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Die Legenden von Pernäus IX.

Geschichte eines Volkes
von

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I. Wie man Helden macht

Der Kapitän der "Hope" ließ sich in seinen Sessel fallen. Er begutachtete die Sterne, die an seinem kleinen Fenster vorbeizogen. Mit Ächzen erhob er sich wieder. Er ging zur Steuerkonsole und aktivierte die Spracherkennung. Dann sprach er:
 

"Computer: Logbucheintrag.

Wir schreiben das Jahr 3149. Seit der Katastrophe sind 26 Jahre vergangen. Es berichtet M.Lancon, Captain des Raumschiffs "Hope" von Pernäus IX., Zeitzeuge des Schreckens über
 

Die Legenden von Pernäus IX.
 

Seit dieser Zeit sind wir hier schon unterwegs. Auf dieser hoffnungslosen Mission. Viel Hoffnung hatten wir nie, aber nun ist auch der letzte Funken erloschen. Aber ich will erzählen, wie alles begann.
 

I. Logbucheintrag: Wie man Helden macht
 

Genau 26 Jahre ist es nun her, dass unsere Zivilisation erlosch. Wir hatten ein Reich geschaffen, dem es an Annehmlichkeiten nicht mangelte. Wir hatten viel entwickelt, um unser Leben einfacher und vor allem schöner zu gestalten. Die Wildnis, die unsren Planeten einst beherrschte wich in tausenden Jahren den Städten. Wenn man es genau bedenkt war der Planet am Ende eine einzige Stadt. Zu hohes Bevölkerungswachstum war der Auslöser für diese Urbanisierung gewesen. Immer höher wurden die Städte. Was wir unserem Planeten antaten wussten wir wohl - aber wir ignorierten es. So lange, bis der Planet uns zwang es zu beachten. Das war jener schicksalshafte Tag im Monat Jatus. Die Menschen gingen wie immer ihren Beschäftigungen nach. Eigentlich war es ein schöner Tag. Etwas schwül, aber ansonsten wirklich wunderbar. Aus den Parkanlagen, die das einzige Grün des Planeten darstellten, wehte ein süßer Duft. Nun, das war nicht seltsam, denn einige Geräte sprühten immer einen Duft in den Park, von dem man glaubte, dass so die Natur roch. Ich für meinen Teil zweifelte immer an Authentizität dieses Geruchs. Und ich sollte recht behalten. Wir hatten uns nie gefragt, warum unsere Ahnen eine "Neun" an den Planetennamen hängten. Wir hätten uns fragen sollen. Die öffentlichen Verkehrsmittel taten ihren Dienst. Oft hatte ich in meinen Dienstpausen darüber nachgedacht, wohin sie die Leute brachten und was die Leute dort vorhatten. Es war mal was anderes. Ruhig. So etwas ist selten beim Militär. Und es vertrieb die Zeit. Auch an jenem Tag saß ich dort und beobachtete gerade einen Interplanetaren Express, kurz IPE genannt. Eigentlich konnte man die Dinger gar nicht beobachten. Man sah nur einen weissen Streifen - und weg war er. In 45 Sekunden zur anderen Seite des Planeten. Aber dieses Exemplar konnte man beobachten. Denn es bewegte sich kein Stück. Ich wunderte mich ein wenig, aber die Verwunderung wich einem Schock, als ich aufsah: Einfach ALLES stand. Ich lief aus dem Park in die Stadt, um zu sehen was los war. Ein lautes Stimmengewirr empfing mich, als ich Richtung Kreuzung lief. Auch hier stand Alles. Einige Besitzer der liegen gebliebenen Fahrzeuge stritten miteinander, andere waren einfach ratlos. So etwas hatte es noch nie gegeben. Nach einigen ähnlichen Ereignissen ging ich nach Hause. Müde und verwirrt schlief ich in meiner Schlafkapsel ein. Es sollte vorerst das Letzte mal gewesen sein, dass ich dort schlief. Am nächsten Tag erfuhren wir, was geschehen war. Man sprach zu uns über primitive Klangverstärker, die mit mobiler Energie versorgt wurden. Es war eine schlimme Nachricht. Unsere Energiequelle, ein Quarzsand, war erschöpft. Kein Wunder, schließlich beuteten wir sie lange genug aus. Davor waren es eine schwarze Flüssigkeit und schwarze Steine, die eigentlich keine Steine sind. Wie man sie nannte wissen wir nicht mehr. Die Namen sind seit tausenden Jahren vergessen. Diese Erschöpfung kam total plötzlich. Die Bohrer des Werks waren zu tief gestoßen und hatten einen Riss im Planetenmantel verursacht. Nicht nur das Werk und große Teile des Industrieparks waren zerstört, auch unsere Energiequelle unrettbar versunken. Millionen Menschen hatten ihr Leben gelassen. Man war auf so ziemlich alles vorberietet gewesen, aber damit hatte niemand gerechnet. Wie es zu solch einem Fehler kommen konnte ist unklar. Das heißt, es wurde nicht entdeckt solange wir noch Zuhause waren. Ob mittlerweile die Ursache entdeckt worden ist, wissen wir nicht. 