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Blinde Liebe

von

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Showdown

Ängstlich wachte ich auf und rückte gleich etwas mehr zur Seite. Ich wusste noch von gestern Abend, dass mich dieser Typ in seine Arme genommen hatte, nachdem er aufgehört hatte, mich vollständig mit Wachs einzudecken.

Dieser Typ war ja noch schlimmer als Carl und dabei hatte ich ihn immer für krank und pervers gehalten. Aber im Gegensatz zu dem perversen Kerl von gestern war Carl kein böser Mensch. Nur etwas einnehmend und bestimmend was seine Liebe anging, aber einfühlend und sanft, wie mir jetzt wieder einfiel, bevor ich den Halt verlor.

Tja, die Rückaktion hätte ich lieber unterlassen sollen, da ich plötzlich zur Seite runter fiel und hart auf dem Boden aufschlug. Verwirrt rappelte ich mich auf und tastete dabei etwas um mich. W- was war denn jetzt los? Wo war ich denn jetzt schon wieder?

Denn eins war sicher. Ich hatte nicht mehr auf dem Bett von gestern gelegen, geschweige denn das ich in irgendeiner Weise dort angekettet war. Ich saß einfach auf dem Boden, direkt vor einer… ich tastete mich noch ein wenig weiter und stand dabei auf, als ich höher glitt. Tatsächlich, eine Couch.

Leicht verdrehte ich meine Augen. Super, war ich denn ein Haustier was man rumreichte und jeder Mal streicheln durfte oder was? War ich überhaupt noch bei diesem kranken Typen oder gar woanders? Und ging es den Männern eigentlich immer nur um das Eine? Zumindestens kam es mir so vor.

Und wieso hatte ich das unheimliche Gefühl beobachtet zu werden. „W- wer ist da?“ fragte ich leicht unsicher in dem Raum. Ich spürte förmlich, wie ein ruhiger und intensiver Blick auf mir lag. Doch von wem galt dieser Blick und wo war ich hier?

Diese Stille gefiel mir immer weniger. Was hatte er nur vor? Wer auch immer ER war.

Leicht angespannt glitt ich an der Couch vorbei und versuchte ein wenig Abstand zwischen mir und dem Fremden zu bringen. Ein belustigtes Schnauben und Schritte die sich mir näherten, ließen mich inne halten und in die Richtung blicken, aus der ich den Unbekannten vernahm, welcher sich mir näherte.

„Wer sind sie?“ fragte ich ihn noch einmal und wich etwas weiter zurück. Dabei kam ich nur langsam voran, da es hier keine Wand gab, an der ich mich orientieren konnte, sondern nur freie Fläche. Wenn ich jetzt zu schnell und unbedacht weiter gehen würde, wäre das wie ein Ratespiel, wo im nächsten Moment mir etwas in den Weg kommen konnte, so dass ich dann darüber stolpern könnte und diesem Mann oder Frau, so genau konnte ich es nicht beurteilen aber das Ergebnis wäre das selbe. Nämlich das ich dem Unbekannten ausgeliefert wäre.

Und es fiel mir immer schwerer, mich auf irgendetwas zu konzentrieren, da die Schritte in meinen Ohren ziemlich beängstigend, ruhig klangen und mein Herz gleichzeitig ziemlich laut schlug, dass ich immer verwirrter wurde.

Und das war der Moment, den der Fremde nutzte und schnell zu mir aufschloss. Mit einer fließenden Bewegung hatte er sich vor mir hingestellt und mit zwei starken Armen umschlungen, so dass ich nicht mehr fähig war, irgendwohin zu gehen.

„L- lassen sie mich los“ protestierte ich schwach und versuchte mich von ihm wegzudrücken.

Doch dachte mein Gegenüber gar nicht daran, mich wieder gehen zu lassen, sondern drückte mich nur näher an sich. „Shhh, hab keine Angst, Jo“ flüsterte mir eine vertraute Stimme zu. Und damit meinte ich nicht Carl, Brian oder Shark Minder.

„Michael?“ flüsterte ich verwundert und geschockt zugleich. Ich hätte ja jetzt mit allem gerechnet, aber nicht mit ihm. Und wieso war ich auf einmal so aus der Fassung? Sollte ich mich nicht freuen, dass Michael nun bei mir war? Was war nur los mit mir?
 

