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If I had never known you... and you had never told me the truth...

...wäre dann alles vorbei gewesen??
von

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Ein neues Mitglied

Guten Abend allerseits,

nun brauchte es doch wieder ein Jahr. Na ja, wer konnte das schon ahnen!? *lach*

Dafür erstaunt es mich immer wieder, wie sehr sich die Geschichte doch seitenmäßig bei der Überarbeitung in die Länge zieht! Für euch ist es definitiv ein Vorteil.... Ihr bekommt so nämlich eine ordentliche Dialogführung. *lach*

Nun ja, aber was rede ich..... Fall ab!
 

Chapter 10: Ein neues Mitglied
 

„Und deine Eltern sind wirklich damit einverstanden, dass du mit nach Tôkyô kommst?“ Kyoko nickte bestimmt.

„Ja, sie meinten, dass es sogar besser sei. Immerhin bin ich dann bei Freunden untergebracht und muss nicht ganz alleine wohnen. Find ich selbst auch! Zuhause ist es immer total öde und doof!“ Breit lächelnd guckte das kleine Mädchen wieder vergnügt aus dem Autofenster.

„Na dann...“ Ran wunderte es zwar immer noch, dass die Eltern ihre Tochter einfach so an Fremde übergaben, aber vermutlich war es wirklich besser so. Und immerhin hatte Kyoko ja über das Telefon erzählt, dass sie bei dem Privatdetektiv Môri Kogoro leben würde – das war wohl Beruhigung genug.

Kogorô, seine Tochter, Conan und Kyoko befanden sich derweile nämlich schon auf der Autobahn, hatten Ôsaka längst hinter sich gelassen und die halbe Strecke nach Tôkyô bereits geschafft.

Damit begann also sozusagen ihr neues Leben.

Nachdenklich starrte Kyoko auf einen leeren Punkt zwischen den vorbeiziehenden Autos und Landschaften. Gestern war ihr noch alles so aussichtslos vorgekommen. Gestern, als Conan, nein Kudô Shinichi, ihre wahre Identität aufgedeckt hat – dass sie nicht Kyoko, sondern Fuyuta Akiko war. Sie konnte sich noch ganz genau daran erinnern, was er danach gesagt hat, als sie unter Tränen zusammengebrochen war:

„Keine Sorge, ich werde dir helfen! Ich lasse dich nicht allein. Es wird besser sein, wenn du mit uns nach Tôkyô kommst. Dann kannst du auch gleich Haibara sprechen. Und Heiji-“

„Shinichi, sag Heiji nichts! Bitte, ich möchte nicht, dass er davon erfährt! Sag ihm nichts!“

Genau dabei war es auch geblieben. Heiji und Kazuha haben die vier heute früh verabschiedet, ohne etwas von ihrer kleinen Schrumpfaktion zu wissen.

Kyoko hatte es Heiji an den Augen ablesen können, dass dieser immer noch sehr aufgebracht war, und ihr Verschwinden keineswegs als abgehakt sah. Da konnte er noch so sehr versuchen, es zu vertuschen – … Sie hätte ihm am liebsten einfach nur die Wahrheit gesagt. So, wie viele andere Dinge auch, die noch unausgesprochen waren...

„Hey, alles in Ordnung?“ Erschrocken wandte Kyoko ihren Kopf nach links. Conan sah sie besorgt an, und hatte sie vermutlich schon die ganze Zeit beobachtet.

„J-Ja klar... Bin nur ein bisschen müde!“, antwortete sie schnell und schenkte ihm ein gequältes Lächeln.

„Hast du in der Nacht überhaupt ein Auge zugetan?“

Den Kopf schüttelnd, ließ sie ihren Blick wieder hinausschweifen.

„Nein, nicht mal eine Minute. Ich war hellwach.“

Die letzte Nacht war wirklich schrecklich gewesen. All diese Gedanken in ihrem Kopf hatten ihr jeglichen Schlaf verwehrt. Warum hatte der Mensch nicht sowas wie einen Knopf zum Ausschalten? Puff! Und alle Gedanken und Probleme wären aus dem Gedächtnis verbannt! Zumindest über Nacht.

Gähnend rutschte Kyoko etwas mehr in ihrem Sitz, lehnte ihren Kopf an Conans Schulter.

„H-Hey... was wird das denn jetzt?“, war dieser etwas errötet. Klar, für ihn war sie ja nun nicht nur das kleine Mädchen Kyoko, und so fand er es schon etwas verfänglich, dass sie solche Aktionen genau vor Rans Augen tätigte.

Doch Kyoko war schon nicht mehr ansprechbar. Sie hatte zwar nur die Augen für eine kurze Weile schließen wollen, aber ihr Körper nutzte diese Chance sofort aus und schickte sie ins Land der Träume.

„Ihr versteht euch wohl ziemlich gut!“, hatte sich Ran zu den beiden umgedreht und lächelte.

„B-Blödsinn, wir-“ Conan wollte erst protestieren, verschluckte sich aber fast, als er merkte, dass Kyoko von seiner Schulter auf seinen Schoß rutschte, friedlich und ruhig weiterschlafend.

Kichernd, setzte sich Ran wieder richtig auf den Vordersitz hin.

„Es ist gut, wenn sie schon einen Freund hat! Dann wird ihr das Eingewöhnen an die neue Umgebung auch leichter fallen!“

Leicht seufzend beschloss Conan die Situation einfach hinzunehmen wie sie war und guckte hinunter zu Kyoko, die immer noch keine Anstalten machte, aufzuwachen. Nun gut... verdient hatte sie sich den Schlaf ja auch.

Die letzten Ereignisse kamen alle mehr als nur plötzlich und waren wohl eindeutig zu viel für sie gewesen.

In diesem Moment schoss ihm allerdings ein anderer Gedanke durch den Kopf:

Nun waren sie schon zu dritt. Sie, Haibara und er. Alle drei das gleiche Schicksal. Conan verstand nicht, warum dieses Gift, das APTX-4869, solch eine Fehlwirkung hatte. Sicher, einmal konnte es passieren, zweimal war schon seltsam, aber nun ein drittes Mal? Nein, da konnte etwas nicht stimmen! War es von der Organisation vielleicht docht gewollt, dass sie schrumpfen, weil so keine lästigen Morde anfallen würden und sie trotzdem nicht mit der Wahrheit rausrücken konnten? Dass es zwei Varianten von dem Apoptoxin gab? Einmal die, welche wirklich tötete, und dann die andere, welche sie zu sich genommen hatten?

Sich am Hinterkopf kratzend, biss Conan die Zähne zusammen.

Nein, das war Schwachsinn. Wenn dies Absicht gewesen wäre, dann hätten sie es Haibara damals doch gesagt, dass sie an zwei Toxinen forschen soll. Immerhin war sie diejenige, die für die Entwicklung des Giftes als hauptverantwortlich galt.

