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The Saga - Blossom of Eternity

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Chapter 3: The Saga

Chapter 3: The Saga
 

"Kiara, ich weiß, du solltest das niemals erfahren, doch ich kann nicht mehr. Dein Vater hat das Maß überschritten. Manchmal glaube ich, er ist mehr mit seiner Arbeit verheiratet als mit mir." Cecil seufzte laut auf und schüttelte mit dem Kopf. "Was sag ich hier schon wieder. Er ist immer auf mein Wohl bedacht, besonders auf deines, mein kleiner Liebling. Er tut das nur, um uns ein angenehmes Leben zu ermöglichen."

Kiara, damals nicht mal ganz zehn Jahre alt, schaute ihre Mutter mit ihren dunklen Augen an, die an diesem Abend sehr viel Furcht in sich trugen. Ein heftiger Knall ließ sie zusammenzucken. Sie schmiegte sich noch enger in den ihr Schutz bietenden Arm ihrer Mutter. Draußen tobte es schon mittlerweile seit mehr als einer Stunde. Die vielen Blitze machten die Nacht zum Tag und das Donnergrollen übertönte oft genug Cecils Stimme. Doch nicht nur die Wetterunruhen beunruhigten Kiara, schon den ganzen Tag über hatte sie ein sehr seltsames Gefühl gehabt. Als neunjähriges Mädchen nimmt man dies sicherlich noch nicht als schicksalhafte Vorahnung wahr, doch sie war alt genug, um zu wissen, dass bald etwas passierte, das ihr bisheriges Leben verändern könnte.

"Meine Kleine, du musst wissen, dass dein Vater und ich dich sehr lieben haben. Und falls wir mal etwas über den anderen sagen, dass in deinen Ohren bestimmt nicht nett klingt, dann mach dir deshalb bitte keine Sorgen. Wir haben schon sehr schwere Zeiten überwunden und uns fällt es oft nicht leicht, unter diesen Umständen dich aus allem herauszuhalten. Nein, er würde es niemals zulassen, dass ich dir davon erzähle, aber..."

Cecil schrak auf, wie konnte sie nur, wie konnte sie es auch nur in Erwägung ziehen. Nach einem kurzen Moment schaute sie zu ihrer Tochter, in deren wissende kindliche Augen. Wissend?

/Niemals. Das kann nicht sein. Sie ist noch ein Kind. Wie sollte sie.../

Doch ein weiterer Blick genügte. Cecil senkte den Kopf und drohte ohnmächtig zu werden. Ihre Augen wurden glasig und ihre Atmung wurde immer schwächer. Ihr rechter Arm schlug auf die harte Kante des hellen Holztisches, den anderen hielt Kiara fest umschlungen, sonst hätte diesem womöglich dasselbe gedroht. Das kleine Mädchen schrie auf, sie hatte ihre Mutter noch nie so gesehen und sie hatte Angst. Der schrille Ton ließ Cecil so plötzlich hochfahren, was Kiara bedrohlich hielt, aber zugleich für gut befand. Jedenfalls festigte sich Cecils körperlicher Zustand schnell und sie lächelte unbekümmert, zumindest bemühte sie sich sehr darum, ihr Kind an.
 

"Mir geht's wieder gut, meine Kleine. Ich glaub, ich hab mich heute nur ein bisschen überarbeitet."

Sanft strich sie mit einer Hand über Kiaras Stirn, nahm sie in den Arm und drückte sie sehr zärtlich. Ein paar ihrer dunkelblonden Haarsträhnen fielen nach vorne und kitzelten Kiara an der Nase, wodurch sie kichern musste und ihre Angst vorübergehend vergaß.

"Ich hab dich auch lieb, Mom."

Diese Worte versetzten Cecil dermaßen einen Stich im Herzen, denn sie bereute nun, den Gedanken erwogen zu haben, ihr es zu erzählen. Eine kleine Träne glänzte in ihren Augen und sie zwang sich, nicht vor ihrer Tochter zu weinen, wenigstens nicht jetzt. Von diesem Moment an glaubte sie, das Richtige getan zu haben. Etwas vielleicht sehr wichtiges zu verschweigen, wenn auch oft nicht angebracht, war in ihrer Situation wohl das beste.

