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Wie Erdbeeren im Schnee

NejiTen
von

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Prolog

Pairing: NejiTen

POV: Tenten

Warnungen: AU

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Sie schüttelte ihren Kopf. Es war Winter, es war kalt und sie befand sich eindeutig an einem Ort, an dem sie nichts zu suchen hatte, nicht mehr.

Als sie mit ihrem Koffer nun endlich aus der großen Bahnhofshalle trat, fiel ihr als Erstes das alte Denkmal ins Auge. Es stand also immer noch hier und es schien sogar noch genauso verschmutzt zu sein wie eh und je. Neben den obligatorischen Hinterlassenschaften der Stadttauben prangte immer noch das kleine blaue Kreuz an seinem Fuß. Hier hatte sich anscheinend nichts verändert. Ihr Blick wanderte in die Gegend. Es war Samstagmittag, der Platz um sie herum war mit einer Menschenmasse gefüllt, die in einer ständigen hektischen Bewegung schien. Es war wirklich erstaunlich wie viele Menschen auf so einen kleinen Platz passten. Zwar stoßen ab zu ein paar zusammen, aber im Grunde genommen schien dieses rege Treiben vor ihr von einer höheren Ordnung gesteuert zu sein, anders konnte sie sich es nicht erklären. Sie beobachtete wie sich Menschen in die Arme fielen, Väter ihre kleinen Kinder umherwirbelten, während mehrere Männer in vornehmen Anzügen versuchten sich an diesen Hindernissen vorbei zu manövrieren. Kopfschüttelnd wandte sie sich wieder von diesen Treiben ab, es war zu voll hier, aber das war es immer schon gewesen, auch damals.
 

Ihr Blick fiel auf das junge Mädchen neben ihr, welches nun auch schon einige Zeit hier stand und ebenfalls mit wachsamen Augen die Menschen zu beobachten schien. Unruhig stieg es dabei von einem Fuß zum anderen und warf währenddessen immer einen nervösen Blick auf die große Turmuhr vor ihnen. Wartete es auf Jemanden? Plötzlich bemerkte sie, wie sich ein Lächeln auf dem Gesicht des Mädchens bildete und es sich fast hüpfend in Bewegung setzte um dann an ihr vorbeizueilen. Unwillkürlich folgte ihr Blick ihm hinterher. In einiger Entfernung war nun ein Junge im ungefähr gleichen Alter aufgetaucht, der nun ebenfalls auf das Mädchen zulief, mit einem strahlenden Lachen, das mitten auf seinem Gesicht prangte. Schon nach ein paar Sekunden hatten sich die beiden erreicht, aber anstatt dass sich die beiden sich um den Hals fielen, was sie im ersten Moment vermutet hatte, ging das Mädchen auf den Jungen zu und verpasste ihm eine Kopfnuss, worauf eine kleine Ansprache zu folgen schien, bei der es mehrmals auf die große Uhr deutete.
 

Sie musste schmunzeln. Wie alt mochten die beiden sein, ungefähr 14 Jahre? Sie erinnerten sie an sich selbst und ihn, als sie so alt waren. Es war nun schon so lange her. Ein trauriges kleines Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie war wirklich töricht gewesen zu glauben, dass hier sämtliche Dinge noch so waren wie früher. Alles hatte sich verändert, sie hatte sich verändert, die Stadt hatte sich verändert, nichts war mehr so wie vor sechs Jahren, als sie diesen Ort für immer verlassen hatte. Niemand holte sie hier ab, niemand wartete auf sie und sie war auch nicht gekommen um hier zu bleiben, sie war diesmal nur auf Durchreise.
 

Sie warf einen kurzen Blick auf ihre silberne Armbanduhr, die ihr locker am Handgelenk baumelte. Noch ungefähr anderthalb Stunden, dann würde ihr Anschlusszug fahren. Nicht viel Zeit, aber dennoch kam es ihr in diesen Moment viel zu lange vor. Unschlüssig stand sie immer noch im Bahnhofseingang. Vielleicht sollte sie so lange in ein Café gehen. Wenn sie Glück hatte existierte es noch, das Kleine direkt hier um die Ecke, in dem sie damals so manche Stunde zugebracht hatte. Langsam setzte sie sich in Bewegung und versuchte sich einen Weg durch die Menge zu bahnen. Sie spürte wie ihr ein eisiger Wind ins Gesicht wehte. Mit einer Hand versuchte sie ihre Kopfbedeckung festzuhalten, während sie mit der anderen ihren schweren Gepäckkoffer hinter sich her zog. Was hatte sie sich nur gedacht hier wieder herzukommen und das auch noch um diese Jahreszeit.
 

Auf dem Weg begutachtete sie die Häuser. Viele von ihnen standen leer und sahen heruntergekommen aus. Sie konnte sich noch gut daran erinnern wie jedes von ihnen einen Laden beherbergte. Zu gerne hatte sie damals die Auslagen angeschaut. Es war der Wandel der Zeit, das Zentrum der Stadt hatte sich verlagert, so dass der Bahnhof nun etwas außerhalb lag. Der neue Marktplatz, sie hatte davon gelesen. Die ganze Szenerie wirkte jetzt irgendwie unwirklich, denn schon nach ein paar Metern vom Bahnhof war das große Gedränge der Menschen einfach verschwunden, als hätten sich diese in Luft aufgelöst. Natürlich wusste sie, dass das nicht der Fall war, trotzdem war ihr ein wenig unwohl, als sie nun durch eine fast menschenleere Straße schlenderte. Vielleicht gab es das Café auch gar nicht mehr und der Weg dahin wäre nur unnütze Verschwendung. Trotz dieser Gedanken, die nun in ihren Kopf auftauchten drehte sie nicht um. Sie wollte es wissen.
 

Es existierte noch. Nach einem kurzen Weg hatte sie ihr Ziel erreicht. Sie stand direkt vor einem kleinen gelben Haus mit einer rotweißen Markise. Zwar hatte das Haus einen neuen Anstrich und auch das Ladenschild schien in der Zwischenzeit ausgetauscht worden sein, aber es existierte noch. Irgendwie fühlte sie eine Art Genugtuung, die sie sich nicht so recht erklären konnte. Es war einfach ein Café, nichts weiter, versuchte sie sich einzureden. Mit einem letzten Blick auf die alte Fassade betrat sie das Ladenlokal. Eine kleine Glocke kündigte dabei ihre Anwesenheit an. Sie blieb in der Tür stehen und wartete. Ihre Blicke schweiften dabei über die Einrichtung. Sie hatte sich nicht verändert in all den Jahren. Immer noch gab es hier eine Mixtur aus den verschiedensten Möbelstücken, die eigentlich nicht zusammenpassten. Keiner der Stühle glich dem anderen und auch die Tische hatten die verschiedensten Formen. Trotzdem schienen sie irgendwie eine Einheit zu bilden, oder kam es ihr nur so vor, weil sie sich daran gewöhnt hatte. Ihre Überlegungen wurden von einer zierlichen jungen Frau unterbrochen, deren freundliches Gesicht vor ihr auftauchte.
 

„Herzlich Willkommen, möchten Sie einen Kaffee zum mitnehmen, oder kann ich Ihnen einen Platz anbieten?“ Lächelnd strahlte die Frau sie an. Etwas verwirrt erwiderte sie den Blick. Sie kannte die Bedienung nicht, sie hatte sie noch nie hier gesehen. Schon im nächsten Augenblick schalt sie sich für diesen Gedanken. Es war schließlich schon Jahre her, dass sie dieses Café betreten hatte. Natürlich konnten in der Zwischenzeit die Angestellten gewechselt haben.

„Ich würde gerne hier etwas trinken“, entgegnete sie ihr betont freundlich und sah sich um „Kann ich mir selbst einen Platz aussuchen?“
 

Mit einem kurzen freundlichen Nicken bestätigte ihr das die Bedienung und eilte zu einem nahen Tisch, an dem anscheinend die Rechnung geordert wurde.

Sie blickte in den Raum, es waren noch viele Tische frei, aber sie war auf der Suche nach einem ganz bestimmten. Nach einer kurzen Zeit hatte sie ihn auch gefunden, er stand sogar immer noch an seinem alten Platz. Zielstrebig bewegte sie sich auf ihn zu und nahm auf den höheren der beide Stühle Platz, um sich dann von ihrer Jacke und ihre Mütze zu befreien, die sie auf Lehne hängte. Vorsichtig fuhren ihre Finger dabei über das alte Holz, das genau die alten Kerben wie früher aufzuweisen schien. Manche Dinge schienen sich trotz der Zeit nicht verändert zu haben. Auch der Blick aus dem nahen Fenster war noch genau der gleiche. Mit verträumtem Blick schaute sie nach draußen, als plötzlich eine Stimme die Stille durchbrach.
 

„Und was kann ich Ihnen bringen?“ Die freundliche Kellnerin von vorhin stand nun an ihrem Tisch und hatte ihren Notizzettel gezückt.

„Einen Tasse Kaffee bitte, 4 Stück Zucker aber ohne Milch“, antwortete sie automatisch bis sie den verwirrten Blick der Bedienung bemerkte.

„Sie müssen den Zucker nicht extra bestellen, auf Ihren Tisch steht ein Streuer“, hörte sie sie sagen. Ihr Blick folgte dem hinweisenden Nicken und tatsächlich erblickte sie einen vollständig gefüllten Zuckerstreuer. Veränderung, auch wenn sie kaum bemerkbar war, sie war doch auch hier vorhanden.

„Dann bitte nur eine Tasse Kaffee“, entgegnete sie mit einem entschuldigen Blick und beobachtete wie die Kellnerin ihr freundlich zunickte und sich dann von ihrem Tisch entfernte.
 

Wieder hing sie ihren Gedanken nach. Warum hatte sie eigentlich Kaffee bestellt, sie trank doch so gut wie gar keinen, schon gar nicht ohne Milch. Plötzlich musste sie lächeln, sie wusste wer seinen Kaffee schwarz getrunken hatte, immer mit vier Stück Zucker, schließlich hatte sie früher immer für ihn mitbestellt, wenn sie auf ihn gewartet hatte. Sie hatte sich amüsiert, wenn er sich manchmal beschwert hatte, dass sein Kaffee kalt war, aber das war seine Strafe gewesen, dafür dass er zu spät gekommen war. Wenn er sie nicht warten ließ hatte er ja seinen heißen Kaffee bekommen. Ihr Lächeln verschwand wieder von ihrem Gesicht. Heute würde er nicht kommen, sie musste nicht auf ihn warten. Sie musste nie wieder auf ihn warten.
 

Sie wendete ihren Blick wieder dem Fenster zu. Warum war sie wieder hier und saß in ihrem alten Café. Und warum hatte sie überhaupt diesen Zug genommen. Schließlich hätte es auch eine Verbindung über eine andere Stadt gegeben, die zudem auch noch eine halbe Stunde schneller gewesen wäre. Die Vergangenheit, sie wollte sie anscheinend immer noch nicht loslassen, obwohl es jetzt nun schon fast eine Ewigkeit her war, sechs Jahre. Die Zeit ließ sich nicht rückwärts drehen, das wusste sie am Besten. Sie schüttelte ihren Kopf. Die Gedanken an ihm brachten immer die melodramatische Art in ihr vor, von der sie vorher nie gewusst hatte, dass sie sie überhaupt besaß. Sie musste es endlich vergessen, ihre gemeinsame Zeit. Eigentlich hatte sie gedacht, dass sie es auch geschafft hatte, aber dann wäre sie wohl nicht hier.
 

Am Rande registrierte sie wie die Kellnerin an ihren Tisch kam und ihre Tasse Kaffee mit einem freundlichen Lächeln abstellte. Ein kurzes Nicken ihrerseits diente dabei als Bestätigung, dass sie es registriert hatte. Gedankenverloren nahm sie nun den Zucker in die Hand um das bittere Getränk wenigstens etwas zu versüßen. Wie viel Zucker mochten wohl vier Zuckerstücke sein? Abschätzend schüttete sie etwas von den süßen Kristallen in ihren Kaffe und rührte dann mit dem kleinen beilegten Löffel um. Ein kurzes Nippen an dem heißen Getränk ließ ihr Gesicht verziehen. Es schmeckte immer noch scheußlich bitter, wie konnte er das bloß trinken? Sie mochte einfach keinen Kaffee und wenn sie mal welchen trank dann bevorzugte sie eindeutig eine Mischung mit möglichst viel Milch, das hatte sich bis heute nicht verändert. Trotzdem nippte sie weiter an ihrem bitteren Getränk, bis die Tasse auf den letzten Tropfen leer war.
 

Ihr Blick schweifte nun nochmals durch das Café, welches für sie früher immer ein Zeichen der Hoffnung gewesen war, es war ihr Café gewesen. Nun jedoch schien es nicht mehr zu sein, als einfach ein Ort, an dem die Menschen ihren Durst nach der schwarzen Flüssigkeit stillten. Sie schüttelte leicht den Kopf. Sie machte sich eindeutig zu viele Gedanken über Vergangenes, aber sie konnte sie nicht kontrollieren, ihre Gedanken, es klappte einfach nicht. Sie konnte ihr Gesicht kontrollieren, ihre Stimme und ihr Auftreten, aber ihre Gedanken, die konnte sie nicht beeinflussen. Dieser Kurzstopp war das letzte Mal, dass sie hier her kommen würde. Sie hatte gemerkt, dass sie hierfür noch nicht bereit war, selbst nach dieser langen Zeit fühlten sich die alten Wunden viel zu frisch an. Ihre Erinnerungen an ihn waren gleichzeitig die traurigsten und schönsten die sie besaß, aber es lohnte nicht ihnen hinterher zu trauern, denn sie gehörten der Vergangenheit an und schon bald würde sie auch diesen Ort hier wieder verlassen haben. Ihr Blick wanderte zu ihrer Uhr. Nur noch eine halbe Stunde bis zur Anfahrt, sie sollte jetzt auch wieder zurückgehen. Umständlich befreite sie ihr Portemonnaie aus ihrem Gepäck und winkte die Kellnerin an ihren Tisch um zu bezahlen.