26 Jahre sind eine lange Zeit. Und die Vermutung, dass man glaubt wir seien tot, ist nahe liegend. Aber ich schweife ab. Als klar wurde, das wir wohl für immer ohne unsere Errungenschaften auskommen müssen, brach Panik aus. Diese endete erst Monate später. Ihr Ergebnis war, dass alles brauchbare von unseren wunderschönen Gebäuden abmontiert wurde und zu notdürftigen Hütten umfunktioniert wurde. In den alten Gebäuden konnte man nicht mehr leben. Die Notenergie, die die Gebäude erst versorgte ging schon nach wenigen Tagen zur Neige. Und ohne Energie funktionierte in unserer Welt nicht mal eine Tür. Mit dieser Erkenntnis wurden die schon genannten Hütten zusammengezimmert. Material war genug da. Schließlich konnte alles aus unserem früherem Leben verwendet werden. Und es war noch soviel Schott über, dass man eine Deponie anlegte, die von den Anwohnern als Metallberg bezeichnet wurde. Zu Anfang gab es auch Ernährungsprobleme, da unsere Erntemaschinen nicht funktionierten. Binnen Monaten starb 1/3 der Bevölkerung. Man sprach von einer Rache des Planeten. Und auch ich denke, dass man das so aufschreiben kann. Als sich die Regierung endlich eingestand, dass sie überfordert ist, verteilte man Samen, Werkzeug und Anleitungen, wie man sie gebraucht. Der graue Metallboden wurde mühsam abmontiert und der Boden aufgerissen. Man legte Äcker an. Jeder vor seinem Haus. Platz war mittlerweile genug da. Und überall begannen Pflanzen zu wachsen. Nicht nur das Gemüse auf den Feldern, sondern auch Pflanzen, ähnlich denen in den früheren Parks - nur "wilder". Sie sahen nicht so symmetrisch aus. Eher unförmig, aber trotzdem auf eine Weise schön, die ich vorher nicht kannte. Vielleicht hätten auch die Pflanzen im Park so ausgesehen, wenn man sie nicht geschnitten hätte. Aber ich bin kein Botaniker. Wie alles in unserer früheren Welt, war es, wie es war. Etwas anderes kannte man nicht, also gab es auch nichts Anderes. Wie egoistisch diese Ansicht doch war. Es war bekannt, dass es früher eine Vielzahl von Tieren gegeben haben musste. Aber da man nur die wenigen Übrigen kannte, die man in den zoologischen Gärten sehen konnte, ignorierte man den Rest. Es gab noch einige, die sich Haustiere hielten. Diese waren wegen ihrer Seltenheit sehr teuer. Nur wenige konnten sich solch einen Luxus leisten. Und unbeleseneren Bewohnern waren Tiere gänzlich unbekannt. Sie wurden gleichzeitig mit vielen Pflanzen ausgerottet. Seit man entdeckt hatte, wie man Kohlendioxid ohne Pflanzen und recht billig in Sauerstoff umwandelt, wurde auf Flora und Fauna keine Rücksicht mehr genommen. Stattdessen baute man die Luftfilter, die Sauerstoff in rauen Mengen produzierten und die Pflanzen fielen der allgemeinen Flächenerschließung im Jahre 2463 zum Opfer. Selbst in Meeren, in denen laut Büchern eine Artenvielfalt von erstaunlicher Größe gelebt haben musste, lebte nichts mehr. Ohne Meer auch schwer möglich. Denn das Meer wurde der "Gerechtigkeitshalber" entsalzen und aufgeteilt. Man transportierte die Wassermassen zu verschiedenen Reservoirs, die so verteilt waren, dass sie für alle gut erreichbar waren. Über ein System von Röhren wurde beim seltenen Fall von Regen (Man achtete sehr darauf, dass nicht allzuviel verdunstete) alles Wasser wieder zurückgeführt. Nun ohne Energie gab es nach einem Monat einen Monsumartigen Regen, der fast 1/3 der Planetenoberfläche betraf. Denn die Kühlsysteme funktionierten nicht mehr und das Wasser, dass ja nun auf kleine Mengen aufgeteilt worden war zischte nur so weg. Die