...gehe ich auf die Suche
Fandom: Naruto
Charaktere: Neji - in diesem Kapitel als einziger wichtig genug, um hier erwähnt zu werden.
Genre: Hier hauptsächlich Drama, würde ich sagen.
Kapitel: 2/5 (Prolog und Epilog werden als Kapitel gezählt)
Nun denn…
Ich bin einigermaßen heile vom Skifahren zurück und damit bekommt ihr wie versprochen das erste, richtige Kapitel.
Es freut mich sehr, dass ihr die Charaktere in Ordnung und den Anfang doch ganz gelungen fandet – und es war interessant zu lesen, wie ihr die ersten beiden Fragen beantwortet habt.
Ob ihr richtig lagt, könnt ihr jetzt herausfinden ^^
Itte-rasshai!
Deinetwegen
…gehe ich auf die Suche
Leicht erschöpft von einer anstrengenden Trainingseinheit kam Neji schließlich am frühen Abend nach Hause. Leicht verwundert stellte er fest, dass TenTen offenbar nicht da war – aber so ungewöhnlich war das auch wieder nicht. Vielleicht hatte sie kurzfristig eine dringende Mission erhalten oder spontan beschlossen irgendetwas zu unternehmen…das kam durchaus mal vor.
Er ging in die Küche, um zu sehen, ob sie ihm eine Nachricht hinterlassen hatte. Das taten sie für gewöhnlich in solchen Situationen, damit der andere Bescheid wusste und sich nicht unnötig besorgt auf die Suche machte. Diesmal lag jedoch kein Zettel auf dem Esstisch.
Neji zuckte nur die Schultern und ging erstmal duschen. Sie könnte bei den Nachbarn sein, bei einer ihrer Freundinnen oder ihr war aufgefallen, dass es im Kühlschrank an etwas fehlte…es gab so viele Möglichkeiten. Die Nachricht konnte sie vergessen haben oder sie war in Eile gewesen oder sie war nur kurz weg und würde jeden Moment wiederkommen. Kein Grund zur Aufregung.
Als es aber draußen schon dunkel wurde, begann er sich doch Gedanken zu machen. Wirklich besorgt war er nicht, dazu konnte sie zu gut auf sich selbst aufpassen. Trotzdem wollte er nun wissen, wo sie steckte, immerhin lebten sie in einem Ninjadorf, das durchaus Feinde hatte.
Zunächst rief er bei Hinata, Ino und Sakura an, dann bei Lee und Gai, doch keiner von ihnen wusste etwas und auch die Nachbarn hatten sie seit dem Morgen nicht mehr gesehen. Also wahrscheinlich doch eine dringende Mission.
Er wählte die Nummer des Hokagebüros. Das ließ sich ja schnell überprüfen und er wollte wenigstens wissen, wie lange sie ungefähr fort sein würde. Nach zweimaligem Tuten ertönte Shizunes Stimme: „Guten Abend. Hier das Büro der fünften Hokage von Konoha-ga-kure…“
Gedanklich verdrehte er die Augen. Er war der festen Überzeugung, dass man nur deshalb mit diesem Monolog empfangen wurde, damit man ja nicht öfter als nötig anrief. Schließlich konnte er aber doch seine Frage stellen, ob es eine kurzfristige Mission für TenTen gegeben hatte.
Shizune schluckte gerade noch ihre Glückwünsche zu dem Baby herunter, die ihr schon auf der Zunge gelegen hatten. Das klang so, als hätte Neji noch nicht mit seiner Frau gesprochen, da war es wohl besser, den Mund zu halten.
„Tut mir Leid, ich hatte heute Vormittag frei und bin erst seit ein paar Stunden hier. Einen Augenblick bitte, ich werde eben nachsehen.“
Eigentlich war das merkwürdig, überlegte sie. Tsunade würde doch wohl dafür gesorgt haben, dass TenTen möglichst geschont würde…? Seltsam.