Kapitel 1

Sinnlos. Kaum ein paar Minuten, nachdem sie das Lokal verlassen hatte, war sie nun wieder an ihrem Ausgangspunkt der Reise in die Vergangenheit angelangt und ihr ging nur ein Wort durch den Kopf. Sinnlos. Als hätte es die letzte Stunde in ihrem Leben nicht gegeben befand sie sich jetzt wieder im Bahnhof, Bahnsteig Sechs um genau zu sein und wartete auf die Einfahrt ihres Zuges. Um sie herum hörte sie das Quietschen der anderen Züge, das allgemeine Gemurmel der Menschen auf dem Bahnsteig und nicht zu vergessen die hoch informativen Lautsprecherdurchsagen. Obwohl, eigentlich entsprach diese Feststellung nicht so ganz der Wahrheit, denn obgleich das knacksende, laute Geräusch der Lautsprecher sie fast zwang sich die Ohren zu zuhalten, war von der Durchsage selbst fast nichts zu verstehen. In dieser Hinsicht unterschied sich der Bahnhof hier von keinem anderen. Fast belächelnd beobachtete sie die Menschen neben ihr, die anscheinend verzweifelt zu erhören versuchten, ob denn nun ihr Zug die halbe Stunde Verspätung hatte, oder ob sie vielleicht doch das Gleis wechseln mussten. In der Gruppe schien nun sogar fast ein kleiner Streit zu entfachen, da jeder etwas anderes zu hören glaubte. Mitleidig verfolgte sie die weitere Auseinandersetzung. Den Versuch selbst etwas aus diesem undeutlichen Gemurmel zu entziffern hatte sie schon vor Jahren aufgegeben und trotzdem sie kam an ihr Ziel, zumindest war das bis jetzt immer der Fall gewesen.

Bald würde sie auch heute wieder zuhause sein, daheim in ihrem alten Leben. Es waren kindische und törichte Gedanken, die sie sich vor dieser Zugfahrt gemacht hatte, das wusste sie und nun war sie unsanft auf den Boden der Realität zurückgeholt wurden. Sie konnte die Vergangenheit nicht ändern, so gern sie es auch gewollt hätte. Es war sinnlos.
 

Nachdenklich strich sie sich eine lose Haarsträhne aus dem Gesicht. Das Gedränge um sie herum schien immer stärker zu werden, ein deutliches Anzeichen dafür, dass ihr Zug bald einfahren würde. Jeder wollte direkt neben einer Tür stehen, um dann im Zug einen möglichst guten Sitzplatz zu bekommen. Sie kannte die ganze Prozedur, deren wirklicher Nutzen ihr aber immer noch nicht ganz klar war. Zum Glück konnte sie dieser Situation gelassen gegenüber stehen, denn sie hatte sich einen Platz reservieren lassen, in einem kleinen Abteil. Der Zug war auf dieser Strecke zwar bei weitem nicht ausgebucht, aber sie nahm diesen kleinen Aufschlag als Preis für ein weitaus entspannteres Reisen gerne hin. Die Mehrzahl der anderen Leute schien jedoch nicht ihre Meinung zu teilen, wenn sie sich die Ansammlung hier anguckte. Ihr Blick fiel nun auf die die große Bahnhofsuhr. Der Zug schien heute sogar einmal pünktlich zu sein, wovon man in der letzen Zeit ja nicht ausgehen konnte.
 

Langsam nahm sie ihre Tasche wieder in die Hand, die sie neben sich abgestellt hatte und ging zum Abschnitt C des Bahnsteigs an dem ihr Wagen halten sollte. Ihr Blick wanderte nun noch ein letztes Mal durch die ihr so vertraute Halle. Sie würde jetzt wieder nach Hause fahren, wieso hatte sie nur das Gefühl auf der Flucht zu sein? Es blieb jetzt jedoch keine Zeit mehr die Antwort auf die Frage zu finden, denn keine Sekunde später hörte sie das quietschende Geräusch des einfahrenden Zuges. Es folgte das normale Verfahren des Einsteigens, welches aus Wagen suchen - der natürlich doch wo anders hielt ¬, Gepäck hineinhieven und der Suche nach ihrem Sitzplatz bestand. Erst nachdem sie ihren schweren Koffer mühsam auf die Gepäckablage befördert hatte, und endlich auf ihrem Platz saß, erlaubte sie sich wieder durchzuatmen.
 

Erleichtert, irgendwie fühlte sie sich erleichtert. Sie atmete tief durch und sah sich in ihrem kleinen Abteil um. Noch war sie der einzige Fahrgast hier, aber das kleine Schild am Eingang verriet, das sie dies wohl nicht lange bleiben würde. Nicht, dass sie das erwartet hatte, aber sie hoffte dennoch auf einen ruhigen Reisenden, der nicht das dringende Bedürfnis zu reden verspürte, denn danach war ihr im Moment am wenigsten. Während ihrer vielen Reisen waren ihr schon die unterschiedlichsten Menschen begegnet und die meisten Arten von ihnen waren ihr heute äußerst unwillkommen. Sie wollte im Moment nur Ruhe, sie brauchte sie, heute.
 

Ihr Wunsch schien jedoch nicht zu erfüllt werden, denn sie hörte wie im Nachbarabteil laute Stimmen zu vernehmen waren. Wieder die Suche nach einem Sitzplatz? Ihre Hoffnung, dass es sich bei diesem Vorfall nicht um den Inhaber des Platzes ihr gegenüber handelte wurde in dem Moment zerstört, als ein Blondschopf sein grinsendes Gesicht in ihr Abteil steckte und lachend fragte:
 

„Bin hier richtig? Platz 55? Die nebenan haben mich schon raus geschmissen, dabei kann ich doch nichts dafür. Ich reise so selten mit dem Zug und schon gar nicht mit Reservierung, das ist doch langweilig.“
 

Ihr Blick inspizierte den Eindringling von oben nach unten. Er schien in ihrem Alter zu sein, seiner Kleidung nach schien es sich nicht um einen Geschäftsmann zu handeln, zumindest war ihr noch keiner in einer leuchtend orangenen Jacke begegnet und er schien eindeutig zu viel zu reden.
 

„Sie sind hier richtig, der Platz 55 ist hier am Fenster“, antwortete sie und bemühte sich ein Seufzen zu unterdrücken, die Fahrt würde wohl nicht so werden, wie sie sich vorgestellt hatte.
 

„Gut, hier gefällt es mir sowieso besser, als bei diesen Miesepetern nebenan“, entgegnete er ihr daraufhin lachend und zwang sich in das Abteil.
 

Nachdem er es in einer scheinbar endlosen Zeit geschafft hatte, sein weniges Gepäck nach oben zu befördern, seine Jacke auszuziehen und sich dann auf den Platz fallen zu lassen, hielt er ihr die Hand hin.
 

„Naruto Uzumaki, erfreut Sie kennen zu lernen.“
 

Etwas ungläubig starrte sie ihn an, so eine formelle Begrüßung war äußerst ungewöhnlich für einen Mitreisenden, zumindest hatte sie bis heute noch keine erlebt, aber langsam wunderte sie bei ihrem Gegenüber nichts mehr. Im Grunde war es sogar eine willkommene Abwechslung und wahrscheinlich hätte sie auch seine Hand geschüttelt, hätte seine Begrüßung nicht den Schönheitsfehler gehabt, dass sich seine Hand gut anderthalb Meter vor ihr befand und beim besten Willen nicht ohne aufzustehen zu erreichen war.
 

„Tenten, mein Name ist Tenten“, entgegnete sie ihm darum nur mit einen kleinen Lächeln.
 

Sein Blick wanderte daraufhin auf seine Hand, die immer noch in der Luft baumelte und dann auf sie. Mit einem etwas verlegenden Lachen zog er sie wieder zurück.
 

„Ich fahre so selten mit dem Zug, daher kenne ich mich überhaupt nicht aus, wie man vielleicht merkt“, begann er daraufhin weiter munter zu plaudern. „Eigentlich habe ich noch Glück, dass ich den Zug überhaupt bekommen habe, denn ich stand bis zur letzten Minute noch an dem falschen Gleis. Dabei war ich der festen Meinung, dass es Gleis vier war, so kann man sich irren.“
 

Sie schaute ihn etwas irritiert an. Auf seinem Gesicht war immer noch ein Lachen zu sehen, als ob es ihn überhaupt nicht stören würde, die Zugfahrt zu verpassen. Sie hatte auf ihren Reisen wirklich schon viele Menschen gesehen, aber so einer war ihr wahrlich noch nie untergekommen.
 

„Vielleicht wollten Sie gar nicht wegfahren“, murmelte sie mehr zu sich selbst, als zu ihn, aber sein nachdenklicher Blick zeigte, dass er sie verstanden hatte. Sie errötete etwas. Was fiel ihr nur ein, sich in die Angelegenheiten anderer Menschen einzumischen, so viel Kontrolle sollte sie doch noch besitzen.
 

„Da könnte schon sein“, hörte sie ihn mit etwas leiserer Stimmen antworten. Sein Gesicht war jetzt zum Fenster gewendet und er beobachtete nun die Landschaft, die in einer großen Geschwindigkeit an ihnen vorbeizuziehen schien.
 

„Eigentlich wollte ich gar nicht fahren, aber sie hat mich dann doch dazu überredet und ich kann ihr halt keinen Wunsch abschlagen“, fügte er nach einiger Zeit erklärend hinzu.
 

„Wie wäre es, wenn wir das Siezen lassen“, wechselte er dann das Thema und grinste sie an. „Ich habe die ganzen letzen Wochen genug davon gehabt und fühle mich jetzt schon uralt.“
 

„Von mir aus gerne“, antwortete sie ihm dankbar. Anscheinend schien ihn doch so schnell nichts die gute Laune zu vermiesen. Auch wenn sie sich die Fahrt etwas anders vorgestellt hatte, langsam begann sie Gefallen an einer vergnügten Unterhaltung zu finden, vielleicht war es das, was sie im Moment brauchte, Ablenkung. Eins war zumindest sicher, langweilig würde es mit diesem komischen Blondschopf bestimmt nicht werden.

Kapitel 2

„Und was hat dich in diesen Zug verschlagen“, fragte sie ihr Gegenüber und neuer Reisebegleiter neugierig und begann gleichzeitig in seiner Tasche zu wühlen.
 

„Eine Geschäftsreise und ein Urlaub“, antwortete sie und versuchte dabei ein Lachen zu unterdrücken, denn nun hatte er sein Gesicht vollends in die Tasche getaucht, so dass weder seine Augen noch seine Nase zu sehen waren. Sie war zu gespannt, was er dort so wichtiges suchte. „Ich hatte ein paar Tage frei und nun bin ich wieder auf dem Rückweg“, führte sie ihre Antwort weiter aus.
 

„Dasch ischt intereschant, erzähl mal weiter“, kam als genuschelte – sein Mund war jetzt auch tief in der Tasche vergraben – Entgegnung von ihm, zum Zeichen, dass er immer noch zuhörte.
 

„Verrat lieber was du dort suchst, vielleicht kann ich ja helfen“, bot sie ihre Unterstützung an.
 

„Nischt nötig, ich habsch gleich…Da!“ Mit einem Grinsen tauchte er wieder aus seiner Tasche hervor. Neugierig beugte Tenten sich vor um diese Besonderheit zu erkennen, für die er sich solch große Mühe gemacht hatte, um sich dann wieder enttäuscht zurück zu lehnen.
 

„Die ganze Arbeit nur für Essen?“
 

„Hey, sag nichts gegen mein Essen. Das wurde extra nur für mich zubereitet. Ich krieg auf Bahnfahrten immer Hunger. Das wäre eine Katastrophe gewesen, wenn es nicht da gewesen wäre“ erklärte er ihr lachend.
 

Ihr Blick fiel auf den goldenen Ring an seiner rechten Hand. „Deine Frau muss ganz schön große Mühe mit dir haben“, bemerkte sie mit einem Schmunzeln.
 

„Meine Frau?“ Sein Blick folgte ihren und blieb an dem Ring hängen. „Ach so, ich hab mich schon gewundert, ich bin nicht verheiratet, noch nicht. Das ist mein Verlobungsring“, erklärte er ihr mit einem gewissen Stolz.
 

Nun konnte sie nicht anders als zu grinsen. „Den Verlobungsring trägt man hier aber eigentlich an der linken Hand.“
 

„Wirklich?“, fragte er skeptisch. „Na, dann muss ich mich ja nicht mehr wundern warum sie mich heute Morgen so komisch angeschaut hatten. Ich dachte das wäre egal. Es ist anscheinend gar nicht so einfach wie ich dachte.“ Seufzend zog er sich den Ring vom Finger und steckte ihn dann auf den Finger an der linken Hand.
 

„So wichtig ist es auch wieder nicht, es ist nur eine veraltete Tradition“, versuchte sie ihn wieder etwas aufzumuntern. „Wie hast du deine Verlobte denn kennen gelernt?“, fragte sie schnell, um auf ein anderes Thema abzulenken. Es schien auch zu klappen, denn nun zeigte sich wieder ein breites Grinsen auf seinem Gesicht.
 

„Das war vor zwei Jahren. Sagen wir mal, ich bin aus Versehen in sie gerannt. Na, irgendwie sind wir dann ins Gespräch gekommen und haben uns dann weiter getroffen, als Freunde, bis ich Trottel dann irgendwann endlich bemerkt habe, dass ich mich in sie verliebt hatte. So war das, unsere erste Begegnung.“
 

Nachdem er seine Erklärung beendet hatte, begann er vorsichtig sein Essenpaket auszupacken und sich den Inhalt genüsslich in den Mund zu stopfen, was eine weitere Unterhaltung natürlich verhinderte, obwohl, bei ihm es hätte es sie auch nicht gewundert, wenn er weiter geredet hätte.
 