Und wenn diese Kerle es genau wüssten, dass die Wirkung gleich Schrumpfen war... warum hatten sie ihn jedes Mal entkommen lassen, wenn er ihnen zufällig über den Weg lief? Inzwischen war auch Edogawa Conan kein unbeschriebenes Blatt mehr und hatte des öfteren einen Auftritt in der Zeitung oder im Fernsehen.

Nein, das ergab alles keinen Sinn.

Spekulationen schieben brachte eh nichts.

Von einem plötzlichen Gähnen übermannt, nahm er die Brille ab und rieb sich über die Augen. Bravo, hatte Kyoko ihn jetzt schon mit ihrer Schläfrigkeit angesteckt?

Na ja, warum auch nicht... immerhin hatten sie noch einen langen Fahrtweg vor sich, da würde ein Nickerchen nicht schaden.
 

„Sag mal Ran, wie hast du das mit ihr vorgestellt?“, warf Kogorô einen kurzen Blick in den Innenspiegel, und dann wieder auf die Straße.

Ran sah ebenso zu den beiden Schlafenden auf der Rückbank und guckte dann leicht kleinlaut drein.

„Na ja... Ich dachte, dass sie so lange bei uns bleibt, bis ihre Eltern wiederkommen und sie abholen. Alleine lassen können wir sie ja nicht!“ Grummelnd wechselte ihr Vater die Spur und hatte einen seiner entnervten Gesichtsausdrücke aufgesetzt.

„Deinen Helferdrang in allen Ehren, aber darf ich dich dran erinnern, dass wir schon eine kleine Nervensäge durchfüttern müssen? Und? Haben sich die Eltern jemals wieder gemeldet?“

„Na ja...“ Stimmt, eigentlich hatte er recht. Auch wenn sich der Professor als Freund von Conans Eltern ausgab... dennoch hatten sie nie wieder etwas von diesen gehört! Für Ran war Conan inzwischen schon ein handfestes Familienmitglied und deswegen hatte sie nicht mehr darüber nachgedacht, dass er eigentlich bei seinen richtigen Eltern zu leben hatte.

„Wir können die Knirpse schlecht auf ewig behalten.“

Augenblicklich wurde sie wieder aus ihren Gedankengängen gerissen.

„W-Was willst du denn damit sagen?!“

„Mausebein, das ist sowohl finanziell als auch rechtlich nicht drin. Deine Mutter würde an die Decke springen, dass wir nun schon ein zweites Kind bei uns-“

„Dann musst du eben weniger Bier trinken und rauchen!!“, unterbrach Ran ihn kurzerhand. Warum sollten sie die beiden nicht behalten können? „Was spricht denn dagegen?“

„Einiges“ In eine Ausfahrt einfahrend, fuhr er schließlich fort, „und du weißt genauso gut wie ich, dass wir eine ganze Menge Ärger bekommen können, wenn etwas an die falsche Hand gerät.“

„Und was hast du nun vor?“ In gewisserweise ahnte sie es schon. Was blieb einem denn auch groß an Möglichkeiten übrig?

„Wenn sich die Familien der beiden nicht bald melden, dann werden wir sie wohl in ein Heim bringen müssen. Bei Conan können wir sicher noch einmal mit dem Professor reden, aber was diese Kyoko anbelangt.... wir haben keinen Ansprechpartner, keine Bezugsperson nichts...“

„Aber, sie sind Kinder! Das kannst du ihnen doch nicht antun!“, wurde Ran um einiges lauter, „Conan hat sich schon so an uns gewöhnt! Und Kyoko ist uns gegenüber auch sehr offen!!“

„Genau deswegen. Je länger wir warten, desto schlimmer wird es auch für die beiden, denkst du nicht?“ Einen Moment schweigend, seufzte Kogorô leicht, „Ich gebe den Eltern noch einen Monat, sollten sie bis dahin noch immer jeglichen Kontakt meiden, werde ich die nötigen Schritte einleiten.“

Den Kopf senkend, starrte Ran verloren auf ihre Hände. Das war doch nicht fair... Aber wirklich etwas entgegensetzen konnte sie auch nicht. Letzten Endes hatte ihr Vater doch recht... Auf ewig konnten sie die beiden nicht behalten. Rechtlich verstießen sie eh schon gegen alle Paragraphen...

Trotzdem... Conan und Kyoko zu verlieren, obwohl sie letztere noch gar nicht so gut kannte, fügte ihrem Herz jetzt schon einen stechenden Schmerz zu. Ganz gleich ob sie die beiden nun gegenüber ihren Eltern oder einem Heim verabschieden müsste – sie würden aus ihrem Leben verschwinden.

Ran musste an Shinichi denken... Auch bei ihm war sie nicht gefragt worden. Auch hier hatte sie den Abschied einfach akzeptieren müssen und dabei einen Menschen auf gewisse Art und Weise verloren. Sicher, sie telefonierten ab und an, aber die Zeit, in der sie nichts von ihm hörte, war die schlimmste. Ging es ihm gut? War er gerade wieder Verbrechern auf der Spur? Hatte er sich verletzt? All diese Fragen, die sie Tag um Tag quälten, und dennoch versuchte Ran so gut es ging den Kopf oben zu behalten, denn schließlich hoffte sie auf den Tag, an dem sie Shinichi wiedersehen würde.

Genau aus diesem Grund würde sie auch in Conans und Kyokos Fall aufrecht bleiben. Bis der Abschied kam, war es noch eine ganze Weile hin und es konnte noch viel passieren.

Nur nicht den Mut verlieren!
 

„Hey ihr Schlafmützen! Wacht auf, wir sind da!“ Immer und immer wieder drangen Conan die Worte ans Ohr. Erst hatte er sich weigern wollen, aber nachdem er nun auch noch an den Schultern gerüttelt wurde, war es eh mit dem Schlaf vorbei.

Sich streckend, bemerkte er, dass nun auch das Gewicht auf seinem Schoß nachgelassen hatte. Kyoko war ebenso aus ihrem Schlaf aufgewacht und gähnte noch einmal herzhaft.

„Ich glaub, der Schlaf tat mir ganz gut! War zwar zu Beginn etwas unbequem, aber es ist zu ertragen. Iss mal mehr, deine Schulter ist viel zu knöcherig!“, quasselte das Mädchen augenblicklich drauf los und schnallte sich wieder ab.

Conan konnte ihr für einen Moment nur hinterherstarren, wie sie ausstieg und die Tür zufliegen ließ.

Da hatte er sich ja was angelacht. 'Vermutlich wären wohl selbst zehn Tage mit Hattori entspannender!'

Ebenso aus dem Auto ausgestiegen, schnappte er sich seinen kleinen Koffer und ging Kogorô und den anderen folgend die Stufen zur Wohnung hoch, die eine Etage über der Detektei lag.

