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Liebe, bis dass der Tod sie scheidet

von

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Zadei saß im strömenden Regen auf der Klippe und blickte mit leeren Augen in die sich aufbäumenden Fluten. Der kalte Wind peitschte ihm die nackten Arme und das Gesicht, zerrte an seinem wirren, völlig durchnässten Haar. Gedankenverloren spielten seine Finger mit dem nassen Gras unter ihnen, zupften und zwirbelten daran, ehe sie sich schließlich tief in die Erde gruben und ein Büschel energisch herausrissen, es dem eisigen Atem des Windes entgegen schleuderten.

Die Augen schließend biss sich der Shogun auf die Unterlippe.

Er war nicht gekommen. Er war auch heute nicht zu ihm zurückgekommen. Er machte sich nichts mehr vor. Titius blieb ihm nicht freiwilligerweise fern. Irgendetwas hatte ihn aufgehalten. Sein Blick verdunkelte sich. Seine Augen glommen feurig auf. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, so dass sich die Nägel tief in die Handflächen gruben, blutige Spuren hinterließen.

Innerlich vollkommen zerrissen sprang er auf, nur um dann wie zur Salzsäule erstarrt zu verharren.

/Titius...wo bist du? Wieso kommst du nicht zurück zu mir?/ Wie unter furchtbaren Schmerzen krümmte er sich, ließ die wirren Erklärungen, die sich sein Geist zurecht legte auf sich einströmen. Vielleicht hielt in nichts weiter als ein sich 'gen Zimmerdecke türmender Stapel politischer Dokumente auf. Laures schloss und annulierte doch Tag für Tag irgendwelche Abkommen und Verträge. Vielleicht gab es irgendwelche neuen Bündnisse? Änderungen der Gesetze? Oder erwartete der werte Kaiser den Besuch irgendeines Staatsoberhauptes? Er fluchte unwirsch. Er wusste es nicht. Er wusste gar nichts. Seit er hier, versteckt vor der Außenwelt und völlig von ihr isoliert, hauste bekam er nichts mehr mit. Er wusste nicht was sich unten in der Stadt tat.

Vielleicht war Titius aber auch erkrankt? Und musste nun das Bett hüten? Dann würde er sobald er wieder genesen war zu ihm zurück kommen.

Aber was wenn alles ganz anders aussah? Was wenn ihn andere Dämonen überfallen hatten? Was wenn sie ihm etwas angetan hatten? Oder ihn gar getötet hatten? So wie es vor Jahren schon einmal geschehen wäre, wäre nicht Laures aufgetaucht?

Zadeis Augen weiteten sich jäh.

-" Laures...", wisperte er. Die schwachen Worte wurden vom Heulen des Windes verschlungen. Bilder des nackten Grauens schoben sich über die bisherigen, harmloseren, die Titius an einem vollgepackten Schreibtisch oder mit Erkältug[1] im Bett zeigten. Laures hatte möglicherweise von ihrer Verbindung erfahren. Er hat es erfahren und nun schmorte Titius in einem der modrigen Verliese[2]. Schwer atmend presste der Shogun die Hände gegen seine Schläfen. Oder noch viel schlimmer. Laures hatte ihn ohne lang zu zögern hingerichtet. Auf Verrat stand die Todesstrafe. Energisch schüttelte Zadei seinen Kopf, als könne er damit seine finsteren Gedanken von sich werfen.

-" Nein, nein, nein...", murmelte er vor sich hin. Das war nicht möglich.Titius konnte nicht tot sein, das hätte er gespürt. Wie hätte er dann noch am Leben sein können? Titius Tod wäre der seine. Das konnte gar nicht möglich sein, das DURFTE nicht möglich sein. Sie hatten so lange auf ihr gemeinsames Glück warten müssen, hatten sich nichts sehnlicher gewünscht, es konnte nicht vorbei sein noch ehe es überhaupt richtig begonnen hatte.

-" Titiuuuuuuuuuuuuuuus!" Von seinen Emotionen hin-und hergerissen schrie Zadei seine Verzweiflung und seine Sorge dem tosenden Meer entgegen, das seinen, vom eisigen Wind zerpflückten, Schrei in sich aufnahm und erstickte.

