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Geheimnisse

Aramis/Athos
von

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Eine Lady auf Reisen

Danke für die netten Kommis! * strahl * Ich freu mich, wenn's euch gefällt. Und deshalb geht's jetzt auch schnell weiter!
 


 

Eine Lady auf Reisen
 

Am nächsten Morgen verließ eine deutlich besser gelaunte Aramis den Gasthof. Während der Kutschfahrt, die sich endlos hinzuziehen schien, betrachtete sie verträumt die Armbrust, die sie sich redlich verdient hatte und ein verträumter Ausdruck lag auf ihrem Gesicht.
 

"Wie ein kleines Kind an Weihnachten.", witzelte Portos und musterte seinen Kameraden mit einem belustigtem Gesichtsausdruck. Auch wenn sein Freund momentan wie eine Frau aussah, diese Begeisterung für eine Waffe konnte nur ein Mann an den Tag legen.
 

Im Geiste schalt er Athos einen Idioten, dafür, dass er gestern - wenn auch in leicht angetrunkenem Zustand - darüber sinniert hatte, dass ihr Freund ein äußerst ungewöhnlicher ,Mann' wäre. Und dass, sah man ihn in Frauenkleidern, es durchaus wahrscheinlicher erschien, dass man eine Frau vor sich hatte.
 

Unwillkürlich musste er erneut über die ernsthafte Art lachen, in der Athos diese Vermutung ausgesprochen hatte, woraufhin ihn blaue Augen mit einem stechenden und zugleich fragenden Blick strafte.
 

"Was ist denn so lustig, mon ami?"
 

Für den Bruchteil einer Sekunde zog Portos es in Erwägung, seinem Freund von Athos seltsamen Ideen zu berichten, aber der kühle Blick aus den Augen seines Gegenübers ließ ihn diese Möglichkeit recht schnell vergessen. Aramis hatte schon oft genug bewiesen, wie empfindlich er im Bezug auf dieses Thema war und da wollte er nicht auch noch Salz in die offene Wunde streuen. Schließlich wollte er nicht daran schuld sein, wenn Athos gleich im Straßenstaub lag und sich in einer Prügelei mit seinem Freund wiederfand.
 

"Nichts, nur ein Witz, den mir eine der Bedienungen in dem Gasthaus erzählt hat.", log er und hoffte, dass man es ihm abnehmen konnte. Er wollte gerade ansetzen etwas passendes zu zitieren, da schnitt Aramis ihm das Wort ab.
 

"Ich will es gar nicht erst hören!", zischte sie gereizt und starrte aus dem Fenster. Wirklich, manchmal verstand sie bei Weitem nicht, was die Männer in solche Spelunken zog... selbst in all den Jahren, die sie unter ihnen gelebt hatte, war es ihr nicht möglich gewesen das männliche Denken vollkommen zu durchschauen.
 

"Ist wohl auch besser so...", murmelte sie geistesabwesend und schrak kurz darauf heftig zusammen, als Portos sie grinsend fragte, was er da vor sich hingebrabbelt hatte.
 

D'Artagnon nahm das alles ziemlich gelassen hin und hielt sich möglichst aus dem spielerischen Gerangel heraus. Bisher hatte sich Aramis wacker geschlagen, obwohl D'Artagnon befürchtete, dass sie insgeheim Rachepläne schmiedete und darüber nachdachte, wie sie es Treville heimzahlen konnte...
 

"Ach, komm schon, Aramis. Es dauert nicht mehr lange und dann sind wir am Ziel unserer Reise angelangt."
 

"Halb Frankreich liegt noch vor uns, Portos.", antwortete sie widerwillig und ein resignierter Seufzer begleitete ihre Worte.
 

"Halb Frankreich mit all seinen Schönheiten.", lachte der andere.
 

***
 

,Wann sind wir denn endlich an der Küste angelangt?!' Dieser eine Gedanke erfüllte ihr Denken, während die Kutsche über den unebenen Weg ruckelte. Schlaf war in dieser Situation wahrscheinlich die einzige Alternative; ansonsten wäre sie noch verrückt geworden. Und so beschloss sie, den Rest der Fahrt so lange wie möglich zu verschlafen, auch wenn sie schon ahnte, dass ihr Rücken schrecklich schmerzen würde, wenn sie tatsächlich im Sitzen einschlief.
 

