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Fremde Welten (#1)

Das Reich der Schatten ist gar nicht so gruselig.
von

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Magische Blitze und Wasserspiele

Kapitel 22: Magische Blitze und Wasserspiele
 

Yami und Bakura putzten brav den Flur, ohne dass einer von ihnen ein Wort sagte. Jeder war in seine eigenen Gedanken versunken. Frau Morikawa kam ab und zu vorbei und nahm wohlwollend die gute Zusammenarbeit zur Kenntnis.

"Hast du Erfolg gehabt gestern?" erkundigte sich Yami irgendwann. Er erwartete, dass der Weißhaarige gleich auf ihn losging, das geschah jedoch nicht.

"Er hatte kaum Zeit für mich. Wahrscheinlich hat er gar nicht gemerkt, dass ich da war," murmelte Bakura.

Yami überlegte, ob er die Angelegenheit vertiefen sollte, wahrscheinlich wollte der Ex-Grabräuber nicht über gefühlsduselige Sachen mit ihm reden. Dennoch sagte er: "Es kann sein, dass er genau weiß, was du von ihm willst. Vielleicht ist er nur noch nicht bereit, dir zu antworten."

"Vielleicht steht er gar nicht auf Männer," mutmaßte Bakura. "Soweit ich weiß, hatte er mal 'ne Freundin..."

Der Pharao verkniff sich die Frage, um wen es denn nun ging. Das ahnten sie ja alle. "Seto schien zuerst auch keine Zeit zu haben," erzählte er statt dessen. "Er glaubte ja auch lange nicht, dass in Yugis Körper zwei Seelen leben."

Bakura kam nicht umhin, sich für die Geschichte zu interessieren. "Wann hast du gemerkt, dass du in Seto verliebt bist? Und wann hast du erfahren, dass es Yugi auch so geht? Bevor oder nachdem ihr euch ineinander verliebt habt?"

Darüber musste Yami ernsthaft nachdenken. "Es geschah irgendwie alles gleichzeitig. Ich empfand schon länger etwas für Yugi, doch ich dachte, das sei nur gute Freundschaft. Ich vermute, ich wollte mir nicht eingestehen, dass es mehr war, denn ich war sicher, dass er auf meine Gefühle mit Abscheu reagieren würde, dass er mich nur als sein anderes Ich ansah. So nahe wir uns auch standen, ich konnte es ihm nicht sagen. Deshalb war ich fast erleichtert, als ich Gefühle für Seto entwickelte. Allerdings war es auch nicht leicht, Yugi *das* zu sagen. Und gerade als ich es tun wollte, sagte er mir, dass er in Seto verliebt ist."

Bakura stützte sich auf seinen Wischmopp. "Und hast du geschwiegen? Oder hast du ihm gestanden, was Sache ist? Lass mich raten. In deinem Edelmut hast du beschlossen, den arroganten Schnösel dem Kleinen zu überlassen."

"Nun... Yugi hat bemerkt, dass ich etwas auf dem Herzen hatte, und so lange gebohrt, bis ich es zugab. Als ich dann schon mal dabei war, gestand ich ihm auch gleich, dass ich vorher in ihn verliebt war."

"Und?"

"Er fragte, ob ich ihn immer noch liebe."

"Jetzt mach's nicht so spannend!"

"Ich nickte. Er umarmte mich und sah mich mit diesen großen, violetten Augen an... Dann schloss er sie, und ich wusste, dass er geküsst werden wollte. Es war, als würden meine Träume wahr werden... Yugi erwiderte meine Liebe, und er empfand auch das gleiche wie ich für Seto..."

Yami war in Erinnerungen versunken und schreckte aus seinen Gedanken hoch, als ein paar Schüler vorbei gingen, die mit ihrer Putzarbeit schon fertig waren. Er wartete, bis sie außer Hörweite waren, und beendete seine Geschichte dann für den erwartungsvoll zuhörenden Bakura. "Yugi und ich umwarben Seto zusammen und kamen uns dabei schnell näher. Seto gestand später, dass er sich einen Spaß daraus gemacht hat, uns hinzuhalten. Er ist eben zu hochmütig, um zu schnell Gefühle zu zeigen."

"Das sieht dem Typen ähnlich," schnaubte Bakura.

"Was ist mit Ryou?" wagte Yami zu fragen.