-" Wo bist du Titiuuuuuuuus?! Komm zurüüüück!" Nichts als das gewaltige Rauschen der Wellen antwortete ihm, nichts als das schaurige Heulen des Windes, der das schwärzliche Wasser unter ihm immer wieder aufs Neue aufpeitschte. Tränen stahlen sich aus seinen gereizten, geröteten Augen, wurden vom nächsten Luftstoß von seinen kalten Wangen gerafft...
 


 

Knarrend öffnete sich die Tür von Laures' Arbeitszimmer, als selbiger sie von außen träge anstieß. Langsam hob Hilda ihren, zuvor über einen Stapel Papiere gebeugten, Kopf und sah zu ihrem Geliebten auf. Ein mattes Lächeln, das sie ebenso matt erwiderte, begegnete ihr. Unauffällig ließ sie den Blick an der hochgewachsenen Gestalt des Dämonenfürsten hinab wandern.

Mit einem undefinierbaren Seufzen trat Laures näher. Er löste die um seinen rechten Unterarm geschlungene Peitsche und ließ sie achtlos zu Boden fallen. Mit einem klatschenden, hellen Ton landete sie auf dem glatten, polierten Marmor, wo der Aufprall ihr kleine, rote Spritzer entlockte. Hildas Blick verharrte auf den Blutflecken, die seltsam im gedämpften Licht schimmerten. Für einen Augenblick schloss sie die vom Lesen bereits überanstrengten Augen. Sie wusste wessen Blut es war.

-" Du warst wieder in der Folterkammer?" es klang weniger nach einer Frage. Der unterschwellige Vorwurf war nur schwer zu überhören.

-"Nichts...", setzte Laures an, unterbrach sich selbst und streifte sich seine Handschuhe ab. Mit einem geräuschvollen Ausatmen warf er sie in die Ecke und betrachtete sie, wie sie dort einsam und zerknüllt lagen, ehe er sich schwungvoll umwandte, so dass sein Umhang über seine linke Schulter flog.

-" Nicht ein einziges Wort habe ich aus ihm herausgekriegt!!", donnerte er und in seinen Augen blitze es gefährlich.

-" Ich wage zu bezweifeln, dass du das überhaupt jemals wirst, Laures", entgegnete sie gehalten, versuchte seinen ungestümen Jähzorn mit vollkommener Ruhe zu überwältigen.

-" Oh doch das werde ich. Ich werde ihn so lange quälen, bis er schier alles tun würde, nur um dem endlosen Schmerz zu entfliehen!"

-" Du wirst ihn töten, wenn du so weiter machst", sagte Hilda leise.

Er lachte kurz verächtlich auf.

-" Das werde ich sowieso". Ein teuflisches Lächeln auf den schmalen Lippen, ließ sich Laures in den samtenen Sessel, der Hilda gegenüber stand, fallen und warf die Beine über die rechte Armlehne.

-" Ich denke du solltest nicht voreilig handeln", versuchte sie wie schon so oft in den vergangenen Tagen einzulenken. Ein scharfer Blick, der ihr bedeutete sich nicht in die Angelegenheiten ihres Geliebten einzumischen, antwortete ihr. Aber so einfach ließ sich Hilda nicht einschüchtern und schon gar nicht von Laures. Sie legte die Feder mit der sie geschrieben hatte, nieder und stand auf, warf sich ihr langes Haar mit einer anmutigen Geste über die Schulter.

-" Sag' mir...was nützt Titius dir, wenn er tot ist?", fragte sie und ließ sich auf der freien Armlehne von Laures' Sessel nieder. " Dann wirst du erst recht nicht mehr erfahren, wo sich Zadei verborgen hält".

