Carouse - Gegenwart
Kapitel 44:
Carouse - Gegenwart
Namis Sicht
Ich ging häufig, wirklich sehr oft in diesen Sommerclub und kannte ihn schon richtig gut. Die Preise für
meine Lieblingscocktails, wo man am besten nicht mit Leuten ins Gespräch kam, sowohl als auch wo
die geeignetsten Flirtchancen bestanden, waren mir alle bekannt. Ich war nur zum Abfeiern hier, um die
Ferien halbwegs zu genießen, aber ließ jeden Typen abblitzen. Ich war ja nicht dort, um mir einen zu
angeln, ich hatte doch Sanji, von daher interessierten mich andere Jungs nicht im Geringsten. Vivi war
schon längst im Urlaub, deshalb ging ich meistens alleine hin, die Barkeeperin kannte mich schon ein
bisschen, da ich auch manchmal mit ihr plauderte und einige kannte ich vom Sehen. Das Wichtigste war
mir das Tanzen, da konnte ich meine ganze überschüssige Energie versprühen, nahm die Musik in mir
auf und fühlte mich jedes Mal auf dem Nachhauseweg wie nach drei Tagen im Freizeitpark. Diese
Wirkung hielt dann sogar immer noch im Bett an, ich lag da zwar auf meiner Matratze, aber glaubte, sie
würde hin und her schwanken, echt cool.
Es sah alles ganz anders aus als bei dem ersten schüchternen Mal mit Vivi in dem Nachtclub, ich ließ
mich mit der Mucke wirklich treiben, wie nach dem Motto: ’Ich scheiß einfach auf alles!’ Die Cocktails
trugen ganz schön zu meiner Partylaune bei, ansonsten kam ich nicht gerade von meiner Seite aus mir
heraus, es sei denn, ich war unter Freunden. Mit lauter Fremden auf engen Raum zu sein machte mir
nichts aus, außer mein bisschen Eintritts –und Biergeld nahm ich nämlich nichts mit, also brauchte ich
keine Angst zu haben, meinen Perso geklaut zu bekommen. Im Club war es relativ sicher, also nichts
mit Schlägereien oder Schlimmeren, Nojiko war auch einmal mit von der Partie und hat sich mit mir
zusammen vergewissert, ob auch alles stimmte, was ich ihr erzählt hatte.
Ich zählte die Tage, bis Sanji wieder zurückkam und wollte dann irgendetwas zum Ferienabschluss für
uns alle organisieren. Eine kleine Fete oder so, jedenfalls an einem Tag, wo alle wieder zurück waren.
Vielleicht würden wir ja hier in die Disko gehen, wer weiß. Dort hielt ich mich immer bis spät nachts
auf, es machte mir auch überhaupt nichts aus, fast nur alleine hinzugehen. Ich kam auch recht schnell
dazu, mehr wie zwei Cocktails zu trinken, also Bier mochte ich nicht so, aber dagegen hatte ich zu dem
Zeitpunkt auch nichts mehr. Besoffen war ich ja noch nie, also achtete ich auf meine Gesundheit,
immerhin wollte ich mit klarem Verstand zu Hause antanzen, und nicht als Zechgenossin verschrien
sein.
Einen Vormittag fiel mir das Herz fast in die Hose, da kam doch tatsächlich eine Postkarte! Von Sanji,
aus Mockdingens oder wo er auch war. Wie ein wildes Huhn bin ich durch die Wohnung gehüpft und
hab mich auf die Wohnzimmercouch fallen lassen. Ich erinnere mich auch noch an den ungefähren
Inhalt, er schrieb so was wie: ’Hey Süße, ich hoffe, dir geht’s gut! Das Praktikum läuft klasse, hab ein
bisschen Heimweh nach euch allen, insbesondere nach dir! :-) Das Wetter hier ist nicht so arg heiß wie
in Deutschland, aber schön genug um Spaziergänge oben ohne zu machen.^^ Die
Teilnahmebescheinigung von mir wird gut ausfallen, die ganzen Köche gucken mir sogar manchmal auf
die Finger, weil ich schon genauso gut bin wie die. (-: Ich wünsch dir noch schöne Restferientage mit
supergeilem Wetter! Alles Liebe, Sanji.’ Von Ruffy und Ace kam auch einmal Post, an meine Schwester
und mich, und von Vivi ebenfalls. Das ist der einzige Vorteil, wenn man als einzige nicht in Urlaub fuhr,
man bekam immer von den anderen geschrieben.
Fünf Tage bevor Sanji zurückkam, war ich wieder im Sommerclub und da hatte mich ein Typ
angebaggert, der war schon total blau. Normal wusste ich, wie man solche abschüttelt, aber er roch
nach Zigarettenrauch. Normal stank das ja, aber es war dieselbe Marke, die Sanji immer rauchte!
Deswegen redete ich an den Tresen auch ein bisschen mit ihm und wir tanzten sogar. Er wollte mich
dann nach Hause bringen, war ja wohl klar, ich ließ mich aber nur den halben Heimweg begleiten. Der
war ganz schön hartnäckig, aber ich ließ keinen erst an mich ran. Den restlichen Weg musste ich
automatisch an Sanji denken, ich bekam richtige Sehnsucht. Normalerweise konnte ich mich immer
ablenken, aber an dem Abend war das nicht drin. Mit einem Seufzen kam ich nach Hause und legte die
Klamotten ab. Das bisschen Alkohol, das ich zu mir genommen hatte, wurde irgendwie in meinem
Magen von selbst gerührt. Ohne mich für die Nacht umzuziehen legte ich mich in mein Bett, zog die
Bettdecke hoch und wollte einfach nur ins Land der Träume. Aber wie so oft schon tauchte in meinem
inneren Auge Sanjis Gesicht vor mir auf, seine schönen Lachfalten und die hellen Wimpern. Ich wollte
gar nicht mehr länger warten, ihn wieder zu sehen, aber musste meine Wünsche noch zurückhalten.
erstellt am 12.05.2007
4Kolibris,
Elena