Tentens Blick wanderte nun zum Fenster und sie betrachtete mit einem leeren Ausdruck auf dem Gesicht die Landschaft. Die erste Begegnung. Sie war die ganze Zeit abgelenkt gewesen, aber dieser Satz ließ sie wieder an ihn denken, obwohl sie es nicht wollte. Sie konnte sich noch gut erinnern an ihre erste Begegnung. Es war ein sonniger Tag im Frühling, vor ziemlich genau zwölf Jahren.
 

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„Bist du Neji Hyuuga?“, mit wütenden Blitzen, die förmlich aus ihren Augen zu springen schienen funkelte ein junges Mädchen den vor ihr stehenden, um etwa einen Kopf größeren, Jungen böse an. Dieser schaute etwas irritiert auf die kleine Furie vor ihm und zog es anscheinend vor erstmal schweigend abzuwarten. Dies ließ das Mädchen jedoch nicht zu. „Du, mit den langen, schwarzen Haaren, bist du Neji Hyuuga?“, wiederholte sie ihre Frage hartnäckig.
 

„Ja“ Die Antwort war mit einer emotionslosen Stimme gesprochen, die keinen Rückschluss darüber erlaubte, in welcher Gemütslage sich der Sprecher gerade befand. Es war zudem eine einfache Antwort, aber sie schien der Fragenstellerin zu genügen, denn auf deren Gesicht machte sich jetzt ein Lächeln breit.
 

„Gut, ich dachte schon ich finde dich hier gar nicht mehr, obwohl mir Lee dich eigentlich beschreiben hat.“
 

„Lee?“, ihr Gegenüber starrte sie immer noch unbewegt an, und doch zeigte seine Frage, dass sie es mit ihrer Aussage anscheinend geschafft hatte seine Aufmerksamkeit zu wecken. Mit der Entwicklung ihrer Unterhaltung offenbar zufrieden trat sie einen Schritt auf ihn zu und schaute ihn dann herausfordernd an.
 

„Lee hat erzählt, dass du behauptest hast, dass Mädchen kein Basketball spielen könnten, stimmt das?“
 

Etwas verwundert erwiderte er ihren Blick. „Lee hat…? Wer bist du eigentlich?“
 

„Ach, ich habe nicht vorgestellt, oder?“, antwortete sie ihm daraufhin lachend. „Ich bin Tenten, ich gehe mit Lee in eine Klasse. Also stimmt das nun, was Lee mir erzählt hat?“
 

Ihr Gegenüber starrte sie unentschlossen an, als ob er überlegte, was oder ob er überhaupt auf die Frage antworten sollte.“
 

„Nein“, antwortete er schließlich nachdem er ein paar Sekunden nachgedacht hatte.
 

„Das heißt du glaubst, dass Mädchen genau so gut spielen können wie Jungen?“
 

„Nein“, kam erneut die gleiche Antwort aus seinen Mund, die diesmal aber eine weitaus andere Wirkung hatte, denn nun funkelte sie ihn erneut angriffslustig an.
 

„Du bist ganz schön wortkarg, oder? Du bist also der Meinung dass Mädchen grundsätzlich Basketball spielen können, aber schlechter als Jungs, habe ich dich richtig verstanden?“
 

Wieder überlegte er ein paar Sekunden und schien seine Antwort genau abzuwägen.
 

„Ja“, kam schließlich aus seinem Mund.
 

„Dann hast du ja sicherlich nichts dagegen, wenn wir gegen einander antreten, nicht wahr?“ Selbstbewusst stellte sie sich nun so hin, dass sie etwas größer wirkte.
 

„Wir, gegen einander?“ Zum ersten Mal seit dem Beginn ihrer Unterhaltung war etwas Unsicherheit in seiner Stimme zu spüren.
 

„Warte kurz hier, ich hole schnell einen Ball“
 

So plötzlich wie sie aufgetaucht war, war sie nun wieder verschwunden und ließ einen scheinbar ratlosen Neji zurück, der aber sich an ihre Anordnung hielt und sich nicht fortbewegte, wobei dies natürlich auch auf das Überraschungsmoment zurückzuführen sein könnte. Er musste auch nicht lange warten, denn kurz darauf tauchte sie wieder auf, mit einem Ball, den sie in den Händen hielt.
 

„Bist du so weit?“, fragte sie, ein wenig atemlos vom Laufen.

„Jetzt, hier?“

„Natürlich jetzt, oder gibt es einen Grund warum nicht?“

„Nein“, antwortete er nach einem kurzen Augenblick. „Wenn du mich dann in Ruhe lässt.“
 

Zufrieden strahlte sie ihn an. „ Dann lass anfangen“ rief sie und passte ihm den Ball zu.

Neji schaute sich kurz um. Direkt neben ihnen befand sich der Basketballkorb. Er warf noch einen letzten Blick auf sie und begann dann zu dribbeln.
 

„Wie viel Körbe?“, war seine einzige Frage.
 

„Wie wär es mit, der Erste der dreimal trifft hat gewonnen?“, kam sofort ihre Antwort, während sie schnell noch ein paar Stretchübungen machte.
 

„Von mir aus.“ Immer noch dribbelte er mit dem Ball auf den Boden und wartete bis sie ihre Übung beendet hatte und sich in Position stellte.

Dann lief er schnell los. Sie versuchte sich ihm in den Weg zu stellen und ihn am Weiterkommen zu hindern, aber er täuschte daraufhin nur kurz nach links an, um dann rechts an ihr vorbeizueilen und den Ball lässig in den Korb zu versenken.
 

„Eins“, rief er und passte ihr den Ball zu, den sie daraufhin mühelos annahm und weiter dribbelte.

Nun stellte er sich ein paar Meter vor den Korb und wartete darauf, dass sie kommen würde, aber dies hatte nicht den Anschein, stattdessen stand sie immer noch gut zehn Meter vom Korb entfernt. Schließlich nahm sie den Ball in die Hand und warf einfach von ihrer Position aus. Neji sah dem Ball nach, der - ohne dass ein Eingreifen von ihm möglich war - seinen Weg in den Korb fand.
 

„Ausgleich!“, rief sie ihm zu und grinste ihn an. Sein zunächst verwunderter Blick veränderte sich und man hätte seinen neuen Ausdruck durchaus ebenfalls als ein Grinsen interpretieren können, wenn auch als ein vielleicht etwas Missglücktes.

Nach einem kurzen Moment startete er dann seinen nächsten Angriff, gegen den sie wiederum nichts entgegenzusetzen hatte.
 

„Zwei“, rief er und passte ihr wieder den Ball zu. Auch diesmal blieb er wieder nahe am Korb, aber nun schien er gespannt auf ihren Angriff zu warten.
 

Wieder stand sie weit vom Korb entfernt und dribbelte mit dem Ball in ihrer Hand.
 

„Du glaubst, dass es Zufall war, nicht?“, rief sie über das Spielfeld und warf dann wieder den Ball in den Korb, der auch diesmal sicher sein Ziel fand. Langsam ging sie auf ihn zu und hob den Ball auf um ihn ihm diesmal direkt in die Hand zu geben. „Du musst nicht warten, ob ich daneben werfe, ich treffe immer.“
 

„Dann lass uns weiter machen“, antwortete er mit seiner rauen Stimme, die jetzt fast einen herausfordernden Klang hatte. Er gab ihr den Ball zurück. „Du bist dran!“
 

Für einen kurzen Moment schaute sie ihn etwas irritiert an, dann begann sie wieder zu dribbeln. Diesmal jedoch wich ihr Neji nicht von der Seite, so dass es ihr unmöglich war einen Wurf zu machen. „Denk nicht, dass ich es dir so einfach mache“, rief sie ihm zu, während sie versuchte einen Weg an ihm vorbei zu finden. Trotz ihrer vielen Versuche, war jedoch kein Durchkommen, denn ihr Gegner schien jeden Schritt von ihr schon im Voraus zu ahnen. Zu weiteren Versuchen kam sie dann auch nicht mehr, sie hatte nun genug Mühe in Ballbesitz zu bleiben, denn Neji versuchte jetzt selbst diesen zu erlangen. Schließlich schaffte er es auch, als sie für einen kurzen Moment abgelenkt war.
 

„Drei“, rief er, nachdem er den Ball lässig im Korb versenkt hatte und ging auf sie zu. „Ich habe gewonnen.“

„Glückwunsch“, keuchte sie etwas atemlos und strahlte ihn dann an. „Ich geb zu, es gibt zumindest einen Jungen, der besser ist, als ein Mädchen. Du bist wirklich gut“
 

„Du kannst gut werfen, wo hast du das gelernt?“, fragte er sie, ohne auf das Kompliment einzugehen.
 

Sie schaute ihn etwas verwundert an, dann schmunzelte sie geheimnisvoll. „Das verrate ich besser nicht, du bist schon so gut genug. Vielleicht wiederholen wir das Spiel mal, wenn ich mehr trainiert habe, in Ordnung?“
 

„Vielleicht“, war seine schlichte Antwort. „Ach übrigens“, fügte er dann hinzu, „wenn Lee mir das nächste Mal jemanden vorstellen will, sag ihm er soll mich einfach darauf ansprechen.“
 

„Wieso, hat dir unser kleines Spiel nicht gefallen?“, fragte sie sofort mit einem leicht neckischen Unterton in der Stimme um sich dann umzudrehen und zu gehen, wohl wissend dass sie einen leicht ratlosen Neji hinterließ.

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Die erste Begegnung, ihre erste Begegnung. Tentens Blick wanderte nun wieder vom Fenster weg und blieb an ihrer Uhr hängen. Sie würde sie nie vergessen. Sie wollte eigentlich nur Lees Freund aufheitern und hatte mehr gefunden, als sie gesucht hatte, obwohl sie das damals noch nicht wusste. Es war der Beginn ihrer Freundschaft.

Kapitel 3

Tenten schmunzelte, es war lustig ihrem Gegenüber beim Essen zu zusehen. Er hatte jetzt fast schon die Hälfte seines Vorrats vertilgt, aber nun schien er langsamer zu werden und schließlich packte er, sichtlich erschöpft das Essen wieder ein.
 

„Das hat gut getan“, seufzte er zufrieden und machte es sich dann auf seinem Sitz wieder bequem. „Eine Zugfahrt ohne Essen wäre grausam.“
 

„Deine Verlobte scheint sich ja wirklich fürsorglich um dich zu kümmern“, bemerkte Tenten mit einem erstaunten Blick auf das immer noch gut gefüllte Essenspaket.
 

„Ja, nicht?“, entgegnete er vergnügt. „Sie ist außerdem eine gute Köchin, sie sollte sich viel öfter durchsetzen und kochen, schließlich macht es ihr Spaß.“
 

Sie schaute ihn etwas schräg an. „Durchsetzten? Warum durchsetzten?“, fragte sie schließlich neugierig.
 

„Ach, ihre Familie lässt sie normalerweise gar nicht in die Küche. Sie halten es nicht würdig für jemanden ihres Standes.“
 

„Standes? Ist deine Verlobte etwa eine Prinzessin?“
 

„Nein“, antwortete er lachend. „Obwohl, eigentlich könnte man das fast glauben, wenn man ihre Verwandten betrachtet. Sie stammt einfach aus einer sehr einflussreichen, alten und vermögenden Familie. Deshalb hält ihr Vater auch andere Tätigkeiten besser für sie geeignet, als gerade Kochen.“
 

Tenten hatte seiner Erläuterung gespannt gelauscht und hing nun wieder ihren eigenen Gedanken nach. Eine alte Familie, die über das Leben eines Mitgliedes bestimmen wollte. Sie konnte ihren Gegenüber besser verstehen, als es dieser in diesem Moment vielleicht vermutet hätte. Sie wollte ihn gerade etwas fragen, da wurde die Tür zu ihrem Abteil aufgeschoben und ein Mann, ein Schaffner offenbar, steckte seinen Kopf hinein.
 

„Ist hier jemand die letzte Station neu eingestiegen?“, kam sofort die routinierte Frage.
 

„Ja“, erwiderte Tenten synchron mit ihrem zufälligen Reisepartner und beide begannen in ihren Taschen zu wühlen. Nachdem sie ihre Fahrkarten dem Schaffner ausgehändigt hatten und sie wieder gestempelt in ihren Händen hielten, war die Störung auch schon wieder verschwunden.
 

„Du bist auch erst die letzte Station eingestiegen?“ Naruto schaute sie interessiert an und fuhr fort ohne ihr Antwort abzuwarten. „Hast du Verwandte dort?“
 

Etwas ertappt lächelte sie ihn an. „Ich bin dort nur umgestiegen“, erklärte sie dann und fügte etwas leiser hinzu. „Ich habe aber früher dort einmal gewohnt für ungefähr vier Jahre.“
 

Vier Jahre, es waren tatsächlich nur vier Jahre gewesen, obwohl sie ihr heute viel länger vorkamen. Sie war damals mit zwölf Jahren mit ihren Eltern umgezogen, in eine ihr unbekannte Stadt. Es war ein Neuanfang für sie gewesen, sie kannte dort keinen. Zum Glück hatte sie schnell einen Freund gefunden, einen guten. Lee war sogar ihr bester Freund geworden, den sie jemals hatte. Sie hatten damals viel Spaß gehabt, zusammen. In ihren Gedanken konnte sie sich noch immer amüsieren. Lee war halt Lee gewesen. Und dann, dann war sie ihm begegnet. Er war Lees bester Freund und nach einiger Zeit auch ihrer. Sie waren schon ein seltsames Dreiergespann gewesen, und doch gehörten sie zusammen. Zumindest hatte sie immer das Gefühl gehabt.
 