"Duke," antwortete Bakura bloß.

Sie verfielen wieder in Schweigen und beendeten zunächst einmal ihre Arbeit. Erst als sie die Putzmittel weggeräumt hatten, ergriff der Weißhaarige wieder das Wort. "Wie kann man die Aufmerksamkeit von jemandem erregen, der sich alles kaufen kann, was er haben will?"

Yami hob eine Augenbraue. "Vielleicht solltest du ihm erst einmal zurückgeben, was du ihm gestohlen hast."

Bakura starrte ihn entgeistert an, dann wandte er sich mit einem ironischen Grinsen ab. Wortlos ging er davon, und Yami konnte nur raten, was in ihm vorging.
 

***
 

Schattensturm trug die beiden Magier und Yugi schnellstmöglich zum Ziel. Freed, Shadow, Magi und Mystic folgten auf Silberschwinge, Neo, Appi und Gerfried auf Diamantkralle. Schon von weitem konnten sie Exodia sehen. Sie hatte den Berg noch nicht erreicht, sondern war noch gut drei Kilometer entfernt. Aber es war deutlich, wo das Monster hin wollte.

Da Drachen nicht auf den Berg flogen, landeten sie so nahe wie möglich. Ihre Reiter, alle in ihrer Kampfkleidung (Yugi in Schuluniform), sprangen zu Boden und hasteten auf den Gipfel zu. Es hatte auch hier geregnet, und obwohl nun wieder gutes Wetter war, kamen sie auf dem matschigen Boden nur schwer voran. Erst weiter oben wurde es langsam steiniger. Yugi keuchte bald wieder von dem Bemühen, mit den anderen Schritt zu halten. Blacky warf ihn sich ganz einfach über die Schulter.

Dann kam endlich das Dorf des Friedenslicht-Ordens in Sicht. Yugi zappelte protestierend. "Lass mich runter, Blacky! Was macht denn das für einen Eindruck, wenn du mich ins Dorf..."

"Aaaargh!" Sein Blutsbruder brach unter ihm zusammen, wodurch der Junge unsanft zu Boden geschleudert wurde.

"Kayos!" rief Dark erschrocken. Er und die anderen blieben stehen. Der Schwarze Magier wollte an die Seite seines Geliebten eilen, doch Blacky war von blauen Blitzen umgeben und wand sich unter Schmerzen.

"Komm mir nicht zu nahe!" schrie der Chaosmagier warnend.

Yugi kam wieder auf die Füße. "Blacky! Was ist mit dir los?"

"Der Bann der Ausgestoßenen!" hauchte Mystic. "Sie haben Vorkehrungen getroffen, damit er nicht unbemerkt zurückkommt..."

"Was können wir machen? Ihn weiter nach unten bringen?" fragte Appi.

"Du wirst ihn nicht anfassen können, und es ist zu spät, wenn er erst in den Bann geraten ist," schluchzte Mystic.

Tatenlos mussten sie Blackys Leiden mit ansehen, suchten fieberhaft nach einem Weg, ihm zu helfen. Dark versuchte schließlich doch noch, ihn zu berühren, doch die Blitze katapultierten ihn weg.

"Ich wusste, dass er zurückkommen würde," hörten sie eine Stimme hinter sich.

Die Gruppe fuhr herum. Die Großmutter, Hohepriesterin des Ordens, stand vor ihnen. Bei ihr waren mehrere weitere Ordensmitglieder, darunter Talimecros.

"Wir ahnten schon, dass die Prophezeiung sich doch noch erfüllen würde, obwohl wir den Schändlichen verbannt haben. Aber wir rechneten nicht damit, dass er Exodia selbst auf uns hetzen würde!" fuhr die alte Frau fort. "Wir müssen den Gott um seine Hilfe anflehen und ihm ein angemessenes Opfer darbringen!"

Freed, Shadow und Neo zogen ihre Schwerter. Gerfried nahm eine kampfbereite Pose ein, ohne sein Schwert zu ziehen. "Kommt ja nicht näher!"

"Wenn ihr euch uns in den Weg stellt, wird euer Freund gleich hier sterben!" warnte ein älterer Mann. Er und zwei weitere machten eine Geste mit den Händen. Hinter den Freunden schrie Blacky gepeinigt auf. "Und es wird kein angenehmer Tod sein," prophezeite der Mann.

