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Out of Kansas

von

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Crawford

Für mein liebes Ekel Samhain, der geduldig alle meine Stimmungen erträgt, sich bemüht, Interesse für meine Fandoms (so seltsam sie auch sein mögen) zu zeigen und der immer eine Tasse "Seelentee" für mich bereit hält. In gewisser Weise trägt er die "Schuld" an diesem Machwerk - er hat mich nämlich erst vor kurzem aufgefordert, "doch mal was zu schreiben, in dem der Satz 'Ich glaube, wir sind nicht mehr in Kansas, Toto' auftaucht". Wie du siehst - dein Wunsch ist mir Befehl.
 

Disclaimer: mir gehört nichts, weder Weiß Kreuz noch Schwarz noch 'Der Zauberer von Oz'. Höchstens vielleicht die knarrenden Dielenbretter ^^
 

Warnung: Kitsch, OOC-ness
 


 

Out of Kansas
 

Ich höre das sich nähernde Knarren der Dielenbretter, als du barfuß auf meine Zimmertür zutappst. Ganz sicher bist du nicht mehr auf den Beinen. Nicht, dass mich das überraschen würde. Es ist halb zwei Uhr morgens, und du bist gerade erst nach Hause gekommen - weiß der Teufel, von wo.

Ich habe es aufgegeben, dir mit gezielt herbeigeführten Visionen "nachzuspionieren", wie du es auf deine unnachahmlich charmante Art ausdrückst. Du bist ein Profikiller, ein hoch sensitiver Telepath und verdammt noch mal alt genug, um auf dich selbst aufzupassen. Trotzdem bereitet es mir noch immer Schwierigkeiten, einzuschlafen, wenn du nicht zu Hause bist...
 

Die Tür wird geöffnet, und du stehst vor mir wie ein verlorenes Kind. In dem viel zu weiten T-Shirt wirkst du noch schlaksiger als sonst. Man möchte dich beinahe beschützen, so unschuldig siehst du aus... Welch eine Ironie!

Als du näherkommst, bemerke ich, dass die Schatten unter deinen Augen von verwischtem Kajal stammen. Unschuld, wie? Wahrscheinlich hast du wieder dieses gräßliche Netz-Tanktop und die verboten enge Lederhose getragen. Manchmal läufst du wirklich herum wie ein Stricher - und du benimmst dich auch so. Wie kann ein einzelner Mensch so voller Gegensätze stecken?

Natürlich weiß ich, was jetzt kommen wird. Aber wenn du mich wieder 'Braddy' nennst, kannst du in deinem eigenen Bett schlafen.

"Braddy? Darf ich bei dir schlafen?"

Wir wissen beide, dass es eigentlich nur eine rhetorische Frage ist. Seufzend schlage ich die Bettdecke zur Seite. "Komm schon her."
 

Du kommst zu mir und schmiegst dich wie schutzsuchend an mich; du riechst nach Rauch und Dingen, die ich mir lieber nicht vorstellen möchte. Für wen hast du dich jetzt wieder zur Hure gemacht, Schuldig? Noch sind meine Schilde stark genug, so dass meine Gedankengänge nicht zu dir vordringen. Und laut würde ich dir diese Frage nicht stellen... Vielleicht fürchte ich mich vor der Antwort. Unwillkürlich muss ich lächeln. Weiß und Takatori würden es nicht glauben - der gefürchtete Bradley Crawford, eiskalt und gerissen, wird sentimental, sobald sein Killerkollege besoffen bei ihm im Bett liegt und kuscheln möchte.

Ich glaube, wir sind nicht mehr in Kansas, Toto. Ich spüre dein leises Lachen an meiner Brust - du hast den Gedanken aufgefangen. Ich werde also in deiner Gegenwart wirklich sentimental... und damit nachlässig.

"Du weisst es noch?"

"Hm."
 

Wie könnte ich das vergessen haben? Als ich dich zu mir nahm, warst du zwölf, unterernährt und zu klein für dein Alter.

