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Nightdancer

- Killerin aus Liebe I -
von

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The Story begins - the early day of corps

Ich weiß nicht warum ich warte...

Ich weiß nur, dass ich auf Dich warte...

Eines Tages wirst du mich finden!
 

Kapitel 1: The Story begins - the early day of corps
 

Die aufgegangene Morgensonne tauchte die Metropole Japans in ein strahlendes, warmes Licht. Die reflektierenden Strahlen des glühenden Himmelskörpers trafen auf die unzähligen Stahlkolosse der riesigen Wolkenkratzer und gaben Lichtspiele als tanzendes Kaleidoskop wider.

Nippon - Das Land der aufgehenden Sonne auch Japan genannt, wohl der Anfang von allem Schönem. Für mich war es der banale Anfang eines neuen Tages: Voller Aufregung, Ärger und… einem Weckruf um 8 Uhr morgens.
 

Ich stieß einen wüsten Fluch aus als ich mich aus dem überladenen Bus an der Hauptkreuzung von Shibuya zwängte und versuchte mich in die dichte Masse der Frühgänger am morgen einzureihen. Kein Wunder das ich sonst nie vor halb 11 aus dem Haus ging, diese Stoßzeiten in der japanischen Hauptstadt waren ätzend und kamen einem Nervenzusammenbruch gleich.

„Diesen Typen werde ich kriegen und wenn ich dafür ganz Tokyo ins Polizeipräsidium laden muss!" Murrte ich bitterböse vor mich hin während ich meine Handtasche zurecht rückte die drohte mir von der Schulter zu rutschen.

Mein selbst aufgelegter Schwur galt dem Drecksack der es gewagt hatte eine Leiche in einem Gebüsch des Hibya-Parks zu hinterlegen und nicht denkend an die Konsequenzen, dass die Früh-Jogger diesen gräulichen Fund bald entdecken würden.

Mir war es gleich welches Motiv der Täter gehabt hatte aber diese Rücksichtslosigkeit war nicht zu überbieten. Hätte dieser Blödmann seine Tat nicht auf einer einsamen Lichtung gegen Mittagszeit erledigen können? - Dann wäre der Leichnam bald darauf gefunden und ich herbeordert worden, jedoch diesmal nicht um 8 Uhr morgens! Verfluchte Gelegenheitsmörder!!

Mein Schlafdefizit in den letzten Tagen war sowieso miserabel. Dank einem überraschenden Auftrag gegen halb 2 nachts war ich erst in den frühen Morgenstunden wieder in mein weiches Bett gekrochen und kaum, so schien es mir, hatte ich die Augen geschlossen durchbrach auch schon der laute Klingelton meines Handys die selige Ruhe. Ein Grund mehr dieses verflixte Mobilteil vor dem Schlafengehen auszuschalten.

Mein erster Impuls war den Gerichtsmediziner Dr. Seno durch das Telefon zu erwürgen. Doch ersteres, hätte ich schlecht zustande gebracht und zweiteres konnte der zuständige Kriminalarzt auch nichts dafür, dass es so ein Irrer wieder mal für lustig befunden hatte einem Anderen das Licht auszuknipsen.

Nun war ich mit unbeholfenen, wenn auch schnellen Schritten auf dem Weg zur Pathologie wo ich mir in aller Frühe den Anblick eines niedergeschlagenen Mannes antun konnte.

„Sauberer Schädelbruch.” Hatte mir Dr. Seno durch den Apparat erläutert:„ Der Mörder scheint ganze Arbeit geleistet zu haben. Wahrscheinlich eine äußerst solide Metallstange.”

Tja, und dieses Prachtteil von einem Beweisstück fehlte natürlich am Tatort.

Weitere gut gemeinte Hinweise des Herrn Dr. hatte ich überhaupt nicht mehr mitgekriegt so verschlafen war ich noch gewesen. Eilig hatte ich mich mit hochgesteckten Haaren unter die Dusche gestellt um mich dann im zusammenpacken meiner Handtasche rasch anzuziehen. Mein Frühstück an diesem wundervollen Tag bestand aus zwei Aspirinen; langsam lachten sich die Migräneenzyme in meinem Kopf nur darüber kaputt.

*Noch nicht mal Zeit für einen Cappuccino hatte ich.* Ging es mir nun selbstmitleidig durch den Kopf als ich mit eiligen Bewegungen die letzte Schnellstraße überquerte und endlich vor dem großen Backsteingebäude ankam.

Langsam wurde es Zeit das mein Auto wieder aus der Werkstadt kam, noch einmal den Trubel der Rush-Hour würde ich mir nicht antun.
 

Kaum hatte ich die weite Flügeltür des Inneren Eingangs hinter mir zufallen lassen kam mir auf dem weißen Gang ein bekanntes Gesicht entgegen:

Konnnichi-wa Angel! Hab ich den Weltuntergang verpasst oder was machst du hier in aller Herrgottsfrühe?”

„Vorsicht Dave, mit mir ist heut nicht gut spaßen!” Ein mahnender Blick von ihm durchbohrte seine braunen Augen doch er gab nur ein belustigtes Lächeln vor.

„So früh am Morgen schon so schlechte Laune? - Mach dir nichts draus, auch ich war nicht gerade erpicht darauf um 6 Uhr morgens in den Park gerufen zu werden.”

Auf seine Antwort rollte ich die Augen:,, Warum kann es nicht anständige Kriminelle geben die wenigstens soviel Courage vor den Ermittlern ihres Landes besitzen und erst nach der Mittagszeit anfangen zu morden?”

Ein herzhaftes Lachen von Dave erfüllte die leeren Gänge der Etage. Er schüttelte amüsiert den Kopf und fuhr sich durch sein wirres dunkelblondes Haar.

„Meine Güte! Du gibst dich aber mit wenigen Forderungen zufrieden. Mir wäre es lieber, diese Typen würden ganz aus der Welt verschwinden.”

„Nein, das ehrlich gesagt nicht. Sonst wärst du arbeitslos und ich müsste als adrett gekleidetes Blondchen in irgendeinem hochmodernen Büro arbeiten und meinem Chef den Hintern küssen.”

„Das würde ich zu gerne sehen.”

„Was? Das adrett gekleidete Blondchen??”

Er grinste breit:„Das auch aber noch viel mehr den geküssten Hintern deines Chefs. Wobei, ich eher denke das du ihm einen Tritt in den Allerwertesten versetzen würdest.”

„Wäre auch ein guter Ansatz.” Gab ich um einiges stimmungsgeladener als vor wenigen Minuten zurück und strich mein langes, blondes Haar nach hinten.

„Ist Seno im 1. Pathologiesaal?”

Von Dave kam ein Kopfschütteln:,, Nein, der Doktor hat sich im zweiten Raum einquartiert.”

„Wieso das?”

„Im Anderen liegt noch die vermoderte Leiche des Kerls von letzter Woche.”

Ich verzog das Gesicht:„Na, lecker! War das nicht der Kerl der über 3 Wochen im offenen Wald rum lag?”

Ein nicken war die Antwort:„Richtig. Eklige Angelegenheit. Der Bursche war so verwest das man kaum was erkennen konnte. Ein Auge hat ihm zu allem Überfluss auch noch gefehlt, hat ihm wohl irgendeine Krähe rausgepickt.”

„Musst du mir so was erzählen wenn ich noch nichts intus hab?” Murrte ich nun da sich allein bei der Vorstellung ein leichtes Druckgefühl in meinem Magen ansammelte. Ich wusste nicht woran es lag aber mit vollem Magen waren für mich solche Geschichten leichter zu ertragen als nüchtern.

„Du hast doch damit angefangen, Angel.” Beleidigt verzog er den Mund sodass ich leicht lächelte.,, Ich weiß, sei nachsichtig mit mir. In 2-4 Stunden bin ich vollkommen wach und resistent.”

Ich klopfte ihm aufmunternd auf die rechte Schulter:„Dann werde ich mich endlich zum Doktorchen begeben. Sonst denkt er noch, mich hätte vor lauter Müdigkeit ein Auto erwischt.”

„Wie ich schon sagte, Saal 2. Aber der Bursche sieht auch nicht grad besser aus, sauber niedergeschlagen.”

„Hab ich schon gehört. Die Schädeldecke ist geteilt?”

„Sauber… Kein schöner Anblick.”

„Was sein muss, muss eben sein.” Zwinkernd gab ich ihm einen Klaps auf den Rücken und setzte mit entschlossenen Schritten meinen Weg fort.

„Hey, Angel!”

Ich drehte mich auf seinen Ruf nicht um, sondern verlangte nur:„Rede!”

„Fuma ist auch schon da. Er wartet schon ganz ungeduldig auf dich.”

„Na super!” Seufzte ich und konnte von Glück sagen das er mein genervte Mimik nicht sah…
 

Dave Ralston war ein guter, langjähriger Freund von mir.

Ich kannte ihn schon einige Jahre, solange wie ich mir auch schon einen Namen bei der hiesigen Polizei, gemacht hatte. Er war ein junger Gerichtsmediziner der als Assistent meist Dr. Seno unter die Arme griff. Ich mochte den 25-jährigen Amerikaner der sich in diesem asiatischen Land eine eigene Existenz aufgebaut hatte. Er war ein zuvorkommender netter Kerl und erinnerte mich ab und zu an einen lebenslustigen großen Bruder, den ich leider nie gehabt hatte. Seine schlanke Figur, diese makellose Haut und dichtes dunkelblondes Haar machte aus ihm ein männliches Exemplar mit Hinguck-Garantie. Nicht, das ich an ihm interessiert gewesen wäre aber es war schon amüsant zu sehen wie sich Dutzende von Japanerinnen in allen Altersklassen nach ihm umdrehten wenn wir beide, was ab und zu vorkam, durch die Straßen von Tokyo zogen um eine Leiche zu untersuchen.

Bei dem Thema ,Leiche’ glitten meine Gedanken sogleich wieder zurück zu meinem eigentlichen Anliegen, trotzdem vergaß ich nicht Dave’s letzten Ruf.

*Kyusuke ist also mal wieder vor mir da.*

Irgendwie wurmte mich diese Tatsache auch, wenn es kindisch war. Mein Sandkastenkumpel war der Frühaufsteher schlechthin, er konnte schon als lebende Symbolik für alle idiotischen Morgenmenschen auf zwei Beinen durchgehen. Zu gerne hätte ich gewusst was ihn dazu veranlasste jeden verdammten Tag um halb 7 aufzustehen; hatte der Kerl zuviel Freizeit?

Mit einem ausladenden Gähnen kam ich vor der breiten Schwenktür des 2. Leichensaals an und wunderte mich etwas Kyusuke nicht vor zutreffen.

*Na ja, wahrscheinlich ist er schon rein.* Schulterzuckend drückte ich gegen den Eingang des Saals und stellte mich schon mal darauf ein mal wieder eine ekelhaft aussehende Leiche zum Frühstück serviert zu bekommen.

Examinations and disagreement

Hey Leute!

Habe (wie versprochen) hochgeladen und widme dieses Kappi Karme und hoffe gleichzeitig auch, dass ich weitere Leser finden werde aber du reichst mir auch für den Anfang *lach*

Viel Spaß beim lesen!
 

Kapitel 2: Examinations and disagreement
 

Seit jeher verabscheute ich Leichenschauhäuser und Hospitale. Manche Leute fanden, dass zwischen diesen beiden Instituten kein großer Unterschied herrschte. Klar, wer in einem Krankenhaus eingeliefert wurde kam im normal Fall eigentlich wieder raus. In Pathologiesälen kam man als steifes Fischstäbchen rein und so auch wieder raus. Schon traurig das ich mir ausgerechnet einen Job ausgesucht hatte wo nur wenige Menschen hinter die Kulissen sehen konnten.

Jedoch war dieser sterile, fast modrige Geruch für mich die reinste Hölle. Ob ich nun in einem Krankenhausbett lag und dort die weiße Decke über mir anstarrte oder eine ebenso weiße Decke von einem toten Menschen zog und ihn mir besah… Das war im Grunde egal. Beides jagte mir einen Schauer über den Rücken.

Konnnichi-wa, Dr. Seno!” Machte ich mich mit lauter Stimme bemerkbar da der alte Mediziner ganz versunken neben der aufgedeckten Leiche stand.

„Ah, Konnnichi-wa, kleine Angel!” Das faltige Gesicht des Mannes hellte sich auf, seine grauen Augen strahlten freundlich:„Wach und startklar?”

Ein gequältes Lächeln erschien auf meinen Lippen:„Nein, aber wundert Sie das? Es ist noch nicht mal halb 10, um die Zeit schläft jeder vernünftige Mensch noch.”

„Jeder vernünftige Mensch mit zuviel Freizeit.” Erklang nun eine neckische Stimme von rechts und ein großer, schlanker junger Mann betrat durch eine Seitentür den Saal.

Sein Grinsen war provozierend auf mich gerichtet:„Ich glaube es ja kaum das du es bis hierher geschafft hast ohne von einem Auto erfasst zu werden. - Was ist los? Das letzte Mal als du so früh aufgestanden bist liefst du Gefahr samstags morgens deine Lieblingssendung im Fernsehen zu verpassen.”

„Schweig oder stirb!” Knurrte ich böse zurück und wandte mich mit unbeteiligtem Blick ab. Wieso musste mich Kyusuke immer reizen??

„Wie ist die Lage, Doktorchen?” Wandte ich mich nun wieder fachmännisch an Seno, da ich keine Lust hatte mit meinem Kumpel in der Leichenschauhalle zu streiten.

„Der Mörder, wer immer es auch war, hat saubere Arbeit geleistet. So eine treffsichere Schädelspaltung habe ich schon lange nicht mehr gesehnen.” Sprach nun Dr. Seno fachmännisch während ich nur einen kurzen Blick auf die aufgebahrte Leiche vor mir warf und ein paar sterile Gummihandschuhe überzog die mir der Mediziner reichte.

„Er war also sofort tot?” Hackte ich nun sicherheitshalber nach und zurück kam ein nicken.,, Korrekt, der Todeszeitpunkt…

„Hey, hey…!” Tadelns schnalzte ich mit der Zunge und unterbrach meinen alten Bekannten damit.„Wollen Sie mir den Spaß verderben wenn Sie mich schon am frühen Morgen wecken?”

Dr. Seno lächelte amüsiert auf:„Na gut, Angel.”

„Sehr nett, Danke!” Über alle Maßen zufrieden wandte ich mich der sauber desinfizierten Leiche zu und betastete mit meinen behandschuhten Händen die gerade Spaltung an der Schädeldecke und eine Platzwunde an der Schläfe.

„Offenbar hat dieser Typ nicht gleich getroffen.” Wisperte ich leise und mehr zu mir selbst als zu dem Mediziner.

*Auf jeden Fall war der arme Kerl sofort tot. Der hat sicherlich keine Sternchen mehr gesehen.* Ich betastete mit fachmännischen Griffen seinen Kiefer und warf einen prüfenden Blick auf den frei gedeckten Oberkörper.

„Ganz simpler Fall von Muskelerstarrung nach dem anhäufen von Metaboliten… Einheitsmord. Die Blutzirkulation hat einfach aufgehört; ist ja auch kein Wunder. Bei dem Schlag auf den Schädel spürt man hinterher gar nichts mehr. Wenn ich mir den halbstarren Kiefer so ansehe und die Anordnung der Leichenflecke wurde der Kerl gegen 3 Uhr morgens erschlagen.” Während diese Erklärung zielsicher aus meinem Mund kam streifte ich mir die Gummihandschuhe ab und schritt zu einem kleinen Waschbecken an der gegenüberliegenden Wand hinüber.

„Lange kann der Kerl nicht im Gras gelegen haben.”

Auf mein Kommentar blitzten Senos Augen auf:„Ach ja? Erklär mir wie du darauf kommst, kleine Angel.”

„Kyusuke?”

Meine bittende Frage zur Ablösung fruchtete sofort und von meinem cleveren Kumpel kam:„Klar wie Kloßbrühe; sieht doch jeder! Gestern Nacht hat es wie aus Kübeln gegossen, der Schauer hat sich erst gegen halb 4 morgens verzogen. Das platt gedrückte Gras am Tatort des Opfers war aber komischerweise trocken. Um die Leiche herum jedoch war alles nass und aufgeweicht. Ist doch komisch, oder?”

„Euch beiden kann man eben nichts vormachen.” Dr. Seno nickte anerkennend bevor er einen Stirnrunzelnden Blick auf den toten Mann warf:„Ich frage mich was er um diese Uhrzeit im Park gemacht hat…?”

„Vielleicht ,ein kleines Tête tee aller Ehebruch‘.” Scherzte nun Kyusuke sodass ich ihn mit einem schneidenden Blick bedachte, die Hände unter dem heißen Wasserstrahl wegzog und mir das neben hängende Handtuch griff.

„Denkst du auch mal an was anderes?” Beschwerte ich mich nun brummig sodass er mit den Augen rollte:,, Meistens ist es doch so! Nur, weil du kein Privatleben hast heißt es nicht, dass Andere genauso dumm sind.”

„Halt die Klappe!” Fauchte ich wütend auf:„Kannst du mir mal verklickern, wie seine Herzensdame ihm mit solch einer Kraft eine heruntergeballert hat das ihm das Gehirn raus gequollen ist?!”

„Mäßige deinen Qu argon.”

„Meine Hand mäßigt sich gleich, du Holzkopf!”

„Aggressiver wie heute Morgen kannst du nicht mehr sein, hm?”

„Jetzt mal im ernst…” Ging nun Dr. Seno mit erhobenen Händen dazwischen und sah uns beide strafend an.

Kyusuke seufzte schwer:„Im Ernst, hätte es auch so sein können. Frauen entwickeln manchmal enorme Kräfte wenn sie zu Furien werden.”

Meine linke Augenbraue zuckte heftig, doch der alte Mediziner sah mich mahnend an sodass ich ein Kommentar herunterschluckte.

„Außerdem könnte es genauso gut sein, dass ihr Ehemann die beiden verfolgt hat und dann in einem günstigen Moment die Chance ergriffen hat um seinen Rivalen Schach matt zu setzen.” Beendete nun Kyusuke seine Ausführungen.

„Hör dir doch mal selbst zu!” Ermahnte ich nun und stemmte eine Hand in die Hüfte:„Woher willst du wissen das diese ominöse Frau verheiratet war? Und selbst wenn diese ganze komische Theorie wahr ist: Wieso wurde dann die Metallstange nicht am Tatort gefunden?”

„Die hat der Mörder natürlich mitgenommen.”

„Und seine Frau?”

„Die hat er auch mitgenommen.”

„Sehr interessant. Steht die jetzt wieder friedlich am Herd?”

„Nein, die hat er auch beseitigt.”

„WAS?!”

Erschrocken sah ich ihn an, Kyusuke grinste zufrieden:„War nur en’ Spaß. Aber es hätte so sein können.”

*Quatschkopf!* Schwer seufzte ich auf und wandte mich Kopfschüttelnd wieder an Seno:„Übermitteln Sie mir mal die Daten, Doktorchen.”

„Oh… - Ja, weißt du…” Kam es von ihm lang und gedehnt sodass ich fragend die Brauen hochzog:„Ja…?

Angel, das ist so…”

„Stammeln Sie hier nicht so rum. Sagen Sie mir einfach die wichtigsten Daten. Sie wissen schon: Namen, Wohnort, Beruf… - All diesen Schnickschnack eben.”

Dr. Senos Mimik wurde ein wenig nervös:„Hör mal, bevor du kamst war Kommissar Kuroba hier.”

„Und?” Ich verstand nicht so ganz wo das Problem lag. Mit Herrn Kuroba hatte ich doch schon oft gemeinsam ermittelt.

„Herr Kuroba kam nicht nur um sich die Leiche anzusehen sondern auch um mir vom seinem Chef eine Anweisung zu geben.”

„Vom Inspektor? Was hat er denn zu sagen gehabt?”

„Nun ja…” Zog nun wieder der Mediziner seinen Satz unendlich lang und tauschte mit Kyusuke einen beunruhigenden Blickkontakt:„Inspektor Todai meinte, es wäre besser…” Er stockte abermals.

Ich verschränkte ungeduldig die Arme vor der Brust:„Was denn nun?”

Seno holte tief Luft und sprudelte nun hastig:„Er meinte, es wäre besser wenn du dich in nächster Zeit in die Fälle, in seinem Einsatzgebiet, nicht einmischst.”

Einige Sekunden herrschte vollkommene Stille. Ich sah meinen alten Bekannten aus großen, überraschten Augen an und erwartete halb, dass er zu Lachen anfing und mir bestätigte das alles nur ein Scherz war. Doch es lachte keiner, stattdessen traf mich ein nervöser Blick. Sogar mein alter Kumpel bedachte mich nur ernst. Schließlich wurde mir das Ausmaß des Satzes klar…

„DAS KANN ER DOCH NICHT MACHEN!!”
 

Eine kurze Viertelstunde später saß ich wütender, als ein hoch sprudelnder Vulkan vorm Ausbruch, in Kyusukes Auto auf dem Beifahrersitz und nippte aufgekratzt an meinem Cappuccino, den mir mein alter Kumpel netterweise besorgt hatte:

„Was fällt Todai eigentlich ein mich von meinen Tätigkeiten zu suspendieren?”

„Es ist doch keine Suspension.” Versuchte mich nun Kyusuke ruhig zu stimmen während er den Blinker an der nächsten Kreuzung nach rechts setzte.

„Ach ja? Was dann?!”

„Auch, wenn du mich erschlägst. Du hast es verdient. Die Sache die du dir letzten Dienstag geleistet hast war so was von verblödet.”

„Fangen wir schon wieder damit an. Meine Güte! Ich konnte doch nichts dafür.”

Meine Finger schlossen sich vor Anspannung fester um den Pappbecher des Cappuccinos.„Was hätte ich denn deiner Meinung nach tun sollen? Dieser blöde Raubmörder ist wie ein Wiesel durch die aufgereihten Beamten geschlüpft und hat sich dann in einen gut, am Bordstein, geparkten Streifenwagen gesetzt. Die Döddel von der Kripo waren auch noch so schlau und haben den Schlüssel stecken lasen…! Ist ja klar das der ne’ krasse Fluchtfahrt hingelegt hat.”

Kyusukes Mundwinkel zuckten hämisch hoch:„Die Aufholjagd in deinem Auto mit dir am Steuer war auch voll krass, meine Liebe!”

„Ja, verdammt! Ich geb’s ja zu: Ich war etwas über 80 km/h drüber. Sollte der Kerl etwa entkommen?”

„NEIN! Aber es wäre wirklich nicht nötig gewesen über eine dicht befahrene Kreuzung inmitten der Shoppingmeile zu fahren und das über 200 Sachen! Nebenbei die 2 Verkehrsschilder die du umgenietet hast, die Baustelle die du nicht übersehen hast und trotzdem rein gefahren bist, gefolgt von der Einbahnstraße die danach ein einziges Schlachtfeld war als du in die Vorgärten ausgewichen bist um nicht mit den entgegenkommenden Fahrzeugen zusammenzustoßen!!”

„Ich bin diesem Mistkerl nur hinterhergefahren! Ohne mich säße der Kerl heute in irgendeiner Spelunke und würde die 50 Millionen Yen seines Raubes in aller Ruhe zählen. Die Verkehrschilder kann man wieder aufbauen, die Baustelle war sowieso gerade eben erst eröffnet und die Vorgärten waren alle leer. Du benimmst dich fast so als hätte ich ein 4-jähriges Kind überfahren!”

„In der Tat. Es war nur ein 4-jähriger Gartenzwerg dabei.” Witzelte er nun mit freudloser Miene und schaltete mit brutalem Griff einen Gang höher.

„Schließlich hab ich Niemanden gerammt oder so…” Murmelte ich nun noch als Verteidigung und streckte meine Beine auf dem Armaturenbrett aus.

„Du hattest nur Glück... - BEINE RUNTER!!”

Ich fügte mich stillschweigend auf seine Anweisung und verschränkte mit schmollendem Gesicht meine Arme vor der Brust. Mit vernebelten Augen sah ich aus dem Fenster, beobachtete die vorbeiziehenden Läden und Geschäfte.

„Wo fahren wir eigentlich hin?”

„Frühstücken.”

„Ich hab keinen Hunger.”

„Haben dich die 4 Aspirin heute Morgen schon gesättigt?”

„Es waren nur zwei!”

Stille herrschte zwischen uns beiden; leicht angesäuert versuchte jeder seine Emotionen in den Griff zu bekommen. Kyusuke war immer noch sauer wegen dieser Sache von letzter Woche. Abermals hatte ich sein wütendes Gesicht vor Augen als ich mit freudestrahlender Miene den überwältigen Raubmörder am Kragen gepackt und die draufkommenden Beamten ihn endlich abgeführt hatten. Mein schönes Auto war nach dieser Aktion ein einziger Schrammen- und Dellenhaufen gewesen aber das Geschrei meines Kumpels, das wohl noch 3 Straßen weiter zu hören gewesen war, hatte mich von diesem Desaster total abgelenkt.

*Es war eben eine Kurzschlussreaktion gewesen.* Schoss es mir nun wieder durch den Kopf. *Ich lasse keinen Gangster so einfach laufen!*

„Trotzdem ist es nicht fair von Todai.” Wandte ich nun wieder ein sodass ein tiefes Seufzen von Kyusuke kam:„Kannst du denn seine Sorge nicht wenigstens ein bisschen begreifen? Immer musst du alles im Alleingang regeln.”

„Das kann ich eben am besten.” Murrte ich nun sodass er die Brauen zusammenzog:,, Wirst du denn nie lernen dich auch auf Andere zu verlassen?”

„Wenn man sich auf Andere verlässt, ist man verlassen.” Klärte ich ihn nun mit monotoner Stimme auf gerade als er an einer roten Ampel zum stehen kam.

„Typisch…” Kyusukes Augen blitzen auf:„Typisch für dich, my Angel.”

Einer Backpfeife gleich kamen die letzten zwei Worte von ihm in meinem Gehör an. Zornig biss ich die Zähne zusammen:„NENN MICH NICHT SO!!”

Mein Schrei ließ ihn leicht zusammenzucken, mit so einer Reaktion hatte er nicht gerechnet.

Ehe ich noch etwas sagen oder tun konnte was ich später nur wieder bereuen würde riss ich die Beifahrertür auf, schlug diese hinter mir zu und setzte meinen Weg auf dem überladenen Gehsteig fort.

„Suzuna! Hey… Suzu! Jetzt warte doch…!”

Die reuevolle Stimme von meinem Kindergartenkameraden drang an mein Gehör, jedoch ließ ich sie an mir abprallen wie Wellen die gegen eine Brandung schlugen.

Wenigstens behielt ich so einen würdevollen Abgang…

Visit in the police headquarters

Endlich habe ich es geschafft dieses Kappi freizuschalten nachdem es Animexx über 3x abgewiesen hat (Verflucht sei es!!).

Dieses Kappi widme ich Karma und yanchunsan. - Sorry, dass ihr warten musstet aber ich konnte ja nichts dafür *verbeug*
 

Kapitel 3: Visit in the police headquarters
 

Kaum 20 Meter war ich im überfüllten Gedränge der Fußgängerpassage gelaufen, schon tat mir mein überstürzter Abgang leid. Kyusuke konnte ja nun wirklich nichts dafür, dass Inspektor Todai mich von meinen Tätigkeiten, der Tokyoter Polizei zu helfen, entband. Vielleicht hatte ich es wirklich verdient, nach der Überschreitung von mindestens 10 Verkehrsregeln. Aber, hätte mir die da Polizei nicht auch meinen Fahrschein für ein paar Wochen abnehmen können anstatt meinen Job auf Eis zu legen? - Zwar betrieb ich, nicht gerade erfolglos, eine Detektei im Stadtbezirk Shinjuku, jedoch war es besser bei der hiesigen Kripo immer ein Ohr an die Tür zu halten um sich Nebenverdienste zu leisten.

*Was denkt sich Todai eigentlich? Ich verdiene in diesem Metier meine Brötchen. Will der mich bankrott treiben??* Gerade als mir dies wütend durch den Kopf schoss kam mir eine Bäckerei ins Auge, an dessen Verkaufstand ich mir gleich einen zweifachen Cappuccino holte, bevor ich mit schnellen Schritten weiterging.

*Nun ja… Kyusuke hat auch nicht ganz unrecht.* Langsam schlürfte ich an dem aufgebrühten Heißgetränk. *Das mit der Aufholjagd hätte mir auch 2 Monate Krankenhaus einbringen können wenn ich mich überschlagen oder mit einem anderen Fahrzeug zusammengeprallt wäre.* Wahrscheinlich hatte ich es allein meinem Instinkt zu verdanken das mir nichts ernstliches passiert war. In solchen Situationen setzte mein scharfer Verstand aus und alleinige Reflexe brachten mich dazu zu überleben. *Einmal im Blut, immer im Blut.* Dachte ich nun mit wehmütigen Augen bevor wieder etwas Wut in mir hochkam als ich an Kyusukes Spitze dachte. *My Angel.* In meinem Geiste klang dieses Kosewort hämisch und falsch... Wieso nannte er mich nur so?

Dank meiner lockigen blonden Haarmähne hatte mir Dr. Seno eines Tages den Beinamen ,Angel’ gegeben. Damals hatte ich nur amüsiert gelächelt und gedacht, dass er dies bald wieder vergessen würde. Jedoch war diese Bezeichnung, gegenüber meiner Person, unter den zuständigen Polizisten und Beamten herumgegangen wie eine Grippeepidemie. Plötzlich nannte mich keiner mehr beim Vor- oder Nachnamen und ehe ich etwas dagegen unternehmen konnte stand ich schon als ,scharfsinnige Angel’ in der neuen Ausgabe der hiesigen Tageszeitung. Dieses Deckmäntelchen unter dem ich nun meine Fälle klärte und Aufträge entgegennahm war lächerlich, aber... Was sollte ich tun? Selbst, meine Klienten redeten mich schon mit ,Frau Angel’ oder ,Mrs. Angel’ an. Es war zum aus der Haut fahren!

*Wenn Sie nur wüssten wie sehr dieser Name nicht zu mir passt.* Mein Lächeln wurde halb säuerlich als ich mir einen großen Schluck Cappuccino genehmigte und mit den anderen Passanten über eine Kreuzung lief. *Ein Engel… - Wie schrecklich ausgerechnet mir so eine reine Bürde aufzuhalsen.* Ich reckte mein müdes Gesicht gen Sonne und wusste auf einmal selbst nicht mehr so genau wieso es mich so verletzte wenn Kyusuke diesen Kosenamen benutzte. Vielleicht,

da ich nicht wollte das er mich auf so ein hohes Podium stellte...

Aber ich wusste, dass es dies nicht war. Nein, es lag nur an dieser einen, kleinen, verflixten Vorsilbe ,my’…

„i]My…” Wisperte ich leise, so leise das es keiner hörte. Ich entleerte den letzten Rest aus meinem Cappuccinobehälter und warf diesen in die nächste, am Straßenrand stehende, Mülltonne.

My Angel.” Meine Augen füllten sich leicht mit Tränen. *Mein Engel.*

Ein tiefer Atemzug entrang sich mir, während ich mir unbeteiligt über die nassen Lider wischte.

„Ich wäre gern dein Engel.”

Die sentimentalen Gedanken rasch beiseite schiebend richtete ich meinen Blick entschlossen nach vorne.

Noch knappe 3 Minuten und ich würde am Polizeipräsidium ankommen.
 

Die automatisch wegschwenkenden Glastüren machten mir den Weg frei als ich in die unterste Etage trat und 3 Fahrstühle auf der rechten Seite ansteuerte:

„Morgen Suzuna!” Grüßte mich der Wachmann, der wie immer hinter dem Tresen saß und die Morgenzeitung durchblätterte.

„Schönen guten Morgen, Enzo.” Mit sichtlich fröhlicherer Miene als vor wenigen Minuten trat ich heran und beugte mich mit neckischen Augen über die Steinplatte:„Na? Wie war der 20-jährige Hochzeitstag mit deiner Frau?”

„Oh, einfach fabelhaft! Das italienische Restaurant was du mir empfohlen hast hat ihr sehr gut gefallen, ebenso die Brosche.”

„Hab ich doch gesagt, das ihr ein Kostüm-Anstecker gefällt. Sie arbeitet schließlich in einer Kanzlei.”

Enzo grinste verlegen. “Izumi hat gleich durchschaut das ich dich um Rat gefragt habe.”

„Ach ja?” Ich blinzelte erstaunt auf, bevor ich gleichmütig mit den Schultern zuckte:„Was soll’s. Sie ist ja nicht umsonst im Strafrecht tätig.”

„Was hast du hier eigentlich zu suchen, Suzuna?” Fragte er nun sodass sich meine Stirn zerfinsterte: “Ich bin hier um Todai den Marsch zu blasen.”

„Oh… - Da wird sich der Inspektor aber freuen. Am besten, ich warne ihn schon mal vor.”

Er machte Anstalten zum Telefon zu greifen um oben Bescheid zu sagen doch ich bedachte ihn mit einem durchdringenden Blick:„Du willst mir doch nicht den Spaß verderben, oder Enzo?”

Aufgrund meiner blitzenden blauen Augen überlief den 45 jährigen Wachmann ein eisiger Schauer:„N-Nein.”

„Sehr schön. Dann sehen wir uns nachher.” Mit zuckersüßer Miene stieß ich mich von der Tresenplatte ab und rauschte hinüber zu den Fahrstühlen dessen Tür sich gerade von einem öffnete.

Konnnichi-wa Madoka!” Begrüßte ich die Sekretärin von Todai die verdutzt stehen blieb und mich wie das 8. Weltwunder ansah.

„Suzuna? Was machst du…”

„Keine Zeit zum reden. Wir sehen uns nachher bestimmt noch.” Mit einem viel zu ausgelassenen Winken drückte ich auf den Knopf für die 5 Etage und die Fahrstuhltür schloss sich vor der stehenden 28-jährigen Frau.

Madoka schritt nun mit der morgendlichen Post zu Enzo und legte den Packen Briefe auf seinem Tresen ab.

„Wieso ist Suzuna hier? Ich dachte, sie wäre…”

„Vorzeitig suspendiert?” Fiel ihr der Wachmann ins Wort, bevor er eine freudlose Miene zog:„Genau das scheint ihr nicht sonderlich zu gefallen.”

„Verstehe. Deswegen auch ihre zuckersüße Miene.”

Enzo rang die Hände:„Der Inspektor hat es doch sicherlich nur gut mit ihr gemeint.”

„Gerade deswegen. Suzuna hasst nichts mehr.” Madoka verkreuzte seufzend die Arme vor der Brust:„Das kann ja heiter werden! Ich nehm’ mir meine Vormittagspause am besten jetzt schon, da oben wird gleich der reinste Orkan herrschen.”

Die Augen des Wachmanns glitten wieder zum Telefonapparat:„Sollen wir Todai anrufen und ihn vor der nahe kommenden Sturmflut warnen?”

„Nein! Schließlich wollen wir Suzu nicht den Spaß verderben!”

Auf das kichernde Kommentar seiner Kollegin zog Enzo die Brauen hoch:„Ihr Frauen seit doch alle gleich.”

„Oh nein, mein Lieber! Suzuna ist einzigartig und außerdem, wird der werte Herr Inspektor nicht mit einer Sturmflut konfrontiert werden sondern mit einem lodernden Flächenbrand. Da würde ich zu gerne Mäuschen spielen…”
 

Mäuschen spielen brauchte kein Beamter der oben in der 5 Etage im Vorzimmer des riesigen Büros saß, denn meine Stimme drang ohne Probleme durch die verglaste Tür des hinteren Raumes dessen Reich Todai gehörte:

„Was habe ich Ihnen eigentlich getan, Herr Inspektor das sie mir den Teppich unter den Füßen wegziehen?” Fauchte ich außer mir und schüttelte meine Haare nach hinten:„Ich dachte, ich spinne als mir Seno erzählt hat, dass er mir nichts über die Leiche sagen darf. Aber gut genug, um mich um 8 Uhr morgens zur Pathologie zu beordern bin ich, wie?!”

„Falls es dich beruhigt: Ich habe Dr. Seno nicht darum gebeten dich kommen zu lassen.” Sprach nun Todai der im ruhigen Ton an seinem Schreibtisch saß und an seiner, eben angesteckten, Zigarette zog. Der 50-jährige, für die Verhältnisse, groß gewachsene Japaner hatte kurzes schwarzes Haar und hervorstechende dunkelbraune Augen, die sowohl herzlich leuchten, als einem auch einen Schauer über den Rücken jagen lassen konnten.

„Hör zu, Suzuna. Du weißt genau, warum du dich für einige Zeit besser nicht mehr bei mir blicken lassen solltest.” Er bedachte mich mit einem langen Blick und ich merkte, dass es ihm ernst war da er meinen echten Namen aussprach und mich nicht ,Angel’ nannte.

„Ich habe mich schon zigmal entschuldigt… Das ist einfach nicht fair! Sie wissen genau, dass ich auf Ihre Mithilfe angewiesen bin. Wie soll ich denn jetzt den Umsatz für die nächsten Wochen gleich bleibend behandeln? Meine Zahlen gehen in den Keller… Wegen Ihnen werde ich arbeitslos!”

„Übertreib nicht immer so. Schließlich stehst du nicht ganz alleine da. Fuma kann dir auch noch helfen, er ist nicht von seinen Tätigkeiten entbunden.”

„WIESO?! WIESO WIRD DIESER BLÖDMANN IMMER BEVORZUGT??” Explodierte ich auf dieses Argument von Todai, doch mein Ausbruch ließ den alten Polizisten vollkommen kalt.

Wie ich es von ihm gewohnt war, blies er nur ruhig den Rauch aus seinen Mund und formte kleine Kreise mit den Lippen die in die Luft stiegen.

„Weil, meine liebe Suzuna, dein Partner es noch nicht für angebracht hielt mit 85 km/h überschreitend durch die Innenstadt zu fahren.”

„Es war ein Notfall.”

„Zwei Verkehrsschilder umzunieten…,”

„Was hätte ich denn machen sollen?”

„…durch eine Baustelle zu brettern…,”

„Herr Inspektor…!”

„… in eine Einbahnstraße rein zufahren und in die Vorgärten auszuweichen…,”

„I-Ich wollte doch nur…”

„… nicht zu vergessen die geschockten Passanten und entgegenkommenden Fahrern. Ist dir eigentlich klar, dass du über 200 Sachen gefahren bist?”

Ich gab ein schwaches Brummeln von mir das sich entfernt wie: „Ja.”, anhörte.

Todais Augen bohrten sich in meine:„Du weißt, dass ich dich gut leiden kann. Du bist nicht auf den Mund gefallen, willenstark und ausdauerfähig um eine hervorragende Polizisten zu werden. Ich werde nie verstehen warum du damals, vor 3 Jahren, nicht mein Angebot angenommen hast, eine Ausbildung in unserer Schule zu machen. Stattdessen, hast du dir dieses heruntergekommene Gebäude in Shinjuku zu Eigen gemacht, um dort deinen Schnüffelbetrieb aufzubauen.”

„Fangen Sie schon wieder damit an?” Ein entnervtes Augenrollen kam von mir, wie immer wenn er dieses Thema ansprach. Es gab einen guten Grund wieso ich nicht den Weg auf die Polizeischule eingeschlagen hatte. Den wahren würde ich keiner Menschenseele nennen dürfen, stattdessen sprach ich nun:„Sie wissen genau, dass ich mich nicht gerne an Regeln anderer halte. Ich mache mir meine Eigenen.”

„Dann sieh auch zu wie du die nächsten Wochen allein klarkommst, Mihikoru!”

Bellte es nun von ihm sodass ich sichtlich zusammenzuckte.

„Jeder in unserer Gesellschaft tanzt nach Regeln an die er sich halten muss. Auch ich kann nicht alles tun was ich will. Weißgott, das würde ich gerne aber es geht nun mal nicht! Entweder, du akzeptierst das und wirst endlich mal erwachsen, wird langsam Zeit, du bist schließlich schon 21 Jahre, oder du suchst dir einen neuen Job!!” Während er mir diese Predigt hielt drückte er seinen Zigarettenstummel im Aschenbecher aus der vor ihm stand.

„Behandeln Sie mich nicht wie ein Kind!” Zischelte ich eisig und ballte um Fassung ringend eine Faust. Ich mochte es nicht, wenn er so mit mir redete.

„Dann benimm dich auch nicht so!” Wies er mich nun zurecht und schlug eine Akte, die vor ihm lag, auf.„Hör dir doch mal selbst zu. Du zeterst hier rum wie eine 5-jährige die man ihrer Lieblingspuppe beraubt hat. Sei lieber froh, dass ich dich nur kurzzeitig aus dem Geschäft ziehe. Jeder andere Inspektor, an meiner Stelle, hätte dir ein Verfahren aufgehalst und deinen Führerschein eingezogen.”

„Dann soll ich mich auch noch bedanken?!” Brodelte ich zornig sodass er es tatsächlich wagte hochtrabend zu lächeln:„Ja, wieso nicht?”

Ehe ich darauf etwas antworten konnte ging die Tür auf und sein Untergesetzter, Kommissar Kuroba, betrat das kleine Büro.

„Wir haben die erste Verdächtige!” Verkündete er stolz und wedelte mit einer Akte in der Luft herum: “Frau Chisato Koga. Derzeitiger Wohnort im 3. Apartmentblock in Haido-Cho.”

„Ah, sehr gut. Dann wollen wir der Dame mal einen Besuch abstatten.” Der Inspektor stand auf um sich sein Sakko, das er sich um die Lehne seines Drehstuhles gelegt hatte, anzuziehen.

Konnnichi-wa Angel!” Wandte sich nun Takuto Kuroba an mich, sodass ich nur den Kopf neigte und fragte: “Etwa die erste Spur zum Fall des nieder geschlagenen Mannes im Hibya-Park, Herr Kommissar?”

„Gut, erkannt. Wir haben seine Ex-Frau ausfindig gemacht, die halbtags in einem kleinen Supermarkt arbeitet. Herr Kouyama und sie haben sich vor 1 Jahr scheiden lassen doch das Verfahren ist noch nicht ganz durch und…”

„Reden sie gefälligst nicht so viel, Kuroba! Sie wissen genau das Angel Sendepause hat!!” Herrschte ihn nun sein Chef an sodass die blaugrauen Augen des 35-jährigen Mannes sich erschrocken weitete:„J-Ja, natürlich, Herr Inspektor. - Entschuldige, Angel.” Wisperte er nun mit zerknirschter Miene sodass ich erbost die Hände in die Hüften stemmte:„Verdammt noch mal! Lassen Sie mich noch einmal dabei sein und ich werde Ihnen zeigen, dass ich keinen Ärger mache!”

„Das wäre ja was ganz Neues.” Höhnisch verzog Todai seine Mundwinkel und trat nun mit drohender Mimik vor mich:„Hör mir gut zu, meine liebe Angel: Du hast 4 Wochen Funkstille…”

Ich schnappte hörbar nach Luft:„4 WOCHEN?!”

„Richtig… - Und ich will keine einzige Einmischung sehen. Wenn ich dich noch einmal im Hauptquartier erwische oder mitkriege wie du bei Dr. Seno, Dave Ralston oder bei meinen vielen anderen Männern versuchst an Informationen zu kommen erhöhe ich die Frist um weitere 4 Wochen. Hast du mich verstanden?”

Feindlich blitzten meine Augen zu ihm hoch:„Fahren Sie zur Hölle!”

„Sehr gerne aber zuerst muss ich jetzt los und mir diese Frau Koga ansehen. Wenn du Fuma triffst kannst du ihm Bescheid sagen, dass er nachkommen kann. Bei der Gelegenheit kannst du dich auch gleich bei ihm entschuldigen, Angel.”

Mit schockierter Mimik sah ich ihm nach, als er nun einfach an mir vorbei, durch die offene Tür ging.

„Hey! Woher wissen Sie…?”

Todai drehte sich mit einem leichten Lächeln zu mir um:„Ich arbeite mit euch beiden Kindsköpfen schon gute 5 Jahre zusammen. So etwas merke ich immer.

Im Übrigen: Wenn du dich abregen willst, kannst du dir meinen Kaffee vom Schreibtisch nehmen, er ist noch ganz frisch.”

Hochlodernde Wut erfasste meinen ganzen Körper als ich diesem affektierten Kerl nachsah. Er hatte doch tatsächlich die Nerven einfach zum Fahrstuhl zu spazieren und sich nicht mal mehr nach mir umzudrehen!

Herr Kuroba zuckte nur entschuldigend mit den Schultern und eilte seinem Vorgesetzten nach; er konnte schließlich nichts für die Entscheidung seines Chefs.

*Na warte, Todai! Das wird dir noch Leid tun!* Schoss es mir kampfbereit durch den Kopf gerade als sich die Tür eines anderen Lifts öffnete und Madoka wieder in die Etage trat.

„Oh, Suzuna! Reg dich nicht auf. Atme tief durch…!” Riet sie mir dann in den Ton einer besorgten Mutter, legte eine Hand beruhigend auf meine Schulter und hielt mir mit der anderen einen Pappbecher mit Cappuccino hin.

„Hab ich dir extra geholt. Für deine Nerven.”

„Vielen Dank, das ist lieb von dir.” Um Fassung ringend nahm ich das geholte Koffeingetränk an mich und lehnte mich gegen den Türrahmen des Büros.

„Wieso tut er das?” Murmelte ich leise während sich die junge Sekretärin wieder an ihren Arbeitsplatz sinken ließ.

„Todai ist eben besorgt um dich. Trag es ihm nach, die Sache von letzter Woche…”

„Um Himmels Willen… JA!”

„Nun schrei nicht gleich so.” Sie strich sich ihren kurzen Pony zurück und fegte mit flinken Fingern über die Computertastatur.

„Versuch lieber nicht den Chef herauszufordern. Er meint es ernst mit seiner Drohung.”

„Ich weiß aber ich meine es auch ernst, wenn ich sage: Es ist mein Bier was ich mache und was nicht!”

“Klar, hab ich mir schon gedacht.” Madoka fuhr mit der Maus über den hell erleuchteten Monitor und drückte wohl auf das Symbol für ,Drucken’ denn nur kurze Zeit später begann die Maschine unter ihrem Schreibtisch zu rattern.

Mit verklärtem Blick nippte ich an meinem Cappuccino und stutzte als meine Bekannte die 10 ausgedruckten Blätter herauszog, sie in eine Mappe tat und diese mir dann hinhielt.

„Hier. Nimm sie und dann geh!”

„Was ist das?”

„Frag nicht so blöd. Dieselben Unterlagen die Todai auf seinem Schreibtisch liegen hat. Du hättest sie sowieso genommen, so fällt es wenigstens nicht gleich auf.”

Mit großen Augen nahm ich die Unterlagen entgegen, die sie mir auffordernd wedelnd hinhielt.

„Aber… Du wirst deinen Job verlieren.”

„Warum? Du hättest sie sowieso irgendwie an dich genommen. Das geht auf deine Kappe und du weißt was auf dem Spiel steht. Wenn du den Fall erfolgreich vor Todai löst, drückt er vielleicht ein Auge zu aber wenn du dich erwischen lässt oder zu langsam bist, sieht es schlecht für dich aus.” Madoka seufzte auf und legte den Kopf schief:„Manchmal erinnerst du mich an eine Pokerspielerin… Alles oder gar Nichts!”

„Das ist eben meine Devise.” Lächelte ich auf und drückte die Informationen wie einen Schatz an meine Brust:„Tausend Dank, Madoka! Du hättest nicht zufällig auch ein Auto für mich…?”

„Ich muss verrückt geworden sein aber, du kannst meinen alten Porsche nehmen.” Sie kramte in ihrer Handtasche die neben ihr, auf der Metallplatte des Schreibtisches, stand:,, Keine Dellen, keine Schrammen und heute Abend um Punkt 20.00 Uhr vorm Präsidium, klar?”

„Klar!” Motiviert nahm ich die Autoschlüssel entgegen.

„Wenn alles glatt geht lad ich dich demnächst zum Sushi Essen ein!” Versprach ich nun sodass sie nur lachte:„Das behalte ich mir aber jetzt beeil dich lieber.

Viel Glück, Angel.”

Determinations on or first

Eigentlich hatte ich nicht vor so schnell wieder was hochzuladen aber da mich Karmalein so lieb darum gebeten hat, konnte ich nicht ,Nein' sagen.

Dieses Kappi ist (mal wieder) für Dich, meine Süße. Hoffentlich gefällt es dir *ganzfesteschlausch*
 

Kapitel 4: Determinations on or first
 

Um die Wahrheit zu sagen, hatte ich keine Ahnung was ich als nächstes tun oder wohin ich nun fahren sollte. Abgesehen davon, das in der Halterung der Armaturanlage ein neu geholter Cappuccino stand und ich den Porsche ins dichte Gedränge der anderen Wagen lenkte.

Der Frühsommer begann in der Hauptstadt Tokyo und wenn ich mich mit dem Datum nicht irrte, was bei mir häufiger vorkam da ich leicht den Überblick verlor, hatten wir heute den 23. Mai.

Ein verstohlenes Lächeln zeichnete sich auf mein ernstes Gesicht als ich einen kurzen Blick auf die Digitaluhr an meinem Handgelenk warf und daran denken musste, dass ich diese zu Weihnachten von Kyusuke bekommen hatte.
 

„Damit du nicht immer vergisst welchen Tag oder Monat wir haben.”
 

Hatte er mich grinsend aufgezogen, sodass ich ihm einen wütenden Klaps auf den Hinterkopf gegeben hatte aber in Wahrheit hatte ich mich gefreut. Er dachte einfach an alles…

An einer Bahnschranke, kam ich kurz vor dem Warnsignal, zum stehen und fischte mir die polizeiliche Akte von Madoka vom Beifahrersitz. Es war gerade mal halb 11 am Morgen und es würde gute 5 Minuten dauern, wenn nicht sogar länger, bis sich die Schranken wieder öffneten.

*Frau Chisato Koga. Seit dem 13.April letzten Jahres wohnt sie also schon in Haido-Cho. Sie hat 3 Tage davor ihren Mann Yoshitsu Kouyama verlassen. Die beiden haben keine Kinder.* Eine tiefe Denkfalte legte sich auf meine Stirn und ich griff, ohne von den Papieren aufzusehen, zu meinem Cappuccino.

*Sie arbeitet halbtags in einem Supermarkt… - Angenommen Sie hätte ihren Mann umgebracht, was war dann das Motiv?* Ich nahm nachdenklich einen Schluck von meinem Heißgetränk.

*Geld? - Kann ich mir nicht vorstellen. Es sei denn ihr Mann hatte eine hohe Lebensversicherung oder Immobilien… auch wären wertvolle materielle Güter ein Hinweis. Nein…* Ich lehnte mich in die weichen Polster des alten Wagens zurück. *Rache! Wie wär’s damit? Hier steht nicht, warum sich die beiden trennten. Vielleicht eine andere Frau oder: Er wurde gewalttätig und misshandelte sie. Hm…*

Ich biss mir, vor mich hindenkend, auf die Lippen und wickelte eine Strähne meines blonden Haares um den Finger. So sah meine Grübelstellung aus; nicht gerade erschreckend jedoch wirksam.

*Ich brauche mehr Informationen. Viel mehr; zu viele Steinchen fehlen noch im Mosaik. Zuerst einmal, muss ich mit Frau Koga reden aber das kann ich nicht solange Todai durch die Gegend gurkt.* Mit einem leichten Seufzen massierte ich mir die Schläfen, Kopfschmerzen meldeten sich wieder an. *Nehmen wir an, er kommt in 15 Minuten in Haido-Cho an. Trifft Herr Kouyamas Exfrau gleich an und befragt sie. 1 Stunde dazu… Nein! Lieber 1 ½ das hieße dann… * Ich warf abermals einen kurzen Blick auf meine Uhr.* Ich kann mich frühestens um viertel nach 12 auf den Weg machen. Na schön!* Ein entschlossenes Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. *Wart’s nur ab Todai! Fordern Sie mich nicht heraus, das kann üble Folgen haben.*

Ich drückte mit flinken Fingern an zwei Schaltern meiner Digitaluhr herum und stellte den Alarm auf 19:00 Uhr heute Abend.

Dann schaltete ich den Regler des Radios an, sofort hallte die positive Stimme eines Reporters durch das Wageninnere:„Und nun, zur Wettervorhersage für heute: Ein, über Westen kommendes, Hoch beschert uns den ganzen Tag Sonnenschein und angenehme Temperaturen um die 23° Grad…!”

Ein detektivisches Lächeln zeichnete sich auf meinem Gesicht ab:„Zeitansage:

Es ist jetzt genau 11:38 am Morgen und bis zur Lösung des Falls bleiben mir exakt 7 Stunden 22 Minuten Zeit. - Pünktlich zur Schließung der letzten Nachrichten, für die neue Tageszeitung, wird mein Bild wieder auf dem Titelblatt prangen. Morgen wird mein Name in aller Munde sein!”

Mit diesem verheißungsvollen Flüstern betätigte ich die Kupplung um zwei Gänge hoch zuschalten, als sich die Bahnschranken mit einem piependen Signal langsam erhoben.

„The time for the fallen angel are come soon!”

Ich drückte das Gaspedal durch sodass die Reifen nur so quietschten und raste mit Volldampf weiter…
 

Meine erste Anlaufstelle war das Leichenschauhaus, das ich dummerweise erst vor kurzem verlassen hatte. Aber ich brauchte dringend noch einige Informationen von Dr. Seno, außerdem wollte ich mir unbedingt noch einmal die Leiche ansehen. Diese Platzwunde an der Schläfe ließ mich nicht los, das machte mich stutzig.

Jedoch stellte ich mir das Ganze wohl zu einfach vor, denn am Eingang des Gebäudes erwartete mich eine Überraschung:

Konnnichi-wa, Jungs!” Begrüßte ich, ohne Hintergedanken, die zwei Polizisten die oft an Tatorten herumwuselten um Gegenstände einzusammeln oder Fingerabdrücke zu nehmen.

Konnnichi-wa, Angel!” Kam es nun von beiden sodass ich stehen blieb, ihr Lächeln machte mich stutzig.

„Was gibt’s da zu grinsen?” Wollte ich nun zu gerne wissen. Die beiden warfen sich auffällig lange Blicke zu.

„Nichts, nur... Na ja, du solltest dich besser gleich wieder rumdrehen und gehen.” Auf die Antwort des hoch gewachsenen, dunkelhaarigen Beamten zog ich verwirrt die Brauen hoch:„Ah ja, und wieso sollte ich das?”

„Weil du nichts bei Dr. Seno zu suchen hast.” Informierte sein Kollege nun langsam und sah mir, nicht ohne etwas Vorsicht, in die Augen:„Wir haben strikte Anweisungen vom Inspektor dich nicht rein zulassen.”

„Bitte?! Das kann doch nur ein Scherz sein?” Zu verdattert, da ich nicht mit so etwas gerechnet hatte, trat ich zwei große Schritte zurück als sich einer von den beiden drohend vor mir aufbaute.

„Das ist sicherlich kein Scherz. Inspektor Todai hat dich dazu beordert die nächsten 4 Wochen keinen Verbrecher in seiner Abteilung nachzujagen. Ebenfalls ist es Dr. Seno und auch seinem Assistenten nicht gestattet dich mit Informationen zu versorgen.”

Ich hüstelte leicht um mein hochkommendes Lachen abzuwürgen und dachte nur im Stillen. *Na, toll Männer! Da habt ihr aber ein sehr solides Netz aus Abschottung um mich herum gewickelt, wenn ich in weniger als 3 Minuten die Akten von Madoka erhalte…!*

„Hört mal zu, ihr beiden. Wir haben uns doch bisher immer gut verstanden, oder? Ihr nehmt die Spuren an den Tatorten, sammelt alle Indizien ein und ich komme ab und zu und frag euch was, damit ich schlauer werde. Können wir es nicht dabei belassen und Freunde bleiben?”

„Wir haben nun mal unsere Befehle. Ist nichts persönliches, Angel.”

„Klar. Na schön. Dann geh ich eben wieder!” Mit einem enttäuschten Seufzen wandte ich mich ab und schlenderte mit leichtfertigen Schritten die Straße rechts nach unten.

Die beiden Beamten sahen mir verdattert nach; oder eher so als wäre eine Kuh an ihnen vorbei geflogen.

„Sie hat nicht mal gedroht uns mit ihrem Aikido anzugreifen.”

„Ist Angel krank??”
 

Krank war ich sicherlich nicht, eher einsichtig und pfiffig.

Was sollte ich meine Wut und Empörung an den beiden Beamten auslassen, die selbst nichts anderes konnten als die Befehle von Todai zu befolgen? - Schließlich wollten die beiden nicht ihren Job verlieren und ich hatte keinen Drang darauf mir den Weg freizukämpfen und mir dann auf mein Gewissen zu laden, dass die beiden, wegen mir, ihren Job verloren hatten.

So nahm ich einen versteckten, wenn auch engen Weg ins Innere des Leichenschauhauses:

„Verfluchte Spinnenweben! Macht hier oben eigentlich nie einer sauber…?!” Flüsterte ich erbost und versuchte mich in dem kleinen Raum des langen Belüftungsschachtes vorwärts zu bewegen.

Es war nicht das erste Mal das ich diesen Schleichweg nahm um mir Informationen zu beschaffen. Schon oft waren Todai und ich aneinander geraten aber noch nie so heftig, das er mich von meinen Ermittlungen entband. Eigentlich robbte ich nur durch die verstaubten Schächte wenn ich nachts etwas zu erledigen hatte oder damals, bei meinem allerersten Fall, hatte ich auch diesen Weg genommen. Das Gebäude grenzte mit der Rückseite an einer kleinen Drogerie an, dessen Inhaber ich gut kannte. Ohne große Probleme hatte ich aus seinem hinteren Lagerfenster klettern und somit in die blickdichte Front des Hinterhofes gelangen können. Der Eingang zu den Schächten befand sich zwar in 6 Meter Höhe aber dafür bewucherte eine alte, große Eiche die Wiese und da ich schon immer geklettert war, war dies ein Leichtes gewesen.

*Kinderspiel!* Dachte ich befriedigend gerade als mir etwas Staub in die Nase kam und ich ein niesen unterdrücken musste.* Trotzdem, die Eingangstür wäre durchaus bequemer.*

Ich kam Stückchen für Stückchen auf Knien voran und nahm die erste Weggabelung nach rechts; ich kannte mich hier besser aus als jeder Dieb.

Der Weg zum großen Archiv war nicht mehr weit und danach müsste ich nur unbemerkt durch einen 10 Meter langen Gang schlüpfen um zurück zum 2. Pathologiesaal zu gelangen wo, hoffentlich noch, die Leiche von Herrn Kouyama lag.

Das Gitter am Ende des Schachtes gab ein quietschendes Geräusch von sich als ich die Handflächen dagegen drückte und es gerade noch so auffangen konnte bevor es auf den Steinboden unter mir krachte.

Ich schob es neben meinen Körper und zwängte mich durch das letzte Stückchen des Schachtes. Mit einem kleinen Purzelbaum landete ich im Freien und kam lautlos, gleich einer Katze, auf dem Untergrund des Archivs auf.

*Ab heute mache ich Diät!* Schoss es mir durch den Kopf als ich meine Schrammen an der Hüfte rieb, mit denen ich immer wieder mit den Seitenwänden des Schachtes in Berührung gekommen war. *Entweder das oder ich forderte Todai auf, die Schächte zu vergrößern. Vor 3 Jahren war das alle noch wesentlich einfacher.*

Während ich mir die einzelnen Staubfusseln aus dem Haar fischte, zog ich unter meinem Shirt die Akte des Falls hervor. Ein kleines Licht, meiner ebenfalls eingesteckten, Taschenlampe leuchtete auf als ich mich an einen der riesigen Schränke hier wandte und das Schubfach bedächtig herauszog.

„Kouyama… Kouyama…” Flüsterte ich und lachte erfreut als ich den gesuchten Befund in den Händen hielt.

Leise, um ja kein unnatürliches Geräusch zu fabrizieren, schritt ich zu einem der Schreibtische hier, im fensterlosen, kleinen Raum und schlug die Papiere auf.

*Vieles will mir einfach nicht so weiteres in den Kopf.* Mein präziser Blick flog über die Eintragungen. *Der Grund von Herrn Kouyamas Tod war eine treffsichere und präzise Schädelspaltung. Die, noch nicht gefundene, Tatwaffe macht mir keine Sorgen aber der Gedanke das seine Ex-Frau ihn umgebracht haben will. Welche Frau hat schon so viel Kraft den Kopf eines Mannes exakt und präzise zu spalten…? Es sei denn sie wäre Meisterin im Sumo-Ringen!*

Nachdenklich kaute ich an meiner Unterlippe.

*Dann wäre noch die Frage was der Kerl in einsamer Nacht im Park gemacht hat. Der wollte wohl kaum aus Trauer um seine baldige Scheidung Gänseblümchen pflücken…! Das führt mich unweigerlich zu einem weiteren Punkt der mich, trotz meiner vorherigen Denkweise, wurmt: Wo zum Teufel noch mal ist diese verdammte Mordwaffe? Und wieso… Wieso bringt der Mörder es fertig sein Opfer so fantastisch zu treffen wenn es erst beim zweiten Mal klappt?! Der erste Schlag war wohl die Platzwunde… Moment mal!* Meine Augen weiteten sich.

„Halt, ganz ruhig… Was ist, wenn die Platzwunde erst danach da war? Wenn es ganz zufällig passiert ist…?” Flüsterte ich nun leise vor mich hin, mein Herz klopfte vor Aufregung. Ich musste unbedingt und auf dem schnellsten Wege zu dieser Frau Koga.

Doch ehe ich noch einen weiteren Gedanken an den Fall verschwenden konnte, wurde meine Aufmerksamkeit von etwas anderem abgelenkt. All meine Alarmsinne schlugen auf das härteste an, als ich ein leichtes Geräusch hinter mir hörte. Es war kaum zu vernehmen, jedoch ganz klar zu deuten: Schritte.

Geschockt wirbelte ich herum doch ehe ich nur etwas sagen, weglaufen, um mich treten oder gar schreien konnte, legte sich eine große Hand auf meinen Mund.

Mein leiser Angstlaut wurde erstickt und mein Herz setzte aus als sich ein Arm um meine Taille legte und ich mit dem Rücken an einen warmen Körper gepresst wurde…

*Verdammt! Sie haben mich!!*
 

Nachwort:

Na, fandet ihr's spannend? Wenn ja, werdet ihr mich wahrscheinlich ab jetzt erschlagen wollen, denn ich erkläre dieses Kappi für beendet.

Ich weiß, ich bin fies... Und ich bins gern *muhahaha!!*

Unforeseen assistance

Und schon flattert das nächste Kappi rein mit ,Herzliche Grüße’ an Karma und yunchansan *beide feste drück*

So so… - Ihr beide glaubt also, dass Dr. Seno oder Kyusuke hinter unserer Detektivin steht??

*grübel* Tja, wenn ich die Story noch nicht weitergeschrieben hätte, hätte ich euch diesen Wunsch erfüllen können aber leider… habe ich das nicht!

Lest selbst! Ich hoffe, es wird dir trotzdem gefallen!!
 

Kapitel 5: Unforeseen assistance
 

*Bei allen Ermittler dieser Welt, habe ich eigentlich nur Pech?!* Mein Herz donnerte wie ein durchgedrehter Presslufthammer gegen meine Rippen als sich der Griff des Unbekannten merklich verstärkte.

Zappelnd versuchte ich mich aus dieser hinterhältigen Umklammerung zu lösen aber der Unbekannte ließ mich noch nicht mal eine kleine Bewegung machen.

Unwillkürlich schossen mir Todais drohende Worte durch den Kopf:
 

„Ich will keine einzige Einmischung sehen. Wenn ich dich noch einmal im Hauptquartier erwische oder mitkriege wie du bei Dr. Seno, Dave Ralston oder bei meinen vielen anderen Männern versuchst an Informationen zu kommen erhöhe ich die Frist um weitere 4 Wochen. Hast du mich verstanden?”
 

*Verflucht!* Natürlich hatte ich ihn verstanden. Ich verstand ihn so gut, dass ich wusste, dass ich nun geliefert war. Es gab Zeiten da war ich schon mal trickreicher gewesen.

In Sekundenschnelle schossen mir Bilder durch den Kopf wie ich - Dank meiner Ungeschicklichkeit - meine Detektei schließen und auf der Straße leben musste. Doch nur einen Bruchteil später wurde ich aus diesen Gedanken regelrecht katapultiert als sich der Arm um meine Taille plötzlich zurücktastete und eine lauwarme, große Hand den Weg unter mein Shirt suchte.

*D-Das ist doch…* Vor Empörung schoss mir das Blut in die Wangen. Wer immer da auch hinter mir stand, dieser Lüstling strich gerade mit seinem Daumen über meinen Bauchnabel.

*… ein mieser Grabscher!* Es war eine Sache wenn man mich auf frischer Tat, beim verbotenen herumschnüffeln, ertappte aber eine andere, wenn man es wagte ohne meine Einwilligung Hand an mich zu legen.

*Na warte... DU!* Meine jahrelange Kampfsport Erfahrung brach ans Tageslicht und ehe es sich dieser Kerl versah riss ich meinen linken Arm aus seinem Griff, winkelte diesen an und rammte meinen Ellenbogen ohne Erbarmen in seinen Magen.

Ein schmerzvolles Stöhnen drang an meine Ohren das ich sogleich wieder erkannte.

„DAVE!” Fauchend wirbelte ich herum und blitzte meinen Bekannten durch die dämmrige Dunkelheit an:„Was fällt dir überhaupt ein?!”

Eher er sich von meinem Schlag erholen konnte holte ich mit meinen Händen aus um ihm eine zu pfeffern. Einzig und allein seinen schnellen Reflexe hatte er es zu danken, dass er meine Handgelenke gerade noch so vor seinem Gesicht abfangen konnte.

„Du hast mich beinahe zu Tode erschreckt, DU MIESER KERL!!” Aufgebracht sah ich ihn durch meine durcheinander gebrachten Haare an. Dieser hatte auch noch den Nerv nun breit zu grinsen.

„Das war nicht nett, Angel. Wo wir doch schon so lange zusammen arbeiten hätte ich etwas mehr Entgegenkommen erwartet.”

„Oh…! Ich werde dir gleich entgegen kommen… Und zwar mit meiner Faust!” Zischelte ich nun und meine blauen Augen verwandelten sich in einen tosenden Ozean.„Was lungerst du hier wie ein Serienkiller im Archiv rum? Willst die die Akten als Geiseln nehmen?”

„Immer wieder zu Scherzen aufgelegt, was? - Frag doch nicht so dumm. Ich hab auf dein Erscheinen gewartet. Ich wusste, dass du kommst.”

„So?” Knurrte ich, da mir diese Tatsache gar nicht behagte. Wenn es für Dave so einleuchtend war, dass ich mich nicht an die Anweisungen des Inspektors hielt war er vielleicht nicht der Einzige der noch auf mich lauerte.

„Und? Was hast du jetzt vor? Willst du mich bei Todai verpetzen um eine Gehaltserhöhung zu kriegen?”

„Aber, aber…” Der junge Mann schnalzte mit der Zunge:,, Du überraschst mich. Hältst du mich für so materiell eingestellt? Außerdem, arbeite ich zwar für die Kripo aber ich werde nicht von ihr bezahlt.”

„Ich auch nicht!”

„Das schon aber deine Existenz baut auf den Fällen von Todai auf.”

„Danke für die Nachhilfestunde, Doktor Ralston. Aber DEINE EXISTENZ AUCH!”

„Richtig.” Äußerst amüsiert sah er mir in die Augen. Noch immer standen wir nah beieinander da er wohl nicht vorhatte meine Hände loszulassen.

„Im Übrigen, solltest du nicht so viel Lärm machen. Sonst könnten die Anderen dich hören.”

Auf seine altkluge Belehrung hätte ich gerne etwas zurückgepfeffert aber leider - auch, wenn es mir gar nicht behagte - hatte er Recht. Also, hielt ich den Mund und zog nur mit tödlicher Mimik meine Hände aus seinem Griff.

„Und? Was willst du nun?” Meine Frage kam etwas leiser und nun auch wieder gefasst. Der Schreck war vorbei; ich musste mich jetzt um Wichtigeres kümmern.

„Ich dachte mir, dass du Hilfe brauchst, wenn du die Leiche noch einmal untersuchen willst.” Auf sein Argument erhob sich eine Braue von mir argwöhnisch in die Höhe:„Nenn mir einen guten Grund, warum du mir ohne weiteres helfen solltest?”

„Wir sind Kollegen.” Sein unschuldiges Lächeln war mir eine Spur zu tief außerdem machte es mich stutzig, dass er mit langsamen Schritten auf mich zuging.

„Das schon. Aber, du hast den Befehl mich bei dem geringsten Übertreten von Todais Anweisungen zu melden. Sonst bist du deinen Job los.”

Angel... Du weißt doch, dass ich gerne Spielchen spiele.” Hauchte er nun mit verführerischem Unterton und drängte mich mit dem Rücken an die Kante des Schreibtisches.

„Ja, das sehe ich.” Ausdruckslos sah ich ihn als er sich nun mit den Armen rechts und links neben meinem Körper an der Tischplatte abstützte. Sein Gesicht war wenige Zentimeter vor meinem.

„Dave, hör zu: Du bist ein netter Kerl und zuverlässig auch. Schon oft hast du mir aus der Patsche geholfen.”

„Das ist wahr.” Sein smartes Lächeln vertiefte sich.

„Aber…” Redete ich weiter und mein Blick wurde kühl:„Du tust nichts ohne Hintergedanken.”

„Auch das ist wahr.”

„Was willst du?”

„Wie immer bist du sehr direkt, Angel.”

„Ich habe meine Zeit nicht geschenkt. - Mach jetzt den Mund auf!”

„Für meine selbstlose Hilfe dich unbemerkt zur Leiche zu schaffen und für ebenso wertvolle Hintergrundinformationen - die ich mir bei Todai leicht besorgen kann- verlange ich, dass du mit mir ausgehst.”

Diese Forderung kam für mich nicht überraschend, eher hatte ich direkt darauf gewartet.

„Oh wirklich!” Entnervt rollte ich mit den Augen sodass seine coole Art verflog.

Das braun in seinem Blick flackerte unruhig auf:„Komm schon, Angel! Ich bitte dich seit über 5 Wochen um ein Rondevous und du lehnst immer eiskalt ab.”

„Ich bin eiskalt. Außerdem kannst du dich auf den Kopf stellen Dave, ich werde nicht mit dir ausgehen.”

„Wieso nicht?!”

„Weil wir im selben Metier arbeiten, uns zu nahe stehen und ich dieses ekelhafte Getratsche nicht leiden kann das sich wie ein Lauffeuer in der ganzen Kripo Tokyo verbreiten würde.”

„Du gehst mit KEINEM aus, Angel.”

„Mag daran liegen, dass ich nicht daran interessiert bin.”

„Oh, ich bitte dich! Du bist eine junge Frau im besten Alter und du benimmst dich wie…”

„Sag es nicht.”

„Wie ein weltfremder Workaholic um die 40!”

„Woher willst du wissen das ich nicht 40 Jahre bin?”

„Hör auf mit dem Mist!”

„Dave… - Noch mal zum mitschreiben: ICH… WERDE… NICHT… MIT… DIR… AUSGEHEN… Comprende?”

„Mit Fuma gehst du auch aus!”

„Mach dich doch nicht lächerlich. Kyusuke ist mein Kumpel, mein Partner… - Das ist kein ,ausgehen’ das sind Besprechungen und Geschäftsmeetings!”

Ein verächtliches Schnauben war seine Antwort:„Klar! Besprechungen auf seinem Sofa um 23.30 Uhr mit Fernsehen und Pizza. Geschäftsmeetings im Panorama Restaurant bei einer Flasche Champagner und Kerzenlicht.”

„Dave! - Hör auf. Kyusuke und ich sind FREUNDE und zwar SCHON IMMER. Daran wird sich NIE etwas ändern. Mal abgesehen davon, hat er gar kein Interesse an mir.”

Dave klappte der Unterkiefer herunter, er hüstelte trocken:„In welcher Welt lebst du eigentlich?”

„Ich lebe in derselben Welt in der du dir mal überlegen solltest eine andere Ansprechpartnerin für eventuelle Verabredungen zu suchen!” Gab ich nun Paroli sodass sich ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen formte.

Angel...Mal ganz im Ernst: Du bist eine verdammt attraktive Frau. Welcher Kerl würde deine Anwesenheit kalt lassen wenn er jeden Tag mit dir arbeitet? Fuma ist weiß Gott nicht der einzige der dich will.”

„Okay, Dave. Hör sofort auf damit!” Meine Geduld war am Ende.

„Entweder, du entscheidest dich jetzt dafür mir zu helfen, damit ich in diesem verfluchten Fall weiterkomme und Todai aufhört mich wie ein unartiges Mädchen zu behandeln, oder: Du verlässt diesen Raum und tust so, als hättest du mich nie gesehen.”

„Und was ist, wenn ich mich dazu entschließe dich zu verpetzen?”

„Das tust du nicht. Zwar bist du etwas eigennützig aber als einen Verräter würdest du dich gar nicht herablassen.”

Auf mein ruhiges Gegenkommentar sah er mich einige Sekunden starr an. Schließlich fasste er sich mit einem ermatteten Seufzen in sein dichtes, blondes Haar.

„Na schön. Bringen wir dich zur Leiche von Herr Kouyama.”

„Danke, Dave…”
 

So stand ich bald mit übergezogenen Handschuhen zum zweiten Mal an diesem Tag über der Leiche des Mannes und begutachtete nun das Opfer noch etwas genauer als heute morgen:

„Was versprichst du dir eigentlich davon?” Dave sah mir mit gerunzelter Stirn dabei zu wie ich mit geschickten Fingern noch einmal den Körper abtastete.

„Sehr viel.” Murmelnd betrachtete ich die Platzwunde an der Schläfe:,, Findest du es nicht auch seltsam, dass der Mörder so eine präzise Schädelspaltung hinbekommen hat obwohl die Wunde an der Schläfe alles andere als fachmännisch ist?”

„Meine Güte,Angel...- Was erwartest du? Das sich das Opfer ruhig hinstellt bis sein Henker den richtigen Schwung zum Schlag draufhatte?? Er wird eben beim ersten Mal nicht richtig getroffen haben.”

„Und da hätten wir schon den Denkfehler.” Mit ernstem Blick sah ich auf:

„Woher nehmen wir uns die Freiheit zu glauben, dass diese Platzwunde beim ersten Schlag entstanden ist?”

Der junge Mann sah mich grübelnd an:„Du meinst…?”

„Meine ich.”

„Aber wie…?”

„Vielleicht ist sein lebloser Körper nach diesem mörderischen Schlag eine Böschung im Park heruntergerollt. Dabei ist seine Schläfe auf einem herausragenden Stein aufgekommen. Wo wurde die Leiche genau gefunden?”

„Auf einer kleinen Erhebung, bei den vielen Laubbäumen.”

„Dann liegt doch meine Vermutung nahe.”

„Verrenn dich da bloß nicht zu sehr,Angel.”

„Wie meinst du das?”

„Nach der letzten Erzählung von Seno ist die Polizei auf einer ganz anderen Spur.”

„Ach ja? Welcher?” Nun hatte er meine volle Aufmerksamkeit aber offenbar war das nicht seine Absicht gewesen.

„Ich habe dir schon zuviel gesagt.”

„Du hast mir noch gar nichts gesagt, du Lügner.”

„Ursprünglich wollte ich dich nur zur Leiche bringen…”

„Und mir Informationen beschaffen. Dave! - Du steckst jetzt sowieso schon in dieser Scheiße mit drin also, mach den Mund auf damit ich am Ende aus dieser Schlacht siegreich hervorgehen gehen kann.”

„Du bist einfach zu gewinnbezogen.”

„Das ist mein Erfolgsgeheimnis. Jetzt sag endlich!”

„Bevor ich mich schlagen lasse…!” Er ließ sich auf einem kleinen Holztisch nieder und erklärte nun:„Todai ist der Ansicht, dass es seine Ex war.”

„Also, ist er schon mit der Vernehmung fertig?”

„Hey…! Erst soll ich dir die Informationen geben und dann fällst du mir ins Wort!”

„Entschuldige.”

„Der Inspektor hat während der Befragung ein Geständnis aus dieser Chisato Koga herausgepresst. Sie hat den Mord zugegeben.”

Einen Moment war ich zu schockiert um darauf antworten zu können, dann senkte sich feurige Wut in meinen Adern nieder.

„DU MIESER SCHUFT! ERST JETZT RÜCKST DU MIT DER SPRACHE RAUS DAS TODAI DEN ANGEBLICHEN MÖRDER SCHON GEFASST HAT?!”

Angel..."

„UND DANN WAGST DU ES AUCH NOCH MICH UM EINE VERARBREDUNG ZU ERPRESSEN?!”

„Psst! Schrei doch nicht so…!”

„ICH SCHREIE WO UND WANN ES MIR PASST! AUSSERDEM HABE ICH EINEN VERDAMMT GUTEN GRUND DAZU… DU MIESE RATTE!”

„Wenn du nicht sofort aufhörst wie eine Gestörte herum zubrüllen und mich weiter beleidigst werde ich dir nicht sagen, warum der Inspektor gründlich auf dem Holzweg ist.”

„DU VERBIETEST MIR NICHT DEN MUND, DU… - Äh? Wieso auf dem Holzweg?”

Verwirrt hielt ich in meinem Zorn inne. Was war denn jetzt wieder los? Hatte ich irgendwas verpasst??

„Wie meinst du das, Dave?”

„Ich meine damit, dass der Job einer Detektivin darin besteht einen toten Körper an allen Stellen zu untersuchen und nicht nur an den sichtbar verletzten Auffälligkeiten.”

Worauf wollte er hinaus? Ich verstand nur Bahnhof.

„Ich verstehe nicht…”

„Seine Hände!”

Ich schob das weise Tuch über der Leiche zur Seite und hob mit meinen behandschuhten Fingern sein rechtes Gelenk nach oben.

„Seine Hände…?” Echote ich, immer noch etwas auf dem Schlauch stehend und meine Augen weiteten sich als ich die braunen und grünen Flecken unter seinen Fingerkuppen und den Nägeln entdeckte.

„Was hat Frau Koga bei ihrem Geständnis gesagt?” Wandte ich mich nun aufgeregt zu meinem Begleiter sodass sich seine braunen Augen verengten:

„Ihre Aussage war folgende:„Ich schlug mit aller Kraft zu, die ich aufzubringen vermochte. Yoshitsu fiel wie ein Stein zu Boden und rührte sich danach nicht mehr.” - Verstehst du jetzt warum ich dich hergebracht habe?”

Oh ja, nun verstand ich alles glasklar. Mehr als es mir lieb war.

Mit starrer Mimik legte ich den kraftlosen Arm an die Seite des Toten Kouyamas zurück.

Meine Nackenhärchen stellten sich auf als mich eine kribbelnde Vorfreude überlief.

„Aber Dave… - Wer ist denn dann der Mörder?”

„Das musst du herausfinden.”

Schwer schluckte ich auf:,, Eine Nadel im Heuhaufen?”

„Was? - Nein!” Er lachte trocken:„Tokyo ist weitaus schlimmer. Das ist wie die Suche nach einem Ring im Pazifischen Ozean.”

Da hatte er so was von Recht aber ich hatte keine andere Wahl. Wenn ich meine Stellung bei der Kripo wiederbekommen und Todai zeigen wollte das ich ernsthaft und eigenständig arbeiten konnte, musste ich den Mörder finden.

„Das schaffe ich!” Wisperte ich nun mehr zu mir selbst als zu dem jungen Mann.

„Klar, schaffst du das. Bisher hast du alles geschafft.” Beruhigend lächelte er mich an und mein Unbehagen verfolg aufgrund seines unerschöpflichen Vertrauens.

„Danke, Dave!”

„Immer wieder gern,Angel.”

Mein Lächeln vertiefte sich:„ Diesen Freitag hätte ich Zeit, wenn du noch willst.”

Er blinzelte irritiert bevor sein Blick groß wurde:„E-Ehrlich? Im Ernst??”

„Ja, im Ernst!” Ich musste bei seinem sichtlichen Erstaunen lachen:„Wir können ja noch mal telefonieren.”

„Okay, das ist... das ist toll. Du wirst es nicht bereuen!”

Ich nickte nur einverstanden, hob leicht die Hand und wandte mich zum gehen.

Die eigentliche Arbeit begann jetzt erst.

Angel!”

„Ja?” Noch einmal drehte ich mich um.

„Warum auf einmal doch?”

„Weil du ein netter Kerl bist und eine Chance verdient hast.”

Mit diesen Worten stieß ich die Flügeltüren des Pathologiesaals auf und ließ einen freudestrahlenden Dave mit dem größten Lächeln aller Zeiten zurück.

Ich sah es zwar nicht direkt aber, ich konnte es mir denken.

A new trace and a little message

Hey, hey…!

Langsam aber sicher kommt der Fall ins rollen und wir nähern uns dem Endspurt des ersten Falls.

Ich frage mich nun, worauf ihr mehr gespannt seit: Auf den Fortgang der Ermittlung oder auf die Verabredung von Suzuna und Dave?

Wenn diese Vereinbarung jemals stattfinden sollte, wird es wohl noch ein paar Kapitelchen dauern. Zuerst einmal muss Suzuna nämlich den Mörder finden…!

Lest es selbst…
 

Kapitel 6: A new trace and al little message
 

Der Inspektor war auf dem komplett falschen Dampfer und ich, war mehr als nur bereit ihm dies alles andere als liebenswürdig unter die Nase zu reiben.

*Wie hat diese Pappnase es eigentlich bis zum Chef des 1. Dezernats geschafft?* Fragte ich mich nun mürrisch und setzte den Blinker an der nächsten Kreuzung nach rechts.

Nur noch wenige Straßen und ich würde in dem Apartmentblock in Haido-Cho ankommen. - Dort wo Frau Koga wohnte.

*Erst spielt sich Todai so auf und dann, ist er selbst unfähig die einfachsten Hinweise richtig zu deuten!*

Nicht, dass mich Jemand falsch verstand. Ich mochte den Inspektor und war ihm auch sehr dankbar dafür, dass er mich immer - bis zu diesem heutigen Morgen - an seinen Ermittlungen hatte teilhaben lassen. Aber, es machte mich nun mal wütend, wenn er mich bezichtigte, unfähig zu sein Ermittlungen richtig durchzuführen wenn er selbst wie ein blindes Kaninchen im Kreis hoppelte.

Immerhin war er leitender Abteilungsführer des 1. Dezernats, das die Aufgabe hatte alle Fälle von heimtückischem Mord in seinen Bezirken aufzuklären.

Über ihm, standen natürlich noch andere hohe Tiere. Beispielweise der Polizeipräsident von ganz Tokyo; Herr Atsuro Mouri. - Der mich so gut leiden konnte, wie ein tosendes Sommergewitter an einem 31°Grad heißen Tag.

Dabei war es nicht meine Schuld gewesen, das unser erstes Treffen unter einem ungünstigen Stern gestanden hatte. Ich meine... Hey! Was konnte ich dafür, wenn er während einer verdeckten Ermittlung mit auffälligem Trenchcoat durch eine Bar stapfte und mir dabei unter seiner Kapuze so komische Blick zuwarf? Ich war damals auch ein Teil der Truppe gewesen und hatte angenommen, er wäre einer von den Mördern des bekannten Schriftstellers, den wir damals ermordet in seinem Büro aufgefunden hatten. Natürlich war ich aufgesprungen und hatte ihn, mit einem gezielten Tritt, auf den Boden befördert.

Er sollte es locker nehmen… - So wusste er wenigstens, dass ich meine Arbeit ernst nahm und alles daran setzte, dass die Fälle aufgeklärt wurden. Außerdem, war er meiner Meinung nach selbst Schuld, wenn er sich von einer Anfängerin, wie mich, schon aufs Kreuz legen ließ.

Das mit der ,Anfängerin’ hat dieser Ignorant dann übrigens von sich gegeben.

So etwas würde ich bezüglich meiner Person nie in den Mund nehmen. Ich wusste was ich war und welche Schwächen ich hatte aber... Aber, eine Anfängerin, war ich wahrlich nicht.
 

Die kopierte Akte von Madoka unter dem Arm, stieg ich aus dem Wagen und überquerte die Wiese des kleinen Parkplatzes, um in das Apartmenthaus Nummer 3 zu kommen.

Ein hässlicher, großer Betonbau nahm meinen Blick gänzlich ein; sowie es leider meistens in dieser Metropole der Fall war. Mein zuhause sah von außen auch nicht gerade besser aus aber wenigstens hatte ich kein Graffiti an den Außenwänden zu bemängeln.

Ich drückte die Eingangstür nach innen und befand mich in einem der unzähligen Eingangsbereiche. Immer wieder fragte ich mich, wieso diese Bauten Innen so gleich aussahen.

Es mochte zwar sein, dass keine Risse in den Böden oder Wänden vorhanden waren und auch keine Abfälle in den Gängen lagen aber eigentlich wirkte es immer so fahl und ideenlos wie immer.

Dieser Eingang war in einem hellen grün gehalten; war mal etwas anderes.

Letzte Woche hatte ich auf dunkelbraune Wände schauen müssen… Kein schöner Anblick. Da verging mir sogar die Lust nach Cappuccino.

*Apropos: Sobald ich hier fertig bin werde ich das nächste Café einsteuern.* Mit einem Blick auf meine Uhr wurde mir klar, dass es schon kurz nach 13 Uhr war. *Dave hat Recht, ich muss mich beeilen.*

Mit schnellen Schritten schlug ich den Weg zum Treppenaufgang ein und erklomm immer zwei Stufen auf einmal. Zwar hätte ich auch den Lift nehmen können, der in all diesen Häusern vertreten war, aber dafür hatte ich schon zu viele schlechte Erfahrungen mit diesen Dingern gemacht.

In einem besonders zwielichtigen Viertel waren Kyusuke und ich mal in einem dieser Aufzüge stecken geblieben. In dieser Eisenkammer hatte es noch nicht mal einen Notknopf zum drücken gegeben... Zustände waren das! Danach hatte ich auf seine Schultern klettern und die Dachluke öffnen müssen, so hatten wir uns die Stahlseilen nach oben gehievt um aus diesem Ding wieder raus zukommen und damit wertvolle Zeit verloren. Darauf konnte ich nun wirklich verzichtet.

Der Zeiger lief und schrieb mir nur noch knappe 6 Stunden zu…

Es war nicht schwer die betreffende Wohnung von Frau Koga zu finden. Das Stockwerk wusste ich ja, zum Glück war es nur das fünfte, und schon von weitem sah man die grellen gelblichen Absperrungsbänder der Kripo Tokyo.

*Scheint keiner da zu sein.* Wachsam sah ich mich nach allen Seiten um, doch alle Beamte schienen sich schon verdrückt zu haben. *Kein Wunder! Todai ist sich ja sicher den Mörder schon zu haben. Die Wohnung wird wohl auch morgen wieder freigegeben nachdem alle Spuren genommen sind.*

Ohne zögern stieg ich über das Plastikband und zog aus meinem Rockbund zwei Gummihandschuhe hervor. *Vorsichtig ist besser als Nachsicht. Der Inspektor ist in seiner Rage noch so verrückt und hängt mir den Mord an.*

Die Eingangstür öffnete sich lautlos nachdem ich die Klinke heruntergedrückt und das rote Siegel der Polizei zerstört hatte. Es könnte mich meinen Kopf kosten aber, es war nicht zu ändern.

Mit bedächtigen Schritten trat ich in den Flur der mit hellbraunem Parkett ausgelegt war und zog die Tür hinter mir zu.

Ohne meine Schuhe gegen Pantoffeln auszutauschen betrat ich die Wohnung. Unhöflich japanisch verhielt ich mich mit dieser Vorgehensweise aber, es konnte ja Keiner sehen. Außerdem, hatte ich jetzt andere Sorgen.

