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Das Schicksal der Erbin

*ABBRUCH DER FF MIT ERKLÄRUNG*
von

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3. Traute Zweisamkeit

3. Traute Zweisamkeit
 

31. Juli 1996
 

Als ihr Vater schon zum dritten Mal nicht auf ihren Wunsch hin den Radiosender wechselte, stöhnte Hermione genervt auf.

"Mann, Dad! Kannst du nicht endlich mal diese blöden Countrysongs ausmachen?! Wenn du schon nicht auf einen anderen Sender wechseln willst, dann mach das Radio wenigstens aus!", zischte sie.

Mr. Granger drehte das Autoradio ein wenig leiser und sah grinsend in den Rückspiegel.

"Ach Spätzchen, als ob es dich kümmern würde, was für ein Lied gerade läuft", säuselte er.

"Was willst du denn damit sagen?", fragte Hermione ein wenig konfus. Sie konnte in dem Rückspiegel sehen, wie das Grinsen ihres Vaters breiter wurde.

"Na du denkst doch die ganze Zeit über nur an diesen Ron."

Hermione errötete heftig und kurbelte schnell das Fenster neben sich herunter, da ihr nun auch sehr heiß wurde.

"Das ist doch gar nicht wahr!", protestierte sie und strich eilig die Haarlocken, die durch den starken Wind hin und her flatterten, aus dem Gesicht.

"Liebling, hör doch damit auf, Mione so zu ärgern", sagte Mrs. Granger ermahnend zu ihrem Mann.

"Aber sie hat Ron doch extra einen Brief geschickt, ob sie ihn besuchen darf. Und Harry kommt dieses Mal gar nicht", erwiderte er.

"Ach", sagte Mrs. Granger und drehte sich zu ihrer Tochter um, "das wusste ich ja noch gar nicht. Du verbringst den Rest der Ferien also alleine bei den Weasleys?"

Hermione schlug sich mit einem erneut genervten Stöhnen die Hand gegen die Stirn. Eltern konnten doch wirklich nur nerven.

"Ja", presste sie hervor und war froh, dass sich ihre Mutter wieder in die Fahrtrichtung drehte.

Die kleine Familie war soeben mit dem Auto auf dem Weg zum Fuchsbau. Hermione hatte tatsächlich vor einigen Tagen einen Brief an Ron geschickt und ihn darin gefragt, ob sie nicht bis zum Schulbeginn zu ihm kommen könnte. Einen Tag danach hatte er ihr geantwortet, dass sie ruhig kommen könnte. Vor lauter Freude hatte Hermione sofort ihre Sachen gepackt und nun saß sie hier im Wagen und bemerkte mit einem flüchtigen Blick auf ihre Armbanduhr, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis sie beim Fuchsbau wären.

Für sie war es wirklich ein Segen, dass Harry nicht ebenfalls kommen würde. Denn sie wollte eigentlich nur in den Fuchsbau, um Ron zu sehen. Sie wollte mit ihm reden, sie wollte sich endlich mit ihm aussprechen. Denn zwischen ihnen war im letzten Schuljahr viel passiert. Sehr viel sogar.

Sie hatte Harry ihre Liebe gestanden und ihn geküsst. Dann hatte Ron ihr seine Zuneigung gebeichtet und zwischen den beiden war es ebenfalls zu einem Kuss gekommen.

Und daran musste sie nun schon seit Wochen denken, und zwar ununterbrochen. Andauernd musste sie an Ron denken, sogar geträumt hatte sie schon von ihm. Es war ihr nicht gerade unangenehm gewesen, doch aber irgendwie ungewohnt. Immerhin hatte sie vor seiner Liebeserklärung überhaupt nicht gewusst, dass er sie liebte. Damals wäre sie beinahe aus allen Wolken gefallen. Kein Wunder, immerhin hatte sie damals nur an Harry gedacht. Doch nun waren diese Gefühle fast vollständig abgeklungen ... und wurden nun durch die noch viel stärkeren Gefühle für Ron ersetzt.

Diese Erkenntnis ließ sie also nur auf eins schließen: Sie hatte sich in Ron verliebt. Schon wieder hatte ihr Herz einen ihrer besten Freunde erwählt. Aber diesmal war es anders. Ron liebte auch sie. Hoffentlich noch, dachte sie ein wenig ängstlich. Denn nach der Sache mit den Todessern und dem Dunklen Lord hatten die beiden kaum ein Wort gewechselt. In Harrys und Mariahs Nähe hatten sie versucht, sich zusammenzureißen, doch ihr Verhalten war trotzdem bemerkt worden.

Doch all das wollte Hermione endlich ändern.

Gerade noch rechtzeitig erhaschte sie einen kleinen Blick aus dem Fenster und sah auf einem Schild die Aufschrift 'Ottery St. Catchpole'.

"Dad, halt an! Ich steige hier schon aus!", sagte sie hastig und löste ihren Gurt. Ihr Vater bremste langsam und hielt am Straßenrand, von wo aus eine kleine Landstraße nach links führte.

"Bist du dir sicher, Minchen? Es fängt bald an zu regnen", sagte Mr. Granger.

"Glaubt mir", sagte Hermione, knotete ihre Jeansjacke um die Hüfte, hievte den Koffer von dem Sitz neben ihr mit sich raus, klemmte den Reisekorb mit ihrem roten Kater Krummbein unter dem Arm und legte sich eine Tasche um die Schulter, "ich denke dabei nur an euch."

Hermione war sich nämlich ziemlich sicher, dass Mr. Weasley ihre Eltern nochmal extra auf eine Tasse Kaffee einladen und sie wieder alles Mögliche über Muggel ausfragen würde. Die Folge daraus wäre, dass ihre Eltern zu spät zu einem Seminar für Zahnmedizin in London zu spät kämen und dass sie sich Ron sicher genauer unter die Lupe nehmen würden.

"Das Haus ist ja fast nur noch hundert Meter weit entfernt. Außerdem dürft ihr doch nicht zu spät zu eurem Seminar kommen", fügte sie noch hinzu. Sie schloss die Autotür und ging zu ihrer Mutter, die nun das Fenster öffnete.

"Kindchen, du nimmst unsere Termine einfach immer viel ernster als wir", sagte sie lachend. Hermione lächelte ebenfalls, beugte sich nach vorne und gab ihrer Mutter einen Kuss.

"Wir sehen uns in den Weihnachtsferien. Wiedersehen, Mum. Wiedersehen, Dad", sagte sie und winkte ihrem Vater zu. Sie wollte sich gerade von ihren Eltern abwenden, als ihr plötzlich etwas einfiel.

"Soll ... soll ich ihn wirklich darum bitten? Ich meine ... man weiß ja nie ..."

"Mach dir darüber mal keinen Kopf, Spätzchen. Es herrscht doch jetzt Frieden. Außerdem sind wir weder paranoid, noch überängstlich", versicherte ihr ihr Vater.

Hermione biss sich kurz auf die Lippe, doch dann nickte sie.

Ihre Eltern winkten ihr noch einmal zu, dann trat Mr. Granger auf das Gaspedal und nach wenigen Sekunden waren sie entlang der Straße aus Hermiones Blickfeld verschwunden.

Ein wenig besorgt, sah sie nun hinauf zum Himmel. Die Wolken drängten sich eng aneinander und waren sehr grau, ein feines Donnergrollen war zu hören.

Eilig schleppte sie sich die kleine Straße nach links entlang. Schon vom Weiten sah sie den Fuchsbau. Das Donnergrollen wurde lauter und Hermione glaubte, einen Regentropfen auf ihrer Stupsnase gespürt zu haben. Also beschleunigte sie ihre Schritte und nach weniger als einer Minute stand sie vor der Eingangstür.

Sie stellte kurz ihren Koffer ab, um anzuklopfen, doch auf einmal entdeckte sie eine dicke Schnur, an der ein Schild mit der Aufschrift 'Hier dran ziehen, um zu klingeln' war.

Hermione runzelte die Stirn. Diese Schnur hatte sie noch nie vorher gesehen. Neugierig, streckte sie ihre Hand aus und zog an der Schnur.

Plötzlich ertönte von oben her ein seltsames 'Sirren' und Hermione hob ihren Blick. Etwas, das sie nicht erkennen konnte, schnellte auf sie zu. Sie riss die Augen auf, als sie direkt vor sich ein irre grinsendes und hysterich lachendes Koboldgesicht sah.

Sie schrie laut auf vor Schreck und stolperte nach hinten zu Boden. Der Reisekorb flog ebenfalls nach unten, die kleine Tür sprang auf und Krummbein lief fauchend hinaus.

