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Einzelposting: Bildungsstreik


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Von:   abgemeldet 10.12.2009 11:47
Betreff: Bildungsstreik [Antworten]
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PhiloSophia:

>das ist mir bestens bewusst....aber ich jedenfalls bin überhaupt kein partygänger ...im gegenteil...ich bin ein total langweiliger stubenhocker...aber ich habe teilweise trotzdem zeitliche probleme ....weil wie schon erwähnt ich auch noch andere sachen zu erledigen habe ...arbeiten, haushalt führen ...ab und zu würde ich auch gerne mal meine familie besuchen können und ein paar stunden für mich selbst brauche ich nun mal auch um einen klaren kopf zu krigen ...und ich habe kein schlechtes gewissen, dass ich sie benötige und empfinde mich deswegen auch nicht für dumm....ich bin eben ein mensch und keine maschiene und menschen brauchen mal eine auszeit ..ist ziemlich normal!

Un wer zwingt dich, den Bachelor in der Regelstudienzeit zu machen? Häng doch einfach ein Semester dran, wenn es dich so überfordert! Zumindest steht das generell jedem frei. Und wenn man die Zeit sinnvoll nutzt und nicht nur herumgammelt, sollte das den meisten Arbeitgebern auch egal sein.

>wenn es nur einzelfälle wären...aber sie häufen sich...

Ich glaube, du unterliegst hier dem, was man „pluralistic ignorance“ nennt … weil du in erster Linie solche Einzelfälle wahrnimmst, denkst du, das sei die Mehrheit.
Bis ich nicht eine aussagekräftige Statistik vorliegen habe, bin ich jedenfalls nicht überzeugt.
Im Übrigen, ich habe schon genannt, warum sich Fälle von Depressionen in unserer Zeit „häufen“ können.

>ich finde einfach nur die richtung die unser system einschlägt besorgniseregend....wir leben in einer ellenbogen gesellschaft in der jeder fallen gelassen wird, der nicht mithalten kann

Wir leben in einem SOZIALSTAAT.
Selbst der – entschuldigung – dümmste Asoziale, wird immer noch durchgefüttert. (Was ich persönlich nicht für gut, aber doch irgendwie für notwendig halte.)
Natürlich gibt es immer Menschen, die einfach durch das Raster fallen, weil sie Schulden haben oder psychische Probleme, aber wie will der Staat bitte auf jeden Einzelfall eingehen? Das System des Sozialstaats ist schon in Ordnung. (Grundsätzlich.)

>was ist gegen das system in frankreich zu sagen?

Kennst du denn das französische System?
Alle Schüler gehen bis zur 10. in die gleiche Schule. Schwächere werden mitgeschleift und irgendwie durchgebracht, sodass selbst die Dümmsten das „Brevet“ schaffen.
Danach kann man noch für drei Jahre das Lycée, quasi eine Oberschule, besuchen. Soweit ich weiß, ist das dann im Vergleich zum Collège, also dem vorher, ziemlich schwer. Sinnvoller wäre es, die Kinder früher zu trennen – zumal momentan das „Brevet“ praktisch nichts wert ist.

Und wie’s mit den Universitäten aussieht … sagen wir es so, ich bin froh in Deutschland zu leben.

(Falls ich irgendwo falsch informiert bin: Mein Wissen darüber stammt aus dem letzten Französischunterricht, den ich hatte, und der ist immerhin schon gute vier Jahre her. Also bitte, verbessert mich. :) )

>in dem altern kann man das potential der kinder noch nicht richtig einschätzen!

Das ist totaler Blödsinn.
Man sollte nur mal anfangen, ErzieherInnen und PädagogInnen besser auszubilden und vor allem besser zu bezahlen.
Warum funktioniert denn der Kindergarten-Unterricht in vielen skandinavischen Ländern ganz wunderbar?

>und kein kind in der 4. klasse ist sich wirklich bewusst, wie wichtig seine schulischen leistungen sind.....

Das hat doch damit auch überhaupt nichts zu tun!
Du musst dem Kind nicht einprügeln, dass seine Noten ultrawichtig sind, du musst ihm nur vermitteln, wie es Spaß am Lernen haben kann. Und Kinder WOLLEN lernen, aber das schrieb ich ja schonmal. Solange man ihnen keinen zu großen Druck macht, bedeutet das keinen Stress für sie. Das kann man bei jedem Kleinkind beobachten.
Ich habe nie behauptet, dass man jetzt Kindergartenkinder auf die Schulbank drücken soll, aber warum ihnen nicht spielerisch etwas beibringen? Und wenn das Kind nicht will, nicht kann, oder einfach keine Lust hat, gut, dann lässt man es, vielleicht mag es ja morgen.
Sag mir einen vernünftigen Grund, warum das nicht auch bei uns funktionieren sollte.

Ich habe das Gefühl, du unterscheidest nur zwischen „Lernen“ und „Spaß haben/Freizeit haben“.