Der Wind heulte und die Rollläden schepperten laut, wenn sie von einer Böe erfasst wurden. Es zischte und donnerte, es pfiff und krachte. An ein so starkes Unwetter glaubte sich Cecil nicht erinnern zu können. Wie man am nächsten Tag in den Nachrichten erfahren konnte, war es das schlimmste des letzten Jahrzehnts gewesen. Herumfliegende Äste hatten fast ein Dutzend Menschen zum Teil schwer verletzt, mehr als 20 abgedeckte Häuser waren zu verzeichnen und eine Scheune war völlig zerstört worden. Doch Kiara und ihrer Mutter ist an diesem Abend nichts zugestoßen, wenn man mal von einer gewissen Gegebenheit absah.
 

Die Wende naht,

des Kummers Saat.

Mit Glück vereint,

das Schicksal verneint.

Die Zukunft in Händen,

das Leid beenden.

Den Mut erbracht,

das Feuer entfacht.

Der Worte Klang,

doch Engelsgesang?

Den Berg erklommen,

dem Los entronnen.

Zwei Seelen gekämpft,

die Stimme gedämpft.

Das Schweigen gebrochen,

das Blut gerochen.

Die Wallung vernommen,

den Einfluss genommen.

Die Zeit verkündet,

die Vergangenheit verbündet.
 

Etwa eine Stunde verging, in der Cecil mit Kiara spielte, um das Kind und sich selbst von diesem Sturm abzulenken. Sie wusste, dass ihre Tochter sowieso kein Auge zugemacht hätte, selbst wenn sie sie ins Bett gebracht hätte. Doch sie konnte es ihr auf keinen Fall verdenken, denn sie konnte sich noch genau daran erinnern, wie sie selbst als kleines Mädchen immer zu ihren Eltern ins Bett gekrochen war, wenn es draußen so unwirtlich wie heute und sie durch die Donnerschläge aus dem Schlaf gerissen worden war.

"Du bist dran."

Kiara nahm den Würfel in die Hand und ließ ihn auf dem Tisch rollen. Dann rückte sie ihren Spielstein um fünf Felder nach vorne und freute sich, weil sie damit nun den letzten ihrer Steine ins Ziel brachte.

"Freuuu, ich hab gewonnen."

Sie hüpfte einmal um den Tisch und blickte dann ihre Mutter treu an.

"Nein, Kiara das langt für heute. Vielleicht sollten wir es uns oben im Schlafzimmer gemütlich machen und hoffen, vielleicht doch ein bisschen schlafen zu können."

"Aber-"

"K-i-a-r-a!"

Diese scharfe Betonung ihres Namens konnte Kiara überhaupt nicht leiden, brachte sie aber zum Schweigen und sie befolgte den Vorschlag, sich Bett fertig zu machen. Etwas missmutig ging sie die Treppe hoch und begab sich ins Bad. Cecil konnte hören, wie sie die Tür hinter sich zumachte.

/Wenn Dave nur da wäre... bei ihm fühlt sich Kiara irgendwie... sicherer, geborgener../

Diese Gedanken taten ihr weh, auch wenn sie die Wahrheit verkörperten. Sie wusste nicht, warum Kiara so empfand, schließlich tat sie alles Erdenkliche, dass Kiara keinen Grund hatte, sich bei ihr unwohl zu fühlen beziehungsweise unsicher. Ein wenig streng musste sie sein, denn man kann einem Kind ja nicht alles erlauben und es muss gewisse Grenzen einhalten. Aber das gehört eben zur Erziehung. Und Cecil glaubte nicht, allzu hart mit Kiara umzugehen. Sie liebte ihr Kind über alles und dies verstärkte ihren Kummer.

Cecil ging um die Couch herum und wollte gerade das Licht ausschalten, als sie etwas im Regal sah, das sie warten ließ. Aus einem Buch ragte an der Seite eine kleine blaue Ecke wahrscheinlich eines Zettels hervor. Es war ihr Lieblingsbuch und sie wusste genau, dass sie nichts hineingelegt hatte. Zögernd nahm sie das Buch heraus und strich mit der Linken über den Einband. Das kräftige Rot mit der schwarzen Schrift war nun wieder sichtbar und gab den Titel frei: "Vulkan der Gefühle". Sie hatte es bestimmt schon viermal gelesen und bei jedem Durchgang hatte sie neue Szenen entdeckt, die ihr vorher irgendwie entgangen waren. Es weckte bei ihr solche starken Emotionen, dass sie sich wünschte, auch so schreiben zu können, um die Herzen anderer bewegen zu können. Sie bezeichnete diese Art des Schreibens als Gabe, als Geschenk.