"Hört damit auf!" flehte Mystic. "Wir sind gekommen, um zu helfen!"

"Gegen Exodia kann uns nur der Gott selbst beistehen," teilte Talimecros ihnen mit. "Exodias Erscheinen ist ein Omen. Wir hätten den Verbannten schon längst opfern sollen. Der Gott hat ihn zu uns geführt, damit wir unsere Pflicht tun können."

Die Blitze hörten vorerst auf, Blacky zu quälen, aber sie hielten ihn nach wie vor fest und bereiteten ihm Unbehagen. Yugi und Dark knieten hilflos neben ihm, während die anderen sich zwischen ihnen und den Ordensmitgliedern aufbauten.

"Immer mache ich euch Probleme... als ob ihr nicht schon genug hättet. Ich hätte nicht mitkommen sollen," presste der Blauhäutige hervor.

Automatisch wollte Yugi ihn tröstend an der Schulter berühren, doch seine Hand wurde von der seltsamen Magie zurückgeschlagen. "Blacky... kannst du dich denn nicht davon befreien? Du bist der mächtigste Magier, den ich kenne!"

Sie hörten, wie Mystic, Appi und Magi versuchten, die Menschen zur Vernunft zu bringen, doch es schien alles vergebens. Sie waren überzeugt davon, dass die Situation nur durch ein Opfer an ihren Gott gerettet werden konnte, und dieses Opfer war Blacky.

Der Chaosmagier lächelte gequält. "Gerade vorhin haben wir uns darüber unterhalten... über Opferungen... welche Ironie..."

"Geht endlich aus dem Weg!" rief die Großmutter. Sie musste den drei Männern, die offensichtlich für den Bann verantwortlich waren, wohl ein Zeichen gegeben haben, denn die blauen Blitze glühten grell auf, bis sie fast weiß waren. Blackys Schreie legten die Nerven seiner Freunde blank. Yugi und Dark bekamen jeder einen heftigen Schlag ab und wurden meterweit weggeschleudert, als sie versuchten, ihm irgendwie zu helfen.

Mystic flehte ihren Vater an aufzuhören, doch Talimecros verpasste ihr eine Ohrfeige, dass sie beinahe stürzte. "Schweig!" herrschte er sie an. "Wir haben das Böse viel zu lange bei uns geduldet, nun wird es Zeit, dass wir unseren Fehler wiedergutmachen!"

Dark schüttelte den Kopf, um die Benommenheit loszuwerden. Die Wucht der magischen Blitze hatte ihm hart zugesetzt. Er sah Yugi auf der anderen Seite von Blacky liegen. Der Junge bewegte sich, und weiter beachtete er ihn vorerst nicht, denn sein Geliebter wurde immer noch gefoltert. Für einen Moment packte ihn die Wut, und er wollte die Kerle, die ihm das antaten, am liebsten in der Luft zerreißen, doch er wusste, dass die Ordensmitglieder hier im Vorteil und vor allem in der Überzahl waren. Aus diesem Grund konnten auch Freed, Shadow und die anderen nichts tun außer die Leute von Blacky fernzuhalten und um Gnade zu bitten. Magi hielt die weinende Mystic im Arm und hatte selber Tränen im Gesicht.

Der Schwarze Magier erhob sich und schritt mit soviel Würde, wie er mit den Schmerzensschreien seines Geliebten in den Ohren in diesem Moment gerade so aufbringen konnte, zwischen seine Freunde und die Ordensmitglieder. "Hört auf, ich flehe euch an!" sprach er und kniete vor der Hohepriesterin nieder, den Oberkörper weit vornüber beugend. "Wir geben auf. Bitte quält ihn nicht länger."

Die alte Frau hob überrascht die Augenbrauen. Sie gab ihren Leuten ein Zeichen, worauf diese ihren Zauber abschwächten. Dark hörte Blacky erleichtert nach Luft schnappen und dann keuchend atmen.

Die Krieger ließen ihre Waffen sinken. Appi rannte zu Yugi, der verwirrt versuchte, auf die Beine zu kommen. Er wollte nicht sehen, wie sein Meister sich erniedrigte. Und er wollte nicht, dass Yugi ihn so sah. Zweifellos fiel es Dark schon schwer genug.