-" Im Gegenteil Liebste...", raunte Laures, entblößte seine schneeweißen, spitzen Fangzähne, als er wölfisch grinste. "Titius war meine rechte Hand. Kein Dämon war mir je enger verbunden als er und dazu ist er der letzte seiner Art. Es gibt niemanden in Makai, der ihn nicht kennt, den engelsgleichen Berater des Kaisers. Entweder man liebt ihn oder man hasst ihn". Zufrieden lehnte er sich zurück. " Die Nachricht über seine Hinrichtung wird die Aufmerksamkeit des gesamten Volkes auf sich ziehen...und zweifellos wird auch Zadei, der Hundesohn, ganz gleichgültig in welchem Rattenloch er sich verkrochen hat, von dieser frohen Botschaft erfahren". Mit starren, ernsten Zügen blickte er zu Hilda auf, ehe sein Blick durch sie hindurch ging, in träumerischer Ferne versinkend.

" Er wird herkommen...", sagte er bestimmt. "... Und in seiner grenzenlosen Selbstüberschätzung versuchen Titius zu retten". Langsam kehrte sein entrückter Blick in die Realität zurück. Ein sonniges Lächeln ersetzte seine zuvor finstere Miene.

-" Er wird mir direkt in die Arme laufen", sagte er gut gelaunt und breitete selbige aus. " Und ich werde ihn nur noch in meiner stählernen Umklammerung zerquetschen müssen".

Wortlos blickte Hilda in Laures' Gesicht. Ein Gesicht auf dem sich Entschlossenheit und Selbstsicherheit abzeichneten, aber auch Hass, Rachsucht und Zerstörungswut.

Züge, die das geliebte Antlitz immer häufiger aufwies... und die es entstellten, befand sie. Sachte strich sie schweigend über die Wange des Dämons und hauchte ihm beschwichtigend einen Kuss auf die die kühlen Lippen.

-" Mein Laures...", flüsterte sie in sein Ohr und bließ ihren heißen Atem über seine weiße Haut. Ihm entging der besorgte Blick aus hellgrünen Augen, der über seine Schulter hinweg durch das Fenster in die Ferne schweifte.

/Mein Laures...was geschieht nur mit dir?/
 

Der Himmel erlosch langsam. Tief dunkelviolette Streifen zogen sich durch den leicht golden schimmernden Himmel. Still stand Hilda am Fenster und blickte hinunter in den Hof, wo mehrere Bedienstete einen respekteinflößenden, riesigen Drachen sattelten. Das Tier schnaubte leicht, wobei kleine, züngelnde Flammen seinen Nüstern entkamen, den Boden schwärzten. Seine großen, ovalförmigen Schuppen schimmerten in Regenbogenfarben, wirkten wie unzählige, aneinander gefügte Kristalle.

Sein langer, mächtiger Schwanz, mit tödlichen Stacheln gespickt, strich ruhelos von links nach rechts, hinterließ tiefe Furchen im Sand. Seine leuchtend gelben Augen, von schlitzartigen Pupillen zweigeteilt, musterten die Umgebung aufmerksam, folgten jeder Bewegung, ließen ihrem Blick nicht das Geringste entgehen.

Dann plötzlich richtete er sich auf, ein volles, dunkles Grollen, das ein Vibrieren durch den Boden und selbst durch die Fensterscheiben sandte, ausstoßend. Seine ledrigen, glatten, fledermausartigen Flügel schwangen kraftvoll auf, so dass ein ganzer Stoß Sand und Staub aufwirbelte. Er hatte seinen Herren erkannt, sobald Laures das breite Tor zum Hof passiert hatte. Schweigsam verfolgte Hilda, wie ihr Ehemann mit zielstrebigen, ausholenden Schritten sich seinem Drachen näherte. Sein langes Haar wehte hinter ihm her, wie eine schwarze, unheilverkündende Fahne, seine Rüstung glänzte wie Rotgold im Schein der stetig sinkenden Sonne. An seiner Seite trug er ein beachtliches Breitschwert, das mit jedem Schritt gegen seinen Schenkel schlug. Bei seinem Drachen angelangt, strich er ihm über das Maul, spürte die festen, harten Schuppen durch seine Handschuhe hindurch. Er überprüfte akribisch genau den Sitz des Sattels. Ungeduldig trommelten Hildas Finger auf der Fensterbank herum. Endlich sank der schuppige Gigant nieder auf seine Vorderbeine und Laures stieg auf seinen Rücken, gab den Befehl zum Start. Die Bediensteten wichen eilig zurück, duckten sich und schützten die Köpfe mit den Armen, als das Tier begann mit den Flügen zu schlagen und sich schließlich geschmeidiger als man denken möge in die Lüfte hob.

