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Why me?

von

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Endlich, ich hab es doch fertig bekommen! Ich hatte das große Glück, dass ich irgendwo noch einen Zettel gefunden habe, wo die Hälfte des Kapitels drauf stand. So musste ich mir wenigstens nur ein Teil neu ausdenken. Da war doch jemand wirklich gnädig zu mir.
 

Werd jetzt eifrig weiterschreiben und immer schön ausdrucken, damit mir nie wieder so etwas passiert.
 

@ inulin: danke noch mal für deinen lieben Komentar. Das hat mich unteranderem bewegt alles zu durchsuchen und auch ohne weiter zuschreiben. Danke!
 

Na ja, nun denn, Viel Spaß!!
 


 

Kapitel 10 Offen gelegt
 

Schweigend gingen Thomas und Oliver den Weg zu ihrem Hotel neben einander her. Die Luft hatte sich auf angenehme zwanzig Grad abgekühlt und es wirkte, als wenn es gleich anfangen würde zu regnen. Oliver verringerte seinen Abstand zu Thomas und griff vorsichtig nach dessen Hand, um sie in seine zu nehmen. Sofort strahlte Thomas vor Glück und alles um ihn herum bewegte sich in Zeitlupe. Was war nur passiert, das Oliver so verändert hatte? Dieser Junge war so beliebt, viele hatten großen Respekt vor ihm. Er war groß, muskulös und gut aussehend. Kaum ein Mädchen hätte ihn abgelehnt und niemand hätte es für möglich gehalten, dass er sich nicht für Mädchen interessierte. Aber er war hier an seiner Seite und er hatte ihn begleitet. Er hielt augenblicklich mit ihm Händchen, es bedeutete so viel, obwohl sie doch eigentlich nur „beste“ Freunde waren.
 

Als Thomas und Oliver den Eingang ihres Hotels erreichten, fielen auch schon die ersten lauwarmen Regentropfen vom Himmel. Beim Aufschließen ihrer Zimmertür ertönte das erste tiefe Donnergrollen. Kaum waren sie durch die Tür getreten, zuckte ein greller Blitz vor dem Fenster und kurz darauf war ein erneutes Donnergrollen zu hören. Schnell zogen beide Jungs ihre Schuhe aus. Oliver ging sogleich ins Bad, um sich die Hände zu waschen. Er mochte den typischen Krankenhausgeruch nicht so gerne. Als er wieder kam, stutzte er, da Thomas mit einem glasigen Blick vor dem Fenster saß, den Kopf auf die verschränkten Arme gestützt und verträumt nach draußen sah. Es hatte inzwischen in dicken schweren Tropfen zu Regnen angefangen.

„An was denkst du?“, fragte Oliver sanft und kniete sich neben Thomas nieder.

„An unseren ersten Kuss!“, flüsterte Thomas.

Daraufhin wandte Oliver ebenfalls seinen Blick nach draußen. Es erinnerte ihn auch an ihren ersten Kuss. Danach hatte es wie aus Kübeln geregnet. Durch Olivers Adern rauschte ein sanftes Kribbeln. Er sah wieder zu Thomas, der immer noch verträumt in den Regen starrte und begann zärtlich über dessen Wange zu streicheln. Schon trafen sich ihre Blicke und sie versanken darin. Oliver rutschte näher an Thomas, dieser legte seine Hände an Olivers Hüfte und zog ihn näher zu sich. Mit einer Hand an Thomas Wange, mit der anderen Hand auf der Sessellehne abgestützt, ließ sich Oliver in einen sanften Kuss ziehen, der so unschuldig, wie ihr erster war. Mit heftig klopfenden Herzen lösten sie sich wieder von einander.

„Ich hab mich nach unserem Kuss so verdammt mies verhalten. Es tut mir so unendlich Leid!“, hauchte Oliver verlegen. „Aber ich komme immer noch nicht mit meinen Gefühlen zurecht. Es ist so komisch. Jahrelang dachte ich, ich könnte nur was für Mädchen empfinden. Aber durch dich hat sich alles geändert! Zwar war ich noch nie richtig verliebt gewesen, aber trotzdem hätte ich nicht gedacht…“

Er verstummte. Mit beiden Händen auf der Fensterbank gestützt, schaute er in den Regen. Nach einem kurzen Schweigen redete er weiter.

