden jungen Männer von Anfang an sehr gemocht und Go’s Verschwinden hatte ihn tief getroffen.

Zwischen Kanji’s lauten und mehr als lebhaften Sätzen war Go’s Verstimmung trotzdem kaum zu überhören.

„Was bitte??“ platzte der Junge auf einmal heraus. „Ich meine... GO?! Was hat dir der Chef erzählt?“

„Taki scheint mein Verschwinden ziemlich schnell verwunden zu haben,“ brummte Go.

„Spinnst du? Ich meine, spinnt ihr beide??“

„Warum?“

„Weil Taki total zusammengebrochen ist! Er hat nicht geweint, fast nie mit uns gesprochen, kaum noch gegessen... Wenn er konnte, ging er allein am Strand spazieren, ich bin ihm manchmal heimlich gefolgt, weil ich mir Sorgen gemacht habe. Mimi und ich wussten nicht mehr, was wir mit ihm tun sollten.“

„Was...?“

„Ich glaube, der Chef hat’s nicht so mitbekommen, aber wir schon. Mimi hat mal gesagt, wenn sie jemals jemanden mit einem gebrochenen Herzen gesehen hat, dann war das Taki, nachdem wir dachten, du seist tot. Ich habe noch nie jemanden so trauern sehen. Er hat sich total in sich eingeschlossen... wie in einen Eisberg.“

Go sank auf das Bett. „Oh Gott...“

„Mensch, Go, jetzt mach was!! Wenn er immer noch so schlimm mit ihm ist, dann kann er’s wahrscheinlich einfach noch nicht fassen.“

Go hatte den widersprüchlichen Drang, gleichzeitig zu lachen und zu weinen.

„Mach ich. Danke, Kanji!“

„Klar doch! Ich will euch beide doch so schnell wie möglich zurück haben! So, wie ihr immer wart!!“

„Das will ich auch. Grüß Mimi von mir.“

„Echt?? Ein Mädchen?? Go, geht’s dir noch gut?“

„Schon gut. Bis dann,“ Go legte den Hörer auf. Nach diesem Gespräch hielt es ihn nicht mehr, er musste Taki sofort finden, mit ihm sprechen... Was weiter werden sollte, wusste er noch nicht. Aber als er aus seinem Zimmer stürmte, dachte er, dass ihm selten in seinem Leben irgend etwas so egal gewesen war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Schwarzer_Fussel
2009-03-20T10:12:40+00:00 20.03.2009 11:12
schön ^^
so jetzt hab ich alles alles und ich liebe die story! <3
scheib schnell weiter ^^
pls!! =3
mach die beiden glücklich <3
Von: abgemeldet
2009-02-09T19:43:55+00:00 09.02.2009 20:43
cooles kapitel mach weiter so. Ich bin mal gespannd wann die beiden sich wieder einkriegen.
Von:  -Ray-
2009-02-02T11:42:26+00:00 02.02.2009 12:42
Das der Chef auf die Frage keine ehrliche Antwort gegeben hat ist schon komisch. Auch dass er so kurz angebunden war am Telefon.
Wenigstens Kanji kann wie eh und je seine Klappe nicht halten.
Ich bin auf das Gespräch gespannt, und darauf, wie Taki reagieren wird, wenn Go ihn mit den gewonnenen Informationen konfrontiert.



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