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Sliter

von

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Gefährten

Die Tür wurde geschlossen, als der letzte Gast den Raum verlassen hatte, nur noch Grolfin, Aneva und Fürst Elas saßen am Tisch.

Grolfin war es, der das Schweigen brach.

"Was hat das zu bedeuten?"

"Ich wollte nur mit euch beiden alleine sein.", antwortete der Fürst.

"Und. . .weshalb?"

"Ich wollte nur ein paar persönliche Worte des Dankes an dich richten."

"Fürst Elas, das ist nicht nötig, zumal der meiste Dank Aneva gebührt."

"Aber ohne euch, junger Grolfin, wäre meine Tochter nach wie vor in den Fängen dieser Bestie, so sie nicht schon längst tot wäre."

Grolfin war nun doch. . .überrascht.

"Eure Tochter!? Aber. . .ihr seid kein Elf!"

"Das bin ich auch nicht.", mischte Aneva sich ein.

"Ich bin eine Halbelfe."

"Halbelfe?"

"Ja.", sprach der Fürst nun wieder weiter.

"Anevas Mutter war eine Elfe, die Schönste die mir je begegnet war möchte ich meinen. Leider. . .weiht sie mittlerweile nicht länger unter uns."

". . ."

Grolfin schwieg eine Weile. Er dachte nach und kam zu dem Schluss, dass es besser wäre nicht weiterzufragen. Es war auch nicht das erfreulichste Thema.

"Das tut mir Leid."

"Unterlass die Entschuldigungen. Heute soll für uns alle ein erfreulicher Tag sein, aus vielerlei Gründen.", sprach der Fürst.

Es folgte ein kurzer Moment des Schweigens, den Elas nutzte um einen Umschlag zu zücken.

"Ihr seid ein tapferer Krieger Grolfin. . .oder darf ich euch bereits als tapferer Sliter bezeichnen?"

Er reichte ihm den Umschlag. Grolfin nahm ihn dankend an. Das war die Nummer Drei, ein Leben als Sliter war zum Greifen nah.

"Und gerade deshalb, könnte ich mir nicht vorstellen, dass es jemandem gibt, dem ich diese Belohnung mehr wünschen würde."

"Belohnung?"

Grolfin war verwirrt. Welche Belohnung?

"Fürst Elas, ich. . .ich brauche keine Belohnung, alles was ich nun, wo ich diesen Brief an den König habe, noch wollen kann, sind eine Unterkunft für die Nacht, für mich und meine Begleiter, sowie Vorräte, für unsere weitere Reise."

"Junge, sei nicht so bescheiden. Und widersprich einem Fürsten nicht. Was diese Dinge angeht. . .war und ist meine Familie sehr konventionell. An dem Tag, als Aneva verschwand, vom Drachen geraubt, setzte ich die Belohnung aus. Ich versprach demjenigen, der sie retten würde, den kostbarsten Schatz den ich habe."

Es fiel auf, dass der Fürst auf einmal sämtliche Förmlichkeiten ignorierte und mit Grolfin wie mit einem engen Freund. . .oder viel mehr noch, wie mit einem Verwandten, sprach.

"Fürst Elas, ich denke wirklich ni-", doch Grolfin wurde von dem Fürsten unterbrochen.

"Grolfin. ICH denke, dass dies notwendig ist. Und ich sehe keinerlei Problem darin, solange du mir dein Wort gibst, dass du auf meinen Schatz Acht geben wirst."

Gegen einen Fürst konnte sich selbst ein Beinahe-Sliter nicht durchsetzen, also resignierte Grolfin und nahm an.

"Ihr habt mein Wort, Fürst Elas."

Der Fürst lächelte.

"Nun denn, ich werde dann die Verlobung verkünden. Weihe einstweilen deine Begleiter ein, damit sie es vor allen anderen erfahren."

"V-Verlobung?"

Mit einem Mal überkamen unzählige Gefühle den angehenden Sliter.

Furcht, Verwirrung. . .für einen kurzen Augenblick auch Entsetzen.

Es dauerte erneut eine Weile, ehe Grolfin endlich begriff was der Fürst mit seinem ,Schatz' gemeint hatte.

Grolfin sah zu Aneva, doch die Lächelte Grolfin nur an.

Es war nicht so, dass sie sich darum riss sobald wie möglich zu heiraten, das nicht. Jedoch war sie die Tochter eines Fürsten und sie wusste, dass es Dinge gab, mit denen sie sich abfinden musste. Selbst wenn es dabei um etwas so Bedeutendes wie eine Ehe ging.

Außerdem war es kaum, so denn überhaupt, möglich Fürst Elas von einem gefassten Entschluss abzubringen. Sogar für seine Tochter.

Grolfin. . .hatte da wohl überhaupt keine Chance.

Er war gewissermaßen verloren, es gab keinen Ausweg und so ging er den einzigen Weg, den er in jenem Moment in der Lage war zu gehen. Jenen zur Tür raus, um Gurwaz und Kawaisa wissen zu lassen, was hier gerade besprochen wurde.

