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Spiegelungen

Battlestar Galactica - Star Trek
von

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Alle guten Dinge...

Jill Menacers Doppelgängerin blickte die Sharoneinheit abschätzig an. Die Zylonin mit den asiatischen Gesichtszügen hatte das Phaserkompressionsgewehr immer noch auf Commander Saul Tigh angelegt und presste ihm die Mündung in den Rücken.

Minuten vorher war der Commander offenbar verraten worden.

Sharon hatte sich das Gewehr gegriffen, dem Commander schnell die Mündung in den Rücken gepresst und ihn dann zur Brücke dirigiert. Jill Menacers Double war jedoch nicht so ganz von der Loyalität der attraktiven Asiatin überzeugt, weswegen Sharon einen Gang höher schaltete. „Ich wollte ihn euch als meinen Vertrauensbeweis überstellen.“, hatte sie gesagt und dann auf Tigh angelegt: „Wenn ihr wollt, kann ich ihn aber auch sofort erschießen.“

Sekunden tickten herunter, wurden zu Minuten, wurden zu Stunden - zumindest für Saul Tigh, dem die Situation dermaßen angespannt vorkam, dass er deutlich hören konnte, wie die Zeit langsam aber sicher verstrich.

Das Gesicht der Asiatin machte ihm und allen Anderen klar, dass Sharon das tun würde, was sie für richtig hielt und was sie dachte, tun zu müssen. Und das war, im Zweifelsfall, den Abzug des Gewehres zu betätigen und Tigh zu töten.

Doch Jill schüttelte den Kopf: „Nein, bring ihn ins Büro des Captains, ich bin sofort da und befasse mich mit ihm.“

„Sehr wohl.“, sagte Sharon und verpasste dem Commander der Galactica einen Stoß in den Rücken, der ihn die Treppen zum Büro des Captains heruntertaumeln ließ.
 

Captain Cats Büro lag, wenn man die dreistöckige Brücke nach unten ging, auf derselben Ebene, wie es die Navigationskonsole tat. Man trat, von dieser Konsole aus, einen Schritt nach links und sah sich dann der Tür gegenüber, die den Captain oder den Offizier, der den Captain sehen musste, oder in diesem Fall Saul Tigh und Sharon Valerie, in das Büro führte, das quasi unterhalb der Brücke lag.

Als Tigh den Raum betrat, war das Erste, das er feststellte, dass das Büro klein, aber gemütlich war. Das Zweite, was er registrierte, war die Ausstattung. Sie war recht spartanisch - da war zunächst einmal der Schreibtisch, dann ein Terrarium, in dem sich zwei Schlangen aufhielten und um die Wette züngelten. Er sah ein kleines Regal, das offenbar Bücher beinhaltete und mehrere Bilder, die Cal, Teile der Crew und diverse andere Menschen, die Tigh nicht kannte, zeigten. Da war zunächst das Bild von einem glatzköpfigen Mann, der jedoch in irgendeiner Art und Weise wichtig wirkte, dann das Bild einer recht attraktiven Frau in einem roten Einteiler, die ein merkwürdiges Implantat über dem rechten Auge hatte, sowie das Bild des Captains, der gerade einen Vertrag unterschrieb.

„Das war bei der offiziellen Signierung des Vertrages von Ret’tang.“, erklang Jill Menacers Stimme hinter Tigh und der Commander drehte sich zu ihr herum.

Er lächelte: „Sie scheinen sich ja mit dem Leben ‘ihrer’ Crew beschäftigt zu haben.“

„Wir sind die Crew der Dragonfly.“, sagte die blonde Sicherheitsoffizierin und ließ sich hinter Cals Schreibtisch nieder, „Aber, wir sind auch Zylonen. Ich nehme an, Sie haben dies inzwischen herausgefunden, oder Commander Tigh von der Galactica?“

Tigh schaute Jill an: „Werden Sie doch sachlich, Miss.“

Die hübsche Blonde lächelte und lehnte sich im Sessel zurück: „Wissen Sie, ich habe mir eigentlich gedacht, dass gerade Sie, Commander Tigh, ein wenig schwerer zu fangen wären.“

„Ich hatte einen schlechten Tag.“

„Ja, das hatten Sie wohl.“, lächelte die Frau und schaute zu Sharon: „Oder liegt es daran, dass wir sie geschickt haben, um Sie zu fangen? Wir wissen von dem Zusammenhalt zwischen der Crew ihres Schiffes und waren uns sicher, dass Sie und Admiral Adama nicht zögern würden, eine Nummer Acht Einheit mitzunehmen.“

Sharons Phasergewehr ruckte wieder hoch, erneut hatte sie Tighs Rücken im Visier.