Die Friedenslicht-Priester nahmen Shadow, Freed, Gerfried und Neo ihre Schwerter ab und umzingelten sie. Dark wurde auf die Füße gezerrt, und jemand schickte sich an, ihn zu fesseln, während ein anderer einen Bann über ihn zu sprechen begann, um seine Magie einzudämmen.

"Lasst ihn los, ich warne euch."

Alle Blicke richteten sich auf die Quelle dieser leisen, aber deutlichen Stimme. Dark lächelte wissend, während die meisten anderen nur mit offenem Mund glotzen konnten.

Noch immer zuckten blaue Blitze um Blackys Körper, doch er stand, wenn auch von Schweiß überströmt und auf seinen Stab gestützt. "Ich warne euch, fasst diesen Mann an und ihr werdet es bereuen! Ich werde euch mit meinem letzten Atemzug verfluchen, wenn ihr ihm auch nur ein Haar krümmt!"

"Kümmert euch um ihn!" zischte seine eigene Großmutter.

Ihre drei Zauberer griffen ihn erneut an, doch auf einmal waren sie es, die die Blitze abbekamen. Aufschreiend ließen sie den Bann fallen.

Blacky lachte böse. "Das klappt kein weiteres Mal. Ihr hättet mich erledigen sollen, als ihr es konntet."

"Das ist unmöglich! Niemand kann sich der Kraft des Friedenslicht-Ordens widersetzen!" brüllte Talimecros.

"Aber ich widersetze mich ihr nicht," grinste Blacky. "Ich bin ein Chaosmagier. Ich kann aus Schmerzen Kraft schöpfen, wenn ich keine andere Wahl habe. Und auch aus meinem Zorn. Vor allem aber aus Liebe! Und wenn ihr nicht sofort meinen Geliebten freilasst und den anderen ihre Waffen zurückgebt, werdet ihr wirklich eine Prophezeiung wahr werden sehen!"

"Ich prophezeie dir hiermit, dass es sich ausgevögelt hat, wenn du dich nicht ergibst!" erwiderte die Hohepriesterin, wobei Talimecros ein Messer an Darks Hals hielt.

"Ich würde ihn nicht noch weiter reizen," riet der Schwarze Magier den Ordensleuten.

In der Tat war das wohl ein Fehler zuviel. Blacky schrie, diesmal vor Wut, und hob seinen Stab hoch über seinen Kopf. Der Stein an der Spitze leuchtete schwarz auf, dann schossen magische Entladungen in alle Richtungen. "Entfesselte Schwarze Chaosmagie!!!"

Yugi bedeckte sein Gesicht schützend mit einem Arm, doch ihm drohte keine Gefahr. Noch nie hatte er seinen Blutsbruder so außer sich gesehen, und er war entsetzt und fasziniert zugleich. "Diffusion Wave Motion...[1] so sieht das also im Original aus," murmelte er fast andächtig.

Als es vorbei war, gab es keine Ordensmitglieder mehr, die sie bedrohen. Alle lagen bewusstlos am Boden, teilweise mit zerfetzter Kleidung. Die Krieger, Dark, Mystic und Magi waren von dem Angriff unbehelligt geblieben, obwohl sie zwischen ihren Gegnern gestanden hatten. Appi und Yugi hielten gebannt den Atem an.

"Kayos." Dark schritt erleichtert zu ihm hin und schloss ihn in die Arme.

Blacky ließ seine Waffe fallen und erwiderte die Umarmung. "Knie nie wieder vor jemandem nieder, ja? Das steht dir nicht."

"Außer vor dir vielleicht," flüsterte Dark ihm zu und leckte bezeichnend über das Ohrläppchen. Doch sie konnten das vorerst nicht weiter ausführen, denn Blacky wurde in seinen Armen ohnmächtig - was auch niemanden wirklich überraschte.

"Ist er in Ordnung?" fragte Yugi besorgt.

Dark nickte. "Keine Sorge, er kommt bald wieder zu sich."

"Boah, das war ne coole Attacke, kann ich die auch lernen?" staunte Appi.

"Dazu musst du dir erstmal ein paar mehr Sterne verdienen," neckte Magi ihn.

"Ich werde es schaffen, jawohl!" nahm Appi sich fest vor.

"Naja, Junge, mit einem solchen Ziel vor Augen habe ich ja noch Hoffnung, dass du es zu etwas bringst," meinte Freed und schlug seinem Jüngsten väterlich auf die Schulter.