"Ich beneide unseren jungen Freund.", seufzte Portos schließlich und warf dem Schlafenden einen vermeintlich neidischen Blick zu. "Er kann anscheinend überall und bei jeder Gelegenheit schlafen."
 

Auch D'Artagnon beobachtete belustigt wie die junge Frau tatsächlich unter diesen Umständen schlafen konnte. Jede andere Frau hätte sich beschwert und wäre unter keinen Umständen auch nur auf den Gedanken gekommen, im Sitzen zu schlafen. Erst recht nicht, wenn sie von Adel war.
 

Aber wer konnte es ihr verübeln? Portos hatte sie während der letzten beiden Stunden bis aufs Blut gereizt und er hatte damit gerechnet, dass sie ihm gleich an die Gurgel gehen würde. Und auch er verspürte nicht die Lust, sich an Portos Witzeleien zu beteiligen, sondern starrte aus dem Fenster, wo sich der Herbst bemerkbar machte.
 

Noch lag nur ein schmaler Laubteppich auf den wenig befahrenen Straßen, aber schon bald würden die Bäume kahl sein und der Winter würde mit langen Schritten Einzug in Frankreich halten. Und immer öfter dachte er über den Gefangenen nach, den sie aus dem Inselgefängnis befreien sollten. Ein Mann, der seit Jahren in Einzelhaft dort saß... was mochte er verbrochen haben - oder was hatte man ihm angehängt - ... Treville würde sie sicher nicht durch ganz Frankreich reisen lassen, um einen Schwerverbrecher zu befreien.
 

Mochte man sagen, was man wollte. Er rechnete trotz allem mit Ärger. Bisher hatten die Musketiere des Königs ausschließlich dem Schutz des Königshauses gedient, Recht und Ordnung verteidigt und was man nun von ihnen verlangte... würde einen Mann, der Treville nicht so gut kannte wie sie es taten, an der Aufrichtigkeit der Musketiere zweifeln lassen.
 

***
 

Der Rest der Reise verlief im Großen und Ganzen recht ereignislos, wenn man von Gelegentlichen Wutausbrüchen Aramis' und dem ständigen, freundschaftlichen Necken Portos' absah.
 

Aramis schien sich an ihr Versprechen zu halten, gab sich alle Mühe sich in Gegenwart anderer ganz wie die junge Adelige zu geben, die sie, wenn man es genau nahm, auch war und schaffte es sogar, sich zurückzuhalten, als ein paar freche Jungen auf der Straße hinter ihr herpfiffen. Obwohl er in ihren Augen deutlich das bekannte Funkeln gesehen hatte, das für gewöhnlich eine saftige Schlägerei ankündigte.
 

"Oh, hör endlich auf, Portos, oder ich weiß nicht was ich tun werde!"
 

Wenn man gerade von der friedfertigen, kooperative Aramis sprach...
 

"Wenn du es noch ein einziges Mal wagen solltest, mich irgendwo als deine Verlobte vorzustellen, dann wirst du dein blaues Wunder erleben!"
 

Schallendes Gelächter antwortete ihr und stammte von dem Angesprochenen.
 

"Nimm's doch nicht so schwer, Ara... Jeanne.", korrigierte sich Athos hastig und brachte ein schwaches Grinsen zu Stande. Seit einiger Zeit wusste er nicht mehr, wie er mit Aramis umgehen sollte. Wann immer er mit ihm sprach... wenn diese blauen Augen ihn ansahen, schien ihn nicht sein langjähriger Waffengefährte, sondern wahrlich eine junge Frau anzusehen.
 

Eine Tatsache, die ihn verwirrte und bestürzte. Portos hatte ihn sogar ausgelacht, als er einmal erwähnt hatte, Aramis würde tatsächlich wie eine Frau aussehen und wirken. Damals hatte er es zum Glück auf den Alkohol schieben können, ansonsten hätte ihn sein Freund wohl für übergeschnappt erklärt.
 