Mit schnellem Atem sah Hermione zu, wie das Koboldgesicht wieder nach oben in ein Fenster im zweiten Stock schnellte, das widerliche Lachen war noch von oben aus zu hören.

Im selben Moment öffnete sich die Tür und Ron stand direkt vor ihr.

"Hey, alles in Ordnung?", fragte er und trat einen Schritt hinaus.

"Äh, ja", stammelte Hermione, die noch immer sehr bleich von ihrem Schreck war.

Ron sah nun nach oben zu dem Fenster, aus dem dieses Gesicht gekommen war. Von dort aus schwebten auf einmal grüne Blasen heraus.

"Du hast wohl gerade Bekanntschaft mit der Koboldklingel von Fred und George gemacht", seufzte Ron. Hermione sah ihn irritiert an.

"Koboldklingel?"

"Ja", erwiderte Ron, bei dem sich nun ein Grinsen auf die Lippen schlich, "Eine neue Erfindung für ihren Scherzartikelladen. Den wollen sie im Oktober eröffnen. Schon die ganzen Ferien lang entwickeln sie immer mehr Scherzartikel. Langsam komm ich mir vor, als würde ich hier in einer Fabrik hausen."

Nun sah er wieder auf Hermione herab.

"Willst du nicht lieber reinkommen, bevor das Gewitter losgeht?", fragte er und streckte ihr seine Hand entgegen.

Hermione nickte unsicher, nahm seine Hand und ließ sich von ihm hochziehen. Dann ließ er ihre Hand wieder los, nahm ihren Koffer und ging ins Haus. Hermione klopfte sich noch schnell den Sand von der Hose ab und hob den Reisekorb auf.

"Krummbein!", rief sie und nach wenigen Sekunden, als es dann auch anfing, stark zu regnen, kam ihr roter Kater angerannt und sprang in ihre Arme. Dann betrat sie schließlich das Haus und schloss die Tür hinter sich.

Sofort vernahm sie das leise Klirren von Geschirr und Plätschern von Wasser. Ron und sie gingen langsam in die Küche und begegneten dort Mrs. Weasley, die eine Kuchenbackform in die Spüle legte und sie sofort von einer Schrubberbürste magisch waschen ließ.

Als sie ihren jüngsten Sohn und den Besuch bemerkte, lächelte sie erfreut.

"Hermione! Schön, dass du kommen konntest!", sagte sie und umarmte Hermione mütterlich.

"Vielen Dank, Mrs. Weasley."

"Bist du allein hergekommen? Wo sind denn deine Eltern?", fragte Mrs. Weasley und ließ Hermione los.

"Sie haben mich hergefahren, mussten aber sofort wieder los", antwortete diese und setzte Krummbein auf dem Boden ab. Dieser sprang sofort auf einen der Stühle, die am Esstisch standen, und rollte sich schnurrend darauf zusammen.

Auf einmal ertönte von oben her ein lauter Knall, der das Haus förmlich erzittern ließ. Einige der Stühle fielen um; auch der, auf dem Krummbein hockte. Erschrocken, rannte er aus dem Raum.

"Das darf doch nicht wahr sein!", fluchte Mrs. Weasley mit einem Kopfschütteln und sprach einen Zauberspruch aus, der die Stühle wieder hinstellte. "Das geht jetzt schon den ganzen Sommer lang so! Die beiden rauben uns mit ihren unnützen Experimenten ja mehr Schlaf als der Ghul! Ich habe die ganze Zeit beide Augen zugedrückt, aber jetzt reicht's!"

Mit diesen Worten ging sie in Richtung Treppe.

"Ach Mum, lass sie doch machen. Selbst, wenn du ihnen jetzt die Hölle heiß machst, sie werden damit nicht aufhören. Und wer weiß, vielleicht verdienen sie mit ihrem Scherzartikelladen ja wirklich ein wenig Geld und das ist doch diese 'kleinen' Ruhestörungen wert", meinte Ron.

"Glaubst du wirklich, dass sie mit ihrem Schund irgendeinen Knut verdienen werden?!", schnappte seine Mutter wütend und steckte ihren Zauberstab in ihre Schürze. Anscheinend hatte sie es sich anders überlegt.

"Wenn das so weitergeht, stürzt noch das gesamte Haus über unsere Köpfe ein! Und sollte das geschehen, dann werden diese beiden Chaoten dafür aufkommen! Sag ihnen das, wenn du Hermiones Gepäck nach oben bringst, Ron!"

Mit diesen Worten griff sie nach der inzwischen gesäuberten Kuchenbackform und stellte sie in den Schrank.

Hermione musste schmunzeln. Irgendwie fand sie es immer herrlich, wenn sich Mrs. Weasley so sehr über Fred und George aufregte. Von Zuhause her kannte sie es ja nicht, da sie sich immer gut mit ihren Eltern verstand und sie sich auch immer ordentlich verhielt.

Plötzlich spürte sie, wie Ron näher an sie herantrat und sich dabei ihre Schultern streiften.

"Willst du diesmal mit Ginny in einem Zimmer schlafen oder willst du lieber das Gästezimmer?", fragte dieser. Hermione, die durch seine Nähe verunsichert war, wurde leicht rot. Doch als sie seine Frage wirklich registrierte, sah sie ihn verwundert an.

"Ginny? Ist sie denn schon wieder hier?", wollte sie wissen.

"Nein, aber Dad holt sie heute -"

"HALLO, WEASLEYS!!", johlte es auf einmal vom Eingang her.

"Da sind sie schon", sagte Ron mit einem Grinsen.

Fragend, sah Hermione zur Haustür und sofort verschlug es ihr den Atem. Dort standen Mr. Weasley und Ginny. Als Mrs. Weasley die beiden sah, ging sie vor Freude strahlend auf ihre einzige Tochter zu und nahm sie in den Arm.

"Endlich bist du wieder da, Ginny!", schluchzte sie und drückte sie ganz fest an sich.

"Erdrück mich nicht, Mum, sonst muss ich wieder zurück ins St.-Mungo-Hospital!", lachte Ginny. Ihre Mutter ließ sie schweren Herzens los und wischte sich die Freudentränen weg.

Ron gesellte sich nun ebenfalls der kleinen Sippe zu, um seine Schwester zu begrüßen.

"Willkommen zu Hause, Schwesterherz", sagte er. Ginny lächelte glücklich und fiel ihrem Bruder um den Hals. Dabei entdeckte sie Hermione, die noch immer an Ort und Stelle stand.

Augenblicklich löste sich Ginny von Ron, ohne den Blick von Hermione zu nehmen.

"Was will sie denn hier?", fragte Ginny kalt. Hermione zuckte durch diesen Ton leicht zusammen.

"Ich habe sie eingeladen", erwiderte Ron. "Sie bleibt bis zum Schulbeginn hier."

Ginny war von dieser Nachricht überhaupt nicht begeistert, was Ron und auch Hermione keineswegs entging. Doch plötzlich ging Ginny auf Hermione zu und hielt ihr die Hand hin.

"Schön, dass du da bist", sagte die Jüngste der Weasleys freundlich, doch Hermione vernahm bei ihr ganz deutlich einen gereizten Unterton, der sie leise schlucken ließ.

Lange zögerte sie, bis sie ihre Hand ausstreckte, doch bevor sie Ginnys schütteln konnte, ertönte auf einmal ein heftiges Getrappel auf der Treppe. Es waren Fred und George, die eilig nach unten rannten.

"Wir haben also doch nicht falsch gehört! Unser kleiner süßer Zwerg ist zurück!", sagte George erfreut, packte Ginny an der Taille und hob sie hoch. Lachend drehte er sich mit ihr im Kreis und Ginny stimmte glücklich mit ein. Kaum hatte er sie wieder runtergelassen, wurde sie stürmisch von Fred umarmt und auf beiden Wangen geküsst.

"Willkommen zu Hause, Gin! Wir würden für dich gerne noch eine Willkommensparole singen, aber leider haben George und ich noch viel zu tun! Der Pickelpudding muss noch verbessert werden!", leierte er eilig herunter. Bevor er und George sich wieder der Treppe zuwandten, sahen sie zu Hermione.

"Sorry, wegen der Koboldklingel vorhin, Hermione. Kommt nie wieder vor!", schworen beide grinsend und liefen geschwind nach oben.

"Koboldklingel?", sagte Mrs. Weasley verwirrt. "Was für eine Koboldklingel?! Hey, ihr zwei! Kommt sofort wieder hier herunter und erklärt mir, was ihr mit Hermione gemacht habt! JUNGS!!"