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„Guten Morgen Tenten!“ Laut rufend lief ein Junge mit kurzen, dunklen Haaren auf Tenten zu und schwenkte dabei überschwänglich seine Arme. „Ist heute nicht ein wundervoller Tag?“
 

Im Gegensatz zu dem gut gelaunten Jungen war auf Tentens Gesicht ein leicht genervter Ausdruck zu erkennen. Seufzend schaute sie hoch. „Du bist viel zu spät Lee. Wir waren schon vor einer halben Stunde verabredet. Neji und ich haben die ganze Zeit auf dich gewartet.“
 

„Neji?“, suchend schaute sich Lee um. „Ich sehe keinen Neji.“
 

Wieder seufzte Tenten. „Er ist gegangen um sich ein Getränk zu holen. Er meinte, es würde noch dauern bevor du auftauchst.“ Langsam stand sie von der Bank auf, auf der sie es sich gemütlich gemacht hatte. „Und, bist du wieder einmal die ganzen sechs Kilometer von deinem Haus bis hier zu Fuß gelaufen?“
 

„Ich muss doch im Training bleiben“, erwiderte Lee enthusiastisch. „Meister Gai hat gesagt, dass man immer und überall trainieren muss, sonst wird man nie stärker. Außerdem bin ich nicht sechs Kilometer gelaufen, sondern zehn. Ich war noch im Park und habe dort eine kleine Katze vom Baum geholt. Ein kleines Mädchen hatte sie vermisst.“
 

Tenten schaute ihn etwas besorgt an. „Ach Lee, warum machst du nur so verrückte Sachen.“
 

„Mach dir keine Gedanken, er ist einfach Lee“, sprach plötzlich eine Stimme hinter ihr. Sie drehte sich um und lächelte, als sie das scheinbar emotionslose Gesicht von Neji erblickte.
 

„Du hättest es bestimmt nicht geschafft die Katze so schnell von dem Baum zu bekommen. Ich bin stärker geworden. Bald werde ich dich besiegen, pass nur auf.“ Herausfordernd blickte Lee Neji in die Augen. „Du wirst schon sehen. Eines Tages schaffe ich es.“
 

Dieser entschloss sich, einfach nicht weiter darauf einzugehen und wendete sich stadtdessen Tenten zu. „Was wollen wir jetzt machen, wo er endlich aufgetaucht ist? Es ist ja nicht so, dass ich nichts anderes zu tun hätte, als hier meine Zeit zu verschwenden.“
 

„Ich dachte ihr wolltet mir heute euren berühmten Meister Gai vorstellen. Ihr könnt mich doch nicht als Einzige in Ungewissheit lassen“, entgegnete diese ihm leicht empört.“
 

„Glaub mir, du willst ihn gar nicht kennen lernen“, versuchte Neji sie schnell abzulenken, aber es war zu spät. Lee sah Tenten begeistert an und strahlte über das ganze Gesicht.
 

„Glaub mir, Meister Gai wird dir gefallen“, sagte er zu ihr und griff sie an der Hand um sie mitzuziehen. „Komm, wir laufen den Weg bis dahin um die Wette. Wenn du willst halten wir unterwegs kurz an und besorgen dir auch solch einen Trainingsanzug wie meinen und den von Meister Gai, ja?“
 

„Ich komm ja Lee, zieh nicht so und über den Anzug reden wir, wenn ich ihn gesehen habe, in Ordnung?“, versuchte Tenten den aufgeregten Lee wieder zu beruhigen.
 

Neji atmete noch einmal tief durch und folgte dann den beiden geschlagen. Leise, aber dennoch für Tenten gut hörbar, murmelte er dabei: „Ich würde mir das mit dem Anzug noch einmal überlegen.“
 

So machten sich die drei auf den Weg durch die Stadt mit dem Ziel des kleinen Trainingsraumes, wo Neji und Lee bei einem Meister trainierten, dem erwähnten Meister Gai. Sie gingen selbstverständlich, sie liefen nicht. Zwar gab es leichte Proteste einer Person, die aber einfach überhört wurden. Als Ausgleich, hatte Lee darauf bestanden ein Stück des Weges auf den Händen zurückzulegen, was von den beiden anderen auch gnädigerweise gestattet wurde, natürlich nur unter der Bedingung, dass sie selbst ihren Weg wie bisher fortsetzen konnten.

Trotz dieser ungewöhnlichen Fortbewegungsweise kamen sie schnell voran und hielten schließlich vor einer kleinen heruntergekommenen Hütte.
 

„Hier wohnt euer Meister Gai?“, bemerkte Tenten etwas enttäuscht und musterte dabei die anscheinend sehr vernachlässigte Behausung.

„Nein“, antwortete Neji einsilbig, was bei Tenten ein leichtes Stirnrunzeln hervorrief.

„Meister Gai wohnt nicht hier, hier ist sein Trainingsraum“ klärte Lee sie auf.
 

„Und warum sieht es dann hier so seltsam aus?“, kam sofort ihre Gegenfrage, die sich aber eigentlich im gleichen Moment erübrigte, denn plötzlich war ein lautes Krachen zu vernehmen und sie sah, wie ein Mann in einem grünen Strampelanzug, mitten in der frisch eingetreten hölzernen Eingangstür stand.
 

„Lee! Neji! Ihr seid wieder da!“, rief dieser nun höchst erfreut und rannte mit offenen Armen auf die beiden zu, was jedoch äußerst unterschiedlich aufgenommen wurde. Während Lee nun ebenfalls auf seinen Meister zu rannte, trat Neji ein paar Schritte zurück und schien sich in eine Abwehrposition zu stellen. Dieser seltsame Anblick hatte noch eine Konsequenz, denn die dritte im Bunde, Tenten, begann nun vergnügt zu glucksen und versuchte dabei mühsam ein Lachen zu unterdrücken, womit sie aber dennoch die Aufmerksamkeit von Lee und seinem Meister auf sich zog. Dieser ließ daraufhin von Lee ab und musterte die ihm Unbekannte.
 

„Wen habt ihr dann da mitgebracht, eine neue Schülerin?“, war sofort seine neugierige Frage, wobei seine Augen richtig aufleuchteten.
 

„Das ist Tenten“, klärte Lee seinen Meister auf. „Sie wollte unbedingt unseren Meister kennen lernen, nachdem ich ihr von ihnen erzählt habe.“
 

„Tenten!“, rief er begeistert. „Schön dass du den Weg hier her gefunden hast. Die Kraft der Jugend ist hier immer willkommen!“ Sofort ging er auf sie zu und zog sie in Richtung des Hauses, während Lee den beiden strahlend folgte. Tenten ließ dies alles willenlos mit sich geschehen und warf nur einen hilfesuchenden Blick auf Neji, der ihr jedoch nur mit einem Schulterzucken antwortete, um ihnen dann gemächlich zu folgen.
 

„Was trainieren sie hier eigentlich…Meister Gai?“, fragte Tenten vorsichtig, als sie sich schließlich im Haus befanden, um den anscheinend äußerst motivierten Lehrer etwas abzulenken.
 

„Gute Frage Tenten!“, antwortete er ihr strahlend und zeigte in den Raum, der bis auf ein paar Stühle leer schien. „Hier ist der Ort, an dem ich lernwillige Schüler in die alte Kunst der Ninjas einführe.“
 

„Die alte Kunst der Ninjas?“, kam sofort die Nachfrage von Tenten.
 

„Die Kunst der Ninjas“, bestätigte er ihr mit nun ernster Stimme. „Es ist eine sehr alte und bedeutende Tradition, die wir hier fortsetzen. Neben der Stählung des Körpers und des Geistes, führen wir regelmäßig Trainingskämpfe aus und eine weitere verantwortungsvolle Aufgabe ist die Erfüllung von wichtigen geheimen Aufträgen.“
 

„Geheime Aufträge?“
 

Aus Nejis Richtung war nun ein verächtliches Schnauben zu vernehmen. „Im letzten Monat waren es Katzen retten, Hunde ausführen und außerdem Plakate ankleben.“, zählte er nüchtern auf.
 

Sein Meister schien die Bemerkung jedoch einfach zu überhören und fuhr mit seinem Vortrag fort:
 

„Wir haben heute einen neuen Auftrag bekommen. Ein Kurier, der wichtige, geheime Dokumente mit sich führte ist verschwunden. Unsere Aufgabe ist nun das Wiederauffinden des Kuriers und der geheimen Botschaft. Ich habe nur darauf gewartet, dass mein Team eintrifft.“ Er strahlte nun wieder über das ganze Gesicht und blickte auf die drei jungen Leute vor ihm.
 

„Wenn ihr soweit seid, können wir sofort mit der Suche beginnen. Ach, und holt vorher besser noch die Kletterausrüstung und den gelben Sack mit Körnern, der in der Ecke steht.“, gab er noch schnell Anweisungen, die von Lee sofort erfüllt wurden.
 

Tenten wiederum wandte sich an Neji, der noch immer still neben ihr stand.
 

„Körner, warum brauchen wir Körner?“, fragte sie ihn nun vollends verwirrt. Dieser schaute sie an und schien zu überlegen, ob er sie aufklären sollte.
 

„Es ist nicht das erste Mal, dass wir ihn suchen müssen und beim letzten Mal haben sie sich als nützlich erwiesen“, antwortete er ihr schließlich. „Mal sehen, wie lange die beiden diesmal brauchen um Kakashi wieder zu fangen.“, fügte er dann noch mit einem fast schadenfrohen Grinsen hinzu. Damit wandte er sich um und hinterließ eine nun völlig ratlose Tenten.
 

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Tenten schüttelte automatisch leicht den Kopf. Sie konnte sich immer noch genau an damals erinnern, als sie Meister Gai begegnet war. Ihr erster geheimer Auftrag, Meister Gai neigte immer zu Übertreibungen. Sie hatte sich unter einem geheimen Auftrag wirklich etwas anderes vorgestellt gehabt. Zumindest hatte sie einige wichtige Erkenntnisse an diesem Tag gesammelt. Zum ersten besaß ihr Meister eine überaus verblüffende Ähnlichkeit mit Lee, besonders nachdem die beiden in ihren grünen Anzügen herum hüpften. Außerdem waren Meister Gais geheime Aufträge nicht das, was sie zuerst zu sein schienen. Dies war ihr spätestens dann bewusst geworden, als sie erfuhr, dass es sich bei dem geheimen Kurier, den sie suchen sollten um Meister Gais geliebte Brieftaube Kakashi handelte, die sich anscheinend gerne mal auf dem Weg verirrte. Diese Erkenntnis wurde auch gleich von der nächsten gefolgt. Lee und ihrem Meister beim Einfangen von Kakashi zu beobachten war lustig, äußerst lustig. Zumindest hatte selbst Neji damals kaum ein Lachen unterdrücken können angesichts der komischen Posen, die Lee und Meister Gai beim Versuch des Fangens zeigten. Dies brachte sie dann auch schließlich zu der wichtigsten Erkenntnis. Sie hatte in den dreien gute Freunde gefunden, wirklich gute Freunde, mit denen sie viel Spaß haben konnte.

Kapitel 4

„Hey! Hey, alles in Ordnung mit dir?“, hörte Tenten wie aus der Ferne die besorgte Frage.
 

Sie zwinkerte mit den Augen und langsam wanderten ihre Gedanken zurück in die Realität. Ihre Erinnerungen hatten sie so gefangen genommen, dass sie fast vergessen hatte, wo sie sich im Moment befand. Die laute Stimme ihres Mitreisenden hatte sie wieder daran erinnert. Nun zwang sie sich zu einem Lächeln.
 

„Entschuldige, es ist alles in Ordnung“, versicherte sie ihm. Es entstand eine kleine Pause in der beide schwiegen. „Ich habe nur gerade daran gedacht, wie lange einem vier Jahre vorkommen können“, fuhr sie dann nachdenklich fort.
 

„Das kenne ich“, antworte der Blonde ihr erleichtert lachend. „Ich meine, ich habe meine Verlobte schließlich erst vor zwei Jahren kennen gelernt und nun wollen wir schon bald heiraten, dass heißt, wenn alles klappt mit ihrer Familie.“
 

Familie. Tenten dachte nach. Sie wollte ihren Mitreisenden doch vorhin etwas fragen, als sie von dem Schaffner unterbrochen wurden. Nun konnte sie sich nicht mehr darin erinnern, obwohl es ihr fast auf der Zunge lag. So sehr, wie sie sich bemühte, es wollte ihr einfach nicht wieder einfallen.
 

„Zwei Jahre sind doch keine kurze Zeit. Heutzutage heiraten schließlich Menschen schon nach den ersten paar Wochen, dass heißt, falls sie überhaupt heiraten“, antwortete sie schließlich und lächelte ihm aufmunternd zu.
 

„Das würde ich bestimmt nicht machen“, versicherte ihr Gegenüber und sie konnte nun sein leicht errötetes Gesicht erkennen, was sie wieder zum Schmunzeln brachte. „Ich meine, ich hab schließlich fast ein Jahr gebraucht, damit ich überhaupt gemerkt habe, was ich für sie empfinde“, verteidigte er sich empört.
 

Ein Jahr? Tenten überlegte. Bei ihr und Neji hatte es noch länger gedauert, über drei Jahre. Sie hatte zwar relativ schnell gemerkt, dass sie mehr für ihren stillen Freund empfand, dass sich Berührungen von ihm einfach anders anfühlten, als von Lee, aber dennoch hatte es solange gedauert. Er war halt schon immer Neji gewesen und das bedeutete, dass man nicht einfach mit ihm munter über seine Gefühle reden konnte, aber das wusste sie und darum hatte sie gewartet. Es waren kindliche Wünsche am Anfang gewesen, die im Laufe der Zeit ernster wurden. Sie hätte ihm schon viel früher davon erzählen müssen aber jedes Mal, wenn sie es versucht hatte, waren in ihrem Kopf einfach zu viele Gegenargumente aufgetaucht, die sie nicht so leicht ignorieren konnte. Darum hatte sie gewartet, bis zu dem Tag, der alles änderte.
 