*Da ist die Küche und da das Wohnzimmer.* Wisperte ich in Gedanken und mein Blick glitt durch zwei Durchgänge die sich rechts und links von mir ausbreiteten.

„Dahinten ist dann wohl das Bad und am Ende des Flurs das Schlafzimmer…” Sprach ich nun mit mir selbst und machte mir noch nicht mal die Mühe nachzuschauen. Wie ich schon sagte, diese Betonbauten und auch die Aufteilungen der Wohnungen waren zum gähnen identisch.

Als ich die Küche betrat schlug mir ein angenehmer Duft nach Kaffee in die Nase und ich musste feststellen, dass in der Maschine noch eine halbvolle Kanne stand.

Sollte ich… sollte ich nicht? - Ach, jetzt war sowieso alles egal!

Mit meinen behandschuhten Fingern öffnete ich ein paar Wandschränke der hellen Einrichtung und fand bald eine rote Tasse die ich mit der schwarzen Flüssigkeit füllte.

*Es lebe die Koffeinsucht!* Genüsslich nahm ich ein paar Schlucke bevor mein gründliches Auge durch die Einrichtung schweifte.

*Zeitschriften auf dem Tisch, Utensilien auf der Arbeitsplatte, Pflanzen auf der Fensterbank. - Alles alltäglich eben.* Doch gleichzeitig schoss mir durch den Kopf das ich, wenn ich heute Abend nach hause käme, auch mal meine Topfpflanzen wieder gießen musste. Eigentlich war es zum heulen, die Dinger gingen mir immer ein. Ich konnte tun was ich wollte.

Kopfschüttelnd schritt ich, mit meinem Kaffee und den Akten, ins Wohnzimmer.

Da versuchte ich diesen verzwickten Mordfall aufzuklären und machte mir gleichzeitig Sorgen um die Bewässerungen meiner Gewächse!

Mit einem tiefen Seufzen stellte ich das Porzellan auf den niedrigen Tisch vor der dunkelblauen Couch und öffnete die unterste Schublade eines Regals, auf dessen Oberfläche eine Musikanlage thronte.

Ich war lange genug in diesem Metier tätig und hatte weiß Gott unzählige Erfahrungen gemacht um zu wissen, dass Frauen im Allgemeinen immer ihre Fotoalben oder privaten Sachen in den Wohnzimmerschränken verstauten. Meist ganz unten und meist vergraben unter unwichtigen Sachen wie DVD’s oder Büroartikel. Doch das galt auch meist nur für Frauen, die mit ihren Ehemännern oder Lebensgefährten zusammenwohnten. Diese nahmen auch meist ihren Kleiderschrank im Schlafzimmer als Versteck.

*Bingo!* Mit zufriedener Miene zog ich ein Oranges Album unter einem Haufen von Briefpapier hervor und schlug es auf.

Unwichtige Ablichtungen die mir nicht halfen und auch nicht weiterbrachten wie, Bilder ihrer Jugend oder Ausflüge mit der Studiengruppe brachten mich nicht weiter aber es vermittelte mir einen Eindruck von dieser Frau.

Chisato Koga war eine zierliche Japanerin die das normale Durchschnittsmaß, Größe und Proportionen aufwies. Sie hatte ein sanftmütiges Gesicht mit schalkhaften braunen Augen und glänzenden langen schwarzen Haaren.

*Warum hat sie bloß gelogen?* Fragte ich mich nun und sogleich stellte ich meine eigene Nachhackung in Frage. *Absichtliche Lüge oder… ein unwissentliches Zugeständnis?* In tiefen Grübeleien versunken blätterte ich weiter und sah gleich darauf, Schnappschüsse der Hochzeitsbilder. Kein Zweifel, dieser, etwas dicklichere Japaner, mit den scharfkantigen Gesichtszügen und Drei-Tage-Bart war die Leiche, die nun im Pathologiesaal lag; Herr Yoshitsu Kouyama, ihr Exmann.

*Irgendwie… mag ich den Typen nicht.* Dieses aalglatte Grinsen das in die Kamera blickte ließ Abscheu in mir aufkommen. Schade, dass man sich mit einer Leiche nicht mehr vertraut machen konnte. Von Frau Koga allerdings konnte ich mir ein Urteil fällen. Die Frage war nur: Wie?

*Wenn mich Todai im Präsidium erwischt bin ich so gut wie im Altpapiermüll.*

Etwas desinteressiert blätterte ich das Album bis zum Ende durch und wollte es schon wieder zurücklegen als mir ein kleines, vergilbtes Bild in die Hände fiel.

*Nanu?* Es war eine zerknitterte Fotografie die Frau Koga als junge Frau zeigte. Ich schätze sie ungefähr auf mein Alter, vielleicht auch schon ein paar Jahre voraus. Sie lachte gut gelaunt ins Objektiv. Neben ihr stand ein junger Mann mit braunen Haaren und freundlichen Augen die dieselbe Farbe aufwiesen.

*Mag sein, dass dieses Bild schon sehr dürftig anzusehen ist aber... Das ist nicht ihr Mann.* Meine Pupillen verengten sich und ich spürte, dass ich eben ein wichtiges Steinchen im Mosaik gefunden hatte. Zwar wusste ich noch nicht, was es mir brachte aber, ich behielt es im Hinterkopf.

Mit einem letzten Blick legte ich das Bild zurück ins Album und verstaute das Buch sorgfältig wie ich es vorgefunden hatte.

Mein Spürsinn sagte mir, dass ich in der Wohnung keine weiterbringenden Anhaltspunkte mehr finden würde. Zuerst musste ich mit Frau Koga sprechen.

Hastig entleerte ich meine Tasse und spülte diese sorgfältig aus bevor ich sie abgetrocknet in den Schrank zurückstellte.

Dann schnappte ich mir meine mitgenommene Akte und wollte das Apartment gerade verlassen als mir der blinkende Anrufbeantworter auf der Schuhkommode im Flur auffiel.

*Wenn die Kriminalpolizei samt Todai schon hier war, hätten sie jede darauf gesprochene Aufnahme doch schon längst beschlagnahmt.*

Höchst erstaunt besah ich mir das Zubehör des schnurlosen Telefons und drückte dann, mit einem Schulterzucken, auf die Taste zum abspielen.

Vielleicht war die Nachricht ja wichtig.

„Erste Nachricht… am 23. März… um 12.17 Uhr...” Verkündete nun die monotone Stimme des Anrufbeantworters, bevor ein leises Rauschen erklang und sich schließlich eine Stimme meldete, die ich sehr gut kannte:„Hey Suzu, ich bin’s…! Ich bin mir zwar nicht ganz sicher, wann du in der Wohnung eintrudeln wirst aber ich denke schon, dass du diese Nachricht bekommst. Ich kenn dich ja gut genug…” Ein Schmunzeln war zu hören sodass meine Wangen etwas heiß wurden.„… wie auch immer… Egal wie viel du schon auf den Kopf gestellt und über den Fall herausgefunden hast, hör auf mich und, lass es lieber sein. Der Inspektor ist stink wütend, er tobt wie ein verdrießliches Rhinozeros und zerstampft dabei Alles und Jeden der ihm wagt Widerworte zu geben. Wenn du deine Mitwirkung bei der Polizei und vor allem Deinen Kopf behalten willst, dann fahr nach hause und verlass dich auf mich. Okay…? Aber mein dumpfes Bauchgefühl sagt mir, dass du das sowieso nicht tun wirst. Nun ja… Wenn dich Todai nachher in Grund und Boden schreien sollte, versteck dich einfach hinter mir…” Ein Lächeln glitt über meine Lippen. *Dieser Spinner…!*

„Na dann, bis nachher Suzu und… Sorry, wegen vorhin…” Ein Piepen ertönte und mit einem Klacken schaltete sich die Maschine aus.

*Kyusuke… Du Riesenblödmann!* Ich entnahm die kleine Kassette aus dem Fach und ließ sie zwischen der Aktenmappe verschwinden. Nichtsdestotrotz konnte ich das glückliche Grinsen nicht aus meinem Gesicht wischen.

Das war mal wieder eine typische Kyusuke-Fuma-Aktion gewesen.

Und diese gab mir neuen Mut.

Jedoch war ich kaum aus dem Apartment getreten und hatte die Tür hinter mir geschlossen, da ließen mich eilige Schritte innehalten. Ein, um die 45 Jahre junger Mann, mit braunen Haaren kam direkt auf mich zu und blieb neben mir stehen.

„Sind Sie von der Polizei?” Keuchte er außer Atem, doch ich quittierte seine Frage nur mit einem raschen Blinzeln. *Wer ist das?*

„Und Sie sind…?”

„Mein Name ist Hiroshi Konno… - Sie haben Chisato aufs Revier mitgenommen, nicht wahr?”

„J-Ja… Sind Sie bekannt mit der Wohnungseigentümerin, Herr Konno?”

„Wir beide kennen uns aus der Studienzeit. Können Sie mich mit aufs Revier nehmen?”

„Wollen Sie eine Aussage machen, bezüglich des Moders an Herr Kouyama?”

„Nein! Ich will Chisato sehen. Sie kann nie im Leben jemanden umgebracht haben! Wieso hat sie das zugegeben? - Das ist doch Wahnsinn?!”

Misstrauisch sah ich Herr Konno an. *Woher weiß er das?*

Erst jetzt gewahrte ich einen langen Blick in seine aufgeregte Mimik und mir wurde es mit einem Schlag klar. Diese braunen Augen und diese Gesichtszüge…

*Das ist der Mann auf dem Foto…!*
 

Kleine Erklärungen:
 

Bezüglich des Siegels an der Tür:

Wenn die Polizei einen Tatort absperrt hinterlässt sie ein Siegel aus rotem Wachs zwischen der Türöffnung. Dadurch können die Beamten feststellen ob Jemand danach den abgeschlossenen Tatort betreten hat.
 

Warum Suzuna ihre Schuhe ausziehen will:

In Japan ist es Sitte in allen Wohnungen und auch Restaurants seine Schuhe am Eingang abzustellen und dafür Pantoffeln oder ähnliches anzuziehen. Wer dies nicht tut gilt als unhöflich und respektlos.

Dampness quest

Hier kommt nun endlich der erste Teil meiner Fallaufklärung. Mit dem nächsten Kapitel, das ich auch mit hoch lade, wäre dieser 1. Kriminalfall also abgeschlossen *puh*

Ich hoffe nur, dass Animexx die beiden Teile nacheinander hochlädt damit ihr nicht zulange warten müsst. Eigentlich ist das 7. und 8. Kappi ursprünglich eins gewesen aber meine Freundin die sozusagen meine Korrekturleserin ist und immer alles kritisiert hat sofort angefangen zu meckern:„ Das Kapitel ist viel zu lang… Mach zwei daraus!“ - Sie ist nur froh, wenn sie meckern kann ^^°

Deswegen habe ich ihr den Gefallen getan, damit es für euch auch leichter ist.

Hoffe sehr, ihr versteht meine Aufklärung des Falls. Bei Fragen oder Unverständnis einfach auf mich zurück kommen.

Ansonsten: LASST MIR BITTE EIN KOMMI DA! *bettelblick aufsetz*
 

Kapitel 7: Dampness quest
 

Knappe 10 Minuten später lenkte ich den alten Porsche von Madoka aus der Parklücke des Apartmentblocks und setzte den Blinker gen Innenstadt.

Neben mir saß der überraschend aufgetauchte Mann aus dem Flur der mich darum gebeten hatte ihn ins Polizeipräsidium mitzunehmen.
 

„Würden Sie so freundlich sein und noch einmal alles von vorne, ganz ruhig schildern?” Wandte ich mich nun an Herrn Konno und sah ihn aus den Augenwinkeln kurz an.

„Natürlich. Mein Name ist Hiroshi Konno, meine derzeitige Adresse ist der 6. Block im Bezirk Koto-ku.”

„So? - Das ist ja nicht weit von hier. Sind Sie mit der U-Bahn gekommen?”

Ein Nicken erschien auf meine Antwort:„ Ich bin sofort aufgebrochen als Frau Kodame mich zuhause anrief.”

„Wer ist Frau Kodame?”

„Eine alte Senioren die die Wohnung neben Chisato bewohnt. Sie hat sich Sorgen gemacht als diese einfach von der Polizei abgeführt wurde.”

„Einfach so wird es schon nicht gewesen sein… Und sie kennen Frau Koga, richtig?”

„So ist es. Wir belegten damals in unserem Studium denselben Kurs.”

„Darf ich fragen welchen.”

„Literaturgeschichte.”

„Interessant.” Intensiv zuhörend analysierte ich jeden Tonfall und jede Mimik von Herrn Konno. Dieser Kerl war sicherlich ein wichtiges Steinchen in meinem Mosaik.

„Sind Sie von der Polizei?” Seine zögernde Frage ließ mich leicht lächeln.

„Könnte man so nennen.”

„Aber Sie sind an den Ermittlungen beteiligt?”

„Auf eigene Verantwortung.” Auf meine knappe Aussage sah er mich verwirrt an, was ihm wohl nicht zu verdenken war.

Die rot gewordene Ampel vor uns ließ mich stoppen. Leicht trommelte ich mit den Fingernägeln aufs Lenkrad.

„Wie kommen Sie zu Ihrer vehementen Aussage, dass Frau Koga keine Mörderin ist?”

„Das kann einfach nicht sein! Ich kenne Chisato schon etliche Jahre und sie könnte nie einen Menschen umbringen, sie wäre dazu gar nicht fähig!”

*Manchmal muss man dazu fähig sein.* Sinnierte ich nun automatisch was ich natürlich nicht sagte.

„Sie hielten also regelmäßig Kontakt mit ihr?”

„Natürlich. Chisato und ich haben uns schon immer hervorragend verstanden, dass hat sich auch nie geändert. Selbst nach der Hochzeit mit Yoshitsu brach dieser Kontakt nicht ab. Sicher, wir trafen uns nicht mehr so regelmäßig aber ab und zu unternahmen wir schon etwas zusammen.”

„Was sagte Ihr Mann dazu?”

„Was hätte er darauf sagen sollen? - Falls sie auf Untreue hindeuten wollen, liegen Sie vollkommen falsch. Chisato hätte nie Ehebruch begangen.”

„Ich kann mich nicht erinnern, das gesagt zu haben.” Die Verkehrsanlage sprang auf grün und ich gab wieder Gas.

„Nein, natürlich nicht. Entschuldigen Sie…” Die haselnussbraunen Augen des Mannes richteten sich ziellos gen Boden des Fahrerraums sodass ich kurz stutzte, mir dies aber nicht anmerken ließ.

„Herr Konno. - Wenn Sie ihrer Jugendfreundin helfen wollen, müssen Sie schon stichhaltige Beweise liefern, die gegen ein Motiv des Mordes sprechen. Alleine mit der Aussage, Frau Koga zu kennen kommen Sie nicht weit.”

„Sicherlich, dass weiß ich ja.” Seine Hände gruben sich in den Stoff der Jeans und ich entdeckte feine Schürfwunden an seinen äußeren Handflächen.

„Aber Chisato… I-Ich glaub das nicht. Niemals!”

Schweigend bedachte ich ihn aus den Augenwinkeln mehrmals und registrierte seine tiefe Erschütterung und Verzweiflung.

Seine Studienkollegin lag ihm wirklich am Herzen.

„Sind Sie verheiratet, Herr Konno?” Auf meine eingeworfene, lockere Frage hob er blinzelnd den Kopf.

„Nein, ich bin ledig. - Warum fragen Sie?”

„Ach, ich bin eben nur schrecklich neugierig.” Fröhlich grinsend reihte ich mich in die Spur ein, die zum Polizeipräsidium zurückführte.

Der braunhaarige Mann sah mich noch immer irritiert an, jedoch zeigte sich nun in seinen Iriden plötzliche Erkenntnis.

„Moment mal! - Sind Sie nicht Angel? Die ,Angel’ ??”

„Gestatten: Suzuna Mihikoru, meines Zeichens Privatdetektivin.” Keck zwinkerte ich ihm zu und schaltete einen Gang höher.
 

Bald war ich abermals in der Eingangshalle des Polizeipräsidiums, jedoch stand dieses mal Herr Konno an meiner Seite.

„Sie müssen in die 5 Etage und sich erst bei Herrn Todai melden. Sie wissen sicherlich, dass so der Inspektor heißt. Sollte er nicht da sein, richten Sie sich an die junge schwarzhaarige Frau direkt vor der Tür seines Büros. Sie heißt Madoka Imiyame und ist seine persönliche Sekretärin - richten Sie schöne Grüße von mir aus.“ Erklärte ich ihm nun ruhig und sachlich da keine Menschenseele außer uns in dieser Etage war.

„Kommen Sie denn nicht mit?“ Der Mann blinzelte fragend sodass ich den Kopf schüttelte.

„Von hier an, sollten Sie alleine gehen.“ Es war nicht klug von mir, mich in das Territorium von Todai zu begeben. Auf alle Fälle nicht, bevor ich den Mord aufzuklären konnte; richtig aufklären konnte.

So hob ich verabschiedend die Hand als sich die Fahrstuhltür hinter dem Studienfreund von Frau Koga schloss und wollte mich gerade daran machen, meine nächsten Schritte zu überlegen als die Eisentür des zweiten Waggons ausglitt und Herr Kuroba mir direkt in die Arme lief.

A-Angel…?!“ Schockiert sah er mich an.,, Was machst du… Hmpf!“

Flink presste ich ihm die Hand auf den Mund, erstickte damit seine Stimme und zog ihn in die Fahrstuhlkabine die er gerade verlassen hatte.

„Pssscht!“ Gewahrte ich nun mit erhobenem Zeigefinger und ließ die Eisentüren schnell zu gleiten sodass wir beide alleine waren.

„Wollen Sie mich beim Inspektor verraten, Herr Kommissar?“

„Was machst du hier… Himmel!“ Er stieß ein leises Japsen aus:„ Wenn der Inspektor das erfährt… - Er wird vor Wut im Dreieck springen!“

„Soll er doch, wenn es ihm soviel Spaß macht! Ich habe auf alle Fälle nicht vor, mich vorzeitig suspendieren zu lassen.“

„ Äh… Angel? - Das ist doch keine Suspension.“

„Dann eben eine Art ,Strafe‘ - Ich bin doch kein kleines Kind mehr! Außerdem, bin ich im Recht da sich der werte Herr Inspektor mit seiner Theorie mal wieder vollkommen verrannt hat.“

„A-Aber…“

„Nichts da ,aber‘ und hören Sie auf zu stammeln!“ Mit entschlossener Mimik bedachte ich ihn ernst.„ Sie müssen mir unbedingt helfen, Kuroba. Alleine schaffe ich das nicht.“

„Ich soll.. dir helfen…?“

„Ich brauche einen Beamten der für mich noch mal zum Tatort fährt und nach etwas wirklich Wichtigem sucht. Dafür habe ich nicht die Zeit. Außerdem, muss ich es schaffen mit Frau Koga alleine zu reden und… - Ich brauche dringend einen Cappuccino, ich krepiere gleich vor Koffeinentzug!“

„Beamten…? Alleiniges Gespräch…? Cappuccino?? Sag mal: Spinnst du?!“ Kurobas Stimme hob sich sichtlich in aufkommender Panik.„ Du solltest lieber deine Beine in die Hand nehmen und die nächsten 2 Blocks so schnell wie möglich hinter dir lassen bevor einer der Beamten dich bemerkt und an den Herrn Inspektor meldet. Wie viel Ärger willst du dir noch einhandeln?“

„Verstehen Sie doch: Frau Koga hat den Mord sicherlich nicht begangen. Die Beweislage von Todai ist nicht schlüssig.“ Eindringlich sah ich den jungen Beamten an:„ Helfen Sie mir, Herr Kommissar… Bitte!“

Mit einem Bettelblick schlechthin fixierte ich ihn sodass eine Augenbraue von ihm langsam hoch zuckte.

„Äh… ich… ich kann doch nicht…“

„Sie werden sicherlich keine Probleme bekommen: Geben Sie sich schon einen Ruck, hm?“ Nun konnte nur noch meine Überzeugungs- und Überredungskraft helfen.

„Wer hat Ihnen vor einem Monat geholfen als Sie diesen Supermarkträuber unter drei vermeintlichen Verdächtigen nicht sich identifizieren konnten? Wer hat Ihnen beigestanden als Sie - wegen einer Dienstaufsichtsbeschwerde - keinen Mordfall mehr übernehmen durften? Und wer hat Ihnen vor exakt 6 Tagen die Blumen für Ihr Date mit der hübschen Frau Myu vom Branddezernat ausgesucht??“ Fragte ich nun am Ende mit einem zuckersüßen Grinsen sodass er ein tonnenschweres Seufzen von sich gab.

„Na schön, Angel. Aber nur dieses eine…“

„Das ist wunderbar! Ach, sie sind ein Schatz!“ Übermütig wie ich war ließ ich ihn gar nicht ausreden sondern klopfte ihm mehrmals mit meiner Hand auf die Schulter.

„Dann sagen sie jetzt über Ihr Handy Madoka bescheid, wegen dem Cappuccino. Danach werden Sie mich zu dem Raum führen wo Frau Koga vorläufig sitzt und die Sache mit dem Tatort bekommen wir auch noch hin.“

„Aber, welchen Beamten soll ich den schicken? Ich meine, die werden sich doch alle fürchten wegen den eindeutigen Befehlen des Inspektors.“

Seine zögerliche Frage konnte er sich selbst beantworten als ich ihn nun breit grinsend ansah.

„Dafür habe ich doch Sie, nicht wahr?“
 

Kuroba war es eigentlich gewohnt als mein Helfer zu fungieren, doch in diesem Fall verhielt es sich natürlich anders. Wenn der Inspektor mitbekommen sollte, dass mir einer seiner Männer half - in diesem Fall sogar sein direkter Untergebener - wäre der Teufel los. Der Kommissar hätte ein Disziplinarverfahren am Hals doch vorher würde ihn sein Chef noch einen Kopf kürzer machen. Ich wusste genau, was ich dem armen Kerl zumutete, jedoch war es nicht zu ändern.

Auch wusste ich, dass Kuroba es gerne tat, wenn auch mit einer gewissen Prise Widerwillen gemischt mit Nervosität.

Hoffentlich war uns beiden das Glück hold: Er strapazierte seine Anstellung im 1. Dezernat der Tokyoter-Kriminalpolizei und ich mein Ansehen als Detektivin.

So gesehen stand es 50:50.

Ich war angespannt, der Kommissar äußerst fahrig… - Die einzige Person, die wirklich ruhig blieb, war Madoka, kein Wunder.

„Du solltest nichts überstürzen. Denk in Ruhe über alles nach. - Hier.“ Mit diesen gewählten Worten überreichte sie mir meinen erlösenden Cappuccino den ich überaus dankbar entgegennahm.

Es war nun mittlerweile nach 3 Uhr Nachmittags und ich wartete darauf endlich unter vier Augen mit Frau Koga reden zu können. Wenn Todai doch nur endlich aus dem Befragungsraum kommen würde indem er gerade mit der Verdächtigen und Herrn Konno saß!

Zu gern hätte ich Mäuschen gespielt um zu erfahren was der Studienfreund von Frau Koga zu sagen hatte.

Es kam mir suspekt vor, dass dieser Kerl sich extra von mir zum Polizeipräsidium hatte fahren lassen um auszusagen, das er an die Unschuld seiner alten Freundin glaubte.

„Weißt du eigentlich, dass du unheimliches Glück hast?“

Auf die Frage von Madoka zog ich langsam eine Braue hoch.

„Ach…? - Weil ich in einem miefigen alten Büroraum sitze da mich keiner im Präsidium sehen darf? Weil Todai mich in Grund und Boden brüllen wird, wenn er mich sieht? Oder weil ich gerade bemerkt habe, dass du zu wenig Süßstoff in meinen Cappuccino getan hast??“

„Weder noch, du Nörglerin. Ich rede von Herrn Konno.“ Mit geschürzten Lippen zog sie eine kleine Packung aus ihrer Hosentasche welche zwei eingeschweißte Süßmittel enthielt.

„Was hat Frau Kogas alter Bekannter mit meinem Glück zu tun?“ Fragend bedachte ich die brünette Frau aus den Augenwinkeln während ich die angenommene Tüte aufriss und die beiden weißen Tabletten in mein Koffeingetränk fallen ließ.

„Nun ja… Wie ich dich kenne, wirst du ihn schon ausgefragt haben und wie ich die Leute kenne, ist es allgemein bekannt, dass sie besser reden wenn sie nicht gleich mit der Polizeimarke konfrontiert werden.“

Da hatte sie unweigerlich Recht. Jeden Normalbürger schreckte es doch ab, wenn man eine Beamtenmarke vorgehalten bekam und sofort singen sollte wie ein Vogel. Die meisten gerieten dann in Panik oder Nervosität, da sie keinesfalls etwas ausplaudern wollte, dass nicht für fremde Ohren bestimmt war. Die Menschen pflegten lockerer zu reden, wenn man als Person wie sie Fragen stellte; so bekam man mehr Informationen und sparte sich Nerven. Ein weiterer wichtiger Grund weshalb ich immer erst nach der Befragung verlauten ließ, dass ich Detektivin war.

„Dieser ganze Fall gibt dir zu denken, nicht wahr?“ Madoka ließ sich neben mir auf der großen Sitzbank in dem alten Raum nieder.

„Alles ist äußerst wacklig.“

„Hast du schon eine Ahnung? Eine Spur? Beweise?“

„Die ersten beiden Fragen ,Ja‘, die letzte ,Nein‘ außerdem…“ Leicht kniff ich die Augen zusammen.„… fehlt mir das wichtigste.“

„Das Motiv?“ Auf die Nachhackung meiner Bekannten nickte ich matt.

„Exakt.“

Einige Zeit herrschte angenehmes Schweigen zwischen uns bis der piepsende Klingelton meines Handys die Stille durchbrach.

„Das muss Kuroba sein. - Wurde auch mal Zeit.“ Ungeduldig fischte ich das Mobiltelefon aus meiner Jackentasche und nahm ab:„ Mihikoru? - Ah, da sind Sie ja endlich… Was soll das heißen? Natürlich warte ich auf Ihren Bericht! Halten Sie mich für total blöde?“ Eine hastige Entschuldigung zuhörend verdrehte ich genervt die Augen.

„Jetzt stammeln Sie nicht wieder so rum und seien Sie nicht so nervös! Was ist nun mit meinen Anweisungen…?“ Einige Zeit herrschte abermals Stille und Madoka sah mich von der Seite her gespannt an als ich mit gerunzelter Stirn den Ausführungen des Kommissars lauschte.

„Wie, das geht nicht? Stellen Sie sich nicht so an! - Dann müssen Sie eben tauchen. Ja! Ja… genau: T-A-U-C-H-E-N!! - Soll ich‘s Ihnen noch mal buchstabieren?“

Auf meine vehemente Forderung drang ein Durcheinander aus verschiedenen Klagelauten an meine Ohren.

„Hören Sie auf rumzujammern. Ziehen Sie lieber ihre Badehose an und dann ab in den Teich! - Ja! Natürlich war das ein Witz…! Sie sollen einen Taucher runterschicken.“

„Taucher?“ Flüsterte Madoka neben mir mit ziemlich ratloser Stimme und sah mich so perplex an das ich leicht schmunzeln musste. Für Erklärungen hatte ich jedoch keine Zeit, so wandte ich mich wieder an meinem Gesprächspartner:

„Bringen Sie die gefundenen Proben zu Dave ins Labor, er wird sich der Analyse annehmen. - Natürlich bin ich sicher, dass er das tut. Sagen Sie aber, er soll sich sputen damit wir die Daten bald vor uns haben.“

Nach ein paar wenigen Abschiedsworten legte ich wieder auf und steckte das Handy zurück.

„Hast du die Beweise?“ Meine Bekannte sah mich aufgeregt an, sodass ich abermals schmunzelte.

„ So gut wie, jetzt kann ich nur noch hoffen, dass das Gutachten mit meiner Theorie übereinstimmt.“

„Du hast also schon eine Ahnung, wer es wahr? - Sag‘s mir! Ich platze vor Ungeduld.“

„Kommt nicht in Frage.“ Mit dem Cappuccino in der Hand erhob ich mich von der Bank um das kleine Fenster gegenüber zu kippen.„ Du weißt doch ganz genau, dass ich keine Theorien ohne Beweise erläutere.“

„Du alte Spielverderberin.“ Die Sekretärin zog einen gespielten Schmollmund, den ich schon zu genüge kannte und einfach ignorierte.

„Aber du kannst etwas anderes für mich tun.“

„Ich bin ganz Ohr…“

And the murderer is…

AUnd schon kommt der 2. Teil der Fallaufklärung.

Ich hoffe, ihr könnt ihn bald nach dem 1. Teil lesen und müsste nicht zulange warten.
 

Kapitel 8: And the murder is…
 

Ich hatte Madoka damit beauftragt den Inspektor ein bisschen abzulenken nachdem wir erfahren hatten, dass er den Befragungsraum zusammen mit Kyusuke verlassen hatte.

Mein Kumpel und Partner war anscheinend noch vollkommen im Unklaren über meinen Aufenthalt im Präsidium. Wahrscheinlich rechnete er mit einem kapitulierenden Rückziehen aus dem Fall nachdem ich seine Nachricht auf dem Anrufbeantworter in Frau Kogas Wohnung gehört hatte.

Er kannte mich schließlich schon lange und konnte sich sicher sein, dass seine Wohnung bei mir angekommen war doch gleichzeitig hätte er sich denken können, dass ich keinesfalls klein beigab. Das wäre ja noch schöner!

Mit scheinbar ruhigem Gesicht saß ich meine Zeit in dem abgelegenen Büro ab obwohl eine tiefe Ungeduld in meinem Bauch vorherrschte.

Vor wenigen Minuten hatte ich eine Kurzmitteilung von Madoka erhalten. In dieser stand, dass Todai wieder in seinem Büro saß und den Mord an Herrn Kouyama anscheinend schon zu den Akten gelegt hatte.

Laut ihren Informationen hielt sich Herr Konno immer noch im Vorzimmer auf und saß unbewegt auf der Bank; anscheinend wollte er sich keinen Meter vom Fleck rühren.

*Wenn ich mit meiner Theorie richtig liege habe ich mehr Glück als Verstand.* Ging es mir nun etwas selbstmitleidig durch den Kopf. Selbst wenn die geahnten Beweise Dank Kommissar Kurobas Hilfe auftauchen sollten, stand ich mit meinen Mutmaßungen noch immer wacklig. Meine ganze Fallaufklärung war ein Gerüst aus weiblicher Intuition und Fantasie. Die stichhaltigen Beweise reichten mir nicht und nagten wie Ratten an meinem Ehrgefühl als Detektivin.

Jedoch war ich ein Mensch der sich keinen Stolz leisten konnte. - Nicht in meiner Position.
 

Bald darauf meldete sich abermals mein Handy zu Wort und auf dem Display erkannte ich sofort die Mobilnummer von Dave. Überaus gespannt nahm ich ab:

„Wie sieht‘s aus?“

„Zuerst einmal „Hallo, Angel… - Wie geht‘s dir?“

„Es würde mir erheblich besser gehen, wenn ich die Daten von dir hätte.“

„Auf einmal so gereizt? Vorhin warst du doch noch so umgänglich?“

„Dave… - bitte! Es ist spät, ich bin gereizt, ich bin müde und schon seit 8 Uhr auf den Beinen. Sei ein Schatz und leg endlich los.“

„Wenn du mich so lieb bittest. Zuerst einmal möchte ich dir mitteilen, dass du bei mir heftig in der Kreide stehst. Es war gar nicht so leicht hinter den Rücken der Anderen das Labor über 1 Stunde zu beschlagnahmen. - Was hast du eigentlich die ganze Zeit gemacht?“

„Ich bin meinem Hobby nachgegangen und habe mich in Koffein ersoffen.“

„Typisch für dich, Angel. Dann weiß ich ja schon, was ich bei unserer Verabredung unbedingt besorgen muss.“

Ach ja… Das versprochene Date. In all der Aufregung war dieser Gedanke ganz weit in die hintersten Räume meines Hirns gerutscht.

„Können wir das bitte später klären, Dave? - Wenn ich mich nicht beeilen wird Frau Koga ins Strafgericht kommandiert.“

„Schon klar…“ Leichtes rascheln von Papier drang an meine Ohren, wahrscheinlich wandte er sich endlich der Analyse zu.

„Hör gut zu, Angel.“

„Das tue ich die ganze Zeit.“

„Der Kommissar hat mich über deine Theorie ins Bild gesetzt und ich muss sagen: Ich bin begeistert. Wie du darauf gekommen bist, ist mir ein Rätsel aber du liegst goldrichtig. Du solltest dich beim Kommissar dafür ausreichend bedanken, dass er dieses Indiz für dich ans Tageslicht gehoben. Im wahrsten Sinne des Wortes. - Hast du den armen Kerl echt tauchen lassen?“

„Wie?! Ist er echt getaucht?“

„Ja, stell dir vor aber es hat ihm nicht viel gebracht, denn das Corpus Delicti lag nicht im, sondern am seichten Rand des Teiches.“

Nur mit größter Mühe konnte ich ein Kichern unterdrücken. So was! Da hatte sich Kuroba extra - im wahrsten Sinne des Wortes - nass gemacht obwohl dies gar nicht nötig gewesen wäre.

„Also, ist meine Annahme schlüssig?“

„Sie ist auf alle Fälle bewiesen, zwar habe ich nur die Hälfte der Beweislage aber das fehlende Stück wird sich von allein ergeben aber das weißt du ja auch.“

Natürlich wusste ich das. - Trotzdem störte mich die letzte Unwissenheit in diesem Fall.

„Die letzten Fragen bekommst du sowieso nicht raus.“ Erklang es nun von meinem Bekannten, so als hätte er meine Gedankengänge bildlich vor sich.

„Lass es dir von ihr erklären, Angel. - Zeig es Todai und lass dich nicht unterkriegen.“

„Ja. Vielen Dank, Dave.“
 

Die Worte des Zuspruchs meines langjährigen Freundes verschafften mir Mut und den nötigen Antrieb mich endlich aus dem muffigen Büroraum zu wagen und den Aufzug nach oben - in die 5. Etage - zu nehmen. Es war an der Zeit Todai die Suppe so mächtig zu versalzen, diesen gar nicht so ominösen Mordfall aufzuklären und sich endlich den wohlverdienten Feierabend zu gönnen, immerhin war es schon beinahe 5 Uhr am frühen Abend.

*Aber vorher werde ich mir noch zwangsläufig die Schreiszene vom Inspektor anhören müssen.* Schoss es mir durch den Kopf doch dieser Gedanke machte mir keine Furcht eher war es eine Art Anstachelung für mich.

Mit einem entschlossenem Lächeln betrat ich durch die offenen Stahltüren des Liftes den Gang zur Abteilung des 1. Dezernats.

Schon von weitem sah ich die zusammengesunkene Gestalt von Herrn Konno auf einem der braunbezogenen Bänke hier. Anscheinend hatte er wirklich nicht vor sich vom Fleck zu bewegen, ganz still saß er da.

Ich dämpfte meine Schritte sichtlich und erhob ganz sachte die Stimme als ich nun dicht neben ihm stand:„ Herr Konno?“

„J-Ja?!“ Seine sanften braunen Augen glommen etwas nervös auf als er nun den Kopf hob und mich erkannte:„ Oh… Fräulein Mihikoru, nicht wahr?“

„Sagen Sie ruhig Suzuna zu mir, oder Angel.“ Das Lächeln auf meinen Lippen kam wieder, jedoch diesmal eher wehmütig:„ Wollen Sie mich zum Inspektor begleiten, Herr Konno?“

„Wollen Sie Chisatos Unschuld beweisen?“

„Ja.“ Einsilbig nickte ich sodass er ein erleichtertes Seufzen zu hören gab.

„Ein Glück.“

„Dann lassen Sie uns gehen.“

Auf meine Aufforderung nickte er und folgte mir dicht auf den Fersen als ich die Tür am Ende des langen Ganges aufstieß und mich wieder im Vorzimmer des Inspektors fand.

Madoka, die nun wieder an ihrem Arbeitsplatz saß, sprang alarmierend auf als sie mich sah.

„Suzuna! Bist du verrückt geworden? - Was zum…?“

„Alles in Ordnung. Halt das bitte mal.“ Ohne auf ihr perplexes Gesicht zu achten übergab ich ihr die leere Kaffeetasse, die ich die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte und setzte meinen Weg zur Tür von Todai fort.

Ohne zu zögern pochte ich dreimal mit dem Handrücken gegen das Holz und drückte dann einfach die Klinke nach unten.

Wie erwartet, saß dieser an seinem Schreibtisch und hatte sich mal wieder einige Akten aufgeschlagen. Bei meinem eintreten hob er den Kopf und seine Stirn legte sich sogleich in Falten.

Angel…

„Herr Inspektor.“ Gab ich diplomatisch und kühl zurück sodass sich seine Iriden nun einen Weg hinter mich suchten und Herrn Konno erfassten.

„Sag bitte nicht, dass das wahr ist.“

„Was denn?“

„Deine unerlaubte Einmischung.“

„Ich mische mich nicht ein. Ich stelle nur die Tatsachen ins rechte Licht und ob dies unerlaubt ist glaube ich nicht.“

„Habe ich nicht gesagt, dass du dich nicht einmischen sollst?“

„Habe ich Ihnen nicht gesagt, dass mich das nicht interessiert?“

Er konnte mir keine Angst einjagen, egal wie böse er mich anblitzte. Nun war meine Zeit gekommen. Nun war ich am Zug.

„Nichts gegen Sie, Todai aber… - Sie liegen vollkommen falsch mit ihrer Theorie und das werde ich jetzt beweisen.“

„Du wirst nach hause gehen.“ Ordnete er nun mit sichtlich drohender Stimme an während er sich langsam aus seinem Drehstuhl erhob:„ Ich warne dich, Mihikoru, fordere mich nicht heraus.“

„Herausforderungen sind meine Spezialität. Ich bin Detektivin und kein Kriminalist. Regeln sind mir demnach zuwider.“

„Suzuna…!“ Ohne auf das aufgebrachte Zischeln meines Namens einzugehen wandte ich mich nach hinten an Madoka.

„Hilf mir bitte diesen Fall endlich abzuschließen und führe Frau Koga hierher.“

„Das werden Sie nicht tun, Frau Mouri oder Sie sind gefeuert!“ Bellte es nun von ihrem Chef sodass die Sekretärin zwischen uns beide etwas hilflos hin und her sah.

„Sie wollen doch nicht, dass ein Mordfall von Ihnen in falscher Abschließung in das Archiv des Präsidiums wandert, oder?“ Hackte ich nun nach und bedachte den alten Polizisten leicht herausfordernd:„ Wenn der Polizeipräsident durch meine Aufklärung mehr angetan ist, haben Sie ein Problem. Ich schlage Ihnen ein Geschäft vor: Ich präsentiere Ihnen meine Ansichten des Falls, wenn meine Argumentationen schlüssig sind, die Beweise erbracht und wir ein Geständnis des Mörders haben werden sie von einer Bestrafung diejenigen Personen absehen die mir geholfen haben. Des Weiteren werden sie meine vorläufige Suspendierung sofort fallen lassen…“

„Das war keine Suspendierung, Suzuna. - Ich kann dir aber gerne eine ausstellen!“

„Falls ich jedoch mit meinen Argumentationen daneben liege, die Beweise unzulässig sind und ich den eigentlichen Mörder nicht überführen kann nehme ich alle Schuld auf mich. - Ich habe meinen Kopf ins Feuer gehalten und ich biete Ihnen 6 Monate keine Fallaufklärungen in ihrem Stadtbereich.“ Redete ich nun einfach in aller Ruhe weiter sodass seine Mundwinkel erheblich hoch zuckten.

„Das wäre Wahnsinn! Kyusuke ist zwar ein schlauer Kopf aber ohne den Hauptteil deiner Arbeit würdet ihr Insolvenz in der Detektei anmelden müssen.“

„Ich weiß was auf dem Spiel steht. Wissen Sie es auch?“ Entschlossen sah ich ihm in die Augen, begegnete dem lodernden braunen Feuer darin in abprallender Gelassenheit.

„Frau Mouri, holen Sie Frau Koga.“ Befahl der Inspektor schließen sodass seine Sekretärin etwas nervös blinzelte.

„Aber gerade eben sagten Sie noch…“

„TUN SIE WAS ICH IHNEN SAGE! HOLEN SIE DIE VERDAMMTE FRAU!!“
 

Ich wusste das Todai auf diese offene Herausforderung von mir anspringen würde.

Zwar kannten wir uns schon einige Jahre, doch immer hatte er meinen Mangel an Respekt gerügt den ich mir auch trotz guter Vorsätze nicht aneignen konnte.

Dickschädel blieb eben Dickschädel und gerade wenn ich sicher war auf der richtigen Seite zu sein konnte man bei mir regelrecht gegen eine Metallwand laufen. Im Endeffekt zog ich immer mein Ding durch.
 

Es dauerte nicht lange bis meine alte Freundin zusammen mit der Verdächtigen (nach Todai, die eindeutige Mörderin) zurückkam.

„6 Monate, Angel. Vergiss das nicht!“ Zischelte nun Todai wieder sodass ich ihn missbilligend ansah.

„Ich bin blond, Herr Inspektor aber nicht blöd.“ Ohne große Umschweife wandte ich mich nun an die Ex-Frau von Herrn Kouyama:„ Guten Tag. Wir beide hatten bisher nicht das Vergnügen, mein Name ist Suzuna Mihikoru und ich bin Privatdetektivin… und werde Ihr Unschuld beweisen.“ Auf meine fröhliche Hinzufügung sah mich die Frau aus entsetzten Augen auf.

„A-Aber… Sie irren sich. Ich habe Yoshitsu umgebracht. I-Ich weiß es…” Tränen bildeten sich in ihren hellbraunen Augen und sie rang hilflos mit den Händen

„E-Er hat sich nicht mehr gerührt und ich… ich bin einfach weggelaufen.“ Ein kurzer heftiger Schluchzer schüttelte sie sodass Herr Konno an sie herantrat und ihr beruhigend den Arm um die Schulter legte.

„Du hast Frau Koga doch gehört, Angel.“ Todai schritt mit sicherer Haltung um seinen Arbeitsplatz herum und lehnte sich an die vordere Kante. Selbstsicher zog er an seiner gerade angezündeten Zigarette.

„Es ist töricht von dir anzunehmen, dass du meine ganze Theorie in den Wind schießen kannst. Ich bin schon etwas länger in der Kriminalistik tätig als du. Mag ja sein, dass du genial bist - für dein junges Alter - aber diesmal hast du dich einfach überschätzt.“

„Ach? Glauben Sie?“ Unbeeindruckt hob ich leicht die Schultern bevor ich es dem alten Polizisten nachmachte und mich gegen die offenen Tür an der Wand lehnte.

„Dürfte ich Ihre Theorien und die dazugehörigen Beweise hören, Herr Inspektor?“

„Es wird mir ein Vergnügen sein dich endlich einmal in deine Schranken zu weisen, Angel.“ Ein spöttisches Lächeln legte sich auf seine dünnen Lippen und er hustete kurz rau auf bevor er mir seine Fallaufklärung erläuterte:

„Wie du ja ebenfalls weißt wurde der Leichnam von Herrn Kouyama um 8 Uhr morgens von den Früh-Joggern im Hibya-Park gefunden. Die Todesursache war ein sauberer Schädelbruch, sein halber Kopf war gespalten demnach muss das Mordinstrument eine solide Metallstange oder etwas in der Art gewesen sein. Der genaue Todeszeitpunkt beläuft sich auf 3 Uhr morgens, da in der letzten Nacht ein starker Schauer aufgekommen war der sich erst gegen halb 4 in der Frühe verzogen hat. Das Gras am Fundort, unter der Leiche, war jedoch trocken.“

„Ich will Ihnen ja nicht zu nahe treten, Herr Inspektor aber das ist mir alles schon bekannt. Sagen Sie mir lieber, wie Sie darauf kommen Frau Koga als Mörderin zu überführen und wo ist diese ominöse Metallstange als angebliche Mordwaffe?“

„Während du einen auf „Kamikaze-Kid“ gemacht hast, haben wir die Mordwaffe in Frau Kogas Auto schon längst sichergestellt. Die Stange - es war wirklich eine Metallstange - lag gut sichtbar in ihrem Kofferraum. Wunderbar verschmiert mit dem Blut des Opfers. Wie erklärst du dir das, Angel?“ Der Inspektor funkelte mich spöttisch an, da er sich ganz sicher war mich in die Enge getrieben zu haben. Jedoch runzelte ich nur die Stirn.

„Und den Grund?“ Das interessierte mich nun doch. Fragend wandte ich mich an Frau Koga die sich noch immer Halt suchend an ihren Studienfreund klammerte.

„Warum haben Sie ihren Mann getötet, Frau Koga? Und dann auch noch zu solch einer Tageszeit und in einem Park, war das eine Reflexreaktion?“

„Aha! Du sagst also selbst, dass Sie die Mörderin ist!“ Rief nun Todai erfreut doch ich winkte nur genervt ab und fixierte wieder die reichlich blasse Frau die mich nun aus ihren feuchten Augen traurig ansah.

„Nun, Sie wissen ja sicherlich, dass ich mich schon vor über einem Jahr von meinem Mann getrennt habe. - Die Gründe dafür waren diverse Vorkommnisse mit anderen Frauen.“

„Er hat sie betrogen?“ Auf meine sachte Nachhackung nickte sie schlicht.

„Ja…“ Abermals traten ihr Tränen in die Augen:„ Er war noch nie ein besonders treuer Zeitgenosse aber… ich habe ihn geliebt. Bis ich es eines Tages nicht mehr aushielt und die Scheidung einreichte. Doch damit machte ich alles nur noch schlimmer. Kaum war ich nach Haido-Cho umgezogen bombardierte er mich mit Anrufen und Briefen. Er beobachtete mich auf Schritt und Tritt… Es war ein Alptraum.“

„Er hat sie versucht zu bedrohen um Ihnen Angst einzujagen.“ Schloss ich nun tonlos und betrachtete ihr aufgewühltes Mienenspiel ganz genau:„ Wollte er sie wieder haben?“

„Nach seinen Aussagen schon aber ich wusste, dass es nur als falscher Schein gewesen wäre. Er hatte schon lange eine Affäre mit einer jüngeren Frau. - Doch irgendwie wollte ich auch nach über einem Jahr dieses Alptraums unsere Beziehung nicht aufgeben. So trafen wir uns gestern Nacht im Park.“

„Mit Verlaub: Machte Sie das nicht stutzig?“

„Doch… aber ich hätte doch nie gedacht… N-Nie gedacht, dass er auf mich losgehen würde.“

Alarmiert sah ich sie auf diese tränenerstickte Aussage an.

„Hat er versucht sie zu töten?!“

„I-Ich weiß es nicht… es ging alles so wahnsinnig schnell. Ich hatte diese Metallstange hinter meinem Rücken, da ich trotz aller Hoffnung regelrechte Panikattacken in seiner Gegenwart hatte und als er auf mich zukam schlug ich einfach zu… Zweimal.“

„Verstehe. Die Platzwunde an der Schläfe kam also daher… Und dann? Dann haben Sie nochmals zugeschlagen?“

Wieder ein leichtes Nicken, sie schlug die Augen nieder:„ Ja… Direkt auf seinen Hinterkopf… u-und dann bin ich einfach weggelaufen.“

„Verständlich.“ Mit diesem geflüsterten Wort verschränkte ich die Arme vor der Brust und schloss kurz die Lider.

„Was sagst du nun, hm? Frau Detektivin??“ Höhnte nun der Inspektor mit voller Genugtuung:„ Ein Beweisstück, ein Geständnis… Wie willst das widerlegen? Welches Ass hast du noch im Ärmel?“

„Ich habe mein Ass schon längst. Genauso wie die beliebige Zahl, meinen King und die Quenn… einzig und allein der Joker hat mir noch gefehlt.“

Auf meine gefasste Aussage runzelte Todai abermals die Stirn.

„Was redest du da? Seit wann spielst du Karten?“

„ Ich versuche immer einen Straight hinzubekommen. - Ein Royal Flash wäre zuviel verlangt.“ Ohne auf die offene Verwirrung im Gesicht des Inspektors einzugehen wandte ich mich nun an Frau Koga.

„Sie müssen sich einen sehr guten Anwalt suchen. Der Wachmann in der Halle unter uns ist mit einer renommierten Anwältin verheiratet. Ich werde ihr Ihren Fall nahe bringen. Denn auch auf versuchten Totschlag steht eine hohe Gefängnisstrafe.“

„A-Aber…“ Frau Koga blickte mich gleichsam verwirrt wie geschockt an während Todai nun mit einem lauten Knurren seinen Zigarettenstummel im Aschenbecher auf seinem Tisch ausdrückte.

„Was redest du da, Angel? Hast du nicht richtig zugehört? - Sie hat doch den Mord längst gestanden.“

„Seit wann gestehen im wirklichen Leben die wahren Mörder ihre Verbrechen, Herr Inspektor? Sie müssten es doch besser wissen und schon damit bekannt sein, dass es immer nur die Unschuldigen sind die sich freiwillig ans Messer liefern. Ich versuche gar nicht zu widerlegen, dass Frau Koga durch den physischen Terror ihres Ex-Mannes im Affekt mit einer Metallstange zugeschlagen hat. Ich widerlege weder den Treffpunkt im Park, noch ihre Aussage. Ich widerlege höchstens den Mord… Zwar klebt das Blut von Herrn Kouyama an ihren Händen aber es ist nicht sein letzter Tropfen gewesen.“

„Bitte, Angel…! Ich bekomme Kopfschmerzen von deinen Metaphern!“

„Jetzt schon? - Dann werde ich Ihnen mal sagen welche Widerlegungen auftauchen in Ihrer angeblich sauberen Theorie: Zum einen, die ungewöhnliche Kraft mit der Frau Koga den Kopf ihres Mannes getroffen haben muss. Mag sein, dass jeder Mensch in Panik oder Angst eine größere Muskelkraft als normalerweise üblich zu Tage fördert jedoch weisen Frau Kogas körperliche Proportionen eher auf das Gegenteil hin. Dazu kommt noch, dass deutliche Abzeichnungen aus Gras und Erde unter den Fingernägeln des Toden zu finden waren. Frau Kogas Aussage zufolge jedoch, schlug sie zu und ihr Ex-Mann ging wie ein Stein zu Boden. - Sie erinnern sich? Zum anderen muss ich Ihre schlampige Arbeit in der heftigsten Form kritisieren: Sie haben es nicht für nötig befunden den gesamten Park abzusuchen nur, weil sie die angebliche Mordwaffe im Kofferraum von Frau Kogas Auto gefunden haben!“

Todai sah mich halb wütend, halb interessiert an:„ Was willst du denn damit schon wieder andeuten?“

„Auf die feuchtfröhliche eigentliche Mordwaffe die uns der wahre Mörder im Hibya-Park hinterlassen hat. Nicht wahr, Herr Konno?“

Der braunhaarige Mann zuckte kaum merklich zusammen, während sich seine Pupillen weiteten und er starr gen Boden sah.

„Hiroshi?! Nein, das kann nicht sein…” Wisperte nun Frau Koga ebenfalls entsetzt zurück während ich nur leicht den Kopf neigte.

„Oh doch… Herr Konno war es. Er ist der Mörder. Um ehrlich zu sein, habe ich keinen blassen Schimmer wie er Ihr geheimes Treffen mit Ihrem Ehemann im Park herausgefunden hat oder ob es nur ein dummer Zufall gewesen war aber… auf alle Fälle hat er für den letzten Schlag gesorgt.“

„Wie kommst du denn darauf, Suzuna?“ Fragte nun Madoka die inmitten der offenen Türdiele stand, bis jetzt hatte sie alles schweigend mit angehört.

„Kannst du dich an den Auftrag von Kuroba erinnern? - Meine Theorie ist aufgegangen.“

„Kuroba? Kuroba hat dir geholfen?! - Ich schicke ihn zurück in die Abteilung der Verkehrspolizei!“ Wütete nun der Inspektor doch ich hob mahnend meinen rechten Zeigefinger.

„Na, na, na! Wissen Sie nicht mehr, unsere Vereinbarung? Sie werden alles so hinnehmen und weder mich bestrafen noch irgendein anderer von Ihren Männern. Es ist ja nicht so, als hätte nur der Kommissar mir geholfen.“ Mein neckisches Lächeln verflog sofort wieder und ich erläuterte nun ernst:

„Im Gegensatz zu Ihnen ließ mir diese ominöse Mordwaffe keine Ruhe. Mag sein, dass die Spaltung des Schädels ungewohnt präzise war jedoch könnte diese auch auf den unglaublichen Schlag herrühren. - Was ist also schwer und hart genug um einem ausgewachsenen Mann den Kopf zu spalten? Welche Mordwaffe eignet sich perfekt in rascher Beschaffung eines Parks? Ganz klar: Ein großer Felsbrocken aus dem Teich.“

Mit entschlossenem Blick sah ich Herrn Konno in die Augen:„Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie - wie auch Frau Koga - im Affekt gehandelt haben. Dieser Mord war nicht geplant, Sie haben einfach zugeschlagen und ehe Sie wieder zu Besinnung kamen lag Herr Kouyama schon tot vor ihnen auf der Wiese. Ein weiteres Indiz für sie als Täter ist die Tatsache, dass sie das Mordinstrument danach weder abgewischt noch woanders entsorgt haben. Da sie den Stein in beiden Händen gut halten mussten schätze ich die Größe und Höhe auf einen halben Meter. Nach ihrer Tat haben sie diesen einfach zurück von der Böschung aus in den Teich geworfen. Wie gesagt: Ich habe es durch den Kommissar überprüfen lassen. Der Teich liegt keine 3 Meter weit vom Tatort und sie waren so nachlässig den Stein nur am seichten Gebiet des Wassers liegen zu lassen. Abgesehen davon lassen sich mit einer Luminollösung diverse Blutspuren auch wochenlang noch nachweisen und das habe ich getan. Die treffsicheren Beweise durch eine Analyse liegen in unserem Leichenschauhaus bei einem guten Freund von mir vor. Herausreden können Sie sich also nicht.“

„Schön und gut… Ich gebe ja zu, dass mit dem Felsbrocken habe ich nicht bedacht und deine Theorie macht auch Sinn aber ein Stein aus dem Teich, auf dessen Oberfläche nur das Blut des Opfers nachzuweisen ist bringt dir nichts.“ Auf die hastige Einwendung des Inspektors huschte abermals ein Lächeln über meine Lippen.

„Ich bin doch keine Anfängerin, Herr Inspektor. Sehen Sie sich die frischen Wunden an den Händen von Herrn Konno doch an.“ Mit einem Kopfzweig machte ich auf den letzten Punkt in meiner Fallaufklärung darauf aufmerksam.

Todais Iriden weiteten sich sichtlich als er die frisch verheilten Schürfwunden an den äußeren Händen des Mannes entdeckte.

„ Bei einem Affektmord ist man nicht so schlau sich eventuelle Handschuhe überzuziehen oder sich ein geeignetes Mordinstrument auszusuchen. Die Wahrheit ist, Herr Konno, dass Sie mit aller Kraft zugeschlagen haben und dadurch ebenfalls ein paar Blessuren davonzutragen hatten. Denn wie wir alle wissen, verträgt sich hartes Gestein bei Reibung nicht mit der menschlichen Haut. Wenn sie einige Hautpartikel in unser Labor geben, werden wir ganz leicht nachweisen können, dass Ihr Blut zusammen mit dem Blut des Opfers am Stein klebt… und das ist letztendlich der Beweis für meine Theorie.“

Einige Zeit herrschte Stille. Diese Art von Ruhe die zum dehnen gespannt war und wie immer zerriss der Faden schnell…

„Ja! Ich war es… Ich gebe alles zu!“ Gestand nun der Studienkollege mit quälenden Gesichtszügen:„ Ich habe Ihn niedergeschlagen, diesen Dreckskerl! Ich konnte es einfach nicht mehr sehen… nicht mehr ertragen wie er Chisato behandelte. Es hat mich wahnsinnig gemacht!“

„A-Aber Hiroshi, ich habe dir doch von seinen Drohungen gar nichts erzählt.“ Wandte nun seine alte Freundin zittrig ein sodass er sie verzweifelt ansah.

„Denkst du wirklich, ich hätte das nicht gemerkt?! Hältst du mich für so unsensibel, dass ich die Veränderung deines Wesens in einem Jahr nicht merke?“

„Nein. Natürlich nicht. Verzeih mir…“ Mit schuldigen Augen schlug sie die Lider nieder während Herr Konno nun alles erklärte:

„Ich habe diese ganze Tragödie mitbekommen und ich konnte es einfach nicht mehr ertragen! Chisato hat diesen Typen wirklich über alles geliebt und er… das konnte ich ihm nicht verzeihen. Zufällig bekam ich es mit als sich die beiden gestern Nacht im Park verabredeten, so tauchte ich auch auf und beobachtete ihr Gespräch. Ich machte mir Sorgen… dann ging er plötzlich auf Chisato los und sie hatte keine andere Chance sich zu wehren als ihn niederzuschlagen… das konnte ich ihm nicht verzeihen! Dieses eine Mal war es zuviel!!“

„War es deswegen? War es wirklich nur deswegen??“ Fragte ich nun auf sein gehaspeltes Geständnis und sah ihn starr an:„ Frau Koga dachte Sie hätte ihren Ex-Mann mit dem Schlag an der Schläfe und dem zusätzlichen auf den Hinterkopf getötet, jedoch war Herr Kouyama nur bewusstlos und richtete sich mit höllischen Kopfschmerzen auf. Seine Finger gruben sich Halt suchend in den schlammigen Boden unter sich, deswegen auch die verdreckten Fingernägel. - Darauf kamen Sie aus ihrem Versteck und schlugen zu… Einfach so?“ Mit einem wehmütigen Lächeln schloss ich die Augen.

„Machen wir uns doch nichts vor, Herr Konno. War es nicht so, dass Herr Kouyama sich langsam aufrichtete und irgendetwas davon fluchte wie:„ Chisato… Wenn ich dich das nächste mal erwische bist du dran!“, oder:„ Das wirst du büßen!“ - Wenn Herr Kouyama wieder auf die Beine gekommen wäre, hätte er seine Ex-Frau sicherlich bei der Polizei angezeigt. Deswegen schlugen sie zu, deswegen haben sie es getan: Sie wollten Frau Koga beschützen, weil sie ihre alte Studienfreundin mehr als nur gern haben, nicht wahr, Herr Konno?“

„Ja! Ja…! Sie haben Recht!“ Der Mann gab ein trockenes Schluchzen von sich während sich Frau Konno abermals geschockt die Hand vor den Mund schlug.

„A-Aber Hiroshi… Warum hast du denn nie etwas gesagt?“

„Weil du ihn so geliebt hast, Chisato. Was hätte ich denn machen sollen?“ Gab ihr alter Freund nun mit leicht wässrigen Augen zurück sodass diese abermals zu schluchzen anfing.

„Weswegen hätten Sie sonst ins Präsidium kommen sollen? Sie bekamen einen fürchterlichen Schreck als ihre Jugendliebe plötzlich des Mordes angeklagt wurde.“ Erklärte ich nun weiter wobei meine Stimme immer leiser wurde:„ Im Prinzip sind sie ein guter Mensch. Sie haben diese ganze Sache nur falsch angefangen. Manchmal muss man eben um seine Liebe kämpfen, Herr Konno. Dieser Vergeltungsschlag hat Ihnen nichts weiter gebracht als noch mehr Kummer. - Trotzdem rechne ich Ihnen ihre Geduld hoch an, sie haben darauf gewartet das ich Sie des Mordes überführe. Sie haben meinen Respekt.“
 

Herr Konno wurde noch an diesem Abend in das Strafgericht der Stadt eingewiesen während Frau Koga abermals ihre Aussage wiederholen musste. - Sogleich rief ich Enzos Frau an die sich mit meiner Bitte der Verteidigung von Frau Koga annahm. Dank eines Psychologischen Gutachtens bekam sie mildernde Umstände und eine leicht abzusitzende Gefängnisstrafe. Herr Konno jedoch bekam 30 Jahre ohne Bewährung.

Dies hasste ich am meisten an meinem Job: Es passierte nicht gerade selten das ich liebende Menschen auseinanderreisen musste. Auch, wenn sie es zu spät erkannten.
 

„Ich fühle mich schlecht und mir ist auch schlecht.“ Murmelte ich nachdem die Zeiger der Uhr schon kurz nach 7 Uhr am Abend vorgerückt waren und ich noch immer im Polizeipräsidium weilte.

Der Inspektor hatte mich angewiesen auf seine Rückkehr vom Strafgericht zu warten in das er Herr Konno gerade überführte. So saß ich nun auf der Kante von Madokas Schreibtisch und stierte ziellos durch den Raum.

„Warum fühlst du dich schlecht? Deine Fallaufklärung war fabelhaft und du hast mal wieder gezeigt was für ein pfiffiges Ding du bist!“

„Solche Fällen schlagen mir aufs Gemüt.“ Gab ich nun leise zurück und musste unwillkürlich daran denken, wie lange Herr Konno seine Jugendfreundin wohl schon geliebt haben musste. Allem Anschein nach hatte Frau Koga seine Gefühle erst heute erkannt.
 

„Manchmal muss man eben um seine Liebe kämpfen, Herr Konno.“
 

Hallte mir nun ganz automatisch mein belehrender Satz im Kopf.

*Meine Güte! Ich bin gerade die Richtige die zu so etwas auffordert.* Spöttisch verzogen sich meine Lippen. Bevor ich mich dazu zwang an etwas anderes zu denken.

„Wo ist eigentlich Kyusuke? Es wundert mich, dass er die Ungereimtheiten in Todais Fallaufklärung so einfach hingenommen hat.“

„Du kennst ihn doch - Er hat lockerflockig vor deinem Auftreten die Etage per Treppengang verlassen. Ich habe ihn ja auch gefragt, warum er schon geht und er meinte irgendetwas von, dass es sowieso keinen Sinn habe auf diesen sturen Esel von Inspektor einzureden und das sich ein weiterer sturer Esel besser mit ihm anlegen könnte als er.“

„Hat er mich gemeint mit dem „sturen Esel“? - Saftsack!“ Das war wieder mal so typisch für meinen Kumpel. Zwar war er nicht dumm überließ aber die Hauptarbeit einfach mir. Dabei hatte er mir doch so großspurig versprochen als Schutzschild für mich herzuhalten.

*Na ja… Ich lebe ja noch.* Kaum war mir dies fröhlich durch den Kopf geschossen erklang der Signalton des kommenden Aufzuges und kein geringerer als Todai spazierte zu uns.

„Alles erledigt?“ Fragte ich nun nach während Madoka schon aufstand und in ihre Jacke schlüpfte.

„Kann ich endlich Feierabend machen?“

„Sicherlich, Frau Mouri. Tun sie das.“ Er nickte knapp bevor er sich so ruckartig zu mir wandte, dass ich etwas zusammenzuckte.

Seine angespannten Gesichtszüge gefielen mir gar nicht, genauso wenig wie die auf einander gebissenen Wangenknochen.

Angel…!“ Grollte er nun und ich zog schon den Kopf ein da ich die nahe Gewitterwolke auf mich zurollen sah.

„SAG MAL, BIST DU EIGENTLICH KOMPLETT BESCHEUERT?! DU UNVERSCHÄMTE RANGE WAGST ES MICH SO VORZUFÜHREN? GLAUB BLOSS NICHT, DASS MIT DIESER SACHE SCHON ALLES GEGESSEN IST!! - ICH LASSE MIR DOCH NICHT VON EINER SCHNÜFFLERIN WIE DIR AUF DER NASE HERUMTANZEN!!“

„ Äh… Madoka. Warte auf mich, ich komme mit!“ Hastig sprang ich von der Schreibtischkante und hechtete der Sekretärin nach die am Anfang von der Brüllattacke ihres Chefs schon mit zügigen Schritten gen Fahrstuhl verschwunden war.

„BLEIB STEHEN, MIHIKORU! ABER S-O-F-O-R-T!!“

„Bis die Tage.“ Plapperte ich nun nervös während meine Bekannte schon in aufkommender Panik auf den Knopf unserer Etage drückte.

„MIHIKORU…!“ Die Stimme des Inspektors schwoll noch einige Oktaven an und sein sonst so ausgeglichenes Gesicht wurde purpurrot während ich nur mit einer Hand winkend in der Metallkabine stand und heilfroh war als sich die dicken Türen endlich verschlossen.

,, MIHIKORUUUUUUUUUU!!!“ Das Echo des verklungenen Schreis des Kriminalisten hallte noch lange in meinen Ohren nach.

„ Suzuna…?“

„Ja?“ Fragend sah ich die Sekretärin aus den Augenwinkeln an. Diese gab ein nervöses Lächeln zurück.

„Statte uns deinen nächsten Besuch bitte erst ab, wenn sich die Falten auf Todais Stirn geglättet haben.“

„In einer Woche…?“

„Machen wir sicherheitshalber zwei Wochen daraus.“ Auf ihre Aussage lächelte ich unschuldig auf.

„Okay.“

Tokyo’s Two

Raus aus dem Fall und rein in das Privatleben unserer blondhaarigen Detektivin!

Mit diesem Kapitel möchte ich euch meinen Lieblings-Chara Kyusuke ans Herz legen, der bisher leider noch zu kurz gekommen ist *ihn ganz fest knuddel*

Er ist einfach ein Schatz und soooo süß! Ihr müsst mir unbedingt sagen, ob ihr ihn sympathisch findet.

Wer ihn nicht mag kann gleich nach diesem Kapitel gehen und brauch auch nicht mehr wiederzukommen!!

Kleiner Scherz… ^-^
 

Kapitel 9: Tokyo’s Two
 

Inmitten des Stadtviertels Akihabara bewohnte mein alter Freund das typisch japanische Haus seiner Adoptiveltern.

Kyusuke und ich waren zusammen im Waisenhaus im südlichen Teil von Tokyo aufgewachsen und schon seit einer kleinen Ewigkeit befreundet.

Selbst nachdem sich unterschiedliche Pflegeeltern für uns gefunden hatten, blieben wir weiterhin in Kontakt. Wahrscheinlich war es ein unheimliches Glück, dass unsere damaligen Adoptionseltern sich flüchtig aus der nahe gelegenen Nachbarschaft kannten und wir uns somit immer regelmäßig sahen.

Die Grund- sowieso Mittel- und Oberschule absolvierten wir zusammen in einer Klasse.

Bis zu meinem 18 Lebensjahr hatte ich im Nachbarviertel Ueno gewohnt und somit hatten wir auch den Schulweg zusammen bestritten.

Ich konnte mich noch gut an die Zeit erinnern, an dem wir uns nach dem Unterricht immer noch einmal verabredet hatten um zusammen zu lernen oder einfach nur ein Eis essen zu gehen.

Unsere Freizeit hatten wir in der Regel gemeinsam verbracht:

Ich unterstützte ihn bei all seinen Kendo-Turnieren mit lautstarken Anfeuerungsrufen und er machte mir Mut, wenn ein Aikido-Kampf stattfand.

Auch ihm war es zu verdanken, dass ich mit dem Holzschwert umgehen konnte. Mein Kumpel war wirklich ein guter Lehrer und gab neben seiner Arbeit als Zweiteigentümer unserer Detektei Kurse im Kendo an der Viertelnahen Tokyo-Universität.

Nun bewohnte er schon gute 4 Jahre das Haus seiner Adoptiveltern alleine, da das verheiratete alte Ehepaar nach seinem 18 Geburtstag gestorben war.

Matyiko und Tatahiko Fuma - so lauteten die Namen seiner verstorbenen Pflegeltern - waren beide gutmütige und liebevolle Menschen gewesen bevor Tatahiko eines Tages - ganz überraschend - einen Schlaganfall in solch einem heftigen Ausmaß gehabt hatte, dass er auf der Stelle tot war. Vor Kummer war Matyiko ihm nur ein halbes Jahr später gefolgt.

Kyusuke hatte lange gebraucht bevor er wieder zu dem lebenslustigen und ausdauernden jungen Mann geworden war, den ich kannte und auch liebte.

Das Ehepaar Fuma war nie in der Lage gewesen selbst Kinder zu bekommen, deswegen nahmen sie damals den kleinen schwarzhaarigen Jungen bei sich auf, der nach ihrem Tot nun auch alles erbte.

Ich wusste, dass er sich am Anfang schuldig gefühlt hatte und das Erbe gar nicht annehmen wollte, bevor ich ihn dazu überredet hatte.

Wohin hätte er sonst gehen sollen?

Früher hatten wir uns immer ausgemalt einmal zusammen in eine Wohnung zu ziehen und auch heute redete Kyusuke dauernd auf mich ein, dass ich doch bei ihm einziehen sollte.

Ich wusste ja selbst, dass das Haus viel zu groß für ihn war und er gern Gesellschaft hatte aber ich begnügte mich mit meinem 2 Zimmer Apartment und schlug jedes Angebot seinerseits rigoros aus.

Es ging nun mal nicht. Wenn ich bei ihm eingezogen wäre, hätte das nur Schwierigkeiten gebracht.
 

Da ich den Wagen von Madoka nun nicht mehr hatte, bestieg ich ohne großes Federlesen die Untergrundbahn und legte einen kleinen Fußmarsch von knappen 15 Minuten bis zu der Straße meines alten Kumpels hin.

Ich war gerne bei ihm. Im Gegensatz zu anderen Männerwohnungen waren seine vier Wände ordentlich gehalten, wenn auch etwas chaotisch jedoch mit einem gewissen gemütlichen Ambiente.

Kyusuke war ein lebenslustiger Mensch und ganz anders als meine Wohnung - die fast nur in weiß und schwarz gehalten war - hatte er warme Kiefernmöbel und ebensolche Grundfarben.

Mit beschwingten Schritten ließ ich das kleine schmiedeeiserne Gartentor hinter mir zufallen und lief über den gepflasterten Pfad zur Eingangstür.

Ohne einen Blick auf die Klingel zu verlieren steckte ich meine Hand in das oberste Gefäß eines hängenden Windspiels und zog den dazugehörigen Schlüssel zu Tage.

Mein Kumpel hatte dieses kleine Versteck schon lange dazu benutzt um seinen Haustürschlüssel dort zu verstauen.

Außer mir und ihm wusste niemand davon und es war sowieso unnötig für mich zu klingeln, wenn es damit auch einfacher ging.

Nachdem ich die Tür geöffnet hatte, ließ ich das silberne Teil zurück in sein Versteck sinken und trat in den Tatami-Matten ausgelegten Flur.

Mit fixen Handgriffen schlüpfte ich aus meinen Schuhen und in die Hauspantoffeln bevor ich nun den Weg nach hinten in die Küche einschlug.

Schon auf halbem Weg schlug mir ein appetitlicher Geruch nach Fleisch in die Nase sodass sich auf höchst peinliche Art mein Magen meldete.

„Ich höre deinen Körper regelrecht nach Essen brüllen.“ Erklang nun auch gleich die amüsierte Stimme meines Kumpels sodass ich leicht verlegen in die Diele der Kochnische trat.

„Lass meinem Körper aus dem Spiel, du Feigling.“

„Feigling? Wieso das?“ Kyusuke blinzelte erstaunt während er gerade dabei war das angebratene Fleisch in einer Pfanne zu wenden.

„Erst gibst du so heldenhaft an mich vor Todai zu beschützen und dann machst du dich aus dem Staub.“

„Achso… - Na ja, ich dachte mir schon das du auch gut alleine klarkommst. Wenn du so lebensmüde bist und den Inspektor zum Kampf herausforderst musst du auch mit dem Schwert auf ihn losgehen. Und? Wer hat wen niedergestochen??“

„Es gab keine weiteren Toten, falls du das meinst aber er hat sich heißer

geschrieen. Wollte sich heißer schreien, bevor ich systematisch den Rückzug angetreten habe.“

„Du meinst also, dass du geflüchtet bist. Ich schlussfolgere daraus, dass wir uns demnach einige Zeit nicht mehr im Präsidium blicken lassen dürfen.“

„Und wenn schon.“ Unbeeindruckt zuckte ich die Schultern während ich mit gierigen Augen an der brutzelnden Pfanne hang.

„Was kochst du da?“

„Gyoza. Willst du mitessen?”

„War das eine Fanfrage?“

„Ja.“ Kurz lachte er auf:„ Was meinst du, warum ich vor deinem großen Auftritt verschwunden bin? Mein Instinkt sagte mir, dass du noch nichts gegessen hast und so musste ich eben fix einkaufen gehen.“

„Ach, du bist einfach der beste Kyu. Kann man dich buchen?“

„Nur von Montag-Samstag von 8.00 Uhr bis 19.00 Uhr, an Sonn- und Feiertagen hab ich frei.“

„Wie bedauerlich.“

„Ich habe dir schon mal gesagt, dass du das jeden Tag haben könntest, wenn du endlich bei mir einziehen würdest.“

„Kyu…!“

„Ich meins ernst, Suzu.“

„Ich auch… Vergiss es!“ Mit diesen Worten machte ich mich daran aus einer der Hängeschränke schon mal das Geschirr herauszuholen.

„Komm schon, zieh bei mir ein. Meine großartigen Kochkünste müssten dich doch überzeugen.“

„So toll sind die nun auch wieder nicht.“

„Pf! Und so was muss ich mir von einer 21-jährigen anhören die es sogar schafft ein simples Soba-Gericht zu verschandeln.“

„Hey! Werde nicht frech, ich hatte die Nudeln nur etwas zu stark gewürzt.“

„Etwas zu stark? - Ich hätte beinahe Feuer gespuckt.“

„Willst du dich mit mir anlegen?“

„Nein, ich will nur das du meine Qualitäten zu würdigen weißt. Was meinst du, wer die Kaffeemaschine in Frau Kogas Wohnung angeworfen hat? - Der Nikolaus??“

„Das warst du?!“

„Nein! Der Nikolaus, sagte ich doch schon.“

„Das ist wirklich nett von dir.“

„Das finde ich auch. Also, willst du nun bei mir einziehen?“

Wortlos verdrehte ich die Augen während ich mich daran machte den Tisch zu decken.

„Was? Was denn, Suzuna? Nenn mir einen Grund, nur einen, warum du nicht bei mir einziehen solltest.“

„Ich kann dir Dutzende nennen aber der wichtigste ist wohl, dass du keine Pasta-Gerichte isst und ich schon.“

„Nun werde doch nicht albern. Deine vermurksten Sobas habe ich damals auch gegessen.“

„Ja, aber nur, weil wir die Wette laufen hatten welche Fußballmannschaft die Pokalmeisterschaft gewinnt. Die Tokyo-Spirits oder die Big-Osaka.“

„Ich hätte sie auch so gegessen.“

„Klar, mit 3 Kilo Ketchup obendrauf.“

„Ich mag Ketchup eben.“

„Es ist ungesund.“

„Ach nee und deine gewaltiger Kaffeekonsum ist der Quell der menschlichen Gesundheit?“
 

Jeder der uns kannte wunderte sich darüber, dass wir schon so lange Freunde waren. Meist entfachte sich zwischen uns unnütze Diskussionen die so hitzig ausarteten als würde man meinen, das die politische Regelung Japans davon abhinge.

Madoka ärgerte uns immer damit, dass wir uns zankten wie ein altes Ehepaar doch dies war nun mal unsere Art miteinander umzugehen.

Wir neckten uns nur, es war nicht böse gemeint, denn wenn wir uns wirklich einmal ernsthaft stritten ging es anders zu. Viel kühler und nicht so temperamentvoll wie in diesem Moment.

In Tokyo hatten wir uns einen guten Namen als schlagfertigen Detektivteam gemacht und schon so manche Tageszeitung hatte uns als zukünftiges Paar abgestempelt.

Das daran kein Gramm Wahrheit war wusste jeder der uns kannte und ich, wusste es am allerbesten.

Kyusuke und ich waren die besten Freunde, wir liefen bei manchen Gelegenheiten eingehackt durch die Straßen und wenn wir an einigen Abenden total erledigt von unserer Detekteiarbeit nach hause kamen lehnten wir uns auch beim Fernsehgucken aneinander aber mehr als das war noch nie passiert.

Kein Kribbeln unter der Haut und kein einziger Schmetterling im Bauch, auf jeden Fall war es bei ihm so.

Was ich dabei fühlte musste wirklich Niemand wissen. Auch ich versuchte diese Tatsache so gut wie es eben ging zu verdrängen.

Ich durfte es nicht… Niemals…
 

„Auf dem Weg zum Supermarkt kam mir Dave entgegen.“ Eröffnete mir Kyusuke dann als wir gegenüber am Tisch saßen und begannen zu essen.

„Ach ja?“ Hungrig lud ich mir eine große Ladung Reis in den Mund während die Geschmacksnerven in eben diesem sich singend zu Wort meldeten.

Er war wirklich ein fantastischer Koch! - Was dies anging war ich ihm haushoch unterlegen aber wozu gab es Pizzadienste oder Tiefkühlkost.

Ab und an aß ich bei ihm oder er kam bei mir vorbei um mir schnell etwas zu zaubern aber immer wollte ich mich auch nicht von ihm verköstigen lassen.

„Er sah ziemlich glücklich aus.“

„Wer?“

„Na Dave, ich habe dir doch gerade eben erzählt, dass ich ihn getroffen habe.“

„Ach so… Ja.“ Verlegen blinzelte ich auf:„ Entschuldige, ich war in Gedanken.“

„Das habe ich gemerkt.“ Kurz seufzte er auf bevor er weiter sprach:„ Er hat mich gefragt, ob alles gut gegangen ist, wegen dem Fall und so und da habe ich ihm erzählt, dass ich vor dir das Präsidium verlassen habe und keine Ahnung habe ob alles gut gegangen ist.“

„Ach, Dave soll sich keine Sorgen machen. Ich kann ihn nachher ja mal anrufen und erzählen wie‘s war.“

„Ihm willst du es also erzählen? Und was ist mir - warum erzählst du es mir nicht?“

Etwas verdattert sah ich ihn an:„ Du hast ja nicht gefragt.“

„Muss ich denn immer fragen?“ Irgendwie wirkte er verärgert, auch seine Tonlage hatte sich untypischer weise etwas verdunkelt.

„Ich… nein, natürlich nicht. Aber ich dachte, dass dich der Mordfall nicht interessiert. Du hast ihn bestimmt auch größtenteils selbst gelöst.“

„Im Prinzip ist es ja auch egal, oder?“ Schwenkte er nun auf einmal abrupt um und wandte sich wieder seinen Teigtaschen auf dem Teller zu.

„Warum bist du denn so sauer?“

„Ich bin nicht sauer!“

„Und warum schreist du rum?“

„Ich schreie nicht! Ich meine, tu ich nicht…“ Mit mürrischer Miene schob er sich ein Stück Fleisch in den Mund während ich ihn irritiert ansah.

„Was ist dein Problem, Kyusuke?“

„Stehst du auf Blondhaarige?“

„WAS?!“

„Ob du auf Blondhaarige stehst? - Könnte ich ja verstehen, du bist immerhin auch blond. Oder magst du ihn, da er Halbamerikaner ist und du dich so deinen eigentlichen Wurzeln näher fühlst.“

„Redest du von Dave?“

„Von wem denn sonst?! - Es ist nicht gerade schön zu hören, wenn ein Bekannter einem vorm Supermarkt überrascht und strahlend erzählt, dass er eine Verabredung mit deiner Sandkastenfreundin hat.“

„Es ist auch nicht schön zu erfahren, dass der beste Kumpel in Geographie eine Niete ist. - Seit wann liegen die Vereinigten Staaten nah an England? Von wegen ,Wurzel näher fühlen‘ !“

„Es liegt auf alle Fälle näher als Japan.“

„Was willst du mir damit sagen?“

„Nichts. Ess und sei ruhig.“

Bitte… was?!

Was hatte den denn gebissen? Zuerst machte er einen riesigen Aufstand und nun fixierte er sein Essen mit fast trotzigem Gesicht und kaute wie ein verdrießlicher alter Knacker.

„Du hast dich für Freitag mit ihm verabredet.“

„…“

„Hat er mir erzählt.“

„…“

„Und wo wollt ihr hin?“

„…“

„Geht mich ja auch im eigentlichem Sinne nichts an. - Ich bin ja sowieso nur dein privater Koch!“

„A-Aber Kyu…?“

„Ich sagte doch schon, du sollst essen und ruhig sein!“

„Jetzt pflaum mich nicht so an, ja?“

„Wer pflaumt denn hier?“

„Lass mich überlegen: DU?!“

„Findest du es nicht etwas übertrieben mit ihm auszugehen nur, weil er dir während der Fallaufklärung etwas zur Hand gegangen ist?“

„Findest du es nicht etwas übertrieben deswegen solch ein Theater zu machen?“

„Ich mache kein Theater. Ich lege nur die Tatsachen fest.“

„Was denn für Tatsachen? Es ist ja wohl meine Sache mit wem ich mich verabrede.“

„Der Typ ist so… schmierig.“

„Schmierig?!“ Empört schnappte ich nach Luft:„ Hallo? - Du hast immer gesagt, dass er ein netter Kerl ist und du ihn leiden kannst.“

„Das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun.“

„Ach ja?“

„Ja!“

„ FEIN!“ Zornig feuerte ich meine Essstäbchen auf die Tischplatte sodass er erbost seine grünen Augen verengte.

„Jetzt überreagiere nicht.“

„Das sagt gerade der Richtige. Ich hör mir das nicht länger an, ich gehe!“ Mit vor Zorn bebenden Gliedern stand ich vom Tisch auf und stapfte zurück zum Flur wo ich in meiner Wut die Hauspantoffeln einfach in irgendeine Ecke feuerte und mit unbeholfenen Bewegungen wieder meine Schuhe anzog.

„Ich hoffe, ihr beide habt Spaß!“ Feuerte er mir nun mit eisiger Stimme am stehenden Türrahmen entgegen sodass ich ebenso spuckend Paroli gab.

„Oh, keine Sorge… Den haben wir!“

Mit einem überaus vernehmlichen Knall schlug ich die Haustür hinter mir ins Schloss und stolperte den Weg zum Gartentor nach unten, das ich wenige Sekunden später auch knallend zuwarf.

So ein verdammter Idiot!
 

Erklärungen:
 

Gyoza: Teigtaschen mit gefülltem Fleisch.

Nightdancer

Bevor es in einem extra langen Kapiteln um das Date von Suzuna und Dave geht und auch um die hoffentliche Versöhnung mit Kyusuke werde ich zum ersten Mal unsere Killerin wachrufen.

Hoffe mal, ich bringe dieses Kapitel gut rüber. Es ist wichtig für den weiteren Verlauf der Story.

Ich gebe mir auf alle Fälle Mühe ^^‘
 

Kapitel 10: Nightdancer
 

Die Nacht brach in der Metropole Japans herein und auch das letzte, sonnendurchflutete Licht verschwand.

Langsam aber sicher wurden die riesigen Stahlkolosse in immer dämmrigeres Licht getaucht und der weite Horizont färbte sich unter der untergehenden Sonne scharlachrot.

Rot wie Blut…
 

Mit langsam Schritten durchquerte ich die Eingangshalle meines Wohnblocks und entschied mich heute mal nicht die Treppen, sondern den Fahrstuhl zu nehmen.

Die Eisentüren schlossen sich mit einem sachten Laut hinter mir, kaum war ich eingetreten und die Stahlkabine setzte sich kaum merklich in Bewegung nachdem ich den ausgewählten Stockwerkknopf gedrückt hatte.

Frustriert ließ ich den Kopf hängen und fragte mich, nun schon zum x-mal wie ich es immer wieder schaffte den Menschen, der mir am meisten von allen bedeutete, so wehzutun.

Das leichte Summen meines Handys ließ mich mit verschleierten Augen aufsehen.

Schon als ich das Mobiltelefon hervorzog und auf dem Diyplay erkannte, dass eine Textmitteilung angekommen war zog sich etwas in meinem Magen zusammen.

Ich spürte es… Spürte wie mein Blick leer wurde während ich mit einem einzigen betätigen der Tastatur die Nachricht öffnete:
 

112/Tora
 

Nur diese eine Zahl und… dieses kleine Wort.

Für einen Unwissenden würde diese ganze Mitteilung keinen Sinn ergeben doch auf meinem Lippen breitete sich ein trauriges Lächeln aus.

*Warum? - Warum muss ich es schon wieder tun? Warum nur??*
 

Stockfinster war es einige Stunden später geworden, obwohl man von völliger Dunkelheit in dieser pulsierenden Großstadt nicht reden konnte.

Unzählige Leuchtreklamen und Werbeschilder blinkten rhythmisch im Beat der aufkeimenden Discomusik und so manche Gestalten erhoben sich aus ihren Ecken und verwinkelten Gassen um den Tag ein weiteres Mal hervorzuheben.

So wie in jeder Stadt, gab es gewisse Viertel die man ab Anbeginn der länger werdenden Schatten meiden sollte.

Da machte auch Tokyo keine Ausnahme, solange man sich inmitten der nächtlichen Massen bewegte war alles in Ordnung aber sobald man alleine in irgendeiner heruntergekommenen Straße stand, sollte man schnellsten das Weite suchen es sei denn, man war töricht genug sein Glück aufs Spiel zu setzen.
 

Nicht weit entfernt von einer großen Karaokebar befand sich in einem kleinen Büro, eines heruntergekommenen Gebäudes im 2. Stockwerk ein Kreditinstitut.

Der leitende Direktor war ein untersetzter kleiner Mann, mitte Fünfzig der um diese späte Zeit eigentlich schon lange seine Firma hätte verlassen müssen.

Jedoch war er mit seinen pflichtfälligen Bilanzschreiben in Verzug gekommen, sodass er sich in seinem stickigen Büro verschanzt hatte.

Nun wurde ihm sein Arbeitseifer zum Verhängnis…
 

„N-Nein… Das könnt ihr doch nicht tun!“ Mit panisch geweiteten Augen stolperte er in blinder Verzweiflung immer weiter an die raue Backsteinwand zurück während sein fülliges Gesicht vor Angstschweiß glänzte.

„I-Ich habe doch schon mit ihm gesprochen, er hat eingewilligt mir eine längere Frist zu gewähren!“

„Das war letzte Woche… und die ist vorbei.“ Entgegnete ihm nun eine emotionslose Stimme keine 8 Meter vor ihm auf seine gehaspelte Erklärung während ein mechanisches Klicken die Stille durchbrach.

Das einrasten einer Waffe…

„Ihr verdammten Teufel könnt nicht einfach mit Menschenleben spielen wie es euch beliebt!“ Kreischte nun der Direktor in seiner Todesangst und begann am ganzen Leib zu zittern als sich der blitzende Lauf der Pistole auf ihn richtete.

„Können wir nicht?“ Gab nun wieder die monotone Stimme seines Peinigers zurück.„ Es ist leicht dieses Spiel zu spielen, wenn man mit lebendigem Leib in der Verdammnis schmort. Nehmen Sie es nicht persönlich Mister Harukaze… - Geschäft ist Geschäft.“

In den glasigen grauen Augen des Mannes spiegelte sich sekundenschnelle eine wahre Flut an Emotionen wieder bevor der knallende Schuß der abgescheuerten Kugel die Luft durchbrach.

Starre Pupillen richteten sich ein letztes Mal auf den Killer bevor der leblose Körper des Mannes langsam gen Boden sank.

Die schlanke schwarze Gestalt steckte ihre Waffe wortlos in die ebenso dunkle Manteltasche zurück und verschwand.

Zurück blieb ein offenes Fenster, dessen Vorhänge sich rhythmisch in der kalten Nachtluft bewegten und eine kleine schwarze Katzenstatur auf dem Schreibtisch des Ermordeten…
 

Ich saß auf einem abgeschirmten alten Fabrikdach als die ersten Polizeisirenen durch die Luft hallten und wunderte mich im Stillen darüber, dass die hiesigen Beamten solange gebraucht hatten.

