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Bewohner der Dunkelheit

von

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Treffen mit Folgen

In der nächsten Nacht wartete Rowen bereits auf sie. Er hielt etwas in der Hand. Alira ging zu ihm hin und sie küssten sich. „Ich habe dich vermisst.“, sagte sie sanft. „Ich dich auch. Ich habe eine Überraschung für dich.“ Verwundert sah sie ihn an, als er ihr ein schwarzes Tuch zeigte. „Dreh dich um.“, sagte er. Alira, die ihm vertraute, kehrte ihm den Rücken zu. Sie spürte, wie er ihr das Tuch über die Augen legte und es an ihrem Hinterkopf verknotete. Dann nahm er sie auf seine Arme und sprang los. Alira hielt sich an seinem Oberkörper fest. Nach kurzer Zeit blieb er stehen und setzte sie ab. Es schien steiniger Untergrund zu sein, auf dem sie stand und sie fragte sich, wo sie wohl waren. Rowen fasste ihre Hände. „So, jetzt folge mir. Schön vorsichtig. Achtung, Stufe.“ Fast wäre Alira gefallen, doch Rowen fing sie auf. „Vorsichtig.“, lachte er. „Wir wollen doch nicht, dass du dir weh tust.“ Etwas achtsamer ging sie in die Richtung, in die seine Hände sie führten. „Kopf einziehen.“ Alira duckte sich und ging weiter. Vom Schall her hörte sie, dass sie durch einen engen Gang gingen. Dann verlor sich der Hall aufeinmal wieder. „So. Stehen bleiben. Einen Moment.“ Hinter Alira rumpelte etwas. Dann spürte sie, wie Rowen sich an der Augenbinde zu schaffen machte. „Überraschung.“, flüsterte er ihr ins Ohr und nahm das Tuch von ihren Augen. Vor Überraschung stand sie wie angewurzelt da. Sie befanden sich in einer kleinen Höhle. Überall standen Kerzen und es war gemütlich mit Decken ausgelegt. „Und gefällt es dir?“, fragte er und schlang seine Arme von hinten um ihre Taille. Sie lächelte. „Es ist wunderschön.“, hauchte sie. „Das hatte ich gehofft.“ Alira drehte sich um und drückte ihm einen Kuss auf den Mund. „Danke schön.“ Rowen lächelte sie mit seinem unwiderstehlichen Lächeln an. Alira hätte schmelzen können. Er nahm sie an der Hand. „Komm.“, und er zog sie hinter sich her. Leicht zu ihr gedreht, achtete er nicht auf den Weg und so fiel er der Länge nach über eine kleine Bodenunebenheit, die durch eine Decke nicht gleich zu sehen war und zog Alira mit sich. Sie fiel auf ihn drauf. Die beiden lachten. Die Vampirin sah ihn an. Es war ein besonderer Blick, mit dem sie ihn bedachte. Rowen fand, dass ihre Haut in dem Kerzenschein einen besonderen Glanz hatte. Mit ihren blauen Augen sah sie ihn an und er sah zurück. Ihre Hand strich über seinen Brustkorb. Langsam näherte sich sein Kopf ihrem. Dann schlossen sie die Augen und küssten sich.

Als Alira wieder wach wurde, fühlte sie sich fertig aber glücklich. Rowen lag neben ihr und atmete flach. Er schlief tief und fest. Lächelnd streichelte sie sein Gesicht und über seinen Brustkorb. Die Kerzen waren alle herunter gebrannt und waren ausgegangen. Dennoch war es so hell, dass sie Rowen erkennen konnte. Vereinzelte, leichte Lichtstrahlen fielen an der Steinplatte vorbei, die Rowen vor den Eingang geschoben hatte. <Es ist Tag!>, schoss es Alira durch den Kopf. Sie hätte schon längst zu Hause sein müssen. Doch ihr nächster Gedanke war, wer würde sie denn schon vermissen? Warum sollte sie nicht einmal die Zeit mit Rowen genießen? Er regte sich neben ihr. Sie sah ihn an, als er die Augen öffnete. Augenblicklich fing er an zu lächeln. „So habe ich mir das vorgestellt. Ich wache auf und das erste, was ich sehe, bist du.“ Alira legte sich halb auf seinen Oberkörper. Seine Wunden waren so gut wie verheilt und er würde die Verbände bald schon abnehmen können. „Es ist so schön, bei dir zu sein. Ich will dich am liebsten nie wieder verlassen müssen.“, sagte sie wehmütig. Er legte eine Hand auf ihren Rücken. „Ich weiss, aber das ist schwer. Ich wünschte, wir würden nicht von zwei unterschiedlichen Clans kommen, die sich so sehr hassen. Dann wäre alles viel einfacher.“ Alira seufzte zustimmend. Alles war so kompliziert. Sie konnte nicht einfach zu ihrem Vater gehen und sagen: „Papa, ich habe einen Freund. Er ist ein Werwolf und echt nett, du wirst ihn mögen.“ So lief das nun mal leider nicht ab. Ihr Vater würde sie eigenhändig umbringen, wenn er erfahren würde, was sie tat. Und Rowen gleich dazu. Die beiden kuschelten sich enger aneinander und schliefen kurz darauf wieder ein.