„Ruhig bleiben, Acht.“, sagte ‘Jill’ und lächelte den Commander an: „Wir wollen doch nicht, dass er…“

Weiter sollte sie nicht kommen.

Sharon drückte den Abzug durch.
 

Er hatte das Gefühl, dass Sie ihm die Luft abdrückte und, wenn er ehrlich war, tat sie das auch. Sie drückte ihm die Kehle zu und schnitt damit effektiv die Sauerstoffzufuhr ab. Gaius Baltar, Präsident, begann schon, Sterne zu sehen, wo eigentlich keine waren und fühlte, wie er dabei war, ins Dunkel der Bewusstlosigkeit abzudriften.

Was er rasend komisch fand.

In einem Zustand des Schlafes das Bewusstsein zu verlieren, war etwas, das er wirklich nur zu amüsant fand.

Für den Bruchteil einer Millisekunde. Denn je mehr sie ihm die Luftzufuhr verweigerte, desto mehr Panik quoll in ihm empor. Was war, wenn er in der Realität keine Luft mehr bekam? Würde er dann sterben?

Und just, als ihn diese Gedanken beschäftigten, ließ sie seine Kehle los und schaute ihn aus tränenverhangenen Augen an: „Oh, Gott, Gaius, es tut mir leid!“

Baltar schaute sie, immer noch stark benommen, an und wusste gerade nicht, wie sie das meinte.

„Es tut mir leid, ich - ich weiß auch nicht, was gerade passiert ist. Ich war auf einmal mit einer meiner Schwestern auf der Dragonfly verbunden. Es tut mir wirklich leid.“

Damit beugte sie sich nach vorne und unterbrach wieder seine Sauerstoffzufuhr - wenn auch auf eine wesentlich sinnlichere und angenehmere Art.

In seinem Kopf drehte sich alles und er fasste nach ihren Schultern, umfasste sie kraftlos und drückte sie von sich fort.

„Liebling.“, murmelte er, „Was ist passiert?“

Natasi schaute ihn an: „Wie schon gesagt, ich war gerade mit einer meiner Schwestern verbunden. Sie ist an Bord der Dragonfly - gewesen.“

„Gewesen?“

„Ja.“, fing Natasi plötzlich an, in Tränen auszubrechen, und schilderte ihm, was geschehen war.
 

Natasi Godefrey hatte die Krankenstation betreten und gesehen, dass der Captain der Dragonfly versuchte, sein Schiff zurückzuerobern. Schnell hatte sie einen Phaser in der Hand, als der Captain herumgewirbelt war und sie angeschaut hatte.

Sie hatte gelächelt: „Captain, Sie brauchen keine Waffe, wenn Sie mir gegenüberstehen. Legen Sie die Waffe weg und ich werde mich Ihnen sofort ergeben.“

Cal hatte sein Gesicht verzogen und sie angeschaut: „Sie glauben, dass ich Ihre Verführungstour abkaufe? Sie sind nicht Hathor, junge Dame, sie können die Männer nicht mit Nishta gefügig machen. Auch sind Sie keine Deltanerin, sodass Sie auch nicht mit Pheromonen aufwarten können - das Einzige, was Sie sind, ist eine wunderschöne Zylonin, die ihre Reize sehr bewusst einsetzt. Nicht mit mir.“

Natasi hatte gespürt, wie ihr Gesicht sich zu einer Zornesmaske verzogen und wie sie zu ihrer Waffe gegriffen hatte.

Ihr einziger Wunsch war es gewesen, den Captain hier und jetzt zu erschießen. Doch, der Captain kam ihr zuvor.

Ein grüner Energieblitz schoss durch die Luft auf ihren Torso zu und traf sie in der Brust. Durch die kinetische Energie angetrieben, war sie nach hinten geflogen, mindestens einen Meter weit und dann am Boden liegen geblieben. Das war der Punkt gewesen, an dem sie mentalen Kontakt mit der Natasi hergestellt hatte, die sich gerade mit Gaius Baltar vergnügte und deren Hass auf Cal sich kurzzeitig in der anderen Frau austobte. Doch dann war die Verbindung beendet gewesen. Natasi Godefrey war tot.
 

Dachte man zumindest.

Denn als Cal sich umgedreht hatte, abgelenkt vom Piepsen der Konsole und von Adamas Bereitschaftsmeldung, hatte Natasi, im Sterben, nach dem Phaser gegriffen, den sie fallen gelassen hatte, auf des Captains Rücken gezielt und abgedrückt.

Cal hatte gespürt, wie sein Rücken verbrannte, schnell hatte er den Kommandocode eingegeben und war dann zu Boden gegangen.

Nun konnte Natasi in Frieden sterben.