„Ich hab mich nie besonders für Mädchen interessiert. Die haben mich alle immer nur umschwärmt und angehimmelt. Das hat mich schon stolz gemacht, aber ich wollte keine von ihnen. Und du kennst ja meine Mutter. Sie hat es beunruhigt, dass ich kein Interesse gezeigt habe. Da hab ich einfach Sara gewählt, um ALLE ruhig zu stellen. Ich mochte sie sehr. Außerdem ist sie das beliebteste Mädchen und ich der beliebteste Junge der Schule. Als Paar unschlagbar. Aber bei dir Thomas…“ Oliver flüsterte den letzen Satz, während er sich zu Thomas umdrehte und ihm in die Augen schaute. „Ich weiß, was ich für dich empfinde, aber hab ich diese Art von Gefühlen nur für dich? Kann ich auch für andere Jungs so empfinden? Aber selbst, wenn ich es wüsste, meine Situation ist schon schwer genug. Meine Mutter würde mich umbringen, wenn sie erfährt, dass wir uns schon geküsst haben!“

Oliver sank in die Hocke. Thomas legte seine Hand behutsam auf Olivers Nacken. Zärtlich streichelte er über die feinen Härchen. Augenblicklich legte Oliver seinen Kopf auf Thomas Knie. Ein greller Blitz erhellte ihre Gesichter. Der markdurchdringende Donner ließ beide zusammen zucken.

„Weißt du, dass ich all diesen Stress nie hatte.“, sagte Thomas dicht an Olivers Nacken und hinterließ einen zarten Kuss an der Wirbelsäule, bevor er dort weiterstreichelte. „Schon seit dem Kindergarten wusste ich, dass ich anders empfand. Von meinem ersten Freund hatte ich mich kurz vor dem Umzug getrennt. Ich war fast drei Jahre lang mit ihm zusammen.“

„Du hattest schon mal einen Freund?“, fragte Oliver überrascht.

„Ja, Robert. Er hatte mich betrogen. Von ihm hatte ich dir erzählt, als wir die Poster aufgehängt haben.“

„Ach, der.“, fiel es Oliver nach kurzem Überlegen wieder ein. Thomas nickte.

„Wir hatten eine wunderbare Beziehung! Durch ihn wurde ich so richtig in die Schwulenszene eingeführt. Im Grunde genommen war er ein außerordentlicher Typ. Wenn wir alleine waren, war er unglaublich zärtlich zu mir und vor allem fürsorglich. Aber wenn andere dabei waren, war er wie ausgewechselt. Seine Lieblingsbeschäftigungen neben Sex waren Partymachen und Spaßhaben. Dafür hat er sich immer extrem aufgestylt. Seine blutroten, kurzen Haare hatte er sich immer zu Stacheln hoch gegelt und dazu stechendblaue Kontaktlinsen getragen. Dadurch fiel er sehr auf und jeder schwule Kerl war hinter ihm her. Aber er hat mich angesprochen und sich mit mir verabredet. Und plötzlich ging alles so schnell und ich steckte in einer richtigen Beziehung. Ich habe ihn sehr geliebt und er mich auch, aber trotzdem war er in der Gegenwart von anderen manchmal sehr kalt zu mir und hat wild rumgeflirtet. Das hat sehr wehgetan.“

Auch wenn diese Beziehung hinter Thomas lag, schmerzte es Oliver ihn darüber sprechen zu hören, gleichzeitig fühlte er Eifersucht in sich auflodern.

„Aber das ist jetzt Vergangenheit. Ich bin froh, dass ich dich habe. Niemals hätte ich gedacht, dass wir einmal so zusammen sein würden! Ich hätte mir bei dir nie Chancen ausgerechnet.“

Oliver hob seinen Kopf und sah Thomas innig an. Sanft strich Thomas ihm eine Strähne aus dem Gesicht. Durch ihren Blick verstanden sie sich wortlos. Der Regen vor dem Fenster wurde stärker. Oliver legte seinen Kopf wieder auf Thomas’ Knie und schloss die Augen. Er genoss in vollen Zügen die zärtlichen Brührungen seines Freundes. Thomas streichelte unablässig über Olivers Nacken und schaute dabei auf die tanzenden Regentropfen an der Glasscheibe. Eine halbe Ewigkeit saßen sie so da, bis das Klingeln von Olivers Handy sie aus dieser Trance riss. Mühsam rappelte sich Oliver hoch und ging mit genervter Miene zum Telefon.

„Meine Mutter!“, stöhnte er auf, bevor er den Anruf entgegen nahm.

Kaum hatte Oliver „hallo“ gesagt, konnte Thomas auch schon die durchdringende, aufgeregte Stimme von Frau Schilm hören. Oliver merkte sofort, dass Thomas nicht dabei sein wollte, sein Gesicht hatte sich verfinstert, und so verzog sich zum Reden ins Badezimmer. Nach einer halben Stunde kam er recht aufgebracht wieder. Thomas saß immer noch vor dem Fenster und schaute ihn interessiert an.

