Zum Inhalt der Seite

Einzelposting: Black Swan


Links hierher: http://www.animexx.de/forum/thread_5364167/-1/12989238227216/
http://desu.de/A_e-k-1




Von:    Bastet 28.02.2011 21:10
Betreff: Black Swan [Antworten]
Avatar
 
@Alaiya,

>Das muss ich jetzt sagen, ist auch bei weitem übertrieben. Nur >weil ein Blockbuster ein Blockbuster ist, ist er noch kein Dreck. >Nicht jeder Film muss ein Kunstfilm sein, um gut zu sein.

>Irgendwie habe ich das Gefühl, dass du zu diesen Film-Elitären >gehörst, die meinen, dass ein Film nicht unterhalten, sondern >bilden soll...

Ich bin was? Ein "Film-Elitär"?
Ach herrje, ich musste mir im Verlauf dieses Threads ja schon so einige vorschnelle Interpretationen meiner Wenigkeit an den Kopf werfen lassen, aber das hier verletzt jetzt doch sehr mein Rocky-Herz, muss ich ehrlich sagen!
Meine Formulierung, auf die du da eingehst, war auch sehr übetrieben, das ist schon richtig - und war auch beabsichtigt.
Ich nutzte das Wörtchen "Dreck" stellvertretend für die Prädikate "oberflächlich", "einfach gestrickt" und "stupide".
Es sollte eine scherzhaft-lockere Hyperbel sein, von der ich nicht erwartet hatte, dass man sich daran aufhängen würde... Vor allem, da ich sie in einem eher unbedeutenden Kontext unserer Diskussion habe fallen lassen.
Aber nun gut, Hyperbeln lassen sich aufgrund fehlender Gestik und Stimme übers Internet leicht missverstehen und obgleich ich trotzdem finde, dass du mit deinen Urteilen über mich mal wieder zu voreilig bist, so muss ich doch zugeben, dass meine Formulierung auch nicht ganz unschuldig ist.
Nun, seis drum.
Du verstehst mich da jedenfalls ziemlich falsch.
Ich bin kein "Film-Elitär". Weißt du, ich unterscheide zwischen zwei Arten von guten Filmen:

Kategorie 1: Darunter fallen all jene Filme, die wirklich anspruchsvoll und tiefgehend sind (entweder aufgrund ihrer Thematik und/oder Charakter); die künstlerischen Wert besitzen und einen vielleicht auch zum Nachdenken anregen. (Beispiele: Kubricks Filme, Fight Club, 12 Monkeys, etc.)
Film als Kunst eben.

Kategorie 2: betrifft Filme, die weder einen anspruchsvollen Inhalt haben, noch Tiefgang oder ähnliches. Filme, die einfach simpel sind, oberflächlich und manchmal auch stupide. (Manchmal versuchen solche Filme auch, anspruchsvolle Elemente aufzugreifen, doch kommen da eben nicht drüber hinaus und kratzen nur an der Oberfläche.) Um unter diesen Gesichtspunkten gut zu sein, müssen sie jedoch ein Kriterium erfüllen: Sie müssen unterhaltend sein.
Solche Filme sind dann gut, weil sie Spaß machen, halbwegs gekonnt in Szene gesetzt wurden, spannend und mitreißend sind oder dich in eine "Fuck yeah, ist das cool!"-Welt ziehen. Weil du bei diesem Film abschalten und entspannen kannst. (Beispiele: eben Fluch der Karibik, Resident Evil, Das A-Team, Ocean's Eleven, etc.)
Solche Filme haben auch ihren Wert, obgleich sie selbstverständlich nicht auf die Art und Weise grandios sind, wie es Kunstfilme sind.