Ihr Bewusstsein würde in einen neuen Körper heruntergeladen und sie konnte neu anfangen.

Ein Neuanfang, wie lange hatte sie einen solchen Neubeginn herbeigesehnt?

Sie wusste nicht mehr, wie lange sie im Körper dieser Nummer-Sechs-Einheit gewesen war, wusste, in dem Moment, wo ihr Bewusstsein zu schwinden begann nur, dass es an der Zeit war, sich etwas neuem Zuzuwenden.

Der Captain, dessen war sie sich sicher, war tot und niemand konnte nun noch verhindern, dass die Zylonen die Kontrolle über die Dragonfly behielten.

Vor ihrem Inneren Auge sah sie, wie Vipers versuchten, die Dragonfly anzugreifen, aber von Phaserstrahlen zerstört wurden.

Sie konnte über diese Art der Menschen nur milde lächeln.

Langsam, immer langsamer, schlug ihr Herz, bis es ganz aussetzte.

Weißes Licht verschlang alles.

Ihr Letzter Gedanke beschäftigte sich mit einer Number-Three-Einheit, die irgendwann einmal behauptet hatte, zwischen den Downloads Gott zu sehen.

War ihr Gott zwischen diesen Downloads sichtbar?

Oder war das nur eine Feedbackresonanz, verursacht durch den Downloadprozess als solchem?

Six spürte, wie ihr Bewusstsein sich immer mehr verflüchtigte und wie sie immer neugieriger auf das war, was zwischen den Vorgängen passierte.

„Ich… sehe“, brachte sie noch hervor, ein letztes Mal hob sich ihr Brustkorb - und dann rollte ihr Kopf kraftlos zur Seite und sie blieb, mit offenen Augen, tot, liegen.
 

Tigh spürte die Hitze des Phasertreffers und sah, wie Jill Menacers Double sich getroffen auflöste. Er drehte sich um und lächelte sie an.

Ja, er, Saul Tigh, lächelte eine Zylonin an.

Damit nicht genug - er lobte sie sogar.

„Gut gemacht, Sharon, sehr gut gemacht.“

Es war Adamas Plan gewesen, auf der Brücke ein Chaos zu veranstalten, aber es war dabei die Idee Sharons gewesen, eine Gefangennahme zu simulieren.

„Wann kam man schon mal ansonsten mit geladenem Phasergewehr auf die Brücke?“, war ihr Argument gewesen und das war entsprechend stichhaltig, sodass Bill Adama und Saul ihr nicht großartig wiedersprechen konnten.

Der Waffenfeueralarm ging los, das Ablenkungsmanöver war geglückt.

Denn jetzt würden die Sicherheitsoffiziere sich zunächst mal auf die Einnahme des Captains Office beschränken, was der ganzen Sache sehr gelegen kam.

Es würde sich genug Zeit ergeben, damit an anderer Stelle das wichtigste Element des Planes abgewickelt werden konnte.
 

Das enervierende Klaxon war das Zeichen für Adama, Kara und die Anderen, loszuschlagen.

Sicherheitsoffiziere wurden gerade aus dem Maschinenraum abgezogen, die Ingenieurscrew war zwar immernoch vollzählig, was aber eigentlich kein Problem darstellen sollte.

Die Tür zum Maschinenraum öffnete sich und Master, sowie Bee, kamen in den Maschinenraum gestürmt, mit ihren Gewehren die ersten Schüsse auf die feindlichen Ingenieure abfeuernd.

Die ersten Menschen sanken getroffen zu Boden, als plötzlich ein Phaserstrahl dicht über Bees Kopf herzischte. Scotty Middlegate hatte sich aus seinem Büro begeben und beschlossen, in den Kampf einzugreifen.

Master riss sein Maschinengewehr hoch und gab eine ungezielte Salve in die Richtung ab, aus der der Phaserstrahl gekommen war. Konsolen barsten, aber das war es auch schon.

Da schien sein Freund Bee eine Idee zu haben. Er gab Masters einen kurzen Klaps und deutete auf eine Leiter, die in eine über dem Maschinenraum liegende Ebene führte. Eine technische Ebene mit unzähligen Konsolen und anderen technischen Spielereien.

„Mich dünkelt, ich werde mal Tarzan spielen und mich da hoch schwingen.“, lächelte Bee und Masters antwortete: „Dann auf auf, und davon. Ich werde dich solange decken.“

„Keine Anbiederungsversuche, das schickt sich nicht unter Herren.“, grinste der Andere und der Mann mit dem Gewehr lächelte kurz: „Dann haun wir mal dem Kater in den Sack.“

Während dieser Unterhaltung hatte sich Scotty aus der Deckung gelehnt und sein Schussfeld hatte sich zweifelsohne verbessert. Er brachte sein Phasergewehr in Schusshaltung und schaute durch das hochgeklappte Visier, um optimalere Schussbedingungen zu haben.