Rosenkreuz... Trotz aller Schikanen, Experimente und Folterungen haben sie es nicht geschafft, dich zu brechen. Wäre es anders gewesen, hätte ich lächelnd zugesehen, wie sie dir die tödliche Injektion setzten.

Nein, ich bin kein guter Mensch. Ich war es auch damals nicht. Es war nicht Güte oder Menschenfreundlichkeit, die mich dazu brachte, der Organisation eine hohe Summe für das Leben eines halb wahnsinnigen Nachwuchs-Telepathen zu zahlen.

Man sagte mir, du seist zu stark. Du könntest allein nicht überleben, ohne den Verstand zu verlieren und Amok zu laufen. Nun, sie mussten es wissen - immerhin haben sie dich oft genug bis über die Grenzen der Erschöpfung hinaus getrieben. Ein schwerer Fehler, denn wenn du erschöpft bist, kannst du deine ohnehin erschreckend schwachen Schilde nicht aufrechterhalten. Dann, so hast du es mir einmal erklärt, fühlst du dich, als würden in deinem Kopf mindestens fünfzig Radiosender gleichzeitig abgespielt. Der "Lärm" und der emotionale Stress wiederum machen dich aggressiv... Rosenkreuz verlor eine Menge Trainer, Ärzte und Wissenschaftler, bis sie das begriffen hatten. Und so pumpten sie dich mit Sedativa voll und beschlossen deinen Tod.
 

Du warst krank und sehr schwach, als ich dich aus dem Labor holte. "Ja, Schu. Ich weiß es noch."

Ich erinnere mich genau, wie ich dieses zerbrechliche, federleichte Bündel Mensch, das du warst, in mein Jackett gehüllt und auf meine Arme gehoben habe. Ich erinnere mich an deinen flachen, hastigen Atem, an deine heisere, vom vielen Schreien gebrochene Stimme, an deine kalten Hände, die sich an mir festkrallten und dabei doch so sehr zitterten... Das war der Moment, an dem ich feststellen musste, dass ich nicht mehr in Kansas war - bildlich gesprochen. Denn du warst und bist ein menschliches Minenfeld, schwierig, unvorhersehbar und ganz anders als alles, was ich zu kennen glaubte.
 

All die Stunden, die ich an deinem Bett gesessen und dich von den lauten, rücksichtslosen Gedanken der Welt abgeschirmt habe. Die Nächte, in denen ich deine Hand hielt, weil du Angst hattest, ich würde dich allein lassen, wenn du einschliefst. Die Wochen, in denen du so krank warst, dass ich schon befürchtete, dein geschwächter Körper könne es nicht mit den Nachwirkungen der Labordrogen aufnehmen. Diese Momente, in denen ich befürchtete, dich zu verlieren. Ich selbst war damals noch sehr jung, und manches Mal fühlte ich mich überfordert...
 

"Kontrolljunkie." Spöttisch, aber nicht auf deine gewohnte, beissende Art. "Was willst du? Bis jetzt hat uns das noch immer den Hals gerettet."

"Ja doch, oh großer, allmächtiger Leader." Du verlagerst dein Gewicht etwas, und deine Haare kitzeln mich.

Beinahe unbewusst greife ich in diese dichte rote Mähne und streiche sacht hindurch. "Schlaf jetzt."
 

Ja, ich fühlte mich überfordert, vor allem in der Zeit deiner Krankheit. Es mag lachhaft klingen, aber inzwischen verstehe ich, warum meine Mutter mir all diese Geschichten vorgelesen hat, wenn ich wieder einmal mit Masern, Grippe oder Windpocken im Bett lag. Es beruhigt nicht nur das kranke Kind, sondern auch den Vorleser selbst. Und was soll ich sagen? Du mochtest den "Zauberer von Oz". So sehr, dass ich dir das Buch nicht ein-, sondern insgesamt viermal vorlesen musste. Irgendwann verlor ich die Geduld und forderte dich auf, gefälligst selbst zu lesen; immerhin seist du alt genug.
 

Alt genug...

