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Why me?

von

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Erste Streitigkeiten

Kapitel: 12/20

Disclaimer: Alles meins

Review: Dringend benötigt
 

Langsam beginnt alles auseinander zu laufen.

Dieses Kapitel wird der Auftakt zum Höhepunkt von "Why Me".

Na ja, es wird immer spannender.
 

Viel Spaß!
 


 

Kapitel 12: Erste Streitigkeiten
 

Oliver klappte der Mund auf. Das war also Robert. Thomas’ Ex, von dem er ihm so viel erzählt hatte. Das gab es doch nicht. Endlich lief einmal etwas richtig gut in ihrer Beziehung, da taucht dieser Angeber hier auf. Oliver konnte es nicht fassen.

„Und was willst du hier?“, fragte er sichtlich verärgert.

„Geht dich doch nichts an, mein Kleiner.“, feixte Robert.

Oliver stöhnte genervt auf.

„Hey!“, versuchte Thomas zu beschwichtigen. „Kein Streit.“

Oliver rollte mit den Augen, Robert grinste ihm frech entgegen.

Thomas schloss die Haustür auf.

„Bring doch schon mal unsere Sachen rein, Oliver. Ich muss mit dem hier kurz was bereden!“

Missmutig ging Oliver ins Haus. Die ganze Sache gefiel ihm nicht.

„Unterlass bitte den ganzen Scheiß, okay!“, wandte sich Thomas an Robert. „Ich möchte, dass du dich Oliver gegenüber anständig verhältst. Er ist mein Freund, also sein nett zu ihm!“

„Wie du meinst“, sagte Robert gleichmütig.

„Es ist mir ernst!“, sagte Thomas klar. „Ich will es mir mit ihm nicht verderben. Wartest du hier kurz, damit ich mit ihm sprechen kann?“

„Ich wollte eh noch meine Sachen holen.“, antwortete Robert und ging zu seinem Auto.

Thomas schaute ihn hinterher. Er konnte es noch gar nicht fassen, dass er hier war. Verwirrt schüttelte er den Kopf. Das würde noch mächtig Stress geben. Als er sich von Roberts Anblick abwenden konnte, ging er auch ins Haus. Er fand Oliver sitzend auf seinem Bett und setzte sich zu ihm.

„Du darfst Robert nicht ernst nehmen.“, meinte Thomas gefühlvoll und nahm Olivers Hand in seine. „Er hat eine ziemlich provozierende Art an sich. Lass dich nicht von ihm reizen!“

„Was will der hier? Der macht uns doch alles kaputt!“, sagte Oliver verzweifelt.

„Ich weiß es auch nicht. Mir passt es genauso wenig wie dir, dass er hier ist. Aber was soll ich machen?!“

„Dann schick ihn doch wieder weg!“, meinte Oliver hoffnungsvoll und schaute Thomas an.

„Das kann ich nicht. Er hat extra den weiten Weg gemacht.“

Enttäuscht wandte Oliver den Blick auf die Bettdecke.

Er verstand die Welt nicht mehr. Was war nur mit ihm los? Früher war er dominanter gewesen. Da hätte er sich Robert entgegengestellt und hätte klar gemacht, wer hier das sagen hat. Aber inzwischen hatte er sich verändert.

„Ich war einmal anders.“, nuschelte Oliver. „Ich werde jetzt wohl nach Hause gehen und euch alleine lassen!“ Er stand auf und nahm seine Tasche.

„Nein!“ Thomas griff nach seiner Hand. „Es lassen sich andere Wege finden. Und wenn er im Garten schläft, dich lass ich nicht mehr gehen!“

„Wirklich?“, fragte Oliver und schaute Thomas ängstlich an.

„Ja!“, bestätigte Thomas fest. „Das ist zwar nicht ganz die gemütliche Zweisamkeit, die ich mir vorgestellt habe, aber besser so als gar nichts!“

Er lächelte und zog Oliver zu sich heran. Mit einem dumpfen Geräusch schlug Olivers Tasche auf dem Boden auf, als sich die beiden Jungen küssten. Doch nach wenigen Augenblicken wurden sie schon unterbrochen, als Robert das Zimmer lautstark betrat.

„Ah, hab ich euch gestört?“, fragte Robert sarkastisch. „Tut mir Leid“

Oliver war peinlich berührt und hatte sofort ein bisschen Abstand von Thomas genommen.

„Wo kann ich denn mein Zeug abstellen, Tom?“, fragte Robert munter drauf weiter.