„Hey! Kuroi neko…!” Ich hob nicht den Kopf als die vertraute dunkle Stimme an meine Ohren drang, sah aber aus den Augenwinkeln wie die große Gestalt meines Partners neben mir auftauchte.

„Kannst du mir mal verraten, warum du dir das immer antust? - Ich meine, ich bin froh, wenn ich einen Auftrag hinter mir hab und das Gesicht meines Opfers nicht mehr sehen muss. Ist schon irgendwie eklig so ein Kopfschuss, hm?“

„Halt doch die Klappe, tora.“ Murmelte ich nun und beobachtete weiterhin wie die Beamten das ehemalige Büro stürmten.

„Ich meine, es ist schon gefährlich genug von dir, dass du deinen Opfern immer in den Sekunden vor ihrer Ermordung in die Augen schaust aber dann rufst du auch immer noch mit verstellter Stimme bei der Polizei an und meldest den Leichnam.“

„Ich kann meine Opfer nicht einfach liegenlassen, tora und das weißt du auch. Immerhin arbeitest du schon 5 Jahre mit mir zusammen.“

„Ja, ja. Ich weiß. Trotzdem kapier ich‘s nicht. - Genauso wenig, wie diese Katzenartefakte die du immer hinterlässt. Was willst du damit erreichen?“

„Er soll mich finden.“ Wisperte ich nun leise während ich dem akribischem Treiben der Polizei zusah.

Neko… Das ist albern und aussichtslos. Er wird dich nicht finden.“

„Doch…“ Ein verzweifelter Schimmer spiegelte sich in meinen blauen Augen als ich erkannte, wie der zugedeckte Leichnam auf einer Bare abtransportiert wurde.

„Wart‘s ab, Tora. Eines Tages wird er mich finden…“
 

Ich wagte nicht die drückende Verzweiflung in meinem Inneren die Handlung übernehmen zu lassen und als ich am nächsten Morgen unter der hereinbrechenden Sonne die Augen aufschlug fühlte ich mich wieder so als wäre nichts vorgefallen.

Es war schließlich auch nichts vorgefallen.

Nicht, was erwähnenswert gewesen wäre. - Es war nur ein Opfer gewesen…

Ein Opfer unter Hunderten.

Ich hatte längst aufgehört nachzuzählen.

Langsam drehte ich mich auf den Bauch und ließ kraftlos meinen rechten Arm aus dem Bett hängen.

Warum fühlte ich mich nach all diesen Jahren immer noch so schlecht?

Es müsste doch längst aufgehört haben wehzutun… aber dieser bohrende Schmerz kam immer wieder.

Stetig war er da, pochte direkt an meinem Herz wie ein umgelegtes Halsband.

Und ich wurde es nicht los…

Schwer seufzte ich auf und spitzte die Ohren als das leise Geräusch von samtweichen Pfoten über dem Bodenparkett zu hören waren.

Der zögerliche Ton eines bekannten Mauzens durchdrang die Stille meines Schlafzimmers sodass sich ein leichtes Lächeln auf meine Lippen bahnte.

Müde schlug ich ein Auge auf und sah hinunter auf den Teppich vor meiner Schlafstätte wo eine junge Katze stand die mich aus ihren giftgrünen Augen halb vorwurfsvoll, halb neugierig ansah.

„Morgen Kero.“ Begrüßte ich meinen einzigen männlichen Mitbewohner sodass er ein etwas lauteres Mauzen von sich gab.

„Ja, ich weiß. Dein Frühstück…“ Ausgelaugt schloss ich mein geöffnetes Auge wieder und fragte mich ernsthaft, ob mein Kater wusste zu welch später Stunde ich endlich wieder in das Apartment zurückgekehrt war.

Da er mich jedoch mit einem anhaltenden Jammerkonzert antrieb endlich aufzustehen, glaubte ich dies nicht.
 

Wenige Zeit später befand ich mich - in einem Morgenmantel gehüllt - in meiner sauberen Küche und stellte ihm den gefüllten Napf direkt vor sein abwartendes Gesicht.

„Hier, lass es dir schmecken.“ Kurz kraulte ich ihm am Kopf, was er mit einem leisen Schnurren gut hieß bevor ich mich wieder aufrichtete und meine Kaffeemaschine anwarf.

So gesehen hatte Kyusuke schon Recht: Ich trank wirklich zuviel von diesem Koffeinzeug.

Aber anders wusste ich eben nicht gegen meine viel zu kurzen Nächte anzukämpfen.

Während ich einen tiefen Zug von dem wohligen Kaffeegeruch aufnahm, der nun durch die Wohnung zog betrachtete ich meinen Kater dabei wie er mit hastigen Mundbewegungen sein Essen verschlang.

Irgendwie erinnerte er mich dabei immer an meinen Sandkastenfreund, der auch wie ein Verrückter schlingen konnte wenn er Kohldampf hatte oder das Essen ihm gut schmeckte.

Den kleinen Kater hatte ich schon vor einigen Jahren während meiner nächtlichen Streifzüge in einer abgelegenen Seitenstraße gefunden.

Abgemagert und bis auf die letzte Fellspitze naß hatte er in einem hohen Pappkarton gesessen und sich heiser geschrieen.

Ich hatte nur einen Blick in seine leuchtend grünen Augen riskiert und schon war ich ihm verfallen gewesen. So hatte ich ihn mitgenommen und wieder aufgepäppelt.

Seitdem war er mein stummer Freund und treues Haustier. Es tat wirklich gut, wenn man Abends nach dem verlassen der Detektei irgendetwas hatte das einem im Flur begrüßte und sei es auch nur ein Tier.

Auch hatte ich festgestellt, dass Katzen sehr pflegeleicht und nicht viel Arbeit machten. Ich wusste, dass ich keine Angst um meine Möbel haben musste, wenn ich einige Stunden länger wegblieb, denn der kleine Kerl wusste sich schon zu benehmen.

Er hatte sowieso nur selbst ausgewählte Lieblingsplätze in denen er sich dann verzog.

Am liebsten Nahe der warmen Heizung oder im Sommer lag er gern unter dem Fernsehtisch und ließ sich von dem aufgestellten Ventilator etwas Kühlung verschaffen.

Das nachtschwarze Fell und die giftgrünen Augen erinnerte mich seit unserer ersten Begegnung an eine bestimmte Person.

An die Person die ich über alles liebte und bei der ich nur zu gerne wäre aber da dies nicht ging - niemals gehen würde - fühlte ich mich durch dieses kleine Lebewesen meinen Sehnsüchten etwas näher.

Mehr durfte ich mir nicht erlauben.

Niemals…
 

Ich schreckte aus meinen Gedanken auf als das Läuten des Telefons erschallte.

Mit wenigen Schritten war ich bei dem kleinen Sideboard neben meinem Fernseher und nahm den schnurlosen Apparat an mich.

„Mihikoru?“

„Guten Morgen Angel, ich bin‘s.“

„Ah… Hallo, Dave.“

„So früh auf den Beinen?“

„Ja, mein Kater hat mich geweckt.“ Erst jetzt warf ich einen kurzen Blick auf die Uhr über der Küchentür und stellte fest, dass es erst halb 8 Uhr war.

Wie viele Stunden hatte ich geschlafen? - Vier oder doch fünf??

„Ich wollte mich eigentlich nur erkundigen wegen unserer Verabredung.“

„Ach ja, die steht natürlich.“

„Klar, nur ich dachte, wir sollten vielleicht schon mal vereinbaren wann und wo. Immerhin ist es ja ne‘ Frage für sich ob wir uns die nächsten Tage sehen.“

„Ja, da hast du Recht. Besonders nachdem Todai hochgegangen ist wie ein Vulkan.“

„Ich hab‘s schon von Madoka gehört.“ Gluckste er nun in den Hörer bevor seine Stimme wieder ernster wurde:„ Also, wenn du keine Vorschläge hast würde ich dich gerne gegen halb zwei am großen Springbrunnen in der Einkaufspassage in Shibuya treffen.“

„Okay, kein Problem und wo willst du mit mir hin?“

„Überraschung.“

„Dave…!“

„Wenn ich es dir sagen würde, wäre es doch keine Überraschung mehr Angel, aber glaub mir: Es wird dir gefallen.“

„Das will ich mal hoffen. - Sag mal, warum hast du Kyusuke eigentlich gleich gestern brühwarm von unserem Treffen erzählt?“

„Es hat sich eben so ergeben und außerdem, wollte ich mir sein schockiertes Gesicht nicht entgehen lassen. - Bist du deswegen sauer?“

„Nein, nur ich verstehe es nicht. Du wolltest sein schockiertes Gesicht sehen?“

„Das Thema hatten wir gestern schon, Angel. Soll ich es noch mal anschneiden?“

„Verschon‘ mich!“

„Hat dein lieber Kumpel Theater gemacht?“

„Frag lieber nicht.“

„Das habe ich mich fast gedacht aber du willst ja nicht auf mich hören.“

„Lass dieses Thema Dave oder du wirst dir am Freitag vor dem Springbrunnen die Beine in den Bauch stehen, da ich nicht kommen werde.“

„Schon vergessen… Also dann, bis Freitag um halb zwei. Nicht vergessen, okay?“

„Keine Angst, so zerstreut bin ich auch nicht. Also dann…“

„Mach‘s gut. Schönen Arbeitstag noch.“

„Gleichfalls.“ Mit diesem letzten Wort drückte ich auf die Taste mit dem roten Hörer und beendete die Verbindung.

Seufzend stellte ich den Apparat wieder in die Ladestation und schritt auf meinen kleinen Balkon zu, dessen gläserne Schiebetür ich nun weit öffnete.

Mit müden Augen ließ ich meinen Blick über die morgendliche Hauptstadt Japans wandern und lehnte mich mit dem Rücken an den Fensterrahmen.

Uhrplötzlich schossen mir die Worte meines Partners in den Sinn:
 

„Kannst du mir mal verraten, warum du dir das immer wieder antust?“
 

Ja, warum tat ich mir es an? Ich wusste es selbst nicht…
 

„Ich meine, es ist schon töricht genug von dir von dir, dass du deinen Opfern immer in den Sekunden vor ihrer Ermordung in die Augen schaust aber dann rufst du auch immer noch mit verstellter Stimme bei der Polizei an und meldest den Leichnam.“
 

Egal wie abgestumpft und emotionslos ich mich geben musste, mein Gewissen verbot es mir den Leichnam einfach dort liegen zu lassen.

Vielleicht lag es daran, dass ich diesen so schnell wie möglich aus den Augen haben wollte.

All meine Sünden sollten so schnell wie möglich abtransportiert werden.

Wenn es doch in Wahrheit so einfach wäre…
 

„Neko… Das ist albern und aussichtslos. Er wird dich nicht finden.“
 

Er musste mich einfach finden. Diese Hoffnung war mein einziger Glaube den ich noch hatten.

Er musste mich finden… unbedingt.

Und ich… Ich würde auf ihn warten…
 

Erklärungen:
 

kuroi neko = schwarze Katze

Tora = Tiger
 

Freut euch schon aufs nächste Kappi, endlich kommt das geplante Date ^^

The man in my life

So, nachdem ich ganz im Prinzip von einem Thriller in die dunkelste Dunkelheit abgetaucht bin robben wir uns langsam wieder vor ans Tageslicht und ich hoffe, dass ich mit diesem Kappi eure Lachmuskeln etwas anregen kann.

Tatata!! - Endlich ist es soweit und das Rendezvous von Suzuna und Dave kann starten.

Let‘s read…!!
 

Kapitel 11: The man in my life
 

Wenn mein Kumpel und ich uns erst einmal in den Haaren lagen, dann richtig und in diesem Fall war es keineswegs förderlich das wir als gleichberechtigte Teilhaber die Detektei leiteten.

Im Regelfall waren wir ein Superteam und ergänzten uns hervorragend jedoch war dies an diesem Morgen in unserem Büro nicht der Fall.

Ganz im Gegenteil, wir legten uns wo wir nur konnten Steine in den Weg:
 

„Sag mal, was ist mit euch beiden los?“ Wisperte mir Madoka mit verschwörerisch klingender Stimme zu sodass ich mit freudloser Miene von einigen Akten aufsah, die ich gerade sortieren wollte.

Unsere Bekannte hatte heute wieder einen freien Tag, wegen den vielen Überstunden ergattern können und in solchen Fällen sah sie immer wieder gern in unserer Detektei vorbei.

Sie kannte uns gut, leider zu gut und merkte natürlich gleich nach ihrem Eintreten das die Atmosphäre zwischen uns zum schneiden war.

„Was soll schon sein?“ Zischte ich nun mürrisch zurück und starrte demonstrativ auf das Schreiben vor mir ohne jedoch nur ein Schriftzeichen richtig zu fixieren.

„Hältst du mich für bescheuert, Suzuna?“ Gab sie nun ebenso leise wie vorher, jedoch mit heftiger Empörung zurück:„ Ich kenne euch beide schon seit vielen Jahre und so ein Gesicht hat Kyusuke nicht mehr gemacht, seitdem er erfahren hat das Heiji Zuwa aus deiner damaligen Oberschulklasse dir ein Liebesgeständnis gemacht hat.“

Aufgrund der aufsteigenden Erinnerungen verzog ich das Gesicht. - Musste sie mich jetzt daran erinnern? Das war mir damals so peinlich gewesen!

„Warum? Wie schaut er denn?“

„Sieh ihn dir doch an!“

„Danke, ich verzichte.“

„Suzuna…! Er schaut so als ob er gleich Jemanden umbringt!“

„Solange es ein wildfremder Mensch ist, soll er das tun. Dann bekomme ich einen neuen Fall und kann ihn endlich in eine gemütliche Zelle sperren.“

„Also wirklich, Suzuna…!“ Ihre aufgebrachte Ermahnung erstarb plötzlich als sich mein Kumpel mit einem male von seinem Schreibtisch erhob und nun auf meinen Arbeitsplatz zukam.

„Madoka - Wärst du so freundlich Suzuna zu fragen ob ich ihren Locher haben kann?“

„Äh… Das kann ich schon tun aber warum fragst du sie das nicht selbst?“

„Sei einfach so nett, ja?“

„Na schön. - Suzuna, Kyusuke lässt fragen ob er deinen Locher haben kann.“

„Frag ihn, wie er darauf kommt das ich ihm meinen Locher geben soll.“

„Suzuna lässt fragen, wie du darauf kommst das sie dir den Locher geben soll.“

„Sag ihr, ich komme darauf, weil wir die Büroeinrichtung zusammen finanziert haben.“

„Er sagt, dass ihr die Einrichtung für das Büro zusammen finanziert habt.“

„Sag ihm, dass er sich einen eigenen Locher holen soll solange er vorhat sich wie ein Wilder aufzuführen.“

„Suzuna sagt…“

„Ich führ mich auf wie ein Wilder?! Sag Suzuna das sie sich gefälligst nicht so brüskieren soll!“

„Suzuna, er sagt, dass du dich nicht so aufregen sollst. Ich glaube, es tut ihm Leid, was er auch immer getan hat.“

„Nein! Mir tut‘s nicht Leid! - Ich war im Recht!!“

„Oh… Suzuna, ihm tut es nicht Leid. Er sagt…“

„Er war gar nicht im Recht!“ Polterte ich nun wütend zurück und meine glimmenden blauen Augen bohrten sich in seine grünen die mich ebenfalls tödlich bedachten.

„ Sag diesem hirnverbrannten Blödmann, dass er mir Leid tut!“

„Kyusuke, es tut ihr Leid.“

„Nein! Er tut mir Leid…!“

„Sag Suzuna von mir, dass sie mich mal…“

„HÖRT AUF! ALLE BEIDE!!!“

Das verzweifelte Brüllen unserer Bekannten ließ uns beide verstummen sodass Madoka nun einige Male rasselnd ein- und ausatmete.

„Okay, kann mir einer von euch vielleicht liebenswürdigerweise erklären, warum ihr euch plötzlich wie Kindergartenkinder aufführt?“

Ehe sie ihre Frage richtig ausgesprochen hatten, legten Kyusuke und ich schon los:

„Sie hat ein Rendezvous mit Dave…“

„Kyusuke hat das total falsch verstanden…“

„… nur weil er ihr etwas unter die Arme gegriffen hat…“

„… er ist vollkommen ausgerastet…“

„… der Typ macht sich schon seit Monaten an sie ran…“

„… warum soll ich da nicht wütend werden?!“

„… außerdem hat sie Wichtigeres zu tun als ihren Freitagabend zu vergeuden!“

„RUHEEEEEEEEEE!!!!!!!!!!“

Abermals verstummten wir aufgrund von Madokas erhobener Stimme.

„Noch einmal von vorne und ich warne euch - noch ein Wort und ich zeige euch mal was ich mit einem Locher machen kann. Also, Suzuna hat sich für morgen mit Dave verabredet, da er ihr beim letzten Fall etwas geholfen hat und deswegen ist Kyusuke nun eifersüchtig?“

„Ich bin NICHT eifersüchtig!“ Widersprach nun mein Kumpel mit leicht nervösem Unterton sodass ich ihm nun heftig nickend zustimmte.

„Ja, er ist nur neidisch.“

„Neidisch?! Warum sollte ich neidisch sein?“

„Na, weil ich mit Dave ausgehe.“

„HALLO?! Hältst du mich für schwul??“

„Wenn du mich so fragst…“

„Pass auf was Sie nun sagen, Miss Mihikoru.“

„Ich weiß ganz genau, was ich sage und ich sage Folgendes: Ich werde morgen mit Dave ausgehen. Ich werde ihn treffen, ich werde viel Spaß mit ihm haben und es wird ein wundervoller Tag sein. Ein Tag an den ich mich noch lange erinnern werde und SIE können nichts daran ändern, Herr Fuma!“

Wieder legte ich einen bühnenreifen Abgang hin und schmetterte die Detekteitür hinter mir scheppernd zu.

Zurück blieb ein kochender Kyusuke und eine ebenso entnervte Madoka.

Diese sah meinen alten Kumpel mahnend an.

„Was denn?!“

„Kyusuke, wenn du nicht bald dein sonst so großes Mundwerk öffnest, wird das mit euch beiden nie was.“

„Ach, halt du dich da gefälligst raus!“
 

Zwei Tage nach dieser unschöne Begebenheit hatte weder mein Kumpel noch ich irgendwelche Andeutungen gemacht die darauf hoffen konnten, dass unser kleiner Eklat begraben war.

So begab ich mich an diesem wunderbar sonnigen Freitagvormittag mit äußerster Genugtuung in den Stadtteil Shibuya und wartete wie verabredet an unserem Treffpunkt.

Wie immer war die Passage gut besucht und allerlei Menschen kreuzten meinen Standpunkt sodass ich mich nach wenigen Minuten auf der breiten Steinmauer des Springbrunnens niederließ.

Es war immer wieder interessant die Leute zu beobachten und sich zu fragen was sie beruflich taten oder, ob ihre Beziehungen wirklich so waren wie sie aussahen.

Zum Beispiel, die beiden jungen Mittelschüler - die in ihrer einheitlichen Uniformen an mir vorbeigingen - waren das wirklich nur enge Freunde oder empfanden sie doch mehr füreinander?

Ich konnte mich noch sehr gut an meine Schulzeit erinnern und wie viel Spaß es gemacht hatte immer mit Kyusuke den Schulweg zu bestreiten.

Langweilig war es nie geworden, besonders wenn wir einen kleinen Umweg eingeschlagen hatten um uns die Schaufenster anzusehen.

*Ach Kyu…* Leise seufzte ich auf.

Es nagte schon sehr an mir das zwischen uns nun absolute Funkstille herrschte. Es tat dem Arbeitsklima unserer Detektei nicht gut aber vor allem verschaffte es mir Appetitlosigkeit und Schlafprobleme und diese zwei Symptome hatte ich schon genug.

„Guck, guck!“

Ich zuckte heftig zusammen als plötzlich eine wedelnde Hand vor meinem Gesicht auftauchte.

Konnnichi-wa Angel. - Schläfst du?“

„H-Hallo Dave. Nein, ich war nur in Gedanken.“ Hastig erhob ich mich von meinem Sitzplatz sodass sich auf dem Gesicht des jungen Mannes ein amüsiertes Lächeln breit machte.

„In Gedanken also, hast du mal wieder geträumt?“

„Ja, so ähnlich…“ Kurz lachte ich verlegen auf bevor ich mir seine Outfit für den heutigen Tag genauer ansah.

Er trug eine dunkelblaue gut sitzende Jeans, ein weißes T-Shirt und hatte sich in eine schwarze Lederweste gehüllt [1].

Irgendwie sah er nicht mehr so ordentlich und streng aus wie in seiner fast langweiligen Arbeitskluft.

„Gefällt dir was du siehst?“ Neckte er mich nun sodass ich leicht aus dem Takt gebracht blinzelte bevor ich jedoch gefasst nickte. - Ich war eben ehrlich.

„Ja, es sieht gut aus. Aber es ist etwas ungewohnt.“

„Auf der Arbeit versuche ich immer mein Privatleben so gut wie es geht in den Hintergrund zu stellen, das bezieht sich auch auf meinen Klamottenstyl.“

„Find ich gut.“

„Du siehst auch toll aus.“

„Oh… Danke.“

Dabei hatte ich mich ganz legere gekleidet. Mit einer einfachen Jeans und einem weißen Top, dessen Ansätze kleine Spitzen in Blumenform aufwiesen.

Schließlich war es Ende Mai und die Temperaturen in unserem asiatischen Land stiegen von Tag zu Tag und wurden unangenehm schwül.

Meine langen lockigen Haare hatte ich wie immer offen und auch wie gewöhnlich hatte ich mir eine schwarze handliche Tasche mitgenommen.

Schließlich brauchte Frau ja was wo sie ihre kleinen Schätze unterbringen konnte.

„So, nachdem wir uns gegenseitig ausführlich begutachtet haben… Wohin entführst du mich denn nun?“

„Na ja, wir haben noch etwas Zeit bis zu meiner kleinen Überraschung. Wollen wir vorher was essen? Ich kenne ein ziemlich gutes Restaurant wo es die besten Oktopusbällchen der ganzen Stadt gibt.“

„Wie könnte ich da ablehnen?“ Gab ich schmunzelnd zurück sodass er zustimmend nickte und mir seinen Arm zum unterhacken anbot.

Da ich nicht unhöflich sein wollte nahm ich seine liebe Geste an und zusammen machten wir uns auf den Weg.

Was wir jedoch nicht wussten war, dass uns Jemand folgte…
 

Wenige Zeit später saßen wir in einem gemütlichen Restaurant und ließen uns die typisch japanischen Speisen in aller Ruhe auf der Zunge zergehen:

„Köstlich!“ Mit Genuss spießte ich mir noch ein Bällchen von der großen Platte auf.„ Diese gebratenen Oktopusbällchen sind ja echt eine Wucht!“

„Ja, und nicht nur das. So eine große und sogleich preiswerte Portion gibt es sonst nirgendwo.“ Nickte nun mein Begleiter zustimmend während er an seinem georderten Tee nippte.

„Deinen Worten entnehme ich, dass du oft auswärts isst. - Keine Zeit zum einkaufen oder bist du einfach ein schlechter Koch?“

Ein amüsiertes Lachen entstieg seiner Kehle:„ Kaum 15 Minuten mit dir privat und schon kommt die Detektivin in dir hoch, Angel. Um deine Frage zu beantworten: Ja, ich gehe oft auswärts essen und meine Kochkünste als schlecht zu bezeichnen wäre die Untertreibung des Jahrhunderts.“

„Ach ja, dann können wir uns die Hand geben. Ich bin auch eine grauenhafte Köchin.“

„Ehrlich? Hätte ich gar nicht gedacht.“

„Doch, glaub mir. Du würdest tot umfallen nach dem ersten Bissen.“

„Ach ja?“ Fröhlich gluckste er auf während in diesem Moment ein vollbeleibter Mann mit Schnauzbart an unseren Tisch herantrat.

„Hallo Dave. Wer ist denn die hübsche junge Dame neben dir. Ist das etwa deine Freundin?“

„Mensch, lass doch den Quatsch!“ Mein Begleiter wurde etwas rot während ich den fremden Mann böse ansah.

„Irrtum, mein Herr. Ich bin nur eine Arbeitskollegin von ihm und wir beide…“ Abrupt brach ich in meiner eigenen Erklärung ab als ich ein komisches Kribbeln in meinem Nacken spürte.

Langsam wandte ich den Kopf nach hinten und sah mich im Lokal genauer um.

Jedoch konnte ich nichts ungewöhnliches entdecken. Die anderen Gäste saßen in ihren privaten Gesprächen vertieft an ihren Tischen und niemand beachtete mich weiter.

„Was ist denn?“ Durchbrach nun Daves besorgte Stimme meine tiefen Gedanken sodass ich ihn wieder ansah.

„Ich hab irgendetwas gespürt.“ Murmelte ich nun und ließ meine Pupillen immer noch nach allen Seiten schweifen.

Während mein Begleiter mich nur verwundert fixierte lachte der unbekannte Kerl neben mir auf.

„Ganz schön schreckhaft die Kleine und du willst Detektivin sein?“

Aufgrund seiner unverschämten Nachhackung schickte ich ihm einen kühlen Blick aus meinen blauen Augen [2] sodass er sichtlich zusammen zuckte.

„Hör auf sie zu ärgern, Noburo.“ Ermahnte ihn nun auch Dave sodass der Mann nur noch ein paar hastige Abschiedsworte wechselte bevor er aus dem Restaurant verschwand.

„Entschuldige bitte, Angel. Das war mein Noburo Ita, er bewohnt das rechte Apartment neben meinem und da ich immer den ganzen Tag unterwegs bin, nimmt er meine Post an. - Er ist ein netter Kerl, nur eben etwas eigenwillig.“

„Schon in Ordnung.“ Abwinkend schenkte ich ihm ein ehrlich gemeintes Lächeln und entspannte mich langsam wieder.

Diese stechenden Blicke hinter mir hatte ich mir sicher nur eingebildet.

*Das ist der Schlafmangel.* Redete ich mir nun ein gerade als mich ein weiterer Schauder überlief.

*Schon wieder! Das ist doch…* Gehetzt sah ich mich nach allen Seiten um sodass Dave mich nun wieder besorgt musterte.

Angel…?“

„Uns beobachtet Jemand.“ Erklärte ich nun ohne große Umschweife sodass er seine braunen Augen nun auch im Restaurant umherschweifen ließ.

„Ach, Unsinn!“ Meinte er dann kopfschüttelnd:„ Iss lieber was, Angel und entspann dich. Du hast heute frei und bist nicht im Dienst. Es lauern nicht hinter jeder Ecke gefährliche Killer.“

*Ach ja? Aber vielleicht mit dir am selben Tisch.* Schoss es mir nun ironisch durch den Kopf bevor ich mich wieder einem weiteren Oktopusbällchen zuwandte.

*Aber… vielleicht hat er Recht. Ganz bestimmt!* Fest entschlossen keine weiteren eingebildeten Blicke an mich herabzulassen stopfte ich mir den nächsten Happen in den Mund.

„Ich hoffe, die Überraschung gefällt dir, Angel.“

„Bestimmt, ich bin nicht sehr anspruchsvoll. Kannst du mir einen Gefallen tun?“

„Sicher.“

„Dann sag doch Suzuna zu mir. So nennen mich meine Freunde und außerdem, sind wir nicht im Dienst. Nicht wahr?“ Schelmisch zwinkerte ich ihm zu sodass er zustimmend nickte und wir schließlich in leises Lachen ausbrachen.
 

Nachdem wir uns gestärkt hatten machten wir uns - nun wieder untergehackt - auf dem Weg zur nächsten Zughaltestelle bevor wir die Linie nach Süden nahmen.

„Und? Wo geht‘s hin?“ Wollte ich nun wieder wissen da meine Ungeduld immer mehr zunahm.

„Nur noch etwas Geduld, an der übernächsten Haltestelle steigen wir aus.“ Daves verschwörerische Stimme machte mich nur noch mehr auf das Kommende gespannt und ich stieß einen erleichterten Seufzer aus als wir uns endlich aus dem vollen Abteil quetschen und den Weg weiter zu Fuß bestreiten konnten.

Es war wirklich nur ein kleiner Fußmarsch bevor endlich ein großes Gebäude in unser Sichtfeld kam.

Ein Gebäude das ich nur zu gut kannte und vor dem die Menschenmassen nur so wimmelten.

„D-Du gehst mit mir in die Nationalsporthalle?“ Verdattert sah ich zu meinem Begleiter nach oben der jedoch nur mit einem breiten Grinsen nickte.

„So sieht‘s aus. Auf in den Kampf!“ Ehe ich dazu noch etwas sagen konnte zog er mich mit sich, hinein in das menschliche Gewimmel.

Uns immer hinterher ein flinker Schatten…
 

Die abertausenden Menschen im Publikum tobten und immer lauter werdender Jubel machte sich breit während der Showdown im Ring zu seinem Höhepunkt kam:

„Das ist deine Chance! REISS IHM DEN KOPF AB!!!“ Brüllte ich enthusiastisch über die Anfeuerungsrufe der anderen Besucher hinweg sodass mich Dave etwas verdattert ansah.

„Äh… Suzuna…?“

„SEHR GUT! SO MUSS DAS SEIN!!“ Begeistert klatschte ich Beifall und ließ mich wieder auf meinen Platz nieder als der gegnerische Kämpfer mit einem gekonnten Schlag zu Boden geschickt wurde und der Ringrichter den Gong ertönen ließ.

„Das ist so toll!“ Frohlockte ich nun wieder sodass Daves Augen zu strahlen begann.

„Gefällt es dir?“

„Soll das ein Witz sein? Ich liebe Kampfsport und so etwas hautnah mitzuerleben und das auch noch inmitten der Tribüne ist Wahnsinn! - Wie bist du nur darauf gekommen ausgerechnet für so etwas Karten zu besorgen?“

„Na ja, ich habe es nicht sicher gewusst aber mir war es ja bekannt, dass du in deinen Oberschultagen Aikido getätigt hast. Außerdem, hast du auch an ein paar Turnieren mitgemacht und gar nicht schlecht abgeschnitten. Da dachte ich eben, dass dir das gefallen könnte.“

„Respekt! Gut kombiniert, Dave. - Du wärst auch ein großartiger Detektiv.“

„Findest du?“

„Auf jeden Fall. Vor allem ist Wrestling seit einiger Zeit sehr beliebt geworden. Sieh dir das Station an, es ist brechend voll.“

„Irgendwie vorauszusehen, wenn heute das Titelmatch um den Junior-Schwergewichts-Titel ausgetragen wird.“

„Wirklich? Das sind das ja echte Champions.“

„Du sagst es. Besonders ist es interessant, wenn ein Champion verliert und damit seine Maske abnehmen muss. - Ich würde das schon gerne einmal erleben.“

„Wieso denn?“

„Na, weil wir nur so erfahren, wie er eigentlich unter seiner Maske aussieht. Würdest du das nicht gerne sehen?“

„Nein.“ Beantwortete ich nun seine interessierte Frage und blickte etwas trübsinnig zum Ring.„ Denn es gibt viele Wrestling-Champions die sich geschworen haben aufzuhören, wenn ihre Identität auffliegt. Das wäre doch traurig, oder? Dann stirbt automatisch die Karriere.“

„Ja, das hast du auch wieder Recht.“ Dave sah mich auf meine ernste Erklärung etwas verwundert an bevor er ebenfalls seine Aufmerksamkeit wieder dem Ring zuwandte.

Somit bemerkte er auch nicht, wie sich meine Finger in den Stoff der Jeans verkrallten.

*Die Identität flieht dann auf… wenn man stirbt…*
 

Als es nach dem ausgelegten Programmheft endlich zur ersten Pause klingelte verschafften wir uns etwas mehr Beinfreiheit und besorgten uns auch gleich was zu trinken.

„Ich hab dich das in all den Jahren wo wir uns schon kennen nie gefragt aber: Warum bist du eigentlich nach Japan gekommen?“ Neugierig sah ich meinen Begleiter an während ich mich mitten im Gang an die Wand lehnte und an meinem geholten Wasser nippte.

Dave stellte sich ebenfalls locker neben mich bevor er nun mit einem leichten Lächeln begann zu erzählen:

„Na ja, du weißt ja, dass ich aus den Vereinigten Staaten kommen, genauer gesagt aus Texas. Meine Eltern haben ein kleines Gut im Norden, es ist eine Pferderanch die gut läuft, die beiden können sich über Wasser halten. Ich habe eine jüngere Schwester, sie heißt Chrissi. Sie beginnt jetzt bald mit ihrem Jura Examen. Aber das ist eigentlich nur nebensächlich, mein Vater wollte das ich die Ranch übernehmen, während meine Mutter unbedingt darauf hoffte das ich Arzt werde. - Ich wollte beides nicht.“

„Aber, du hast doch dein Medizinstudium abgeschlossen.“

„Das schon aber als gestresster Mediziner, in irgendeinem überfüllten Hospital unseres Staates zu versauern war ich mir zu schade. - Klingt vielleicht etwas egoistisch aber ich wollte etwas verrücktes machen und auf eigenen Beinen stehen. Du kannst dir nicht vorstellen wie das ist, wenn sein Vater so hohe Erwartungen an einen stellt. Hier in Japan kann ich frei sein und ich fühle mich in meinem Beruf wirklich wohl. Meine Eltern jedoch, besonders meinen Vater habe ich wohl enttäuscht…“ Er ließ ein kurzes Seufzen hören und starrte auf einen nicht existierenden Punkt an der gegenüberliegenden Wand.

„Also, ich glaube nicht, dass du ihn enttäuscht hast.“ Sprach ich nun gleich und sah ihn aufmunternd an:„ Du musst es so sehen: Du bist jung, du bist ein gut aussehender Mann und du hast alle Zeit der Welt. Das Leben hat doch erst angefangen und wenn du dir genug die Hörner abgestoßen hast wirst du schon nach hause zurückgehen. - Eine Familie zu haben ist wichtig, vergiss das nie.“

Einige Sekunden sah er mich starr an bevor er sich sichtlich verlegen durch die Haar fuhr.

„Oh Mann! Es ist unfair mit einer Waisen so ein Thema anzuschlagen. Da fühlt mich sich schäbig.“

Ich kicherte amüsiert:„ Tja, mein Lieber, ein waschechter texanischer Cowboy muss das aushalten. Außerdem, bist du doch sozusagen Arzt. Nur, dass du deinen Patienten eben beim besten Willen nicht mehr helfen kann.“

Auf mein neckisches Argument brach er kurz in Lachen aus bevor er sich wieder fing und nickte.

„Ja, du hast schon Recht. Alle Achtung, du sprichst schon wie wir Texaner. Dann sollte ich mir schnellstmöglich die Hörner abstoßen, damit ich meinen Vater nicht noch mehr enttäuschen muss.“

*Das tust du nicht. Bestimmt ist er stolz auf dich und kann es dir nur nicht zeigen.* Ging es mir nun durch den Kopf doch ansonsten schwieg ich und lächelte ihn nun an.

„Gehen wir wieder rein?“

Ein zustimmendes Nicken von ihm, sodass wir uns wieder einen Weg durch das Gewimmel zurücksuchten.
 

Wie es sich für ein echtes Titelmatch gehörte lud sich die Spannung bis zum zerreißen und jede verlorene Minute bedeutete, dass dieser unglaubliche Nervenkitzel bald ein Ende haben würde.

Aber jedes schöne Event musste einmal vorübergehen und so verließen wir - im Strom der anderen Zuschauer - gegen sieben Uhr abends die Halle.

„Das war toll!“ Bestätigte ich nun wieder, noch ganz den letzten Move vor Augen sodass mein Begleiter zufrieden nickte.

„Freut mich.“

Ein uhrplötzlicher Schubs von der Seite ließ mich das Gleichgewicht verlieren sodass ich mich mit einem Schlag in Daves Armen wieder fand.

„Hast du dir wehgetan?“

„Äh… Nein, alles okay.“ Mein Herz schlug wegen dem überraschenden Fall etwas heftiger als ich abermals diesen unangenehmen Schauder im Nacken spürte.

*Das bilde ich mir nicht ein!*

Doch in dieser undurchdringbaren Menge war es noch unmöglicher eine verdächtige Person auszumachen als im Restaurant heute Vormittag.
 

Nachdem ich mich einigermaßen wieder unter Kontrolle hatte führten wir unseren Smalltalk über Gott und die Welt fort und nahmen somit einen kleinen Umweg durch den nahe gelegenen Park.

„Ich hab morgen Frühschicht im Labor. Macht es dir was aus, wenn wir unser weiteres Date verschieben?“ Fragte er dann auf einmal sodass ich erstaunt blinzelte.

„Unser weiteres Date?“

„Ja, das war noch nicht alles. Magst du Pferde? Ich habe dir doch vorhin erzählt, dass ich auf einer Ranch groß geworden bin. Ich kann dir das reiten beibringen. Hast du Lust?“

„Ehrlich? Das wäre toll!“

„Ich kenne eine gute Stallung, gar nicht weit entfernt von hier. Wenn wir uns beide für das nächste Wochenende frei nehmen können kann ich uns in der anliegenden Pension Zimmer bestellen. - Zwei Einzelzimmer natürlich.“

„Klar, ich weiß schon was du meinst. Das wäre toll. Ans reiten habe ich noch nie gedacht aber du kennst mich ja, ich bin für alles offen.“

„Schön.“ Zufrieden und überaus glücklich sah er mich an bevor er einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr warf.„ Die nächste Linie fährt in 15 Minuten. Wenn wir uns beeilen, schaffen wir es noch.“

„Geh ruhig alleine. Ich wollte sowieso noch rasch einkaufen gehen.“

„Bei dir um die Ecke ist doch auch ein Sushi-Lokal. Nimm dir doch da was mit.“

„Keine schlechte Idee aber ich meinte mit dem einkaufen hauptsächlich Katzenfutter, sonst macht mir mein Kater daheim die Hölle heiß.“

„Ach so… Na schön, wenn ich dich alleine lassen kann.“

„Kannst du. Ich bin ein großes Mädchen, ich bind mir sogar schon alleine die Schnürsenkel.“ Auf meinen Witz lachte er kurz bevor er mich nun wieder besorgt ansah.

„Ist dir auch nicht kalt? Soll ich dir meine Jacke mitgeben?“

„Oh nein. Das ist nett von dir aber ich brauche sie nicht. Beeil dich lieber, damit du deinen Zug noch bekommst.“

„Okay, dann sieht man sich bestimmt bald wieder.“

„Spätestens bei der nächsten Leiche und die lässt nicht lange auf sich warten.“

„Da hast du Recht. - Leider. Auf Wiedersehen, Suzuna.“

„Gute Nacht, Dave.“ Mit diesem letzten Gruß legte ich ihm meine Hände auf die Schultern und stellte mich etwas auf die Zehenspitzen um ihm einen hauchleichten Kuss auf die Wange zu hauchen.

Er erstarrte mit etwas perplexem Gesichtsausdruck bevor er mich freudig ansah.

„Schlaf schön.“

„Du auch.“ Lächelnd winkte ich ihm noch nach bis er spurtend um die nächste Ecke verschwunden war bevor sich mein Gesichtsausdruck verdüsterte.

*So und nun zu…*

Ein dumpfes Geräusch ertönte als ich meine Tasche achtlos auf den sandigen Pfad des Parks fallen ließ und mit wutverzerrtem Gesicht in Richtung eines nah gelegenen Baumes rannte.

Dank meinen flinken Bewegungen hatte ich nur wenige Sekunden später den Stoff einer Jacke unter meinem Händen.

„DUUUUU….!!“ Grollte ich außer mir und packte den unbekannten Verfolger am Kragen.

„Jetzt reicht‘s mir aber endgültig mit dir!“

Aus Zorn blitzenden Augen fixierte ich meinen Sandkastenkumpel der mit sichtlich schockierter Mimik versuchte aus meiner Umklammerung freizukommen.

„S-Suzuna…? Du hier? Was für ein… Zufall.“

„Willst du mich für blöd verkaufen? - Du bist ja immer noch da! Die ganze Zeit warst du schon da… Ich hab deine Blicke im Nacken gespürt!“

„Vielleicht bist du einfach nur verspannt. Du solltest mal zur Masseuse gehen.“

„Ich zeig dir gleich mal WIE verspannt ich bin!“ Meine Fingerknöchel traten weiß hervor als ich seinen Jackensaum mehr umwickelte.

„Beruhige dich doch…“

„Ich soll mich beruhigen?! Ein Kerl - der eine Frau den ganzen Tag mit seinen Blicken verfolgt - und sie keine Sekunde aus den Augen lässt nennt man Stalker!“

„Spinnst du?!“

„Nein, du spinnst! Das war privat, du mieser Kerl!“

„Was soll daran privat gewesen sein, sogar der Kuss war läppisch.“

„Den gab‘s für miese Spanner gratis dazu!“ Ruckartig ließ ich ihn los sodass er sich schwer keuchend an den Stamm des Baumes lehnte.

„Lass mich bloß in Ruhe.“ Knurrte ich nun wütend, wirbelte auf dem Absatz herum und stürmte zurück zu meiner Tasche bevor ich mit weiten Schritten den Weg fortsetzte.

„Suzuna! Hey… Jetzt warte doch, Suzu!“

„LASS MEINEN SPITZNAMEN WEG, DU GEMEINER KERL!“

Kuso[3]…! Nun sei nicht so… Warte!“

Rennend hatte er mich in wenigen Sekunden eingeholt und ging nun neben mir.

„Hör zu, dass hab ich nicht aus Bosheit getan.“

„Ach ja, warum dann: Aus Nächstenliebe?“

„Ja.“

„Tz!“

„Ich hab mir… gedacht, dass du… Argh! Ich hab mir Sorgen gemacht, zufrieden?!“

Aus schmalen Augen sah ich ihn auf sein heraussprudelndes Geständnis an bevor ich schwer seufzte und nun leicht lächelnd musste.

„Schon klar, ich weiß warum du das getan hast. Es war eben doch Eifersucht.“ Entgegnete ich nun mit verschmitzter Stimme sodass er sichtlich zusammenzuckte.

„Das stimmt nicht.“ Aus leicht panischen Augen sah er mich an und ich bemerkte, dass sich seine Wangen leicht rot färbten als ich ihn so offen anlächelte.

„Manchmal bist du wirklich süß Kyu!“

„A-Aber Suzuna… I-Ich… äh…“

„Aber du brauchst doch nicht eifersüchtig zu sein, nur weil du denkst, dass du plötzlich nicht mehr mein bester Freund bist.“

„J-Ja ich… HÄ?!“ Seine roten Wangen verschwanden so schnell wie sie gekommen waren, stattdessen blickte er mich nun höchst irritiert an.

„ Na ja, das ist doch wohl ganz klar: Als ich plötzlich anfing Dave mehr Aufmerksamkeit als dir zu schenken - und sei es auch nur für einige Stunden - hast du dich abgestuft gefühlt, da wir sonst immer die Wochenenden zusammen verbracht haben. Hey… Ich kann das schon verstehen, immerhin sind wir ja die besten Freunde aber egal ob aus mir und Dave was wird oder nicht: Du wirst immer mein allerbester Freund bleiben.“ Erklärte ich nun mit ehrlicher Freude, stoppte jedoch als ich seinen schockierten Gesichtsausdruck sah.

„Hab ich was falsches gesagt?“

„Was soll das heißen: Ob aus dir und Dave was wird? - Hat der Typ dich etwa angemacht?!“

„Nein, das war rein theoretisch.“

„Vergiss diese Theorie mal gleich wieder. So weit kommt‘s noch!“

„Ach, das ist doch eigentlich egal. Wir bleiben immer die allerbesten Freunde, ja?“

„Ach Suzu…“ Kyusuke ließ einen grottentiefen Seufzer hören bevor er mich mit einem Lächeln bedachte, das halb sanft und halb mitleidig war.„ Manchmal bist du wirklich…“

„Hm?“ Gespannt legte ich den Kopf schief.

„So wunderbar naiv und dumm.“

„Bitte… WAS?!“ Empört klappte ich den Mund auf während dieser fiese Kerl seine Hände in die Taschen seiner Regenjacke steckte und einfach weitermarschierte.

„Typisch blond eben.“

„Nimm das zurück!“

„Pf! Warum sollte ich?“
 

Was Kyusuke jedoch nicht wusste war, dass all mein Handeln absichtlich gewesen und all meine gesagten Worte durchdacht waren.

Ich musste ihn um jeden Preis beschützen auch, wenn ich ihm dadurch wehtun musste.

Aber egal wie viel Leid ich ihm zufügen musste, wie oft es noch nötig war Sätze auszusprechen die ihm wehtaten… Ich würde ihn immer lieben.

Er war der Mann in meinem Leben.

Der einzige Mann.

Der Mann für den ich kämpfte…

Den Mann für den ich mordete…

Den Mann für den ich eines Tages sterben würde.

Empfand ich Reue…? - Nein, nur eine unendliche Traurigkeit da ich nie die Chance hätte ihm zu sagen, wie sehr ich ihn liebte.
 

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[1] Ich liiiiiiiebe schwarze Lederwesten, auch Mäntel *anfang zu sabber*

[2] Jetzt müsst ihr euch Setos Eisblick vorstellen *schauder*

[3]japanisch für = verdammt, oder verflucht
 

Wie fandet ihr den Teil?

Morddrohungen und auch positive Kommis an mich ^^

Look in my eyes

Nun geht es wieder etwas Beziehungstechnik weiter und obwohl dieses Kappi nicht gerade dazu beiträgt, die Story ins rollen zu bringen werden hier wichtige Voraspekte und Hintergrundmotive geschildert.

Wenigstens will ich es versuchen. Hoffentlich gelingt es mir ^^
 

Dieses Kapitel ist auch das letzte, bevor ich meine Lehrstelle antrete. Ab jetzt geht es dann nur noch alle 2. Wochen weiter.

Bleibt mir trotzdem treu, ja?
 

Kapitel 12: Look in my eyes
 

Es war ein klarer Vorteil für meine Nerven und auch für meinen Gemütszustand, dass ich mich mit Kyusuke wieder vertragen hatte.

Solche Streitereien trugen wir beide ständig aus und genau diese Art von stummer Versöhnung mithilfe gegenseitiger Verzeihung im Schweigen miteinander brachte uns dazu, wieder bei null anzufangen.

Anders ausgedrückt: Obwohl wir uns nie aussprachen taten wir danach so als wäre alles wieder in Butter.

Friede, Freude… Eierkuchen!

Wer hatte diesen dämlichen Spruch eigentlich erfunden? - Zumal mir nur 2 Tage später klar wurde, dass meine Nerven zwar positiv auf unsere Versöhnung ansprangen jedoch mein Schlafdefizit dafür in den Keller sank.
 

„Wach auf! Wach auf, los!“ Die ansteigende Lautstärke direkt neben meinem linken Ohr ließ mich dazu veranlassen mir die Bettdecke über den Kopf zu ziehen und mich murrend auf die andere Seite zu wälzen.

„Verschwinde…!“ Nuschelte ich mit kratziger Stimme und kniff meine Augen angestrengt zusammen.

Ich würde diesem Mistkerl nicht die Chance geben, mich richtig zu wecken.

„Hey, Suzuna! SUZU! Steh auf, sofort!!“

Doch es wurde nicht besser, es wurde sogar noch schlimmer:

Ein zusätzliches Gewicht ließ sich auf meiner Matratze nieder, die Federn knarrten leise und ein unbarmherziger Griff versuchte mir meine warme Decke wegzuziehen.

„Wach endlich auf, du Schlafmütze! Wir haben nachher einen Termin mit einem neuen Klienten, erinnerst du dich? Du wolltest schon vor einer Stunde in der Detektei sein.“

„Hau ab… Hau endlich ab!“ Giftete ich nun leise durch das warme Material und versuchte mit allem Mittel dem starken Ziehen seiner Hand anzukommen.

Warum musste dieser Kerl so vehement sein?!

„Das ist Hausfriedensbruch und morgendliche Ruhestörung!“

„Falsch! Wenn schon, wäre es Eindringen in fremder Leute Wohnung und Anzeichen von sexueller Belästigung, da ich auf deinem Bett sitze. Aber abgesehen davon, ist es halb 10 morgens und DU müsstest schon längst auf der Arbeit sein.“

„Kannst du nicht einfach verschwinden? Wie bist du überhaupt rein gekommen?“

„Entschuldige mal! Ich habe einen Zweitschlüssel und das schon seit über 4 Jahren. Nur damit wir uns richtig verstehen: Ich bins, Kyusuke, dein bester Kumpel.“

„Falsch, du bist die Ausgeburt des Bösen, die mir meinen Schlaf raubt. Verschwinde oder ich hetze meinen Killerhund auf dich.“

„Das einzige Tier was du vorzuweisen hast, ist eine dicke schwarze Katze.“

„Hey…! Kero ist nicht dick. - Kero fass!“ Ein leises Mauzen ertönte von meinen Füßen her und ich spürte, wie sich mein Mitbewohner nun auch langsam regte.

„Ich glaube kaum, dass dieses Ding mehr zustande bringt als ein paar Kratzspuren.“ Erklang es nun verächtlich von meinem Kumpel während er mich unerbittlich an der Schulter rüttelte.

„Nun steh endlich auf! Sonst…“

„Sonst… WAS?!“ Jetzt war ich aber mal gespannt.

„Sonst gebe ich dir einen Guten-Morgen-Kuss.“

Apokalypse!

Schockiert riss ich die Augen auf und fuhr so schnell hoch, dass ich mich in der Decke noch mehr verwickelte und einen Filmreifen Sturz aus dem Bett hinlegte.

„Das ging ja schnell.“ Kyusukes erheitertes Lachen klang in meinen Ohren wie Hohngelächter sodass ich spürte, wie mich die röte im ganzen Gesichte einnahm.

„Damit kann man dir also drohen, ja? Nur zu deiner Information: So schrecklich küsse ich auch nicht.“

„Erspar mir die tiefsinnigen Details.“ Knurrend wickelte ich mich aus meiner Decke und stolperte ungelenk ins angrenzende Bad.

„Soll ich dir beim duschen behilflich sein, tenshi [1]?“

„Verschwinde!“

Um meine eisige Stimme noch mehr zu unterstreichen warf ich eine halbleere Shampoofalsche nach ihm, sodass er nun - immer noch lachend - den Rückzug antrat.
 

Als ich eine viertel Stunde später wesentlich wacher und mit sauberem Körper in die Küche trat saß mein Kumpel schon in Allerseelenruhe am gedeckten Tisch und trank seinen zubereiteten Tee während er mit der anderen Hand in der heutigen Tageszeitung blätterte.

*Oh Gott! Das sieht so aus, als wären wir verheiratet!* Schoss es mir nun hysterisch durch den Kopf.

„Deine ungesunde Brühe ist in der Kanne neben dem Toaster.“ Informierte Kyusuke nun knapp sodass meine linke Augenbraue deutlich hoch zuckte.

*Okay… Und das hört sich definitiv so an, als wären wir verheiratet!*

Warum musste er außerdem immer auf meinem Kaffeekonsum herumhacken? - Es konnte ja nicht Jedermann so ein besserwisserischer Teesüffler sein! [2]

Mit mürrischer Miene schenkte ich mir das aufgebrühte Heißgetränk in eine Kanne und ließ mich dann auf dem gegenüberliegenden Stuhl nieder.

Wie ich schon erwähnte, bewohnte ich eine eher europäisch eingerichtete Küche, mit normal hohen Tischen und Stühlen während Kyusuke die typisch traditionellen niedrigen Esstische und Sitzkissen in seinen vier Wänden aufwies.

Auch sein Schlafzimmer beinhaltete einen japanischen Futon, sowie Schiebetüren die im ganzen Haus zu finden waren.

Ich war Japanerin durch und durch und hatte nichts gegen diesen Lebenstyl einzuwenden aber an dieses komische Hinknien während des Mahlzeiten würde ich mich wohl nie gewöhnen, besonders Teezeremonien - wo man stundenlang in dieser Position verbringen musste - waren wir zuwider.

„Hab ich was verpasst?“ Fragend ließ ich meine Pupillen über das reichhaltige Frühstücksangebot wandern:„ Seit wann bist in meiner Wohnung?“

„Schon eine ganze Weile. Ich habe dich vor 45 Minuten schon mal zu wecken versuchte aber da war es noch hoffnungsloser als gerade eben. Deswegen, hab ich bei dem Klienten angerufen und seinen Termin nach hinten gelegt, dann habe ich Frühstück gemacht und während der Kaffee durchlief hab ich dich dann geweckt.“

Aus ausdruckslosen Augen sah ich ihn auf diese tonlose Erklärung an.

Noch immer hatte er seine Iriden nicht von der Zeitung losgerissen, anscheinend war er konzentriert auf einen Artikel.

Er hatte also Frühstück gemacht, ja?

Er hatte den Termin mit unserem Klienten verschoben, ja?

Er war ein Schatz, ja? - Ja!

Und dafür hasste ich ihn umso mehr! Dieser Kerl…!

Warum konnte ich ihn nicht hassen? Wenigstens nur ein kleines bisschen, das würde alles leichter machen.

„Danke.“

„Nicht der Rede wert. Iss lieber, du hättest sowieso heute nichts mehr zu dir genommen wie ich dich kenne.“

Wortlos griff ich nach den hingelegten Essstäbchen und brach das Holz auseinander bevor ich mich meiner Schale mit Reis und etwas Gemüse widmete, dass er mir schon beides in zwei Schalen hingestellt hatte.

Er war wirklich lieb… total lieb. - Es war zum kotzen!

Aus den Augenwinkeln beobachtete ich meinen Kater, der sich nun ebenfalls mit erfreuter Miene seinem gefüllten Napf widmete.

Kyusuke hatte das also auch getan.

„Findest du wirklich, dass Kero fett ist?“

„Hm?“ Endlich sah er von der Zeitung auf, einige Sekunden blinzelte er mich aus seinen grünen Augen verwirrt an, bevor er einen kurzen Seitenblick auf meinen Mitbewohner warf.

„Nein.“ Beantwortete er nun meine Frage:„ Das hab ich nur gesagt, um dich zu ärgern.“

„Ach so…“ Beruhigt kaute ich auf meinem Reis herum während mein Kumpel die Zeitung nun ganz zusammenfaltete und neben sich legte.

Er stützte die Ellenbogen auf die Tischplatte und bettete das Kinn in seine zusammen gefalteten Hände.

Ein intensiver Blick aus schimmernden, grünen Augen traf mich.

„Was ist?“ Obwohl ich mich unter seiner ernsten Musterung etwas unwohl fühlte dachte ich gar nicht daran, den Blick abzuwenden.„ Was starrst du so?“

„Du siehst müde aus, Suzu.”

„Willst du jetzt einen Orden für deine gute Beobachtungsgabe?“

„Gestern sahst du auch schon so müde aus.“

„Was du nicht sagst.“

„Mit jedem Tag scheint es schlimmer zu werden…“

„Sollte ich mich jetzt unter ständiger Musterung fühlen?“

„Suzu… Verflucht noch mal! Was ist denn los mit dir? Warum siehst du so aus, als würdest du jede Sekunde umkippen? Warum gehst du Abends nicht ins Bett?“

„Ich gehe ins Bett.“

Die Frage war nur, wie lange ich drin liegen bleiben konnte bis eine neue Mitteilung ankam.

„Wenn das wirklich der Fall wäre, würdest du nicht wie eine wandelnde Leiche aussehen.“

„Oh, vielen Dank auch. Ich finde dein Antlitz heute morgen auch beschaulich. - Es ist Vollmond zurzeit, das ist alles. Da schlafe ich eben nicht gut.“

Zum Glück war ich so umsichtig einen interessierten Blick über den Nachthimmel schweifen zu lassen, wenn ich auf einen meiner geheimen Missionen war.

Was sollte ich meinem Kumpel denn sonst auf die Nase binden?

Tut mir Leid, aber ich bin so müde, da ich die letzten Nächte ständig gegen Mitternacht aus dem Bett gerufen wurde, um Jemandem umzubringen?? Deswegen bin ich auch erst gegen Morgendämmerung nach hause gekommen und habe umgerechnet nun gerade mal 4 Stunden Schlaf??

Das konnte ich doch nicht sagen…!!

Ich hielt dieses Doppelleben seit meinem 15 Lebensjahr vor meinem besten Kumpel geheim und ich würde es weiterhin geheim halten.

Bis zu meinem Tod, wenn es nicht anders ging…

„Vollmond also, ja?“ Hackte Kyusuke nun ganz und gar nicht überzeugt nach doch ich sah ihm offen und ehrlich in die Augen.

„Glaub es mir oder lass es bleiben. Das ist nicht mein Problem. - Tut mir Leid, dass ich verschlafen habe, morgen bin ich pünktlich.“

„Darum geht es doch gar nicht…“

„Kyu, hör auf! Ich bin kein Kind mehr, okay?“ Nun wurde ich wirklich etwas biestig.

Ich hatte die letzten 3 Nächte insgesamt 3 Leichen gehabt und die letzte hang noch irgendwo zwischen Herz und Niere in meinem Empfindungen.

„Erwachsen scheinst du aber auch nicht zu sein. Jeder Mittelschüler kann auf seinen Schlafdefizit achten.“

*Das macht mir bestimmt keinen Spaß!* Schoss es mir nun gellend durch den Kopf sodass ich nun um Fassung bemühend nach Luft rang.

„Wenn du gekommen bist um auf meinen - sowieso nicht mehr strapazierfähigen - Nerven herumzutrampeln dann bitte ich dich höflich, hiermit zu gehen. Okay? Ich kann das heute Morgen wirklich nicht brauchen.“

„ Aber…“

„NEIN! KEIN ,ABER‘ !!“ Fiel ich ihm nun äußerst vehement und äußerst laut ins Wort, was ich jedoch sogleich bereute.

Meine aufgestauten Emotionen überschlugen sich, zusammen mit dem fehlenden Schlaf der letzten Tage und die aufkommenden Bilder der Mission vor wenigen Stunden kniff ich die Augen zusammen und vergrub mein Gesicht in den Händen.

Gott…

Da war Blut gewesen.

Überall Blut.

Warm und rot… es schien zu vibrieren.

Ich hasste diesen Job!

Ich hasste diesen verfluchten Job!

Besonders, wenn ich mir nicht aussuchen konnte, mit was ich töten würde.

Diese elenden Missionen wo einem ohne große Worte ein Dolch in die Hand gedrückt wurde.

Ein Dolch, mit dessen Klinge man ins Herz stoßen sollte.

Es war eine Entscheidung von oberster Stelle wie unsere Opfer sterben sollten.

Es hang immer von dessen vergehen ab.

Ein Tod durch die Kugel war schmerzlos und schnell vorbei.

Genauso wie ein angewandtes verstecktes Gift.

Jedoch kam es immer auf die Art des Giftes an, auf die Zusammensetzung.

Wenn man diese Sache richtig handhabte, konnte ein Mensch stundenlang leiden.

Oder eben auch, durch einen falsch gezückten Stoß ins Herz qualvoll verbluten.

Ich traf immer exakt, nach dem ersten Stich war bei mir alles vorbei.

Jedoch war der Lebenssanft nicht zum stillstehen verurteilt, er floss aus dem leblosen Körper wie Wasser aus einem geplatzten Schlauch.

Es tropfte auf die Kleidung, floss über deine Hände, spritzte in dein Gesicht.

Man hatte da Gefühl, dass es dich aufsaugen wollte.

Ich fühlte mich danach schmutzig und hörte nicht eher auf zu zittern bis ich unter dem warmen Wasserstrahl stand und es mir abwaschen konnte.

Über eine Flasche Shampoo und Bodylotion verbrauchte ich immer.

Ich wusste nicht wieso aber mir war es so, als ob ich es noch sehen konnte.

Ich konnte es sehen und riechen. - Es war immer da und ging nicht mehr ab.

„Suzu…“ Eine behutsame Stimme brachte mich zurück in die Gegenwart sodass ich aus verklärten Augen die Hände sinken ließ.

„Was?“ Flüsterte ich mit erstickter Stimme und spürte mit einem mal wie mir heiße Tränen die Wangen hinunterliefen.

Gott, nein! Jetzt weinte ich auch noch.

Ausgerechnet vor ihm!

„Kann es sein, dass du deine monatlichen Menstruationen hast?“

„WIE?!“

„Na ja, da seit ihr Frauen doch immer so empfindlich, wenn man euch kritisiert, oder?“ [3]

Einige Sekunden sah ich ihn aus wässrigen Augen fassungslos an, bevor ich anfangen musste zu lachen.

Meine Güte! Diese ganze Situation wart vielleicht… grotesk.

„Ja. Ja, das stimmt.“ Halb lachend und halb am heulen nickte ich zustimmend sodass er sich seufzend von seinem Platz erhob und sich neben mir an die Tischkante lehnte.

„Frauen…!“ Murmelte er leise und ich spürte, wie er mich mit sachtem Griff am Oberarm hochzog und seine Arme um mich schlang.

„Wein ruhig. Besser raus als rein.“

Das hätte er mir gar nicht zu sagen brauchen, denn ich tat es sowieso schon.

Normalerweise war ich keine geborene Heulsuse aber wenn bei mir erstmal der Damm gebrochen war, liefen meine Tränendrüsen auf Hochtouren und es konnte lange dauern bis ich mich beruhigte.

Außerdem war diese ganze Sache zu verlockend, als das ich ihr hätte widerstehen können.

Halt suchend schlang ich meine Arme um seine Taille und drückte meine Stirn in seine warme Halsbeuge.

Nur in solchen Situationen war es mir gestattet ihm so nah zu sein, alles andere wäre töricht gewesen.

Ich wollte ihn nicht auf dem Gewissen haben… nicht ihn…

„Psst! Nun beruhige dich mal wieder.“ Flüsterte er mir nun mit leiser Stimme zu während er mir wunderbar sanft durchs Haar strich.

Sah er es denn nicht? Sah er denn nicht wer ich war?

Was für ein schlechter Mensch ich war?

Warum sah er mir immer wieder in die Augen, wenn er es doch nicht sah?

Die Augen waren der Spiegel der menschlichen Seele. Warum sah er es nicht?

WARUM?!

Unbemerkt von mir hielt er sich plötzlich mit der linken freien Hand sein herausgezogenes Handy ans Ohr.

„Ja, guten Tag Herr Shirota. Hier spricht noch einmal Kyusuke Fuma. - Könnten wir ihren Termin auf heute Vormittag verlegen? Ja… Ähm, wissen Sie. Wir haben leichte Komplikationen.“
 

War er ein Schatz? Ja, das war er und ich hatte ihn verdammt noch mal nicht verdient!
 

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[1] japanisch = Engel

[2] Nichts gegen Teetrinker, ich liebe Tee. Nur Suzuna eben nicht…

[3] Oh Mann! Typisch Mann!! ^-^

Challenge

Äh… ja…. Hallo erstmal ^^

Tja, eigentlich sollte dieses Kappi erst in 2. Wochen kommen aber irgendwie hab ich nach diesem ersten Arbeitstag Lust, mich schriftlich etwas zu betätigen.

Die Muse küsst einen auch im stressigen Arbeitsleben, ob ihr es glaubt oder nicht.

Mein erster Arbeitstag war wirklich schön, wenn auch etwas ungewohnt. - Auf alle Fälle bin ich die einzige Auszubildende die es schafft, sich gleich am ersten Tag an der Kaffeemaschine zu verbrennen und ich meine damit, richtig verbrennen! - So eine Blase am Zeigefinger ist nicht gerade schön, sie aufzumachen noch weniger aber lassen wir die unappetitlichen Einzelheiten und wenden uns wieder der Story zu.

Öh… ja. Lest einfach ^-^
 

Kapitel 13: Challenge
 

Dieser Tag fing schon über alle Maßen bescheiden an und es wurde für mich in den wenig verstrichenen Stunden auch nicht besser.

Unser neuer Klient - Herr Shirota - stellte sich als ein hohes geschäftliches Tier heraus, dass in der Baubranche kein ungeschriebenes Blatt mehr war.

Der Typ war schmierig und über alle Maßen unangenehm und er beauftragte uns zu allem Überfluss auch noch, seine Frau zu beschatten.

Angeblicher Verdacht auf Ehebruch… Pf! Wenn wundert’s?!
 

„Wenn ich die Frau von diesem Stinkstiefel wäre, würde ich auch fremdgehen.“ Verkündete ich tonlos, kaum das Herr Shirota die Detektei verlassen hatte.

„Falsch, wenn du die Frau von Herrn Shirota wärst, hättest du ihn bis auf den letzten Yen abgezockt und wärst dann fremdgegangen. - Im übrigen solltest du dich mit deinen Aussagen zurückhalten, solange unser Klient noch in Hörweite ist.“ Kam es nun um einige Oktaven leiser von meinem Partner sodass ich nur die Schultern zuckte.

„Ach was, der bekommt nichts mehr mit.“ Abwinkend nippte ich an meinem Cappuccino während ich eine leichte Bewegung in meinem Drehstuhl vollführte.

Nun konnte ich einen guten Ausblick aus der Fensterfront unseres Büros werfen und mich selbst davon überzeugen, dass der gute Herr Shirota gerade in sein Auto stieg.

„Warum regt er sich eigentlich so auf? Ich dachte, der zerfetzt uns vor Wut das halbe Sofa. - So weit ich aus den Klatschpressen gelesen habe hat er doch selbst an die Dutzend Affären.“

„Seit wann liest du solche Berichte?“ Kyusuke zog verwundert eine Augenbraue hoch bevor er weiter sprach:„ Erstens, sollte man nicht alles glauben was in solchen Unterhaltungsstoffen steht und zweitens, geht es ihm bestimmt nicht im eigentlichem Sinne darum, dass seine Frau einen Liebhaber hat.“

„Es geht ihm um seine gesellschaftliche Stellung, ich weiß.“ Murmelte ich hastig dazwischen bevor er weiter ausschweifen konnte:„ Das rückt sein Image in ein schlechtes Licht und besonders seine heiß geliebte Firma.“

„Wenn du das weißt, warum fragst du dann erst so dämlich?“

„Ich wollte nur wissen ob du darauf kommst, Kyu.“

„Sehr witzig!“ Mein Kumpel sah mich leicht eingeschnappt an, was ich jedoch ignorierte und mich lieber wieder meinem Cappuccino zuwandte.

Doch auch diese kleine Aufheiterung sollte mir nicht vergönnt bleiben, denn schon meldete sich das Telefon zu Wort.

„Geh du dran.“ Forderte ich nun meinen Kumpel auf sodass er in der Einsortierung unserer Post innehielt.

„Warum ich?“

„Weil ich nicht dran gehen.“

„Super, Suzu… wirklich! Wenn du im Bett geblieben wärst, hätte ich um diese frühe Tageszeit einige Nerven mehr behalten.“

„Du hast mich schließlich geweckt.“

Ein Augenverdrehen kam darauf als Antwort während er zeitgleich nach dem schnurlosen Apparat griff.

„Detektei Fuma-Mihikoru [1], was kann ich für Sie tun?“

Einige Sekunden herrschte Stille bevor ich aus den Augenwinkeln deutlich erkennen konnte wie sich seine Iriden verdunkelten.

„Ach, du bist es. Hallo… Ja, dir auch einen guten Arbeitstag.“

Etwas verdattert sah ich meinen Kumpel an.

Oje! Wie eisig war denn dem seine Stimme geworden?

„Was weiß ich, warum Sie ihr Handy nicht anhat. - Bin ich Jesus?! Nein… Nein, Sie ist nicht hier. Nein, demnach kannst du auch nicht mit ihr reden!“

Seit wann schlug denn Kyusukes Stimmung so dermaßen um? - Hatte er nun plötzlich seine Tage?

Neugierig wie ich nun mal war, stand ich von meinem Schreibtisch auf und betätigte den Lautsprecher am Hauptanschluss eher mein Kumpel es verhindern konnte.

„Oh… Na ja, dann eben nicht. Das ist kein Grund gleich so auszurasten, Kumpel. Alles okay mit dir?“

Mir lief es eiskalt den Rücken herunter als die versöhnliche Stimme von Dave an meine Ohren drang.

„Du spinnst ja…!“ Wandte ich mich nun zischelnd an meinen Kumpel, bevor ich ihm demonstrativ den Hörer aus der Hand riss.

„Hallo Dave, hier spricht Suzuna. - Na, wie geht‘s?“

„H-Hey Suzuna! Schön, dass ich dich nun doch erwische. Kyusuke meinte gerade, dass du nicht da bist.“

„Ach, ich bin gerade eben wieder gekommen.“ Verkündete ich nun fröhlich warf aber einen dermaßen angefressenen Blick auf meinen Partner dass dieser nun ebenfalls eine verdrießliche Miene zog.

Irgendwie erinnerte er mich mit seiner bockigen Miene an einen kleinen 5-jährigem Jungen dem man erklären musste, dass er dieses Spielzeug nicht haben konnte.

„Das ist schön, ich wollte mich nämlich mal wieder melden wegen unserem Date neulich.“

„Ja?“

„Na ja, ich habe dir ja versprochen das es eine Fortsetzung geben wird. Und wir haben doch über die Pferde gesprochen und das reiten.“

„Ich erinnere mich. Du hast von einer Stallung erzählt, die gar nicht weit entfernt von hier ist.“

„Genau. Sie liegt gut eine Stunde Fahrt von Tokyo, wenn du Zeit hast können wir dieses Wochenende hinfahren. Ich würde gleich anrufen und uns zwei Zimmer buchen.“

„Das klingt großartig, ich bin dabei!“

„Ähm… Suzuna…?“ Die gereizte Stimme meines Kindergartenkumpels ließ mich in meiner Freude innehalten.

„Was?!“ Überaus tödlich sah ich ihn an, doch er ließ sich davon nicht beeindrucken.

„Hast du da nicht einen kleinen, winzigen Aspekt übersehen?“

„Welchen sollte ich denn deiner Meinung nach übersehen haben, Herr Fuma?“

„Zum Beispiel, den angenommenen Auftrag. Wer weiß, wie lange wir damit beschäftigt sind.“

„Wir? Du hast diesen Kunden angeschleppt, außerdem habe ich unseren letzten Auftrag in alleinigem Handeln gelöst. - Jetzt bist du mal dran etwas in die Hand zu nehmen.“

„Wie bitte? - WAS?! Spinnst du? Wir sind immer noch eine Detektei, ein Team. Seit wann läuft das so, bitteschön? Außerdem, war der gelöste Mordfall eher eine Fehde zwischen Todai und dir. Warum sollte ich mich da einmischen?“

„Weil wir immer noch eine Detektei sind, ein Team: Das hast du gerade eben noch gesagt. Erinnerst du dich?“

„Lass diesen gehässigen Ton weg und verdreh mir nicht die Worte im Mund! Du wirst nicht zu dieser Stallung fahren, solange dieser Auftrag nicht zu den Akten gelegt worden ist!!“

„Sagt wer?“

„ICH!“

„Ohhh… da hab ich aber Angst.“

„Suzuna, ich warne dich!“

„Ähm… ihr beiden. Könnt ihr euch mal wieder einkriegen, ja?“ Inmitten unserer hitzigen Diskussion meldete sich Dave wieder zu Wort. - Wie immer der friedvolle Stifter in Aktion.

„Ich sag es ja nicht gerne, aber Kyusuke hat schon Recht, Suzuna. Du darfst dir meinetwegen nicht einen Auftrag durch die Lappen gehen lassen.“

„Ja, zumal wir bei Erledigung Fünfhunderttausend Yen pro Nase bekommen!“ Schmetterte nun Kyusuke mit übellauniger Stimme dazwischen sodass ich nun ebenfalls zickig erwiderte.

„Ja und? Dann sack du eben meinen Anteil ein und lässt mich mit Dave fahren. Das nächste Honorar reicht mir immer noch aus bis die nächste Monatsmiete fällig ist!“

„Du kannst das nicht einfach allein entscheiden. - Du bist nicht mein Boss!“

„Aber du meiner auch nicht! Nur, weil du zu unfähig bist, dich alleine an einen Auftrag heranzutrauen!“

„Wie war das?!“ Die grünen Augen meines Kumpels wurden immer dunkler, was ich ihm nicht so Recht verdenken konnte.

Der letzte verbale Gegenschlag war etwas unter der Gürtellinie gewesen.

„Soll das etwa heißen, dass du dich für etwas Besseres hältst?!“

„Worauf du einen lassen kannst!“

Das unser Streit sich nun gefährlich ausuferte, nahm ich überhaupt nicht wahr. Das einzige was mich in diesen Sekunden interessierte war, über diesen Dickschädel zu gewinnen, damit ich meinen eigenen Dickkopf durchbringen konnte! [2]

„Na schön, sehr verehrte Miss Mihikoru, dann beweisen Sie ihr Können: Ich schlage Ihnen einen Deal vor.“

„Lass hören.“

„Wenn du es schaffst, die unumstößlichen Beweise für unseren Klienten zu beschaffen bevor die Wochen zu Ende ist, sollst du von mir aus dein Wochenende mit Dave haben. Wenn ich jedoch früher, den Auftrag erledigen sollte werde ich euch beiden Turteltäubchen Gesellschaft leisten.“

„Du willst mit?“ Überrascht sah ich ihn an während auch Dave am anderen Ende der Leitung stutzte.

„Seit wann interessierst du dich für Pferde, Kumpel?“

„Ach, schon seit einiger Zeit. Außerdem schadet einem eingeborenen Städter die Landluft sicher nicht.“ Erklärte nun Kyusuke sachlich jedoch sah er mir frech mit einem schalkhaften Blitzen in die Augen sodass meine abermalige Wut wieder hochschlug.

Dieser Kerl forderte mich heraus und das ohne mit der Wimper zu zucken!

Er versuchte mich zu reizen… und das klappte perfekt!

„Na schön.“ Entschlossen sah ich ihn an:„ Ich gehe auf deine lächerlichen Bedingungen ein, wir werden ja sehen wer diesen Auftrag als erstes unter Dach und Fach bringt.“

„Ja, da hast du ganz Recht. Das werden wir wirklich sehen.“

Überaus feindlich tauschten wir gegenseitigen Blickkontakt während das Räuspern unseres Freundes aus den Lautsprechern drang.

„Ähm… werde ich eigentlich auch mal gefragt?“

„DU HÄLST DICH GEFÄLLIGST DA RAUS!“ Fauchten wir beide nun wie einstudiert.

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[1] Irgendwie hab ich mir alle wichtigen Punkte in dieser Story gemerkt, jedoch fiel mir kein besserer Name für die Detektei ein. Wenn jemand konstruktive Vorschläge zu unterbreiten hat, kann er dies gerne tun ^^

[2] Oh Mann! Die beiden sind echt so hoffnungslos!!
 

PS: Irgendwie gefällt mir das Kappi nicht so. - Was meint ihr??

A terrible finding

Tja, irgendwie hab ich so großspurig angekündigt, ab 1. August nur noch alle zwei Wochen ein neues Kapitel hoch zuladen aber seltsamerweise, kommen mir während meiner Arbeitszeit immer die besten Ideen, die ich dann auch sofort abtippen muss.

Es entspannt mich total, an meinem wohlverdienten Feierabend ein neues Kappi abzutippen. Hoffentlich gefällt es euch ^-^

Viel Spaß!
 

Kapitel 14: A terrible findig
 

Schon wieder ein Wettstreit, schon wieder eine Uneinigung und das ausgerechnet mit Kyusuke.

Kyusuke - meinem besten Kumpel - mit dem ich mich vor knappen 3 Tagen doch erst wieder versöhnt hatte.

Konnte es etwas schlimmeres geben? - Ja, konnte es.
 

„Kommen Sie schon, jetzt seien Sie doch nicht so!“

„Ich sagte ,Nein!‘ und dabei bleibt es auch.“ Zischelte nun Kuroba mit deutlich nervöser Miene zurück und warf mehrere gehetzte Seitenblicke nach links und rechts.

„Wie oft denn noch? - Todai ist nicht da.“ Entnervt verdrehte ich die Augen und machte es mir in aller Ruhe auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch bequem.

„Wenn der Inspektor hier wäre, würde ich nicht hier sein. Immerhin ist er noch sauer auf mich.“

„Das ist leicht untertrieben ausgedrückt, Angel. Er tobt noch immer und wir dürfen es ausbaden.“

„Glauben Sie bloß nicht, dass ich Mitleid mit Ihnen hätte, Herr Kommissar. Immerhin, lassen Sie sich dauernd von ihm rumschupsen.“

„Erlaube mal! Er ist mein Vorgesetzter!“

„Ja und? Madokas Chef ist er auch und trotzdem lässt sie sich nicht alles gefallen. Sie sind ein zu netter Kerl.“

„Oh, vielen Dank auch. Das ist also die Wiedergutmachung für den Fall von letzter Woche, ja? Da bin ich schon mal so nett und helfe dir und du machst dich nur darüber lustig.“

„Tue ich nicht… oder haben sie etwa nasse Füße bekommen?“ Glucksend lehnte ich mich weiter auf meinen Sitzplatz zurück während die Mundwinkel des jungen Mannes gereizt hoch zuckten.

Angel… Jetzt fang nicht schon wieder damit an, okay?!“

Nur schwer musste ich ein Glucksen unterdrücken das ihn sicherlich nur noch wütender gemacht hätte.

Leider war ich ja bei der beauftragten Spurensicherung des Tatortes nicht dabei gewesen, die Order hatte Kuroba schließlich von mir erhalten.

Aber mir reichte schon die Vorstellungskraft um mir auszumalen, wie er in der Reinkarnation eines begossenen Pudels aus dem Teich des Hibya-Park gestiegen war.

Okay, es war gemein von mir gewesen, ihn auf Tauchstation zu schicken obwohl die besagte Mordwaffe ja innerhalb des seichten Gewässers gefunden worden war… Woher jedoch hätte ich das wissen sollen? Immerhin, war ich nicht mal am Tatort gewesen.

Sowie vor einer Woche, wie auch heute, bewegte ich mich auf sehr dünnem Eis.

Dem Polizeipräsidium einen Besuch abzustatten war eine Sache, jedoch in die Etage zu kommen - in der Todais Büro lag - eine andere.

Zum Glück hatte ich Madokas Durchwahl und hatte mich erkundigen können, ob der Inspektor zu gegen war.

Was er natürlich nicht war - sonst wäre ich nicht hier.

„Springen Sie endlich über ihren Schatten, Herr Kommissar. Tun Sie mir den Gefallen und beschaffen mir die nötigen Informationen über Herrn Shirota.“

„Ich denke ja gar nicht daran!“

„Sie sind so dermaßen unkooperativ.“

„Nein! - Das ist nicht unkooperativ, dass ist Amtsmissbrauch und dagegen steht ein Verfahren.“

„Es wird doch keiner erfahren. Madoka war auch so waghalsig mir damals die Akte zu kopieren und trotzdem hat sie Ihren Job noch.“

„Ihr seit ja auch alle lebensmüder als es gut für euch ist.“

„War das ein Kompliment?“

„Nein! Eine Kritik!“ Die Stimme von Kuroba senkte sich um einige Oktaven, wurde aber dafür immer verzweifelter. „Ich kann nicht einfach so meine Anstellung aufs Spiel setzen. Verstehst du?“

„Nein. Sie sind weder verheiratet, noch haben sie Kinder. Sie haben ja noch nicht mal eine eigene Wohnung, Sie leben bei Ihrer Mutter.“ Auf meine tonlose Antwort bildeten sich einige rote Flecken auf seinen Wangen.

„Das ist nicht wahr! Ich bin schon vor über 4 Monaten ausgezogen!“

„Hat Ihre Mutter Sie rausgeschmissen?“

„Ja…! Ich meine, Nein! Ich meine… ähm…“

„Was denn nun?“

Angel, du machst mich fertig…!“

„Sie halten aber auch gar nichts aus.“ Während ich nun mit geschürzten Lippen die Arme vor der Brust verschränkte sank der Kommissar unter Frustration und Genervtheit noch mehr in seinem Drehstuhl zusammen.

„Was muss ich tun, um dich Nervensäge loszuwerden?“

„Mir die Daten beschaffen. - Es muss ja nicht sofort sein. Wie wäre es, wenn Sie mir heute Abend eine hübsche E-Mail schicken?“

„Ich halte davon gar nichts und lächle nicht so dermaßen übertrieben. Hab einmal in deinem Leben Gnade mit mir und lass mich in Ruhe meiner Arbeit nachgehen.“

„Erst, wenn Sie mir hoch und heilig versprechen mir die Informationen zu besorgen.“

„Ich verspreche es…“

„Wirklich?“

„… nicht!“

„Nun kommen Sie schon.“

„Nein!“

„Bitte.“

„Ich denke nicht dran!“

„Nun zeigen Sie doch Herz, Herr Kommissar. Bitte! Bitte, bitte, bitte, bitte… BITTE!!“

„Nein, nein und nochmals NEIN! - Und guck mich nicht so an. Angel… lass diesen Blick! Ich warne dich… Jetzt hör auf so zu gucken. Ich werde dir die Informationen nicht beschaffen und das ist mein letztes Wort! Du… argh! - An welche E-Mail Adresse soll ich es schicken?“

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Gegen halb zehn Uhr abends saß ich auf meiner gemütlichen Couch, mein Notebook auf den Beinen und las mir die geschickten Unterlagen von Herrn Shirota durch.

Diese ganze Sache schien banal zu sein… - Er hatte sein Studium absolviert und gleich nach den ersten Jahren, als er in die damalige Firma seines Vaters eingearbeitet wurde, seine Frau kennen gelernt. Die beiden hatten 5 Jahre später geheiratet und er war vor knappen 15 Jahren zum stellvertretenden Geschäftsführer ernannt worden, bevor sein Vater dann vor 8 Jahren starb und er das Unternehmen übernahm.

Der Lebenslauf und die zugefügten Daten über seine Frau verhielten sich ähnlich.

Chiho Shirota hatte keinerlei Auffälligkeiten vorzuweisen und auch keinerlei Vorstrafen - wie auch ihr Mann.

*Ich denke, ich sollte dieser Frau morgen einen Besuch abstatten.* Ein kurzer Blick genügte, um zu wissen wo die beiden wohnten und auch war ich informiert darüber, dass seien Ehefrau keinerlei Nebenverdienste besaß.

*Irgendwie verständlich, wenn Ihr Mann so ein hohes Tier ist, kann sie in aller Ruhe die stolze Hausherrin spielen. - Soweit ich richtig gelesen habe, unterhalten die beiden einige Angestellte nur für das Haus und den Garten. Kein Wunder, dass man dabei auf die Gedanken eines Ehebruchs kommt. Bei so einem schrecklich langweiligen Tagesablauf. Was tut diese Frau denn schon groß? - Ins Kosmetikstudio gehen??*

Seufzend verließ ich mein E-Mail Programm und fuhr das System runter, bevor ich auch den Rechner zusammenklappte.

Kero - der eingemummelt neben mir lag - gab einige Wohllaute von sich als ich ihm abwesend hinter dem Ohr kraulte.

Meine tiefen Gedanken waren mehr als verworren, so schreckte ich ungewöhnlich heftig zusammen als sich mein Handy vibrierend zu Wort meldete.

*Nicht schon wieder.* Am liebsten hätte ich es ignoriert, noch lieber hätte ich dieses dumme Telefon im Klo heruntergespült.

Jedoch würde das alles nichts helfen. Sie würden mich finden, überall… und ich wollte nicht, dass mein Partner dafür bezahlen musste.

Mit einem tiefen Seufzer öffnete ich die eingegangen SMS und überflog die wenigen Schriftzeichen in einer Millisekunde:
 

89/Tora
 

„Tja, Kero - dann muss ich wohl meinen Schlaf ein weiteres mal verschieben.“ Flüsterte ich nun leise zu meinem schwarzhaarigen Mitbewohner, der nur ein weiteres tiefes Schnurren von sich gab.

Wieder musste ich es tun… Schon wieder.

Ohne weiteres Selbstmitleid, schaltete ich meine Gedanken ab und erhob mich aus den weichen Polstern um mich umzuziehen und auf den Weg zu machen.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Am nächsten Morgen fuhr ich mit gerädertem Körper und kleinen Augen die direkte Schnellstraßenverbindung nach Nihombashi - dem Wohnsitz von Herrn und Frau Shirota.

Schon wieder hatte ich mir eine Nacht um die Ohren geschlagen und war vor Angst gar nicht erst in mein Bett gekrochen.

Ich hätte bestimmt verschlafen und somit Kyusuke einem unheimlichen Vorteil eingeräumt.

Wer wusste denn, was dieser Kerl gestern schon in Erfahrung gebracht und heute vorhatte?

Immerhin, hatten wir uns ziemlich wortkarg nach Feierabend verabschiedet und das ich gestern in meiner Mittagspause im Polizeipräsidium gewesen war, konnte er ja nicht wissen.

Oder doch? - Ich hoffte nicht, ich hatte sowieso keine Nerven mehr übrig.

Ich war todmüde und fühlte mich ausgelutschter als ein drei Tage alter Kaugummi.

Wenn man mich in der nächsten Nacht wieder zum morden beorderte, würde ich bewusstlos neben mein Opfer fallen, dessen war ich mir gewiss.

Zum Glück hatte ich in Tora einen vertrauenswürdigen und pflichtbewussten Partner, der mir versprochen hatte, die nächsten Nächte alleine auf unsere Missionen zu gehen.

Hoffentlich, würde er sich daran halten. Nicht, dass ich an seinen Worten zweifelte aber ab und an konnte es ziemlich gefährlich werden… so alleine, des Nachts.

Wenigstens hatte der Tag gestern etwas gutes gebracht: Ich hatte mein Auto endlich aus der Werkstatt abholen können und nun war es endlich wieder betriebsbereit, nach der rasanten Aufholjagd mit dem damaligen Raubmörder.

Mein heiß geliebtes Gefährt hatte sich mehr als einige Schrammen und ein paar zu sehende Dellen eingefangen gehabt.

Ich war mehr verwundert als erleichtert, dass ich es in einem sehenswerten Zustand zurückbekommen hatte. Immerhin, hatten die armen Angestellten in dem Betrieb die ganzen Vertiefungen richten müssen.

Doch nun saß ich wieder in meinem Auto - einem Opel Astra im silbergrauen Styl, schwarze Innenraumausstattung und einem praktischen Schiebedach… Ich liebte dieses Auto!
 

Einige Straßen entfernt, stellte ich mein Gefährt auf dem Parkplatz eines Supermarktes ab und lief die wenigen Meter zum 4. Block in Hamacho.

Die Nummer 56 fand ich schnell und auch der typisch europäische Baustyl dieses Gebäudes überraschte mich nicht.

Solche vermögenden Männer behielten nicht lange die alten, japanischen Einrichtungen bei.

Gerade wollte ich die Auffahrt nach oben gehen um zu klingeln als mich eine vertraute Stimme innehalten ließ.

„Hey! So sieht mich sich wieder…“ Kyusuke kam plötzlich um die Ecke, mit einem überaus breiten Grinsen auf mich zu.

Ich spürte zu meinem Verdruss wie mir sämtliche Gesichtszüge entgleisten.

„DU?!“

„Ja, Ich, werte Frau Konkurrentin. Wunderst du dich?“ Schelmisch blieb er dicht vor mir stehen und sah mir kampfbereit in die Augen:„ Du bist nicht die Einzige, die sich Informationen beschaffen kann, weißt du? Nur ich, tue es sauberer als du.“

„Das einzige was an dir sauber ist, sind vielleicht deine gestärkten Unterhosen.“ Spottete ich nun und dankte im Stillen dafür, dass ich mich so schnell wieder im Griff hatte.

Ich durfte mich nicht ablenken lassen: Weder von ihm noch von meiner Erschöpfung…

„Was willst du hier?“ Vernichtend sah ich ihm entgegen, was er jedoch mit einem Lächeln gleich abblockte.

