Zum Inhalt der Seite

Der Jadejunge

Die Erzählungen, Teil 1 - Shounen-Ai
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ein Blick auf Kvi'sta: Reaktionen

A/N:

Das Kapitel hier wurde drei mal gestrichen, vier mal weider aufgenommen.

Es erklärt, warum die Autorin ihre armen leser so oft mit Gedichten und Liedern quält *g*

Und es gibt einen kurzen Blick auf die Welt Kvi'sta, und was abseits von Dakkas noch so passiert...
 

14 – Ein Blick auf Kvi’sta: Reaktionen
 

Eins
 

Das Arbeitszimmer war pompös eingerichtet. Es war außerdem ordentlich und so sauber, dass man schon fast dachte, es würde nicht benutzt werden. Trotzdem kam es einem stickig und zu voll vor. Tote Tierhäupter zierten ausgestopft die Wände, kostspielige Teppiche waren auf dem Boden verteilt und nutzloser Schmuck war in jede Ecke gestellt.

In der Mitte des Raumes standen zwei Männer sich gegenüber. Der eine hatte dunkelblondes, kurzes Haar und einen kleinen Stoppelbart. Seine Kleidung war augenscheinlich von hoher Qualität und in hellen Farben gehalten.

Sein Gegenüber war einen guten Kopf größer als er und hatte hellblondes, kurzgeschorenes Haar. Die Kleidung dieses Mannes war nicht annähernd so fein wie die des ersten und anstatt der hellen Farben bestand sie aus dunklen Brauntönen. Trotz aller Unterschiede sah man ihren Gesichtern an, dass sie verwandt sein mussten.

Es war der Bartträger, der zu sprechen anfing.
 

„Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst, Praina.“

„Jetzt tu erst gar nicht so. Die halbe Palastwache weiß es, deine Berater wissen es, drei Viertel des Hofes wissen es, deine Kinder wissen es, selbst deine Frau weiß es – und das soll was heißen bei ihren geistigen Fähigkeiten.“

„Beleidige nicht Camtiss. Sie ist eine hervorragende Ehefrau.“

„Ja und da hören ihre Qualitäten, ganz zu schweigen von den hervorragenden, schon auf.“

„… Hat dein Besuch tatsächlich einen anderen Grund, als mich zu beleidigen, Praina?“

„Ja. Ich will versuchen, dir Vernunft einzureden. Du musst das Ding loswerden.“

„Ding? Ich weiß nicht, wovon du redest.“

„Du weißt es genau. Von dem Ding.“

„Ich besitze viele Dinge.“

„Ja, und die meisten von ihnen sind unnütz, teuer und zwecklos.“

„Dann solltest du dich ja gar nicht um sie kümmern.“

„Hepai… Wie oft soll ich es noch sagen? Das Ding ist gefährlich und wird dein Untergang sein, wenn du es nicht schnellstens los wirst.“

„Du wiederholst dich, Praina. Und ich weiß immer noch nicht-“

„Der Kristall. Der, den du unter ach so toller Geheimhaltung in die alte, ausgediente Schatzkammer hast tragen lassen, du erinnerst dich? Der, den dein kleiner Liebling Selena unten in den Ödlanden-“

„Sei ruhig du Idiot! Schweig! Je weniger davon wissen, desto besser!“

„Hepai, es tut mir ja leid… Was rede ich da? Es tut mir überhaupt nicht leid, dir die Wahrheit zu erzählen. Die halbe Königsstadt wird innerhalb der nächsten zwei Tage wissen, was du hier drin aufbewahrst. Was denkst du, wird das Volk dann machen? Die Priesterschaft? Der Adel? Du bist nicht unverwundbar, auch wenn du wohl glaubst, dein Titel als Sonnenkönig würde dir diese Macht geben.“
 

„… Was interessiert dich das überhaupt, Praina? Du hast mir noch nie helfen wollen. Sollte es dich nicht freuen, wenn ich vom aufgebrachten Volk entthront werde?“

„Nichts würde ich lieber sehen. Aber wenn während dieser Entthronung die halbe Stadt umkommt und ein potentiell tödliches Wesen frei kommt – dann interessiert mich das!“

„Potentiell tödlich… Papperlapapp. Ich habe die Situation unter Kontrolle. Auch, wenn sich die Priesterschaft einmischt.“
 

Ein heiseres Lachen war die Antwort auf diesen Satz. „Meinst du? Glaubst du das wirklich? Selbst, wenn du das Volk, die Priesterschaft und alle anderen beruhigst und klein kriegst – dann hast du sehr wahrscheinlich eine halb zerstörte Hauptstadt und eine Revolution aller unterjochten Länder. Und kostenlos dazu einen seit etlichen Jahrzehnten eingesperrten, sehr wütenden, sehr wahnsinnigen Gott, für den es nur ein bekanntes Kontrollmittel gibt. Das du nicht hast!“

„So weit wird es nie kommen! Halb zerstörte Stadt – woran denkst du hier eigentlich? Und Revolution in den Tributländern? Bist du noch bei Sinnen? Als wenn das jemals eintreten würde. Ich gebe zu, die Kontrolle von… unserem unfreiwilligem Hausgast wird etwas schwer werden, aber es ist machbar. Sein Wahnsinn hilft dabei. Er ist offen für Suggestionen.“
 

„Suggestionen! Du willst eines der mächtigsten Wesen Kvi’stas mit netten Worten und guter Schauspielkunst gefügig machen? Das ist verrückt! Das einzige, was du hier machst, ist dein Land und dein Volk in Gefahr bringen!“

„Das sagt der richtige! Wie ich mich erinnere warst du derjenige, der dafür plädiert hat, den Drachen ihr Land zu belassen und den Wölfen ihres zurück zu geben. Inwiefern hilft das deinem Volk?“

„Verrate mir bitte, wie viele Engel in Akatma wohnen? Oder den Wolfländern? Wie viele dort wohl jemals wohnen werden? Wenn wir nur ein wenig vernünftiger mit unseren Mitvölkern umgehen würden, dann hätten wir sehr viel weniger Kriege.“

„Erspar mir bitte den Friedensvortrag. Einige im Volk mögen dir ja glauben, aber ich weiß, dass du Hintergedanken hast. Ich weiß bloß noch nicht welche.“

„Wenigstens habe ich welche und bin in der Lage, zu denken! Du hingegen rennst mal wieder ohne nachzudenken in eine ausweglose Situation hinein!“
 

„Was heißt das denn schon wieder?“

„Das Debakel mit Nebukhat de’Sahr-“

„War keineswegs ein Debakel! Am Ende ist alles gut ausgegangen, oder?“

„Du hast den Krieg mit den Drachen nur gewonnen, weil Heliash der Drachenkaiser blieb. Und das geschah nur, weil der Ursha’ba Klan sich nicht einigen konnte, wer von Nebukhats Söhnen die Regentschaft erben sollte! Wenn der Klan nicht in sich zerstritten wäre, hätten wir jetzt einen de’Sahr als Kaiser!“

„Als wenn das ein Problem wäre. Nebukhats Söhne sind kaum ein Hindernis.“

„Seine Söhne sind gemeingefährlich und haben geschworen, den Tod ihres Vaters zu rächen! Dein kleiner ‚Fehltritt’ von damals hat dem Engelsvolk einen blutigen Krieg und unserer Familie ein paar mächtige Erzfeinde eingebracht!“

„Keiner von Nebukhats Söhnen wurde zum König der Ursha’ba gekrönt. Und solange ihr Klan sich nicht einig wird, wird das auch nicht geschehen. Wo soll da die Macht sein?“

„Hepai, der Tag, an dem du den König der Ursha’ba hast ermorden lassen, war der Tag an dem du dein eigenes Grab geschaufelt hast!“

„Na dann dürfte dir das ja gefallen. Da kannst du ja gleich mit ihm zusammen arbeiten, Praina!“
 

Zwei
 

Die Kneipe war ein lauter, verrauchter Ort mit stickiger Luft, einem schalen Aroma und dem Geräusch von vielen betrunkenen Stimmen, die grölten, lachten oder schwatzten.