„So, da wären wir!“, lächelte Ran der kleinen Kyoko entgegen, „Am besten zeige ich dir erst einmal alles, damit du dich zurechtfindest! Dein Gepäck kannst du hier im Flur abstellen!“

Totenstille.

Verdutzt warf Ran einen Blick um sich, guckte zu Kyoko und blickte diese dann fragend an: „Wo sind denn deine Taschen?“

Kyoko schluckte kräftig.

„D-Das... Gepäck.... eh... Nun ja...“ Außer ein Stottern brachte sie nichts Brauchbares zustande. Sie war noch nie Meisterin im Ausredenerfinden gewesen!

„Das hat sie in Ôsaka vergessen! Vermutlich steht es immer noch auf dem Parkplatz!“, sagte Conan wie selbstverständlich und trug dabei in aller Ruhe seinen Koffer ins Schlafzimmer.

„R-Richtig!“, stimmte Kyoko nun halblachend hinzu. Glück gehabt!

Ran seufzte.

„Dann werden wir wohl als erstes neue Sachen für dich kaufen müssen, was?“

Kogorô wandte sich grummelnd zu den beiden Mädchen um.

„Prima, kaum hier und schon einen Griff in den Geldbeutel!“ Gerade wollte er sich an den Tisch im Wohnzimmerbereich setzen, um sich eine wohlverdiente Zigarette zu gönnen, fuhr ihm Kyoko schon über den Mund.

„Sie können mich auch gerne auf die Straße setzen! Allerdings würde ich dann zur Polizei gehen und der erzählen, dass der große Môri Kogorô ein armes kleines Mädchen einfach rausgeschmissen hat! Und dann gehe ich zu Nichiuri-TV und erzähle denen, was Sie doch für ein widerlicher Fiesling sind!“

Kogorô zuckte zusammen. Das konnte doch nicht sein... Dieses... kleine...

„Wo hast du nur diese vorlaute Klappe her!! Du bist ja fast geschnauso schlimm, wie diese Minami! Tss!“ Sich nun endlich seine Zigarette ansteckend, zog er erst einmal dran und atmete tief durch.

Anscheinend bemerkte er gar nicht, in was für ein Fettnäpfchen er getreten ist. Conan konnte jedoch so wohl an Rans als auch an Kyokos Miene sehen, dass das eindeutig ein Schuss ins Schwarze war.

„Ich bin mal kurz auf Klo! Das ist da drüben, nicht?“ Ran nickte leicht, doch da war Kyoko auch schon wohlweislich verschwunden.

Etwas verwundert über diese plötzliche Ansage blickte Rans Vater auf.

War sie jetzt irgendwie gekränkt? Über einen Vergleich zu einer Person, die sie nicht mal kannte? Seltsames Kind!

Conan setzte sich ruhig wartend an den Tisch. Ran hatte sich derweile in ihr Zimmer begeben, um ihre Sachen auszupacken und Kogorô las inzwischen schon wieder ganz alltäglich seine Zeitung.

Als allerdings nach zehn Minuten immer noch kein Lebenszeichen von Kyoko zu sehen oder zu hören war, stand der Kleine auf, verließ das Wohnzimmer, schob dessen Tür vorsichtig zu, und ging zur Toilette. Einmal leicht anklopfend, wartete er auf eine Reaktion, doch es kam keine.

„Kyoko, ist alles in Ordnung mit dir?“

„Ja, verdammt noch mal, alles bestens!“, kam es von drinnen. Ihre aufgebrachte Stimme ließ allerdings alles andere als 'alles bestens' vermuten.

Dabei gab sich Kyoko die größte Mühe normal zu klingen. Sie saß an der Tür angelehnt und hatte ihre Knie dicht an sich gezogen. Ständig dieselbe Frage. Immer wieder Ist alles in Ordnung. Sie konnte es nicht mehr hören! „Es läuft doch alles prima! Ich weiß nicht, was du willst!“

Conan seufzte. Das war zu erwarten gewesen! Mit ihrem Temperament war es schwierig in solchen Situationen richtig umzugehen. „Erst streite ich mich mit Heiji, dann werde ich geschrumpft und nun bin ich hier und mir geht’s so gut wie nie! Was will ich denn mehr?“ Die letzten Worte gingen in einem leichten Schluchzer unter, gefolgt von einem weiteren.

„Weinst du?“ Kyoko brauchte eine Weile, bis sie antworten konnte.

„Ist das so deutlich rauszuhören?“, wischte sie sich über die Augen, „dabei wollte ich mal Schauspielerin werden!“

„Schauspieler spielen nur Rollen, die für sie geschrieben wurden. Sie spielen ihr Leben nicht in einer fiktiven Welt, sondern in der Realistät.“

„Soll das eine Lektion gegen Begriffsstutzigkeit werden?“

Erneut seufzend, lehnte sich Conan nun mit dem Rücken an die Tür.

„Nein, Akiko... hör mir bitte zu. Es bringt uns beiden nur recht wenig, wenn du die ganze Zeit versuchst alles runterzuschlucken und dich von deiner fröhlichsten Seite zeigst.“

„Hört, hört! Du musst es ja wissen, Herr Meisterdetektiv des Ostens“, konnte sie ihren Sarkasmus nicht verstecken, „Aber du weißt ja immer alles, nicht? Du bist ja der absolute Könner unter uns allen! Bewahrst in jeder Situation einen kühlen Kopf, hast immer die rettende Idee, weißt dir zu helfen! Beneidens-“

„Jetzt hör schon auf, denselben Quatsch wie Hattori zu reden!!“, schnitt er ihr scharf das Wort ab.

Ihren Kopf auf die Knie bettend, hielt sie fest die Augen geschlossen, um weiteren Tränen das Hinunterkullern zu verhindern.

„Unfair“, kam es leise über Kyokos Lippen, „Das ist doch einfach nur... unfair.“

„Das ganze Leben ist nicht fair“, erwiderte Conan, „und dennoch ist es lebenswert. Selbst wenn man nur einen Grund hat, am Leben zu bleiben. Und... wenigstens wirst du doch haben, weshalb du nach vorne blicken solltest oder?“

Das Mädchen horchte auf. Einen Grund... warum sie überleben sollte? Überleben wollte?

Gab es denn solch einen?

Sie überlegte weiter, musste gar nicht allzu lange nachdenken, da ihr Herz schon die Antwort gab.

Ja, es gab einen Grund, warum sie Leben wollte. Warum sie musste...

Kyoko stand auf und wischte sich erneut die Tränen aus den Augenwinkeln. Noch einmal tief durchatmend schloss sie die Tür auf.

Conan stieß sich von dem Türholz ab und stand mit Händen in den Hosentaschen vor ihr, als sie wieder aus der Toilette kam.