Ich meine, ich liebe künstlerische Filme, aber ein "Film-Elitär" bin ich deswegen noch lange nicht. Ich bin z.B. ein riesengroßer Fan der Robert Rodriguez Filme und hatte meinen Heidenspaß bei "Machete", "Planet Terror" und "From Dusk Till Dawn", obwohl diese Filme total stupide und übertrieben sind und nur möglichst viel Action und Titten zeigen wollen. Besonders "Machete" hat meine volle Begeisterung, da der Film nicht nur meine eh schon preferierte Kombination aus "Action", "Coolness" und "geilen Bitches" bot, sondern auch noch durch "Mexiko" und "viel Spanisch" punktete, zwei Dinge, für die ich schon immer ein Faible hatte. Und das, obwohl "Machete" ein Film ist, der sich doch sehr sehr deutlich an der Grenze zu "Müll" bewegt, aber ich steh einfach auf Rodriguez' Stil.
Auch bei einem Arnie, Stallone, Dolph Lundgren oder Jean-Claude Van Damme Streifen bin ich immer gern dabei. ("Bloodsport" und die Rocky-Reihe <33)
Oder Sachen wie "Die Eisprinzen", "Starship Troopers" und "Austin Powers" sind ebenso genau mein Geschmack, obgleich ich mir durchaus bewusst bin, dass diese Filme...nun ja, sind. Aber sie treffen einfach den Nerv.
Wir sind da also durchaus derselben Meinung, nur bei einer Sache muss ich dir widersprechen:

>besagte tolle Kunstfilme (die nicht selten zu Tode langweilen >und stocksteif sind)

Das ist sicher Geschmackssache, aber ich zumindest erlebe sowas immer als Genuss, selbst wenn es "zäh" ist oder "eher langsam". Das Betrachten des Könnens, der künstlerischen Inszenierung, der Symbolik, des Feingefühls, usw. usf., das allein ist für mich dann schon Genuss genug. Und dann empfinde ich diesen Film auch nicht als trocken oder steif (nicht mal '2001' oder 'Metropolis', obwohl letzterer auch noch ein Stummfilm war). Zumal es ja auch sehr viele anspruchsvolle Filme gibt, die sehr lebhaft gestaltet sind (wie eben Fight Club, 12 Monkeys, Seven, etc.)


>Und ich habe auch kein interesse daran, einen Film, den ich auf >hochdeutsch ziemlich scheiße fand, noch mal zu sehen, nur um mit >dir mitzudiskutieren

Das...verlangt ja auch keiner... o-o
Aber hätte ja sein können, das du dich noch erinnerst oder den Film erst vor kurzem gesehen hast.

>die den Film offenbar schon fast auswendig kennt.

Dabei hab ich den Film nur 2x gesehen. ^^°
Na ja, aber ich fasse es als Kompliment auf.

>Ebenso fand ich die ganze Drumherumgeschichte mit der Eifersucht >der ehemaligen Tänzerin und dem komischen Lehrer sehr >überklischeesiert.

Das stimmt allerdings. Obwohl ich es persönlich nicht störend fand.

>Was für mich auch ein negativer Punkt war. Weil gerade wenn der >Film so sehr aus den Klischees ausbrechen will, wirkt das daneben.

Also, für mich war der Film nie etwas, das aus den Klischees ausbrechen wollte. Er wollte kein typischer Ballett-Film sein, aber auch nicht zwanghaft anders. Es ging ihm - wie bereits gesagt - ausschließlich um die Darstellung von Ninas Entwicklung.

>Aber da es eben doch wieder alles zusammenkam, wirkte es sehr >blöd dafür, dass man sich doch so bemühte alles total anders zu >machen, wie du sagst.

Ich wollte nie behaupten, dass man sich bemühte, alles anders zu machen (siehe auch Kommentar von grade eben). Als ich über das "Wegkommen von den Normen" sprach, meinte ich, dass ein Film nicht automatisch schlecht ist, nur weil er nicht nach einer Art "Checkliste der Genres" gedreht wurde. Ich wollte da also eher für gewisse "Raum- und Entfaltungsfreiheiten innerhalb des Genres" plädieren. (Die du, wie du ja meintest, auch jedem Film zugestehst, nur in Black Swan findest du sie misslungen.)

>Ebenso kam eben bei der Darstellung ncoh dazu, dass mir viele >Szenen zu sehr "Kunstfilm nach Lehrbuch"-Mäßig herüberkamen, was >Einstellungen, Bildaufbau und Kameraführung anging. Das machte >ihn wahrscheinlich auch zusätzlich noch Durchschaubar. Und genau >deswegen habe ich bei sehr vielen das Gefühl, dass die Leute >rauskamen nach dem Motto "Ich mag den Film, weil der war ja so >Anspruchsvoll, aber ich habe ihn trotzdem verstanden. Jetzt fühl >ich mich toll." (Ähnlich begründe ich mir nämlich auch den Hype >um Inception, der mir persönlich zwar durchaus gefallen hat, auf >jeden Fall besser als Black Swan, aber trotzdem bei weitem nicht >so künstlerisch toll und bla, wie einige Behaupten... Auch wenn >ich das auf das Drehbuch schiebe und aufs nichts anderes.)