„Ähm ja“ verwirrt kratzte Thomas sich am Kopf. „Erstmal hier. Du kannst ja in meinem Bett schlafen. Olli und ich nehmen solange das Zimmer meiner Mutter.“

Oliver blickte perplex zu Thomas.

Er wollte diesen Verrückten wirklich in seinem Bett schlafen lassen? Oliver hatte sich das alles ganz anders vorgestellt. Er mochte Thomas’ Zimmer sehr gerne und hatte sich, nach all dem was in diesem Raum passiert war, gerne gewünscht mit Thomas geheime Stunden zu zweit zu verbringen.

Auch Thomas hatte diesen Gedanken gehegt, obwohl es in seiner Fantasie weitaus schmutziger aussah, als in Olivers, aber er musste jetzt nun mal Robert unterbringen.

„Ah, du hast das Keyboard noch!“, sagte Robert und stürmte drauf los. Er begann zu spielen. Es klang perfekt.

Darauf hin beugte sich Oliver mit hochgezogener Augenbraue zu Thomas.

„Was soll das jetzt?“, fragte er skeptisch.

„Er hat mir das Ding mal zum Geburtstag geschenkt.“, flüsterte Thomas leise in Olivers empörtes Gesicht.

„Wir haben mithilfe dieses Teils viele Stunden zusammen verbracht, in denen ich dich kennen gelernt hab und nun sagst du mir, es kommt von ihm?!“

Thomas nickte mit einem „kann man nicht ändern“ Blick. Oliver schnaubte.

Robert der die beiden beobachtete, freute sich über den Erfolg seiner Provokationen. Schließlich gehörte Thomas ihm und nur ihm.

„Ich spiel ja schon lange, aber ich hab mir nie so ein gutes Keyboard leisten können, da hat er es mir geschenkt.“

„Is ja eh egal“, zischte Oliver und ließ sich aufs Bett fallen.

„Mensch!“, seufzte Thomas. Er ließ von Oliver ab und packte seine Tasche aus.

Während Thomas auspackte, spielte Robert unablässig auf dem Keyboard und Oliver saß eingeschnappt auf dem Bett. Nach fast einer halben Stunde, in der kein Wort gesprochen wurde, wandte sich Thomas an die anderen beiden.

„Wir müssen noch einkaufen. Es ist nichts mehr im Haus.“, sagte er und blickte abwechselnd von Oliver zu Robert.

Oliver nickte und stand vom Bett auf.

„Äh, kann ich hier bleiben?“, fragte Robert. „Ich hab jetzt wirklich keine Lust irgendwo durch Regalreihen zu laufen!“

„Ja klar!“, nickte Thomas und ging aus dem Zimmer. Oliver folgte ihm.

„Du lässt ihn wirklich hier alleine?“, fragte er verwundert.

„Warum nicht.“, antwortete Thomas und schloss die Haustür. „Ich war mit ihm drei Jahre lang zusammen. Ich vertraue ihm!“

Oliver spürte einen schmerzlichen Stich durch sein Herz.

„Wie war es mit ihm zusammen zu sein?“

„Er ist ganz anders, als du ihn gerade kennen lernst. Die drei Jahre waren schön, aber das Ende war grausam. Oliver, du brauchst dir keine Sorgen zu machen! Ich liebe dich! Ich bin gerne mit dir zusammen! Und bloß weil er jetzt hier ist, wird sich daran nichts ändern.“ Thomas lächelte Oliver liebevoll an.

„Das ist es doch nicht.“, flüsterte Oliver verlegen. „Aber der Gedanke, dass ihr drei Jahre ein Paar ward, tut weh!“

Beide waren stehen geblieben.

„Das liegt für mich schon ewig zurück!“, sagte Thomas und zog Oliver in eine Umarmung.

„Nicht hier!“, flüsterte Oliver warnend und löste sich aus der Umarmung. „Hier wohnt der Chef meines Vaters.“ Er deutete auf das große hellblaue Haus auf der linken Straßenseite.

Sie setzten ihren Weg fort. Da es schon nach fünf war, mussten sie sich beeilen, da der Supermarkt um sechs schloss.

„Tut es weh, mit einem Jungen zu schlafen?“, fragte Oliver so plötzlich, dass Thomas ins Stolpern kam und fast hinfiel.

„Was? Wie kommst du jetzt darauf?“, fragte Thomas, als er wieder Gleichgewicht hatte.

„Seit gestern Abend kann ich nicht aufhören daran zu denken. Du und Robert hattet bestimmt auch Sex miteinander, auch wenn ich es mir nicht vorstellen mag. Wie fühlt es sich an?“

„Wie fühlt es sich denn an, mit einem Mädchen zu schlafen?“, stellte Thomas lachend als Gegenfrage.