Doch die Hokage erklärte bestimmt, dass es keine Notfallmissionen gegeben hatte und dass sie die Kunoichi ohnehin nicht mitgeschickt hätte – es gab immerhin noch genug andere Ninja im Dorf. Sie ließ es sich nicht nehmen, selber ans Telefon zu gehen.
Neji war schon einigermaßen genervt und schimpfte im Stillen über unzuverlässiges Personal, als ihn ohne Vorwarnung Tsunades laute Stimme aus den Gedanken riss: „Willst du mir etwa sagen, du hast TenTen seit heute Morgen nicht mehr gesehen?!“
Nur seine Selbstbeherrschung hielt ihn von einer vernichtenden Antwort ab. Erst ließ man ihn ewig warten und dann so was! Als ob er ein Verbrechen begangen hätte – was fiel der eigentlich ein, in so einem Ton mit ihm zu reden? Aber selbstverständlich blieb er höflich, so wie er es immer tat.
„Sie war heute Morgen bei Ihnen und noch nicht zurück, als ich zum Training gegangen bin. Und als ich wiederkam, war sie nicht da – deswegen rufe ich an“, erklärte er ruhig.
Offenbar hatte es keine Mission gegeben. So langsam machte er sich doch Sorgen. Wo konnte sie denn sein? Sie war noch nie ohne Ankündigung einfach irgendwohin gegangen…
„Sie ist nicht bei Freunden? Hinata? Lee?“, kam wieder Tsunades Stimme aus dem Hörer.
„Nein, das habe ich zuerst überprüft.“ Langsam, aber sicher, wurde er zunehmend gereizt.
Einen Moment lang war es still, dann meinte die Hokage: „Ich muss etwas überprüfen, danach rufe ich zurück.“
Noch bevor er antworten konnte, hatte sie aufgelegt. ‚Wirklich reizend, diese Frau’, dachte er bei sich. Er ging ins Schlafzimmer und ließ sich aufs Bett fallen, wollte sich, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, hinlegen, als er etwas Hartes spürte. Vorsichtig griff er unter das Kopfkissen, schon halb in der Annahme, es wäre eine von TenTens unzähligen Waffen. Unmöglich, wo diese Frau die immer deponierte!
Doch es war keine Waffe, wie er feststellen musste. Das war…ein Stirnband? TenTens Konohastirnband!
Sofort saß er kerzengerade im Bett. Nachdenklich betrachtete er die Lichtreflexe, die das Metall in seinen Händen warf. Da fiel ihm ein Zettel auf, der darumgewickelt worden war. Er faltete ihn auseinander und erkannte sofort TenTens Handschrift. Doch sie sah anders aus, als sonst. Als ob sie in Eile gewesen war oder…hatte ihre Hand vielleicht gezittert? Und was war das für ein kleiner Fleck? Etwas musste auf das Papier getropft sein…kleine Tropfen…
Wenn du es sowieso nicht willst, muss es dein Schicksal auch nicht teilen.
Das war alles, was dort stand. Er drehte den Zettel um, doch da war nicht mehr. Nur dieser eine Satz. Was hatte das zu bedeuten? Was wollte er nicht? Und was sollte das heißen ‚dein Schicksal teilen’?
Bevor er weiter darüber nachdenken konnte, klingelte das Telefon.
Sofort tönte ihm Tsunades Stimme entgegen: „Ich habe eben mit Sakura gesprochen, weil ich TenTen einen Brief für sie mitgegeben hatte. Sie hat ihn nicht mal persönlich abgegeben, sondern nur in den Briefkasten gesteckt, also…“
„Ich habe etwas gefunden“, unterbrach Neji ihren Redefluss. Augenblicklich kehrte Stille ein.
Dann: „Was?“
„Ihr Konohastirnband und ein Zettel lagen unter meinem Kopfkissen.“
„Unter deinem Kissen? Merkwürdig… Was steht auf dem Zettel?“ Warum redete die Hokage so durcheinander, war offensichtlich ziemlich aufgeregt? Hatte sie Informationen, die er nicht hatte?