„Dasselbe wie du schätze ich mal: Mit Frau Shirota reden.“

„Warum sollte ich das vorgehabt haben? Immerhin haben wir den Auftrag, Sie zu überführen und nicht in Schutz zu nehmen.“

„Zweite Regel eines jeden guten Ermittlers: Wenn du alle Standpunkte klar vor dir haben willst, dann beschaffe dir auch einen Eindruck deines Verdächtigen. - Das hast du mir beigebracht, erinnerst du dich?“

„Nein. An dem Tag war ich wahrscheinlich nicht zurechnungsfähig.“

„Ach Suzuna, reg dich nicht so auf. Dann sprechen wir eben zusammen mit ihr.“

„Ich denke gar nicht daran!“

„Na schön, aber ich warte nicht.“

„Ich sicher auch nicht!“

„Schön, dass wir das geklärt haben.“

Immer noch mit frohgemuter Miene - Dieser Typ war so ätzend gut gelaunt! -schritt er an mir vorbei und zur Eingangstür nach oben.

Murrend folgte ich ihm.

„Hey! Ich war zuerst hier!“

„Aber ich bin schneller, werte Konkurrentin.“

„Du mich auch…!“ Ohne auf meine Empörung einzugehen betätigte Kyusuke die Klingel und nur wenige Sekunden später wurde uns die Tür geöffnet.

„Sie wünschen?“ Eine junge Frau - ich schätzte Sie Anfang Dreißig - stand im Türrahmen und sah uns aus ihren braunen Augen fragend an.

Sie trug ein dunkelblaues Kleid, mit weißer Schürze an dessen Umrandung Rüschen angebracht waren.

War das etwa eine Angestellte des Hauses?

„Guten Tag, mein Name ist Kyusuke Fuma und ich würde gerne mit Frau Shirota sprechen.“

„Ich bin Suzuna Mihikoru…“ Stellte ich mich nun auch hastig vor und warf einen giftigen Seitenblick zu meinem Kumpel:„… und ich bitte auch um ein Gespräch mit Frau Shirota.“

„Sie beiden wollen mit Frau Shirota reden?“

„Nein!“

„Ja.“

Kam es nun von mir wie aus der Pistole geschossen während Kyusuke im selben Atemzug ruhig antwortete.

Die Frau sah uns etwas verwirrt an und wusste wohl nicht so Recht ob sie noch einmal nachfragen oder uns die Tür von der Nase zuschlagen sollte.

„Können Sie uns sagen, ob Frau Shirota im Hause ist?“ Erkundigte sich nun wieder Kyusuke sodass ein langsames Nicken erfolgte.

„Ja, die junge Frau befindet sich unten in ihrem Fitnessraum.“

„Wäre es vielleicht möglich Sie über unsere Ankunft zu informieren?“

„Sicherlich.“ Ein weiteres Nicken auf die Frage meines Kumpels, diesmal jedoch schneller:„ Wollen die Herrschaften solange im Flur warten?“

„Das wäre freundlich.“ Kam es nun von mir, sodass sie zur Seite trat um uns den Weg freizugeben.

„Ich werde sehen, ob die junge Frau Sie empfängt.“ Unverbindlich verbeugte sich die Angestellte kurz vor uns bevor sie davoneilte und uns im Flur stehen ließ.

„Mach doch keinen Quatsch, Suzuna. Warum sollte uns Frau Shirota nacheinander empfangen? - Das ist albern!“

„Alberner als du?!“

„Jetzt hör doch endlich auf!“ Das erste Mal, seit unserem Eklat gestern verdunkelte sich seine Iriden abermals:„ Warum machst du daraus so ein Theater. Ist dir meine Anwesenheit so unangenehm?“

„Jetzt redest DU Quatsch! - Ich kann es nur nicht leiden, wenn du so unfreundlich versuchst Dave am Telefon abzuspeisen. Das mit ihm und mir geht dich gar nichts an!“

„Das mit ihm… und dir…?“ Ein tiefes Knurren drang aus seinem Mund und ich fragte mich nun wirklich, ob nicht ein kleiner Köter in ihm steckte. [1]

Leise seufzte ich auf, für solch eine Diskussion hatte ich nun wirklich keinen Nerv.

„Suzuna… beantworte mir eine Frage…“

„Nein, ich bin nicht schwanger.“ Versuchte ich nun trocken einen Witz zu machen jedoch verging mir das, als ich in die ernsten Tiefen seiner Augen blickte.

„Was hat Dave was ich nicht habe, hm?“ Meine Augen weiteten sich während er nun etwas verlegen den Blick senkte.

„Verstehe mich bitte nicht falsch, er ist ein netter Kerl und so… Aber, was ist an ihm so besonderes?“

Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte und hätte es auch nicht gewusst, wenn wir noch eine Ewigkeit hier gestanden hätten.

Umso erleichterter war ich, als die Angestellte wieder zu uns zurückkehrte.

„Es tut mir furchtbar Leid für Sie aber die junge Dame scheint sich augenscheinlich in ihrem privaten Raum eingeschlossen zu haben.“ Erklärte sie uns nun bedauernd sodass ich die Brauen hochzog.

„Wo ist das Problem? Dann klopfen Sie doch.“

„Das habe ich schon getan. Aber Sie antwortet nicht, wahrscheinlich hat sie bei ihrem Lauftraining wieder ihre Musik laufen.“

„Sie hört also Discman?“ Auf die überraschende Frage meines Kumpels verneinte die Dame:„ Nein, die junge Frau besitzt einen Mini-Disk-Player.“

Kyusuke und ich wechselten einige stille Sekunden Blickkontakt bevor wir uns eilig die Schuhe von den Füßen zogen und an der versteinerten Angestellten vorbei rannten.

„Wir müssen rechts.“ Informierte ich nun, sodass wir den rechten Gang nach hinten bogen - zum Glück hatte ich vorhin beobachtet, wohin die Dame gegangen war - und schließlich eine steinerne Treppe nach unten hechteten.

Sogleich fiel uns eine dunkle Holztür ins Auge, auf der ein Schild auf Augenhöhe angebracht war.

,Fitnessraum’ - stand dort in japanischen Schriftzeichen sodass Kyusuke mit fester Hand die Klinke packte und versuchte das Schloss zu öffnen.

„Verflucht! Die Tür ist zu.“ Stieß er nun hervor während ich gegen die diese trommelte.

„Frau Shirota! Frau Shirota?!“

„W-Was tun Sie denn da?!“ Erklang in diesem Moment die aufgebrachte Stimme der Angestellten, die uns natürlich gefolgt war.

„Gibt es einen Schlüssel zu diesem Raum?“ Verlangte ich nun zu wissen, ohne auf ihre Protest einzugehen, sodass sie etwas verwirrt schien.

„Nun ja… den gibt es schon.“

„Ach ja? Und wo?“

„A-Aber Sie können doch nicht…“

„WO?!“

„Frau Shirota hatte ihn immer. Wie gesagt, das ist ihr privater Raum.“

„Hat sie irgendwelche Sicherheitsschlösser von innen anbringen lassen?“ Auf Kyusukes Frage schüttelte die Angestellte den Kopf.

„Nein, nur ein ganz normales Schloss. Die Tür ist ebenfalls aus normal massivem Material.“

Kyusuke sah mir entschlossen in die Augen:„Auf drei?“

Zustimmend nickte ich:„Auf drei.“

Ohne auf das verblüffte Gesicht der Dame einzugehen, traten wir beide bis zur gegenüberliegenden Wand zurück.

„Eins…“ Erklang es von meinem Kumpel.

„Zwei…“ Tief holte ich Luft.

„DREI!“ Synchron preschten wir vor und rammten unsere rechte Schulter ebenso gleichzeitig mit voller Wucht gegen das Material der Tür.

Das Schloss ächzte viel versprechend und mit einem lauten Klingen gab das Holz nach.

Hastig stürzten wir in den Raum, hinter uns die entsetzte Angestellte die sogleich einen schrillen Schrei ausstieß.

Vor uns auf dem Boden lag der leblose Körper von Frau Shirota…
 

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[1] An Karma: Anspielung auf unser Lieblingshündchen Joey ^-^
 

Zum Schluss wollte ich sagen, dass dieses Kappi eigentlich nur 3. Seiten haben sollte. Jetzt sind es sechs… oO

The importance

So, Leute!

Ich habe die erste Woche meiner Ausbildungsstelle schon hinter mir und endlich mal einige Stunden für mich zu Verfügung.

Bevor es morgen wieder losgeht… Na ja, so ist nun mal das Leben ^-^

Dieses Kappi widme ich Karma - meiner lieben süßen Karma die mir immer so schöne und lustige Kommentare hinterlässt und sie immer pünktlich zum morgendlichen Frühstück um 6 Uhr liefert, bevor ich zur Arbeit muss.

Viel Freude beim lesen, meine Süße und natürlich auch allen anderen…
 

Kapitel 15:The importance
 

Die Gesichtsform der verheirateten Frau waren in einer ovalen Form gehalten und wiesen einen makellosen Teint auf. Die braunen Augen starrten weit aufgerissen, leblos zur Decke über uns während ihr Mund im stummen Entsetzen einige Zentimeter geöffnet war…
 

„F-Frau Shirota… Oh Gott!“ Die Angestellte schlug sich am ganzen Leib zitternd die Hände vor das Gesicht während mein Kumpel und ich schon zu der am Boden liegenden Frau geeilt waren.

„Keine Chance mehr, ich fühle nichts.“ Murmelte nun Kyusuke, der erst am rechten Handgelenk und dann am Hals nach dem Puls suchte.

„Wie lange liegt sie schon da?“ Fragte ich mich nun mit einem dumpfen Gefühl in der Magengegend sodass mein Kumpel langsam den Kopf schüttelte.

„Ich kann nichts genaueres sagen aber du weißt hoffentlich was du zu tun hast…?“

Ja, und ob ich das wusste… Leider!

Seufzend zog ich mein Handy aus der hinteren Hosentasche und stellte die Verbindung zum Polizeipräsidium her.

„Madoka? Hallo, ich bin‘s. - Sag Todai bescheid, er soll in den Stadtbezirk Nihombashi kommen, im Viertel Hamacho im 4. Block haben wir eine Leiche.

Die Nummer des Hauses ist 56. Sag auch Dr. Seno bescheid damit er mit Dave gleich kommen kann, okay? Danke…“

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Es dauerte nur eine Viertelstunde bis die allgemeine Kripo-Tokyo im Keller des Hauses ankam:

„Der Namen der Toden lautet Chiho Shirota, 38 Jahre alt. Sie ist die Ehefrau von Mamoru Shirota, der eine Baufirma nicht weit von hier in Yaesu leitet.“ Berichtete nun Kommissar Kuroba seinem Vorgesetzten sodass dieser mit ernster Miene nickte.

„Die genaue Todeszeit?“

„Die Daten der Spurensicherung müssen noch ins Labor zu Dr. Seno geschickt werden aber wir haben die Aussagen von drei Zeugen die, die Leiche der Frau gefunden haben.“

„Wer sind diese Zeugen?“ Auf Todais Nachhackung wandte sich Kuroba mit einem Kopfrucken an die Bedienstete, die noch immer mit verschreckter Miene inmitten des Raumes stand.

„Einmal Frau Yume Hamamoto. Sie ist seit fast 2 Jahren bei den Shirotas als Dienstmädchen angestellt. Gegen zehn Uhr am Morgen kamen zwei fremde Herrschaften um Frau Shirota zu sprechen. Sie bat diese ins Haus und während die beiden im Flur warteten, begab sie sich nach hier unten und klopfte an die Tür des Raumes. Doch ihre Arbeitgeberin öffnete nicht, also ging sie wieder nach oben und erstattete den beiden Besuchern Bericht. Doch diese hechteten wenige Sekunden später in den Raum nach unten und nur einige Augenblicke später fanden sie die Tote am Boden liegen.“

„Ich höre nur immer zwei Besucher… Wer sind denn die beiden ominösen Herrschaften?“ Verlangte nun der Inspektor zu wissen sodass der Kommissar sich etwas nervös am Kopf kratzte.

„Äh… Nun ja, Herr Inspektor… Das wären einmal Kyusuke Fuma und Suzuna Mihikoru.“

„Heiliger Strohsack! Und das sagen Sie jetzt erst?!“ Donnerte nun Todai aufgebracht sodass sein Untergebener sichtlich zusammenzuckte.

„I-Ich wollte nur nicht, dass Sie sich aufregen.“

„Ich darf mich aufregen soviel ich will! Wo ist dieses verfluchte Teufelsmädchen… WO?!“

„Reden Sie von mir?“ Erklang plötzlich meine Stimme direkt hinter den beiden sodass die beiden herumwirbelten.

Mit überraschter Miene betrat ich den Kellerraum, hinter mir folgte mein Kumpel der sich im gleichen Atemzug wie ich gerade seine Plastikhandschuhe von den Händen streifte.

„Wo wart ihr?!“ Todais Knurren klang genauso lächerlich wie Kyusukes Laute vorhin, doch diesen Gedankengang laut auszusprechen verkniff ich mir wohl lieber.

„Wir beide haben das Kellerfenster, links am Ende des Ganges überprüft.“ Erklärte ich nun während nun auch mein Kumpel berichtete:

„Soweit wir feststellen konnten, wurde weder die Scheibe noch die Vierriegelung beschädigt. Noch nicht mal auffällige Spuren oder Fingerabdrücke konnten wir am Griff oder der Fensterbank finden.“

„Das ist Aufgabe der Spurensicherung!“

Auf das empörte Argument des Inspektors runzelte ich etwas verärgert die Stirn:

„Wenn Sie auch solange brauchen um hier herzukommen.“

„Was fällt dir ein? - Es ist alltägliche Rushhour und es kann ja nicht jeder so ein Unglücksrabe wie du sein… Dauernd fallen dir irgendwelche Leichen vor die Füße!“

„Hey… Wenn schon, dann bitte setzen sie vor irgendwelche ein "euch", ja?“

Was konnte ich denn dafür? Immerhin waren wir angeheuert worden.

„Suzuna und ich hatten mit dem Ganzen hier eigentlich gar nichts zu tun, Herr Inspektor.“ Verteidigte sich nun auch Kyusuke entschlossen.„ Herr Shirota hat erst gestern unsere Detektei aufgesucht um unsere Dienste in Anspruch zu nehmen. Wir beide hatten mit unserem Besuch vorhin lediglich vor, einige Sätze mit seiner Ehefrau zu wechseln.“

„Wie darf ich das verstehen? In welchem Bezug ist Herr Shirota in eure Detektei gekommen? Wurde er erpresst oder bedroht??“

„Nein, nichts von alledem.“ Auf die Frage des Inspektors schüttelte ich langsam den Kopf:„ Herr Shirota suchten unseren Dienst aufgrund einiger vager Vermutungen… die seine Frau betreffen.“

Todai war nicht dumm, er würde genau wissen was ich damit sagen wollte.

Immerhin befand sich das Dienstmädchen noch immer im Raum und solche Informationen waren vertraulich zu behandeln.

„I-Ich werde Frau Hamamoto noch einmal ausführlich befragen.“ Klinkte sich nun auch Kuroba hastig ein, der sicherlich auch merkte, dass wir unter diesen Umständen keineswegs frei reden konnten.

„Tun Sie das.“ Sein Vorgesetzter nickte zustimmend, sodass er sich nun an die junge Frau wandte.

„Würden Sie so freundlich sein, mich nach oben zu begleiten?“ Auf seine Frage nickte sie stumm und wollte gerade den Raum verlassen als ich noch einmal das Wort an sie wandte.

„Frau Hamamoto? - Eine Frage: Wann haben Sie Frau Shirota das letzte Mal gesehen?“

„Das war heute morgen… Ja, gegen halb acht als ich ihr das Frühstück serviert habe. Ungewöhnlicherweise hatte die junge Dame keinen großen Appetit. Sie hat fast alles stehen lassen bevor sie sich hier runter begeben hat.“

„Ach so…? Nun ja, danke für Ihre Aussage.“

Abermals nickte sie und verließ nun zusammen mit dem Kommissar den Tatort.

Einige Sekunden vergingen bevor Todai nun wieder das Wort erhob:

„Habe ich dich richtig verstanden, Angel? Herr Shirota kam also in eure Detektei, weil er Verdacht auf Ehebruch bezüglich seiner Frau hegte?“

„Ganz Recht.“ Zustimmend nickte ich sodass sich der Inspektor nun an den Gerichtsmediziner wandte der mit seinem langen weißen Kittel vor der Leiche der jungen Frau kniete.

„Kennen Sie bereits die Todesursache?“ Erkundigte er sich nun sodass der Mann nickte.

„Ja. Sehr wahrscheinlich war es…“

„Zyankali!“ Ertönte es nun von mir und meinem Kumpel synchron sodass der Inspektor uns etwas mürrisch ansah.

„Wie war das?“

„Sieht mir ganz so aus, als hätte sie Zyankali eingenommen und wäre daran gestorben.“ Sprach ich nun nochmals sodass sich die Stirn des alten Mannes in tiefen Falten schlug.

„Habt ihr beide etwa an der Leiche herumgespielt? Das ist ja großartig…!“

„Für wen halten Sie uns eigentlich, Herr Inspektor? Wir sind doch keine Laien mehr.“ Entrüstete ich mich nun während auch mein Kumpel zustimmend schnaubte.

„Ich bitte Sie! Diese Art von Vergiftung sieht man doch schon von weitem. Es ist zwar normal, dass eine Leiche langsam blasser und blasser wird aber ihre Lippen und Fingernägel sind nicht lila oder so, sondern ganz rosa. Das beweist eindeutig, dass sie an einer Zyankalivergiftung gestorben ist.“

„Im Gegensatz zu anderen Giften legt Zyankali nämlich den Elektronentransport in den Zellen lahm und weil der Sauerstoff nicht mehr für die Energiegewinnung gebraucht wird, fließt sauerstoffreiches, also hellrotes Blut im gesamten Kreislaufsystem. Deswegen die umgekehrte Verfärbung.“ Erklärte ich nun und griff meinem Kumpel somit unter die Arme.

Für einige Sekunden hatten wir vergessen, dass wir beide eigentlich auf unter-schiedlichen Seiten standen.

Seit Beginn unserer Detektei klärten wir Fälle zusammen auf, im gegenseitigem Helfen und Verstehen. - Es war schwer diese Gewohnheit abzulegen und alleine zu arbeiten. Wie sollten wir dies bewerkstelligen?

„Wenn wir jetzt noch einen Bittermandelgeruch aus ihrem Mund feststellen, dann gibt es keinen Zweifel mehr an der Zyankalivergiftung.“ Erklang es nun von Kyusuke wie auf Kommando.

„Haben die beiden Recht?“ Wandte sich nun der Inspektor mit schlecht gelaunter Miene an den Gerichtsmediziner, dieser nickte zustimmend.

„Ja, vollkommen. Es ist tatsächlich ein Bittermandelgeruch festzustellen und auch ansonsten haben die beiden Recht. Sie starb an Zyankali.“

„Ein Giftmord also.“ Schloss nun Todai während Kyusuke nun einwandte:„ Ein seltsamer Giftmord.“

„Wieso?“

„Na, sehen Sie sich doch einmal in dem Raum um, Herr Inspektor. Zyankali ist ein Gift, Gift muss man verabreichen aber hier sehe ich weit und breit weder ein Getränk noch etwas zu Essen.“

„Da hast du Recht.“ Musste der Inspektor zustimmen und auch ich sah mich nun mit wachsamen Augen in dem kleinen Kellerraum um.

Diese Tatsache war mir vorhin schon aufgefallen, jedoch eher nebensächlich.

Die Räumlichkeit war fensterlos und aus soliden Backsteinmauern, einige Fitnessgeräte standen vor und neben uns.

Ein Laufband, eine Bank zum Gewichte stemmen und sogar ein großes Regal mit allerlei Springseilen und anderen Gymnastikgerätschaften waren vertreten. Jedoch fand sich nirgends ein Tablett oder ein Teller mit Essbarkeiten, oder gar einer Flasche Wasser.

*Sie muss regelmäßig trainiert haben, aber als erfahrene Sportlerin muss sie doch auch wissen wie wichtig es ist, den Wassergehalt im Körper aufrecht

zu erhalten.* Ging es mir nun durch den Kopf während sich der Inspektor wieder an meinen Kumpel wandte.

„Ihr beide seit also gegen zehn Uhr hier angekommen und seit einige Minuten später einfach hier heruntergebrannt, nachdem euch das Dienstmädchen berichtete hat, dass Frau Shirota nicht antworten würde. Hab ich das richtig zusammengefasst, Fuma?“

„Goldrichtig.“

„Dann frage ich mich, woher ihr beiden wusstet, das hier etwas faul ist. Immerhin würde nur eine vage Ahnung euer überstürztes Handeln erklären.“

„Es war reiner Instinkt. Mehr nicht.“ Gab nun Kyusuke schlicht zurück und auch ich nickte zustimmend.

„Instinkt?“ Echote Todai und sah uns beide so an, als wären wir vollkommen verrückt geworden.„ Ihr beide seit doch vollkommen bescheuert!“

„Das sehe ich nicht so, wir beide sind nur schon zulange in dieser Branche.“ Gab ich nun ruhig zurück sodass Todai merklich schnaubte.

„Wer hat eigentlich die Tür eingetreten?“

„Äh… das waren ich und Kyusuke.“ Erklärte ich nun etwas verlegen sodass der Inspektor einen abfälligen Laut von sich gab.

„Das sieht euch ähnlich.“

Unsicher verzog ich meine Lippen während mein Kumpel sich einfach abwandte und den Kellerraum verließ.

„Was hat Fuma denn jetzt vor?“ Auf die mürrische Nachhackung des Inspektors blinzelte ich ehrlich erstaunt.

„Keine Ahnung… ich frag ihn mal.“ Hastig wandte ich mich um, um meinem Kumpel nachzuhechten.

Auf der Hälfte der steinernen Stufen konnte ich ihn erreichen.

„Hey, Kyu! Wo willst du hin?“

„Ich will mich selbst noch einmal mit Frau Hamamoto unterhalten. Wir müssen davon ausgehen, dass der Täter von außen gekommen ist, deswegen ist es wichtig den Tagesablauf ab heute morgen genau zu wissen. Sowie die verstrichene Zeit, an dem sie sich vielleicht in einem anderen Stockwerk des Hauses aufgehalten hat um ihrer Arbeit nachzugehen.“

„Ja, das sehe ich auch so. Hast du ihre Information vorhin noch im Kopf? Frau Shirota hörte immer Musik über ihrem Mini-Disk-Player aber so ein Gerät haben wir am Tatort nicht gefunden.“

„Exakt und vielleicht gibt Sie mir auch Auskunft darüber, ob sie des Wissens bemächtigt ist, dass ein Ehebruch bezüglich der Toden ausgeht.“

„Dir?!“ Echote ich nun wieder perplex und blieb am letzten Treppenabsatz stehen.

„Natürlich, mir…“ Kyusuke drehte sich zu mir um und sein Gesicht war so ernst und verschlossen mir gegenüber wie noch nie.

Seine grünen Iriden die gegenüber meiner Person immer offen und freundlich gefunkelt hatten, wirkten nun hart und kalt.

Leuchtende Smaragde [1] stachen mir entgegen.

„Hast du deine Worte vorhin vergessen, Suzuna? Wir beide sind Gegner und ab sofort auf uns allein gestellt.“

„Warum? Auf einmal, einfach so??“

„Ja, ab jetzt. Denn ich werde diesen Wettstreit gewinnen.“

„Seit wann nimmst du so etwas so verbissen? So kenne ich dich gar nicht!“

„Ich gehe nur mit der nötigen Ernsthaftigkeit an diese Sache heran. Denn der Ausgang dieses Falles ist von meinem persönlichen Interesse abhängig… dieser Ausgang ist mir sehr wichtig. Ich muss einfach gewinnen.“

Seine Tonlage wurde immer leiser, fast wehmütig bevor er mir ein aufrichtiges Lächeln schenkte.

„Wenn du denkst, dass ich dich so sang und klanglos diesem Amerikaner überlasse hast du dich geschnitten. Ich gebe nicht das Wichtigste her, was ich besitze… Niemals und schon gar nicht freiwillig.“

Zu geschockt und bewegt von seinen Worten starrte ich ihn nur sprachlos an, sodass er sich nun wieder abwandte und den Gang zurück ins Haus lief.

*Kyu…?* Verstört griff ich mir an meine linke Brust, mein Herz schlug viel zu schnell und schmerzvoll ungleichmäßig. *Warum denn nur…? Warum?*

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[1] Smaragde sind doch die grünen Steine, oder? *am Kopf kratz*
 

Irgendwie ist das Ende dieses Kappi so dramatisch… dabei hab ich doch in letzter Zeit gar kein Titanic gekuckt ^^

Na ja, ich werde mich bemühen, dass es bald weitergeht, sonst bringt ihr mich noch um… Bis dann!

Game Start!

So…!

Meine Null-Bock-Schreibphase hat sich für diesen Tag wohl kurz wieder verabschiedet und schaut wann anders vorbei ^^

Hier ist also endlich das nächste Kappi.

Dieses widme ich meinen zwei einzigen Kommischreiberinnen:

- Karma *knutsch* Hab dich total lieb, Süße!

- mitsuki-san (Auch, wenn du der Meinung bist, dass du keine guten Kommis schreiben kannst: Ich freue mich immer sehr und bedanke mich ganz herzlich dafür *verbeug*)

So, nun viel Spaß mit dem neusten Kappi!
 

Kapitel 16:Game Start!
 

Noch immer stand ich auf dem letzten Treppenabsatz, vor dem Eingang des Gangs und wagte nicht mich zu bewegen.

Kyusukes letzter Satz geisterte mir dauernd im Kopf herum.
 

„Wenn du denkst, dass ich dich so sang und klanglos diesem Amerikaner überlasse hast du dich geschnitten. Ich gebe nicht das Wichtigste her, was ich besitze… Niemals und schon gar nicht freiwillig.“
 

Immer und immer wieder, als hätte Jemand vergessen die Wiederholungstaste zu deaktivieren.
 

„Ich gebe nicht das Wichtigste her, was ich besitze… Niemals und schon gar nicht freiwillig.“
 

Zitternd kniff ich die Augen zusammen. - Das durfte doch alles nicht war sein!

Dieser… Dickkopf!

Warum musste er es mir schwerer machen, als ich es sowieso schon hatte?

Mein zwanghaft kurzes Schlafdefizit hatte seine gefährliche Stelle erreicht und langsam aber sicher vernebelten sich meine Gedanken.

Wie sollte ich mit diesem Quark in meinem Kopf eine logische Denkweise bilden? Wie sollte ich so bitteschön diesen Fall vor meinem Kumpel lösen?

Das war doch zum… kotzen!!

Ich brauchte gar nicht besonders bei Sinnen zu sein um zu verstehen, dass Kyusuke mir diesmal hauchhoch überlegen war.

Geistig und körperlich.

Aber, wenn er gewinnen sollte, dann…

*Argh! Ich krieg Migräne!*
 

Als ich wenige Minuten später in die große, moderne Küche des Hauses trat saß Kommissar Kuroba mit der Angestellten Frau Hamamoto am Tisch und vernahm ihre Aussage des frühen Tagesablaufs:

„Also, fassen wir noch einmal zusammen: Sie kamen also - wie gewohnt - um sieben Uhr in dieses Haus um ihre Arbeit aufzunehmen. Sie zogen in allen Räumen die Jalousien nach oben, bevor sie sich daran machten das Frühstück für Frau Shirota vorzubereiten. Diese kam dann auch, kurz vor halb acht an den Esstisch, jedoch aß sie - ungewöhnlicherweise - nicht viel. Soweit korrekt?“

„Ja.“ Die junge Dame nickte während die Augen des Kommissars weiter über seine Notizen wanderten.

„Danach zog sich Frau Shirota in ihren eigenen eingerichteten Fitnessraum zurück und sie gingen wie gewohnt ihrer Arbeit nach. - Was taten Sie eigentlich?“

„Ähm… nun ja. Ich fing an die Fenster zu putzen, da ich dies immer einmal in der Woche zu tun pflege und gerade als ich mich daran machen wollte, in den ersten Stock zu gehen um dort weiterzumachen klingelte es an der Tür und die beiden Herrschaften standen davor.“ Nach ihrem letzten Satz warf sie einen Blicke zwischen meinem Kumpel und mir hin und her.

Während ich am Türrahmen stand und aufmerksam zuhörte lehnte Kyusuke mit verschränkten Armen an der Küchenanrichte.

„Welche Räume befinden sich im Erdgeschoß wo sie Fenster geputzt haben, Frau Hamamoto?“ Erkundigte sich nun mein Kumpel sodass diese sogleich antwortete:

„Da wäre einmal, der Flur, die Küche, das Ess- und Wohnzimmer und ein separates Gästebad, sowie das Gästezimmer, dass auch hier im Untergeschoss liegt.“

„Und Ihnen ist nichts verdächtiges aufgefallen?“ Hackte ich nun nach, da mein Kumpel auf keinen Fall merken sollte, wie sehr mich meine aufkeimenden Kopfschmerzen beutelte.

„Nein, nichts dergleichen.“ Die Angestellte schüttelte langsam den Kopf:„ Es war wie gewöhnlich sehr ruhig.“

„Demzufolge ist also kein Fremder ins Haus eingedrungen.“ Murmelte es nun von Kyusuke sodass ich ihn gleich belehrte:„ Ach ja? Woher willst du das wissen? - Wenn man nicht damit rechnet, achtet man auf manche Geräusche gar nicht.“

„Du bist eine elende Besserwisserin, weißt du das?“

„Willst du dich mit mir anlegen?“

„Wer redet von wollen? Ich tue es gerade…“

Feindlich sahen wir uns in die Augen sodass der Kommissar etwas nervös zwischen uns hin und her sah.

„Okay…“ Sprach er nun gedehnt und wandte sich wieder an die Angestellte:

„ Vielen Dank für Ihre Aussage, Frau Hamamoto.“
 

Während der Kommissar die junge Frau wieder zurück in den Keller geleitete folgten wir beide ihnen mit langsamen Schritten:

„Du willst es also tatsächlich auf einen Zweikampf ankommen lassen?“ Hackte ich nun vorsichtshalber nach und sah meinem Kumpel spöttisch entgegen doch dieser strotze aus jeder Pore nur so vor Selbstbewusstsein.

„Klar! Ich brenne regelrecht darauf.“

Ehe ich darauf etwas erwidern konnte betrat Todai den Gang und kam auf uns zu.

„Ihr beiden hattet Recht, die Männer von der Spurensicherung haben uns gerade eben bestätigt, dass am Kellerfenster keinerlei Spuren oder Handlungen zu erkennen sind, indem man darauf schließen kann, dass sich jemand Fremdes mit Gewalt den Zutritt ins Haus verschafft hat.“

„Natürlich hatten wir Recht. Wofür halten Sie uns denn?“ Etwas empört sah ich ihn an und versuchte, durch meinen wachsenden Missmut meine pochenden Schläfen zu übertönen.

Der leichte Trommelwirbel in meinem Kopf war zu einem stetigem Kanonenschlag angestiegen.

Warum hatte ich kein Aspirin dabei?

Der Inspektor sah mich auf meine Aussage nur mit seiner typisch hochgezogenen rechten Augenbraue an als sich genau in diesem Moment die Eingangstür des Hauses öffnete.

Zwei Beamten betraten den Flur, inmitten hatten sie einen willkommenen Besucher: Der Hausherr persönlich.

„Wo ist meine Frau?!“ Verlangte Herr Shirota sogleich mit herrischer Stimme zu wissen sodass der Inspektor nun erklärte:

„Die Leiche Ihrer Frau wird gerade noch untersucht bevor wir diese in die Pathologie abtransportieren.“

„Wie konnte das geschehen? - Ich habe sie doch heute morgen noch gesehen!“

„Ich will nicht respektlos erscheinen, Herr Shirota aber ein Mord kann in wenigen Sekunden passieren.“ Beantwortete ich nun seine Frage und sah ihn überaus kühl an:„ Nun stelle ich Ihnen die Fragen: Wo waren Sie heute morgen zwischen halb acht und halb zehn??“

„In meiner Firma.“ Antwortete der Ehemann mit seinen harten Gesichtszügen etwas perplex bevor sich ein dunkler Schatten über seine Augen legte:„ Moment mal! Bezichtigen Sie mich etwa des Mordes an meiner Frau?“

„Es ist anzunehmen, oder?“ Ruhig gab ich dies zurück während er zu explodieren drohte.

„Das ist eine Unverschämtheit! Eine miese Verleumdung! Passen Sie auf, was Sie sagen, junges Fräulein und wie weit Sie sich noch aus dem Fenster lehnen wollen… Ich war schließlich über 15 Jahre mit meiner Frau verheiratet!“

„Soll ich Sie aus der Liste der potenziellen Täter streiche nur, weil Sie der Ehemann der Ermordeten sind? Das macht sie nur verdächtiger, Herr Shirota. Vor allem, da Sie erst gestern unsere Dienste in Anspruch genommen haben.“

„Was wohl ein großer Fehler von mir war.“

„Sicherlich nicht. Aber Sie können uns hier keine heile Welt vorspielen. - Sie waren in unserer Detektei wegen Verdacht auf Ehebruch, bezüglich Ihrer Frau. Da Sie ein hohes gesellschaftliches Tier sind, könnte Ihnen diese Eigenart Ihrer Gemahlin zuwider gewesen sein, sodass Sie sie am Ende töteten.“

„Suzu…!“ Kyusuke sah mich mahnend aus den Augenwinkeln an und auch der Inspektor schickte mir einen scharfen Blick.

„Nun reicht es aber, Angel! Ich führe die Ermittlungen in diesem Fall und wenn du wie eine Wilde auf Spatzen schießt, kann das ja nichts werden.“

„Ich wollte Herrn Shirota nur klar machen, dass er sich überlegen soll welche Aussagen er macht.“ Gab ich nun ebenso ruhig wie die ganze Zeit zurück und sah den Geschäftsführer teils warnend, teils kühl an.

Er erwiderte diesen Blick ebenso stechend bevor er auf die Bitte des Inspektors einging und diesen in den Keller folgte.

„Kannst du mir mal sagen, was das soll?“ Wandte sich nun mein Kumpel sofort an mich und sah mich immer noch warnend an:„ Seit wann, äußerst du so unbedachte Aussagen während eines Mordfalls? Der Typ hat viel zu sagen… Willst du mit unserer Detektei den Bach runtergehen??“

„Ach, lass mich doch in Ruhe!“ Überaus gereizt wandte ich mich ab und ging dem Inspektor nach.

Kyusuke blieb am obersten Treppenabsatz zurück…
 

Für mich stand der Täter ganz klar fest, ich konnte die Schriftzeichen schon schwarz auf weiß in den abgelegten Akten sehen: Mamuro Shirota.

Es kam mir mehr als seltsam vor, dass er genau - einen Tag vor der Ermordung seiner Gattin - Hilfe in einer Detektei suchte um diese darauf anzuheuern, den angeblichen Geliebten seiner untreuen Frau ausfindig zu machen.

Die große Preisfrage war nun: Gab es diesen ominösen Geliebten wirklich oder war er nur im Kopf dieses Geschäftsmannes entstanden?

Anders formuliert: Was trieb Herrn Shirota dazu, seine Frau umzubringen?

Eventuelle Geldschwierigkeiten; es ging meistens ums Geld.

Vielleicht ein Berg von Schulden, von dem keiner wusste und den er - ganz bequem - von der Lebensversicherung seiner Frau nun abbezahlen konnte.

Vielleicht hatte er jedoch selbst eine Geliebte und ihm war die Idee gekommen, seine störende Frau aus dem Weg zu schaffen.

Doch, was war mit der Tatsache des verschlossenen Fitenssraumes?

Die Unauffindbarkeit des angedeuteten Mini-Disk-Players?

Die Tatsache, dass keinerlei Getränke am Tatort vorhanden gewesen waren, obwohl die Hausherrin doch so regelmäßig trainiert hatte?

Fragen über Fragen…

Alle schwirrten in meinem Kopf und dazu kam noch…

„WAS?! Dieser aalglatte Geschäftshai hat ein Alibi??“ Im gleichen Maß wütend und fassungslos sah ich den Kommissar an, der mahnend seinen Zeigefinger gegen die Lippen hielt.

„Psst! Schrei nicht so rum. - Ja, es sieht ganz so aus als wäre unser lieber Herr Shirota vollkommen sauber. Er ist pünktlich um halb acht in seinem Büro gewesen, wie mir seine Sekretärin bestätigt hat und hat dieses bis zu dem Zeitpunkt nicht verlassen, an dem wir ihn herbeordert haben.“

„Nichtsdestotrotz, war er die ganze Zeit alleine in seinem Büro. - Was ist mit Kameras? Kann man sich Hundertprozentig davon überzeugen, dass er die ganze Zeit in seinem Büro war?“

„Das nicht aber wir haben die Räumlichkeit schon untersuchen lassen. Die Etage seines Büros liegt im 39. Stockwerk, sowie die Treppe als auch der Fahrstuhl liegen am Ende des Ganges. Er hätte diesen durchqueren müssen um das Gebäude zu verlassen, doch seine Sekretärin saß die ganze Zeit am Schreibtisch und tippte einige fällige Berichte ab. Sie bestätigte mehrmals, dass sie sich nicht vom Fleck gerührt hat.“

„Das muss doch nichts heißen… Was ist mit verborgenen Geheimgängen?!“

„Ähm… Angel? - Wir sind hier nicht bei Sherlock Holmes. Du solltest dir lieber überlegen, wer dieser ominöse Geliebte ist. Vielleicht, ist er ins Haus eingedrungen und hat Frau Shirota umgebracht.“

Auf die Einwendung von Kuroba seufzte ich grottentief:„Ah ja und wie, bitte? - Es sind keinerlei Einbruchsspuren festzustellen, weder an dem Fenster hier unten, noch an all den anderen Fenster im ganzen Haus. Sogar die Kellertür und die Eingangstür wurden schon überprüft. Demnach, muss der Täter einen Schlüssel besessen haben und der Einzige, der dafür in Frage kommt, ist Herr Shirota selbst.“

Mit ärgerlichem Blick sah ich zu dem Geschäftsmann herüber der beim Inspektor stand und mit ihm redete.

Nun waren schon gut 50 Minuten seit seinem eintreffen hier vergangen und ich war noch keinen einzigen Schritt weiter.

Mein Kopf rotierte langsam… So viele ungelöste Fragen:

Der abgeschlossene Kellerraum,

die unbeschädigten Eingänge,

der fehlende Mini-Disk-Player,

das fehlende Getränk… - Es wurde mir alles zuviel!

„Fühlen Sie sich nicht wohl?“ Wandte sich nun Frau Hamamoto an mich, die die ganze verstrichene Zeit ruhig im Raum gestanden hatte.

„Nein, ich habe nur leichte Kopfschmerzen.“

„Oh, wenn das so ist, kann ich Ihnen behilflich sein. - Wollen wir nach oben gehen? In der Küche kann ich Ihnen ein Aspirin geben.“

„Das wäre nett.“

Überaus dankbar stieg ich mit ihr die Treppe hinauf und in die Küche, wo ich kurz darauf ein paar Tabletten und ein Glas mit Leitungswasser bekam.

„Vielen Dank.“ Meinte ich nun wieder und löste die kleinen weißen Pillen aus der Verpackung um sie mir den Rachen herunterzuspülen.

„Keine Uhrsache. - Wo ist eigentlich Ihr Freund? Ich habe ihn schon längere Zeit nicht mehr gesehen.“

„Sie meinen Kyusuke? Der wird hier irgendwo sein… aber er ist NICHT mein Freund.“ Setzte ich nun hastig nach sodass sie kurz auflachte.

„Wie Sie meinen, aber Sie würden ein hübsches Paar abgeben.“

„Ah… danke.“ Leicht verlegen sah ich sie an.

*Auch das noch!* Schoss es mir nun durch den Kopf.

Ich war heilfroh, dass sie sogleich ein anderes Thema anschnitt:

„Wollen wir uns denn wieder nach unten begeben?“

„Natürlich…. aber: Könnten Sie mir freundlicherweise sagen, wo hier die Toilette ist? Ich müsste mal ganz nötig.“

„Sicherlich. Wenn Sie aus der Küche gehen, ist es die erste Tür links.“

„Danke.“

Während Frau Hamamoto also nun wieder nach unten zu den Herren ging, suchte ich für einige Augenblicke das stille Örtchen auf um mich zu erleichtern.

Jedoch machte ich mich danach nicht auf den Rückweg sondern ging zurück in die Küche.

*Wo ist Kyusuke eigentlich?* Ging es mir nun wieder durch den Kopf und ich ärgerte mich, dass ich sein Verschwinden nicht bemerkt hatte.

Seit dem Zeitpunkt, wo ich ihn so heftig abgespeist und im Flur stehen gelassen hatte, hatte ich ihn nicht mehr gesehen.

Das war nun also auch eine knappe Stunde her… Wo trieb der Kerl sich rum?

Schwer am Grübeln öffnete ich die untersten Küchenschränke da ich noch immer die Verpackung der gegebenen Tabletten in meiner Hand hielt.

Irgendwo hier, war sicher ein Mülleimer.

Unter der Spüle wurde ich fündig und klappte den Deckel hoch, um die Plastikverpackung in meiner Hand hineinfallen zu lassen, als mir etwas ins Auge fiel.

Inmitten des Restmülls und einigen diversen benutzten Küchenrollen schimmerte etwas rotes.

*Was ist das…?* Ohne mir meine Gummihandschuhe überzustreifen - die ich immer während eines Falls bei mir trug - griff ich in den Behälter und förderte ein technisches Gerät zustande.

Ein technisches Gerät, dass ich nur sehr gut kannte.

Es war handlich und in einem kleinen Quadrat enthalten.

„Der Mini-Disk-Player…“ Fassungslos blinzelte ich mein Fundstück an.

Was hatte der denn im Müll zu suchen?

Ganz automatisch hob ich die Hand, um mir mit meinen Fingern über die Lippen zu fahren - wie ich es immer zu tun pflegte, wenn ich nachdachte - als ein warnender Ruf mich zusammenzucken ließ.

„Halt! Keine Bewegung, Suzuna….!“

Perplex erstarrte ich mitten in der Bewegung und sah über die Schulter auf die Gestalt meines Kumpels der plötzlich im Türrahmen stand.

„Lass deine Finger ja unten… Bist du lebensmüde?“ Geifte er mich nun überaus launig an und trat zu mir um mir den Player aus der Hand zu nehmen.

„Hey! Was soll denn das…?!“ Wollte ich erbost wissen doch er gab mir keine Antwort, stattdessen packte er meine beiden Handgelenke und hielt sie über die Küchenspüle während er das Wasser aufdrehte.

„Wenn man dich nur 1 Stunde aus den Augen lässt…!“ Grummelte Kyusuke nun verdrießlich während er etwas aus der stehenden Tube mit Flüssigseife neben der Spüle presste und die Masse nun in seinen Händen verrieb.

Ein willkommenes Gefühl, bestehend aus abertausend Schmetterlingen begann in meinem Magen zu toben als er nun mit seinen seifigen Hände meine einrieb und über der Spüle wusch.

Nach einigen Minuten stellte er das Wasser ab und reichte mir ein Stofftaschentuch aus seiner Hosentasche während er seine Hände einfach an seiner Jeans abwischte.

„Lebensmüde Frau…!“ Murmelte er in seinen nicht vorhandenen Bart bevor er sich seine Gummihandschuhe überzog - die er ebenfalls aus seiner Hosentasche zog - und den Mini-Disk-Player an sich nahm.

„Im Übrigen: Ich hab gewonnen, Suzu!“ Schelmisch grinsend trat er mit beschwingten Schritten aus der Küche während ich ihm verdattert nachsah.

Äh….. Wie bitte? WAS?!
 

„Ich hab gewonnen, Suzu!“
 

Hallte sein typisch frecher Unterton in meinem Kopf und sofort begann ein neuer Migräneschub mich zu schütteln.

„A-Aber…“ Das Taschentuch in meinen halbnassen Händen sank zu Boden.

Das konnte doch nicht sein!

Es waren gerade mal 1 Stunde vergangen…!

Was war mit dem abgeschlossenen Raum?

Die nicht vorhandenen Einbruchsspuren?

Das fehlende Getränk?

Den Mini-Disk-Player? - Gefunden jedoch, wieso lag dieser im Müll?

Wie hatte er es geschafft Herr Shirota so schnell zu überführen?

„Kyusuke…?! Jetzt warte…!“ Hastig stürzte ich ihm nach.

Seit wann war mein Kumpel so ein Schnellstarter geworden?

****************************************************************
 

Ja, ja… Ich weiß: Der Break ist fies!

Aber… Hey! Seit froh, dass es überhaupt eine Fortsetzung gegeben hat.

Bei meinem vorherigen Kreatief… ^^‘

Game Over!

So, jetzt geht’s weiter!

Fragen über Fragen… *verrückt lach*

Hat Kyusuke nun den Mörder überführt und vor allem: Wer ist es?

Oder hat sich der Gute richtig kalkuliert und Suzuna muss ihm aus diesem Schlamassel heraushelfen?

Lange Rede… viel Text ^^ lest selbst!

Viel Spaß…
 

apitel 17: Game Over!
 

Er hatte gewonnen?

Wie, er hatte gewonnen?

So ganz, konnte ich das nicht glauben.

Ich wollte es nicht glauben…

ICH HATTE VERLOREN?!

*Das kann nicht sein, niemals.* Mit schnellen Schritten spurtete ich die Kellertreppe nach unten. *Die Zeit war viel zu kurz um den wahren Mörder zu entlarven. Woher hat er so schnell den Tathergang, das Motiv und den Beweis? - Das kann nicht funktionieren.*
 

Leicht außer Atem kam ich im Türrahmen des Tatortes an gerade als Kyusuke sich an den Inspektor wandte:

„… ich würde Ihnen gerne, den Mordverlauf in allen Einzelheiten wiedergeben.“ Beendete er in diesem Moment wohl seine Ausführungen sodass auf dem Gesicht von Todai ein zufriedener Ausdruck trat.

„Tu das, mein Junge. Auf dich kann man sich eben immer wieder verlassen.“

Bei diesen Worten kam mir die Galle hoch. - Das war so dermaßen unfair!

Wenn ich mich in die Ermittlungen seiner Einheit einmischte, machte der alte Kerl ein riesiges Theater und bezichtigte mich immer wieder des mangelnden Respekt gegenüber ihm.

Doch wenn Kyusuke dies tat - ganz im Rahmen der Höflichkeit und seiner absolut tadellosen Ausdrucksweise - hatte Todai überhaupt keine Klage vorzubringen.

„Hey! So einfach geht das nicht…!“ Widersprach ich nun laut und deutlich sodass sich alle Augen im Raum zu mir umdrehten.

Während Kuroba und Frau Hamamoto mich nur verblüfft ansahen, schickte mir der Inspektor einen warnenden Blick und auch Herr Shirota sah mich so feindlich an wie vorher.

Mit ihm hatte ich es mir wohl verscherzt… aber er war ja auch der Mörder! Oder nicht?

„Du solltest lieber in Ruhe zuhören, Suzuna.“ Riet mir mein Kumpel und setzte etwas leiser hinzu:„ In deinem Zustand bist du sowieso nicht in der besten Lage rational zu denken.“

Erstaunt weiteten sich meine Augen.

I-In meinem Zustand?

Hatte er etwa die ganze Zeit über schon gemerkt, dass es mir nicht gut ging?

Ehe ich ihn dies fragen konnte, wandte er sich wieder den versammelten Herrschaften zu.

„Wie wir alle wissen, fanden meine Kollegin und ich die Leiche von Frau Shirota gegen halb 10. Die Tür dieses Raumes war verschlossen und nur mit vereinten Kräften schafften wir es, sie zu öffnen. Das Opfer wurde mit Zyankali vergiftet, Zyankali ist ein hoch wirksames Nervengift, dass schon in kleineren Mengen zum sofortigen Tode führen kann. Jedoch befand sich nichts am Tatort, was das Opfer gegessen oder getrunken haben könnte. - Im Prinzip ist dieser ganze Fall sehr simple. Der Täter machte sich die alltäglichen sportlichen Aktivitäten von Frau Shirota und noch eine Angewohnheit der Frau zu nutze. Selbst den überführenden Beweis, hat der Täter jetzt in diesem Moment bei sich. Das heißt natürlich, nur wenn ich mit meinen Theorien richtig liege.“

„Dann erläuterte uns deine Erklärung.“ Forderte nun der Inspektor ihn in aller Ruhe auf während mir abermals die Galle hochkam.

„Ja, erläuterte uns deine Erklärung, Kyu!“ Spuckte ich ihm verächtlich entgegen und schickte ihn aus meinen blauen Augen einige tödliche Blicke:„ Fangen wir doch gleich mit dem abgeschlossenen Tatort und die nicht vorhandenen Einbruchsspuren an? - Wie ist der Täter ist ins Haus gekommen, du Schlauberger!“

Mein Kumpel ließ sich von meiner gehässigen Tonlage nicht aus der Ruhe bringen, starr sah er mich an.

„Eigentlich, ist es ganz einfach, Suzuna. Wir sind fälschlicherweise davon ausgegangen, dass der besagte Täter von außen gekommen ist. Welchen Beweis jedoch hatten wir dafür, denn die nicht vorhandenen Einbruchsspuren sprachen ja dagegen. Dies lässt nur einen Schluss zu: Der Täter brauchte sich keinen gewaltsamen Zutritt ins Haus zu beschaffen, da er schon längst im Haus war.“

„Interessanter Gedanke… Hatte er sich vielleicht über Nacht in einem der Schränke versteckt?“ Spöttelte ich nun weiter sodass Kyusuke mahnend den Zeigefinger hob.

„Nicht doch, du denkst viel zu kompliziert. Sei mal simple, ganz stupide… Welche Annahme liegt näher?“

„Von welcher Annahme redet du?“ Überaus gereizt sah ich ihn an.

Ich hatte keine Ahnung worauf er hinauswollte, wovon er redete und langsam aber sicher nahm das Pochen in meinen Schläfen wieder zu.

„Du bist wirklich heute nicht ganz auf der Höhe.“ Ein belustigter Blick von ihm traf mich:„ Nun gut, dann eben noch verständlicher für dich: Wer öffnete uns heute morgen die Haustüre? Wer ist eine Person dieses Haushaltes die ständig ein und ausgeht?“

Meine Augen weiteten sich.

Das konnte dich nicht… Das war nicht möglich!

Mit fassungsloser Mimik sah ich nach rechts zu der Angestellten die mit sichtlich erschrockener Miene ins Leere starrte.

„ Genau.“ Mein Kumpel nickte leicht zustimmend:„ Nur eine einzige Person - außer Herr Shirota - hatte die Gelegenheit sich frei im Haus zu bewegen. Die einzige Person, die alle Freiheit hatte in Ruhe ihren tödlichen Plan durchzuführen. - Frau Hamamoto. Sie und sonst niemand war die Täterin!“

„Nicht zu fassen!“ Todai schnappte überrascht nach Luft während Herr Shirota seine Lippen zusammenkniff.

„Sie haben also meine Frau auf dem Gewissen?! Sie…!!“ Wütend wollte er sich auf die junge Frau stürzen, was zwei Beamte gerade noch zu verhindern wussten.

„Immer mit der Ruhe mit den jungen Pferden, ja?“ Erhob nun auch ich überaus nachdrücklich die Stimme und stellte mich schützend vor das Hausmädchen.

„Deine Annahme ist vollkommen unsinnig, Kyusuke! Wenn Frau Hamamoto tatsächlich die Mörderin wäre, hätte sie die Findung der Leiche solange wie möglich herausgezögert. Als wir an der Türe standen, uns vorstellten und nach Frau Shirota verlangten hätte sie uns mit einigen Worten wieder weggeschickt. Sie hätte uns erzählt, dass diese nicht zu hause wäre und wir gegen Abend wiederkommen sollten. Bis dahin hätte Herr Shirota die Leiche seiner Frau entdeckt, was ihr viel besser gelegen gekommen wäre als bei uns!“

„Damit hast du vollkommen Recht, Suzuna.“ Gab er nun ohne großen Protest zu sodass mir damit allen Wind aus den Segeln genommen wurde.

„I-Ich verstehe nicht…“

„Das macht nichts, ich werde es dir erklären. Aber zuvor: Welche Gegenargumente hast du noch vorzuweisen?“

„Meine Gegenargumente…?“ Langsam wurde ich doch unsicher.

Er blieb vollkommen ruhig und so freundlich, beinahe sanft sah er mir in die Augen.

Was wenn er doch Recht hatte?

„Ja, deine Gegenargumente. Was spricht noch gegen Frau Hamamoto als Täterin?“

„ Na ja, das fehlende Mittel mit dem sie angeblich das Zyankali verabreicht haben soll. Es muss schließlich hier irgendwo zu finden sein.“

„In der Tat, auf den ersten Blick scheint es wirklich unstimmig zu sein. - Weder etwas essbares noch etwas zu trinken hatten wir direkt nach Findung der Leiche hier am Tatort ausmachen können. Jedoch heißt das nicht, dass hier nichts gewesen ist. Doch wenn man sich eines bestimmten Gegenstand zunutze macht, dann ist der Mord sehr wohl denkbar.“

„Welchen bestimmten Gegenstand?“ Nun wurde ich doch neugierig, interessiert sah ich meinen Kumpel an.

Dieser schmunzelte kurz:„ Der Trick ist ein wahrer Dauerbrenner in der Kriminalliteratur. Frau Hamamoto benutzte Eis!“

„Was?“ Perplex blinzelte ich auf während auch Todai sich an der Wange kratzte.

„Eis? - Wie meinst du das, Junge?“

„Ganz einfach: Verwendet wurde Zyankali, das sich in kaltem Wasser nur schwer auflöst. Frau Hamamoto bohrte ein Loch in einen Eiswürfel und in dieses Loch tat sie das Gift. Das Loch versiegelte sie dann wieder mit einem kleinen Pfropfen Eis und ließ diesen wieder vollständig einfrieren. Bis das Gift also in das Getränk gelangt, würde einige Zeit vergehen und in dieser Zeit trank Frau Shirota ihren Becher fast leer.“

„Welcher Becher?“ Langsam begann ich zu rotieren:„ Wir haben weder einen Becher noch den Inhalt eines Getränks am Tatort gefunden? Außerdem, selbst wenn - Wenn das Gift wirklich in einem Eiswürfel war, dann hätten wir doch Spuren davon in diesem ominösen Becher feststellen müssen.“

„In der Tat, dass will ich nun in allen Einzelheiten erklären.“ Kyusuke sah ernst in die Runde:„ Während alle Anwesenden sich wie die leibhaftigen Ölgötzen hier im Kellerraum nicht vom Fleck bewegt haben, war ich so frei das Haus zu durchsuchen, dabei bin ich auf einige interessante Dinge gestoßen. Zuerst jedoch sollte wohl erwähnt sein, dass ich mit meinem Handy Verbindung in Herrn Shirotas Büro aufnahm und einige Fragen an seine Sekretärin stellte.“

„Und… Was hast du herausgefunden?“ Wollte Kuroba nun zu gerne wissen sodass mein Kumpel erzählte:

„ Durch seine dortige Angestellte, Frau Chiba, habe ich erfahren, dass Herr Shirotas Aussage, er wäre den ganzen Morgen in seinem Büro gewesen, nicht von der Hand zu weisen ist. Sein Alibi ist schlüssig… doch abgesehen davon, habe ich noch einige wichtige Sachen erfahren. Sachen von privater Natur, die das Opfer, sowie auch die beiden ehemaligen Eheleute, entsprechen. Beispielsweise, dass Frau Chiba die beste Freundin von Frau Shirota war und das diese wusste, dass ihr Chef, sich jeden Morgen einen mit Eiswürfel gespickten Energy-Drink genehmigte, bevor er in seine Firma fuhr und das er dieses Getränk in einem zugedeckten Pappbecher mit auf dem Weg in sein Büro nahm. Was jedoch, heute Morgen, nicht der Fall gewesen war.“

Der Schreck fuhr mir in alle Glieder:„ D-Du willst doch damit nicht sagen…?“

„Doch, genau das will ich.“ Abermals sah Kyusuke starr in die Runde und sein fester Blick blieb an Herr Shirota hängen:„ Bestätigen Sie die Aussage ihrer Sekretärin, dass Sie heute Morgen ohne ihr gewohntes Getränk in die Firma kamen?“

Herr Shirota nickte langsam, zischelnd atmete er durch seine zusammengepressten Zähne:„ Ja, damit hat Frau Chiba vollkommen Recht. Ich war heute Morgen in Eile und vergaß meinen Becher auf dem Küchentisch.“

„Bestätigen Sie außerdem, ihre private Angewohnheit, bezüglich der Eiswürfel?“

Auf das abermalige ernste Nachhacken meines Kumpels kam einige kurze Sekunden ein verwirrter Hauch in die Augen des Geschäftsmannes, doch dann nickte er wieder.

„Ja… und mir ist auch klar, was Sie als nächstes fragen: Diese Angewohnheit hatte meine Frau auch.“

„Dann ist wohl alles klar.“ Zufrieden nickte Kyusuke während mir auch langsam ein Licht aufging.

Frau Shirota hatte das Gift nicht getrunken…

„Wovon redet ihr eigentlich?“ Verlangte Todai nun zu wissen sodass mein Kumpel nun wieder erklärte:

„Frau Shirota hat das Gift nicht getrunken. Sie hat es gegessen.“

„Gegessen?“ Der Inspektor sah ihn vollkommen verwirrt an während es dem Kommissar nun auch dämmerte.

„Aber ja!“ Kuroba sah seinen Chef verstehend an:„ Viele Menschen haben die Angewohnheit, die übrig gebliebenen Eiswürfel zu verspeisen, wenn sie zu Ende getrunken haben. Sie selbst knuspern doch auch immer zuletzt ganz gerne noch auf ein paar Eiswürfeln herum.“

„In der Tat, wenn man über diese Angewohnheit von Herrn und Frau Shirota Bescheid weiß, dann kann man diese leicht vergiften und überdies noch sicherstellen, dass keine Spuren von Gift in dem Becher zurückbleiben.“

„Wie bist du darauf gekommen?“ Wollte ich nun zu gern wissen sodass mein Kumpel eine Plastiktüte aus seiner Hosentasche zog.

„Diese Sachen habe ich in der Mülltonne im Garten des Hauses gefunden.“ Er hielt die Tüte hoch und man konnte deutlich einen Pappbecher mit allbekannter Plastikdeckelverschließung erkennen. Jedoch war der Plastikdeckel vom Pappbecher genommen worden.

Das war ein klarer Beweis dafür, dass Frau Shirota den Deckel abgenommen hatte.

Normalerweise trank man das Gefäß aus und schmiss die beiden zusammengesteckten Teile in den Müll. - Wer machte sich schon die Mühe extra das Pappgefäß vom Plastikverschluss zu entfernen? Wenn ich mir einen Cappuccino zum mitnehmen holte tat ich dies auch nicht.

„Jetzt weiß ich worauf du hinauswollst.“ Ohne Scheu sah ich ihm in die Augen:

„ Du willst darauf anspielen, dass Frau Hamamoto uns so bereitwillig ins Haus ließ, weil Sie keine Ahnung davon hatte, dass Frau Shirota tot war. In Wirklichkeit hatte sie nämlich vorgehabt, Herr Shirota umzubringen. Wenn dieser wirklich, wie jeden Morgen sein Getränk mitgenommen und die übrigen Eiswürfel in seinem Büro zerkaut hätte, wäre man anhand der fehlenden Giftspuren und der Tatsache, das nur die Sekretärin die Leiche gefunden hätte, von einem Selbstmord ausgegangen. Jedoch vergaß Herr Shirota heute Morgen sein Getränk und während Frau Hamamoto wahrscheinlich in der Küche die Reste vom Frühstück wegräumte, nahm sich seine Frau den verschlossenen Pappbecher und ging damit hier herunter um zu trainieren. - Frau Hamamoto hatte keine Ahnung davon, dass ihre Arbeitgeberin den tödlichen Eiswürfel zerkaute, während sie ihren Hausarbeiten nachging. Erst, als es an der Türe läutete, wir davor standen und sie dazu gezwungen wurde hier herunterzugehen um diese zu holen, begriff sie was geschehen war.“

„Ganz richtig.“ Kyusuke nickt zustimmend:„ Denn sie erwähnte vor uns so frei heraus, dass Frau Shirota während ihres Trainings gerne Musik hörte. Jedoch dürfen wir uns nicht auf die falsche Annahme versteifen, dass diese wegen den aufgesetzten Kopfhörern nicht hörte wie die Angestellte an die Tür des Raumes klopfte um ihr über unseren Besuch bescheid zu geben. Denn wie wir ebenfalls von Frau Hamamoto erfahren haben, ist die Tür aus normal massivem Holz und so nachdrücklich wie wir gegen diese geschlagen haben um uns Gehör zu verschaffen, konnte es keiner überhören. Wahrscheinlich hat es Frau Hamamoto vor uns ebenso heftig versucht, bis ihr siedendheiß klar wurde, dass sie ihre Arbeitgeberin versehendlich vergiftet hatte. So nahm sie den Schlüssel und verschaffte sich zutritt in den Raum, wo sie schockierender weise die Tote fand.“

„Der tiefe Erschütterung über ihren versuchten Mord und die Tatsache, dass wir im Eingangsbereich standen und auf sie warteten, ließ sie unüberstürzt handeln.“ Setzte ich nun fort und meine Augen glommen freudig auf.

Nun wusste ich es… Ich wusste es!

„Sie sammelte den Pappbecher mitsamt der Plastikbedeckung ein und nahm aus unerfindlichen Gründen den Mini-Disk-Player an sich.“

„Nein, aus unerfindlichen Gründen sicherlich nicht, denn der Zufall machte ihr ein weiteres Mal einen Strich durch die Rechnung.“ Übernahm Kyusuke nun wieder für mich:„ Zyankali wirkt nämlich, trotz seines eingefrorenes Zustandes schnell. Frau Shirota erwischte dummerweise den vergifteten Eiswürfel gleich zu Anfang und konnte ihr Getränk nicht leeren, sie brach tot zusammen und das Getränk ergoss sich über den Boden. Als Frau Hamamoto dies sah, nahm sie den erstbesten Gegenstand und wischte alles in Eile fort, sie nahm den Pappbecher mitsamt seines Deckels mit und ließ auch den Mini-Disk-Player in ihrer Rocktasche verschwinden. Denn über diesem technischen Gerät hatte sich auch die Flüssigkeit des Drinks gelegt. Während der allgemeinen Unruhe und des Auftauchens der Polizei, entledigte sie sich dem Drinkgefäß im Mülleimer, während sie so unbedacht war den Mini-Disk-Player nur in der Mülltüte unter der Spüle in der Küche zu entsorgen.“

„Sie war in Panik, sie hatte den falschen Menschen ermordet.“ Wisperte ich nun mit klopfenden Herzen und sah die geschockt dreinblickende Angestellte mitfühlend an bevor ich mich wieder an meinen Kumpel wandte.

„Trotzdem hast du keinen Beweis, für deine Theorie, Kyusuke. Die Giftspuren lassen sich im Becher nicht finden, wie schon gesagt… Der Mini-Disk-Player befand sich zwar im Müll jedoch sind auf ihm auch keine Giftspuren zu entdecken, den der vergiftete Eiswürfel befand sich ja schon in Frau Shirotas Mund als diese zusammenbrach.“

„Ja, damit hast du teilweise Recht.“ Er grinste schelmisch:„ Du hast aber vergessen, dass Frau Hamamoto das ausgelaufene Getränk wegwischte, somit auch die Lippen der Toten abtupfte und sich wenige Spuren des Giftes auf ihre Kleidung auftrug. - Den Mini-Disk-Player versteckte sie in ihrer Kleidung und somit kam er auch in Kontakt des Giftes, logisch oder?“

„Ja, das stimmt…“ Unwillkürlich unterbrach ich mich selbst und mein Augen weiteten sich abermals in Wissen als mir endlich klar wurde, was seine vehemente Handlung in der Küche zu bedeuten hatte.

Als ich den Mini-Disk-Player in meinem bloßen Händen gehalten und anfangen wollte mir mit den Fingern über die Lippen zu fahren…
 

„Halt! Keine Bewegung, Suzuna…!“
 

Sein panischer Ruf…
 

„Lass deine Finger ja unten… Bist du lebensmüde?“
 

Wie er mir meine Hände unter das laufende Wasser gehalten und sie mit Seife gründlich gewaschen hatte…
 

„Wenn man dich nur 1 Stunde aus den Augen lässt…!“
 

Wenn er nicht gewesen wäre, hätte ich mich vergiftet…
 

„Lebensmüde Frau…!“
 

Deshalb hatte er sich seine Plastikhandschuhe angezogen, bevor er den Mini-Disk-Player mitgenommen hatte.

Er hatte mich gerettet… Schon wieder…

Aus fassungslosen Gesicht sah ich ihn an doch er zwinkerte mir nur freundlich zu.

„Schon gut…“ Schien er mir damit sagen zu wollen.

„Und der unumstößliche Beweis?“ Wollte nun Todai wissen sodass Kyusuke wieder erklärte:

„Sie können die Kleidung von Frau Hamamoto unter die Lupe nehmen, aber es geht auch einfacher. - Suzuna?“

Ich nickte nur auf seine Aufforderung, zog einen kleinen Beutel mit Schnappverschluss, den ich immer bei mir trug, aus meiner Hosentasche und förderte eine Zehn-Yen-Münze zu tage.

„Das geht ganz einfach.“ Ohne auf die verblüffte Miene von Frau Hamamoto zu achten nahm ich einen weiten Teil ihrer Schürze in meine Hände und rubbelte das Geldstück damit ab.

„Und den Zyankali beschmierten Mini-Disk-Player hat sie wirklich unter ihrer Schürze versteckt?“ Der Inspektor wollte uns wohl nicht ganz glauben, doch ich zog in diesem Moment die Münze zurück und hielt sie hoch.

„Hier ist doch der Beweis. Sehen Sie? Die Zehn-Yen-Münze war bereits alt und rostig, aber jetzt scheint sie wieder ein wenig. Der Beweis der chemischen Reaktion von Kupfer auf Zyankali.“

„Klasse, Angel. Du kommst mir heute wie die Assistentin des großen Zauberers vor, das gefällt mir.“ Auf die Spitze des Inspektors verzog ich das Gesicht.

„Tja, da kann ich nun auch nichts mehr dran ändern. Den beißenden Unterton können Sie sich aber sehr gut sparen, Herr Inspektor.“

Todai verzog seine dünnen Lippen zu einem leichten Grinsen bevor er sich wieder mit harter Miene an Frau Hamamoto wandte:„ Gestehen Sie? Gestehen Sie den versuchten Mord an Herr Shirota und die Tatsache, dass Sie unabsichtlich seine Frau vergifteten?“

„Ja.“ Die Angestellte nickte und sprach ganz brüchig:„ Nach diesen wirklich herausragenden Ausführungen kann ich sowieso nichts mehr entgegensetzen.“ Mit tränennahen Augen sah sie mich an:„ Ihr zwei seit ein sehr gutes Team, ich sagte ja zu Ihnen, dass sie ein hübsches Paar abgeben würden.“

Verwundert und auch etwas verlegen sah ich sie an.

Da hatte man sie eben des Mordes überführt und sie hatte nichts dagegen einzuwenden.

Gab einfach nach und lobte mich und meinen Partner noch.

„Warum wollten Sie Herr Shirota umbringen?“ Fragte ich nun sachte während dieser nun auch wieder an die Decke ging.

„Warum wollten Sie mich umbringen?! Warum? Sie undankbares Stück!!“ Schrie er außer sich und die beiden Beamten mussten ihn wieder festhalten damit er sich nicht auf Frau Hamamoto stürzen konnte.

„Ich habe sie angestellt, Ihnen ein Dach über den Kopf gegeben!“ Tobte der Hausherr weiter sodass die junge Frau ihn mitleidlos ansah.

„Oh ja, sie sind so ein guter Mensch.“ Höhnte sie nun mit dünner Stimme:„ Für ihr Image tun sie alles und versuchen keinen Skandal hervorzurufen aber unter der Oberfläche sind sie der leibhaftige Teufel. - Sie haben ohne Rücksicht auf Verluste die Firma meines Vaters in den Ruin getrieben, er saß mit einem Berg von Schulden da, weil er vorhatte mit Ihnen Geschäfte zu machen. Aus Verzweiflung hat er sich erhängt, da ihn sein angeblicher Partner einfach hängen gelassen hatte. - Ich habe mich unter falschen Namen bei Ihnen anstellen lassen um mich zu rächen, nur darum ging‘s. Auch der Verdacht bezüglich des Ehebruches ihrer Frau war gelogen, sie dachten ich wäre ein naives Ding, dass Ihnen alles erzählen würde.“

Interessiert hörte ich den Ausführungen der Braunäugigen zu.

Dann war dieser angebliche Ehebruch wohl auf ihrem Mist gewachsen, vielleicht jedoch war sogar etwas dran gewesen.

Die Beziehung zwischen Herr Shirota und seiner Frau konnte nicht sehr innig gewesen sein. Er regte sich mehr darüber auf, dass er beinahe getötet worden wäre anstatt seine Frau zu bedauern, die Dank seiner Verbrechen hatte sterben müssen.

„Sie kleines Miststück!“ Polterte Herr Shirota und nun musste sich auch Todai an ihn festklammern damit er nicht unüberlegt handeln konnte.

„Beruhigen Sie sich… Sofort!“ Erhob der Inspektor seine Stimme während sich Frau Hamamoto an mich wandte.

„In seinem Zimmer, in der rechten oberen Schublade seines PC-Tisches liegt eine Diskette. Sie ist Passwort geschützt und es dürfte einige Mühe machen sie zu öffnen. Darin befinden sich Unterschlagungen, dieser Kerl hat doppelte Buchführung betrieben und alle übernommenen Firmen mit miesen Tricks zu Fall gebracht. - Wenn ich es schon nicht schaffen konnte ihn zu töten, sorgen Sie bitte dafür, dass er seine gerechte Strafe erhält.“

Nun senkte sie ihren Blick gen Boden, sah fast stumpf nach unten:„ Das mit Frau Shirota tut mir unendlich Leid, aber so ist das wohl mit Menschen die sich so simple zu Mördern entwickeln. Im Endeffekt klappt das auch nicht…“
 

Frau Hamamoto sowie Herr Shirota wurden von Todai und Kuroba in das Polizeipräsidium abtransportiert.

Die genannte Diskette war einfach zu finden, ebenso das Passwort zu knacken da sich Kyusuke dieser Aufgabe annahm und er ein Händchen für so etwas hatte.

Somit wurde vielleicht eine kleine Vergeltung gegenüber diesem Firmenhai zurückgezahlt.

Nichtsdestotrotz hatte ein unschuldiger Mensch daran glauben müssen…
 

Ich saß gegen sieben Uhr abends auf einer der Bänke im Polizeipräsidium und nippte an meinem geholten Cappuccino.

Es hatte Stunden gedauert, bis die ganze Sache über die Bühnen gegangen war.

Herr Shirota war zuerst in Untersuchungshaft gewesen doch nun - da der Inhalt der Diskette so deutlich war - konnte er sich keiner Strafe mehr entziehen.

Er würde sich vor dem Gesetz in einem baldigen Gerichtsprozess verantworten müssen sowie auch Frau Hamamoto.

*Was für ein Scheißtag!* Ging es mir durch den Kopf während ich an meinem Koffeingetränk nippte.

Irgendwie konnte ich mich nicht dazu durchringen aufzustehen und nach hause zu fahren.

„Bist du angewachsen?“ Erklang auf einmal die Stimme meines Kumpels neben mir sodass ich erst gar nicht aufsah.

Ich hatte ja schließlich gewusst, dass er auch noch im Präsidium war um sich den Ausgang des Falls nicht entgehen zu lassen.

„Du hast gewonnen.“ Sprach ich nun leise und blickte starr auf die gegenüber

liegende Wand bevor ich abermals einen Schluck aus meinem Becher nahm.

„Ich weiß.“ Kam es schlicht zurück sodass ich tief ausatmete.

„Sobald Dave mir bescheid gesagt hat, wann und um wie viel Uhr es losgeht werde ich dich anrufen. Am sinnvollsten ist es, wir fahren mit einem Auto, alles andere wäre unsinnig.“

„Das stimmt.“ Ein neckisches Lächeln legte sich auf meine Lippen:„ Du bist ja gar nicht so eine schlechte Verliererin wie ich immer dachte, Suzu. Schade, dabei hatte ich mich so auf einen Wutanfall von dir gefreut.“

Darauf schwieg ich.

Ich war viel zu erschöpft und ausgelaugt um mich darüber zu ärgern.

Das einzige was mich im Moment befiel war reine Resignation.

Es war eben nicht zu ändern. Punkt.

„Denn immerhin, hast du mir die Hälfte der Fallaufklärung vorweggenommen. Demnach steht es eigentlich unentschieden.“

„Schon in Ordnung. Du hast was gut bei mir.“ Entgegnete ich nun ruhig sodass er mich verblüfft ansah.

„Wie komme ich denn zu der Ehre?“

„Ich hätte mich fast vergiftet, schon vergessen?“

„Ach so, das… Nicht der Rede wert.“ Abwinkend lachte er kurz während ich in meine Gedanken abrutschte.

Ja, ich war im dankbar. Aber nicht wegen der Rettung.

Es war zwar auch wichtig gewesen aber noch viel faszinierender war es für mich heute zu sehen, dass er stärker war als ich.

Wenn er wollte, konnte er mich locker in die Tasche stecken.

Wenn er wollte, konnte er mich besiegen.

Wenn er wollte, würde er mich eines Tages finden…

„Wollen wir etwas essen gehen?“ Schlug er in diesem Moment vor sodass ich lächelnd nickte.

„Ja, aber in irgendein Lokal wo es nicht so laut ist. Ich habe schon wieder Migräne.“

„Schon wieder? Du meinst wohl ,Noch immer‘…“ Kritisch zog er eine Augenbraue hoch:„ Das kommt von deinem ungesunden Gesöff da. - Gib her!“

Ehe ich es verhindern konnte hatte er sich vorgebeugt, mir den Becher aus der Hand genommen und beförderte nun den halbvollen Inhalt lässig in einen im Flur stehenden Mülleimer.

„S-Spinnst du?!“ Erbost sprang ich auf:„ Mein Kaffee!!“

„Ja, ja… Fang nicht an zu flennen.“ Mitleidlos verdrehte er die Augen und fasste mich bestimmend an der Schulter, zog mich gen Fahrstuhl damit ich keine Möglichkeit hatte meinen Becher aus dem Müll zu fischen.

Was ich natürlich nie machen würde! - Vielleicht doch…

„Argh! Du bist unausstehlich, Kyu!“

„Danke gleichfalls.“

****************************************************************

Tja, ich weiß nicht so Recht wie ich dieses Kappi bewerten soll.

Ich bin weder damit zufrieden noch bin ich unzufrieden - Wie nennt man diese Empfindung ^^‘

Hoffe ihr konntet dem Mord folgen und es sind keine Ungereimtheiten darin, wenn doch, sagt mir bitte bescheid.

Bis zum nächsten Kappi, eure Mihikoru

Danger of falling

Hoppe, hoppe Reiter! Wenn er fällt, dann schreit er ^^

Herzlich willkommen bei einem neuen Kappi von Nightdancer!

Das gerade eben konnte ich mir einfach nicht verkneifen *hihi*

Nun kommt also die kleine Wochenendfahrt zum Reiterhof.

Wir werden ja sehen wer fällt (Suzuna oder Kyusuke)…

Und wer ein Grund zum schreien hat (Dave oder Kyusuke)…
 

Dieses Kappi widme ich meiner liebe Karma ^^

Etwas verspätet aber, es ist wie versprochen da, meine Süße.

Und… es ist grottenschlecht geworden.

Finde ich jedenfalls ^^‘

Viel Spaß dir beim lesen und allen anderen natürlich auch.
 

Kapitel 18: Danger of falling
 

Ich musste mir wohl oder übel eingestehen, dass ich verloren hatte.

Man konnte viele schlechte Eigenschaften an mir aufzählen, angefangen mit meiner Sturheit und enden mit meiner unglaublichen Ignoranz gegenüber anderen Meinungen, jedoch wusste jeder der mich auch nur kurz kannte, dass ich immer zu meinem Wort stand.

Ich brach kein Versprechen was ich einmal gegeben hatte. Das käme wie einer Charakterverleugnung gleich.

Doch als ich am frühen Samstagmorgen mit meinen einem geplanten und einem ungeplanten Begleiter im Auto, Richtung des genannten Reiterhofes saß, machte ich mir ehrlich darüber Gedanken.

Was wäre an einer Charakterverleugnung schon falsch gewesen?

In der Not frisst der Teufel fliegen…
 

„Mann! Wann sind wir denn endlich da?“ Erklang eine nervtötende Stimme vom Rücksitz des Wagens sodass meine rechte Augenbraue nervös hoch zuckte.

Wie oft… Wie oft - verdammt noch mal! - hatte dieser Blödmann diese Frage schon gestellt?

Ich hatte unabsichtlich mitgezählt… 15 Mal…

„Wie lange dauert das denn noch?“

Wenn der Raum zwischen Beifahrersitz und Rückbank nicht so eng gewesen wäre, hätte ich mich nach hinten gestürzt und ihn erwürgt.

„Wir müssten bald da sein, Kumpel.“ Dave, der wieder eine beneidenswerte Ruhe hatte, saß am Steuer und grinste ganz entspannt.

„Abgesehen davon, sind wir eben erst vor 45 Minuten losgefahren.“ Ließ ich nun zischelnd verlauten und sah dabei zu wie die beschaulich grüne Landschaft an meinem Fenster vorbeizog.

Wenn mich diese Natur da draußen nicht beruhigte, würde mich gar nichts beruhigen!

„Sicher, dass du dich nicht verfahren hast?“ Kyusuke gab einfach keine Ruhe.

Warum hatte ich nur auf dem Beifahrersitz Platz genommen? - Wenn er hier vorne und ich hinten säße, könnte ich ihm eins gegen die Rübe hauen.

„Nein, sicherlich nicht. Ich fahre mindestens einmal im Monat zu diesem Gestüt um mich warm zu halten.“ Wieder antwortete Dave ganz ruhig und locker.

Ihm schien überhaupt nicht bewusst zu sein, was mein Kumpel für eine alberne Show abzog.

Dabei war er doch in den letzten Tagen vor der Fahrt so gut zu handhaben gewesen… Vielleicht hätte ich ihm vorher noch eine Tollwutspritze verpassen sollen?

„Du reitest wohl regelmäßig?“ Erkundigte ich mich nun mit einem leichten Lächeln sodass Dave zustimmend nickte.

„Ja, bin ja schließlich Texaner. Die Pferdeliebe steckt uns im Blut. Was ist mit dir, Suzuna?“

„Ähm… Ich liebe Kaffee, mit Pferden kann ich nichts anfangen. Noch nicht.“ Vergnügt lachte ich auf sodass auch er schmunzelte doch kaum hatte ich diese kurze Harmonie genossen da streckte sich ein verstrubbelter schwarzer Haarschopf zwischen unseren Sitzen hindurch.

„Könntest du dich bitte aufs fahren konzentrieren, Dave?“ Ordnete Kyusuke pikiert an sodass unser Bekannter verdattert aufblinzelte.

„In Ordnung, wenn du das sagst.“

„Sage ich.“

Elender Spielverderber! Miesepeter! Großkotz!! Dieser klein karierte...

„Sind wir dann endlich mal angekommen?“

ARGH!

„Dave… HALT AN!!“

„W-Was?! Wieso denn?“

„Damit ich meine Reisetasche aus dem Kofferraum nehmen und Kyusuke mit meinem 700-seitigen Roman - der darin liegt - erschlagen kann!“

„Du hast dir einen Roman mitgenommen?“ Mein Kumpel sah mich überhaupt nicht eingeschüchtert auf meine Drohung an, eher teilnahmslos.

„Ja. Was dagegen?“

„Nun ja, normalerweise nimmt man nur ein Buch zu diversen Reisen mit, wenn man damit rechnet, dass diese ermüdend werden könnten.“

„Das einzige, was hier ermüdend ist, sind deine quengeligen Fragen, abgesehen davon lese ich gerne ein paar Seiten bevor ich schlafe. Das nennt man schmökern, etwas leichte Lektüre.“

„Deinem Gesichtsausdruck zu schließen, liegt dir dieser Roman aber eher schwer im Magen.“

„Das hat nichts mit dem Buch zu tun.“

„Sondern?“

„Eher mit meinem angeblich besten Kumpel hinten auf dem Beifahrersitz dieses Wagens.“

„Was soll das denn jetzt schon wieder heißen?“

„Das du nervst!“

„Wie konstruktiv.“

„Kyusuke, ich warne dich…“

„Wir sind da!!“ Durchbrach in diesem Moment Daves hastige Einwendung unsere Streiterei.
 

Das Gestüt lag abgelegen und vollkommen umgeben im Schoß von Mutter-Natur vor einem riesigen Waldgebiet.

Das Haupthaus, in dessen Räumen die Fremdenzimmer und auch somit die Rezeption und die anderen zur Verfügung stehenden Räume untergebracht waren, war ein altes Backsteinhaus mit europäischen Flair.

Die Stallungen lagen direkt daneben und grenzten gleich an eine ebenso eindrucksvolle Koppel an.

Weite Landschaft und Wiesen wohin man nur sah.

„Wahnsinn!“ Entzückt schloss ich kurz die Augen und ließ mir den leichten Wind um die Nase wehen.„ Das ist ja herrlich hier!“

„Ja, ganz nett.“ Kam es wieder überaus aufbauend von meinem Kumpel der schon am geöffneten Kofferraum stand und unser Gepäck herausnahm.

Ich versuchte ihm keine Beachtung zu schenken sondern wandte mich stattdessen an Dave:„ Jetzt weiß ich, warum du so gerne hier herkommst: Das ist ein guter Ausgleich verglichen mit der stickigen Stadtluft und die hektische Atmosphäre in Tokyo.“

„Ja, da hast du Recht. Hier ist es so anders, so herrlich, so wunderschön.“

„Amen.“ Mit dieser tonlosen Aussage trat Kyusuke an uns heran und drückte mir den Gurt meiner Umhängetasche in die Hand.

„Du kannst später kollabieren während du diese wunderbare Landschaft bewunderst. Lasst uns endlich reingehen.“

Tödliche Blicke durchbohrten seinen Rücken als ich ihm nachsah, Dave blinzelte abermals verdattert auf.

„Hat er ein Problem?“

„Nein, aber er wird bald eins kriegen. - Wenn ich ihn heute Nacht mit meinem Buch erschlage!“
 

Wir waren gerade mal etwas über eine Stunde zu dritt unterwegs. Es war nun 11 Uhr Vormittags und ich musste es noch bis morgen Abend aushalten…

Mit Dave und ihm… Hauptsächlich mit ihm.

Einer von uns würde wohl dabei das Zeitliche segnen.

Nachdem wir uns an der Rezeption angemeldet und die Zimmerschlüssel von einer freundlichen Angestellten erhalten hatten machten wir uns daran die große Holztreppe zu den Fremdenzimmern emporzusteigen.

„Soll ich deine Tasche nehmen?“

„Oh nein, nicht nötig.“ Auf Daves Frage winkte ich lächelnd ab doch er gab keine Ruhe:

„Aber sie sieht schwer aus. Lass sie mich für dich tragen.“

„Nein, wirklich. Ich kann selbst… - Na schön.“ Bei seinem besorgten Blick konnte man einfach nicht widerstehen und ich hatte mir gerade den Gurt von der Schulter genommen um sie ihm zu reichen als sich eine fremde Hand dessen bemächtigte.

„Gib schon her!“ Murrte es von meinem Kumpel der nun mein Gepäck an sich genommen und die Tasche gerade übergehängt hatte.

„Einen auf ,Gentleman‘ machen ist voll out, Dave.“ Rügte er diesen nun über die Schulter sodass von unserem Bekannten nur ein nervöses Lächeln kam.

„Ah ja…?“

Lautlos seufzte ich auf.

Konnte nicht Jemand sein Leben mit mir tauschen?
 

Nachdem wir unsere Zimmer bezogen, die Sachen verstaut und uns noch einmal umgezogen hatten gingen wir zusammen in die Stallung um die Pferde zu begutachten.

Da Dave hier ein und ausging, war er ein mehr als ein gern gesehener Gast und konnte sich hier frei bewegen ohne viel um Erlaubnis fragen zu müssen.

„Toller Stall!“ Höchst beeindruckt besah ich mir die vielen Boxen mit verschiedenen Pferden da ich so etwas noch nie gesehen hatte.

„Hier stinkst.“ Kam es wieder von unserem Sonnenscheinchen dem ich einfach keine Beachtung mehr schenkte.

„Schön, dass es euch gefällt. Ich habe mir schon überlegt, welche Reittiere ich euch geben soll.“

„I-Ich soll gleich anfangen zu reiten?“ Nervös sah ich Dave an doch dieser nickte lachend.

„Klar, immer rauf in den Sattel. Die Praxis ist immer besser als jede Theorie.“

„Also, ich auf keinen Fall.“ Entschied nun Kyusuke mit seiner starren Gesichtsmiene:„ Ich sehe euch gern dabei zu, wie ihr beide Cowboy und Indianer spielt aber ich bleib mit beiden Beinen auf dem Boden, beziehungsweise auf der Wiese vor der Koppel.

Dave sah ihn etwas verständnislos an, nickte dann aber.

„Du weißt nicht, was du verpasst, aber… - Wie du meinst, Kumpel.“
 

So geschah es dann, dass ich nur eine halbe Stunde später mit Hilfe meines ,Reitlehrers’ auf einer hellbraunen Stute saß.

„Das ist so wacklig. Ist das normal?“ Erkundigte ich mich immer noch mit einem ängstlichen Unterton in der Stimme und fragte mich, wie ich überhaupt in den Sattel gekommen war.

Der Boden schien Kilometerweit weg.

„Das scheint dir nur am Anfang so. Das reiten auf einem Pferd ist eben ungewohnt.“ Meinte nun Dave lächelnd und ich war wirklich froh, dass er vor mir herlief und die Trense des Pferdes sicher in den Händen hielt.

„Okay, wenn du das sagst. - Und wenn sie loslässt und sie davon galoppiert, du hast keine Zügel an das Halfter gemacht.“

Ein amüsiertes Lachen erklang von ihm:„Keine Sorge, Suzuna. Entspann dich. Ich habe dir sicher keinen wilden Hengst gegeben. Das ist Ruby, eine ganz liebe Mähre, sie ist erst vor einigen Monaten Mutter geworden. Demnach so friedlich wie ein neugeborenes Baby.“

„Gut zu wissen. - Hallo Ruby.“ Zutraulich begrüßte ich das Tier, indem ich ihr einige Male durch die dichte Rückenmähne strich. Das schien ihr sichtlich zu gefallen, dann sie blähte ihre Nüstern weiter auf.

„Und immer schön geradehalten, Frau Detektivin.“

„Jawohl, Sir!“

Unser einstimmiges Lachen hallte glockenhell über die Koppel sodass Kyusuke, der am Rande des hohen Gatterzauns stand etwas heftig auf das dunkle Holz einschlug.

„Affentheater…!“
 

Das anfängliche ungewohnte Reiten entwickelte sich von Runde zu Runde mehr zu einem wunderbaren Spaß für mich.

Langsam aber sicher bekam ich ein Gefühl für das Tier unter mir und ich hatte auch keine Angst mehr, dass es aufbocken oder sich losreißen könnte.

Diese Empfindung, meinte Dave, sei gut. - Denn ohne Vertrauen könnten kein Reiter mit seinem Pferd auskommen.

So bestand ich darauf, dass er sich auch endlich in einen Sattel schwank und wir beide etwas das Gelände erkundschafteten.