„Es ist feucht und glitschig. Und eng und warm.“, antwortete Oliver.

„Mit einem Jungen ist es auch nicht viel anders. Ohne Gleitcreme läuft aber nichts.“

„Tut es weh?“

„Nein, aber nur, wenn man sich sehr viel Zeit für seinen Partner nimmt. Man muss sich vertrauen und sehr geduldig sein. Wenn’s eins der ersten Male ist, funktioniert es nicht sofort. Robert war sehr zärtlich zu mir und hat mir sehr viel Zeit gegeben. Bei meinem ersten Mal hat die Vorbereitungszeit ungefähr eine Dreiviertelstunde gedauert.“

„Lang!“, staunte Oliver. „Sara hat nicht mal eine Minute gebraucht.“

„Wenn man öfter mit einander Sex hatte, kann es genauso schnell gehen.“

Sie waren am Supermarkt angekommen und beendeten ihr Gespräch. Eilig machten sie ihren Einkauf und waren nach kurzer Zeit mit drei schweren Tüten auf dem Weg zurück. Diesmal gingen sie durch den Park. An einer der Bänke machte Thomas halt. Der Einkauf war schwer, sodass er kurz ausruhen musste. Oliver setzte sich neben ihn. Im Park war es wirklich angenehm. Niemand war in der Nähe und gelegentlich wehte ein laues Lüftchen. Oliver schaute auf die satte Wiese und verfiel in Erinnerungen.

„Weißt du noch, als ich hier auf der Bank saß und du vorbei kamst. Du hast dich zu mir gesetzt und wir haben uns unterhalten. Da hattest du eine Hotpants an.“, sagte Oliver nachdenklich.

Thomas überlegte. Als es ihm wieder einfiel, nickte er Oliver zu.

„Tja, an dem Tag hatte ich wegen dir zum ersten Mal eine Erektion!“, schmunzelte Oliver.

Thomas riss die Augen auf.

„Ernsthaft?“, fragte er ungläubig nach. „Wir haben uns doch kaum gekannt.“

„Ja, aber es ist trotzdem passiert. Ich hab dir auf den Hintern geguckt, als du gelaufen bist, da ist es passiert.“

Thomas lachte herzlich.

„Durch und durch schwul, was?“, grinste er und beugte sich zu Oliver hin.

„Nicht hier!“, flüsterte dieser und drehte sich weg. „Lass uns da zwischen die Bäume gehen, da wird uns niemand sehen!“

Sie nahmen die Tüten und gingen zwischen die Bäume. Sie stellten sich an einen abgelegenen schattigen Platz. Der Einkauf fiel unbeachtet zu Boden. Oliver lehnte sich mit dem Rücken an einen Baum. Langsam kam ihm Thomas näher. Thomas’ Hände legten sich um seine Taille, ihre Hüften berührten sich. Oliver schloss die Augen und schon versanken sie in einem heißen Kuss. Für beide war es ziemlich erregend so versteckt zwischen den Bäumen zu stehen. Sekunde um Sekunde wurde ihr Kuss leidenschaftlicher. Genießend legte Oliver seinen Kopf in den Nacken, als Thomas seinen Hals küsste. Thomas Hände wanderten inzwischen unter Olivers Shirt und strichen dort über die zarte Haut. Oliver zitterte bei jedem Millimeter, den Thomas das Shirt weiter nach oben schob, um die Haut darunter zu berühren. Schon hing es ihm unter den Achseln und sein starker Oberkörper war frei gelegt. Thomas küsste und streichelte über die feinen Bauchmuskeln. Oliver drückte sich fiebrig an den Baum hinter ihm und genoss keuchend die Liebkosungen seines Freundes. Als Thomas plötzlich an seinem Hosenbund herumfummelte, zog Oliver ihn schnell rauf in einen heißen Kuss. Thomas umschloss ihn ungeduldig und drückte seinen Unterleib fest an Oliver. Er war schon mächtig erregt und begann sich an Oliver zu reiben. Nach einigen Sekunden konnte Oliver nicht mehr und löste den Kuss atemlos.

„Thomas, bitte hör auf dich an mich zu reiben. Du machst mich noch ganz fertig!“, keuchte er. Wir haben doch erst heute Morgen!“

„Ich könnte ständig. Seit du dazu bereit bist, kann ich nicht anders.“, stöhnte Thomas zurück. „Du bist so geil!“

„Was?“, stockte Oliver.