„Nur ein Satz: Wenn du es sowieso nicht willst, muss es dein Schicksal auch nicht teilen.“
Er hörte, wie Tsunade zischend Luft holte. „Was hast du getan?“, fragte sie und klang auf einmal gefährlich ruhig.
„Was soll ich getan haben? Was bedeutet dieser Satz?“ Er hasste es, wenn er nicht eingeweiht war. Sein Charakter forderte ihn dazu auf, jederzeit rational zu denken und das ging eindeutig am Besten, wenn man hinreichend informiert war.
Doch offensichtlich war das nicht das gewesen, was die San-nin hatte hören wollen, denn nun polterte sie los: „Deine Frau ist schwanger, Hyuuga Neji! Sie ist gegen zwölf Uhr in bester Stimmung von hier weg und sollte den Brief zu Sakura bringen. Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass sie ihn persönlich abgegeben hätte, nicht nur aus Höflichkeit, sondern um die gute Nachricht mit ihr zu besprechen. Also was um alles in der Welt hast du getan, dass sie glauben lässt, du wolltest das Kind nicht haben?!“ Mit jeder Silbe wurde sie lauter, den letzten Teil schrie sie geradezu in den Hörer.
Neji blinzelte und ließ den Hörer, den er reaktionsschnell vom Ohr weggerissen hatte, als das Gebrüll losging, sinken. Es dauerte mehrere Sekunden, bis die eben gehörten Worte wirklich zu ihm durchdrangen.
TenTen war schwanger…TenTen war…schwanger…war schwanger…TenTen war SCHWANGER?!
Für einen Moment lang schien sich in seinem Kopf alles zu drehen, als sich die Gedanken förmlich überschlugen. Dann trat einer davon deutlich hervor und stoppte das kreisende Karussell: gegen zwölf Uhr.
Um diese Zeit war er mit Sasuke zusammen von Naruto gekommen, auf dem Weg zum Training. Und sie hatten sich über dessen Kinder aufgeregt, weil die fast das Haus abgebrannt hätten. Angestrengt versuchte er sich an den genauen Wortlaut zu erinnern.
Zwei Sätze kamen ihm schrecklich deutlich wieder in den Sinn: Der Clan ist nur ein weiteres Argument dagegen. Ich werde denen doch nicht den Gefallen tun und noch mehr Vögel in den Käfig setzen!
Plötzlich war alles klar: ‚dein Schicksal teilen’ – TenTen musste es gehört haben. Und sie hatte gedacht…aber er hatte es doch nicht so ernst gemeint! Natürlich machte er sich Gedanken wegen des Clans, aber wenn er gewusst hätte…
„Hyuuga! HYUUGA! Antworte gefälligst!“, keifte Tsunades Stimme aus dem Telefonhörer. Einen Moment lang starrte er nahezu apathisch darauf, dann hob er ihn wieder an und sagte fünf Worte:
„Ich werde sie suchen gehen.“
~*~*~*~
Selbstverständlich ließ die Hokage ihn nicht einfach so alleine irgendwohin stürmen. Zunächst schickte sie ihm Shikamaru, während sie selbst bereits Suchteams zusammenstellte.
Doch die Intelligenzbestie konnte leider nichts herausfinden, das die Situation verbessert hätte. TenTen hatte nur das Nötigste mitgenommen – und zwar das Nötigste, um irgendwo anders, weit weg von hier, ein neues Leben anfangen zu können. Es schien, als hätte sie sich durchaus gut überlegt, welche Dinge sie mitnehmen wollte.
Die Tatsache, dass ihr Stirnband und der Zettel ausgerechnet unter Nejis Kopfkissen gelegen hatten, ließ darauf schließen, dass sie möglichst spät am Tag gefunden werden sollten. Sie hatte also schon eine kurze Nachricht hinterlassen wollen, damit Neji wusste, warum sie gegangen war – er konnte ja nicht ahnen, dass sie sein Gespräch mit angehört hatte – aber wenn sie den Zettel auf den Tisch gelegt hätte, wäre sie vermutlich schnell eingeholt worden.