Das taten wir dann auch wirklich, wenn auch nur eine kleine Runde die nicht mehr als 20 Minuten in Anspruch nahm.

Wahrscheinlich dauerte es auch nur so lange, da wir wirklich im leichten Schritt unsere Pferde nebeneinander führten, jedoch empfing uns mein Kumpel mit sichtlich miesepetriger Miene als vorher am Zaun und beschwerte sich, dass wir eine halbe Ewigkeit gebraucht hätten.

Konnte ihn Ruby nicht freundlicherweise platt trampeln?

Den ganzen Tag blieb er wortkarg und auch, als wir uns mit einigen der Pensionsgäste im Aufenthaltsraum zusammensetzten um Karten zu spielen blieb er wie ein sturer, alter Anachoret.

„Nun lach doch mal.“ Forderte ich ihn mit einem Rippenstoß auf während einer der älteren Männer eine neue Runde Karten austeilte.

„Warum sollte ich? Das Abendessen war grausam und hier ist es stinklangweilig.“

„Spielverderber!“ Beleidigt wandte ich mich wieder meinen gegebenen Karten zu und beteiligte mich in der illustren Runde.

Seit wann war mein Kumpel so ein Miesmacher? Sonst immer, war er auch für jeden Spaß zu haben.

Warum war er überhaupt mitgekommen? Nur, um uns das Wochenende zu vermiesen.

Dabei genoss ich dieses ländliche Leben wirklich.

Es war ruhig, das stimmte aber es war heimisch.

„Lasst uns Mah Jongg [1] spielen!“ Forderte gegen halb 9 abends einer der Mitspieler auf und legte den typisch verpackten Beutel mit diesen Spielsteinen auf den Tisch.

„Gute Idee!“ Stimmten alle mit ein und auch Dave nickte mit leuchtenden Augen.

„Yeah, da mach ich mit.“ Entschied nun auch zu meiner großen Verblüffung Kyusuke.

Er sah mich neckisch an:„ Was ist mit dir, Suzuna?“

„Niemals!“ Mit bösem Blick sah ich ihn die Runde:„ Das ist doch nur ein Spiel für versoffene und einsame Erwachsene, damit will ich nichts zu tun haben!“

„Du hast also Angst, zu verlieren, ja?“ Bohrte nun Kyusuke sogleich spöttisch nach sodass meine Augenbrauen gefährlich zuckten.

ARGH!

Dieser… Blödmann!
 

„Haha! Mah Jongg… Gewonnen!!“ Verkündete ich gute zwei Stunden später nun schon zum 3 mal in Folge und strahlte über das ganze Gesicht.

„Schon wieder?“ Der Mann neben mir sah zweifelnd auf meine aufgedeckten Spielsteine während Dave mich bewundernd ansah.

„Donnerwette, Suzuna!“

„Sieht doch! Diesmal sind es lauter Schriftzeichen, sieht das nicht hübsch aus?“

„D-Das sind die drei großen Gelehrten?!“ Stieß nun ein anderer Mitspieler ehrfürchtig aus während ich nur kurz aufblinzelte.

„Du hast keine Ahnung von dem Spiel, oder?“ Brummte Kyusuke neben mir sodass ich ihn schnippisch ansah.

„Und wenn schon! Ich habe gewonnen und du nicht.“

„Du spielst wie der Teufel.“ Lobte mich Dave während es sogleich von meinem Kumpel kam:

„Sie ist der Teufel.“

„Ach, halt doch den Mund! Das ist bloß der Neid.“ Während ich ihn zurechtwies betrat in diesem Moment die Pensionswirtin den Raum.

„Entschuldigen Sie, meine Herrschaften, ich wollte Sie nicht stören. Es ist nur so, dass uns bedauerlicherweise das Bier und die Nigiri [2] ausgegangen sind.“

„Was?“ Einige enttäuschte Laute waren auf diese Eröffnung zu hören während ich nur erleichtert aufseufzte.

Na endlich!

Diese ganze Runde hatte gesoffen wie ein nicht zustopfendes Loch.

Selbst Kyusuke und Dave hatten sich ein, zwei Biere genehmigt.

„Nun ja, die Nachbarspension hat noch einige Reserven zur Verfügung. Ich habe dort telefonisch die Sachen schon bereitlegen lassen, die Sache ist nur, dass mein Mann wegen einigen privaten Angelegenheiten in Tokyo ist und ich muss hier bleiben wegen den anderen Gästen.“

„Wie weit ist die Nachbarspension entfernt?“ Erkundigte ich mich nun sodass die Frau antwortete:„ Nicht weit. Zu Fuß schafft man es in einer halben Stunde. Immer dem rechten Weg entlang.“

„Dann gehe ich.“ Ohne großes Federlesen stand ich auf und streckte meine eingesessenen Knochen.

Im Zimmer war es durch den vielen Zigarettenqualm der Herren ganz schön stickig geworden.

Frische Luft war nun nötig, ein kleiner Abendspaziergang immer gut für die Beine und außerdem, konnten sich die Herren soviel zudröhnen wie sie wollten.

Nachdem ich die Sachen besorgt hatte, würde ich langsam aber sicher ins Bett verschwinden.

Endlich hatte ich mal die Gelegenheit mich hinzulegen und auch lange zu schlafen, diese würde ich mir nicht entgehen lassen.

Nicht freiwillig…

„Das ist sehr nett von Ihnen. Wirklich.“

„Keine Uhrsache.“

Im Flur schlüpfte ich in meine hingestellten Schuhe und zog mir meine Strickjacke über die ich die ganze Zeit in meinem Schoß hatte liegen lassen.

„Es wäre jedoch besser, wenn sie Begleitschutz mitnehmen würden, junge Dame.“ Auf den gut gemeinten Rat der Wirtin winkte ich ab.

„Ach was. Ich bin mein eigener Begleitschutz.“

„Du wärst ein miserabler Begleitschutz. - Ich komme mit.“

Plötzlich erschien Kyusuke neben mir vor der Haustür im Flur und zog sich nun auch seine Schuhe und Jacke an.

„Ich kann das alleine!“ Wütend funkelte ich ihn an.

Traute er mir denn gar nichts zu? Konnte ich noch nicht mal für eine Stunde alleine auf die Straße? - Wir waren ja noch nicht mal in der Stadt!

„Es ist besser so.“ Stimmte die Wirtin seiner Entscheidung zu sodass er mir ein zuckersüßes Lächeln hinwarf.

„Ja, Suzuna. Es ist besser so.“

„Ja, du mich auch!“
 

Nachdem wir uns rasch bei Dave abgemeldet hatten folgten wir der einfachen Wegbeschreibung der Wirtin und absolvierten unseren kleinen abendlichen Spaziergang.

Schweigend… Total schweigend.

Dieses Schweigen hielt auch noch an, als wir in der anderen Pension ankamen und mit jeweils einer Tasche bepackt zurückliefen.

Gemächlich und einträchtig liefen wir nebeneinanderher.

So wäre es wohl jedem erschienen, wenn nicht dieses kalte Schweigen zwischen uns gewesen wäre.

„Schöner Nachthimmel heute, oder?“ Versuchte ich nun eine zwanglose Konversation in Gang zu bekommen, doch von ihm kam nur ein komisches Murmeln.

„Kann sein…“

*Und es kann nicht sein, dass du ein Idiot bist… Das steht nämlich fest!* Schoss es mir ärgerlich durch den Kopf gerade als ich mitten auf dem Weg stehen blieb.

Rechts, ein kleines Stücken über die Wiese, begann der Wald.

„Kyusuke…?“

„Ja?“ Mein Kumpel blieb einige Meter vor mir stehen und sah mich über die Schulter missgelaunt an:„ Was ist?“

„Komm, wir nehmen eine Abkürzung.“ Deutend zeigte ich auf den kleinen Pfad zwischen den Bäumen entlang.

„Abkürzung? Woher weißt du das?“

„Das hat mir Dave vorhin während unsers kleinen Rittes erklärt. Wenn wir dem Weg folgen, kommen wir an der Rückseite der Pension raus und müssen nicht außen rum.“

„Ich weiß nicht…“

„Dann gehe ich eben allein. Die Tüte ist schwer und ich hab keine Lust mir die Beine noch länger in dieser kühlen Nacht abzufrieren.“

Ohne auf sein sichtliches Misstrauen einzugehen bestieg ich den kleinen Berg zum Pfad und in den Wald hinein.

„Suzuna…! Jetzt warte doch… Hey! Ich komme auch!“

Irgendwie war ich froh, dass er mir folgte.

Es war zwar nicht die Dunkelheit die mir Angst machte oder auch die Stille um uns herum aber… es war einfach das Gefühl das er da wahr.

Nicht Irgendjemand sondern ER…
 

„Warum hab ich mich nur darauf eingelassen?“ Erklang es einige Zeit später genervt von ihm während wir noch immer durch die Dunkelheit liefen und anscheinend den Pfad aus den Augen verloren hatten.

„Jammer nicht rum!“ Etwas schwerer atmend da mir die Tüte in meiner Hand ganz schön lästig wurde antwortete ich ihm.

„Ich jammere nicht. - Ich will nur, dass du zugibst, dass wir uns total verlaufen haben.“

„Quatsch!“

„Mach dir doch nichts vor. Das ist NIEMALS der richtige Weg zurück in die Pension.“

„Ist es doch!“ Wütend über sein Misstrauen wirbelte ich auf dem Absatz herum um ihn dementsprechend anzufunkeln.

Was ich wohl lieber nicht getan hätte…

Ein ungewöhnliches und gar nicht gutes Knacken ertönte und mit einem Mal brach der Boden unter meinen Füßen weg.

„KYAAAAAAAAAAAAAAAH!!!“

Mein panischer Schrei ging in seinem ebenso schockierten Gesicht unter als ich mich reflexartig an seinen Jackenärmel klammerte und wir beide in die Tiefe fielen.

Kleine Zweige schlugen mir um die Ohren und Laub segelte in mein Gesicht während ich in einem hektischem Atemzug schon wieder festen Boden unter mir hatte.

Oder eher gesagt, einen Untergrund.

Einen weichen, warmen Untergrund der sich hastig hob und senkte.

„Argh!“ Erklang es unter mir während mir plötzlich auffiel, dass meine Nase in einem sehr gut duftenden Pulli steckte.

„Suzu? Du bist schwer…“

Verdattert richtete ich mich auf, stützte mich unabsichtlich auf seinen Schultern ab und stellte erschreckender weise fest, dass ich genau auf ihm gelandet war.

Nun waren unsere Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, unsere Nasenspitzen konnten sich beinahe berühren.

„E-Entschuldige…“ Beinahe als hätte er die Seuche rollte ich mich von ihm runter und blieb heftig atmend sitzen.

„Schon gut. Alles in Ordnung?“ Er richtete sich auf während er sich mit einer Hand durch seine zerzausten Haare fuhr.

„Ja… geht schon.“

„Was ist das hier?“ Kyusuke rappelte sich mit beneidenswerter Standfestigkeit schon wieder auf die Beine und sah hinauf.

Einige Meter um uns herum nur braune Erde, nackter Feld und über uns der schwarze Abendhimmel.

„Eine Grube? Was soll das?!“ Wüst stieß er einige Flüche aus während es mir flau im Magen wurde.

„Stimmt… Dave hat mir auch vorhin erzählt, dass es hier noch Gruben aus dem letzten Kriegt gibt.“

„Und wieso fällt dir das erst jetzt ein?!“

„Ich habe eben nicht mehr daran gedacht!“

„Nein, du hast gar nicht gedacht und das, ist das Problem. - Du und deine Ideen!“ Seine Wut war diesmal weder aufgesetzt noch gespielt.

Er war wirklich angefressen und deswegen erwiderte ich auch nichts darauf.

Sah ihn nur stumm an.

Was hätte ich denn auch sagen sollen?

Entschuldige…?? Ziemlich lasch.

„Bleib wo du bist.“ Ordnete er nun knurrend an und tastete die Wände ab.

„Da ist kein Halt für die Füße, außerdem ist es schon zu dunkel um etwas zu sehen. - Was machen wir jetzt?“

„Wenn du dein Handy dabeihättest…“

„Das gilt genauso für dich!“ Schoss er nun gleich gereizt zurück sodass ich abermals verstummte.

Irgendwie fühlte ich mich gerade eben wie eine Versagerin.

Richtig erbärmlich.

Seufzend winkelte ich die Beine an und umschlang meinen Oberkörper mit den Armen.

Es wurde immer kühler und ich hatte mir nur halbherzig eine Strickweste angezogen bevor wir die Pension verlassen hatten.

Umso verblüffter war ich, dass mir Kyusuke auf einmal seine Cordjacke zuwarf.

„Hier… zieh das über!“

„Brauch ich nicht.“ Zickig warf ich sie ihm wieder zurück, sodass er sein Bekleidungsstück eher automatisch auffing.

Seine Augen blitzen mir angrifflustig entgegen doch ich drehte nur zickig den Kopf weg.

Vielleicht war es ja meine Schuld, dass wir in dieser verfluchten Grube saßen aber deswegen wollte ich noch lange kein Mitleid von ihm, wenn er mich vorher so mies behandelte!

„Du frierst doch, oder? Also, zieh dir die Jacke über.“

„Ich denk nicht dran.“

„Nun mach schon.“ Mit drei großen Schritten war er bei mir, kniete sich vor mich.

„Nein, ich will…“

„TU WAS ICH DIR SAGE!“

Seine entschlossene Aussage ließ mich verängstigt innehalten, das nutzte er schamlos aus um mir seine Jacke nun überzuhängen.

*Das war grob.* Etwas verlegen senkte ich den Blick in meinen Schoß und war heilfroh, dass es so dunkel war.

Sonst hätte er die röte auf meinen Wangen sehen können.

„Tz! Sturkopf…!“ Stieß er verächtlich hervor und ließ sich ebenfalls neben mir nieder.

Einige Sekunden herrschte Stille, während ich ihn aus dem Augenwinkeln ab und an kurze Blicke zuwarf.

Nun hatte er nur noch seinen schwarzen Pullover über. Er musste doch entsetzlich frieren, oder?

„Wir haben noch Glück. Wir haben das Bier und die Onigiri, die wir im Laden gekauft haben. Zur Not, können wir uns warm trinken… - Mit dem lesen meiner Zeitschriften wird das bei der Dunkelheit allerdings nichts.“ Murmelte er nun auf einmal und klang gar nicht mehr so böse.

Eher sanft und beruhigend.

*Er will mich trösten.* Ein glückliches Lächeln legte sich auf meine Lippen doch kurz darauf weiteten sich meine Pupillen.

Ein warmer Arm legte sich um meine Schulter.

„Ist dir kalt, Suzu?“

„Nein…“ Meine Stimme verklang in meinen eigenen Ohren wie ein fernes Echo.

Das einzige was ich hörte, war das stetige rasen meiner Herzens.

„Komm ruhig näher, lehn dich an mich. Es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis uns hier einer findet.“

Seine sanfte, vertraute Stimme war nah neben meinem rechten Ohr und ich spürte, wie ich immer mehr an seinen warmen Körper gedrückt wurde.

Spurte seinen Arm um meine Schulter, seine Hand auf meinem äußersten Schulterblatt und die Innenseite seiner Oberschenkel die so dicht an meinen lagen.

Und plötzlich, konnte ich wieder seinen intensiven Geruch wahrnehmen.

Den Geruch seines Pullovers, der Geruch von ihm.

Er roch nach… nach Kyusuke und ein kleines bisschen Pfefferminz.

Meine Emotionen fuhren Achterbahn und mein Herz klopfte inzwischen so stark, das es wehtat.

Hörte er es denn nicht?

Hörte er nicht, das stetige rasen meines Herzens??

„Du zitterst ja… Alles in Ordnung, Suzu?“

Erschrocken wand ich mich aus seiner leichten Umarmung als ich seine Lippen an meiner Schläfe spürte.

„Fass mich nicht an!“

Wie ein verschrecktes Kaninchen drückte ich mich gegen die kalte Wand hinter mir und sah ihn panisch an.

„Was hast du denn?“ Besorgt funkelten seine grünen Augen auf und er streckte behutsam die Hand nach mir aus.

„Nein! Geh weg!!“ Mit schmerzender Lunge schlug ich seine Hand weg und atmete abgehackt ein uns aus.
 

Komm nicht näher!

Komm keinen Schritt näher.

Fass mich nicht an!

Berühr mich nicht!

Lass deine Hände von mir!

Sieh mich nicht so an!

Nicht so…

Sprich nicht mit mir!

Nicht mit dieser Tonlage…

Bleib da wo du bist.

Bleib dort stehen,

weit weg von mir!

Ich will dich nicht spüren.

Ich will dich nicht sehen.

Ich will dich nicht riechen.

Bleib weg von mir!

Ganz weit weg…

Sonst bist du des Todes.

****************************************************************
 

[1] Mah Jongg: Ein japanisches Spiel, das oft nur in den Spielhallen und Casinos getätigt wird. Die Popularität ist ähnlich wie unser Skat oder der einarmige Bandit.
 

[2] Nigiri: Reisbällchen (in Dreieckform) mit Seetankblätter umwickelt. Kann verschiedene Füllungen haben z.B.: Gemüse, Lachs oder auch Thunfisch.
 

Ja, ja… Ich weiß: Ich bin sooo evöööööl!

So ein fieser Cliffhänger aber auch ^.~

Hab ich mir von Karma abgeschaut *hehe*

Waterbreak & Move

Hey!

Hab diesmal keine großartige Vorrede, lest einfach.

Viel Spaß allen.
 

Kapitel 19: Waterbreak & Move
 

Ich konnte nicht genau sagen, wie lange wir zu zweit in diesem Loch saßen.

Es kam mir wie eine Ewigkeit vor…

Dabei war nur knapp eine Stunde vergangen bis wir die blitzenden Strahlen von mehreren Taschenlampen und lautes Rufen über uns hörten.

Unsere zu lange Abwesenheit war natürlich Jedem der versammelten Runde im Aufenthaltsraum aufgefallen, besonders wohl die Tatsache, dass die Männer noch immer kein neues Bier hatten.

Bald waren sie in kleineren Gruppen ausgeschwärmt um uns zu suchen.

Dave, der unwillkürlich an seine Erzählung mit dem verkürzten Weg dachte, war diesen nach einiger Zeit abgelaufen und hatte schließlich die Grube - in dessen wir gefangen waren - entdeckt.

Mit einem Seil wurden wir wieder an die standhafte Oberfläche gebracht und somit war unsere kleine Absturzaktion ohne erheblichen Schaden über die Bühne gegangen.

So gesehen, gab es keine körperlichen Schäden.

Seelisch jedoch, sah das ganze schon anders aus…
 

„Sollte ich irgendetwas wissen?“ Als wir wieder in der Pension standen und uns unsere Schuhe samt Jacken auszogen sah mich Dave besorgt an.

Den gesamten Rückweg war ich still gewesen, genauso wortkarg wie Kyusuke der in einem unglaublich schnellen Schritt vor uns her gerannt war.

Nun erklomm er mit schweren Schritten die Stufen der Treppe und verschwand im ersten Stock wo sein Zimmer lag.

„Nein, nichts…“ Murmelte ich leise und starrte wie eine Schlafwandlerin vor mir zu Boden.

Seit der Situation vorhin in der Grube, als ich seine Hand weg geschlagen und ihn angezischt hatte, nicht näher zukommen, hatte er kein Wort mehr mit mir geredet.

Aus starren Augen hatte er mich angesehen. Sein grüner Glanz war besorgt, verwirrt und verletzt gewesen. Schließlich hatte er sich wieder in seine vorherige Sitzposition begeben und war meinen Blicken ausgewichen.

*Ich hab ihm wehgetan.* Tränen der Reue traten mir in die Augen die ich jedoch hastig abwischte.

Weinen brachte jetzt auch nichts mehr.

„Lauf ihm doch nach… und rede mit ihm.“ Schlug in diesem Moment Dave vor, der mich wohl die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen hatte.

Überrascht sah ich ihn an, da er meine Lüge nicht geschluckt hatte.

Doch andererseits, sah man es mir wohl auch auf 10 Kilometer Entfernung an.

Ein kurzes Nicken zu ihm bevor ich ebenfalls die Stufen nach oben hechtete und wenige Augenblicke später vor dem zugeteilten Zimmer meines Kumpels stand.

Zögerlich pochte ich gegen das Holz.

„Kyusuke?“

Einige Herzschläge lang wartete ich, doch es kam keine Antwort zurück.

Noch nicht mal ein Geräusch.

„Kyusuke? Ich bin‘s… Darf ich reinkommen?“

Wieder keine Antwort.

Hilflos ließ ich den Kopf einige Sekunden hängen, bevor ich mich dazu entschied einfach die Tür aufzumachen.

Sicherlich hatte er gar nicht abgeschlossen.

Doch bevor ich dieses Vorhaben in die Tat umsetzen konnte, öffnete sich das Holz von innen.

Erleichtert lächelte ich auf, da er nun doch allem Anschein nach mit mir reden wollte, doch dieser Hoffnungsschimmer zog schneller vorbei als eine Sternschnuppe als Kyusuke ohne ein Wort zu sagen an mir vorbei schritt.

Seine Zimmertür fiel krachend ins Schloss und mit schreckerweiterten Augen musste ich feststellen, dass er seine Reisetasche umhängen hatte.

„Kyusuke? Kyusuke!“

Meine bittende Rufe ignorierend ging er die Treppe wieder nach unten, ich ihm hastig nach.

„Halt mal! W-Wo willst du…“ Abrupt hielt ich inne als er seinen Zimmerschlüssel knallend auf den Tresen der Rezeption legte und sich seine Schuhe im Flurbereich wieder anzog.

„Du gehst doch nicht, oder?“ Panisch sah ich ihn an, doch noch immer hatte er mir den Rücken zugedreht.

Warum sah er mich nicht an?

Warum sagte er denn nichts?

„Was soll das werden?“ Erkundigte sich nun auch Dave ziemlich unwohl doch auch er bekam keine Antwort, stattdessen stieß Kyusuke nur die Eingangstüre der Herberge auf und stiefelte mit weiten Schritten hinaus in die Dunkelheit.

„Kyusuke? Verflucht… Komm zurück!“ Obwohl ich meine Hauspantoffeln noch anhatte, hetzte ich ihm über den Schotterweg nach und verkrallte mich bittend in seine Pulloverärmel.

„Geh nicht! Bitte… Es tut mir…“

„Spar dir dein Mitleid!!“ Ein grober Stoß von ihm ließ mich zurücktaumeln, doch noch schlimmer waren seine kalten Smaragde die mich feindlich anblitzten.

„Wenn ich dir so zuwider bin, hättest du das ruhig schon früher sagen können!“

Mit diesen Worten wandte er sich ab, lief ohne Unterbrechung weiter und ich konnte nichts anderes tun als ihm mit tränennahen Augen nachzusehen.

Bis die Dunkelheit ihn verschluckte…
 

Wahrscheinlich war er bis zur Hauptverkehrsstraße gelaufen, um sich von einem vorbeifahrenden Laster zurück nach Tokyo nehmen zu lassen.

Das war das sinnvollste, ich glaubte kaum das er - wenn auch in großer Wut - die ganze Strecke bei Nacht auf seinen zwei Beinen zurückgelegt hatte.

Natürlich konnten Dave und ich die darauf folgende Nacht und den hereinbrechenden Tag auch nicht mehr genießen.

Und so geschah es, dass wir schon gegen Vormittag die Rückfahrt nach Tokyo antraten, obwohl wir eigentlich vorgehabt hatten bis zum Abend zu bleiben.
 

„Entschuldige bitte, ich habe dir das Wochenende verdorben.“ Murmelte ich dann während wir wieder nebeneinander im Auto saßen.

Diesmal kamen keine bohrenden Blicke von hinten und keine nervigen Fragen brachten mich um den Verstand.

Irgendwie würde ich dies jetzt gar nicht mehr so schlimm finden…

„Schon in Ordnung. Ich werde es überleben.“ Dave war wie immer nett, ruhig und zuvorkommend.

Überaus verständnisvoll warf er mir einen Blick aus den Augenwinkeln zu:„ Das mit Kyusuke und dir hat sich gestern übel angehört. Was ist denn passiert?“

„Schwer zu erklären. Ich hab ihn verletzt, ich habe etwas gesagt, was ich gar nicht sagen wollte…“ Murmelte ich noch eine Spur leiser als vorher und drehte unschlüssig meine ineinander gefalteten Hände im Schoß.

*Ich hab ihn verletzt.* War wieder mein stetiger Gedanke und ich hasste mich selbst dafür.

Wenn ich meine Gefühle schon verleugnen musste, musste ich ihm nicht so wehtun.

Ich hatte kein Recht ihn so leiden zu lassen.

Aber wenn ich ihn nicht leiden ließe, dann würde ich ihn umbringen.

Unabsichtlich und nicht in eigner Person aber… er würde wegen mir sterben.

Was war schlimmer Leid oder Tod?

„Das renkt sich sicherlich bald wieder ein.“ Beruhigte mich mein Begleiter nun sodass ich ihm ein dankbares Lächeln schenkte.

„Das hoffe ich. Trotzdem tut es mir Leid, ich hab mir unser Wochenende anders vorgestellt.“

„Ja, ich mir - ehrlich gesagt - auch. Aber mach dir keine Vorwürfe, es gibt noch andere Gelegenheiten.“

„Hm… okay.“

„Darf ich dich was fragen Suzuna?“

„Schieß los!“

„Beantworte sie ehrlich, in Ordnung? Ich will wissen woran ich bin.“

„Ich werde ehrlich antworten, versprochen.“

„Bist du in Kyusuke verliebt?“

Einige Sekunden herrschte Stille.

Unmerklich weiteten sich meine Augen während er mich intensiv ansah da wir gerade an einer roten Ampel gehalten hatten.

„Nein. Bin ich nicht.“

„Verstehe. Hätte ich eventuell Chancen bei dir?“

„Die hast du und nicht eventuell.“
 

Lügnerin…

Verräterin…

Mörderin…

Das war mein Leben.

Das war ich.

Kopf oder Zahl: Der Sieger hat die Qual.

Offenbar hatte ich immer die Qual aber der Sieger, war ich sicherlich nicht.
 

Es vergingen über 3 Tage in denen ich weder Dave noch Kyusuke zu Gesicht bekam.

Soweit ich von Madoka erfahren hatte, befand sich unser angehende Gerichtsmediziner auf einer kleinen Studienreise mit Dr. Seno. - Die beiden würde voraussichtlich erst in der nächsten Woche wieder zurück sein.

Und Kyusuke?

Der hatte sich wahrscheinlich krank gemeldet, natürlich ohne ein Wort zu sagen und ich musste in der Detektei - UNSERER Detektei - alleine Posten beziehen.

Es wurmte mich etwas aber ich hatte kein Recht irgendwelche Forderungen zu stellen.

Kein Recht, ihn zu bitten zurückzukommen.

Sicherlich würde er sich bald wieder fangen.

Ich kannte ihn gut, er ließ mich nicht im Stich.

Das war sein Fehler, sein wunder Punkt.

Ich wusste, dass er immer wieder zu mir zurückkam.

Wenn es nicht so wäre, hätte ich schon längst irgendein Mittel gefunden ihn aus meinem Schatten zu stoßen.

Wenn er sich nicht mehr mit mir einlassen würde, würde ihm keine Gefahr drohen.

Doch er kannte mich schon zu lange.

Er hang an mir… Nein, ich hang an ihm.

Ohne ihn fühlte ich mich nicht vollständig und es machte mich ganz verrückt die nächsten Tage nicht zu wissen, wie es ihm ging.
 

Am Morgen des 4 Tages klingelte mein Wecker zu einer etwas späteren Uhrzeit, da ich heute die Erledigungen der Detektei auf Eis gelegt hatte.

Zwar sollte es in diesem Metier so etwas nicht geben, aber das Geschäft hatte heute - ausnahmsweise - seinen offiziellen Ruhetag.

Man gönnte sich ja sonst nichts…

So stand ich auf und duschte mich ausgiebig bevor ich mit einem Handtuch über der Schulter, barfuss und nur mit einem Morgenmantel bekleidet in die Küche schritt.

Kaum hatte ich diese betreten bekam ich abermals nasse Füße.

Verdutzt sah ich auf den überfluteten Fliesenboden unter mir und verfolgte das Ausmaß des privaten Gewässers mit langsamen Pupillenbewegungen.

Aus der Anrichte - unter der Spüle - floss gleichmäßig Wasser ab.

„Scheiße!“ Entwisch es mir nun zischelnd während ich hastig zurück ins Wohnzimmer rannte um das Telefon zu holen…
 

Wasserschaden!

Rohrbruch und das in MEINER KÜCHE!!

Der Tag fing ja gut an…

Noch nicht mal der verzweifelte Anruf bei einer diversen Klempnerfirma konnte mich davor retten, dass eine baldige Lösung des Problems vorzulegen war.

Der Reperateur schwafelte irgendeine nicht zu verstehende Sprache vor sich hin und erklärte mir, dass das bestimmte Ersatzteil was ich so dringend brauchte, in den nächsten Tagen nicht lieferbar sein würde.

Na, danke auch!

Toller Service und für diese ereignisreiche Antwort bekam ich nun auch noch eine fette Rechnung für die Anfahrt gestellt.

Super!

Vor allem war es einen doppelten Luftsprung wert, dass ich meine gesamten Wasserversorgung erstmal auf Eis legen musste.

Es ging nicht anders… so der Klempner.

Aber… Wie sollte ich bitteschön mehrere Tage in meiner Wohnung ohne Wasser auskommen?

Da gab es nur eins: Eine neue Unterkunft suchen.

Irgendjemand musste mir Asyl gewähren.

Irgendjemand? Es gab ja nur eine Option…
 

Ich hatte wohl keine andere Wahl:

Seufzend wählte ich die Hausnummer meines Kumpels.

Wie ich es von ihm gewohnt war, ging er nach dem vierten Läuten dran.

„Fuma.“

„Hallo. Ich bin es, Suzuna.“

„Du bist schon wach? Sind Flöhe in deinem Bett??“

„Ich habe einen Wasserschaden.“

„Meiner Meinung nach, hattest du immer einen Dachschaden, aber wenn du dich so ausdrücken willst… auch gut.“

„Lass deine Scherze! Es ist mein Ernst, als ich vorhin aus dem Bad kam stand meine halbe Küche unter Wasser.“

„Rohrbruch?“

„Ja, unter dem Spülkasten und der Typ vom Klempnerdienst hat gesagt, dass er das benötigte Ersatzteil erst am Montag besorgen und einbauen kann.“

„Was soll ich jetzt tun? Willst du, dass ich dem Typen sein Auto zerkratze?“

„Nein. Ich kann die gesamte Wasserversorgung in meiner Wohnung nicht benutzen.“

„Das hab ich schon verstanden.“

„Dann weißt du ja wohl auch, worauf ich hinaus will.“

„Sicherlich. Soll ich dir ein günstiges Hotelzimmer buchen?“

Aufgrund seines spitzen Untertons blieb mir für einige Sekunden die Spucke weg.

Er hatte schon die ganze Zeit so aufgesetzt mit mir geredet, vollkommen emotionslos aber so eine krasse Verstoßung hatte ich nicht erwartet.

„Kyusuke… Nun hör doch mal…“

„Geh doch zu Dave! Immerhin bin ich dir doch so zuwider!!“ Spuckte er nun unvermittelt in den Hörer:„ Ich bin nicht dein Hampelmann!“

Langsam kniff ich die Augen zusammen und zählte innerlich von fünf rückwärts um mich zu beruhigen.

Ich fühlte mich doch sowieso schon mies genug…

Warum musste er es mir so schwer machen?

„Dave ist mit Dr. Seno auf diesem Studiengang, außerdem: Was soll ich denn bei ihm?“

„Darauf willst du nicht wirklich eine freundliche Antwort, oder?“

„Kyusuke…“ Leise atmete ich ein und wieder aus:„ Ich brauch für die nächsten beiden Tage und das Wochenende Asyl. Bitte! Selbst wenn Dave da wäre… Ich will zu dir. Es tut mir ehrlich Leid.“

Einige Sekunden herrschte absolute Stille bevor er nun antwortete:„ Pack deine Sachen, ich hole dich in einer Stunde ab.“

Ehe ich etwas darauf sagen oder mich bedanken konnte hatte er schon aufgelegt.

****************************************************************
 

Ein kleines Kappi, mit nicht viel Handlung aber… Wenigstens die Fortsetzung ^^

Bis zum nächsten mal!

Black Cat

So, meine lieben Leser ^^

Machen wir uns ein schönes entspanntes Wochenende á la Suzu&Kyusuke.

Wer jetzt - in einer romantischen Anwandlung - daran denkt, dass die nächsten Kappis mit besonders vielen Lovesongs und flauschigen Herzkissen versehen sind, der irrt sich.

Ab jetzt beginnt die eigentliche Handlung dieser Geschichte - für die ihr mich wahrscheinlich töten werdet.

Es wird etwas passieren, was wohl einige geahnt jedoch nicht gehofft haben - dafür werdet ihr mich auch töten.

Ich weiß nicht wie viele Kappis es noch geben wird, ich greife auf 15. Kapitel hoch bevor diese Geschichte ( der 1. Teil dieser Geschichte) beendet ist - dafür werdet ihr mich wahrscheinlich nicht töten, da es ja weitergeht.

Doch die fortlaufenden Handlungen und das Endkapitel dieses 1. Teils ist schon von langer hand geplant und von meiner Freundin ( die mir den Anstoß gegeben hat diese Story aufzuschreiben) auch schon abgesegnet.

Für das letzte Kapitel des 1. Teils (das in spätestens 15 Kapitel kommen wird) werdet ihr mich sicherlich töten.

Für Morddrohungen und eventuellem Telefonterror stelle ich mich bereitwillig zur Verfügung, denn wenn ich daran denke, was ich jetzt alles schreiben muss damit dieser Teil so abgeschlossen werden kann, wie ich mir das denke dann… Wird mir schlecht. Richtig kotzübel.

Oh, und wundert euch nicht über dieses komische Vorwort.

Irgendwie hab ich gestern Abend zu viel getrunken, scheint so als wäre noch Restalkohol des Erdbeersektes in meinen Blutbahnen.

Hat einer von euch schon mal Erdbeersekt getrunken? - Wenn ja, dann versteht ihr mich und wenn nein, dann habt ihr wirklich was verpasst.

Ist sehr lecker! Könnte grad noch eine Flasche aufmachen… Wenn wir nicht alle Flaschen von gestern Abend auf heute morgen geleert hätten.

Ja, ja… Diese verfluchten Anwandlungen ab und an zu einem wahren Säufer zu mutieren.

Aber: Ich hatte es mir verdient.
 

So und nun genug dieses wirren Vorwortes, dass sowieso keine richtige Handlung hat und auch wahrscheinlich nur nervt (Liest das eigentlich noch Jemand?).

Weiter geht’s mit Nightdancer… Viel Freude!

Auch, wenn ihr mich bald umbringen werdet… *grottentief seufz*
 

Kapitel 20: Black Cat
 

So gut wie ich die Tatsache kannte, dass mein Kumpel immer an den Wochentagen um Punkt halb sieben Uhr aufstand, so gut kannte ich auch seine Anwandlung überaus pünktlich zu verabredeten Zeiten zu kommen. Besonders, wenn er es vorher selbst ankündigte.

So wunderte es mich nicht, dass keine 55 Minuten nach unserem kurzen Gespräch per Telefon seine große Gestalt im Türrahmen meines Schlafzimmers erschien.

„Ich bin gleich soweit. Gib mir eine Sekunde.“ Sprach ich nun hastig ohne ihn anzusehen und feuerte einen weiteren Stapel Klamotten in lauter Verzweiflung einfach in den aufgeklappten Koffer da ich wusste wie sehr er es hasste, wenn ich nicht pünktlich fertig war oder pünktlich irgendwo auftauchte.

Ich wollte nicht, dass er sauer wurde. Ich wollte nicht, dass er einen Grund hatte mich wieder so kalt anzusehen.

Wir beide mussten nun gute 3 Tage miteinander auskommen ohne uns gegenseitig zu massakrieren, zu erwürgen, zu vergiften oder gar in den Wahnsinn zu treiben.

Oh Gott! Wie sollten wir das bloß anstellen.

„Ich wusste, dass du nicht pünktlich fertig sein würdest.“ Kam es nun von ihm sodass ich hastig und wahllos ein paar Hosen und Röcke aus meinem Schrank zog.

„Dafür kann ich nichts. Als ich den Wasserrohrbruch entdeckte, kam ich grad aus der Dusche. Ich war nur mit einem Bademantel bekleidet. Nachdem ich bei dieser Firma angerufen und nach einem Reperateur verlangt habe, hab ich mich fix umgezogen. Der Mann stand in meiner Wohnung bevor meine Haare richtig trocken waren, nachdem er gegangen war hat Kero noch kein Frühstück bekommen. Ich hatte noch keinen Kaffee und meine Haare haben sich in ein einziges Gewirr von Medusa [1] verwandelt.“ Frustriert zeigte ich auf meine getrockneten Locken die mir in allen Richtungen abstanden.

Das passierte immer, wenn ich diese nicht gleich nach dem duschen trocken föhnte oder wenigstens kämmte. Dann kräuselten sie sich so wie sie es wollten.

Sie schienen regelrecht ein Eigenleben zu entwickeln[2]. Gruselig…!

„Wir können ja später ein anregendes Gespräch über deinen Haartyp führen. Mach dich fertig. Ich fang derweil deinen Mitbewohner ein.“ Mit diesen Worten stieß er sich vom Türrahmen ab um sich wohl ins Wohnzimmer zu begeben und Kero zu holen.

Erleichtert atmete ich auf und war nicht nur dankbar dafür, dass er mich bei sich wohnen ließ und mich sogar abholte sondern auch die Tatsachen, dass er nichts gegen meinen Kater hatte.

Eine leichte Befürchtung, dass er meinen kleinen schwarzen Schatz hier zurücklassen wollte hatte mich schon überkommen.

Kyusuke hielt nämlich nicht viel von Haustieren, egal welches Tier und Rasse.

Sie machten seiner Meinung nach nur Arbeit, Dreck und kosteten außer den riesigen Mengen Futtern und erheblichen Tierarztsummen, nur Nerven.

„Hab ihn.“ Eröffnete er mir einige Minuten später und trat mit Kero in seinen Armen zurück in mein Schlafzimmer.

Ich war gerade dabei meinen Koffer zu schließen indem ich mich auf den viel zu hohen Deckel setzte um meine Sachen darin mehr zusammenquetschte.

„Wunderbar. Ich werde dich nachher ,Den Katzenflüsterer‘ taufen lassen, wenn du gestattest.“

„Ich fühle mich geehrt. Sag mir lieber ob unser Mr. Samtpfote auch stubenrein ist. - Was machst du da?“

„Natürlich ist Kero stubenrein. Wir lassen einfach deine Verandatür über Nacht einen Spalt auf damit er Notfalls raus in den Garten kann. - Wonach sieht das denn bitte aus? Ich versuche meinen Koffer zu schließen.“

„Dir ist schon klar, dass unser Abkommen bei mir zu wohnen nur bis Montagmorgen galt und nicht bis Ende des Sommers?“

„Hey! Was erwartest du? Ich bin eine Frau, ich brauche viele Klamotten.“

„Ja und einen größeren Koffer. Lass mich das machen.“ Er setzte Kero auf der freien Stelle meiner Matratze ab und machte sich nun eigenhändig daran den Deckel meines Koffers so weit herunterzudrücken das die Verschlüsse einrasten konnten.

„Das geht so nicht. Unmöglich. Kannst du was ausräumen?“

„Was?!“

„Du musst was hier lassen.“

„Niemals! Ich hab schon alles auf das nötigste beschränkt.“

„Dann setz dich wieder auf den Koffer und spreiz die Beine.“

„Nicht anstößig werden, mein Lieber.“

Ein Augenverdrehen kam als Antwort:„ Du sollst nur deine Beine spreizen damit ich an die Verschlüsse kommen kann sobald der Deckel durch dein Gewicht unten ist.“

„Durch mein Gewicht also? Sehr charmant, wirklich…“

„Suzuna…!“

„Okay, okay… Ich setze mich ja schon, siehst du? Und ich spreize die Beine.“

„Sehr schön, danke.“

Mit undurchdringlicher Miene ließ er sich in die Hocke sinken um die Verschlüsse nun endlich zuschnappen zu lassen.

Nichtsdestotrotz war seine Position in Bauchhöhe zwischen meinen Beinen.

„Ich komme mir komisch vor.“

„Wenn du deine unanständigen Gedanken nicht im Zaun halten kannst, kann ich auch nichts dafür.“

„Ja, ja…“
 

Nachdem wir diese seltsame Packaktion endlich hinter uns hatten und er sich wieder meinen Kater geschnappt hatte verschloss ich meine Wohnung vorsorglich und wir beide gelangten mit dem Fahrstuhl in das Erdgeschoss meines Wohnblocks wo er seinen Wagen wie immer korrekterweise auf dem Parkplatz zwei Querstraßen weiter stehen gelassen hatte.

„Warum hast du nicht direkt vor dem Eingang geparkt?“ Wollte ich nun zu gerne wissen als wir in seinem Auto saßen und in sein Viertel fuhren.

„Lass mich überlegen… Hm, vielleicht weil dort absolutes Parkverbot ist.“

„Darauf achtet sowieso kein Mensch. Es fährt nur höchstens dreimal pro Woche eine Streife Kontrolle und das um die Mittagszeit da dort am meisten Verkehr ist.“

„Was willst du mir damit sagen?“

„Das du dir Zeit hättest sparen können, wenn du dort dein Auto stehen gelassen hättest. Abgesehen von meiner quälenden Last den Koffer bis zu deinem Standort zu schleppen.“

„Im Gegensatz zu dir halte ich mich an die verkehrsrechtlichen Gesetze in dieser Stadt. Außerdem hättest du deinen Koffer nicht mit Betonklötzen beladen müssen also, bist du selbst Schuld.“

„Warum bekomme ich kein Mitleid von dir?“

„Vielleicht nachher, wenn mir danach zumute ist.“

„Du bist fies, Kyu.“

„Dein Schicksal liegt für die nächsten drei Tagen in meiner Hand. Ich darf fies

sein.“

„Du bist Machtbesessen!“

„Und ich genieße es.“
 

Wenigstens hatten wir wieder zu unseren alten Neckereien zurück gefunden, das beruhigte mich sehr.

Es verschaffte mir einen gewissen Ausgleich in meinem noch vorhandenem Schuldgefühl, dass sich leider nicht so leicht auslöschen ließ.

Es wäre schön gewesen, wenn diese Harmonie zwischen uns weiter hätte bestehen können, doch irgendwie rechnete ich mit dem Sturm.

Dem allbekannten Sturm nach der Ruhe.

Ich betete jetzt schon dafür, dass er nicht kam…
 

„So, hier ist dein Zimmer.“

Wie es sich für einen guten Gastgeber geziemte trug er mir meinen Koffer in

den Raum den ich für 3 Tage benutzen würde.

Wie auch sein Schlafzimmer war es mit einer traditionell japanischen Schiebetür zu öffnen und schließen. Grün-gelbe Tatami-Matten waren auf dem Boden

ausgelegt, ein Kleiderschrank auf der rechten Seite und inmitten des kleinen Zimmers lag ein zusammengerollter Futon[3] samt Kopfkissen.

„Danke, das ist wirklich nett von dir.“

„Keine Uhrsache. Ich hatte vor dir das Bett schon auszurollen aber dann dachte ich, dass es dir vielleicht nicht Recht ist.“

„ Oh nein. Ich kann mir das auch selbst machen, aber es hätte mich auch nicht gestört wenn du es gemacht hättest.“ Ein nervöses Lächeln umspielte meine Mundwinkel.

Diese Situation zwischen uns war bizarr und ausgerechnet zu dem jetzigen

Zeitpunkt.

Unsere lockere Beziehung hatte sich zu etwas bedrohlichem entwickelt.

Noch war es nicht gefährlich jedoch konnte ich das Ausmaß seiner eventuellen

Wachstums nicht einschätzen.

Es war wie ein herabhängender Faden, der plötzlich angezogen worden war und

und jetzt… Jetzt lag einfach zuviel Spannung indem dünnen Material.

„Dann lass ich dich jetzt alleine, damit du in Ruhe auspacken kannst.“

„Danke.“

„Das Bad ist gleich hier nebenan rechts, das weißt du ja.“

„Klar und dein Zimmer ist gleich danach das nächste. So groß ist die zweite

Etage ja nicht.“

„Richtig. Dann nehme ich mir Kero nach unten damit er sich schon entscheiden

kann in welcher Ecke er in mein Wohnzimmer pinkeln will.“

„Hey…!“

„Das war ein Scherz. - Was hältst du von gebratenen Tintenfischbällchen heute

Abend?“

„Die mit der leckeren Currysoße?“

„Genau die.“

„Ich werde dir ein zehn Meter großes Denkmal bauen.“

„Das nehme ich als ,Ja‘. Dann gehen wir später noch zusammen einkaufen. Ich

bin dann unten, wenn du fertig bist und mich suchen solltest.“

„Oh, keine Sorge. Solltest du unauffindbar sein werde ich Plakate in deinem

ganzen Viertel verteilen.“ Trieb ich nun weiter meine Scherze sodass er sich schmunzelnd abwandte und die Treppe wieder nach unten stieg.

Leise ließ ich die Schiebetür einrasten und lehnte mich gegen das dünne Material

der Holzverkleidung.

*Das wird schwer werden.* Mit leicht verschleierten Augen sah ich gen Boden.

Ihm so nah zu sein würde verdammt schwer für mich werden.
 

Nachdem ich meine Sachen im Schrank verstaut und schon mal mein Bett für die nächsten Nächte ausgerollt hatte, begab ich mich wieder treppab ins Wohnzimmer.

Wo ich jedoch nur meinen Kater vorfand, der es sich schon auf einem der gepolsterten Sitzkissen bequem gemacht hatte und ruhig schlief.

Lächeln betrachtete ich ihn eine Weile bevor mir der voll beladene Tisch vorm Fernseher auffiel.

Normalerweise lag darauf immer nur die Fernbedienung, die aktuelle Wochenzeitung mit den Programmen der Kanäle und vielleicht eine Schale Tee.

Doch heute waren dutzende aufgeschlagene Zeitungen darüber verteilt, sie bedeckten die ganze Fläche des Holzes.

Mit gerunzelter Stirn ließ ich mich auf einem Sitzkissen nieder und besah mir die daliegenden Seiten.

Nein, das waren keine Zeitungen. Nicht wirklich…

Nun sah ich es auch. Es waren herausgerissene oder herausgeschnittene Artikel.

Alle am rechten oberen Rand mit dem Datum ihrer Erscheinens versehen, in der bekannten Schriften meines Kumpels.

Es waren verschiedene Zeitungen doch in allen Artikel ging es um ein und dasselbe Thema: Die geheimnisvollen Mordfälle von Tokyo.

Mit starren Pupillen las ich einige Überschriften der Artikel durch:
 

Wieder ein Mord! Bekannter Banker wurde am Morgen in seinem Zimmer erschossen aufgefunden!
 

Dieser Artikel war schon gute 4 Jahre alt…
 

Das nächste Opfer: Politiker durch Kopfschuss auf der Benefizgala getötet. - Botschaft des Killers vorhanden.
 

Dieser Artikel zählte auch schon ein paar gute Jahre…
 

Erschütternde Erkenntnisse der Kripo-Tokyo. Geheimnisvoller Killer eine Frau?!
 

Meine Pupillen verengten sich…
 

Eigenartige Katzenartefakte tauchen als geheime Botschaften immer wieder auf. Die hiesige Polizei bestätigt die Annahme einer Killerin.
 

Die Hände in meinem Schoß verkrampften sich zu Fäusten…
 

Die geheimnisvolle Killerin von Tokyo hat wieder zugeschlagen! - Neues Opfer ohne hinterlassene Spuren hingerichtet.
 

„Suzuna? Bist du im Wohnzimmer…? - Ich hab uns Tee gemacht.“

Als hätte mich Jemand geschlagen zuckte ich zusammen und richtete meinen Blick jäh auf den Durchgang zwischen Küche und Wohnzimmer.

Mit starren Augen fixierte ich meinen Kumpel der mit einem beladenen Tablett zu mir an den Tisch trat.

„Hier, meine Spezial-Mischung. Hoffentlich schmeckt sie dir. Räum die Zeitungen einfach vom Tisch. Ich war am sortieren bevor du mich angerufen hast, ich wollte die ganzen Artikel mal in einem Ordner archivieren.“

Auf seine lockere Redensart sah ich ihn nur weiterhin unbeweglich an während er einige lose Artikel auf den Boden legte um Platz für die zwei Teeschalen und die Kanne zu machen.

„Du sammelst sie immer noch.“ Sprach ich dann leise und sah ihn weiterhin fest an:„ Ich dachte, du hättest die ganzen Artikel längst weggeschmissen.“

„Nein, das hab ich nicht.“ Er ließ sich neben mir nieder und goss uns Tee ein.

„Du müsstest mich doch eigentlich besser kennen, Suzu. Wenn mich in einer Sache mal das Interesse gepackt hat, dann werde ich dieses nicht eher los, bis es gänzlich ausgeschöpft ist.“

„Warum?“ Meine Stimme senkte sich nochmals leiser und wurde auch emotionsloser:„ Warum jagst du diesen Killer?“

„Killerin. Es ist eine Frau, eindeutig. - Diese merkwürdigen Katzenartefakte die immer am Tatort gefunden werden, sprechen eindeutig für eine Frau.“

„Woher willst du das wissen?“

„Intuition. Instinkt. - Nenn es wie du willst.“

„Pf! Lächerlich.“

„Du bist doch immer Diejenige die auf ihre Innere Stimme hört.“

Schweigend nahm ich meine Schale mit Tee und wärmte meine kalten Finger an dem heißen Porzellan.

Soweit ich mich an mein zweites Leben als Killerin erinnern konnte, soweit konnte ich mich auch an diese Sache erinnern.

Kyusuke jagte diese ominöse Killerin die mindestens einmal pro Woche die Schlagzeilen sämtlicher renommierter Zeitungen und Journale in Tokyo einnahm.

Er jagte eine Mörderin.

Er jagte mich…

„Warum ist dir das nur so wichtig? Bei dem allerersten Mord damals hat dich das auch nicht groß gejuckt.“

„Ist das verwunderlich? Wir leben in Tokyo, da gibt es jeden Tag solche Mordfälle aber inzwischen sind schon 5 Jahre vergangen. Fünf lange Jahre. - Kannst du dir das vorstellen, Suzuna? Selbst der Polizeipräsident hat es bisher nicht geschafft diese Mörderin zu überführen. Nirgendwo in den Akten der Toten taucht eine unbekannte Frau auf, die eventuell Rache an ihrem Peiniger nehmen wollte. Es gibt keinen Bezug zu diesen merkwürdigen Katzestaturen. Außer diesem Fundstück sind die Opfer in ihrem Aussehen, ihrem Stand und ihrem Charakter unterschiedlich und total fremd. Noch nicht mal die Tatorte liegen nah beieinander. Es gibt keine Verbindung, kein Raster, keine Gemeinsamkeiten… - Es ist, als würde diese Fremde willkürlich töten.“

„Ach ja?“

Ich tötete nicht willkürlich. Ich tötete auf Befehl. - Alles war nur Zwang.

„Mich wurmt es einfach, dass die gesamte Kripo-Tokyo sie in all den Jahren noch nicht geschnappt hat. Aber diese Katzenstaturen sind ein Zeichen, eine Botschaft von ihr. Vielleicht will sie uns damit etwas sagen, vielleicht will sie gefunden werden.“

„Warum sollte eine Mörderin gefunden werden wollen? Das ist Unsinn, Kyu.“

„Möglich aber ich sehe das eben verbissener als du.“

„Ja, zu verbissen. Du sammelst jeden Artikel von diesen Fällen, das ist fast fanatisch.“

„Ich bin Detektiv. Ich stelle Nachforschungen an, versuche irgendeine Gemeinsamkeit, eine Auffälligkeit zu entdecken. Ihr ist in den gesamten Jahren noch kein Schnitzer unterlaufen. Noch nicht mal ein Haar oder Hautpartikel haben die Beamten je an den Tatorten gefunden.“

„Willst du ihr einen Orden verleihen?“ Ich versuchte mit der ganzen Sache möglichst defensiv fertig zu werden.

Legte er es an, mich mit seinen Aussagen zu beleidigen? - Ich war doch keine Anfängerin mehr, die Spuren an den Tatorten hinterließ.

War ich denn bescheuert??

„Nein, ich will sie schnappen. Sie fangen, ihr ins Gesicht sehen. - Warum willst du das nicht?“

„Was soll an ihrem Gesicht schon besonders sein? Hast du dich in sie verknallt?“

„Suzu! Sie wildert sein 5 Jahren in der ganzen Metropole. Du bist doch auch Detektivin… Warum weckt das nicht deinen Spürsinn?“

Weil ich nichts aufzuspüren brauchte, was ich schon wusste… Sollte ich mich selbst überführen??

„Warum sollte es? Ich bin Detektivin, korrekt. Ich löse Kriminalfälle, richtig. Aber das alles nur aufgrund von Klienten die in unser Büro kommen und mit schönen sauberen Yen-Scheinen zahlen. Ich glaube kaum, dass uns die Kripo etwas zahlen würde, sollten wir diese Killerin finden.“

„Seit wann bist du so materialistisch eingestellt? Es geht hier um Menschenleben, Suzu. Diese Frau hat seit ihrer ersten Schlagzeile 720 Menschenleben auf dem Gewissen.“

Eine bekannte Übelkeit stieg in meiner Kehle hoch als sich das Innere meines Magens merklich zusammenzog.

„ Siebenhundertzwanzig?“ Aus fassungslosen Augen sah ich ihn an sodass er ein ernstes Nicken von sich gab.

„Ja, ich habe seit damals jeden einzelnen Mord mitgezählt.“

Mit zusammengekniffenen Lippen biss ich heftig die Zähne zusammen.

Ich hatte schon lange aufgehört zu zählen.

Ich hatte es nicht wissen wollen.

Nicht wissen wollen, wie viele Leben ich ausgehaucht. Wie viele Familien und Angehörige ich unglücklich gemacht. Wie viel Blut ich vergossen, für wie viele Beerdigungen ich verantwortlich gewesen war.

Siebenhundertzwanzig…

Die Zahl schien mir bombastisch.

Wirklich schon so viele?

Hatte ich schon so viele Male eine Pistole gezückt?

So viele Male den Abzug betätigt?

So viele Male meinem Opfern in die Augen geblickt?

So viele Male gelitten?

Siebenhundertzwanzig Mal dieser Schmerz?

Würde es beim Siebenhunderteinundzwanzigsten Mal besser werden?

Wann würde dieser Schmerz verblassen?

„Kuroi neko.“ Wisperte es auf einmal von Kyusuke sodass mein Herz für einige Sekunden aussetzte.

„W-Was?!“ Total panisch sah ich ihm in die Augen.

Hatte er mich gerade Kurio neko genannt?

„Kurio neko - Schwarze Katze. So nenne ich die Killerin. Anscheinend scheint sie eine totale Katzenfanatikerin zu sein. Ihr beiden könntet euch zusammentun.“

Ein schelmisches Lächeln formte seine Lippen doch dieses verblasste schnell als er nun meine veränderte Mimik bemerkte.

„Was ist los, Suzu? Du siehst so blass aus. Geht‘s dir nicht gut.“

„Oh nein… Alles okay. Hier drin ist es nur so stickig. Mir ist etwas schlecht.“

„Ah, wirklich? Tut mir Leid, ich mach die Verandatür mal auf, okay?“

„Ja, das wäre nett.“

Er wusste es nicht.

Er wusste nicht, dass ich es war.

Trotzdem zog er in allen Bereichen die richtigen Schlüsse.

Wo es kein zusammenhängendes Motiv gab, konnte man auch keins finden.

Diese Katzenartefakte hatten eine andere Bedeutung.

Sie waren nicht nur eine Parallele zu meinem Decknamen als Killerin sondern auch…

„Wollen wir dann einkaufen gehen? Um die Mittagszeit wird es immer so voll.“

Auf seine Frage nickte ich nur schweigsam und warf einen langen Blick auf meinen Kater.

Meinen schwarzen Kater der eingerollt auf dem Sitzkissen schlief.

Kurio neko - Schwarze Katze.

Ein schwarzes Katzenartefakt.
 

Finde mich.

Finde mich in der Dunkelheit.

Finde meinen schwarzen Schatten.

Meinen Schatten in der Dunkelheit.

Schwarz auf Schwarz.

Siehst du mich?

Hörst du mich?

Kannst du mich finden?

Wie willst du mich von all diesen unterscheiden?

Schwarz ist schwarz.

Schwarz ist dunkel, Lichtundurchlässig.

Wie willst du mich finden?

Eine schwarze Katze in der Dunkelheit?

Finde mich!

Komm zu mir!

Dräng mich in eine Ecke!

Schleudere mir deinen Hass entgegen!

Dann werde ich dir sagen, dass ich die liebe.

Dann werde ich dir sagen, warum ich es tue.

Und danach… Danach werde ich sterben.

Ich komme aus der Dunkelheit und verschwinde in der Dunkelheit.

Eines Tages für immer…

****************************************************************
 

[1] Medusa: Eine Sagengestalt einer wunderschönen Frau, die jedoch auf ihrem Kopf anstatt Haare Schlangen hatte. Sie verwandelte junge Männer - die ihr verfielen - bei ihrem Anblick zu Stein.
 

[2] Glaubt mir Leute, ich weiß wovon ich rede. Ich war nämlich so sadistisch der guten Suzuna meinen Haartyp zu verpassen. Auch meine störrischen Haare bestehend aus einzelnen Locken und glatten Strähnen entwickeln nach jeder Lufttrocknung ein Eigenleben, aber ich hänge zu sehr an ihnen als sie mir abzuschneiden zu lassen ^-^
 

[3] Eine Art Feldbett die alle typisch japanischen Familien in ihren Wohnungen oder Häusern als Bett benutzen. Durch das einrollen wird er verstaut wie ein europäischer Schlafsack, der ja auch nicht gerade viel Platz im Schrank wegnimmt. Jedoch ist ein Futon nicht mit einem unbequemen Schlafsack zu vergleichen.

Immerhin ist dies ein japanisches Bett und manche Japaner schlafen bis zu ihrem Lebensende in ein und demselben Futon. So ein Futon ist sehr gemütlich.

Accidentally in Love

Jetzt geht’s endlich weiter!

In diesem Kapitel passiert *piep*.

Doch es geht noch weiter: Danach passiert nämlich *piep!*

Und als ob das schon nicht aufreibend genug wäre kommt es dann zu *piep!!*

Nun, alles kapiert? Nein… ^^ Okay, dann lest.

Viel Spaß dabei.
 

Dieses Kappi widme ich Nochnoi. - Meiner neusten Kommischreiberin.

Vielen Dank, dass du immer regelmäßig deine Meinung dalässt, das bedeutet mir viel.
 

PS: Vielleicht kennt ja einer von euch dieses Lied. Wer es nicht kennt und Interesse daran hat es zu hören, kann sich bei mir melden. Dann schicke ich es euch mal ^^
 

Kapitel 21: Accidentally in Love
 

Der gemeinsame erste Tag brachte nichts unerfreuliches. Wir stritten uns noch nicht mal ernsthaft als wir gegen Vormittag in den viertelnahen Supermarkt gingen und einige Zutaten für das Abendessen, samt Knabbereien für unseren Fernsehabend einkauften.

Nun ja, eine kleine Zankerei an der Kasse entstand, da sich dieser Dickkopf nicht überreden lassen wollte die Hälfte der eingekauften Lebensmittel von mir bezahlen zu lassen.

Warum musst er das so verbissen sehen? Wir hätten doch einfach Fifty-fifty machen können.

Doch er bestand darauf die Kosten des gesamten Einkaufs alleine zu tragen.

Wo lebten wir denn hier… - Im Mittelalter?!

Was Meins war, war Meins und was Seins war, war Unser?

Wir waren doch nicht verheiratet!
 

„Warum willst du mein Geld nicht?“ Wollte ich mit verdrießlicher Miene wissen als wir schon längst wieder in seinem Haus waren und gemeinsam in der Küche standen um das Essen vorzubereiten.

Das hieß eher: Er stand mit seiner unnachahmlich ulkigen grauen Schürze am Herd und zauberte in der Pfanne seine fantastischen Tintenfischbällchen während ich auf meinen Sitzplatz am Tisch saß und nur den Rettich für den Salat schnitt.

„Mein Einkommen ist vollkommen sauber, ehrlich. Ich hab kein Schwarzgeld.“

Auf meine trockene Witzelei konnte ich förmlich sehen wie er seine grünen Augen verdrehte, obwohl er ja mit dem Rücken zu mir stand.

„Darum geht es doch nicht. Du wohnst dieses Wochenende bei mir unserer Freundschaft Willen. Dafür will ich kein Geld von dir. Keine Kaution für das Zimmer, für deinen Wasser- und Stromverbrauch und erstrecht nicht für deinen Verbrauch an Lebensmitteln.“

„Und meinem Kaffeekonsum?“ Auf meine nachhackende Frage warf er mir über die Schulter einen Blick aus hochgezogenen Brauen zu.

„Du hast ein ganzes Päckchen mit 500g Kaffee bis Montag. - Du willst mir doch nicht sagen, dass du noch eins kaufen willst.“

„Warum denn nicht?“

„Den Kaffee zahlst du.“

„Sadist…!“

„Süchtige!“

Wortlos wandte ich mich wieder meinem Rettich, den ich so zielsicher klein hackte das er ein erheitertes Lachen von sich gab.

„Zerstückelst du gerade das Gemüse oder meinen Kopf.“

„Fantasie kann so schön sein.“ Gab ich mit einem süßlichen Lächeln zurück während meine Bewegungen mit dem Messer immer kleiner und fester wurden.

„Versuchst du mir Angst zu machen, Suzu?“

„Wer ich? Nie im Leben!“

Einträchtiges Lachen erfüllte für einige schöne Sekunden die Wände der Küchen sodass ich mich seit sehr langer Zeit wieder richtig wohl fühlte.

Ich würde es nie Jemandem erzählen und auch niemals freiwillig zugeben, aber in meiner Wohnung fühlte ich mich oft allein.

Besonders wenn sich der Tag dem Ende zuneigte und die Sonne mit ihrem immer röter werdenden Licht hinter den letzten niedrigen Bauten der Stadt verschwand.

Wenn die Dunkelheit hereinbrach und alles verschluckte.

Die Schatten länger, bedrohlicher wurden und das vertraute Piepen meines Handys die Stille durchbrach.

Dann wusste ich, dass ich es wieder tun musste.

Dann kam der Schmerz wieder.

Und ich betete, betete im Stillen:

Komm wieder!

Komm bitte wieder, liebe Sonne…

In Kyusukes Gegenwart jedoch fühlte ich mich beschützen und umsorgt.

So als wäre ich nach endlosen Jahren des Wanderns nach hause gekehrt.

Es war, wie ein knisternder Kamin an einem frostklaren Morgen.

Oh Gott, hörte sich das schmalzig an…

Unbewusst und vollkommen in Gedanken versunken begann ich mein Lieblingslied vor mich hinzusummen.

Dieses Lied passte so gut zu unserer Situation und war entgegen all meines Lebensinhaltes und der Prinzipien frech und fröhlich.

Genau wie er.

„Was soll das werden, Suzu? Machst du jetzt hier einen auf Leadsängerin? Dann musst du aber auch den Text in die Melodie einfügen.“ Neckte mich nun mein Kumpel der sich mit grinsender Mimik von seiner brutzelnden Pfanne abwandte und mit wenigen Schritten am kleinen Schränkchen stand auf dessen Oberfläche er sein Radio samt CD-Player aufbewahrte.

„Was machst du da?“ Abrupt hörte ich auf zu summen und sah mit großen Augen dabei zu wie er eine CD-Hülle ziemlich zielsicher aus dem großen Stapel neben dem Player zog und sie öffnete.

„Ich schmeiß das Lied rein. Dann kannst du wenigstens dazu singen.“

Auf seine neckende Antwort musste ich leise kichern und ein seliges Lächeln bildete sich ganz allein auf meinen Lippen als er die ausgewählte CD in das Schubfach legte und die Lautsprecher betätigte.

Sofort erschallte die allbekannte Vormelodie bevor die 1. Strophe anfing:
 

So she said what's the problem baby

What's the problem I don't know

Well maybe I'm in love (love)

Think about it every time

I think about it

Can't stop thinking 'bout it
 

How much longer will it take to cure this

Just to cure it cause I can't ignore it if it's love (love)

Makes me wanna turn around and face me but I don't know nothing 'bout love
 

Ein lautes Lachen stieg mir in der Kehle empor als Kyusuke seine rechte Hand zur Faust ballte als wäre dies sein Mikrofon und er mit korrekten Lippenbewegungen Playback sang.
 

me on, come on

Turn a little faster

Come on, come on

The world will follow after

Come on, come on

Cause everybody's after love
 

Seine Albernheit steckte mich an sodass ich nun ebenfalls meine rechte Hand in ein Mikro verwandelte und in die 2. Strophe mit einstieg:
 

So I said I'm a snowball running

Running down into the spring that's coming all this love

Melting under blue skies

Belting out sunlight

Shimmering love
 

Well baby I surrender

To the strawberry ice cream

Never ever end of all this love

Well I didn't mean to do it

But there's no escaping your love
 

Mein Kumpel schwenkte in Ausgelassenheit seinen Kopf wild hin und her sodass seine verstrubbelten schwarzen Haare klatschend an seine Ohren schlugen während ich nun ebenfalls aufsprang und wir nun wirklich singend zusammen mit dem Sänger in den Song einstiegen:
 

These lines of lightning

Mean we're never alone,

Never alone, no, no
 

Come on, Come on

Move a little closer

Come on, Come on

I want to hear you whisper

Come on, Come on

Settle down inside my love
 

Come on, come on

Jump a little higher

Come on, come on

If you feel a little lighter

Come on, come on

We were once

Upon a time in love
 

Kyusuke trat mit grinsender Nähe näher zu mich und hauchte - mit der eigentlichen Stimme des Sängers:
 

We're accidentally in love
 

Ebenfalls mit einem breiten Grinsen hauchte ich mit tiefen Augenkontakt zurück:
 

Accidentally in love
 

Wild herumtanzend stiegen wir in den letzten Vers des Liedes ein:
 

I'm In Love, I'm in Love,

I'm in Love, I'm in Love,

I'm in Love, I'm in Love,

Accidentally
 

I'm In Love, I'm in Love,

I'm in Love, I'm in Love,

I'm in Love, I'm in Love,

Accidentally
 

Ausgelassen fassten wir uns an den Händen und wirbelten wie kleine Kinder über den Boden der Küche.
 

Come on, come on

Spin a little tighter

Come on, come on

And the world's a little brighter

Come on, come on

Just get yourself inside her
 

Love ...I'm in love
 

Außer Puste und absolut haltlos kichernd schlang ich meine Arme um seine Hüften und presste mit schmerzendem Bauch mein Gesicht an seine Brust.

„Also wirklich…! Wenn uns Jemand hätte sehen können.. - Wie alt sind wir?“

„Scheinbar noch nicht alt genug. Sonst wäre uns so etwas peinlich.“ Gluckste er zurück und lehnte sich mit meinem Gegengewicht an die Küchenanrichte bevor wir abermals einstimmig in freudiges Lachen ausbrachen.

Das tat gut! Wahnsinnig gut!!

Gefangen in meinen glücklichen Emotionen spürte ich nur am Rande wie er seinen linken Arm um mich schlang, mich näher an sich drückte während die andere Hand sich nun einen Weg in mein Haar suchte.

„Du duftest so gut, Suzu.“

„Du auch. Nach Pfefferminz.“ Noch immer vollkommen naiv und kindisch kicherte ich diese Antwort zurück bevor ich nun den Kopf hob um ihm in die Augen zu sehen.

Unsere Blicke trafen sich.

Schimmernden Grün traf auf tiefes blau.

Die Zeit schien einige Sekunden still zu stehen und selbst die anhaltenden Geräusche der Uhr über dem Rahmen schienen verstummt.

Aus den Augenwinkeln nahm ich seine warme Hand wahr, die mir eine verrutschte Locke sanft hinters Ohr schob.

Und plötzlich spürte ich, dass dieser ganze Augenblick gefährlich war.

Gefährlich nah…

Gefährlich intim…

Gefährlich für uns beide.

„Äh… W-Wir sollten nach den Tintenfischbällchen schauen. Sonst brennen sie noch an.“ Sprach ich nun hastig und versuchte mich von seinem Körper zu lösen, was jedoch nicht ging da er seinen Arm noch immer nicht von mir löste.

„U-Und den Rettich hab ich auch noch nicht fertig geschnitten. Ich werde unleidlich, wenn mein Magen knurrt du kennst mich ja und ich… -“

Geschockt hielt ich inne und war für einen langen Augenblick zu keinem systematischen Gedanken mehr fähig.

Ich nahm nur noch seinen Geruch war.

Kyusukes intensiven Geruch nach Pfefferminz der mir in jede Pore meiner Haut stieg.

Seine langen schwarzen Ponyfransen die sanft meine Stirn streichelten und…

Seine Lippen, die sich weich und wohltuend auf meine pressten.

*********************************************************************************
 

Spießt mich nicht auf! *hastig in Deckung geh*

Ich schreib schnell weiter, ich verspreche es. Aber… heute nicht mehr.

*schnell weg renn*

Flashback Teil 1

Lest einfach…

*heute schweigsam sei*
 

Kapitel 22: Flashback
 

Vor meinen weit aufgerissenen Augen drehte sich alles wie in einem viel zu schnellen Kinderkarussell.

Bunte Lichtkegel und Farbreflexe tanzten in meinem Blickfeld sodass ich heftig blinzelte.

E-Er konnte doch nicht einfach…

DAS GING ZU WEIT!!

Obwohl seine Lippen nur hauchzart auf meinen lagen und er nur sachte seinen Mund gegen meinen bewegte, spürte ich diesen leichten Kontakt bis in die Zehenspitzen.

Anstatt einer harmonischen Stille und klangvollem Frieden legte sich eine nie gekannte Angst in meinem Magen fest.

Dunkle Schatten legten sich in meine verwirrten Gedankengänge und ich sah es.

Ich sah Bilder…

Die Bilder, vor denen ich schon immer Angst gehabt hatte.

Kyusuke, tot auf dem Boden seines Wohnzimmers - durch einen Kopfschuss niedergestreckt…

Kyusuke inmitten seines Blutes in einer dunklen Seitenstraße…

Und ich hörte die Stimmen, diese kalten Stimmen:
 

Du kennst die Regeln, neko!

Vergiss niemals, wer du bist!

Vergiss niemals, was du tust!

Vergiss niemals, dass auch DU dich an Regeln halten musst!
 

Panik fraß sich wie ätzende Säure in jede glücklich Empfindungen sodass ich mich mit einem lauten Schluchzer von seinen Lippen löste in dem ich mich kraftvoll aus seinen Armen wand.

Unter Tränen stolperte ich zurück und fasste mir mit zittrigen Fingern an meine bebenden Lippen.

„N-Nein…“ Flüsterte ich leise und sah meinem Kumpel bestürzt in die Augen.

Kyusuke sah mir mit einem Ausdruck zurück, der gleichsam besorgt wie auch unsicher war.

„Suzuna…? Suzu?“ Ganz langsam streckte er die Hand nach mir aus doch diese Geste brachte mich nur dazu, weiter zurückzutreten.

„Nein!“ Mein verzweifelter Schrei hallte mir wie ein unwirkliches Echo in den Ohren.

Was hatte er getan?

Was hatte ich getan?

Was hatten wir getan?
 

Du kennst die Regeln, neko!
 

Ja, ja… ich kannte die Regeln.

Ich wusste es besser, besser als jeder Andere.

„Du verstehst es nicht…“ Flüsterte ich nun während mir heiße Bäche aus Tränen über die Wangen liefen.„ Du verstehst gar nichts… BAKAYARO[1]!!“

Ehe ich wusste was ich tat, wirbelte ich auf dem Absatz herum und hechtete in den Flur, wo ich mir mit fahrigen Bewegungen in meine Schuhe schlüpfte und die Haustür aufstieß, stolpernd rannte ich die Auffahrt des Hauses hinunter und auf die Straße.

Ich hörte noch seine eiligen Schritte die mir folgten und ich vernahm noch sein aufgebrachtes Rufen:„ SUZU! Hey… SUZU!!“

Doch ich weigerte mich es wahrzunehmen.

Ich weigerte mich etwas zu hören.

Etwas zu sehen… oder etwas zu fühlen.

Der Nebel in meinem Kopf nahm immer mehr zu.

Die schwarzen Schatten wurden größer und bedrohlicher.

Ich schrie nicht…

Ich weinte nicht…

Ich lief noch nicht mal weg.

Mit ausgebreiteten Armen und einem traurigen Lächeln empfing ich die bedrohliche Dunkelheit und ließ mich von ihr verschlingen.
 

Wenn du mich eines Tages findest, wirst du mich dann verurteilen?

Wenn du mir eines Tages in die Augen siehst, wirst du mich dann hassen?

Was wird mit deinen Blicken geschehen…

Deinen Blicken die immer sanft und beschützend gewesen waren?

Wie wirst du mich dann ansehen, wenn du weißt, wer ich bin?

Wenn du weißt, was ich tue?

Wenn du weißt, dass ich dich verraten habe?

Kann ich dir dann noch sagen ,Verzeih mir‘,

oder wirst du mir nicht mehr zuhören?

Darf ich dann noch wagen die Hand nach dir auszustrecken,

oder wirst du sie weg schlagen?

Wirst du…?
 

Es begann an meinem 15. Geburtstag.

Ich erinnerte mich noch genau daran.

An diesem Tag änderte sich mein Leben schlagartig.

Nichts sollte mehr wie vorher sein…
 

Seit ich zurückdenken konnte, war ich alleine gewesen.

Meine Eltern hatte ich nie kennen gelernt, nur aus den Erzählungen einer Betreuerin im Waisenhaus erfuhr ich von diesem Autounfall.

Der Autounfall, der meine Eltern tötete.

Es war wohl eine regnerische Nacht gewesen, die Straße aufgeweicht und rutschig vom vielen Regen zu gefährlich. Mein Vater hatte es nicht geschafft den Wagen noch herumzureißen als ein entgegenkommender Lastwagen die Kontrolle verloren und sie gerammt hatte.

Damals war ich gerade mal 3 Jahre gewesen.

Ich konnte mich an die beiden so gut wie nicht erinnern.

Alles was eine Art Erinnerung von mir sein könnte, war verschwommen und unwirklich; wie in einem Traum.

Ich erinnerte mich an eine Frau mit langen blonden Haaren - die meinen ähnlich waren - die lächelte wie ein Engel.

Ich erinnerte mich an eine breite Männerbrust, an die ich immer gelegen und geschlafen hatte und den Duft von dieser: Pfefferminz.

Nach dem Tod meiner Eltern gab es keine Verwandten oder engere Freunde, zu denen ich hätte gehen können also, musste ich ins Waisenhaus.

Die kalten Mauern dieses Gebäudes hatte ich schon von außen wie ein bedrohliches Monster empfunden und als sich damals das große Eisentor hinter mir geschlossen hatte, war es mir so, als hätte mir eine unbekannte Kraft das Herz herausgerissen.

Ich war schon immer zurückhaltender und schweigsamer als andere Kinder gewesen und zu dieser Zeit wurde es sogar noch schlimmer.

Ich sprach mit niemandem, aß nicht viel und saß fast den ganzen Tag unter der großen Eiche draußen im Hof und schaute zum Himmel empor.

Würden Mama und Papa eines Tages von einer Wolke wieder zu mir herunterhüpfen?

Ich wünschte es mir so sehr.

Und dann…

Dann war ER eines Tages gekommen.

Ein kleiner Junge, mit verdrecktem T-Shirt und kurzen Hosen. Sein Gesicht und Arme voller Schrammen von den vielen Raufereien, ständig ein geschnitztes Holzschwert unter dem Arm.

Ein richtiges kleines Großmaul, der geborene Anführer; mit verstrubbelten schwarzen Haaren und kämpferischen grünen Augen.

Kyusuke… Ja, seinen Namen hatte ich mir aus irgendwelchen Umständen als allererstes gemerkt.

Schon nach wenigen Tagen erfuhr ich, dass er seinen Vater damals während eines Flugzeugunglücks verloren und seine Mutter schon vorher, aufgrund seiner Geburt gestorben war.

Kyusuke war die ersten 5 Jahre bei seinem Großvater aufgewachsen, bevor dieser ihm auch genommen wurde.

Die nächsten Monate lernte ich ihn kennen.

Ich lernte ihn kennen… und lieben.

Obwohl ich einen weiten Abstand hielt, da er mir viel zu laut und stürmisch war, half er mir eines Tages als ein paar anderer Jungs mich ärgerten.

Nach diesem Ereignis kamen wir immer mehr ins Gespräch.

Er setzte sich neben mich - unter die große Eiche - und plapperte stundenlang über sich und seine Weltanschauung während ich ihn nur schweigend ansah.

Er half mir bei den Schularbeiten, setzte sich beim essen neben mich und tröstete mich sogar, als ich mich eines Nachts weinend in den Flur setzte da mir ein hereinbrechendes Gewitter soviel Angst gemacht hatte.

Und dann… Eines Tages - nach monatelangen Schweigen - redete ich mit ihm.

Noch heute wusste ich, was ich damals als allererstes zu ihm gesagt hatte:
 

„Sag mal, ist dir das nicht zu blöd immer nur alleine zu reden und nie eine Antwort zu bekommen?“
 

Auf meine leise Frage hatte er mich aus großen, grünen Augen verblüfft angesehen bevor er einen freudigen Laut ausgestoßen hat.
 

„SUPER! Du kannst ja doch reden…!“
 

Starr hatte ich in sein glückliches Gesicht geblickt und mich im Stillen gefragt, warum er sich nur so freute.
 

„Nun sag doch was… Komm schon! Rede mit mir! - Verrat mir deinen Namen, ja?“
 

Bat er mich mit einem kleine Hauch Panik sodass ich den Kopf leicht geneigt hatte:
 

„Warum? Den weißt du doch sicherlich schon?“
 

Ein Kopfschütteln war von ihm gekommen.
 

„Nein. Du hast zwar nicht geredet, aber ich habe extra bei keinem Anderen nachgefragt. Ich will es von dir hören. Wie heißt du?“
 

„Suzuna…“
 

„Suzuna? - Ein schöner Name! Guten Tag Suzuna, ich bin Kyusuke.“
 

„Ich weiß.“
 

„A-Achso… ja…“
 

Verlegen hatte er aufgelacht während ich nun endlich die Frage zu stellen traute, die mir schon seit Monaten auf der Seele lag.
 

„Wieso bleibst du bei mir?“
 

„Wieso?“
 

„Ja! Wieso?“
 

„Na weil…“
 

Neckisch hatte er seine Lippen verzogen, kleine Fältchen ließen seine Nase kräuseln.
 

„Weil du ein Engel bist und Engel dürfen nun mal nicht so traurig aussehen wie du.“
 

Aus weit aufgerissenen Augen hatte ich ihn angesehen.

Ich sollte ein Engel sein?

Ein Engel… ICH?!
 

„Ich bin kein Engel…“
 

„Aber du hast so schönes goldenes Haar.“
 

Er mochte meine Haare?

War wegen meinen Haaren bei mir geblieben?

Mit leerer Mimik hatte ich auf eine herabhänge Locke gesehen.

Ich hatte meine außergewöhnliche Haarfarbe damals mehr als alles andere verabscheut.

Die anderen Kinder im Waisenhaus hänselten mich deswegen oder mieden mich gänzlich.

Ich war keine ganze Japanerin, in diesem Land überwogen die dunklen Haarfarben und für mich war da kein Platz.

Kein Platz für Freunde…
 

„Meine Haare sind hässlich.“
 

„Das stimmt nicht! Sie sind wunderschön… und wenn dich diese Idioten das nächste mal ärgern, verprügele ich sie mit meinem Holzschwert!“
 

Darauf hatte ich einfach lächeln müssen.

Es war das erste ehrliche Lächeln, seit dem Tod meiner Eltern gewesen.

Dieses Lächeln würde ich nie vergessen.
 

„Vielen Dank, Kyusuke.“
 

zu danken. - Weißt du was? Ich nenn dich ab heute einfach ,Suzu‘?“
 

„Wie du meinst…“
 

Ein fröhliches Lachen war meiner Kehle entstiegen.
 

„Wie du meinst… Kyu.“
 

****************************************************************

[1] Bakayaro = japanisch für ,Idiot‘ oder ,Blödmann‘.
 

Ja, ich weiß *augenverdreh*

Es ist nicht grad der riesige Knüller und auch nicht grad viel aber…

In der Kürze, liegt die Würze ^^
 

Freude über eure Kommis ist immer vorhanden also, nicht vergessen *droh*

Flashback Teil 2

Hier ist nun der zweite Teil.

Bin heute immer noch nicht sehr gesprächig, es war eine lange Nacht gestern…

Lest einfach… und viel Spaß.
 

Kapitel 22: Flashback Teil 2
 

Das alles lag noch gar nicht solange zurück - 18 Jahre - trotzdem kam es mir wie eine Ewigkeit vor.

Die ganzen unbeschwerten Kindertage spielten sich in meinem Kopf, wie ein längst abgelaufener Film, ab.

Und ich saß als x-beliebige Zuschauerin in der 1. Reihe und sah dem jungen Mädchen dabei zu, wie es seinen Weg zum Erwachsen werden bestritt.

Ich kannte das Mädchen nicht.

Hatte nichts mit dem unbeschwerten Sonnenschein zu tun.

Nur dunkel… In einer anderen Zeit, einer anderen Welt konnte ich mich erinnern.

Dieses Mädchen war ich gewesen.

In einem anderen Leben.

Dieses Mädchen war tot… schon lange verloren.

Ich hatte es damals selbst zu Grabe getragen.

Damals an meinem 15. Geburtstag.

Am 11. Juli in einer lauen Vollmondnacht.
 

„Wer bist du?“

„Bis vor 1. Sekunde ein Fremder für dich. Ab diesem Augenblick dein zukünftiger Partner.“
 

Damals war ich ihm zum allerersten Mal begegnet.

Tora… - Meinem Partner.
 

„Die Zeit ist gekommen, Suzuna Mihikoru.“

„D-Du kennst meinen Namen?“

„Sicherlich.“

„Wer bist du?“

„Dein Partner.“

„W-Wie… Ich verstehe nicht.“

„Bald wirst du verstehen. - Ich bin ein Auftragskiller.“

„Haha! Guter Scherz.“

„Ich scherze nicht.“

„…“

„Es ist wichtig, dass du mir zuhörst.“

„D-Du meinst das ernst, nicht wahr?“

„Das sagte ich doch schon.“

„Was willst du hier… von mir??“

„Dich holen. Du sollst mich auf einem meiner Aufträge begleiten. Ab heute bist du meine Partnerin.“

„Deine Partnerin?“

„Ja.“

„Und was muss ich tun?“

„Töten.“

„Tö- SPINNST DU? NIEMALS!!“
 

Niemals…

Plötzlich stand er des Nachts mitten in meinem Zimmer. Die hellblauen Vorhänge des offenen Balkonfensters flatterten rhythmisch um Wind während ich ihn von meinem Schreibtisch aus fassungslos ansah.
 

„VERSCHWINDE!“

„Willst du das wirklich?“

„Was soll das heißen? - Natürlich will ich das! Mach jemand anderen zu deiner Partnerin aber halt mich da raus!!“

„Willst du es denn nicht wissen?“

„Was? Was willst du wissen?“

„Was damals geschehen ist.“

„Ich… Ich verstehe nicht.“

„Ich kannte deine Eltern…“
 

An meinem 15. Geburtstag wurde das Geheimnis um meine Eltern gelüftet…
 

Das Ehepaar Yakamura adoptierte mich im Spätherbst, nach meinem 7. Geburtstag. Die Yakamuras und die Fumas waren enge Freunde gewesen und so war es ein großes Glück - vielleicht auch Schicksal - für mich und Kyusuke das wir nach unserer Adoption in das gleiche Stadtviertel zogen und immer noch Kontakt hatten.

Wir wuchsen zusammen auf, sahen uns jeden Tag und ab unserer angefangenen Mittelschulzeit begannen unsere Adoptiveltern schon mal Zeitweilen unsere zukünftige Hochzeit zu planen.

Ich hatte viel von Kyusuke gelernt. Abgesehen von der unglaublichen Lebensfreude und dem unerschöpflichen Enthusiasmus den er versprühte, gab er mir eine gehörige Portion Selbstvertrauen mit auf den Weg.

So wurde aus dem schweigsamen jungen Mädchen, dass immer einsam und alleine unter einem Baum gesessen und vor sich hingeträumt hatte, eine angehende junge Frau die sich in der Aikido-Gruppe ihrer Mittelschule als Mannschaftsführerin aufstufte und bald auch zur Schulsprecherin gewählt wurde.

Kyusuke war immer und überall an meiner Seite.

Er nahm nie die interessierten Blicke der anderen Mädchen wahr, wenn er vor dem Schultor auf mich wartete da unsere Kurse meist versetzt Schluss hatten.

Er beachtete die vielen Valentinskarten nicht, die jeden 14. Februar sein Fach in der Eingangshalle der Schule überhäuften.

Er war ein guter Kumpel für seine Mitschüler. Ein verlässlicher Partner wenn es um Gruppenarbeiten galt. Eine hilfreiche Stelle an die man sich wenden konnte, wenn man den Putzdienst nicht übernehmen konnte, doch vor allem war er eins: MEIN KUMPEL.

Doch seit dem 2. Jahr in der Mitteschule änderte sich alles für mich.

Eines Morgens - ein x-beliebiger Tag - kam ich aus dem Haus meiner Adoptiveltern und da stand er. Wie jeden Morgen lässig lehnend gegen der Mauer neben unserer Eingangstür und wie immer sein Kendo-Schwert unter dem Arm.

Sein neckisches Lächeln war mir vertraut und seine grünen Augen die mich freundlich anstrahlten auch aber in diesem Moment hüpfte mein Herz einige Zentimeter höher.

Als er zu sprechen begann und mir einen Guten Morgen wünschte spürte ich, dass seine Anwesenheit anders auf mich wirkte.

Ganz anders…

Die letzten Monate vorher war er - wie jeder angehende junge Mann - im Stimmbruch gewesen und hatte mit seiner Tonlage reichlich Schwierigkeiten gehabt. An manchen Tagen war es so schlimm gewesen, dass er gepiepst hatte wie ein Mäuschen. Ab und an hatte er auch die Konsonanten nicht mehr richtig herausgebraucht, wofür ich ihn aufgezogen hatte und einfach nur kichern musste.

Doch an diesem Morgen sprach er wieder normal.

Und seine Stimme war auf einmal so reif… so freundlich und so unglaublich schön.

Mir verursachte es eine sachte Gänsehaut.

Ich versuchte die aufkeimenden Gefühle in seiner Gegenwart zu unterdrücken, da ich nicht wollte, dass er mich wie eine dieser schrecklich lauten Mädchen behandelte, die ihm in Scharen hinterherliefen da er der unangefochtene Champion unserer Kendo-Mannschaft war.

Doch wann immer er mich fragte, ob wir zusammen nach hause gehen würden oder ob ich nach der Schule noch ein Eis essen gehen wollte, kam es mir vor wie eine Einladung. Meine erste Verabredung und nicht wie ein kurzes Treffen unter Freunden.

Wenn Andere uns sahen, waren wir immer noch gute Kumpel.

So war es schließlich schon immer gewesen.

Doch in meinem Herzen war er ab diesem Moment meine erste große Liebe.
 

Im Gegensatz zu meinem Kumpel hang ich nicht mit Leib und Seele an meinen Adoptiveltern.