„Ja, ich kann mich kaum noch zurück halten, wenn ich dich sehe. Darf ich?“, fragte Thomas rau und stieß noch einmal gegen Olivers Unterleib. „Zu Hause sind wir nicht mehr ungestört, wegen Robert.“

Der Gedanke, dass Robert in so einer Situation stolpern könnte, ließ es Oliver eiskalt den Rücken runter laufen.

Er stimmte nickend zu und schon küssten sie sich wieder.
 

Zwanzig Minuten später waren beide quietsch vergnügt und tief befriedigt auf dem Nachhauseweg.

Robert hatte auf der Couch gelegen und sich eine kitschige Serie angeschaut, während Thomas und Oliver einkaufen waren. Kaum hörte er sie zurückkommen, sprang er eilig auf und huschte in die Küche zu den beiden Jungen, die gerade angefangen hatten auszupacken.

„Da seid ihr ja wieder!“, grinste Robert und lugte über Thomas Schulter in die eine Tüte. „War langweilig hier. Habt ihr was Schönes mitgebracht?“

Oliver schickte einen eiskalten Blick in Roberts Richtung.

„Nichts für dich.“, antwortete Thomas und schaute von Oliver auf Robert. „Hättest ja mitkommen können. Aber ich mach gleich Abendessen.“

„Freut mich, Tom.“, lächelte Robert und griff sich frech ein Eis.

Er verschwand wieder im Wohnzimmer. Oliver sah ihm genervt nach.

„Warum nennt er dich immer Tom?“, fragte Oliver verständnislos. „Gefällt dir das etwa?“

„Er fand schon immer, dass so ein trockener Name wie Thomas nicht zu mir passen würde, also hat er mich von Anfang an Tom genannt. Ich hab mich mit der Zeit daran gewöhnt.“

Thomas fing an zu kochen. Ausnahmsweise half Oliver, obwohl er Kochen absolut verabscheute, aber das war ihm lieber, als die Zeit mit Robert zu verbringen.

Nach einer dreiviertel Stunde hatten sie eine leckere Reispfanne mit Zucchini und Putenfleisch gezaubert. Hungrig aßen die drei. Nach dem Essen zündete sich Robert wie selbstverständlich eine Zigarette an. Thomas schaute ihm begierig dabei zu.

„Möchtest du auch eine?“, fragte Robert, der Thomas leidigen Blick nicht ertragen konnte und hielt ihm die Schachtel hin.

„Na ja, eigentlich darf ich nicht. Ich hab aufgehört. Aber eine kann ja nicht schaden…“

Er nahm sich eine, die ihm Robert grinsend anzündete und nahm einen tiefen Zug. Oliver schaute ihn verärgert an. Schließlich hatte er wegen seiner Mutter aufgehört und nun rauchte er wieder eine, nur wegen diesem Volldeppen. Oliver konnte es nicht verstehen. Er nahm seinen Teller, stellte ihn in die Spüle und verließ die Küche.

„Olli, was hast du?“, fragte Thomas entgeistert. Er drückte die grad eben angezündete Zigarette wieder aus und ging ihm hinterher. Kurz vor seinem Zimmer erreichte er ihn.

„Hey?“ Er berührte sanft Oliver Schulter.

„Wie kannst du das nur, wo du es doch deiner Mutter zuliebe aufgegeben hast?“, fragte Oliver kopfschüttelnd. Er drehte sich absichtlich nicht um.

„Seinetwegen vergisst du alles? Du lässt dir doch alles von ihm gefallen!“

„Das stimmt nicht!“, widersprach Thomas trotzig. „Wegen der einen Kippe. Ich hab Jahrelang geraucht, da ist es nicht einfach, wenn er neben mir anfängt. Du musst mich auch verstehen!“

„Trotzdem. Ich mag ihn nicht und ich will ihn nicht hier haben!“

„Ich werde ihn nicht weg schicken, bloß weil dir es nicht passt. Mich verbindet eben viel mit ihm. Das musst du akzeptieren. Ich finde es schön, dass ich ihn nach Monaten wieder sehe.“

„Es tut aber weh!“, sagte Oliver traurig. „Ihr seid so vertraut mit einander, dass es schmerzt.“

„Ich liebe dich! Vergiss das nicht!“, sagte Thomas und nahm seinen Freund endlich in den Arm. Es ergriff ihn, dass Oliver so reagierte.

„Kommst du wieder in die Küche? Du kannst auch eine mitrauchen, wenn du magst.“

„Okay, aber ich nehm' keine. Ich sollte wieder anfangen zu trainieren. Das vorhin im Park hat mich schon alle gemacht.“ Er grinste. Thomas grinste zurück.