٭
 

Dadurch dass wir die Nacht durchgefahren waren, erreichten wir in aller Frühe das Gelände, wo sich nun mein geliebter Schatz aufhielt. Sofern ich mich nicht irre und er nicht doch woanders sein sollte. Doch hatte ich ein gutes Gefühl, welches mir sagte, dass wir hier nicht ganz so falsch waren.

Es gab einen Hauptweg, der zu einem Haus führte, welches ich durch unseren Feldstecher entdeckt hatte. Dort war mein kleiner Schatz. Aber nicht mehr lange, wie ich mich korrigierte. Ich liebte meinen Schatz und „…du gehörst mir, Jo…“ flüsterte ich vor mich hin, während ich weiterhin das Haus beobachtete.

„Hast du was gesagt?“ wollte Brian wissen, ohne von der Straße aufzublicken.

„Wir sind gleich da“ meinte ich bloß, ohne auf Brians Frage einzugehen und ließ das Fernglas sinken. „Es wäre zwar höflich an der Vordertür zu klingeln, aber ich denke mal, dass wir heute eine Ausnahme machen können.“

„Mhm, hast du auch schon was in Aussicht?“ fragte Brian ruhig.

„Ja, in dreißig Metern geht ein schmaler Pfad in den Wald ab“ erklärte ich ihm ruhig. „Den nehmen wir und dann folgst du dem Pfad noch ungefähr zehn Kilometer.“

„Geht klar, chibi“ meinte Brian grinsend, ehe er ernst wurde.

Sicher fuhr er den Wagen durch den dichten Waldpfad, der kaum benutzt war. Vielleicht war das noch nicht mal ein Richtiger Weg, aber solange es seinen Zweck erfüllte und wir zu unserem eigentlichen Ziel kamen, war mir alles Recht. Ohne jemanden auf uns aufmerksam zu machen, hielt Brian an der gewünschten Stelle von mir. Zufrieden löste ich den Gurt und griff nach der Türklinke.

„Willst du allein gehen?“ fragte mich Brian ruhig.

„Ja“ nickte ich ihm ernst, aber zugleich entschlossen zu.

„Das hab ich mir schon gedacht“ erwiderte Brian schmunzelnd, ehe er wieder etwas ernster wurde. „Hey chibi. Pass auf dich auf, klar? Ich möchte euch beide gesund und munter wieder sehen.“

„Klar“ versicherte ich ihm. „Gib mir 30 Minuten um da hoch zu kommen und ihn zu holen. Wenn es länger dauern sollte, verschwindest du.“

„Alles was du willst, chibi“ meinte Brian grinsend und klopfte mir noch einmal aufmunternd zu. „Dann geh und hol dir dein Häschen zurück.“

„Darauf kannst du dich verlassen“ meinte ich noch zu ihm und stieg dann aus dem Wagen. Jetzt würde ich mir mein verlorengegangenes Kätzchen zurückholen. Deswegen würde ich hier keine Märchenstunde mehr halten und darüber nachdenken, da die Zeit sowieso tickte. Mit raschen Schritten, setzte ich mich in Bewegung und lief dann los.
 

٭
 

Endlich. Endlich war er wieder bei mir. Mein Gott, wie hatte ich mich nach ihm verzehrt. Ich hatte mich noch nie so zerrissen gefühlt, wie in der Zeit, wo der Kleine verschwunden war.

Und jetzt war er wieder bei mir. Uh… ich wollte und ich würde seine nähe nie wieder missen. Jetzt war alles wieder, wie es sein sollte. Und wie hieß es im Märchen immer: Ende gut, alles gut.

Mit einem freudigen Lächeln, drückte ich den zierlichen Körper noch näher an mich, da ich Angst hatte, er könnte mir wieder entgleiten. Mein Herz schlug dabei wie wild und schien sich auch zu freuen, den Grund seines so wilden Schlages wieder bei sich zu wissen. Mein ganzer Blutdruck spielte verrückt, aber das störte mich nicht. Im Gegenteil, ich war viel zu berauscht und zufrieden, als das ich mir jetzt über meine Gesundheit Gedanken machen würde.

Tja, es war genauso aufregend, wie an jenem Tag. Ich konnte mich noch genau daran erinnern:
 

Flashback
 

„Dann bis Montag“ verabschiedete sich seine Sekretärin noch von ihm. Es war 16 Uhr und seine Mitarbeiter hatten bereits Feierabend oder waren auf den Weg nach Hause.