So laut sie auch rief, die Zwillinge kamen nicht herunter, also ging die siebenfache Mutter fluchend und schäumend vor Wut in die Küche.

"Mit Percy, Bill und Charlie hatten wir nie solche Probleme", hörten die restlichen Anwesenden sie noch murren, bevor sie den Zauber von den Schrubberbürsten nahm und sie ebenfalls in den Schrank packte.
 

***
 

So leise wie möglich, öffnete Ron die kleine Kiste in der hintersten Ecke der Küche. Mit einer kleinen Muggelerfindung, die die Muggel Taschenlampe nannten, durchstöberte er die Kiste bis ins kleinste Detail. Er hatte großes Glück, denn es waren noch eine Tüte 'Bertie Botts Bohnen in allen Geschmacksrichtungen' und zwei Schokofrösche übrig. Seine Mutter hatte ihm nämlich vor wenigen Tagen all seine Süßigkeiten weggenommen, die er in seinem Zimmer versteckt hatte.

Schon zum dritten Mal schlich er sich in dieser Woche herunter, um einige seiner heißgeliebten Süßigkeiten zu genießen. Zu seinem Glück verdächtigte seine Mutter ihn nicht, obwohl an jedem Morgen die Kiste immer leerer wurde. Sie verdächtigte immer die Zwillinge, da sie für ihre Scherzartikel auch Süßigkeiten benötigten.

Flink griff Ron nach der Tüte 'Bertie Botts Bohnen in allen Geschmacksrichtungen' und schloss wieder die Kiste. Die Schokofrösche würde er sich nächste Nacht holen.

Vorsichtig verließ er die Küche und ging die knarrende Treppe hoch. Wie dumm für ihn, dass das Gewitter schon seit Stunden vorbei war, welches seine kleine heimliche Nachtwanderung ganz sicher übertönt hätte. Und ausgerechnet in diesem Moment war kein Blubbern, Köcheln oder Ähnliches aus dem Zimmer von Fred und George zu vernehmen.

Bei jedem kleinen Schritt folgte ein lautes Knarren und Ron biss sich bei jedem Ton vor Nervosität auf die Unterlippe.

"Hatschii!"

Vor Schreck zuckte Ron zusammen und wäre beinahe nach hinten die Treppe runter gefallen, wenn er sich nicht am Geländer festgehalten hätte. Schnell knipste er die Taschenlampe aus und stellte sie auf eine der Holzstufen ab. Ganz langsam schlich er nach oben zu seinem Zimmer und hielt für kurze Zeit inne, als er nun begriff, wer da soeben geniest hatte.

Hermione hockte auf dem Boden vor seiner Zimmertür. Ihre Arme umfassten ihre angezogenen Beine und ihr Kopf lag auf ihren Knien. Offenbar schien sie hier schon lange auf ihn zu warten.

"Hermione", flüsterte Ron. Hermione sah überrascht auf und als sie Ron in der Dunkelheit entdeckte, stand sie eilig auf und strich ihr Nachthemd glatt.

"R-Ron", stotterte sie und war heilfroh, dass er nicht sehen konnte, wie rot sie soeben war.

"Was willst du denn hier? Und was sitzt du auf dem kalten Boden? Du wirst dich noch erkälten", sagte Ron und trat nun so nah an sie heran, dass er direkt vor ihr stand. Hermione sah nun vor Verlegenheit auf den Boden.

"Ich ... ich habe auf dich gewartet und ...", murmelte sie leise, holte einmal tief Luft und sah ihm nun in die Augen. "Darf ich heute Nacht bei dir schlafen?"

Unter dem Blick, mit dem Ron sie nun ansah, wurde Hermione von Sekunde zu Sekunde kleiner. Er war nicht böse auf sie, da war sie sich sicher. Doch wirklich begeistert sah er auch nicht aus.

Hermione schämte sich so dafür, dass sie überhaupt diese dumme Frage gestellt hatte und wollte gerade an ihm vorbei, um in das Gästezimmer zurück zu gehen, doch völlig unvorhergesehen umfasste Ron ihren Arm und hinderte sie so am Gehen.

"Warte", sagte er leise, wodurch Hermione sich überrascht zu ihm umdrehte. "Meinetwegen ... kannst du heute bei mir schlafen."

Hermiones Augen leuchteten vor Erleichterung und Freude. Sie bedankte sich bei ihm und beide gingen in Rons Zimmer.

Dieses hatte sich seit dem letzten Sommer kaum verändert. Noch immer waren der Teppich, die Wände und auch Rons Bettwäsche orange, noch immer hingen an den Wänden die gleichen Quidditchposter und im Aquarium schwammen kleine Kaulquappen herum.

Erst jetzt wurde Hermione klar, dass in diesem Zimmer keine Liege für sie stand und auch Ron wurde sich dessen bewusst.

"Ich kann mein Bett ein wenig ausklappen, dann ist Platz genug für uns beide", sagte Ron ruhig. Hermione errötete und sah ihn ungläubig an. Er wollte mit ihr in einem Bett schlafen? Obwohl sie das eigentlich für keine so gute Idee hielt, nickte sie. Also ging Ron zu seinem Bett, klappte es etwas aus und setzte sich darauf. Unsicher, setzte sich Hermione neben ihn und bereute es erneut, dass sie ihn überhaupt darum gebeten hatte, bei ihm zu übernachten.

'Ich hätte niemals diesen Brief an ihn schicken sollen', dachte sie wütend über sich selbst.

"Wo ist eigentlich Percy? Ich habe ihn hier noch gar nicht gesehen", fragte Hermione beinahe wie aus der Pistole geschossen. Sie wusste, dass es dumm war, so eine Frage in so einer Situation zu stellen, doch etwas Besseres fiel ihr nun mal nicht ein.

"Der ist schon im Februar hier ausgezogen und wohnt jetzt mit Penelope Clearwater in einer Wohnung in London", antwortete Ron gelangweilt.

"Aha", erwiderte Hermione. Es folgte darauf eine peinliche Stille, weswegen Hermione sich schon wieder dazu gezwungen fühlte, etwas zu sagen.

"Versuchst du eigentlich dieses Jahr doch noch ins Quidditchteam zu kommen? Immerhin sind die meisten ja jetzt -"

"Hermione!", zischte Ron, wodurch sie vor Schreck zusammenzuckte. Ängstlich, sah sie in sein Gesicht und blickte somit in zwei blaue, erwartungsvolle Augen.

"Sag mir jetzt endlich, was du hier eigentlich im Fuchsbau willst", sagte er. Hermione sah ihn mit großen Augen an. Das hatte sie nicht erwartet. Den ganzen Tag lang hatte er sich zwar von ihr etwas distanziert, doch er hatte in ihr nicht den Eindruck erweckt, dass ihre Anwesenheit ihn irgendwie nervte oder störte.

"Ich-ich", stotterte sie, unfähig irgendetwas zu sagen. Rons Blick durchbohrte sie förmlich, was ihr das alles überhaupt nicht leichter machte.

"Ich wollte mit dir reden", murmelte sie leise.

"Gut, dann rede mit mir", erwiderte Ron. Hermione biss sich auf die Unterlippe. Dieser Ton, in dem Ron mit ihr sprach, gefiel ihr überhaupt nicht.

"Eigentlich ... wollte ich dir etwas sagen ...", fügte sie hinzu. Auf einmal sah sie Verachtung in Rons Augen, was ihr langsam Angst machte.

"Mir etwas sagen, ja? Was denn? Vielleicht, dass du dich nun doch für Harry entschieden hast?"

Hermione erbleichte augenblicklich und starrte Ron völlig entsetzt an.

Dessen Blick war nun eine Mischung aus Verbitterung und Spott. Noch nie hatte er sie so angesehen.

Doch das, was sie nun förmlich in einen Schockzustand versetzt hatte, war seine Frage. Warum fragte er nur so was? Sie war extra hierher zu ihm gefahren, um ihm ihre Gefühle zu gestehen und er fragte sie ausgerechnet über Harry aus?

Verletzt und unsicher, stand Hermione abrupt auf und wandte sich der Tür zu, doch auch dieses Mal hielt Ron sie am Arm fest.

"Ich habe dich was gefragt!", zischte er ungeduldig. Hermione schossen die Tränen in die Augen. Sie wollte einfach nur aus diesem Zimmer, oder noch besser, aus dem Fuchsbau raus. Sie versuchte, sich von ihm loszureißen, doch sein Griff war fest und schmerzhaft.