Die Yakamuras waren freundliche, warme Menschen die mir ein zu Hause gaben und dafür war ich sehr dankbar.

Ich versuchte mich - so gut wie es eben ging - an ihre Regeln zu halten und sie nicht zu enttäuschen.

Ich arbeitete fleißig für die Schule und gab mir all erdenkliche Mühe eine gute Tochter für die beiden zu sein.

Ich hatte sie gern, sehr gerne sogar… doch in all den Jahren gingen mir meine wirklichen Eltern nie aus dem Kopf.

Und in der Nacht meines 15. Geburtstags war es dann soweit.

In dieser Nacht änderte sich alles…
 

„D-Du kanntest meine Eltern? WOHER?!“

„Komm mit mir.“

„Warum sollte ich?“

„Komm mit mir… und dann wirst du alles erfahren.“
 

Ich ging mit ihm mit.

Ich folgte ihm.

Ab diesem Moment war ich einer von Ihnen.
 

Eine geheime Untergrundorganisation aus ausgebildeten Killer die auf jeden Befehl ihres Bosses handelte.

Das hörte sich nach einem ziemlich gruseligen Hollywood-Block-Buster an.

Es war gruselig aber ein Film war es nicht.

Dazu war es zu real.

Die Panik der Opfer zu greifbar.

Das Blut zu rot… zu lebendig.
 

Meine Eltern waren nicht bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Diese Geschichte war die reinste Vertuschung gewesen.

Es gab kein Auto. Es gab keine regennasse Straße und kein entgegenkommender Lastwagen.

Es gab nur sie… die Organisation.
 

„M-Meine Eltern waren Auftragskiller?“

„Korrekt.“

„Ich glaube dir kein Wort!“

„Dein Vater hieß Enzo Mihikoru, deine Mutter Maika. Ihr wirklicher Mädchenname lautete Elena, sie war Engländerin die aufgrund ihres strengen Elternhauses ihr Studium im fernen Osten absolvierte. Während dieser Zeit lernte sie deinen Vater kennen und die beiden heirateten wenige Monate später. Daher hast du auch diese außergewöhnliche Haarfarbe und deine verblüffend blauen Augen.“

„W-Wer bist du?“

„Ich bin ein Freund deines Vaters… war ein Freund deines Partner. - Er war mein Partner.“
 

Ich erfuhr von einer Sekunde auf die nächste, dass meine Eltern Auftragskiller gewesen waren.

Sie hatten ein Zweitleben, ein verdecktes Leben im Untergrund geführt. Waren in der Nacht aktiv gewesen und hatten die bestmöglichsten Ränge der Killer angenommen.

Und dann - eines Nachts - waren sie während eines Auftrages getötet worden.

Sie waren einfach so verschwunden, ihre Leichen hatte man nie gefunden.
 

„Was hat das Ganze mit mir zu tun?“

„Willst du dich nicht rächen?“

„Rächen? Wofür?!“

„Für die Ermordung deiner Eltern.“

„Hör zu: Ich habe damit nichts zu tun, verstanden? Ich bin Suzuna Yakamura. Suzuna Mihikoru ist seit ihrem 7. Lebensjahr tot.“

„Du willst es also nicht wissen?“

„Was wissen?“

„Wer es war. Wer deine Eltern umgebracht hat und wieso.“

„Doch… Nein! Selbst wenn, ich kann Niemanden töten.“

„Doch, das kannst du.“

„Woher weiß du das?“

„Es steckt dir im Blut…“
 

In meinen Adern floss das Blut meiner Eltern. Der Lebenssaft zweier Menschen die ihr halbes Leben damit verbrachten auf Anweisungen zu morden.

Vielleicht war es der Schock, vielleicht aber auch die Hoffnung oder die unbändige Ruhelosigkeit etwas über meine Eltern zu erfahren, vielleicht lag es auch einfach nur daran, das Tora Recht hatte.

Es lag mir im Blut. - Ich war eine Killerin. Eine Killerin durch und durch.
 

Mein 15. Lebensjahr war nicht nur entscheidender Wendepunkt für mein bisher behütetes und vor allem normales Leben sondern auch der Zeitpunkt meines ersten Mordfalls.

Ich war damals mit Kyusuke zufällig in der Nähe einer Spielhalle vorbeigekommen als Inspektor Todai damit beschäftigt gewesen war einen Raubmord aufzuklären.

Damals hatte ich die Männer de Kripo-Tokyo das erste mal kennen gelernt und mit Tatkräftiger Unterstützung meines Kumpels den Fall gelöst.

Danach stattete ich dem Polizeipräsidium immer mehr Besuche ab, freundete mich mit Madoka und Kuroba an um an vielen Fällen wie möglich beteiligt zu sein.

Es war wichtig für mich zu wissen, wie sich das ganze Verfahren bei der Polizei abspielte.

Was musste ich beachten, durfte ich nicht tun, sollte ich vermeiden damit die zuständigen Beamten so wenig Spuren wie möglich an den Tatorten fanden??

Nach einigen erfolgreich gelösten Fällen wurde ich so etwas wie das kindliche Anhängsel von Todai, dass sich jedoch frecherweise immer wieder selbstständig machte.

Bald geschah es immer häufiger, dass mir irgendwelche Leichen vor die Füße fielen oder ich in ein Verbrechen stolperte sodass ich langsam aber sicher verstand, wovon Tora geredet hatte.

Ich hatte es tatsächlich im Blut.

Der Tod folgte mir auf Schritt und Tritt und ich konnte ihn nicht abschütteln.
 

Jedoch schlug diese Begebenheit eine große Schneise in mein bisher friedvolles Leben.

Den Yakamuras konnten meine nächtlichen Ausflüge nicht geheim bleiben und so geschah es, dass es immer mehr zwischen meinem Adoptivvater und mir zu Reibereien kam.

Seiner Meinung nach, gehörte es sich nicht für ein anständiges Mädchen den Beruf der Polizisten zu erlernen.

Meine Begeisterung für all erdenklichen Leicheninformationen und Giftanalytiken war ihm praktisch unheimlich.

Ich fühlte mich missverstanden, obwohl ich ihn gleichermaßen nachvollziehen konnte und ich verstand, dass mein altes Leben abermals vorbei war.

Suzuna Yakamura war abermals gestorben und Suzuna Mihikoru musste ihren Platz wieder einnehmen.

Ich trat das Erbe meiner getöteten Eltern an und verließ nach meinem 18. Geburtstag das Haus meiner Adoptiveltern um mich selbst zu verwirklichen.

Wenn ich schon des Nachts wie der leibhaftige Sensenmann Menschen abmetzeln musste, wollte ich wenigstens in den hellen Stunden für Ordnung sorgen.

Wenn ich es schaffen würde - durch eine eigene Detektei - gefährdete Personen zu retten oder gar Morde aufzuklären und so für Gerechtigkeit zu sorgen, wäre dann meine Schuld das Nachts gesühnt?

Was musste man tun, um so viele Leben wie ich sie ausgelöscht hatte nicht mehr auf dem Gewissen zu haben.

Was…??
 

Zu den Yakamuras brach ich jeglichen Kontakt ab.

Ich verkraulte die beiden regelrecht da ich nicht wollte, dass sie in die Schusslinie gerieten.

Dabei tat es mir im Herzen weh ausgerechnet die Menschen zu verstoßen die mir so eine glückliche und unbeschwerte Kinderzeit ermöglicht hatten.

Ich zog in mein jetziges Apartment und setzte auch einige Zeit alles daran um den Kontakt mit Kyusuke abzubrechen aber mein dickköpfiger Kumpel wollte sich einfach nicht vertreiben lassen.

Immer rief er vehement an oder kam überraschenderweise vorbei und eines Tages stand er vor der Tür meines gerade gekauften Büros in Shinjuku und bot mir eine Partnerschaft an.

Warum ich einwilligte, weiß ich bis heute nicht.

Vielleicht war es das Gefühl nun nicht mehr gänzlich alleine zu sein.

Ich dankte im Stillem jeden guten Geist dem ich es zu verdanken hatte, dass er bei mir war.

Trotzdem durfte er nie erfahren was ich tat.

Wer ich war…
 

Ich tötete nicht aus Lust.

Ich tötete nicht aus Trauer.

Ich tötete nicht aus Hass.

Ich tötete nicht einmal aus Rache.

Ich tötete, weil ich eines Tages wissen wollte warum.

Warum?

Was hatten meine Eltern sich da angetan?

Was hatten sie MIR angetan?

Warum waren sie Killer geworden?

Warum bloß??
 

****************************************************************
 

So ein beschissenes Kapitel! - Ich find es beschissen!

Und ihr? *schon hinstell damit ihr mich mit faulen Eiern und Tomaten bewerfen könnt*

Rules

Nach einer kleinen Verschnaufpause melde ich mich mal wieder zu Wort und hoffe, dass dieses Kappi ein guter Ausgleich für meine kurzzeitige Abwesenheit war.

Viel Spaß beim lesen, meine Lieben! ^^
 

Kapitel 23: Rules
 

Ich wusste nicht wo meine Beine mich hintrugen. Das einzige was ich spürte, war der stetige Schmerz in meiner rechten Seite doch unbeirrbar machte ich einen großen Schritt vor den anderen: Rannte, hetzte regelrecht durch die nächtlichen Straßen sodass ich nach einigen Minuten nur noch den rasselnden Atem wahrnahm, der aus meiner Kehle piff. - Zusammen mit dem erhöhten wummern meines Herzens.

Solange hatte ich mich nicht mehr zurückerinnert.

Ich gab mich nie diesen Erinnerungen hin, niemals…

Es tat mir zu sehr weh.

Es erinnerte mich daran, wie frei ich damals doch gewesen war.

Es erinnerte mich daran, wie sich mit einem Male die dünnen Fesseln des Schicksals um mich gewickelt hatten.

Hauchdünne Fäden, die jedoch so scharf waren wie Rasierklingen.

Kaum versuchte ich mich einen Millimeter aus dessen Fängen zu befreien zog ich mir eine tiefe Wunde in die Haut zu; mein Blut floss in Strömen, zusammen mit meinen Tränen.

Das hatte ich doch nicht gewollt… Nicht so!

Ich wollte doch nur endlich wissen ,Warum?’

Warum bloß?

Warum - um Himmels Willen - hatten meine Eltern das getan?

Dabei wusste ich längst, dass ich viel zu tief in die Organisation eingedrungen war um sie jemals wieder zu verlassen.

Es gab Regeln…

Regeln die selbst eine Killerin wie ich befolgen musste.

Und diese Richtlinien verliefen genauso wie der übrige Teil meines Doppellebens: Erbarmungslos und ohne Gnade.
 

Auf einmal stand ich auf dem abgegrenzten Dach unseres Haupttreffpunktes und wusste in den ersten Minuten nicht, warum ich hierher gerannt war.

Mein vernebelter Geist hatte mich wohl ganz automatisch an diesen Ort getragen.

An den Treffpunkt, der in meiner Gedächtnisstadtkarte mit der Zahl 1 versehen war.

Die Textnachrichten, die mir mein Partner bei jedem neu anstehenden Auftrag zuschickte, waren ganz simple zu entschlüsseln. - Wenn man die aufgereihte Zahlenreihe der verschiedenen Treffpunkte der Metropole im Kopf hatte.

Tora hatte mir die Karte gleich nach unserer ersten Begegnung überreicht.
 

„Präg sie dir gut ein.“
 

Hatte ich seine ruhige Stimme von damals noch im Kopf.
 

„Ich werde dir bei jedem neuen Auftrag eine Nachricht zukommen lassen. Darin wird mein Deckname stehen und eine beliebige Ziffer. Diese Ziffer musst du dann den jeweiligen Treffpunkt zuordnen. Verstanden?“
 

Ich konnte mich noch gut an mein langsames Nicken erinnern bevor ich mir die Karte genauesten angesehen hatte.
 

Ach du je! - Das sind ja 128 Treffpunkte, so viele?“
 

„Sicherlich und du wirst sie dir in den nächsten drei Tagen alle einprägen.“
 

„D-Das schaff ich nie.“
 

„Natürlich schaffst du das. Du bist nun eine von uns, also leg etwas mehr Selbstvertrauen an den Tag, verstanden kurio neko?“
 

„Ja… ist gut. - Warum hast du mich gerade eben SO genannt?“
 

„Wie ,SO‘?“
 

„Na, kurio neko.“
 

„Das ist dein Deckname.“
 

„M-Mein Deckname? Ich hab jetzt auch einen, so schnell? Und warum eigentlich ,kurio neko‘?“
 

„Ich finde, dass er zu dir passt also… Warum nicht?“
 

Er hatte mir damals meinen Namen gegeben, den ich bis heute im Geiste bei mir trug, genauso wie die auswendig gelernte Stadtkarte von Tokyo.

Allerdings hatte er mir nie verraten, warum er mich ausgerechnet mit einer Katze verglichen hatte.

Zwar hatte er schon das ein oder andere mal meine Wendigkeit und mein schnelles Reaktionsvermögen bewundert aber dieses Lob war monatelang später gekommen… Den Decknamen jedoch hatte ich gleich erhalten.

Mit langsam Schritten überquerte ich das große Dach bis ich an dem hohen Maschendrahtzaun ankam und meinen linken Arm erhob um dessen Finger durch die Gitter zu klemmen.

Seufzend lehnte ich meine Stirn gegen das leicht zurückfedernde Material und fragte mich, wo ich nun hinsollte.

Warum musste dieses Fiasko ausgerechnet jetzt passieren?

Einen ungünstigen Zeitpunkt hätte es gar nicht geben können.

Die ganzen Jahre hatte ich mir eingeredet, dass Kyusuke nichts weiter als loyale Freundschaft für mich empfand doch diese Lüge konnte ich nach den zurückliegenden Ereignissen unmöglich aufrecht erhalten.

Genauso wenig konnte ich seine Zuneigung erwidern auch, wenn ich das zu gerne getan hätte.

Abermals war ich versunken in meinen Gedanken, jedoch nicht so versunken als das ich die gleichmäßigen Schritte nicht hätte hören können die sich meinem Standpunkt näherten.

Ich bewegte mich nicht, drehte mich nicht einmal um; ich wusste genau welche Person hinter mir stand.

Ein weiterer tiefer Seufzer verließ meine Kehle bevor ich ermattet meine Lider schloss.

„Du scheinst begabt darin zu sein, mich immer und überall zu finden, Tora.“

„Das hat nichts mit Begabung zu tun. Die graue Katze gegenüber meiner Wohnung hat mir geflüstert, dass du alleine unterwegs bist, neko.“ Drang nun sofort die vertraute Stimme meines Partners zurück sodass ich mich nun doch langsam umdrehte und mit leicht offenen Augen gegen den Zaun - hinter mir -lehnte.

„Du hattest seine Wohnung die ganze Zeit im Blick, nicht wahr?“

Er hatte mich beoachtet… ich hatte es gespürt.

„Wenn du es längst weißt, wieso fragst du dann noch? Du kennst schließlich die Regeln.“

Ja, ich kannte die Regeln. - Ich kannte diese verfluchten Regeln zu gut.

„Ich weiß nicht, was ich tun soll, Tora.“ Flüsterte ich mit brüchiger Stimme zurück, sodass der hoch gewachsene Schwarzhaarige einen tiefen Zug von seiner gerade angezündeten Zigarette nahm.

„Doch, das weißt du.“ Gab er in seiner dunklen Stimme zurück während sein ausgestoßener Rauch wie Nebel in die warme Nachtluft stieg.

„Du weißt genau, was deine Pflicht ist. Was du tun musst… - Du hast nur viel zu viel Angst es zu tun.“

Darauf schwieg ich sodass die Geräusche Tokyos uns umhüllten.

„Weiß ich das…?“ Wisperte ich nun ganz leise zurück obwohl sich das vertraute drückende Gefühl in meinem Magen wieder ankündigte.

„Natürlich weißt du es.“ Tora sah mich nicht an da er wusste, das ich wusste, worauf er anspielte.

Stumm senkte ich den Blick gen Boden.

*Ich will ihn beschützen… und wenn ich dich beschützen will, dann…*

„Du willst ihn beschützen.“ Erklang mit einem Male die Stimme meines langjährigen Partners als hätte er meine Gedanken gelesen.

„Du willst ihn um jeden Preis beschützen, nicht war kurio neko?“

„Ja.“

„Um ihn zu beschützen darf er so wenig von deiner zweiten Identität und der damit verbundenen Organisation wissen. Er muss aus allem herausgehalten werden und darf nicht mal den kleinsten Verdacht schöpfen.“

„Und wie soll ich das anstellen?“

„Das weißt du.“

Tora…

„Du weißt es!“ Mit einer geschmeidigen Bewegung erhob er sich und ließ seinen fertig gerauchten Zigarettenstummel auf die Erde fallen.

„Du weißt genau, was du zu tun hast.“ Seine grauen Augen bedachten mich starr und eindringlich.

„Brich ihm das Herz, neko. Bevor die Organisation ihm das Genick bricht.“

Bewegungslos und ohne Emotion gab ich seinen Blickkontakt zurück bevor sich ein süßliches Lächeln auf meinen Lippen breit machte.

„Hey Tora!“

Die rechte Braue meines Gesprächspartners stieg in die Höhe; ein Zeichen das er mir zuhörte.

„Hast du eigentlich ein Privatleben?“

Nun breitete sich das gleiche Lippenverziehen wie bei mir auf seiner Mimik aus.

„Willst du mich veralbern, neko? So einen Luxus kann ich mir nicht erlauben.“

Mit diesen Worten drehte er sich auf dem Absatz herum und verschwand lautlos wie Nebel in der Nacht.

Mit starrem Blick sah ich ihm noch immer nach, während der aufkommende Nachtwind an meinen blonden Haaren zerrte.
 

Es gab Regeln.

Gesetze die sogar eine Killerin wie ich befolgen musste:
 

1. Zeige nie Reue, Gefühle oder Angst während du einen Auftrag ausführst.
 

2. Schaue deinem Opfer niemals in die Augen. Seine Hoffnunglosigkeit wird dich schwach machen.
 

3. Lass dich nie erwischen und hinterlasse keine deutlichen Spuren.
 

4. Verrate Niemanden etwas über deine geheime Identität. Nicht der kleinste Teil an Information darf in fremde Hände geraten.
 

5. Solltest du Regel eins, zwei, drei und vier nicht beachten töte dich! - Bring dich um, bevor es die Organisation tut.

****************************************************************

Ein kleines aber feines Kapitel und ich hoffe, es hat euch gefallen.

I will hurt you...

So, nach einer weiteren kleinen Atempause geht es nun weiter.

Vielleicht kann der eine oder andere unter euch schon ahnen welche weiteren Geschichtenabläufe nun kommen.

Auf alle Fälle ist dies nicht gerade mein Lieblingskappi vor allem, da ich meiner eigentlichem Lieblings-Chara schlimmes antun muss *schnief*

Aber… es geht nun mal nicht anders. - Wie schon gesagt, hab ich mich für den weiteren Handlungsverlauf schon festgelegt und wenn ich mich an dieses Schema halten will, muss ich da jetzt durch.

Also, los…! *mit zittrigen Fingern anfang zu schreiben*
 

Kapitel 25: I will hurt you…
 

Toras belehrende Worte geisterten mir den gesamten Rückweg im Kopf herum.
 

„Brich ihm das Herz, neko. Bevor die Organisation ihm das Genick bricht.“
 

Ich konnte das immer wiederkehrende Echo nicht abstellen und irgendwann hatte ich das Gefühl, dass dieser eine Satz mein ganzes Denken von nun an beherrschen würde.

Diese ganze Sache war dermaßen konträr das es schon fast zum lachen war.

Aus meinem Drang heraus, meinen besten Kumpel und gleichzeitig heimliche Liebe zu beschützen musste ich - in meinem Handeln und meinen Taten - genau das Gegenteil davon tun.

Ich musste ihn verletzen.
 

„Brich ihm das Herz, neko...“
 

Und wenn ich es nicht tat? - Wenn ich diesen ganzen Abend und das Geschehene darin totschwieg und einfach so tat als wäre nichts gewesen? Was würde dann geschehen?

Würde alles so sein wie vorher?

Uhrplötzlich hatte der Wind seine Richtung gedreht und keiner konnte ihn mehr aufhalten.

Der Unheil verkündende Orkan kam immer näher und ich hatte noch die letzte Möglichkeit Kyusuke von meiner Seite zu schubsen bevor der todbringende Strudel auch ihn verschlang.

Ich wollte sicherlich nicht, dass er mich verließ - was er sicherlich tun würde, wenn ich Toras Worte in die Tat umsetzte - aber wenn ich dies nicht tat, würde ich ihn für immer verlieren.

Noch schlimmer: Ich würde ihn auf dem Gewissen haben.

Meine Entscheidung war gefällt ehe ich das vertraute Gartentor seines Hauses erreicht hatte.

Ich musste es hier und jetzt beenden, bevor ich sein Leben ernsthaft gefährdete.

Es durfte keine Aufschiebung mehr geben, erstrecht keine Ausflüchte.

Wohl oder übel musste ich ihn verletzen und mich,… mich mit dazu…
 

Ungewöhnlich laut hallte das dumpfe Geräusch meiner gerade angezogenen Pantoffeln über den Holzboden im Flur den ich erst vor wenigen Sekunden betreten hatte.

Zum Glück lag der Ersatzschlüssel seiner Wohnung immer im selben Versteck bereit und - wie nicht anders zu erwarten - entdeckte ich auch seine bekannten Schuhe im Flur neben dem Garderobenständer.

Kyusuke hatte mir zwar nachgerufen und war mir sicherlich auch einige Meter gefolgt, jedoch hatte er es schnell aufgegeben.

Mein Vorsprung war weit, der Schock auf seiner Seite zuviel gewesen und er wusste so gut wie ich, dass unsere Heimatstadt zu groß war, wenn man keinen Anhaltspunkt hatte wo Jemand hinlief.

So erstaunte es mich keineswegs, dass er auf dem Sofa saß als ich in das matt beleuchtete Wohnzimmer trat, dass nur von der kleinen Sideboardlampe neben dem Fernseher erhellt wurde.

Schweigend lehnte ich mich an den Türrahmen und fixierte meinen besten Freund starr.

Dieser saß - beinahe lässig zurückgelehnt - auf dem Sofa, die Beine weit auseinander und wollte gerade einen Schluck aus einer Getränkedose nehmen als er meine Gestalt in der Diele bemerkte.

Er erwiderte meinen starren Blick und bedachte mich ebenso schweigend, jedoch waren seine sonst so grünen strahlenden Augen seltsam verklärt und irgendwie neblig.

Wenn ich es nun genau betrachtete, sah er auch richtig fertig aus.

Seine gewohnt verstrubbelten Haare machten einen ungewöhnlich verlotterten Eindruck und auch sein weißes Hemd mit den feinen schwarzen Streifen hing ihm sehr schlampig aus der Hose, während die Knöpfe bis zu seiner gut gebauten Brust offen standen. - Ein seltsamer Anblick für mich, da ich ihn immer nur mit korrekt geschlossenen Hemden kannte.

„Spaziergang beendet?“ Erkundigte er sich mit einem Male mit dumpfer Stimme sodass ich mehr reflexartig als erschrocken aufblinzelte.

„Hat ziemlich lange gedauert.“ Unter seinen genuschelten Worten warf ich einen raschen Blick auf die Digitale Anzeige seines Videorekorders und stellte fest, dass es schon weit nach Mitternacht war.

Wann war ich aufgelöst aus dem Haus gerannt? - Schätzungsweise war es wohl gegen 20 Uhr gewesen.

Die Zeit war so schnell vergangen und ich wunderte mich ehrlich gesagt ein bisschen.

War ich über 2 Stunden ziellos durch die Stadt gelaufen bevor ich mit Tora auf dem Dach zusammengestoßen war?

Abermals richtete ich meinen Blick zu meinem - auf dem Sofa sitzenden - Kumpel und meine Pupillen schweifen plötzlich über etwas, dass ich niemals in diesem Haus gesehen hatte.

Eine Sache, die ich im Leben nicht mit ihm verbunden hätte.

„Was ist das?“ Fragte ich nun tonlos und trete an den Wohnzimmertisch heran um eine leere Dose in die Hand zu nehmen.

Bei meinem hereinkommen hatte ich es für Cola oder einen vertrauten Energy-Drink gehalten aber nun, sagte mir die Inschrift darauf etwas anderes.

„Wonach sieht es denn aus, hm?“ Kyusuke sah mich weiterhin starr an:„ Das ist ne‘ Bierdose. Alkohol.. verstehst du?“

Ja, natürlich verstand ich.

Jedoch konnte ich es nicht begreifen.

Kyusuke und Bier.

Das… das war so unglaublich unpassend und dermaßen inakzeptabel.

Vor allem jedoch fremd.

Ich kannte ihn, kannte diesen jungen Mann vor mir besser als jeder andere.

Er trank nicht…

Er rauchte nicht…

Und war schon in jungen Jahren vernünftiger und erwachsener gewesen als alle Jungen in unserer Klasse zusammen.

Er tat nie etwas Verbotenes…

Nie etwas, dass anderen schadete und schon gar nicht, setzte er seine Gesundheit aufs Spiel.

„Ich hab dich noch nie trinken sehen.“ Ich kann nichts dafür, dass in meiner Stimme mehr Frust enthalten ist, als ich gewollt habe.

Er sieht mich einige Sekunden schweigend an bevor sich ein Lächeln auf seinen Lippen breit macht.

Jedoch ist dieses keinesfalls freundlich oder neckend. Nein, es ist spöttisch und versetzt mir einen unangenehmen Stich. Genauso wie seine Worte:

„Bisher hatte ich auch nie einen Grund Alkohol anzurühren, Suzuna.“

Autsch…

Das saß.

Touchée, Kyu!

Eine bittere Flüssigkeit setzt sich in meiner Kehle fest und läuft wie ätzende Salzsäure meine Speiseröhre herunter.

Noch immer sehen wir uns starr in die Augen und langsam kam in meinem Hirn ein irrwitziger Gedanke hoch.

Seine Augen, das Strahlen darin ist verschwunden und er sieht mich genau so an, wie ein verwundetes Tier.

Wie ein geblendeter Wolf vor grellem Scheinwerferlicht.

Ich habe große Mühe damit meine gleichgültige Miene aufrechtzuerhalten.

Am liebsten wäre ich ihm um den Hals gefallen, hätte in diese schreckliche Bierdose aus der Hand geschlagen und ihm versichert, dass ich ihn liebte.

Wenn ich dies jedoch tat, wäre er des Todes… das konnte ich nicht verantworten.

Es war schlimm ihn zu verletzen aber noch schlimmer wäre es zu sehen, wie er durch meine Schuld starb.

„Bitte, tu dir keinen Zwang an.“ Mit leicht zitternder Hand stellte ich die leere Bierdose zurück auf die Tischplatte und sah ihm dabei verächtlich in die Augen.

„Willst du noch tiefer sinken als ohnehin schon? - Das ist armselig!“

„Tz…!“ Er stieß einen undefinierbaren Laut aus und nahm einen tiefen Schluck aus seiner Dose.„ Als ob du wirklich wüsstest was das Wort bedeutet ,armselig‘. - Sieh dich doch an! Du… Du bist armselig! Ganz allein DU… Mit deiner wallenden, langen blonden Mähnen und diesen ätzenden blauen Augen die wie Saphire strahlen… - Armselige Heuchlerin, ja… genau, dass bist du!!“

„Und du bist betrunken.“ Gab ich tonlos zurück und versuchte mir weder meine aufkommende Wut noch meinen leichten Schmerz ansehen zu lassen.

„Ich bin in meinem ganzen Leben noch nie so klar gewesen, wie in diesem Moment.“ Murmelte er nun etwas nuschelnd und gab einen rülpsenden Laut von sich als er aufstoßen musste.

Es lag klar auf der Hand, dass mein Kumpel mehr als eine Dose über sein Gemüt getrunken hatte. Solche Spötteleien hätte er niemals freiwillig und in dieser Wortwahl ausgesprochen, jedoch regte sich in mir der Verdacht, dass er vielleicht in dieser Situation war ehrlicher war als die ganzen letzten Jahre.

Nun war er nicht mehr freundlich, oder zurückhaltend um meine Gefühle nicht zu verletzen, nein…

Diesmal war er selbst verletzt und hatte das gute Recht mit einem angeknacksten Herzen um sich zu schlagen.

Und sein herausgesuchtes Ziel war wohlweislich ich.

„Kyusuke… was willst du eigentlich von mir? Ich hab dir nie großartig Hoffnungen gemacht, verstanden? - Ich hab dich auch sicherlich nicht dazu gezwungen mich nach dem Lied zu küssen.“

„Klar, du warst vollkommen unbeteiligt.“ Er zog das ,vollkommen‘ extrem lang und verdrehte genervt die Augen:„ Ausgerechnet DU als Privatdetektivin, erkennst meine Handlungsweisen und Emotionsmimiken nicht? - Verkauf mich nicht für dumm!“

„Kyusuke… - Wir sind Freunde und das ist mein Ernst.“

„Ach ja? Dann lass dir mal etwas ganz im Ernst sagen: ICH SCHEISS DRAUF! Ich will nicht nur ein Freund für dich sein, ich will DEIN FREUND sein und ich will Dich!!“

„Oh, ganz toll Herr Fuma. Die beste Masche um eine Frau rumzukriegen.“ Entgegnete ich nun ruhig obwohl mein Herz bei seinen Worten sichtlich hoch hüpfte.

Ja, es war nicht gerade romantisch WIE er es sagte, aber DAS er es sagte war viel entscheidender für mich.

„Red nicht so einen Stuss zusammen und hör auf so ruhig zu bleiben… und tu nicht so, als ob du von all dem nichts wüsstest! - Was willst du eigentlich, Suzuna? Willst du, dass ich auf den Knien vor dir rumrutsche oder was soll ich machen, sagen oder tun damit du mir glaubst?!“

„Ich will nur eins: Das alles wieder so wird wie früher.“

„Das geht nicht, ich kann das nicht mehr… ICH LIEBE DICH!“

„Ich dich nicht.“ Beinahe erstickte ich an diesen Worten und war selbst von mir erschrocken wie reflexartig und kühl sie aus meinem Mund kamen.

Er wohl auch, denn sogleich verwandelte sich seine aufgebrachte Maske in eine Mimik voller Emotionslosigkeit.

„D-Das kann nicht sein…“

„Noch mal zum mitschreiben und extra für dein Alkohol ertränktes Kleinhirn, Kyusuke: Ich liebe dich nicht, du bist für mich nur ein Kumpel und ich habe absolut kein Interesse an dir.“

Auf meine ruhigen, ausgewählten Worte sprang er wie von der Tarantel gestochen auf.

„Das glaub ich nicht!“ Zeitgleich mit seinem wütenden Schrei pfefferte er seine halbvolle Bierdose in die nächste Zimmerecke sodass sich der sprudelnde Fusel klebrig und zischelnd in seinen Teppich saugte.

„Sag jetzt bloß nicht, du willst was von Dave?!“

„Das ist nebensächlich. - Ich liebe dich nicht.“

„Willst du was von ihm?“ Seine Stimme schwoll an zu einem drohenden Zischeln:

„Willst du was von Ralston?“

„Selbst, wenn es so wäre…“

„Wenn es… wenn es so wäre…?!“

„Kyusuke…“

„BEANTWORTE MIR MEINE FRAGE: WILLST DU WAS VON DAVE RALSTON ODER NICHT?!“

Einige Sekunden herrschte drückende Stille.

Wie der Killer vor seinem Opfer blickten wir uns in die Augen sodass ich diesen Kontakt nach einigen Sekunden abbrach und mir seufzend an die Stirn fasste.

„Hör zu: Ich hab jetzt keinen Nerv auf solch kindische Spielchen, okay? Wenn du nicht spätestens morgen früh wieder vernünftig wirst sehe ich mich dazu gezwungen andere Maßnahmen zu ergreifen.“

„Ach ja? Welche?!“ Abermals zeichnete sich auf seinen Lippen ein spöttisches Lächeln:„ Willst du mir den Allerwertesten versohlen, Suzuna?“

„Nein, ich widerrufe unseren Vertrag.“

„Welchen Vertrag?“

„Unseren Vertrag über die Detektei. - Wenn du dieses Thema zwischen uns nicht sofort fallen lässt und ein für alle mal vergisst, dann werfe ich dich aus unserer Detektei.“

„D-Das kannst du nicht machen!“

„Und ob. - Ich hab 3 Prozent Stammkapitel mehr in unser Büro gelegt.“

„Suzuna…! Das wagst du nicht!!“

„Wetten wir?“ Emotionslos sah ich ihn an während ich in Wirklichkeit am liebsten heulend zu Boden gesunken wäre.

Nun wusste ich genau, wie ich es anstellen musste.

Ich musste nur die richtigen Fäden ziehen, einige geschickte Handdrehungen anwenden und ich würde ihm sein Herz brechen und ihn gleichzeitig aus meinem Leben verbannen. - Er würde sogar freiwillig gehen und somit konnte ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
 

„Willst du was von Ralston?“

„Selbst, wenn es so wäre…“

„Wenn es… wenn es so wäre…?!“

„Kyusuke…“

„BEANTWORTE MIR MEINE FRAGE: WILLST DU WAS VON DAVE RALSTON ODER NICHT?!“
 

Das erste was ein Mensch außer der auftretenden Liebe noch empfindet, ist Verwirrung.

Dies würde ich mir zunutze machen.

*********************************************************************************
 

Schluss, Aus, Finito!

Ich weiß °-° Gemeiner, Break… aber, ich konnte nicht anders.

Schreib schön fleißig Kommis ^-^

Separation

So es geht weiter… *tief durchatmet*

Im Moment muss ich sagen, dass ich nicht weiß, wer mehr leidet: Suzuna & Kyusuke oder ich als Autorin.

Eigentlich müsste das ja gar nicht sein, immerhin hab ich mir diesen schrecklichen Handlungsverlauf ausgedacht. - Was mich wohl damals geritten hat? oO

Na ja… Da gibt‘s nur eins: Augen zu und durch …

*abermals zittrig anfang zu schreiben*
 

Ich wünsche euch trotzdem viel Spaß bei diesem Kapitel
 

apitel 26: Separation
 

Unsere glücklichen und unbeschwerten Tage als einfache Freunde waren vorbei.

Ich spürte es tief in meinem Inneren, dieser unbändige Schmerz breitete sich in meinem ganzen Körper aus. - Er war so heftig, dass sich alles taub anfühlte; leer und nutzlos.

Eines Tages jedoch, hatte es so kommen müssen. Ich hatte es gewusst, schon immer geahnt und mich - so gut wie es eben ging - darauf vorbereitet.

Doch wenn ich nun darüber nachdachte, war es zu schnell gekommen. Zu abrupt und dermaßen grausam…

Wie sollte mein Leben ohne Kyusuke weitergehen? - Ich hatte ihm nicht nur sein Herz herausgerissen sondern auch meins und kein Mensch konnte ohne Herz überleben.
 

Mit schweren Schritten stieg ich am nächsten Morgen gegen acht Uhr die Treppe seines Hauses hinunter.

Ich war hellwach - noch immer, seit den wenigen Stunden hatte ich kein Auge mehr zugemacht.

Nach unserem Eklat - der auf keiner Seite eine vernünftigen Schlussstrich gebracht hatte - war ich stumm in meinem Zimmer verschwunden während er keine Anstalten unternommen hatte mir zu Folgen.

Wahrscheinlich war er geschockt gewesen und betäubt… Betäubt nicht nur, von diesem Schmerz sondern auch von seinem viel zu hohen Alkoholkonsum.

Er trank ja sonst nichts… und bestimmt war ihm übel und auch schwindelig gewesen auch, wenn er sich dies nicht anmerken lassen hatte.

Meine Vermutung dessen wurde bestätigt als ich in der Küche ankam und Kyusuke dabei zusah wie er seinen gerade aufgebrühten Tee mit zwei zusätzlichen Tabletten herunterspülte.

Höchstwahrscheinlich Aspirin gegen seinen Kater…

„Guten Morgen.“ Sprach ich nun mit ruhiger Stimme und verschaffte mir dadurch seine Aufmerksamkeit.

Kaum merklich, jedoch für mich sichtbar fuhr er zusammen und kniff kurz die Augen zusammen.

Da hatte wohl einer ganz schön Migräne.

Irgendwie amüsierte es mich auch, wenn mir sein Zustand keineswegs zusagte.

Schließlich war ich - im übertragenden Sinne - an seinem Brummschädel Schuld.

„Morgen.“ Ebenso ruhig wie ich antwortete er und bedachte mich aus seinen grünen Augen vollkommen starr.„ Du bist früh auf. Hab ich was verpasst?“

„Nicht wirklich. - Es ist nur so ein wunderschöner Morgen, da konnte ich einfach nicht faul im Bett liegen bleiben.“

Das war reiner Zynismus auch, wenn nichts in meiner Tonlage darauf hinwies.

Ich fühlte mich elend und hätte am liebsten panisch den Rückzug angetreten aber wenn ich dies tat, würde er wissen das ich log.

Das meine Gefühle und Emotionen ihm gegenüber doch anders waren.

Doch ich musste mich Gleichgültig und Kalt geben damit er meine Botschaft auch richtig verstand.

„Ach ja? Ich glaub kein Wort von dem was du sagst.“

Seine leicht wütende Antwort brachte mich kurz aus dem Takt, bevor ich ein süßliches Lächeln aufsetzte.

„Ich bezweifle stark, dass du irgendetwas richtig einschätzen kannst. - Mit deinem benebelten Schädel.“

Offenbar hatte er die leichte Enttäuschung in meiner Stimme vernommen, denn in seine Augen trat ein reuiges Glimmen.

„Ich war gestern Abend so verwirrt und durcheinander… und irgendwie hab ich keine andere Wahl gesehen als diese ganzen Gedanken durch Alkohol auszublenden. Es tut mir Leid.“

„Wieso entschuldigst du dich bei mir? Das ist lächerlich! - Du bist ein freier Mann und kannst trinken soviel du willst.“

Auf meine gespielt phlegmatische Aussage wurden seine Gesichtsmimiken ganz starr.

„Lass uns noch einmal in Ruhe reden… Ja, Suzu?“

„Was soll das bringen? - Ich wage zu sagen, dass sich jeder von uns beiden vor wenigen Stunden ausreichend alles von der Seele geredet hat. Du kennst meinen Standpunkt, ich kenne deinen. Falls du dich nicht mehr daran erinnerst: Ich hab dir auch meinen Vorschlag eines Waffenstillstandes angeboten. - Nimmst du an?“

„Warum sagst du so was?“ Seine gerade noch gefasste Tonlage sackte gefährlich ab:„ Wie kannst du nur so desinteressiert damit umgehen? Bedeutet dir unsere Beziehung denn gar nichts?“

„Wir haben keine Beziehung und wenn, dann nur eine auf freundschaftlicher Basis.“

„Suzu…“

„Nein! Hör auf damit und zwar SOFORT… - Entweder wir vergessen diesen ganzen Quatsch angefangen seit gestern Nachmittag oder unsere Wege trennen sich.“

„Das kannst du doch nicht einfach so entscheiden.“

„Hatten wir diesen Standpunkt nicht schon gestern? - Ich kann… und ich werde, wenn du mir keine andere Wahl lässt.“

Stumm sahen wir uns in die Augen.

Ich mit festen und kalten Saphiren während er mich ein weiteres mal aus seinen warmen Opalen verletzt ansah.

„Ich kann das nicht vergessen. Ich kann es nicht…“ Flüsterte er nun mit brüchiger Tonlage sodass mein Herz ein weiteres Mal qualvoll aufschrie.

Ich wollte ihn nicht so sehen…

Ich wollte ihn nicht verletzen…

„Suzuna… Suzu, bitte! Bitte gib uns doch eine Chance. - Ich werde dich glücklich machen, ich verspreche es dir. Das kann doch nicht schon alles gewesen sein… nach all den vielen Jahren. Du bedeutest mir so unendlich viel. Wenn du mich wirklich nicht liebst ist das okay, dann lass mich dir zeigen wie sehr ich dich liebe. Lass mich an deiner Seite sein, ich will bei dir sein… Bitte…“

Es tat weh… es zerriss mich innerlich.

Wenn ich gewusst hätte, dass es so wehtun würde hätte ich ihn niemals so lange in meinem Leben gelassen.

Es war Zeit, dass ich ihn freiließ.

Er würde sich schon wieder fangen, seine Wunden würden heilen. Langsam, jedoch würden sie verschwinden. Er würde eine neue Frau kennen lernen, die ihn liebte, die ihn liebte und glücklich machen konnte.

Mit ihr könnte er dann hier in diesem Haus leben, sie würden Kinder haben und an mich würde er sich schon nach wenigen Monaten nicht mehr erinnern.

Das war nur ein Alptraum… ich war sein schlimmster Alptraum und es wurde Zeit, dass er aufwachte.

Er sollte wieder anfangen zu leben, es war schon schlimm genug dass ich niemals wieder frei sein würde.

„Ist das dein Ernst?“

„Ja! Ja… verflucht! Ich liebe dich!!“

Seine Stimme voller Entschlossenheit und Kampfgeist war der größte Segen für mich. - Er hatte mich 17 Jahre lang beschützt, nun war es Zeit dass ich begann auf meinen eigenen Füßen zu stehen.

Er hatte mich die ganze Zeit an der Hand gehalten, nun konnte er loslassen…

„Gut…“ Ein letztes Mal sah ich ihn an bevor ich mich teilnahmslos abwandte und aus der Küche lief:„ Dann… Lebwohl.“

„Leb- WAS?! Suzu…!“ Mit aufgebrachter Mimik hechtete er mir nach als ich schon vor der Haustür stand und in meine hingelegten Schuhe schlüpfte.

Auch stand schon mein wieder gepackter Koffer neben mir.

Ich hatte geahnt das er so etwas sagen würde…

Hatte gewusst das er mich nicht gehen ließ…

„Was soll das heißen ,Lebwohl‘ ? Was passiert jetzt? Warum hast du gepackt… Willst einfach so gehen?“

„Lebwohl heißt, Lebewohl. Ich werde den Vertrag zwischen uns kündigen und will das du bis Mitte nächster Woche deine Sachen aus der Detektei holst. Außerdem bleibe ich nicht länger hier, ich gehe zurück in meine Wohnung.“ Beantwortete ich nun all seine Fragen vollkommen emotionslos während ich nach Kero rief, der kurz danach miauend um die Ecke sprang.

„In deine Wohnung? - Du hast kein Wasser!“

„Ich werde schon irgendeine Möglichkeit finden.“ Bis jetzt hatte ich immer einen Ausweg gefunden.

„D-Das kannst du nicht machen… nicht einfach so. - Hey!“ Seine Hand schoss vor und donnerte mir unglaublicher Kraft an das Holz der Haustür, sodass ich die gerade aufgedrückte Klinke erschrocken losließ.

Mit so einer Reaktion hatte ich nicht gerechnet, doch sogleich wurde die Überraschung in meinen Augen zu Wut.

Glaubte er denn, dass es für mich leicht war?!

„Du kannst dich nicht einfach sang und klanglos aus meinem Leben verdrücken, Suzu!“ Polterte er mir nun aufgebracht entgegen und drängte mich mit dem Rücken gegen die geschlossene Tür.„ Dasselbe hast du vor 5 Jahren schon mal probiert… Hast du mich damals schon loswerden wollen?!“

„Wenn ich dir jetzt mit ,Ja‘ antworten, lässt du mich dann endlich gehen?“

„Hör auf so ruhig zu bleiben und schau mich nicht so an, als wäre dir das alles egal!! Bedeutete ich dir denn gar nichts…??“

„Jetzt werde nicht schmalzig und nimm deine Hand da weg… Es ist aus, unsere Wege trennen sich. Jede Freundschaft geht mal zu Ende, sieh das nicht so dramatisch.“

Anscheinend trafen ihn meine Worte hart, denn er ließ zitternd seine Hand vom Holz sinken und sah mich so dermaßen fassungslos an, als ob ich ihm ein Messer in den Bauch gerammt hätte.

Vielleicht hatte ich das ja auch…

Schnell packte ich meinen Kater und hob ihn auf meinen Arm, ehe ich mit der anderen Hand die Tür aufmachte.

Gespielt gefasst und langsam griff ich nach meinem Koffer bevor ich mit meinen zwei beladenen Händen das Haus verließ und die Auffahrt nach unten schritt.

Hinter mir hörte ich jedoch noch Kyusuke verzweifelte Stimme:

„Suzu…? Suzu… bitte!“

Ein tiefes Flehen lag in seiner Stimme und mir war klar, dass ich nur mit einer winzigen Aussage alles zerstören konnte.

Ohne mich zu ihm umdrehen sprach ich kalt:„ Ich brauch dich nicht, Fuma. - Verschwinde aus meinem Leben und nenn mich nie wieder ,Suzu‘ ich hab den Namen schon immer gehasst!“

Mit einem endgültigen Knirschen fiel das Gartentor hinter mir ins Schloss…
 

Ich hatte schon immer Angst…

Angst dass ich dich irgendwann kaputt mache…

Das ich dich zerstöre.

Lass mich allein!

Verschwinde von hier!

Lauf vor mir weg!

Lauf weg vor mir… bitte…

Du machst mir Angst.

Ich will dich nicht töten…

Du kannst meine Hand loslassen!

Lass sie endlich los!

Ich hatte schon immer Angst,

ohne dich nicht leben zu können.

Doch nun, ist es besser so.

Wie schlimm war der Schmerz,

den ich dir am Ende zugefügt habe?

Tat es mir genauso weh, wie dir?

Du darfst es mir übel nehmen…

… und mich hassen.

Aber bitte… bitte…

Bitte werde glücklich.

Nimm jemand anderen an deine Hand…

… und lass nie mehr los…

*********************************************************************************
 

*in Tränen aufgelöst vor Laptop sitz*

Uwähhhhhhh!!! *flenn*

Wie traurig… und schnulzig… und schrecklich *ins Taschentuch schnäuz*

Könnt ihr das noch lesen, oder verschwimmt vor euren Augen auch der Bildschirm?? *schniff*

Wenn ihr noch könnt, dann hinterlasst mir ein Kommi ^^‘

Way of no Return

Hallo und herzlich willkommen meine lieben Leser ^^

,Way of no Return’ - Kein Weg zurück.

Ja, der Titel dieses Kappis passt doch sehr gut.

Einerseits zu diesem neuen Kapitel und andererseits zu mir als quälende Autorin.

Ja, ihr habt richtig gehört: Ich quäle mich wirklich durch diese neu geschriebenen Kapitel, denn es gibt nun kein Weg zurück.

Weder für mich, noch für Suzuna oder Kyusuke…

Wie’s aussieht habe ich die Macht

*muhahaha!!*

*hüstel*
 

Dann wollte ich mich ganz herzlich bei allen (wenige Leser aber wenigstens eine treue Gemeinschaft) bedanken.

Für 51 Kommentare (!!)

Leute, ihr seit der Wahnsinn und als Dank dafür werde ich euch den Rest der Geschichte noch mehr quälen *abermals böse lach*

Außerdem möchte ich ein neues Gesicht in der Runde meiner Kommischreiber begrüßen: brashen

Schön mal was von dir zu hören, ich habe mich sehr über deine Meinung gefreut und hoffe, dass ich für jedes Kappi ein kleines Feedback von dir bekomme.
 

Nun ja, ich wünsche euch nun viel Spaß beim lesen.
 

Kapitel 27: Way of no Return
 

Ich kehrte zurück in meine Wohnung und erlaubte mir nicht mal, den kleinen Teil irgendwelcher Emotionen in mir wachzurufen.

Lieber konzentrierte ich mich auf andere Dinge. Den bleibenden Wasserschaden zum Beispiel, der - beim genaueren Betrachten - gar kein Problem darstellte.

Wirklich gekocht hatte ich sowieso nie für mich, in diesen haushaltsüblichen Bereichen fiel das Wasser also schon mal weg, da heute Samstag war konnte ich auch in eine öffentliche Badeeinrichtung gehen um mich noch einmal vor Montag zu säubern. Das einzige wofür ich unter Umständen Wasser gebraucht hätte, wäre zum Kaffee kochen gewesen. Doch wozu gab es solch praktischen kleinen Plastikflaschen wo das abgekochte Koffein-Getränk in kühler Form schon fix und fertig zum Verkauf stand?

Natürlich, es war nicht gerade gesund - was bei meiner Menge an Fertiggerichten und Fastfood auch nichts mehr ausmachte - und auch nicht gerade billig, wenn man von meinem täglichen Kaffee-Konsumabsah aber, es war zu machen.
 

Dauernd versuchte ich mir einzureden, dass nun alles besser für mich laufen würde.

Nun musste ich keiner Menschenseele mehr Rechenschaft darüber ablegen, wo ich das ganze Wochenende gesteckt und warum ich unter der Woche so müde aussah.

Keiner würde mich mehr gleichermaßen empört und auch überrascht anschauen, wenn ich gegen 11 Uhr nachts meine Wohnung verließ unter dem Vorwand noch einmal fix im Supermarkt um die Ecke ein paar Knabbereien zu holen.

Nein, nun würde sich keiner mehr um mich kümmern.

Keiner mehr…
 

Es ist besser so… es ist alles besser so…
 

Wisperte mir eine sanfte Stimme in meinem Unterbewusstsein zu, doch gleichzeitig vergoss mein Herz tausend von blutigen Tränen.
 

Am Montagmorgen stand ich reichlich später auf als sonst und war gerade auf dem Weg ins Bad - die Tür lag gleich gegenüber meines Schlafzimmers - als ich ein ungewöhnliches Knacken hörte.

Abrupt blieb ich stehen und lauschte mit noch müden Augen als ein weiteres Geräusch abermals erklang.

Keine Frage: Irgendjemand war in meiner Küche!

Da ich nicht mit potenziellen Einbrechern rechnete (Was gab es bei mir schon zu holen?) und auch wusste, dass ich meine Wohnungstüre vor dem zu Bett gehen immer noch mal überprüfte trat ich zielstrebig den Weg durch den Flur in meine Küche an.

Es schockierte mich mehr als das es mich wunderte: Ich hatte einen ungebetenen Besuch bekommen. - Um nicht zu sagen SEHR UNGEBETEN…

Kyusuke!

„Was machst du hier?!“ Stieß ich wie aus der Pistole geschossen hervor sodass er etwas überrumpelt von seiner Zeitung aufsah die vor ihm auf dem Tisch lag.

„Ach, guten Morgen. Du hast mich erschrocken, Suzu.“

„I-Ich hab dich erschrocken? Dich?!“ Fassungslos trat ich an meinen Esszimmertisch und konnte mich nun wirklich davon überzeugen, dass er die gesamte Holzplatte mit allen möglichen morgendlichen Speisen beladen hatte.

Reis, eine milde Gemüsesuppe, Teigtaschen und sogar eine große Kanne mit schon gekochtem Kaffee standen bereit.

Neben ihm stand - wie nicht anders zu erwarten war - eine Schale mit frischem Tee.

„Was machst du hier? Und was soll das hier? Wie bist du hier rein gekommen??“

„Das vor dir, nennt sich Frühstück und ich bin mit meinem Schlüssel rein gekommen, den du mir schon vor langer Zeit gegeben hast. Was ich hier tue? - Ich lese und trinke Tee.“

Auf seine ruhigen Antworten auf all meine Fragen starrte ich ihn einige Sekunden perplex an bevor ich zischelnd die Luft ausstieß.

„Was soll das?!“

Hatte ich ihn vorgestern nicht erst aufs übelste verletzt und danach verlassen?

Hatte ich ihn denn nicht geküsst, war aus dem Haus gerannt um erst gegen Mitternacht zurückzukehren und aufgrund von Toras eindringlichen Worten diese folgenschwere Entscheidung zu treffen: Ihn von mir zu stoßen…

Hatte ich das alles nur geträumt?!

„Du hast nicht geträumt.“ Sprach Kyusuke nun mit weiterhin ruhiger Stimme als hätte er meine Gedanken lesen können:„ Das ist alles am Samstag so passiert.“

„Gut zu wissen.“ Mit abwehrender Haltung versuchte ich meine eisige Maske wieder aufzusetzen:„ Warum sitzt du dann hier und hast Frühstück gemacht? Bist du noch blöder als du aussiehst?“

„Ich bin nur hergekommen um dir mitzuteilen, dass ich heute früh alle Sachen aus der Detektei entfernt habe. Der Schlüssel zum Büro liegt auf der Küchenanrichte…“ Er deutete mit einem Kopfrucken darauf:„ Ab jetzt gehört die ganze Detektei dir.“

„Wie schön.“ Ich konnte mir meine tonlose Stimme nicht verkneifen auch, wenn ich ein ungutes Gefühl in der Magengegend hatte.

Warum war er hier?

Was hatte er jetzt wieder vor?

„Du kannst im übrigen aufhören mich wie ein Tiger vor dem Jäger anzuschauen, ich wollte mich nur von dir verabschieden. - Dabei musste ich eben warten bis du aufwachst.“

„Schon mal was von Anrufbeantworter gehört?“ Auf meine kühle Erwiderung sah er mich einige Sekunden starr an bevor er begann in aller Seelenruhe die Zeitung zusammenzufalten. In ebendieser Gemächlichkeit leerte er auch seine Schale mit Tee bevor er den Stuhl zurückschob und sich erhob.

„Ich weiß nicht, was mit dir los ist, Suzu. Ich weiß nicht, warum du das getan hast… und noch immer tust. Ich weiß nur, dass du lügst.“

„Ach ja?“ Panik kam in mir hoch auch, wenn ich es nicht zeigte.

„Ja. Ich kenne dich und ich weiß wie du bist… so ganz bestimmt nicht. Du hast noch nie absichtlich und in Böswilligkeit die Gefühle von anderen verletzt und du wirst auch jetzt nicht damit anfangen. - Ich ziehe mich aus der Detektei zurück, weil ich es will und nicht, weil du es mir befohlen hast. Wenn du Hilfe brauchst, kannst du immer zu mir kommen. Ich bin für dich da.“

„Ich brauch dich nicht, Fuma.“

„Ja, das hast du gestern schon gesagt.“ Mit steifen Bewegungen ließ er einen einzelnen Schlüssel klappernd auf den Tisch fallen.

„Du willst ihn sicher wiederhaben, aber ich wäre sowieso nicht mehr ohne deine Erlaubnis in die Wohnung gekommen.“

„Gerade hast du‘s getan.“

„Wie gesagt, ich wollte mich verabschieden. Das Essen ist auch eine Art Abschiedsgeschenk, lass es dir schmecken. Ich wage nämlich zu bezweifeln, dass du dir endlich mal beibringst mehr als nur eine Tüte in die Mikrowelle zu stellen und die Zeit einzugeben.“

„Das geht dich alles nichts mehr an!“

„Sicher… - Der Schlüssel von meiner Wohnung liegt im übrigen immer noch am selben Platz. Meine Tür steht dir immer offen, egal wann.“

Einige Augenblicke herrschte Stille und wir sahen uns einfach nur schweigsam in die Augen.

Schließlich hob er ziemlich hilflos die Schultern, ein zaghaftes Lächeln auf den Lippen.

„Hast du nichts mehr zu sagen?“

„Doch… Verschwinde!“

Mit diesem letzten Zischeln meinerseits und einem bedauernden Blick von ihm, wisperte er nur kurz ein:„ Mach‘s gut, Suzu. - Bis bald.“, bevor er an mir vorbei in den Flur schritt und ich wenige Sekunden später vernahm wie er seine Schuhe an- und die geöffnete Wohnungstür wieder hinter sich zuzog.

Das leiser werdende Echo seiner Schuhe verhallte im Treppengang sodass ich mir erlaubte den Kopf hängen zu lassen.

Er wusste das ich log…

Er ließ mich in Ruhe… und er wollte dafür keine Begründung oder eine Erklärung haben.

„Mistkerl…!“ Flüsterte ich leise während mir heiße Tränen über die Wangen liefen.

„Arroganter, warmherziger, naiver, dummer Mistkerl!!“

Schluchzend griff ich nach der leeren Teetasse und warf sie mit lautem Scheppern gegen die nächste Wand.
 

Es dauerte einige Zeit bis ich meine Emotionen wieder in den Griff bekam und mich schließlich einigermaßen beruhigt hatte.

Es half ja doch nichts darüber nachzudenken. - Es brachte nur Migräne und noch einige schmerzhafte Gefühle mehr…

Ich hätte Kyusukes Handlung vorhersehen müssen. Er war doch schon immer so gewesen, so gütig und voller Wärme.

In den ganzen gemeinsamen Jahren hatte ich nicht einmal erlebt, dass jede Faser seiner Gesichtsmimik von Hass gezeichnet war.

Kannte er diese Empfindung eigentlich? Kannte er den Hass??

Ich konnte es mir nicht vorstellen… es passte nicht zu ihm.
 

The Show must go on!!

Das war schon immer mein Motto gewesen, so machte ich mich nach einer erfrischenden Dusche auf den Weg ins Polizeipräsidium.

Das gemachte Frühstück von meinem Kumpel - das er mir netterweise als Abschiedsgeschenk hinterlassen hatte - hatte ich nicht angerührt.

Die köstlich zubereiteten Speisen jedoch wegzuwerfen, wäre mir wie ein weiterer Verrat vorgekommen also hatte ich diese kurzerhand in meinen Kühlschrank verband. Vielleicht bekam ich ja im Laufe des Tages Hunger… oder morgen irgendwann…

Mit einem raschen Gruß an den Wachmann trat ich in den Fahrstuhl der mich sogleich in die 5. Etage brachte.

Dort hatte ich mich eigentlich auf den direkten Weg zum Inspektor machen wollen doch kaum hatte ich das Vorzimmer betreten erklang die wütende Stimme von Madoka.

„Wie konntest du nur?!“ Unvorbereitet und total abrupt traf mich ein zusammengeknüllter Papierball an der Stirn sodass ich etwas zusammenzuckte bevor ich den Müll leichtfüßig aufhob.

„Dir auch einen guten Morgen.“

„Morgen? Es ist beinahe 2 Uhr!“ Erklang es nun schnaubend von meiner Bekannten die wie immer an ihrem Schreibtisch saß und ihre Hände flink über der Tastatur bewegte.

Ich fragte mich ernsthaft, wie sie es geschafft hatte in der kurzen Zeit meines Auftauchens ein Blatt Papier zusammenzuknüllen, mich sicher zu treffen und sich schließlich wieder - so als wäre nichts gewesen - ihre Korrespondenzen zu widmen.

„Schlechte Laune?“ Erkundigte ich mich in einem normalen Tonfall und ließ mich - wie üblich - auf der Kante ihres Arbeitsplatzes nieder.

„Prächtig! Wieso fragst du nicht Kyusuke?“ Ihr spitzer Unterton brachte meinen Nacken dazu unangenehm zu kribbeln.

„Kyusuke…?“ Ich wusste das mein Tonfall keineswegs reserviert klang sondern eher leidend.

„Ja, Kyusuke… Falls du es nicht mehr weißt: Dein ehemaliger bester Kumpel und Mitinhaber in eurer Detektei… Du hast ihn rausgeworfen!!“

Meine schlimmsten Vorahnungen bestätigten sich.

Er war also vor mir hier gewesen um… Ja, warum eigentlich?

„Hat er sich bei euch über mich beschwert? - Petze!“ Meine leichte Empörung auf ihn kam zurück und langsam glaubte ich, dass sein ruhiger Besuch von vorhin nur eine Finte gewesen war um mir jetzt richtig eins auszuwischen.

„Er hat sich nicht beschwert… Dieser blöde Kerl hat dich sogar in Schutz genommen und so dankst du‘s ihm!!“ Madokas Tippbewegungen wurden immer eindringlicher sodass die Tastatur unter ihrer rohen Behandlung gefährlich klackerte.

„Er ist hierher gekommen um sich von uns allen zu verabschieden. Er meinte zwar nur, für einige Zeit aber das hab ich ihm nicht abgenommen. Er hat gesagt, dass er sein Zeug aus eurer Detektei geholt hat und da er mit dir keine privaten Machtkämpfe austragen will zieht er sich einige Zeit aus der Branche zurück.“

„Schön zu hören, dann hindert er mich wenigstens nicht mehr am Kaffee trinken.“

„Suzuna…!“

Meine tonlose Erwiderung ließ sie ehrlich sauer werden.

Genervt sah ich sie aus den Augenwinkeln an. Madoka war die einzige die es schaffte meinen Namen so auszusprechen als wäre ich am ganzen Leid der gesamten Welt Schuld.

Dabei war ich nur am Leid von Kyusuke und mir Schuld… was auch schon eine Menge war.

„Was willst du denn jetzt von mir hören, Madoka?“

„Das du ihn zurückholst, vielleicht? Das du zugibst eine Idiotin gewesen zu sein? Das du ihn brauchst?!“

„Soll ich lügen?“

„Suzuna…! Jetzt sei bitte nicht so vorgesetzt kalt!“

Ehe ich auf ihren aufgebrachten Satz etwas erwidern konnte trat unvermittelter weise Kommissar Kuroba an uns heran.

„Redet ihr von Kyusuke?“ Erkundigte er sich ganz wissbegierig:„ Geht es um seine Verabschiedung von vorhin?“

„Hat er wenigstens eine Abschiedstorte springen lassen?“ Gespielt gelangweilt sah ich meine beiden Bekannten an, sodass mich der junge Beamte überrascht und die brünette Sekretärin empört ansah.

„Hör auf mit deinen schrecklichen Witzen, das ist nicht die Zeit zum spaßen. Du musst ihn zurückholen.“

„Warum denn? Ich bin ihn gerade losgeworden.“

„Habt ihr zwei euch getrennt?“ Kuroba sah mich weiterhin gespannt an sodass ich langsam eine Braue hochzog.

„Wir waren nie zusammen.“

„Echt nicht?“

„Natürlich waren sie das!“ Widerstritt nun Madoka sodass ich nun meinerseits empört schaute.

„Entschuldige mal! - Ich werde ja wohl noch selbst wissen mit welchem Mann ich eine Beziehung habe und mit welchem nicht!“

„Aufgrund deiner ausgeführten Tätigkeiten in den letzten Tagen bezweifle ich das stark!“ Zischelte nun meine Bekannte so hart zurück sodass ich unwillkürlich Respekt vor ihr bekam.

Madoka war sauer… und sie war selten so aufgebracht.

„Wart ihr beide nun zusammen?“ Hackte nun der Kommissar nach sodass Madoka und ich ihm gleichzeitig antwortete:

„Ja!“

„Nein!“

„Äh… okay.“ Kurobas Mundwinkel zuckten nervös nach oben während ich die Brünette keineswegs freundlich ansah.

„Halt dich da raus, verstanden? Das geht dich alles gar nichts an!“

„Wenn sich unser bestes Detektiv-Duo ohne einen vernünftigen Grund trennt geht mich das schon was an!“

„Herrgott noch mal… Ich ermittle doch weiter!“

„Das ist nicht dasselbe und das weißt du.“

„Bin ich etwa nicht gut genug?!“

„Du weißt genau, dass es darum nicht geht.“

„Ja, Mama…!“

„Nicht in diesem Ton, junge Dame!“

„Und schon gar nicht in meiner Etage.“ Unterbrach uns nun eine vertraute dunkle Stimme sodass ich den Blick nach vorne richtete und den Inspektor erkannte, der in der offenen Tür seines Büros lehnte.

„Was regen Sie sich eigentlich so darüber auf, Frau Mouri? Es war doch von Anfang an klar das unsere gute Angel alles vergeigt.“

Oh, dieser…!

„Ich hab nichts vergeigt und wenn, dann mit Absicht!“ Schleuderte ich ihm nun wütend entgegen sodass Todai abwährend die Hände hob.

„Sachte, sachte Angel… es war doch klar das die Beziehung zwischen Kyusuke und dir sich einmal so gefährlich spannen würde.“

„Wir hatten gar keine Beziehung!“

„Also, ward ihr doch zusammen?“ Kuroba sah mich verwirrt an sodass ich die Kopf schüttelte.

„Nein, waren wir nicht.“

„Sie hat ihn doch rausgeworfen!“ Empörte sich Madoka nun wieder sodass es gleich von Todai gehässig kam:„ Also auf mich machte Fuma den Anschein als ist er liebend gern freiwillig gegangen.“

„Er ging mir auf die Nerven, ich musste ihn loswerden.“ Rechtfertigte ich mich nun und der Kommissar warf ein:„ Warum wart ihr dann nicht zusammen? - Du hast ihn doch rausgeworfen.“

„Ja, aber nur aus der Detektei.“ Gab ich hastig zurück sodass er den Kopf leicht neigte.

„Ihr wohnt also zusammen?“

„Ihr wohnt zusammen?! Warum hat mir das keiner gesagt?!“ Ereiferte sich Madoka sodass ich die Augen verdrehte.

„Wir haben nicht zusammengewohnt, er hat mir nur den Schlüssel heute morgen vorbeigebracht.“

„Der Schlüssel für eure Detektei?“ Hackte nun Todai nach, worauf ich nickte.

„Ja, und für meine Wohnung.“

„Dann habt ihr doch zusammengewohnt?“ Erklang es von Kuroba.

„Du hast ihn also auch aus der Wohnung geschmissen?!“ Fauchte Madoka.

„Ich sagte ja, ich wusste das du es nicht hinbekommst.“ Stichelte Todai abermals sodass ich wie von der Tarantel gestochen aufsprang.

„SCHLUSS JETZT!!“

Gehetzt und mit einem überaus zornigen Blick sah ich in die Runde.

„Haltet euch aus meinen Angelegenheiten raus… Alle drei, verstanden?! - Das ist eine Sache zwischen mir und Kyusuke und die ist schon längst abgehackt! Es geht euch nichts das geringste an, abgesehen davon, dass wir beide nie zusammen waren und selbst wenn würde es euch einen Scheiß interessieren. - Sie haben sich nicht dafür zu interessieren…“ Mit erhobenem Zeigefinger deutete ich auf Kuroba bevor ich mich meiner Bekannten zuwandte:„ Und du auch nicht, also mach nicht so ein Affentheater und Sie…“ Aufgebracht wandte ich mich dem Inspektor zu:„ Sie können mich mal… und zwar kreuzweise!“

Mit diesen Worten trete ich mich auf den Absatz herum und machte mich auf den Weg zurück zum Aufzug und zwar so schnell mich meine Beine trugen.

So ein beschissener Tag!
 

Zwei Stunde später - nachdem ich gute 5 Tassen Cappuccino in einem nahe gelegenen Café in mich hineingeschüttet hatte um ruhiger zu werden - saß ich an meinem Schreibtisch in der Detektei und ließ meinen Blick ziellos über die Straße wandern.

Der kahle Schreibtisch gegenüber von meinem voll beladenen wirkte einsam und leer. Es war seltsam ungewohnt und komisch solch eine Ruhe zu haben.

Die kleine Räumlichkeit der Detektei wirkte riesig und seltsam bedrohlich, obwohl doch nur eine einzige Person fehlte.

Vor allem jedoch fühlte ich mich unwohl. Beinahe angegriffen und bedroht, nichts schien mehr richtig zu sein.

Umso heftiger fuhr ich auch zusammen als es mit einem Mal an der milchigen Tür der Detektei klopfte.

„Äh… herein?“ Verwundert wer zu dieser ungewöhnlichen Tageszeit einfach so erschien stand ich hastig von meinem Drehstuhl auf.

Klienten kündigten sich im spätesten Falle morgens an oder hinterließen auf meinem Anrufbeantworter eine Nachricht. Auch überprüfte ich jeden Morgen meinen E-Mail Speicher ob ein neuer Auftrag angekommen war, doch dies war auch nicht der Fall gewesen.

Wer war nun also an der Tür?

Ehe ich mir darüber weiter graue Haare wachsen lassen konnte öffnete sich die Tür und eine schlanke Gestalt trat herein.

Es war eine klassische Japanerin mit langem schwarzen Haaren und ebenso dunkelbraunen Augen, ihre Gesichtszüge waren herzförmig gehalten und um ihre Augen erschienen sympathische Fältchen als sie mir ein warmes Lächeln schenkte.

„Guten Tag, Suzuna… oder soll ich lieber Miss Mihikoru zu dir sagen?“

Mir stockte der Atem und ich glaubte zu träumen.

Ich kannte diese Frau.

In einem früheren Leben war sie mir jeden Tag begegnet, es war schon lange her.

Mehr als 3 Jahre…

„Eri…?“ Hauchte ich und meine Augen wurden vor Ungläubigkeit ganz groß.

Vor mir stand Eri Yakamura, meine Adoptivmutter.
 

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Ja, ich weiß… Wieder mal ein Break der ziemlich fies ist.

Aber ich halte die Kappis lieber kürzer (so 5-8 Word Seiten) damit ich schneller hoch laden kann.

Sonst müsstet ihr ja noch länger auf ein neues Kapitel warten und das wollt ihr sicher nicht, oder? ^^

Freu mich schon auf eure Kommis *wink*

Reunion

Hey Leute ^^

Ich bin gerührt… Soooo süße Kommentare von euch!

Ach, die gehen mir richtig ans Herz *glücklich seufz*

Und wie ihr alle - wirklich ALLE - mit meinen Charas mitfiebert… - Das hätte ich nie für möglich gehalten aber, es freut mich umso mehr.
 

Vor allem freut es mich, dass ihr der Meinung seit, dass ich das ganze gut beschreibe.

Wenn man mal davon absieht, dass ich einfach mit wirren Gedanken drauflos tippe und schließlich nach ner’ Stunde oder so 4-6 Word Seiten vor mir habe, die ich mir dann durchlese und mich frage:„Wie bin ich darauf gekommen?”

Doch das ist wirklich so *heftig nick*

Meist hab ich nur den Anfang eines Kappis im Kopf, oder das Ende und ich muss mir den Anfang/Ende schnell aus meinem Kopf saugen… nicht zu vergessen den ganzen Zwischentext aber irgendwie bekomme ich es immer hin, dass es einigermaßen verständlich ist.

Beim letzten Kapitel jedoch fühlte ich mich - ehrlich gesagt - etwas unbeholfen und habe mich gefragt, ob das wirklich gut rüberkommt.

Aber eure mehrfache Bestätigung dessen hat mich beruhigt.

Vielen Dank dafür! ^-^
 

So, und jetzt genug des langweiligen Vorgelabers: Viel Spaß beim lesen… und vergesst meine Kommis nicht, okay? *bettelblick aufsetz*
 

Kapitel 28: Reunion
 

Ich hatte sie lange nicht mehr gesehen.

Sehr lange: Ganze 3 Jahre, wenn nicht noch mehr.

Und mit einem Male stand sie wieder vor mir.

Ihr Gesicht schien sich kein bisschen verändert zu haben. Noch immer wies es diese sanftmütige Mimik auf, dieses warme Lächeln und dieses beruhigende Funkeln aus ihren Augen.

Die Zeit schien gar nicht vergangen zu sein und aus 3 Jahre wurden mit einem male nur 3 Minuten.
 

„Was machst du hier?“ Noch immer überrumpelt über ihr plötzliches Auftauchen konnte ich nichts anderes tun als diese Frage zu stellen.

„Ich wollte dich mal besuchen.“ Gab sie mit genau der freundlichen Tonlage zurück die ich schon immer an ihr gekannt hatte.

Nicht im mindesten gekränkt über meinen - sicherlich - schockierten Gesichtsausdruck legte sie ihre Handtasche neben das Sofa und sah mich weiterhin freundlich an.

„Darf ich mich setzen?“

„Sicherlich.“ Langsam aber sicher erwachte ich aus meiner Erstarrung und half ihr nun ihre Jacke abzunehmen, da dies der Höflichkeitsetikette entsprach.

Ich wusste nicht warum sie hier war - Nur um mit mir zu sprechen? - aber sie war in meinem Büro aufgetaucht und nicht in meiner Wohnung - Wusste sie überhaupt wo ich wohnte? - und da sie vielleicht eine anwerbende Klientin hätte sein können riss ich mich zusammen.

„Willst du… Äh, wollen Sie vielleicht Tee?“ Stammelte ich nun etwas hilflos da ich noch immer nicht richtig meine Balance wieder gefunden hatte.

„Oh, nicht so förmlich Suzuna. - Ich darf dich doch so nennen? Und, ja. Ich hätte sehr gerne einen Tee.“

„Gut. Dann bekommst du einen… Natürlich darfst du mich so nennen.“ Hastig wandte ich mich ab um in den kleinen Nebenraum zu gehen der mit einer winzigen Kochnische ausgestattet war.

Es war keine große Anrichte, jedoch eine kleine Arbeitsplatte über dessen Haupt zwei Hängeschränke hingen die Teetassen, eine Teekanne sowie Untersetzer und einige Porzellanschalen aufwiesen.

Einen Meter gegenüber stand ein kleiner Kühlschrank indem Kyusuke und ich immer unsere morgendlichen Snacks für den Mittag gelagert hatten. Im Sommer bewahrten wir im kleinen Kühlfach darüber Eiswürfel für unsere Säfte oder auch Wasser-Eis auf.

Hatten wir aufbewahrt… Nun würde ich das wohl nur noch tun.

Mit herumwirbelnden Gedanken in meinem Kopf machte ich mich etwas ungeschickt daran frischen Tee zubereiten und im Endeffekt wunderte ich mich selbst darüber dass ich das Tablett mit zwei Tassen grünem Tee und einer kleinen angerichteten Schale mit Reisgebäck sicher zurück an den Tisch zwischen der Sitzgruppe brachte.

„Bitte, bedien dich.“ Forderte ich meine Adoptivmutter nun auf nachdem ich ihr den Tee hingestellt und auch das Gebäck in der Mitte deponiert hatte.

„Vielen Dank.“ Mit einem Nicken nahm sie ihr Tee-Gefäß an sich und nippte einige Male an der heißen Flüssigkeit bevor sie diese wieder zurück auf die Tischplatte stellte.

„Sehr gut.“ Lobte sie mich nun mit einem ehrlichen Lächeln sodass ich nichts anderes tun konnte als zaghaft zurückzulächeln.

„Findest du? Die Mischung ist aus einem Teeladen direkt um die Ecke. Dieses Aroma mag ich besonders gern.“

„Ja, ich finde es auch angenehm.“

Schweigend und noch immer leicht lächelnd ließ ich mich ihr gegenüber auf der anderen Couch nieder und faltete meine Hände im Schoß zusammen.

Am liebsten hätte ich meine Arme vor der Brust verschränkt, jedoch wollte ich keine Abwehrhaltung einnehmen und sie unabsichtlich dadurch verletzen.

Das Herz schlug mir sowieso schon bis zum Hals.

Ich war nervös, um nicht zu sagen hochgradig unruhig.

Ich hatte Eri seit meines damaligen Auszugs nicht mehr gesehen, was aufgrund meines Benehmens zu der Zeit wohl auch kein Wunder war.

Mir hatte es nicht gereicht von meinen Adoptiveltern wegzuziehen… Nein, ich hatte gewollt, dass sie den Drang verspürten mich nie wieder aufzusuchen.

Ich wollte die beiden in Sicherheit wissen, was ja auch die ganzen Zeit gut funktioniert hatte.

Doch nun waren sie wieder da, genauer gesagt Eri die mich bis zu meinem 18 Lebensjahr behandelt hatte, wie ihre eigene Tochter.

„Du bist groß geworden.“ Ihre braunen Iriden ließen mich keine Sekunde aus den Augen, jedoch beruhigte mich dies. - Es hatte mich schon immer beruhigt.

„Wirklich? Ich finde nicht.“

„Aber ja. Du wirkst nun viel erwachsener… und um einiges hübscher. Aus jungen Mädchen, werden einmal junge Frauen. - Unabänderlich.“

„Wenn das ein Kompliment sein sollte, dann danke.“ Kurz lachte ich auf nur um sie dann wieder etwas unsicher anzusehen.

„Warum bist du hier?“

„Um mit dir zu reden.“

„Ja, das sagtest du schon aber… Warum?“

„Nun ja, ich hatte eben das Gefühl, dass du mich brauchst.“

Ein fieser Kloß in meinem Hals setzte sich an.

Ich konnte regelrecht spüren wie sich das schleimige Etwas langem in meiner Speiseröhre hinab bewegte und mit tonnenschwerer Last in meinen Magen plumpste.
 

„Ich hatte eben das Gefühl, dass du mich brauchst.“
 

Ja, genauso kannte ich sie.

Genauso hatte ich sie in Erinnerung.

Hilfsbereit, offen und unheimlich lieb.

Wenn man es in diesem Sinne betrachtet, hätte Eri Kyusukes Adoptivmutter sein müssen und nicht meine.

Und warum geriet ich böse Person immer an Leuten die es so unheimlich ehrlich mit mir meinten? - Sahen sie denn wirklich nicht wer ich war?

„D-Du hattest das Gefühl, dass ich dich brauche?“ Wiederholte ich nun ihren Satz dumpf und versuchte mein Gleichgewicht wieder zu bekommen.

„Wie kommst du denn auf diese Idee? Wir haben uns schon über 3 Jahre nicht mehr gesehen.“

„Was ändert das daran, dass du meine Tochter bist? Was sind schon Jahre, vielmehr zählt wie nah wir uns einmal waren.“

„Ich bin nicht deine Tochter.“ Zu meinem eigenen Verdruss spürte ich, wie sich nun doch meine Arme abwährend von der Brust verschränkten.

Gott… - Eri versuchte mich aus meinem Schneckenhaus herauszuziehen. Das könnte üble Folgen haben.

Der Vergleich mit einer Schnecke war lächerlich. - Viel eher versuchte sie einen Wolf aus seinem Bau zu locken. Hoffentlich war sie sich im klaren darüber Bisswunden davontragen zu können.

„Das stimmt, meine leibliche Tochter bist du nicht. Aber du wirst immer, meine Tochter sein. Wann ist schon Blutsverwandtschaft? Als ich dich damals im Waisenhaus sah, wusste ich sofort, dass du „meine Kleine“ bist.“

Sie sollte damit aufhören… SOFORT!

Ich ertrug das Ganze nicht mehr.

„Warum bist du wirklich hier?“ Starr zwang ich mich ihr in die Augen zu sehen.

Keine Schwäche zeigen, keine Angst.

Ich war stark.

Ich würde es schaffen!

„Vielleicht, um mit dir zu reden? Hast du ein Problem…?“

Ihre behutsame Frage blieb wie ein imaginärer Luftballon schwebend im Raum hängen.

Ob ich ein Problem hatte? - Na, sie hatte gut reden!

Eins? Ich hatte Tausende!!

Mit welchem sollte ich anfangen?

Sollte ich mich vorzugsweise auf die Couch legen?

Durfte ich hysterisch auflachen?

Langsam beschlich mich der Gedanken, dass ich heute morgen lieber im Bett hätte bleiben sollen.

„Kyusuke hat dich geschickt, oder?“

Ich wusste nicht wie ich auf diesen absurden Gedanken kam… doch auf einmal war er da.

Eine vollkommen groteske Idee, jedoch vielleicht deswegen gerade am denkbarsten.

„Er macht sich Sorgen um dich.“

„Was du nicht sagst.“ Meine Stimme verwandelte sich in ein gefährliches vibrieren.

Nun hatte ich wirklich den Drang hysterisch aufzulachen.

Diese miese Ratte…!

Heimtückisches Schwein…!

ARGH! Ich würde ihn töten und danach erwürgen… Nein, ich würde ihn erwürgen und erst dann töten. - Ja, das war besser.

„Suzuna, ich weiß was du jetzt denkst. Du hast es schon früher gehasst, wenn er sich in deine Angelegenheiten eingemischt hat. - Du würdest ihn wohl jetzt am liebsten zu Kleinholz verarbeiten.“

„Du hast ja keine Vorstellung…!“

„Aber das nützt dir doch nichts.“

„Oh, und ob mir das was nützen würde. Meine Aggressionen wären endlich weg.“

„Nun werde doch bitte nicht albern. Der arme Kerl kann doch am wenigsten was dafür, wenn dich etwas bedrückt.“

„Er ist doch Schuld dran!“ Stieß ich nun in aller Ehrlichkeit hervor und hätte mir gleich darauf am liebsten auf die Zunge gebissen.

Ich blöde Kuh! - Da konnte ich ihr ja genauso gut ins Gesicht brüllen:„ Hey, ich bin die Serienkillerin von Tokyo!“

„Du warst nicht immer so verschlossen, weißt du.“ Sprach sie nun weiter und sah mich weiterhin gütig an:„ Ich hatte damals gehofft, dass du nach der langen Zeit mit Kyusuke immer so bleiben würdest. Aber dann hast du dich wieder so sehr verändert… Ich glaube, ab deinem 15 Geburtstag.“

Angestrengt krallte ich meine Fingernägel in meine Oberarme.

Sie hatte doch keine Ahnung.

Alle hatten keine Ahnung!

Wer ich war… was ich tat… - Ich hatte mir das Ganze doch nicht ausgesucht!

„Ich verstehe es bis heute nicht, Suzuna. Du hast dich auf einmal von uns allen abgewandt, so radikal abgewandt. Ich und dein Vater glaubten, dass es besser wäre, wenn wir dich deinen eigenen Weg gehen ließen. Wir hegten die Hoffnung, dass du nach einigen Monaten wieder zu dir selbst und zu uns zurückkommen würdest. Doch dem war nicht so, du hast die ganzen Jahre über keinen Kontakt mit uns gesucht. Der Einzige der es geschafft hat, war Kyusuke. Er ist immer zu dir durchgedrungen, ihm hast du dich immer geöffnet. - Warum hast du ihn auf einmal verjagt? Ich dachte immer, er bedeutet dir etwas.“

„Hör auf… SCHLUSS DAMIT!“

Nach jedem ihrer Worte bröckelte meine Mauer sichtlich, Stein für Stein stürzte ein.

Ich konnte nicht mehr, die Ereignisse überrollten mich wie eine Flutwelle.

„Hör auf so zu reden! Ich kann es nicht mehr hören!!“ In wilder Verzweiflung presste ich mir meine Hände auf die Ohren und kniff die Augen zusammen.

„Ich will nichts mehr von damals hören… Ich kann‘s nicht mehr ertragen! Es ist vorbei… es wird nie wieder so sein wie früher! Außerdem, ist er nicht mein Vater. Ich hatte nie Eltern, sie haben mich schon verraten als ich gar nicht wusste, was Verrat ist! Sie haben mich alleine gelassen… und ich brauche niemanden! Euch nicht und Kyusuke auch nicht! Er ist mir die ganzen Jahre nur nachgelaufen, ich wollte ihn nie bei mir haben. Jetzt hatte ich endlich den Mut ihm zu sagen, dass er verschwinden soll. - Ich kann euch alle nicht mehr ertragen! HAUT DOCH ENDLICH ALLE AB, LASST MICH ALLEIN!!“

„Suzuna…?“ Ich spürte wie Eri aufstand und mich wenige Sekunden später zögerlich an der Schulter berührte:„ Suzuna, beruhige dich doch.“

„NEIN!“ Heftig stieß ich ihre Hand beiseite, zerstörte damit die kleine intime Geste und sprang wie von der Tarantel gestochen auf.

„Haltet euch alle aus meinem Leben raus, verstanden?! Meine Vergangenheit ist Geschichte und Suzuna Yakamura ist tot. Vor euch steht Suzuna Mihikoru… und sie wird von nun an immer vor euch stehen! Ich muss euch keine Rechenschaft darüber ablegen, warum ich nun mal so bin wie ich bin. Menschen verändern sich nun mal… das ist mein letztes Wort!“

„Shinji macht sich auch Sorgen um dich.“ Ihre gewisperten Worte ließen mich heftig schlucken.

„Das stimmt nicht. - Ich war ihm als Tochter doch niemals gut genug.“

Ein bedauerndes Kopfschütteln kam von ihr:„ Das ist doch gar nicht war. Was redest du dir da nur ein?“

„Gar nichts. Nur die Wahrheit.“ Wisperte ich leise zurück sodass wir uns einige lange Augenblicke nur stumm in die Augen sahen.

Schließlich verwandelte sich ihre bedrückte Miene in wirkliche Verzweiflung.

„Kann ich dir denn wirklich nicht helfen? Und wenn ich nur da bin, damit du mit Jemandem reden kannst?“

„Nein… es ist zu spät.“ Langsam schüttelte ich den Kopf und spürte wie meine Augen zu brennen begannen.„ Es ist längst zu spät. - Bitte geh jetzt.“ Auffordernd drückte ich die Klinke der Bürotür auf und hielt ihr unmissverständlich den Weg nach draußen frei.

„Bitte!“ Wiederholte ich mit Nachdruck als sie noch immer keine Anstalten machte durch die Tür zu gehen. - Mich nur weiterhin schweigend ansah.

Ich konnte diesen Blick nicht mehr ertragen.

„Du kannst immer zu uns kommen, hörst du?“ Als sie dies sagte und mich zum Abschied umarmte blieb ich stocksteif stehen und kämpfte erfolgreich gegen meine Tränen an.

Am liebsten hätte ich ihre Geste der Liebe erwidert, aber ich durfte es mir nicht erlauben.

Ich durfte mir nicht mehr erlauben frei zu leben…

So plötzlich wie sie auf einmal in der Tür zur Detektei gestanden hatte, verschwand sie auch wieder.

Mit einem Klacken fiel die Tür hinter ihr ins Schloss sodass ich mich mit dem Rücken daran lehnte, bevor ich mich langsam herunter gleiten ließ.

Abermals flossen bittere Tränen des Bedauerns über meine Wangen.

Ich hatte doch schon so viele vergossen? - Wieso waren immer noch welche übrig??

Nur am Rande nahm ich das eintretende Läuten des Telefons wahr.

Ich ging nicht dran, zuckte noch nicht mal mit den Wimpern als der Anrufbeantworter ansprang und schließlich eine vertraute Stimme auf das Band sprach.

„Hallo Suzuna! - Ich bin‘s, Dave. Na ja… ähm, ich wollte dir nur rasch mitteilen, dass ich wieder zu hause bin. Der Studiengang hat sich ein paar Stunden in die Länge gezogen, trotzdem hab ich‘s geschafft heute noch nach hause zu kommen. Wenn du diese Nachricht hörst und für heute Abend nichts vorhast kannst du mich ja mal anrufen. Was hältst du von chinesisch? Oder italienisch? Französisch? Thailändisch? Ähm… ich merk grad eben, dass sich das albern anhört. Also, eigentlich wollte ich nur sagen, dass ich gern mit dir essen gehen würde. - Wenn du diese Nachricht also hörst und nichts vorhast… dann ruf mich an, okay? Ich merke gerade eben das ich das schon mal gesagt hab… Entschuldige. Am besten ich mache Schluss, bevor ich dich noch total zum Wahnsinn treibe. - Bis heute Abend dann, oder bis morgen… oder übermorgen, je nachdem wann du Zeit hast dich zu melden…“
 

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Uhjuhjuhjuh!!

Fieser Break… Gaaaanz fieser Break XD *dafür entschuldigt*

Ich kann nichts dafür. Ich muss jetzt aufhören, da jetzt meine Schicht auf der Arbeit anfängt. Muss von 11 Uhr - 20 Uhr arbeiten und hab mir meinen Laptop vorsorglich mitgenommen, damit ihr dieses Kappi schon mal zum lesen habt.

Werde auch wahrscheinlich bis Mitte nächster Woche nichts mehr neues hoch laden.

Morgen - am Samstag - muss ich auch bis 16 Uhr arbeiten, danach haben wir eine kleine Familienfeier (ich hasse es!) und danach bin ich unterwegs mit Freunden.

Am Sonntag bin ich NUR unterwegs mit Freunden da in unserer Stadt Verkaufsoffener Sonntag ist, was wir uns natürlich nicht entgehen lassen wollen.

Shopping, yeah! XD

Am Montag, Dienstag… wahrscheinlich auch am Mittwoch muss ich arbeiten da ich nicht weiß, wann ich meinen freien Tag hab.