„Diese Frau malträtiert mich!“, stieß entnervt Oliver hervor. „Sie war scheiß neugierig. Andere Mütter hätten gefragt, wie es deiner Ma geht und ob ihr etwas Schlimmes passiert wäre, aber nein, meine Mutter interessiert sich nur dafür, was wir miteinander machen!“ Oliver sprach zwar deutlich und gefasst, aber seine Gefühle sprangen zwischen Wut und absolutem Unverständnis hin und her.

„Sie fragte mich als erstes, ob auch alles in Ordnung sei, da habe ich schon gedacht, sie meint dich und deine Ma, aber sie meinte, ob es mir auch gut ginge und wir anständig bleiben. Das musst du dir mal vorstellen! Sie hat es nicht witzig gemeint, sondern todernst.“ Oliver schüttelte angewidert den Kopf.

„Dann wollte sie wissen, ob wir in >einem< Hotelzimmer schlafen. Und dann fragte sie noch, ob wir nur ein Bett haben. Schließlich meinte sie, ich solle auf mich aufpassen!“ Er knirschte mit den Zähnen und setzte sich vor Thomas aufs Fensterbrett. Thomas stand auf und nahm seinen Freund in den Arm. Oliver schloss die Augen, legte seinen Kopf auf Thomas Schulter und presste seinen Oberkörper an ihn. Liebevoll streichelte Thomas über Olivers Kopf und Nacken.

„Meine Mutter weiß, dass ich schwul bin und sie hat keine Probleme damit! Na ja, jedenfalls nicht mehr. Als sie raus bekam, dass ich mit Robert zusammen war, war sie doch ganz schön geschockt. Sie musste erst einmal verdauen, dass ihr einziger Sohn nie ein Mädchen mit nach Hause bringen würde. Aber als sie gesehen hatte, wie glücklich ich mit ihm war, akzeptierte sie es. Damals sagte sie mir, Liebe sei das reinste und aufrichtigste Gefühl, das man einem anderen Menschen entgegen bringen könnte und dabei sei es egal, ob man es für ein Mädchen oder für einen Jungen empfindet!“

„Das sind wirklich schöne Worte!“, flüsterte Oliver.

„Oliver, unsere Gefühle sind nicht falsch! Wenn deine Mutter sieht, wie gut wir uns verstehen, wird sie ihre Meinung schön ändern!“, meinte Thomas zuversichtlich.

Wie ein eiskalter Schauer durchfuhr es Oliver. Als er und seine Eltern an der Nordsee waren, eskalierte plötzlich die Situation zwischen ihnen während des Abendessens. Dieses Gespräch prasselte wieder auf ihn ein. Seine Mutter war so ungerecht, gehässig und beleidigend gewesen. Und sein Vater hatte alles nur noch schlimmer gemacht. Gerade da lag ja das Problem, seine Mutter konnte es einfach nicht ergründen, warum sich Oliver so gut mit Thomas verstand. Das hatte sie ihm deutlicher als deutlich gemacht und selbst sein Vater hatte es ihm unmissverständlich klar gemacht. Wie könnte sie jemals ihre Meinung ändern? Sicherlich wusste sie, dass Oliver mehr für Thomas empfand. Aber wovor hatte sie Angst und warum machte sie sich so große Sorgen darum? War Thomas etwa nicht gut genug für ihren Jungen? Fragen über Fragen geisterten durch Olivers Kopf.

„Hast du was?“, fragte Thomas leicht verstört und blickte Oliver an.

Oliver merkte selbst, wie starr und angespannt sein Körper geworden war. Er schaute direkt in Thomas’ hellbraunen Augen. Ein tiefer, warmer Schauer durchströmte ihn.

„Nein!“, log er und lächelte. Er umschloss mit seinen Händen Thomas Gesicht und küsste ihn. Hauchzart strichen seine Lippen über Thomas’ leicht geöffneten Mund. Thomas schlang seine Arme um Oliver. Sachte saugte er an Olivers Unterlippe. Beide Jungs konnten einander atmen spüren.

Vielleicht hätte Oliver die Wahrheit sagen sollen, aber er konnte es nicht. Thomas hatte so voller Überzeugung und Hoffnung gesprochen, dass er sie nicht zerstören wollte. Außerdem wollte er ihre zarte Beziehung nicht auch noch zusätzlich belasten.

Oliver beendete nach einigen Minuten ihren leidenschaftlichen Kuss und legte seinen Kopf erneut an Thomas Hals. Er musste sich erst einmal beruhigen. Er war völlig ausgepowert. Seine Brust bebte auf und ab, es war, als könnte er nur schlecht Luft holen, außerdem waren seine Knie wie aus Pudding. Sie kuschelten sich aneinander. Thomas vergrub sein Gesicht in Olivers Haaren. Olivers Atem beruhigte sich etwas und so genoss er den Duft, der von Thomas ausging. Er war betörend. Sowieso hätte Oliver ewig diesen warmen, weichen Körper an sich drücken können. Seine Gefühle waren inzwischen so unglaublich tief für Thomas. Er begehrte ihn, er genoss seine Nähe, seine Berührungen. Aber trotzdem schwang bei all dem noch eine gewisse Angst mit.