"Hermione!", sagte Ron immer noch ungeduldig, doch diesmal war Verzweiflung in seiner Stimme zu hören.

Nun reichte es ihr. Mit aller Kraft riss sich Hermione nun doch von Ron los.

"Nein! Das wollte ich dir nicht sagen! Wenn du es genau wissen willst, ich bin nur wegen dir hier! Ich wollte dich sehen und dir sagen, dass - "

Als ihr klar wurde, was sie da soeben sagen wollte, hörte Hermione sofort auf, ihn so anzufahren. Die Tränen liefen im Sturzbach über ihre geröteten Wangen.

Ron starrte sie eindringlich an.

"Du wolltest mir sagen, dass ...", wiederholte er mit großer Erwartung.

"Ich - ich wollte dir sagen", schluchzte Hermione und wischte sich die Tränen weg, "dass ... dass ich mich in dich verliebt habe."

Durch ihren Tränenschleier konnte sie sehen, wie sich Rons Augenbrauen in die Höhe bewegten und seine Wangen und Ohren knallrot wurden.

Sein Mund stand offen und es sah so aus, als würde er versuchen, etwas zu sagen, doch genau in dieser Sekunde klopfte es an der Tür.

Überrascht, sahen beide auf und Ron erhob sich eilig.

"Herein", sagte er und die Tür öffnete sich. Zu seiner und Hermiones Überraschung betrat nun Ginny das Zimmer. Sofort fiel ihr Blick auf Hermione, in deren Augen immer noch einige Tränen glänzten.

"Ginny, was willst du denn? Kannst du nicht schlafen?", fragte Ron und ging auf seine Schwester zu.

"Eigentlich schon, aber da ich gehört habe, dass du die Treppe hoch geschlichen bist, wollte ich mal nachsehen. Außerdem war die Anwesenheit deines nächtlichen Besuches ja nicht zu überhören", erwiderte Ginny mit einem wütenden Blick auf Hermione, die durch ihre Worte rot wurde.

Ron wollte etwas dazu sagen, doch auf einmal holte Ginny hinter ihrem Rücken eine Taschenlampe hervor.

"Die hast du auf der Treppe vergessen. Wenn du schon heimlich Naschereien aus der Küche holst, dann solltest du Anfänger keine Beweise offen rumliegen lassen", sagte sie mit einem Grinsen. Ron grinste nun auch und nahm ihr die Taschenlampe ab.

"Danke", sagte er und drückte Ginny an sich. "Jetzt aber mal zurück ins Bett mit dir, bevor Mum dich um diese Zeit hier sieht."

Ginny legte ihre Arme um ihn und warf über seine Schulter hinweg Hermione noch einmal einen scharfen Blick zu, wodurch Hermiones Gesicht weiß wurde.

"Ich glaube, Mum würde sich hier nicht über meine Anwesenheit aufregen", sagte Ginny nur, löste sich von ihrem Bruder und verließ ohne ein weiteres Wort das Zimmer.

Ron starrte noch für einige Sekunden stumm auf die Tür, doch dann warf er auf einmal die Taschenlampe in irgendeine Ecke seines Zimmers. Dabei traf er ein eingerahmtes Foto von seiner Familie und das Glas zerbrach. Durch das laute Klirren erschrak Hermione heftig und verfolgte Ron mit einem ängstlichen Blick, während er sich mit dem Rücken auf sein Bett niederließ.

Eine lange Stille folgte, bis Ron endlich das Wort ergriff.

"Was versprichst du dir eigentlich davon, Hermione?", seufzte er und fuhr sich mit der einen Hand durchs rote Haar.

Zum ersten Mal in ihrem Leben wusste Hermione keine Antwort auf eine Frage. Ehrlich gesagt, verstand sie die Frage noch nicht einmal.

Das schien Ron zu merken, der ungerührt fortfuhr.

"Ehrlich, Hermione, ich komm da langsam nicht mehr mit. Erst sagst du mir, dass du Harry liebst, dann küsst du ihn und gestehst ihm deine Gefühle. Dann gibt er dir einen Korb, ich gestehe dir meine Liebe und dann küsst du mich. Und nun fährst du hierher und sagst mir, dass du mich liebst. Findest du nicht auch, dass da irgendetwas nicht stimmt?"

Hermione sah ihn nun einfach nur an. Erneut spürte sie in ihrem Herzen diesen unerträglichen Schmerz, genannt: Zurückweisung.

"Ich weiß nicht, was da nicht stimmen sollte", sagte sie mit zitternder Stimme. "Ja, ich habe Harry geliebt ... aber seit dem Kuss mit dir ... hat sich alles geändert."

"Was soll sich denn bitte geändert haben?!", fuhr Ron sie an, passte aber auf, nicht zu laut zu sein, um die anderen nicht zu wecken. "Du hast mich damals doch nur geküsst, weil du frustriert warst, da Harry nichts von dir will! Oder auch aus Mitleid, was weiß ich, aber eins ist mir klar! Aus Liebe hast du das ganz sicher nicht getan!"

Hermione war kurz vorm Verzweifeln. Wie sollte sie ihm bloß klarmachen, dass das alles nicht stimmte?

"Ich-ich gebe ja zu, dass ich zuerst Mitleid für dich empfunden habe ... aber dann, als ... wir uns geküsst haben ... da ist irgendwas in mir vorgegangen. Es war viel schöner als der Kuss mit Harry und -"

"Ach, na da bin ich jetzt aber stolz auf mich! Ich habe Harry im Küssen übertrumpft!", sagte Ron triefend vor Sarkasmus und drehte sich von ihr weg, so dass er nun die Wand anstarrte.

So sah er auch nicht, wie eine weitere Träne über Hermiones Wange lief. Langsam ging sie auf das Bett zu und setzte sich wieder darauf.

"Ron ... Glaubst du mir nicht, dass ich dich liebe?", flüsterte sie. Erneut sah sie zu, wie Rons Ohren rot wurden.

"Bei deinen Stimmungsschwankungen ist das ja wohl nicht gerade einfach", kam es trotzig von ihm.

Hermione zögerte zuerst, doch dann streckte sie ihre Hand aus und strich sanft über seinen Rücken.

Ron zuckte leicht zusammen, sagte jedoch nichts.

"Ron ... ich weiß, dass ich viel falsch gemacht habe", sagte sie leise und legte sich nun neben ihn hin. "Ich habe dich unwissentlich verletzt, ich habe Harry und Mariah beinahe auseinander gebracht und ich habe dir das Gefühl gegeben, dass du für mich nur ein Ersatz für Harry bist. Aber du irrst dich ... Obwohl der Kuss anfangs nicht aus Liebe war, habe ich überhaupt nicht an Harry gedacht. Außer, dass dieses wunderschöne Gefühl, was ich in deiner Nähe empfand, viel, viel schöner war als bei ihm. Als du mich dann aber vor dieses Ultimatum gestellt hast ... war ich einfach nur noch am Ende. Ich konnte meine Gefühle für dich nicht mehr wirklich einordnen. Aber in den Ferien wurde mir dann klar, wie sehr du mir fehlst ... Ich habe jede Nacht von dir geträumt, habe jede Sekunde an dich gedacht, bis ich es nicht mehr aushielt und dir dann diesen Brief geschrieben habe. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie glücklich ich darüber war, dass ich zu dir kommen dürfte."

Nun hörte sie auf, Rons Rücken zu streicheln.

"Ich habe es mir schon lange in den Kopf gesetzt, dass ich dir meine Gefühle beichte. Und dieses Gespräch ... habe ich mir wirklich etwas anders vorgestellt als dieses hier. Ich bin sicher, auch du hast es dir anders vorgestellt. Du wolltest mich gar nicht über Harry ausfragen, du wolltest nicht so böse zu mir sein und ... du wolltest mir glauben, dass du derjenige bist, den ich liebe ... und du wolltest mir sagen, dass du mich immer noch liebst ... oder, Ron?"

Lange sah sie auf seinen Rücken.

Doch auf einmal drehte sich Ron langsam zu ihr um und sah sie an. Sein Blick war warm und liebevoll.

"Ja", wisperte er leise. Hermione lächelte. Sie wusste nun, dass er ihr glaubte und es machte sie unvorstellbar glücklich. Nun berührte sie zärtlich seine Hand.

"Ich möchte mit dir zusammen sein, Ron", sagte sie. Ron sah sie völlig überrascht an. Doch plötzlich erkannte Hermione so eine seltsame Unsicherheit in seinen Augen.

"Und was ist mit Harry?", fragte er. Er wusste selber, dass es dumm von ihm war, schon wieder nach Harry zu fragen, doch er wollte wirklich Klarheit haben.