Es war Nacht, als Alira wieder erwachte. Rowen hatte wieder einige Kerzen angezündet, die er aufbewahrt hatte. Als sie die Augen aufschlug, küsste er sie zärtlich. „Hey. Du bist ja schon wach.“, sagte sie. Rowen lächelte. „Ja, du hast mir den Schlaf geraubt.“ Alira legte sich auf den Bauch, stützte ihren Kopf auf ihren Händen ab und beobachtete ihn.

Nach einiger Zeit machten sie sich auf den Weg nach draußen. Jetzt konnte Alira sich auch umsehen, wo er sie hingeführt hatte. Sie befanden sich auf dem Hügel von General Jamerson. Er war vor einer Ewigkeit ein berühmter Kriegsheld gewesen, in einem Krieg, der von den Menschen ausgefochten wurde. Doch dieser Hügel war von denen, die auf Erden wandelten, meist vergessen worden. Kein Mensch traute sich mehr in die Wälder unweit der Stadt, da sie als verflucht galten; von Monstern heimgesucht, die sich jedes Lebenden annahmen. Was sich ja auch nicht als unwahr herausstellte. Die Werwölfe, als auch die Vampire hatten nie etwas gegen warmes, frisches Menschenfleisch bzw. Blut einzuwenden. Deswegen wurde diese Jagd genauso unerbittlich, wie brutal geführt. Alira sah sich um. Der Wald lag ruhig da. Eine Eule flatterte an ihnen vorbei in die Nacht auf der Suche nach Beute. Rowen nahm ihre Hand. Dann gingen die Beiden den Hügel hinab und machten sich auf den Weg zu ihrer Lichtung. Zusammen durch den dunklen Wald zu gehen, war einfach romantisch. All die nächtlichen Geräusche und die vereinzelten Mondstrahlen, die der Halbmond noch auf die Erde warf, machten den gemeinsamen Spaziergang zu etwas besonderem. Alira war am Träumen. Es war einfach so wunderschön neben Rowen her zugehen und zu wissen, dass sie sich liebten. Ihre Hand lag in seiner Warmen. Nach einiger Wegzeit kamen sie an der hohen Eiche an, in der sie schon einmal gesessen hatten und sich das erste Mal geküsst hatten. „Wollen wir?“, fragte Rowen und Alira nickte. Wieder nahm er sie auf seine Hände und sprang mit ihr hinauf in das dichte Geäst. Wieder saßen sie fast ganz oben in einer Astgabel und kuschelten sich aneinander. „Es war wunderschön bei dir in der letzten Nacht und den Tag darauf.“, raunte Alira. „Das hatte ich gehofft.“, antwortete er. Nichts vermochte diese Idylle zu trüben und das liebende Paar zu stören. Und doch geschah etwas. „Alira?“, rief eine Stimme, die sich der Lichtung näherte. Die beiden schraken zusammen. Rowen stand auf und zog sie hinter sich her. Die beiden pressten sich an den Stamm, damit man sie nicht sah. „Lisk.“, wisperte sie. „Alira?“, rief er erneut und sah sich um. Etwas raschelte in dem Gebüsch. Alira‘ s Augen weiteten sich. Ein Werwolf! „Li....!!!“, wollte sie rufen, um ihren Kumpel zu warnen, doch Rowen hielt ihr blitzschnell den Mund zu. Der Werwolf baute sich auf und ging auf den Vampir zu. Die beiden umkreisten sich. Lisk hatte sein Schwert gezogen, das Metall glänzte kalt in dem Schein des Mondes. Der Werwolf knurrte ihn bedrohlich an. Dann griffen die beiden sich an. Alira sah zum ersten Mal, wie Lisk, ein erfahrener Jäger, sich gegen einen ausgewachsenen Werwolf behauptete. Die beiden rannten aufeinander zu, dann ging alles blitzschnell. Bevor man sich versah, waren die Kämpfenden schon wieder voneinander getrennt und der Werwolf, als auch der Vampir wiesen Wunden auf. Wieder griffen sie sich an, diesmal kam es zum Nahkampf. Lisk verlor sein Schwert durch einen gekonnten Hieb, bückte sich aber im selben Moment und zückte einen Dolch, den er seinem Gegner in den Oberkörper rammte. Der Werwolf quiekte und machte ein paar Schritte zurück, dann zog er sich das zerstörende Metall aus dem Körper. Der Dolch war, genau wie das Schwert, aus