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„Hey Tenten!“, hörte man eine laute Stimme ungeduldig rufen. „Bist du endlich fertig Tenten? Wir warten hier unten!“
 

Es war Samstag, ein scheinbar normaler Abend im Winter, bis auf die Tatsache, dass Lee und Neji in der Kälte vor der Tür standen und auf ihre Freundin warteten, die sich heute außerordentlich viel Zeit ließ, was sie nun wahrlich nicht gewohnt waren. Schließlich hatte Lee scheinbar für beide entschieden, dass vielleicht die Türklingel einen Defekt hatte und war auf den Gedanken gekommen, selbst als eine solche zu funktionieren. Die einzige Reaktion auf seine lauten Rufe war jedoch das Schließen des Fensters, das eben diesen Lärm in die kleine Wohnung der Brünetten ließ.
 

Diese seufzte nur und wendete sich dann nochmals ihrem Spiegel zu, vor dem sie etwas ratlos stand. Dies war durchaus etwas ungewöhnlich für sie, da sie diesem Objekt sonst eher weniger Beachtung schenkte, trotzdem ließ sie nun ihre Augen prüfend über ihr Spiegelbild gleiten. Ihre Haare hatte sie wie immer zu zwei Knoten zusammengebunden und auch sonst unterschied sich ihre Aufmachung nicht merklich von ihrer gewöhnlichen, aber einem genauerem Beobachter blieb das leichte Glitzern an ihrem Mund und Augen nicht verborgen. Zudem baumelte eine kleine silberne Kette mit einem Herz um ihren Hals. Erneut warf sie einen skeptischen Blick auf die Person vor sich und zupfte ein wenig ratlos an den Haaren. Schließlich zwang sie sich zu einem schmalen Lächeln und griff nach ihrer kleinen Tasche, die neben ihr lag. Nachdem sie sich dann schnell einen Mantel und Schal von dem Hacken im Flur genommen und angezogen hatte, stand sie auch schon bald unten bei ihren Freunden und lächelte diese entschuldigend an.
 

„Tut mir Leid, ich weiß, ich bin zu spät. Es hat etwas länger gedauert, als ich dachte.“
 

„Also, ich dachte…“, wollte Lee scheinbar zu einer seiner großartigen Reden ansetzen, da wurde er unerwartet von dem neben ihm stehenden Neji unterbrochen.
 

„Schon gut“, murmelte dieser und damit schien die Angelegenheit für ihn beendet. Lee warf ihm nur einen zweifelnden Blick zu und wendete sich dann wieder an seine Freundin, deren Blick nun starr auf Neji ruhte.
 

„Wenn ihr beiden soweit seid, dann können wir ja gehen“, strahlte er sie an und setzte seinen üblichen enthusiastischen Ausdruck auf um dann voran zu marschieren. Tenten und Neji folgten ihm langsam.
 

Während die drei nun gemeinsam durch die leeren Straßen gingen, die mittlerweile schon von dem warmen Licht der Straßenlaternen erleuchtet wurden, plauderte Lee die ganze Zeit und erzählte den beiden anderen etwas von seinen neuesten Ergebnissen eines Spezialtrainings bei Meister Gai. Er schien es gar nicht zu bemerken, dass er kaum Antworten bekam. Nur Tenten ließ zwischendurch ab und zu ein paar Worte fallen. Nach einiger Zeit erreichten sie schließlich ihr Ziel, ein Haus am Rande der Stadt.
 

Sofort lief Lee auf die Eingangstür zu und klingelte Sturm, was Tenten zu einem leichten Schmunzeln veranlasste, trotzdem entschied sie sich zu schweigen und wartete stattdessen sicherheitshalber mit Neji ein paar Meter vom Eingang entfernt.
 

Nach ein paar Sekunden öffnete sich dann auch die Tür und heraus trat -oder besser sprang- ein Mann im grünen Anzug, der Lee überschwänglich begrüßte. Dieser erwiderte die Begrüßung auf die gleiche Art und strahlte über das ganze Gesicht. Auch Tenten und Neji traten nun vorsichtig näher.
 

„Guten Abend Meister Gai, herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Entschuldigung, dass wir uns etwas verspätet haben“, sagte Tenten lächelnd und schüttelte die Hand ihres Meisters, der diese anscheinend gar nicht mehr loslassen wollte, bis schließlich Neji an sie herantrat und mit ausgetreckter Hand ein eingepacktes Geschenk hervor hielt, was sogleich begeistert von Meister Gai entgegen genommen wurde.
 

„Kommt doch rein, kommt doch rein“, scheuchte ihr Meister nun die drei Freunde ins Haus und schloss hinter ihnen wieder die Tür.
 

„Was ist denn das Geschenk?“ fragte er neugierig und schüttelte den eingepackten Gegenstand etwas.
 

„Packen Sie es doch einfach aus.“, antwortete ihm Tenten mit einem leicht verschmitzten Lächeln und kam damit Lee zuvor, der scheinbar schon zu einer großen Erklärung ansetzen wollte.
 

Meister Gai musterte seine Schülerin mit einem misstrauischen Blick, entschied sich dann aber dafür, den Inhalt des sorgsam eingepackten Geschenkes zu enthüllen, indem er das Blümchenpapier in kleine Stückchen zerriss. Übrig blieb eine kleine Papierbox, die nun nochmals ausgiebig begutachtet wurde. Nach einem weiteren Blick auf seine Schüler, deren Gesichter jedoch nichts zur Klärung seiner Ungewissheit beitrugen öffnete er den Kasten und holte einen kleinen metallenen Ring hervor, an welchem eine elektronische Einrichtung befestigt zu sein schien.
 

Fragend guckte er nochmals in die Richtung seiner Schüler. Anscheinend schien ihn der Sinn des Gegenstandes nicht sofort einsichtig zu sein.
 

Tenten schmunzelte nun leicht. „Es ist ein Ring für Kakashi, damit Sie ihn besser wiederfinden können, falls er sich mal wieder verfliegen sollte“, erklärte sie ihrem verwunderten Lehrer. „Wir haben ganz schön lange überlegt, was wir Ihnen schenken sollten“, fügte sie noch hinzu.
 

Meister Gai setzte daraufhin sein bekanntes Strahlelächeln auf und schüttelte der neben ihm stehenden Tenten dankbar die Hände, bevor er jedoch zu weiteren Dankeshymnen kommen konnte, wurde er von einem grauhaarigen Mann unterbrochen, der plötzlich lautlos neben ihn aufgetaucht war.
 

„Habe ich da gerade meinen Namen gehört Gai?“, fragte er das scheinbar etwas erschrockene Geburtstagskind, welches sofort sein Geschenk schnell hinter dem Rücken versteckte.
 

„Nein, wie kommst du auf den Gedanken Kakashi“, entgegnete dieser direkt, wobei er eine sehr eindeutige Betonung auf den Namen Kakashi legte. „Darf ich dir meine Schüler vorstellen? Das hier sind Neji, Tenten und Lee“, sprach er schnell weiter und zeigte auf die drei Freunde, die nun etwas verdutzt da standen. „Ach, bevor ich es vergesse Kakashi, ich habe von Jiraiya auch ein Geschenk bekommen, er hat mir extra die neueste, noch unveröffentlichte Ausgabe seines neuen Romans zukommen lassen. Vielleicht möchtest du es dir Mal anschauen“, erzählte er in einem atemberaubenden Tempo und versuchte Kakashi in Richtung des Inneren des Hauses zu lenken, was ihm schließlich auch gelang. Beim Gehen hinterließ er hinter seinem Rücken eindeutige Botschaften an seine Schüler, die diese anwiesen sich am Besten in eine andere Richtung zu begeben.
 

Die Drei schauten ihrem Meister noch einige Zeit lang verwundert hinterher. Schließlich fing Lee sich als erstes wieder und wendete sich an seine Freunde.
 

„Meister Gai hat uns eine Anweisung gegeben, aber vielleicht befindet er sich in Schwierigkeiten. Wir sollten ihm besser folgen“, schlug er den beiden vor, was aber bei Neji nur ein verächtliches Schnauben hervorrief. Tenten stellte sich schnell zwischen ihre Freunde um einen ihrer üblichen Auseinandersetzungen schon im Vorwege zu verhindern.
 

„Vielleicht solltest du ihm besser alleine folgen“, versuchte sie vermittelnd zu schlichten. „Dann besteht zumindest eine größere Chance, dass er nicht bemerkt, dass er beobachtet wird.“
 

Lee warf einen kurzen Blick auf Neji, dessen Gesichtsausdruck immer noch alles andere als wohlwollen war. Trotzdem schien er zu dem Entschluss zu kommen, dass seine Freundin mit ihrem Vorschlag nicht so Unrecht hatte und eilte schnell seinem Meister nach.
 

Tenten folgte mit ihrem Blick seinen Schritten, bis er durch eine Tür verschwunden war, dann seufzte sie tief. Sie und Neji standen nun verlassen im Hausflur, keiner von ihnen bewegte sich, keiner sagte etwas. Nachdem weder ihr Meister noch Lee nach mehreren Minuten wieder auftauchten, wendete sich schließlich Neji in die Richtung, in der offensichtlich das Wohnzimmer mit dem Rest der eingeladen Gäste lag um sich dort hinzubegeben, Tenten folgte ihm schweigend.
 

Es waren nicht besonders viele Gäste in dem Raum, der sogar einigermaßen dekoriert war, vielleicht ungefähr zehn Leute. Die geringe Anzahl von ihnen wurde aber bei Weitem durch ihre Gesprächigkeit wettgemacht. Der Geräuschpegel überstieg fast den eines einfahrenden Zuges, oder wahlweise den, einer schnatternden Schulklasse. Keiner der Anwesenden schien jedenfalls die Ankunft der zwei jungen Leute zu bemerken, zumindest wurde keiner von ihnen angesprochen.
 

Etwas verloren standen Neji und Tenten nun schweigend zwischen denen ihnen unbekannten Menschen und warteten. Nach einiger Zeit nuschelte Tenten leise: „Ich glaub, ich brauch frische Luft“, und ging ohne sich umzudrehen auf die offenen Terrassentür zu. Draußen angekommen atmete sie erstmal tief die frische Abendluft ein und schaute sich dann den vor ihr liegenden Garten an, in dem eine Vielzahl unterschiedlichster Pflanzensorten zu finden waren, deren große Anzahl sie nicht bei ihrem Meister vermutet hätte. Langsam wanderte ihr Blick zum klaren Himmel, an dem sogar ein paar Sterne schwach zu erkennen waren. Sie seufzte.
 

„Warum bist du hier?“, fragte sie ohne ihren Blick vom Himmel abzuwenden. „Brauchtest du auch frische Luft, Neji?“
 

„Tenten“, antwortete ihr nun eine Stimme, die einen durchaus ernsten Klang hatte, trotzdem wendete sich die Brünette nicht dem Sprecher zu, sondern starrte weiter in die Leere. Sie bemerkte, wie sich nun eine Person direkt neben sie stellte, so dass deren Körper leicht ihren Arm berührte.
 

„Tenten“, sprach nun die Stimme erneut. „Ist alles in Ordnung mit dir?“ Die Angesprochene zuckte daraufhin leicht zusammen.
 

„Wie kann alles in Ordnung sein Neji, verrat es mir?“, antwortete sie ihm schnell in einem leicht schnippischen Ton. Sofort merkte sie, wie sich ihr Nachbar von ihr wieder entfernte.
 

„Tut mir Leid, das wollte ich nicht sagen Neji“, entschuldigte sie sich direkt und wendete den Blick vom Himmel ab. Sie schaute nun wieder direkt in seine Augen. Beide schwiegen.
 

Keiner von ihnen bewegte sich von der Stelle, stattdessen starrten sie sich weiter an, ohne ein Ton zu sagen. Tenten wandte schließlich als erste ihren Blick wieder ab, aber auch jetzt ging sie nicht fort und auch Neji verharrte an seinem Platz.
 

Es herrschte eine Stille, die eine lange Zeit nicht gestört wurde, bis plötzlich ein lautes Poltern aus dem Inneren des Hauses zu vernehmen war. Sofort wandten die beide ihr Köpfe in Richtung des Lärmes und ein fragender Blick wanderte von Tenten zu Neji
 

„Lee?“, fragte sie ihn erschrocken. Dieser bestätigte ihre Vermutung mit einem Nicken.

„Lass ihn suchen gehen.“
 

Ohne weitere Worte zu verlieren eilten die beiden ins Haus um sich auf die Suche nach ihrem Freund zu begeben, der mit Sicherheit wieder in Schwierigkeiten steckte.
 

Auch die Gäste im Wohnzimmer schienen etwas von dem Krach bemerkt zu haben, denn die angeregte Unterhaltung war nun einem leisen Getuschel gewichen. Tenten und Neji sahen sich in dem Raum um, konnten ihren Freund aber nicht hier entdecken.
 

„Weiter“, kam nun die einsilbige Anweisung von Neji, der Tenten sofort Folge leistete und ihm nacheilte.
 

„Vielleicht ist er oben“, rief sie ihm zu. „Wir sollten auf jeden Fall nachsehen.“ Neji nickte nur kurz mit dem Kopf ohne sich umzudrehen. Zusammen liefen sie nun auf die Treppe zu, die zu der oberen Etage des Hauses führte. Erneut war ein lautes Poltern zu vernehmen, gefolgt von einem Klirren, das nun eindeutig aus dem über ihnen liegenden Geschoss stammte. Nach einem kurzen austauschenden Blick eilten die beiden nach oben.
 

„Lee!“, rief Tenten beunruhigt. „Bist du hier Lee?“
 

Als Antwort erhielt sie ein weiteres Poltern, welches aus einem nahe gelegenen Zimmer zu kommen schien. Sofort rannte sie los und riss die Tür auf.

„Tenten!“ Lee stand tatsächlich in den Raum, schwankend auf einem großen Doppelbett und hielt dabei eine zerbrechlich aussehende Vase in der Hand. „Schön dasch du da bischt Tenten und da ischt ja auch Neschi! Hihi! Der sieht ja wütend ausch.“ Kichernd setzte sich Lee jetzt hin um dann wieder wackelig aufzustehen und auf die beiden zuzutapsen.
 