Sie ergriff die blaue Ecke und zog das Papier heraus. Wie sie gleich feststellte war es ein Brief und auf dem Umschlag stand einfach nur 'Dave'. Verwundert drehte sie den Brief einige Male hin und her, aber sie konnte keinen Absender oder was immer sie sich erhofft hatte entdecken. Sie ging einen Schritt nach hinten und vergewisserte sich, dass Kiara nicht an der Treppe stand. Dann öffnete sie den Umschlag und wollte schon den Zettel herausziehen, den sie erwartet hatte vorzufinden, doch sie griff ins Leere. Verdutzt sah sie hinein und erblickte eine kleine graue Metallscheibe. Sie drehte den Umschlag auf den Kopf und ließ das Fundstück auf ihre Hand gleiten. Es war kalt und fühlte sich alt an. Cecil hielt es hoch ans Licht, um zu sehen, was es war. Noch in der Vorwärtsbewegung schrie sie leise auf und ließ das Metall fallen. Offenen Mundes verfolgte sie, in welche Richtung es rollte.

/Woher... woher kommt das? Es war an Dave adressiert.../

Sie zitterte.

/Er wird mir doch nicht etwas verheimlicht haben?/

Minuten vergingen. Der Sturm hatte immer noch nicht nachgelassen und wütete weiterhin. In Cecils Haus war es aber ansonsten still. Auch von Kiara war nichts zu hören.
 

Plötzlich flackerte die Lampe. Alles um Cecil herum wurde dunkel. Nur das Licht der Blitze, die ab und zu durch den Spalt des kaputten Rollladens drangen, erhellten kurzzeitig den Raum. Cecils Erstarrung löste sich allmählich und vernahm endlich das laute Weinen ihrer Tochter. Doch bevor sie nach oben rannte, griff sie schnell nach dem Metall und hielt es krampfhaft fest.

"N-e-i-n!", wimmerte Kiara, als Cecil das Schlafzimmer betrat. Mit einem Kissen im Arm saß das Mädchen auf dem Ehebett und weinte, was Cecil aber nicht erkennen konnte, da der Strom völlig ausgefallen war. Doch allein Kiaras herzzerreisende Stimme genügte, dass nun auch Cecil die Tränen kamen. Sie tastete sich langsam durch den Raum und setzte sich vorsichtig neben ihre Tochter und nahm sie in den Arm.

"Schon gut, meine Kleine. Spätestens morgen früh haben wir wieder Licht. Und ich hol gleich ein paar Kerzen, ja? Kann ich dich noch einen Augenblick allein lassen?"

Kiara seufzte, ließ aber ihre Mutter los.

Obwohl sich Cecil beeilte, schienen Stunden zu vergehen. Ein weiterer lauter Donnerschlag versetzte Kiara einen Schrecken; sie zog die Bettdecke über sich und vergrub sich darunter. Als Cecil mit flackerndem Kerzenschein zurückkam sah sie besorgt auf die Wölbung der Decke. Direkt neben dem Bett auf den Nachttisch stellte sie den kleinen Leuchter ab, den sie vor vielen Jahren von ihrer Schwester geschenkt bekommen hatte.

"Kiara?" Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.

Sie stupste sanft Kiara an, die immer noch nicht hervorkommen wollte.

"Gut, du musst nicht."

Cecil legte sich daneben und bemerkte erst jetzt, dass sie das Metall immer noch fest in der Hand hielt und es selbst beim Kerzen anzünden wohl nicht losgelassen hatte. Ihre Finger lösten sich langsam von der Scheibe und ihr wurde das Medaillon offenbart, das sie als das endlich erkannte.

"Was ist das?"

Kiara fasste nach dem Medaillon, doch Cecil hatte wieder die Hand geschlossen, bevor Kiara es berühren konnte. Verwirrt schaute sie ihre Mutter an, die dem Blick nicht standhalten konnte und sich wegdrehte.

"Mom? Was ist das?"

"Du hättest das nie sehen dürfen..."

Kiara fühlte sich vor den Kopf gestoßen.

"Aber..." Sie wusste, sie durfte ihre Mutter nicht reizen, doch sie musste es noch mal sehen. "Darf ich es mir nicht noch mal anschauen? Bitteee!"

