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Ironie des Schicksals

von

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"Und daran glaubst du?"

Gemütlich, aber mit einem unguten, nicht zu ignorierenden Gefühl holte ich aus dem Schlafsaal mein Buch und setzte mich in einen noch freien Sessel in die Runde.

„Nur niemanden ansehen“, dachte ich, „nur niemanden ansehen.“

Buch aufschlagen und lesen. Das klappte gut. Denn bereits nach 10 Minuten war ich so in das Kapitel vertieft, dass ich um mich herum alles vergaß. So bemerkte ich auch nicht, dass Lucius sich hinter mich gestellt hatte.

„Warum tust du mir das an?“, flüsterte er mir ins Ohr und legte seine Hände auf meine Schultern. Nach dem kleinen Schock den er mir verpasst hatte, blickte ich zur Seite.

„Bitte was?“

„Warum bist du hier?“

„Weil es hier schön warm ist!“

„Ich meine warum du mich verfolgst?“

„Ich und dich verfolgen? Gestern war das aber noch ganz anders. Oder täusche ich mich da etwa? Und heute morgen vor dem Frühstück. Na klingelt da was?“

„Lucius was meinst sie?“

Seine kleine „Freundin“ hatte sich herhoben und stand, mit den Händen in die Hüfte gestemmt, da.

„Halt dich da raus Kleine, dass geht dich nichts an.“

„Kleine?“

„Was sollte ich sonst sagen? Schlammblut?“

Und schon war ich meinem Sessel entsprungen.

„Ich bin kein Schlammblut“, protestierte sie.

„Ach, dann ist dein Vater etwa kein Muggel?“

Das war mehr eine Feststellung als eine Frage.

Dementsprechend erschrocken sah sie mich dann auch an. Somit war das Thema für mich erledigt.

„Und was dich angeht mein Freund“, ich dreht mich um 180° und sah ihn an, „du machst mir ne Szene und deklarierst mich als Muggeliebhaberin und dann hängst du mit DER da rum? Das ist das mieseste was ich je gesehen habe. Du bist so scheinheilig.“

Am liebsten hätte ich ihm mein Buch um die Ohren gehauen, aber das war mir zu schade dafür. Lucius hingegen begann zu lächeln und schüttelte vergnügt den Kopf.

„Es ist erfrischend zu sehen das es jemand gibt, der den Mut besitzt, mir gegenüber mal laut zu werden. Das hat sich noch keiner gewagt.“

„Ich find das ganz und gar nicht lustig.“

„Das ist es auch nicht, aber es zeigt mir, dass du Charakter hast. Ich ging zwar davon aus, dass du gestern auf dem Weg zum Schloss schon was zu sagen hattest, aber ich kann ja warten. Und jetzt hast du dich getraut. Du bist die erste dir mir die Stirn bietet und Rückrat beweist. Das mag ich.“

„Das ist nicht dein Ernst, oder?“

„Doch! Alle anderen Girlies hier sind doch nur langweilig.“

Dabei sah er direkt an mir vorbei, seiner Begleitung ins Gesicht. Sie blickte entgeistert zurück.

„Was soll das heißen?“

„Das soll heißen, dass unsere Zeit nett war. Ich meine die paar Stunden die wir hatten.“

Er grinste süffisant und fuhr fort.

„Aber du hast doch nicht wirklich geglaubt, dass ich eine Person wie dich näher an mich heran lasse. Du bist ein halbes Schlammblut, was hast du dir gedacht? Glaubst du tatsächlich das aus uns mehr werden würde? Für mich warst du nicht mehr als eine reizende Abwechslung. Etwas für den kleinen Hunger zwischendurch. Ein .....Zeitvertreib.“

„Ein Zeitvertreib? Mehr nicht?“

„Nein. Es ist schon eine Schande, dass man dich überhaupt in dieses Haus gelassen hat.“

Mit gebrochenem Herzen, Tränen in den Augen und einem leicht errötetem Gesicht verschwand sie aus dem Gemeinschaftsraum.

„Na wie putzig!“, rief Lucius ihr hinterher, „die versteht einfach kein Spaß.“

Ich blickte ihn ein wenig arrogant an, setzte mich wieder, schlug mein Buch auf und las weiter.

„Und was passiert nun mit uns?“, wollte er wissen.

„Ganz einfach, du gehst deinen Weg und ich meinen“, nuschelte ich vor mich hin. Und um ihm das endgültig klar zu machen, nahm seine Hand und bedankte mich bei ihm. Einfach für alles was er für mich getan hatte. Damit war es für mich erledigt und Lucius Malfoy war für mich, so schwer es mir auch fiel, gestorben.

„Das ist alles? Du dankst mir?“

Leicht genervt stand ich wieder auf, wobei ich mir vorkam wie ein Steh-Auf-Männchen.

„Lucius du musst noch viel lernen, vor allem über das weibliche Geschlecht.“

„Also bisher bin ich ganz gut damit gefahren.“

„Genau – bisher-........Du kannst nicht einer Frau den Hof machen und beim kleinsten Streit in den Armen einer anderen liegen. Es gehört soviel mehr dazu als nur irgendwo aufzutauchen und gut auszusehen.“

„Zum Beispiel.“

„Beständigkeit, Treue, Ehrlichkeit...“

„Und daran glaubst du?“

„Ich weiß ja nicht wie es bei euch zu Haus so vor sich geht, aber bei meinen Eltern klappt das ganz gut.“

„Bei uns geht gar nichts vor. Meine Eltern sind...“

„....nicht erst seit gestern miteinander verheiratet. Und wenn sie sich nicht mir einem Strick aneinander gebunden haben, dann muss es ja wohl etwas anders sein das sie zusammen hält.“

Er dachte kurz nach.