Auch er würde aufatmen, wenn Aramis endlich wieder seine Uniform tragen und damit sämtliche Zweifel beseitigen würde. Aber für den Moment konnte er sich über den kindlichen Streit zwischen Aramis und Portos amüsieren, während sie sich kurz vor ihrem Reiseziel befanden. Nur noch eine einzige Tagesreise und sie würden das Haus an der Küste erreichen.
 

"Regt euch ab, ihr beiden. Das war eben der eben der letzte Gastwirt, mit dem wir für die Hinreise gesprochen haben.", versuchte D'Artagnon die beiden zu beschwichtigen, doch es half nichts.
 

"Aber er treibt dieses kleine Spielchen schon seit der ersten Rast nach Orléans!", verteidigte sich Aramis und funkelte die Männer um sich herum an.
 

"Geh einfach darüber hinweg.", schlug Athos vor und musste an sich halten, um Aramis nicht anzustarren. Von Ärger verursachte Röte überzog die sonst so blassen Wangen und für einen Moment glaubte er wirklich, eine beleidigte, junge Frau vor sich zu sehen. Er schüttelte diese Gedanken schnell ab und grinste.
 

"Zieh du doch dieses Kleid an und lass dich von ihm als seine Verlobte vorstellen. Dein Gesicht möchte ich sehen und vor allem das Geplärr, das du veranstalten würdest.", murmelte sie und wünschte, sie hätte ihrem Ärger wie ein Mann Luft machen können. Aber was würden die Leute in der gut gefüllten Gaststube davon halten, wenn diese "zarte, junge Frau mit den schönen blauen Augen" auf einmal ausholte und dem rüpelhaften Mann, der andauernd grinste, einen Schlag versetzte, der einem Mann alle Ehre gemacht hätte?
 

Schließlich fanden sie einen der Tische in einer der hinteren Ecken des Raumes frei vor und ließen sich nieder und kurz darauf erschien eine Bedienung. Kein junges Ding, eine Frau in den mittleren Jahren, die sich liebenswürdig verhielt und der blonden Frau einen mitfühlenden Blick zuwarf.
 

"Was darf ich bringen?", fragte sie. Sie beobachtete lächelnd, wie die Männer Rotwein bestellten, die Frau jedoch nach Weißwein verlangte. Üblicherweise waren es die Frauen, die nach dem milder schmeckenden roten Wein fragten, während sie den meist säuerlichen Weißwein ablehnten.
 

Noch immer lächelnd wandte sie sich um und steuerte auf den Ausschank zu.
 

"Weißwein?", fragte Portos ungläubig und zog eine Augenbraue fragend in die Höhe? "Welche Frau würde Weißwein bestellen?"
 

Schnippisch gab Aramis zurück: "Ich."
 

"Sind wir aber heute wieder empfindlich!", kam prompt die provozierende Erwiderung und er betonte das letzte Wort kaum merklich.
 

"Nicht schon wieder. Hört auf zu streiten, beide.", warf D'Artagnon ein, während die Frau mit dem Bestellten zurückkehrte, alles abstellte, schweigend und leicht grinsend wieder verschwand, angesichts der Tatsache, dass sich dieses junge Mädchen anscheinend sehr wohl durchsetzen konnte.
 

Schlanke Finger schlossen sich um das Glas und setzten es an die Lippen, um es in einem Zug zu leeren. Innerlich schüttelte sie sich ein wenig... vielleicht hätte sie doch lieber einen milden Rotwein... aber nein, jetzt würde sie sich erst recht nicht die Blöße geben!
 

"Morgen brechen wir in aller Frühe auf, dann erreichen wir noch vor Mittag unser Ziel. Sobald die Dunkelheit aufzieht, werden wir dann das Boot zu Wasser lassen.", wisperte Athos und sah sich misstrauisch um, als fürchtete er, belauscht zu werden.
 

"Und dann darf ich dieses Kleid endlich gegen die Uniform eintauschen?", fragte Aramis hoffnungsvoll und starrte ihren Freund an. Auch wenn es ihm nicht aufgefallen war, sie hatte ihn in den letzten Tagen gemustert, wann immer sich die Gelegenheit dazu bot, auch wenn sie wusste, dass es eine einseitige und geheime Liebe war, die sie für ihn empfand.
 