Mit flehenden Augen betrachtete sie Cecil, die ihren Blick nur allzu deutlich spürte. Kiara konnte nicht mal im Entferntesten ahnen, welchen inneren Kampf ihre Mutter ausfochte.

Daher ließ sie auch nicht locker und bettelte weiterhin unerbittlich.

"Schon gut, Kiara. Du wirst es sehen. Doch zunächst werde ich dir was erzählen. Aber sei dir sicher, du wirst diese Geschichte danach wahrscheinlich nie mehr zu hören bekommen."

Begeistert und irritiert machte Kiara es sich bequem und lauschte ihre Ohren.

"Dein Vater und ich kennen eine alte Frau, glaub mir, sie ist sehr alt..."

Cecil beendete zunächst den Satz nicht, war einen Moment verunsichert, doch sie schüttelte nun endgültig ihre Zweifel ab und beendete ihre Erzählung nach etwa 20 Minuten. Kiara war in der ganzen Zeit mucksmäuschenstill und regte sich nicht. Stattdessen sog sie jedes einzelne Wort in sich auf und wie sich herausstellte, vergaß sie nie wieder eines davon.
 

"Sie war sehr alt. Es lag nicht an dem grauen langen Mantel, den sie trug, auch nicht an ihren schneeweißen Haaren, die sie unter einem Tuch versteckte, dass man erkannte, dass sie nicht mehr die Jüngste war. Nein, es waren eher ihre Augen, die es verrieten: diese Weisheit, die sie in sich trugen, war unendlich, so unbeschreibbar. Man konnte die ganze Welt in ihnen sehen und noch viel mehr.

Uns hatte sie sich als Aina vorgestellt, doch ich vermute,... nein, ich weiß, sie hat viele Namen.

Als ich mit dir schwanger war, stand sie eines Tages plötzlich vor uns. Sie brauchte nichts zu sagen, wir wussten auch so, dass ihre Anwesenheit allein uns galt, also deinem Vater und mir. Ohne ein Wort berührte sie kurz meinen Bauch und nickte. Dieses Gefühl in diesem Moment war gewaltig; ein warmer und zugleich kalter Energiestrom durchfuhr mich. Die Haare standen in dem Augenblick zu Berge und ich fühlte dich strampeln; das war das erste Mal, dass ich eine Regung in meinem Bauch spürte. Es war so, als begannst du, richtig zu leben. Mir standen Tränen in den Augen, salziges Wasser, das seinen Weg nach außen suchte.

Als ich meinen Mund aufmachte, um sie zu fragen, wer sie sei und was das bedeute, hob sie mahnend ihre rechte arthritisgeplagte Hand. Dies genügte, um zu erreichen, dass ich schwieg. Sie drehte sich kurz um und dann befahl sie uns mehr oder weniger ihr zu folgen; es war kein Bitten und auch keine höfliche Aufforderung. Ihr dominanter und äußerst strenger Tonfall missfiel uns zwar, aber wir widersetzten uns nicht. Dazu hatten wir zu viel Angst vor dem, was uns hätte erwarten können. Also gingen wir ihr nach und sie führte uns durch seltsame Gassen, die uns beiden unbekannt vorkamen und in denen es ungewöhnlich aussah. Es ist schwer zu beschreiben, aber dort schien es kein Leben zu geben. Alles war so trist, so farblos und verfallen. Eine Ruine war dagegen noch ein lebendiges, frohes Gebilde. Die Mauern, die sich an den Seiten zum Teil entlang zogen, wiesen langgezogene Risse auf, die sie eigentlich schon lang zum Einsturz hätten bringen müssen. Doch das Gemäuer stand fest. Um es auch zu glauben, fasste ich es sogar einmal an, was ich aber im selben Augenblick noch bereute. Ich erschrak bei dieser Berührung. Zuvor hatte ich noch nie eine solche Kälte gespürt. Die Steine schienen so leblos und kalt wie der Tod zu sein.

Dein Vater hatte das mitbekommen und nahm mich in den Arm, drückte mich fest. Er konnte mein Zittern vernehmen, das sich erst Minuten später wieder legte.

Wir wussten nicht, wohin uns diese Frau führte, aber eins wussten wir sicher: wir hatten keine andere Wahl, wir mussten ihr folgen.