Michael gehörte nicht dazu. Immerhin leitete er diese Firma und hatte noch einiges durchzuchecken, ehe er gehen konnte. Außerdem wartete eh niemand auf ihn zu Hause, weswegen er lieber arbeitete, als die Stille seines Hauses wahrzunehmen.

Es war nicht so, dass er unattraktiv wäre, im Gegenteil. Die Frauen blickten sich gerne noch einmal nach ihm um und einige waren sogar mutig genug, ihn anzusprechen.

Doch sie waren nicht das, wonach er suchte. Entweder waren sie hübsch, hatten dafür aber nur das eine im Kopf. Ihr Aussehen. Dann gab es wieder die stille Mäuschen Version, welche dafür ziemlich gescheit und zurückhaltend waren.

Nicht das, was Michael von seiner Traumfrau erwartete. Sie sollte freundlich und aufgeschlossen sein, jemand der auch offen mit ihm sprach und sich traute ihm in die Augen zuschauen.

„Machen sie nicht mehr so lange Chef“ meinte seine Sekretärin noch freundlich zu ihm. „Immerhin haben wir jetzt Wochenende.“

„Ist gut, Sascha“ winkte Michael ab. „Ich will nur noch die Birmingham Akte fertig machen. Trotzdem danke und ein schönes Wochenende.“

„Ihnen auch Chef“ erwiderte Sascha und ging.

Michael arbeitete noch beinahe eine Stunde, ehe er die Akte schloss.

„Ach was soll’s. Dann mach ich eben heute früher Schluss“ brummelte er und begann alles abzuschalten.

Er nahm sich vor, heute nicht nach Hause zu fahren, sondern raus in die Berge, wo er seine Sommerhütte hatte. Es war ein kleines Häuschen, nahe bei Vally. Klein, gemütlich und perfekt zum abspannen und vielleicht auch später zum Arbeiten.

So stieg Michael in seinen Wagen und fuhr ihn rauf auf die Landstraße.
 

Auf halber Strecke lichteten sich die vollen Straßen und je weiter er die Landstraße entlangfuhr, desto weniger Verkehr herrschte auf der Straße. Doch das war nichts ungewöhnliches, da nur sehr wenige Leute hier draußen lebten.

Michael bog gerade in eine andere Abzweigung ab, als er mit gerunzelter Stirn, sich die vordere Fahrbahn betrachtete und mit langsamer Geschwindigkeit heran fuhr. Dort vorne lag ein Auto im Graben und eine Junge Frau lag neben dem Seitenrand. Ein Mann hatte sich über ihr gebeugt und versuchte mit ihr zu reden. Als er Michaels Auto bemerkte sprang er auf und rannte auf die Fahrbahn. Begann heftig zu winken und ihm etwas zu zurufen.

Michael ging auf die Bremse und hielt dann am Straßenrand, soweit wie es für ihn möglich war, um dem nachfolgendem Verkehr nicht im Weg zu stehen. Dann stieg er aus und ging rüber, zu der Unfallstelle.

„Gut dass sie da sind“ meinte der junge Mann, welcher sich ihm direkt zuwandte und unsicher wieder zur Frau runter blickte. „Hätten sie mal ein Handy um Hilfe anzurufen. Bei mir ist das Akku leer.“

„Was ist denn hier passiert?“ fragte Michael und holte sein Handy hervor.

„Ich weiß es auch nicht. Wissen sie, ich war gerade auf den Weg in die Stadt, als ich hier vorbeikam. Da war der Wagen bereits im Graben“ erklärte der Mann nervös.

„Ich… ich wusste nicht wirklich was ich machen sollte, also habe ich erst einmal versucht mit ihr zu reden, um zu schauen, ob sie noch lebt. Was aber nur gering ist, ich spüre nämlich kaum noch ihren Puls. Na ja und dann habe ich sie aus dem Auto rausgebracht, damit sie nicht mehr in dieser merkwürdigen Haltung lag. Und wie gesagt, Hilfe konnte ich schlecht holen, da mein Handy nicht mehr funktioniert.“

Michael hörte in Ruhe zu und rief dann zuerst beim Notarzt an, ehe er die Polizei verständigte und ihnen jeweils die Situation schilderte. Sofern sie stimmte. Doch war der junge Mann zu aufgewühlt und geschockt, als das man von ihm noch richtig Hilfe erwarten konnte.

