Das Ende vom Lied?
Es war Mittag, als Gackt aus seinem Auto ausstieg und zur Tür von Manas Wohnung
ging. Er seufzte laut vor sich hin und verfluchte diesen Tag, genauso wie er
seit 3 Monaten jeden Tag, den er bei Mana verbrachte, verfluchte.
Seit dem Vorfall in Jukas Wohnung hatte sich einiges geändert... eigentlich hatte
sich alles verändert. Mana hatte sich die ersten Wochen total zurück gezogen
und sprach höchstens mit Közi. Sie mussten ihn sogar ins Krankenhaus bringen,
da er keine Nahrung mehr i sich behalten konnte. Gackt hatte es schliesslich
eingesehen, das er Mana nur noch mehr verletzte, wenn er da war und war wieder
in seine Wohnung gezogen. Danach wurde alles wieder etwas stabiler um Mana rum.
Közi kümmerte sich um ihn und Mana wurde langsam wieder zutraulicher. In der
ersten Zeit hatte Gackt gar keinen Kontakt zu ihm, dann rief Mana ab und zu an,
dann immer öfters. Die Telefonate waren eintönig und von längeren schweige
Momenten begleitet. Mana sprach nicht über sich, fragte immer nur was Gackt
getan hatte. Közi hatte Mana dann schliesslich so weit, dass er mit Gackt in
einem Zimmer allein gelassen werden konnte. Közi hatte Gackt alles erzählt was
Mana ihm anvertraut hatte.
Was wirklich in Jukas Wohnung passiert war, war das Juka zwar versucht hatte
Mana zu vergewaltigen, es dann jedoch gelassen hatte und Mana dazu zwang ihm
ein zu blasen. Mana schämte sich, er hatte Angst Gackt würde das anekeln und
er würde ihn verlassen, das machte ihm letztendlich mehr zu schaffen, als die
Vergewaltigung selbst.
Gackt schüttelte den Kopf. Wieso konnte Mana das ganze nicht einfach vergessen?
Sie waren fast schon wieder zur Normalität zurück gekehrt, Gackt hatte
regelmässig bei Mana übernachtet, sie waren ausgegangen, hatten gemeinsam in
einem Bett geschlafen und sich sogar wieder geküsst, doch sie waren zu
Voreilig. Mana hatte scheinbar gespürt, dass Gackt ihn wollte und hatte sogar
die Initiative ergriffen, doch als Gackt anfing ihn auszuziehen fing Mana an zu
weinen und erst als Közi kam beruhigte sich Mana wieder.
Ein kleiner Riss in ihrer Beziehung, den Juka verursacht hatte, hatte sich zu
einer grossen, unüberwindbaren Kluft aufgetan.
Gackt wollte grade Klopfen als die Tür geöffnet wurde und Mana ihn schüchtern
anlächelte.
Gackt lächelte zurück und hielt ihm einen Blumenstrauss entgegen. "Als ich den
sah, konnte ich nicht wieder stehen." Mana schenkte ihm ein liebevolles
lächeln. " Die sind schön... Danke. " Mana ging zu ihm und umarmte ihn zögerlich.
Gackt wartete einen Moment, bevor er einen Arm um Mana legte. Er konnte den
schnellen Herzschlag seines Kois spüren und küsste ihn sanft auf die Stirn.
" Stell sie lieber schnell ins Wasser, sie lassen schon die Köpfe hängen. "
Mana nickte zwar, blieb aber trotzdem noch ein paar Minuten so stehen und Gackt
strich ihm sanft über den Rücken, als wollte er sagen " Ich möchte dich bei mir
haben".
Nachdem sie sich schweren Herzens doch voneinander lösten ging Mana in die
Küche und Gackt setzte sich ins Wohnzimmer. Es sah aus wie in einer
Schneiderei. Überall lag Stoff, Faden und Spitze. Zettel mit Entwürfen und
Schnittmuster stapelten sich und inmitten dieses Jungels stand feinsäuberlich
ein kleiner Tisch mit einer Nähmaschine drauf.
"Nähst du was für mich?" fragte Gackt frech, als Mana das Zimmer betrat. " Wenn
du dich in ein Ballettkleidchen zwängen willst gern." Erst jetzt entdeckte
Gackt das rosa farbende Etwas an der Wand. Er schielte zu Mana rüber und sah
ihn misstrauisch an "Verheimlichst du mir etwas? " Als er es ausgesprochen
hatte bemerkte er was er da gesagt hatte. Unter normalen umständen wäre es okey
gewesen aber... "Guck nicht so. " Mana setzte sich auf seinen schoss und lehnte
sich an ihn. " Das ist für meine Nichte, sie hat doch bald Geburtstag. " Gackt
legte beide Arme um Manas Hüfte. "Du bist dünn geworden... isst du ordentlich?"
Mana nickte nur und gab Gackt dadurch zu verstehen, dass er nicht darüber Reden
wollte. " Heute Abend läuft ein Film im Kino an, wollen wir den gucken? " Gackt
seufzte innerlich. Er wusste was Mana bewirken wollte, aber beide wussten, das
es in einem Desaster enden würde. " Sorry. Ich hab Kami versprochen mit ihm
Trinken zu gehen. Ein anderes mal vielleicht." Gackt hatte Mana angelogen und
er schämte sich dafür. Mana gab sich all diese Mühe diese Beziehung zu retten
und Gackt wies jeden versuch zurück. Er wollte einfach nicht mehr. Er wusste
nicht, ob er Mana überhaupt noch liebte, geschweige denn warum er sich so
abquälte. Er hatte Mitleid mit Mana, deswegen verliess er ihn nicht. Genau...
Mitleid, das war alles. Gackt schubste Mana etwas unsanft von seinem Schoss und
stand auf. "Ich hab noch zu tun... " Er verliess die Wohnung ohne Tschüss zu
sagen und lies Mana allein zurück. Dieser kauerte sich auf dem Sofa zusammen
und fing an zu weinen. Hatte er etwas falsch gemacht? Er hatte getan was Közi
ihm geraten hatte, war sogar weiter gegangen als vielleicht gut für ihn war.
Wieso wies Gackt ihn immer zurück? War es ihm vielleicht doch nicht so egal wie
er immer wieder betont hatte? Mana war verzweifelt. Seine kleine Welt die er
sich grade wieder mühsam aufgebaut hatte, war mit einem mal zerbrochen und Mana
fühlte sich, als läge er in diesem Scherbenhaufen.