Ich sage dir, zum Glück hatte es nicht mehr lange gedauert, bis sie uns durch einen Fingerzeig deutlich machte, dass wir da waren. Doch zunächst wunderte ich mich, dass wir genau dort verweilten. Weit und breit nur diese furchteinflössenden Mauern. Aber sie belehrte mich eines besseren, als sie ihre Hände hoch in den Himmel hob und ein paar Worte murmelte, die ich nicht verstand. Ich traute meinen Augen nicht, als ich plötzlich ein Tor vor mir sah, das jedoch wenige Sekunden zuvor noch nicht da war. Dein Vater behauptete damals und heute noch, dass er es von Anfang an gesehen hatte, doch ich vermute, dass das nicht der Wahrheit entspricht und ich kann ihm das auch nicht übel nehmen.

Jedenfalls wies sie uns an, das hohe Eisentor zu öffnen und hindurchzugehen. Dann konnten wir das Haus sehen. Ihr Haus. Ihr Sitz.
 

'Kommt! Nicht trödeln!'

Ihre Stimme hatte einen freudigen Unterton in sich, der mich offen zugegeben ein wenig beruhigte hatte.

Als wir das Haus betraten, hatte ich sogar fast meine Angst vergessen. Irgendwie strahlte es von innen so viel Macht aus, die nicht im Geringsten böse zu sein schien. Viele Gemälde hingen an den Wänden, die alle Monumente der ganzen Welt zeigten: Stonehenge, den Palast der Winde, die Meteora Klöster, nur um wenige zu benennen. Beim Betrachten jedes einzelnen Werkes dachte man dort zu sein und sie real zu sehen. Solche Kunst kam mir bisher nie wieder zu Gesicht und ich bezweifle, dass sich das jemals wiederholen wird."

Cecil hielt kurz inne und holte tief Luft. Man sah ihr ihre Mitgenommenheit an, sie hatte dies noch nie irgendwem erzählt. Draußen blies immer noch kräftig der Wind.

"Die alte Frau gewährte uns diesen Moment. Sie schien sogar ein wenig stolz darauf zu sein, dass wir mit solch einer Faszination an die Wände starrten. Ich stünde dort heute noch, wenn sie uns nicht dann doch weitergeschickt hätte. Wir gingen durch die Eingangshalle hindurch und wurden in einen Raum geleitet, der einem Wohnzimmer ähnlich war. Dort sollten wir uns niederlassen, was wir auch bereitwillig taten. Ich weiß nicht, wie lange wir gebraucht hatten, um dorthin zu gelangen, die Zeit war in gewisser Hinsicht nicht greifbar, aber meine Füße taten weh und ich war dankbar, mich ausruhen zu dürfen.

Bis dahin hatten weder dein Vater noch ich nur einziges Wort gesprochen. Als wir längere Zeit alleine gelassen wurden, machte sich in mir Unsicherheit breit und ich spürte, dass es Dave genauso erging. Wir wussten nicht genau, warum wir überhaupt dort waren, was das alles sollte, und doch hatte uns nichts davon abgehalten, ihr bis dorthin zu folgen, wir wurden eher dazu angetrieben...

Fest umschlungen saßen wir also da und warteten. Keine Silbe ging uns über die Lippen, wir wollten miteinander reden, aber es ging nicht. So sehr wir uns auch bemühten, wir konnten das Schweigen nicht brechen.

Mir kam es so vor, als ob eine halbe Stunde vergangen war, bis die alte Frau wieder kam und sich uns gegenüber setzte. Sie hielt etwas in der linken Hand, wollte es uns aber noch nicht zeigen. Zuerst betrachtete sie deinen Vater eingehend, dann mich. Als sie mir in die Augen sah, empfand ich pures Staunen, man konnte keine Pupille in ihren mittelbraunen Augen erkennen. Aber dafür konnte man ganz andere Dinge sehen: Jahre, viele Jahre, die Vergangenheit, das Jetzt, die Zukunft. Vor allem spiegelte sich etwas leuchtend rotes in ihnen wider, das aber nur im letzten Moment zu sehen war, als sie ihren Blick schon wieder abwandte.

'Ihr werdet nun gut zuhören müssen, denn ihr werdet mich nach dem heutigen Tag nie wieder sehen. Nun möchte ich mich erst einmal vorstellen: die meisten Lebewesen hier nennen mich Aina, wobei das aber nichts zur Sache tut.'

Die alte Frau hob ihre linke geschlossene Hand.

'Hier halte ich das Schicksal eures Kindes...'