Michael kniete sich neben der Frau hin, sie musste bestimmt um die 30/35 Jahre sein. Sie war ziemlich groß, schlank und einem normalen aussehen, was man nicht unbedingt als hübsch, aber ansehnlich bezeichnet hätte.

„Miss, hören sie mich?“ fragte Michael sie streng und betrachtete ihr Gesicht.

Dabei fiel ihm die Kopfwunde ins Auge und als er weiter an ihrem Körper herunterblickte, sah er eine weitere Einschnittwunde, kurz über den Bauch. Hoffentlich beeilten sich die Einsatzkräfte, betete er im Stillen, denn lange würde sie bestimmt nicht mehr durchhalten, wenn keine Hilfe käme.

Plötzlich regte sich was bei der Frau, als sie langsam wieder zu Bewusstsein kam und sich etwas unfokussiert in der Gegend herum blickte. Erst als sie Michael erfasste, blieb ihr Blick auf ihn haften. Dabei blickte sie ihn hilflos und bittend zugleich an.

„… Jo…“ hauchte sie schwach und hoffte, dass der Fremde Mann ihr helfen könnte.

„Nein, ich bin nicht Jo“ korrigierte Michael sie. „Mein name ist Michael Higgins. Und sie sind?“

„Sarah Levis“ erwiderte sie langsam darauf. Ihr fiel das Atmen und besonders sprechen, immer schwerer. „…bitte, Jo… jemand muss nach ihm sehen…“

„Shhh, nicht sprechen“ wies Michael sie an, da er merkte, dass sie mehr oder weniger ihre letzten Kraftreserven verbrauchte. „Es wird jeden Moment Hilfe kommen. Halten sie noch so lange durch.“

„Nein“ schüttelte Sarah ihren Kopf, weshalb ihre Gesichtszüge sich etwas verkrampften, da sie ihre Kopfverletzung noch nicht bemerkt hatte. Sie holte noch einmal Luft, ehe sie fortfuhr: „Sie verstehen nicht… mein kleiner Junge, er… er darf nicht so lange alleine sein. Bitte, sehen sie nach ihm und kümmern sie sich um ihn…“

Michael war verwundert und sprachlos zugleich. Verwundert deswegen, weil Sarah selbst in ihrem jetzigen Zustand, sich nur Gedanken um diesen Jo machte. Und wenn er es richtig verstand, dann musste es ihr kleiner Sohn sein, dass würde auch erklären, warum er nicht alleine sein dürfte. Tja und sprachlos war er, wegen ihrer Bitte. Wie sollte er denn auf ein kleines Kind aufpassen? Er hatte doch keinerlei Erfahrung in dieser Beziehung.

„Mein Sohn“ bestätigte Sarah, Michaels unausgesprochene Frage und wurde immer leiser. „Er braucht doch jemanden… bitte…“

„Ist ja gut“ beruhigte Michael sie. „Ich werde nach ihm schauen und dann weiter sehen, okay?“

„D… danke…“ flüsterte Sarah schwach, ehe sie am Ende ihrer Kräfte und zufrieden ihre Augen schloss, bevor ihr Kopf zur Seite wegnickte.

„Oh shit“ hörte Michael die Stimme des jungen Mannes.

Ihn hatte er schon vollkommen vergessen. Aber die Aussage von ihm passte ziemlich genau. Die Rettungseinsätze würden nicht mehr rechtzeitig hier sein. Er fühlte auch noch mal ihren Puls, aber da war nichts mehr zu machen.

„Sie ist Tod“ meinte Michael bloß sachlich, stand dann auf und wartete, bis die zuständigen Behörden eintreffen würden.
 

Nach weiteren zehn Minuten warten, waren sowohl die Krankenwagen, als auch die Polizei eingetroffen. Doch auch sie stellten gleich fest, dass nichts mehr zu retten war, weswegen die Krankenwagen wieder fortfuhren, die Leiche der jungen Frau nahmen sie im hinteren Bereich mit.

„Würden sie uns bitte aufs Revier begleiten und ihre Aussage dazu machen“ wurde Michael von einem Beamten höflich angewiesen. „Wird auch nicht lange dauern.“

„Mhm.“ Michael nickte ihm stumm zu und stieg dann in sein Auto.