"Ich frage mich nur, von wem er das hat, besser, woher all unsere Söhne das haben, schließlich sind wir doch alle Krieger," grübelte Shadow halbernst.

"Appi ist eh ein Sonderling, er hat als Einziger das Element Finsternis in einer Lichtfamilie," kommentierte Gerfried.

"Leider haben wir keine Zeit mehr für solche Spekulationen," unterbrach Mystic die anderen.

Sie folgten dem Blick der Mystischen Elfe bergab. Exodia hatte den Berg des Friedenslicht-Ordens fast erreicht.
 

***
 

"Aaau!" Yami hielt sich die rechte Hand, als Großvater in die Küche kam.

"Ist dir was passiert? Hast du dich geschnitten?" fragte der alte Mann.

Doch Yami war schon fertig mit dem Gemüsemesser. "Ich wollte den Stecker vom Toaster in die Steckdose stecken," erklärte er. "Auf einmal bekam ich sowas wie einen elektrischen Schlag..."

"Du liebe Zeit, hast du das etwa mit nassen Händen gemacht? Oder ist das Kabel beschädigt?" Sugoroku untersuchte den Toaster, konnte aber nichts finden. Vorsichtig probierte er es selbst, und nichts Außergewöhnliches passierte.

"Ach, ich hab mich sicher nur wieder doof angestellt," winkte Yami ab. "Das Gemüse ist jedenfalls fertig." Er verschwieg geflissentlich, dass der Stecker nie die Steckdose berührt hatte, ebenso wenig wie seine Finger. In was für Schwierigkeiten war Yugi jetzt wieder geraten?

"Danke sehr." Großvater begutachtete Yamis Werk. "Schon ganz gut, das nächste Mal ruhig etwas kleinere Stücke."

"Ist gut."

Die Ladenglocke war zu hören, doch gleich darauf Setos "Ich bin's nur!", so dass niemand sich die Mühe machte, in den Laden zu gehen. Der Braunhaarige erschien sogleich in der Küche und fing unwillkürlich an zu lachen, als er Yami mit der bunten Latzschürze sah, die er über Yugis bevorzugtem Lederoutfit trug. Außerdem hatte der Pharao seine wilden Haare mit einem neonblauen Stirnband gebändigt, damit die blonden Strähnen ihm nicht störend ins Gesicht fielen, während er schmutzige Hände hatte.

"Kaiba, du solltest öfter so lachen," fand Großvater.

"Sag's nicht weiter," grinste Seto. "Ich habe einen Ruf zu wahren." Er zog Yami fordernd an sich und verwickelte ihn in einen Kuss.

Der Alte drehte sich taktvoll um, beschwerte sich aber nicht. Wenn Seto seinen Enkel - oder auch den Geist den Puzzles - vor Zeugen oder sogar in der Öffentlichkeit küsste und umarmte, überzeugte ihn das nur von dessen Aufrichtigkeit. Jeder konnte eine heimliche Beziehung haben; solange es niemand wusste, konnte man sie zu leicht wieder beenden.

"Hast du was von unserem Kleinen gehört?" erkundigte Seto sich.

"Nichts Großartiges, aber das ist wohl ein gutes Zeichen," antwortete Yami. Er deutete mit den Augen in Sugorokus Richtung.

Seto verstand und beließ es zunächst dabei. "Mokuba wartet im Auto, kommst du?"

"Brauchst du mich noch, Großvater?" gab Yami die Frage weiter.

"Lass dich nicht aufhalten, ich komme schon zurecht," versicherte der Angesprochene. Er lächelte die beiden auf seine gütige Art an. "Habt viel Spaß, solange ihr könnt, wer weiß, wann es ernst wird."

Yami berührte unwillkürlich die Millenniumskette an seinem Hals. "Ich werde es wissen, wenn es dazu kommt."

Großvater nickte nur.

Yami zog die Schürze aus und legte das Stirnband ab. Im Flur stand schon seine Tasche bereit und vor dem Haus Setos Limousine. Erst im Auto, wo Mokuba ihn erfreut begrüßte, erzählte er von dem scheinbaren Stromschlag. Es klang harmlos, aber er vermutete, dass Yugi irgendein Problem hatte. Im Moment fühlte er sich jedoch trotzdem nicht beunruhigt. Vielleicht hatte sein Partner nur einen kleinen Unfall gehabt und sich ein bisschen wehgetan. Das konnten sich Seto und Mokuba auch gut vorstellen.