Hilda folgte ihnen mit regungslosen Augen, bis die Shilouette des geflügelten Reptils immer kleiner wurde und schließlich als schwarzer Punkt gänzlich im Horizont versank. Sobald sie nicht mehr auszumachen war, stieß sie sich vom Fenster ab, raffte einen Beutel auf, der am Fußende ihres Bettes lag, und eilte hinunter in das Kellergwölbe.
 

Verschreckt zuckte Titius zusammen, als er hörte, dass jemand die Tür zur Folterkammer öffnete. Das rostige Quietschen der Schlösser verursachte mittlerweile blanken Horror in ihm. Er spürte wie sein Herz begann schneller zu schlagen, sein Atem wurde flach und unregelmäßig. Mühsam wand er sich in seinen Ketten. Seine Arme waren schon so taub geworden, er spürte sie nicht mehr, seine Flügel fühlten sich an als gehörten sie nicht zu seinem Körper. Er fürchete sie nie wieder benutzen zu können. Aber das brauchte er mit großer Wahrscheinlichkeit auch nicht mehr. Er würde diese Kerker nicht lebend verlassen. Er würde das Licht der Sonne nie wieder sehen...er würde nie wieder den Himmel sehen, nie wieder seinen kleinen See im Wald sehen...er würde...Zadei...nie wieder sehen...Fest presste er die Augenlider aufeinander. Es war nicht der richtige Zeitpunkt darüber nachzudenken.

Schritte näherten sich ihm. Jeder einzelne klang in ihm nach wie ein Erdbeben. Er hörte weiteren Atem durch die Kammer wehen und ihm war als würde er ihm alle Luft nehmen, die er selbst zum atmen brauchte. Angespannt lauschte er dem dumpfen Geräusch, dass ein Gegenstand, der zu Boden sank, verursachte. Zu dumpf als, dass es hätte Laures' Peitsche sein können.

Die Schritte hielten inne, blieben direkt vor ihm stehen. Es fühlte sich an als würden seine Adern jeden Moment platzen. Er hielt seinen Atem an. Er spürte wie Fingerspitzen, ihn kaum berührend, über die verkrusteten Striemen auf seiner Brust fuhren, behutsam wanderte die Hand weiter nach oben, legte sich in seinen Nacken, ließ den Daumen an seinem Kinn und streichelte die Unterlippe. Unwillig löste er sich aus der Berührung, wandte das Gesicht ab.

-" Tut weswegen Ihr gekommen seid und dann lasst mich in Ruhe". Es hatte abweisend und aggressiv klingen sollen, aber seine Stimme war erschreckend schwach, einem Seufzen gleich.

Voller Schmerz und Mitleid betrachtete Hilda den leidenen Dämon. Fast furchtsam glitt ihr Blick an seinem Körper hinab und blieb an seinen Beinen hängen, die sein zerfetztes Gewand kaum zu bedecken vermochte. Ein leises Zittern erfasste sie, als sie dem Verlauf der Blutspuren an seinen Schenkeln folgte. Es war ihr nicht bewusst, dass sie den Kopf widerwillig schüttelte, als sie es tat. Mit bebenden Fingern fasste sie nach dem erbärmlichen Stofffetzen und zog ihn hoch. Einen unwilligen Laut von sich gebend, zuckte Titius zurück. Mit dem Zeigefinger fuhr sie die getrockneten, dunkelroten Linien auf der weißen Haut nach, bis sie an ihrem Ursprung angelangt war, einer tiefen, frischen Strieme auf der Rückseite seines Schenkels. Zittrig die angehaltene Luft ausstoßend, richtete sie sich wieder auf, zog den lächerlichen Rest des Gewandes so gut es ging wieder über den angespannten Leib. Erneut streichelte sie das von Furcht verzerrte Gesicht, darauf bedacht, nicht die Abschürfungen und Schwellungen zu berühren. Es tat ihr so furchtbar leid, Titius tat ihr so furchtbar leid. Sie fühlte sich elend.