„Du... hast ja recht“, gab sie kleinlaut vor sich und straffte die Schultern, blickte ihm nun geradewegs in die Augen, „Von jetzt an wird nicht mehr rumgeheult, sondern nach vorne gesehen.“ Conan nickte einfach nur mit einem kleinen Lächeln verbunden.

So schnell würde sie wohl nicht mehr aufgeben.
 

Der nächste Tag versprach für Kyoko das Stadtleben pur. Zusammen mit Ran schlenderte sie die Einkaufsstraße entlang, auf der Suche nach neuen Klamotten. Immerhin war das einzige, was sie besaß, die Kleidung, welche sie an ihrem Körper trug.

Ran hatte ihr zwar noch die ein oder anderen Sachen aus ihrer Kindheit geben können, aber beide fanden eindeutig, dass diese nicht zu Kyoko passten und auch ein wenig... altmodisch wirkten.

Nach dem kleinen Einkaufsbummel ging es wieder nach Hause, Kyoko jedoch nutzte die Chance und stahl sich an einer dichtbedrängten Kreuzung heimlich davon. Sie würde sich abends noch bei Ran entschuldigen, dass sie einfach weggelaufen ist, aber nun...

Ihre Füße trugen sie zu dem Anwesen der Kudôs. Das letzte Mal, als sie hier in Tôkyô gewesen war, hatte sie es ja nicht geschafft, sich Zutritt zu verschaffen. Da waren viel zu viele andere Dinge dazwischen gekommen.

Ein wenig überrascht starrte sie das riesige Haus an. Wenn man so klein war, wirkte es doch ganz schön angsteinflößend!

Sich einmal nach links oder rechts umsehend, hoppste sie hoch, hielt sich am Gitter des Eingangstores fest und schaffte es unter Mühe, Anstrengung und Hangeln, den Sprung zur Mauer, wo sie sich dann ganz einfach in den Vorgarten fallen lassen konnte.

Leise schlich sich Kyoko zum Eingang. Nun war nur noch die Frage, wie sie hinein kam.

Kyoko suchte in ihren Hosentaschen nach irgendeinem spitzen Gegenstand, eine Nadel oder etwas Ähnliches, doch wurde leider nicht fündig. Nun gut, selbst wenn sie so etwas dabei gehabt hätte, wäre der Erfolg auf ein geknacktes Schloss äußerst gering gewesen. Zwar hatte sie dies oft im Fernsehen gesehen, aber selbst war sie eine absolute Niete!

Seufzend lehnte sie sich gegen die Hausstür, wollte sich gerade für diese Dummheit verfluchen, als das schwere Holz nachgab und sie in die Eingangshalle hineinpurzelte.

Verdattert stand sie nun mitten im Hause der Kudôs, blickte verwirrt zur Tür und wieder zurück, beschloss dann aber erstmal jene zu schließen.

War etwa noch jemand anderes hier? Ein Einbrecher!?

Warum sollte sonst die Tür offen stehen?

Hm... aber sowohl am Eingangstor, als auch an der Tür waren keine Spuren von einem gewaltsamen Öffnen zu sehen. Und auch hatten sich außer ihre eigenen keine Fußspuren im weichen Gras befunden.

Schwer schluckend, legte sie einmal die Hände aneinander und atmete tief durch. Okay, das durfte sie jetzt nicht aufhalten! Wer weiß, wann sie wieder die Chance bekam, hierherzukommen? Sie musste nur ein bisschen vorsichtiger sein! Alles kein Problem!

Kyoko ging langsamen Schrittes durch die Eingangshalle, wusste noch nicht so recht, wo sie anfangen sollte, aber vermutlich wäre es das beste, einfach jeden Raum nach und nach abzugrasen.

Ihre Neugier führte sie zunächst in die große Bibliothek von Shinichis Vater.

„Wow...“ Bei dem Anblick der vielen Bücher und Nachschlagewerke konnte einem ja glatt schwindelig werden! Ja, eindeutig das Revier eines Schriftstellers!

Interessiert durchflog das Mädchen die untersten Regalreihen. Hier würde sich auch ein Antiquitätenhändler wohl fühlen! So viele Schätze von unsagbaren Wert hatte sie noch nie gesehen.

Okay, genug geschwärmt! Sie sollte wieder zu den wirklich wichtigen Dingen kommen! Leicht den Kopf schüttelnd, betrachtete Kyoko die Bibliothek wieder mit den Augen eines Detektivs:

In regelmäßigen Abständen fehlte immer mal wieder ein Buch, und auch sonst waren die Regale ohne Ausnahme staubfrei. Wenn Shinichis Eltern jedoch im Ausland waren... wie war das dann möglich? Der Sohn der Kudôs würde selbst wohl kaum des nachts heimlich hierherkommen und sich ein paar Bücher mitnehmen? Und den ganzen Staub, der in all der Zeit angefallen war, konnte er auch nie und nimmer in seiner Kindsform beseitigen!

Nun gut, vielleicht erwies sich Ran allerdings als gute Fee, und putzte hier regelmäßig. Zwar fand das Kyoko schon etwas übertrieben, aber jedem das seine.

Nur die Sache mit den fehlenden Bücher... Keines dieser hatte sie gestern oder heute bei den Môris gesehen... daran hätte sie sich bestimmt erinnert!

Den Kopf zum Eingang der Bibliothek wendend, inspizierte Kyoko den Raum noch einmal genau. Nein, hier musste regelmäßiger Ein- und Ausgang stattfinden, alles andere war ausgeschlossen! Aber wer...?

Plötzlich erklangen von draußen Schritte. Durch die Ausmaße des Hauses, konnte man den Schall bis in die Bibliothek vernehmen.

'Verdammt!' Kyoko blickte panisch um sich, in der Hoffnung irgendwo ein Versteck zu finden. Wenn dieser Jemand sie entdeckte, war sie mausetot! Als Kind konnte sie nun mal nichts gegen einen großen Mann ausrichten!

Die Schritte kamen näher und wurden lauter, doch hatte Kyoko zum Glück den Schreibtisch ins Visier genommen, zu dem sie nun hinhechtete und sich unter diesem zusammenkauerte. Das war nicht das beste Versteck, aber wenn sie ruhig war, hatte sei vielleicht eine Chance.

Auf einmal verhallten die Schritte und Kyoko wusste, dass dieser jemand nun direkt neben ihr stand. Die Augen zusammenkneifend hielt sie den Atem an und stellte sich so tot wie möglich.

„Wen haben wir denn da?“, kam es von einer männlichen tiefen Stimme und bevor sich die Kleine versah, wurde sie am Kragen auch schon hervorgehoben.

Herumzappelnd versuchte sie sich irgendwie aus dem Griff zu befreien, hatte die Augen immer noch geschlossen und hoffte, irgendwie mit ihren Luftschlägen Erfolg zu haben.