Sie holten noch Thea, Joey und Serenity ab und fuhren dann zum Domino Badeparadies, das Seto für diesen Tag gemietet hatte. Vermutlich zog er sich bei diesem Wetter damit die Wut sämtlicher Kinder und Jugendlichen zu, aber das scherte ihn herzlich wenig. Marik und Tristan waren schon mit ihren Motorrädern vor Ort, in ein Gespräch über heiße Öfen und die bevorstehende Rallye vertieft. Yami freute sich, dass Marik sich trotz allem, was zwischen ihm und der Clique vorgefallen war, so gut mit den anderen verstand.
 

Sie warteten vor dem Eingang auf Duke und Ryou, die mit dem Taxi kamen. Seto wusste nicht recht, was in ihn gefahren war, die beiden auch einzuladen, aber darauf kam es eigentlich nicht mehr an. "Wenn dann alle da sind, kann es losgehen," verkündete er. Wheeler war natürlich der Erste, der sich wie ein Idiot aufführte und zu den Umkleiden sprintete. Er war schon im Wasser, als die anderen noch langsam ihre Taschen auspackten. Seto fand sich Yami zuliebe damit ab.

Natürlich war es unter seiner Würde, zusammen mit den anderen im Badeparadies zu spielen, Wasserrutsche völlig ausgeschlossen. Er suchte sich einen Liegestuhl und packte "Macbeth" aus. Der Koffer mit dem Millenniumspuzzle und dem Millenniumsstab darin ruhte unter seinem Handtuch auf einer Ablage an der Seite. Er warf ab und zu einen Blick darauf, denn was das betraf, traute er weder Marik noch Ryou mit seinem finsteren Ich über den Weg. Dabei hatte der Weißhaarige den Millenniumsring an einen Haken an der Seite gehängt.

"Du wirst nicht die ganze Zeit hier hocken und lesen," bestimmte Yami. Er trug die Millenniumskette, um es nicht zu verpassen, wenn etwas mit Yugi passierte. Wäre das Puzzle nicht so groß gewesen, hätte er es auch umbehalten.

Mokuba kam zu seiner Unterstützung. "Komm, Bruder! Wir wollen alle zusammen rutschen!"

"Was für ein Kinderkram soll das sein?!" empörte Seto sich.

Yami nahm ihm freundlich, aber bestimmt das Buch weg und legte es an eine Stelle, wo es nicht nass werden konnte. "Los, oder ich mache was, das dir noch peinlicher sein wird."

Normalerweise hätte Seto es darauf ankommen lassen, aber nicht, wenn Wheeler dabei war. Seufzend ließ er sich von seinem Bruder und dem Pharao mitschleifen. Sie zogen ihn zu seinem Verdruss zur berühmten durchsichtigen 150-Meter-Rutsche von Dominos größtem Hallen- und Freibad. An der endlos hohen Leiter, die hinauf führte - und das fand Seto generell etwas gefährlich - wartete schon der Fanclub und diskutierte über die Reihenfolge. Schließlich wurde beschlossen, alle nach der Größe zu sortieren, was Yami hinter Mokuba und vor Serenity brachte. Seto landete ganz hinten, doch zum Glück nicht direkt hinter Wheeler.

Yami und Mokuba hatten Mühe, sich festzuhalten, bis alle sich hingesetzt hatten, ohne dass die vorderen schon losrutschten. Aber sie fanden es lustig, besonders der Schwarzhaarige war ganz aufgeregt, denn Tage wie dieser waren leider selten.

Hinter den beiden setzten sich Serenity, Thea, Ryou, Marik, Joey, Tristan und Duke nacheinander auf die Rutschbahn. Es war ziemlich eng mit so vielen Leuten, jeder hatte Mühe, seine Beine unterzubringen. Seto seufzte und setzte sich an seinen Schlussplatz.

"Dass du ja nicht kneifst, Kaiba!" rief Duke über die Schulter.

Seto packte den Zopf des Würfelspielers und wickelte die Haare zu einem Dutt auf, den er mit dem Haargummi notdürftig befestigte. "So. Hab keine Lust, deine Zotteln im Mund zu haben."

"Charmant wie immer," kommentierte Duke.