Sie küssten sich innig und gingen Arm in Arm zurück in die Küche. Robert hatte sich inzwischen Thomas ausgedrückte Zigarette auch noch hinter gezogen. Er bot Thomas wieder eine an, die er willig entgegen nahm. Oliver betrachtete die beiden aufmerksam. Robert hatte eine Art an sich, dass ihm das Schaudern kam.

„Wo ist deine Ma eigentlich?“, fragte Robert beiläufig.

Thomas’ Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig. Sofort ergriff Oliver das Wort für ihn.

„Da kommen wir gerade her. Sie liegt in Berlin im Krankenhaus.“

„Was?“, fragte Robert eilig und nahm seinen Blick nicht von Thomas.

„Ja, meine Mutter hatte mit meiner Tante Bertha einen Autounfall. Sie ist aber fast wieder ganz gesund!“, sagte Thomas, als sich Robert entsetzt die Hand vor dem Mund schlug. „Wie Oliver schon sagte, waren wir bis heute bei ihr. Sie hatte einen Schädelbasisbruch und einige Scherben im Bein. Die Splitter haben ihre Knochen gebrochen und den Nerv schwer verletzt. Bald fängt sie mit der Reha an. Meine Tante hat’s schwerer erwischt. Sie wurde ins künstliche Koma versetzt, weil sie starke Hirnblutungen hat. Aber auch bei ihr hat sich Besserung eingestellt.“

„Das tut mir fürchterlich Leid!“, meinte Robert ernst. „Ich hoffe, sie erholen sich bald wieder.“

Man merkte, dass es Robert auch nahe ging, was wiederum ein erneuter Stich für Oliver war. Er betrachtete beide argwöhnisch. Dieser Robert streichelte doch ernsthaft sanft über Thomas’ Arm und schaute ihn zudem auch noch liebevoll an. Die Spitze des Eisberges jedoch war, dass Thomas ebenso liebevoll zu Robert zurückblickte. In Oliver kochte die Eifersucht hoch. Das ging eindeutig zu weit. Er räusperte sich laut. Thomas erschrak. Er erkannte selbst, was er hier gerade falsch machte und lehnte sich weit in seinem Stuhl zurück, weg von Roberts vertraut gefühlvoller Hand.

„Und warum bist du hier, Rob?", fragte er ernüchtert. „Wie hast du mich überhaupt gefunden?“

„Ähm, ja“ Robert setzte sich aufrecht hin. „Ich hab Lisa gefragt. Sie hat mir eure Adresse gegeben. Dann hab ich gleich meine Sachen gepackt und bin losgefahren. Ich wollte dich gerne wieder sehen, weil ich dich nämlich schrecklich vermisse.“

Thomas lächelte Robert warm an.

„Wie geht es ihr?“, fragte er. „Sie war ziemlich traurig, dass wir weggezogen sind, aber hier hat meine Mutter einfach den besseren Job bekommen.“

„Na ja, sie ist immer noch traurig.“, antwortete Robert. „Ich soll euch von ihr grüßen. Außerdem meinte sie, ihr solltet euch mal wieder bei ihr melden.“

Oliver fühlte sich von diesem Gespräch völlig ausgeschlossen und das gefiel ihm überhaupt nicht.

„Wer ist Lisa?“, warf er an Thomas gewandt dazuwischen.

„Sie ist die ehemalige Arbeitskollegin meiner Mutter.“, klärte Thomas auf und schaute Oliver an, als hätte er eben erst entdeckt, dass er da war. Er schaute auch schon zurück zu Robert, was Oliver überaus ärgerte. Er konnte es nicht fassen von seinem Freund wie Luft behandelt zu werden. Trotzig verschränkte er die Arme vor der Brust und betrachtete sich auf seinem Stuhl eingesunken mit teilnahmsloser Miene die Deckenvertäfelung.

Thomas bekam Olivers Reaktion nicht mit und wandte sich nun wieder interessiert an Robert.

„Und wie lange möchtest du hier bleiben?“

„Erst einmal so paar Tage, bevor ich herziehe.“

Olivers Oberkörper sackte nach vorne.

„Herziehen???“, fragte er laut und richtete sich schnell auf. „Die Mietpreise in der Gegend sind sehr, sehr hoch. Ich glaub kaum, dass es hier freie Wohnungen gibt.“

„Da lässt sich bestimmt was machen.“, antwortete Robert kühl. Er wandte sich an Thomas und redete viel sanfter und wärmer. „Wäre das für dich okay, Tom?“

„Ähm, nun. Na ja, ich weiß nicht.“, druckste Thomas rum. „Du bist bei mir selbstverständlich immer sehr willkommen, aber gleich herziehen… Ich freu mich eigentlich ziemlich auf die gemeinsame Zeit alleine mit Oliver. Wir hatten kaum die Gelegenheit nur zu zweit zu sein. Sei mir also bitte nicht böse, aber ich glaub, dass das keine so gute Idee wäre.“

Oliver strahlte triumphierend. Robert war enttäuscht.