„Lass mich los!! Loslassen habe ich gesagt!! Lass mich los!“ Wie der Zufall es so wollte, landete ihre rechte Faust doch irgendwie an die Schläfe des Mannes, der sie mit einem Schmerzenslaut fallen ließ. Unsanft landete Kyoko auf ihrem Hosenboden, nahm nun erstmals den Übeltäter wahr, der ihr gegenüber stand.

Ein älterer, halbglatziger Mann mit einer gewissen Fülle um der Bauchgegend rieb sich seine stechende Schläfe. Er trug einen Kittel, hatte einen Schnurrbart und eine Brille auf seiner Knollnase zu sitzen.

„Aua... weißt du nicht, dass du in einem fremden Anwesen nichts verloren hast?“, blickte er sie tadelnd an, jedoch verrieten seine zusammengezogenen Augenbrauen, dass er noch sehr unter dem Schlag litt.

„Das könnte ich dir genauso sagen, Ojii-san!“, entgegnete Kyoko provozierend und hatte sich auch schon wieder aufgerappelt.

„Na sag mal! Ich bin kein Opa!! Ich bin Agasa Hiroshi, Professor und Erfinder und erst stolze dreiundfünfzig Jahre alt!“, empörte er sich über die Frechheit dieses kleinen Mädchens.

„Und was machst du hier, Professor?“

„Ich stelle nur Nachfor...“ Abbrechend schüttelte er den Kopf. Jetzt wäre er doch beinahe darauf reingefallen! „Dich nehme ich am besten erstmal mit! Dann benachrichtigen wir deine Eltern und erklären ihnen, dass ihre Tochter gerade Hausfriedensbruch begangen hat!“ Schon hatte er sie wieder am Kragen hochgehoben, hielt sie allerdings etwas weiter von sich ab, um nicht schon wieder einen Schlag zu kassieren.

„Und ich kann mich nicht daran erinnern, dass die Versicherung für Diebstahl aufkommt, wenn die Türen nicht abgeschlossen waren!“, grummelte Kyoko, fügte aber gleich ein „Au!“ hinzu, als sie eine Kopfnuss vom Professor bekam.

„Du bist ganz schön frecht für dein Alter! Keinen Respekt vor Erwachsenen oder älteren Menschen und schon gar nicht vor dem Gesetz!“

„Jetzt haben Sie's selbst gesagt, dass Sie alt sind! Ojii-san!!“, stichelte Kyoko weiter. Wenn sie hier nun schon entführt würde, dann würde sie ihn zumindest solange nerven, bis er vielleicht doch Einsehen hatte.

„Wie heißt du?“, versuchte Agasa die Fassung zu bewahren und fragte mit einer übertriebenen Freundlichkeit und einem ebenso übertriebenen Lächeln seine Gefangene.

„Ich gebe nur Auskunft in Anwesenheit meines Anwalts!“ Damit verschränkte Kyoko demonstrativ die Arme und drehte den Kopf weg.

Ohne weitere Worte miteinander zu wechseln, schleppte Agasa sie zu seinem Haus nebenan und lud sie auf dem Sofa im Wohnzimmer ab. Auch nach weiteren netten Versuchen und guten Zusprechungen, verlor sie jedoch kein Wort über ihre Identität, im Gegenteil: mit Quengeln und Erpressen bekam sie sogar noch einen Kakao spendiert, ebenso Kekse und Zeitschriften und ließ es sich so gutgehen. Denn vielleicht würde sie ja dann mit ein paar Informationen rausrücken... hatte sie zumindest behauptet.

… Behauptungen mussten ja nicht unbedingt wahr sein, und so dachte Kyoko nicht im geringsten daran, dem Professor etwas zu erzählen. Sie würde einfach nur einen günstigen Moment abwarten und dann abhauen!

Gerade als sie von einem der superleckeren Schokogebäckstücke abbeißen wollte, knallte es laut in einem Nebenraum, der Kakao schwappte unter der Erschütterung über, die Keksdose rutschte von der Tischkante und ebenso fanden die Magazine ein neues Zuhause auf dem Boden neben den Kekskrümeln. Der übergeschwappte Kakao obenauf.

Kyoko stellte die tropfende Tasse ab und blickte erschrocken in die Richtung, aus der die Explosion gekommen war.

Professor Agasa eilte sofort zum Ort des Geschehens, und die geschrumpfte Oberschuldetektivin konnte ein paar Flüche und Sätze wie „Ihr sollt doch nicht mit den Chemikalien spielen!“ oder „Was wäre passiert, wenn ihr euch verletzt hättet?“ hören.

Hatte er etwa seine Enkel hier?

Wenn man vom Teufel sprach... kamen nun drei kleine Kinder, alle im Alter Kyokos aus dem Raum, über und über mit Ruß beschmiert. Ein weiteres war an der Seite des Professors, allerdings schien dieses der Rußattacke entgangen zu sein. „Von heute an werdet ihr dieses Zimmer nie wieder betreten, ist das klar?“

Die Kinder nickten, versprachen sich dran zu halten, bla, bla, bla... Die Moralpredigt des Professors interessierte Kyoko wenig, jedoch guckte sie sich jedes der Kinder mal genauer an: Ein dicklicher Junge, ein schlanker mit Sommersprossen, ein süßes Mädchen mit Haarreif und zuletzt noch das Mädchen, welches auch jetzt noch beim Professor stand, als würde sie seine Assistentin sein, und nichts der Standpauke abbekam. Dunkelblonde kurze Haare, ein ernster Blick, fast der einer Erwachsenen...

Kyoko wusste nicht warum, aber sie kam ihr unglaublich bekannt vor. Angestrengt kramte sie in ihrem Gesichter- und Namensgedächtnis. „Ai, warum hast du die drei nicht davon abgehalten, dass sie an die Chemikalien gehen? Das hätte böse enden können!“, lenkte der Professor das Gespräch nun doch noch auf die Blondine.

„Ich hielt es nicht für nötig. Ein eindeutiger Schrecken wird sie viel eher daran hindern, es ein weiteres Mal zu probieren, als eine Standpauke. Außerdem waren die Chemikalien ungefährlich. Sie haben nicht einmal Säure in den Händen gehalten.“, erklärte diese wie selbstverständlich und wirkte äußerst gelassen.

Bei Kyoko jedoch schien es im Inneren zu brodeln.

Ai? Etwa Haibara Ai? Diejenige, die sie das Schrumpfgift zu verdanken hatte?

„Hey, wer bist du denn? Dich hab ich hier noch nie gesehen!“, stand auf einmal der dicke Junge vor Kyoko und beäugte diese skeptisch.

„Takeshita Kyoko“, antwortete diese knapp, starrte immer noch auf das blonde Mädchen, dass sich jetzt, ebenso wie der Rest, ihr zuwandte.