Die hatte er nun und so krümmte er seinen Finger um den Abzug.

Der orangene Strahl zischte von der Emitterspitze des Phasergewehres zum Torso des Kolonialoffizieres. Funken sprühten und Bee flog in einem kunstvoll aussehenden Stunt ein paar Meter nach hinten, ehe er zusammenbrach.

Doch sofort war ein neuer Offizier da, um Bee zu ersetzen.

Starbuck kam rein, zielte einmal kurz auf Scotty und gab einen gezielten Schuss zwischen die Augen ab.

Der „Offizier“ hatte noch nicht mal mehr zeit, aufzustöhnen, er fiel sofort zu Boden.

Karas Herz schmerzte - sie hatte den Offizier an Bord der Galactica kennengelernt und wollte ihn eigentlich gar nicht töten. Jedoch war dieser Offizier der Dragonfly ein Klon, ein zylonischer Doppelgänger und dadurch legitimierte sich die Sache doch. Nicht viel, aber ein wenig.

Sie hob ihre linke Hand um 180 Grad nach oben, und deutete so den Mitgliedern des Entertrupps an, dass der Maschinenraum bis hierher zumindest, sauber wäre.

Adama kam als nächster herein, es folgten Truck und Shaft. Die letzten beiden sicherten die Rückseite des Enterkommandos.

Dann piepte Adamas Kommunikator und der Admiral klopfte auf das broschenähnliche Gerät, dass er sich aus einem Vorratsdepot genommen hatte.

„Tigh an Adama?“

„Adama hier?“

„Wir haben das nötige Chaos, wie sie sehen, veranstaltet, Sir.“, hörte man Tigh aus dem Funkgerät sagen.

Doch man hörte noch was anderes. Phaserschüsse.

„Commander, was ist da los?“

„Bitte warten.“, hörte man Tigh sagen.
 

Im Büro des Captains ging es drunter und drüber.

Sharon hatte sich mit ihrem Phasergewehr in der Tür postiert und feuerte auf heraneilende Sicherheitsoffiziere, während Tigh sich, auf Anraten der Zylonischen Doppelagentin hin, ein wenig mehr ins Büro zurückgezogen hatte.

Doch, gerade als Tigh dabei war, den Lagebericht durchzugeben, materialisierte der erste feindliche Offizier im Büro.

Tigh, der die Datenbanken durchgesehen hatte, wusste sofort, dass es sich hierbei um Fähnrich T’g’Hug handelte, einen Offizier der Rasse der Klingonen. Er zog sein D’k’tagh, einen klingonischen Dolch mit zwei Seitenmessern und hieb, ohne sich umzusehen, sofort in den Körper Sharons.

Diese gab ein schmerzerfülltes Stöhnen von sich und taumelte zurück.

Tigh war sofort bei ihr, hatte ihr Phasergewehr in der Hand und riss es hoch. Diese Handlung beschützte ihn vor einem weiteren Hieb des Klingonen und so konnte er die Phasergewehrmündung auf den Klingonen ausrichten und feuerte.

T`G`Hug erstarrte in der Bewegung und löste sich auf.

Schnell hatte Tigh das Phasergewehr fallen lassen und ging neben Sharon in die Knie.

Diese öffnete ihre Augen und schaute den Mann an.

Ihr Puls ging heftig und er sah, wie das Blut aus ihrer Wunde, die sie in der Seite hatte, herausgepulst kam.

Und es passierte etwas mit ihm. Etwas, was er nie gedacht hätte.

Er merkte, wie er Mitleid mit dieser Frau bekam.

„Es wird schon wieder.“, hörte er sich sagen und schüttelte innerlich den Kopf.

Diese Sprüche waren doch recht abgeschmackt und er hatte das Gefühl, dass es einfach nur hohle Phrasen waren. Aber, so sagte er sich, besser diese hohlen Phrasen, als sie in Angst und Sorge sterben zu lassen.

Und er merkte, wie in ihren Augen ein wenig Trost aufflackerte.

Sie fühlte sich geborgen und - er wusste einfach, dass er das richtige Tat.

Dann tat sie noch einmal einen schweren Seufzer und - atmete nicht mehr.

Er betätigte seinen Kommunikator und räusperte sich: „Tigh an Adama? Sharon ist tot.“
 

Sharon hatte das schwarze, muskelbepackte Schemen neben ihr gar nicht bemerkt, erst, als sie den stechenden Schmerz fühlte, der in ihrer Seite explodierte.