Mit dem anderen jungen Mann, folgte er dem Polizeiwagen, bis zum nächsten Revier, wo er in ein Büro gebracht wurde. Der andere Mann wurde ins nebenliegende Büro gebracht. Dann trat ein Polizist ein, der sich hinter dem Schreibtisch setzte und Michael ernst ansah. Auf seinem Namensschild stand: Harrison, drauf.

„Können sie mir noch einmal alles schildern“ wies er Michael an. „Von dem Zeitpunkt, als sie an die Unfallstelle kamen.“

Michael erzählte dem älteren Herrn, welcher sicherlich in einige Jahren in Rente gehen würde, was sich vor kurzem auf der Landstraße abgespielt hatte. Dabei erwähnte er auch, dass die Frau von ihrem Sohn gesprochen hatte.

„Ja, richtig“ meinte Harrison ernst und tippte etwas in seinen Computer. „Laut ihren Daten, hat sie einen 22 Jährigen Sohn.“

„Was?“ fragte Michael nun wirklich überrascht.

22 Jahre? Wieso sollte er bitte schön auf einen bereits erwaschenen, jungen Mann aufpassen? Da stimmte doch was nicht. Entweder war sie zu sehr in ihre Mutterrolle drin und wollte einfach ihren Sohn beschützen, obwohl er bereits ein vollwertiger Mann war oder Michael hatte einfach ein Detail nicht mitbekommen, weswegen ihm diese Aussage so überraschte.

„Ähm, sind sie sicher?“ fragte Michael ernst nach. „Ich meine wegen dem Alter. Ob er wirklich 22 Jahre ist oder doch eher 9 oder so.“

„Wieso wollen sie das wissen?“ entgegnete Harrison. „Sind sie ein Angehöriger von ihm?“

„Nicht direkt“ wich Michael der Frage aus. Doch er konnte nicht kneifen. Er hatte es ihr versprochen, nach ihrem Sohn mal zu sehen. Das würde er machen, besonders, weil er immer neugieriger wurde, was ihn eigentlich erwartete.

„Schade“ meinte Harrison und seufzte kurz auf. „Denn soweit es hier steht, hat er keine weitere Verwandten, weswegen er in eine spezielle Klinik umverlegt werden muss.“

„Klinik?“ harkte Michael interessiert nach. „Was fehlt ihm denn?“

„Nun, fehlen stimmt hier nicht ganz“ meinte Harrison mit einem schwachen Lächeln, „eher, dass er etwas nicht kann.“ Als er Michaels fragendes Gesicht sah, fuhr er ruhig fort: „Okay, hören sie. Eigentlich dürfte ich ihnen das nicht sagen, aber… was soll’s. Schlimmer kann es eh nicht mehr werden.“ Hier hielt er kurz an und machte eine dramatische Pause. Dann lehnte er sich weiter vor und fixierte Michael mit seinen Augen, ehe er langsam fortfuhr: „Er ist seit seiner Geburt blind. Und bis jetzt hatte seine Mutter immer um ihn gekümmert. Ich bin mir sicher, dass er mittlerweile recht gut damit umgehen kann, aber wenn er jetzt von dem Tod seiner Mutter hört, dann kann das ziemlich schockierend für den Anfang sein, weswegen er eine Stütze braucht, damit er nicht die Orientierung und Kontrolle verliert. Wenn er sich nicht voll konzentriert, dann kann das ziemlich heftig für ihn werden, nicht sogar so weit, dass er sich irgendwo unbewusst verletzt. Deswegen muss einer bei ihm sein und ein Auge auf ihn haben.“

„Nun, ich weiß nicht ob es so einfach geht“ warf Michael ein, „aber ich würde mich gerne um ihn kümmern.“

Gut, er hatte bisher noch nicht einmal einen Goldfisch gehabt, weswegen er nicht wusste, wie man sich um andere Menschen sorgte, aber so schwer konnte es doch nicht sein. Vielleicht war es ein wenig komplizierter, da Jo blind war, aber nicht unmöglich.

Außerdem hatte er es Sarah versprochen, sozusagen und Michael war ein Mann der zu seinem Wort stand. Jetzt verstand er wenigstens ihre Aussage und wie Jo in dieses Bild passte. Irgendwie wurde der geheimnisvolle Sohn immer interessanter für ihn, weswegen er ihn unbedingt kennenlernen wollte.