In einer Ecke dieser Kneipe saß eine rotblonde Frau in eng anliegender Lederkleidung. Ihr Blick huschte immer wieder durch den Schankraum, als wenn sie jemanden suchen würde. Ihre rechte Hand spielte dabei mit einem Dolch.

Eine schlanke Gestalt näherte sich ihrem Tisch. Die Frau sah auf, runzelte ihre Stirn und lächelte dann. Die schlanke Gestalt warf die Kapuze ihres Umhangs zurück und gab den Blick frei auf langes, lockiges blondes Haar und ein hübsches Gesicht.
 

„Amalie. Ich dachte schon fast, du kommst nicht mehr.“

„Als wenn ich unser Treffen verpassen würde, Rita.“

Eine kurze Pause.

„Du hast nicht zufällig etwas von unserem gemeinsamen Freund gehört, oder?“

„Leider nein Malie. Ehrlich gesagt hatte ich gehofft, du weißt etwas.“

„Das einzige, was ich gehört habe, ist diese Sache mit Sellentin. Schlimm.“

„Und unerwartet, was die Sache nur noch schlimmer macht. Die Dämonenkulte haben sich noch nie mit einem ganzen Land angelegt.“
 

„Und du meinst, das tun sie diesmal?“

„Ist das einzige, was Sinn macht. Sellentin hat kaum einen strategischen Wert und keine Reichtümer. Warum sollte jemand das angreifen, außer um den Engeln zu zeigen, wo der Haken hängt?“

„Dafür haben sich weder die Dämonen noch die Beschwörer je interessiert. Und mir hat noch keiner einen guten Grund genannt, warum sich das ausgerechnet jetzt geändert haben sollte.“

„Du hast Recht, Malie. Da müsste sich schon was Großes getan haben. Aber der Vash ist schon etwas älter und ich wüsste nicht, dass ein Gott gestorben ist.“
 

„Rita – Was, wenn da Mephaniten ihre Hand drin haben?“

„Mephaniten?! Das glaub ich nicht.“

„Mephan ist ein Halb-Dämon.“

„Und außerdem der Gott der Liebe. Ja, ein sehr gefährlicher Gegner, absolut. Und so aggressiv! Ein richtig schlimmer Kuscheldämon.“

„Rita! Es ist ja nicht so, als wenn er nur Gott der Liebe wäre.“

„Treue ist ebenfalls nicht wirklich etwas, was den Tod von zweitausend Leuten erklärt.“

„Kommt drauf an, was derjenige, dem du die Treue geschworen hast, vorhat und dir befiehlt.“
 

Tiefes Luft holen. „Amalie… du meinst doch nicht… Mephan könnte mit einem anderen Gott im Bund sein?“

„Warum nicht? Hält ihn doch keiner davon ab.“

„Aber warum greift der Gott der Liebe und Treue ein kleines Dörfchen an? Selbst wenn er ein Halb-Dämon ist?“

„Gut, wenn du es so sagst macht es wirklich keinen Sinn.“

„Danke.“

„Trotzdem ist er der einzige Halb-Dämon, der ein Gott ist.“

„Du hast keine Ahnung, was der Vash ist.“

„Da hast du auch wieder Recht… Weißt du, ich wünschte, Dan wäre hier. Er wüsste garantiert mehr darüber.“

„Soll nicht heißen, dass er uns etwas erklären würde.“

„Und schon wieder hast du Recht. Du bezahlst die erste Runde.“
 

Drei
 

Die Landschaft wurde von der Farbe rot dominiert: Rotbrauner Boden, dunkelrote Gebäude, ein rötlich schimmernder Himmel. Komische Gewächse in verschiedenen Rot, Braun und Gelbtönen wuchsen auf der Ebene vor den Gebäuden und eine lila wirkende Sonne tauchte alles in ein rosafarbenes Licht.

An der Brüstung des höchsten Gebäudes, eines Turmes, dessen Baumaterial verdächtig nach Fleisch aussah, stand ein ebenso farbenprächtig eingekleideter Mann. Die Farben seiner Kleidung entsprachen seiner Umgebung und zwei purpurfarbene Augen blickten hinaus über die Landschaft.
 

Ein zweiter Mann erschien auf der Brüstung und näherte sich dem ersten. Er war jünger und nur in dezenten Brauntönen gekleidet. Wie auch der erste hatte er blond-rötliches Haar. Als er nahe genug am ersten dran war, begann er zu sprechen.
 

„Alles in Ordnung, Vater?“

„Sjer-Ur. Wie geht es deiner Mutter?“

„Mama ist wohlauf und erholt sich. Du hast meine Frage nicht beantwortet.“

„… Mir geht es gut.“

„Warum nur glaube ich dir das nicht? Vater, bitte sei ehrlich mit mir.“

„… So viele Tote, Sjer-Ur. So viele.“

„Papa… dir war doch klar, dass es viele Tote geben würde. Und den Dogen war es auch klar, dass du kommen würdest, als sie Mutter entführten.“

„Das heißt nicht, dass ich mich über den Tod von Kindern freuen muss.“

„Natürlich nicht Papa. Obwohl einige Engel dich wohl komisch ansehen würden, wenn sie dich jetzt reden hörten.“

„… Ich war so wütend, Sjer-Ur. Ich habe gar nicht weiter nachgedacht, nur gehandelt. Die Legion deines Großvaters gerufen und…“

„… Mutter wieder zu uns gebracht. Das verübelt dir niemand von uns. Ich glaube, Großvater war sogar froh über dein Verhalten.“

„Vater ist ein Erzdämon des letzten Zirkels.“

„Und mein Vater der Halb-Dämon Gott der Liebe. Die Dogen wussten ganz genau, was passieren würde, als sie deine Ehefrau für ihre Experimente entführten. Jeder weiß, dass du nur wütend wirst, wenn jemand deiner Familie schadet.“
 

„Und trotzdem fühle ich mich schlecht wegen der Opfer, die meine Wut gebracht hat.“

„Das zeigt doch nur, dass du besser bist als die Dogen.“

„Bin ich das? Die Toten sind tot.“ Ein Schnauben. „Solange Beauron nicht wieder einen seiner Anfälle kriegt, heißt das.“