„Gut, dann bleib ich eben länger, so paar Wochen vielleicht!“, sagte er schlagfertig.

Oliver strahlende Miene sank augenblicklich in sich zusammen, wie ein missglücktes Souffle.

„Genug des ganzen. Lasst uns abräumen!“, sagte Thomas mit ausgestreckten Armen. Er konnte den beiden Streithähnen nicht mehr zu sehen. Er stand auf, räumte das Geschirr ab und stellte es in die Spülmaschine.

Sie gingen in Thomas’ Zimmer. Robert stellte sich sofort hinters Keyboard und begann zu spielen. Oliver setzte sich auf einen von Thomas’ neuen knuddeligen Sitzsäcken, während Thomas sein Bett abzog und neues Bettzeug drauf zog.

Danach unterhielten sich die drei intensiv bis spät in die Nacht hinein, auch wenn Oliver nicht oft zu Wort kam. Ausgesprochen müde ließen Thomas und Oliver Robert um weit nach zwei alleine und gingen ins Schlafzimmer von Thomas’ Mutter. Der Raum war groß und hell. In der Mitte stand ein schmales Doppelbett, bei dem der Rahmen aus schwarzem reich verziertem Metall hergestellt war. Schnell bezog Thomas auch dieses Bett neu, während sich Oliver nebenbei für die Nacht bis zur Unterhose auszog. Anschließend kuschelte er sich in die kühlen Kissen.

„Wie steht deine Mutter eigentlich zu Robert?“, fragte Oliver neugierig und betrachtete Thomas beim Ausziehen.

„Sie kann ihn ehrlich gesagt auf den Tod nicht ausstehen! Damals hat sie den ganzen Hickhack zwischen ihm und mir sehr genau mitbekommen. Sie hat es genauso getroffen, wie mich, wenn er mir mal wieder wehgetan hatte. Für sie würde es grausam sein, würde er hier wohnen. Sie findet dich unglaublich toll und ist glücklich darüber, dass wir zusammen sind.“ Thomas lächelte Oliver verliebt zu und legte sich zu ihm ins Bett. „Ihre Kollegin Lisa hingegen fand, dass er und ich ein richtiges Traumpaar wären. Sie mag ihn unwahrscheinlich gerne. Ebenso fand Roberts Schwester Karina, dass wir super zusammen gepasst haben. Auch, wenn sie manchmal meinte, dass ich zu gut für ihn sei.“ Er lachte herzlich. „Morgen jedenfalls werde ich gleich mal bei meiner Ma und bei Lisa anrufen.“ Nach einem erschöpften Gähnen legte er seinen Kopf auf Olivers Brust und zeichnete mit dem Finger kleine Kreise auf die Haut.

„Das kitzelt!“, lachte Oliver und nahm Thomas Hand in seine. Sie sahen sich in die Augen.

„Lass uns so viel spaß haben, als sei Robert gar nicht da.“, flüsterte Thomas und drückte Olivers Hand.

Oliver nickte zustimmend und sie gaben sich einen ordentlichen Gutenachtkuss. Thomas war kurz danach eingeschlafen. Oliver versuchte nicht an die leichten Schmerzen in seinem Rücken zu denken, die er seit der Aktion im Park hatte und schaffte es nach einiger Zeit auch ins Land der Träume zu flüchten, wo kein Robert zu finden war.
 

Am nächsten Morgen wurden sie überschwänglich von Robert geweckt. Er hatte Frühstück gemacht. Dafür war er extra losgefahren und hatte frische Brötchen und leckeren Aufschnitt gekauft. Hungrig aßen sie. Robert und Thomas unterhielten sich eifrig. Oliver saß unausgeschlafen da und lauschte beiden.

„Was wollen wir heute machen?“, fragte Thomas vergnügt und bestrich seine Brötchenunterhälfte mit Butter.

„Es sollen fünfunddreißig Grad werden.“, sagte Robert. „Da könnten wir doch eigentlich Baden gehen. Habt ihr hier einen schönen Strand?“

„Oh, ja, haben wir!“, nickte Thomas. „Der wird dir gefallen. Das ist wirklich eine gute Idee!“

Plötzlich läutete es unerwartet an der Tür. Alle erschraken heftig. Thomas legte sein Brötchen hin und ging aufmachen. Der jenige, der vor der Tür stand, war ziemlich ungeduldig, denn er klingelte immer wieder. Thomas beeilte sich, um zügig an die Tür zu kommen. Als er sie endlich erreicht hatte und öffnete, fiel er fast aus allen Wolken, denn vor ihm stand Olivers Mutter. Sie war wutentbrannt.

