Futurity
Kapitel 55:
Futurity
Sanjis Sicht
Nach einer Art Besuch bei Freunden bin ich auf dem Nachhauseweg und befinde mich dazu in einem
geräumigen Haus. Es stehen viele Möbel in Brauntönen herum und ich laufe um einen Sessel, eine
Couch, einen Glastisch, mehreren Stühlen und noch mehr Sesseln, dann komme ich endlich am Ende
des Zimmers an. Hinter der Tür ist ein kleiner, viereckiger Flur, den ich überquere und in ein
Arbeitszimmer gelange. Mir hängen noch die Stimmen von den Leuten nach, von denen ich gekommen
bin und ich weiß nicht so recht, ob ich hier in dem Haus auf dem richtigen Weg nach Hause bin. Ich
laufe in das Arbeitszimmer hinein, an der Südseite steht ein Schreibtisch mit Laptop und dann steht da
noch ein Regal, wo sehr, sehr viele Kristallskulpturen in Miniaturformat aufgestellt sind. Wahrscheinlich
sind die von einem Sammler, es sind viele Tiere darunter und größtenteils ist es Schmuck, also zum
Anziehen, aber ich weiß, dass der Besitzer dieses Raumes ein Mann ist. An der letzten Wandseite, die
im Osten, steht ein Holzschreibtisch und unten drunter befindet sich Nami. Da liegt Geld auf dem
Boden und sie ist darüber eingeschlafen, ich bekomme das Gefühl, dass sie da in Gefahr ist. Ohne groß
nachzudenken bücke ich mich zu ihr hinunter und möchte sie wecken, doch da kommt jemand ins Haus
rein, was ich ein paar Zimmer von der Eingangstür weg höre. Nami wacht dann von selbst auf und
erkennt mich, ich sage ihr, dass wir gehen müssen und wir laufen in ein anderes längliches Zimmer, um
einen Weg in unser sicheres Zuhause zu finden.
Der Traum war vorbei und ich wachte auf, lag in meinem Bett und es war noch nachts. Durch meine
Vorhänge kam kein Licht, also war es draußen noch dunkel, aber ich hatte keine Lust aufzustehen, nur
um zu wissen, wie viel Uhr es war. Ich gab meinem faulen Körper einen Ruck, um mich auf die Seite zu
drehen, da mir meine Liegeposition zu ungemütlich war. Ich klemmte mein Bein über die Bettdecke,
weil die schön kühl war, denn die Hitze nachts war immer noch enorm. Ich wollte wieder eindösen,
doch bemerkte dann, dass es draußen regnete. Das gleichmäßige Rauschen verlieh mich dazu, mich
aufzurappeln und ich saß erstmal auf der Bettkante. Ein Gähnen musste ich loswerden und dann
meinen Rücken strecken, dann schwang ich mich auf die Beine und lief zu der Kommode, wo meine
Übergangsjacke lag, und holte mir das raus, was ich suchte.
Wie immer saß ich auf der Fensterbank an geöffnetem Fenster, zog an der Zigarette und sah zum
Himmel. Der Ausblick aus meinem Fenster begrenzte sich nur auf das Haus meines Nachbarn und ein
wenig Rasen, deshalb nahm ich mir immer den Himmel raus, der in dieser Nacht sehr grau bedeckt war,
was jedoch nicht die Hitze übertönte. So wunderbar kühler Regen bei den Temperaturen war so
unendlich angenehm, dass ich schon gar keine Lust mehr hatte, mich aufs Ohr zu legen und meine
müden Glieder auszuruhen. Ich konnte das Gras riechen, es war windstill und ich genoss die Geräusche
des sanften Wasserfalls vom Himmel. Die ersten zwei Zigaretten über dachte ich an gar nichts, oder mir
kamen nur belanglose Dinge in den Kopf, doch ich war nicht bereit, auf irgendetwas ernsthaft
einzugehen. Doch als ich nach der dritten Zigarette griff, war mein Gehirn wach genug, um die ganzen
Geschehnisse vom Abend noch mal abzuspielen, das war direkt das erste Thema, das mir in den Sinn
kam, da er mein größtes Interesse in Anspruch nahm.
Klar war ich sauer über mich selbst, hatte noch diese Überwindungsangst, Nami noch ein zweites Mal
zu küssen, vielleicht wäre ja dann immer noch nichts von ihr gekommen. Andererseits war es okay, wie
ich sie verabschiedet hatte, dann konnte sie auch noch nicht so ganz arg falsch von mir denken. Wieder
stieg in mir die eine Frage hoch, die ich überhaupt nicht gut fand, nämlich, ob ich überhaupt mit Nami
zusammen sein konnte. Wer war ich schon, was war ich schon? Was sollte mich so toll machen, als dass
ich so Eine wie Nami verdient hätte? Ich war nur irgendein Typ, der halt in sie verliebt war, aber es gäbe
bestimmt viele, die was von ihr wollten. Aber niemand ist perfekt, und genauso wie Nami dann alles an
mir akzeptieren müsste, würde ich es bei ihr auch tun –bedingungslos. Ich machte mir sehr viele
Gedanken ihretwegen, vielleicht war das auch gar nicht gut. Wenn sie die Richtige für mich war, müsste
ich mir ja überhaupt keine Gedanken erst machen, aber da ich sie mir machte, war das vielleicht mit
uns doch nicht so richtig. Aber das klang so chaotisch in meinem Kopf, dass ich es wieder verdrängte.
War es okay, dass ich so in mich gekehrt war? Ihr zu liebe müsste ich viel öfters aus mir rauskommen,
um ihr auch alle Seiten an mir zu zeigen. Oder war ich genauso richtig, wie ich war? Genügte ich Nami
denn so, wie ich war? War es wirklich okay, wie ich war? Blöde Gedanken, ich zog wieder kräftig an der
Zigarette, sodass diese hell aufleuchtete.
Selbst als ich noch in den Regen sah, gen Himmel an meiner Fensterbank sitzend, irgendwann
spätnachts oder frühmorgens, den Zigarettenrauch roch, fühlte ich mich richtig gut, einfach nur erfüllt.
Ich hatte einen tollen Abend hinter mir und eigentlich verdammt gute Chancen. Und diese Unsicherheit,
die zwischen Nami und mir existierte, machte das alles nur noch prickelnder, die ganze Situation
zwischen uns. Wenn ich ihr Herz wirklich erobern konnte, dann würde ich sie nie, nie wieder gehen
lassen, das stand für mich einfach fest. Wir hatten schon den ersten Schritt hinter uns, durch sie hatte
ich eine Chance darauf, mich glücklich zu fühlen, ich wollte mit ihr zusammen sein. Ganz, ganz sicher.
Ich hatte gute Chancen, sie für mich zu gewinnen, und die würde ich mir sicher nicht entgehen lassen.
Wenn sie mich lieben würde, könnte ich mich selbst auch wieder lieben, das wäre das Schönste
überhaupt... Ich sah nur noch die Zukunft vor mir, eine Zukunft, in der ich nicht mehr alleine war. Ich
wollte nie wieder alleine sein, nie wieder jemanden verletzten und genauso wenig nie wieder verletzt
werden. In dieser Zukunft, einer glücklichen Zukunft, sah ich Nami an meiner Seite.
erstellt am 26.05.2007
4Kolibris,
Elena