So hatte sie jedoch einen Vorsprung von mehreren Stunden, sodass sich das als schwierig herausstellen könnte. Immerhin war sie allein und führte nur leichtes Gepäck mit sich, konnte also sich und ihre Spuren gut verbergen – schließlich war sie als Jou-nin sogar speziell dazu ausgebildet worden, unerkannt zu reisen.
Der Nara sprach es vor Neji nicht aus, aber wenn sie nicht gefunden werden wollte, dann war die Wahrscheinlichkeit, dass sie es doch schafften, geradezu verschwindend gering – immerhin wussten sie nicht einmal, in welche Richtung sie gegangen sein könnte. Es müssten also Suchtrupps in alle Himmelsrichtungen geschickt werden, völlig ohne einen Hinweis, ob sie sich auch nur in der Nähe befand.
Auch, wenn niemand es so formulierte, war Neji mehr als klar, wie schlecht die Ausgangslage war. Trotzdem war er froh, dass niemand ihn direkt darauf ansprach. Die Blicke, die sie ihm zuwarfen, waren bei Weitem schlimm genug. Er wusste, dass es seine Schuld war und er wusste, dass die Chancen, es wiedergutmachen zu können, stetig schwanden. Doch er kannte TenTen wohl eindeutig am Besten: wenn jemand sie finden konnte, dann er.
Zusammen mit Hinata, Shikamaru, Kiba und Akamaru machte er sich auf den Weg – nach Westen, weil er das so gewollt hatte. Es gab keinen bestimmten Anhaltspunkt, der dafür gesprochen hätte, aber er wusste, dass TenTen schon immer einen Hang zur Poesie gehabt hatte und so konnte er sich gut vorstellen, dass sie spontan die Richtung des Sonnenuntergangs gewählt hatte, als sie Konoha verließ.
Shikamaru stellte Berechnungen an, wie weit TenTen mindestens und höchstens gekommen sein konnte, falls sie wirklich nach Westen gegangen war, Kiba und Akamaru versuchten angestrengt, ihre Fährte aufzunehmen und Hinata und er hatten ununterbrochen die Byakugan aktiviert. Sie scheuchten einige nachtaktive Tiere auf, fanden auch die eine oder andere Spur, die besagte, dass dort jemand gewesen war – aber nichts wies konkret auf TenTen hin.
Mit jeder verstrichenen Stunde sank die Wahrscheinlichkeit und mit ihr die Hoffnung, sie noch zu finden. Auch Hinatas immer mitleidiger werdende Blicke waren nicht gerade hilfreich. Er wollte kein Mitleid. Er war selber für seine Taten verantwortlich und auch wenn er ihre Tragweite nicht hatte abschätzen können, war es doch sein eigener Fehler, für den er nun büßen musste. Niemand sollte sich anmaßen, sein schlechtes Gewissen beruhigen zu wollen, ja auch nur einen Augenblick lang annehmen, das Ausmaß der Schuldgefühle, die ihn zerfraßen, erahnen zu können.
Er wollte nicht versuchen, sich vor sich selbst zu rechtfertigen. Reue muss tief sitzen, um echt zu sein, und er würde nicht versuchen, dem zermürbenden Schmerz in seinem Inneren zu entkommen. TenTen musste sich schrecklich gefühlt haben, als sie seine Worte mit angehört hatte, schrecklich genug, um ohne auch nur den Versuch zu machen, mit ihm darüber zu reden, wegzulaufen mit der Absicht, nicht mehr zurückzukommen. Und ihr Kummer hatte rein gar nichts mit Eigenverschulden zu tun.