„Wo ist mein Sohn?“, schrie sie.

Thomas schaute sie vor Schreck ganz verdutzt an.

„Mein Sohn!“, rief sie erneut voller Ungeduld.

Thomas brauchte gar nicht mehr nach Oliver rufen, weil der seine Mutter nämlich schon gehört hatte. Seine Mimik war ihm in dem Augenblick entgleist. Robert starrte ihn grinsend an. Mit einem flauen Gefühl im Magen erhob sich Oliver vom Stuhl. Er versuchte über Roberts Schadenfreude hinweg zu sehen. Ihm war so flau im Magen, als müsste er sich gleich übergeben, als er langsam zur Tür ging. Ängstlich trat er vor ihr. Sie polterte sofort los.

„Oliver Henry Schilm, was fällt dir ein dich tagelang nicht bei mir zu melden!? Ich musste erst von unserer Nachbarin Frau Giebelow erfahren, wo du steckst. Sie hat mir heute erzählt, dass sie dich gestern Abend beim Einkaufen gesehen hat. Weißt du wie peinlich mir das war? Ich wusste gar nicht, wie ich reagieren sollte. Außerdem, solltest du noch einmal nur einmal am Telefon so mit mir reden, dann kannst du was erleben. Hast du mich verstanden?! Bloß weil du in Berlin warst, heißt das noch lange nicht, dass du einer Strafe entgehst.“ Sie holte tief Luft und sprach eindringlich.

„Ich verlange von dir, dass du mit dem hier“ Sie deutete mit ihrem langen Zeigefinger abfällig auf Thomas. „nichts mehr zu tun hast. Ich will, dass du dich in Zukunft von ihm fernhältst! Hast du verstanden. Ich hab doch gemerkt, wie du dich ins Schlechtere verändert hast, seit du mit ihm befreundet bist. Damit ist jetzt endgültig Schluss. Ihr hört auf euch zu treffen!“

Heiße Tränen stiegen in Olivers Augen. Das konnte einfach nicht wahr sein. Das passierte gerade nicht.

„Nein!“, protestierte er laut und schüttelte wie verrückt den Kopf. „Das kannst du mir nicht verbieten!“ Er sah sich Hilfe suchend nach Thomas um, der sich wie erstarrt an die Wand hinter ihm drückte.

„Nein!“, sagte er erneut und blickte sie an.

„Und ob!“, erwiderte sie bestimmend. „Du kommst jetzt mit nach Hause! Du hast einen Monat lang Hausarrest.“

„Nein! Ich bliebe hier! Verdammt noch mal!“, widersprach Oliver laut und trat einen gewaltigen Schritt von ihr zurück.

„Du hast zu machen was ich dir sage!“, schrie seine Mutter. Sie tat einen Schritt nach vorn und packte Oliver mit einer unglaublichen Schnelligkeit am Arm. Ihr Griff war grob und unverzeihlich. Sie zog wie eine Wildgewordene Furie an seinem Arm.

„Du kommst jetzt mit mir mit!“, dröhnte sie.

Oliver wehrte sich mit allen Kräften. Es war deutlich, dass er um längen stärker war als seine Mutter.

„Spinnst du?!“, brüllte Oliver. „Lass mich gefälligst los, du blöde Kuh!“

Endlich hatte er sich von ihr losgerissen. Ehe er sich versah, gab sie ihm eine gepfefferte Ohrfeige, die eine so große Wucht hatte, dass Oliver rückwärts taumelte. Hätte Thomas nicht blitzschnell reagiert und sich hinter ihn gestellt, wäre er hingefallen.

Thomas’ Hände lagen Schutz gebend auf Olivers Schultern. Oliver hielt sich seine schmerzende Wange und schaute voller Abscheu zu seiner Mutter hoch. Es war totenstill. Frau Schilm war über ihren Ausbruch so geschockt, dass sie sich erstmal fangen musste. Noch nie in ihrem Leben hatte sie die Hand gegen ihr Kind erhoben. Nicht einmal einen kleinen Klaps hatte er jemals bekommen.

Die Situation stand für einen kurzen Augenblick still.

Als sie wieder zu reden begann, war ihr Stimme ruhig und kontrolliert.