Meine Monatsberichte hab ich auch noch nicht abgegeben aber ich werde auf alle Fälle das neue Kappi schreiben, sobald ich meinen freien Tag und somit Zeit hab (nachdem ich meine Monatsberichte geschrieben hab ^^).

Solange müsst ihr euch gedulden… Gomen nasai dafür!

Butterfly

So, ich hoffe mal, dass ich mein schreckliches Tief jetzt endlich überwunden hab.

*tief durchatmet um Inspiration zu bekommen*

*Kreatief einfang und in einen Beutel stopf*

*Beutel doppelt zu bind und diesen im nächsten Fluss versenk*

Auf Nimmerwiedersehen… dich brauch keiner!
 

Viel Spaß mit diesem Kappi und viel Freude an meinem neuen Chara ^^
 

Kapitel 29: Butterfly
 

Es verging eine viel zu lange Zeit, bis ich mich wieder beruhigt hatte und als normaler Mensch zurück auf die Straße gehen konnte.

Vorsorglich hatte ich mir eine Sonnenbrille mit extrem großen Gläsern auf die Nase gesetzt, die ich im Wirrwarr meiner obersten Schreibtischschublade gefunden hatte.

Nun konnte auch der beste Feldstecher nicht erkennen, dass meine Augen leicht geschwollen und von Tränen gezeichnet waren.

Ich zwang mich meine Atmung wieder ruhig zu halten während ich in die Fußgängerzone bei Shibuya einbog und somit meinem Lieblingscafé immer näher kam.

Auf die verlockende Aussicht einen großen dreifachen Schokocappuccino ohne Zucker zu trinken beschleunigten sich meine Schritte automatisch und auch meine Stimmung stieg erheblich.

Koffein… Koffein…! - Trommelte es unablässig in meinem Kopf und ich stieß beinahe hektisch die Tür zu Tanakas-Coffee-Shop auf.

Doch so schnell wie meine gute Stimmung gekommen war, verflüchtigte sie sich auch wieder als ich eine bekannte Person an einem der Stehtische gegenüber der Kasse entdeckte.

Abrupt blieb ich stehen… Kyusuke!

„Ich wusste, irgendwann willst du einen Cappuccino trinken.“ Sprach er nun neckend mit mir, offenbar hatte er mich gleich beim eintreten bemerkt.

Ohne ein weiteres Wort schob er einen großen zugedeckten Pappbecher über die Platte des Tisches weiter auf mich zu.

Auffordernd deutete er darauf bevor sich seine Augenbrauen erhoben.

„Warum hast du so dunkle Gläser auf? Hast du in den letzten Stunden zuviel getrunken?“

Ohne ein weiteres Wort an ihn zu verlieren - oder ohne überhaupt einen vernünftigen Gedanken zu haben - drehte ich mich auf den Schuhsohlen herum und verließ genauso fluchtartig das Café wie ich es betreten hatte.

Oh!! Das war doch wohl…!
 

Mit weiten Schritten kehrte ich umwendend zurück in die Detektei und bekam fast einen weiteren Herzinfarkt als ich Madoka antraf die mit überschlagenen Beinen auf unserer Klientencouch saß.

„Wie bist du hier rein gekommen?“ Gehetzt sah ich mich nach allen Seiten um.

Oh Gott! Heute verfolgten mich alle… - Hatte ich ein Schild auf dem Rücken kleben, auf dem „Opfer“ stand?!

„Durch die Tür. Sie war nicht abgeschlossen. Ganz schön leichtsinnig, findest du nicht auch?“

„Das mach ich nicht immer so.“ Übellaunig riss ich mir die Sonnenbrille von der Nase und ließ sie klappernd auf den Tisch fallen.„ Ich hab wohl vergessen sie abzuschließen… in der ganzen Aufregung.“

„Welche Aufregung?“ Ihre Stirn warf sich in Falten sodass ich schwach abwinkte.

„Ach nichts… - Was willst du hier?“

„Mit dir reden. Vielleicht kann ich dich unter vier Augen zu Vernunft bringen.“

„WAS?! Oh… Oh, nein! NEIN! Heute redet keiner mehr mit mir! Keiner, verstehst du?!“ Erbost stemmte ich meine Fäuste in die Seiten:„ Ich habe es satt! Ich hatte heute genug Gespräche! Danke, aber… NEIN, danke!!“

„Suzuna… du musst dich wieder mit Kyusuke vertragen.“

„Ich muss gar nichts! Sag mir lieber, wie ich diesen Klammeraffen loswerde! Er lauert mir überall auf, ob körperlich oder mental: Erst in meiner Wohnung, dann auf dem Präsidium… sogar vor meinem Lieblingscafé! - Oh Gott… ich kann mir keinen Cappuccino mehr holen! Ich muss mir das Cappuccino trinken abgewöhnen… und ich liebe den fettarmen Schokocappuccino in Tanakas-Coffee-Shop!!“

„Suzuna… du solltest dich schämen!“

„Was denn? Ich liebe den Cappuccino dort wirklich!“

„Hör auf mit deinen Scherzen, die Sache ist ernst! Was ist denn nur los mit dir? So kenne ich dich gar nicht!“

Oh, gut. - So kannte ich mich nämlich auch nicht.

Ich hasste es unsicher zu sein und die Kontrolle über meine Emotionen und Gedanken zu verlieren.

Ich war ein pragmatischer Typ der immer alles im Voraus plante und dies dann auch - wie vorher ausgedacht - durchzog.

Doch die letzten Stunden an diesem Tag - eigentlich seit meinem endgültigen Schlussstrich gegenüber Kyusuke - lief nichts mehr wie geplant.

Hatte ich überhaupt einen Plan gehabt?

Es war, wie wenn man zufiel Helium in einen Ballon ließ - das Gummi spannte sich und platzte irgendwann.

Ich hatte schon genug mit meinen Eindrücken zu kämpfen… Wieso mussten so viele Personen in meinem Umfeld nun quer schießen?

Konnte ich eventuell auswandern?!

„Mit mir ist gar nichts los. Ich hab nur eine Entscheidung endlich umgesetzt, die ich schon seit Jahren tun wollte. Das mit Kyusuke und mir ist nun endgültig vorbei. Egal ob nun privat wie auch beruflich und es ist mir egal wie ihr darüber denkt. Darüber gibt es ab sofort keine Diskussionen mehr.“

„Aber… Aber ich dachte immer, dass du ihn magst.“ Stammelte nun Madoka gleichermaßen entsetzt wie auch traurig.

„Das tu ich auch, aber als Freund und nicht als eventuelle Beziehung. Er jedoch sieht das anders, deswegen ist es besser, wenn sich unsere Wege für einige Zeit trennen.“

„Für einige Zeit? - Nein, Suzuna. Du meinst für immer, du willst ihn zwanghaft aus deinem Leben zerren und das einfach so. Ich verstehe nicht warum? Er liebt dich doch.“

„Das Thema hatten wir schon. Misch dich nicht ein, Madoka. Das ist unsere Angelegenheit.“

Mit diesen Worten griff ich nach meiner Sonnenbrille die ich mir jedoch diesmal nicht auf die Nase setzte sondern nur die Bügel zusammenklappte bevor ich sie in meine Jeans steckte.

„Wo gehst du hin?“ Die ängstliche Stimme meiner Bekannten ließ mich im offenen Türrahmen innehalten.

„Nach hause. - Ich brauch Ruhe und viel Koffein. Sei so gut und schließ die Tür ab, den Schlüssel hol ich mir Morgen auf dem Präsidium wieder.“

„Suzuna…“

Doch ehe sie weiterreden konnten hatte ich die Detekteitür schon hinter mir zugezogen und lief das Treppenhaus nach unten und auf die Straße.
 

Mit klopfenden Schläfen schloss ich wenige Zeit später die Tür zu meiner Wohnung auf und sah sofort, dass ein paar fremde Schuhe inmitten meiner im Hausflur standen.

Meine Augen verengten sich leicht als ich die schwarzen Lederstiefel betrachtete.

Ich kannte nur einen Menschen auf der ganzen Welt der mitten im Juni - das ganze Jahr über im eigentlichen Sinne - dicke Winterstiefel trug.

Mit langsamen Bewegungen schlüpfte ich in meine Hauspantoffeln und ging ebenso gemächlich den Flur nach unten, in Richtung meines Wohnzimmers.

Schon von weitem hörte ich eindeutige Geräusche des laufenden Fernsehers und als ich um die Ecke bog sah ich sogleich, dass mein selbst eingeladener Gast eine Reportage über die Sturmschäden der letzten Jahre in Japan eingeschaltet hatte.

„Grüß dich, Rey.“ Sprach ich nun schmunzelnd und lehnte mich an den Türrahmen:„ Endlich wieder im Lande?“

Die junge Frau, die es sich im Schneidersitz auf meiner Couch bequem sah noch nicht einmal auf, weiterhin hatte sie ihre Augen gen Bildschirm gerichtet.

„Hat dich unser Herr und Meister noch nicht darüber in Kenntnis gesetzt?“ Sprach sie nun mit ihrer typisch melodischen Stimme und kraulte währenddessen Kero den Kopf.

Mein Kater lag zutraulich an ihren Beinen gekuschelt auf den Polstern und ließ sich von meiner alten Freundin verwöhnen.

„Nein, er hat nichts erwähnt.“

Auf meine Antwort schnaubte sie durch die Nase. - Eine Angewohnheit die ich seit dem ersten Tag unseres kennen Lernens von ihr kannte.

„Typisch! Erinnert uns immer an all die wichtigen Sachen die wir „auf keinen Fall vergessen dürfen“ aber dann hält er es nicht mal für erwähnenswert meine Rückkehr zu verlauten. - Sieh dir das an: Anstatt eines Willkommensgeschenk muss ich heute Nacht gleich wieder los!“

Mit flinkem Griff zückte sie ihr Handy von der Couch und warf es mir zu.

Reaktionsschnell fing ich es auf und ging sofort in den eingegangenen Nachrichtenspeicher. Ich brauchte nicht lange zu suchen, bis ich ihre gemeinte Nachricht fand.
 

Schön dich wieder zu haben, chõ [1]. 15/Tora
 

Ich konnte mir ein leises Lachen nicht verkneifen sodass mich meine Freundin aus ihren dunkelgrünen Augen erbost anblitzte.

„Ja, lach du nur neko! Kaum zu Hause und schon darf ich wieder die Waffe zücken, aber was beschwert ich mich eigentlich…? Ich bin heilfroh wieder hier zu sein. In England war es dermaßen langweilig.“

„Wie geht es deinem Vater?“

„Er ist tot.“ Ihre Stimme war so emotionslos, dass es mich fröstelte.

„Das tut mir Leid.“

„Tz! Ich hab ihn sowieso nie leiden können.“
 

Durfte ich vorstellen? - Rey Honami.

Geborene Engländerin, die in jungen Jahren mit nichts weiter als wenigen Pfund in der Tasche nach Japan geflohen war.

Warum? - Ihre Familie hatte sie in eine arrangierte Hochzeit zwingen wollen, was sie natürlich gar nicht schön gefunden hatten.

Hier - im Osten - hatte sie sich eine neue Identität und einen neuen Namen zugelegt.

Wie sie vorher geheißen hatte, wusste ich nicht und es war wohl auch besser nicht zu viele Fragen zu stellen.

Sie war zwei Jahre vor mir der Organisation beigetreten.

Wie sie das getan hatte? - Zufall, sagt sie.

Sie hatte Tora getroffen und sich für dieses Leben entschieden.

Ob sie es je bereute? - Nein, sagt sie.

Sie wollte nicht wie andere sein, war froh ein Leben außerhalb der Norm zu führen.

Ihr Organisationsname? - chõ.

Ihr Rang in der Organisation? - Wir waren Partnerinnen und zusammen mit Tora ein eingespieltes Team.

Nun war sie also wieder im Lande, meine beste Freundin.
 

„Warum bist du dann vor 3 Monaten so überstürzt in den Westen aufgebrochen?“ Wollte ich nun zu gerne wissen und ließ mich langsam in meinen Sessel sinken.

Ich konnte mich noch genau daran erinnern, wie Rey in wenigen Stunden ihren Koffer gepackt und es geschafft hatte in den nächsten Flieger nach London zu steigen.

Ihre Mutter hatte sie des Nachts ganz aufgeregt angerufen, anscheinend ging es um ihren Vater der sehr krank war.

„Ich dachte, es wäre gut bei der Beerdigung dabei zu sein. Dann hätte ich endlich mit meinem alten Leben abschließen können. Aber Mutter hat meine Rückkehr nur dazu benutzt um mich wieder einzulullen. Sie meinte, dass es der letzte Wunsch meines Vaters wäre einen gut betuchten Engländer zu heiraten. Dieses Muttersöhnchen das mein Ehemann werden sollte war sogar schon im Haus meiner Eltern. - Nun ja, das Ende von Lied war, dass mein Vater an einem Herzinfarkt gestorben ist nachdem ich diesem Waschlappen eine unserer Terrakotta-Vasen über den Schädel gezogen habe.“

„Hättest du das nicht auch etwas diplomatischer lösen können?“

„Er hat versucht mit mich unsittlichem Betatsche weich zu klopfen. Am liebsten hätte ich ihm mit einer Kugel meiner Smith and West eins reingeballert.“

Ja, genauso war Rey: Killerin durch und durch.

Aber im Prinzip wirkte sie nur so hart, in ihrem Inneren war sie butterweich.

„Und nach der Beerdigung bist du gleich wieder aufgebrochen?“

„Nun ja, ein paar Wochen hat es schon gedauert. Sonst wäre ich längst wieder hier gewesen. Ich bin froh, dass ich mich loseisen konnte, im wahrsten Sinne des Wortes. Nun sind alle Bande zu meiner Vergangenheit gekappt. Du kannst mir gratulieren.“

„Herzlichen Glückwunsch.“ Gab ich nun eher auffordernd als ehrlich gemeint zurück.

Jedoch hatte ich kein Recht über sie zu urteilen, ich musste ja auch meine Vergangenheit hinter mir lassen.

„Was hat deine Mutter dazu gesagt?“

„Sie hat furchtbar geflucht. Wusste gar nicht, dass sie das kann. - Aber ich hab nur gesagt „Sayonara“ und bin in den nächsten Flieger gestiegen. Auf alle Fälle kann sie sich abschminken, dass ich auch auf ihrer Beerdigung tanzen werde. Soweit käm‘s noch.“

Rey griff nach der Fernbedienung und betätigte den Off-Knopf sodass sich der Bildschirm schwarz färbte und die Hintergrundgeräusche auflösten.

„Und? Neko…?“ Mit ihrem tiefen Blick fixierte sie mich während sie sich in die Polster zurücklehnte und ihre langen dunkelblonden Haare zurückschüttelte.

„Ich hab von unserem Herrn und Meister gehört, dass du die letzten Wochen ganz schön auf den Putz gehauen hast. Beziehungsweise die letzten Tage, da ist dir wohl einiges entglitten, hm?“

Sie wusste darüber bescheid? - Natürlich. Sie kannte ja auch Kyusuke.

Sowie ich ein Doppelleben vor ihm führte hatte sie bei meinem ehemaligen Kumpel den Statur meiner besten Freundin inne.

Tagsüber arbeitet Rey in einer Werbeagentur.

„Ja, da ist mir wirklich einiges entglitten.“ Gab ich nun leise und langsam zurück sodass ein Hauch von Sorge in ihre Augen trat.

„Entschuldige, dass ich nicht da war.“

„Schon gut. Wenn du mich gesehen hättest, hättest du es wahrscheinlich sowieso nicht geglaubt. Ich war ein Wrack!“

„Du warst ein Wrack? - Was bist du jetzt? Ein Fragment?!“

Auf ihre tonlose Antwort huschte ein kurzes Lächeln über meine Lippen.

Wir kannten uns seit 6 Jahren.

Hatten Freud und Leid erlebt und zusammen gelernt wie es war, wenn man nachts in ein anderes Ich schlüpfte und sich tagsüber verstellen musste.

Wir waren wie Schwestern…

„Weißt du was? Ich mach uns Kaffee.“ Mit diesen Worten stand sie auf und betrat mit wenigen Metern die Küche.

„Rey…?“

„Hm?“

„Wie bist du überhaupt hier rein gekommen?“

„Willst du mich veralbern? Ich bin eine Killerin wie du - wie kommst du sonst in fremde Wohnungen?!“

*********************************************************************************

[1] japanisch für = Schmetterling
 

Würde mich sehr in einem Kommi über eure Meinung zu der guten Rey freuen.

Wir findet ihr sie, jetzt nach den ersten paar Zeilen?

*gespannt auf eure Antwort wart*

Holding out for a hero!

*reingetänzelt komm*

So, nach meinem ersten offiziellen Arbeitstag nach meiner 3-tätigen Krankpause bin ich wieder voll ausgelastet und mein verwünschtes Kreatief hat sich anscheinend wirklich nicht mehr aus den reißenden Fluten retten können *hihi*
 

Bevor ich heute Morgen zur Arbeit bin, hat mich dieser Song gegen halb 7 auf Hitradio-FFH zu diesem Kappi inspiriert ^^

Den gleich zu lesenden Inhalt hatte ich sowieso in diesem Schema geplant jedoch habe ich das Lied noch fix hineingequetscht und ich finde, dass es sehr gut passt.

Hatte bei der ganzen Dauer des Kappi-Schreibens das Lied im Hintergrund laufen… und zwar auf volle Lautstärke!!

Wenn es jemand nicht kennt und einmal hören will dem kann ich es gerne schicken. - Also, ich find das Lied stark.
 

Kapitel 30: Holding out for a hero!
 

Ich meldete mich an diesem Abend nicht mehr auf Daves Nachricht auf dem Anrufbeantworter, stattdessen warf ich meine Pläne komplett um - wobei ich sowieso nichts großartig oder gar festes für den Abend eingeplant hatte.

Bei Anbruch der Dunkelheit begaben Rey und ich uns in das Vergnügungsviertel Roppongi, wo wir sogleich unsere Lieblings-Karaoke-Bar aufsuchten und es uns an der Theke - auf den hohen Barstühle dort - gemütlich machten.
 

„So war das also…“ Murmelte nun meine Freundin mit belegter Stimme da sie schon einige Cocktails intus hatte, was bei ihr jedoch soviel ausmachte wie eine Tasse Grünen Tee.

„Ja.“ Gab ich nun ebenso dumpf zurück und ließ meinen Zeigefinger immer wieder über den Rand meines halbvollen Cocktailglases wandern.

Noch nicht mal mein Lieblings-Mixgetränk in diesem Laden hatte mich aufheitern können.

„Hört sich an wie in irgend so einem halbseichten Holly-Wood-Kitsch. Fehlte nur noch, dass Kyusuke dir unter Tränen angedroht hätte von der nächsten Brücke zu springen.“ Ein verhaltenes Kichern drang an mein Ohr sodass ich unwillig die Brauen zusammenzog.

„Mach keine Witze darüber, sonst scheuer ich dir eine. Ich schwör‘s dir, Rey.“

„Aber, aber… Willst du wirklich eine Rangoberste angreifen, meine liebe Freundin?“

„Schwafele nicht so blöd rum! Vielleicht warst du mal über mich gestellt aber jetzt sind wir auf der gleichen Stufe. Ich hab mich hochgearbeitet.“

„Was deine Zahl an gemeisterten Aufträgen angeht schon, jedoch hast du noch immer dieses zucken in deinem rechten Zeigefinger wenn es darum geht deine Arbeit zu erledigen.“

„Ja und?“ Mies gelaunt nahm ich einen kleinen Schluck aus meinem Glas.„ Ich habe bisher immer abgedrückt, oder nicht?“ Fügte ich nun etwas leiser hinzu, sodass sich Rey mit schelmisch blitzenden Augen weiter im Stuhl zurücklehnte.

„Sicherlich, dass kann ich dir nicht vorwerfen. Eine hervorragende Trefferquote hattest du schon seit dem ersten Mal. Und? - Wie viele Kerle hast du seit meiner Abwesenheit schon wieder flachgelegt?“

Wenn uns Jemand fremdes so reden gehört hätte - was keiner tat, da es in der Bar zu dieser Uhrzeit schon viel zu voll und belebt war - hätte er mich definitiv für eine Prostituierte gehalten.

„Weiß nicht…“ Mit gelangweiltem Blick schweiften meine Augen über die große Anzahl an Alkohol hinter der Bar.„ Vielleicht achtundvierzig? Tendenz weiter steigend.“

„Nicht schlecht.“ Ein anerkennender Laut war von Rey zu hören bevor sich ihre leicht neckenden Mundwinkel wieder zu einer ernsten Maske verzogen.

„Du hättest im Übrigen ahnen müssen, dass unser Kendomeister so reagiert. Er ist eben ein sehr emotionaler Mensch.“

Darauf gab ich nur einen Laut von mir, der weder zustimmend noch uneinig war.

Kendomeister - So nannte sie meinen Kumpel eher aus reiner Neckerei.

Immerhin passte es zu Kyusuke. Wenn es um den Umgang mit den japanischen Holzschwestern ging konnte ihm keiner etwas vormachen.

Schon als er 18 Jahre alt gewesen war, hatte er die gesamte Polizeischule von Tokyo in die Tasche gesteckt, obwohl diese als eingespielte Mannschaft Klassenmeister geworden waren.

„Und wenn du darauf spekulierst ihn irgendwie loszuwerden, dass vergiss mal lieber gleich neko. - Denn unser guter lieber Kyusuke folgt dir wie ein trauherziges Hündchen, du müsstest ihn schon zwanghaft einschläfern lassen um ihn von dir wegzuschleifen.“

„Halt die Schnauze!“ Murrte ich nun ziemlich biestig da ich ganz genau wusste, dass sie Recht hatte.

Das war einer der Gründe weshalb ich ihre Nähe und ihre Freundschaft so schätzte.

Rey sagte immer und überall ihre Meinung und die klare Wahrheit Jedermann offen ins Gesicht.

Damit konnten viele Leute nicht umgehen, diese Eigenschaft machte meine Freundin meist hart und kühl. Jedoch war sie für mich sehr wichtig, da sich mein logisch denkender Verstand an meinen Grenzen der Wahrheit aneckte.

Rey lieferte sie mir dafür Wort um Wort. - Egal ob ernst oder neckend.

„Darf ich mich erschießen, chõ?”

„Nein.“

„Warum nicht? Du gönnst mir auch gar nichts!“

„Du würdest es doch sowieso nicht machen. So feige bist du nicht.“

Volltreffer! - Guter Schuss, Rey.

„Weißt du was? Die ganzen Wochen über hat mir deine ehrliche Aussage der Dinge gefehlt, jetzt verwünsche ich sie zum Teufel.“

„Es ist immer gut, wenn ich helfen kann.“

Einträchtig schmunzelten wir uns an und prosteten uns gerade ausgelassen mit unseren Cocktailgläsern zu als eine vertraute Stimme erklang.

„Es waren dreiundfünfzig.“

Ich zuckte zusammen und sah mit aufgerissenen Augen auf den nun besetzten Barhocker neben mir - bis eben war er noch leer gewesen - doch nun saß dort ein Mann gehüllt in einem gänzlich schwarzen Outfit und markanten Gesichtszügen.

„D-Dreiundfünfzig?“ Echote ich baff sodass sich auf seinen Lippen ein leichtes Lächeln kräuselte.

„Dreiundfünfzig Kerle hast du während der Abwesenheit unserer guten Freundin flach gelegt, neko.“

„Ah…! Unser Herr und Meister gibt sich die Ehre. - Gib es endlich zu, Tora: Du führst heimlich eine Strichliste.“

Rey blitzte unseren Partner über meinen Platz heftig an, doch dieser sah mit ruhigem Augenkontakt und einem vertiefenden Lächeln zurück.

„Aber nicht doch. Ich ritze mir für jedes Opfer eine Kerbe ins Bein. - Wollt ihr die Narben sehen?“

„Wäh…!!“ Entfuhr es mir schaudernd während Reys rechte Augenbraue hoch zuckte.

„Deine Witze waren auch schon mal besser, Tora.“

„Verzeihung Ladys aber eure Anwesenheit in diesem Etablissement hat mich vollkommen aus der Bahn geworfen.“

„Hey…! Das ist unsere Stamm-Bar. Hier gehen wir seit Jahren hin und das weißt du auch.“

Auf meine empörte Aussage kam ein undurchdringlicher Blick von ihm zurück.

„Ach, tatsächlich?“

„Ja. - Erinnerst du dich noch an deine Karaoke-Nummer letztes Golden-Week [1] als du total betrunken auf der Bühne standest?“

„Du hast Frank Sinatra nachgemacht.“ Kam mir nun Rey zu Hilfe sodass sich wirklich ein leicht schamhafter Ausdruck auf die Gesichtskonturen unseres Partners schlich.

„Ihr müsst mich verwechseln.“

„Wie kann mich dich verwechseln?“ Wollte nun meine Freundin zweifelnd wissen während ich nun wieder erstaunt schaute.

„Wo kommst du eigentlich her?“

„Die Katze neben der Mülltonne vor meinem zu hause hat…“

„Oh… Nicht schon wieder diese Nummer!“ Unterbrach ich ihn gereizt sodass er einen glucksenden Laut von sich gab.

„Ich wollte nur stiller Teilhaber dabei sein, wenn sich Katze und Schmetterling einen gemütlichen Abend machen.“

„Still?“ Wiederholte Rey nun ebenso zweifelnd wie vorhin sodass der junge Mann sah mahnend ansah.

„Dir ist klar, dass du in wenigen Stunden ausflattern musst?“

„Natürlich. - Hab ich irgendeinen Auftrag mal nicht erledigt? Keine Sorge, mein sehr verehrter Herr und Meister der Schmetterling fliegt brav auf und davon. Pass lieber auf, dass dir keiner dein wertvolles Fell vom Körper zieht.“

Tora neigte den Kopf in einer Bewegung der stillen Bewunderung für diesen argumentierenden Gegenschlag bevor er sich erhob und zu mir sprach:

„Und dir würde ich raten, dein hübsches Köpfchen nicht zu sehr anzustrengen. - Sonst würgst du unter all der Aufregung noch Fellbüschel aus.“

Zu perplex über diesen Satz sah ich ihm schweigend nach wie er sich mit einer knappen Handbewegung verabschiedete und mit langen Schritten aus der Bar verschwand.

„Abgesehen von seinen dummen Sprüchen heute Abend würde ich zu gerne wissen, woher er immer weiß wo ich stecke.“ Sprach ich nun eher zu mir selbst als zu meiner Freundin, doch auch Rey nickte zustimmend.

Wir beide hatten uns schon oft gefragt wie lange Tora in diesem Geschäft steckte.

Sicherlich schon weitaus als das doppelte an Jahren was wir schon auf dem Buckel hatten…
 

Gegen 22 Uhr nachts erhob sich der Lautstärkenpegel in der Bar bis zum roten Punkt und bald darauf konnte man kein gut artikuliertes Privatgespräch mehr führen, da die Boxen zu laut aufgedreht wurden.

Jedoch war ja auch der Sinn darin, den selbst nachgesungenen Lieder der mutigen Freiwilligen zu lauschen und so geschah es dann, dass eine etwas ältere Dame mit rauer Stimme den Song von Bonnie Tyler ,Holding out for a Hero‘ zum Besten gab.

Der fetzige Beat floss aus dem Boxen der Anlage und sogleich erschallte die Stimme der Sängerin in jeden Winkel der Bar.
 

Where have all the good men gone

And where are all the gods?

Where’s the street-wise Hercules

To fight the rising odds?
 

Isn’t there a white knight upon a fiery steed?

Late at night I toss and I turn and I dream of what I need

Aaaahh aaaaahhh
 

Ich musste zugeben, dass sie keineswegs schlecht sang.

Sie hatte Rhythmus und Stärke in ihrer Stimme.
 

I need a hero

I’m holding out for a hero ‘till the end of the night

He’s gotta be strong

And he’s gotta be fast

And he’s gotta be fresh from the fight

I need a hero

I’m holding out for a hero ‘till the morning light

He’s gotta be sure

And it’s gotta be soon

And he’s gotta be larger than life

Lager than life
 

Als ich dem Refrain zuhörte, der einem mit Rhythmus, Beat und Text gleicher weise in seinen Bann zog überschattete mich mit einem Mal die Logik, dass dieser Songext irgendwie auf mich zutraf.

Ja, auch ich brauchte einen Helden…
 

Somewhere after midnight

In my wildest fantasy

Somewhere just beyond my reach

There’s someone reaching back for my
 

Racing on the thunder and rising with the heat

It’s gonna take a superman to sweep me off my feet

Aaaahh Aaaaahhh
 

Ich brauchte ihn. - Er sollte mich endlich finden.

Er allein sollte meine Identität aufdecken.
 

I need a hero

I’m holding out for a hero ‘till the end of the night

He’s gotta be strong

And he’s gotta be fast

And he’s gotta be fresh from the fight

I need a hero

I’m holding out for a hero ‘till the morning light

He’s gotta be sure

And it’s gotta be soon

And he’s gotta be larger than life

I need a hero

I’m holding out for a hero ‘till the end of the night
 

Er sollte meine versteckten Spuren finden…

Er sollte sie enträtseln und mich stellen.

Er sollte mich bitte finden!
 

Up where the mountains meet the heavens above

Out where the lightning splits the sea

I could swear that there’s someone somewhere

Watching my
 

Through the wind and the chill and the rain

And the storm and the flood

I can feel his approach

Like a fire in my blood
 

Like a fire in my blood

Like a fire in my blood

Like a fire in my blood

Like a fire in my blood

Aaaahh Aaaaahhh
 

Und wenn er mich gefunden hatte, dann konnte ich in Ruhe sterben.
 

I need a hero

I’m holding out for a hero ‘till the end of the night

He’s gotta be strong

And he’s gotta be fast

And he’s gotta be fresh from the fight

I need a hero

I’m holding out for a hero ‘till the morning light

He’s gotta be sure

And it’s gotta be soon

And he’s gotta be larger than life
 

I need a hero

I’m holding out for a hero ‘till the end of the night

He’s gotta be strong

And he’s gotta be fast

And he’s gotta be fresh from the fight

I need a hero

I’m holding out for a hero ‘till the morning light

He’s gotta be sure

And it’s gotta be soon

And he’s gotta be larger than life

I need a hero

I’m holding out for a hero ‘till the end of the night
 

Oooh oooh ooh oooh ...
 

Die Stimme der Sängerin verklang, ebenso das Lied und ein tosender Beifall der Versammelten machte sich breit.

Neko…? Ist alles in Ordnung? - Du bist so blass…“ Die leicht besorgte Stimme meiner Freundin ließ mich dazu veranlassen aufzustehen und einige Yen-Scheine aus meinem Geldbeutel auf die Theke zu legen.

„Nein, alles okay. Ich muss gehen, zahl bitte für mich mit. - Viel Glück bei deinem Auftrag nachher.“

„Ah… Suzuna?!“

Reys nun wirklich bekümmerter Tonfall hallte wie ein Echo in meinen Ohren nach als ich die nächtlichen Straßen von Tokyo im Eilschritt durchquerte.

Meine Gedanken fuhren Karussell dessen einziges Geräusch Kyusukes verklungene Worte waren…
 

„Wenn du denkst, dass ich dich so sang und klanglos diesem Amerikaner überlasse hast du dich geschnitten. Ich gebe nicht das Wichtigste her, was ich besitze… Niemals und schon gar nicht freiwillig.“

„Ist dir kalt, Suzu?“

„Wenn ich dir so zuwider bin, hättest du das ruhig schon früher sagen können!“

„Pack deine Sachen, ich hole dich in einer Stunde ab.“

„Du zitterst ja… Alles in Ordnung, Suzu?“

„Wonach sieht es denn aus, hm?“

„Das ist ne‘ Bierdose. Alkohol.. verstehst du?“
 

Und nun begriff ich es.

Nun begriff ich, warum er nicht aufgab…
 

„Bisher hatte ich auch nie einen Grund Alkohol anzurühren, Suzuna.“

„Ach ja? Dann lass dir mal etwas ganz im Ernst sagen: ICH SCHEISS DRAUF! Ich will nicht nur ein Freund für dich sein, ich will DEIN FREUND sein und ich will dich!!“

„Das geht nicht, ich kann das nicht mehr… ICH LIEBE DICH!“

„Wie kannst du nur so desinteressiert damit umgehen? Bedeutet dir unsere Beziehung denn gar nichts?“
 

Nun wusste ich es!

Es reichte nicht, seine Hoffnungen gegenüber mir auszulöschen.

Nein, ich musste sein Herz direkt angreifen.

Ich musste es zerstören.
 

„Ich kann das nicht vergessen. Ich kann es nicht…“
 

Ich müsste seine Liebe zerstören.
 

„Suzuna… Suzu, bitte! Bitte gib uns doch eine Chance. - Ich werde dich glücklich machen, ich verspreche es dir. Das kann doch nicht schon alles gewesen sein… nach all den vielen Jahren. Du bedeutest mir so unendlich viel. Wenn du mich wirklich nicht liebst ist das okay, dann lass mich dir zeigen wie sehr ich dich liebe. Lass mich an deiner Seite sein, ich will bei dir sein… Bitte…“
 

Ich musste sie unter allen Umständen vernichten.
 

„Ja! Ja… verflucht! Ich liebe dich!!“
 

Es durfte nichts mehr von ihr übrig bleiben.
 

„Brich ihm das Herz, neko. Bevor die Organisation ihm das Genick bricht.“
 

Und ich wusste schon genau, wie ich es anstellen würde…
 

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Mit entschlossener Mimik stand ich eine halbe Stunde später vor der unbekannten Wohnungstüre des Stadtviertels Akasaka.

Ein letztes Mal atmete ich abgehackt ein und aus bevor ich mit leicht zittriger Hand den Klingelnkopf betätigte und mit gespannten Nerven auf eine Reaktion wartete.

Diese blieb jedoch nicht lange aus, ungewohnt schnell kam sie sogar.

Die - zum Teil - verglaste Tür wurde in Helligkeit getaucht als das Flurlicht im Inneren des Apartments betätigt wurde.

Wenige Sekunden scharrte ein Sicherheitsschloss und ein Riegel bevor sich die Tür einen Spalt öffnete.

„Suzuna…? Bist du das?!“ Aus der Stimme sowie aus dem Gesicht von Dave sprach die reinste Verwirrung und auch Unglauben.

Ich legte ein gespielt frohes Lächeln auf.

„Ja, ich bin‘s. Tut mir Leid, ich hab deine Nachricht grad erst gehört. - Darf ich reinkommen?“

„Sicher.“ Mit einem erfreuten Lächeln hielt er mir die Tür auf sodass ich immer noch lächelnd eintrat…

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Am nächsten Morgen weckten mich die aufdringlichen Strahlen der Morgensonne die schräg über das große Bett in mein Gesicht fielen.

Murrend drehte ich mich auf die andere Seite um der Helligkeit zu entkommen gerade als ein Türequietschen an meine Ohren drang, sowie näher kommende Geräusche von nackten Füßen.

„Guten Morgen!“

„Hm…“

„Suzuna?“

„Hm…?“

„Bist du wach?“

„Hm.“

Amüsiertes Lachen erklang bevor ich spürte wie er mir zuerst auf meine Lippen und dann auf mein nacktes Schulterblatt einen zärtlichen Kuss gab.

„Ich mach uns Frühstück, in Ordnung?“

Sein Haar roch nach frischem Shampoo und Seife, er war also schon unter der Dusche gewesen.

„Okay.“ Flüsterte ich leise und war mehr als froh, als er darauf das Schlafzimmer verließ und die Tür hinter sich zuzog.

Mit zittrigem Atem kniff ich die Augen zusammen und versuchte ruhig und gleichmäßig zu atmen um nicht in Tränen auszubrechen.
 

„Brich ihm das Herz, neko. Bevor die Organisation ihm das Genick bricht.“
 

Doch mit dem Ende der letzten Nacht hatte ich auch mein Herz gebrochen…
 

*********************************************************************************[1] eine Woche mit vier Feiertagen in Japan
 

Sorry, Leute.

Es tut mir Leid. - Nicht wegen der fehlenden Lemon-Szene aber wegen diesem extremen Umschwung der Ereignisse.

Aber ihr müsstest Suzuna doch so langsam kennen: Wenn sie sich fest entschlossen was in den Kopf gesetzt hat, zieht sie das auch durch!

Genauso wie ich *gequält grins*

Das Ende dieses Kappis zu schreiben hat mir wehgetan, aber ich hatte keine andere Wahl.

Die Story geht so weiter wie in meinem kranken Hirn schon vor langem ausgedacht.

Wenn jemand Taschentücher deswegen braucht…

*mehrere Packungen hinleg*

Bitte sehr!
 

Kommis, sowie Therapeutenrechnungen und Morddrohungen sind erwünscht ^^

Memorable

Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, wie ich auf dieses Kapitel gekommen bin.

Auf einmal war es da und wollte sich partout nicht aus meinem Kopf drängen lassen.

Deswegen dachte ich: Na gut! Dann tippe ich dich eben ab, damit ich meine Ruhe vor dir habe!

Ja, ich rede mit meiner Kreativität ^^, hoffentlich ist das nicht gesetzlich verboten *hehe*
 

Viel Spaß beim lesen euch allen!
 

Kapitel 31: Memorable
 

Von nun an, würde es für mich kein Zurück mehr geben.

Das Rad des Schicksals hatte angefangen sich zu drehen. Unaufhaltsam und gnadenlos.

Das einzige was ich getan hatte war, mich mitten in die rotierenden Speichen zu werfen und sofort von diesem erfasst zu werden.

Lieber machte ich mich ein Leben lang selbst unglücklich als die Schuldigkeit dafür tragen zu müssen Kyusuke eines Tages ermordet irgendwo aufzufinden.
 

„Sehen wir uns heute Abend?“

„Sicherlich. Ich ruf dich gegen neunzehn Uhr an.“

Mit einem letzten Kuss verabschiedete ich mich von Dave und stieg die wenigen Treppen zum Büro der Detektei nach oben.

Mit halbem Ohr hörte ich noch das zuschlagen der Autotür als er sich wieder auf den Sitz der Fahrerseite sinken ließ und kurz darauf, dass abermalige starten des Motors.

Er war so nett gewesen mich nach unserem gemeinsamen Frühstück nach Shinjuku in mein Büro zu fahren sodass er sich nun selbst auf den Weg in die Pathologie machen konnte.

Vor uns beiden lag ein gewöhnlicher Arbeitstag und ich war froh, wenn auch gleich angewidert von mir selbst, wenn ich daran dachte ihn erstmal einige Stunden nicht sehen zu müssen.

Die beinahe intime Zweisamkeit in seiner Küche hatte mir vorhin jeglichen Appetit genommen.
 

„Schmeckt es dir nicht, Suzuna?“

„Doch, es ist köstlich.“

„Du hast aber bisher fast nichts angerührt.“

„Ich weiß… Entschuldige.“

„Geht es dir gut?“

„Sicher. Alles in Ordnung.“

„Wirklich? Du musst mir sagen, wenn es wegen heute Nacht ist. Hast du Schmerzen?“

„Nein…! Nein, dass ist es nicht. Du warst sehr rücksichtsvoll… ich mach mir eben nur so meine Gedanken.“

„Worüber?“

„Über uns.“

„Ah ja?“

„Ja… und ich… - Hey! Was gibt‘s da zu grinsen?“

„Nichts. Ich bin einfach nur froh über deine Worte.“

„Ü-Über welche Worte.“

„Na, dass du über ‚uns‘ sprichst. Das bedeutet mir viel…“
 

In tiefen Gedanken versunken ließ ich mich schwerfällig in meinen Drehstuhl fallen und verbarg mein Gesicht in den Händen, dessen Ellenbogen ich auf meinem Schreibtisch abstützte.

Gott! - Was hatte ich nur getan?

Dabei war ich mir gestern Nacht - angefangen mit meinem spontanen Besuch bei ihm - noch so sicher gewesen.

Selbst als wir miteinander geschlafen hatten, hatte ich die ganze Situation ruhig und bedacht betrachtet.

Doch jetzt erahnte ich langsam, dass ich mit den Ereignissen der letzten Stunden eine wahre Lawine ausgelöst hatte.

Die virtuellen Schneemassen würden alles unter sich begraben…

Wie geschlagen zuckte ich zusammen als das Telefon neben meinem Computer zu klingeln begann.

Eher unwillig als vorfreudig über einen wohl neuen Auftrag nahm ich ab:

„Detektei Mihikoru?“ Meldete ich mich alles andere als einladend und schluckte das ‚Fuma-Mihikoru‘ einfach mal gekonnt herunter. - Auch, wenn ich innerlich daran erstickte.

„Ich bin‘s.“ Erklang die ruhige Stimme meiner besten Freundin durch den Hörer.

„Irgendwie hat mich dein komisches Verhalten von gestern Nacht nicht in Ruhe gelassen und ich dachte, ich ruf mal kurz durch. Alles okay?“

„Komisches Verhalten?“ Hackte ich idiotischerweise nach um damit die Frage bezüglich meines Wohlbefindens zu übergehen.

„Ja, DEIN komisches Verhalten! Du bist wie vom wilden Affen gebissen aus der Karaoke-Bar verschwunden. - Die Staubwolke wirbelte mir regelrecht um die Ohren. Was war los? Und warum konnte ich dich auf deinem Handy nicht erreichen, geschweige denn heute Morgen in deiner Wohnung??“

„Ich hatte mein Handy aus und… in meiner Wohnung war ich nicht.“

„Nicht? - Wo warst du dann… Unterwegs??“

„Nein.“ Kurz zögerte ich, ehrlich gehemmt es meiner Freundin zu sagen, doch eine Ausrede wäre idiotisch gewesen.

Wenn ich Rey nicht alles erzählen konnte… Wem sonst?!

„Ich war bei Dave.“

„Bei unserem Gerichtsmediziner Ralston? - Dein praktischer Flirt von dem du mir gestern erzählt hast?“

„Ja.“ - Nun gut, ich hatte Dave nie als ‚praktischen Flirt‘ bezeichnet aber meine Freundin war da wohl anderer Ansicht.

„Warum warst du denn bei dem?“

„…“

„Suzuna…?“

„…“

„Neko?“

„…“

„Oh mein Gott.“

„Rey…“

„Oh… mein… Gott…!“ Ihre Stimme schwoll keineswegs an - Rey wurde niemals hysterisch - aber sie nahm einen ungewöhnlich dumpfen Klang an.

„Hör mal, Rey…“

„Du hast die Nacht in seiner Wohnung verbracht?“

Ergeben schloss ich die Augen:„ Ja.“

„Auf seiner Couch?“

Einige Sekunden Schweigen gepaart mit einem langsamen Kopfschütteln - das sie ja nicht sehen konnte -ließ sie weiter reden.

„In seinem Bett?“

„Hm…“

„Du hast mit ihm geschlafen.“ Es war keine Frage, eher eine Feststellung und ich biss mir auf die Lippen als ich auf ihre nüchterne Aussage ein:„ Nicht direkt.“, nachsetzen wollte.

NEKO…! Spinnst du?“

„Das sagt grad die Richtige!“

„Lass diesen Spott in deiner Stimme. - Warum hast du das getan? Ralston ist zwar extrem leicht zu beeinflussen aber dann doch nicht so übel, dass man ihn gleich so übers Ohr hauen muss.“

„Ich wusste mir keinen anderen Rat, Rey.“

„Bist du denn von allen guten Geistern verlassen? - Der Grund warum du dich von Kyusuke abgenabelt hast, wird in derselben Ausführung kommen, wenn du dich mit Ralston näher einlässt. Es ist doch egal ob Fuma oder er: Die Organisation wird hinter jedem deiner männlichen Begleiter mit Argusaugen stehen.“

„Nein, das sehe ich nicht so.“

„Ach ja?“

„Ja.“ Zum ersten Mal an diesem Tag klang meine Stimme wieder entschlossen.

„Wie du gerade eben schon so treffend sagtest: Dave ist leicht zu manipulieren. - Er wird nicht nachfragen oder gar nachhacken wie Kyu. Er wird sich mit einer raschen Antwort zufrieden geben nur um den Frieden zwischen uns aufrechtzuerhalten. Er jagt nicht die ominöse Killerin… er ist auf jeden Fall aus der Schussbahn.“

Neko… du spielst mit ihm.“

„Ich weiß, aber das lässt sich nun nicht mehr ändern. Er kam genau da, als ich ihn brauchte. Der perfekte Schutzschild. Solange ich ihn gut behandle und er nicht merkt, dass meine Liebe zu ihm nur vorgegebene Freundschaft ist, ist doch alles okay.“

„Du schießt mit einer Kanone auf Spatzen. Ist dir das eigentlich klar?“

„Willst du mich veralbern? - Ich bin Killerin!“ Äffte ich nun ihre Redensart von gestern nach sodass ein ermatteter Seufzer zu hören war.

„Eins zu null für dich.“
 

Ich konnte Reys Bedenken verstehen.

Auch, wenn es mich - ehrlich gesagt - schon etwas wunderte, dass meine Freundin sich darüber so viele Gedanken machte.

Ehrlich, wenn auch nur schwach heraushörend besorgt hatte sie am Telefon geklungen.

Normalerweise tat sie das nicht…

Normalerweise hielten wir uns aus den Angelegenheiten des jeweils anderen heraus.

Keine nervigen Hinterfragungen.

Keine langarmigen Gespräche.

Wir verständigten uns stumm und im stillen Einverständnis.

Was ihr Recht war, sollte mir auch Recht sein und umgekehrt.

Deswegen beunruhigte mich die Tatsache ihrer leichten Rüge stärker als es jeder Gewissensbiss meinerseits je gekonnt hätte.

Das ungute Gefühl in dieser Sache verstärkte sich, was andererseits vielleicht auch kein Wunder war.

Dauernd musste ich an Kyusukes Worte denken:
 

„Ich weiß nicht, was mit dir los ist, Suzu. Ich weiß nicht, warum du das getan hast… und noch immer tust. Ich weiß nur, dass du lügst.“
 

Er war sich in seiner Argumentation und in seinem ganzen Verhalten so unheimlich sicher gewesen.
 

„Ich kenne dich und ich weiß wie du bist… so ganz bestimmt nicht. Du hast noch nie absichtlich und in Böswilligkeit die Gefühle von anderen verletzt und du wirst auch jetzt nicht damit anfangen. - Ich ziehe mich aus der Detektei zurück, weil ich es will und nicht, weil du es mir befohlen hast. Wenn du Hilfe brauchst, kannst du immer zu mir kommen. Ich bin für dich da.“
 

Er kannte mich besser als jeder Andere.

Er wusste, wie ich mich gab wenn ich mich verstellte.

Was für ein Gesicht ich in den jeweiligen Stimmungen machte.

Und er spürte besser als jeder andere Mensch wenn ich ängstlich war oder mich unbehaglich fühlte.

Das war schon damals so gewesen.

Mit einem leisen Seufzen lehnte ich mich mehr in den Polstern meines Drehstuhls zurück und sah mit immer kleineren Augen zur Decke des Raumes empor.