Ein amüsiertes, leises Lachen. „Ich bezweifle, dass Beauron das durch sein Gefängnis hindurch erreichen kann.“

„Ah. Hatte ich gar nicht erwähnt, oder? Danalas war in Sellentin.“

„Danalas?!“

„Ich war auch überrascht. Aber wenn er so offen herum läuft, kann Beauron nicht mehr lange in dem Gefängnis sitzen.“

„Jedenfalls wird der Todesgott dann keinen Anfall kriegen. Danalas kann das normalerweise verhindern.“
 

„Ist deine Mutter schon aufgewacht?“

„Ja, Papa. Und sie wundert sich, wo du bleibst.“

„Ich werde sofort zu ihr gehen… Ich brauchte nur einen Augenblick für mich.“

„Vater?“

„Ja?“

„Kann ich nach Kvi’sta?“

„… Warum? Tut mir leid, Sjer-Ur, aber nach der Sache mit den Dogen denke ich nicht, dass das eine gute Idee ist.“

„Irgendetwas passiert, das weißt du genauso gut wie ich. Vielleicht sogar besser als ich. Und wenn irgendjemand was weiß, dann Danalas.“

„Ja, es passiert etwas. Die Graue Zone probt den Aufstand, ein frischgebackener Vash treibt sein Unwesen und so wie es aussieht läuft der verrückteste Gott der Geschichte bald wieder frei herum. In dem Chaos will ich keins meiner Kinder sehen.“

„Papa! Mein Vater ist ein etliche Jahrhunderte alter Halb-Dämon und Gott. Meine Mutter ist eine Drakharuda. Ich kann auf mich selbst aufpassen.“

„Dachte deine Mutter auch. Und die Dogen haben sie ja trotzdem irgendwie fangen können.“

„Mutter wollte aber nicht Danalas besuchen.“

„Soll mich das beruhigen?“

„Danalas ist mehr als in der Lage, sich selbst und mich zu beschützen, falls wirklich was passiert! Und Onkel Dalbo gibt es ja auch noch!“

„Warum mein Bruder meint, in einer verrufenen Stadt mitten im gefährlichsten Teil Kvi’stas wohnen zu müssen werde ich nie verstehen. Und dich werde ich da garantiert nicht hinlassen!“

„Papa! Danalas würde mir nie etwas zukommen lassen!“

„Nein.“

„Gut, dann frag ich Mama.“

„Sjer-Ur… na schön. Reden wir mit deiner Mutter darüber.“
 

Vier
 

Der Waldhain war ruhig und friedlich. Die wenigen anwesenden Tiere lagen im Gras oder tollten miteinander durch die Gegend.

In der Mitte des Hains saß Cecilia auf einem Stein und starrte hinab in eine kleine Pfütze zu ihren Füßen. Der Regen hatte schon lange aufgehört, doch die Pfütze war matschig und bräunlich; der Schmutz hatte sich noch nicht am Boden abgesetzt.
 

Mit einem sanften Leuchten erschien eine zweite Frau im Hain, eine zweite Göttin. Sie war größer als die Elfe, grazil und anmutig. Aus ihrem Rücken schienen große, grün schimmernde Schmetterlingsflügel zu wachsen, die langsam in den Körper der Frau zurück gezogen wurden. Diese Göttin war eine Bowe, eine Fee, deren Volk entfernt mit den Elfen verwandt war..
 

„Cecilia! Jetzt komme ich schon extra her und du starrst nur depressiv in diese Wasserpfütze.“

„Mirabelle… Ich denke nach.“

„Worüber? Und das ist hoffentlich nicht der einzige Grund, warum du mich her gebeten hast.“

Ein leises Lachen. „Nein, natürlich nicht. Ich muss etwas wichtiges mit dir besprechen.“

„Na dann tu’s.“

„Kennst du den Heiler Daniel Daragan?“

„Letzter der Daragans? Natürlich. Seine Familie besteht aus vielen Generationen aus Heilern. Die Drachenseite zumindest.“

„Er ist Leibarzt der de’Sahr.“

„Das wissen wir beide. Cecilia, worum geht es?“

„Molokosh de’Sahr hat einen neuen Reisegefährten. Einen scheinbar jungen, hübschen Mann. Mit grünen Augen. Sehr grünen, hübschen Augen. Und mehr magischem Potential als zehn Erzmagier zusammen.“

„… Danalas?“ Mehr gehaucht als gesprochen.

„Ja. Und weißt du, was interessant ist? Dieser Reisegefährte hat Amnesie.“

„Amne… Cecilia, bitte sag mir, dass du nicht irgendwas Dummes gemacht hast.“

„Etwas Dummes? Mirabelle, ich habe nur ein kurzes Gespräch mit Danalas geführt. Der Arme kennt nicht mal mehr seinen richtigen Namen.“ Trotz der Worte fehlte die Sympathie in diesem Satz.
 

„Cecilia! Wenn er keine Amnesie gehabt hätte, hätte er wer-weiß-was tun können!“

„Rohe Gewalt ist nicht sein Stil. Außerdem erinnert er sich ja an nichts mehr, oder? Da kann man doch mal mit ihm reden.“

„Cilia… Du hast ihm irgendetwas erzählt, oder?“

„Nur ein wenig. Vom kommendem Umbruch. Von der Gefahr in der Welt. Und dass er für uns auf Nostradamus aufpassen soll.“

„Für uns…? Danalas würde niemals einfach so etwas für uns machen!“

„Das weiß er doch jetzt nicht.“

„Oh nein… Cilia, sobald Beauron hört, das du Danalas solche Flöhe ins Ohr setzt…“

„Beauron ist gefangen. Und wird es diesmal auch bleiben, wenn Danalas ihn nicht schon wieder befreit.“

„… Das wird niemals funktionieren.“
 

„Mit ein wenig Hilfe von dir schon, Mirabelle.“

„Hilfe? Von mir? Ich bin die Göttin der Heilung und Genesung!“

„Genau. Danalas scheint in seinem Gedächtnis-losem Zustand einem gewissen Heiler zu vertrauen. Du brauchst Daniel also nur davon überzeugen, uns zu helfen… sollte einfach sein, schließlich wollen wir den Tod von vielen Wesen und Leid und Krieg verhindern.“

„Daniel Daragan wird nie auf mich hören.“

„Warum denn nicht? Du bist seine Göttin.“

„Nein, bin ich nicht.“

„Wie bitte?“

„Ich bin nicht Daniel Daragans Göttin.“

„Aber… Du bist die Göttin der Heilung. Er ist ein Heiler.“

„… Daniel Daragan hat nicht ein Mal in seinem gesamten Leben zu mir gebetet.“

„Nicht ein einziges Mal?! Er ist einer der besten Heiler und Ärzte Kvi’stas! Jeder von denen betet doch wenigstens ein Mal zu dir!“

„Daniel nicht.“

„Na gut… er sollte ja trotzdem ein wenig auf dich hören, wenn du ihm erscheinst.“

„Das bezweifle ich.“

„Was heißt das jetzt schon wieder?“

„Ich wollte ihm schon erscheinen, um ihn zu fragen, warum er mich nicht anbetet.“

„Ja und?“

„Er hat mich nicht gesehen. Sein Schutzgott hat es verhindert.“

„Wie bitte?! Wer ist sein Schutzgott? Einen Heiler von dir fern zu halten ist-“

„Ich glaube, Daniel weiß nicht einmal, dass sein Schutzgott das macht.“

„Warum das?“

„Er scheint nicht zu wissen, dass er einen Schutzgott hat. Geschweige denn diesen. Obwohl es mich nicht wundern würde, wenn doch. Schließlich hat er eine Zeit lang in der Grauen Zone gewohnt.“

„… Was soll das heißen?“

„Sein Schutzgott ist Boreas.“

„Der Gott des Verrats?!“
 

Fünf
 

Sellentin war längst ausgebrannt und nicht mehr als ein kleines Häufchen Asche mitten auf der Handelsstraße. Zumindest erweckte es von der Handelsstation aus diesen Eindruck.