Ihre Blicke trafen sich, doch bevor irgendjemand noch etwas sagen wollte, fing Kyoko auf einmal etwas an zu lachen und winkte. „I-Ich geh dann mal!“

Sich schnell aus dem Staub machen wollend, hatte sie jedoch nich mit Agasa gerechnet, der sie mittels eines Handgriffes ganz stell auf den Boden der Tatsachen holte.

„Einen Moment meine Liebe, wolltest du mir nicht noch irgendetwas sagen?“

Mist...

„Eh... i-ich.... ich wohne bei den Môris! Ganz in der Nähe! Geht schon klar!“, nickte Kyoko mehrmals, wurde nun von dem verwunderten Professor wieder losgelassen, der sich anscheinend zum Telefon begeben wollte.
 

Kyoko nutzte die Chance und eilte zur Haustür. Je schneller sie weg war, um so bester.

„Hey du, warte mal.“ Wie zu Stein erstarrt, drehte sie sich langsam um.

Ai war ihr gefolgt und stand ihr nun genau gegenüber.

„W-Was gibt es denn? Ich muss nach Hause!“

Recht wenig interessiert, was Kyoko musste und was nicht, legte Ai die Arme auf den Rücken.

„Du sagst, du wohnst bei den Môris?“

„J-Ja.... da ist dieser tolle Privatdetektiv!! Meine Eltern sind mit ihm befreundet!“, versuchte die geschrumpfte Oberschülerin es auf die euphorische Art, jedoch erzielte auch das keinen Erfolg.

„Dann sollten wie uns vielleicht einmal unterhalten.“ Ai wandte ihren Kopf nach hinten. „Ayumi, Mitsuhiko, Genta, ich habe jetzt keine Zeit mehr für euch. Wir sehen uns morgen!“

Ertappt traten die drei hinter der Flurecke hervor, wo sie sich bis eben noch versteckt und die beiden Mädchen belauscht hatten.

„Was? Aber wir wollten doch noch Kamen Raider zusammensehen!“, schmollte Ayumi und war sichtlich über diese Aussage ihrer Freundin enttäuscht.

„Tut mir ehrlich leid. Mir ist etwas dazwischen gekommen!“

Die drei gingen mit gesenktem Kopf an Ai und Kyoko vorbei, wobei Genta letzterer noch die Zunge rausstreckte.

Nun standen sie also wieder da.

Nach einer Weile fuhr Ai schließlich mit ihrem Gespräch fort.

„Du wohnst also bei den Môris. Dann kennst du sicher auch Conan-kun? Er ist ein Freund von uns!“ Ein leichtes unsicheres Nicken Kyokos folgte. „Wie lange kennt ihr euch schon?“

„N-Nicht sehr lange... zehn Tage in etwa!“

„Und ist in den zehn Tagen irgendetwas vorgefallen?“

„W-Wie meinst du das?“

Lächelnd lenkte Ai sogleich auf ein anderes Thema, blickte Kyoko nun direkt in die Augen.

„Hast du schon gehört, dass vor kurzer Zeit, vor zehn Tagen, ein Mädchen spurlos verschwunden ist?“

Schluckend senkte Kyoko etwas den Kopf, versuchte aber den Blick ihrer Gegenüber stand zu halten. Sie musste aufpassen, was sie jetzt sagte!

„Nein, ich hab kein Fernsehen geguckt!“

„Braune schulterlange Haare, blaue Augen, sechzehn höchstens achtzehn Jahre alt, und ein ziemlich großes... Temperament.“

„Was soll das denn heißen?“, wurde Kyoko nun lauter, hatte sie das wohl eindeutig in den falschen Hals bekommen. Sich schnell den Mund zuhaltend, zwang sie sich wieder zur Ruhe.

„Wenn ich mich recht erinnere, heißt sie Fuyuta Akiko heißen, oder?“

„Keine Ahnung. Ich hab doch gesagt, ich hab die Nachrichten nicht mitverfolgt!“

„Nun...“ Ai machte eine Kunstpause und trat ein paar Schritte zu Kyoko, „lass es mich ganz direkt fragen: Du wurdest nicht zufälligerweise vor zehn Tagen geschrumpft, weil du den Männern in Schwarz auf der Spur warst und sie dich entdeckt haben?“

Einhundert Punkte.

„S-So ein Schwachsinn! Wie soll das denn gehen! Stehst du etwa auf Märchen?“, versuchte Kyoko zu vertuschen, in dem sie Ai künstlich auslachte.

„Was hast du dann in Kudôs Haus zu suchen gehabt?“

„Ich war neugierig, wie alle anderen auch! So ein großes Haus ist nun mal gruselig!“

„Da muss es dann ja ganz schön staubig sein, solange wie er nicht mehr da war.“

„Nein, alles staubfrei, vermutlich geht Ran....“ Abbrechend suchten ihre Augen geschockt jene von Ai.

War sie jetzt echt in diese billige Fall getreten? Dann war sie echt nicht besser, als dieser Professor! Ganz prima... wirklich eine Glanzleistung!

„Ängstlich wie und eh, Clairet?“ Ausatmend versuchte Kyoko weitere Worte runterzuschlucken, die sie noch mehr verraten könnten. „Anhand deiner Reaktion nehme ich an, dass du es zugibst. Und ich denke, dass du anhand meines Zustandes sehen kannst, dass ich auch nicht mehr zur Organisation gehöre.“ Nun schüttelte die Braunhaarige doch ihren Kopf, blickte unwissend zu Boden.

„Und wie weiter? Soll ich dir alle Einzelheiten erzählen, die mir wiederfahren sind?“

„Nein, das brauchst du nicht“ Ai drehte ihr den Rücken zu und bedeutete Kyoko, ihr zu folgen, „Ich nehme an, Shinichi weiß davon?“

Die beiden begaben sich nun zurück ins Wohnzimmer, in welchem der Professor gerade das kleine Kakao-Keks Malheur beseitigte, welches der kleine ungebetene Gast hinterlassen hatte. „Professor, ich denke, ich sollte Sie mit Fuyuta Akiko bekannt machen“, erklärte Ai ihm, woraufhin der ältere Mann genauso große Augen bekam, wie sein gelber Käfer diese als Scheinwerfer hatte.
 

„Hey Conan! Da bist du ja wieder!“

„Wir haben uns Sorgen um dich gemacht, weil du solange gefehlt hast!“

„Ja, tut mir leid! Ich hatte mir eine schlimme Erkältung eingefangen!“, antwortete der Angesprochene mit einem Lächeln und stellte seine Schulmappe ab.

Der Montag war angebrochen und somit auch die Schule.

Seine kleinen Freunde, die Detective Boys, hatten sich natürlich gleich um ihn herum gesammelt, nachdem er den Klassenraum betreten hatte.

Auf der einen Seite war es ja wirklich süß, dass sie sich so um ihn sorgten, aber gleichzeitig für den eigentlich schon fast erwachsenen Oberschüler ebenso nervig.