Als sich beide wieder gefasst hatten, kuschelten sie sich zu zweit auf den Sessel und beobachteten das regnerische Treiben vor dem Fenster. Die Stunden verrinnen. Es war inzwischen dunkel geworden. Die Lichter der Stadt erhellten das Zimmer. Thomas streckte sich und gähnte. Davon angesteckt gähnte Oliver ebenfalls.

„Gehen wir ins Bett. Es ist schon spät. Ich bin Müde!“, sagte Oliver und stand auf. Thomas nickte.

„Mach dich schon mal fertig. Ich möchte hier noch etwas sitzen bleiben.“, meinte er und machte es sich noch mal auf dem Sessel bequem.

Oliver lächelte und beugte sich zu Thomas runter, um ihn einen kleinen Kuss auf die Wange zu geben. Dann machte er sich mit einer neuen Unterhose auf ins Bad. Thomas schaute ihm hinterher. Der Sessel war an der Stelle angenehm warm, an der Oliver gesessen hatte. Es roch sogar etwas nach ihm. Thomas kuschelte sich an diese warme Stelle und schloss die Augen.

Mit nichts, als einer frischen Unterhose bekleidet, kam Oliver nach wenigen Minuten aus dem Bad zurück.

Während Thomas dabei war, sich umzuziehen und zu waschen, kam Oliver eine Idee, die ihn verschmitzt lächeln ließ.

Als Thomas, ebenso knapp bekleidet aus dem Bad kam, war er überrascht, als er Oliver neben den Betten stehen sah.

„Was meinst du, wollen wir sie zusammen schieben?“, fragte Oliver höflich. Thomas nickte eifrig.

Gemeinsam räumten sie die Nachtschränkchen um und schoben die Betten zu eins zusammen. Oliver kletterte ins Bett, legte sich auf die Seite und streckte seinen Arm aus. Thomas nahm diese Geste dankend entgegen und legte sich zu Oliver, seinen Kopf auf dessen Arm. Ihre Körper schmiegten sich dicht aneinander. Sie sahen sich an. Oliver streichelte sanft über Thomas’ Wange. Minuten vergingen, in denen sie sich nur in die Augen blickten. Bis sich Oliver langsam vorbeugte und einen hauchzarten Kuss auf Thomas Mund hinterließ. Er sah ihm wieder in die Augen. Thomas blickte überrumpelt zurück. Er war sichtlich überrascht. War das wirklich Oliver, der so frei von Hemmungen handelte? Er kam ihm erneut näher.

„Vergiss alles schlimme, was ich dir je angetan habe!“, flüsterte er gegen Thomas’ Lippen, bevor seine darauf legte und sie wieder von ihnen trennte. „Ich will alles tun, damit es dir gut geht!“ Olivers leicht verschleierter Blick, strahlte vor Liebe. Zum wiederholten Mal schloss er die letzten Zentimeter, die sie trennten und küsste Thomas ein drittes Mal. Minuten lang ließ er all seine Gefühle, all die Leidenschaft, die er für Thomas empfand in diesen Kuss fließen.

Keuchend lösten sie sich. Oliver suchte Thomas’ Blick. Er sah ihm ganz fest in die Augen. In diese wundervollen klaren hellbraunen Augen. Es überkam ihn so plötzlich, das er es nicht mehr zurück halten konnte.

„Ich liebe dich!“, flüsterte er so sanft, so leise, dass Thomas eine Gänsehaut bekam.

Thomas brauchte einige Sekunden, um diese herrlichen Worte zu realisieren. Doch dann durchströmte ihn ein überwältigendes Glücksgefühl.

„Ich liebe dich auch!“, stammelte er hastig. Oliver atmete erleichtert auf. Sie versanken in einen leidenschaftlichen Kuss. Oliver presste sich vor Glück fest an Thomas, schon lag er auf ihm und drückte ihn ins Kissen zurück. Ihre nackte Haut rieb auf einander. Oliver keuchte erschrocken auf und löste den Kuss. Er spürte deutlich, dass es recht hart in Thomas Hose geworden war, bei ihm war es nicht anders. Augenblicklich wurde er rot und rutschte wieder an Thomas’ Seite. Thomas richtete sich auf und sah ihm ins Gesicht. Er fand keine Worte dafür, also gab er Oliver einen kleinen Gutenachtkuss und kuschelte sich wieder an ihn. Oliver schloss die Augen. Thomas schloss ebenfalls seine Augen. Eine Ewigkeit verstrich während sich keiner der beiden auch nur bewegte. Oliver versuchte nur diese Peinlichkeit zu vergessen und schnell einzuschlafen. Thomas konnte im Augenblick auch keinen Schlaf finden. Nach einiger Zeit spürte er jedoch, dass Oliver eingeschlafen war und leise atmend neben ihm lag.

