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Die Wahrheit

von

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Traum?
 

Dunkelheit.

Dunkelheit? Ich verstehe, es war schon immer dunkel. Ich fühle mich so erdrückt, als würde mein Körper das Doppelte wiegen. Irgendwie habe ich es mir anders vorgestellt. Ich nahm an, hier wäre alles in schöne warme Farben getaucht, man fühlt sich, als würde man schweben und vor allem wäre dieser unendliche Schmerz nicht mehr vorhanden. Wieso? Wieso verschwindet dieser Schmerz nicht einfach? Bin ich vielleicht in der Hölle? Ja, das muss die Hölle sein! Sie ist schlimmer, als ich sie mir vorgestellt habe. Sie ist so leer, still, kalt, einsam und ohne ein einzigen Funken Licht. Einsam kauere ich mich zusammen und lege mich auf diesen kalten schwarzen Boden und versuche meine Tränen zu unterdrücken. "Ich wünschte, ich könnte euch nocheinmal wieder sehen. Ich vermisse euch so sehr." In diesen Augenblick gelang es mir nicht mehr meine Tränen zu verbergen und ich ließ sie heraus. Jedoch meine Tränen brachten mir schon lange keine Erleichterung mehr, vielmehr fühlte ich mich durch jene Tränen noch viel verlorener. Ein Messer, eine Rasierklinge, eine Glasscheibe, eine Schere oder einfach nur eine Büroklammer würden meinen Schmerz jetzt sicherlich lindern. Doch wo sollte ich hier in dieser absoluten Leere je solch´ einen Gegenstand finden? Durch die Erkenntnis der völligen Hilflosigkeit fing ich noch heftiger an zu weinen und versuchte etwas zu schlafen. Als ich meine Augen schloss, roch ich etwas, etwas Vertrautes kroch meine Nase herauf. Es roch so gut. Meine Versuche herauszufinden, von wem oder woher dieser Geruch kam, schlugen fehl, auch auf die Gefahr hin, dass dieser wunderbare Geruch, der wahrscheinlich nur Einbildung meinerseits war, verschwinden könnte, öffnete ich vorsichtig meine Augen.
 

Ein grelles Grün blendete mich. Mein Blick war verschwommen, geblendet, wie ich war, konnte ich nur helle Konturen wahrnehmen. Ich ließ vorsichtig meine Hand über diesen zarten weichen grünen Boden wandern und ich fühlte eine merkwürdige Wärme meinen Körper heraufsteigen. Eine Wiese? Eine Wiese! schoss es mir durch den Kopf. Ich rieb mir meine Augen und da sah ich sie. Eine wunderschöne, sich bis hin zum Horizont ausbreitende Wiese.
 

Die Vielfalt der Blumen war unbeschreiblich, und in der Ferne standen ein paar wunderschöne Apfelbäume. Der Himmel war so blau wie das Meer und die Wolken wie Zuckerwatte. Als ich mich vor Freude drehen wollte, blieb mein Herz fast stehen, meine Pupillen erweiterten sich und mein Blick verschwamm abermals durch Tränen. "Du, du bist es oder?" Er musste es einfach sein. Diese unvergleichlichen Augen, die so tief sind, dass ich am liebsten eintauchen würde. Er lächelte und nickte nur sanft. "Wenn du hier bist, wird das hier doch der Himmel sein, oder?" Er schaute mich nur an und musterte meinen nackten, von Narben übersäten Körper. Daraufhin versuchte ich die schlimmsten Stellen mit meinen Armen abzudecken, was mir aber nicht recht gelingen wollte "Es tut mir leid, ich habe es wieder getan. Ich konnte mein Versprechen nicht halten. Nachdem du weg warst, wurde es nur schlimmer, es tut mir so leid" Nach diesen Worten nahm er mich in seine Arme, so wie er es zu Lebzeiten immer getan hatte und sagte mit sanfter Stimme: "Ist schon gut." Wir sahen uns an und er lächelte wieder so süß. So süß, dass ich weiche Knie bekam und mit ihm zu Boden fiel. "Ich bin dir nicht böse. Ich weiß, was du gerade durchmachst. Ich verstehe dein Schmerz und deine Einsamkeit. Aber mach so etwas Dummes nie wieder, hörst du? Du musst versuchen dein Leben in den Griff zu bekommen. Ich werde solange hier auf dich warten, ok?" Darauf lächelte er wieder und ich bekam nur ein kleines "ja" zustande. Ich kuschelte mich noch richtig an ihn und genoss seinen unverwechselbaren Geruch. Bis sich das Bild von ihm langsam auflöste und daraus ein noch viel grelleres Licht wurde, das mich blendete.
 