Die Überlebenden waren größtenteils abgezogen, zu Verwandtschaft in der Baronie. Nur diejenigen, die keine Verwandtschaft mehr hatten, blieben noch zurück. Darunter auch einige Kinder.
 

Inmitten der Handelsstation stand eine miesgelaunt dreinschauende Frau. Ihr feuerrotes Haar war zu einem Zopf zusammen gebunden und gab so den Blick auf ihre Elfenohren frei. Ihre Augen waren schwarz und versprachen irgendjemanden in naher Zukunft große Schmerzen. Als Kleidung diente ihr eine fein verarbeitete Lederrüstung, die mit einzelnen Eisenplatten verstärkt wurde.

Ein ähnlich angezogener Engel kam auf sie zu.
 

„Hauptmann Windflügel…“

„Ich hoffe für dich, dass du gute Nachrichten hast, Gerhard.“

„Natürlich, Hauptmann. Die Drachen sind tatsächlich hier durch gekommen.“

„Gut, sehr gut. Wie leicht können wir ihnen den Angriff anhängen oder sie mit den Leuten dahinter in Verbindung bringen?“

„Nicht sehr leicht, Hauptmann.“

„Was?!“

„Sie und ihre Begleiter scheinen den Angriff gestoppt zu haben. Man sieht sie eher als Retter. Es würde sehr schwer sein, sie als die Angreifer erscheinen zu lassen.“

„Na wunderbar… Und das, nachdem wir schon einen Teil der Männer verloren haben. Verdammt!“
 

„Frau Hauptmann, vielleicht können wir sie noch einholen, wenn-“

„Nein, unwahrscheinlich. Sie sind schon unerwartet schnell hier angekommen. Zu schnell für die Hauptstraße. De’Sahr ist kein Idiot, er nimmt keine unnötigen Risiken. Er wäre niemals durch die Wildnis gereist, wenn er nicht einen Trumpf gegen mögliche Reiter des Barons gehabt hätte. Er muss irgendwen gefunden haben, der ihm helfen kann.“

„Was das angeht, Frau Hauptmann, wir haben Beschreibungen seiner Begleiter einholen können. Genauer Beschreibungen.“

„Endlich mal eine gute Nachricht.“

„Abgesehen von seinem Bruder und dem Heiler hat er noch drei weitere Begleiter. Ein Drache, ein Werwolf und wahrscheinlich ein junger Engel.“

„Wahrscheinlich?!“

„Das war der eine Punkt, wo man sich nicht sicher war, aber wir haben Beschreibungen von allen drein.“

„Dann mal her damit.“

„Der Drache ist ein Ursha’ba und scheint den Namen Shan-irgendetwas oder ähnlich zu haben. Er ist ein ausgebildeter Schwertkämpfer. Der Werwolf heißt Jared und scheint ein Zauberer zu sein. Der junge Engel ist eine Art Gelehrter, etwas unscheinbar.“
 

„Warte. Shan sagtest du? Und ein Werwolf-Zauberer mit Namen Jared?“

„Ja, Frau Hauptmann.“

„Das sind Sar’Shan Magregog und Jared. Er ist ein Halbwolf, kein Vollblut. Und der andere ist kein Schwertkämpfer, er ist ein Schwertmeister.“

„Verzeihung, Sie kennen sie, Hauptmann?“

Oh ja. Sie sind Rebellen aus der Grauen Zone. Sar’Shan trägt das Zeichen des weißen Prinzen auf einem seiner Handrücken. Wahrscheinlich hält sein Wolf das für ihn versteckt. Dreckiger kleiner Gossenhexer…“

„Hauptmann?“

„Wir brauchen Verstärkung. Der Drache ist gefährlich, sehr gefährlich. Entweder holen wir de’Sahr von ihm weg oder wir müssen einige Opfer auf unserer Seite in Kauf nehmen.“

„Ist dieser Drache wirklich so gefährlich, Frau Hauptmann? Wir haben ebenfalls Schwertmeister.“
 

Ein bitteres, humorloses Lachen. „Unsere Schwertmeister werden schwächer und lassen nach, wenn man sie verwundet. Sie halten ein, wenn der Schmerz zu groß wird.“

„Dieser Drache nicht?!“

„Dieser Drache ist ein Schmerzensjünger. Zerkratz ihm das Gesicht und er lächelt. Seine Art denkt, Schmerzen wären Verdienstorden. Es gibt vertrauenswürdige Zeugen, die ihn in der Grauen Zone gesehen haben. Unzählige Stichwunden. Pfeile in seinem Bein. Bereits seit fünf Stunden im Kampfgeschehen. Er stand immer noch und hat den Anführer unserer Truppen enthauptet.“

Eine zittrige Stimme antwortete dieser Erklärung. „Fr-Frau Hauptmann? W-wäre es in dem F-Falle nicht besser, w-wenn wir d-die große V-Verstärkung einholen?“

„Nein, die heben wir uns für den Notfall auf. Und was war jetzt mit dem Gelehrten?“

„N-natürlich… Ein junger Mann, wahrscheinlich ein Engel. Schwarzes Haar, grüne Augen. Soll hübsch ausgesehen haben, sagten einige der Frauen.“
 

„… Grüne Augen? Wie grün?“

„Sehr grün, Frau Hauptmann. Es gab einige Kommentare darüber… Wieso, Frau Hauptmann?“

„… Kein besonderer Grund. Nur eine Idee, aber die Chancen dafür sind zu klein. Unsere größte Sorge ist jetzt erst einmal der Schmerzensjünger. Der muss weg von de’Sahr.“

„Wie sollen wir sie aufspüren, Frau Hauptmann?“

Eine kurze Denkpause trat ein. „Sie reisen nicht zurück in die Drachenlande. Wenn sie das tun würden, wären sie nicht durch Sellentin gekommen.“

„Über ihr Ziel haben sie nichts verlauten lassen, Frau Hauptmann.“

„Dachte ich schon… Gut. Egal, was ihr Ziel ist, es gibt vier Städte, durch die müssen sie durch, wenn sie weiter nach Norden wollen. Kleingaren und Großgaren als Pass-Städte an der Dern Gebirgskette, Hafenstadt Gibra und Neu-Senkstich.“

„Neu-Senkstich?! Ihr meint, sie würden tatsächlich durch die Aschenlande reisen?! Das ist doch Selbstmord!“