Thomas konnte einfach nicht zur Ruhe kommen. Oliver hatte ihm seine Liebe gestanden, endlich. Nun hatte sich alles verändert, nichts konnte sie so schnell mehr trennen. Keine Sara, keine Mutter, niemand mehr. Aber eine andere Sache hinderte Thomas beträchtlich beim Einschafen. Es war die Beule in seiner Hose. Was sollte er nur dagegen machen? Aber nach einer Weile hatte er die beste Lösung dafür gefunden und konnte dann endlich auch friedlich einschlafen.
 

Am nächsten Morgen, wie schon am Tag zuvor, klingelte Olivers Handywecker um Sieben Uhr früh. Sie erwachten in der gleichen Position, in der sie eingeschlafen waren. Thomas blickte Oliver lächelnd an und zog ihn in einem Kuss, bevor er ins Bad ging. Ausgiebig duschte er sich. Er hatte es auch bitter nötig, da er an einer Stelle ziemlich klebte. Während Thomas duschte, nutzte Oliver die Zeit und machte es sich im warmen Bett so richtig gemütlich. Er streckte alle viere von sich und da bemerkte er es. Erschrocken richtete er sich auf und zog misstrauisch die Decke vom Bett. Da war er, direkt neben ihm, ein steifer Fleck im Bettlaken. War es etwa Sper…? Oliver mochte gar nicht darüber nachdenken. Entsetzt rückte er von dem Fleck weg. Schlimm genug schon, dass er gestern Nacht so fordernd geworden war, dass es sich selbst in seiner Hose geregt hatte. Er versuchte schnell alle Gedanken davon abzuschütteln. Es war ihm zwar klar, dass Thomas ganz normale sexuelle Empfindungen wie jeder andere auch hatte, aber noch nie war es ihm so bewusst, wie im Augenblick. Er musste in Zukunft vorsichtiger sein, denn jetzt waren alle Türen in ihrer Beziehung offen. Sicherlich fand Thomas ihn sexuell attraktiv, aber vor deutlicheren Handlungen fürchtete sich Oliver dennoch.

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Thomas aus dem Bad kam. Oliver starrte Thomas mit offenem Mund an und wurde unheimlich nervös. Provozierte er ihn? Es war, wie Thomas den Bademantel trug: schlampig zugemacht, der nackte vor Wasserrückständen glänzende Oberkörper schaute verlockend heraus, die tropfnassen Haare vielen ihm ins Gesicht. Olivers Herz setzte kurz aus.

„Hey, raus aus dem Bett. Ich möchte meine Mama nicht warten lassen!“, sagte Thomas und schloss seinen Bademantel ordentlich.

Erleichtert atmete Oliver aus. Thomas war wie immer, er hatte es nicht mit Absicht getan. Schnell stand er auf, griff sich neue Sachen und verschwand im Bad.
 

Nachdem sie eine Kleinigkeit bei einem Bäcker gefrühstückt hatten, waren sie halb neun am Zimmer von Thomas Mutter. Thomas klopfte ordnungsgemäß und trat zusammen mit Oliver ein. Doktor Uhllich und eine Krankenschwester waren gerade dabei Frau Richter zu untersuchen. Als Oliver und Thomas ins Zimmer traten, blickte der Arzt auf.

„Guten Morgen, Thomas!“, begrüßte er ihn freundlich. „Würden Sie und Ihr Freund bitte noch einen Augenblick vor der Tür warten. Ich bin gleich fertig mit der Untersuchung.“

Thomas und Oliver nickten stumm und verließen eilig das Zimmer. Vor der Tür warteten sie. Oliver war an die Wand gelehnt und Thomas stand ihm gegenüber. Irgendwie herrschte eine eigenartige Anspannung zwischen ihnen. Oliver traute sich kaum seinen Freund in die Augen zu blicken.

„Hör mal Oliver, wegen gestern Nacht“, sagte Thomas, der diese Spannung nicht ertragen konnte. „Es ist nichts Schlimmes passiert. Dass du mir deine Liebe gestanden hast, hat mich unendlich glücklich gemacht.“ Er lächelte Oliver warm an. „Ich mache dir auch keinen Vorwurf, als du plötzlich von mir zurück gesprungen bist. Ich weiß, dass das alles komplettes Neuland für dich ist. Und ich kann es verstehen, wenn du Angst vor dem nächsten Schritt hast!“

„Wirklich?“, fragte Oliver leise und blickte vorsichtig zu Thomas. Dieser nickte.