schwarzen Wolken beachtete keiner. Es hatte außer ein paar gräulich-weißen noch nie welche gegeben. Und die bedeuteten Nieselregen. Also bedeuteten auch Schwarze Nieselregen. Wieder ein naiver Irrtum. Das Abpumpen funktionierte logischerweise diesmal nicht und so versanken tiefer-gelegene Stadtteile. Glücklicherweise waren sowieso alle näher zusammengerückt und auf höher-gelegene Teile gezogen und daher die meisten Teile verwaist. Unser Volk sucht soziale Kontakte und daher hatten sich die Überlebenden zu Gruppen zusammengefunden. So etwas nannte man wohl früher "Dorf". Ich selbst besuchte einige versunkene Stadtteile. Es bot einen imposanten Anblick, die Gebäude im Wasser zu sehen. Durst brauchte man keinen zu haben, nur brauchte man nun mehr Anstrengung, um ihn zu stillen. Wanderungen waren nötig um zu einem Reservoir oder einem natürlich entstandenen "Stadtsee" zu gelangen. Fließendes Wasser hatte man nicht einmal mehr beachtete, bis es fehlte. Es ist meistens so, dass man Dinge erst dann schätzen lernt, wenn sie fehlen. Nun, wir schätzten in jenen Tagen viele Dinge. Aber genug von der Vergangenheit. Ich denke der werte Leser hat nun einen Überblick über die damalige Lage bekommen. Kein Wunder, das der Ruf nach einer neuen Heimat immer lauter wurde. Er wurde erhört. Die Technik des künstlichen Wurmlochs war uns schon lange bekannt. Reichere nutzten sie um bequemer zu reisen. Nun wurde ein riesiges Tor gebaut. Der letzte Energievorrat des Planeten wurde aus seinem Tresor geholt. Genug um den gesamten Planeten für 30 Jahre zu versorgen. Doch es war allen bekannt, dass nach dieser Zeit dieselbe Energieknappheit erneut eintreffen würde. Und dann könnte man gar nichts mehr tun. Man fasste den weiseren Entschluss es lieber als Antrieb einer Entwicklung zu benutzen, die ins Weltall reisen konnte. Man nannte es Raumschiff. An Bord dieses Gefährts brachte man den Gegenpart zu dem auf der Erde installiertem Tor. Man hatte dem Schiff eine eigene Atmosphäre geschaffen. Und nicht nur das: Auch Pflanzen (In dem Fall Gemüse und Bäume) zur Versorgung mit Sauerstoff und Nahrung. Dieses Raumschiff, das denn optimistischen Namen "Hope" erhalten hatte, hatte Ausmaße wie der sichtbare Horizont. Gefertigt worden war es in einer eigens dafür gebauten Werft. Schon vor Jahrzehnten. Erst seit relativ kurzer Zeit interessierte sich unser Volk für das All. Ein Thema um das wir uns nie Gedanken gemacht hatten. Der Weltraum war uninteressant. Was wir brauchten hatten wir. Als man jedoch auf Aufzeichnungen stieß, scheinbar von unseren Vorfahren, die beschrieben, welch wunderbarer Ort das All sei, änderte sich die Meinung. Vor allem Aufzeichnungen über Planeten mit Rohstoffen interessierten. Man könnte sie nutzen um die Industrie umzusiedeln. Man forschte und entwickelte Techniken, die das Leben im All ermöglichten. In rasender Zeit lernte man die Gefahren des Alls zu beherrschen. Als man glaubte soweit zu sein, baute man dieses Schiff. 480 Personen waren als Besatzung von Nöten. Wer mitreiste wurde per Los entschieden. Nun, wie soll ich sagen? Ich hatte noch nie sonderlich viel Glück... Aber das grenzte an Pech. Ich hatte nie von Zuhause weg gewollt. Nicht mal, als die Annehmlichkeiten verschwanden. Aber ein "Nein" hätte mich als Verräter klassifiziert. So oder so: Ich musste. Als ich an Bord ging und diese unendlich langen Gänge sah wurde mir schlecht. Ich hatte schon im Gefühl, dass ich Jahre lang nichts anderes sehen würde. Die Ansprache die von den Politikern folgte, machte aus uns Helden. Auch wenn wir uns als Verlierer fühlten. Was nutzt einem der Ruhm wenn man tot ist? Nun, wir wurden zu Helden gemacht. Ob wir wollten oder nicht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  DanteMaxwell
2005-11-30T19:55:31+00:00 30.11.2005 20:55
Ui, ganz schön viel zu lesen^^. Gefällt mir aber gut....musst du unbedingt weiterschreiben.......hach...ist ech cool^^


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