-" Es tut mir leid, Titius...", flüsterte sie.

Die Augen des Dämons flogen auf, ungläubig wandte er den Kopf und betrachtete die junge Frau, die vor ihm stand.

-" Hilda..."

-" Es tut mir so unsagbar leid", wiederholte sie.

-" Was tut Ihr hier unten?", fragte er, nicht ganz sicher, ob er nun nicht begann zu halluzinieren.

Unbeholfen wischte sie sich über die Augen, in denen es verdächtig zu brennen begann.

-" Ihr solltet ganz schnell wieder gehen".

Einen kurzen Augenblick sah sie ihn schweigend an, ehe sie den Beutel, der hinter ihr lag, zu sich zog und ihn öffnete. Sie entnahm ihm einen relativ großen, stumpfen, verschlossenen Behälter, mehrere weiße Stoffbahnen und Sicherheitsnadeln.

-" Wenn Laures-sama Euch hier auffindet, werdet Ihr Ärger bekommen", mahnte er erneut.

-" Laures ist fort", entgegnete sie knapp.

Verwundert ruhte Titius' Blick auf ihren Händen, die nun den Behälter öffneten. Der Geruch von Kräutern stieg ihm in die Nase. Sie entnahm ihm eine leicht breiige, in unterschiedlichen Grüntönen schillernde, Masse und verstrich sie gleichmäßig auf den Stoffbahnen.

-" Was tut Ihr da?", wollter er wissen. Sie antwortete ihm nicht, sondern erhob sich schweigend und wickelte ihm eine der Stoffbahnen um seine Brust, befestigte sie mit der Sicherheitsnadel. Titius seufzte auf, als seine Haut angenehm zu kribbeln begann, die Kräuter den brennenden Schmerz geradezu aus seinem Körper sogen, ihn kühlten und ihm Linderung verschafften. So hielt er auch still, als Hilda mit seinem Bein und seinen Handgelenken ebenso verfuhr. Behutsam zwängte sie den, mit dem Kräutergemisch bestrichenen, Stoff zwischen seine aufgescheuerten Handgelenke und die Fesseln.

-" Sie mögen vielleicht keine Wunder bewirken, aber diese Kräuter haben dennoch enorme Heilkräfte. Du wirst sehen, nachher werden deine Wunden schon viel besser sein", erklärte sie.

-" Warum tut Ihr das?"

-" Ist das so wichtig?", wich sie aus.

-" Ich bin ein Verräter", erinnerte er.

Sie zuckte mit den Schultern.

-" Vielleicht ist es mein schwaches, menschliches, empfindsames Herz..."

Er schwieg.

-" Ich habe dir Wasser und etwas zu Essen gebracht", sagte sie so zwanglos wie möglich.

Vorsichtig führte sie die Flasche an Titius' Lippen, der begierig in langen, hastigen Zügen trank, um ihn anschließend mit frischem Obst, Gemüse und Fleisch zu füttern.

Dankbar aß der Dämon, darauf bedacht nicht Hildas Finger mit seinen Lippen zu berühren.

-" Ich danke Euch...", sagte er leise, nachdem er aufgegessen hatte. Es war das erste Mal seit Tagen, dass er etwas zu essen bekommen hatte, das man auch wirkich Nahrung nennen konnte.

Sie blickte ihn nicht an, wie sie ihn auch die ganze Zeit zuvor nicht angesehen hatte.

-" Schließ' die Augen". Nach anfänglichem Zögern tat er wie von ihm verlangt und kurz darauf spürte er wie sie seinen Kopf leicht in den Nacken bog und auch auf seine blau unterlaufenen Augen, seine Abschürfungen und Schwellungen an Kinn und Wangen mit dem Kräuterbrei versehene Stoffstücke legte.

-" Ich komme nicht an deine Flügel heran...", murmelte Hilda.