„Wirklich!“, bestätigte er.

Von Oliver fiel alle Last ab. Er lächelte und fiel Thomas um den Hals. Sie küssten sich kurz und umarmten sich danach wieder. Plötzlich ging die Tür auf und die Krankenschwester dicht gefolgt vom Doktor kamen aus dem Zimmer. Oliver wurde knallrot und löste die Umarmung. Der Arzt lächelte Oliver wissend zu und war auch schon im Aufzug verschwunden. Oliver blinzelte, aber schon hatte ihn Thomas in den Raum gezogen.

„Guten Morgen, Mami!“, sagte Thomas fröhlich und umarmte seine Mutter.

„Guten Morgen, ihr beiden. Habt ihr gut geschlafen?“

Oliver nickte und setzte sich immer noch etwas verwirrt auf einen Stuhl.

„Wie geht es dir heute?“, fragte Thomas und setzte sich ebenfalls hin.

„Sehr gut. Der Arzt meint, ich kann nächste Woche schon mit der Rehabilitation anfangen!“

„Das sind ja tolle Nachrichten!“, freute sich Thomas.

Sie unterhielten sich den ganzen Vormittag lang über all die Dinge, die sie am vorherigen Tag vergessen hatten. Thomas erzählte von seinen Verbesserungen in der Schule und so weiter. Bis sie aufs Rauchen zu sprechen kamen.

„Und, habt ihr seit gestern schon eine wieder geraucht?“, fragte Thomas’ Mutter interessiert.

„Nein und komischer Weise war mir die ganze Zeit auch nicht nach einer Zigarette.“, meinte Thomas etwas über sich selbst verwundert.

„Ist doch schön. Besser als ein schlimmer Entzug. Wenn du es jetzt durchhältst, bin ich ganz stolz auf dich!“

„Ich werde schon dafür sorgen!“, sagte Oliver überzeugt. „Ähm, ich geh mal kurz auf die Toilette.“

Beide sahen Oliver nach, wie er das Zimmer verließ.

„Er ist ein wirklich toller Junge!“, sagte Frau Richter anerkennend. „Er ist höflich, charmant und sehr lieb. Viel besser, als dieser Robert. Ich hoffe, du hältst ihn dir warm!“

„Auf jeden Fall. Ich bin so überglücklich mit ihm. Mama, gestern Nacht hat er mir seine Liebe gestanden und wir haben in einem Bett zusammen geschlafen!“, erzählte Thomas freudestrahlend.

„Das freut mich sehr für dich!“

Mutter und Sohn umarmten sich herzlich.

„Hast du eigentlich schon Tante Bertha besucht? Ich denke jede Sekunde an sie. Gerne würde ich sie besuchen, aber ich kann nicht. Sie liegt im künstlichen Koma und ihr soll es jeden Tag schlechter ergehen.“

Thomas senkte reuevoll den Kopf.

„Noch nicht.“, flüsterte er schuldhaft. „Es tut mir Leid. Ich werde sie nachher besuchen gehen!“

„Das solltest du. Sie ist immerhin die Einzige Verwandte von deinem Vater. Sie sind sich so ähnlich. Ich würde es nicht ertragen, wenn sie auch sterben…“

Beide schwiegen. Ihre traurigen Erinnerungen hatte sie eiskalt erwischt.

Oliver war inzwischen von der Toilette zurückgekehrt. Er hörte vor der Tür beide erzählen und stockte in seinen Bewegungen. Stumm belauschte er ihre letzten Worte. Der Schmerz, den er raushörte, ergriff ihn. Unbewusst fing er an zu weinen. Nein, in so einem Moment konnte er nicht stören, also riss sich Oliver zusammen, wischte seine Tränen weg und beschloss solange einen kleinen Spaziergang zu machen.

Es dauerte eine Weile, bis Thomas und seine Mutter sich wieder gefangen hatten.

„Wie seid Oliver und du überhaupt hier her gekommen?“, fragte Frau Richter mit schon wieder gefestigter Stimme.

„Na ja, seine Mutter hatte uns Geld gegeben und wir sind dann mit dem Zug hergekommen. Wir wohnen im Hotel gleich hier in der Nähe.“

„Schatz, so geht das aber nicht! Du kannst doch nicht auf Kosten von Olivers Eltern leben! Geh, am besten gleich zur Schwester und lass dir den Schlüssel zu meinen persönlichen Sachen geben. Nimm dir so viel Geld wie du brauchst. Hast du mich verstanden?“

„Ja, okay, Mami.“, antwortete Thomas und stand vom Stuhl auf. Er umarmte seine Mutter zum Abschied.