„Trauen sie sich das wirklich zu?“ fragte Harrison ernst nach. „Das ist nicht eine Aufgabe, wo sie nach 2/3 Tagen einfach alles hinschmeißen und abhauen können. Es bedeutet wirklich Arbeit und Verantwortung.“

„Und ich bin bereit, es gerne durchzuziehen“ erklärte Michael ruhig und entschlossen.

Harrison musterte Michael eine Weile, ehe er seufzend den Kontakt löste und etwas in den Computer eingab. „Okay. Sollten Schwierigkeiten auftreten oder sollten sie nicht mehr weiter wissen, dann fragen sie einen von dem Medical Hospital an der Dunefort Evenue. Sie kennen ihn dort und können ihnen sicher weiterhelfen.“

„Gut“ nickte Michael ihm zu. „Könnten sie mir noch seine Adresse geben?“

„Mhm… wenn sie aber zuerst hier unterschreiben würden“ wies Harrison ihn an und hielt ihm ein Dokument hin. „Nur eine Absicherung. Nicht dass sie es sich doch noch anders überlegen.“

„Keine Angst, das werde ich nicht“ meinte Michael mit fester Stimme und unterschrieb.
 

Flashback Ende
 


 

Ich hatte Jo bis heute nicht erzählt, dass ich seine Mutter kannte. Oder zumindestens kurz kennengelernt hatte. Sie war wirklich eine erstaunliche Frau und Jo schien mit jeder Faser nach ihr zu kommen.

Das war wie gesagt der Grund, weswegen ich nicht locker ließ und mit Jo später zusammenkam. Es beruhte zum Anfang wegen diesem Versprechen auf, doch das änderte sich im Laufe der Zeit, als ich ihn näher kennen lernte. Ich war ja schon am Anfang von ihm fasziniert gewesen.

Aber dass es gleich Liebe war, hatte ich erst ein paar Monate später bemerkt. Doch dafür bin ich mir umso sicher, dass Jo der richtige für mich ist und immer sein wird.

Deswegen konnte ich gar nicht sagen, wie toll es war, meine kleine Perle wieder in Armen zu halten. Zu spüren, dass es nicht nur ein Traum war.

„Jo, ich liebe dich“ flüsterte ich ihm glücklich zu.
 

TBC
 


 

So hier ist mal wieder Schluss für heute. Sieht doch schon mal sehr nach einem Happy End aus, nicht? Und ich danke euch, die ihr mir ein Kommi dagelassen habt **alle ganz lieb drück**. Bis nächste Woche... eure Vampire



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Luci-Maus
2008-01-28T10:01:40+00:00 28.01.2008 11:01
Wow, jetzt mag ich Michael auch noch, das wird ja immer schlimmer...
Jetzt weiß ich gar nicht mehr mit wem ich Jo lieber sehen würde *verzweifel*
Aber super geiles Kapi!!!
*lobpudel*

LG luci-mausi
Von: abgemeldet
2008-01-16T20:08:54+00:00 16.01.2008 21:08
Happy end oder nicht?
Carl ist bestimmt nicht zufrieden und mit ihm auch sein Bruder Brain nicht.sie tun mir irgendwie leid.
Auch wenn sie Jo entführt haben , also Carl so haben sie Jo nie weh getan.
Jetzt kommt die Frage auf:
Ist Jo auch glücklich bei Michael zu sein?
Von:  Lucy-Sky
2008-01-16T17:03:28+00:00 16.01.2008 18:03
Naja, Happy End? Ich weiß nicht, armer Carl! Aber Michael würde mir auch leid tun wenn er ohne Yo sein müsste, denn wie man in diesen Kapitel gesehen hat, ist er kein schlechter Mensch, aber immer noch etwas Geheimissvoll, denn wie genau hat er Yo gefunden? Er scheint irgendwelche dubiosen Verbindungen zu haben.

Jedenfalls bin ich froh das Yo ist mal in Sicherheit ist und ich bin schon total gespannt wie es weiter geht, vorallem was jetzt aus Carl wird. Ich hoffe er läuft jetzt nicht in irgendeiner Falle.
Von: abgemeldet
2008-01-16T15:24:14+00:00 16.01.2008 16:24
na, ob man das happy end nennen kann???
armer carl.
i-wie tut es mir total leid, dass einer von beiden nachher ohne jo sein muss.
arme kerle.

find ich i-wie auch ironisch das ja und micheal (oder so. xD) sich so kennen gelernt haben.
na ja, wieso auch nicht.
xDDD.

lg angel

PS: danke für die ENS. ^^


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