Ein schmerzerfülltes Stöhnen verließ ihre Kehle und sie spürte, wie ihre Beine nachgaben.

Sie taumelte gegen den Türrahmen und sank daran herunter.

Kurzzeitiger Blackout, dann, als sie wieder zu sich kam, war Tigh über ihr und sprach ihr Trost zu, von dem sie wusste, dass er nicht ernst gemeint war und gar nicht erst ernst gemeint sein konnte. Sie hatte einen tödlichen Treffer erlitten, eine solche Verwundung konnte nicht ‘schon wieder werden’.

Nein, sie würde sterben und sie wusste es.

Aber - es machte ihr nichts aus.

Sie würde in einem neuen Körper wieder erwachen und würde wissen, dass Sie sich das nächste mal von kämpfenden Klingonen fernhalten würde.

Kurzzeitig dachte sie noch daran, dass dies mittlerweile ihr achter, oder neunter Körper war, in den sie seit Anbeginn heruntergeladen worden war und sie spürte eine gewisse Befreiung. Sicher, sie würde auf einem Zylonenbasisstern zu sich kommen, umzingelt von - wer wusste es schon? Fives? Sixes? Twentiethrees?

Oder einem neuen Modell, von dessen Fertigstellung sie die Föderationssix informiert hatte?

Dessen Indienststellung die hübsche Blonde selbst miterlebt hatte?

Wer wusste schon, was noch vor ihr lag?

Wer wusste schon, welche Reise sie noch zu machen hatte?

Sie wusste es nicht, aber sie wusste eine Sache.

Und dies wurde ihr in dem Moment klar, als ihre lebenswichtigen Organe begannen, zu versagen und sie starb - eine regelmäßig nicht sehr angenehme Erfahrung - sie wusste, dass ihre Reise gerade erst begänne.

Neun Körper? Was war das schon, gemessen in Zylonenzeit? Nichts.

Neun Körper, das waren neun Leben, davon 5 um ungefähr die Hälfte verkürzt.

Nein, neun Körper, neun Leben, waren im Vergleich zur Unendlichkeit und Unsterblichkeit der Zylonenseelen nichts, ein Katzensprung über den Teich der Unendlichkeit.

Und gerade, als sie dabei war, ihren letzten Atem zu tun, spürte sie auf einer elementaren Ebene, wie eine weitere Seele in den Datenstrom zum nächsten Basisstern eintauchte - es war die Föderationssix, die gerade von Captain Cat erschossen war, wie Eight auf diesem Wege erfuhr.

Der Captain hatte auf sie mit einem Disruptor gefeuert und diese Dinger waren verdammt tödlich - selbst für robuste Zylonenkörper.

Und dann glaubte Eight, ihr Herz bliebe stehen, was sie angesichts ihrer Verwundungen nicht gerade überrascht hätte. Die Sixeinheit teilte ihr mit einem Lächeln des Triumphes mit, dass sie es geschafft habe, auf Cal zu feuern und ihn voll in den Rücken getroffen habe.

War der Captain tot?

Wenn ja, könnte es sein, dass der ganze Plan nicht mehr durchführbar wäre, denn man brauchte die Kommandocodes des Captains um die Ambientekontrolle zu manipulieren. Obwohl auch Commander Silverbird in der Lage wäre, die Ambientekontrolle zu manipulieren - sie müsste lediglich Cals Codes knacken. Das jedoch brauchte Zeit und die einzige Möglichkeit, die Dragonfly vor der endgültigen Übernahme durch die Zylonen zu stoppen wäre…

das waren Sharons letzte bewusste Überlegungen, dann ging ihr Körper in ein konvulvisches Zucken über und wenige Sekunden später war sie tot.
 

Agatha betrat in dem Moment die Krankenstation, als Cal zusammenbrach und trat zu ihm, um nach seinem Puls zu tasten. Er raste förmlich, was bei einem Phasertreffer nichts ungewöhnliches war. Schnell, den klingonischen Disruptor nehmend, den der Captain sich gegriffen hatte, kam sie, die Waffe im Anschlag haltend, hinter der Tür hervor und zielte auf die reglos daliegende Blonde in dem offenherzigen Outfit.

Mit ein paar schnellen Schritten war sie neben der Frau, trat den Phaser weg und ging dann in die Knie, um nach ihrem Puls zu tasten. Aber, da war nichts.

Natasi Godefrey, die Frau, mit der die Misere auf der Dragonfly angefangen hatte, war tot.

Schnell griff Agatha nach dem Phaser und überprüfte die Einstellung. Stufe 2.

Standardhumanoide waren nicht länger als fünf Minuten ohnmächtig, wenn sie von diesem Strahl getroffen wurden - wenn überhaupt.