„Richte Oliver einen lieben Gruß von mir aus!“, sagte sie und verwuschelte ihrem Sohn die Haare. „Morgen braucht ihr nicht so früh kommen. Außerdem möchte ich nicht, dass ihr eure gesamten Ferien hier verbringt.“

„Okay, Mami. Ich hab dich lieb!“, sagte Thomas und öffnete die Tür.

„Ich dich auch!“ Frau Richter warf ihren Sohn noch eine Kusshand zu und schon hatte Thomas die Tür hinter sich geschlossen.

Wo steckte Oliver nur? Schoss es ihm plötzlich durch den Kopf. Er war doch vor über einer halben Stunde auf Klo gegangen? Aber er hatte jetzt wichtigere Dinge zu erledigen. Als erstes ging Thomas zum Schwesternzimmer, um nach den Sachen seiner Mutter zu fragen. Nach Oliver suchen, konnte er nachher auch noch. Die Krankenschwester, die auch schon vorhin im Zimmer seiner Mutter gewesen war, gab ihm bereitwillig den Schlüssel für die persönlichen Sachen. Thomas fand das große, hellblaue Portmonee seiner Mutter recht schnell. Dreihundert Euro in Bar waren darin. Erst wollte Thomas nur die Hälfte nehmen, aber er durfte ja so viel nehmen, wie er brauchte. Seit er mit seiner Mutter alleine lebte, hatten sie immer auf ihr Geld aufpassen müssen. Nie konnte er das haben, was er sich wünschte, immer hatte er viel weniger Taschengeld gehabt, als die anderen Kinder. So viel hatte sich für die kleine Familie nach dem Tod des Vaters verändert. Durch Oliver hatte er andere Standards erfahren. Er hatte noch nie so ein großes Zimmer gehabt und erst recht nicht eo viel Technischen Kram. Aber im Moment spielte das keine Rolle. Thomas brauchte das Geld, immerhin würde er noch ziemlich lange ohne seine Mutter auskommen müssen. Und wenn er erstmal zurück war, brauchte er unbedingt einen Ferienjob.

Als Thomas der Schwester den Schlüssel zurück brachte, erkundigte er sich auch gleich wo das Zimmer seiner Tante war. Fünfter Stock, Neurochirurgie. Mit einem flauen Gefühl im Magen fuhr Thomas mit dem Aufzug nach oben. Als er das Krankenzimmer seiner Tante betrat, stockte ihm der Atem. Da waren so viele Schläuche und überall piepste es. Thomas setzte sich an ihr Bett und streichelte zärtlich über der Hand, wo keine Schläuche hingen.

„Du musst wieder gesund werden! Du darfst nicht sterben! Du musst kämpfen!“, flüsterte Thomas ihr Minutenlang entgegen.

Lange konnte Thomas nicht bei ihr sitzen bleiben, ihm tat das alles so weh. Außerdem musste er noch nach Oliver suchen. Mit Tränen in den Augen verließ er das Zimmer.

Wo sollte er anfangen zu suchen? Die Cafeteria fiel ihm sofort ein und prompt hatte er da Glück. Oliver saß mit einer halbausgetrunkenen Tasse Kaffe an einem der Tische.

„Wo warst du solange?“, war seine erste Frage, kaum hatte er sich gesetzt.

„Na ja, ich hab zufällig dich und deine Mutter belauscht. Es ging um deinen Vater. Da wollte ich nicht stören und deshalb bin ich hier ein bisschen umhergewandert.“

„Lieb von dir! Das Gespräch war auch nicht grade leicht. Es hat traurige Erinnerungen geweckt. Weißt du, meine Mama hält sehr viel von dir!“

„Ja? Kann ich mir nicht vorstellen. Ich bin doch ganz gewöhnlich!“

„Nein, bist du nicht, du bist mein Oliver!“, lächelte Thomas und griff unter dem Tisch nach Olivers Hand.

Oliver lächelte zurück und umfasste Thomas’ Hand ganz fest. Es störte ihn nicht.

Als der Kaffee getrunken war, Thomas hatte sich auch einen bestellt, gingen die beiden zurück ins Hotel.

„Hast du auch so viel Hunger wie ich?“, fragte Oliver aus dem Bad und rieb sich den Bauch.

„Jep! Dann lass uns doch zusammen was kochen. Hier ist ne schöne Küche drin.“, antwortete Thomas. Er war gerade dabei, seine Spuren von letzter Nacht zu beseitigen. Am Empfang hatte er nach neuer Bettwäsche gefragt und eine hübsche babyblaue Garnitur bekommen. „Worauf hast du denn Hunger?“

„Ach, das ist mir egal. Hauptsache es gefällt dir!“, sagte Oliver und kam aus dem Bad zurück. Er stellte sich hinter Thomas, der als Abschlusshandlung des Bettenbeziehens noch die Decke glatt zog und umarmte ihn von hinten.