Wenn er sie gefunden hatte, würde er alles tun, damit sie ihm seine Worte verzieh. Als erstes würde er sie fest in die Arme schließen und ihr sagen, wie Leid ihm alles tat. Danach würde er erklären, warum er so geredet und dass er es nicht wirklich ernst gemeint hatte. Und dann würde er sie nach Hause bringen und ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen.
Die kitschigsten, klischeehaftesten Bilder entstanden in seinem Kopf, all das klang überhaupt nicht nach ihm selbst und wenn man ihm vorher gesagt hätte, dass er einmal so etwas denken würde, hätte er darüber nur milde gelächelt. Aber das war jetzt egal, denn wie sehr es auch seinem Charakter widersprechen mochte, er würde alles tun, wenn er TenTen nur wieder zurückbekäme.
Doch nirgends war auch nur eine Spur von ihr zu finden.
Und nachdem sie eine Woche lang unterwegs gewesen waren, musste schließlich auch Neji einsehen, dass es keinen Zweck mehr hatte.
Laut Shikamaru müssten sie sie inzwischen längst eingeholt haben, da sie langsamer vorankam, wenn sie ständig noch darauf achten musste, keine Hinweise auf sich zu hinterlassen. Möglich wäre auch, dass sie sie überholt hatten, ohne es zu merken – sie war bei Weitem geschickt genug, um sich vor ihnen zu verstecken, wenn sie sie rechtzeitig bemerkte. Und ihr war mit Sicherheit klar gewesen, dass man nach ihr suchen würde.
Da es auch noch genauso gut möglich war, dass sie in eine völlig andere Richtung geflohen war, standen die Chancen, sie jetzt noch zu finden, um den Nullpunkt. Neji wollte nicht umkehren, weil das bedeuten würde, endgültig die Hoffnung aufzugeben, aber auch er wusste, dass es sinnlos war. Hinata gelang es letztlich ihn mit den Worten zu überzeugen, dass vielleicht eine der anderen Gruppen, die losgeschickt worden waren, erfolgreich gewesen war.
Obwohl er von Anfang an keine großen Hoffnungen darauf setzte, traf es ihn unerwartet hart, dass niemand auch nur den allergeringsten Hinweis auf ihren Verbleib gefunden hatte. Er sagte nichts und sein Gesicht war vollkommen ausdruckslos, doch selbst Tsunade sah davon ab, ihn in irgendeiner Art und Weise zu tadeln.
Er bekam nichts von dem regen Treiben um ihn herum mit, als er nach Hause ging, so tief war er in Gedanken versunken. TenTen konnte inzwischen überall sein…und er war nicht in der Lage, etwas daran zu ändern. Er könnte ihr nicht einmal helfen, wenn sie in Lebensgefahr schwebte.
Einige der anderen Suchtrupps hatten von Angriffen feindlicher Ninja berichtet und es hatte zwei Schwerverletzte gegeben. Sicher, TenTen war nicht gerade hilflos, aber wenn sie ebenfalls auf eine größere Gruppe Feinde stieß, wäre sie so gut wie erledigt. Unwillkürlich krampfte sich etwas in ihm schmerzhaft zusammen.
Was hatte sie sich nur dabei gedacht, einfach so fortzulaufen? Selbst wenn sie keiner direkten Gefahr ausgesetzt war, musste sie schließlich irgendwo leben. Natürlich konnte sie eine Zeit lang so klarkommen, in Höhlen übernachten und sich ihr Essen jagen oder Beeren pflücken, aber doch nicht auf Dauer. Und schon gar nicht, wenn die Schwangerschaft voranschritt und es dazu auch noch Winter würde.
Aber nein, es war falsch, ihr auch nur in Gedanken Vorwürfe zu machen. Es war allein seine Schuld, dass sie gegangen war.
Zu Hause angekommen, wusste er nicht recht, was er tun sollte. Er fühlte sich unwohl…das Haus war ungewohnt leer ohne TenTen. Natürlich war sie auch schon mal alleine auf längeren Missionen gewesen, aber es war etwas anderes, wenn er wusste, dass sie bald zurückkehren würde.