„Morgen“, setzte sich Ai neben ihn.

'Lautlos wie eine sanfte Brise – die ändert sich wohl nie', schenkte er ihr nur einen etwas belächelnden Blick, bevor er sie ebenso begrüßte, 'Und im Gegensatz zu den anderen macht die sich wohl erst recht keine Sorgen!', beendete er seinen Gedanken, als er ihr teilnahmeloses Gesicht sah, mit welchem sie ihre Bücher und Schribsachen auspackte. Conan lehnte sich zurück und beobachtete die anderen in der Klasse. Alles quatschte und quiekte und erzählte sich aufgeregt von seinen Wochenendereignissen.

Die Schulglocke ertönte und auf die Sekunde genau wurde die Tür zum Klassenzimmer aufgerissen.

„Einen wunderschönen guten Morgen euch alle!“, begrüßte Kobayashi-sensei ihre kleinen Schützlinge mit einem Lächeln und trat fröhlich gestimmt an ihr Pult, „Ich denke, einige werden es bereits mitbekommen haben, aber um es noch einmal offiziell zu gestalten: Ab heute hat die Klasse wieder eine neue Mitschülerin! Komm bitte rein!“

Die Neue trat in alle Ruhe in den Klassenraum und schloss die Tür hinter sich.

In den Schülerreihen ertönten nur „Oh“s und „Ah“s und selbst Conan und die anderen blickten nicht schlecht drein.

Die neue Mitschülerin hielt die Arme verschränkt und besah sich die Situation einmal ganz genau.

„Ehm, sei so gut und schreib bitte deinen Namen an die Tafel! Die Klasse möchte sicherlich auch gerne etwas über dich erfahren!“ Kobayashi-sensei merkte schon die missmutigen Wellen, die von dem kleinen Mädchen an ihrer Seite ausgingen, versuchte aber ihr Bestes, ein wenig Mut entgegenzubringen.

Sich ein Stück Kreide nehmend, schrieb das Mädchen ihren Namen sorgsam an die Tafel und drehte sich dann wieder mit verschränkten Armen auf den Rücken um.

„Takeshite Kyoko. Angenehm.“ Mehr nicht. Etwas baff, versuchte es die Lehrerin erneut: „Möchtest du nicht vielleicht noch etwas erzählen? Wo du herkommst oder was du zum Beispiel gerne machst?“

„Nein danke.“

In der Klasse war es mucksmäuschenstill. Wo sie damals schon dachten, dass sie mit Ai einen seltsamen Fang gemacht hatten, schien diese Kyoko nur noch... seltsamer.

„Gut... dann.... ehm, setz dich doch bitte auf einen freien Platz.“

'Meine Güte, das ist die schwierigste Schülerin, die ich je an einem ersten Tag erlebt habe!'

Kyoko ging langsam durch die Reihen, blieb dann genau neben Genta stehen.

„Darf ich?“, fragte sie mit einem freundlichen Lächeln.

Gentas Wangen verfärbten sich leicht rot und auch seine Stimme schien ihm zu verschlagen. „Danke!“ Damit schnappte sie sich den Stuhl des leeren Platzes neben Genta und trug ihn weiter. Bei Conan machte sie halt und setzte sich an die freie Stelle neben ihn, zur Verwunderung aller.

Sich hinsetzend, lächelte sie Conan an: „Ran meinte doch, dass es gut sei, wenn ich bereits jemanden in der Schule kenne, an den ich mich halten kann!“

Damit schaute sie wieder geradeaus und schien fast schon interessiert dem Unterricht zu folgen.

Conans entgleistes Gesicht nahm langsam wieder ab. Klar, was hatte er auch anderes erwartet? Kinder gehörten in die Schule! Aber... warum musste er nun zwei von der Sorte um sich haben? Links von ihm eine oberschlaue Giftmischerin und rechts von ihm eine vorlaute Oberschuldetektivin. Was Besseres hätte doch echt nicht passieren können.

Seufzend versuchte er jetzt einfach nur noch die Situation zu akzeptieren, wie sie war.

Also auf einen neuen Horrortag...

Als nichts anderes konnte es Conan bezeichnen, denn den Stoff einer ersten Klasse zu... lernen, war nicht gerade das, was ein Oberschüler brauchte. Er vermisste fast schon all die komplizierten Mathematikgleichungen und die chemischen Verbindungen. Selbst den Musikunterricht vermisste er! Und dabei konnte er nun wirklich nicht singen...

Wenn man dann noch eine Lehrerin hatte, die mit Herz und Seele bei der Sache war, war es doppelt so schlimm. Nichts gegen Kobayashi-sensei, sie war eine wirklich gute Lehrerin, aber Grundschullehrer waren nun mal anders als die der Oberschule.

Die Stunden vergingen, und schließlich war auch der Montag geschafft.

Kyoko war ohne ein Wort aufgestanden und mit ihren Sachen zu den Schuhschränken im Eingangsbereich gegangen.

Sie wechselte gerade von ihren Slippers in die Straßenschuhem, als ein Geräusch die Stille durchschnitt. Für einen Moment aufblickend, konnte sie jedoch nur mit den Augen rollen. Es war bereits spät genug, so dass sie die letzte war, die von den Erstklässlern die Schule verließ und somit saß sie alleine in der Halle. Sich extra langsam die Schuhe zubindend, musste sie wirklich nur abwarten, bis wieder ein Geräusch erklang – Ein Klappern, gefolgt von einem leisen „Pssst!“

Nun aufstehend, nahm sie ihre Schulmappe, legte die Hausschuhe in ihr Fach und schloss dieses.

In aller Ruhe ging sie an die einzelnen Regale vorbei, blieb jedoch am Ende stehen. Nein, da hatte sie doch eine weitaus bessere Idee. Schnurstracks schlich sie sich auf leisen Sohlen auf der anderen Seite der Regale herum.

„Ist sie etwa schon weg?“, flüsterte Ayumi und guckte vorsichtig um die Ecke, an der Kyoko bis eben noch gestanden hatte.

„Keiner zu sehen!“, meinte nun auch Mitsuhiko, der sich ebenso hervor traute.

„Nicht mal ihre Tasche!“, fügte Genta hinzu.

„Seit wann gehen Taschen alleine nach Hause?“, wandte Conan genervt ein.

Ein weiteres Mal hatte er sich gewünscht, dass er einfach nur nach Hause gegangen wäre, aber nein... die Kleinen waren schneller gewesen und hatten ihn festgehalten. Ebenso Haibara.

„Du hättest ja nicht mitkomen müssen!“, drehte sich Genta für einen Moment grummelnd zu Conan herum.

„Wäre ich auch nicht, wenn ihr mich mal hättet ausreden lassen!“, wurde es diesem nun doch zu bunt, doch Genta hatte seine Aufmerksamkeit bereits wieder der verschwundenen Kyoko gewidmet.