Hermione schien das jedoch zu verstehen, denn sie lächelte ihn immer noch an.

"Du weißt, dass ich Harry sehr geliebt habe ... Aber nach all dem, was passiert ist, wurde mir nicht nur klar, dass ich mehr für dich empfinde als nur Freundschaft ... sondern auch, wie fies ich damit umgegangen bin, dass Harry und Mariah sich lieben. Deswegen habe ich die beiden am letzten Schultag, bevor wir in die Große Halle gekommen sind, abgefangen. Ich habe mich bei Harry entschuldigt wegen dem Kuss und auch Mariah habe ich um Verzeihung gebeten. Beide haben mir vergeben ... und Harry und ich haben uns darauf geeinigt, wieder normale Freunde zu sein."

Sie sah es Ron an, dass er nichts von ihrer Versöhnung mit Harry und Mariah wusste, denn er sah sehr überrascht aus. Nun umfasste Hermione seine Hand.

"Ron, wenn ich noch etwas für Harry empfinden würde, würde ich doch sicher nicht mit dir zusammen sein wollen. Oder traust du mir so etwas zu?", fragte sie sanft.

Ron errötete leicht.

"Nein", nuschelte er.

"Und? Möchtest du mit mir zusammen sein?", wollte Hermione wissen und rückte noch näher an ihn ran. Ron atmete tief durch und drückte nun auch ihre Hand.

"Ja", hauchte er. Hermione strahlte vor Glück. Ron lächelte ebenfalls glücklich und nun war er es, der sich ihr näherte. Und zwar so sehr, dass ihre Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. Beide schlossen langsam ihre Augen und wollten endlich diese kleine Entfernung hinter sich bringen...

Klopf! Klopf!

Zu Tode erschrocken, rissen beide ihre Augen auf und durch ihr ruckartiges Zusammenzucken knallten ihre Stirnen mit voller Wucht aneinander. Mit schmerzverzerrten Gesichtern und einem gequälten Stöhnen rieben sich beide die schmerzende Stelle.

Mit Tränen in den Augen sah Ron zu seinem geschlossenen Fenster. Draußen war eine riesige Schleiereule, die heftig dagegen pickte.

Sofort stand Ron von seinem Bett auf und öffnete sein Fenster. Die Schleiereule flog hinein und landete auf der kleinen Kommode neben Rons Bett. Nun wurde sie von der verwirrten Hermione betrachtet, die sich noch immer die schmerzende Stirn hielt. Sie entdeckte einen angebundenen Brief am Fuß der Eule und nahm ihn ihr sofort ab. Neugierig, besah sie den Umschlag, denn sie auf einmal sehr eilig, beinahe sogar panisch öffnete und den Brief durchlas.

"Was ist das?", fragte Ron.

Hermione, die schnell fertig war mit Lesen, sah angespannt zu ihm auf.

"Das ist ein Brief vom Ministerium. Wir sollen am einunddreizigsten August bei der Verhandlung gegen die Todesser aussagen", antwortete sie. Ron starrte sie ungläubig an und riss ihr den Brief aus der Hand. Schnell durchflogen seine Augen die Zeilen. Unruhig, wurde er dabei die ganze Zeit von Hermione betrachtet. Doch dann sah er auf einmal von dem Brief auf.

"Schreib schnell einen Brief an Harry und Mariah! Ich bin mir sicher, dass er schon bei ihr ist - Mit großer Sicherheit haben die beiden auch einen Brief bekommen - Ich wecke Dad!", sagte er hastig und rannte mit dem Brief aus dem Zimmer.

Hermione verlor keine Zeit, griff schnell nach einem Pergament und einer Schreibfeder und fing an, den Brief an Harry und Mariah zu schreiben.
 

***
 

30. Juli 1996
 

Wie an jedem Abend, lag Laura Laison auf ihrem Bett und schmökerte in der endlosen Lektüre der Tränke, Gifte und Kräuter herum.

Die Bücher, die ihre Regale füllten, enthielten nämlich kaum etwas anderes. Ihr Vater, Severus Snape, hatte sie ihr vor einer Woche zu ihrem sechzehnten Geburtstag geschenkt.

Schon seit fast einem Monat lebte sie bereits bei ihm. Ihr neues Zuhause war ein altes, aber noch sehr ansehnliches Haus in Hogsmeade. Doch es stand sehr abseits von der kleinen Einkaufsstraße entfernt, weswegen immer Ruhe in diesem Haus herrschte. Es sah auch keineswegs so aus wie die anderen Häuser in diesem Dorf.

Ganz am Anfang der Ferien, als Laura es überhaupt zum ersten Mal entdeckt hatte, war es düster und beinahe noch Furcht einflößender als die Heulende Hütte gewesen. Das Holz, aus dem es bestand, war sehr dunkel und wirkte an trüben Tagen beinahe schon schwarz, dunkle Vorhänge verbargen jeden Einblick ins Innere und riesige, kahle Bäume umstellten das Haus wie eine Armee.

Nicht gerade der passende Ort für einen Neuanfang, war es der jungen Slytherin sofort durch den Kopf gegangen, was sie dann nun dazu veranlasst hatte, die Ärmel hochzukrempeln und etwas zu tun.

Ihr eigenes Zimmer, das sie in diesem Haus sogar hatte, hatte sie etwas umgeräumt, so dass es nun nicht mehr kalt und einsam wirkte.

Sie hatte an ihren und an den übrigen Fenstern des Hauses die langen, schwarzen Vorhänge abgenommen und sie gegen welche mit helleren und freudigeren Farben eingetauscht. Ihr Vater war darüber nicht sehr begeistert gewesen, doch nach langen Bitten hatte er eingewilligt, ihr wenigstens bei der 'Wiederbelebung' des kleinen Gartens zu helfen.

Laura war bald klar geworden, dass sie mit ihrer Anwesenheit auch einen Wandel in ihm ausgelöst hatte. Jeden Tag sah sie ihn lächeln, wenn sie ihm einen guten Morgen wünschte, fast jedes Mal, wenn sie lachte, stimmte er mit ein. Sie war sich dessen schnell bewusst geworden, dass sie wohl nach ihrer Mutter die einzige Person sein würde, die diese Seite an ihm zu Gesicht bekommen würde, was sie sehr glücklich, aber zugleich auch sehr traurig machte.

Gong!

Laura sah von ihrem Buch auf und dann auf die große Standuhr, die in der einen Ecke ihres Zimmers stand. Neun Uhr, zeigte diese an. Sofort klappte Laura ihr Buch zu, stellte es in ihr Regal zurück und verließ ihr Zimmer. Sie ging langsam die große Treppe herunter und gerade als die Uhr in ihrem Zimmer das neunte Mal schlug, betrat sie nun das Wohnzimmer. Wie immer um diese Zeit waren hier die Vorhänge zugezogen und ein Stuhl stand vor dem Kamin. Direkt daneben stand Severus Snape mit einer Bürste in der Hand. Laura ging langsam auf ihn zu und setzte sich auf den Stuhl.

Im selben Augenblick zückte Severus seinen Zauberstab und richtete ihn auf den Kamin.

"Incendio!", sagte er und sofort flackerte vor ihren Augen ein prachtvolles, knisterndes Kaminfeuer. Nun nahm Severus einige Haarsträhnen seiner Tochter in die Hand und fuhr mit der Bürste vorsichtig hindurch.

"Und? Was soll ich dir heute erzählen?", fragte er.

Laura lächelte leicht. Genau das fragte er sie jeden Abend, immer genau um neun Uhr. Denn die beiden hatten ein gemeinsames Ritual entwickelt. Jeden Abend um neun Uhr saß Laura auf diesem Stuhl vor dem Kamin und ließ sich von ihrem Vater die Haare bürsten, während er ihr Erlebnisse aus seiner Vergangenheit erzählte.

Aber vor allem erzählte er ihr von ihrer verstorbenen Mutter. Vor zwei Wochen ungefähr hatte sie erfahren, wie sich die beiden überhaupt zum ersten Mal richtig bemerkt hatten. Sie hätte sich beinahe schlapp gelacht, als Severus ihr erzählt hatte, dass ihre Mutter sein Date hatte spielen wollen.

"Du wolltest mir doch erzählen, wie deine erste Begegnung mit Arabella war", erinnerte sie ihn.