Silber. Diese Sekunden reichten Lisk, um sich wieder sein Schwert zu schnappen. Aufeinmal geschah alles im Bruchteil einer Sekunde. Der Werwolf rammte seine Zähne in die Schulter des Vampir’s, der laut aufschrie und Lisk durchbohrte mit seinem Schwert seinen Oberkörper. Alira rannen Tränen über ihr Gesicht und über Rowen‘ s Hand, die ihren Mund immer noch zuhielt und die andere, die um ihre Taille geschlungen war. Ansonsten wäre sie längst zu Lisk hinuntergesprungen und hätte versucht, ihm zu helfen. Es vergingen etliche Sekunden, die ihr wie eine Ewigkeit vorkamen, als der Werwolf von ihm abließ. Laut knurrend zog er sich das Metall, dass ihm unermeßliche Schmerzen bereitete, aus dem Körper. Das Blut quoll aus der Wunde und er ging auf alle Viere. Mit einer Hand hielt er sich eine der Wunden. Lisk war auf die Knie gefallen, er keuchte und riss den Kopf hoch gen Himmel. Alira‘ s Körper wurde von Schluchzern geschüttelt. Das war alles so unfair. Warum mussten sich immer alle bekämpfen? Lisk war dabei zu sterben und keiner war da, der ihm helfen konnte. Sie konnte nur zu sehen, wie er dahinsiechte, und das nur, weil er sie hatte finden wollen. Wahrscheinlich hatten sich die anderen Jäger alle einzeln auf die Jagd gemacht, um sich auf das große Waldgebiet aufzuteilen. Wenn den anderen auch noch was passieren würde, würde sie sich das nie verzeihen können. Der Werwolf richtete sich wieder auf. Er wollte seinem Gegner den Gnadenstoß verpassen. Aufeinmal raschelte es wieder und zwei weitere Vampire traten mit gezückten Schwertern auf die Lichtung. Der Werwolf hielt inne. Knurrend machte er einige Schritte auf sie zu, doch er wusste, dass er den nächsten Kampf nicht überleben würde. So machte er sich auf und davon. Die Vampire steckten ihre Waffen weg und rannten auf Lisk zu. Den hatten seine letzten Kraftreserven verlassen und er fiel leblos zu Boden. Alira hörte, wie sich ihre Freunde einiges zuflüsterten, dann packte sich jeder einen Arm und sie verschwanden mit ihm im Dunkel des Waldes. Erst nach einiger Zeit nahm Rowen seine Hand vor ihrem Mund weg. Sie drehte sich zu ihm um, schlang ihre Arme um seinen Hals und presste sich an ihn. „Das ist so ungerecht.“, schluchzte sie. Auch Rowen sah fertig aus. Es war Garan gewesen, der wahrscheinlich ebenfalls auf der Suche nach ihm gewesen war. Fast wäre er selber los gesprungen und hätte versucht, seinem besten Freund zu helfen, doch dann wäre ihre Tarnung aufgeflogen. Man durfte sie einfach nicht zusammen erwischen. Er legte seine Arme um sie und legte seinen Kopf auf ihre Schulter. „Aber wir hätten nichts tun dürfen.“, sagte er wehmütig und beide hofften, dass es ihren Freunden bald wieder gut gehen würde. Alira schluchzte immer noch. Sie hörte erst auf, als sie in seinen Armen eingeschlafen war. Sanft strich er über ihr Haar. Dann nahm er sie und sprang den Baum hinab. Er verfolgte die Spur der Vampire, die durch die Bluttropfen gut zu erkennen war und gelangte nach einiger Zeit auf einer weitläufigen Fläche an. Es erhob sich ein Hügel, auf dem ein herrschaftliches Anwesen stand. Rowen kniete sich hin. „Alira, wach auf. Du bist zu Hause.“, sagte er sanft. Sie rührte sich und schlug die Augen wieder auf. Erst blinzelte sie, dann erkannte sie, wo sie waren. „Rowen... du musst hier weg. Es ist zu gefährlich. Wenn sie uns sehen...“ Alira war aufgesprungen; ihr Gesicht war sorgenvoll. Rowen richtete sich auf. „Dann mach schnell, dass du rein kommst. Ich wünsche dir einen angenehmen Schlaf.“ Sie küssten sich, dann machte Alira sich auf den Weg. Als sie zurück sah, stand Rowen immer noch da und sah ihr nach. Dann betrat sie das Gebäude.