>ich verstehe diese aussage aber unter welchen aspekt genau willst du die genetik da miteinbeziehen?...

… Weißt du, was Genetik ist?
Ich schreibe es jetzt noch einmal: Menschen werden nicht gleich „gemacht“, gezeugt, geboren, was auch immer. DESHALB haben sie unterschiedliche Anlagen. Setzt man alle Menschen gleich, wie es Linke gern tun, tut man so, als würde Genetik nicht existieren.
Sicher, ein guter Teil des Potentials hängt von der frühkindlichen Entwicklung, also Erziehung und Förderung, ab. Aber wenn keine Anlage da ist, bringt auch die beste Förderung nichts.
Lassen wir’s einfach.

>da musst du dir keine gedanken machen, das plötzlich jeder depp ein studium hat ...

Och, das passiert leider schon.
Deshalb habe ich letztendlich einen Studiengang mit hohem NC gewählt. Und keinen mit einer lächerlichen Eignungsprüfung.

>warte mal noch ein paar jahre ab und wir leben in einer von unternehmen geführten diktatur, die ihre ganzen leute ausbeuten und dafür den managern immer höhere summen hinterherschmeißen ...

Ja, genau …
Darauf will ich nichtmal mehr eingehen.

>aber ich weiß nicht ob die positiven dinge all die negativen aufwiegen können....

Weißt du, das Haus in dem du lebst, das Fahrrad auf dem du fährst, das Futter das du frisst, die Kleider die du trägst … das hast du alles nur wegen der Industrialisierung. Das ist dir schon klar, nicht wahr?

>nun ja irgendwo schon...es ist kein geheimniss mehr, das die schere zwischen arm und reich immer mehr auseinendergeht […]

Das ist richtig. Das liegt aber weder nur am Staat noch nur an den Unternehmen.
Wenn du schon mit einem Beispiel kommst, komme ich auch mit einem: Warum braucht ein Hartz VI Empfänger einen Flachbildfernseher, oder als Alleinstehender eine 60 qm² Wohnung?

Ich behaupte nicht, dass alles rosig läuft, im Gegenteil! Aber immer nur alle Schuld auf Staat und pöhse Unternehmen zu schieben hilft auch nicht. Natürlich, der Staat muss mehr dafür tun, dass sich diese Kluft wieder schließt, zum Beispiel durch Mindestlohn (wobei der garantiert zu Entlassungen führt), das ist richtig. Aber tragen die Bürger überhaupt keine Verantwortung mehr, sind das alle nur dumme Schafe? Warum lernen die Leute nicht, vernünftig mit Geld umzugehen, auf unnötigen Konsum zu versichten, keine Schulden zu machen etc.?

>korregiere mich wenn ich falsch liege ...aber dir geht es immer nur um die leute die keine probleme haben und deren leben toll verlaufen muss........und es gibt letzendlich ziemlich viele dennen es so ergeht .....ca. 20% der bevölkerung finde ich eig. ausreichend um das als gesselschaftliches problem für welches handlungsbedarf besteht zu sehen

20 Prozent gegenüber 80 Prozent, denen es rosig geht? Da sehe ich keinen Handlungsbedarf der Gesellschaft, sondern nur der Medizin.

>wäre die freie wirtschaft nicht so schrecklich drauf hätten diese keine probleme ^.~....->FAZIT: wie ich schon sagte das große problem das es anzupacken gilt sind die zustände in der wirtschaft

Was für Probleme?
Die Finanzkrise? Die hat andere Gründe, als dass die Wirtschaft schrecklich wäre.

>tun wir doch auch ....aber das problem ist ja das du ohne die "klassische arbeit" in unserer gesellschaft nicht fähig bist zu überleben....

Falsch. SOZIALSTAAT.
Außerdem: Beachte den Kontext. Mir ging es um eine alternative Gesellschaftsform, die sich eben NICHT mehr auf Arbeit beruft.

>aber in einigen dingen wäre es besser wenn der staat vorgaben machen würde....in diesem fall müsste man wie in so vielen dingen die goldene mitte finden...

Da stimme ich dir zu.
Wie diese Mitte dann aussieht, darüber scheiden sich die Geister, aber grundsätzlich stimme ich zu, ja.

>ja für was soll man dann überhaupt für irgendweine veränderng auf der welt kämpfen?

Zum Beispiel für Leute, die sich nicht selbst verteidigen können, oder für die, die nicht in einem Sozialstaat leben.
Es geht nicht darum, GAR NICHT zu kämpfen, sondern abzuwägen, ob die Art des Kampfes das gewünschte Ergebnis bringt. Denkst du WIRKLICH, ein lächerlicher Studentenstreik wird eine Änderung herbeiführen? Was „ihr“ hier macht, nennt sich (oder will sich mal nennen) Revolution, nicht Reform, und nur über Reformen erreicht man langfristige und zufriedenstellende Veränderungen. Revolutionen funktionieren nicht. Siehe Frankreich.
(Wobei man jetzt wieder darüber streiten könnte, wo Revolution aufhört und Reform anfängt, oder andersherum.)