Wir wollten aufschreien, doch nur ein Krächzen entwich unserer Kehle. Ich fasste mir selbst an den Bauch und begann mich erneut zu fürchten. Doch bevor sich die Furcht verstärken konnte, sprach Aina weiter.

'Vor mehr als tausend Jahren wurde eine Prophezeiung kundgegeben. Es wurde gemunkelt, dass die Liebe zweier Menschen erst erblühen und dann vernichtet werden würde. Dass beide sich auflehnen würden gegen das Böse und dabei den Tod fänden. Doch wie sie ihre Runde machte, war sie nicht ganz richtig.

Dass die Liebe vorbestimmt ist und unendliche Macht mit sich bringen wird, das entspricht der Wahrheit. Es stimmt auch, dass sie eine Gefahr für die dunkle Seite darstellen wird. Aber sie werden dabei nicht sterben, zumindest nicht beide...vielleicht auch keiner von beiden, das kann selbst ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Ich bin dafür verantwortlich, dass diese Liebe erwachen wird. Und nun solltet ihr auch langsam verstehen, warum ihr hier seid. Eurer Kind, genauer gesagt eure Tochter, ist sozusagen auserwählt. Ihre Geburt wurde vor langer Zeit vorhergesagt. Sie trägt dieses Zeichen in sich.'

Aina öffnete die Hand und gab ein kleines Medaillon frei. Sie fasste es an einer Ecke an und wir sahen das Sigul, das der ewigen Blüte.

'Doch sie kann es nur entfalten, wenn sie an das Schicksal glaubt. Darum solltet ihr noch eines wissen. Die alte Kirche, Sacrament of Life, wurde von Daves Vorfahren erbaut. Es war ein wohlgehütetes Geheimnis, und das zu recht. Die Dunkelheit lauert überall und sie wird euch finden, wenn ihre eure wahre Identität preisgebt. Darum habt ihr auch bis zu dem heutigen Tage nichts darüber erfahren, eure Eltern durften euch zu eurem eigenen Schutz nichts davon auf euren Lebensweg mitgeben. Auch an ihrem Sterbebett waren sie zum Schweigen verpflichtet. Mittlerweile ist aber das Böse erstarkt. Es gewinnt immer mehr an Macht...'

Nach einer kurzen Pause fuhr sie leise fort.

'Und nun zu eurer Aufgabe: Um ihre Gabe schneller erwachen zu lassen, muss sie dieses Medaillon bekommen, aber erst, wenn die Zeit dafür wirklich reif ist. Heute kann ich es euch jedoch noch nicht mitgeben, dafür ist es zu früh. Ich kann nicht sagen, wann sie es bekommt; das steht noch nicht fest. Aber wenn es so weit ist, dann wird euch jemand aufsuchen, der es euch aushändigen wird. Dave und Cecilia, eure Pflicht ist es dann, sie zum Sacrament of Life bei Sonnenuntergang zu geleiten und ihr dort das Medaillon zu geben. Ihr sollt ihr dabei eines sagen und wirklich nur dies: "Du bist die Blüte der Ewigkeit!".

Sie wird verstehen...

Und sie wird ihr Gegenstück finden. Er ist bereits geboren. Jake, der Prophezeiung nach auch von hohem Stand. Auch wenn man dies in der heutigen Zeit nicht mehr so betitelt, ist er dennoch adlig. Aber sein Blut ist so rot wie eures... '

Aina schien in ihrem Gedächtnis nachzuforschen. Lange Minuten der Stille vergingen.

'Früher hatte es einmal einen Berg gegeben, High Mountain; der der Vernunft. Von ihm ist aber nicht mehr viel übrig, nur noch wenige Felsbrocken... aber immer noch heilig und schicksalstragend.'

Damit hatte Aina geschlossen. Mehr wollte sie uns nicht sagen, auch mit heftigem Flehen unsererseits nicht.

Ich habe sie seitdem wirklich nie wieder gesehen..."



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2005-02-18T20:27:08+00:00 18.02.2005 21:27
Ich verstehe gar nicht weshalb nur ich dir Kommentare schreibe *völlig verwirrt*

Ich LIEBE deine Geschichte. So etwas.. dermaßen fesselndes habe ich lange nicht gelesen. Ich liee sie einfach...
*-*

Ich hoffe doch sehr es geht bald weiter!!!!
:)

bis zum nächsten kapi ^^

ps. danke für deinen kommi *freeeuuu*


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