-"Lasst meine Flügel in Ruhe!", schrak er panisch auf, "Ihr müsst nichts an ihnen machen...", fügte er dann leiser an. Er hatte nicht unhöflich sein wollen. Nicht einer Frau gegenüber, die Kopf und Kragen riskierte, um ihm, einem wertlosen Verräter, zu helfen.

-" Aber die Wunden...sie sehen nicht gut aus. Wenn sie sich entzünden, kann es böse enden", beharrte sie.

Er hörte wie etwas über den Boden geschoben wurde und neben ihm zum Stillstand kam. Hildas Kleid raschelte verhalten. Vorsichtig lösten zarte Finger, die blutgetränkten, verklebten Federn voneinander. Ungehalten stöhnte Titius vor Schmerz laut auf

-" Es tut mir leid. Ich weiß, dass es weh tut, aber ich will dir doch nur helfen. Ich bin ganz vorsichtig, in Ordnung?". Im Stillen warf sie sich vor anmaßend zu sein. Sie konnte sich den Schmerz, den Titius ertrug nicht im Geringsten vorstellen.

Zaghaft umwickelte sie die Spitzen der Schwingen mit ihren selbst gemachten Verbänden. Titius atmete geräuschvoll aus, grub seine Zähne in die Unterlippe. Aber nach kurzer Zeit verspürte er auch in seinen Flügeln die angenehme Kühle, die den Schmerz regelrecht zu verschlingen schien.

Hilda setzte sich nun zu seinen Füßen nieder und lehnte den Kopf an sein unverletztes Bein. Ihre Nähe überraschte ihn zwar, störte ihnaber nicht. Er würde ihr ewig dankbar sein für ihre Hilfe, auch wenn sie ihm nicht viel nützen würde, war sein Tod doch besiegelte Sache.

Lange Zeit schwiegen sie, hingen ihren eigenen Gedanken nach, dann durchbrach Hilda die Stille.

-" Du liebst ihn sehr, nicht wahr?", fragte sie plötzlich.

Er lächelte ganz flüchtig.

-" So sehr, dass ich für ihn sterben könnte...was ich letztendlich auch werde".

-" Nein wirst du nicht", sagte sie ruhig.

Wieder lächelte er, dieses Mal mitleidig.

-" Du und Zadei...ihr habt es nicht verdient zu sterben". Ihr Blick ging ins Leere während sie sprach.

-" Für Zadei bin ich dem Mann, der mein Leben gerettet und ihm einen neuen Sinn gegeben hat in den Rücken gefallen".

-"Richtig. Für Zadei hast du alles riskiert, was du hast und dir lieb ist".

-" Aber er ist es wert", sagte Titius langsam, " Er ist jede Folter, jede Qual, jede Pein dieser Welt wert...er ist den Tod wert...tausendfach".

Hilda nickte.

-" Es ist noch nicht vorbei Titius, gib' nicht auf", versuchte sie ermutigend zu klingen und strich ihm über die Seite.

Fast die ganze Nacht verweilte die junge Frau bei dem geflügelten Dämon. Erst gegen Morgengrauen erhob sie sich und reckte stöhnend die leicht steif gewordenen Glieder.

Behutsam löste sie die Stoffbahnen von seinem Körper und nickte zufrieden. Die Striemen und Abschürfungen waren um einges weniger tief und gerötet und auch die Schwellungen waren deutlich zurück gegangen. Als Titius die Augen öffnete sah er sich Hilda direkt gegenüber. Sie sah ihn fest an, als wolle sie in seinem Blick ertrinken.

-" Ich lasse nicht zu, dass du stirbst", flüsterte sie. Er legte den Kopf etwas schief.

-" Glaubst du mir das?". Nach kurzem Zögern nickte er, auch wenn er nicht allzu viel Hoffnug hatte Laures zu entkommen. Sie lächelte.

-" Ich muss jetzt gehen, aber ich werde wieder kommen". Er nickte erneut und sie sammelte alles sorgfältig wieder in ihren Beutel, schob den Schemel, dessen sie sich bedient hatte, um Tetis Flügel zu erreichen zurück an seinen Platz. Langsam schritt sie dann auf ihn zu, strich ihm sein Haar über die Schulter.

-" Er wird Euch töten sollte er jemals hier von erfahren", sagte er plötzlich.