"Nicht so ganz.", antwortete Athos und machte sich schon auf einen weiteren Wutausbruch gefasst... doch diesmal blieb Aramis ganz ruhig.
 

"Hätte ich mir doch denken können.", war alles, was als Erwiderung kam und dabei blieb es auch für den Rest des Abends. Sie beschloss, das Beste aus all dem zu machen, lehnte sich zurück, bestellte ein zweites Glas Weißwein, wobei sie dachte ,Bloß runter mit diesem scheußlichen Fusel!' und ignorierte gekonnt sämtliche Versuche Portos sie zu reizen.
 

Mochte er sich an diesem Abend anstrengen wie er wollte, sie würde nicht für den Unterhaltungswert der Gruppe sorgen. Wir sollten besser zu Bett gehen, wir alle. Morgen ist ein langer Tag und wir brauchen alle unseren Schlaf.", schlug Athos nach einiger Zeit vor und alle erhoben sich gehorsam.
 

Mochte Portos auch sonst noch so gerne feiern, er wusste, dass sie sich am morgigen Tag keine Fehler erlauben durften. Diesmal waren sie nicht im Befehl des Königs unterwegs, in diesem Fall ging es einzig und allein um eine Angelegenheit Frankreichs und sie waren aus freien Stücken hier.
 

Alles, was Aramis an diesem Abend noch wollte, war, sich ins Bett zu legen und zu schlafen, wie schon bei den letzten Rasten, die sie eingelegt hatten. Sie wäre lieber den ganzen Weg von Paris auf dem Rücken eines Pferdes in en Süden Frankreichs galoppiert, als in dieser "Kutsche" durchs Land zu tingeln und den ganzen Tag nur zu sitzen.
 

Beinahe hätte sie die Tür ihres Zimmers hinter sich zugeschlagen, aber sie unterließ es. Nur keine unnötige Aufmerksamkeit erregen...
 

In der Ruhe ihres Zimmers fiel ihr etwas auf, das ihr in dem lauten Durcheinander der Gaststube völlig entgangen war. Ein leises, stetiges Klopfen, ein Prasseln war zu vernehmen und sie sah, wie sich viele kleine Tropfen ihren Weg über die gläserne Fensterscheibe ihres Zimmers bahnten.
 

"Natürlich, genau das hat uns noch gefehlt!"
 

Zögernd entzündete sie eine der Kerzen, die auf dem Tisch unter dem Fenster standen und dann eine weitere. Die Dunkelheit wich dem weichen, warmen Kerzenlicht und vertrieb die Schatten, die sich über ihr Gemüt legen, wenn sie alleine war.
 

***
 

Das erste fahle Licht fiel durch die Fensterscheibe, gegen die noch immer schwere Regentropfen prasselten und weckten sie auf. Seufzend stand sie auf und dachte, dass sie bei diesem Wetter vielleicht der Kutsche doch eine gute Seite abgewinnen konnte. So wurde sie jedenfalls nicht nass bis auf die Knochen.
 

Aber angesichts des trübe Wetters und der Kälte, die sich bemerkbar machte, bemühte sie sich zum ersten Mal ein für das Wetter passendes Kleid auszuwählen. Und sie fand ein Kleid aus dunkelgrünem Samt, zu dem die hellbraunen Lederstiefel hervorragend passen würden. Und der Umhang mit der Kapuze aus dem selben Stoff wie das Kleid, waren wie für ein solches Schmuddelwetter geeignet.
 

Auch wenn sie es sich nur schwer eingestehen konnte. Sie mochte dieses Kleid und wenn das jemals jemand herausfinden sollte, würde sie es einfach leugnen.
 

,Was ist schon dabei? Du bist nun mal eine Frau und hast das Recht darauf ab und an ein Kleid zu mögen.', dachte sie und musterte sich in dem kleinen, verschrammten Spiegel, der in ihrem Zimmer an der Wand hing.
 