„Alleine vielleicht. Aber Sar’Shan würde sie beschützen können und Jareds Meister war ein Todesmagier. Außerdem kennen wir die Stärken ihres dritten Begleiters noch nicht.“
 

„Was schlagt Ihr also vor, Frau Hauptmann?“

„Wir schicken jeweils ein Kommando in jede der vier Städte. Das kleinste nach Gibra, Molokosh hasst Schiffe. Eine ebenfalls kleine Truppe nach Senkstich. Wenn sie durch die Aschenlande gehen, wäre es schlauer, sie auf der anderen Seite geschwächt in Empfang zu nehmen. Die beiden größten Kommandos gehen nach Groß- und Kleingaren.“

„Wie ihr wünscht, Frau Hauptmann!“
 

„Ach, noch etwas, Gerhard.“

„Ja?“

„Schickt magische Boten los. Ich will wissen, warum der weiße Meister zwei seiner besten Leute Molokosh zu Hilfe geschickt hat. Der Drache und er können sich eigentlich nicht ausstehen.“
 

Sechs
 

Das Zimmer gehörte offensichtlich einem Studenten. Es war klein und mit einem Schreibtisch, einem schmalen Bett und einem Schrank praktisch eingerichtet. Bücher lagen überall, sogar auf dem Bett. Am Schreibtisch, auf einem Holzstuhl, saß ein junger Mann, vorne über gebeugt und tief in Gedanken. Seine Kleidung war abgewetzt und getragen, zeugte aber immer noch von einst gutem Material.

Was das Zimmer jedoch wirklich wie das eines Studenten aussehen ließ, waren die an ein Brett genagelten Leistungs- und Testbescheinigungen. Sie waren nach Endnote sortiert aufeinander gehangen worden. Der Stapel für perfekte Endnoten war am dicksten. Einen Test mit weniger als 90 Prozent der Punktzahl gab es nicht.
 

Die ausgebreiteten Bücher waren in unterschiedlichen Sprachen geschrieben und viele sahen alt und abgenutzt aus. Neben dem Bett stand ein Stapel, der vom Fußboden bis zur Kopfleiste des Bettes reichte. Alle Bücher trugen den gleichen Autor am Seiteneinband: Carogan Pasea.
 

Die Tür des Zimmers wurde geöffnet und ein zweiter junger Mann huschte ins Zimmer. Der am Tisch sitzende, blonde Mann sah von seinen Papieren und Büchern auf und zu, wie sein Besucher die Zimmertür schloss. Das fahle Kerzenlicht erleuchtete die Unterlagen vor ihm: Detaillierte Anweisungen zum Beschwören von Dämonen.
 

„Mensch, Domenek, es ist verdammt kalt hier drin.“

„Mir reicht es, Tonios.“

„Ja, ja. Du bist mit wenig zufrieden. Sehr wenig. Begrüßt den Mönch der Entsagung. Hey, was- Nein. Oh nein!“

„…“

„Sieh mich nicht so an! Das ist genau das, was ich vermute, oder?“

„Woher soll ich wissen, was du vermutest?“

„Mist! Domenek, du hattest es versprochen – Keine Sachen mit Dämonen oder Untoten mehr. Verdammt, wenn das einer mitkriegt… du wohnst über dem Professor, zum Teufel noch mal!“

„Genau. Zu allen drei Teufeln, wenn man es genau nimmt.“

„Das ist kein Thema zum Spaßen, Domenek! Diese Texte sind gefährlich. Sie sind verboten. Einige brauchst du nur besitzen, um erhängt zu werden. Du sagtest, du würdest deine Sammlung verschwinden lassen!“

„Hab ich ja auch. Nur du kannst sie jetzt noch sehen.“

„Nur ich…? Domenek, ich meinte mit ‚verschwinden’ eigentlich nicht ‚Verzaubere deine Sammlung’ sondern ‚Vernichte deine Sammlung’!“

„Das wird nie passieren und das weißt du.“

„Domenek… wenn irgendwer auch nur eins der Bücher findet… Ich will dich nicht tot sehen…“
 

„… Du bist ein guter Freund, Tonios. Und ich will auch nicht unbedingt sterben. Aber ich brauche diese Unterlagen.“

„Wofür? Was im Namen aller Götter kann so wichtig sein, dass du Tag aus Tag ein dein Leben mit diesen Büchern riskierst?!“

„…“

„Siehst du. Wieder hast du nichts zu sagen. Der einzige Grund ist deine verdammte Neugier und deine komische Faszination mit Dämonen. Das bringt dich noch in den Kerker!“

„Wusstest du, dass Sellentin von Dämonen vernichtet wurde?“

„Wie bitte?!“

„Ich habe es erst vor einer Stunde gehört. Das magische Nachrichtennetzwerk hat es verbreitet. Komplett weg, das ganze Dorf.“

„Sonne im Himmel… alles? Das ganze Dorf? Das war doch ein wichtiger Handelspunkt!“

„Alles weg. Bis auf ein paar Überlebende, aber die Stadt ist komplett hin. Über dreitausend Tote.“

„Über dreitausend… wie schrecklich.“

„Und interessant. Die Dämonen kamen aus dem Nichts, rissen alles ein und verschwanden wieder. Obwohl bei diesem letzten Punkt jemand nachgeholfen haben soll.“

„Was meinst du?“

„Eine Gruppe von Reisenden soll in der Stadt gewesen sein, noch während der Angriff stattfand, und die Dämonen vertrieben haben.“

„Vertrieben? Sagst du nicht immer, man kann Dämonen nicht vertreiben?“

„Genau. Aber man kann sie herbei holen und wieder wegschicken.“

„… Domenek, du glaubst doch nicht, da waren Dämonenbeschwörer am Werk?“

„Doch. Und ein Großteil der Leute wohl mit mir. Zu koordiniert und vernichtend, um ein zufällig erschienendes Portal zu sein. Außerdem verlassen die meisten Dämonen nicht gerne und ohne guten Grund ihre Heimat.“

„Ein Grund mehr, deine Sammlung loszuwerden! Wenn die Dinger jetzt einer bei dir findet… Nicht auszudenken.“
 

„Das wird schon. Viel interessanter wäre es doch zu erfahren, warum ein Dämonenbeschwörer Sellentin zerstört haben will. Das ist kein normales Ziel für Beschwörer.“

„Also mich interessiert irgend so ein Ziel jedenfalls nicht. Der Beschwörer gehört gemeuchelt für seine Morde.“

„Jetzt tu mal nicht so, als wenn es zu wenig Engel auf der Welt gäbe.“

„Wie kannst du nur so kaltherzig sein, Domenek?“

Und erst als ihr noch pochendes Herz in seinen Händen erkaltete, konnte er sicher sein, nie wieder diese Gefahr durchleben zu müssen.

„Das… würdest du bitte aufhören ‚Rache in seinem Herzen’ zu zitieren? Das ist eins der wenigen Bücher, vor denen ich wirklich Angst habe.“

„Es ist von Pasea.“

„Das war mir klar. Du vergötterst diesen Autor. Tu mir den Gefallen und zitier seine bekannteren Werke, nicht seine… Horror-Geschichten.“

Aber des Rätsels Lösung lag zwischen den Zeilen, rief Mik sich ins Gedächtnis. Man musste die Worte nur entziffern können.