"Klappe." Seto hielt sich absichtlich etwas stärker an ihm fest als nötig, wobei er den Schwarzhaarigen ordentlich in die Rippen piekte.

"Fertig?" rief Mokuba, der sich kaum noch halten konnte.

"Fertig," grummelte Seto.

Yami ließ den Rand los und schlang seine Arme um den kleineren Kaiba. Dieser ließ ebenfalls los, und langsam setzte sich die ganze Truppe in Bewegung. Mokuba und die Mädchen fingen begeistert an zu kreischen, während sie schneller wurden. Joey johlte, die meisten anderen riefen einfach "uuuuaaaah!" und lachten ausgelassen. Seto konnte Yamis Stimme heraushören und bedauerte für einen Moment, dass Yugis heute ausbleiben würde. Dabei hatten sie sich alle seit langem auf diesen Tag gefreut... Dann packte gegen seinen Willen auch ihn die Euphorie, und er konnte gerade noch verhindern, dass er Duke ins Ohr grölte. War schon nicht einfach, sein Image zu erhalten, manchmal.

Die Rutschröhre führte nicht nur quer durch die Schwimmhalle, sondern auch teilweise über das Freigelände. Da sie durchsichtig war, konnte man, wenn man sich die Zeit nahm, ein wenig die Landschaft bewundern. Nur an Stellen, an denen die Sonneneinstrahlung gefährlich werden konnte, war der obere Bereich abgedeckt. Nach 150 Metern spuckte sie ihre Benutzer in ein flaches, kindergerechtes Becken, das nur zu diesem Zweck existierte. Kurz vor dem Ziel ließ Yami Mokuba los und schubste ihn, so dass der Kleine gerade noch Gelegenheit hatte, aus dem Weg zu gehen, bevor die restlichen neun ins Wasser schossen. Sie purzelten übereinander bei dem Versuch, auf die Beine zu kommen, fluchend und lachend und nass. Sogar Seto wurde mit einem breiten Grinsen im Gesicht erwischt.

"Boah, wie cool!" freute Mokuba sich. "Können wir das noch mal machen?"

"Gute Idee! Kommt mit!" rief Marik und lief mit dem Kleineren schon mal vor.

"Ich glaube, der Grabwächter holt seine Kindheit nach," stellte Joey fest.

"Wir sollten es ihm gönnen," meinte Yami. "Was mich betrifft, ich erinnere mich nicht an meine, aber allzu entspannend kann sie nicht gewesen sein. Entschuldigt mich." Und er eilte den beiden hinterher.

"Wenn's um verpasste Kindheiten geht, solltest du dich auch beteiligen," schlug Tristan Seto vor.

"Denkt ja nicht, dass ich das den ganzen Tag mache," knurrte der Firmeninhaber. Er ging hinter den übrigen her, weil er ja eh hinten sitzen musste, aber auch, damit niemand sein Lächeln sah, das irgendwie auf seinen Lippen festgewachsen zu sein schien.
 

***

Fortsetzung folgt.
 


 

[1] Ich habe hier den englischen Namen der Karte benutzt, weil ich selber eine englische habe (MFC-107) und die deutsche Übersetzung (irgendwas mit Wellenbewegung) nicht so cool finde. Diese Zauberkarte erlaubt einem Magier mit 7 oder mehr Sternen, alle gegnerischen Monster auf einmal anzugreifen, ohne dass eventuelle Flippeffekte aktiviert werden, allerdings kostet das den Spieler 1000 LP. Sehr effektiv, nur leider lässt sie sich selten spielen - entweder habe ich die Möglichkeit und es lohnt nicht, oder es würde sich lohnen, aber ich kann es gerade nicht machen. Meistens lege ich deshalb Diffusion Wave Motion für irgendeinen anderen Effekt auf den Friedhof, z.B. für Magische Störung.^^° Aber für die paar Mal, wenn Blacky oder Dark damit meinen Gegner zerpflücken, lohnt es sich, die Karte im Deck zu behalten.
 

Lösungen zum Englischtest
 

*Fill in the blanks with the appropriate article: a/an/the/no article*

Whatever else people may do when they come together - whether they play, fight, make love, or make automobiles - they talk. We live in _a_ world of _/_ words. We talk to busdrivers and to total strangers. We talk face to face and over _the_ telephone.
 