Meine Arme schmerzen und das Atmen fällt mir schwerer. Ich höre ein Geräusch, nur woher kommt es? Könnte es sein, dass jemand weint? Aber wieso? Wegen mir? Wer würde wegen mir schon weinen?
 

Meine Sicht wird klarer.
 

Wo bin ich nur? Eine Lampe? Kann es sein, dass ich...? Ein Blick zur Seite sollte mir eine Antwort geben. Ich war im Krankenhaus, lag im Bett, eingekuschelt in den Lieblings pullover von meinem verstorbenen Freund, umgeben von Blumen, die mir Freunde vorbeigebracht haben. Und an meiner Seite, da sah ich meine Mutter, die vor Freude weinte, dass ich wieder wach geworden bin. Sie trägt wieder ihre Lieblings bluse, die immer nach Äpfeln riecht. Es riecht so gut in diesem Raum, dass ich am liebsten tief Luft holen würde, aber meine Kraft reicht dafür nicht aus. Ich schloss mit einem Lächeln auf dem Gesicht meine Augen und träumte etwas weiter meinen schönen Traum.
 

An jenem Tag wurde der Traum, den ich damals hatte, zu einem Symbol, das mir den Rest meines Lebens zeigen sollte, das ich nicht alleine auf dieser Welt bin. Dass es immer Menschen geben wird, die sich um mich sorgen werden. Sicher, ich hatte oft Rückschläge und konnte meinen Körper vor weiteren Narben nicht schützen, dennoch: so übertrieben, dass ich fast daran gestorben wäre, hatte ich es nie wieder. Ich fing an mein Leben zu genießen. Lernte das zu lieben, was ich hatte und habe es am Ende geschafft mit mir und meiner Umwelt in Einklang zu leben.
 

Und darum lebe ich, um noch mehr dieser wunderschönen Träume zu genießen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2006-10-11T17:24:49+00:00 11.10.2006 19:24
Hi

eine sehr kurze Geschichte, aber sie hätte auch nicht
länger ein dürfen.
An sich ist die Idee sehr gut, gefällt mir sehr. Ich habe
eine ähnliche Geschichte darüber geschrieben, nur das sie
weit aus mehr seiten hat.

Ich fand deinen Schreibstiel etwas schwierig zum einlesen,
aber nichts desto trotz gefällt sie mir.

myn-san
Von: abgemeldet
2006-03-16T17:36:08+00:00 16.03.2006 18:36
wow
echt gut, *staun*

dein kuscheltier wars^^
Von:  LILO-LAN
2006-03-09T19:53:15+00:00 09.03.2006 20:53
Ich schreibe mal als erste nen Kommentar! *freu*
Ich find es rihtig schön wie die Person dann doch noch sein Leben in den Griff bekommt! Aber ich mag auch die Stelle wo die Person um seinen besten Freund Trauert!
Falls dir das schon passiert ist kann ich das alles nach voll ziehen, weil mein bester Freund auch Tod ist und ich ziemlich oft noch an ihn denke aber er kommt niewieder das weiß ich schon aber ich hätte ihn gern mal wieder gesehen! Sorry war jetzt vom Thema abgekommen! Ich find die Story sehr schön und hoffe das du mal wieder was schreibst!

Bye say de Lilo


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