„Ich dachte schon ihr kommt gar nischt mehr wieder“, sprach er munter weiter. „Ich hab Meischter Gai und dasch Grauhaar gefunden und dann haben wir zu dritt etwasch getrunken. Wollt ihr auch wasch?“
 

„Wo ist er?“, unterbrach ihn Neji scharf, der bis jetzt geschwiegen hatte. „Wo ist er? Sag es!“
 

„Neschi, jetzt guck nischt so bösche Neschi. Sonst gehen die Falten nischt mehr weg und du bleibscht so verknittert. Er wollte euch suchen, damit wir zuschammen feiern können“, erklärte Lee während er vergnügt gluckste.
 

„Neji! Wo willst du hin?“, rief Tenten ihrem Freund hinterher, der nun im Begriff war aus dem Zimmer zu verschwinden.“
 

„Wohin schon, natürlich die beiden suchen, du siehst doch in welchem Zustand Lee ist. Ich wette sie haben ihm Alkohol zu trinken gegeben und Lee verträgt nicht einen Tropfen, sonst wird er zu dem da.“
 

„Warte Neji, weiß Meister Gai überhaupt, dass Lee keinen Alkohol verträgt?“, versuchte Tenten ihn zurückzuhalten.
 

Neji blieb stehen und schien nachzudenken.
 

„Nein, weiß er nicht“, sprach plötzlich eine Stimme, die vom Flur zu stammen schien. Die beiden drehten sich um und erblickten ihren ungewöhnlich nachdenklich aussehenden Meister.
 

„Ich habe euch gesucht, damit ihr mir mit ihm helfen könnt“, fuhr dieser nun ernst fort. „Lee hatte Kakashi und mich gefunden und da haben wir ihn auf ein Schlückchen Wein eingeladen. Ich konnte ja nicht ahnen, dass so etwas passieren würde.“
 

„Was machen wir denn jetzt, Meister Gai“, fragte Tenten mit besorgter Stimme.
 

„Ich glaube, es ist am besten, wenn er heute Nacht hier übernachtet. Denkt ihr, dass ihr es kriegt es ihn ins Bett zu bekommen?“, fragte er etwas erschöpft seine Schüler.
 

„Keine Sorge, wir schaffen das schon, gehen Sie ruhig nach unten und beruhigen Sie ihre Gäste, die schienen schon etwas verwirrt von dem Krach zu sein.“, versicherte Tenten ihren sichtlich geschafften Meister.
 

Dieser versuchte sich an seinem üblichen Lächeln, was ihm allerdings etwas missglückte und verschwand dann wieder, um sich in das untere Stockwerk zu begeben.
 

„Hey, wo geht denn Meischter Gai hin“, beschwerte sich jetzt ein empörter Lee und sah seinem Lehrer nach. „Wir wollten doch noch weiter feiern.“
 

„Die Feier ist jetzt vorbei Lee“, sprach Tenten mit ruhiger Stimme auf ihn ein und ging dann auf ihn zu. „Jetzt ist es Zeit zu schlafen.“
 

„Wieso denn?“, entgegnete dieser und versuchte ihr zu entkommen. „Der Spasch hat doch gerade erscht angefangen.“ Er kam jedoch nicht weit, denn Neji stellte sich ihm so in den Weg, dass kein Vorbeikommen mehr möglich war.
 

„Lee“, sprach dieser mit fester Stimme. „Dein Meister hat dir einen Befehl gegeben und du befolgst ihn nicht? Geh ins Bett!“ Lee schaute ihn nachdenklich an und schien zu überlegen.

„Vielleicht habt ihr Recht, ich sollte schlafen. Morgen ischt auch noch ein Tag“, murmelte er dann müde und ging auf das Bett zu, um dann unter die Bettdecke zu kriechen. „Gute Nacht.“
 

Tenten seufzte erleichtert, als sie ihren nun schon ruhig atmenden Freund beobachte und deckte ihn noch weiter zu.
 

„Du hast es geschafft Neji“, sagte sie mit ruhiger Stimme um Lee nicht wieder aufzuwecken. „Wie hast du das so schnell hinbekommen?“
 

Neji schaute ihr in die Augen. „Du musst ihm Befehle geben, wenn er in diesem Zustand ist, das ist die einzige Möglichkeit, aber dass es so schnell funktionieren würde, hätte ich nicht gedacht.“
 

Sie lächelte ihn an. „Danke Neji.“
 

„Wofür?“, fragte er verwundert und hob eine Augenbraue.
 

„Einfach dafür, dass du da bist.“
 

Er schaute ihr nun wieder fest in die Augen und schien sie gründlich zu mustern „Geht es dir gut Tenten?“, wiederholte er seine Frage von vorhin.
 

Sie lächelte ihn daraufhin nur an und schwieg. Dann wendete sie sich erneut Lee zu und begutachtete dessen anscheinend friedlichen Schlaf.
 

„Tenten!“
 

Sie zuckte zusammen. Neji war jetzt direkt hinter sie getreten und berührte nun leicht ihren Arm mit seiner Hand.
 

„Neji, bitte, hör auf, sonst…“, versuchte sie ihn halbherzig zu verscheuchen. Es folgte eine Pause, in der niemand der beiden etwas sagte, aber immer noch ruhte seine Hand auf ihrem Arm. Schließlich trat er vor sie und sah ihr in die Augen.
 

„Neji, ich…“, flüsterte sie nun leise, aber ihre nächsten Worte wurden verschluckt, als sich seine Lippen sanft auf ihre legten und damit eine weitere Unterhaltung verhinderten. Zunächst waren ihre Augen vor Überraschung weit geöffnet, aber dann schloss sie sie und legte ihren Arm auf seine Schulter. Als sie sich schließlich wieder voneinander trennten war ein Lächeln auf ihrem leicht geröteten Gesicht geblieben. „Neji, ich… Jetzt geht es mir gut“, beendete sie ihren angefangenen Satz und dann war sie es, die sich nun vorbeugte und ihren Gegenüber sanft küsste, der sich dagegen nicht zu wehren schien.

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Tenten spürte wie ihr Herz laut klopfte. Sie erinnerte sich noch immer genau an das Gefühl, dass sie damals bei ihrem ersten Kuss gespürt hatte. Und auch jetzt reichte alleine der Gedanke an diesen Moment um ihr Herz wieder zum Rasen zu bringen. Sie hatte sich früher immer ausgemalt, wie wohl ihr erster Kuss verlaufen würde, der perfekte Moment. Sie hätte nicht daran gedacht, dass es im Haus von einem grünen Männchen sein würde, während ihr betrunkener Freund Lee neben ihnen schlief, um ehrlich zu sein, wenn ihr dies vorher jemand erzählt hätte, hätte sie wohl laut aufgeschrien, aber als seine Lippen ihre berührt hatten, war der Ort und die Umgebung das Nebensächlichste gewesen. Der perfekte Zeitpunkt, es war der, an dem sie Nejis Herzschlag gespürt hatte, falls es so etwas wie einen perfekten Zeitpunkt überhaupt gab.

Sie schüttelte jetzt energisch den Kopf. Sie sollte nicht über so etwas nachdenken. Es war Vergangenheit. Sie musste es vergessen.

Kapitel 5

„Träumst du gerade?“
 

Tenten guckte etwas erschrocken auf um in ein neugieriges Gesicht zu blicken, dann lächelte sie. Sie hatte schon wieder vergessen, dass sie im Moment nicht alleine war.
 

„Ich habe gerade an die Vergangenheit gedacht“, antwortete sie ausweichend, aber das schien ihrem Reisepartner nicht zu genügen.
 

„Ich glaube du hast an deinen Freund gedacht“, sagte er mit einem Grinsen. „Du sahst so glücklich aus.“
 

Tenten merkte, wie sie errötete. War sie so leicht zu durchschauen?
 

„Er ist schon lange nicht mehr mein Freund“, widersprach sie ihm, um im gleichen Augenblick zu bemerken, dass sie mit dieser Äußerung mehr verraten hatte, als sie wollte.
 

„Habt ihr euch aus den Augen verloren, als du weggezogen bist?“, hakte der Blonde nun nach.
 

Tenten seufzte und überlegte sich ihre Worte. Sie und Neji hatten nur ein halbes Jahr zusammen gehabt, dann hatten ihre Eltern erfahren, dass ihr Vater in eine andere Stadt versetzt wurde und sie umziehen mussten. Sie musste natürlich mit, schließlich war sie erst 16 Jahre alt gewesen. Genauer gesagt, sie war an dem Tag 16 geworden, als sie es Neji gesagt hatte. Sie hatte geweint, nicht als sie es ihm gesagt hatte, aber vorher. Tenten warf einen Blick auf die silberne Uhr an ihrem Handgelenk, es war sein Geschenk gewesen, sein Geschenk, welches er ihr damals überreicht hatte. Für sie beide war es nicht einfach gewesen, trotzdem hatten sie es geschafft mit der Entfernung umzugehen. Für die nächsten zwei Jahre war Tenten so gut wie jedes Wochenende zu Neji gefahren und hatte in der Stadt bei Lee übernachtet. Ihre Eltern wussten, dass sie davon nicht abzubringen war und hatten sie gelassen. Nein, die Ferne war nicht Schuld daran, dass er nun nicht neben ihr saß, zumindest versuchte sie sich das einzureden. Auch wenn die zwei Jahre vielleicht nicht so waren, wie sie es sich beide vorgestellt hatten, so waren sie doch eigentlich recht glücklich gewesen.
 

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„Morgen Tenten, du bist ja mal wieder pünktlich auf die Minute“, kam eine muntere Begrüßung von einer jungen Frau, die ihre blonden Haare zu mehreren Zöpfen zusammengebunden hatte.
 

Die Angesprochene lächelte. „Du bist ja doch hier Temari, ich dachte du hättest dir dieses Wochenende freigenommen.“
 

„Daraus ist nichts geworden. Mein Freund muss schon wieder arbeiten, ich habe keine Ahnung, wie er immer wieder schafft sich überreden zu lassen. Na ja vielleicht wollte er ja auch von mir fliehen“, plauderte sich lachend, während sie mit Tenten zu ihren üblichen Platz schlenderte.
 

Kopfschüttelnd schaute Tenten sie an. „Auf welche Gedanken du immer kommst Temari.“
 

„Ach du kennst ihn halt nicht, sonst würdest du auch so denken“, entgegnete diese ihr lachend. „Soll ich das Übliche bringen, wie immer?“
 

Tenten nickte. „Einen Tasse Kaffee mit vier Stück Zucker, ohne Milch und eine Tasse Tee, aber vielleicht solltest du dir noch etwas Zeit lassen“, bemerkte sie dann schmunzelnd. „Heute ist schließlich schlechtes Wetter, vielleicht verspätet er sich etwas.“
 

Die Blonde nickte ihr grinsend zu und ging dann um die Bestellung an dem nächsten Tisch aufzunehmen, während Tenten ihren Blick zum Fenster wandte und Ausschau hielt.
 

Sie musste auch nicht allzu lange warten, da kam schon ein tropfnasser Neji den Weg draußen entlanggeeilt. Auf Tentens Gesicht zeichnete sich sofort ein Lächeln ab und ihr Blick folgte nun ihm.
 

„Er scheint ja doch Recht pünktlich zu sein“, bemerkte Temari mit einem verschmitzten Lächeln, als sie die Getränke auf den Tisch stellte.
 

Tenten nickte und strich sich noch einmal kurz über ihr Haar um dann einen leicht empörten Gesichtsausdruck aufzusetzen.
 

„Du bist zu spät Neji. Ich habe die Getränke schon bestellt“, sagte sie, als er endlich den Tisch erreicht hatte und beobachtete wie seine pitschnasse Jacke auszog und über die Stuhllehne hängte.
 

Neji nickte ihr nur zu und griff gleich nach seiner Tasse um einen großen Schluck zu nehmen. „Er ist noch heiß“, stellte er mit sichtlicher Genugtuung fest. „Hast du dir schon überlegt, wo du heute hingehen möchtest?“, fragte er sie.
 

Tenten lächelte. „Ich dachte eigentlich wir wollten heute zum See, aber irgendwie spielt das Wetter wohl nicht mit. Was hältst du davon, wenn wir zu Lee gehen. Ich habe ja den Schlüssel, er wollte bis heute Abend bei Meister Gai trainieren.“
 

Neji nickte daraufhin etwas gedankenverloren um sich dann seiner Tasse Kaffee zu widmen. Er schien selbst für ihn heute besonders schweigsam zu sein. Tenten trank nun ebenfalls Schluck für Schluck aus ihrer Tasse, bis diese vollständig geleert war und beobachtete dann Neji, bis auch dieser seine Tasse wieder leer an den Platz stellte.
 

„Wenn du möchtest können wir gleich gehen. Ich gehe nur kurz zu Temari zum Bezahlen, in Ordnung?“
 

Erneut nickte ihr Neji mit seinem Kopf zu, aber sein Blick war nun zum Fenster gerichtet, als ob seine Gedanken im Moment weit entfernt wären.
 

Nachdem Tenten wiederkam, stand er wortlos auf und ging dann auf sie zu, um ihr in die Jacke zu helfen. Sie lächelte ihn an und drückte ihm dann ihren Regenschirm in die Hand.
 

„Hier, du bist vorhin schon ganz nass geworden. Du wirst dich noch erkälten, wenn du so weiter machst.“
 

Zum ersten Mal seit er das Cafe betreten hatte war nun ein Lächeln auf Nejis Gesicht zu sehen, welches auch Tenten sofort zum Schmunzeln brachte, als sie es bemerkte. Er lächelte selten, und sie war die Einzige, der er es so offen zeigte. Dicht beieinander, aber dennoch ohne sich zu berühren verließen die beiden das Cafe und traten nach draußen in die ungemütliche Regenlandschaft. Schweigend legten sie den kurzen Weg bis zu Lee Wohnung zusammen unter einem Schirm zurück, wobei sie es sogar schafften halbwegs trocken dort anzukommen. Tenten suchte sofort den kleinen Schlüssel aus ihrer Tasche und öffnete die Eingangstür.
 

