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Sliter

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Grolfin Sukima

Irgendwo im Königreich Gaourt, dem kleinsten der drei Königreiche, welches im Osten von Vanesh liegt, gab es ein Dorf. Es lebten kaum Menschen in ihm, doch es war das Ziel vieler Wanderer, Händler und leider auch Räuber. Da, unter all diesen Personen, lediglich ein paar Händler, und auch diese nur aus Gründen ihr Geschäft betreffend, hier über längere Zeit ihr Heim hatten, hat sich eigentlich nie irgendjemand ernsthaft über den Namen dieses kleinen Dorfes gekümmert. Auch der König Gaourts, Garo II, Sohn von Guro I und dessen Gemahlin Sjanoa, hatte sich nie dafür interessiert. Es war sogar so, dass er, der König, über lange Zeit nicht einmal von der Existenz dieses, von Händlern gegründeten, Dorfes wusste.

Und so haben sich all die Menschen oder Vertreter anderer Rassen, die hier immer wieder vorbeikamen, über die Jahre hinweg eine große Sammlung verschiedenster Namen ausgedacht, doch letztlich war es die ebenso simple wie treffende Bezeichnung "Marktplatz" die sich durchsetzte und mit der Zeit auch die Karten Vaneshes zierte.

Einst war ein junger Mann in diesem Dorf unterwegs. Ein Jüngling, man mag ihn anhand seiner Gesichtszüge auf etwa vier Jahre nach vansher Zeitrechnung, eine Zeitrechnung nach der ein Jahr aus achtundvierzig Monaten bestand, schätzen, auch wenn er bereits aus seinem Alter herausgewachsen war, denn aufgrund seiner Statur, seiner Größe und vor allem wegen der Art wie er, den Blick nach vorne gerichtet, aufrecht und stolz, durch die Gassen des Marktplatzes marschierte, vermochte man ihn für einen erfahrenen Krieger zu halten und so wagte es auch die ein oder andere Dame, welche auf den ersten Blick von seiner Erscheinung getäuscht wurde und in dem Jungen wohl einen Mann ihrer Altersklasse sah, einen Blick zu riskieren und wurde dann jäh enttäuscht, als sich die nur allzu jungen Gesichtszüge zeigten.

Müsste man diesem Jungen, beziehungsweise diesem jungen Mann, eine Farbe zuordnen, so würde wohl jeder ohne zu zögern die Farbe Blau nennen. Zum einen war da sein dunkelblauer Umhang, welcher vor allem seine Schultern breiter aussehen lies, als sie es eigentlich waren, und so auch seinen Teil zur Täuschung aller umherstehenden beitrug.

Dann war da noch sein Haar, welches, obwohl es eigentlich recht kurz war, dennoch im Wind wehte. Vor allem die Strähnen, die ihm ins Gesicht hingen, schienen es geradezu zu genießen, wenn der Wind mit ihnen spielte.

Das Blau seiner Haare wurde nur noch durch das Blau seiner Augen übertroffen. So tiefblau, wie der Ozean an seinen tiefsten Stellen und niemand, der ihnen mehr als nur einen flüchtigen Blick widmete, konnte abstreiten, dass von ihnen ein gewisses Leuchten ausging.

Das Ziel des Knaben war das Gasthaus des Dorfes. Es war zwar nicht die einzige Möglichkeit den Durst zu stillen oder sich satt zu essen, doch mit Abstand die Zuverlässigste, denn es stand schon seit langem hier. Es stand bereits zu Zeiten, als der Name "Marktplatz" noch auf keiner Karte zu finden war. Und die Familie, die hier lebte, war die einzige, die hier wirklich ihr zuhause hatte.

Als unser Freund das Gasthaus betrat, herrschte mit einem mal Stille. Es war einer jener Momente, in denen die Welt stillzustehen schien und alle Augen auf eine Person gerichtet waren. Erst als der Jüngling sich langsam aber stetig, fort vom Eingang, hin zu der Theke, bewegte, entspannte sich die Atmosphäre und die Leute widmeten sich wieder ihren eigenen Angelegenheiten.

Hinter der Theke stand ein Mann, vielleicht neun, zehn, Jahre alt. Er war der Mann, der das Gasthaus sein Eigen nannte, wie es schon die vorhergehenden vier Generationen vor ihm taten und es war sein Ururgroßvater der, noch Jahre vor dem Fall Feeinentschels, noch Jahre bevor der erste Norder Fuss auf vansher Erde setze, dieses Gasthaus mit seinen eigenen Händen baute. Der Name des aktuellen Besitzers, welcher mittlerweile auch realisiert hatte, dass der Junge auf der anderen Seite der Theke etwas von ihm wollte, hörte auf den Namen Kaisa.

Kaisa war in einem Punkt, nämlich das Aussehen betreffend, sozusagen das schwarze Schaf der Familie. In einer Menge, hätte man durchaus Schwierigkeiten ihn zu entdecken, doch gemessen mit seinen Vorfahren, da sticht keiner so heraus wie er, obwohl oder besser gesagt gerade weil Kaisa in Bezug auf sein äußeres Erscheinungsbild ein Durchschnittstyp war. Er war weder sonderlich groß noch klein, weder sonderliche stark noch überaus flink, er war nicht verrückt oder dumm, aber auch nicht intelligenter als du und ich, und während die Haare seiner Verwandtschaft in allen Regenbogenfarben erstrahlten, mit Frisuren wie sie sich die größten Künstler Vaneshes nicht abstrakter hätten ausmalen können, während sie so einzigartig in ihrer Erscheinung waren, war das einzig besondere an Kaisa, dass er in keinster Weise einzigartig war. Unrasiert, die Bartstoppel übers Gesicht verteilt, kurze braune Haare, ebenso braune Augen und die passend braune Kleidung. Das war Kaisa und darauf war er stolz.

