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Frei wie der Wind aber dennoch gefangen

von

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Die Höhle des Löwen

Die Reiter hatten sich noch vor der Morgendämmerung aufgemacht, um weitere Zeit einsparen zu können. So ritten sie durch den dunklen Wald. Ein dünner orange farbener Streifen am Horizont verriet, dass bald die Sonne aufgehen würde. Durchgefroren und ein wenig hungrig setzten sie ihren Weg über eine Ebene fort. Vereinzelt ragten Bäume aus dem Boden hervor. Sie waren klein und krumm gewachsen und hatten nur wenige Blätter. Mireille war voraus geritten, als sie erneut an einem bewaldeten Stück ankamen.
 

Schweigend und fröstelnd ritten sie durch die Bäume, als sich ihnen ein einzigartiges Spektakel bot. Vor ihnen zwischen den Bäumen erschien ein See. Auf ihm lag Nebel und durch den orange farbenen Horizont erschien es ihnen als ein einmaliges Szenario. Die Binsen wiegten leicht in dem Wind. Mireille und die Männer nahmen in ein und demselben Moment eine Bewegung wahr und zügelten die Pferde. Auf dem Wasser erschien ein kleines, flaches Boot auf dem eine Gestalt stand. Sie hielt einen Stab in der Hand, mit dem sie sich vom Grund des Sees abstieß. Die Frau hatte lange, wallende, blonde Haare und trug ein zartes Kleid, das ihren Körper umspielte.
 

Es glänzte in der Morgendämmerung, als wäre es nicht von dieser Welt. Die junge Frau legte den Stab in das Boot und ließ sich noch ein Stück treiben. Als das Boot stoppte, hörte man ein sanftes Harfenspiel und die junge Frau begann zu tanzen. Die Reiter hielten den Atem an, als sie ihren Fuß auf das Wasser setzte. In dem morgendlichen Nebel tanzte sie sanft und mit anmutigen Bewegungen auf dem Wasser. Niemand konnte diese Idylle stören. Einige Fischreiher erhoben sich wie schwarze Schatten und flogen in den heller werdenden Himmel. Der Tanz der Frau sah aus, wie eine sanfte Form des Balletts. Es verzauberte sie alle und ließ sie alle dunklen Gedanken los werden. Als der erste Sonnenstrahl sie berührte, war sie von einem auf den anderen Augenblick verschwunden. Es war, als wäre ein Zauber aufgehoben worden. Die Idylle blieb, doch die Gedanken kehrten zurück. Verwundert sahen die Reiter sich um, doch nirgendwo tauchte die Frau mehr auf. Ihr Boot war verschwunden; wie ein Traum.
 

Ein neuer Morgen brach gerade an, als der Reitertrupp den Wald verließ. Die Hufe der Reittiere sanken leicht in dem Schlamm ein und verursachten quatschende Geräusche. Der Regen hatte sich in den letzten Tagen ihrer Wanderung als erschwerlich erwiesen. So kurz vor dem Ziel jedoch hatte er aufgehört und zurück blieb eine rein gewaschene Luft, sowie drei bis auf die Haut durchnässte Reiter. Drei ganze Tage waren sie durchgeritten, ohne große Pausen einzulegen. Geschlafen wurde weitestgehend auf dem Pferderücken, wenn dies möglich war und dann auch nur abwechselnd. Vorne und hinten ritten immer die Wachenden. Leicht erschöpft erreichten sie die große Burg.
 

Der Wind pfiff kalt durch das geöffnete Burgtor und erzeugte ein gespenstisches Heulen. Mireille lief es kalt den Rücken hinunter. Sie hielten kurz vor dem Falltor inne und sahen sich an. Silver nickte und ritt voran. Nacheinander betraten sie das Innere der Burg. Alles schien hier leblos zu sein und dennoch lag ein leicht metallischer Geruch, wie bei Blut, in der Luft. Die Pferde wurden unruhig und je weiter sie in das Innere vordrangen, desto schlimmer wurde es. Schließlich stiegen die Reiter ab und banden die Zügel an Eisenringen an einer alten Schmiede fest. Diese schien jedoch schon seit einer Ewigkeit verlassen zu sein. Durch verstaubte Fenster konnte man in das Innere blicken. Dicker Staub lag auf allen Gegenständen.
 

Niemand schien hier in den letzten zehn Jahren verkehrt zu sein. Kein Wunder. Wer sein Blut behalten wollte, ging woanders hin. Mireille wurde von hinten angetippt. Sie drehte sich um und sah Silver, der ihr deutete ihm zu folgen. Fenrill war schon ein Stück voraus gegangen und öffnete so leise wie möglich eine Hälfte einer massiven doppelflügeligen Tür in das Innere der Festung. Sofort wehte ihm ein Wind entgegen und ein Heulen erklang, so dunkel und schaurig, dass es allen die Haare zu Berge steigen ließ. Mit einem unguten Gefühl schon längst entdeckt worden zu sein, betraten sie das Dunkel. Es ging zunächst einen Gang entlang, an dessen Ende es überraschender weise heller wurde. Langsam und leise näherten sie sich dem Licht. Fenrill war der Erste, der vorsichtig um die Ecke lugte.
 