„Oliver, ich bitte dich mit mir mit zu kommen. Alles Weitere besprechen wir zu Hause. Du kannst in Ruhe deine Sachen zusammen packen. Ich warte so lange vor der Tür.“

Ohne auf Olivers Reaktion zu warten ging sie nach draußen und zog dir Tür ins Schloss.

Oliver starrte völlig entsetzt auf die geschlossene Tür.

„Lass mal sehen.“, sagte Thomas und berührte sanft Olivers Wange, die feuerrot war. „Hat es sehr wehgetan?“

„Es geht schon!“, sagte Oliver ziemlich aufgewühlt und löste sich von Thomas. Er drehte sich um und sah ihn an. „Viel schlimmer ist doch, was die dumme Ziege hier abgezogen hat! Blamiert mich. Und mehr konnte sie ja nicht zeigen, wie sie dich hasst. Kann sie vergessen, dass ich jemals den Kontakt zu dir abbreche. Niemals!“

Eine kleine Träne kullerte an seiner Wange entlang.

„Is doch okay!“, flüsterte Thomas und umfasste Olivers Oberarme. „Beruhige dich. Das ist es alles nicht wert!“

Oliver befreite sich von Thomas und wischte sich mit dem Handrücken über die Wange. Es tat ihm weh in Thomas’ warmen hellbraunen Augen zu sehen, die immer noch Optimismus ausstrahlten. So ging er den Flur entlang ins Schlafzimmer von Thomas’ Mutter und begann eilig seine Sachen zusammen zu packen. Thomas blieb im Flur stehen. Er wusste, dass Oliver diesen Moment für sich allein brauchte.

Mit seinem fertig gepackten Rucksack kehrte Oliver einige Minuten später in den Flur zurück. Er ging langsam auf Thomas zu und sah ihm unglücklich in die Augen.

„Ich weiß nicht, wie lange es dauert, bis ich aus der Sache wieder rauskomme...“

Thomas schlang seine Arme um Olivers Taille.

„Ich weiß, dass du den Kontakt zu mir nicht abbrechen würdest!“, sagte Thomas und beugte seinen Kopf dem von Oliver entgegen.

Oliver lächelte mit sorgenvoller Miene.

„Versprichst du mir eines… ich bitte dich darum, lass dich bitte, bitte, bitte nicht allzu sehr von Robert einwickeln!“, flüsterte er und wandte seinen traurigen Blick ab von Thomas’ zuversichtlichen Augen.

„Ja, ich verspreche es!“

„Danke!“, flüsterte Oliver leise und lächelte Thomas erleichtert an.

Sie legten ihre Stirnen an einander und schwiegen einen kleinen Augenblick, bevor sie sich wieder ansahen.

„Und wenn ich eben jeden Tag und jede Nacht unter deinem Fenster schlafen müsste. Dadurch lassen wir uns doch nicht unterkriegen!!“ sagte Thomas und grinste.

Oliver grinste kopfschüttelnd zurück.

Sie gaben sich einen sehr zärtlichen Kuss, bevor sie sich schweren Herzens von einander lösten.

Oliver schulterte seinen Rucksack, warf einen letzten wehmütigen Blick auf Thomas und verschwand lautlos aus der Haustür.

Thomas blickte noch einige Sekunden lang auf die geschlossene Tür, ehe er tief durchatmete und in die Küche zu Robert zurückging.

Diese war jedoch leer. Thomas machte sich keine weiteren Gedanken dazu und räumte lieber den Esstisch frei. Als er sich von der Spüle zum Tisch wieder umdrehte, erschrak er heftig. Robert stand splitterfasernackt vor ihm. Thomas klappte der Mund auf.

„Wie wär’s mit einem Bad?“, fragt Robert verführerisch.

Thomas Hirn begann zu rattern. Das war ein verlockendes Angebot.

Sollte er annehmen oder nicht?
 


 

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Zukünftig werde ich mich bemühen schneller zu sein.

Immer dran denken: Mehr Reviews -> mehr Motivation!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  inulin
2008-10-04T14:19:36+00:00 04.10.2008 16:19
Uhu...
Der Besuch von Robert zündet ja ordentlich... XD Und dann taucht er auch noch so leicht bekleidet in der Küchentür auf... Mann, mann, mann.
Aber als Ollis Mum vor der Tür stand fand ich auch heftig. Der Gefühlsausbruch war schon der Wahnsinn. Aber auch irgendwie total real. Wie viele Eltern rasten aus, wenn sie sich einer solchen Situation konfrontiert sehen?
Ich fand das Kapitel mal wieder echt super. Und ich bin auch wieder auf das nächste gespannt. ^^

LG


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