-" Wenn du es ihm nicht sagst, wird er es niemals erfahren".

Er schüttelte den Kopf, was bedeuten sollte, dass Laures von Hildas Besuch zu erzählen wohl das Letzte wäre, das er zu tun gedachte.

Er blinzelte kurz, als die junge Frau ihn auf den Mund küsste, so flüchtig und zart, als habe ein Schmetterling ihn mit seinen Flügeln berührt, bar jeden Verlangens.Ehe er etwas hätte sagen können, hastete sie hinaus. Er hörte wie draußen die quietschenden Schlösser einrasteten.

Es war das erste Mal seit Tagen, dass er nicht für Zadei betete er möge von welchem Gott auch immer vor Laures behütet werden, sondern für Hilda.
 

TBC
 

[1]: Kriegen Dämonen ne Erkältung? O__o Ich mein der hat sich nicht mal in der Eiswüste n Schnupfen geholt...>__>

[2]: Der Junge macht glatt Nostradamus Konkurrenz XD
 

Jaaaa...das war also mal wieder ein weiterer Teil zu der Geschichte der Liebe zweier Dämonen...das klingt schnulzig <___<

Wie auch immer *räusper*

Heute bin ich recht einfallslos was das Abschlusswort betrifft. Könnt ja an meinem fiesen Weisheitszahn liegen, der mir weh tut T.T

Mal sehen, was hatten wir denn bisher? Laures ist ein GAMGO, Titius und Zadei sind arme Schweine, Hilda ist...ja genau! Hilda! Was sagt ihr zur unserer Blondine? ^____^

Ich wollte endlich mal ne sympathische Hilda haben und hab' mir große Mühe gegeben, sie auch wirklich sympathisch wirken zu lassen, ich kann nur hoffen, dass sie auch wirklich den einen oder anderen Sympathiepunkt erhascht hat *gg*

Falls nicht bekommt sie den sicher später noch ^^b

Joaa...*summ*

Ach ja! Nur damit es keine Missverständnisse gibt: Hilda versucht NICHT Titius anzubaggern oder so, obwohl das an manchen Stellen ja wirklich so ein bisschen rüberkommt XDDDDDD

Jetzt wo das Wichtigste auch geklärt ist *gg* würde ich mal sagen, ich lad' das jetzt hoch und man liest sich dann in ein paar Tagen ^^v

Ich wünsche allen ein erholsames, langes Wochenende und einen schönen 1. Mai ^___________________^
 

Bis zum nächsten Mal

die Psychose

^^/



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  AssassinsAtu
2006-05-14T11:47:29+00:00 14.05.2006 13:47
Huch,böse Atu,ich hab vergessen auf "Speichern" zu klicken! Bin ich blöd XDD werd wohl doch alt XD

Huar, suuuper Kappi! *schluchz*
Da ich weiß wies ausgeht, isses immer so traurisch T_T
Ich bin immer noch Zadei-Liebhaber XD
*liephap*
Atu
Von: abgemeldet
2006-05-06T15:14:09+00:00 06.05.2006 17:14
Hi Hoppelhäschen!
Danke für deine Benachrichtigung ^.-

Dieses Kappi tat der Seele ja mal so richtig gut und gab mal a bissi Zeit zum Durchatmen.
Schwester Hilda hat bei mir eindeutig Punkte gesammelt, auch wenns vorerst ein Tropfen auf dem heißen Stein bleibt.

Hach, armer Zadei. Kann mir seinen Kummer richtig vorstellen. Wobei, verglichen mit der Wahrheit, weiß ich nicht, ob mir an seiner Stelle die Unwissenheit lieber wäre. Na hoffentlich kommt er noch zu seinem Engelchen, bevor GAMGO wieder zurück ist. (Wo fliegt der eigentlich hin?)
Zadeis Vertrauen in Titus, finde ich schon sehr bewegend. Immerhin hätte es ja auch sein können es, dass es sich sein Liebster anders mit der Liebschaft überlegt hat. *persönlich ein viel zu mißtrauischer Mensch bin*