Seufzend lehnte sich Conan an ein Schuhregal. Ai lächelte ihm nur vielsagend entgegen. Tja, konnte man halt nichts machen! Mit einem Kopfnicken zur Seite, folgte er ihrem Blick und sah Kyoko am anderen Ende der Regalreihe stehen, den Zeigefinger an den Mund gelegt. Diese schlich sich zu der Gruppe heran, machte aber noch keinen Mucks.

„Lass das Genta!“, zuckte Mitsuhiko zur Seite, als sie ihm auf die Schulter tippte.

„Ich hab doch gar nichts gemacht!“, beschwerte sich sein Kumpel.

Wieder ein Antippen.

„Ich sagte, lass das!“

„Ich war's aber nicht!“

Mitsuhiko sah Genta verärgert an.

„So, und wer soll es dann gewesen sein?“

„Seid doch mal ruhig!“, wies Ayumi die beiden zurecht, ohne aufzusehen.

Und noch ein Antippen.

„M-Moment mal... du bist doch genau neben mir oder?“ Verängstigt schaute Mitsuhiko zu Gentas Händen, die sich reglos an der Regalrecke festhielten. Dann sah er zu Ayumi, die ihn aber gar nicht berührt haben konnte, da sie sich hingehockt hatte. „W-Wer...?“

„Wie wäre es mit mir?“, hauchte auf einmal eine Mädchenstimme in die Ohren der beiden Jungs, welche sofort aufschrien, damit Ayumi ebenso zum Schreien brachten und auf den Boden fielen.

„W-W-Wer...“ Die drei blickten einem roten Teufel ins Gesicht, welcher sich bedrohlich vor ihnen aufgestellt hatte.

„Tu uns nichts! Wir haben dir nichts getan!“, wimmerte Genta und kauerte sich verängstigt zusammen.

„Ehrlich!!“, stimmte auch Mitsuhiko hinzu.

Und obwohl Ayumi diejenige war, die am meisten Angst hatte, fielen ihr als erstes bestimmte Ungereimheiten auf.

„Seit wann hat ein Teufel solche Beine?“, fragte sie verwunderte, so dass nun auch die Jungs aufhorchten.

„Wie?“

Alle drei betrachteten den Teufel genauer. Ein Rock, Menschenbeine, Turnschuhe...

„Du bist gar kein Teufel!!“, rief Genta entschlossen und zeigte auf die Gestalt, die nun die Maske ablegte.

„Natürlich bin ich das nicht!“, schnappte Kyoko sauer, „Aber wenigstens hat's dafür gesorgt, dass ihr euch bald in die Hosen gemacht habt!“

„Mann, du kannst uns doch nicht so erschrecken!“, rief Mitsuhiko entrüstet. Damit hatte er gewiss nicht gerechnet.

„Stimmt, das war nicht nett!“, pflichtete ihm Ayumi nickend bei.

Conan und Ai standen immer noch hinterher, schauten mäßig berührt der Szene zu.

Kyoko hingegen hatte die rechte Hand zur Faust geballt und lächelte unbegsam.

„Ach, aber dass ihr mir nachspioniert ist okay??“, schrie sie die drei Knirpse an und japste danach erstmal nach Luft. Die Detective Boys zogen allesamt eine Schnute.

„Anders kommt man an dich ja nicht ran! Du redest mit niemanden, du beachtest keinen von uns und das, obwohl wir dich alle kennenlernen wollen!“, stand Mitsuhiko nun auf und schaute ganz betroffen drein.

Etwas überrascht machte Kyoko einen Schritt zurück.

„Wie jetzt?“

„So wie du dich benimmst, ist es kein Wunder, dass alle anderen denken, du wärst die böse Hexe in Person!“, erklärte Conan nur mit einem wissenden Lächeln und fing sich sogleich einen Todesblick von Kyoko ein.

Ayumi fasste sich schließlich nach einigen Sekunden der Stille ein Herz und nahm Kyokos Hand: „Was hältst du davon, wenn du bei uns, den Detective Boys, mitmachst? Wir könnten Verstärkung gut gebrauchen!“

„Ah ja... eh... nein...?“ Kyoko wusste ehrlich nicht so recht, was sie von diesem Angebot halten sollte.

„Wir lösen die schwierigsten Fälle, die es zu lösen gibt!“, erklärte Genta motiviert und hatte sich ebenso wieder aufgerichtet.

„Ah ja... und wie sehen die aus? Verschwundene Katzen aufspüren?“

„Zum Beispiel!! Aber... wir hatten auch schon bessere Fälle!“, lachte Mitsuhiko.

„Danke kein Interesse. Ich bin doch nicht im Kindergarten, als dass ich mit euch Detektiv spiele! Richtige Mordfälle, verkohlte Leichen, Blutbäder, Doppelmord, Enführungen, Erpressungen oder Selbstmord der Täter, und die ganze Palette, das gehört alles zum Alltag eines richtigen Detektivs! Alles andere sind Kinkerlitzchen!“

Die Kleinen rückten zusammen.

„W-Wie bist du denn drauf?“, fragte Mitsuhiko fast schon furchtsam.

„Schaut euch statt Horrorfilme mal richtige Dokumentationen an, dann würdet ihr euch auch dafür begeistern.“, sagte Conan nur mit genervten Blickes auf Kyoko, die ihm die Zunge rausstreckte. Doch Ayumi war nicht so schnell von ihrer Idee abzubringen.

„Du machst aber trotzdem mit oder? Oder?“

Nein, der berühmtberüchtigte Dackelblick!

Kyoko schluckte. Verdammt, sie konnte nicht wegsehen! Und selbst wenn... Mitsuhiko und Genta blickten nicht weniger dackelig zu ihr.

Mit einem tiefen Seufzer gab sie sich geschlagen.

„Also gut... aber nur wenn es ab uns zu 'ne zerstückelte Leiche oder was Aufgespießtes und so gibt, okay?“

„Zählen Yakitorispieße?“, grinste Genta bis über beide Ohren.

Kyoko konnte nur mit einem leichten Lächeln antworten:

„Meinetwegen auch so.“

„Klasse!!“ Die drei klatschten sich ab und jubelten umher. „Dann bist du ab heute Mitglied bei den Detective Boys!“ Ayumi war die erste, die sich ihre Tasche schnappte und voraus rannte. Die anderen beiden taten es ihr gleich. „Es leben die Detective Boys!“, schrie sie aus vollem Halse und sprang in die Luft. „Genau!“, stimmte ihr der Rest ebenso lachend bei.

Kyoko, Conan und Ai standen noch einen Moment an gleicher Stelle und beobachteten die drei. Man konnte sagen, was man wollte, aber dieser kindliche Charme ließ einen schon der Zukunft etwas hoffnungsvoller entgegenblicken!



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