Dabei hatte er einen Blick, wie ihn seine beiden Begleiter noch nie zuvor gesehen hatten. Grolfin war. . .geschockt und verwirrt gleichermaßen.
 

"Ähm. . .Grolfin? Geht's dir gut?", wollte der Wiesenprono wissen.

"Was hat der Fürst denn gesagt?", fragte Kawaisa.

Grolfin zögerte, ehe er ihnen antwortete und sich nun sein eigener, fassungsloser Blick in ihren Gesichtern spiegelte.

"WAAAAAAS!?"
 

Am Abend des nächsten Tages, wurde die Verlobung feierlich im Hause des Fürsten Elas verkündet. Viele Gäste kamen. . .Grolfin kannte nicht einen von ihnen.

Das gleiche Schicksal teilten Gurwaz und Kawaisa, also zogen die beiden es vor sich alleine, ungestört von anderen Gästen, an den zahlreichen Speisen die bereitgestellt waren zu bedienen und Gesprächen mit dem Adel aller möglichen nahe liegenden Dörfer und Städte zu umgehen.

Dies funktionierte auch wunderbar, bis jemand, den sie dann doch kannten, sie ansprach. Es war Aneva.

"Hallo ihr beiden."

Freundlich lächelnd beugte sie sich zu ihnen hinab.

"Hallo Aneva.", begrüßte das kleine Mädchen das große Mädchen.

"Ah, du bist's. . .konntest es wohl nicht wie jede normale Frau machen und warten bis du schwanger bist, ehe du den Burschen zur Hochzeit zwingst, wie?"

Gurwaz war wie immer, direkt und vorlaut.

Doch Aneva schüttelte nur lächelnd den Kopf.

"Die Hochzeit war nicht meine Idee, sondern die meines Vaters. Du bist wohl noch zu jung um es zu verstehen."

Aneva lächelte Kawaisa an.

"Und du bist wohl. . .zu sehr du um es zu verstehen."

Als sie den Blick des Pronos als Reaktion auf ihre Aussage sah, konnte sie sich ein leichtes Kichern nicht verkneifen.

"Aber sagt ihr zwei. . .ihr wisst nicht zufällig wo Grolfin ist?"

"Als ich ihn das letzte Mal gesehen hab, hat er sich alleine mit der Obstschale auf die Terrasse verzogen, aber das weißt du nicht von mir."

Aneva nickte.

"Danke Gurwaz."

Und schon war sie auf dem Weg zur Terrasse, stoppte jedoch noch einmal, als sie Kawaisas Stimme hörte.

"Aneva?", fragte die kleine Maji. "Liebst du Grolfin?"

Aneva sah zurück zu den beiden, sagte jedoch nichts.

Der Moment des Schweigens schien endlos anzudauern, ehe sich Aneva wieder umdreht und weiter ihren Weg ging.
 

Als sie draußen ankam, sah sie ihn auf sofort. Er stand, an das Geländer gelehnt da, die Obstschale neben sich auf den Boden gestellt, und warf gerade die Reste seines gerade verspeisten Apfels in die Ferne.

Nicht nur er fiel ihr auf, sondern. . .alles um ihn herum. Hier draußen, wo es ruhig war, wo sie allein waren, wo sich in der Ferne ein Sonnenuntergang seinem finstren Ende näherte, wirkte Grolfin um einiges älter, als bei ihrer ersten Begegnung.

"Was willst du?", fragte er, woraus sich schließen ließ, dass er sie offensichtlich bemerkt hatte.

"Bist du auch schon beim ,du' angelangt, Grolfin?", sie ging zu ihm und stellte sich neben ihn.

"Du bist meine Verlobte, da ist das doch völlig normal.", murmelte er.

"Ja. . .stimmt. . .wieso bist du eigentlich nicht auf der Feier, es wird immerhin deine. . .unsere Verlobung gefeiert."

"Mit wem sollte ich denn Feiern? Ich kenne all diese Leute doch nicht einmal."

Für einen Augenblick, wurde er lauter, nur um nach einem Seufzen wieder zu verstummen.

"Denkst du ich? Die meisten dieser Leute sind hier weil sie Beziehungen zu meinem Vater pflegen. So ist das unter Adeligen eben, alles verkommt zur Politik, man hat kein eigenes Leben mehr."

"Mag sein. . ."

". . .Grolfin."

"Was?"

"Du bist mit dieser Verlobung nicht einverstanden, richtig?"

Grolfin seufzte erneut.

"Es ist nicht, dass ich nicht damit einverstanden bin. Ich verstehe die Situation und ich weiß, wie ich mit ihr umzugehen habe. Es ist nur. . .ich hatte es mir immer anders vorgestellt. Mit mehr. . .Romantik und Liebe."

"Das ist doch alles möglich."