Du bist zweiundzwanzig und doch in mancher Hinsicht viel älter. Du bist schnell herangereift, legtest dir diese nervtötende Grinsekatzen-Attitüde zu und begannst systematisch, deine Grenzen auszutesten. Sicher, du bist ein Profi. Du arbeitet gewissenhaft und agierst skrupellos - nur, um dich im Privatleben dann wieder pubertärer zu benehmen als Nagi.

Trotzdem rührt es mich auf seltsame Weise, wenn du abends zu mir ins Wohnzimmer kommst, dich auf die Armlehne meines Sessels setzt und mich bittest, dir aus der Zeitung vorzulesen. Ich habe es mit allem versucht - Sport, Lokalpolitik, sogar Börsenberichte - doch du bleibst geduldig sitzen, anmutig ein Bein über das andere geschlagen, und hörst zu. Ich habe den Verdacht, dass es dir nicht um den Inhalt meiner Worte geht, sondern darum, meine Stimme zu hören. Selbstverständlich würdest du das nie zugeben. Und doch ist es zu einem Ritual geworden: nachdem Nagi sich in sein Zimmer zurückgezogen hat und du Farfarello im Keller eingeschlossen hast, lesen wir Zeitung.
 

In den zehn Jahren, die wir nun schon zusammen leben und arbeiten, bist du um vieles stärker geworden, unabhängiger... und, sagen wir es offen, unverschämter. Noch immer verstehe ich dich nicht wirklich. Wenn du deine "besonderen Phasen" hast, würde ich dich manchmal am liebsten in einer unfrankierten Kiste an Rosenkreuz zurückschicken. Mehr als einmal hatte ich den Telefonhörer bereits in der Hand, doch...

Oft frage ich mich, wer von uns beiden den anderen mehr braucht.
 

Ich sehe hinab auf deinen wilden Haarschopf und schließe die Augen. Für einen Moment genieße ich deine Wärme, deine Wange an meiner Brust und deinen tiefen, ruhigen Atem auf meiner Haut.

Wenn es dämmert, wirst du dich wie immer vorsichtig unter meinem Arm hervorwinden und auf Zehenspitzen zurück in dein eigenes Zimmer schleichen. Ich werde mich wieder einmal schlafend stellen und, wenn du auf den Gang getreten bist, auf das leise, sich entfernende Knarren der Dielenbretter lauschen.

Einige Stunden später werden wir zusammen mit Nagi in der Küche am Frühstückstisch sitzen und so tun, als hätte es diese Nacht nie gegeben. Du wirst deine üblichen geschmacklosen Witze über deine abendlichen Eroberungen von dir geben und versuchen, mir den Start in den Tag so unangenehm wie möglich zu machen. So, wie du es immer tust. Und doch wirst du in der nächsten Nacht wieder zu mir kommen - und ich werde auf dich warten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  JinShin
2005-07-17T12:47:03+00:00 17.07.2005 14:47
Das ist sooo schön!! Nur leider so kurz...! Ich hätte stundenlang weiterlesen können!

Kannst du nicht die Geschichte nochmal schreiben, nur diesmal etwas länger? So dreihundert Seiten oder so??

Brad triffst du ziemlich gut, was ist daran OOC? Wer weiß schon, was Schwarz privat machen?! Und Schu ist so süß! Kann verstehen, daß Brad sich so verhält...

Ich hoffe, du schreibst noch mehr solche Geschichten!!
Von: abgemeldet
2005-07-16T16:26:37+00:00 16.07.2005 18:26
inukichan muss ich vol zustimmen! die geschichte ist einfach nur süß! schu und der zauberer von oz^^wie lustig.
ich will mehr stories von den beiden!!!!!! kommen da welche noch? bitte bitte bitte!

kamui_san
Von: abgemeldet
2005-07-16T11:43:30+00:00 16.07.2005 13:43
waaah
*ist das genial*
*die geschichte ist ja sowas von wow..*
*ich könnte dir jetzt sagen wie süß ich schu und brad find, und wie wahnsinnig gut dioe atmospähre bei deinem schreibstiel rüber kommt^^*
*aber ich kann das nicht gut beschreiben*
ALSO!
*dir einfach nur ne flasche wein und ne cd mit soner musik hinstell*
schreib schnell weiter
*bettelblick*


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