*Fill in the blanks with some/any or one of their variants, e.g. somewhere, anybody etc.*

Bob was eating lunch at _some_ restaurant the other day when he realized that he had hardly _any_ money with him. He started looking around to see if there was _anybody_ he knew sitting _somewhere_ near in order to ask if he could borrow _some_ money.
 

*Fill in the blanks with much, many, (a) few, (a) little.*

Bob decided to go and have _a few_ drinks because he was bored and wanted to kill _a little_ time. The first bar he went into was a place without _much_ decoration at all, very uncomfortable chairs, and not _many_ of them, so he didn't have as _many_ drinks there as he would have liked.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  jyorie
2013-06-03T15:24:27+00:00 03.06.2013 17:24
Hallo ^_^

*schnurr* ich mag Bakura X Duke (aber auch Bakura mit Joey, und Yami…) was hat Bakura den gestohlen, was er zurückgeben soll? Das hört sich spannend an :D

Oh weh, erst wird Blacky festgesetzt, als er auf den Berg seiner ExFamilie kommt, dann kreift er sie mit seinen Kräften auch noch an, ich glaube Dark hat es extra gemacht. Vielleicht war es seine Strategie, das er das Chaos in seinem Freund mit seinem Schritt heraufbeschworen hat.

Hi hi … verpasste Kindheiten, das trifft irgendwie auf alle zu Bakura, Malik, Yami und Seto :D find ich knuffig, was du in der Wasserrutsch mit ihnen angestellt hast :D

CuCu Jyorie

Antwort von:  Purple_Moon
05.07.2013 23:17
Ich mag dieses *schnurr*.
Tja aber was Bakura gestohlen haben könnte, wird nicht einfach verraten, das kriegt man schon noch mit.
Klar war das ne Strategie... Dark kennt seinen Geliebten doch.^^
Wasserrutsche - tja muss auch mal sein.^^
Von: abgemeldet
2005-06-07T23:14:50+00:00 08.06.2005 01:14
das war wieder toll dieses kap.
schwimmen ist schön *willauchmitrutschen* da könnte ich auch lust kriegen.
das seine eigene leute in so was gemeines tun und gleich meinen er hätte exodia geschickt die sind so gemein.
aber er hat es ja gut gemeisters.
freu mich schon wenns weiter geht.
Von:  SoraNoRyu
2005-06-06T17:24:09+00:00 06.06.2005 19:24
Wieder ein neus Kapitel! *freu*
Immer dann, wenn man's am wenigsten erwartet... ^^

Ist irgendwie erstaunlich, dass Bakura inzwischen zu vernünftigen Gesprächen fähig ist... oder hat der einfach nur die Schnauze voll davon, sich dauernd von der Lehrerin zurechtstutzen zu lassen?
Dass Kaiba im Schwimmbad tatsächlich mitgespielt hat, sollte einen wohl auch dazu veranlassen, den Tag im Kalender rot anzustreichen. Aber Moki hat sich sicher richtig gefreut ^-^

Aber die Leute vom Friedenslichtorden haben es wirklich auf Blacky abgesehen. Hieß es nicht, durch die Verbannung hätte er nichts mehr mit ihnen zu tun?
Und ihm dann auch noch unterstellen, ER hätte Exodia losgelassen... als wenn er so blöd wäre, dann auch noch hinterherzurennen... <.<
Irgendwie kommt es mir mehr und mehr so vor, als hätten die einfach nur den perfekten Sündenbock für alle Probleme der Welt gefunden.
Da will man denen trotz allem noch helfen, und dann versuchen sie gleich wieder, ihn umzubringen...
Der Angriff den Blacky ausgeführt hat, war einfach großartig, zumindest ich konnte ihn mir richtig gut vorstellen. (Wenn man auch wärend dem Endkampf Pegasus vs. Yami dauernd auf Stanbild drückt... die Performance hab ich mir jedenfalls gemerkt. Auch das Blacky den Stab zum Angriff in die rechte Hand nimmt, obwohl er ihn sonst in der linken hält...)
Ich hab nur anfangs nicht ganz mitbekommen, dass da eine Zauberkarte im spiel war, der Name sagte mir in dem Moment nicht viel.

Im Moment fällt mir nichts mehr ein, also warte ich wohl mal auf das nächste Kapitel ^^
Bye, Sora


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