„Dann sollten wir am besten sofort einkaufen!“ Thomas drehte sich in Olivers Armen um und schaute ihm liebevoll in die Augen. Er beugte sich nach oben und drückte seinen Lippen zärtlich auf Olivers Mund. Durch Olivers Körper flutete eine warme Welle. Er zog Thomas enger zu sich und verstärkte den Druck ihres Kusses. Thomas öffnete seinen Mund und strich mit seiner Zunge sanft über Olivers Lippen. Olivers Herzschläge wurden heftiger. Allein diese kleine Geste erregte ihn. Warum war er plötzlich so empfindlich? Besiegt öffnete er seine Lippen und ließ Thomas’ Zunge seinen Mund erforschen. Thomas bemerkte überrascht etwas Hartes an seinem Schenkel und beendete völlig unerwartet den Kuss. Oliver war ihm einiger Maßen dankbar dafür. Er war puterot im Gesicht und drehte sich eiligst weg.

„Hey, das muss dir nicht peinlich sein!“, beschwichtigte Thomas. Zärtlich strich er über Olivers Schulter.

„Gibst du mir ein paar Minuten, bevor wir gehen?“, fragte Oliver dumpf.

„Sicher!“, antwortete Thomas.

Und schon war Oliver im Bad verschwunden. Dort schüttete er sich kaltes Wasser ins Gesicht. Seine Wangen brannten. Ihm war überhaupt so unendlich heiß. Jetzt war es schon das zweite Mal gewesen, dass er durch Thomas Berührungen so erregt wurde, dass sich sogar sein kleiner Freund meldete. Früher hatte er solche Probleme nicht gehabt. Er setzte sich auf den Klodeckel und versuchte sich abzulenken. Wenn er heute und in Zukunft auch nicht Thomas nicht mehr berühren würde, hätte er auf einen Schlag keine Probleme mehr. Aber er brauchte sie, jede einzelne, so oft und so intensiv, wie Thomas sie ihm nur geben konnte.

//Er hat mich doch nur geküsst, das ist jetzt aber schon einige Minuten her. Er ist noch nicht mal in diesem Raum, also wieso sollte ich noch länger erregt sein?// Diese Gedanken halfen ihm.

Wenige Minuten später waren die beiden auf dem Weg zum einkaufen. Ganz normal, als sei nichts passiert.

Sie kauften einige Leckereinen ein und einigten sich darauf Reis mit Geschnetzelten in Rahmsoße zu essen.

Während sie kochten, waren sie die ganze Zeit über am Rumalbern. Im Kochen war Thomas richtig gut, dass Oliver viel von ihm lernen konnte. Aber nicht nur wenn es ums Kochen ging. ^^
 

^^ Ach ja, an dieser Stelle konnte ich mir einfach nicht nehmen einen kleinen zweideutigen Witz zu machen.
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  kuroi_Mizu
2007-05-04T14:50:56+00:00 04.05.2007 16:50
Erstmal: danke für die ENS.^^
Hab mich sehr gefreut, als ich das neue Kapitel gesehen habe.

Wie immer ist dein Schreibstil top. Hier und da sind zwar noch ein paar kleine Grammatik - und Kommatafehler, aber die kann man schon mal überlesen.
Das Kapitel gefällt mir vn der Handlng her sehr gut.
Du hast sie sehr 'zart' beschrieben, was natürlich auch wieder ein großes Plus deines Stils ist. Da macht das Lesen gleich doppelt Spaß.
Ich freue mich schon auf das kommende Kapitel. =)
Von:  -hEtAnA-
2007-04-30T21:01:12+00:00 30.04.2007 23:01
das ist eine sehr schöne Geschichte.
Ich hoffe es kommt bald mehr.^^

Gruß hetana
Von:  inulin
2007-04-30T18:46:54+00:00 30.04.2007 20:46
Das ging aber fix. ^^
Es ist doch immer wieder praktisch, wenn man es auch noch irgendwo auf Papier hat. *gg*
Ich freu mich für dich, dass du so nur noch die Hälfte an Arbeit hattest und dass dir das Kommi geholfen hat.
Ich finde das Kap ist dir trotz Zwischenfälle sehr gut gelungen.
Mir gefällt die Szene total gut, wo Thomas und Oliver im Bett liegen und Oliver einfach nicht mehr an sich halten kann und Thomas seine Liebe gesteht. ^^
Da wurd es mir richtig warm ums Herz. *Seufz*
Wobei mir der Anruf seiner Mutter, wahrscheinlich genauso gegen den Strich gegangen ist, wie ihm selbst. XD
Ich bin wirklich total zufrieden mit dem Kapitel und freue mich auch wieder auf das Nächste. Selbstverständlich. ^^


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