Unwillkürlich warf er einen Blick zur Tür, als würde er erwarten, dass sie sich im nächsten Moment öffnen und TenTen hereinkommen würde. Irgendwie enttäuschte es ihn, dass nichts passierte – obwohl er sich albern vorkam, überhaupt an so etwas gedacht zu haben.
Schließlich setzte er sich im Wohnzimmer auf die Couch und betrachtete nachdenklich das Regal, das den größten Teil der gegenüberliegenden Wand einnahm. Dort standen vor allem Bücher und CDs, aber auch einiger Krimskrams und ein paar Fotos.
Er ließ den Blick weiter durchs Zimmer schweifen und blieb an einem Buch hängen, das neben ihm auf dem Sofa lag: TenTens Poesiealbum. Er erinnerte sich noch gut daran, wie sie alle ihre Freunde dazu überredet hatte, ein Sprüchlein hineinzuschreiben, als sie es bekommen hatte. Wenn er sich nicht täuschte, hatte Hinata es ihr mal geschenkt…
Nachdenklich nahm er das Buch und schlug es auf. Seine Cousine war auch die erste gewesen, die hineingeschrieben hatte.
Freunde sind Menschen, die in einem Moment der Schwäche zu dir halten und in einem Moment der Stärke an dich glauben.
Ja, dieser Spruch passte zu Hinata, das war nicht zu leugnen.
Auf der nächsten Seite hatte sich Ino verewigt.
Frauen lügen nie, sie erfinden höchstens manchmal die Wahrheit, die sie gerade brauchen.
Das war so typisch, dass es Neji fast ein mattes Lächeln entlockt hätte. Die Yamanaka war so von ihrer Meinung überzeugt, dass nur ein solcher Spruch hatte von ihr kommen können. Vermutlich war das ein schlecht versteckter Seitenhieb auf Shikamaru, der ja dafür bekannt war, mit seinen Vermutungen so gut wie immer richtig zu liegen – klar, dass sie gerne ebenso oft Recht hätte.
Er blätterte eine weitere Seite um.
Die drei schmerzvollsten Dinge der Welt:
Etwas zu brauchen, das man hasst…
Jemanden zu lieben, der einen zerstört…
Jemanden zu vermissen, den man liebt…
Er schluckte leicht. Von wem war dieser Eintrag? Da stand es: Sakura. Natürlich…niemand wusste das wohl so gut wie sie.
Jemanden zu vermissen, den man liebt…
Er krallte seine Finger so fest um das Buch, dass die Knöchel weiß hervortraten. Ja, das war verdammt schmerzhaft…
Unwillkürlich fragte er sich, ob es TenTen wohl genauso ging. Vermisste sie ihn ebenso? Doch, er war sich dessen sicher. Er hatte nie an ihrer Liebe gezweifelt, selbst ohne seine Byakugan war das offensichtlich gewesen. Deshalb hatten seine Worte sie wohl auch so schwer getroffen…
Jemanden zu lieben, der einen zerstört…
Aber er war nicht wie Sasuke! Sie hatten zwar in gewisser Weise eine ähnliche Art, sich nach außen hin zu geben, aber trotzdem gab es zwischen ihnen himmelweite Unterschiede. Er hielt sehr viel von Loyalität und hätte Konoha niemals den Rücken gekehrt und überhaupt…
Hatte der Uchiha eigentlich auch in das Buch geschrieben?
Tatsächlich fand er seinen Eintrag. Wie hatte TenTen das nur wieder hinbekommen? Vermutlich hatte Sakura dabei ein wenig nachgeholfen, anders war es kaum zu erklären.
Der Mensch, der schreit, wird zwar gehört, aber seine Worte werden vergessen - der ruhige Mensch braucht gar nicht zu reden, seine Taten sprechen für sich. (Konfuzius)
Na schön, dieser Spruch würde zu ihm selber auch passen. Erstaunlich, wie viel solche Sprüche über einen Menschen aussagen konnten…war es das, was TenTen so sehr daran gemocht hatte? Er gab zu, sich nicht sonderlich dafür interessiert zu haben.