Ja, damals war das auch so gewesen…
 

~~~~~~~~~~~~~~~ Vor 5 Jahren in der Nördlichen Mittelschule Tokyos ~~~~~~~~~~~~~~
 

Mit geweiteten Augen voller Überraschung trat ich an diesem Morgen - kurz vor Unterrichtsbeginn - in unser Klassenzimmer und ließ mich langsam auf meinen Sitzplatz sinken.

In der normalen Regeln herrschte nicht so eine große Zahl an geschwätzigen Grüppchen wie an diesem Morgen, sogar der Lautstärkepegel war über den normalen Durchschnitt gekommen.

Neugierig umherschauend packte ich schon mal mein Buch für japanische Geschichte aus und versuchte mit einigen Mühen Gesprächsfetzen aufzufangen, was sich jedoch als unmögliches Unterfangen herausstellte. - Dazu war es einfach zu laut und zu viele Menschen unterhielten sich übereinander ohne den Anderen ausreden zu lassen.

„Guten Morgen, Suzuna!“ Warf mich in diesem Moment Meiko - eine Klassenkameradin - aus meinen Gedanken und nahm dabei ihren Sitzplatz vor meinem Pult ein.

„Guten Morgen.“ Antwortete ich nach einigen Sekunden kurzer Verwirrung bevor ich mich etwas zu ihr vorbeugte.

„Weißt du, was das hier für eine Aufregung am frühen Morgen ist?“

Ein kurzes Kichern von ihr erklang:„ Na, du machst mir Spaß. Hast du wirklich vergessen, dass am Wochenende das große Finale stattfindet? Und du - als unsere Anführerin des Aikido-Clubs wird daran teilnehmen.“

„Und was ist daran bitteschön so aufregend?“

„Natürlich erwarten alle von unserer Schule, dass du gewinnst und unsere Klasse besonders. - Ist doch nahe liegend, oder?“

Ja… das war so dermaßen nahe liegend, dass mir dieses bevorstehende Ereignis seit einigen Tagen Kopfschmerzen und Magenkrämpfe verursachte.

Alle erwarteten, dass ich gewann. - Es war zum kotzen!

„Du wirst den Champion der benachbarten Mitteschule bestimmt haushoch schlagen, nicht wahr? - Immerhin bist du sogar vor drei Monaten Stadtmeisterin geworden.“

Auf Meikos aufmunterte Rede runzelte ich nur sichtlich die Stirn.

„Ich werde nicht gewinnen.“ Gab ich nun trocken und ohne geringste Zweifel fest:„ Ihr habt alle keine Ahnung wie gut meine Gegnerin ist. Ich hab sie gesehen - sie ist bisher ungeschlagen.“

„Dann wird sie dich wohl fürchten lernen, Suzuna.“ Meiko sah mich voller Zuversicht an worauf ich nur leidend den Blick auf den Umschlag meines Buches warf.

Nein. - Ich würde nicht gewinnen.

Währen den vergangenen Vorrunden hatte ich alle bisherigen Kämpfe meiner Gegnerin studiert. Sie war schnell und kraftvoll, ihre Präzision ließ auch nicht zu wünschen übrig.

Sie war einfach die bessere.

Dazu brauchte es keinen Finalkampf der Schulen. Das wusste ich schon seit ich erfahren hatte, dass ich bald gegen sie kämpfen würde.

„Suzuna? Alles okay mit dir? Zieh doch bitte nicht so ein Gesicht.“ Versuchte mich Meiko nun wieder aufzuheitern und bevor ich es verhindern konnte, hob sie ihren Kopf und rief nach meinem Kumpel der etwas abseits an einem der Fenster des Raumes stand und mit seinen Freunden plauderte.

„Kyusuke! Komm mal her. - Es sieht so aus, als ob Suzuna aufgeben will.“

Mit klopfenden Herzen vernahm ich, wie sich der Angesprochene wirklich auf uns zu bewegte und nur kurze Zeit später vor meinem Tisch stand.

„Was will sie aufgeben?“ Mein Kumpel blinzelte uns beide unter seinem langen schwarzen Pony fragend an.

„Na, den Aikido-Wettkampf nächsten Samstag.“

„Wieso das?“

„Sie sagt, sie verliert.“

Auf Meikos Aussage lachte mein Kumpel kurz und erheitert auf, bevor er rasch abwinkte.

„Ach was! Suzuna UND verlieren?! Da gibt es keine Diskussion. - Die haut doch alle locker in die Pfanne!“

Er schenkte mir eines seiner breiten Grinsen, das ich jedoch mit ziemlich mürrischer Miene erwiderte.

Ich warf ihm einen missbilligenden Blick zu, den er wohl absichtlich ignorierte.

Er also auch… Sogar Kyusuke!

Warum sah keiner außer mir die Wahrheit?

Nicht mal er… und er gab doch immer vor, mich so genau zu kennen… Pff!

Alles leeres Gesülze…!!

Aber was verstand er schon von Aikido? - Für ihn war das sicher nicht mehr als ein umher schlagen und treten.

„Da würde ich mir nicht so sicher sein.“ Meldete sich in diesem Moment Chiaki - ein Freund von ihm - zu Wort.„ Ich habe Suzunas Gegnerin gesehen und die ist wirklich nicht schlecht.“

Erleichtert atmete ich auf. - Endlich jemand, der mich verstand.

„Suzuna wird gewinnen.“ Kyusuke sah seinen Kumpel beinahe vernichtend an doch dieser sah nur herausfordernd zurück.

„Und? Bist du mutig genug und willst darauf wetten?“

„Warum nicht?“ Ein gelassenes Schulterzucken von meinem Kumpel war die Antwort sodass ich erbost von meinem Stuhl aufsprang.

„H-Hey?! Momentchen mal, ja? Ich will nicht, dass man auf den Kampf wettet!“

„Das lass mal unsere Sorge sein. Du wirst nur kämpfen, weiter nichts.“ Entgegnete Kyusuke nun mit optimistischer Miene und klopfte mir kurz auf die Schultern sodass ich ihn am liebsten einen Faustschlag versetzt hätte.

Dieser… Vollidiot!!
 

Der Tag des entscheidenden Endkampfes kam immer näher und ich trainierte wie eine Wilde.

Wie verbissen ließ ich all meine Wut in den Trainingsrunden aus.

Meiko gab mir - mit ihren naiven Kommentaren - immer mehr Anlass dazu:

„Mann! Ich hätte nicht gedacht, dass so viele gegen dich wetten werden.“

Hatte sie erst heute zu mir nach dem Unterricht gesagt.

„Na ja, um ehrlich zu sein, haben nur acht auf dich gesetzt. Aber alle hoffen natürlich, dass du als Vertreterin unserer Schule gewinnen wirst. Nur um ihr Geld ist es Ihnen zu schade und deshalb setzen sie eher auf die Konkurrentin.“

Mit einem kräftigen Tritt hieb ich in die Luft.

So viele Heuchler auf einen Haufen… armselig!!

„Kyusuke hat den Einsatz festgelegt. Alle die mitwetten, müssen den gleichen Einsatz bringen.“

Das gab es doch nicht! Dieser Torfkopf wollte aus meinem Kampf auch noch Kapital schlagen. - Ich würde kein Mitleid mit ihm haben, wenn sein ganzes Erspartes flöten ging!!

Am liebsten wäre es mir, wenn ich dank einer Verletzung oder Krankheit den Wettkampf müsste sausen lassen…

Müde und außer Atem ließ ich mich mit angezogenen Beinen auf den Hallenboden sinken.

Mein ganzer Ehrgeiz dieser japanischen Kampfkunst gegenüber war mit den letzten Tagen immer mehr verflogen. - Wie weggeblasen schien er zu sein.

Sowie auch mein Vertrauen zu mir selbst und wohl auch bald Kyusukes Ersparnisse…

„Was ist los?“

Erschrocken zuckte ich zusammen als eine Stimme vom Halleneingang zu mir herüberschallte.

Durch meine verklebten Strähnen hob ich den Kopf und sah Kyusuke im Türrahmen stehen.

Sein Blick hatte eine Mischung aus Verwirrung und Besorgnis.

Eilig rappelte ich mich wieder auf.

„Wie lange stehst du schon da?“

„Eine Weile…“

„Willst du etwa auch sehen, ob ich fleißig trainier?“ Spuckte ich ihm nun in hoch lodernder Wut hingegen:„ Du hast wohl doch endlich Angst um dein Geld, was du sicherlich verlieren wirst. Denn ich denke mal, du bist einer derjenigen, die auf mich gesetzt haben.“

„Ja, ich habe auf dich gesetzt.“

„Oh, Dankeschön!“ Meine Tonlage spitze sich immer mehr zu:„ Danke für dein Vertrauen! Aber Aufgrund unserer langen Freundschaft hättest du das nicht tun müssen. Du hättest lieber auf die Richtige dein Geld anlegen sollen.

„Was redest du da für einen Quatsch?“ Eine Steile Falte zog sich zwischen seinen Brauen.„ Was soll denn das für eine Wette sein, wenn alle auf die gleiche setzen? Und außerdem, geht es mir hier nicht um das Geld, denn das ist mir egal, sondern um das Vertrauen. Aber wenn du dir nicht mal selber betraust und dich schon als Verliererin in diesem Kampf betrachtest, wirst du wohl nie gegen deine Gegnerin gewinnen. - Dann habe ich mein Geld eben in den Sand gesetzt!“

Mit diesen Worten drehte er sich einfach um und machte Anstalten zu gehen, sodass ich ihn hastig aufhielt.

„Kyusuke…?!“

Mit verschlossenem Gesicht drehte er sich noch einmal um.

„Wirst du dir den Kampf ansehen?“ Wollte ich nun leise wissen sodass er noch immer mit ernster Miene den Kopf schüttelte.

„Nein, ich habe was anderes vor. Außerdem kenne ich den Ausgang bereits.“

Ich sah ihm verdutzt nach als er mit großen Schritten die Halle verließ.

Was meinte er damit?

Er kannte den Ausgang des Kampfes bereits?

Sollte das etwa heißen, dass er nicht kommen, weil ich verlieren würde?

Denn wenn es keinen Sieg meinerseits gab, war sein Kommen sinnlos, da sein Einsatz sowieso verloren war.

Aber… wieso setzte er dann auf mich?

Mit klopfen Schläfen lief ich langsam zurück in die Umkleidekabine und gab es auf über Kyusuke Verhalten nachzugrübeln.

Nie im Leben würde ich aus diesem Kerl schlau werden…!
 

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Ein erinnerungsträges Lächeln schlich sich auf meine Lippen als ich an diese Begebenheit zurückdachte.

Ja, Kyusuke hatte damals auf mich gesetzt als ich nicht an mich geglaubt hatte.

Doch wider Erwarten - und zum großen Erstaunen aller Schüler die gegen mich gewettet hatten - hatte ich den Endkampf damals für mich entscheiden können.

Ich wusste noch genau, wie überrascht und sprachlos ich selbst von meinem Sieg gewesen war.

Ich konnte mich noch an das Gefühl erinnern, als mir der Siegerpokal überreicht worden war.

An den Jubel im Publikum und daran, dass ich Kyusuke genau in diesem Moment entdeckt hatte, als er im Begriff war die Halle zu verlassen…
 

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„Kyusuke…! - Kyu!!“ Noch ganz verschwitzt und den Pokal in meinen Händen schob ich mich durch die Menge und hinaus in den Flur wo ich bald darauf die Hinteransicht meines Kumpels ins Auge fasste.

„Kyu!“

Auf meinen erneuten Ruf blieb er stehen und wandte sich zu mir um sodass ich keuchend und über das ganze Gesicht strahlend vor ihm stehen blieb.

„Ich hab gewonnen… Ich hab gewonnen!“ Flüsterte ich ihm voller Fassungslosigkeit und Freude entgegen:„ Und weißt du warum? - Weil ich während des Kampfes an deine Worte gedacht habe:„ Wenn du dir nicht mal selber vertraust und dich schon als Verliererin in diesem Kampf betrachtest, wirst du wohl nie gegen deine Gegnerin gewinnen.“ - Weißt du noch? Das hast du gestern zu mir gesagt und ich habe während des Kampfes sehr intensiv darüber nachgedacht. Als ich die ersten Treffer einstecken musste dachte ich, dass vielleicht meine positive Äußerung unter meiner Kampfmoral gelitten hat. Und dann habe ich mich gefragt, was gewesen wäre, wenn ich meine Gegnerin nicht gekannt hätte, wenn ich durch ihre vorherigen Siege nicht eingeschüchtert gewesen wäre? Bestimmt wäre ich dann nicht mit solch einer Stimmung zu diesem Turnier angetreten, nein! Ich hätte mir eine Strategie erarbeitet, wie ich sie möglicher Weise bezwingen könnte… und das habe ich nicht getan. Stattdessen habe ich nur daran gedacht sang und klanglos unterzugehen.“ Plapperte ich nun hastig und bekam unbemerkt ganz rote Bäckchen.

„Aber… ich BIN nun mal ein Champion und ich musste mir vor allen Dingen mir selbst beweisen, dass ich meinem Ruf gerecht würde. - Nach diesen Gedankengängen habe ich ohne großes Federlesen nach den Schwachpunkten meiner Gegnerin gesucht und stell dir vor: Ich hab sogar einen gefunden… einen großen! - Sie hat zu wenig Ausdauer und das habe ich mir zunutze gemacht indem ich einige Zeit nur abgeblockt habe, dann hat sie ihre Deckung vernachlässigt und ich konnte super angreifen… Toll, was?“

„Ja, ganz toll. - Noch toller ist das hier!“ Kyusuke zog mit breitem Grinsen einen riesigen Bündel mit Yen Scheinen aus seiner hinteren Hosentasche sodass sich abrupt meine erhellte Mimik verdüsterte.

„Ah ja, ich verstehe: Du bist nur froh deine Wette gewonnen zu haben.“

Daran hatte ich gar nicht mehr gedacht… ich dumme Kuh! - Warum hatte ich diesen grinsenden Kasper nicht absichtlich auflaufen lassen?!

Und ich hatte mich auch noch - naiv wie ich war - bei ihm bedanken wollen!

Bestimmt waren seine Worte nur Zufall gewesen… der dachte sich doch gar nichts dabei!

„Ach, Suzu. - Ich habe dir doch schon gestern gesagt, dass es mir nicht auf das Geld ankommt. Aber ich kann auch nicht leugnen, dass ich erleichtert bin meinen Einsatz wiederzuhaben. Für den Rest habe ich eigentlich keine Verwendung.“

Mit dieser Erklärung nahm er mir - unter meinem verdutzten Blick - den Pokal aus der Hand und öffnete den Deckel.

„Und da es kein Preisgeld gab, du jedoch das Finale gewonnen hast, steht dir auch der Gewinn zu.“

Vollkommen gelassen warf er das Bündel in den Hohlraum des Pokals und ließ den Deckel mit einem klappern wieder darauf sinken.

„Kauf dir was Schönes.“

Ebenso verdattert wie gestern sah ich ihm abermals nach als er mir meine Siegertrophäe in die Hand drückte und einfach die Halle verließ.

Jedoch drehte er sich in der offenen Türe noch einmal zu mir um und sah mich neugierig an.

„Ach, übrigens: Du hättest mir den Kampf nicht in allen Einzelheiten schildern müssen, schon gar nicht mit deinen Gedankengängen. - Ich konnte es dir aus deinem Gesicht ablesen, ich kenn dich doch!“

Meine Augen weiteten sich:„ D-Dann hast du also doch den Kampf von Anfang an gesehen?!“

Ungläubig sah ich ihn an worauf er nur grinste und mit einem letzten Augenzwinkern die Halle verließ.

Langsam machte ich mich darauf auf den Weg zurück zur Kabine wo ich bereits von Meiko erwartet wurde.

„Wo warst du denn?“

„Ich habe mit Kyusuke geredet.“

„Ach, der war auch da?“

Nickend ließ ich mich auf die Bank fallen:„ Ja. Dabei hat er gesagt, er hat was vor.“

„Also, wenn du mich fragst, hatte Kyusuke schon immer eine totale Meise.“

Auf die wirklich ernst gemeinte Aussage meiner Klassenkameradin musste ich schmunzeln während diese nun den Deckel des Pokals hochhob - war es Zufall oder nicht - und mit schockiertem Gesicht das Bündel Geldscheine wahrnahm.

„Hey! Hast du das gesehen? Da ist jede Menge Geld drin.“

„Das ist von Kyusuke. Er sagt, es sei der Gewinn der Wette gewesen. Er hat es mir gegeben.“

„Oh Gott…! Das sind 82.500 Yen!“ Sprach Meiko nun ehrfurchtsvoll nachdem sie rasch nachgezählt hatte.

„WAS?!“ Ich hielt in meinem Umziehen inne. - Soviel Geld?

„Also, soweit ich weiß haben 52 Mitschüler mitgemacht. Bei einer Quote von 1:6,5. Da alle den gleichen Einsatz gegeben haben, macht das für jeden einen Einsatz von…“ Meiko hielt in ihrer Statistik inne und sah mich nun neckisch lächelnd an:„ Weißt du was? Kyusuke hat dir den gesamten Gewinn gegeben.“

„Scheint so.“ Noch immer ungläubig betrachtete ich das Geld in Meikos Hand.

„Das würde dann, glaube ich einen Einsatz für jeden von 15.000 Yen machen. Alle Achtung so viel bist du ihm wert.“

„M-Meiko…!!“ Auf ihre anspielende Tonlage wurde ich zu meinem Verdruss rot, sie lachte erheitert.

Ich konnte es noch immer nicht fassen: Soviel hatte Kyusuke auf mich gesetzt? Und das obwohl alle - mich selbst eingeschlossen - nicht an meinen Sieg geglaubt hatte

„Richtig spendabel von Kyusuke, dir den gesamten Gewinn zu geben. Also ich hätte ja vielleicht fifty-fifty gemacht.“

Darauf zog ich nur zuckend die Mundwinkel hoch.

„Und behältst du es?“

Auf ihre Nachhackung überlegte ich einige Sekunden.

„Ich weiß nicht.“ Musste ich nun schließlich zugeben.„ Bei der Menge komme ich mir irgendwie schäbig vor.“

„Aber er hat doch gesagt, dass du es behalten darfst.“

„Er sagte ich soll mir was Schönes kaufen.“

„Siehst du? Eigentlich hast du es dir ja auch verdient. Also los! - Mach dich fertig und wir gehen einkaufen!“
 

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Für das Geld hatte ich mir tatsächliches etwas gekauft.

Aber einen winzigen Teil der Summe hatte ich auch in etwas anderes investiert…
 

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Am Abend klingelte ich vor der Wohnungstür der Fumas und war gleichzeitig erleichtert, wenn auch etwas verlegen als Kyusuke mir öffnete.

„Hallo! - Ich habe mir was gekauft und dachte, es würde dich interessieren. Außerdem habe ich noch was zum essen eingekauft und ich dachte, ich bereite dir als Dankeschön ein leckeres Mahl.“

„DU bereitest MIR als Dankeschön ein leckeres Mahl?“ Kyusuke zog sichtlich zweifelnd die Brauen hoch:„ Vorschlag zur Güte: Du schneidest die Zutaten und ich koche, dann essen wir gemeinsam und ich sehe es trotzdem als Dankeschön.“

„Okay!“

Damit war ich mehr als einverstanden, immerhin entstand aus all meinen gekochten Gerichten eine lebensgefährliche Substanz für Mensch und Tier.

„Wo sind deine Eltern?“ Erkundigte ich mich nun als wir in die Küche gingen und ich noch von keinem der beiden begrüßt worden war.

„Die beiden sind mit zwei alten Klassenkameraden essen und du kommst gerade Recht, ich hatte gerade vor mir was Leckeres zu kochen. - Was hältst du von Schweinefleisch süß-sauer und für dich selbst gemachte Frühlingsrollen von meiner Mutter mit gekochten Reis mit Gewürzen á la Kyusuke??“

„Klingt fantastisch!“

Zusammen machten wir uns daran meine gekauften Lebensmitteln aus den Tüten zu befreien.

„Sag mal, Kyusuke…“ Fing ich dann langsam an während ich die Karotten für das Schweinegericht nach dem abwaschen anfing zu schneiden.

„Ja?“

„War das wirklich der gesamte Gewinn…?“

„Sieht wohl so aus, hm?“

„Und du hast nichts von dem Gewinn einbehalten?“

„Nein. Mir reichte es den Einsatz wiederzubekommen.“

„Es ist eine Menge Geld.“

Auf meinen leisen Einwand zuckte er nur mit den Schultern.

„Ich hatte von Anfang an vor dir den Gewinn zu geben und da ich wusste wie viele mitmachen, wusste ich auch wie hoch der Gewinn sein würde.“

„Der Einsatz war ja auch nicht ohne.“ Aus den Augenwinkeln sah ich ihn mahnend an:„ Im übrigen, bist du mehr als lebensmüde! Du hättest eine Menge Geld verlieren können… das hätte ich mir nie verzeihen können!“

„Erstens, war es nicht so hoch und zweitens, hast du nun einmal gewonnen, also brauchst du dir darum nicht mehr den Kopf zu zerbrechen.“

Nach dieser ernst gemeinten Aussage wollte er das Thema wohl bewenden, denn er schnitt gleich das nächste Thema an:

„Und? Was hast du dir nun alles gekauft?“

„Oh, ein Kleid. Dazu Schuhe und eine Tasche…“

„Typisch Frau…!“

„… und für dich habe ich auch was…“ Setzte ich etwas schüchtern hinzu ohne auf seinen neckischen Einwand einzugehen.

Ich griff nach der einzigen noch vollen Tüte und zog eine CD-Hülle heraus die ich ihm reichte.

„Das ist eine Sammlung aller klassischen Werke. - Du magst diese Musik doch so. Vielleicht kennst du ja einige Lieder darauf noch nicht.“

Kyusuke nahm sie mit großen Augen entgegen und betrachtete sich eingehend das Cover bevor er die Auflistung auf der Rückseite studierte.

„Nein, da sind viele Sachen drauf die ich noch nicht kenne. - Vielen Dank, aber das hättest du nicht machen müssen.“

„Na ja, du hast den Einsatz schließlich gewagt, also warum solltest du nicht auch was vom Kuchen abbekommen?“ Gab ich nun lächelnd zurück sodass er diese Geste ebenfalls zurückgab.

„War das alles was du gekauft hast? Da müsste doch aber noch Geld übrig sein.“

„Oh ja, eine Menge. Soviel Geld kann man gar nicht auf einmal ausgeben.“

„Meine Mutter schafft das spielend.“ Kyusuke verdrehte theatralisch die Augen.

„Und was machst du damit?“

„Ich werde es zu meinen Ersparnissen legen. - Für meine Zukunft. Vielleicht kann ich es eines Tages ganz gut brauchen.“

Meine Gedanken schweiften kurz zu meinem geheimen Doppelleben ab und ich musste zugeben, dass mich meine zweite Identität immer mehr in Anspruch nahm.

Bald würde von Suzuna Yakamura nichts mehr übrig bleiben…

„Was ist los, Suzu? Du siehst deprimiert aus.“ Kyusuke hielt mir eine kleinen Löffel mit dem fertigen Reis vor die Nase:„ Hier, zum verkosten.“

„Ach was!“ Brummig nach ich den Löffel an mich:„ Ich bin nicht deprimiert.“

Kyusuke sah mir schweigsam dabei zu wie ich mir die Kostprobe in den Mund schob.

„Suzu…?“

„Hm?“

„Es heißt doch, wenn ein Mädchen für einen Jungen das Pausenbrot zubereitet, dann empfindet sie etwas für diesen Jungen. Und wenn dieser Junge dann ihre Gabe annimmt und auch aufisst, dann erwidert er ihre Gefühle.“

Ich hielt im kauen inne.

„Ja, so heißt es.“ Misstrauisch sah ich ihn an.

Worauf wollte er hinaus?

„Kannst du mir dann sagen, was ein Mädchen fühlen muss, wenn sie für den Jungen einkaufen geht und die beiden dann das Essen in seiner Küche zubereiten? Oder anderes gesagt: Zählt es auch, wenn der Junge das Essen kocht und das Mädchen seine zubereiteten Speisen annimmt??“

Mir wurde abwechselnd heiß und kalt sodass ich mich mit hektischem Blick wieder der halbgeschnitten Karotte zuwandte und eifrig weiter schnippelte.

Doch er hörte einfach nicht auf zu reden:

„Ist es ein Gefühl, dass tief in ihr sitzt und das sie nur für ihn empfindet? - Denn immerhin lässt sich das Mädchen von keinem anderen Jungen bekochen. Und wenn der Junge ihr das Essen immer so bereitwillig zubereitet, ist es dann das gleiche Gefühl?“

„Ich weiß nicht.“ Wisperte ich ziemlich leise zurück und spürte wie mein Herz bis zum Hals klopfte.

„Meinst du, dass es dieses Gefühl auch geben kann, wenn der Junge und das Mädchen sich schon… Na, sagen wir mal, seit ihrer Kindheit her kennen.“

„Ich… Wir sollten essen!“ Mit flinken Bewegungen warf ich die fertigen Karottenwürfel in die brutzelnde Pfanne sodass feiner schmackhafter Dampf die Küche langsam einhüllte.

„Suzu…“ Kyusuke rührte mit eifriger Hand in dem schmorenden Fleisch, sah mich aber dabei dauernd aus den Augenwinkeln an.„ Also, ich denke schon, dass sich auch zwischen diesen beiden solche Gefühle entwickeln können.“

„Essen wir.“

Mit fahrigen Bewegungen griff ich nach den Schüsseln um den Tisch zu decken.
 

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Danach hatte Kyusuke geschwiegen und wir waren in unsere normale Konversation während des Essens zurückgefallen… und seit diesem Tag hatte er nie wieder davon geredet.

Bis auf das letzte Wochenende, wo irgendwie alles aus dem Ruder gelaufen war.

Damals hatte er mir - unter meinen Augen unbewusst und doch sichtlich - Mut gemacht, mich animiert mein Bestes zu geben und niemals an mir zu zweifeln.

Vielleicht war es das ja… vielleicht war es dieses Vertrauen dass es ihm so sicher machte zu glauben, dass ich zurückkommen würde.

Jedoch würde er sich diesmal irren, dafür musste und würde ich persönlich sorgen…
 

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Ein äußerst langes Kappi - aber dafür war ich ja auch ungewöhnlich lange Schweigsam ^^

Hoffe dieses „kleine“ Kappi über ihre Vergangenheit hat euch nicht gestört.

Im nächsten geht es dann mit der eigentlichen Story weiter.

Bis dahin,

eure Mihikoru

Hunter or victim?

Meine lieben Leser/innen, willkommen im drittletzten Kapitel von „Nightdancer - Killerin aus Liebe I“.

So langsam spitzt sich die Situation des ersten Teils dem Ende zu und auch das letzte Kappi wird in wenigen Wochen mit einem knallenden Paukenschlag enden.

Ich sehe diesem dramatischem Umschwung der Ereignisse mit Gelassenheit entgegen, denn an meiner masochistischen Ader mich selbst durch diese geschrieben Handlung zu quälen kann ich sowieso nicht ändern *leidend grins*

Ich hoffe, dass das, welches in den nächsten drei letzten Kappis geschehen wird, eure Treue zu mir als Autorin und dieser Story in kleinster Weise beeinflussen wird. Wenn doch, mache ich euch daraus keine Vorwürfe.
 

Viel Freude mit dem neuen Kapitel.
 

PS: Ich bin heute in einer komischen Stimmung deswegen das merkwürdige Vorwort ^^
 

Kapitel 32: Hunter or victim?
 

Pieppiepiep… pieppieppiep…
 

Der kurze Signalton, dass eine neue Textmitteilung in meinem Nachrichtenspeicher eingegangen war, ließ mich in meiner Bewegung innehalten.

Ein schwerer Seufzer entwisch mir als ich versuchte mich zu erinnern, wann ich die Lautlos-Funktion in meinem Handy umgestellt hatte.

Hatte ich sie überhaupt umgestellt?

Einige missbilligende Blicke - hauptsächlich von älteren Herrschaften - trafen mich mit solch einer Inbrunst das ich Mühe hatte, die stummen Rügen zu ignorieren.

Es war nicht üblich, dass man beim einkaufen - besonders in Japan - sein Handy anließ um auf angehende Anrufe oder SMS einzugehen. Genauso war es nicht üblich in Bussen, Straßenbahnen oder Zügen zu telefonieren.

Diese Verhaltensweise geziemte sich nicht für den japanischen Lebensstandart aber da mir solch komischen - vor allem jedoch sinnlosen - Richtlinien zuwider waren hatte ich mich sowieso nie daran gehalten.

Dies war schließlich nur eins der etlichen 24-Stunden Supermarkte in dieser riesigen Metropole und nicht die Führung durch den Kaiserpalast!

Während ich meinen rechten Arm so hob das die Plastikhalter des Einkaufskorbes weiter meinen Arm hinunterrutschten las ich mir die eben erhaltene Nachricht durch.
 

44/Tora. PS: Das kleine Insekt wird uns Gesellschaft leisten.
 

Obwohl ich es nicht richtig wahrnahm huschte ein zögerliches Lächeln über meine Mimik.

Ein überaus dezenter Hinweis von meinem Partner, dass wir den nächsten Mord als Trio erledigen würden. - Ich hatte schon ewig nicht mehr mit Rey zusammengearbeitet und freute mich darauf.

Es klang grotesk und grausam aber wenn man mit den richtigen Leuten zusammen war, konnte sogar ein Auftragsmord ganz erträglich sein.

Selbstverständlich war es nicht vergleichbar mit einem gemeinsamen Gruppenprojekt als Angestellte in einem Bürokomplex - auf jeden Fall nicht so blutig.

Meine wirren Gedanken abschüttelnd ließ ich das Handy wieder in meine Jackentasche gleiten während ich mich wieder dem Gemüseregal zuwandte und mir einige Rettiche ansah.

Wenn es mir schon innerlich dreckig ging, wollte ich mich wenigstens aufgrund meines armen Körpers gesund ernähren und da ich zu untalentiert - teilweise auch zu blöd war - um mir etwas anständiges zu kochen musste ein einfacher Salat erhalten.

Das würde ich doch locker hinbekommen!

Mit prüfendem Blick nahm ich einen der weißen Rüben hoch und betrachtete diese in meiner Hand.

Ob sie gut genug für ein anständiges Abendessen war?

„Du kannst sie nehmen. Das Gewicht ist angemessen und an der ungleichen Form erkennt man, dass diese Sorte nicht durch Chemie manipuliert worden ist. Das kannst aber auch ganz leicht daran erkennen, dass die Rüben in diesem Supermarkt nicht gewaschen wurden - die kommen frisch vom Acker.“

Ich glaubte meinen Ohren nicht zu trauen und wandte mich erschrocken nach hinten um dann mit eigenen Augen festzustellen das kein anderer hinter mir stand als Kyusuke.

Mit einem freundlichen Lächeln und ebenfalls einem gefüllten Tragekorb stand er da und hatte eben in aller Ausführlichkeit meine Bedenken gegenüber diesem Rettich vernichtet.

Wie lange stand er schon da?

Auf alle Fälle lange genug um in meinem Gesicht den Zweifel dieses Gemüsekaufs abzulesen.

Hatte er mich schon bemerkt als mein Handy gepiept hatte?

Hatte er vielleicht sogar mit seinen Argusaugen einen Blick auf die Textnachricht werfen können ohne, dass ich es gemerkt hatte?

Hatte er…?

Oder war ich jetzt schon ganz paranoid.

„Was machst du hier?“ Wollte ich nun unfreundlich wissen und konnte nichts dafür, dass sich mein Griff um das lange, weiße Gemüse verstärkte.

„Dasselbe wie du, schätze ich mal: Einkaufen. - Immerhin ist es gleich achtzehn Uhr und Zeit fürs Abendessen. Ich bin dir nicht hinterher gelaufen, falls du das denkst.“

„Das habe ich auch nie gesagt… und auch nicht gedacht.“ Brummelte ich auf seine Antwort und sah ihn noch immer schräg an.„ Trotzdem ist es merkwürdig. Warum gehst du nicht in einen der Supermärkte in deinem Viertel? - Dieser hier liegt 6 U-Bahn-Stationen weiter.“

„Zum einen, ist es ja wohl meine Sache wo ich einkaufe. Zum zweiten, hab ich ein Auto und zum dritten, kennst du mich und weißt, dass ich nur erstklassige Ware für meine Gerichte verwende. - Das du so was nicht nötig hast steht außer frage, denn die Qualität von eingepackten Fertiggerichten ist in jedem Supermarkt hier in Tokyo gleich aber nirgendwo gibt es so gutes Gemüse wie hier.“ Wie um seine Aussage zu unterstützen nahm er sich einen der danebenliegenden Eisbergsalate und begutachtete ihn bevor er diesen für gut befand und in seinen Korb fallen ließ.

„Und? Was treibt dich hier her? Eher gesagt, in die Frischwarenabteilung? - Dein ungesunder Dosenfrass ist vier Gänge weiter.“

„Ich mache mir heute Abend einen Rettichsalat, wie du unschwer erkennen kannst.“ Zischelte ich nun angesäuert zurück obwohl ich mir geschworen hatte, mich von nun an nur noch emotionslos ihm gegenüber zu geben.

Das ich dies nie hinbekam war kein Wunder: Er kannte mich zu gut.

„Ah ja…“ Kyusuke hob kurz beide Brauen bevor er mit den Schultern zuckte.„ Na, dann wünsche ich gutes Gelingen. Schneid dir nicht in den Finger, geschweige denn ihn ab.“

„Haha…! Sehr witzig!!“ Aus zusammengekniffenen Augen sah ich ihn an sodass seine Lippen sich leicht verzogen.

„Im Übrigen solltest du dein Handy ausschalten, dass war vorhin sehr unhöflich.“

Aha! Hatte er es also doch gehört.

Hatte er es auch gesehen?

„Das ist meine Sache.“ Aus starren Augen fixierte ich ihn während er nur leicht den Kopf neigte.

„War es eine Nachricht von Dave? Du hast so selig gelächelt.“

Er hatte es also gesehen… Zwar nicht die Nachricht aber mein Gesicht.

Verflucht!

„Und selbst wenn, dass geht dich nichts an.“

„Hm…“ Eine verschlossene Mimik legte sich mit einem Male über seine ganzen Gesichtszüge sodass mich ein unguter Schauer überkam.

„Du hast mit ihm geschlafen, nicht wahr?“

Woher wusste er das… Woher?

Schwer schluckte ich und hielt mit aller Macht seinem intensiven Blickkontakt stand.

„Ja hab ich. Wieso willst du das wissen? Du kannst ja doch nichts dagegen tun.“

„Nein, da hast du Recht.“ Mit dieser kurzen Aussage und einem leidenden Lächeln schritt er an mir vorbei und verschwand hinter einem hohen Regal.

Mit klopfenden Herzen sah ich ihm nach.

Woher hatte er das mit mir und Dave gewusst?

Und vor allem: Was sollte sein komisches Verhalten?
 

Der Rettichsalat an diesem Abend gelang mir Recht gut auch, wenn ich kaum etwas davon aß.

Was weniger an dem zubereitetem Gemüse lag als vielmehr an Kyusukes Wissen darüber, dass ich mit Dave geschlafen hatte. - Es lag mir wie ein zentnerschwerer Steinkoloss im Magen.

Doch als wäre diese Tatsache nicht schon schwer genug zu verdauen gewesen erwartete mich auch noch ein Anruf:

„Hallo Suzuna.“

„Oh… Hey, Dave.“

„Wie geht’s dir so?“

„Den Umständen entsprechend.“

„Und das heißt?“

„Das heißt, dass ich heute viel zu tun hatte. Die Detektei brummt, deswegen habe ich ganz vergessen dich anzurufen.“

„Ach so. - Ja, das dachte ich mir schon. Welche Klienten hattest du denn heute?“

„Äh… Viele…?“

„ Suzuna…“

„Schon gut… ertappt! Ich habe dich total vergessen, entschuldige.“

„Kein Problem.“

Aufgrund seines versöhnlichen Schmunzelns hatte ich mich gefragt wie abgrundtief böse ich schon geworden war, so einen herzensguten Menschen auszunutzen.

Jedoch kam es noch dicker… im wörtlichen Sinne mit mehreren Personen.
 

„Zwölf Männer?!“ Ein fassungsloses Keuchen verließ meine Kehle als ich im lauen Herbstwind auf dem Balkon eines verlassenen Mehrfamilienhauses stand das auf meiner geistlichen Stadtkarte mit der Ziffer 44 versehen war.

„Wir sollen zwölf Personen umlegen??“ Wiederholte ich und sah Tora so Hilfe suchend an, als ob ich hoffen würde er hätte nur einen Scherz gemacht.

Leider - wie jedoch erwartet - nickte er mit ernster Mimik.

„Exakt.“

„Wer sind wir denn? - Ein Erschießungskommando?!“

„Einen Massenmord hatten wir schon lange nicht mehr.“ Ließ Rey verlauten die aufgrund dieser baldigen Tat noch vergnügter wirkte.

„Ich weiß nicht, ob ich mich darüber freuen kann!“ Giftete ich zurück sodass sie lässig abwinkte.

„Mach dir keinen Stress. Diese Typen sind allesamt große Bosse von Versicherungsfirmen. Wenn wir sie heute Nacht nicht umlegen, tut‘s irgendwann jemand anderes.“

„Sehr witzig!!“

„Genug geschwätzt, Mädels - auf uns wartet Arbeit.“ Mischte sich der groß gewachsene Mann neben uns beiden ein und sah dabei flüchtig auf seine Armbanduhr.

„Wir haben jetzt 0.45 Uhr. In 30 Minuten muss der Auftrag erledigt sein. - Neko, du kommst von Süden… Chõ, von Norden. Während ihr beiden eure Schussfähigkeiten unter Beweis stellt halte ich für euch meinen Rücken hin.“

„Und du hast sooo einen hübschen Rücken.“ Schnurrte meine Freundin völlig untypisch sodass ich trotz dieser grotesken Situation kurz lachen musste.

Tora überhörte es wie immer gefasst.

„Gehen wir endlich.“

„Jawohl, unser Herr und Meister.“

Neko… Kannst du ihr nicht diese Frechheit gegenüber meiner Person abgewöhnen?“

„Nachdem du für uns deinen hübschen Rücken hingehalten hast… vielleicht.“ Scherzte ich nun sodass er gespielt entnervt die Augen verdrehte.

„Ich geb‘s auf!“
 

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Mehrer gedämpfte Schüsse hallten durch das dreizehnte Stockwerk des Tokyo Hilton in Shinjuku.

Dank der angelegten Schalldämpfer vernahm man jedoch so gut wie kein Geräusch. Der aufgedrehte Sound des Hotelfernsehers trug einen erheblichen Teil dazu bei.

„Betriebsversammlung aller großen Konzerne. Wie dämlich muss man eigentlich sein als allbeliebter Boss eine ganze Etage für nur zwölf Leute zu reservieren?“ Spöttelte nun Rey während sie mit geschickter Hand ihre Waffe nachlud sodass mehrere Patronenhülsen zu Boden fielen.

Mit meinen Händen - die in Latexhandschuhe steckten - hob ich die Indizien auf und verstaute diese sicher in meiner Hosentasche.

Nur kein Risiko eingehen.

Die Polizei hätte mit diesen Fundstücken unsere Waffentypen ermitteln können.

Zwar waren diese ordinär einfach und an Vielzahl vertreten, jedoch war es besser keinen absichtlichen Beweis zu hinterlassen.

„Hey! Hier ist sogar echter Champagner in der Minibar.“

Meine Freundin die am besagten offenen Gerät stand hob stolz die gemeinte Flasche hoch.

Ich rang mir ein Lächeln ab während ich aus den Augenwinkeln sieben leblose Hüllen von Männern betrachtete die noch vor wenigen Sekunden um ihr Leben gebettelt hatten.

Wie wenig Stolz der menschliche Geist doch aufwies, wenn es um sein kümmerliches Leben ging.

Und Rey stand in dieser Hotelsuite und entkorkte gerade eine Flasche Champagner als hätten wir unsere Beförderung zu feiern.

„Hier sind sogar Erdnüsse.“

In diesem Moment wusste ich nicht ob ich sie bewundern oder verachten sollte.

„Seit ihr fertig?“ Erklang es in diesem Moment von unserem männlichen Partner der mit gesenkter Waffe und weiten Schritten ins Zimmer trat.

Er warf einen kurzen - beinahe gelangweilten - Blick auf die getöteten Männer bevor er mit hochgezogenen Brauen Rey fixierte die Nüsse kauend einen winzigen Schluck aus der Champagnerflasche nahm.

„Auch ne‘ Nuss?“ Kam es nun von ihr als säßen wir in einer Spätvorstellung im Kino.

„Werde bitte nicht albern, chõ. Wir gehen jetzt… nimm gefälligst die Flasche und die Schale mit den Erdnüssen mit, da sie jetzt Dank deiner Gedankenlosigkeit hübsche Muster deiner Fingerkuppen aufweisen.“

„Hältst du mich für blöd? Du weißt genau, dass ich das mit Absicht gemacht habe.“

„Verzeih mir. Ich bezweifele in dieser Nacht deinen Geisteszustand.“

„Ich bezweifle ganz andere Sachen, du Exzentriker!“

Schmunzelnd wandte ich mich ab damit sich die beiden Streithähne in Ruhe necken konnten.

Wenn sie sich so zankten wie normalerweise Kyusuke und ich, erinnerten sie mich an ein altes Ehepaar.

Schon seit einigen Jahren spekulierte ich, ob sie nicht hinter meinem Rücken eine Beziehung führten aber dieser Gedanke war so… unvorstellbar, dass ich ihn genauso schnell wieder verwarf wie er immer kam.

„Entschuldigt, dass ich eure traute Zweisamkeit unterbrechen muss aber wir sollten wirklich gehen, bevor wir uns solange hier aufhalten, dass die Polizei schon da ist.“

„Die Polizei wird erst kommen wenn sie deinen überaus informativen Anruf erhalten haben.“ Informierte mich nun Rey die in jeder ihrer Tonlage verlauten ließ, dass sie diese Eigenart von mir missachtete.

Mit regloser Miene - so als hätte ich ihre Spitze nicht gehört - zog ich aus der Innentasche meiner schwarzen Jacke eines meiner vielen Duplikate des Katzenartefakts und ließ die kleine Figur auf der Fensterbank ihren Platz einnehmen.

„Zu uns sagt sie wir sollen uns beeilen, selbst markiert sie ihr Revier. Du hättest ihr den Namen inu [1] geben sollen!“ Rey sah mich in einer Mischung aus Belustigung, Traurigkeit und Belehrung an.

Belustigung wegen diesem Vergleich.

Traurigkeit da sie wusste warum ich diese Staturen hinterließ.

Belehrung da sie dieses Handeln höchst leichtsinnig fand.

„Gehen wir.“ Ordnete nun Tora ein weiteres mal an sodass wir beide ihm Folge leisteten und hinaus auf den leeren Etagengang traten.

„Einen Auftrag von so vielen Personen hatten wir schon lange nicht mehr.“ Murmelte er nun irgendwie erinnerungsträge:„ Ich hasse so was. Es macht unnötig Krach und ist reiner Munitionsverbrauch am liebsten wäre es mir gewesen, wir hätten eine Bombe legen können.“

„Spinnst du? Das ist das Tokyo Hilton und keine billige Absteige auf dem Land.“ Ermahnte ich ihn nun sodass er seine Mundwinkel verzog.

„Deswegen konnten wir es ja nicht tun. - Trotzdem habe ich vier Kugeln verbraucht, so eine Verschleiß.“

„Vier?“ Abrupt blieb ich stehen und auch Rey riss die Augen auf.

„Sagtest du gerade, du hast vier Kugeln verbraucht?“

„Ja, das sagte ich.“ Über der Schulter sah uns Tora beinahe ärgerlich an:„ Warum dieser ungläubige Unterton? Ich bin zwar einige Jahre älter als ihr aber trotzdem sitzt mein erster Schuss korrekt.“

„D-Das meinen wir doch gar nicht…!“ Haspelte ich nun leicht panisch und Rey setzte alarmierend hinzu:„ Wir haben sieben Leute umgelegt, wenn wir deine dazurechnen sind es elf. - Wo ist die letzte Person?“

„Der zwölfte Mann?“ Nun erkannte auch Tora den ernst der Lage und seine sonst so ruhige Mimik verwandelte sich in eine aufgewühlte Maske.

Das bewegungslose Stahl in seinen Augen schien durch Hitze rasend zu schmelzen sodass ein unruhiges Glimmen zu sehen war.

„Das hätte nicht passieren dürfen…!“

Während Rey und ich einen ziemlich hilflosen Blickkontakt tauschten und in unseren Köpfen wohl nur unbrauchbare Gedanken herumwirbelten war nur wenige Meter von uns entfernt ein kleines Klicken zu hören.

Ein unheilvolles Geräusch das mir die Nackenhaare zu Berge stehen ließ.

Das vertraute Aufblitzen einer Waffe ließ mich mit drei Hechtsprüngen nach vorne spurten.

„PASS AUF!!“

In letzter Sekunde schubste ich unseren Partner zur Seite als ein krachender Schuss durch die Luft hallte und sich bereits ein höllischer Schmerz durch meine rechte Schulter bohrte…

*********************************************************************************[1] Inu= japanisches Wort für Hund.
 

Okay, wenn ich die vorherigen Cliffhänger schon für gemein gehalten habe ist dieser wohl das Tüpfelchen auf dem “i”!

Aber keine Sorge meine geplagten Leserinnen und Leser, es geht bald weiter.

Will ja die Story bis zum Jahresende (spätestens fertig bekommen).

Schreibt schön fleißig Kommis ^^

Auch würde es mich interessieren wie ihr denkt, wie der erste Teil von Nightdancer ausgeht.

Schreibt mir doch mal eure Vermutungen, dass würde ich zu gerne mal wissen.

Aber denkt daran: Nach diesem Kapitel kommen NUR NOCH zwei weitere.

Also… Wie sieht das Ende des ersten Teils aus??

Wer mir seine Sicht der Vermutung nennt die meiner am nächsten ist darf sich im zweiten Teil ein Kapitel von mir wünschen das ganz seinen Vorstellungen entspricht.

Strings of Fate

So, nun muss ich mich als arme, geplagte Autorin nur noch zwei Kappis quälen bevor ich das schlimmste hinter mir hab.

Wer von euch weiß denn, was in den nächsten beiden Kappis kommen wird, hm?

Diese Frage hatte ich ja am Ende des letzten Kappis gestellt und so waren die Antworten:
 

Karma: Sie sagt, sie wäre sich nicht sicher. Sie befürchtet aber, dass einer von den Hauptcharakteren sterben wird.
 

brashen: Sie hüllt sich in Schweigen da sie sich absolut nicht sicher ist.
 

Nochnoi: Ihre Antwort fand ich wirklich am besten: Sie meinte neckend, dass das letzte Kappis des ersten Teils natürlich mit einem Cliffhänger enden wird ^.^
 

Subway 1989: Er hat die korrekte Vermutung angegeben. Diese will ich hier nicht nennen, da ich euch anderen die Spannung nicht vermiesen will.
 

Versprochen war es ja, dass sich der, der am nächsten dran liegt im zweiten Teil die Handlung für ein Kappi ausdenken darf, dass ich dann so gut wie ich eben kann schreiben werde.

Theoretisch hätte also Subway 1989 gewonnen, jedoch werte ich seinen Tipp nicht 100% sondern nur 50% da er mir persönlich kennt und weiß, wie ich so ticke (also im Geiste) und das wäre unfair gegenüber den anderen.

Deswegen ist Nochnoi mit ihrer wirklichen genialen Antwort “Das letzte Kappi des ersten Teils endet mit einem Cliffhänger”, am nächsten dran und darf sich nun die Handlung für ein baldiges Kappi im nächsten Teil ausdenken ^^

Ich werde also ihre Idee in einem Kappi unterbringen und da Subway 1989 auch die richtige Lösung hatte (obwohl ich ihm ehrlich nichts gesagt habe) bekommt auch er ein Kappi.

Es gibt also zwei Gewinner und demnach schreibe ich auch zwei Kappis nach ihren Wünschen.

Die Wünsche des/r Gewinner/in berücksichtige ich per ENS, in einem der Kommis oder auch als GB-Eintrag wobei Subway 1989 einfach nur mit mir reden muss ^^
 

So, nun genug mit dieser - wirklich langen - Vorrede.
 

Viel Spaß all meinen Leserinnen und Leser mit dem vorletzten Kappi von “Nightdancer - Killerin aus Liebe I -
 

Kapitel 33: Strings of Fate
 

Mit wackeligen Beinen konnte ich mich stolpernd noch abbremsen bevor ich einen ziemlich unsanften Sturz auf den Marmorboden hingelegt hätte.

Ich stieß einen zischelnden Laut aus und packte mir reflexartig an meine getroffene Schulter während nur minimale Sekunden später mehrere gedämpfte Schüsse an mir vorbeipreschten.

Ein unterdrücktes Gurgeln war zu hören bevor die unbekannte Person am Ende des Ganges dumpf zu Boden stürzte.

„Drecksau!“ Stieß Rey wüst hervor bevor sie ihre gezückte Pistole wieder in der Halterung verschwinden ließ und zu mir stürzte.

„Alles in Ordnung, neko?“

„Na ja, ich fühle mich etwas angeschossen.“

„Lass die Witze. - Zeig mal her.“ Mit behutsamen Griffen streifte sie mir meine schwarze Jacke ab und glitt einige Sekunden mit starren Augen über das rot gefärbte Material meines T-Shirts.

„Sieht schlimmer aus als es ist, wahrscheinlich nur ein Streifschuss.“

„Es war auch einer. - Hier, die Kugel hat sich in die Wand gebohrt.“ Tora hielt uns das besagte entgegen sodass ich ihn aus zusammengekniffen Augen böse ansah.

„Ja, spielt es nur runter! Dich juckt es wohl auch nicht, dass ich dir grad eben deine Haut gerettet habe.“

„Ist das nicht etwas übertrieben? Dieser Kerl hatte anscheinend keine Ahnung davon wie man eine Waffe zu bedienen hat aber wenigstens er hatte sie bei sich.“ Sprach er nun kühl bevor sich ein kurzes Lächeln über seine dünnen Lippen zog.

„Ich danke dir, neko.“

„Gern geschehen, alter Mann.“

Mein langjähriger Partner warf mir einen solch intensiven Blick aus Empörung zu das ich kurz lachen musste und sich sogleich ein weiterer Schmerz in meiner Schulter meldete.

„Au!“

„Das geschieht dir Recht.“

„Hört auf, alle beide! Das ist ja hier schlimmer als im Kindergarten.“

War es ein guter Zeitpunkt Rey daran zu erinnern, wer sich vorhin genauso albern mit ihm geneckt hatte?

„Wir sollten hier keine Wurzeln schlagen. Den Schuss dieses Kerls hat man sicher einige Stockwerke unter uns gut vernommen…“

„…und zum anderen muss die Wunde desinfiziert und verbunden werden.“ Ergänzte nun Rey den angefangenen Satz von Tora bevor sie mir stützend ihre Schulter anbot und wir uns endlich daran machten diesen unschönen Ort zu verlassen…
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Es war keine ernstliche Verletzung sowie meine Freundin schon wahrheitsgemäß erklärt hatte, trotzdem war es alles andere als angenehm die Blutung im offenen Fleisch zu stillen um mir dann auch noch die Tortur eines Desinfektionssprays anzutun.

Aber ich wusste ja, dass es getan werden musste.

Es war von großer Wichtigkeit, dass die Wunde von keinem gesehen werden dürfte und so schnell - wie es eben machbar war - verheilte.

Auf die Entzündung eines Streifschusses konnte ich wirklich verzichten!

Jedoch war ich trotzdem froh und atmete erleichtert auf als Rey endlich - nach über 30 Minuten ihrer Folter - so gnädig gewesen war mir den Verband anzulegen.

Ich konnte von Glück sagen, dass die Kugel nicht durch die obere Schulter gegangen war. - Die Ausrede warum ich eine Schlinge hätte tragen müssen wäre mir beim besten Willen nicht eingefallen.

Praktischerweise sah man den Verband unter meiner Kleidung ja nicht und wenn ich mich nicht zu ruckartig in den ersten Tagen bewegte war ich fein aus dem Schneider.

Selbstverständlich fühlte ich mich trotzdem wie durch den Fleischwolf gedreht als ich mich von Reys Wohnung auf dem Weg nach Hause machte.

Im Geiste freute ich mich schon auf meinen kuscheligen Pyjama und mein weiches warmes Bett.

In der Zwischenzeit war es schon halb drei nachts geworden und ich wollte einfach nur noch schlafen.

Wie gesagt: Ich wollte.

Das hieß jedoch keineswegs, dass man mich auch ließ…
 

Schon als ich die Haustür hinter mir ins Schloss zog und mir meine Hausschuhe überstreifte, spürte ich ganz deutlich, dass Jemand in meiner Wohnung war.

Erst einen Blick über den Boden im Flur bestätigte mir meinen Verdacht als ich ein paar dunkelbraune Herrenschuhe sah.

Das war sicherlich nicht Kyusukes, der trug meist seine ausgelatschten Turnschuhe.

Mit gemischten Gefühlen durchquerte ich den Flur und dem feinen Lichtkegel aus meiner Küche entgegen.

Die Person die ich am Tisch vorfand, hätte ich nicht erwartet - besonders nicht um diese Uhrzeit.

„Hallo Dave. Seit wann bist du hier?“

Eine blödere Frage viel mir wohl auch nicht ein aber es war die erste die mir in mein verworrenes Hirn kam.

Mein Bekannter sah mir aus seinen braunen Augen lächelnd entgegen.

„Hallo Suzuna.“

„Wie bist du hier rein gekommen?“

„Mit deinem Schlüssel, oder besser gesagt Zweitschlüssel. Er lag unter meinem Bett. Anscheinend hattest du ihn in deiner Hosentasche stecken und beim ausziehen muss er wohl raus gefallen sein. - Da dachte ich, dass ich dich mal besuche um dich zu fragen, ob ich ihn nicht behalten kann. Ich meine, zwischen uns hat sich doch jetzt schon etwas entwickelt und ich dachte… ähm, du kannst auch einen Zweitschlüssel von meiner Wohnung haben.“

Irgendwie schien er jetzt sehr verunsichert was mich zum schmunzeln brachte.

„Kein Problem. Behalt ihn ruhig. Das ist eine gute Idee von dir gewesen.“

Wahrscheinlich hatte ich den zurückgegebenen Wohnungsschlüssel der ursprünglich Kyusuke gehört hatte automatisch in meine Jeanstasche gesteckt.

Diese Tatsache war nun nicht mehr zu ändern auch, wenn ich zugeben musste, dass es mir nicht behagte.

Das Privileg jederzeit in meine Wohnung zu kommen hatte bisher nur Kyusuke inne gehabt. Mit Ausnahme von Rey, die jedoch kam sowieso immer von außen herein. - Wusste der Geier wie sie das immer machte!

„Wo warst du eigentlich solange?“ Wollte er nun wissen und riss mich damit aus meinen Gedanken.

Unsicher sah ich ihn an, neigte langsam den Kopf.

„Ich war…“ Ziemlich hilflos schielte ich gen Decke.

Ja, wo war ich denn?

Lass dir was einfallen, Suzuna!

Ich war wegen einem Auftragsmord unterwegs? - Nein, die Wahrheit war zwar schön und gut aber nicht unbedingt empfehlenswert.

Vielleicht einkaufen? - Tolle Idee! Aber wo waren meine dazugehörigen Einkaufstüten??

Ich war schon mal wesentlich schlagfertiger gewesen.

Ob das an meiner verletzten Schulter lag?

„Es ist mitten in der Nacht.“ Setzte nun Dave wieder an während langsam ein misstrauischer Ausdruck in seine Augen kam.

Öhm… mitten in der Nacht? - Nun gut, es war kurz nach halb drei aber für mich meine normale Arbeitszeit.

Welcher anständige Killer beging denn schon am helllichten Tag einen Massemord?

Wenn wir den Mord mit Sprengsätzen ausgeführt hätten wäre das natürlich was anderes gewesen.

„Es gab ein paar Komplikationen…“ Fing ich nun langsam an und streifte meine Jacke ab da ich nicht nur buchstäblich ins schwitzen kam.

„Komplikationen?“ Zwei hochgezogenen Augenbrauen ließen mich kurz nervös auflachen.

„Jaaa…“ Gedehnt verdrehte ich die Augen.„ Weiberkram eben. Wenn die beste Freundin Liebeskummer hat und sich ausheulen will kann es schon mal halb drei Nachts werden bis man heimkommt.“

„Ach so.“ Dave Gesichtszüge nahmen wieder ihre vertrauten Konturen an.„ Ich verstehe.“

Immer noch etwas nervös stimmte ich in sein Schmunzeln ein.

Gut gerettet Suzuna! Ich bin stolz auf dich!!

„Suzuna…“

„Ja?“

„Du blutest.“

Oder doch nicht gerettet?

„Ich, ähm…“

Fing meine hervorragende Artikulation der Ausreden schon wieder an?

Mit flüchtigem Seitenblick sah ich auf den leicht hellroten Fleck an meiner Schulter, der sich langsam aber sicher immer dunkler färbte.

Verflucht sei Rey die mich gezwungen hatte ein weißes Oberteil von ihr anzuziehen!

Verflucht sei ihre Unfähigkeit einen korrekten Druckverband anzulegen! - Die ganze Soße sickerte nun durch.

„Das ist nichts, wirklich.“

„Red doch keinen Mist! Der Fleck wird immer größer.“

Mit wenigen Schritten war er bei mir und zog das Shirt so hoch, dass er den Verband begutachten konnte.

„H-Hey, jetzt warte doch…!“

„Was hast du denn gemacht? Ist das eine Stichwunde?“

„Ja, genau! Von einem gigantischen Killerinsekt, diese verdammten Viecher breiten sich immer mehr aus.“

„Suzuna, hör auf mit deinen Witzen! - Ich bin Pathologe, ich erkenne den Grund für eine Verletzung wenn ich sie sehe.“

„Mach deswegen doch nicht so ein Theater. Ein bisschen Spucke drauf und bis morgen früh ist alles wieder in Butter.“

„Das meinst du doch nicht ernst, oder?“ In seinen braunen Iriden spiegelte sich pure Schockierung als er mich nun direkt ansah.„ Wer hat dich überhaupt so zugerichtet?“

Ähm… Gute Frage, nächste Frage.

Warum wollte er das unbedingt sofort wissen?

„Bankräuber!“

Warum ich diese Ausrede als erstes in den Raum warf wusste ich auch nicht.

„Bankräuber? - Gab es denn einen Einbruch??“

„Ja, vor wenigen Stunden.“ Meine Stimme war der Brustton der reinen Überzeugung.

„Und wo?“

„Asakusa.“

Herr hilf! Ich dachte mir gerade irgendetwas aus…

„Und… du warst mit dem Inspektor dort?“

„Genau!“ - Was immer du sagst, Dave.

„Und die Verletzung hast du, weil…?“

„Ich hatte einen von den zwei Typen überwältig und als der andere auf mich schoss, war ich nicht schnell genug. Jetzt hab ich eben eine kleine Streifwunde.“

„Eine kleine…“ Dave beendete seinen Satz selbst nicht sondern machte sich nun daran mit geschickten Händen den Verband um meine Schulter zu entfernen.

Ehe ich etwas Sinnvolles sagen - oder tun konnte - segelte der voll gesogene Verband zu Boden.

„KLEINE STREIFWUNDE?!“ Keuchte der junge Mann nun schockiert und besah sich die geöffnete Wunde aus der das Blut nur so floss.„ Bist du übergeschnappt, Suzuna?! Die Wunde muss man unbedingt nähen lassen.“

„Na ja…“

„Und warum hat dich der Inspektor mit dieser Wunde unverrichteter Dinge nach hause geschickt? Dem werde ich was erzählen!“

„Nicht doch! Bleib ganz ruhig.“ Hastig hielt ich ihm mit meinem gesunden Arm am Handgelenk fest als er Anstalten machte sich das schnurlose Handy auf der Kommode zu nehmen.

„Darum können wir uns doch immer noch morgen kümmern. Meinst du nicht auch? Du kennst doch Todai, er ist sowieso immer viel zu sehr um mich besorgt. Ich bin freiwillig gegangen weißt du und den Verband hat mir Rey angelegt. Du kennst doch Rey, nicht wahr?“

„Ja, das ist doch deine Freundin, die einige Zeit in England war.“

„Genau!“

„Und wie bist du in diesen Banküberfall geraten wenn du mit Rey unterwegs warst?“

„Och, das war reiner Zufall. Eine unglückliche Fügung des Schicksals. Ich bin nun mal immer zur falschen Zeit am falschen Ort.“ Abermals lachte ich nervös auf und spürte die wachsende Panik etwas von mir abfallen.

Er schluckte es… Er schluckte alles was ich sagte einfach so!

„Rey und ich saßen gegenüber der Bankfiliale in einer Bar und haben den Tumult mitbekommen und du kennst mich ja: Ich kann mich nie raushalten, ich musste einfach eingreifen.“

„Verstehe. Aber nichtsdestotrotz sollten wir die Wunde richtig verbinden.“

„Ja, du hast Recht. Willst du das machen?“
 

Natürlich wollte er und natürlich tat er dies sehr gewissenhaft und gründlich.

Man sah und spürte, dass er darin Übung hatte.

„Vielleicht solltest du doch noch einmal wegen deinem Arztstudium nachdenken.“ Neckte ich ihn nun als wir zusammen im Schlafzimmer auf meinem Bett saßen und er den Verband um meine Schultern straff zog.

„Danke für das Kompliment aber ich bleibe doch lieber bei meinen Leichen. Auch, wenn ich froh über den kurzen Kurses bin den ich damals - Dank meinem Vater - machen musste. So gerätst du erstmal nicht in Gefahr zu verbluten aber wenn die Umlauf sich bis morgen nicht schließt musst du wirklich zum Arzt und das nähen lassen.“

„Ja, das werde ich tun.“

„Suzuna…“

„Ich meine es ernst, wirklich!“ Bestätigte ich hastig mit erhobenen Händen sodass er mich einige Sekunden wirklich strafend bedachte bevor er kurz ausatmete.

Ein müdes Lächeln schlich sich auf seine Lippen.

„Weißt du, ich wusste ja, dass du eine sehr interessante Frau bist aber dass ich schon nach dem ersten Tag unserer Beziehung so ins Schwitzen kommen würde, hätte ich mir nicht träumen lassen.“

Ich musste schmunzeln:„ Warum? Bin ich so anstrengend?“

„Es hält sich in Maßen.“ Scherzte er nun und platzierte den Verbandskasten auf meinem Nachttisch bevor er sich zu mir herüberbeugte und mich zärtlich küsste.

Nach der ersten Verwunderung erwiderte ich es unwohl und versuchte meine Ruhe wieder zu finden.

„Ich bin froh, dass dir nichts passiert ist.“ Wisperte Dave nun zwischen den Küssen und bedachte mich mit so einem liebevollen Blick, dass ich unwillkürlich schlucken musste.

Gott! Was tat ich ihm nur an.

Wie konnte ich ihn nur so belügen?

Er konnte doch nichts dafür!

„Dave?“

„Hm… Ja?“ Voller Zärtlichkeit sah er mir in die Augen sodass sich der schuldbewusste Klumpen in meinem Magen noch einmal dreifach erhöhte.

Ich würde es ihm jetzt einfach sagen.

Natürlich nicht die ganze Wahrheit aber, dass ich mit ihm spielte.

Wegen Kyusuke.

„Weißt du ich…“ Fing ich langsam und bedacht an während mir das Herz bis zum Hals klopfte.„ Ich… W-was hast du da?“

Mit sichtlicher Überraschung berührte ich sacht eine eiförmige blaue Stelle dicht über seinem Haaransatz an der Schläfe.

Die Prellung war mir die ganze Zeit noch nicht aufgefallen und machte mir mal wieder klar, wie nachlässig ich in unvorhergesehenen Situationen wurde.

„Och, das ist nichts. Wirklich.“ Ein beruhigendes Lächeln legte sich auf seine Lippen jedoch übersah ich nicht das kurze Zusammenzucken als ich leicht mit den Fingerkuppen über die blaue Stelle strich.

„Bist du irgendwo dagegen gelaufen?“ Obwohl meine Frage mehr als blödsinnig klang war es das einzige was mir in den Sinn kam.

Jedoch war es untypisch für Dave.

Er war ein Mann der realistisch und bedachtsam war; er gab sich sicherlich keinen Tagträumereien hin wie ich.

„Nein. Ich hatte eine…“ Mit einem schnalzen seiner Zunge suchte er wohl nach den richtigen Worten:„ Eine unglückliche Zusammenkunft.“

Zusammenkunft?

Sichtlich verwirrt und mehr denn je interessiert zog ich die Brauen hoch.

„Mit wem?“

„Mit deinem werten Kumpel.“ Sprach er nun keineswegs freiwillig jedoch nagte diese Sache wohl an ihm, sonst hätte ich mehr Nachhackungen anstellen müssen um ihm diese Informationen zu entlocken.

„Kyusuke? Wieso?“ Nun war ich vollends verwirrt, jedoch kam mir gleich der einzig mögliche Gedanke.

„Sag bloß das ist von ihm?!“

„Ja, genau. Fuma hat wirklich durchschlagende Argumente wenn er will.“

An seinem Zynismus konnte ich nichts finden stattdessen spürte ich wie mir sämtliche Gesichtskonturen entglitten.

„Nein!“

„Aber ja doch! Wenn ich‘s dir sage.“

Ich zweifelte nicht an seinen Worten, dass war es nicht.

Immerhin war Dave ein Mensch der immer ehrlich war und dem man sofort ansehen konnte wenn er log… Trotzdem war diese Tatsache schwer für mich zu begreifen.

Denn Kyusuke kannte ich auch; eine halbe Ewigkeit.

Er war ein Überflieger im Kendo und nicht mal die Polizeischule von Tokyo hatte es je geschafft ihn zu besiegen obwohl diese Klassenmeister geworden waren.

Doch dieser japanische Kampfstyl war etwas anderes als die bloße Faust.

Kyusuke verteidigte sich nur, wenn er angegriffen wurde und wenn er sich verteidigte, dann so präzise und effektiv, dass sein Gegner mit einem einzigen Schlag zu Boden ging und keine Bedrohung mehr darstellte.

Kyusuke zettelte keinen Streit an - schon gar nicht aus einer lapidaren Emotion heraus. Er zog die ruhige Diskussion vor und war immer fair und neutral.

„So kenne ich ihn gar nicht.“ Sprach ich nun mit tiefer Bestürzung sodass Dave langsam aber zustimmend nickte.

„Ja, ich auch nicht. Im Übrigen hab ich ihm keinen Anlass dazu gegeben, nicht das du das denkst.“

„Wie ist es denn passiert?“

„Gegen halb sieben Abends hat er an meiner Apartmenttür geklingelt. Ich öffnete und da sauste mir schon seine Faust entgegen. Während ich mich erstmal von diesem Schock erholen musste hat er sich einfach wortlos umgedreht und ist wieder verschwunden. - Ich habe es auf sich beruhen lassen aber was das sollte weiß ich auch nicht.“

„Hm…“ Nachdenklich senkte ich die Augen.

Ich wusste genau, was das sollte.

Hatte er vielleicht deswegen…?
 

„War es eine Nachricht von Dave? Du hast so selig gelächelt.“

„Und selbst wenn, dass geht dich nichts an.“

„Du hast mit ihm geschlafen, nicht wahr?“

„Ja hab ich. Wieso willst du das wissen? Du kannst ja doch nichts dagegen tun.“

„Nein, da hast du Recht.“
 

War das der Auslöser für dieses völlig untypische Handeln seinerseits gewesen.

Hatte er es wegen mir getan?

„Dave?“ Ich sah meinem Gegenüber ernst in die Augen:„ Ich werde dich jetzt etwas fragen und ich möchte, dass du ehrlich zu mir bist.“

„Ich… okay.“ Sichtlich erstaunt nickte er.

„Hast du in der Pathologie oder im Präsidium jemandem erzählt, dass wir beide letzte Nacht miteinander geschlafen haben?“

„Was? Nein! Wie kommst du denn darauf? - So etwas erzähle ich doch nicht einfach weiter.“

„Bist du dir sicher?“

„Todsicher! Wie kommst du nur darauf?“

„Weil ich Kyusuke gegen sechs Uhr heute Abend im Supermarkt getroffen und er so etwas angedeutet hat. Wenn er um halb sieben an deiner Tür geklingelt hat, war es direkt nach der Begegnung mit mir, verstehst du?“

„Ja, das klingt einleuchtend aber… Ich habe wirklich nichts erzählt, niemanden. Bitte, dass musst du mir glauben Suzuna.“

„Natürlich glaub ich dir.“ Versöhnlich lächelte ich ihn an.

Ja, ich glaubte ihm wirklich.

Aber wenn es Kyusuke nicht durch ihn erfahren hatte… wer hatte es ihm dann gesagt?

Oder hatte er es nur angenommen?

Vielleicht war er heute Morgen an meiner Wohnungstür gewesen und als ihm keiner geöffnet hatte, hatte er angenommen, dass ich bei Dave sein musste.

Trotzdem… Nein, das konnte nicht ganz stimmen.

Wie hätte er so etwas ahnen sollen? Noch nicht mal ich selbst hatte gestern gewusst, dass ich die Nacht bei Dave verbringen würde.

Außerdem hatte Kyusuke sein Wort gegenüber mir gehalten und sich zurückgezogen.

Die Begegnung im Supermarkt war ja nur reiner Zufall gewesen.

Hatte er es gewusst oder einfach nur auf gut Glück vermutet.

Vielleicht hatte er die Wahrheit aus meiner abwehrenden Haltung herausgefunden, immerhin kannte er mich gut.

„Ich weiß auch nicht, was in ihn gefahren ist. Vor allem hat er sich - wie schon gesagt - einfach umgedreht und ist gegangen.“

Auf seine abermalige Zusammenfassung des Geschehenen schwieg ich nur sodass er sich mit einem Achselzucken vom Bett erhob.

„Na ja, sei‘s drum. So schlimm ist es ja nicht, wenigstens war er so fair mir nicht ins Gesicht zu schlagen.“

Ich fragte mich, ob es Dave wirklich so leicht nahm wie er hier tat.

Normalerweise war er doch sonst auch so feinfühlig. - Sah er nicht was Kyusuke mit diesem unfairen Angriff auf ihn sagen wollte?

Das war ja wie eine Herausforderung wie bei den Neandertalern… Oh Mann!

„Ich gebe dir jetzt erstmal wieder was zum anziehen, du musst doch frieren.“

Er schritt zu meinem Kleiderschrank und öffnete wahllos die Schubladen.

„Wo hast du deine Oberteile? - Wahrscheinlich im obersten Fach, hm?“

Erst jetzt registrierte ich was er tat und vor allem: Wo er stand.

„Dave, nein!“

„Was „Nein“ ? Zier dich nicht so, Suzuna. Gestern Nacht hab ich ganz andere Stellen an dir gesehen.“

„Ich mein‘s ernst, mach die…“ Mein Protest blieb mir im Hals stecken und ehe ich vom Bett aufspringen und ihn daran hindern konnte war es zu spät:

Mit einem leisen Quietschen des Scharniers öffnete er die rechte große Tür und erstarrte wie auf Kommando.

„Was zum Teufel…?!“

Unwillkürliche Panik machte sich in mir breit während ich das drängende Verlangen hatte einfach ins Wohnzimmer zurückzulaufen und mich vom Balkon zu stürzen.

Dave hatte nicht nur einfach eine Schranktür geöffnet nein, es war ausgerechnet die Tür gewesen wo ich etwas ganz bestimmtes aufbewahrte. Etwas, was noch keiner gesehen hatte… Keiner je sehen sollte.

„Das sind doch diese komischen Artefakte.“ Mit perplexer Miene griff er nach einer der unzähligen kleinen Katzenstaturen die im obersten Regalbrett fein säuberlich nebeneinander aufgebahrt waren.

Zum ersten Mal kam mir der Gedanke wie dumm und leichtsinnig dieses Versteck meinerseits gewesen war.

Aber ich hätte ja auch im Leben nicht gedacht das jemand an meinen Kleiderschrank ging!

„Woher hast du die?“ Mit ernster Miene drehte Dave sich zu mir um, die schwarze Katze noch immer in der Hand.

Meine Kehle wurde schmerzhaft trocken. - Was sollte ich ihm bloß sagen?

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Ja, ja… *abwährend die Hände heb*

Ich weiß ja, ich weiß.

Ihr werdet jetzt wahrscheinlich alle frustriert aufseufzen und die Augen verdrehen.

“Diese dumme Autorin hat schon wieder einen Break gemacht!”

Ja, es tut mir Leid ^^’

Zu meiner Verteidigung kann ich nur vorbringen, dass es nicht beabsichtigt war.

Krieg ich trotzdem Kommis? *liebguck und bettelblick aufsetz*

Deadly Countdown

So, hier ist nun das letzte Kappi von “Nightdancer - Killerin aus Liebe I.

Ich will auch gar nicht groß hier labern, sondern euch nur viel Spaß wünschen und hoffe inständig, dass ihr mich nach diesem Kappi nicht erwürgen wollt.

Das sinnfreie Gerede gibt es im Nachwort und dies empfehle ich jedem zu lesen der wissen will, wie es mit der Geschichte weitergeht ^-^
 

Nur noch eines habe ich anzumerken:

Eine Sache die mich im gleichen Maße verwundert wie erheitert hat war die Tatsache, dass viele meiner Kommischreiber hinter dem langen Warten von Dave auf Suzuna etwas im Hintergrund erahnt hatten.

Viele spekulierten darauf, dass Dave wohl etwas wüsste oder etwas ahnte, dies ist jedoch nicht der Fall.

Dave ist ein verliebter (und somit naiver) junger Mann und harrt einfach bis tief in die Nacht in der Wohnung von Suzuna aus da er sich Sorgen um seine Freundin macht. - Das ist alles und mehr steckt nicht dahinter ^^
 

Kapitel 34: Deadly Countdown
 

Ich musste mir eine Erklärung ausdenken.

Ich musste mir eine sinnvolle Erklärung ausdenken... schnell!

„D-Die sind von Kyusuke.“ Schoss ich nun wie aus der Pistole kommend heraus ehe er an meinem Zögern die Lüge entdecken konnte.

„Von Fuma?“ Dave hob in sichtlichem Unglauben eine Braue in die Höhe während er einen weiteren intensiven Blick auf die Katzenstatur warf.„ Was hat Fuma denn mit der mysteriösen Killerin von Tokyo zu tun?“

„Er jagt sie. Hat er dir das noch nicht erzählt?“ Mein Herz schlug mir immer noch bis zum Hals und meine Stimme war viel zu hoch und rasch; ich musste versuchen mich zu beruhigen.

„Doch, er hat mal so etwas angedeutet.“

„Ja, er ist ganz versessen darauf diese Killerin zu fassen, was ja auch kein Wunder ist. Immerhin ist er Detektiv und ihn reizt dieser ungeklärte Fall natürlich.“

Ruhig. Ganz ruhig Suzuna, versuch dich zu entspannen…

„Und dich? Hast du kein Interesse daran?“

„Nein. Vielleicht bin ich etwas materiell eingestellt aber ich sehe nicht ein mein Leben wegen einer Killerin zu riskieren wenn auf diese kein Lösegeld ausgesetzt ist.“

Atme tief durch. Das machst du gut…

„Hm… Da ist was dran.“ Langsam aber sicher verschwand der misstrauische Ausdruck in seiner Mimik und die Gesichtskonturen nahmen eine normale Linie an.

Ja, entspann dich. Entspann dich wieder. - Dave schluckt es, er schluckt alles was du ihm sagst…

„Diese Artefakte hat Kyusuke mir gegeben. Sie tauchen immer an den Tatorten der ausgewählten Opfer auf. Er bat mich diese zu untersuchen da er selbst keine verdächtigen Spuren daran feststellen konnte.“

„Aha… Dann entschuldige, jetzt werden meine Fingerabdrücke darauf zu finden sein.“

„Oh, keine Angst. Ich behaupte sicherlich nicht, dass du die Killerin wärst.“ Neckte ich nun und spürte wie die Anspannung Stückchen für Stückchen aus meinem Körper verschwand.

Von ihm kam ebenfalls ein erheitertes Schmunzeln:„ Wie beruhigend, da habe ich ja gerade noch mal Glück gehabt.“

„Nicht wahr?“ Lächelnd zuckte ich nichts sagend mit den Schultern:„ Ich hab die Artefakte schon lange überprüft und als auch ich nichts auffälliges daran finden konnte dachte ich, es wäre besser sie hier zu behalten. Kyusuke sollte sich nicht zu sehr auf diese Mörderin versteifen.“

„Ja, da bin ich ganz deiner Meinung. Das ist Aufgabe der Kripo-Tokyo und keine Arbeit für einen Privatdetektiv.“

„Genau.“ Zustimmend nickte ich und beobachtete wie er die Katzenstatur wieder zurück ins Regal stellte.

Gut gemacht, Suzuna. - Du hast es geschafft.

Ich sah genau in seinem Gesicht, dass all seine vorherige Schockierung über diesen Funk verschwunden war.

Ja, er glaubte mir. Er glaubte mir in spielender Leichtigkeit.

Irgendwie war das tröstlich.

„Willst du heute Nacht hier schlafen?“ Erkundigte ich mich nun unverbindlich um ihn endgültig vom eigentlichen Thema abzulenken.

„Wenn ich darf, gern.” Er schenkte mir einen zärtlichen Blick während er nun aus der richtigen Schublade ein dunkelblaues Sweatshirt von mir zog.

„Natürlich darfst du.“

Dankbar nahm ich das hingehaltene Kleidungsstück von ihm entgegen und zog es mir vorsichtig über.

Meine Schulter tat immer noch etwas weh aber ich spürte diesmal ganz genau, dass Daves professioneller Verband alles richten würde.

„Suzuna?“

„Hm… Ja?“

„Weißt du, es hat einen Grund weshalb ich bis halb drei Nachts auf dich gewartet habe.“

„Ach ja?“ Auf seine leicht schüchterne Aussage sah ich ihn neckisch an:„ Dabei hatte ich die Hoffnung du hättest dir Sorgen um mich gemacht.“

„A-Aber ja! Das hab ich auch.“ Haspelte er nun schnell und mit etwas roten Wangen sodass ich kichern musste.

„Das war ein Scherz Dave, ist schon gut… - Also, warum hast du auf mich gewartet?“

„Es geht um meine Mutter.“

„Um… Um deine Mutter?“ Nun war ich doch ziemlich aus dem Takt gebracht.

„Ja, weißt du… Ich habe ihr schon seit einigen Tagen am Telefon von dir erzählt. Sie würde dich gerne kennen lernen und hat mich - besser gesagt uns - in drei Wochen zu uns eingeladen. Ich weiß, es ist ziemlich verfrüht und kommt etwas kurzfristig aber ich würde mich sehr freuen, wenn du mitkommen würdest.“

„Ich… Natürlich, das mach ich doch gern.“

„Bist du sicher?“

„Ganz sicher.“

Was gab es schöneres als seine Schwiegermutter kennen zulernen? - Als Freundin des Sohnes konnte man sich nichts dementsprechend Schrecklicheres vorstellen.

Ich kannte Daves Mutter nicht und vielleicht war es unfair mir ohne Hintergrundinformationen ein Bild von ihr zu machen aber… Nun ja, für eine Mutter blieb ihr Sohn - egal wie viele Jahre dieser schon zählten - immer noch ihre “kleiner Junge”.

Irgendwie hatten Mütter einen intensiveren Beschützerinstinkt bei Söhnen als wenn diese Mädchen gebärden.

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So geschah es nun, dass Dave die Nacht in meinem Apartment verbrachte.

Doch als ich am nächsten Morgen gegen zehn Uhr aufwachte und suchend den Arm auf die andere Bettseite streckte fand ich nur Leere und Kälte vor.

War er etwa schon gegangen?

Mit verschlafenem Gesicht torkelte ich gen Küche wo eine Kanne frisch gebrühter Kaffee auf mich wartete.

Unter der dazu gestellten Tasse fand ich eine Nachricht vor:
 

Guten Morgen, Schlafmütze!

Als ich heute Morgen um acht Uhr zur Arbeit gefahren bin habe ich es nicht übers Herz gebracht dich aufzuwecken.

Dies bringt nun mal der Vorteil, wenn man eine eigene kleine Branche hat in der man tätig ist - das ausschlafen! J

Vielleicht findest du ja im Laufe des Tages Zeit in der Pathologie vorbeizuschauen. Ich würde mich freuen.
 

In Liebe, Dave
 

Ein schmerzliches Lächeln huschte über meine Lippen In Liebe…

Abermals fragte ich mich, ob ich wirklich das Recht hatte ihm so dermaßen wehzutun.

Seufzend wandte ich meine Augen von dem handgeschriebenen Zettel ab und schenkte mir sogleich eine Tasse des braunen Koffeingetränks ein die ich in stillen Zügen genoss.

Offenbar schlief sogar Kero noch. Dieser lag noch immer als überdimensionales schwarzes Knäuel auf dem äußersten Sofapolster und rührte sich nicht.

Gerade war ich dabei mir eine weitere Tasse einzuschenken - eine reichte mir morgens wahrlich nicht - da drang ein merkwürdiges Geräusch an meine Ohren.

Abrupt hielt ich mitten in der Bewegung inne und lauschte mit angehaltenem Atem.

Das hörte sich ja an, wie…!

Nein, jetzt drehte ich schon total am Rad… Oder doch nicht?!

Mit angespannten Gesichtszügen stellte ich die Tasse auf der Tischplatte ab und näherte mich mit langsamen Schritten dem Bereich meines Apartments aus dem das Geräusch kam.

Verdammt! Hier tickte etwas, ganz eindeutig und es war sicherlich nicht meine Wanduhr über der Küchendiele.

Meine Pupillen weiteten sich sichtlich als ich das kleine schwarze Ding auf meinem Wohnzimmertisch entdeckte.

Auf den ersten Blick sah es aus wie eine ganz normale Digitaluhr, doch bei genauerem Hinsehen wusste man sofort, dass hier etwas nicht stimmte.

Die Sekundenziffern bewegten sich rückwärts, ebenso die Minuten und die Stunden.

Im Moment standen die leuchtend grünen Zahlen auf 1:56, doch dies würde sich in wenigen Bruchteilen ändern, wenn die Sekunden abermals verstreichen und eine Minute mit sich nehmen würden.

Was - zum Teufel - war das für ein Ding?

Keine Bombe, soviel war klar.

Ich behauptete großspurig, dass ich eine Bombe erkannte wenn ich sie sah.

Dieses Teil sah eher aus wie eine Art Uhr die den endgültigen Countdown perfekt abzählte.

Bis die sechsteiligen Ziffern alle hintereinander nur Null anzeigen würden.

Was würde dann geschehen?

Mit vorsichtigem Griff nahm ich das Eiförmige Elektronikinstrument in die Hand und musterte das LCD-Display genauer.

Da stand noch etwas…

Über der fortwährend verstreichenden Zeitansage prangten gut lesbare japanische Zeichen.
 

Kannst du von 3 Stunden rückwärts zählen?
 

Perplex blinzelte ich heftig.

Ob ich von 3 Stunden rückwärts zählen konnte? - Was war denn das für eine Frage?!

Wo kam dieses Teil überhaupt her?

Ich war mir ziemlich sicher, dass es gestern - vor dem Auftrag mit Tora und Rey - noch nicht auf meinem Tisch gelegen hatte.

Nach meiner Wiederkehr konnte ich es leider nicht genau sagen, da mich Daves plötzliches Auftauchen so überfahren hatte.

Einige Sekunden betrachtete ich die Ziffern noch, bevor ich den Zähler zurück an seinen Platz legte.

Wer immer dieses Teil hier in meine Wohnung gelegt hatte, wollte mir damit etwas sagen. Etwas Wichtiges.

Was es war würde ich wohl erst herausfinden sobald die Zeit ablief…

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Gegen viertel vor Elf parkte ich mein Auto gegenüber der Pathologie und betrat nur wenige Minuten später das Leichenschaugebäude.

In meiner Jackentasche - gut versteckt - den digitalen Zifferncountdown der nun 1 Stunde und 12 Minuten anzeigte.

Ich konnte nicht genau sagen, warum ich dieses Teil mit mir rumschleppte aber irgendetwas hatte mich dazu bewegt es einzustecken.

Nun fühlte ich mich sicherer… Warum auch immer.

Unterwegs begegnete mir praktischerweise ein Kollege von Dave der mich sogleich in Richtung des befindlichen Saales lotste indem sich mein amerikanischer Freund befand.

„Guten Morgen! Schau mal, ich bin so nett und bring dir dein Mittagessen vorbei.“

Mit grinsendem Gesicht hob ich eine Plastiktüte in die Höhe indem sich ein gekauftes bentõ [1] aus dem Supermarkt befand.

Wäre ich in der Lage zu kochen - ohne damit jemanden ernsthaft zu vergiften -hätte ich es ihm sicherlich auch selbst zubereitet aber mit diesem hier lag ich einfach auf der sicheren Seite.

„Morgen.“

Murmelte es nun von Dave zurück der - entgegen meiner Erwartungen - noch nicht einmal aufsah sondern nur weiter auf seinem Klemmbrett herumkritzelte während er neben der Bahre einer zugedeckten Leiche stand.

„Hast du viel zu tun heute Morgen?“ Erkundigte ich mich nun interessiert sodass er kurz und knapp nickte.

„Ja. Heute Nacht gingen zwölf erschossene Leichen bei uns rein. Allesamt Versicherungsvertreter und ebenso allesamt im Tokyo Hilton ermordet.“

„Gibt es schon eine Spur?“ Mit einem hoffentlich arglosen Gesichtsausdruck sah ich ihn an, doch auf meine Mimik hätte ich gar nicht so genau achten müssen da er mich noch immer nicht ansah.

„Allerdings. Ein weiteres Katzenartefakt wurde am Tatort gefunden. Fuma tobt, er war heute schon in aller Herrgottsfrühe hier.“

„Das kann ich mir vorstellen…“ Mit zuckenden Mundwinkeln verdrehte ich kurz die Augen.

Das dieser Massenmord meinen Kumpel wurmte konnte ich wirklich nachempfinden.

Aber für mich war dieser Auftrag gestern Nacht auch nicht gerade eine Spazierfahrt gewesen.

Ein leises, dennoch tief gezogenes Ausatmen von Dave ließ mich aus meinen Gedanken auftauchen.

„Ich werde dir jetzt eine Frage stellen, Suzuna. Und diese Frage wirst du ehrlich beantworten.“

Seine sonst so heitere Tonlage hatte einen völlig untypischen Klang.

Ernst und… beinahe wehmütig.

„Kommt ganz auf die Frage an.“ Wand ich mich nun aus seinem wirklich trickreichen Versuch mich durch Artikulation in eine Ecke zu drängen.

Irgendetwas stimmte nicht mit ihm…

Dieser Verdacht verstärkte sich nur noch, als Dave mit langsamen Bewegungen sein Klemmbrett auf den metallenen Beistelltisch legte und mit gemächlichen Schritten zum Waschbecken ging um sich seine übergestreiften Handschuhe zu entledigen.

Feines Wasserrauschen drang an meine Ohren als er den Hahn aufdrehte und sich aus dem Seifenspender einen kleinen Klecks der blauen Desinfektionsflüssigkeit auf seine Hände tat.

„Du… du liebst ihn, oder? Du liebst Fuma… Hab ich Recht?“

Seine fast zögerlich ausgesprochenen Worte wollten nicht so leicht in mein Gehör eindringen.

Stattdessen vernahm ich nur umso lauter das Rauschen des aufgedrehten Wasserhahns.
 

„Du… du liebst ihn, oder? Du liebst Fuma… Hab ich Recht?“
 

Mit nervös flackernden Augen begegnete ich seinem erhobenen Blick voller Unnachgiebigkeit.

„W-Wie kommst du denn darauf?“

„Wie ich darauf komme? - Denkst du nicht, dass es langsam genug ist mit deinen Gegenfragen? Ich will eine Antwort haben!“

„Ich weiß zwar nicht was das soll aber… Nein, ich liebe Kyusuke nicht. Das habe ich dir doch damals - auf der Rückfahrt vom Gestüt - schon einmal gesagt.“

„Du hast mich damals das erste Mal angelogen und jetzt schon wieder. Es ist äußerst sonderbar, dass Kyusuke mir - kurz nachdem er von unserer ersten Nacht erfahren hat - bei mir vorbeikommt um mir einen schicken Fleck zu hinterlassen. Sag mir Suzuna: Tat er dies, weil ihr beide in Wirklichkeit eine Beziehung habt und kamst du gestern Nacht so spät in deine Wohnung zurück, weil du bei ihm warst??“

„Ich… Nein! Nein, ganz sicher nicht.“

Oh Gott… Wie kam er auf einmal darauf.

Bis vor wenigen Stunden war doch noch alles gut gewesen.

„Weißt du, ich hab keinen Grund mehr dir zu glauben. Ich glaube dir - ganz ehrlich gesagt - gar nichts mehr. Ich weiß nur, dass ich so eine Behandlung nicht verdient habe.“

Sein bitterer Ton fraß sich wie ätzende Säure in mein Herz.

Nein… Ich hatte doch nur… Es war doch gar nicht so! NICHT SO!!

„Dabei hab ich dich… Ich hab dich wirklich gemocht.“ Seine braunen Iriden begannen verdächtig zu schimmern sodass er seinen Blick gen Boden wandte bevor er mit harter Stimme sprach:„ Du solltest jetzt besser gehen.“

„A-Aber ich…“

„NEIN! RAUS HIER!!“

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Das ich so schnell die grelle Vormittagssonne wieder im Gesicht haben würde, hätte ich bei weitem nicht gedacht.

Genauso unbegreiflich war für mich die Tatsache, dass ich noch immer die Einkaufstüte mit dem mitgebrachten Mittagessen in der Hand hielt.

Doch noch schockierender war das eben geschehen.

Daves Worte…
 

„Du… du liebst ihn, oder? Du liebst Fuma… Hab ich Recht?“

„Du hast mich damals das erste Mal angelogen und jetzt schon wieder. Es ist äußerst sonderbar, dass Kyusuke mir - kurz nachdem er von unserer ersten Nacht erfahren hat - bei mir vorbeikommt um mir einen schicken Fleck zu hinterlassen. Sag mir Suzuna: Tat er dies, weil ihr beide in Wirklichkeit eine Beziehung habt und kamst du gestern Nacht so spät in deine Wohnung zurück, weil du bei ihm warst??“

„Weißt du, ich hab keinen Grund mehr dir zu glauben. Ich glaube dir - ganz ehrlich gesagt - gar nichts mehr. Ich weiß nur, dass ich so eine Behandlung nicht verdient habe.“

„Dabei hab ich dich… Ich hab dich wirklich gemocht…. Du solltest jetzt besser gehen.“
 

Ich hatte noch nie einen solch verletzten Ausdruck in seinen braunen Augen gesehen.
 

„NEIN! RAUS HIER!!“
 

Und in den ganzen Jahren konnte ich mich daran erinnern, dass er die Stimme gegenüber mir oder einer anderen Person so erhoben hatte.

Zischelnd sog ich abgehackt die Luft durch meine zusammengebissenen Zähne während ich mit ungelenken Schritten die Straßenseite überquerte um zu meinem geparkten Wagen zu kommen.

Ein gelber Zettel an der Windschutzscheibe stach mir sofort ins Auge.

Ein Strafzettel! - Als ob ich nicht schon genug andere Probleme hätte!!

Mit einem unterdrückten Fluch riss ich das Papier ab und zerknüllte es zu einem Ball bevor ich diesen frustriert zu Boden warf.

Verdammt!

Wie war Dave auf einmal auf dieses Thema gekommen?

Sein wirklich drastischer Umschwung gegenüber seinem Glauben an mich stank zum Himmel.

Er hatte mir vor knappen 3 Stunden in voller Zuneigung die Nachricht auf meinem Küchentisch hinterlassen und ich weigerte mich standhaft zu glauben, dass ihm bei seiner Untersuchung der zwölf Leichen diese Gedanken gekommen waren.

Etwas war hier faul… und es stank nicht nach faulen Eiern!

Unwillkürlich wanderten meine Gedanken wieder zu der tickenden Digitaluhr in meiner Jackentasche zurück.

Als ich sie kurz zu Tage förderte und einen Blick darauf warf prangten außer dem jetzigen Countdownstand - 59 Minuten - ein neuer Text in japanischen Zeichen.
 

Schutz brauchen die Unbeschützten.
 

Ja, genau!

Und Nerven brauchten die Geplagten…!!

Blödes, verfluchtes Teil!

Jetzt fing es schon an in solch undeutlichen Sätzen zu faseln wie Tora!

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Dieser Tag hatte ja rosig angefangen und er wurde - zum Leidwesen meiner Psyche und meiner ankommenden klopfenden Schläfen - noch um einiges schlechter:

„Was soll das heißen, es gibt keinen neuen Fall?!“ Aus blitzenden Augen stand ich vor dem Schreibtisch des Inspektors und stemmte frustriert meine Hände in die Hüften.

„Wollen Sie mich veralbern? - Wir befinden uns in Tokyo, eine Weltmetropole unter vielen anderen und in diesen gibt es immer irgendwelche Kriminalfälle und zwar rund um die Uhr!“

„Aber nicht heute… und nicht jetzt. Ich muss dich enttäuschen, Angel.“ Todai - der lässig zurückgelehnt in seinem Drehstuhl saß und an seiner gerade angezündeten Zigarette zog - warf mir einen abschätzenden Blick zu.

„Warum bist du überhaupt so versessen auf einen neuen Mord?“

„Einfach nur so. Mir ist eben Langweilig.“ Diese Ausrede klang sogar in meinen Ohren lahm jedoch schien der Inspektor mir zu glauben, denn ein abschätziges kräuseln seiner Lippen war die Folge was mich in all den Jahren noch immer zur Weißglut brachte.

„Wenn du deiner Verdrossenheit ein Ende setzen willst, kann ich dich gern zu den Kolleginnen der Verkehrspolizei schicken. Es wird dich sicherlich ein Vergnügen und dazu eine unheimliche Befriedigung sein Strafzettel zu schreiben und einige Verkehrskontrollen zu überwachen.“

„Sehr witzig! Ich lach mich gleich tot!“

Verdammt! Ich brauchte dringend eine Ablenkung und die halbseichten Witze des Inspektors brachten mich nicht wirklich auf andere Gedanken.

„Warum machst du dich nicht etwas nützlich wie Fuma? Er sitzt mit Sicherheit zu Hause wegen den neusten Mordopfern.“

Auf den stichelnden Kommentar des Inspektors verschränkte ich abwährend die Hände vor der Brust.

„Sie reden von der ominösen Killerin, habe ich Recht? Das geht mich nichts an. Mich interessiert kein Fall indem ich keinen sinnvollen Endgewinn entdecken kann.“

„Mir war bisher ja gar nicht klar wie materialistisch du eingestellt bist, Angel.“

„Dann wissen Sie‘s jetzt!“ Zischelte ich nun auf seine Spöttelei zurück, meine Pupillen verengten sich sichtlich.

Wenn er mit mir einen Konversationskrieg anfangen wollte konnte er das haben… Mit mir war heute sowieso nicht gut Kirschen essen!

Doch wie das Schicksal nun mal so spielte öffnete sich auf einmal die Tür des Büros und ein aufgelöster Kuroba platzte herein.

„Herr Inspektor!“

Konnnichi-wa Kuroba.“ Begrüßte ich höflichkeitshalber, wenn auch nicht gerade freundlich den Kommissar sodass dieser mich aus gehetztem Blick etwas ungläubig ansah.

K-Konnnichi-wa Angel…“ Stammelte er etwas ungelenk bevor er sich eilig an seinen Vorgesetzten wandte:

„Inspektor, eine Bombenmeldung ist eben bei uns eingetroffen!“

„Was?!“ Sofort sprang Todai auf und warf mir dabei einen fast belustigten Blick zu:„ Da hat deine Langeweile gerade wohl noch Glück gehabt, meine liebe Angel. Wolltest du nicht etwas zu tun haben?“

„Ja, schon…“ Aber sicherlich keine Bombenwarnung!

„Wo befindet sich der Sprengkörper?“

Auf die sofortige Nachhackung des Inspektors spiegelte sich ein panisches Glimmen in den Iriden von Kuroba wider.

„I-Ich weiß gar nicht so Recht, ob ich das sagen darf, Herr Inspektor?“

„Warum nicht?! - Reden Sie endlich… NA LOS!!“

Mit hochgezogenen Brauen begegnete ich der ängstlichen Mimik die der Kommissar mir kurz zuwandte bevor er sich wieder auf seinen Chef fixierte.

„ D-Die Dreizehnte Eckstraße… Shibuya, Herr Inspektor.“ Presste nun Kuroba mit ungewöhnlich hoher Stimme heraus sodass Todai mitten im ausdrücken seiner Zigarette innehielt.

Auch mir gefror kurzzeitig das Blut in den Adern.

Dreizehnte Eckstraße Shibuya?

Unwillkürlich weiteten sich meine Augen und ich hörte - ungewöhnlicherweise - das Blut in meinen Ohren rauschen.

Diese Adresse… Die kannte ich doch!

Ohne auf das festgenagelte Gesicht von Todai zu achten oder auf den sichtlich blassen Kuroba einzureden wirbelte ich auf dem Absatz herum und stürmte aus dem Büro.

„ Hey… HEY, SUZUNA!!“

Kurobas plötzlicher Schrei ließ mich kurz zusammenzucken doch ich war schon am Ende der Etage angekommen und stürzte den Gang nach hinten zu den Fahrstühlen.

Dreizehnte Eckstraße Shibuya.

Das war die Adresse des Pathologiegebäudes.

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Mit quietschenden Reifen brachte ich mein Auto auf der gegenüberliegenden Straßenseite zum stehen und kümmerte mich noch nicht mal um den angelassenen Motor oder um die Wagenschlüssel die noch immer im Zündschloss steckten.

Spurtend kam ich vor den großen Schwingtüren an und versuchte diese aufzudrücken um ins Innere zu gelangen doch die angelegte Verriegelung verhinderte dies gekonnt.

„Verdammt!“ Wütend krachte meine Faust gegen das Metall während ich in blinder Eile in meine Jackentasche griff um mein Handy zu Tage zu fördern.

Dabei jedoch fiel ein weiterer Gegenstand ins Freie, er landete leicht scheppernd auf dem Steinstufen unter mir.

Erschrocken weiteten sich meine Augen als ich den digitalen Countdown in leuchtend grünen Buchstaben erkannte: 25 Minuten.

Ein schrecklicher Gedanke kam mir in den Sinn… mir wurde schlecht.

Mit zittriger Hand hob ich die Uhr auf und ließ sie hastig wieder im Inneren meiner Jacketasche verschwinden als sich bekannte Polizeisirenen ankündigten.

Wenige Augenblicke später hielten mehrere Einsatzwagen mit schlitternden Reifen direkt vor dem Eingang des Leichenschauhauses und wie zu erwarten sprang sogleich die große Gestalt von Todai vom Rücksitz ins Freie.

„VERSCHWINDE DA SOFORT, ANGEL! DAS IST ZU GEFÄHRLICH!!“

Ich dachte ja gar nicht daran!

Anstatt auf seinen warnenden Ruf einzugehen betätigte ich stattdessen die Kurzwahltaste meines Handys um eine Verbindung zu dem Mobiltelefon von Dave herzustellen.

Nach drei Signalen hörte ich ein Knacken in der Leitung:

„Dave! Hallo?! Dave!! Bist du in Ordnung?!“

„Bist du das Suzuna?“

„JA!“

„Mir geht es prächtig aber Jemand soll mir mal bitte verraten wie diese Bombe unter die Bank im hinteren Gang gekommen ist.“

„Das weiß ich auch…“ Fing ich an wurde in diesem Augenblick aber unterbrochen als mir der Inspektor mein Telefon aus der Hand zog.

„Ralston? Hier spricht Inspektor Todai! Bleiben Sie ganz ruhig, verstanden? Fassen Sie dieses Drecksteil ja nicht an, die Bombenentschärfungseinheit wird bald eintreffen.“

„Geben Sie mir mein Handy wieder!“ Erbost wollte ich mich auf den Inspektor stürzen doch zwei Beamte - die so uhrplötzlich wie Todai neben mir aufgetaucht waren - packten mich höchst effektiv an den Armen und zerrten mich die Auffahrt zur Straße nach unten.

„Hey! Das können Sie doch nicht machen…! Das geht mich sehr wohl was an… FINGER WEG!!“

Während ich mich heftig zur Wehr setzte fing ich einzelne Gesprächsfetzen von Todai auf:„ Ja, das haben wir schon gemerkt… und Sie können die Tür auch nicht von Innen öffnen? Verstehe…“

„Loslassen!!“ Mit einem gekonnten Faustschlag sackte der eine Beamte zusammen als ich ihm einen saftigen Treffer in den Magen schenkte.

Keuchend machte ich mich los und blitzte den Inspektor wütend an.

„Bis das Entschärfungseinheit hier ist, wird es zu spät sein!!“

Mein aufgebrachter Schrei ging in einem fernen Grollen unter das sich wenige Sekunden später zu einem lauten Schlag entfachte.

„WEG HIER!!“

Der warnende Schrei von Kuroba ging in der allgemeinen Explosion unter dessen Staub wie ein beißender Nebel auf uns zuraste.

Schützend hob ich die Arme vor mein Gesicht und stieß einen erleichternden Seufzer aus als ich nach wenigen Sekunden erkannte, dass nur der Eingangsbereich der Pathologie gesprengt worden war.

„Das sind Profis! Sie haben den Eingang verschüttet!!“ Wetterte nun Todai erbost und schrie:„ DIE EINHEIT SOLL SICH GEFÄLLIGST BEEILEN, BIS WIR DEN EINGANG FREIRÄUMEN KÖNNEN, KÖNNTE ES SCHON ZU SPÄT SEIN!!“

Schwer schluckte ich auf als sich meine Kehle unangenehm zusammen zog.

Die Stimme des Inspektors hallte in meinem Kopf…
 

„Das sind Profis! Sie haben den Eingang verschüttet!!“
 

Rasselnd atmete ich aus…
 

„Ich werde dir jetzt die wichtigste Regel unserer Missionen erläutern. Hast du mich verstanden, neko?“
 

„Ja. Und wie lautet diese Regel?“
 

Nun ja, es ist ganz einfach. - Wenn du deinem Opfer jede Möglichkeit zur Flucht abschneidest kannst du dir soviel Zeit lassen wie du willst. Verstehst du das?“
 

„Um ehrlich zu sein, nein.“
 

„Siehst du. Unsere Arbeit führen wir immer unter Zeitdruck durch. - Zeit spielt bei uns eine enorme Wichtigkeit: Die Zeit zur Ankunft des richtigen Ortes, die Zeit der Vorbereitung, die passende Zeit der Durchführung des Plans. Meist gibt es mehr als einen Fluchtweg.“
 

„Mehr als einen?“
 

„Korrekt. Wenn du dein Opfer fangen willst musst du so denken wie dein Opfer.

Es ist panisch, es ist verzweifelt, hat Angst. - Welche Fluchtmöglichkeiten würdest du wählen? Diese eliminierst du dann. Treffender formuliert wäre es wohl, wenn ich sagen würde „Wie ein Häschen in der Grube“, denn wenn sich dein Opfer nirgendwo mehr verstecken kann ist der Rest ein Kinderspiel.“
 

Nein…

Nein!

NEIN!!

Mit bebenden Händen zog ich die Digitaluhr aus meiner Jackentasche.

Meine Finger schlossen sich bebend um das LCD-Display.

15 Minuten…

Das würde ich nicht zulassen!

Niemals…

Mit der Macht der Verzweiflung riss ich mein Handy aus Todais Griff.

„DAVE?! Du wirst das Ding jetzt sofort entschärfen… Ich sag dir wie, vertrau mir! Wie viel Zeit hast du noch? Was steht auf dem Bildschirm?“

„14 Minuten und 26 Sekunden.“

Zitternd senkte ich die Lider.

Also doch… Also doch!

Der Zähler meines Countdown stimmte mit seinem überein.

„Nimm den Deckel des Gehäuses ab aber ganz vorsichtig.“ Ordnete ich nun mit gefasster Stimme an obwohl in meinem Inneren ein wahrer Sturm tobte.

„Suzuna… Lass das! Du hast davon doch keine Ahnung!!“ Todai schritt mit drohender Miene auf mich zu doch ich wich geschickt seinen Händen aus die mich packen wollten.

„Ich habe den Deckel schon längst entfernt. So grob weiß ich ja auch was zu tun ist.“ Erschallte währenddessen die rauchige Stimme von Dave an mein Ohr:„ Das Problem ist nur, das durch die Explosion am Eingang - gerade eben - ein Mechanismus aktiviert wurde.“

„Mechanismus?“

„Ja. Eine Art Quecksilberwaage. Schon bei der kleinsten Erschütterung bewegt sich die Kugel im Inneren und sobald sie den Draht berührt, macht es bumm!“

Ein nervöses Lachen stieg aus seiner Kehle.

„I-Ich sage es ja nicht gern, aber wenn ihr meine Eingeweide nicht sehen wollt, müsst ihr dafür sorgen, dass die Bombenentschärfungs-Einheit die Tür noch nicht frei räumt. Ich muss das Ding wohl selbst ausknipsen.“

„Haben Sie gehört?“ Wandte ich mich mit scharfer Stimme an den Inspektor der - Dank des gerade aktivierten Freischaltknopfes - alles mitbekommen hat.

„Ja.“ Ein Zähneknirschen von ihm war die Antwort:„ Trotzdem bist du nicht befugt…“

„Befugt oder nicht, dass klären wir später. - Jetzt entschärfen wir erstmal diese Bombe.“ Ohne große Umschweife wandte ich mich wieder an Dave:„ Wie viel Zeit?“

„Noch knappe 10 Minuten.“

„Gut, dann tu jetzt genau, was ich dir sage. - Du hast sicherlich etwas zum durchtrennen griffbereit?“

„Sicher. Ich rechne dir auch hoch an das du mir mein Leben retten willst obwohl ich dich vorhin so überaus dezent herauskomplimentiert habe.“

Dazu hattest du auch allen Grund, Dave.

„Vergiss es. Das klären wir später, hör mir jetzt ganz genau zu…“

„Ich will ja kein Schwarzmaler sein aber schaffen wir das in 8 Minuten?“

„Logo!“ Obwohl mir nicht dazu zu Mute war lachte ich kurz auf:„ Um so eine Bombe zu entschärfen brauche ich keine drei Minuten, also…“

Akribisch gab ich meinem amerikanischen Freund die wenigen Anweisung zur Kappung der verschiedenen Drähte.

Es war mir egal welche nachhaltigen Fragen dies mit sich bringen würden.

Woher ich den Bombentyp gewusst, die Farbe der Drähte so genau benannt hatte.

Es war mir alles egal…

Darüber konnte ich mir später Gedanken machen… wenn Dave gerettet und in Sicherheit war.

„So, der grüne Draht ist durchtrennt.“

Auf Daves beruhigende Aussage atmete ich kurz aus bevor ich einen prüfenden Blick auf meinen Zähler warf.

Etwas mehr als 5 Minuten.

„Toll gemacht, Dave. Ich habe ja gesagt, dass wir das schaffen. Jetzt musst du nur noch das schwarze Kabel durchschneiden und dann bleibt die Uhr stehen.“

„Das schwarze Kabel? - In Ordnung…“

Mit angehaltenem Atem wartete ich während abermals - wie in den letzten Minuten - das klappern einer Schere an meine Ohren drang.

„Suzuna…?“

„Ja, ich bin hier. Ist es durch?“

„Ja, ich habe es durchtrennt…“

„Und der Timer? Was ist mit dem Timer?“

Bitte, lass ihn angehalten sein… Bitte!

„Die Uhr ist stehen geblieben.“

„Wirklich?!“ Über alle Maßen erleichternd riss ich die Augen auf und auch Todais verkrampfte Gestalt neben mir entspannte sich sichtlich.

„Du bist die Größte, Suzuna. Wirklich…“

„Nein, das stimmt nicht.“ Wisperte ich nun leise und kaum hörbar zurück.

Ich war sicherlich nicht die Größte… Nur meinetwegen war er in diesen Schlamassel geraten.

„Wir holen dich jetzt in wenigen Minuten da raus. Der Trupp müsste bald hier sein.“ Informierte ich ihn nun auf einen stummen Wink von Todai sodass ein kurzes, dennoch erheitertes Lachen am anderen Ende der Leitung zu hören war.

„Das hoffe ich doch.“

Ein leichtes Lächeln bildete sich auch auf meinen Lippen während ich den Countdown-Apparat - der noch immer in meiner anderen Hand ruhte - starr ansah. Auch die Leuchtziffern auf diesem Apparat waren stehen geblieben.

Die Uhr stand nun auf 4:23.

Das hatten wir gerade noch so geschafft.

Die Geräusche von etlichen Heranfahren Transportern ließ uns alle aufsehen.

Endlich bogen die grau gepanzerten Fahrtzeuge der Bombenentschärfungs-Einheit um die Ecke und parkten direkt hinter den Polizeifahrtzeugen.

„Der Trupp ist eben angekommen Dave, jetzt wird alles gut.“ Die Information an meinen Gesprächspartner ging in einem durchdringenden Piepen unter.

Heftig zuckte ich zusammen als der Timer in meiner Hand sich wieder geräuschvoll in Bewegung setzte.

Nein…! Das konnte doch nicht sein!

„Suzuna! Suzuna? - Der Timer ist wieder angesprungen und nicht nur das, über den Ziffern steht plötzlich so eine merkwürdige Nachricht… in japanischen Schriftzeichen.“

Meine Pupillen weiteten sich in Panik während der Griff um die Digitaluhr in meiner Hand sich verstärkte.

Ich wusste welchen Text Dave nun sah. Es war sicherlich derselbe Text wie auf meinem LCD-Display…
 

Du kennst die Regeln, neko
 

„Da steht: „Du kennst die Regeln, neko“, was soll ich jetzt tun Suzuna? Haben wir irgendetwas falsch gemacht??“

Mein ganzer Körper fing an zu zittern und eine Welle der Dunkelheit brach über mich herein…
 

„Ich wusste mir keinen anderen Rat, Rey.“

„Bist du denn von allen guten Geistern verlassen? - Der Grund warum du dich von Kyusuke abgenabelt hast, wird in derselben Ausführung kommen, wenn du dich mit Ralston näher einlässt. Es ist doch egal ob Fuma oder er: Die Organisation wird hinter jedem deiner männlichen Begleiter mit Argusaugen stehen.“

„Nein, das sehe ich nicht so.“

„Ach ja?“

„Ja… Dave ist leicht zu manipulieren. - Er wird nicht nachfragen oder gar nachhacken wie Kyu. Er wird sich mit einer raschen Antwort zufrieden geben nur um den Frieden zwischen uns aufrechtzuerhalten. Er jagt nicht die ominöse Killerin… er ist auf jeden Fall aus der Schussbahn.“
 

War ich wirklich so naiv anzunehmen, es wäre so?

Ich hatte wirklich geglaubt, dass Dave ihnen nicht auffallen würde…

Mit starren Augen sah ich noch immer auf den Timer.

Er tickte unaufhörlich weiter…

2:05.

„Was soll ich jetzt tun?“

Sie hatten ihn.

„Suzuna?“

Gott, nein…

„Suzuna? Bist du noch dran?“

Bitte nicht…!

Ein trockenes Schluchzen verließ meine Kehle ehe ich es verhindern konnte sodass am anderen Ende der Leitung kurze Stille herrschte bevor er kurz schmunzelte.

Er schmunzelte als hätte ich einen besonders guten Witz gemacht.

„Ich verstehe schon…“ Seine Stimme war ruhig und dumpf:„ Ich weiß was zu tun ist. Schon gut…“

„Dave, nein…!“

„Tu mir einen Gefallen, ja? - Sag meiner Mutter bescheid… und es tut mir Leid. Auch das wegen heute Morgen. Es ist nur so… I-Ich hatte dich wirklich unglaublich gern.“

Eine Träne perlte aus meinen Lidern über meine Wange.
 

„Ich hatte dich wirklich unglaublich gern.“
 

„Nun ja, es scheint, als wäre der Akku meines Handys gleich leer. Also dann… Ich… Ich liebe dich, Suzuna…“

Ich riss meine verklärten Augen auf als er die Verbindung kappte und nur noch regelmäßiges Tuten an meine Ohren drang.

„Dave? DAVE?!“

Die Bombe würde gleich explodieren, um Punkt Zwölf Uhr Vormittags.

„Verdammt! Wir haben nur noch knapp eine Minute!“

Die aufgebrachte Stimme des Inspektors kam kaum in meinem Bewusstsein an, ebenso der Ruf von Kuroba:„ Los, weg hier! Gleich explodiert die Bombe!“

„Dave…!“ Achtlos los ich mein Handy und den Timer auf die Erde fallen und spurtete auf das Gebäude zu:„ Dave… NEIN!“

Ein harter Griff des Inspektors ließ mich zurücktaumeln.

„Lass das, Suzuna! Du kannst ihm nicht mehr helfen… es ist zu spät!“

„B-Bitte, Herr Inspektor!“

Erfolglos versuchte ich mich schluchzend aus seinem Griff zu winden als er mich unbarmherzig nach hinten zog und wir uns immer weiter vom Pathologiegebäude entfernten.

Das tickende Geräusch des am Boden liegenden Timers hallte noch immer in meinem Ohren.

Unbarmherzig und mit irrem Hohngelächter…

„Nun nimm doch Vernunft an…!“

Todais Griff nahm einen brutalen Grad an als ich mich - mit allen Mitteln die ich zur Verfügung hatte - wehrte.

Doch leider kannte er mich zu gut und bugsierte mich damit immer weiter nach hinten, wir waren schon fast auf der gegenüberliegenden Straßenseite angekommen.

„Dave ist noch darin…!“

Schluchzend versuchte ich mich weiter zu befreien selbst als mich Kuroba nun auch noch nach hinten zerrte.

„Wir müssen ihn da rausholen…!“
 

„Ich… Ich liebe dich, Suzuna…“
 

Das Ticken… dieses grässliche Ticken in meinen Ohren wurde immer lauter.

Bis es abrupt verstummte und sich ein weiteres - mächtiges - Grollen ankündigte.

Mit einem ohrenbetäubenden Knall flog das Gebäude in die Luft und hüllte die gesamte Umgebung mit dichtem Rauch ein.

„DAVE… NEEEEIIIIIN!!!“
 

*********************************************************************************

[1] Japanisch = Lunchpaket
 

Ende von Nightdancer - Killerin aus Liebe I
 

Wie schon im vorherigen Vorwort grob erwähnt: Nochnoi hatte Recht mit ihrer Aussage, dass der erste Teil mit einem Cliffhänger endet.

Mit einem höchst fiesen Cliffhänger und ich hoffe, dass ihr - meine lieben Leserinnen und Leser - den Schock dieses letztes Kapitels überwinden werdet.

Ihr habt nun über 7 Wochen Zeit diese Ereignisse zu verdauen, denn ich werde bis Ende Januar in einen Schreib-Urlaub gehen und erst Anfang Februar den zweiten Teil von “Nightdancer” beginnen.

Ich hoffe, dass ihr dafür Verständnis habt.

An dieser Stelle möchte ich mich auch bei all meinen lieben/treuen Kommischreibern bedanken und natürlich auch an die stummen Leser (von euch hätte ich auch gerne ab und an ein Kommentar ^.^).

Ich danke vor allem meinen Freundinnen aus meiner damaligen Klasse die mich dazu ermutigt haben diese Story ins Internet zu stellen.

Ein ganz besonderer Dank gilt Karma die mich dazu ermutigt hat immer weiter zuschreiben und mir dabei auch einige Wochen Auszeit zu gönnen.
 

Da das Ende des ersten Teils sehr traurig und wohl auch für viele von euch erschreckend geendet hat habe ich hier nun eine kleine Überraschung/Geschenk an euch:

Klickt diesen Link an http://de.youtube.com/watch?v=BIjSSfbCg7o und ihr landet auf meinem selbst hergestellten Video.

Es ist ein kleiner Appetitanreger zum zweiten Teil dieses Romans, der Anfang Februar auf Animexx zu lesen sein wird.

Ich hoffe, er gefällt wenigstens teilweise und natürlich würde ich mich nicht nur bezüglich das letztes Kappis sondern auch auf Kommis bezogen auf das Videos freuen.

Lest am besten zuerst das Vorwort zum Video bevor ihr es anschaltet.

Viel Spaß beim schauen.
 

*verbeug*

Liebe Grüße an euch alle, Mihikoru



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Von:  Nochnoi
2007-12-06T17:14:08+00:00 06.12.2007 18:14
Ein wirklich bombastisches Ende ^.~ Und dann noch mit so nem netten Cliffhänger, genau, wie ich's mir gedacht habe XDD

Und irgendwie hatte ich auch mir auch gedacht, dass Dave dran glauben muss. Suzuna war ja vielleicht naiv genug, um zu glauben, dass ihm nichts passieren wird, aber mir hatte das die ganze Zeit schon quer im Magen gelegen O.o Ob nun Dave oder Kyusuke, für die Organisation spielt das wohl kaum eine Rolle.
Tja, da wird ja Suzuna einiges zu knabbern haben. Sie wird sich jetzt wahrscheinlich schwere Vorwürfe machen, was ich auch durchaus verstehen kann.
Auf jeden Fall war das Ende klasse! Versteh mich nicht falsch, das mit Dave ist natürlich traurig (auch wenn er mir manchmal zu lieb war, ich steh ja mehr auf die bösen Buben ;p), aber trotzdem ist alles in allem sehr gelungen ^^ Auf jeden Fall ein schmackhaftes Ende, das Lust auf mehr macht!! ^______^

Liebe Grüße
Nochnoi
Von: Karma
2007-12-05T19:01:54+00:00 05.12.2007 20:01
Du... Du... Du... Du bist sooooo grauuuuuusam!!
*heul*
*flenn*
*zusammenbrech*
Nicht mein Daaaaaave~!!!
*schluchz*

Uh, das Kappi ist toll (nya, schreiberisch halt, inhaltlich hasse ich es - und ich hasse Dich dafür, dass Du mir das antust *doch so sensibel ist*), das Video ist äusserst gemein (wie kannst Du mich so neugierig machen und im gleichen Atemzug sagen, dass die Fortsetzung erst im FEBRUAR kommt? *plärr*) und ich werde Dich definitiv umbringen. Auf jeden Fall. Garantiert.
*schrotflinte durchlad und auf die lauer leg*
*evilgrins*

Nee, wie konntest Du mir das antun? Ich hatte doch soooo gehofft, dass keinem der Hauptcharas was passiert. Und das, was Du für die Fortsetzung angekündigt hast, klingt auch mehr als gemein. Du bist sooooo fies!
;_;

Nya, aber ich werd mich wohl oder übel gedulden müssen wie alle anderen auch. Und ich werd's schon hinkriegen, auch wenn's mir schwer fällt. Aber ich werd warten.
*schniefend hinsetz*
*tränchen aus augenwinkeln wisch*
*bis februar nicht mehr vom pc wegbeweg*
*nichts verpassen will*

Aber alles in Allem gefällt mir die Story gut. Und ich bin jetzt schon ganz fickerig auf die Fortsetzung.
*rumhibbel*
*kaum beruhigen kann*

Karma
Von:  xXxKittyCoolCatxXx
2007-12-05T18:17:57+00:00 05.12.2007 19:17
Hallöle...

wie immer ein Wahnsinn Kapitel, auch wenn ich das Ende net sooooooooo doll finde *schnief*
Ich bin schon total gespannt wie es weiter geht!!!


lg kitty

Von: abgemeldet
2007-12-04T22:40:45+00:00 04.12.2007 23:40
~Mes compliments!~ u.u

Argh T__T soll ich dir wirklich verzeihen?
Sorry, dass ich an dem letzten Kapitel kein Kommi gelassen habe… ^_^' dann mach ich es eben jetzt!

Es ist soo schreklich! Ich hätte nie gedacht, dass du soweit gehst, aber das auch genau ist eine deiner Qualitäten. Du bist gar nicht billig wie andere Leute, man sieht schon das du deine Geschichte nicht verkaufst :
dich so zu quälen… bist echt mutig, ne! Immer wenn ich ein neues Kapitel lese, fühle ich das was du geschrieben hast wirklich wichtig ist, dass man nicht ohne machen kann. Alle dieses Leid hat ja für mich gute Gründe, da vertrau ich dich ganz. Ich hoffe es wird nicht zu viel Zeit nehmen, um die Folge weiterlesen können, jetzt hast du mich an deiner Geschichte gefesselt, wie böse…xD Was passiert jetzt? Suzus Gefühle… das wird schon ganz schmerzlich für sie, als ob sie nicht genug erlerbt hätte! Wann wird sie endlich gefreit, mann!
Soll sie einfach sein ganzes Leben für die Organisation kaputt machen? Nee, und dadurch auch das Herz des armen Kyu nochmals brechen ; Dave war ja schon schlimm, der arme… Ojee, du hast meine ganze Aufmerksamkeit, lass dir Zeit, obwohl ich schon nichts mehr zu fressen habe, ist nicht schlimm! Ich kann dir sowieso nichts machen *lach*
-Brash-


Von: abgemeldet
2007-12-04T20:33:29+00:00 04.12.2007 21:33
Also ich wollte sagen, das das Ende wirklich sehr traurig ist *schnief* der arme Dave..die arme Suzu....Aber ich finde die Geschichten wirklich im ganzen total gut...ich hoffe der Zweite Teil wird genau so gut =)... Also mir gefällt es gut ich habe an dem Ende nichts auszusetzen...

PS: ERSTER^^ und natürlich *Knuddel und mit Küssen überhäuf und zum vollenden der Geschichte Gratulier* Ich liebe dich Tenshi Schatz =)
dein Tori^^

~<Subway>~
Von: Karma
2007-11-30T20:35:21+00:00 30.11.2007 21:35
Püh, nur Zweite!
*heul*
;_;

Nyaaa, so schlimm ist das auch nicht. Jedenfalls nicht so schlimm wie Dein fieser Cliffi. Aber ich werd's überleben... hoffe ich jedenfalls.
*grinzzz*

Hm, was soll ich sagen? Das Kappi ist... böse. Ganz, ganz böse. Der arme Dave, die arme Suzu, der arme Kyu... Was tust Du denen bloss alles an?
*schluchZ*

Hab aber doch an einer Stelle herzlich lachen müssen. Und zwar an dieser hier:

>Was immer du sagst, Dave.

*lol*
*rofl*

Das war klasse, wirklich. Und auch die Sache mit dem Bankraub als Ausrede war genial. Nur frag ich mich doch, warum Dave einfach so bei Suzu in der Wohnung sitzt und auf sie wartet. Gut, Du hast das alles logisch erklärt und ich bin wahrscheinlich einfach nur paranoid, aber mir kommt das Ganze irgendwie doch seltsam vor.
*grübel*

Genauso seltsam finde ich auch die Tatsache, das Kyu über die gemeinsame Nacht von Suzu und Dave Bescheid wusste. Gut, die Sache mit dem Schlag hat mich nicht wirklich überrascht (Männer *augenroll*), aber woher wusste er das? Hat er sie beschattet? Hat er einfach nur geraten? Fragen über Fragen, die sich hoffentlich im Laufe der nächsten Kappis klären.
*hibbel*

Nyo, was mich jetzt natürlich am Meisten interessiert ist Folgendes: Wie in aller Welt erklärt Suzu Dave die Sache mit den Katzenartefakten? Gut, sie könnte natürlich behaupten, dass sie die Dinger hat nachmachen lassen (was ich kaum glaube) oder dass sie die Teile sammelt, weil sie sich für diese Mordserie interessiert (was ich für wahrscheinlicher halte), aber wird er ihr das glauben? Obwohl, so gutgläubig wie der liebe Dave ist... Andererseits könnte das natürlich auch ein blosser Versuch sein, Suzu in Sicherheit zu wiegen. Vielleicht arbeitet Dave ja auch für diese Organisation. Vielleicht tut Kyu das auch. Und vielleicht werd ich einfach nur total paranoid und stelle unsinnige Spekulationen an. Egal.

Gee, ich weiss nicht mehr, wo mir der Kopf steht. Du verwirrst mich total, aber das find ich richtig gut. Ich hoffe nur, dass Dave Todai nicht wegen des Überfalls fragt oder irgendwie Zeitung liest. Wenn da nix Entsprechendes drinsteht, ist Suzu geliefert. Argl, das ist soooo spannend!!
*sterb*

Nyaaa, ich bin jetzt schon gespannt, wie's weitergeht. Werde ungeduldig und hibbelig auf die Fortsetzung warten und mich freuen, wenn ich erfahre, was alles so läuft.
*rumzappel*

So, und jetzt mach ich mich wieder an die Arbeit. Hab 'Lonely Hearts 3' handschriftlich fertig und will schon mal mit dem Abtippen anfangen, damit ich's nächste Woche on stellen kann.
*wink*
*knuddel*
*wegwusel*

Karma
Von: abgemeldet
2007-11-30T20:24:36+00:00 30.11.2007 21:24
Hey habs gelesen ist echt gut geworden =)...also mir gefällts^^...na klar an der spannendsten Stelle aufhören^^....Aber ist schon in Ordnung freu mich auf das nächste Kappi^^....finds echt supi *daumen hoch tu*

PS: Danke das ich auch gewonnen habe^^...Ich hab ja einfach mal geschätzt^^...aber es war richtig nun gut^^...

Weiter so tenshi =) meine Bestseller Autorin^^
*knuddel und mit kussis überhäuf* Ich liebe dich! =)
~<Subway>~
Von:  Nochnoi
2007-11-30T16:46:33+00:00 30.11.2007 17:46
Na ja, ist zwar wirklich ein fieser Break, einen Kommi kriegst du aber trotzdem XDD Ich will mal nicht so sein ^.~

Und zuallererst: Ich hab tatsächlich gewonnen O__o Es war ja eigentlich nur ne Spaßantwort gewesen und jetzt darf ich mir doch tatsächlich den Inhalt eines Kapitels ausdenken? Wow, das ist echt klasse ^_____^ ... auch wenn ich im Moment noch eigentlich keine wirkliche Ahnung habe, was ich mir wünschen soll XDDD Na ja, ich muss mich ja nicht bis morgen entscheiden, ich werde mir schon was Hübsches einfallen lassen ^.^

Dann aber jetzt zum Kapitel:
Dass Dave bis halb drei Uhr morgens auf Suzuna gewartet hat, find ich irgendwie süß ... aber gleichzeitig auch ein wenig seltsam oó Ich kann's mir nicht so recht erklären, aber es hat mich einfach total stutzig gemacht. Wahrscheinlich interpretier ich da aber auch einfach nur viel zu viel hinein und Dave wollte einfach nur sichergehen, dass Suzuna gut nach Hause kommt.
Und dass Kyusuke Dave einfach so eine reingehauen hat, ist wirklich nicht die feine englische Art XDD Er hätte doch wenigstens noch eine Begründung mitliefern können, der Höflichkeit wegen XDD
Na ja, und wie schon gesagt, der Break war echt fies!! Jetzt bin ich echt mal gespannt, wie Suzuna sich da wieder rausreden will. Hoffentlich hat sie trotz der Schussverletzung noch genügend Fantasie, um sich eine einigermaßen plausible Erklärung einfallen zu lassen ;p
Dann bis zum nächsten Kappi ^.^

Liebe Grüße
Nochnoi
Von:  xXxKittyCoolCatxXx
2007-11-18T17:10:27+00:00 18.11.2007 18:10
*schnief*
... das war jetzt wirklich ziemlich hart ... mir liefen echt die Tränen ... der arme Kyu *nochmals schnief*

Ich beneide echt so Menschen die so gut schreiben können....

Mach weiter so!

lg Kitty
Von:  Nochnoi
2007-11-15T10:38:24+00:00 15.11.2007 11:38
Hach ja, diese Cliffhanger ... es macht geradezu diebischen Spaß, seine Leser sosehr zu quälen, nicht wahr? ^.~

Na ja, da haben unsere kleinen Auftragskiller ja ein bisschen Mist gebaut, aber bei 12 Leuten kann tatsächlich einer mal verloren gehen ;p Bei so einem Gewusel den Überblick zu behalten, kann verdammt schwer sein XDD Tja, und jetzt haben sie nen angepissten Firmenboss an der Backe, der offenbar auch noch bewaffnet ist. Ich bin gespannt, wie das alles endet ^^

Und du fragst, wie der erste Teil von Nightdancer endet? Na, mit einem Cliffhanger natürlich XDDD

Liebe Grüße
Nochnoi


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