Mit einigen beherzten Schritten war sie auch schon wieder neben Cal und stubste ihn an.

„Hey, Cal, aufwachen.“

Der Captain öffnete langsam und träge die Augen: „Ja, Agatha?“

Dann schien er sich daran zu erinnern, was geschehen war, fuhr hoch und tastete nach seinem Rücken.

Agatha gab ihm einen Kuss auf die Lippen und lächelte ihn beruhigend an: „Cal, keine Sorge, sie hat dich mit diesem Phaser angeschossen - willst Du sehen, auf was die Waffe stand?“

Cal schüttelte den Kopf: „Nein.“

Er erhob sich und wandte sich zu der Konsole, die noch um seinen Sicherheitscode bat.

Schnell gab der Captain diesen ein und wandte sich dann wieder an seine Erste Offizierin.

„Wir sollten schnell in mein Bett gehen.“

„Cal!“, machte Agatha und es klang nach einer Mischung aus Überraschung, Nicht-Zustimmung und einem kleinen Bischen Zustimmung.

Der Captain lächelte: „Das Schiff wird gleich mit K.o. Gas geflutet, wie Du sicherlich weißt. Ich habe nicht vor, hier auf dem Fußboden mein Nickerchen zu halten - solltest Du übrigens auch nicht, also gehen wir schön in mein Quartier und legen uns ins Bett.“

Agatha schüttelte lächelnd den Kopf: „Du bist bekloppt, weißt du das? Wir sollten versuchen, bis zuletzt zu Kämpfen um die Dragonfly davon abzuhalten, in Feindeshand zu gelangen.“

Nun war es an Cal, zu lächeln: „Sollten wir vielleicht, aber wenn ich überlege, dass das ganze Schiff in ungefähr 5 Minuten sowieso schläft - ich sehe keinen Sinn darin, jetzt noch großartig auf die Kacke zu hauen.“
 

Sharon war tot.

Diese Worte brannten sich in Adamas Bewusstsein und er spürte, obwohl er wusste, dass sie ja in einem Wiedergeburtsschiff in einem neuen Körper heruntergeladen wurde, wie seine Tränenkanäle die Arbeit aufnahmen.

Eine andere Stimme in seinem Kopf sagte ihm jedoch, dass es für Trauer später genug Zeit geben würde. Jetzt galt es erstmal, seinen Auftrag auszuführen.

Schnell machte man sich auf den Weg zu den Ambientekontrollen und suchte die Sauerstoffversorgung.

Als Sabine ‘Truck’ Meyer sie gefunden hatte, schraubte die Frau mit flinken und geschickten Fingern den Zufuhrschlauch ab und tauschte den Sauerstoffbehälter gegen den Anästhesiegaskanister aus.

Adama klopfte auf seinen Kommunikator: „Adama an Tigh. Wir beginnen mit der Prozedur.“

„Jawohl, Sir.“

„Sir, die Ambientekontrollen sind vom Captain freigegeben. Wir können.“

„Sehr gut.“, sagte Adama und aktivierte die Belüftung.
 

Der Geruch der Luft änderte sich.

Hatte die Luft vorher neutral gerochen, lag nun ein recht süßlicher Geruch, wie von gezuckerten Erdbeeren, in der Luft.

Der Captain und sein erster Offizier sahen sich an und wussten beide, was das bedeutete.

Adamas Team hatte Erfolg gehabt.

Sie mussten ein paar Zähne zulegen, wenn sie nicht mitten auf dem Gang einschlafen wollten.

Nach ein paar Minuten war die Sicht beider Offiziere schon leicht verschwommen und schon der ein oder andere narkotisierte Zylone war ihnen vor die Füße gefallen.

Gerade passierten sie einen Korridor, in dem eine Zylonin, die nach dem Ebenbild von Bordcounselor Linda Layd gebaut worden war, gerade vor einer Tür in sich zusammensackte.

Dann öffnete sich eine weitere Tür und Cal musste zwei bis drei mal hinsehen, um sich zu vergewissern, dass es tatsächlich sein Quartier war, vor dem sie standen. Es war das Quartier.

Sie taumelten auf das Bett zu und sanken in die Kissen. Der Captain legte seine Arme um den ersten Offizier und spürte, wie sich jemand anderes an ihn kuschelte.

‘Sekunde mal, da stimmt was nicht.’, dachte sich Cal und fuhr hoch. Neben sich lag Agatha Silverbird und - Agatha Silverbird.

Gerade in dem Moment kam sein zylonisches Gegenstück durch die Tür und murmelte: „So, Agatha, jetzt bin ich fer…“

Er realisierte Cal und schüttelte benommen den Kopf: „Was tust Du hier?“

„Das is mein Bett.“, lallte der Captain und stand auf um, wankenden Schrittes, zu seinem Waffenschrank zu taumeln.