"Ach ja", erwiderte Severus etwas heiter, "Ja, das war ein Erlebnis. Es war, nachdem der Hogwartsexpress uns am Ende unseres sechsten Schuljahres zurück nach London brachte. Zu meinem Glück wurde ich nie von meinen Eltern abgeholt und musste deswegen immer allein nach Hause ... aber Laras Eltern warteten auf dem Bahnsteig. Ich habe schon von Anfang an gewusst, dass Arabella eine Aurorin ist und schlug Lara vor, dass es wohl besser wäre, nicht gemeinsam den Zug zu verlassen. Doch sie bestand darauf, mich wenigstens ihrem Vater vorzustellen, also -"

"Wie war ihr Vater?", unterbrach Laura ihn auf einmal.

Normalerweise unterbrach sie ihn nie, aber zum ersten Mal hörte sie etwas über den Vater ihrer Mutter ... über ihren Großvater.

Severus schien es nicht zu ärgern, dass sie ihn unterbrochen hatte, denn er antwortete:" Er war ein Druide von einem alten irländischen Stamm. Er hatte ein sehr weises und sanftmütiges Gesicht und wirkte daher irgendwie etwas naiv. Mit ein wenig Unbehagen gingen Lara und ich zu ihren Eltern und wir wurden sofort mit einem seltsamen Blick von ihnen empfangen. Ich glaube, Arabella war kurz vor der Ohnmacht, als sie erkannte, wer ich bin. Bevor ich irgendwas sagen konnte, packte sie auf einmal Lara am Arm und zog sie ein wenig von mir weg. Sofort fingen beide zu diskutieren an, aber ich verstand nicht, was sie sagten. Dann sah ich zu ihrem Vater, der mich noch immer sehr seltsam ansah. Um nicht unhöflich zu wirken, begrüßte ich ihn freundlich und hielt ihm die Hand zum Gruß entgegen. Er nahm an und sah mich ganz durchdringend an. Dann fragte er auf einmal, ob ich Lara lieben würde. Ich war ganz überrascht und sagte natürlich 'ja'. Daraufhin lächelte er freundlich und ließ meine Hand wieder los. Und schon kamen Arabella und Lara wieder zurück und Arabella ordnete ihrem Mann an, dass sie jetzt gehen würden. Ich ging auf Lara zu, um mich wenigstens noch von ihr zu verabschieden, doch Arabella stellte sich zwischen uns, funkelte mich wütend an und sagte dann, ich zitiere wörtlich:' Wage es nie wieder, dich unserer Tochter zu nähern! Gebe dich lieber wieder mit deinem besoffenen Pack bei dir zu Hause ab!' Mit diesen Worten schritt sie mit Lara und ihrem Mann davon."

Laura starrte stumm ins Feuer. Schmerzhaft erinnerte sie sich daran, wie Severus ihr von seinen Eltern erzählt hatte. Sie waren alkoholabhängig gewesen und hatten ihn dauernd misshandelt. Schließlich sind sie von Auroren getötet worden, hatte er ihr noch erzählt.

"Weißt du ... was aus ihrem Vater geworden ist?", wollte sie wissen.

Eine Gänsehaut überkam sie, als ihr Vater mit der Bürste wieder einmal ganz zärtlich durch ihr pechschwarzes Haar fuhr.

"Nein, ich habe ihn seit diesem Tag nie wieder gesehen. Aber ich denke ... dass er mir und deiner Mutter schon damals seinen Segen gegeben hat."

Laura lächelte. Ja, da war sie sich auch sicher.

Eine halbe Stunde lang bürstete ihr Vater sie weiterhin, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Es war nämlich so vorgesehen, dass er ihr jeden Abend immer nur eine Sache erzählte. Aber auch sie hatte ihm schon viel von ihrer Vergangenheit erzählt. Zwar hatte sie ihm noch nicht so viel erzählen können wie er, aber das war egal.

Schließlich legte Severus die Bürste zur Seite und strich mit seinen Fingern zärtlich durch Lauras Haare.

"So, jetzt geh aber mal ins Bett. Du weißt, wir müssen morgen früh aufstehen", flüsterte er. Laura nickte und erhob sich langsam.

"Ja, gute Nacht", sagte sie liebevoll. Ihr Vater lächelte und küsste sie auf die Stirn. Mit einem glücklichen Lächeln ging Laura dann nach oben in ihr Zimmer.
 

***
 

31. Juli 1996
 

Mit einem Zauber verschloss Severus noch schnell die Tür seines Hauses. Solange er und Laura weg sein würden, würde keiner eindringen können. Dann folgte er seiner Tochter zu einem nahe liegenden Hügel. Dort stellten sich beide gerade auf und sahen sich etwas angespannt an.

"Bist du sicher, dass du das willst?", fragte Severus behutsam. Laura lächelte verbittert.

"Das sollte ich wohl eher dich fragen", erwiderte sie. Ihr war schon den ganzen Morgen lang nicht entgangen, wie nervös ihr Vater war, was sie auch sehr gut nachvollziehen konnte.

"Nein, es geht schon", behauptete Severus und nahm die eine Hand seiner Tochter. "Also los."

Laura nickte und schloss ihre Augen. Krampfhaft drückte sie die Hand ihres Vaters und nach wenigen Sekunden spürte sie einen starken Luftzug um sich herum. Als dies vorbei war, öffneten beide wieder ihre Augen.

Das Dorf Hogsmeade war nicht mehr zu sehen und anstatt auf einem Hügel standen sie nun auf einer endlos weiten Wiese. Sie waren gemeinsam appariert.

Erwartungsvoll, sah Severus sich um, ohne Lauras Hand loszulassen. Obwohl es im gesamten Land sehr heiß war, war es hier irgendwie unangenehm kühl. Das hohe Gras und der dicke Nebel versperrten ihm regelrecht den Blick.

"Da lang", murmelte Laura und zog ihren Vater mit sich. Ungefähr fünf Minuten lang kämpften sie sich durch die dicken knacksenden Gesträuche. Obwohl überhaupt nichts zu sehen war, schien Laura genau zu wissen, wohin sie gingen.

"Wir sind da", sagte sie schließlich und blieb stehen. Severus tat es ihr gleich und sah erwartungsvoll ins Nichts. Langsam verzog sich der Nebel und nun stand vor ihnen ein kleines Haus. Severus verschlug es den Atem. Es war dasselbe Haus, in dem er mit Lara gelebt hatte. Inzwischen war es dicht umwachsen von unzähligen Efeuranken.

Laura und Severus gingen schweigend auf das Haus zu und betraten es leise, aus Angst, es könnte jemand drin sein. Doch sie waren allein.

Beim Durchqueren der wenigen Zimmer mussten Vater und Tochter darauf achten sich nicht in den zahlreichen Spinnennetzen zu verfangen. Auch die dicken Staubschichten überall verrieten eindeutig, dass hier jemand schon seit Ewigkeiten nicht mehr gewesen war. Bald betraten sie beide einen großen, runden Raum, an dessen Decke eine riesige Glaskuppel war. Doch viel mehr fiel Severus' Blick auf den Tisch, der mitten im Raum stand. Denn darauf lag Lara, seine verstorbene Geliebte.

Augenblicklich ließ Severus Lauras Hand los und näherte sich dem Tisch. Ehrfurchtig, betrachtete er die Frau, die er noch immer trotz allem liebte. Mit ihrem makellosen Gesicht und den wunderschönen Zügen sah sie mehr so aus, als würde sie nur friedlich schlafen. Ihr Gesicht und ihr gesamter Körper waren umgeben von weißen verschiedenen Blumen, die kein bisschen verwelkt waren.

"Lara", murmelte Severus und streckte die Hand nach ihr aus, doch auf einmal spürte er an seinen Fingerspitzen einen kurzen stechenden Schmerz und für ein paar Millisekunden erkannte er eine Energiehülle um sie herum.

"Warte", sagte Laura und trat ebenfalls an den Tisch heran. "Ich muss zuerst den Schutzzauber von ihr nehmen."

Mit diesen Worten erhob sie beide Hände und schloss ihre Augen. Schon wurde die Schutzhülle sichtbar und fing an zu verschwinden.

Laura öffnete ihre Augen und sah für einige Sekunden stumm auf die Leiche ihrer Mutter.

"Ich hol dann mal meine Sachen", sagte sie schließlich beinahe kalt und verließ den Raum.

Severus bekam es kaum mit. Noch immer haftete sein Blick an dem Gesicht dieses wunderschönen Wesens vor ihm.