„Komm rein“, sagte sie zu Neji, der noch an der Tür stand. „Pass aber besser auf, ich wette Lee hat es mal wieder geschafft seit dem letzten Wochenende die ganze Ordnung zu vernichten. Ich weiß auch nicht mehr, warum ich jedes Mal wieder versuche hier aufzuräumen“, seufzte sie tief. „Manchmal weiß ich wirklich nicht, ob er das mit Absicht macht, oder…“
 

„Tenten“, unterbrach Neji ihren Redefluss plötzlich. „Ich muss mit dir reden.“
 

Sie warf ihm einen ernsten Blick zu und nickte dann. „Lass uns in die Küche gehen.“

In der Küche holte sie dann zwei Gläser und suchte in den Schränken, bis sie das Wasser gefunden hatte, welches sie vorsichtig in die Gefäße füllte.
 

„Über was möchtest du reden Neji?“, fragte sie ihn und reichte ihm das Glas.

„Es ist jetzt fast zwei Jahre her, Tenten.“

„Hmm“, antwortete sie ihm nur und wartete ab bis er fortfuhr.
 

„Das geht nicht immer so weiter. Du fährst jedes Wochenende fast 400 Kilometer mit dem Zug. Ist es das, was du dir vorstellst?“, stellte er die Frage in den Raum.
 

Sie sah ihn entsetzt an. „Meinst du die Frage ernst? Du kennst doch meine Antwort. Es ist mir egal Neji, es ist mir egal ob ich 400, oder 800 Kilometer fahren muss, oder möchtest du mich nicht mehr sehen?“, antwortete sie ihm sofort, wobei ihre Stimme einen leicht besorgten Klang hatte.
 

Neji schaute sie eindringlich an, aber sie wandte ihren Kopf nicht ab. Dann sah sie, wie sich auf seinem ernsten Gesicht ein Lächeln abzeichnete.
 

„Denkst du das wirklich?“, fragte er sie sanft und drückte ihre Hand, was ihr jetzt auch ein leichtes Lächeln entlockte.
 

„Du wirst in einem Monat volljährig und ich im Sommer“, fuhr er dann fort. „Das würde bedeuten, dass du nicht mehr pendeln müsstest, wenn wir zusammen wohnen würden.“

Tenten blickte ihn erstaunt an, unfähig jetzt noch einen Ton zu sagen.

„Wir müssen auch keine große Feier veranstalten, wenn du nicht möchtest“, fügte er dann noch leise hinzu.
 

Jetzt konnte Tenten nicht anders als ihn anzustarren. „Meinst du das ernst Neji. Du weißt, was das bedeuten würde.“ Er nickte und erst in diesem Moment wurde Tenten richtig klar, was ihr Freund sie da gerade gefragt hatte.
 

„Ich möchte es, ich wünsche es mir Neji“, antwortete sie ihm fast tonlos, aber das Lächeln auf seinen Gesicht zeigte, dass er sie verstanden hatte.
 

Tenten war jetzt kurz davor ihrem Freund in die Arme zu fallen, aber etwas hielt sie noch davon ab. „Und was ist mit deiner Familie?“, fragte sie besorgt.

Sein Lächeln verschwand sofort wieder von seinem Gesicht. „Sie werden es akzeptieren müssen. Ich bin erwachsen und ich lasse nicht mehr über mein Leben bestimmen. Das habe ich lange genug mitgemacht.“
 

Tenten schüttelte mit dem Kopf. „Ich möchte das nicht Neji, ich möchte keinen Keil zwischen dir und deine Familie treiben.“
 

Er drückte nun nochmals ihre Hand. „Wir werden das schon schaffen, wir beide zusammen“, versicherte er ihr, woraufhin sie ihm einen Kuss auf den Mund drückte, den er gerne zu erwidern schien.
 

~~~~
 

Die zwei Jahre waren wirklich eine schöne Zeit gewesen und der Tag, an dem Neji sie in seiner eigenen, seltsamen Art gefragt hatte, ob sie mit ihm ihr Leben verbringen würde, war der glücklichste von ihnen gewesen. Wenn ihr Leben ein Film gewesen wäre, hätte er sicher mit diesem Tag geendet, nur leider war es das nicht.

Kapitel 6

Tenten schaute den Blonden vor ihr prüfend an, er schien noch immer auf ihre Antwort auf seine Frage zu warten.
 

„Nein, es war nicht die Entfernung“, sagte sie schließlich so leise, dass ihre Wörter fast vom Rattern des Zuges verschluckt wurden.
 

„Er kam, wie deine Verlobte, aus einer einflussreichen Familie, die allerdings etwas gegen unsere Verbindung hatte. Seine Verwandten hatten andere Pläne für ihn, er sollte sich noch nicht binden“, fuhr sie dann erklärend fort.
 

„Habt ihr euch denn gar nicht versucht dagegen zu wehren“, fragte ihr Gegenüber sie nun grimmig und Tenten konnte sehen, wie sich seine Hand zusammenkrallte.
 

Sie lächelte. „Wehren? Wie soll man sich gegen so etwas wehren. Wir hätten schließlich auch gegen ihren Willen heiraten können, aber das wollte ich nicht.“
 

Tenten überlegte, vielleicht hatte der Blonde Recht und sie hätten es tun sollen, aber dann wäre Neji von seiner Familie verstoßen worden und das konnte sie ihm nicht antun. Nicht nachdem, was sie mit der Zeit über seine Vergangenheit erfahren hatte. Trotzdem hatte sie gehofft, dass es einen Weg geben würde, einen Weg für sie beide, ohne sich gegen seine Familie zu stellen.
 

Es gab ihn nicht.
 

Diese Erkenntnis hatte sie an einem Wochenende erfahren müssen, welches ihr eigentlich das erhoffte Glück bescheren sollte.
 

~~~~
 

Der See. Er war an ein Ort an dem sich häufiger Pärchen trafen, zumindest an bestimmten Stellen. An diesem Samstag schien die Gegend um ihn herum jedoch wie ausgestorben. Es war eine Sturmwarnung herausgegeben worden, die auch von dem größten Teil der Bevölkerung befolgt wurde und deswegen in die sichere Umgebung ihrer Häuser geflüchtet war. Nun waren nur noch zwei Gestalten ausmachen. Eine junge Frau und ein junger Mann, die leicht aneinander gelehnt an einem Steg standen und auf die Weite des Gewässers vor ihnen blickten.
 

„Morgen ist der Tag, Neji“, erklang die leise Stimme von Tenten, die fast flüsternd sprach. „Denkst du ich schaffe das?“
 

Er schwieg. Er hatte noch kein Wort gesagt, seitdem er sie aus dem Café abgeholt hatte. Er hatte seinen Kaffee nicht getrunken und er hatte noch nicht einmal gelächelt.
 

„Neji, wenn du willst komme ich nicht zu dem Essen. Vielleicht sollten wir damit noch etwas warten. Ich kann deine Familie schließlich noch später kennen lernen, wahrscheinlich ist es noch zu früh.“
 

Schweigend starrte der Angesprochene in Richtung Wasser.
 

Sie drückte nun leicht seine Hand. „Ich habe Angst Neji, du machst mir Angst.“
 

Nun drehte er sich um und sah Tenten direkt an. Sie lächelte ihm zu.

„Deine Wangen…“, begann er auf einmal zu sprechen und legte seine Hand auf ihr Gesicht. „Sie sehen aus wie Erdbeeren im Schnee.“
 

Tenten Lächeln verschwand und sie schaute ihn fragend an. Sie war augenscheinlich verwirrt, angesichts des ungewöhnlich poetischen Ausdrucks von Neji. Es passte nicht zu ihm.
 

„Wie Erdbeeren im Schnee?“, wiederholte sie leise seine Worte.
 

Er ging nicht auf ihre Frage ein, stadtdessen starrte er wieder mit leerem Blick auf den See vor ihnen. Der starke Wind ließ dabei sein langes Haar hochflattern, so dass sein Gesicht kaum zu erkennen war. Es war eine fast unheimliche Stille, die sich nun ausgebreitet hatte.
 

„Glaubst du Erdbeeren können im Schnee überleben?“, sprach er schließlich mit leicht brüchiger Stimme, die fast von dem Sturm verschluckt wurde.
 

Tenten sah ihn daraufhin besorgt an und schwieg. Nur das laute Donnern in der Ferne war nun noch zu hören. Sie überlegte.
 

„Ich glaube daran“, kam nach einiger Zeit ihre leise Antwort. „Erdbeeren können im Schnee überleben. Sie brauchen nur jemanden, der sie pflegt und aufpasst, dass sie nicht vom Schnee erdrückt werden, dann können Erdbeeren im Schnee überleben.“ Sie schaute ihn jetzt direkt an.

Seine Antwort war ein Lächeln. Es war ein trauriges Lächeln.
 

~~~~
 

Tenten merkte wie ihr Körper wieder zu zittern begann. Dieser Tag, dieser Tag am See, sie hätte sehen müssen was passieren würde. Eigentlich hatte sie es auch gewusst, schon in dem Moment wo er sie gefragt hatte, ob Erdbeeren im Schnee überleben können. Sie wusste nicht, warum er sie mit diesen seltsamen Worten fragte, doch sie hatte ihn auch so verstanden. Sie wusste wer die Erdbeeren war und was der Schnee zu bedeuten hatte, aber sie wollte es nicht wahrhaben. Sie wollte an sie beide glauben, an ihre Zukunft.
 

~~~~
 

„Wir sollten uns nicht mehr sehen Tenten.“

Es war ein Satz, ausgesprochen mit einer emotionslosen Stimme, der auf Tentens Gesicht Entsetzen hinterließ.

„Warum Neji?“, flüsterte sie schwach.

„Du wirst bei mir nicht glücklich werden Tenten. Sie haben Recht.“

Sie schwieg und starrte ihn nur an.

„Neji…du hast gesagt, wir können es zusammen schaffen…Neji…“, versuchte sie es dann noch ein letztes Mal, aber sein Blick blieb hart.