Aber TenTen hatte doch auch noch ein anderes solches Buch, fiel ihm ein. Eines, in dem sie ihre persönlichen Lieblingssprüche notiert hatte. Ob das auch die waren, die zu ihrem Wesen am besten passten?
Er fand das Buch im Regal und schlug es fast schon ein wenig hastig auf.
Achte auf:
- Deine Gedanken, denn sie werden zu Handlungen
- Deine Handlungen, denn sie werden zu Gewohnheiten
- Deine Gewohnheiten, denn sie werden zum Charakter
- Deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal
Erinnerungen stiegen in ihm auf, als er diese Zeilen las. Sie hatte diese Worte einmal zu ihm gesagt, nach dem Kampf gegen Naruto vor so vielen Jahren. Und es hatte sein Leben verändert…
Auch der nächste Spruch war ihm von demselben Gespräch bekannt:
Der Beweis von Heldentum liegt nicht im Gewinnen einer Schlacht, sondern im Ertragen einer Niederlage. (David Lloyd George)
Nie würde er vergessen, wie sie das zu ihm gesagt hatte. Schon damals war er ihr Held gewesen und im Laufe der Zeit war aus der schwärmerischen Bewunderung Liebe geworden. Er wusste nicht genau, seit wann sie ihn mit diesen Blicken angesehen hatte, die er so mochte, aber als sie zusammenkamen, hatte sie ihm mit Sicherheit schon lange sehnsüchtig hinterher gesehen.
Ein trauriges Lächeln spielte um seine Lippen, als er sich daran erinnerte. Warum konnte so etwas an ein paar achtlos dahingesagten Sätzen zerbrechen? Und wo war das Mittel, um die Scherben wieder zusammenzusetzen?
In dem Buch stand nur:
Der Mensch, der dir ohne dich zu berühren oder mit dir zu sprechen ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann, sollte der Mensch sein, dem du dein Herz schenkst.
Ein merkwürdiges Gefühl kroch in ihm hoch. Nach diesen Worten hatte sie offenbar gelebt, wenn er bedachte, dass er ihr lange Zeit seine Gedanken – und körperliche Nähe sowieso – vorenthalten hatte.
Wenn er es genau bedachte, verstand er nicht einmal, wieso sie sich überhaupt in ihn verliebt hatte. Soweit er das beurteilen konnte, träumten junge Mädchen meistens von unheimlich coolen Beschützertypen, die sie nachts unter einem romantischen Sternenhimmel küssten – jedenfalls hatte er mal gehört, wie sich TenTen mit ihren Freundinnen über so was unterhalten hatte. Und mit so einem konnte er sich nun nicht wirklich identifizieren.
TenTen war eben schon immer anders als andere gewesen. Sie war etwas ganz Besonderes…und je mehr ihm das klar wurde, desto stärker wurde auch das Gefühl, sie nicht verdient zu haben.
Er hatte nie etwas dafür getan, dass sie sich in ihn verliebte, hatte nur irgendwann festgestellt, dass er diese Gefühle erwidern konnte. Natürlich hatte er sich dann entsprechend um sie bemüht und sie hatte auch eigentlich immer glücklich gewirkt – aber er hatte sich nie wirklich dafür revanchieren können, dass sie jahrelang auf ihn gewartet hatte.
Stattdessen hatte er das, was man ihm anvertraut hatte, ohne dass er es verdiente, auch noch wieder vergrault.
Seufzend blätterte er eine Seite um und las den nächsten Spruch, den TenTen sich aufgeschrieben hatte.
Manchmal hasst man den Menschen, den man am meisten liebt, weil er der einzige ist, der einen wirklich verletzen kann.