Er sah einen Saal vor sich, an dessen Wänden Fackeln brannten. In der Mitte stand ein langer massiver Tisch, an dessen Kopf- und Fußende jeweils ein Stuhl stand. Jedoch schien nur einer der Stühle benutzt worden zu sein. Er stand etwas schräg zu dem Tisch, als wenn sich jemand von ihm erhoben und nicht wieder heran gerückt hätte. Mireille lauschte, konnte jedoch mit ihrem scharfen Gehör nichts Bedrohliches ausmachen. Silver und sie folgten Fenrill vorsichtig und immer auf der Hut in den Saal. Keiner wagte es, auch nur irgend etwas zu sagen. Zu groß war die Angst entdeckt zu werden. So weit die Drei zurück denken konnten, hatte noch nie jemand freiwillig das Domizil eines Vollblut - Vampirs betreten, in der Absicht ihm Blut abzuzapfen. Wenn das mal gut ging.
 

Wieder jagte ein Windhauch an ihnen vorbei. Ein Gang führte weiter in das Innere. So betraten sie auch diesen vorsichtig. Große Ritterrüstungen flankierten den Korridor. Sie waren kaum von Staub bedeckt, da der Wind heulend an ihnen vorbei wehte. Alle erschraken, als ein Visier klappernd zu fiel. Mireille beruhigte ihren Herzschlag und deutete den Anderen, dass sie weiter gehen mussten. Fenrill blieb ein Stück zurück und sah sich eine der Rüstungen genauer an. Er hatte einen Geruch aufgenommen, der ihn nicht mehr los ließ. Plötzlich jedoch packte ihn der Ritter und sie verschwanden zusammen im Dunkel. Mireille hatte sich ruckartig umgedreht, als Fenrill ein erschrockener Schrei entronnen war und sie sah gerade noch, wie die Ritterstatue sich ihn packte und der Sockel sich einmal drehte.
 

Zurück blieb eine kahle Stelle an der Wand, hinter der jetzt ihr Freund gefangen war. Die beiden Schatzjäger liefen sofort zu der Stelle und versuchten sich gegen die Wand zu stemmen. Doch sie gab nicht nach. Schließlich lauschte Mireille mit einem Ohr an der Wand, doch sie konnte nichts hören. Ihr Herz schlug bis zum Anschlag. Hoffentlich würde Fenrill nichts schlimmes passieren. Hätte sie die Beiden doch bloß nicht mitgenommen, dann müsste sie sich jetzt nur Sorgen um sich selbst machen. Verflucht. Silver fasste sie an der Schulter und zog sie sanft aber bestimmt von der Wand weg, an der sie immer noch lauschte. „Der kommt schon klar.“, flüsterte er. Mit schlechtem Gewissen wandte sich Mireille von der Stelle ab. Sie waren keine fünf Meter weit gekommen, als ein kratzendes Geräusch erklang und der Ritter wieder an seiner Stelle stand.
 

Die beiden Schatzjäger gingen weiter und je tiefer sie in das Gebäudeinnere gelangten, desto kühler schien es auch zu werden. Es herrschte immer noch absolute Stille. Ab und zu wurde diese durch ein tropfendes Geräusch unterbrochen. Sie betraten mehrere Räume, die jedoch verlassen schienen. Wieder durchquerten sie einen Gang, an dessen Ende sich eine Treppe befand. Mireille hielt inne. „Warte, ich höre was.“, flüsterte sie und starrte gebannt auf den Treppenabsatz. Neben ihr herrschte Stille, nur ein leicht klappendes Geräusch ließ sie zu ihm blicken. Jedoch nahm sie nur noch das sich schließende Loch im Boden wahr. Eine Falltür! Verzweifelt stürzte Mireille sich auf den Boden und hämmerte mit ihrer Faust auf dem dicken Gestein herum. Sie versuchte irgendwelche Fugen zu vertiefen und das Loch wieder zu öffnen, in dem er verschwunden war. Leider hatte sie keinen Erfolg dabei. Wie schon bei dem Ritter blieben ihre Bemühungen umsonst. Jetzt lag es an ihr den Blutsauger aufzusuchen und ihm etwas von seinem Blut abzuluchsen. Hoffentlich ging es den Anderen gut.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  FinAP
2008-08-15T17:01:29+00:00 15.08.2008 19:01
Hi dut!
Nach deinem Gemecker, hier der Kommi. -,-"

Da Kappi is soooooooooooooooooooooooooooooooooooo geil! *glänzende Augen hat*
Ich hab gezittert, als Fenne auf einmal nicht mehr da war bzw. als er vom Ritter gefasst wurde. Als er in der Wand verschwunden war, musste ich gleich an Schuh des Manitu denken. Wie er dann da steht, neben sich eine mumifzierte Leiche, mit der er sich unterhält. ^^
Wo Silver verschwunden is, musste ich des zweimal lesen, weil du keinen Namen genannt hast. Einfach nur "neben ihr" und so...
aber sonst geil!!!!
*schnurr*
weiter!!! *droh*
Cu dat Fin


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