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Geheimnisse

Aramis/Athos
von

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Ein verrückter Morgen

Beinahe hätte sie der Versuchung nachgegeben, sich am Treppengeländer festzuhalten, während sie die Stufen hinabstieg, aber der Stolz verbot diese einfache Geste der Schwäche. Sie war sich nicht sicher, ob dieses seltsame Schwindelgefühl, das ihre Schritte unsicher erscheinen ließ, vom Alkohol oder der Schlägerei, an der sie wohl teilgenommen haben musste, herrührte.
 

Es war ihr, wenn sie ehrlich war, auch einerlei. Wenn nur dieser hämmernde Schmerz in Stirn und Schläfen vergehen würde! Beinahe hätte sie geflucht, als sie eine Stufe übersah und zwei auf einmal nahm.
 

Unter normalen Umständen wäre dies kein Problem gewesen - sie hätte sich mit Leichtigkeit wieder gefangen; wäre nur dieses verfluchte Kleid nicht gewesen! Ihre Stiefelspitze verfing sich in dem üppigen Saum und nun half doch nur die rettende Hand, die sich um das polierte Holz des Treppengeländers schloss.
 

Dieser Tag versprach nicht einfach zu werden und innerlich tobte die junge Frau.
 

Im unteren Stockwerk, in Claudes Wohnzimmer, sah sie schon Athos warten, einen mehr oder weniger neutralen Ausdruck zur Schau stellend. Sie kannte ihn besser. Es war ganz und gar nicht ruhig; unter der Oberfläche tobte es vermutlich seid dem Moment, in dem sie von ihrem kleinen ""Abenteuer" zurückgekehrt war und sie sinnierte kurz darüber, wem sie es wohl zu verdanken hatte, wenigstens während der vergangenen Nacht von einer Strafpredigt verschont worden zu sein.
 

Zu ihrer Erleichterung saß Claude schon in einem Sessel vor dem Kamin; der ältere Mann blinzelte ihr vergnügt zu und ein schelmisches Lächeln spielte um seine Lippen, während er es sorgfältig vermied, den Blick auf Athos zu richten.
 

""Auch endlich aufgewacht?", war das erste, das Athos sagte, als sie über die Schwelle in den Raum trat und schon biss sie sich auf die Zunge. Er war es doch gewesen, der wie eine Wilder gegen ihre Tür geschlagen und sie nach unten beordert hatte!
 

Und obwohl sie sich an diesem Morgen nicht wirklich auf eine Auseinandersetzung freute, weigerte sie sich doch, ihm die auch nur die kleinste Spur von Reue zu zeigen und zuckte nicht einmal mit der Wimper. Sollte er sich doch seinen Teil darüber denken, warum sie ihm keine Antwort auf diese Frage gab.
 

"Weißt du eigentlich...", begann er und Aramis wusste, was nun kommen würde. Eine schier endlose Schimpftirade über ihre Unvernunft, ihren Ungehorsam, ihre Starrsinnigkeit... die Liste konnte vermutlich endlos erweitert werden, und Athos würde nicht einmal in seinem Redeschwall innehalten, wenn er zu ersticken drohte.
 

"..., dass wie du dich gestern aufgeführt hast?! Betrunken und zugerichtet wie ein... mir fehlen die Worte! Hast du auch nur daran gedacht, was das für unseren Auftrag hätte bedeuten können?!"
 

Er warf ihr einen funkelnden Blick zu und sie erstarrte in der Bewegung. So eingenommen, wie er von seinem eigenen Redeschwall gewesen war, hatte er zuerst nicht bemerkt, dass sie mit ihrer rechten Hand Sprechbewegungen nachgeahmt hatte.
 

"Was zum...?!", brauste er auf. ""Das alles ist nur ein einziger Witz für dich, nicht wahr?! Es schert dich keinen Deut, was du mit deinem Benehmen verursachst! Du benimmst dich wie ein verzogenes Kind, dem man vergeblich versucht ein paar Manieren beizubringen!"
 

Sie zog eine Augenbraue gespielt überrascht in die Höhe.
 

"Ach, hast du das erst jetzt begriffen? Ich dachte es wäre in den letzten Jahren deutlich geworden, dass ich nur eine kleine Göre bin, die sich mit einem Schwert in Straßenschlachten geschlagen und Seite an Seite mit dir gekämpft hat!" Sie stieß ein raues Lachen aus. ""Und es war auch nur ""das verzogene Kind", das sich gestern in ein Verließ geschlichen und einem verurteilten Gefangenen zur Flucht verholfen hat!"

"

"Es fällt mir sehr schwer etwas anderes zu glauben, Aramis!", schmetterte er zurück, nicht gewillt seinen Zorn auch nur einzudämmen.
 

""Sag es doch einfach! Sag doch einfach, was dich wirklich so wütend macht!", kontere sie und starrte ihn nun aus funkelnden blauen Augen an, die Hände zu Fäusten geballt und den Blick ungebrochen auf ihn gerichtet. ""Hat es dir jetzt die Sprache verschlagen? Aber ich weiß es! Du siehst eine Frau, die sich, in ihrem Stolz verletzt, zu einer Dummheit hat hinreißen lassen und wäre ich wirklich der Musketier, der ich vorgab zu sein, dann würdest du doch nicht halb soviel Toben!"
 

""Das ist nicht wahr! Ich muss mich nicht rechtfertigen! Ich bin schließlich nicht derjenige, der sich letzte Nacht einfach aus dem Staub gemacht hat und nach billigem Fusel stinkend und wie ein geprügelter Hund aussehend zurückgekommen ist!"
 