„Das reicht! Das waren genügend Zitate für heute! Erst recht, wenn sie aus einem Buch über einen Massenmörder kommen!“

„Du kennst dich aber gut aus dafür, dass du diese Bücher nicht magst.“

„Und da bist du dran schuld! Ich komme wieder, wenn du in einer besseren Stimmung bist und rational denken kannst!“
 

Eine Tür knallte.

„Tonios, du kannst immer noch nicht zwischen den Zeilen lesen. Aber keine Sorge, dass bringe ich dir auch noch bei.“

Ein Stuhl knarrte und das Rascheln einer sich wendenden Buchseite ertönte. Ein Finger fuhr übers Papier.

Es war früher Morgen, als Mik das kleine Dorf zwischen der Baronie Ludgenstein und der Baronie Rauhenhoh verließ. Mit jedem Schritt ließ er das verträumte Sellentin hinter sich, das an diesem Morgen vom heiseren Schrei eines Dienstmädchens geweckt wurde.

Ihr Schrei würde zu spät kommen, ihr Herr und ihre Herrin würden bereits kalt und steif geworden sein, von jeder Hilfe abgeschnitten. Und niemand würde den Dämon in seiner unschuldig erscheinenden Gestalt finden können, bis er eines Tages wiederkehren und erneut Schrecken und Unheil im Dorf sähen würde.
 

Das Buch wurde mit einem lauten Schnappen geschlossen. „Ende Teil eins. Ich kann es kaum erwarten, bis Teil zwei anfängt.“
 

Sieben
 

Die Wände des Raumes waren aus Stein und an vielen Stellen mit Wandteppichen behangen. Auf dem steinernem Boden waren ebenfalls Teppiche ausgebreitet. Von der Decke hingen Kerzenleuchter und erhellten den fensterlosen Raum.

Es gab nur eine Tür zu diesem Raum, eine schwere, mit Stahl verstärkte Eichentür. Auf ihr prangte ein großes Symbol: Ein Knochendolch, der auf einer großen, grauen Rose abgebildet war.

An der Wand gegenüber der Tür befand sich ein großes hölzernes Himmelsbett. Die Vorhänge waren aufgezogen und ließen den Blick frei auf einen im Bett schlummernden, schwarzhaarigen Mann. Er trug nichts außer einem offenem, schwarzen Hemd und einem Lederhalsband. Am Band war eine Kette befestigt, deren Ende am Kopfende des Bettes festgemacht war.
 

Neben dem Bett saß ein großer; sehr großer Mann auf einem Stuhl und beobachtete den Schlafenden lächelnd. Sein Haar war weiß und fiel über seine Schultern hinab. Trotz der Farbe des Haares war er nicht alt. Seine kantigen Gesichtszüge und die ebenfalls weißen Augen kennzeichneten ihn als Drachen.

Es klopfte an der Tür und der weißhaarige Mann erhob sich. Barfuß und nur mit einer grauen Hose bekleidet stapfte er hinüber zu der schweren Eichentür. Erst jetzt war erkennbar, dass er sogar noch größer als ein normaler Drache war. Ein gutes Stück größer.
 

Er öffnete die Tür und sah sich einem sehr viel kleinerem Elfen gegenüber. Der Elf trug grüne, leichte Kleidung und straffte seine Schultern, als der Weißhaarige ihn ansah und herein winkte. Er sah an sich aus wie jeder andere Elf auch, abgesehen von den weiß-grauen Haaren, doch die leicht graue Verfärbung seiner Haut und die grünen Augen mit den orangefarbenen Pupillen kennzeichneten ihn als Dunkelelf.
 

„Immer noch nichts neues von Sar’Shan, Meister.“

Der weißhaarige Drache schnaubte leise. „Sar’Shan wird schon bescheid geben, wenn er Hilfe braucht. Und Jared passt auf ihn auf.“

„Wie Ihr meint, Sire.“

„Morag schläft.“

Die Stimme des Dunkelelfen wurde leiser. „Verzeihung.“

„Schon in Ordnung. Mein Schatz soll sich nur noch einmal ausruhen, bevor die Zeiten hektischer werden.“

„Hektischer?“

„Einige sehr schwere Zeiten kommen auf Kvi’sta zu, Sersh. Es wird Krieg geben.“

„Ihr seid Euch sicher.“

„Ich kann es förmlich spüren. Es pocht in meinen Adern und rauscht in meinen Ohren. Heute Nacht wird Coshe die nächste Dogenfeste dem Erdboden gleich machen.“
 

„Die Engel könnten ihre Streitmacht hierher schicken, aber wir sind vorbereitet. Die Graue Zone ist für einen Krieg gerüstet und die meisten wissen noch nicht einmal von unseren Verbündeten, Sire.“

„Oh, die Engel werden ihre Armee nicht hierher führen. So dumm sind sie nicht. Die Graue Zone ist inzwischen zu groß und umfasst mehr als nur eine Stadt. Wir haben viele Trümpfe von denen sie wissen. Und noch mehr, von denen sie keine Ahnung haben. Der Krieg kommt, aber er ist erst noch im Anmarsch.“

Dem Dunkelelf entfuhr ein leises Lachen. „Allein Meister Dalbo jagt den Engeln wohl eine Heidenangst ein.“

„Da sagst du was, Sersh. Glücklicherweise ist der Nekromant auf unserer Seite. Da fällt mir ein, hat der Alpha eine Antwort geschickt?“

„Der König der Werwölfe hat seine Hilfe zugesagt. Wenn die Engel gegen uns vorrücken, wird das Rudel sich für einen Rückschlag wappnen und mit uns kämpfen.“

„Und wir halten dafür im Gegenzug ihre Grenzen sicher und den Handel aufrecht. Gut, gut.“

„Sire, habt Ihr Neuigkeiten von unserem göttlichen Schutzherrn? Die Truppenmoral zu steigern wäre immer günstig.“
 

Finger gruben sich in die Schulter des Dunkelelfen und ließen unter dessen grüner Kleidung Blut hervor quellen.

„Vash ist sehr guter Laune.“ Der Weißhaarige klang amüsiert.
 

Acht
 

Die Ansammlung von Männern und Frauen in Rüstungen und Kleidung unterschiedlicher Art hätte man für ein Zigeunerlager oder einen Wanderzirkus halten können, wenn da nicht ihre schwere Bewaffnung und die offensichtliche Gefährlichkeit der Leute gewesen wäre. So erschienen sie eher wie sehr gut ausgebildete und organisierte Banditen.
 

Durch die Mitte des Lagers stapfte ein hochgewachsener Mann. Seine Kleidung war anders als die aller anderen im Lager und wirkte fast fehl am Platze: Es waren größtenteils helle beige Töne, die fast ins Weiß übergingen. Seine Füße steckten in hohen, braunen Lederstiefeln. Die beigefarbene Hose verschwand unter dem weiten, Gehrock-ähnlichem Saum einer langen Tunika, die am Bauch mit einem Gürtel zusammen gehalten wurde. Die Ärmel der Tunika gingen an den Unterarmen in braune Lederarmschienen über. Sogar das Gesicht des Mannes war von dem beigefarbenen Stoff verhüllt: Eine Kapuze war über seinen Kopf gezogen und ein Tuch hing vor seinem Mund. Am auffälligsten jedoch waren die metallenen Schulterpolster des Mannes: Sie waren wie ein Gesicht geformt.