So, da ich diesmal ja viel zu spät zu deinem neuen Kappi gestoßen bin, freu ich mich jetzt erstmal auf eine hoffetliche kurze Wartezeit ^^
Alles seine Vor- und Nachteile hat *lach*

Schönes Wochenende noch und flink deine Fingerle bewegen, gell?
Grüssle, Teedy ^.^
Von:  das_inale
2006-05-06T11:28:14+00:00 06.05.2006 13:28
oh, hoppla, schon seit fast ner woche ein neues kappi und ichs habs nicht gesehen. *schämt sich* danke, für die ens! ^^

du hast das total richtig zusammengefasst: laures ist ... argh... ein GAMGO, zadei tut mir voll leid (gott, war das süß wie er seinen titius vermisst hat! ^^), titius ist mal wieder sowas von arm dran und hilda? nun hilda macht genau das, wonach es einem beim leser deiner ff verlangt: sie hilft titius! und dadurch klettert sie auf der sympathie-skala eindeutig gaaaaanz weit hoch!! und dass sie sich auch sorgen macht wie laures sich verändert passt super su ihr: hilda, die über niemanden wirklich schlecht denken kann und sich um jeden sorgt! XD
das gespräch zwischen hilda und titius fand ich klasse! und seine liebserklärung an zadei! süüüßß!!

bin also mal wieder begeistert und freu mich tierisch aufs nächste kapitel!! =)
bis denne!! *drück*
-anigirl-
Von: abgemeldet
2006-05-04T13:23:35+00:00 04.05.2006 15:23
ich weis nicht aber ich hasse hilda irgendwie nun noch mehr. klar das titi einem leid tun kann, aber irgendwie versaut sie mit ihrem doofen hilfsbereitem benhemen immer alles. naja. auch egal.
die szenne mit denn ringen also das titius an seinen flügeln so aufgehangen ist, hat mich an AS erinnert wo zafikel zum flügelschlag verurteilt wird. ich hab echt damit gerechnet das titi sie nun ab bekommt. aber is ja dann nicht passiert.
und sich laures in dieser rüstung vorzustellen ... mmmmh.... legga~! das reinste verknügen! *¬*
ach ja~........ich laures fetischist! XD~ (eh ja rechtschreibfehler dürfen behlaten werden ne!? XDDD)

aber sonst fand ich das kapitel wirklich gelungen und auch die anderen sind erste sahne. wollte nun nicht zu jedem was schreiben. wär eh nur kacke bei rausgekommen.

oke ich freu mich aufs nächste kapitel! :D

baba
-kodou
Von:  Flokati
2006-05-02T20:33:34+00:00 02.05.2006 22:33
Du sagt zu mir Laures und seine Freunde sind da ... also:
Entweder sind Laures und seine Bande von Arschkeksen wieder da oder Hilda und ihre Freunde xDDDDDDDDDDDDDDDD
Alles andere ist in dieser FF unmöglich *lol*
Das klingt jetzt voll nach einem Uraltanime à la "Die Kinder vom Berghof" XDDDD
Nein ... dafür ist es dann doch etwas zu brutal ... obwohl? Is da nicht einer gleich am Anfang eine Kippe runtergestüzt? Oo Oder war das "Anne mit den rotan Haaren"? XDDDDDDDDDDD

Oh Gott, ich mach hier voll die Laberrunde, dabei soll ich dieses Kappi loben und vergöttern ^.-
*Applaus à la Iijima nachmach* x3
Habsch disch lüb, de Flöckchen
^_______^/))
Von:  Silverslayer
2006-05-01T15:57:34+00:00 01.05.2006 17:57
hach ich muss dir wohl nicht sagen, dass das kapitel mal wieder wunderbar war, oder?
Der arme titius. Besonders seine Flügel..Gott, das muss höllisch schmerzen ^^°!

Und was deine Zweifel betreffend einer Erkältung bei Dämonen betrifft:
Ich schniefe und mein hals kratzt unerträglich!
Es IST also nöglich ^^°
Um so glücklicher bin ich, wenn ich ein neues Kapitel von dir lesen kann =^.^= *schleim*
Bis denne *knuddel*


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