Da muss ich jetzt persönlich sagen, dass mir Inception überhaupt nicht gefiel...
Die Charaktere waren zum Schreien platt und stereotyp, außerdem hat man mir zu oft auf Effekte gesetzt und die Wendungen im Film waren typisch Hollywood. Zudem finde ich, dass das Thema "Was ist Traum und was ist Realität?" zu oberflächlich behandelt wurde und in vielen Filmen wesentlich besser präsentiert wird (wie eben z.B. 'Pan's Labyrinth', '12 Monkeys', oder sogar auch 'Belle de Jour' und 'Der Fluch der zwei Schwestern', obgleich da am Ende ja klar ist, was Einbildung und was Realität war).
Diesen meinen letzten Kritikpunkt an Inception haben ja auch viele - u.a. du - an Black Swan auszusetzen. Und ich möchte auch gar nicht bestreiten, dass ihnen dieser Versuch misslungen ist (es war doch sehr deutlich, was sie sich nun wann einbildete) - aber, wie gesagt, wiegt für mich die psychologische Charakterdarstellung von Nina einfach stark. Sehr stark sogar.

Ich jedenfalls liebe Black Swan nicht, weil ich mich dann klug fühlen kann o.ä. (Wenn ich mir tatsächlich etwas einbilden würde aufgrund der Filme, die ich sehe, dann würde ich nur rumlaufen und damit angeben, ausschließlich alte Schwarz-Weiß-Filme zu gucken und würde erst gar nicht wagen, solch begeisterte Postings über Machete zu verfassen, da selbst einem Blinden auffallen muss, dass dieser Film total niveaulos ist.)
Ehrlich gesagt, liebe ich Black Swan, weil ich Ninas Charaktere so gut nachvollziehen konnte. Und ja, ich gehöre zu den Leuten, mit denen du nicht in einem Raum sein wollen würdest.
Ich bin wegen ähnlicher Probleme wie Nina sie hat schon lange in Behandlung (ja, u.a. auch wegen Halluzinationen, aber natürlich nicht in dem Ausmaß, wie Nina sie hat). Ich habe mich deswegen auch schon immer mit dem Thema beschäftigt (Literatur, Artikel, usw.) und natürlich auch viel aus den Gesprächen mit Psychologen erfahren. Ich würde also schon sagen, dass ich eine gewisse Ahnung von psychischen Erkrankungen habe. Und im Film wurde Ninas Krankheitsverlauf einfach unfassbar realistisch, authentisch, tiefgehend und greifbar dargestellt. So realistisch, dass ich es meisterhaft nenne; so realistisch, dass es die Kritikpunkte "Nicht subtil", "Vorhersehbares Ende" und "Klischees der Ballettwelt" haushoch überwiegt.
Und das sage ich nicht nur, weil ich jetzt so wunderbar mit Nina mitfühlen konnte, sondern weil die psychologische Charakterdarstellung auch objektiv wirklich grandios war.
Leider fandest du die visuelle Umsetzung eben jener ziemlich missraten... Wie bereits erwähnt finde ich nichts schlimmes daran, etwas so darzustellen, wie es nun mal auch aussieht bzw. abläuft, solange es gekonnt ist. Und bei Black Swan fand ich es gekonnt, na ja, aber das hatten wir ja alles schon...~
Ich war ja jetzt auch nur noch an dieser einen letzten Frage interessiert, die du mir auch ausführlich erläutert hast. Dankeschön.

-----------------------------

@Topic:

Natalie Portman hat den Oscar für die beste Hauptrolle bekommen.
Ich freue mich sehr darüber. Denn man mag über Black Swan denken, was man will, aber man kann nicht leugnen, dass Natalie dort herausragende Schauspielkunst geboten hat. Hut ab davor! Den Oscar hat sie wirklich mehr als verdient.
Hättet ihr vielleicht Interesse an Anime-Magazinen (AnimaniA & Koneko), den 'Fear Street'-Büchern von Stine oder an Merchandise zu Fluch der Karibik? Dann schaut doch mal hier vorbei. :3

Avatar von http://adrianalimafan.net/
Zuletzt geändert: 28.02.2011 21:20:43

Zurück zum Thread