Erneut streckte er seine Hand nach ihr aus, ohne diesmal Schmerz zu verspüren. Sanft strich seine Hand durch ihr weiches, schwarzes Haar. Er ließ wieder von ihr ab und atmete ihren Duft ein, der nun an seinen Fingern haftete. Es war immer noch der Geruch der reinen Unschuld, den Lara verkörpert hatte. Trotz all der Sünden, die sie begangen hatte, umgab dieser Geruch sie selbst noch nach dem Tod. Auf einmal verspürte Severus ein warmes Ziehen auf seiner Handfläche. Mit einem trüben Blick besah er diese und sah darauf ein hellgrün leuchtendes Zeichen.

Ein trauriges Lächeln schlich sich auf sein fahles und blasses Gesicht. Vorsichtig umfasste er Laras rechte Hand und drückte sie. Sie war eiskalt. Doch nach wenigen Sekunden bildete sich zwischen den beiden Händen eine seltsame Wärme und sie fingen an, leicht zu leuchten.

"Siehst du?", sagte Severus leise. "Wir sind immer noch eins. Selbst der Tod trennt uns nicht."

Doch schon nach diesen Worten verschwand das Leuchten, ebenso die Wärme.

"Was war ich nur für ein Arsch?", murmelte er. Seine Mundwinkel zitterten heftig, doch das Lächeln auf seinen Lippen blieb. "Hätte ich dich nicht in diesen wahnsinnigen Kreis gebracht ... würdest du mich jetzt noch anlächeln ... Hast du an mich gedacht, als Lucius Malfoy mit erhobenem Zauberstab vor dir stand? Hast du gehofft, dass ich noch rechtzeitig komme und dich rette?"

Keine Antwort kam. Severus schluckte schwer und musste sich mit der anderen Hand an dem Tisch abstützen, damit seine Knie nicht nachgaben.

"Ich wollte dich finden ... Ich habe alles versucht, um dich zurückzuholen ... Doch Malfoy ..."

Er stoppte und schnappte verzweifelt nach Luft. Hastig beugte er sich zu seiner Liebsten herunter, umfasste ihr schönes Gesicht und drückte seine Stirn gegen ihre.

Tränen der unendlichen Trauer flossen aus seinen Augenwinkeln und tropften auf Laras Gesicht. Er schämte sich, dass er ihre Porzellanhaut mit seinen Tränen beschmutzte, doch er konnte einfach nicht mehr.

"Es tut mir Leid, verdammt! Ich hätte dich gerettet! Ich hätte dir und Laura ein gutes Leben geboten! Ich hätte euch beide vor allem beschützt! Dich und Laura!!", schluchzte er laut.

Minutenlang weinte er noch und drückte ihr Gesicht an seines. Er wollte sie nie wieder loslassen. Aber er wusste auch, dass es ihm nie möglich sein würde. Schon damals, als er es überhaupt gewagt hatte, sie auch nur darauf anzusprechen, ob sie vielleicht mit ihm in den Krieg zwischen schwarzer und weißer Magie gehen würde ... hatte er sich diese Möglichkeit genommen...

"Ich liebe dich ... mein weißer Engel ... ", flüsterte er und küsste ihre kalten, tauben Lippen. Der letzte Kuss, der diesem vom grausamen Schicksal verurteilten Mann für seine Liebste noch gegönnt war.

Dieser schöne Augenblick dauerte nur wenige Sekunden an. Noch nachdem er von ihr abgelassen hatte, vergoss er Tränen, die er sich sofort von den Wangen wegwischte.

Er fuhr ein wenig erschrocken herum, als er Schritte vernahm. Am Ende des Raumes stand Laura mit einem großen Koffer und einigen Tragetüchern.

"Ich habe alles. Wir können gehen", sagte sie.

Severus, der sich fieberhaft fragte, wie lang sie dort schon stand, nickte. Laura ging langsam auf ihn zu, warf noch einen letzten Blick auf ihre Mutter und wandte sich dann sofort wieder von ihr ab.

"Willst du dich nicht von ihr verabschieden?", fragte Severus mit immer noch schwerer Stimme.

Laura schüttelte nur, ohne ein Wort zu sagen, den Kopf und verließ den Raum. Severus sagte dazu nun nichts mehr und folgte ihr. Er wollte sich noch einmal zu Lara umdrehen, doch er tat es nicht. Er hätte es einfach nicht verkraftet.

Ohne ein Wort miteinander zu wechseln, verließen Vater und Tochter das Haus. Sie liefen einige Meter, bis Laura auf einmal stehen blieb und ihren Vater am Umhang festhielt. Fragend, sah er sie an.

"Bitte ... ", sagte sie, "Sorge dafür, dass niemand mehr ihre Ruhe stört ... Bitte ..."

Severus sah sie zuerst ein wenig verwundert an, doch dann zückte er seinen Zauberstab, machte eine große Schlaufenbewegung damit und auf einmal begann die Erde unter ihnen zu beben. Sie erhob sich und bildete eine riesige Schlucht, in die das Haus hineinrutschte, welches schließlich von der Erde verschluckt wurde. Als ob nichts geschehen wäre, erstreckte sich die öde, neblige Landschaft vor ihnen. Als hätte dieses Haus nie an diesem Ort gestanden.

"Danke", murmelte Laura. Severus strich über ihren Kopf, nahm ihr den Koffer ab, hielt ihre Hand und disapperierte mit ihr.

Severus Snape verschwand für immer von diesem Ort. Mit nur einem Gedanken ... Schon wieder ließ er seine große Liebe in der Dunkelheit zurück ... doch diesmal ... nahm er ein Licht der Hoffnung auf ein Weiterleben mit sich...
 

***
 

Obwohl die Sonne schon langsam hinter dem Horizont verschwand, war Laura noch immer nicht damit fertig, ihre Sachen einzuräumen. Seltsam war es schon, denn sie besaß nicht viele Kleider oder Bücher. Die Kleider, die sie besaß, waren kaum etwas wert. Sie bestanden zwar aus Seide, doch sie waren billig zusammengenäht. Ihre Mutter hatte damals nämlich Seidenraupen besessen und mit deren Seide hatte sie Kleidung für ihre Tochter gemacht. Zwar hatte ihr Vater ihr viele neue und viel schönere Kleider geschenkt, doch diese einfachen wollte sie um nichts in der Welt hergeben.

Der Grund, warum sie so langsam mit dem Einräumen vorankam, waren einige Briefe, die sie noch in den Schubladen ihrer Schränke gefunden hatte. Briefe, die sie sich mit ihrem festen Freund Draco Malfoy und mit ihrer besten Freundin Mariah Riddle ausgetauscht hatte.

Mariah hatte ihr viel von ihrem neuen Zuhause geschrieben. Wie lieb Remus Lupin und Sirius Black zu ihr waren. All diese Neuigkeiten hatten Laura sehr glücklich gemacht. Endlich hatte ihre Freundin ein ordentliches Zuhause und so etwas ... wie eine Familie.

Auch Draco hatte ihr geschrieben, wie glücklich er darüber war, nun allein mit seiner Mutter zu leben. Denn Lucius Malfoy war seit ungefähr zwei Monaten Gefangener in Azkaban. Am Ende der Ferien würde eine Verhandlung gegen ihn und alle anderen festgenommenen Todesser sein und mit großer Sicherheit würde er wie all die anderen verurteilt werden. Er hatte so schlimme Dinge getan, dass es nur gerecht war, ihn zum Tode zu verurteilen.

Laura schnürten die schlimmen Erinnerungen, die nun in ihr hochkamen, regelrecht die Luft ab. Sie bekam eine Gänsehaut bei dem Gedanken an diese ekligen, gierigen Finger auf ihrer zitternden Haut. Sie sah noch immer die eiskalt funkelnden Augen vor sich, die sich an ihrem Körper und an ihrer Angst nicht satt sehen konnten...

An dem Tag von Voldemorts Anschlag auf Hogwarts vor über einem Monat, war ihr das Schlimmste passiert, was sie seit dem Tod ihrer Mutter je erlebt hatte.

Lucius Malfoy, der Mörder ihrer Mutter, hatte versucht, sie zu vergewaltigen. Er hatte es gewagt, sie an ihren intimsten Stellen zu berühren...

Laura umfasste ihren Körper mit ihren Armen. Sie wollte nicht mehr daran denken, doch diese Erinnerungen holten sie immer wieder ein.

Eigentlich hatte sie noch großes Glück gehabt, denn kurz bevor Lucius sein 'Werk' hatte beenden können, waren Draco und ihr Vater gerade noch rechtzeitig gekommen und hatten sie gerettet.

Laura umfasste ihre Einhornkette. Nie hatte sie mit Draco darüber gesprochen, ehrlich gesagt hatte sie sich bei keinem ausgesprochen. Sie war mit ihren Schmerzen ganz allein.