„Geld.“

„Reizvoller Gedanke, aber mit Geld kann man nicht alles kaufen.“

„Und dennoch ziemlich viel erreichen.“

„Was ist mit Freundschaft? Die kann man nicht bezahlen, sondern muss sie sich verdienen.“

„Davon kannst du ganz sicherlich ein Lied singen.... ich meine so viele Freunde wie du hast.“

Das hat tatsächlich weh getan.

„Wow......du bist der erste der mich total durch schaut hat und das in nicht mal 24 Stunden. Ich gratuliere dir. Und nun da du weißt, dass ich muggelliebendes, verträumtes kleines Mädchen bin das keine Freunde hat, magst du bestimmt kein Wort mehr mit mir wechseln. Ein schönes Leben noch.“

Ich macht Anstalten zu gehen, aber Lucius hielt mich am Handgelenk zurück.

„Warte, so war das doch gar nicht gemeint.“

„Wie dann? Sag mir wie ich diesen Satz falsch verstehen konnte!“

„Hör zu... es tut mir leid. Das wollte ich nicht sagen, mein Temperament ist mit mir durch gegangen. Lass es mich bitte erklären....“

Ich unterbrach ihn.

„Du solltest jetzt erst mal darüber nachdenken was du möchtest und vor allem wie du es erreichen willst.“

Die große Standuhr in der Ecke schlug halb fünf.

„Ich werde jetzt zum Tee gehen.“

„Kann ich dich begleiten?“, wollte er wissen.

„Das ist, glaube ich, keine so gute Idee.“

Mit diesen Worten ließ ich ihn Mutter-Seelen-Allein dort stehen.

In der Großen Halle roch es um diese Zeit immer nach Zimt, das beruhigte meine Nerven. Viel war hier nicht gerade los, nur wenige Schüler nutzen dieses Angebot. Bei einem großen Stück Schokoladentorte und einem Tee der nach Him- und Brombeeren schmeckte, ließ ich meine Sinne schweifen. Bella saß am anderen Ende, auch ihr war der Tee wichtig, und ich lächelte sie an. Sie hingegen starrte auf ihren Teller und tat so als würde die letzten Krümel zusammen sammeln. Zwei Minuten später war sie verschwunden. Lange Zeit noch saß ich dort, fast bis sechs Uhr und da das Abendessen um sieben auf den Tisch kam, ging ich heute nicht hin. Erschöpft vom Tag, den Ereignissen und den Auseinandersetzungen verschwand ich noch unter der Dusche und wollte nur noch ins Bett. Zurück bei den Slytherins bemerkte ich Lucius wie er am Feuer saß. Unsere Blicke trafen sich doch keiner sprach ein Wort. Er wirkte auf mich so verloren, gedankenverloren. Dachte er tatsächlich über das nach was ich ihm gesagt hatte oder war da noch etwas anderes?

Das kleine Schlammblut von heute Nachmittag war nicht mehr aufgetaucht, ich machte mir auch keinerlei Gedanken über sie. Kaum das ich im Bett lag und mein Tagebuch wieder sicher verschlossen hatte, schlief ich ein. Die Nacht war kalt und frostig, mein Schlaf war unruhig und kaum erholsam. Als mich der Wecker am nächsten Morgen weckte, machte ich ihn aus, indem ich hin an die nächste Wand schmiss. Draußen war die Sonne noch nicht aufgegangen, daher ich weigerte mich sofort aus dem Bett zu springen. Lieber drehte ich mich noch einmal um und zog die Decke bis an die Nasenspitze hoch. Es war so schön warm und kuschelig. Aber nur bis eine meiner Zimmergenossinnen anfing zu schreien. Ein langes „Aaahhh“ brach die Stille des Morgens und ich ging davon aus, dass sie es mal wieder geschafft hatte zwei nicht zu einander passende Socken anzuziehen.

„Zissa....“, schrie sie, „Zissa....“

„Nenn mich nicht so“, murrte ich und drehte mich von einer Seite auf die andere.

„Narzissa wach auf.“

„Ach.... was ist denn los?“

Halb verschlafen setzte ich mich auf, rieb mir die Augen und bekam einen Schreck. Im ganzen Raum standen Vasen, eine dicht gedrängt an die andere und alle voll mit Blumen. Rosen, Gerbara, Sonnenblumen, Lilien, Margeriten, wohin das Auge sah.

„Na da steht man am Montagmorgen gerne auf“, sagte Anita und strahlte.

„Narzissa, die Karte hier.....ist für dich.“

Die Schrift kannte ich nicht, dafür aber den Absender:
 

Guten Morgen Narzissa

Was auch immer ich dir gestern entgegnete tut mir unsäglich leid.

Ich hoffe sehr, dass ich die Möglichkeit bekomme, alles wieder gut zu machen und du mir noch eine zweite Chance lässt.

L.M.
 

P.S.: Mein kleines Geschenk erfreut dich einwenig...
 

Die Mädels fingen hysterisch an zu kreischen und rochen an jeder einzelnen Blume. Ich für meinen Teil hielt die Karte in den Händen und genau in diesem Moment ging die Sonne am Horizont auf. Sie strahlte in unser Zimmer und prophezeite mir Glück und Freude, aber auch Leid und Kummer für die nächsten Jahre.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Nana_Ichigo
2014-06-17T19:44:16+00:00 17.06.2014 21:44
o_O Wie kann sie da nur so ruhig bleiben? Ich hätte mcih dem gekreische angeschlossen. Das macht nicht jeder.
Von:  Pansy-Parkinson
2006-10-25T13:14:06+00:00 25.10.2006 15:14
Ich glaube an alles.
*heul*
Ich will auch mal so viele Blumen haben, wenn ich frühs aufwache.
Super romantisch


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