Er schluckte. Das hatte er wohl erfolgreich zur Realität gemacht. Wieder brachen Wellen aus Schuldgefühlen über ihm zusammen.
Aber wenn er sie wirklich verletzen konnte, was ja offenbar der Fall gewesen war – dann bedeutete das auch, dass er der Mensch war, den sie am meisten liebte, oder? Dann bestand vielleicht doch noch Hoffnung, dass sie zu ihm zurückkam…einfach weil sie ohne ihn genauso wenig leben konnte wie er ohne sie?
Verletze niemals einen Menschen, den du liebst!
Er verzeiht es dir zwar, aber vergessen wird er es nie…
Oder auch nicht. Sie würde ihm möglicherweise verzeihen können, ja – aber dafür müsste er ihr erstmal erklären können, dass er es nicht so gemeint hatte. Er würde sich gerne bei ihr entschuldigen, aber wie sollte er das tun, wenn sie fort war?
Mit grausamer Gewissheit wurde ihm klar, dass sie nicht zurückkommen würde. Sie hatte ihren Stolz, der sie davon abhielt, ihr Wort zu brechen und sie würde Angst um das Kind haben und es deshalb niemals in die Nähe des Hyuugaclans bringen. Und hinzukam, dass sie vermutlich auch noch fürchtete, noch einmal von ihm verletzt zu werden – und deshalb würde sie ihn meiden.
Wieder schluckte er hart. Alles drohte über ihm zusammenzubrechen und er konnte nichts dagegen tun. Nie hatte er sich auf diese Weise verzweifelt gefühlt. Und sein Leben, das mit TenTen und der Versöhnung mit dem Clan endlich in Ordnung gekommen war, fiel in sich zusammen wie ein Kartenhaus.
Er konnte nicht verhindern, dass seine Augen feucht wurden. Er sah die Seiten des Buchs nur noch verschwommen, übersprang einige und schlug schließlich die letzte auf. Dort stand nur ein einziger, kurzer Satz.
Weine nicht, weil es vorbei ist,
sondern lächele, weil es schön war!
Eine einzelne Träne fiel darauf.
~*~
Und das war es erstmal wieder.
1. Ich persönlich mag das Ende von diesem Kapitel…ihr auch?
2. Die Stimmung sollte recht drückend rüberkommen – ist mir das gelungen?
3. Mit einer solchen Reaktion von TenTens Seite hat scheinbar keiner von euch gerechnet. Heißt das, dass es überzogen war? Hab ich’s übertrieben?
Oder soll ich das jetzt einfach mal positiv werten und behaupten, dass ich zumindest keine vorhersehbaren Geschichten schreibe? ^^
4. Wie gefiel euch die Idee mit dem Poesiealbum?
5. Könnt ihr euch Neji so vorstellen wie ich ihn darstelle, oder ist er nun doch OoC?
6. Habt ihr damit gerechnet, dass er sie finden würde, oder war euch schon klar, dass das zu einfach wäre?
7. Was glaubt ihr denn, wie es nun weitergeht? Es muss ja immerhin noch genug Handlung für drei weitere Kapitel geben...
Ich habe eine ENS-Liste in Charakterbeschreibung angelegt – da kommt jeder drauf, der einen Kommentar schreibt. Wenn ihr das nicht wollt, sagt mir einfach Bescheid und ich entferne euren Namen wieder.
Vielen Dank für die Kommentare von Maji, Chandiny, Numill, Nejis_Angel_Tenten, TenTen-Chan14, Rosenkatze, 12tenten12, moonlight_005, nejiten und NikaRia.
Gefreut hat mich auch, dass diese Fanfic bisher auf 17 Favoritenlisten gesetzt wurde. Aber…--Yumi-Chan--, -Crazy_Tenten_Queen-, Ani7, Buffy2003, menchen, szymzickeonee-sama, Tenni-chan – was verschafft mir die Ehre?
Das nächste Kapitel wird nicht allzu lange auf sich warten lassen, das verspreche ich.
bye
Arua