"Was willst du?", fragte er schließlich den Jungen, der ihn nun doch schon eine Weile lang angeschwiegen hatte.

Der Junge in Blau sah Kaisa an. Weitere Sekunden beidseitigen Anschweigens vergingen, bis die Frage beantwortet wurde.

"Mich dürstet es. Ich hätte gerne etwas zu Trinken, um diesen, meinen, Durst zu stillen.", sagte er, und versuchte sich dabei höflicher Auszudrücken, als er es bisher gewohnt war.

"Wasser oder Saft?"

Mit dieser Frage konfrontiert, zeigte der Junge, indem er Kaisa einen reichlich verwirrten Blick schenkte, dass er nicht ganz verstand, was dieser wollte und als der Gasthausbesitzer darauf nicht reagierte unterstrich er den fragenden Gesichtsausdruck mit dem dazugehörigem "Wie bitte?"

"Ich frage dich was du trinken willst, Wasser oder Saft? Was die Säfte betrifft haben wir eine ziemlich große Auswahl, die Karte reicht von Pior bis Salaza und wir haben sogar Apfelsaft, doch der Preis ist natürlich dementsprechend hoch."

Pior ist die am häufigsten vorkommende Fruchtsorte auf ganz Vanesh. Piorbäume sind ziemlich zäh und anpassungsfähig und können aus diesem Grund auch fast überall wachsen, hinzu kommt noch, dass Piorernten für gewöhnlich mehr als ertragreich sind, was auch an der Frucht an sich liegt, da sie für gewöhnlich zwanzig bis dreißig, in manchen Fällen aber auch bis zu vierzig Zentimeter Durchmesser hat. Ein weiterer Vorteil ist, dass man praktisch aus einer einzigen Frucht, gleich mehrere verschiedene Säfte erzeugen kann, da die Piorfrucht im Verlauf ihrer Reife gleich drei Stadien durchlauft. Zu Beginn steht die gelbe Frucht, welche noch ziemlich sauer ist, sobald die Färbung dunkler wird, wird die Frucht süßer. Dieser Übergangsphase folgt das letzte Stadium, in welchem die Frucht violett ist. Ab hier hat der Saft einen gewissen Alkoholgehalt.

Salaza ist eigentlich eine Gemüsesorte, wird jedoch von den Meisten als Frucht angesehen. Dieses bräunliche Gemüse ist extrem süß, ebenso wie der daraus gewonnene Fruchtnektar, und ist fast so verbreitet wie Pior, lediglich im Westen Vaneshes, im Königreich Demoden, wächst es nicht, da es den dort oft sehr hohen Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht nicht verträgt.

Und dann waren da noch Äpfel, eine der bekanntesten und beliebtesten, aber gleichzeitig auch seltensten und teuersten Früchte, die es je auf Vanesh gab. Grund für den Mangel war die Tatsache, dass Äpfel, mit ihrem saftigen Fruchtfleisch, lediglich in der Nähe oder gar jenseits des Grenzwalles wuchsen und so gut wie niemand hatte die Courage, den Mut, den es erforderte, sich in dieses gefährliche Gebiet, welches zur Gänze von Nordern beherrscht wurde, welches auch Jahre nach dem Untergangs Feeinentschels viele Menschen ihrer Existenz beraubt hatte, zu wagen.

Einst war es, wegen ihrer vorteilhaften Lage, auch die Stadt Feeinentschel, die berühmt dafür war, allerlei Speis und Trunk aus der so begehrten Frucht herzustellen, doch das, liegt viele Jahre zurück.

"Mit Verlaub, ich verzichte auf eure Säfte, mögen sie auch noch so teuer sein, ich habe sowieso nicht das Geld um für sie aufzukommen, weshalb ich noch am ehesten zu einem Krug Bier tendieren würde, da dies wohl das billigste des Hauses, von Wasser mal abgesehen, sein wird."

Kaisa war intelligent genug um zu wissen, dass man nicht einfach loslacht, wenn der Gegenüber ein Schwert hat, doch er konnte es sich nicht verkneifen die Augenbraue hochzuziehen und den Jungen mit einer Mischung aus Überraschung und Amüsement anzusehen.

"Okay, ganz langsam...nicht nur das du, Junge, der du sicher noch nicht fünf bist, ein Bier willst, nein, du kannst auch nicht dafür bezahlen, seh ich das richtig?"

"Ich ging davon aus, dass ich, wie andere Vertreter meines Standes auf Kosten des Hauses zu trinken bekäme, besonders nachdem ich nun doch schon eine längere und auch anstrengende Reise hinter mir habe."

Langsam begriff der Wirt, worauf der Jüngling hinaus wollte, hielt es aber für besser noch einmal nachzufragen.

"Und du bist...?"

"Ich bin Grolfin Sukima...ein Sliter."
 

Fortsetzung in Kapitel 2 - Ein Kampf



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