Das lange Haar zu einem Zopf geflochten, trat sie aus dem Raum und wie sie es geahnt hatte, stand schon D'Artagnon vor ihrem Zimmer, um auf sie zu warten.
 

"Gut geschlafen?"
 

Sie nickte und fragte sich, wie er es fertig brachte schon am frühen Morgen so gut gelaunt zu sein. Normalerweise brauchte sie eine gewisse Warmlaufzeit, bis sie ansprechbar war.
 

"Die anderen sind schon unten und warten mit dem Frühstück auf uns." Er grinste leicht.
 

Leichthin zuckte Aramis mit den Achseln. "Dann lassen wir sie nicht länger warten, oder?" Sie blinzelte, als er ihr den Arm anbot.
 

"Mademoiselle, darf ich bitten?"
 

Sich kicherte und war überrascht, dass sie gewillt war bei dieser Posse mitzumachen. Also hakte sie sich bei ihm unter und gemeinsam schritten sie in würdevollem Tempo die Treppe in den Gastraum hinunter.
 

"Das Kleid steht dir." raunte er ihr zu, damit auch niemand anderes ihn hören konnte. Er wollte nicht der Grund dafür sein, dass ihre Verkleidung aufflog. "Ich verstehe gar nicht, wieso du unbedingt wieder in der Uniform herumlaufen willst."
 

"Sehr witzig, D'Artagnon."
 

"Ich meine es ernst. Das Kleid steht dir wirklich.", bekräftigte er und war keineswegs überrascht, dass einige der Männer, die sich schon zu früher Stunde hier aufhielten, ihr Blick nachwarfen und sie anlächelte.
 

Und der Blick, undeutbar und doch verwundert, den ihr Athos zuwarf, als sie sich an ihrem Tisch niederließ... und sie tat das einzige, was eine Frau in dieser Situation vielleicht getan hätte. Sie senkte den Blick und mied es mit einem Eifer, den sie sonst nur mit dem Degen an den Tag legte, nur keinen Augenkontakt mit Athos herzustellen. Die Röte, die sie ihre Wangen überziehen spürte, machte die Situation für sie noch unerträglicher und beinahe wäre sie aufgesprungen und einfach hinaus in den Regen gerannt.
 

Aber zum ersten Mal seit sie Paris verlassen hatten, war sie dankbar für eine spitze Bemerkung, die Portos machte.
 

"Herzensbrecher. Hast du gesehen, wie die Männer dir hinterher gesehen haben? Kannst du dir vorstellen, was die für eine Gesicht machen würden, wenn die wüssten, dass..."
 

"Halt besser den Mund, Portos.", zischte sie und gab ihm durch eine Geste zu verstehen, nur nicht weiter zu sprechen. "Vielleicht sollten wir besser gehen." Und damit erhob sie sich und marschierte erhobenen Hauptes auf den Ausgang zu und wartete auf die anderen, die ihr, wenn Portos auch leicht murrte, folgten.
 

Ein junger Stallbursche spannte in Windeseile die Pferde an und obwohl Aramis die dunkelgrüne Kapuze aufgezogen hatte, starrte er sie einen Moment lang an, bevor er ihr seinen Arm beim Einsteigen anbot. Er war wohl kaum älter als 17 und seine Wangen verfärbten sich in ein tiefes Rot, als die schöne Blonde ihm dankbar zunickte und sogar ein wenig lächelte.
 

"Wenn das so weiter geht, dann verdreht unser Aramis hier noch jedem Mann an der Küste den Kopf, noch bevor wir unser Reiseziel erreicht habe.", lächelte Portos.
 

"Armer Athos, da draußen im Regen auf dem Kutschbock.", wandte D'Artagnon ein und warf einen mitleidigen Blick aus dem Fenster nach vorne.
 

"Ich tausche gerne meinen Platz mit ihm.", bot Aramis sofort an.
 

"Genau, und die junge Adelige sitz dann auf dem Kutschbock, in ihrem edlen Kleid und die Dienerschaft fährt hinten im trockenen Wagen. Das wäre ein Spaß für jeden Zuschauer und überhaupt nicht auffällig.", ertönte Athos Bemerkung von vorne und sie fuhr erstaunt zusammen, als sie begriff, dass man anscheinend jedes Wort auf dem Kutschbock verstehen konnte.
 