In dieser bergigen Graslandschaft war diese Art von Kleidung nur selten gesehen, war es doch exakt die Art, in der sich drakonische Wüstenräuber und Soldaten kleideten, um während eines Sandsturms nicht aufzufallen.
 

Die anderen Mitglieder des Lagers machten dem Mann den Weg frei. Zielstrebig ging er auf ein auf einem Vorsprung errichtetes Zelt zu. Die Leute, an denen er nahe vorbei lief, konnten ihn leise zu sich selbst murmeln hören:

„Sie kamen vom östlichem Heer nur so

Der Jean, der Jaques und der Nicolo…
 

Als der Herbst schon wieder fast vorbei,

Die Blätter gefallen, erschienen die Drei.“
 

Am Zelt angekommen hörte auch ein dort postierter Wachmann dieses gemurmelte Lied und rollte mit den Augen. „Die Ballade der drei Teufel? Kein gutes Lied, um es vor dem Angriff zu singen, General Coshe.“

„Ach, was weißt du schon, Tim.“

„Genug, um das Schicksal nicht herauszufordern.“

„Das tue ich auch nicht, oder hast du mich schon mal unseren Meister aufsuchen sehen, wenn er schlechte Laune hat?“

Der Wachmann kicherte. „Nein, das macht nur Berater Sersh.“
 

„Wie stehen die Pläne für heute Nacht?“

„Alles vorbereitet, General! Wir haben alle geheimen Ausgänge der Festung ausfindig gemacht und verriegelt. Die Zauberer haben ihre Sprüche miteinander abgesprochen und alle Eure Befehle und Vorbereitungen sind ausgeführt worden.“

„Na dann kann ja gar nichts schief gehen.“

„Solange Ihr nicht das Schicksal herausfordert.“

„Sie tobten so wild gar viele Stunden

Da wurde bei ihnen der Geldsack gefunden

Mit einem Schlag alles Glück war vorbei

In Ketten da lagen sie nun alle Drei.“
 

„Und genau deswegen ist das ein schlechtes Lied für vor der Schlacht, Sire.“

„’Teufel noch mal’ alle drei fluchten so

Der Jean, der Jaques und der Nicolo.“ Diesmal lag Humor in der Stimme.
 

„Sire, bitte. Ihr senkt nur die Moral der Soldaten, wenn ihr das Lied der drei Teufel weiter singt.“

„Tsk. Früher haben wir das vor jedem Angriff gesungen.“

„Früher, Sire?“

„Ah, lange her, Tim. Hat dir noch keiner gesagt, was ich war, bevor ich in die Dienste des Meisters trat?“

„Nicht wirklich, Sire. Es heißt nur, Ihr seid von Ihm im Kampf besiegt worden und habt Ihm danach die Treue geschworen.“

Ein Lachen. „Das stimmt. Ich war Anführer einer Räuberbande. Einer recht guten Räuberbande, wenn ich das mal so sagen darf.“

„Echt?!“

„Nun ja, bis wir uns am Ziel vergriffen haben.“

„Der Meister?“

„War alleine und hat uns trotzdem in den Arsch getreten.“

„Und jetzt seid Ihr Sein General.“

„Dahin war es ein langer Weg, Tim. Aber alte Traditionen sind schwer zu überkommen.“

„Es ist trotzdem ein schlechtes Omen, Sire.“
 

„Die Köpfe sie fielen so blutig und rot

Vom Jean, vom Jaques und vom Nicolo

Die Köpfe sie fielen so blutig und rot

Vom Jean, vom Jaques und vom Nicolo.“
 

„Sire, wenn schon nicht für die Moral der anderen, dann doch bitte für mich. Ich bin ein Engel.“

„Aber ein Grauzonler.“

„Trotzdem. Ich bin abergläubisch. Das Lied ist kein gutes Omen.“

„Quatsch. Nur wenn es Vollmond wäre.“

„Sire?“

„Ha, kennst das Lied also doch nicht so gut, wie?“

„Was meint Ihr?“

„Nehmt es hin für euch bloß als Warnung nur so

Das Lied von Jean, Jaques und Nicolo

Wenn Ihr stehlt oder stecht merkt es euch insgeheim

Dann niemals bei vollem Mondenschein.“
 

„… Die Strophe kannte ich gar nicht.“

„Da siehst du’s. Geh immer erst sicher, dass du wirklich weißt, wovon du redest.“

„Das Lied habe ich schon oft gehört, in dunklen Tavernen und so, aber die letzte Strophe noch nie.“
 

„Die kennt man auch nur in gewissen Kreisen, Tim. Es ist eines der Kennzeichen für Dunkelwandler.“

„Dann…“

„Vash ist offiziell auch einer der dunklen Götter, Tim. Das macht mich auch zu einem Dunkelwandler. Sofern du dich für den Dienst bei den gezackten Klingen entscheidest, wirst du auch einer.“

„Das wusste ich gar nicht. Dunkelwandler werden von den Engeln immer als Mörder, Vergewaltiger und Schlimmeres dargestellt.“

„Und weil die meisten Engel keine Ahnung haben, worum es sich wirklich dabei dreht, kann sich dieses Bild durchsetzen.“

„Und Dunkelwandler erkennen sich an dieser extra Strophe?“

„Oh, das ist nur ein Beispiel. Es gibt mehrere Lieder, die so weiter gedichtet worden sind und Zugehörigkeit zu einem der verbotenem Kulte signalisieren. ‚Die Ballade der drei Teufel’ ist nur das am weitesten verbreitete.“

„Da kann man ja gar nicht alle kennen.“

Ein Lachen ertönte. „Oh, es gibt da einen Sammelband. Ein geheimes Buch, wenn du so willst. Darin sind alle Weiterdichtungen aufgeführt.“

„Echt? Wie kommt man da dran? Und wer hat das geschrieben?“

„Der Autor ist Carogan Pasea.“

„Pasea? Ich dachte, der schreibt Romanzen. Und irgend so was über Magie.“

„Seine… heikleren Bücher kennt nicht jeder. Wenn es dich interessiert, kann ich dich mal zu Jared und Shan schicken, sobald sie wieder da sind.“

„Zauberer Jared kennt das?“

„Jared hat unzählige Bücher von Pasea. Auch den Gedicht und Lied Sammelband.“
 

Neun
 

Nostradamus kehrte langsam von seinem Rundgang über Kvi’sta zurück. Sein Körper sah den Fluss, an dessen Böschung er sich gesetzt hatte, und den Wald dahinter. Sein inneres, drittes Auge blieb wie immer aktiv und lieferte ihm eine komplette Rundumsicht seiner Umgebung.
 

An ihn konnte man sich nicht heranschleichen. Ihn konnte man nicht überraschen. Selbst der beste Schutzzauber war ab einer gewissen Nähe zu ihm nutzlos. Sein drittes Auge sah alles.
 