>und ich möchte gleich mal sagen dass auch ich nicht hinter irgendwelchen sachbeschädigungen stehe und dass ich die ganzen partys in besetzten hörsäalen nicht gut finde....schließlich ist das ja eig. nicht sinn der aktion

Auch hier sind wir uns einig. ;)

>naja diese leute kommen dann nach hause und können dann mit ihrer zeit anfangen was sie wollen....

Äh … ja, okay. Ich weiß ja nicht, was für Berufe du meinst, aber ich muss momentan selbst als angehender Werksstudent am Wochenende antanzen, wenn es was dringendes zu tun gibt. Es ist ganz normal, dass man sich außerhalb der acht Stunden beruflich engagiert, zumindest, wenn man nicht sein Leben lang in der unterbezahlten Riege herumdümpeln will.

>ich könnte auch vernünftig lernen wenn nicht überall anwesenheitspflicht wäre....bei mir ist es nunmal so, dass ich mich in einem raum mit vielen menschen nicht konzentrieren kann und deswegen den ganzen stoff sowieso daheim lernen muss und in den vorlesungen nur anwesend bin weil ichs sein muss...bringen tun die mir wirklich nichts ...wenn ich also gleich daheim alles selber lernen dürfte hätte ich viel mehr zeit....

Bitte fass das jetzt nicht aggressiv oder beleidigend auf, aber: Hast du schonmal ernsthaft über ein Fernstudium nachgedacht? Ich meine das ernst, das ist gar nicht so schlecht, wie man immer tut. Du könntest einer Arbeit nachgehen und gleichtzeitig studieren, und dabei alles zuhause lernen. Das ist auch nicht in jedem Fach sooo aufreibend. Ich meine nur, wenn dich das wirklich so stresst, wäre es vielleicht eine Möglichkeit, über die du nachdenken könntest.
Und das ist wirklich ernst gemeint, nicht dass du jetzt denkst: Die hält mich für dumm. Tue ich nicht. ;)


cicatrice_du_Coeur:

>Ansichtssache, siehe Pisa. Es liegt einfach an der Gesellschaft, wie es angenommen wird. Es kommt immer auf die Umstände an: Wie sind die Lehrer? Was wird wie gelehrt? Was gibt es für Möglichkeiten, sich individuell zu verbessern?

Ja, natürlich. Ich sage auch nicht, dass eine gut organisierte Gesamtschule nicht auch kluge Köpfe hervorbringen würde, aber meiner Meinung nach funktioniert das mit einem getrennten Schulsystem einfach besser und schneller, weil man viel einfacher (und ökonomischer) fördern kann. Aber wie du sagst, Ansichtssache. ;)
Momentan ist das System einfach schlecht durchdacht, weil viel zu viele Schüler ans Gymnasium gedrängt werden, da Real- und Hauptschulabschluss als nicht mehr genug erachtet werden. Dadurch werden beide Abschlüsse aber noch weniger wert …
Meine Mutter hat vor dreißig Jahren noch mit einem Realschulabschluss eine Lehre gemacht, sich durch Prüfungen geackert, und hat jetzt einen akademischen Beruf. Ich bin nicht sicher, ob das heute noch so einfach ginge, ohne mindestens das Abitur nachzumachen.


Das finde ich traurig. Gerade die Realschulen setzen doch ganz andere Schwerpunkte, und dadurch wären viele Absolventen sogar besser für manche Lehren und Berufe geeignet. Stattdessen drängt man die Kinder, zumindest das Abitur zu machen, selbst wenn sie es mehr schlecht als recht packen. Sollte ein guter Realschulabschluss für einen Arbeitgeber nicht mehr wert sein als ein grottenschlechtes Abitur?

Das nur so am Rande.


>Jeder Bachelorstudent sollte die Möglichkeiten haben den Master zu machen, wenn es ihn interessiert. Wenn er es nicht schafft, dann hat er es wenigstens versuchen können.

Jein.
Wenn ich mit dem Bachelor die richtigen Berufaussichten habe, brauche ich den Master nicht, und kann ihn den Besseren überlassen. Leider ist das noch nicht der Fall – hier, das stimmt, besteht dringender Verbesserungsbedarf. Man ist einfach davon ausgegangen, dass Wirtschaft und andere Intitutionen den Bachelor einfach so anerkennen, tun sie aber oftmals nicht. (Die Psychologenkammer, zum Beispiel, soweit ich weiß.) Die Frage ist jetzt, ob man für alle Studenten Masterplätze schafft, oder ob man die Wirtschaft dazu zwingen will, den Abschluss anzuerkennen.



"Where the hell did it come from, and what the heck is it doing in my garage?!"

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