Augenblicklich waren alle Blicke auf sie gerichtet. Einen kurzen Moment herrschte Stille, dann kamen sie auf sie zugestürzt. „Wo bist du gewesen? Ist dir was passiert? Wo kommst du her? Bist du verletzt?“, stürmten die Jäger auf sie ein. „Nein, mir geht es gut. Ich.... ich war nur zu lange unterwegs und dann wurde ich von den Sonnenstrahlen überrascht. Ich musste mich in einer Höhle verstecken.“ Eine Jägerin sah sie wütend an. „Weißt du was? Nur wegen dir, sind wir diese Nacht alle ausgeschwärmt. Und nur wegen dir wurde Lisk so schwer verwundet. Er wurde von einem Werwolf angegriffen. Wärest du doch nur von einem Werwolf gefressen worden, dann hätten wir alle weniger Sorgen.“ Alira sah sie entsetzt an, dann schaute sie in die verschlossenen Gesichter der anderen. Sie wandten sich von ihr ab und verzogen sich. Betreten senkte Alira den Kopf. Wegen einer Nacht hatte sie alle ihre Freunde verloren. Niedergeschlagen ging sie einen Korridor entlang. Zögernd blieb sie vor einer Tür stehen. Schließlich gab sie sich einen Ruck und trat in das Zimmer. Schweren Herzens trat sie an das Bett und sank auf die Knie, als sie die dicken Verbände sah, die seine tiefen Wunden verdeckten. Seine Augen waren geschlossen und sein Atem ging rasselnd. „Es... tut mir so leid, Lisk. Ich habe das alles nicht gewollt.“ Sie legte ihre Hand auf seine. Sie war kalt und ein wenig getrocknetes Blut klebte noch an ihr. „Ich... wenn ich das geahnt hätte... ich hätte doch nie im Leben....“, Alira versagte die Stimme. Sie wusste nicht mehr, was sie sagen sollte. Nur sie fühlte sich immer noch so unglaublich schuldig. Jetzt lag es an ihr, ihre Schuld wenigstens etwas abzutragen. So blieb sie die ganze Zeit über bei Lisk und kümmerte sich um ihn. Zwischendurch schlief sie immer wieder kurz ein. In der nächsten Nacht wechselte sie seine Verbände. Alira war gerade damit fertig, als die Tür aufging. „Alira, es geht dir gut. Ich hatte mir schon solche Sorgen gemacht.“ Lex umarmte sie, wurde aber sogleich von ihr weg gestoßen. „Du.... wage es ja nicht, mich anzufassen.“, drohte sie ihm und funkelte ihn wütend an. Lex Blick wurde wieder kalt. „Ganz die Alte, hm?“, presste er zwischen den Zähnen hindurch. „Was machst du wieder hier?“, sagte sie verächtlich. „Die Verhandlungen sind zu ende. Deine Eltern sind auch wieder da. Du solltest zu ihnen gehen. Auch sie haben sich große Sorgen um dich gemacht, als sie dein Verschwinden erfuhren.“ Wütend über sein Auftauchen, sprang Alira auf und machte sich auf den Weg, um ihre Eltern zu suchen. Sie fand sie in der Haupthalle. Ihre Eltern umarmten sie. „Es ist dir nichts passiert. Das ist schön.“, sagte ihr Vater. Alira senkte den Kopf. Sie spürte die Blicke einiger Jäger auf ihrem Rücken. „Nein, mir nicht. Aber Lisk ist schwer verwundet. Auf der Suche nach mir, wurde er von einem Werwolf angegriffen.“ Ihre Eltern sahen sie verständnisvoll an.



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