Wahrscheinlich hatte er sich dort über die endlosen Streitgespräche zwischen ihr und Portos vor Lachen gekrümmt.
 

"Ist das ein schönes Wetter. Ich glaube, wir werden viel Spaß in unserem kleinen Ruderboot haben."
 

"Wir?", fragte Aramis erstaunt und warf einen fragenden Blick auf den ihr gegenüber sitzenden Portos.
 

"Natürlich, während wir die Wachen in Schach halten, sollst du ja den Gefangenen befreien. Wer würde im Handgemenge schon auf eine Frau achten?"
 

"Und warum sollte eine Frau eine Gefangenenüberführung begleiten?"
 

"Wenn es ihr Bruder ist, den man in ein Gefängnis überführt, würde sich doch die ältere Schwester, die einzige Verwandte, doch wohl kaum davon abhalten lassen, ihn zu begleiten.", gab Portos zu bedenken. "Eine adelige Schwester, die mit ihrem Geld auf einer so abgelegenen Insel doch die Haftumstände ihres Bruders ein wenig mildern kann, wenn sich die Wachen bestechen lassen..."
 

Sie seufzte - und merkte auf. Sie musste diese lästige Angewohnheit loswerden, ein Mann seufzte nicht ständig in Resignation. Er würde wüten, wenn ihm etwas nicht gefiel! Aber im Moment waren ihr die Hände gebunden und sie musste sich mit dem Los einer Frau abfinden.
 

Alles, um den Schein zu wahren.
 

Es dauerte nicht lange und in der Luft lag ein leicht salziger Geruch, der ihnen entgegenwehte und Aramis hielt den Kopf aus dem Fenster, als sie die Wellen gegen Klippen schlagen hörte. Durch das stürmische Wetter war die See aufgewühlt und das Rauschen wurde noch weiter ins Landesinnere getragen als sonst.
 

"Wir sind bald da.", kam ein durch den Wind gedämpfter Ruf von Athos und sie starrte auf die vorbeiziehende Landschaft. Wie wundervoll diese Gegend bei Sonnenschein wirken musste, aber auch der peitschende Regen hatte seine Reize. Das stetige Prasseln der schweren Tropfen auf das Kutschendach wirkten wie ein Singsang der Natur, der im Hintergrund erklang.
 

Aramis zog den schweren Mantel enger um sich. Einen derartigen Wetterumschwung hatte man bei ihrer Abreise nicht vorhergesehen und dachte grimmig an die Wärme, die ihre Uniform ihr bieten würde. Sie erinnerte sich langsam wieder daran, warum sie Kleider für unpraktisch hielt und war mindestens genauso erleichtert wie der völlig durchnässte Athos, als die Kutsche endlich anhielt und das "kleine" Landhaus an der Küste entpuppte sich, als sie ausstieg, als relativ groß. Es entsprach ungefähr dem Anwesen einer gut gestellten Familie im Stand des Landadels.
 

"Willkommen!", rief ein rotblonder Mann, der aus dem Hauseingang auf sie zulief, blieb zuerst vor Aramis stehen, grüßte die junge Dame und wandte sich erst dann an die anderen. Zurück blieb bei Aramis die Frage, wie weit Treville diese Männer in ihr persönliches Geheimnis eingeweiht hatte...
 

***
 

Geschafft! Kommis sind noch immer gern gesehen! * freu *



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2005-08-06T08:38:37+00:00 06.08.2005 10:38
Dein Stil wird immer besser! Eigentlich habe ich heute gar keine Zeit, aber ich kann mich von dieser Geschichte einfach nicht losreißen! aber morgen oder übermorgen werde ich sicher fertig sein *g*.
LG

Ari
Von:  Tach
2004-10-28T09:10:53+00:00 28.10.2004 11:10
Hey, ich muss sagen, dass du dich, was den Stil angeht, wirklich gesteigert hast. Es wird langsam flüssiger, auch wenn mir immer noch zu wenig Details drin sind. Aber ich warte gespannt auf mehr ^^


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