Selbst Mariah, der sie dies eigentlich hätte anvertrauen können, hatte sie nichts davon erzählt, was damals in den Kerkern Hogwarts' passiert war. Wahrscheinlich würde sie das auch nie tun. Mariah hatte schon selbst zu viele schlimme Erinnerungen...

"Hey?"

Laura sah etwas überrascht zur Tür, wo ihr Vater stand.

"Was ist?", fragte Laura leise.

"Es ist kurz nach neun", antwortete Severus und sah sie ein wenig besorgt an, da sie mitten auf dem Boden vor ihrem großen offenen Kleiderschrank hockte.

Laura sah verwundert zu ihrer Wanduhr. Tatsächlich, es war drei nach neun.

"Oh, ich hab gar nicht bemerkt, dass sie neun geschlagen hat. Muss wohl kaputt sein", meinte Laura. Severus war sich jedoch sicher, dass dies nicht der Grund war.

"Sollen wir es heute lassen?"

"Nein!", sagte Laura entschieden und stand sofort auf. Severus besah sie eindringlich, wie sie an ihm vorbei die Treppe runterging. Er schloss ihre Zimmertür und ging ihr nach.

Unten angekommen, sah Laura sofort den Stuhl, der vor dem Kaminfeuer stand. Elegant durchquerte sie das Zimmer und ließ sich darauf nieder. Die Schritte hinter ihr verkündeten ihr das Näherkommen ihres Vaters. Als er nun direkt hinter ihr stand, fing er sofort an, ihre Haare zu bürsten. Er ließ seine rechte Hand kurz nach vorne gleiten, um die vorderen Strähnen zum Bürsten zurückzustreichen.

Lauras Blick haftete an seiner Hand und auf einmal griff sie nach ihr.

"Was ist? Ziept es?", fragte Severus verwirrt. Laura antwortete nicht, sondern fuhr mit ihren Fingerspitzen über seine Handfläche. Darauf war ein kleines, schwarzes Zeichen abgebildet. Ein Kreis schloss sich um eine Art Kreuz, an dessen Enden sich herzförmige Blätter befanden.

"Das keltische Herzkreuz", flüsterte Laura. "Das Symbol für ewige Liebe und Ehe ... Mum hatte auch so eins an ihrer rechten Hand."

Severus schluckte schwer. Am liebsten hätte er seine Hand weggezogen, doch er wollte sie dadurch nicht erschrecken.

"Ich weiß", murmelte er, "Es ist so etwas wie unser Ehering."

"Ihr ward verheiratet?"

"Nein. Aber wir wollten ein Zeichen setzen, dass wir uns über alles lieben. Etwas, dass uns keiner wegnehmen kann. Doch nachdem die Zeit reif sein würde ... hätte ich um ihre Hand angehalten", sagte Severus und war froh darüber, dass Laura endlich wieder seine Hand losließ.

"Also ist es in Ordnung, wenn ich ihren Namen behalte?", fragte Laura ein wenig vorsichtig. Severus lächelte.

"Natürlich."

Mit diesen Worten fuhr er damit fort, ihr weiter die Haare zu bürsten.

"Was soll ich dir heute erzählen?", fragte er.

Laura überlegte kurz.

"Hmm ... wem gehörte dein Herz vor Mum?"

Severus hätte vor Überraschung beinahe die Bürste fallen lassen. Die Frage hätte er am allerwenigsten erwartet.

"W-Wie meinst du das?", stotterte er.

"Du weißt genau, was ich meine. Wen liebtest du vor Mum?"

Severus war froh, dass seine Tochter soeben nicht den Hauch von Rosa auf seinen sonst so blassen Wangen sehen konnte.

"Ich ... ich habe es bisher nur deiner Mutter erzählt und mit Ausnahme von dir soll das auch kein weiterer erfahren", sagte er ausdrücklich, beugte sich nach vorne und flüsterte ihr einen Namen ins Ohr; geradezu, als würde ihn sonst noch jemand hören.

"Oh ... wie kam es denn -", sagte Laura etwas durch den Wind, doch ihr Vater unterbrach sie prompt.

"Sei bitte so verständnisvoll und frage nicht weiter danach. Es mir überhaupt einzugestehen, hat mich damals schon jahrelange Überwindung gekostet."

Laura nickte.

"War nur sie eine Erwählte deines Herzens?", wollte sie wenigstens noch wissen.

Severus hielt kurz inne. Sollte er es ihr sagen? Eigentlich würde es sowieso nicht auf ihre Frage passen, aber...

"Es gab da noch jemanden ... ", gab er zu, worauf Laura nun erneut die Ohren spitzte.

"Mein Herz ... hat sie eigentlich nicht wirklich erwählt ... aber sie ist für mich immer noch einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben. Es ist ... "

Ein lautes Klopfen gegen eines der Fenster unterbrach ihn. Verwundert, legte er die Bürste zur Seite und ging zu eben diesem. Er öffnete es und vor ihm war ein stattlicher Uhu, der ihm sein Bein mit einem Brief dran entgegenhielt.

Auf dem Umschlag stand in schnörkeliger Schrift:
 

'An Laura Snape

Hogsmeade 27

Schottland'
 

'Von Cordelia Womplish

Abteilung für höchststehende magische Justiz

Zaubereiministerium

London'
 

*****************************
 

Haach, endlich fertig! Dieses Kapitel war wirklich eine Heidenarbeit!

Am besten hat mir die Diskussion zwischen Ron und Hermione gefallen. Wer jetzt jedoch denkt, dass ihre beginnende Beziehung nur Sonnenseiten bereithält, der hat sich gründlich getäuscht^^. Es kommen viele Probleme auf beide zu.

Bald mache ich mir meine berühmten Kapitelübersichten, um ungefähr abschätzen zu können, wie viel Kapitel es diesmal werden, damit ich und auch ihr einen kleinen Überblick habt^^.

Das nächste Kapitel wird 'Vorbereitungen' heißen und endlich taucht Draco auf^^.

Bitte schreibt mir wieder Kommis und eure Lieblingsszenen auf!

Kuss, eure Maru^-°!



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2005-06-10T16:45:37+00:00 10.06.2005 18:45
UUups, mir ist gerade aufgefallen, dass ich noch gar kein Kommi hinterlassen habe.
Natürlich hat mir die Stelle mit Ron und Hermine sehr sehr gut gefallen, aber fast noch besser fand ich die Stellen mit Laura und Serverus - die hatten so was warmes vertrautes und seltsam trauriges an sich.
Sehr gefühlvoll, das Kapitel *schmelz*.
VlG, deine Nessy
Von: abgemeldet
2005-05-20T21:06:06+00:00 20.05.2005 23:06
Wurde auch Zeit, dass Mine und Ron zusammenkommen!!! Könntest du mir eine Ens schicken wenn ein neuer Teil on ist?? Das Kapitel war echt super. Bye Mausi
Von:  rattenpirat
2005-05-16T15:31:54+00:00 16.05.2005 17:31
*freu*Freu* *Laura Fahne schwenk* Schade das Draco nicht vorkam, aber trotzdem cool. ^^ Und Ron und Hermione waren auch toll. Schreib bitte, bitte schnell weiter, jaaa?'
Bye Farana
Von:  HexenLady
2005-05-15T07:30:25+00:00 15.05.2005 09:30
uiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii
snapes liebe
lol
bitrte schreib schnell weiter oke
und sag mir wieder besxheid
ich bin gespannt wie es weitergeht
ob draco auch diesen brief voll bekommt?........
hexy
Von: abgemeldet
2005-05-15T01:06:08+00:00 15.05.2005 03:06
wie immer klasse... freu mich aufs nächste....besonders weil draco wieder dann auftaucht
Von:  -Anika-
2005-05-14T20:08:50+00:00 14.05.2005 22:08
Waaar das schööööön =^^=
mir hat auch die stelle mit ron und hermine sehr gut gefallen. *seuftz* ... mach mehr von den beiden *gg* sind doch einfach nur ein schönes pairing! : ))
Ach, du kannst überhaupt total schön schreiben. *knuffääälz*
bitte mach gaaanz schnell weiter! *splobb*
hab dir lüp ^^
Von: abgemeldet
2005-05-14T09:46:46+00:00 14.05.2005 11:46
Puh na das Kapitel hat ja auf sich warten lassen :D .
Aber wider sehr gut geschrieben. Besonders gut fand ich die stelle mit Ron und Hermine, und der schluss mit der Eule am
Fenster war ein schöner Abschluss dafür^^

So und nun beeil dich mit dem nächsten Kapitel ^^


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