"Ich bitte dich! Ich liebe dich nicht, ich kenne dich ja kaum.", fuhr Grolfin sie schon beinahe an.

"Dann lerne mich kennen."

"Und du? Du liebst mich doch sicher auch nicht."

"Ich werde lernen dich zu lieben."

Grolfin seufzte erneut und wendete kopfschüttelnd den Blick von ihr ab.

"Grolfin. Fortan und für den Rest unseres Lebens, werden wir Gefährten. . .Partner sein. Du kannst dich mir verschließen und uns alles noch schwerer machen. Oder du kannst dich mir öffnen und zulassen, dass sich zwischen uns beiden vielleicht doch noch Gefühle entwickeln. Echte und aufrichtige Gefühle."

Mit einem Mal drehte Grolfin den Kopf wieder rum und sah ihr in ihre großen grünen Augen, als sie etwas tat, womit er nie gerechnet hätte.

Sie küsste ihn. Es war ein kurzer und flüchtiger Kuss, aber auch ein zärtlicher Kuss.

"Das war der Anfang.", erklärte Aneva, während sie mit einer Hand sanft über seine Wange streichelte.

"Lass es mich wissen, wenn du für den Rest bereit bist."

Und mit diesen Worten nahm sie ihre Hand weg und entfernte sich wieder von ihm. Bald war sie wieder im Festsaal und verschwand unter den zahlreichen Gästen und ließ einen reichlich irritierten Grolfin zurück.
 

Am nächsten Morgen wollte die Gruppe weiterreisen.

Grolfin, Gurwaz und Kawaisa standen bereits vor dem Heim des Fürsten und warteten darauf, dass das vierte Mitglied ihrer kleinen Gruppe abreisefertig war.

Schließlich kam sie heraus.

Sie trug weiß, ihre Kleidung war zwar sichtbar eng, erlaubte ihr jedoch sich mehr zu bewegen. Sowohl ihre eng anliegende Hose, als auch ihr weißes Hemd, waren mit Taschen gespickt. Was sie in den Taschen ihres Hemdes hatte war nicht zu erkennen, jene an ihrer Hose dienten jedoch offensichtlich der Halterung diverser Messer und Dolche.

"Gehen wir?", fragte Aneva lächelnd.

"Willst du dich denn nicht verabschieden?"

"Das habe ich schon."

"Gut."

Grolfin nickte. Er hatte die Nacht hindurch noch viel nachgedacht und war nun doch gewillt, sich zumindest mit diesem Mädchen anzufreunden. Und so lächelte er, als er losging und sprach: "Dann gehen wir."
 

Erbegint gehörte zu den größeren Orten in Gaourt, weshalb es auch eine Weile dauerte, bis die Gruppe den Stadtrand erreichte. Dort wurden sie jedoch erneut aufgehalten.

Ein Haufen Leute hatte sich hier angesammelt, mit entsetztem Blick, standen sie im Kreis, konnten, starr vor Angst, ihre Blicke nicht abwenden.

"Was ist hier los?", fragte Aneva eine ältere Dame.

"Fräulein Aneva, es ist schrecklich. Ein Mord, es ist so grausam anzusehen. . ."

Die geschockte alte Dame umarmte Aneva und ließ ihre Panik in Form von Tränen raus.

Aneva ließ es zu.

Grolfin hatte natürlich gehört, was die Frau gesagt hatte. Mittelpunkt der Aufmerksamkeit musste also die Leiche sein, doch was trieb all diesen Leuten die Panik ins Gesicht?

Grolfin wollte mit eigenen Augen sehen, was so schrecklich war, also bahnte er sich einen Weg durch die geschockte Menge. Er hätte es nicht tun sollen.

Da stand er nun, vor der Leiche und erlitt den Schock seines Lebens.

Die Haare auf seine Haut stellten sich auf, er verspürte gleichzeitig ein Gefühl der Angst sowie ein Gefühl der Übelkeit, seine Beine wurden schwach und er sank auf die Knie.

Wer. . .wer in aller Welt. . .konnte so etwas nur tun?

Die Leiche war völlig entstellt, lediglich der Kopf war unversehrt. Weiter unterhalb, sah es weniger gut aus.

Hände und Füße waren abgetrennt, sowohl der Bauch als auch die Kehle waren aufgeschlitzt und das schlimmste an diesem Anblick. . .die schlimmste Art wie man diese. . .sowieso schon übel zugerichtete, nackte Leiche geschändet hatte, war was man mit der Haut gemacht hatte, denn sie war vollkommen vom Körper abgeschält, wie die Schale einer Frucht.

Es war jedoch nicht all das Blut, das Fehlen von Händen oder Füssen oder der Haut, dass Grolfin so zusetzte.

Es war der Blick ins Gesicht dieser Leiche, der Grolfin auf die Knie zwang und der ihm Tränen in die Augen trieb.

"Gareth. . ."
 

Fortsetzung in Kapitel 15 - Auf den Spuren eines Mörders



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