Er öffnete den Waffenschrank, fingerte mit bleischweren Gliedern und Lidern nach einer, seiner Waffen.

Die Waffenkonstellation im Schrank war zweifelsohne ungewöhnlich und tödlich.

Es lagen Tötungsmechanismen aus drei Jahrhunderten darin. Da fand sich die Neun Milimeter, die er in seiner Zeit beim BKA getragen hatte. Da war die Zat’n’kitel, die er bei sich gehabt hatte, als er im SGC auf Missionen gegangen war - und da war nicht zuletzt ein altmodischer Phaser, wie er zu den Zeiten von Captain Kirk und Dr. McCoy benutzt worden war.

Müde griff sich Cal die Waffe, die ihm am Nächsten lag.

Walther PPK, schwarzglänzender Lauf, 7.65 mm Halbmantelgeschosse. Durchaus in der Lage, menschliches Leben zu beenden.

Was genau er murmelte, wusste er nicht, er wusste nur, dass er irgendwas von sich gab - ob es nun ein geistreiches Bonmot war oder ein platter Wortwitz oder unzusammenhängende Laute, er wusste es nicht. Er wusste nur, dass er plötzlich nicht mal mehr die Kraft hatte, aufrecht zu stehen. Seine Beine zogen ihn zu Boden und er versank in einem tiefen Schlummer.
 

Die zylonische Version des Captains hatte dieselben Gedankengänge wie sein fleischliches Original und wollte, wenn er noch nicht allzu schläfrig war, noch ein wenig mit Agatha, seiner Agatha, sprechen, oder sich anderen Ideen hingeben. Er hatte sich die Zähne geputzt, hatte sich soweit umgezogen und machte sich nun auf den Weg zur Tür, als er sah, dass in diesem Bett zwei Agathas sowie ein weiterer Cal lagen.

Gut, gegen die zwei Agathas hatte er jetzt nichts, auch wenn eine davon nicht die zylonische Version war, wen kümmerte es?

Das da ein Mann in seinem Bett lag, darüber hinaus auch noch er selbst, das war es, was er nicht allzu leicht verdauen konnte.

Er hatte „So, Agatha, jetzt bin ich fer…“ gemurmelt, als er den anderen Mann realisiert hatte und merkte, wie die Welt ein klein Wenig nachzog.

„Was tust Du hier?“, murmelte er aus Lippen, die aus Stein zu sein schienen, so schwer, wie sie waren.

Sein anderes Ich erhob sich, gott sei dank vollständig bekleidet, denn der Zylone wollte das nackte, menschliche Ebenbild mit Sicherheit nicht sehen, obwohl er ja nach seinem Ebenbild erschaffen worden war. Aber dennoch, das wollte er einfach nicht sehen.

Sein Doppelgänger wankte zu dem Schrank, in dem er - beziehungsweise, sein anderes Ich - die Waffen gelagert hatte und kramte mit bleischweren Händen eine Neun Millimeter heraus, deren Schlitten er zurückzog und dann auf ihn richtete.

Er öffnete ihn, schnappte sich eine Waffe und legte auf seinen Doppelgänger an: „So, dann werde ich dich mal eigenhändig downloaden.“

Dies murmeln und zusammenbrechen, war für den fleischlichen Captain eines.

Der Mensch verdrehte die Augen und sank zuerst auf die Knie, um dann mit dem Gesicht nach vorne, zu Boden zu sinken.

Der Zylone schüttelte den Kopf, hob den Kopf des Menschencaptains an und überlegte, dass er lediglich eine halbe Drehung bräuchte, um dem Captain das Genick zu brechen - aber da spürte er ebenfalls die einschläfernde Wirkung des Gases und spürte, wie die Welt extrem nachzog.

Schnell wollte er seine Tat vollenden, als er sah, wie eine Agatha aus dem Bett stieg und auf ihn zutaumelte. Dann griff sie Cals Waffe, die der Menschencaptain hatte liegen lassen und feuerte auf den Zylonen.

Der zylonische Captain spürte den Treffer kaum, er wusste in dem Augenblick, als er den Schuss hörte, dass es vorbei war.

Wobei, „vorbei“ war bei den Zylonen immer ein relativer Begriff.

Er merkte, wie er nach hinten, in die Ecke taumelte, die Schrankwand und Kabinenwand miteinander verband und kraftlos in der Ecke in sich zusammen sackte.

Gleichzeitig spürte er, wie eine angenehme Losgelöstheit von seinem Körper Besitz ergriff.

So fühlte sich also der Tod an.