Aber sein drittes Auge war auch eine schwere Bürde. Zusammen mit dem Wissen kam auch Desillusion. Nostradamus konnte sich gut an den Tag erinnern, an dem sich sein drittes Auge zum ersten Mal ganz geöffnet hatte. Er war zwölf gewesen, praktisch ein Kind in Drachenjahren.
 

Vorher waren Eindrücke und kurze, unlenkbare Szenen alles gewesen, dass er hatte sehen können. Und dann sah er plötzlich seinen Vater vor sich sterben. Die Szene hatte sich wiederholt, blutiger, an anderen Orten. Aber immer war es dasselbe gewesen: Sein Vater wurde hinterrücks ermordet.
 

Er war fast wahnsinnig geworden mit diesen Visionen. Eine Zeit lang hatte er geglaubt, er fantasiert. Er hatte seine Gabe unterdrückt. An seinem Verstand gezweifelt. Fast wäre er verzweifelt und hätte aufgegeben. Aber dann hatte er verstanden, dass er nur verschiedene Möglichkeiten sah und keine absolut war.
 

Von da an hatte er nach einer Möglichkeit gesucht, den Mord an seinem Vater zu verhindern. Vier Jahre lang hatte er gesucht und gelernt, dass schon das kleinste Detail weitreichende Folgen haben konnte. Bis er diese Lektion verstanden hatte, war einige Zeit vergangen.
 

Letztendlich aber hatte er die vollkommene Kontrolle über sein drittes Auge bekommen. Und war erneut verzweifelt.
 

Sein Vater starb immer. Jedes Mal. Unweigerlich.

Wenn er nicht ermordet wurde, so starb er kurz darauf an einer Krankheit.

Nebukhat de’Sahr war nicht nur der König der Ursha’ba gewesen. Er war ein Nekromant gewesen, ein Todesmagier. Todesmagier arbeiteten mit Leichen und Untoten und solange sie keinen Schutz dagegen fanden oder hatten, starben sie früher oder später an den Folgen des Umgangs mit dem Tod: Krankheit. Pest. Seuche.
 

So oder so hätte sein Vater diesen Lebenszustand verlassen und seinen Platz in Beaurons Totenreich eingenommen. Also hatte Nostradamus das einzige getan, was für ihn noch Sinn machte: Dafür gesorgt, dass er den schnellsten, schmerzlosesten Tod starb und wenigstens geistig gesund im Reich seines Schutzgottes ankam.
 

Aber trotzdem hasste er den Sonnenkönig. Der alte de’Sahr König war nicht sein einziges Opfer gewesen. So viele Tode hatten mit dem arroganten Engel zu tun. So viele Wesen hatte er umbringen lassen.
 

Nostradamus verfolgte seit vielen Jahren einige wenige Ziele. Die Entmachtung, Bloßstellung und völlige Vernichtung des Sonnenkönigs war nur eines von ihnen, das erste Ziel.

Bald darauf hatte sein drittes Auge ihm ein anderes, wichtiges Ziel gezeigt: Seine Familie am Leben zu erhalten. Das erwies sich als einfacher, als er gedacht hatte. Molokosh war von Anfang an von dem grünäugigem Unbekanntem fasziniert gewesen, auf seine eigene Art und Weise.

Nostradamus hatte absichtlich so getan, als würde er Dakkas nicht mögen. Dakkas war leicht zu mögen für Molokosh: Hübsch, intelligent und ein Taktiker mit der richtigen Einstellung zu Engeln.
 

Durch Nostradamus Verhalten war Dakkas in den Augen des älteren de’Sahr nur noch netter, hübscher geworden. Schließlich wurde er ohne Grund von seinem abwesendem, etwas zurück gebliebenem, kleinen Bruder nicht gemocht. Der arme Dakkas. Ohne Gedächtnis, wahrscheinlich von Engeln dazu verdammt, ein Opfer. Und jetzt hackte auch noch der kleine Bruder auf ihm rum.
 

Molokosh sollte von Dakkas fasziniert werden. Am besten wäre es sogar, wenn er sich tatsächlich in ihn verliebte.

Denn sein drittes Auge hatte Nostradamus noch etwas gezeigt: Einen Weg, um den Jahrhunderte alten Drachenfluch von seinem Volk zu nehmen und es zu befreien. Aber das konnte nur geschehen, wenn Dakkas auf ihrer Seite stand. Und dazu musste man ihn an ihre Seite binden.
 

Zu spät hatte Nostradamus entdeckt, dass er durch all sein Ränkeschmieden ebenso von Dakkas fasziniert wurde, wie sein Bruder. Er liebte den kleinen Grünäugigen zwar nicht, aber er hatte ihn bereits zu einem Teil seines Lebens gemacht.
 

„Lanar? Nostradamus?“ Drakonische Laute drangen an sein Ohr und rissen Nostradamus aus seinen Überlegungen und Plänen. Sar’Shan kam durch das Dickicht auf ihn zu. Nostradamus erkannte ihn, obwohl er dem Krieger den Rücken zugewandt hatte. Er regte keinen Muskel. Seine Tarnung war wichtig. Leben beruhten auf seiner Tarnung – nicht nur sein eigenes.
 

„Hoheit? Dakkas ist aufgewacht.“ Der Krieger sprach auf Drakonisch, das Nostradamus sowieso bevorzugte.

„Daniel ist beruhigt, dass unserem kleinen Gefährten nichts passiert ist. Jared unterhält ihn ein wenig. Wir dachten, dass Ihr das vielleicht wissen wolltet, falls Ihr es nicht schon wusstet.“

Tatsächlich hatte Nostradamus es nicht gewusst, aber geahnt. Beauron war eins der wenigen Wesen, die seinen Blick verschleiern konnten, bis sie nahe bei ihm waren. Als Dakkas Geist verschwand, wusste er, dass der Grünäugige beim Tod war.
 

„Geht es Euch gut, Prinz? Ihr wirkt… abwesender als sonst.“

Ah, Sar’Shan hatte recht. Nostradamus blinzelte und lächelte langsam. „Das Wetter wird schön.“, antwortete er dann.
 

Wahrlich, das wurde es. Bald würde es tote Engel regnen.
 


 

A/N:
 

„Die Ballade von Jean, Jaques und Nicolo“ ist soweit ich weiß ein französisches altes Volkslied. Es wurde von mehreren Mittelalter-Bands vertont, mit jeweils leicht anderem Text. Den richtigen Originaltext habe ich leider nicht gefunden, daher ist die Vorlage hierfür die Version von Corvus Corax.
 

Nächstes Kapitel:

Ein Termin steht noch nicht fest, auch kein ungefährer. Sobald sich da eine Änderung ergibt, wird das in meinem Bio angeben werden, ganz unten. Da kann man immer nach Neuigkeiten nachschauen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Egnirys
2007-08-15T15:06:20+00:00 15.08.2007 17:06
<333

*_*
oh~~! ich liebe deine story! >///<
ich habe sie gestern innerhalb von zwei stunden komplett gelesen! *_*V
schreib doch bitte schnell weiter, ja? ^_~V


Zurück