„Neji, vielleicht…“

„Du solltest hier nicht mehr herkommen Tenten“, unterbrach er sie und drehte sich um. Tenten versuchte jetzt nicht mehr ihn zurück zuhalten. Sie kannte ihn zu gut, er würde seine Meinung nicht mehr ändern und sie konnte es auch nicht.
 

~~~~
 

Es war einen Tag nach ihrem Ausflug an den See, als er ihr diese Worte scheinbar nüchtern mitgeteilt hatte. Bis heute fragte sie sich, ob sie hätte mehr kämpfen sollen, ihn zurückhalten, oder vielleicht weinen, aber eine Antwort hatte sie darauf nicht gefunden.
 

Er war ein Idiot gewesen. Er hatte gemeint es einfacher zu machen für sie, wenn er keine Regung zeigte, aber das war es nicht. Er hatte sich geirrt. Auch wenn er sie vor seiner Familie beschützen wollte, so hatte er sie alleine gelassen. Seit diesem Tag war sie nicht mehr in der Stadt gewesen, hatte sie ihn nicht mehr wiedergesehen und bei Lee und Meister Gai hatte sie sich auch nicht mehr gemeldet. Natürlich war das falsch gewesen, aber sie konnte es nicht ändern.
 

Sie hatte versucht in die Zukunft zu sehen, hatte ihr Leben gelebt, sich einen Job gesucht, der ihr Spaß machte, neue Freunde gefunden und zeitweise auch einen neuen Freund, aber sie hatte es nicht geschafft ihn aus dem Gedächtnis zu verbannen, egal wie sehr sie es versucht hatte. Er blieb dort, wie eine hartnäckige Erinnerung. Neji.
 

„Ich habe Glück gehabt“, störte eine Stimme plötzlich ihre Überlegungen. Tenten blickte erschrocken auf und sah in das ernste Gesicht ihres blonden Mitreisenden.
 

„Deine Geschichte erinnerte mich an meine Situation, aber etwas ist anders“, fuhr er fort, während er sie nachdenklich anschaute. „Ich habe jemanden, der mit mir gekämpft hat, der mit uns, für uns gekämpft hat. Ich bin nicht gerade der ideale Heiratskandidat für eine wohlhabende Erbin, wie man vielleicht merkt. Ihre Familie war gegen eine Vermählung und meine Verlobte wollte sich nicht gegen sie stellen, aber mich auch nicht verlassen. Zum Glück hatten wir einen Befürworter, der uns geholfen hat die Hindernisse zu überwinden. Er mag zwar manchmal etwas eigenbrötlerisch und seltsam sein, aber ohne ihn hätten wir es wohl nicht geschafft.“
 

„Warum hat er das für euch getan?“, fragte Tenten ihn verwirrt.
 

„Das habe ich ihn auch gefragt, vor allem da er mir bei der ersten Begegnung an den Kopf geworfen hatte, er könnte mich nicht leiden und ich sollte mich von seiner Cousine bloß fernhalten. Das war...“, wollte er gerade weitererzählen, da stutzte er und blickte aus dem Fenster.
 

„Tut mir Leid, ich habe total vergessen, dass ich die nächste Station aussteigen muss und wir sind schon bald da“, blubberte er schnell los und fing daraufhin an, wie wild in seinen Taschen zu kramen um alle seine Habseligkeiten wieder zu verstauen.
 

„Was hat er geantwortet?“, fragte Tenten hartnäckig. Sie hatte das Gefühl sie stände kurz vor einer wichtigen Lösung und dachte deswegen nicht daran jetzt aufzuhören.
 

Der Blonde hielt kurz in seinen geschäftigen Treiben ein und grinste sie an. „Es war etwas ganz schön Seltsames, ich dachte damals schon er wäre verrückt geworden, oder er wäre betrunken.“
 

„Was war es?“ hakte sie nach.
 

„Moment, ich überlege. Ach, genau: Weil ich früher einen Fehler gemacht habe. Ich kann ihn nicht ändern, aber ich kann wenigstens dafür sorgen dass die Geschichte dieses Mal ein anderes Ende nimmt, denn Erdbeeren können im Schnee überleben.“
 

„Erdbeeren... im Schnee?“, fragte sie ihn und starrte ihn an.
 

„Ja, komischer Ausdruck nicht? Passt eigentlich gar nicht zu ihm.“
 

Tenten merkte wie sie zu zittern begann und sah, wie der Blonde seine restlichen Sachen verstaute und dann zur Tür ging.
 

„Ich muss jetzt raus, hat mich gefreut mit dir zu plaudern“, verabschiedete er sich eilig von ihr, aber sie hielt ihn zurück.
 

„Warte, wie heißt deine Verlobte?“, fragte sie mit einem unterdrückten Keuchen.
 

Er lächelte. „Sie heißt Hinata, Hinata Hyuuga.“
 

******

Wie Erdbeeren im Schnee... Der Schnee ist kalt. Erdbeeren können in der Kälte verfrieren und doch, vielleicht gibt es auch eine Sorte, die dort überleben kann, die genau dafür geeignet ist, die in den Schnee gehört.

Menschen lassen sich beeinflussen, sie machen Fehler. Das liegt in der Natur des Menschen. Es gibt für viele Fragen auch kein Richtig und kein Falsch, sondern man muss versuchen seine eigene Antwort finden und hoffen, dass man dafür nicht zu lange braucht.
 

Ende?
 

________________________________________________________________________________
 

Vielen Dank dass ihr den Weg hierher gefunden habt und die Geschichte sogar bis zum Schluss gelesen habt. Inspiration für dieses Geschreibsel waren sozusagen ein Wettbewerb und ein Lied. Normalerweise schreibe ich meistens mit Liedern, aber erwähne es nicht, aber dieses Mal ist es mir wichtig, denn ich wollte schon immer etwas dazu schreiben, seit ich es gehört habe (Paris von Dido, für diejenigen, die es interessiert). Ich habe versucht die Stimmung etwas umzusetzen im Prolog. Ansonsten war dies übrigens meine erste Geschichte mit viel Dialog. Es ist ganz schön anstrengend so viel Dialog zu schreiben und ich habe darin keine Übung, wie man sicherlich gemerkt hat. Manchmal (oder auch öfter^^) habe ich einfach dass Gefühl, dass ich Geschichten nicht so schreiben kann, wie sie es verdient hätten. Es gibt noch viele Sachen, die mir nicht gefallen (Perspektivenprobleme, die Kapitel 3,4+6 *hust*, etc.), aber ich glaube ich lass das Meckern jetzt Mal sein. ^^

Ach ja, bevor ich es vergesse, vielleicht gibt es noch einen Epilog, der noch ein paar Sachen aufklären würde, die nicht in der Geschichte geklärt wurden (werden konnten). Mal sehen, ob es notwendig ist.^^ (Ich glaube niemand mag das Ende, nicht?)
 

Betalesergesuch:

Mir ist zum ersten Mal bewusst geworden, ich brauche einen Betaleser. Euch sind die Kommafehler aufgefallen (die ich einfach nicht sehe), oder ein paar Dativ/Akkusativ-Verwechselungen, oder andere Fehler und Wortwiederholungen? Und ihr habt etwas Zeit und könntet mir helfen? Dann meldet euch einfach bei mir, es würde mich wirklich freuen. ^^
 

Noch ein paar Worte zum Wettbewerb:

Zuerst, eigentlich soll diese Geschichte weniger für den Wettbewerb an sich sein, als vielmehr ein kleines Dankeschön für eure schönen Geschichten. Na ja, irgendwie habe ich es geschafft das Thema „Hyuuga Clan“ ziemlich zu verstecken, oder? Ich hoffe es ist trotzdem bei euch angekommen, wie es gemeint sein sollte *verstohlen auf fanfic Titel deutet*, auch wenn es vielleicht nicht so offensichtlich ist, es ist schließlich der Grund für alles. Die Charaktere sind für meinen Geschmack auch ein bisschen OOC geworden (Bei Naruto und Tenten absichtlich, da AU). Aber Lee und Gai haben mich halt fast an den Rand des Wahnsinns gebracht, ich glaube ich lasse besser das Schreiben über die beiden.

(kleiner Zusatz aus aktuellem Anlasss, ich wollte mich keinesfalls über die beiden lustig machen und wer die fanfic genau gelesen hat, hat dies auch hoffentlich verstanden. Ich mag die beiden als Charaktere nämlich sehr gerne, auch die ernstere Seite von ihnen. Vielleicht sind diese Momente bei dieser fanfic etwas versteckt, aber es gibt sie hier auch.^^)

Ansonsten hoffe ich, die Geschichte hat euch wenigstens etwas gefallen, trotz des Endes.



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Kommentare zu dieser Fanfic (32)
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Von:  Pretty_Crazy
2012-08-24T10:00:32+00:00 24.08.2012 12:00
Drama ist immer so schwer zu verkraften ;_;
Was für ein gemeines Ende. Jetzt muss ich mir doch tatsächlich in meinem Kopf die Story weiter ausmalen.
Neji tut mir aber total leid. Er hat seinen eigenen Fehler eingesehen und um zu verhindern, dass Hinata und Naruto so unglücklich werden, wie er es mit Sicherheit ist, setzt er sich für die Beiden ein.
Die Hochzeit wird er mit Sicherheit mit einem lachenden und einem weinenden Auge erleben ;_;

Eine wirklich tolle Story. Ich kann dirch nur loben. Es hat mir sehr gut gefallen auch wenn ich mein Happy End vermisse. Ich spinne mir aber selbst was zurecht.

LG
Rosetta
Von:  Pretty_Crazy
2012-08-24T09:49:39+00:00 24.08.2012 11:49
Hm, was wohl passiert ist?
Ich hoffe ja, dass es ein Happy End gibt, aber ich lass mich mal überraschen. Eine Fernbeziehung ist nie einfach und nur schwer aufrecht zu erhalten.
Naruto gefällt mir immer noch. Er scheint ein echt angenehmer Gesprächspartner für eine Zugfahrt zu sein.

LG
Rosetta
Von:  Pretty_Crazy
2012-08-24T09:33:38+00:00 24.08.2012 11:33
Super, was anderes kann ich dazu nicht mehr sagen.
Von Gai und Lee habe ich gar nichts anderes erwartet, aber die Stelle mit Tenten und Neji, war ja zum dahinschmelzen.
Schon blöd wenn man die Vergangenheit vergessen will.

LG
Rosetta
Von:  Pretty_Crazy
2012-08-24T09:10:26+00:00 24.08.2012 11:10
*vom Stuhl fall*
XD
Brieftaube Kakashi. Ich krieg mich nicht mehr ein :)
Auf die Idee muss man erst einmal kommen. Das ist wirklich ausgefallen.
Gai und Lee wie aus dem Buch. Völlig durchgedreht und unfähig zu altern. Besonders Gai. Der ist als Kind bestimmt mal zu heiß gebadet worden.

Ich find die Story echt stark. Kann ich gar nicht verstehen, dass du so wenig Kommetare dafür bekommen hast. Die verdient viel mehr Aufmerksamkeit.

LG
Rosetta
Von:  Pretty_Crazy
2012-08-24T08:58:07+00:00 24.08.2012 10:58
Naruto taucht in seine Tasche ab :) Ich kann mir das richtig gut vorstellen und die Begegnung mit seiner Verlobten (ich nehme mal an, dass es sich dabei um Hinata handelt) sieht ihm auch total ähnlich.

Ein Basketballduell als erstes Treffen? Das ist mal was anderes. Ich finde es gut, dass lange Zeit nicht klar ist, um wen es sich eigentlich handelt. Das baut immer Spannung auf, weil man unbedingt wissen will wer die Person jetzt genau ist.

LG
Rosetta
Von:  Pretty_Crazy
2012-08-24T08:35:29+00:00 24.08.2012 10:35
Ja, das ist Naruto wie er im Buche steht :)
Der unerschütterliche Lebemann, aber wenn ich meine Ruhe haben will, dann würde ich den auch nicht gerne als Mitfahrer um mich haben. Da würde ich leider irgendwann durchdrehen.
Die Beschreibungen sind wieder mal erste Sahne, aber auch hier gibt es mir zu wenig Absätze und mir ist erst jetzt aufgefallen wie wenig Dialoge es gibt. Stören tut das überhaupt nicht und ich habe da bei meinen eigenen Storys denselben Hang zu.
Wenig Dialoge, aber umso bessere Situationsbeschreibung. Das ist Talent :)

LG
Rosetta
Von:  Pretty_Crazy
2012-08-24T08:10:06+00:00 24.08.2012 10:10
Wieder eine vielversprechende alte Story gefunden :)
Der Anfang ist sehr gut geworden, auch wenn mir ein paar Absätze mehr ganz gut gefallen hätten. Die Beschreibung der Umgebung und der Empfindungen sind dir allerdings ausgesprochen gut gelungen.
Gute Umsetzungen sind auf Mexx sehr rar geworden und da bin ich umso glücklicher drüber, deine Story gefunden zu haben.

Jetzt muss ich aber auch weiter lesen. Ich bin neugierig geworden :)

LG
Rosetta


Von:  Arethelya
2009-04-13T11:55:40+00:00 13.04.2009 13:55
So, mit Ewigkeiten Verspätung schreibt noch jemand aus dem Zirkel zu dieser FF einen Kommentar. ^^

Mir hat die Geschichte sehr gefallen und für mich wirkte sie so geschrieben, wie man sich einen Film in Worte verfasst vorstellt. Die Darstellung der Ist-Zeit und die vielen Flashbacks, die durch Worte eines Fremden ausgelöst werden, der kurioserweise sogar in Verbindung mit der Protagonistin steht. Zwar war es ein wenig gezogen, bis Tenten erfuhr, dass Naruto die Cousine von Neji heiraten will und dass Neji ihm dabei geholfen hat (man hat schließlich ja die ganze Zeit geahnt, dass es so enden würde), aber es war dennoch ein gelungenes Ende. Zwar offen, aber es lässt Zeit für Interpretation. wenn ich Tenten wäre, würde ich wohl noch mal den Kontakt mit Neji aufnehmen. ^^

Mir gefiel der Aufbau der Geschichte, das symbolträchtige Café, der See und die Tatsache, dass einige der anderen Figuren aus Naruto so liebevoll eingebaut wurden. Auch die Tatsache, dass Gai glaubt Ninjakünste zu vermitteln, fand ich sehr amüsant und originell (obwohl ich mich frage, wieso Neji sich darauf eingelassen hat xD). Die Freundschaft und Liebe zwischen den dreien war schön erkennbar, auch die Liebe zwischen Neji und Tenten, auch wenn das - zum Glück! - nicht so übertrieben dargestellt wurde. Auch Narutos Rolle hat mir sehr gut gefallen.

Ich hoffe mal, du schreibst weiterhin so schöne Geschichten.

lg are
Von:  Glitzer
2008-12-10T20:47:53+00:00 10.12.2008 21:47
hii
deine ff gefällt mir super gut
ich mag deinen schreibstil
ich finde die idee klasse mit naruto^^
schreibst du noch eine fortsetzung?
lg
glitzer
Von:  moonlight_005
2008-09-17T20:17:31+00:00 17.09.2008 22:17
Hallo,

nicht nervös werden jetzt, ich bin Mod im NejiTen-Schreiber-Zirkel und bin gerade an der Auswertung. Ich kommentiere dir jetzt einfach mal, weil in der Beschreibung ja auch stand, dass Kommentare von Mitgliedern wahrscheinlich sind. Zumindest das hätten wir dann teilweise erfüllt XD
Schon mal jetzt vielen Dank für deine Teilnahme.

Uff ... ich bin durch, ich hab mich jetzt durch diese ganzen WB-ffs geackert und ich kann echt nicht mehr. Aber dieses Kommi kriegst du noch, dann gebe ich meine Bewertung ab und musst auf die anderen warten. So, fangen wir an XD Bis auf ein paar kleine Fehler in Rechtschreibung, Grammatik, Interpunktion und Satzbau ist die gesamte Story fehlerfrei. Die Formulierungen und vor allem die Gedankengänge und Dialoge (ich weiß, wie schwer das ist) waren außerordentlich gut gelungen. Du hast außerdem eine so ruhig/traurig schöne Atmosphäre erzeugt. Dass du die Erinnerungen von Tenten hast immer wieder einfließen lassen hat das ganze aufgelockert und es leicht zum Lesen gemacht. Man ist da förmlich durchgeglitten, was bei den anderen nicht der Fall war. Und das, obwohl deins viel mehr war. Die Handlung mit dem Zug und dem Cafe und den Erinnerungen und dem offenen Ende fand ich super. Durchgeplant, Titelbezug, Chraktertreu geschrieben. Ich muss wirklich sagen im Vergleich habe ich sehr wenig zu bemängeln. Dein Stil ist sehr einfach, aber mit Hintergedanken, du hast nicht viele Schachtelsätze sonder eine klare Struktur. Das Thema ist wohl wirklich ein bisschen untergegangen, aber die Umsetzung, die du hast gefällt mir fast noch besser. Ich muss gestehen ich mag Züge und Bahnhöfe usw.

Ich weiß nicht, was die anderen dazu sagen (wir sind sehr demokratisch musst du wissen) aber mich hast du überzeugt und das ist ein sehr großes Stück Arbeit, weil ich normalerweise sehr genau bin.

Über die Auswertung des Wettbewerbs wirst du in Kürze erfahren.

lg
moonlight_005

P.S.: Ich würde mich ebenfalls eventuell als Beta zur Verfügung stellen.


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