Keine Filme, die vor dem geistigen Auge ablaufen, ob mit oder ohne Werbeunterbrechung.

Kein ‘Dieser Rückblick auf ihr Leben wird Ihnen präsentiert von Ihrem Bestattungsunternehmen Schwarz.’.

Nichts, nicht einmal der Mann, der sonst immer im Kino Eis verkaufte, kam herein.

Er spürte, wie sich sein Bewusstsein mit einem Strom anderer Bewusstsein vermengte und spürte, wie er…

Die leeren Augen des zylonischen Captains beinhalteten nach mehreren Sekunden kein Leben mehr.

Mit kaltem, toten Blick schaute er in die Ferne.

Man hätte meinen Können, dass er nachdachte - wäre da nicht dieses Loch in seiner Brust gewesen.
 

Agatha sank in die Knie, tastete nach dem Puls ihres Captains und stellte erleichtert fest, dass er noch lebte. Sie zog ihn zu sich und merkte, wie sein Kopf schwer auf ihrem Schoß lag.

Lächelnd schüttelte sie dann den Kopf: „Das war so ein Cal-Stunt. Der Junge ist echt bekloppt. Aber ich glaube, deshalb liebe ich ihn so sehr. Gerade weil wir beide so unterschiedlich sind.“

„Das wird es sein.“, hörte sie die Stimme ihres Duplikates, dass aufstand und zu ihrem Captain herübersah.

Agatha wollte die Waffe heben, doch sie hatte keine Kraft dazu.

Und die zylonische Agatha schüttelte den Kopf: „Keine Sorge, ich werde weder ihn, noch dich töten. Erstens bin ich dazu viel zu müde, zweitens möchte ich nicht, dass er das durchmacht, was ich nun durchmache, sprich, den Verlust eines geliebten Menschen. Schlaf einfach ein Agatha, ich verspreche, ich werde dir nichts tun.“

Das war das Letzte, das die schöne Menschenfrau mitbekam.
 

Die zweite Agatha war zwar schon ein bischen benebelt, aber noch nicht so, dass sie sich nicht hätte gegen einen möglichen Angriff wehren können. Doch als sie sah, wie ihr fleischliches Ebenbild ihren Freund erschoss, spürte sie kurzzeitig mörderische Wut.

Sie wollte ihrer Doppelgängerin das Genick brechen - sie wusste, sie könnte es. Doch gerade, als sie überlegte, ihren Plan in die Tat umzusetzen, sah sie, wie die menschliche Agatha den Kopf des Menschlichen Cals auf ihren Schoß bettete und versuchte, ihn ihrgendwie mit ihrem Körper zu schützen.

Natürlich war die Menschenfrau inzwischen so benommen, dass sie es nicht mehr richtig hinbekam und als die Zylonin sich aufrichtete, hatte die Menschenfrau versucht, nach der Waffe zu fingern.

Doch Agathas Hauptaugenmerk ruhte auf dem bewusstlosen Menschencaptain und dem toten Zylonengegenstück.

Sie könnte Agatha jetzt einfach töten, aber - sie wusste, dass dies Cal nur Trauer und Schmerz verursachen würde. Und, obwohl er ein Mensch war, war er doch ein Klon des Mannes, den sie liebte. Und allein schon aus dem Grunde wollte sie nicht, dass Cal Trauer und Schmerz über den Tod seiner Freundin empfand.

Als die hübsche Menschenfrau dann ebenfalls das Bewusstsein verlor, lächelte die Zylonin und griff sich eine Decke, mit der sie die beiden dann zudeckte. Dann beugte sie sich nach vorne und drückte dem menschlichen Cal einen zärtlichen Kuss auf die Lippen, was dieser durch ein schläfriges Stöhnen quittierte.

Die Zylonin lächelte, merkte, wie sie nun ebenfalls immer schläfriger wurde und mit letzter Kraft begab sie sich zum Leichnam ihres Geliebten.

Sie umfasste ihn, zog ihn auf die Beine und klopfte drei Mal auf ihren Kommunikator.

Der Leichnam und die Zylonin dematerialisierten sich.
 

Raum 4711 war der einzige Raum, der nicht von dem Schlafgas betroffen worden war.

Hierhin hatten sich das Enterkommando der Galactica zurückgezogen und hierher war auch Tigh unterwegs, als er, mit letzter Kraft in den Raum stolperte.

Adama lächelte ihn an: „Na, Jungspund? Kleiner Sprint durch die Gänge?“

„Ja, alter Mann.“, lächelte Tigh zurück und wandte sich dann an Starbuck: „Stellen Sie Kontakt mit der Galactica her. Sagen Sie unseren Männern, sie können die Dragonfly entern. Es ist alles in Ordnung, an Bord.“



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