""Ich habe diese dämliche Schlägerei gewonnen!", keuchte sie und starrte an ihm vorbei, auf irgendeinen Punkt, nur nicht ihn ansehen, sonst würde sie sich vergessen... Sie wusste selbst nicht, wieso die Tatsache, dass sie diese Schlägerei gewonnen hatte, mit einem Mal so wichtig für sie war. Aber die wenigsten Menschen verstehen ihren eigenen Stolz, auch wenn er sich ihnen noch so oft in den Weg stellt.
 

"Was macht das für einen Unterschied! DU hast dich in einer Spelunken geprügelt und hast dich wie von Sinnen aufgeführt!"
 

""Und wenn schon?! Hatte ich nicht das Recht dazu?! Kannst du mich ansehen und mir ins Gesicht sagen, dass ich nicht das Recht dazu hatte, wütend zu sein?!"
 

Noch bevor er antworten konnte und noch bevor sie erneut auffahren konnte, durchbrach Gelächter die angespannte Atmosphäre.
 

""Wirklich, ich habe noch nie eine Frau gesehen, die sich in Gegenwart eines Mannes so aufbrausend benommen hat.", lachte Phillippe und Aramis erbleichte.
 

"Ich dachte, ich hätte das gestern geträumt..." murmelte sie und warf einen fragenden Blick auf Athos. Mit einem Mal erschien ihr der vorangegangene Streit beinahe unwichtig, aber nur beinahe, weil sie im Recht war.
 

"Ich muss übergeschnappt sein, genau, das ist es... ich bin einfach verrückt.", ihre Augen wirkten seltsam groß in dem blassen Gesicht. ""Oder aber, das hier ist der seltsamste Traum, den ich jemals hatte."
 

Athos hätte zu einer anderen Zeit sicher über ihr Erstaunen lachen können, aber nicht jetzt. In seinem Zorn war ihm entgangen wie blass sie gewesen war, als sie den Raum betreten hatte und nun... sämtliche Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen.
 

""Habt ihr ein Gespenst gesehen?", scherzte Phillippe und sah Aramis verwundert an. Ihr Betragen musste ihm ganz und gar absonderlich vorkommen, hatte er doch nicht die geringste Ahnung wie sehr er dem letzten Menschen ähnelte, den sie am heutigen Tag an diesem Ort sehen wollte - für Aramis war alles plötzlich nur noch ein grausamer Scherz, ein schlechter Traum, der einfach nicht enden wollte...
 

""Ein Gespenst... in der Tat, ein Gespenst... eine weitere Erklärung, die mich als Schwachsinnige dastehen lässt.", murmelte sie nur noch und ließ sich in den Sessel neben Claude fallen, als wollten ihre Beine sie nicht länger tragen. Und vielleicht war dem auch so. Auf jeden Fall weigerte sie sich, auch nur den Blick von den tanzenden Flammen abzuheben, selbst als Claude sie freundlich von der Seite ansprach.
 

"Fühlt ihr euch nicht wohl?"
 

Die offensichtliche Sorge berührte sie in diesem Moment kaum; zu tief saß der Schock und zu sehr zweifelte sie an ihrem eigenen Verstand. Wenn sie nur die Augen schloss, wenn sie sie ganz fest schloss, dann würde sie in wenigen Sekunden in ihrem Bett aufwachen und die Ereignisse der letzten Tage würden sich in Schall und Rauch auflösen.
 

***
 

Aber das tat es nicht; sie öffnete die Augen und sah sich um. Und noch immer befand sie sich in Claudes Wohnzimmer, umgeben von dem Hausherrn, einem etwas beschwichtigten Athos und einem verdutzten Abziehbild des französischen Königs.
 

""Aramis?" Auch Athos trat besorgt neben sie und starrte in das lilienweiße Gesicht.
 

Plötzlich begann sie zu lachen, laut, ja beinahe hysterisch. "
 

""Dieser Mann... dort drüben... den wir... aus dem Gefängnis... befreit haben... sieht doch tatsächlich.... tatsächlich aus... sieht tatsächlich aus wie der König... der König von Frankreich!" Sie schlug auf die Lehne des weichen Sessels und lachte noch immer, nach Luft schnappend, als ihre Lungen rasend nach Sauerstoff verlangten.
 

Diesmal erntete sie ein geheimnisvolles, wenn auch schwaches Lächeln von Phillippe. "
 

""Man hat mir gesagt, ich sehe meinem... wie habt ihr ihn noch genannt, Athos? Ach ja, Bruder. Man sagte mir, ich sähe meinem ""Bruder" doch ein wenig ähnlich.", stimmte er dann zu.
 

""Der Bruder des Königs - guter Witz, Athos!" Sie weigerte sich einfach, ihm diesen Unfug abzunehmen, vor allem, wenn ihr Kopf noch immer schmerzte und sie sich am liebsten auf ihr Zimmer zurückgezogen hätte.
 

Dieser Tag konnte wirklich nicht mehr verrückter werden...
 

***
 

TBC



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2005-08-08T11:08:50+00:00 08.08.2005 13:08
Wirklich ziemlich kuzr...
Gehe ich Recht in der Annahme, dass alle wussten, wer der Gefangene ist, außer Aramis? Ich an ihrer Stelle hätte sicherlich gemeutert! Auf jeden Fall! Ich wäre ziemlich sauer!
Phillipe kommt viel zu symphathisch rüber! Fast würde ich ihn dem lieben Athos vorziehen (aber nur fast!)
LG

Ari
Von:  Tach
2005-03-05T19:01:21+00:00 05.03.2005 20:01
Zu kurz x]
Dafür muss der nächste Teil seeeehr viel länger werden...=]


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